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BASISWISSEN GASTURBINEN Darstellung des idealen Gasturbinenprozesses im T,s-Diagramm q 1 Wärmezufuhr, q 2 Wärmeabgabe, W Nutzarbeit, T Temperatur, s Entropie; 1-2 verdichten, 2-3 Wärme zuführen, 3-4 entspannen A C D B Thermodynamisches Prinzip Eine Gasturbine arbeitet nach dem offenen Kreis- prozess. Typisch für einen offenen Kreislauf ist: das Arbeitsmittel wird der Umgebung entnommen und wieder zugeführt. Adiabates Verdichten des kalten Gases mit einem Verdichter (A) von Umgebungsdruck p 1 auf den Druck p 2 , damit verbundene Tempe- ratursteigerung von T 1 auf T 2 . Isobares Erhitzen des Gases von T 2 auf T 3 durch Zufuhr von Wärme. Wärmezufuhr ge- schieht durch die Verbrennung von Brennstoff mit dem Luftsauerstoff in der Brennkammer (B) . Adiabate Expansion des heißen Gases in einer Turbine (C) von Druck p 2 auf p 1 , dabei Tempe- raturabnahme von T 3 auf T 4 . Ein Teil der mechanischen Leistung, die mit der Turbine entzogen wird, dient dem Antrieb des Verdichters. Der Rest steht als Nutzleistung zur Verfügung. Damit kann z.B. ein Generator (D) betrieben werden. Einsatzgebiete Gasturbinen werden eingesetzt, wenn hohe Leistung und geringes Gewicht gefordert sind: Flugzeugantrieb mit Propeller- und Strahltriebwerken Antrieb von schnellen Schiffen, Lokomotiven und schweren Kraftfahrzeugen Antrieb von Stromerzeugern in Kraftwerken Antrieb von Verdichtern und Pumpen in der Öl- und Erdgasgewinnung Prinzip einer 2-Wellen-Gasturbine Eine 2-Wellen-Gasturbine besitzt zwei unabhängige Tur- binen. Die erste Turbine (Hochdruckturbine) ist fest mit dem Verdichter gekoppelt und treibt diesen an. Die zwei- te Turbine (Nutzturbine) ist mechanisch nicht mit der Hochdruckturbine verbunden und erzeugt die Nutzleis- tung der Anlage. Mit ihr wird das Fahrzeug, der Propeller oder ein Generator angetrieben. Der Vorteil der 2-Wellen- Gasturbine besteht darin, dass Verdichter und Hoch- druckturbine mit einer für die Leistung optimalen Drehzahl betrieben werden. Die Nutzturbine kann sich dagegen mit Drehzahl oder Drehmoment optimal der Antriebsaufgabe anpassen. Während bei Fahrzeugen eine stark variable Drehzahl gefordert wird, ist ein Synchrongenerator mit möglichst konstanter Drehzahl anzutreiben. Die Turbine wird mit Brenngas betrieben. Ein elektrisch angetriebener Hilfsverdichter (Startgebläse) startet die Tur- bine. Bei einer bestimmten Mindestdrehzahl wird Brenn- gas in die Brennkammer eingeblasen und elektrisch gezündet. Nach Erreichen der Selbsthaltedrehzahl wird der Hilfsverdichter abgeschaltet und die Turbine läuft mit eigener Kraft weiter. Die Schmierung und Kühlung der Turbinenlager übernimmt ein Ölkreislauf mit thermostatisch geregeltem Öl/Wasserkühler, Ölpumpe und Ölfilter. Die Turbine schaltet sich bei zu hoher Öltemperatur oder fehlendem Öldruck automatisch ab. Prozessschema der 2-Wellen-Gasturbine ET 794 mit freilaufender Nutzturbine und Generator Schema einer einfachen Gasturbinenanlage: A Verdichter, B Brennkammer, C Turbine, D Generator; Pfeile: Luft (blau), Brennstoff (rot), Abgas (orange) T W p 1 p 2 2 4 3 1 q 1 q 2 s P P F F T T P PD TIA+ TO+ P T W T n T n F TICA PA- PO+ 1 11 10 9 7 6 5 3 2 4 8 1 Lufteintritt, 2 Startgebläse, 3 Verdichter, 4 Brennkammer, 5 Turbine, 6 Nutzturbine, 7 Generator, 8 Abgasaustritt, 9 Ölpumpe, 10 Öltank, 11 Kühlwasser Ansaugluft, Druckluft, Brennstoff, Heißgas, Abgas, Kühlwasser Eintritt, Kühlwasser Austritt, Schmieröl, Schmieröl Rücklauf Ein weiterer Vorteil ist die sehr schnelle Einsatzbereit- schaft. Gasturbinen können innerhalb kürzester Zeit auf Volllast hochgefahren werden und werden deshalb gerne als Reserve- und Spitzenlastantriebe eingesetzt. Nachtei- lig ist der höhere Kraftstoffverbrauch, verglichen mit dem Dieselmotor. 283 gunt KRAFTWERKE UND ANGEWANDTE KREISPROZESSE 4

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Page 1: GASTURBINEN - gunt.de · PDF fileProzessschema der 2-Wellen-Gasturbine ET 794 mit freilaufender Nutzturbine und Generator Schema einer einfachen Gasturbinenanlage: A Verdichter,

BASISWISSEN

GASTURBINEN

Darstellung des idealen Gasturbinenprozesses

im T,s-Diagramm

q1 Wärmezufuhr, q2 Wärmeabgabe,

W Nutzarbeit, T Temperatur, s Entropie;

1-2 verdichten, 2-3 Wärme zuführen,

3-4 entspannen

A C

D

B

Thermodynamisches Prinzip

Eine Gasturbine arbeitet nach dem off enen Kreis-

prozess. Typisch für einen off enen Kreislauf ist: das

Arbeitsmittel wird der Umgebung entnommen und

wieder zugeführt.

