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62 Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 2 . 2011 GDI IMPULS ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27 JOGGEN VOLLEYBALL UNI FACEBOOK OMA UND OPA FLUGHAFEN FUSSBALL ZU HAUS TWITTER BÜRO JAN TENNIS/URS JESSIE DANIELA SKI WII ANNETTE LAST.FM FOURSQUARE LINKEDIN STAY FRIENDS MAX MAMA XING/MARTINA Karin Frick Das Ende der Privatheit Peter Glaser Die grosse Entordnung Franz Josef Radermacher Die Grenzen der (Un-)Gleichheit Orientierung à la carte Die Welt wird komplexer. Aber dank Mapping und App-ing nicht komplizierter. Sie kreist nicht mehr um die Sonne, sondern ums Ich. Was das mit uns anstellt.

GDI Impuls 2.11

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Die Welt wird komplexer. Aber dank Mapping und App-ing nicht komplizierter. Sie kreist nicht mehr um die Sonne, sondern ums Ich. Was das mit uns anstellt

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Page 1: GDI Impuls 2.11

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Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 2 . 2011

GDI IMPULS ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27

joGGen

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LInkeDIn STay FrIenDS

Max

MaMa

xInG/MarTIna

karin FrickDas Ende der Privatheit

Peter Glaser Die grosse Entordnung

Franz josef radermacherDie Grenzen der (Un-)Gleichheit

orientierungà la carteDie welt wird komplexer. aber dank Mapping und app-ing nicht komplizierter. Sie kreist nicht mehr um die Sonne, sondern ums Ich. was das mit uns anstellt.

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thema: orientierung

autoreN

summaries

Gdi-studieN

Gdi-koNfereNzeN

Gdi GottLieB duttweiLer iNstitute

Gdi-aGeNda 2011

imPressum

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> Zukunft

Google

das 21. jahrhuNdert

Was uns die Jahre bis 2100 bringen – wenn man die

jeweils erste Google-Trefferseite für bare Münze nimmt.

> Mapping

Detlef Gürtler

karteN für das dateNmeer

So wie die Karten im Zeitalter der Entdeckungen

bieten heute Mapping und App-ing Orientierung im

sich immer weiter ausdehnenden Datenozean.

> Die grosse Karte

de revoLutioNiBus orBium iNdividuum

Die Weltgeschichte der Orientierung: Antworten aus

vier Jahrtausenden auf die grossen Fragen von Raum

und Sinn auf einer Karte.

> Information

Peter Glaser

die Grosse eNtordNuNG

Die Vernetzung universalisiert die Unübersichtlichkeit.

Jeder soll alles von überall aus durcheinanderbringen

können – der wahre Fortschritt kommt aus dem Chaos.

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> Informationsdesign

komPLex eiNfach

Die radikale Verbildlichung gigantischer Datenmengen

ist die derzeit wohl spannendste Teildisziplin des

Informationsdesigns. Beispiele aus den Bildlabors.

> Informationsdesigner

die PersPektiveN der desiGNer

Der Mapping-Trend bringt neue technische und kreative

Herausforderungen für die Informationsdesigner.

Wie sie sich der Aufgabe stellen.

> Navigation

Anja Dilk

die orieNtierer

Die Welt der Orientierungsanbieter ist in Bewegung.

Navis, Apps und Streetviews konkurrieren mit den

klassischen Landkartenverlagen. Eine Roadmap.

> Foto-Essay

Jan von Holleben

chartoGrafie

Viele Menschen haben eine tiefe Abneigung gegen

Grafiken. Sie schauen sich lieber Bilder an. Vielleicht

sollte man es mal mit Foto-Grafiken probieren.

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ideen workshop

> Weltwirtschaft

Franz Josef Radermacher

die GreNzeN der (uN-)GLeichheit

Zu viel ökonomische Gleichheit schadet einem Staat

genauso sehr wie zu viel Ungleichheit. Und nirgends ist

die Ungleichheit so gross wie im Weltmassstab.

> Technologie

Marcus Hammerschmitt

die touch-revoLutioN

Warum der Multi-Touch-Steuerung der Durchbruch

gelang – und der einst ebenfalls hoch gehandelten

Sprachsteuerung und der Virtuellen Realität nicht.

