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G e D E NK schrift PETER KREISKY Er war unser freund, genosse, kollege, vereins- obmann und mentor! PETER KREISKY war in höchstem maß seinem programm der tätigen intervention verantwortlich, solidarisch, sensitiv und mitfühlend. Er war ein seismograph der zustände, ein bindeglied der besten linken kräfte in diesem land. Seine agenda waren die menscherechte und potentiale, war die „bessere welt" als in unserer eigenverantwortung liegende, als in unserer lebenszeit mögliche – nicht in einer utopisch fernen zukunft, als mögliche, weil zu machende (Brecht)! Peter symbolisierte diese zu- kunft, er war eine brücke zwischen menschen ver- schiedener herkünfte, ideologien, klassen und kulturen – im widerstand gegen die neuen popu- listischen rechten, eines steten rechtsrucks, den er und sein vater früh als gefahr erkannten! Er war im tiefsten sinn anti-faschist, anti-rassist, anti- sexist. Er trug die flamme der hoffnung auf eine „bessere welt“ dicht unter dem hemd, nah an sei- nem kranken herzen, er überforderte sich für andere, unter vernachlässigung der eigenen gesundheit, des eigenen wohlbefindens, des eige- nen bankkontos – er war ein „mann der zukunft“! Eure traurige theatergemeinde in der FLEISCHEREI, eva brenner & team „Ich empfinde es als eine riesige tragödie, peter kreisky nicht mehr in der welt wissen zu können.“ Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin ¡PETER IST TOT, ES LEBE PETER! – ¡Peter is dead, long live Peter! © Elisabeth Handl * 1944 Stockholm, † 2010 Mallorca anlässlich der Veranstaltung *** EIN FEST FÜR PETER *** Jeder Abschied ist die Geburt einer Erinnerung, 14. Februar 2011, 19 h in der FLEISCHEREI

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G eD E N K schriftP E T E R K R E I S K Y

Er war unser freund, genosse, kollege, vereins-obmann und mentor!

PETER KREISKY war in höchstem maß seinemprogramm der tätigen intervention verantwortlich,solidarisch, sensitiv und mitfühlend. Er war einseismograph der zustände, ein bindeglied der bestenlinken kräfte in diesem land. Seine agenda warendie menscherechte und potentiale, war die „besserewelt" als in unserer eigenverantwortung liegende,als in unserer lebenszeit mögliche – nicht in einer

utopisch fernen zukunft, als mögliche, weil zumachende (Brecht)! Peter symbolisierte diese zu-kunft, er war eine brücke zwischen menschen ver-schiedener herkünfte, ideologien, klassen undkulturen – im widerstand gegen die neuen popu-listischen rechten, eines steten rechtsrucks, den erund sein vater früh als gefahr erkannten! Er warim tiefsten sinn anti-faschist, anti-rassist, anti-sexist. Er trug die flamme der hoffnung auf eine„bessere welt“ dicht unter dem hemd, nah an sei-nem kranken herzen, er überforderte sich für

andere, unter vernachlässigung der eigenengesundheit, des eigenen wohlbefindens, des eige-nen bankkontos – er war ein „mann der zukunft“!

Eure traurige theatergemeinde in der FLEISCHEREI, eva brenner & team

„Ich empfinde es als eine riesige tragödie, peter kreiskynicht mehr in der welt wissen zu können.“Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin

¡PETER IST TOT, ES LEBE PETER! – ¡Peter is dead, long live Peter!

© Elisabeth Handl

* 1944 Stockholm, † 2010 Mallorca

anlässlich der Veranstaltung *** EIN FEST FÜR PETER *** Jeder Abschied ist die Geburt einer Erinnerung, 14. Februar 2011, 19 h in der FLEISCHEREI

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Der stille Revolutionär(…) Peter war der Anti-Star schlechthin. Seinenfamiliären Background missbrauchte er nie fürpersönliche Erleichterungen jeder Art (vielleichtmit einer fatalen Ausnahme: Hätte er nicht vonseinem Vater Bruno Kreisky die Villa in Cast d’enBlances auf Mallorca geerbt, ware er möglicher-weise noch unter den Lebenden) (…).Peter Kreisky wurde am 8. Mai 1944 im schwedi-schen Exil geborgen, wohin sein Vater Bruno vorden Nazis flüchten musste. 1946 kehrte er mit sei-ner Familie nach Österreich zurück. 1959 tratPeter dem Verband sozialistischer Mittelschülerbei und driftete mit ihm links von der Mutter-partei weg. So weit, dass der VSM schließlich1973 von der SPÖ unter Bruno Kreisy wegen seinerlinksradikalen Tendenzen ausgeschlossen wurde.1965 wurde Peter Kreisky Obmann des VerbandsSozialistischer Studenten (VSSTÖ); als solcherrepräsentierte er die sogenannte 68er-Bewegungin Wien. Ab 1973 arbeitete er in der Wirt-schaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiter-kammer.Zum besseren Verständnis des Vater-Sohn-Verhältnisses diente eine Anekdote aus PeterKreiskys „Amis raus aus Vietnam”-Engagement.1972 beteiligte sich der Bundeskanzlersohn amSalzburger Flughafen an der legendärsten Post-68-