• Adiabates Verdichten des kalten Gases mit

einem Verdichter (A) von Umgebungsdruck p1

auf den Druck p2, damit verbundene Tempe -

ratursteigerung von T1 auf T2.

• Isobares Erhitzen des Gases von T2 auf T3

durch Zufuhr von Wärme. Wärmezufuhr ge -

schieht durch die Verbrennung von Brennstoff

mit dem Luftsauerstoff in der Brennkammer (B).

• Adiabate Expansion des heißen Gases in einer

Turbine (C) von Druck p2 auf p1, dabei Tempe-

raturabnahme von T3 auf T4.

Ein Teil der mechanischen Leistung, die mit der

Turbine entzogen wird, dient dem Antrieb des

Verdichters. Der Rest steht als Nutzleistung zur

Verfügung. Damit kann z. B. ein Generator (D)

betrieben werden.

Einsatzgebiete

Gasturbinen werden eingesetzt, wenn hohe Leistung und

geringes Gewicht gefordert sind:

• Flugzeugantrieb mit Propeller- und Strahltriebwerken

• Antrieb von schnellen Schiff en, Lokomotiven und

schweren Kraftfahrzeugen

• Antrieb von Stromerzeugern in Kraftwerken

• Antrieb von Verdichtern und Pumpen in der Öl- und

Erdgasgewinnung

Prinzip einer 2-Wellen-Gasturbine

Eine 2-Wellen-Gasturbine besitzt zwei unabhängige Tur-

binen. Die erste Turbine (Hochdruckturbine) ist fest mit

dem Verdichter gekoppelt und treibt diesen an. Die zwei-

te Turbine (Nutzturbine) ist mechanisch nicht mit der

Hochdruckturbine verbunden und erzeugt die Nutzleis-

tung der Anlage. Mit ihr wird das Fahrzeug, der Propeller

oder ein Generator angetrieben. Der Vorteil der 2-Wellen-

Gasturbine besteht darin, dass Verdichter und Hoch-

druckturbine mit einer für die Leistung optimalen Drehzahl

betrieben werden. Die Nutzturbine kann sich dagegen mit

Drehzahl oder Drehmoment optimal der Antriebsaufgabe

anpassen. Während bei Fahrzeugen eine stark variable

Drehzahl gefordert wird, ist ein Synchrongenerator mit

möglichst konstanter Drehzahl anzutreiben.

Die Turbine wird mit Brenngas betrieben. Ein elektrisch

angetriebener Hilfsverdichter (Startgebläse) startet die Tur-

bine. Bei einer bestimmten Mindestdrehzahl wird Brenn-

gas in die Brennkammer eingeblasen und elektrisch

gezündet. Nach Erreichen der Selbsthaltedrehzahl wird

der Hilfsverdichter abgeschaltet und die Turbine läuft

mit eigener Kraft weiter. Die Schmierung und Kühlung der

Turbinenlager übernimmt ein Ölkreislauf mit thermostatisch

geregeltem Öl/Wasserkühler, Ölpumpe und Ölfi lter.

Die Turbine schaltet sich bei zu hoher Öltemperatur oder

fehlendem Öldruck automatisch ab.

Prozessschema der 2-Wellen-Gasturbine ET 794 mit freilaufender Nutzturbine und Generator

Schema einer einfachen Gasturbinenanlage:

A Verdichter, B Brennkammer,

C Turbine, D Generator;

Pfeile: Luft (blau), Brennstoff (rot), Abgas (orange)

T

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1 Lufteintritt,

2 Startgebläse,

3 Verdichter,

4 Brennkammer,

5 Turbine, 6 Nutzturbine,

7 Generator,

8 Abgasaustritt,

9 Ölpumpe, 10 Öltank,

11 Kühlwasser

Ansaugluft,

Druckluft,

Brennstoff,

Heißgas,

Abgas,

Kühlwasser Eintritt,

Kühlwasser Austritt,

Schmieröl,

Schmieröl Rücklauf

Ein weiterer Vorteil ist die sehr schnelle Einsatzbereit-

schaft. Gasturbinen können innerhalb kürzester Zeit auf

Volllast hochgefahren werden und werden deshalb gerne

als Reserve- und Spitzenlastantriebe eingesetzt. Nachtei-

lig ist der höhere Kraftstoff verbrauch, verglichen mit dem

Dieselmotor.

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guntKRAFTWERKE UND ANGEWANDTE KREISPROZESSE 4