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38 W Druckmarkt Schweiz 93 W Februar 2017 PRINT & FINISHING | PORTRAIT Gallus Niedermann sieht sein Unternehmen als Gesamtdienstleis- ter: «Unser Fachwissen und die breite Produktpalette in Druck, Veredelung und Weiterverarbeitung erlauben uns eine optimale und ehrliche Beratung.» Dabei wird das Experimentieren mit Material und Technik gross geschrieben.

Gallus Niedermann sieht sein Unternehmen als ... · 40 W Druckmarkt Schweiz 93 W Februar 2017 Doch er wäre nicht der Niedermann aus St.Gallen, wenn er dafür nicht auch eine Lösung

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38 W Druckmarkt Schweiz 93 W Februar 2017

PRINT & FINISHING | PORTRAIT

Gallus Niedermann sieht sein Unternehmen als Gesamtdienstleis -ter: «Unser Fachwissen und die breite Produktpalette in Druck,Veredelung und Weiterverarbeitung erlauben uns eine optimaleund ehrliche Beratung.» Dabei wird das Experimentieren mit Material und Technik gross geschrieben.

PORTRAIT | PRINT & FINISHING

allus Niedermann ist ein sol-cher ‹Qualitätsfanatiker›, der

es nicht lassen kann, seine Druckpro-dukte ständig zu verbessern. Unddies mit zum Teil aussergewöhnli-chen Massnahmen. Mit kurzen Wor-ten: Er ist Perfektionist.Und er ist für Druckmarkt-Leser einalter Bekannter. 2005 wurde er mitdem ‹Druckmarkt-Award› (dem Vor-läufer des heutigen ‹Swiss PrintAward›) für eine Arbeit ausgezeich-net, die er für Fischer Papier gedruckthatte. 2006 fand seine eigene, zu-nächst unscheinbare Drucksache, dieHochachtung der Jury. Für dieses Ob-jekt wurden – völlig unaufgeregt,aber sauber gestaltet und typogra-fisch sehr zurückhaltend – passend

zu den verschiedensten Papiersortenund -farben verschiedene Sujets ge-wählt, die das Spiel der Farben un-terstützten. Ein ganz einfaches Digi-taldruck-Produkt, aber mit einer aus-sergewöhnlichen Bindung, die einendazu veranlasste, mal um mal darinzu blättern und dennoch immer wie-der Neues und Interessantes zu fin-den. Die Faszination des Leporellosist bis heute geblieben. Gallus Nie-dermann hat ihn verfeinert, optimiertund zur Perfektion gebracht. Dochdazu später mehr.

Er will es genau wissen

Seit fünf Jahren ist NiedermannDruck AG mit ihren etwa 30 Mitar-beitern und einem halben DutzendLehrlingen nun in der Letzistrasse inSt.Gallen ansässig. Und es liegen

schon wieder Pläne auf dem Tisch.Der Maschinenpark soll modernisiertwerden.Die acht Jahre alte Speedmaster XL75 wird jetzt noch einmal aufgerüs -tet mit LED-UV. «Ganz bewusst»,sagt Gallus Niedermann. «Nach etli-chen Tests», fügt er hinzu «und mitzwei Trocknern, weil UV eben dochnoch nachreift. Da ist schon die Redevon Stunden. Aber es verkürzt dieProduktionszeit.» Mit solchen Aussa-gen macht sich Niedermann zwarnicht unbedingt beliebt bei den Lie-feranten der Technik, doch wider-sprochen wird ihm nicht. Er ist ebenmehr als ein ‹Tüftler›, er ist jemand,der es genau wissen will.Deshalb ist ein Gespräch mit ihm niefrei von Überraschungen. Ob es nundie Farbe ist, das Papier, der Druckoder die Veredelung – Gallus Nieder-

mann kennt sich aus, erzählt gera-dezu nebenbei, dass er auch in diemaschinelle Veredelung einsteigenwill, um Lücken bei bestimmten An-wendungen zu schlies sen. Und dasser es mit dem Kalkulieren so lang-sam leid ist. Zumindest mit der Soft-ware, die er derzeit einsetzt. «Mankann das Kalkulieren auch auf dieSpitze treiben und kommt doch nichtzum richtigen Ergebnis. Nicht nur,weil die Kunden oftmals den Preisbestimmen. Ich habe keine Lust, ei -nen Programmierer nur für die Kal-kulation einzustellen. Alles ist schnel-ler geworden, nur nicht das Kalkulie-ren. Wenn man im Schnitt 4.000 An-gebote und damit fast ebenso vieleKalkulationen pro Jahr macht, wer-den konventionelle Kalkulations-sys teme zum Bremsklotz», wettertNiedermann. .