Demo Österreichs. Tausende rannten gegen demEmpfang des US-Präsidente Richard Nixondurch Bruno Kreisky aufs Flugfeld. Als sichNixon bei Kreisky im Smalltalk nach dessenFamilie erkundigte, antwortet der Kanzler trockenes gehe seiner Familie sehr gut; da drüben sei seinSohn, der gerade gegen den Vietnamkrieg de-monstriere. Der US-Präsident darauf “That’s allright. It isn’t my war”Als einer der Aktivisten trat Peter gegen das vonseinem Vater initiierte Kernkraftwerk in Zwenten-dorf ein; sein öffentliches Engagement gegen dievon der Gemeinde Wien geplante Verbauung derSteinhofgründe brachte ihm die Feindschaft derWiener SPÖ-Spitze ein. Dennoch blieb PeterKreisky zeitlebens Mitglied der SPÖ, deren linkenFlügel er vertrat. Zuletzt wirkte Peter an denVorbereitungen(…) der Feierlichkeitn zum 100.Geburtstag seines Vaters mit. „Er war einer, demes schon aufgrund seines Namens und seineraußergewöhnlichen Intelligenz leicht gefallenwäre, das Hochplateau einer politischen Karrierezu erklimmen. Doch er zog es vor, als scharferAnalytiker und engagierter Akivist seinem politi-schen gewissen treu zu bleiben” (…) So wurde ervon seinem Freund, dem Wiener PubizistenPeter Gabriel gewürdigt.Mainstreamjournalisten, die Peter Kreisky zum

Interview baten, wollten in der Regel nichts vonseinen Positionen zur Wirtshaftskrise und zu denChancen einer kapitalismusüberwindenen zivilenBewegung wissen, sondern interessierten sich oftausschließlich fü sein Verhältnis zum Kanzler undVater. Das muss dem Befragten schon ziemlichauf die Nerven gegangen sein, aber immer ant-wortete er geduldig. Bruno Kreiskys Villa nutztePeter traditionell für einen kurzen Weihnachts-urlaub. Rettungskräfte fanden Peter KreiskysLeichnam am 27. Dezember in den Wäldern vonNa Burguesa zwischen Palma und Calvia. SeinHerz hatte versagt.

Robert Sommer (AUGUSTIN 2011/289)

Peter Kreisky ist tot. Wir wandern weiter.Ein zu großes Licht unter einem zu kleinenScheffel ist erloschen.Ich bin traurig. Ein großer, stiller und doch nieschweigsamer Freund ist von uns gegangen.

Peter war kompetent, neugierig, unbeirrbar aufder richtigen Seite. Er hat seinen Vater geliebt. Erstand nie in seinem Schatten. Er war ihm so ähn-lich und doch so verschieden. 68. Ein Teil derösterreichischen Linken, der außerparlamentari-schen Opposition, der österreichischen Zivil-gesellschaft. Eine eigene Art von Revolutionär,den wir immer gebraucht haben und den wirheute schon vermissen. In unserem Land der Krämer und der kleinenGeisterWarst Du ein großer Unbequemer, der hungrigs-te der SattenUnter den Knechten warst Du feinster, stillsterMeisterEiner der Besten die wir hatten.Weltoffen, neugierig, ehrlich obendrein.Ein Mensch, ein Freund, zu gut, um auf dem Dirgebührenden Platz zu sein.Minister, Kanzler stecktest Du ganz locker in dieTascheDu warst ein netter Intellektueller, keine korrupteFlascheWarfst, längst aus Deines Vaters Schatten getreten,deine eigenen Schatten.Du warst ein Licht in diesem dumpfen ÖsterreichIm Waldheim-Schüssel-Haiderland, eines vonnicht so vielenIm kreativen Widerstand, im friedlichen, zivilen,warst Du einer der besten Köpfe, die wir hatten.Du warst bescheiden, aber nicht im SchweigenDu tatest offen Deine Meinung kund – vor allenund zu allen Dingen. meistens klug und kompetent.Du liebtest Streit und Widerspruch. Zumeist mit Radund Flugblatt auf der Straße unterwegs, war wo Duhinkamst rund um Dich das wahre Parlament.

