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Liebe Kolleginnen und Kollegen, dass unsere Dienstleistungen im Fokus stehen und oftmals unfair kritisiert werden, daran sollten wir uns nicht gewöhnen, sondern aktiv mit belegbaren Fakten dagegen argumentieren. So stehen Leistungszusagen gegenüber unseren Auftrag- gebern und Leistungsforderun- gen gegenüber unseren Mit- arbeitern in einem faktischen Zusammenhang. Aber wir ver- langen nichts von unseren Leu- ten, was nicht leistbar wäre. Schon gar nicht ein angebliches „Turbo-Putzen“. Unsere Unter- nehmensziele müssen lauten: „Leistungswillige Mitarbeiter garantieren zufriedene Auf- traggeber!“ Daran möchten unsere Innungsbetriebe fair beurteilt werden. Wolf-Rüdiger Schwarz Der Sage nach verrichteten Kölner Hausgeister nachts, wenn die Bürger schliefen, deren Arbeit. „Da kamen bei Nacht, ehe man´s gedacht, die Männlein und schwärmten und klappten und lärmten und rupften und zupften und hüpften und trabten und putzten und schabten...“. 1826 nannte man diese Wichte Heinzelmännchen, in unserer modernen Zeit Roboter. Welche Zukunft diese in der professionellen Gebäudereiniger- Branche haben werden, kann aktuell noch nicht endgültig beantwortet werden. Von den Kölner Wichten weiß man jedenfalls, dass sie von ei- ner neugierigen Ehefrau vertrieben und von da an nicht mehr gesehen wurden. Ob dieses Schicksal auch die modernen Reinigungsrobo- ter erleiden werden? Roboter für die gewerbliche Gebäudereinigung sind in der Vergangenheit schon von einigen Reinigungsmaschinen Herstellern entwickelt worden. Grund dafür waren vorrangig der de- mografische Wandel und dass es immer we- niger qualifiziertes Reinigungspersonal gibt. Aber auch unattraktive Arbeitszeiten zu späten Abendstunden. Dieser Schutz der Dunkelheit war den Kölner Wichten zwar äußerst ange- nehm, den potenziellen neuen Mitarbeitern deutscher Gebäudereinigungsunternehmen aber eher nicht. Bei der professionellen Gebäudereinigung ent- fallen circa 70 Prozent der Arbeit darauf, Böden sauber zu reinigen und Abfälle zu entsorgen. Wissenschaftler am Frauenhofer IPA entwi- ckelten dafür im Verbundprojekt „Plug&Play für Automatisierungssysteme“ (AutoPnP) die notwendigen Softwarekomponenten. Die ein- zelnen Module sind dabei flexibel einsetzbar – zum Beispiel um Schmutz zu erkennen und zu beseitigen sowie um Papierkörbe zu leeren. Robotergestützte Reinigung Wenn Vision auf Praxis trifft Foto: Michael Öttl Foto: Adobe Stock 7. Jahrgang Herbst 2015 Obermeister Michael Öttl Innung Südbayern und Stadtkreis Regensburg

GebäudeDienstleister Herbst 2015

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Innungszeitschrift der Gebäudereiniger-Innung Südbayern und Stadtkreis Regensburg. Titelthema: Robotergestützte Reinigung

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Page 1: GebäudeDienstleister Herbst 2015

Liebe

Kolleginnen und Kollegen,

dass unsere Dienstleistungen

im Fokus stehen und oftmals

unfair kritisiert werden, daran

sollten wir uns nicht gewöhnen,

sondern aktiv mit belegbaren

Fakten dagegen argumentieren.

So stehen Leistungszusagen

gegenüber unseren Auftrag-

gebern und Leistungsforderun-

gen gegenüber unseren Mit-

arbeitern in einem faktischen

Zusammenhang. Aber wir ver-

langen nichts von unseren Leu-

ten, was nicht leistbar wäre.

Schon gar nicht ein angebliches

„Turbo-Putzen“. Unsere Unter-

nehmensziele müssen lauten:

„Leistungswillige Mitarbeiter

garantieren zufriedene Auf-

traggeber!“ Daran möchten

unsere Innungsbetriebe fair

beurteilt werden.