> Politische Ökonomie

Gespräch mit Enrico Spolaore

die staatsformeL

Je demokratischer und weltoffener ein Land wird,

desto grösser wird das Risiko, dass es auseinanderbricht.

> Kommunikation

Gordon Nemitz . Christian Rieder

homo smartPhoNe

Wie das «Schweizer Sackmesser des 21. Jahrhunderts»

das Leben seiner Nutzer verändert.

> Zwischenruf

Alexander Ross

aLPhamäNNcheN-dämmeruNG

Der Männerklub in den Führungsetagen von Wirtschaft

und Politik wird aufgemischt. Die Strategien der Alpha-

männchen, ihr Terrain zu verteidigen.

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> Transparenz

Karin Frick

Peak Privacy

Die Privatsphäre, ein Ideal der Moderne, wird derzeit

neu definiert – und nähert sich wieder Vorstellungen der

klassischen Antike an.

> Trends

Natalia Gemperli . Martina Kühne

wo wird maN modemetroPoLe?

Die Analyse von Social-Media-Daten lässt erkennen,

wie und wo die nächsten Modestädte entstehen können.

> Handel

Gespräch mit Rolando Benedick

der kuNde sucht heute GemütLichkeit

Die zunehmende Verschmelzung von Online-

und Offline-Welt lässt im Handel ein Bedürfnis nach

Erneuerung, nach Re-Generation entstehen.

> Kolumne

Peter Felixberger

«voN GerechtiGkeit träumeN»

Gute neue Bücher von Rudolf Taschner,

Ronald Dworkin, Leo Bormans und Tim Jackson.

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Autoren

ROLANDO BENEDICK > S. 108 ist Präsident der Verwaltungsräte von Valora, einem börsennotierten Schweizer Einzelhandelsunternehmen mit einem Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Franken (2010). Von 1970 bis 2008 war er für den Warenhauskonzern Manor tätig, ab 1989 als CEO und ab 2000 als Verwaltungsratsvorsitzender. Benedick gilt als einer der profundesten Kenner des europäischen Einzelhandels im Allgemeinen und des Waren-haussegments im Besonderen. www.valora.com/de

KARIN FRICK > S. 100 ist Leiterin Research und Mitglied der Geschäfts-leitung des GDI Gottlieb Duttweiler Institute. Als Ökonomin erforscht sie seit zwei Jahrzehnten Trends und Gegentrends in Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum. Seit ihrem Studium an der Universität St. Gallen befasst sie sich in verschiedenen Funktionen mit Zukunftsthemen, Innovation und Veränderung von Menschen und Märkten. Sie war unter anderem Geschäftsführerin der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung und Chefredaktorin dieser Zeitschrift. www.gdi.ch

NATALIA GEMPERLI > S. 104 ist Trendforscherin für ein brasilianisches Textileinzelhandelsunternehmen und lebt in Rio de Janeiro. Sie hat an der Universidade Veiga de Almeida Mode und an der Zürcher Hochschule der Künste Design/Trend Research studiert. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit entwickelte sie den Fashion World Mapper, ein Tool, mit dem sich für ein-zelne Städte und Regionen ermitteln lässt, welches Potenzial sie als Mode-stadt haben. http://master.design.zhdk.ch

PETER GLASER > S. 22 fasst seine Biografie selbst so zusammen: «1957 als Bleistift in Graz geboren, wo die hochwertigen Schriftsteller für den Export hergestellt werden; lebt als Schreibprogramm in Berlin.» Er ist Ehrenmitglied des Chaos Computer Club (CCC), dessen Zeitschrift «Die Datenschleuder» er in den 1980er-Jahren redigierte. Von 1986 bis 1996 schrieb er in der Zeitschrift «Tempo» die Kolumne «Glasers heile Welt», danach war er Redaktor der Technik-Zeitschrift «Konr@d». Heute schreibt er regelmässig für «Telepolis», die deutsche «Technology Review» und die «Stuttgarter Zeitung», wo er auch seinen Blog «Glaserei» führt – und unregelmässig für eine Vielzahl weiterer Online- und Offline-Medien. 2002 gewann er den Ingeborg-Bachmann-Preis für seine Erzählung «Geschichte von Nichts». http://blog.stuttgarter-zeitung.de