Und immer neugierig und immer offen. Dein klu-ger Blickstets an der vordersten Front – dort wo die Weltentstehtaus Traum und Hoffen – weiter Horizont...nicht dort wo Pfründe winken, Posten, Ehren-plätze.Der Privilegiensumpf verkommener Eliten,war Dir zutiefst zuwider wie die Krätze.Auf Demonstrationen hat man dich getroffen.Du warst der Revolutionär der kleinen SchritteVon süffisanten Apparatschiks auf ein AbstellgleisgeschobenIch sehe Dich noch in Deinem „Arbeiterkammerl“Zwischen den aufgetürmten Bücherbergen sitzenGeduldig hast Du Netzwerke zivilen Widerstandsgewoben.Und in den Meetings ließest Du die SchärfeDeiner Argumente blitzen.So manchen Mitläufer und Jasager hast Du inÖffentlichen Streitgesprächen „aufgeblattelt“,mitten im Schweinsgalopp, jäh abgesattelt.Du warst gefürchtet bei Partei – und auchRegierungsspitzen.Du warst ein Mensch und bist es stets gebliebenZu jeder Zeit, warst freundlich, hilfsbereit:Mai 68, Antivietnam, Hainburg, Arena, Zwenten-dorf, RepClub, das Waldheimpferd, SOS-Mitmensch, Lichtermeer…Das ist doch alles noch nicht lange her.Du hast mit vielen FreundInnen in diesem LandGeschichteund Geschichten geschrieben, die nicht zu Endesind, die weitergehen.Du fehlst uns Peter und Du wirst uns auch inZukunft fehlen.In diesem Zwergenland der ewig gestrigenZwangs-WiederholungstäterHast Du uns nun mit dem „Gestrache“ alleinegelassen,um irgendwo in fernen Himmelsräumen mitDeinem Vaterum des Kaisers Bart zu streiten, den Drahtesel

der Nachhaltigkeitaufzuzäumen und machst dann eine Radtour umdie ganze Welt,studierst die Fahrpläne aller aufgelassenenNebenbahnen,um ihre Wiederinbetriebnahme genauestens zuplanen?Jetzt wo in Wien Rot/Grün herrscht bist Du weg?Ist das vielleicht ein Statement gegen DilettantenWillst Du nicht sehen wie die grünen TantenZusammen mit den roten Elefantendas letzte Restchen an Kredit verspielenund landen mittendrin im braunen DreckIndem sie reinen Machterhaltungszielen dienenUnd den Protest vergessen, Autonomes ignorie-ren?Bist Du deshalb gegangen? Ich könnte es verstehen. Und bitte keine scheinheiligen TrauerminenUnd keine Krokodilstränen im Kanzlerdackelblick.

Wir könnten sonst die Contenance verlieren!Doch kein Zurück. Nie! Peter, Dich als Freundzu haben war ein GlückGemeinsam haben wir ein Stück durchmessen inRichtung Utopie.Ruh Dich ein wenig aus. Bald gibt’s ein Wieder-sehen,Peter den Weg dorthin werden wir weitergehen.Ins Land gerechter, sozialer, lebendiger DemokratieUnd sei es nur in unserer Fantasie:

WILLI STELZHAMMER, Aktivist ,Sozialarbeiter

© Elisabeth Handl

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URI AVNERY,Friedensaktivist, Tel Aviv, IsraelLiebe Eva,Sehr traurig. Uri

ELFRIEDE JELINEKSchriftstellerin, Nobelpreisträgerin

Liebe Eva, ich erfahre grade die schreckliche Nach-richt vom Tod Peter Kreiskys. Ich möchte dirmein aufrichtiges Beileid aussprechen. Ich habeihn nicht gekannt, aber die (sehr schönen, liebe-vollen!) Postings im Standard sagen, dass er eingroßartiger Mensch war, was ich gerne glaube.Umso schrecklicher, so jung zu sterben! Es tutmir sehr leid für dich. Der Verlust muss furchtbarsein, und es gibt leider keinen Trost, das weiß ich,ich habe in diesem jahr so viele meiner Freunde(hauptsächlich an den Krebs) verloren, dass ichganz verwirrt davon bin. Ich hoffe, du fällst nichtin eine Depression. Wie schrecklich, dass das sokurz vorm Jahreswechsel passiert, wenn man ehschon melancholisch ist. Alles Liebe und Gute, e.

HEDWIG BRENNER (AUTORIN, HAIFA/ISRAEL)

25. Dezember, 10 Uhr frühmorgens, erhielt icheinen Anruf aus Mallorca, es war Peter Kreisky,der mir „einen guten Rutsch ins neue Jahr und aufWiedersehen im nächsten Frühling in Wien“wünschte ... zwei Tage danach erfuhr ich diefurchtbare Nachricht von seinem plötzlichen Tod... aus Wien ...Ich hatte Peter vor einigen Jahren bei einer mei-ner Lesungen im Wiener Literaturhaus kennen-gelernt, er war mit meiner Gastgeberin, JudithKahlbeck, befreundet und kam auch auf seinemFahrrad angeradelt zur Gartenparty, in Pötz-leinsdorf … Als viele Gäste fortgingen, bliebenPeter und einige Freunde noch, wir übersiedeltenauf eine der Terrassen des kleinen „Schlöss-chens“ und bei belegten Brötchen und Wein ent-wickelte sich eine der interessantesten Diskus-sionen meines langen Lebens, man sprach überWirtschaft, Politik, Israel ... Peter war ein wunder-barer Redner, ein überaus gebildeter Mann, derseinen Standpunkt äußerst klar und präzise er-klärte ... Die Diskussionen zogen sich bis in dieMorgenstunden hin ... Wir blieben in „OnlineKontakt“ und wir trafen uns auch, so oft ich nachWien kam, also fast alljährlich ... Er war stets beimeinen Lesungen im Experimentaltheater in derKirchengasse, wo er und Dr. Eva Brenner dieDiskussionen über Wirtschaftskrisen, Kriege,Asylbewerber und Arbeitsgeber-und-Nehmer, auchLesungen und Theaterstücke leiteten ... Als er vorzwei Jahren nach Israel kam, besuchte er mich inHaifa ... Ich schätzte diese Freundschaft, diesowohl den Bildungsgrad wie auch den großenAltersunterschied überbrückte ... und unserGesprächsstoff ging nie aus, denn er interessiertesich auch für Kunst, Literatur, Medizin und warein guter Ratgeber, ein stets hilfsbereiter Freundmit guten Ratschlägen ...Ich vermute dass, außer seinen Mitarbeitern,Kollegen und Freunden, die ihn gut kannten, an-dere Menschen in ihm nur den Sohn seines