Wolf-Rüdiger Schwarz

Der Sage nach verrichteten Kölner Hausgeister

nachts, wenn die Bürger schliefen, deren Arbeit.

„Da kamen bei Nacht, ehe man´s gedacht, die

Männlein und schwärmten und klappten und

lärmten und rupften und zupften und hüpften

und trabten und putzten und schabten...“. 1826

nannte man diese Wichte Heinzelmännchen, in

unserer modernen Zeit Roboter. Welche Zukunft

diese in der professionellen Gebäudereiniger-

Branche haben werden, kann aktuell noch nicht

endgültig beantwortet werden. Von den Kölner

Wichten weiß man jedenfalls, dass sie von ei-

ner neugierigen Ehefrau vertrieben und von

da an nicht mehr gesehen wurden. Ob dieses

Schicksal auch die modernen Reinigungsrobo-

ter erleiden werden?

Roboter für die gewerbliche Gebäudereinigung

sind in der Vergangenheit schon von einigen

Reinigungsmaschinen Herstellern entwickelt

worden. Grund dafür waren vorrangig der de-

mografi sche Wandel und dass es immer we-

niger qualifi ziertes Reinigungspersonal gibt.

Aber auch unattraktive Arbeitszeiten zu späten

Abendstunden. Dieser Schutz der Dunkelheit

war den Kölner Wichten zwar äußerst ange-

nehm, den potenziellen neuen Mitarbeitern

deutscher Gebäudereinigungsunternehmen

aber eher nicht.

Bei der professionellen Gebäudereinigung ent-

fallen circa 70 Prozent der Arbeit darauf, Böden

sauber zu reinigen und Abfälle zu entsorgen.

Wissenschaftler am Frauenhofer IPA entwi-

ckelten dafür im Verbundprojekt „Plug&Play

für Automatisierungssysteme“ (AutoPnP) die

notwendigen Softwarekomponenten. Die ein-

zelnen Module sind dabei fl exibel einsetzbar –

zum Beispiel um Schmutz zu erkennen und zu

beseitigen sowie um Papierkörbe zu leeren.

Robotergestützte ReinigungWenn Vision auf Praxis trifft

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7. Jahrgang Herbst 2015

ObermeisterMichael Öttl

beurteilt werden.

Michael Öttl

Innung Südbayern und Stadtkreis Regensburg

Page 2: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 2 -

Fußböden reinigen und Papierkörbe

leeren

Bei der täglichen Fußbodenreinigung

sucht ein Roboter Büroräume nach

eventuellen Verschmutzungen ab, die

mit einem Reinigungsgerät entfernt

werden. Dabei fährt er zunächst auto-

nom durch offenstehende Büros und

inspiziert die Fußbodenfl ächen.

Verschmutzungen werden dabei auto-

matisch erkannt, kartiert und dann vom

Roboter mit einem Akkustaubsauger

gereinigt. Das Reinigungsergebnis wird

anschließend überprüft und bei Bedarf

dem Bediener mitgeteilt.

Auf Basis von Algorithmen zur Klassi-

fi zierung von Objekten kann der Robo-

ter zudem Papierkörbe erkennen, die

er mit seinem Arm greift und in einen

Sammelbehälter entleert. „Im De-

zember vergangenen Jahres fanden

beim Reinigungsdienstleister Duss-

mann in Berlin erste Anwendertests

statt, die die Umsetzbarkeit solcher

Reinigungsanwendungen mit dem

heutigen Stand der Technik erfolg-

reich zeigten“, sagt Richard Bormann,

wissenschaftlicher Mitarbeiter in

der Abteilung Roboter- und Assis-

tenzsysteme. Professionelle Reini-

gungsdienstleister hegen animiert

die Hoffnung, durch diese Tests das

Potenzial dieser Technologie mit ent-

sprechend zugeschnittenen Robo-

tersystemen in einigen Jahren wirt-

schaftlich nutzen zu können, um den

wachsenden Fachkräftemangel zu

kompensieren.