MARCUS HAMMERSCHMITT > S. 74 ist Fachjournalist und Autor von Science-Fiction, Erzählungen, Lyrik und Hörspielen. Neben seinem litera-rischen Werk veröffentlicht er Essays und Dokumentationen in «Telepolis» und «Jungle World». Seine Geschichten kreisen um Begegnungen mit dem Fremden und wie sie uns verändern. Bücher (Auswahl): «Der Glasmensch» (1995), «Target» (1998), «Instant Nirwana» (1999), «Das Herkules-Projekt» (2006), «Der Fürst der Skorpione» (2007), «Yardang» (2010) und «Azureus & Pygmalion» (2011). www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html

MARTINA KÜHNE > S. 104 ist Senior Researcher am GDI und analysiert wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen sowie deren Folgen für den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie. Sie ist Autorin diverser Stu-dien rund ums Thema Shopping, zuletzt «The Story of Unstoring». Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Zürich und Barcelona hat sie in Zürich zum Thema «Die Stadt als Marke» promoviert. www.gdi.ch

GORDON NEMITZ > S. 86 ist Planning Director und Partner der Zürcher Werbeagentur Wirz. Zuvor hat er in Köln als Velokurier gestrampelt, in Siegen als Medienwirt diplomiert und in Hamburg seine Liebe für die Werbung entdeckt. Seine bisherigen Stationen umfassten Scholz & Friends, & Equity, Jung von Matt und TBWA. Mit seinem Team widmet er sich neben der strategischen Beratung von Unternehmen und der Suche nach Con-sumer-Insights als Basis für kreative Kommunikation auch der Erforschung von übergreifenden Trends und gesellschaftlichen Phänomenen. www.wirz.ch

FRANZ JOSEF RADERMACHER > S. 68 ist Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm, gleichzeitig Profes-sor für Datenbanken und Künstliche Intelligenz an der Universität Ulm. Er ist unter anderem Mitglied des Club of Rome und des Global Economic Network (Wien), Träger des Global Consciousness Award und wurde mit dem Robert-Jungk-Preis ausgezeichnet. In seinen Büchern beschäftigt er sich vorwiegend mit den Grundlagen für einen globalen «Marshallplan» auf Basis einer öko-sozialen Marktwirtschaft. Jüngste Veröffentlichung: «Welt mit Zukunft – Die ökosoziale Perspektive» (Murmann Verlag 2011).

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NAMENSHÄUFIGKEIT DER AUTOREN (Anzahl der Einträge mit diesem Nachnamen in deutschen Telefonbüchern von 1998)

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CHRISTIAN RIEDER > S. 86 ist Senior-Projektleiter der LINK qualita-tive AG in Zürich und beschäftigt sich dort im Auftrag von Kunden mit den Einstellungen und Konsumgewohnheiten der Schweizer Bevölkerung. Neben der Betreuung von nationalen und internationalen Ad-hoc-Studien ist er mit der Entwicklung und Implementierung neuer Ansätze und Tools im Bereich der qualitativen Marketingforschung für das Institut betraut. www.link-qualitative.com

ALEXANDER ROSS > S. 92 ist Wirtschafts- und Kommunikations-wissenschaftler. Er arbeitete fünfzehn Jahre als Manager im In- und Ausland, war Gesellschafter einer IT-Firmengruppe für Zeitungsverlage in Deutsch-land, Direktor eines Schweizer E-Learning-Konzerns und Marketingleiter einer Stiftungshochschule. Heute trainiert Ross Führungskräfte und ist als

Redenschreiber für DAX-Vorstände tätig. Er veröffentlichte sieben Bücher, zuletzt «Der Macht-Code – Spielregeln der Manipulation» (Hanser 2009).