berühmten Vaters sahen, und ich glaube, das istdas Los sämtlicher Kinder berühmter Eltern undder Frauen berühmter Ehemänner. SolcheMenschen haben es schwer, sich zu beweisen,nicht stets im Schatten der Berühmtheiten zu ste-hen ... Und auch Peter hatte einen schwerenWeg, bis er anerkannt wurde.

Alle Freunde werden ihn sehr vermissen ...

DORON RABINOVICI, SchriftstellerRede am Begräbnis, 18.1. 2011 (Auszüge)

Peter wußte, dass wahre Harmonie bloß dort auf-kommen kann, wo Dissonanz nicht unterdrücktwird. Er war einfach unverzichtbar, wenn es galt,Erstarrungen aufzuweichen, Mißstände zu benen-nen und Protest zu erheben (…). Ich kann mir garnicht vorstellen, in diesem Frühling den erstenMai zu begehen, ohne Peter mit seinem Fahrradentgegenkommen zu sehen, ohne ein Flugblattaus seinem Rucksack zu erhalten oder einenArtikel von ihm zu bekommen über Ent-wicklungen, Nöte oder Initiativen, ob in Wien,Madrid oder Montevideo. Peter war die Per-sonifikation einer österreichischen Art der NeuenLinken (…). Die Parole der Achtundsechziger,alles Private sei politisch und alles Politische pri-vat, bestimmte sein Denken und sein Dasein. Fürihn war jedes Problem mit allen anderen ver-knüpft. Er mißtraute der Ausschließlichkeit, dienur von einer einzigen Hauptfrage wissen will.Peter glaubte nie, mit einem Schlag könnte allesHeil der Welt erreicht warden. Er spielte das Großeund Ganze nicht gegen das Kleine, Gebrocheneaus. (…) Die These von der gesellschaftlichenKomplexität war der rote Faden seiner Überzeugung.Er führte neue Vokabel in die österreichischeDiskussion ein. (…) Er sprach von Radikal-demokratie, von Streitkultur oder Vernetzung, undzwar lange bevor diese Wöter abgenutzt waren.Viele hatten mit den Jahren verlernt, Peter Kreiskygebührend zu schätzen. Der Grund dafür liegt aufder Hand. Mit seinem Engagement erinnerte erviele an jene frühen Tage der Sozialdemokratie,die von nicht Wenigen nur allzugerne ausgeblen-det werden. Er war das wandelnde und radelndeMahnmal ihres schlechte Gewissens. Mit seinerBeharrlichkeit störte er sie auf, den er konnte jaauf alle zugehen, ob sie auf der Tribüne standenoder im Spalier. Er war nie auf Ehrungen aus,aber es hätte ihm gut getan, manche der ihm jetzterteilten Anerkennung noch vor seinem Tod zuhören.Und er hätte es verdient.

EVA BRENNER, Regisseurin, FLEISCHEREIRede nach dem Begräbnis, 18. 1. 2011,Concordia

Ich danke allen fürs kommen und für eure freund-schaft zu peter, zu mir, zum theater, das er sogeliebt und jahrelang ehrenamtlich unterstütztund mitbeworben hat ... gerade in den letzten jah-ren hat er seine liebe zur kunst wieder/entdeckt,neu entdeckt und viele wertvolle freundschaftenzu künstlerInnen geschlossen. Er war überzeugtvon dem weg einer synthese linker kräfte in die-sem land, mit aktivistinnen, künstlerinnen und