Konfi gurierbarkeit und Plug & Play

Für die Umsetzung des Anwen-

dungsszenarios wurde der mobile

Roboterassistent „Care-O-bot 3“ wei-

terentwickelt, dessen eigentliches

Anwendungsfeld in der häuslichen

Unterstützung liegt. Anhand einer

ebenfalls im Projekt entwickelten, mo-

dularen Softwarearchitektur konnte er

jedoch schnell und unkompliziert in ei-

nen „Reinigungsexperten“ verwandelt

werden. Auch die zur Lösung der Reini-

gungsaufgabe benötigten Plug & Play-

Funktionen wurden mithilfe dieser

Softwarearchitektur realisiert. Somit

lassen sich zum Beispiel Funktionsauf-

sätze, wie etwa eine Roboterhand oder

ein Akkustaubsauger, am Roboterarm

einfach wechseln. Die Steuerungs-

software erkennt automatisch das

neue Gerät. „Auf Basis der modularen

Softwarestruktur ist es problemlos

möglich, die konzipierte Lösung auch

auf eine speziell für dieses Einsatzfeld

angepasste und damit entsprechend

kostengünstige Roboterplattform zu

übertragen“, so Bormann.

Über AutoPnP

Standardisierte Softwarearchitektur

und modulare Middleware: Das ist

notwendig, um unterschiedliche Ro-

botersysteme in einem gemeinsamen

System zu vereinen und gleichzeitig

schnell für unterschiedliche Anwen-

dungen anpassen zu können. Weitere

Anwendungen, in denen die entwickelte

Softwarearchitektur neben dem Sze-

nario „Robotergestützte Reinigung“ im

Verbundprojekt AutoPnP eingesetzt

wird, sind die „Heimautomatisierung“

und die „Wandelbare Fabrik“.

Das Verbundprojekt AutoPnP steht für

„Plug & Play für Automatisierungssys-

teme“ und wird vom Bundesministeri-

um für Wirtschaft und Energie (BMWi)

gefördert.

Theorie und Praxis

Von den Kölner Wichteln ist überliefert,

dass sie ihre Leistungen zur Freude

der Leistungsempfänger kostenlos er-

bracht haben. Derzeit liegen die Kos-

ten für das Forschungsmodell (siehe

www.ipa.fraunhofer.de/autopnp.html)

etwa bei 250.000 Euro, wobei der Wert

der Software dabei noch nicht mit

einberechnet wurde. Selbst bei einer

Fertigungsreife werden dann noch im-

mer die Kosten für den „Reinigungs-

roboter“ zwischen 30.000 und 45.000

Euro prognostiziert. „Bis die ersten Ro-

boter-Putzkolonnen nachts durch Büro-

fl ure rollen, werden noch vier bis fünf Jah-

re vergehen“, meint Sawa Taschakarow

von der Schunk GmbH, die den Roboter-

arm und die Greifhand für die Stuttarter

Entwicklung hergestellt hat. „Was derzeit

noch fehlt, sind Softwarelösungen.“

Wissen

Der Reinigungsroboter erkennt volle Papierkörbe und kann sie selbstständig entleeren.

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Page 3: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 3 -Meinung

Markus Asch, Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG:

„Selbstverständlich kann derzeit ein Roboter in der Reinigungsbranche zum überwiegen-den Teil nicht die Arbeit eines Menschen ersetzen. Denken Sie nur an die Reinigung von überstellten Flächen, Büros oder Sanitärräumen. Die Effizienz, die eine Fachkraft dabei an den Tag legt, wird selbst von modernsten Technologien nicht abgebildet. Trotzdem ist die Robotik neben der zunehmenden Vernetzung eines der großen Zukunftsthemen unserer Branche. Angst müssen wir davor nicht haben. Autonome Maschinen werden in den kommenden Jahren die Arbeit der Gebäudereiniger unterstützen und für Synergie- effekte sorgen — jedoch nur in Teilbereichen und für klar definierte Aufgaben. Ein mög-liches Anwendungsgebiet ist etwa die Bodenreinigung auf weiten Flächen mit einem einfachen Grundriss und einer geringen Zahl an Hindernissen, wie es in großen Lager-hallen der Fall ist. Es ist wichtig, dass unsere Branche den neuen Technologien positiv begegnet, denn sie bieten insbesondere den Gebäudereinigern viele Chancen: Heraus-forderungen wie die Personalverknappung können so angegangen und gelöst werden.“

ppa. Dipl. Ing. Roland Mimmler, Technischer Leiter der IP Gansow GmbH:

„Die heutige Technik, insbesondere die Antriebstechnik, Elektronik gesteuert durch intelligente Sensorik, ist mit Sicherheit so weit, dass autonom fahrende Reinigungs- maschinen einfache Reinigungsarbeiten durchführen können. Beispiele findet man schon jetzt im Consumer Bereich bei Haushaltstaubsaugern oder Rasenmähern. Diese Anwen-dungen sind aber bei weitem nicht mit den Anforderungen der gewerblichen Reinigung zu vergleichen. Das Abfahren einer zu reinigenden Fläche nach dem Zufallsprinzip reicht sicher nicht aus, um den zu Recht hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Autonome Reinigungsmaschinen müssen mit hoch intelligenter Sensorik ausgerüstet sein, um Ver-kehrs-, Produktions- und Verkaufsflächen in ihrer Gänze, das heißt mit allen Ecken und Kanten abzufahren (Selbstlerneffekt). Eine solche Scheuersaugmaschine müsste heute zirka 30.000 bis 45.000 Euro kosten. Was bietet sie für das Geld? Sie kann sicher eine Fläche abfahren, schrubben und absaugen. Kann sie aber auch erkennen, ob die Reini-gungsleistung gut genug war, weil an diesem Tag der Grad der Verschmutzung höher war als sonst? Ob während der Reinigung nicht doch ein Stück Grobschmutz unter die Sauglippe gelangt ist und hässliche Streifen auf dem Fußboden hinterlassen hat? Wer befüllt den Frischwassertank neu und entleert den Schmutzwassertank? Wer reinigt die Sauglippen, die Bürsten oder Pads? Wer führt die Reinigung manuell zu Ende, falls die Maschine wegen eines technischen Defekts die Arbeit einstellt? Wie lang ist die Amortisationszeit, wenn die Maschine trotzdem auch noch manuellen Service benötigt? All diese Fragen und noch viele mehr müssen in diesem Zusammenhang noch beantwortet werden. Selbstverständlich müssen wir als Hersteller die Thematik ‚Robotic‘ im Auge behalten. In nicht allzu langer Zeit, in fünf bis sieben Jahren, werden sich Technik und Sensorik so weit entwickelt haben, dass wir den berechtigten Wunsch, speziell der Dienstleister, nach autonom fahrenden Reinigungsmaschinen erfüllen können.“

Rainer Kenter, Geschäftsführer Kenter Vertriebs- und Service GmbH:

„Die Robotik in der professionellen Reinigung wird kommen. Die Frage ist nur wann und wie genau die Umsetzung sein wird. Derjenige der den Nerv der Kunden trifft, wird möglicherweise einen Paradigmenwechsel in der Art wie gereinigt wird einlei-ten können. Im Schnitt sind 85% der Kosten beim Gebäudereiniger Personalkosten. Genau dieses – möglichst noch qualifiziertes – Personal fehlt aber in Ballungsge-bieten seit vielen Jahren. Der demographische Wandel verschlimmert die Situation nachhaltig, deshalb ist es seit einigen Jahren ein Top Thema in unserer Branche, wie gute Mitarbeiter gefunden werden, und wie man sie ans Unternehmen bindet. Die Flüchtlingskrise wird dieses Problem sehr wahrscheinlich mittelfristig ein wenig lindern, an der schrittweisen Roboterisierung diverser Reinigungsaufgaben wird kein Weg vorbeiführen, sobald die Technik zuverlässig und leicht verständlich ist, die War-tungskosten überschaubar sind, und die unwegsamen Kleinigkeiten die eben bei der Reinigung auftreten können im Griff sind. Kenter ist in zwei Projekte involviert mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen, einmal für die Flächenreinigung, einmal für die Büroreinigung.“

Page 4: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 4 -Wissen

Frank Schermer

Ein Rein- oder Reinstraum ist ein Raum,

in dem die Konzentration luftgetragener

Teilchen so gering wie möglich gehalten

wird. Rein- und Reinsträume werden für

Fertigungsverfahren benötigt, bei denen

in gewöhnlicher Umgebungsluft befi nd-

liche Partikel die Prozesse stören würden.