ENRICO SPOLAORE > S. 80 ist Professor an der Tufts University in Medford im US-Bundesstaat Massachusetts und Research Associate beim National Bureau of Economic Research (NBER). Bevor er 2004 zu Tufts kam, war er an mehreren anderen US-Universitäten sowie als Berater für die Europäische Kommission und den italienischen Industrieverband tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören internationale Ökonomie und Entwicklungsökonomie. In seinem Buch «The Size of Nations» (zusammen mit Alberto Alesina) (MIT Press, 2003) beschäftigte er sich mit den poli-tischen und ökonomischen Grundlagen für die Grösse von Staaten. www.tufts.edu/~espola01

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Summariesgen. Kein grosses technologisches Konzept

beispielsweise hat sich so entwickelt, wie es

sich seine Urheber vorgestellt hatten. Mit dem

Internet hat der Mensch eine vollkommen neue

Dimension des Durcheinanders erschaffen. Das

Netz ermöglicht es uns nun, nicht mehr nur

Bücher und Zettel durcheinanderzuwerfen,

sondern auch Bilder aller Art, Animationen, Vi­

deos und komplette Datenbanken. Ziel der Ver­

netzung ist es, die Unübersichtlichkeit zu uni­

versalisieren. Jeder soll alles von überall aus

durcheinanderbringen können. Immer neuen

Graden an Komplexität zu begegnen, ist unser

Schicksal. Lösungen des Informa tionsfort­

schritts sind in zunehmendem Mass ganzheit­

lich und organisch. Das verlangt auch von uns

eine Wandlung der mechanischen Ansicht der

Welt – die oft einfach unter den Begriff des

Digitalen geschlüpft ist – in eine organische, in

deren Mittelpunkt der Mensch steht.

Anja Dilk > Seite 42

Die Orientierer Die Welt der Orientierungs­

dienstleister ist in Bewegung. Navis, Apps,

Routenplaner und Streetviews im Netz konkur­

rieren untereinander und mit den klassischen

Landkartenverlagen, die aus der Welt von Papier

und Tinte kommen. Letztere setzen dabei auf

Kombinationen aus Online­ und Offline­Welt,

auf die Verzahnung von Geo­ und Reiseinforma­

tionen sowie auf Nischenprodukte, etwa Karten

für Motorradfahrer, Mountainbiker oder Rei­

sende mit Kindern. Auch die Navi­Produzenten

reagieren auf den Druck von Google und App

durch eine Verbreiterung des Angebots: zusätz­

liche Services wie Benzinpreisinformationen,

Spezialangebote für den Freizeitmarkt oder

Business­Pakete, die zur Optimierung des Flot­

tenmanagements von Grossunternehmen und

Speditionen beitragen.

Franz Josef Radermacher > Seite 68

Die Grenzen Der (Un-)Gleichheit Zu viel

ökonomische Gleichheit schadet einem Staat

genauso sehr wie zu viel Ungleichheit. Am bes­

ten entwickeln sich Gesellschaften, wenn die

20 Prozent mit den höchsten Einkommen zwi­

schen 35 und 50 Prozent aller Einkommen kas­

sieren. Gesellschaften mit noch höherer Gleich­

heit, wie die von der Geschichte abgewählten

sozialistischen Planwirtschaften, behindern die

Innovationskraft. Gesellschaften mit höherer

Ungleichheit, wie derzeit etwa Brasilien oder

Südafrika, werden als Zweiklassengesell­

schaften empfunden. Die Demokratie scheint

nur noch begrenzt geeignet, die Interessen der

Mehrheit der Menschen umzusetzen. Noch un­

gleicher verteilt ist das Einkommen aber, wenn

man die Welt als Ganzes an dieser Grösse misst:

Das reichste Fünftel verfügt über achtzig Prozent

des gesamten Einkommens. Das Ergebnis ist

ein Zustand globaler Apartheid.

Marcus Hammerschmitt > Seite 74

Die tOUch-revOlUtiOn Der Multi­Touch­

Screen hat in den vergangenen Jahren einen

fulminanten Durchbruch erlebt. Sein entschei­

dender Vorteil besteht in der dramatisch ver­

ringerten Zeit, mit der Information dargestellt

und verarbeitet werden kann. Während die Maus

naturgemäss zur seriellen Arbeit zwingt, macht

sich die Multi­Touch­Oberfläche menschliche

Fähigkeiten zunutze, die jedes Musikinstrument

von seinem User fordert: die parallele Beschäf­

tigung mehrerer seiner Finger mit unterschied­

lichen Aufgaben. Anders als etwa bei der ge­

scheiterten Sprachsteuerung ist bei ihnen die

Vertraulichkeit der Kommunikation skalierbar:

Von scheinbar totaler Diskretion bis zu schein­

bar totaler Offenheit ist alles möglich. Aller­

dings ist die Touch­Technologie wie keine an­

dere vorher geeignet, dem User Autonomie und

Detlef Gürtler > Seite 10

Karten für DaS Datenmeer So wie durch

die Weite des Ozeans ab 1492 schlagartig ein

neuer Orientierungsbedarf entstand, wächst

heute das Bedürfnis nach Orientierung im sich

immer weiter dehnenden Datenozean. Daten­

mengen, die bei einzelnen Projekten bereits

Hunderte von Terabyte erreichen, lassen sich

vom menschlichen Gehirn nur noch erfassen,

wenn sie visuell aufbereitet werden. Die Lö­

sungen am Anfang der Neuzeit hiessen Karte

und Chronometer und sollten allen exakt die

gleichen Ergebnisse liefern. Heute heissen sie

Mapping (das uns eine neue Blütezeit für In­

formationsdesign bringt) und App­ing – und

liefern jedem sein ganz individuelles Ergebnis,

seine individuelle Orientierung. Wir bewegen

uns damit zurück zu jenem Mittelpunkt des

Universums, aus dem wir durch die koperni­

kanische Revolution vertrieben wurden – aller­

dings jetzt mit sieben Milliarden Mittelpunkten

für sieben Milliarden Welten.

Peter Glaser > Seite 22

Die GrOSSe entOrDnUnG Herausfinden zu

wollen, wo es langgeht, ist dem Menschen

ebenso unstillbar wie erfolglos gegeben. Aus

diesem unermüdlichen Scheitern sind mächtige

zivilisatorische Leitströmungen hervorgegan­

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GDI Impuls . Nummer 2 . 2011

Selbstständigkeit zu suggerieren – selbst wenn

die Handlungsspielräume in Wirklichkeit irrele­

vant oder nonexistent sind.

Gespräch mit Enrico Spolaore > Seite 80

Die StaatSfOrmel Die wichtigsten Einfluss­

grössen für die optimale Grösse von Staaten

sind die Produktionskosten öffentlicher Güter,

die durch Heterogenität entstehenden Kosten

und der Grad der internationalen Offenheit eines

Landes. In einer Welt, in der jedes Land nur für

sich produziert, haben grössere Länder grös­

sere Binnenmärkte, und wer grössere Märkte

hat, kann kostengünstiger produzieren. Öko­

nomische Integration in den Weltmarkt führt

deshalb zu politischer Desintegration. Die bei­

den Gross­Staaten China und Indien begegnen

diesen zentrifugalen Kräften unterschiedlich:

China hält sie durch eine stark zentralistische

Diktatur zurück, Indien setzt auf Dezentralisie­

rung. Die EU hat bei ihrer Integrationspolitik die

Kosten der Heterogenität massiv unterschätzt –

ein langfristiger Entwicklungspfad zu einer er­

folgreichen Europäisierung erforderte eine

deutlich höhere Transparenz der europäischen

Institutionen und Entscheidungswege.

Gordon Nemitz . Christian Rieder > Seite 86

hOmO SmartphOne Seit dem iPhone­Start

sind Smartphones vom Manager­Tool zum om­

nipräsenten und ­potenten Begleiter geworden.

Was das klassische Schweizer Sackmesser

für den Umgang mit Materiellem ist, sind sie für

den Umgang mit Immateriellem. In einer Studie

haben die Autoren untersucht, wie sich dreissig

Intensivnutzer von Smartphones in unter­

schiedlichen sozialen und funktionalen Konte­

xen verhalten. Sie führen ein Leben im 17/7­

Takt: sieben Tage die Woche siebzehn Stunden

pro Tag in Kommunikation oder auf Standby.

Der Kontakt im sozialen Netzwerk ersetzt dabei

immer mehr den Kontakt mit der realen Um­

gebung, insbesondere in Transit­Zeiten. Beim

Shopping degradiert das Smartphone den sta­

tionären Handel zum 4­D­Informationskanal:

Waren werden im Laden begutachtet, danach

werden im mobilen Internet Preise verglichen,

um als Smart Shopper Geld zu sparen. Die Me­

diennutzung auf dem Smartphone beschränkt

sich fast völlig auf Schlagzeilen und Abstracts.