allen kreativen, mit menschen aus allen schichtenund kulturen. Ein rainbow, das war seine vision,eine neue linke, die es geben wird und gebenmuss, oder es wird keine geben in diesem land!Er war nicht nur brückenbauer und mann dersynthese, der solidarität und des handschlags, erhat – alleine und mit anderen mitstreiterInnen – andieser vision für eine „bessere“ zukunft gebastelt.Und so wäre er heute überglücklich euch alle hierzu sehen, friedlich nebeneinander, über peterredend, fotos anschauend, erinnerungen an peterund erlebnisse mit ihm austauschend. menschen,die er gut kannte, manche, die er vielleicht einpaar Mal traf und die er berührte weil sie ihnberührten, theatermenschen, künstler, intellektu-elle, kollegen, freunde, aktivisten, nachbarn ...Hier sitzt ein kleiner aber wichtiger teil der neuenwelt, die es zu bauen gilt und an die peter glaubte! Er hat die enge kooperation mit künstlerInnenimmer als kulturpolitisch relevante ergänzung undbereicherung seiner vielen anderen zivilgesell-schaftlichen aktivitäten gesehen – z.b. im republi-kanischen club – neues österreich, dessen mitbe-gründer und spokesman er war. Die kunst, zumal die politisch motivierte kunstwar für ihn ein weg, menschen jenseits rein logi-scher diskurse emotional und direkt zu erreichen– eine der radikal neuen formen der sozio/politi-schen basisarbeit, die es zu entwickeln gilt. Peter war ohne zweifel – besonders gegen endeseines lebens – ein mann der NEUEN PLURA-LEN LINKEN, die er mithelfen wollte, in diewelt zu bringen, und das tat er auch! Ich will hier worte von ingeborg bachmann zitie-rend abwandeln: bachmann sagte nach dem todvon paul celan: „Er war mein leben, ich habe ihnmehr geliebt als mein leben!“ Ich möchte überpeter sagen: „Er war mein leben. Ich habe ihngeliebt – genauso wie das leben!“ Ein gedankeabschließend, den ich am weg zum friedhof fass-te: „Peter hat ihm tod die größe seines vaters,bruno kreisky, erreicht!“

MICHAEL KOLLMER,Bibliothekar, AK-Wien

Liebe Eva,Peters Tod geht mir sehr nahe, ich habe einenmeiner engsten Freunde verloren, und ich weiß,dass deine Trauer von noch ganz andererDimension sein muss.Ich hatte mir ohnehin für heute vorgenommen,dir/euch meinen Nachruf für Peter zu übermit-teln. Der Text hat in der AK viele wertschätzen-de Reaktionen ausgelöst – für Peter, aber auch fürdie Angemessenheit des Nachrufs.Dir selbst ist mit deinem Nachruf gewiss dieumfassendste Würdigung des politischen Men-schen Peter Kreisky gelungen, ich habe bislangnichts Vergleichbares gelesen. Das Politische undder Mensch und beides in seiner Verschränkungist eindringlich gezeichnet und mit dem wichtigenzukunftsgerichteten Appell verknüpft, PetersIntentionen und reale Arbeit fortzuführen.

NACHRUF auf PETER KREISKY,für die FSG-Betriebsgruppe in der AK Wien

Unser lieber Freund und Genosse Peter Kreiskylebt nicht mehr. Der Tod ist eine Trennung fürimmer, das Ende von lebendigem Austausch und

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Kommunikation. Diese Endgültigkeit könnenwir, nach allem was wir wissen, nicht aufheben,aber wir können die Bitterkeit mildern und denVerlust. Sammeln und bewahren aller Erinnerungals Vergegenwärtigung des Freundes lässt unsanknüpfen an seine Lebendigkeit, gibt dieser einefortwirkende Kraft.Peter war mehr als 25 Jahre Mitglied desAusschusses unserer FSG-Betriebsgruppe, zwischen1996 und 2006 als ihr Vorsitzender. Damit istzwar nur ein Splitter seines vielfältigen und uner-müdlichen politischen Engagements angesprochen,doch die Gewerkschaftsbewegung war zweifellosimmer eines der zentralen Felder seiner politi-schen Arbeit: als Bewegung, die nicht nur dieökonomischen Interessen sondern in einem ganzumfassenden Sinn die humanen Emanzipations-interessen der ArbeitnehmerInnen zu vertreten hat.Viele Initiativen und Plattformen hat er auf so gutwie allen Feldern der Politik (jenseits enger Be-griffe davon) mitbegründet und mitgetragen –immer auch mit dem Ziel, unkonventionellesEngagement außerhalb traditioneller politischerInstitutionen zu ermutigen und zu ermöglichen,die hierarchische Erstarrung in diesen Institu-tionen aufzulösen, sie für Neues zu öffnen. Undinnerhalb der Sozialdemokratie stand er gewissfür die besten ihrer Traditionen.In der politischen Arbeit und Debatte warenPeters Beiträge nicht so sehr systematisch-konzep-tiv, kennzeichnend für ihn war vielmehr dasKreativ-Assoziative und der Blick für das Ganze.Das verlangte seinen FreundInnen und Ge-nossInnen einiges an Anstrengung und Geduldab, lieferte den systematischeren Naturen unterihnen dafür aber oft erst die notwendigen Impulseund überraschende Erweiterungen ihres Horizonts.In beinahe jedem Gespräch mit ihm – und dieGespräche gingen fast immer über die politischeSphäre hinaus – öffneten sich weite Gedanken-räume, die sich schnell assoziativ ausdehnen undbald eine Komplexität erreichen konnten, diemanchmal anregend und verwirrend zugleichwirkte. Peter misstraute dem Definierenden undDefinitiven, er schien unentwegt bemüht, jederÜberlegung, jedem Argument immer noch einenneuen, noch weiter differenzierenden Gedankenhinzuzufügen, um einem Thema, einer Person sogerecht, wie im jeweiligen Augenblick möglich zuwerden, um ihm/ihr keine Reduktion anzutun,um der größtmöglichen Wahrheit und Wahr-

haftigkeit willen. (...)Gerechtigkeit, Toleranz, Herrschaftskritik, Solidarität,Dialog, Verteidigung der Menschenwürde warenfür Peter unaufgebbare politische Leitkategorien,aber das waren auch Haltungen, die sein persön-lich-privates Handeln bestimmten und in Begeg-nungen mit ihm wohltuend wirkten. In seinemBemühen um Wahrhaftigkeit, um eine denMenschen privat und öffentlich gleichermaßenzugewandte Humanität ist Peter einen beachtli-chen, vieles und viele bewegenden Weg gegan-gen. Wir wurden durch ihn bereichert und inspi-riert – eine Bereicherung und Inspiration, dieunvergessen bleibt und ihre fortwirkende Kraftnicht verlieren wird.