Während Stadtluft bis 100 Millionen

Partikel aufweist, sind es im Reinraum

lediglich 10 bis 100 Partikel pro Kubik-

meter Luft. Gemessene Partikel sind

kleiner als Bakterien, ein Partikel >0,5

mμ/m³ ist beispielsweise ungefähr so

groß wie ein Baseball in der Allianz-

Arena. Reinräume fi nden sich in der Op-

tik- und Lasertechnologie, der Luft- und

Raumfahrttechnik, den Biowissenschaf-

ten, der medizinischen Forschung und

Behandlung, der keimfreien Produktion

von Lebens- und Arzneimitteln sowie in

der Nanotechnologie.

Anforderungen

Einen Reinraum von Keimen und Par-

tikeln zu befreien, hat fast nichts mit

klassischer Gebäudereinigung zu tun.

Reinraumreinigung und Gebäudereini-

gung haben ungefähr so viel gemein-

sam wie das Annähen eines Knopfes

mit der Mikrochirurgie. Wo Mikrochips

oder Optiken entstehen, sind ganz

andere Reinigungsprozesse und die

Kenntnis vieler Regularien nötig.

Dussmann Service beherrscht diese

Disziplin und sorgt bei vielen Auftrag-

gebern verschiedenster Branchen für

eine reine und sichere Umgebung in

allen Bereichen der partikelreduzier-

ten Produktion und in sterilen Rein-

raumanlagen. Dazu gehören auch die

Bekleidungsverwaltung, die Reinraum-

wäscherei und die Schulung von Eigen-

und Fremdpersonal nach der Richtlinie

VDI 2083. Dabei ist es wichtig, dass

alle Mitarbeiter die dafür notwendigen

fachlichen und gesundheitlichen Vor-

aussetzungen für diese anspruchsvolle

Dienstleistung erfüllen. Die strengen

Anforderungen aller Reinraumklassen

ISO 1 bis ISO 9 nach DIN ISO 14644,

VDI 2083 sowie der GMP (Good Manu-

facturing Practice) werden erfüllt. Dazu

kommen individuelle Standortbedin-

gungen der Kunden.

Die Anforderungen an das Personal

sind extrem hoch. Die SOPs (Standard

Operating Procedure) müssen befolgt,

der Schleusenprozess in den Rein-

raum beherrscht werden. Eine korrekte

Arbeitsweise mit vollständiger und

konstanter Leistung ist Grundvoraus-

setzung. Die strengen Hygiene- und

Arbeitssicherheitsvorschriften untersa-

gen das Tragen von Schmuck oder Par-

fum. Internationale Qualitätsstandards,

eine umfassende Qualitätssicherung

und eine detaillierte Dokumentations-

pfl icht kennzeichnen darüber hinaus

die Reinraumreinigung. Auch an das

Reinigungsmaterial stellt diese Diszip-

lin hohe Ansprüche.

Eigenes Schulungssystem

Der Erfolg im Reinraum wird wesentlich

vom Personal bestimmt, das ein Höchst-

maß an Fachwissen und Sachkenntnis

mitbringen muss. Nur Unternehmen, die

ein fi rmeneigenes Schulungssystem da-

für vorhalten können, werden erfolgreich

sein. Reinraumreinigung ist nicht nur die

Königsdisziplin – sie stellt mittlerweile

ein eigenes Berufsfeld dar. Erschwerend

kommt hinzu, dass immer kleiner wer-

dende Strukturen bis hin zum Nanobe-

reich zukünftig neue Normen und damit

zusätzliches Know-how des Dienstleis-

ters verlangen. Aus diesen Parametern

ergibt sich, dass Gebäudereinigungsun-

ternehmen ohne dieses grundlegende

Know-how und ohne eigene Trainings-

und Schulungszentren für Aufgaben der

Reinraumreinigung nicht die erste Wahl

sein können.

Reinraumreinigung – die Königsdisziplin?Ein eigenes Berufsfeld fordert Höchstmaß an Fachwissen und Sachkenntnis

Reinraumreinigung ist nicht nur die Königsdisziplin – sie stellt mittlerweile ein eigenes Berufsfeld dar.

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Page 5: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 5 -Wissen

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Die Reinigung von Solaranlagen stellt für Gebäudereinigungsunternehmen ein lohnendes Geschäfts dar.