GESTATTEN, NIERDERMANN:FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG

Wir haben in der Vergangenheit oft genug über die ‹Bastler› und ‹Fummler› unter den Druckern gelächelt, die es

nicht lassen konnten, ihr eigenes Süppchen fernab der Standardisierung zu kochen. Doch es gibt auch jene Tüftler,

denen man gerne mal über die Schulter schaut und sich fragt: Was treibt ihn an, sich so vehement mit einer einzi-

gen Aufgabe zu beschäftigen?

Von KLAUS-PETER NICOLAY

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40 W Druckmarkt Schweiz 93 W Februar 2017

Doch er wäre nicht der Niedermannaus St.Gallen, wenn er dafür nichtauch eine Lösung parat hat, zumin-dest in Aussicht stellt. «Es wird eben alles immer komple-xer, auch im Digitaldruck», sagt er.Doch wenn seine Pläne aufgehen,wird künftig ein Bediener die HP In-digo bedienen, zugleich primern undveredeln, «weil es via Automatisie-rung möglich wird», glaubt er.

Papier wird unterschätzt

Technik ist für Gallus Niedermann ei-gentlich nur Mittel zum Zweck. Dochdie Möglichkeiten der Technik lassenbei ihm stets neue Idee entstehen.Aus Druck, Veredelung, ausgefalle-nen Buchbinde-Arbeiten und Papie-ren wird bei ihm die faszinierendeSymbiose Drucksache.«Die Wirkung von Papier wird nachwie vor unterschätzt», sagt GallusNiedermann. «Eine gedruckte Bot-schaft auf einem Kreativpapier wirktnachhaltiger als auf einem Standard-Büropapier.» Denn Papier hat seineeigene Sprache, die beim EmpfängerEmotionen auslöst und seine Auf-merksamkeit weckt. Weiße, glatteStandardpapiere sind zwar «beque -me alte Bekannte» für den Drucker,doch kaum einen zweiten Blick wert.Vom Tastsinn einmal abgesehen, dererst gar nicht angeregt wird.«Naturpapier ist das Papier mit demmeisten Potenzial. Aber der Umgangdamit ist auch nicht ganz einfach.Wir haben viel experimentiert, umdahin zu kommen, wo wir heute ste-

hen», erläutert Gallus Niedermann.Und damit hat er es 2016 schliesslichzum ‹Naturpapierdrucker des Jahres›gebracht und belegte in der Katego-rie ›Corporate Design‹ den 1. Platzbei dem Gmund-Wettbewerb. Nie-dermann hatte die Broschüre für einImmobilienprojekt eingereicht, pro-duziert im Digitaldruck, gedruckt aufGmund Colors Matt 99 und Metallic37. Der gewollte Kontrast aus Natur-und Trans parentpapier und die Stan-zung stehen für eine exzellente Um-setzung verschiedener Naturpapiere.Da haben die St.Galler ganze Arbeitgeleistet.Und liegen damit wohl voll im Trend.«Es läuft immer mehr zu einem Pa-piermix innerhalb einer Drucksachehinaus», sagt Niedermann. Da mitmeint er nicht Umschlag und Inhaltin verschiedenen Grammaturen, son-dern Mischungen unterschiedlicherPapiere bis hin zu Kaschierungenverschiedener Materialien.Und beim Durchschauen einiger Ar-beiten läuft Gallus Niedermann zurHöchstform auf. Ein ums andere Malsagt er «Moment», verschwindetkurz und kommt mit einem neuenDruckwerk wieder. Zum Beispiel miteinem Leporello, der kaum auf denriesigen Besprechungstisch passt.«Da ist natürlich höchste Präzisiongefragt», sagt er.