ARI RATH (ehem. Chefredakteur Jerusalem Post)

Liebe Eva,Ich hoffe dass Du meine E-mail mit meineminnigsten Beileid zu Peters so frühzeitigen tragi-schen Tod erhalten hast. Ich trauere mit Dir.Wir haben uns in den letzten Jahren sehr gut ver-standen und wollten uns nach unserer letztenBegegnung im Oktober öfters treffen. Euer ge-meinsamer Besuch in Jerusalem wird immer inmeinen Gedanken bleiben. Ich trauere mit dir.

BRUNO KREISKY DEN WIR NICHT KANNTENDem Andenken von Peter Kreisky gewidmet

Anlässlich des 100. Geburtstags von BrunoKreisky, der in seinen 13 Jahren alsBundeskanzler Österreichs, dieses kleine provin-zielle Land zum Rang einer europäischenGroßmacht emporhob, fand Tom Segev es fürrichtig, Kreiskys Popularität mit der von Hitler zuvergleichen. In der „Ha‘aretz“-Zeitung vom22.10.2010, schrieb Segev: „Bruno Kreisky warder populärste Politiker Österreichs, nach AdolfHitler.“ Segev behauptete auch, dass man „imAußenministerium in Jerusalem davon ausging,dass der österreichische Kanzler an einer

Psychose leidet.“ Segev machte dieseBehauptung auch, als er in Wien seine, insDeutsche übersetzte Biografie über SimonWiesenthal vorstellte, der Kreiskys Erzfeind war.Segev schrieb seinen Artikel anlässlich derVeröffentlichung der neuen Biografie überKreisky von Wolfgang Petritsch, ein ehemaligerSprecher von Bruno Kreisky und hochrangigerösterreichischer Diplomat. Schade, dass Segeveinige wichtige Details in dieser neuen Biografieübersehen hat, die die Einstellung gegenüberIsrael von Bruno Kreisky, der jüdischer Herkunftwar, in ein positiveres Licht gestellt hätte. Wiezum Beispiel seine pragmatische EntscheidungEnde September 1973, die Forderungen palästi-nensischer Terroristen, die jüdische Geiseln ineinem Zug gefangen hielten, teilweise zu akzeptie-ren und das Transitlager für sowjetische Juden imSchloss Schönau zu schließen, aber gleichzeitigein anderes Durchgangslager in der Nähe vonWöllersdorf zu öffnen, wo er selbst nach demBürgerkrieg im Februar 1934 als politischerHäftling interniert war. Diese Lösung war imdirekten Widerspruch zu Gold Meirs festerForderung, Schönau wieder zu öffnen.Segev erwähnt auch nicht die geheime Missionvon Lova Eliav zu Bruno Kreisky im September1982, im persönlichen Auftrag von IsraelsMinisterpräsidenten Menachem Begin, mit derdringenden Bitte um Hilfe bei denVerhandlungen für einen Austausch vonGefangenen aus dem Libanonkrieg. Kreiskybeauftragte sofort seinen Büroleiter und ehemali-gen Botschafter in Beirut, Herbert Amry, dieAufgabe eines Vermittlers bei den Ver-handlungen zu übernehmen. Eliav war etlicheMonate in einem Büro im Bundeskanzleramttätig. Wäre man in Jerusalem davon ausgegangen,dass Kreisky ein Psychopath sei, wie Segev esbehauptet, hätte Begin Eliav nie mit so einerMission beauftragt.Auch Segevs Behauptung, als ob Kreisky Israeldie Information eines bevorstehenden Angriffsvon Ägypten vorenthalten hätte, die er von einemhochrangigen ägyptischen Vertreter kurz vor demJom-Kippur-Krieg erhalten hat, ist grundlos.Petritsch zitiert den bekannten, in Wien gebürti-gen, israelischen Journalisten Jeschajahu Ben-Porat, der sein erstes Interview mit Bruno Kreiskyam 4. Oktober, 1973 bekam, einen Tag nach demdramatischen Treffen mit Golda Meir. Bei die-sem Gespräch anvertraute Kreisky Ben-Poratdiese geheime ägyptische Information, unter derBedingung sie nicht zu veröffentlichen. Das ist einüblicher Weg von Politikern, um vertraulicheInformationen zu übertragen. Man kann mitSicherheit davon ausgehen, dass der verstorbeneBen-Porat genau wusste an wen er diese wichtigeInformation weitergeben soll. Ein enger Mitarbeitervon Kreisky berichtete über den erheblichenSchock, der ihn überkam, als er von dem ägypti-schen und syrischen Angriff hörte. Segev betontdie Ironie bei der Hilfe, die Bruno Kreisky für dieEinwanderung sowjetischer Juden nach Israel leis-tete. „Kreisky hat für den Zionismus mehr getan,als die meisten führenden Politiker der Welt,“schreibt Segev. Er verzichtet jedoch den enormenUmfang dieser Hilfe zu erwähnen, sowohl wie dieTatsache, dass mit der persönlichenGenehmigung von Bruno Kreisky (alsAußenminister) schon von Anfang der sechzigerJahre, Wien das Hauptzentrum der geheimenKontakte der Sonderabteilung des „Mossad“ für