Wolf-Rüdiger Schwarz

„Tagtäglich erhalten wir Anfragen für die

Reinigung von Solaranlagen. Es sind so

viele, dass wir sie gar nicht mehr be-

antworten, geschweige denn abarbeiten

können“, berichtet Marcel Kennel. Die

Reinigung von Solaranlagen, gerade

im sonnigen Bayern, ist ein lohnendes

Dienstleistungsgeschäft.

Was man wissen sollte

Bislang ist der Begriff der Solarreini-

gung kein geschützter Begriff, eine

standardisierte Ausbildung oder ei-

nen Berufsverband gibt es nicht. Der

„Solaranlagenreiniger“ muss sich strikt

an die Herstellervorgaben der Modul-

produzenten zum Beispiel bezüglich

Reinigungsmitteln, zu verwendende

Bürsten oder Temperaturunterschied

zwischen Modul und Wasser halten.

Bei Nichteinhaltung der Herstellervor-

gaben droht der Verlust der Garantie.

Im Regelfall muss kein Reinigungs-

mittel verwandt werden. Sollten diese

aber in Ausnahmefällen eingesetzt

werden, müssen die Reinigungsmit-

tel tensidfrei und biologisch abbaubar

sein. Die chemische Verwendung kann

zum Beispiel notwendig sein, wenn

die Anlage von Flechten und Moosen

befallen ist.

Die Reinigung

ASL Cleanenergy reinigt mit einer

Bürste, die nicht rotiert, da die Ro-

tationen laut einer Studie zu Mikro-

rissen führen können. Besonderer Au-

genmerk sollte auch auf das Wasser

gelegt werden. Es muss deionisiert

sein, damit weder Kalk noch andere

ionische Bestandteile des Wassers

beim Trocknen Spuren hinterlassen.

Bei großen Anlagen muss eine große

Wassermenge zur Verfügung stehen,

was oftmals der Auftraggeber in den

notwendigen Volumen nicht zur Ver-

fügung stellen kann. Deshalb hat der

Reinigungsexperte eine mobile Was-

seraufbereitungsanlage entwickelt, die

Reinwasser herstellt. Bei dem Einsatz

von deionisiertem Wasser muss aber

darauf geachtet werden, dass dadurch

selbst Pumpen aus Edelstahl „relativ

schnell kaputt gehen“. Das Wasser-

handling wird somit zu einer technisch

anspruchsvollen Aufgabe. Wenn es

vor Ort keine geeignete Wasserquelle

gibt, muss es per Tankwagen heran-

geschafft werden.

Oftmals ist es auch so, dass Mudul-

hersteller in ihren Anleitungen Forde-

rungen vorausetzen, denen man bei

der Reinigung nicht entsprechen kann.

In diesem Falle muss dann Gegenüber

dem Hersteller und dem Auftraggeber

das vorgeschlagene Reinigungskonzept

dargestellt werden, um somit entwe-

der eine entsprechende Leistungsfrei-

gabe ohne Garantieverlust des Her-

stellers oder eine Freigabe durch den

Auftraggeber zu erhalten, um von der

Haftung entbunden zu werden.

Kosten/Nutzen

Die Kosten für die Solarreinigung sind

differenziert zu kalkulieren, weil sie

in Abängigkeit mit den Anfoderungen

der Anlage stehen. So sind große Frei-

flächenanlagen pro Quadratmeter

günstiger zu reinigen, als Dachanlagen

für die eventuell eine Hubarbeitsbühne

eingesetzt werden muss. Die aktuelle

Preisspanne bewegt sich zwischen 55

Cent und 3,20 Euro pro Quadratmeter

Modulfläche. Dem gegenüber ist eine

Leistungssteigerung durch Reinigung

der Anlage bis zu 25 Prozent mög-

lich. In der Nachbarschaft von Indus-

trieanlagen oder landwirtschftlichen

Mastbetrieben kann sie dann durch-

aus noch darüber liegen. In diesem

Fall ist eine zweimalige Reinigung pro

Jahr sinnvoll, normalerweise reicht ein

zweijähriger Intervall aus.