In die Tiefe gehende Beschäftigung geschieht

durch Offline­Lektüre, meist am Wochenende,

oder durch nichtelektronische Gespräche mit

Bekannten – oder auch gar nicht.

Alexander Ross > Seite 92

alphamännchen-DämmerUnG Der Män­

nerklub in den Führungsetagen von Wirtschaft

und Politik wird aufgemischt: Diversity ist in,

die Zahl der Frauen in Führungspositionen

nimmt ebenso zu wie die Aufmerksamkeit für

das Thema – eine ernste Bedrohung für jene

Alphamännchen, die Management by Testos­

teron praktizieren. Zusätzlich in die Defensive

geraten sie durch den Fall Strauss­Kahn. Er

wird für Alphatiere zu dem, was Fukushima für

die Atomkraft wurde: der Anfang vom Ende.

Eine ganze Reihe von Abwehrstrategien kann

die Alphamännchen­Dämmerung zwar brem­

sen, aber nicht verhindern. Eine Alternative

könnte eine Arbeitsteilung nach Pferdevorbild

sein: Der Alphahengst kommt zum Einsatz,

wenn es ums Kämpfen geht – aber die Führung

der Herde übernimmt immer eine Stute.

Karin Frick > Seite 100

peaK privacy Die Privatsphäre, deren Ver­

schwinden heute so oft beklagt wird, ist ein

Ideal der Moderne. In der Antike und im Mittel­

alter war die Überzeugung, dem Menschen

stünde ein abgetrennter Raum für Eigenes zu,

nicht in der heutigen Form vorhanden. Niemand

forderte in der Antike, die Allgemeinheit müsse

individuelle Verwirklichung ermöglichen. Im

Gegenteil, die Allgemeinheit hatte Anspruch auf

die Individuen und selbst auf die Unversehrtheit

ihrer waffen fähigen Körper. Die seit einiger Zeit

zunehmende Öffnung der Privatsphäre wird von

der Internet­Generation nicht so sehr als Man­

gel empfunden, sondern eher als ein eigener

Wert. Für sie ist die Verbindung zum Netzwerk

wichtiger als die eigene Privatsphäre. Wer im

Netz Resonanz er zeugen will, muss transparent

sein und sich in andere einfühlen können. Of­

fenheit wird zur Schlüsselkompetenz im Zeit­

alter der Social Networks.

Natalia Gemperli . Martina Kühne > Seite 104

wO wirD man mODemetrOpOle? Um eine

prosperierende Modestadt zu werden, reichen

einzelne Faktoren wie bekannte Designer, re­

nommierte Modeschulen, glamouröse Mode­

wochen oder wirtschaftlich attraktive Produk­

tion nicht aus. Vielmehr spielen wirtschaftliche,

gesellschaftliche und kulturelle Faktoren zu­

sammen. Je stärker die Vernetzungen und Ver­

knüpfungen, desto grösser das Potenzial. Neu

im Kreis der Standortfaktoren sind Streetstyle­

Blogs, die die Modewirklichkeit jenseits der

Laufstege zeigen. Und neu im Kreis der Mode­

metropolen sind Berlin, Johannesburg, Dubai,

Moskau, São Paulo, Kopenhagen und Barce­

lona. Um den Aufstieg in dieser Gruppe kämpfen

derzeit Belfast, Seoul und Istanbul.

Gespräch mit Rolando Benedick > Seite 108

Der KUnDe SUcht heUte GemütlichKeit

Der Handel befindet sich in einem Umbruch,

wie er ihn zuletzt bei der Erfindung des Waren­

hauses erlebte. Die zunehmende Verschmelzung

von Online­ und Offline­Welt stellt alles Be­

währte infrage, es entsteht ein Bedürfnis nach

Erneuerung. Neben einer klaren Identität gehö­

ren dazu Vereinfachung der Prozesse, höhere

Schnelligkeit und lokalerer Einkauf: weniger in

China oder Bangladesch, mehr in der Ukraine

oder Polen, die für Europa wichtiger sind.

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GDI ImpulsWissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel

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