© Eva Brenner

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die Auswanderung der sowjetischen Juden war.Von 1968 bis 1986 sind 270,000 sowjetischeJuden über Wien nach Israel eingewandert.Es ist auch interessant, Bruno Kreiskys Reaktionbei seinem ersten Treffen mit Jasser Arafat imMärz 1974 in Kairo zu erwähnen. Das Treffenfand auf Verlangen des Ägyptischen Präsidenten,Anwar Sadat, statt. Als der Vorsitzende der PLOam Anfang des Gespräches sagte, dass Israel ver-schwinden müsse, erwiderte Kreisky sofort: „HerrVorsitzender, sollte Israel verschwinden, dannverschwinden auch Sie. Es ist genug Platz inPalästina für Sie beide.“Im September 1991, über ein Jahr nach KreiskysTod, erklärte Teddy Kollek im Rathaus in Wien:„Wir haben Bruno Kreisky Unrecht getan. Wirhaben nicht ausreichend seine Unterstützung fürdie Einwanderung der Juden aus der Sowjetuniongewürdigt. Wir haben auch nicht zeitlich aner-kannt, dass er mit seinen Verbindungen mit denPalästinensern einen Dialog mit Israel herbeifüh-ren wollte, als den einzigen Weg, um Frieden undSicherheit zu erreichen. Kreisky war seiner Zeitvoraus.“ In seinen letzten Tagen, im Juli 1990, batKreisky seine Physiotherapeutin, ihmGeschichten von dem jüdischen Städtl vorzulesen.P.S.: „Bei Peter Kreiskys Begräbnis am 18. 1.2011 habe ich mich, auf Wunsch der Familie, amoffenen Grab mit dem Hebräschen Kadisch undEl-Male-Rachamim Gedenkgebet an den barmher-zigen Gott von ihm verabschiedet.“ A. R.

ARNO ASCHAUER, Filmemacher

(…) Auch so kann man gegen das Establishmentopponieren- ruhig, sachlich und doch mit unver-kennbarer Leidenschaft für das Gute, Mensch-liche. Humanismus und Widerstand müsseneinander nicht ausschließen. (…) Er wird uns feh-len. Gerade jetzt in ener Zeit der intellektuellenVerödung, der Ungeniertheit der besitzendenKlasse im Zusamenraffen von noch mehr (…).Seien wir in Peter Kreiskys Sinn weiterhin wach-sam. In der Beziehung war sein Herz ein junges,weltoffenes.Wie tragisch, dass das anatomische Herz demmenschlichen Leid, das in diese Offenheit aucheindringen konnte, nicht mehr gewachsen war.

JAKOB MYTTHEIS, ehemals Obmannvon Spartakus und Präsident von LongoMai, katholischer TheologeEin Sammelpunkt war er, mehr und mehr, fürAlle, die menschlich fühlen und politisch denkenwollten. Mit ihm stirbt sein Vater ein zweites Mal.Und vielleicht die ganze Dynastie von ViktorAdler, Karl Renner, Otto Bauer, ja, Franz Benya,Franz Jonas, Adolf Schärf.Uralt wie die Menscheit leider auch Gier,Korruption und die vielen schillernden Nuancennicht so sehr allein des offenen Bösen als viel-mehr jener endlosen Versäumnisse, Trägheitenund Feigheiten … Das alles kanntest Du undbekämpftest Du als Wissender, Peter! Vor allemaber auch ein stets optimistischer und neugierigStaunender und Suchender, nach neinen Wegenund Zielen in einer Zeit, wo die Linke sich wiederfinden und neu definieren muss.

JUTTA SCHWARZ, SchauspielerinLiebe Eva, ich bin tief betroffen von Peters Tod, kannes bis jetzt nicht fassen, hab‘ ihn noch AnfangDezember in der Burggasse getroffen, fröhlich undherzlich, wie immer, und er hat auch gesagt es gehtihm gut. Jetzt ist er nicht mehr da – und der Verlust istenorm, das ist wohl noch gar nicht abschätzbar, er fehltmir schon jetzt als Mensch – und er fehlt uns allen, alsKultur/Politiker. Liebe Eva, ich kann ahnen wie sehrund auf wie vielen Ebenen Dich das trifft, ich umarmeDich – und halte mich weiterhin auf dem Laufenden,wie uns alle, die wir Peter gekannt haben, und Dir undder Fleischerei nahe stehen. In Liebe, Jutta