SolarreinigungBedarf sucht Dienstleistung

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Page 6: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 6 -Digitale Arbeitswelt

Dr. Daniel Reinke

In vielen Unternehmen der Gebäude-

dienstleistungsbranche setzt man

häufi g noch auf altbewährte Verwal-

tungssysteme: Karteikarten, Aktenord-

ner und Excel-Tabellen. Warum auch

nicht? Sie haben sich schließlich be-

währt. Aber nur scheinbar. Denn die

Verwaltung, Planung und Organisation

einer Gebäudereinigung wird immer

komplexer, je größer das Unternehmen

wird. Dabei den Überblick zu behalten

ist nicht immer einfach. Daher setzen

viele Gebäudedienstleister auf bran-

chenspezifi sche Softwarelösungen, um

den administrativen Bereich zu verein-

fachen und somit kosteneffi zienter zu

arbeiten. Denn obwohl die verwalten-

den Aufgaben nicht das Kerngeschäft

eines Gebäudedienstleisters darstel-

len, beanspruchen sie erheblich viel

Arbeitszeit und Aufwand. Sie verur-

sachen somit hohe Kosten, die es zu

reduzieren gilt. Die speziell auf die Be-

dürfnisse der Branche zugeschnittene

Software erweitert sogar noch die Ar-

beitsmöglichkeiten. Sie ermöglicht es,

umfangreiche Auswertungen, Fristen-

kontrollen, Qualitätskontrollen und Ar-

beitsscheinverwaltung per Knopfdruck

durchzuführen. Der Kopf bleibt also frei

für das Kerngeschäft.

Wenn ein Gebäudedienstleister sich

für den Einsatz einer Branchensoft-

ware entschieden hat, steht er vor der

Herausforderung der technischen Um-

setzung. Aber auch hier unterscheiden

sich Softwareanbieter in ihrer Qualität.

Die technische Betreuung sollte Be-

standteil des Services sein. Da für den

effi zienten Einsatz einer professionellen

Software ein Server erforderlich ist, an

den alle PC-Arbeitsplätze angeschlos-

sen werden, um gemeinsam mit den

vorhandenen Daten arbeiten zu kön-

nen, sollte hier das professionelle Fach-

wissen des Softwareanbieters genutzt

werden. Da aber die technische Be-

treuung eines solchen Systems ein er-

hebliches Fachwissen benötigt, ist das

sogenannte Server-Hosting eine ideale

Lösung. Das Server-Hosting erspart

dem Anwender die technische Betreu-

ung komplexer EDV-Systeme, da dies in

die fachlichen Hände des Softwarean-

bieters übergeben wird. Der erhebliche

Vorteil dabei ist die Datensicherheit.

Denn Hackerangriffe oder Computervi-

ren haben in den Hochsicherheitsräu-

men deutscher Rechenzentren keine

Chance auf „Zutritt“. Die Daten und

Programme sind bestens geschützt.

Wartung und Instandhaltung gesche-

hen dabei, ohne dass der Anwender

etwas mitbekommt – und trotzdem

ist die Software immer auf dem neues-

ten Stand. Der Einsatz spezieller Soft-

ware erspart dem Unternehmen also

Zeit und Geld und schafft Freiraum für

das Kerngeschäft. Zudem bietet eine

Branchensoftware zusätzliche Sicher-

heit: Sie haben immer alle Daten für

Ihre Verwaltung, Planung und Orga-

nisation gesichert und verlieren somit

nicht den Überblick. Ihr Unternehmen

wird modernisiert und es eröffnen sich

neue Möglichkeiten zur betrieblichen

Weiterentwicklung. Der Einsatz von

Branchensoftware transportiert zu dem

nach außen eine gewisse Professionali-

tät und Seriosität – sowohl für Kunden

als auch für die eigenen Mitarbeiter.

Daten sind stets verfügbar und Details

können nicht mehr vergessen werden.

Der Kunde freut sich über einen moder-

nen und zuverlässigen Partner und der

Gebäudedienstleister kann sich auf

seine Kernkompetenz konzentrieren:

Das Reinigen. Zwar entstehen bei der

Umstellung zunächst Kosten, jedoch

helfen diese schon bald dabei, viel hö-

here Kosten einzusparen. Der Einsatz

von professioneller Software ist also

eine sichere und saubere Sache!