Flat-Bind: 180° Öffnungswinkel

Doch die perfekte Abstimmung vonPapier, Druck und Bildauswahl ist daseine – ebenso verblüffend ist die Bin-

dung. Flat-Bind nennt Gallus Nieder-mann seine Entwicklung, die Druck-sachen ein 180°-Öffnungsverhaltenverleihen. «Wir haben immer undim mer wieder versucht, dieses Er-gebnis zu erreichen – und schließlichist es uns gelungen». Damit meint erauch seine Handbuchbinder, die imUnternehmen arbeiten. «Ich bin einFan von ausgefallenen Lösungen.»Einfach nur kleben ist ihm zu lang-weilig. Und mit seinem Flat-Bind-Verfahren hat er Erfolg. NamhafteUnternehmen lassen bei ihm druckenund binden, weil die flach aufge-schlagene Broschüre einfach hoch-wertiger aussieht. Doch die spezielleBindung hat auch ihren Preis. «Dasist alles Handarbeit. Man kann sichvorstellen, dass es ab einer gewissenAuflage teuer wird», sagt Nieder-mann. Aber er weiss, dass seine Kun-den gerne etwas mehr zahlen, wennsie auch mehr bekommen.

Qualität – nicht die Grösse

Gallus Niedermann geht nicht nurmit der Zeit, sondern immer auch einStück weiter – mit Spürsinn für krea-tive Lösungen. Er will Neues schaf-fen, Unerwartetes, Erfrischendes. Da -für gehen er und seine Mitarbeiterrecht weit, wenn es geboten ist: Eswird getüftelt, bis es stimmt. «Dasqualitative und quantitative Opti-mum aus jedem Auftrag herausholenund den Nutzen für den Kunden er-höhen – das ist unser Ehrgeiz. Dannmacht das Arbeiten auch Freude»,sagt Niedermann.

Doch er weiss genauso: Schön dru -cken ist das eine, dabei auch noch ef-fizient und wirtschaftlich zu sein, istfür ihn echte Druckerkunst. «Wirwol len unseren Kunden das besteVerhältnis aus Preis und Leistungbieten. Wir beraten, machen Verbes-serungs- und Sparvorschläge, gebenTipps zum Material, zu den Farbensowie Bildern und unterstützen inSachen Qualitäts- und Auftrittsopti-mierung.»Niedermann Druck versteht sich zu-gleich als ‹bedürfnisorientierter Part-ner› mit hoher Flexibilität. «Wenn esnirgendwo mehr geht – bei uns istdie Tür immer offen. Ob Kleinstaufla-gen oder Grossauftrag, ob Kunst-druck oder Massenversand: Uns istnichts zu viel und nichts zu wenig»,sagt Niedermann. «Bei uns gibt esdeshalb eigentlich auch keine Ein-schränkung bei den Produkten – wirversuchen alles». Und sie bekommenes auch hin.Langjährige Erfahrung, permanenteWei terbildung, ausgeprägte Experi-mentierfreude und mehr als nur einePrise Leidenschaft – das ist die Mi-schung, die Niedermann Druck aus-macht. «Unsere Expertise ist dieQualität – nicht die Grösse.» Dassdabei auch aktuelle Technik einge-setzt wird, sieht man als selbstver-ständlichen Dienst am Kunden. «Na-türlich brauchen wir als Druckereiauch Menge», räumt Gallus Nieder-mann ein. «Das hält uns aber vonSonderaufgaben nicht ab.»

V www.niedermanndruck.ch

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Aus Niedermanns Forschungs- und Entwicklungsabteilung: die Siegerarbeit beimWettbewerb ‹Naturpapierdrucker des Jahres› 2016, einer der faszinierenden Endlos-

Leporellos, Effekte aus dem Digitaldruck und ein Experiment für einen Naturpa-pierfächer, bei dem verschiedene Sorten kaschiert sind.

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Clovis Wieske und Melanie Müller mitTobias Gläser, Inhaber glaswerk Design GmbH Agentur für Strategie, Design, KommunikationASW-Mitglied seit 2015

Weil es ist, wie es ist, bleibt es nicht, wie es ist. Deshalb kooperiert glaswerk mit der ASW.“

ASW – ausgezeichnet.

728_ASW_Ins_Glasklar_RZ_V2.indd 1 18.01.16 20:12