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Ganesh, der Schreiber des Mahabharata Das Mahabharata, das große indische Epos, wurde von dem bedeutenden Weisen Vyasa verfasst. Das Gedicht erzählt vom Kampf zwischen den Kräften von Rechtschaffenheit und Unrechtschaffenheit und ist eine großartige Allegorie für dharma und den spirituellen Weg. Es stellt die innere Reise eines Menschen dar. Dies ist die Geschichte, wie es dazu kam, dass das Mahabharata geschrieben wurde. *** Die Handlung des Mahabharata wurde Vyasa in einer Vision offenbart. Im Anschluss an diese Vision formulierte Vyasa drei Jahre lang die Strophen des Mahabharata in seinem Geist. Dann wünschte er dieses heilige Epos der Menschheit weiterzugeben und suchte daher nach einem Schreiber, der genug Intelligenz und Durchhaltevermögen besäße, um es aufzuschreiben. Vyasa wandte sich in der Meditation an Brahma, den Schöpfer des Universums, und bat ihn um Hilfe. Brahma erschien und empfahl Vyasa, zu Ganesh zu beten und ihn zu bitten, sein Schreiber zu werden. Im Wald außerhalb seiner Einsiedelei sitzend, meditierte Vyasa über Ganesh. Schließlich erschien ihm Ganesh. Ehrfurchtsvoll fragte Vyasa Ganesh, ob er das Epos, das er verfasst hatte, aufschreiben würde. Ganesh nahm unter einer Bedingung an: dass seine Feder nicht innehalten würde, während er schrieb. Das bedeutete, dass Vyasa ohne Pause oder Zögern diktieren musste. Nun war der Weise Vyasa in Verlegenheit, weil er Zeit brauchen würde, um sich an die Verse zu erinnern. Schließlich fand er eine Lösung. Er nahm Ganeshs Bedingung an und verlangte seinerseits, dass Ganesh vor dem Aufschreiben zuerst jeden Vers verstehen müsse. Ganesh stimmte zu, und der Weise begann mit dem Diktat. Vyasa rezitierte einen Vers nach dem anderen. Gelegentlich rezitierte er eine komplexere Strophe, und Ganesh schrieb langsamer, um die Bedeutung zu erfassen.

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Page 1: Ganesh, der Schreiber des Mahabharata · PDF fileGanesh, der Schreiber des Mahabharata Das Mahabharata, das große indische Epos, wurde von dem bedeutenden Weisen Vyasa verfasst. Das

Ganesh, der Schreiber des Mahabharata

Das Mahabharata, das große indische Epos, wurde von dem bedeutenden Weisen

Vyasa verfasst. Das Gedicht erzählt vom Kampf zwischen den Kräften von

Rechtschaffenheit und Unrechtschaffenheit und ist eine großartige Allegorie für

dharma und den spirituellen Weg. Es stellt die innere Reise eines Menschen dar.

Dies ist die Geschichte, wie es dazu kam, dass das Mahabharata geschrieben wurde.

***

Die Handlung des Mahabharata wurde Vyasa in einer Vision offenbart. Im Anschluss

an diese Vision formulierte Vyasa drei Jahre lang die Strophen des Mahabharata in

seinem Geist. Dann wünschte er dieses heilige Epos der Menschheit weiterzugeben

und suchte daher nach einem Schreiber, der genug Intelligenz und

Durchhaltevermögen besäße, um es aufzuschreiben. Vyasa wandte sich in der

Meditation an Brahma, den Schöpfer des Universums, und bat ihn um Hilfe. Brahma

erschien und empfahl Vyasa, zu Ganesh zu beten und ihn zu bitten, sein Schreiber

zu werden.

Im Wald außerhalb seiner Einsiedelei sitzend, meditierte Vyasa über Ganesh.

Schließlich erschien ihm Ganesh. Ehrfurchtsvoll fragte Vyasa Ganesh, ob er das

Epos, das er verfasst hatte, aufschreiben würde. Ganesh nahm unter einer

Bedingung an: dass seine Feder nicht innehalten würde, während er schrieb. Das

bedeutete, dass Vyasa ohne Pause oder Zögern diktieren musste.

Nun war der Weise Vyasa in Verlegenheit, weil er Zeit brauchen würde, um sich an

die Verse zu erinnern. Schließlich fand er eine Lösung. Er nahm Ganeshs Bedingung

an und verlangte seinerseits, dass Ganesh vor dem Aufschreiben zuerst jeden Vers

verstehen müsse. Ganesh stimmte zu, und der Weise begann mit dem Diktat.

Vyasa rezitierte einen Vers nach dem anderen. Gelegentlich rezitierte er eine

komplexere Strophe, und Ganesh schrieb langsamer, um die Bedeutung zu erfassen.

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Auf diese Weise gab Vyasa sich selbst die Zeit, um die nächste Strophe zu

formulieren, und die Rezitation konnte weitergehen.

Unterdessen schrieb Ganesh fleißig und erfasste jedes Wort, das der Weise rezitierte.

Er schrieb und schrieb und schrieb – bis plötzliche im Eifer des Diktats seine

Schreibfeder zerbrach! Er hatte jedoch sein Wort gegeben, dass er ohne innezuhalten

schreiben würde.

Um sein dharma als Schreiber zu erfüllen, brach Ganesh sich einen Stoßzahn ab und

benutzte ihn als Stift. So konnte die Aufzeichnung ohne Unterbrechung weitergehen.

Die Verse flossen weiterhin aus dem Munde des Weisen Vyasa, und Ganesh

zeichnete jeden einzelnen auf. Die Hingabe der beiden an ihre Aufgabe und

Ganeshas Akt der Selbstlosigkeit brachten das Mahabharata hervor: eine Erzählung

von erlesener Schönheit, voller spiritueller Weisheit.

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