Eine Frage der SicherheitBranchensoftware für Gebäudedienstleister

Die Vorteile einer Branchensoftware sind sehr vielfältig. Jedoch sollte auch der Service des Anbieters stimmen.

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Page 7: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 7 -Innung Inside

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Der BIV vertritt als Arbeitgeber- und Dachverband die Interessen seiner rund 2.500 Mitgliedsbetriebe.

BIV

Der Bundesinnungsverband des Gebäu-

dereiniger-Handwerks (BIV) einigte sich

mit der IG BAU am 30.10.2015 auf einen

neuen Lohntarifvertrag. Er tritt zum 1. Ja-

nuar 2016 in Kraft und gilt zwei Jahre. Die

Lohnerhöhung in Lohngruppe 1 erfolgt in

diesem Zeitraum in zwei Stufen i.H.v. 2,6

und 2,0 Prozent im Tarifgebiet West und

2,4 und 4,0 Prozent im Tarifgebiet Ost.

Die Beschäftigten in den alten Bundes-

ländern erhalten ab der zweiten Stufe da-

mit 10 Euro je Stunde und damit 1,50 Euro

mehr als der gesetzliche Mindestlohn. Die

Beschäftigten in Ostdeutschland erhalten

mit der zweiten Stufe 9,05 Euro pro Stun-

de. Der Vorsitzende der Tarifkommission

des BIV, Thomas Conrady, erklärt zu dem

Tarifabschluss: „Wir Arbeitgeber haben

von Beginn an gesagt: Wir möchten

eine Einigung, die zur allgemeinen Wirt-

schaftsentwicklung passt. Mit dem jetzt

erzielten Kompromiss sind wir exakt an

die Grenze der Belastbarkeit für unsere

Unternehmen gegangen. Unser Ziel war

es, sowohl eine tarifvertragslose Zeit als

auch einen Streik zu vermeiden. (...) Die

Einigung gibt allen 600.000 Beschäftig-

ten unserer Branche, den Unternehmen

und Kunden Rechtssicherheit.“

Einigung bei TarifverhandlungenNeuer Lohntarifvertrag ab 01.01.2016

Foto

: BIV

Blitz-BlankGebäudereinigungs GmbH86153 Augsburg

GEBRAGebäudereinigungs GmbH87662 Helmishofen

75

CLARUS Gebäudereinigung und Dienstleistungs GmbH81375 München

Flink Gebäudereinigung & Bodenverlegservice82140 Olching

GrittnerGebäudereinigung84518 Garching/Alz

W. WimmerGebäudereinigung GmbH85551 Kirchheim b. München

GebäudeserviceThomas Kendlinger87435 Kempten

Franz LindingerDienstleistungen81477 München

20

10

JubiläenWir danken folgenden Dienstleistungs-Unternehmen für

ihr langjähriges Engagement und Mitgliedschaft in der

Innung Südbayern und Stadtkreis Regensburg:

30

Termine

Dienstag, 01. Dezember 2015, 10:00 – 15:00 UhrAugustiner-Keller MünchenArnulfstr. 52, 80335 München Wir bitten jetzt schon um Terminvormerkung.Einladung mit Tagesordnung erhalten Sie per Post und können diese auf unserer Webseite einsehen.

Mitgliederversammlung

Freitag, 20. November 2015, 08:00 bis 14:00 UhrSamstag, 21. November 2015, 09:00 bis 13:00 Uhr

Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit München (BIZ), Kapuzinerstr. 30, 80337 München Forum zur Nachwuchsgewinnung und zur Sicher-ung des Fachkräftebedarfs in Koop. mit der Hand-werkskammer für München und Oberbayern.

Berufsinformationsmesse „Handwerk erleben“

Page 8: GebäudeDienstleister Herbst 2015

- 8 -

Wir danken den Inserenten für die Unterstützung und bitten um Beachtung der Angebote:

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Impressum +++ Herausgeber: Gebäudereiniger-Innung Südbayern +++ Dessauerstraße 7 +++ 80992 München +++

Fon: 089/14303876 +++ Fax: 089/14303956 +++ [email protected] +++ www.gebäudereiniger-südbayern.de +++

Verantwortlich für den Inhalt: Michael Öttl, Felix Schmidt, Michael Zwisler ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Alle Rechte für Konzept, Gestaltung & Copyright

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