LORE HEUERMANN,Bildende Künstlerin/Zeichnerin

Liebe Eva!Mit Peter, das tut mir sehr leid! Ich habe immersehr gerne mit ihm geredet, wir hatten eineZeitlang auch denselben Homöopathen Dr. Klaar,wo wir uns sehr oft trafen. Noch früher, war er miteiner Gruppe Menschen auch bei mir und saß anmeinem runden Tisch, und ich meinte er hätteÄhnlichkeit mit dem Kreisky, ich kannte ihn ja da

noch nicht.Einmal haben wir gemeinsam „Mundraub“begangen in N.Ö. – Mais zum Grillen bei meinerFreundin Traudl Karlson, wo wir gemeinsameinen Sommer verbrachten.Ich kannte ihn ja seit Anfang der Siebziger, ichwar in einem der „Horizonte“ Arbeitskreis, er ineinem anderen. So trafen wir uns alle manchmalum uns auszutauschen. Ich denke an Dich und wünsche Dir viel Energiefür alle Veränderungen.

JAROSLAV KÓRAN, Musiker, Prag

Dear Eva, dear friends, I'm sad and I'm verysorry... ! Greetings, Jaroslav aus Prag

MARGIT HAHN, AutorinLiebe Eva, es ist so berührend, und ein großerSchmerz. Besonders für Dich, denn Peter warDein Lebensmensch, ein großartiger Partner: ihrhabt Euch gefunden und gebraucht. Ihr wart auchHerausforderung für Euch selbst. Es war stetsschön, Euch miteinander zu sehen, wieviel Leiden-schaft da war in Euch und mit Euch, auch im lei-denschaftlichen Diskutieren und Streiten undVersöhnen, aber stets geprägt auch von vielLeichtigkeit, da war sehr viel lachen … So wie erDein Hafen war, warst Du auch seiner. Eine ArtHeimat. Ihr wart Euch Bereicherung und An-regung. Ihr habt Euch hoch gekurbelt und weiter-gebracht. Ihr habt miteinander gelebt und gear-beitet und gedacht und weitergedacht und ja eswar eine große Liebe. Und Du warst ihm eineinspirierende Partnerin mit Deinem Kampfesgeist.Und es ist furchtbar traurig zu sagen, es war einegroße Liebe. Peter fehlt, er wird immer fehlen. Ich bin für Dich da. Feste Umarmung. Alles Liebe, Margit

MARKUS KUPFERBLUM, Regisseur, Clown

Liebe Eva! Gerade lese ich die Nachricht überden Tod von Peter und bin völlig schockiert!

Ich wünsche Dir viel Kraft über das Weggehendieses wunderbaren Menschen zu kommen.Peter Kreisky ist zeit seines Lebens zur streitbarenund verlässlichen Symbolfigur der geistigenUnabhängigkeit und des politischen unkonfor-mistischen Widerstands geworden - gegen allenPartei- und Familiengehorsam.Diese unbestechliche und klare Haltung hat erauch in seiner Arbeit für die "Fleischerei" gezeigt,die er gemeinsam mit Eva Brenner bis zuletztgeführt hat und die stets mutige künstlerische undkulturpolitische Impulse in dieser Stadt setzt. Erbleibt mir als Mensch, als Denker und als Aktivistunvergessen.

PAUL GULDA, Pianist, Komponist

liebe eva brenner,ich saß – zufällig – am online-standard, als diemeldung hereinkam, und wusste sofort, dass ermir fehlen wird, obwohl wir uns gar nicht so oft

© Elisabeth Handl

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begegnet sind. Natürlich, wir hatten etwas gemein-sam ... das haben wir uns wohl immer wiederstumm signalisiert. noch einmal: danke für diesenmenschlichen, warmherzigen, wahrlich wert-schätzenden nachruf.

PETER SCHWARZ, Geschäftsführer ESRA

Liebe Eva, die Nachricht vom plötzlichenAbleben von Peter hat mich zutiefst bestürzt. Ichmöchte Dir mein innigstes Mitgefühl und meineTrauer aussprechen. Noch vor zwei Jahren hatteich ja die Gelegenheit, mit ihm während desEgon-Schiele-Festivals in Tulln ausführlich zureden und angeregt zu diskutieren. DieTodesnachricht von Peter hat mich wie ein Blitzgetroffen. Er starb viel zu früh und lange vor sei-ner Zeit. Ich habe Peter als Menschen undWissenschafter sehr schätzen gelernt. Ich werdeihm immer ein ehrendes Andenken bewahren.

ROMANA SCHULER,Kunsthistorikerin, Kuratorin

Liebe Eva, mein ganzes tiefes Mitgefühl für denplötzlichen Weggang Deines Peters. Für uns wares nicht der richtige Moment, das er so geht! Eskommen dann unweigerlich die Fragen: warumjetzt, warum er, warum auf diese Art und Weise?Die schönen Erinnerungen und Vorstellungendes geliebten Menschen bleiben in uns verankert,das alles bleibt tief im Inneren in unserem Herzenund in den Gedanken und hilft ein wenig dieEndlichkeit zu besiegen. Du warst für ihn daswichtigste und eure gegenseitige Liebe, Nähe,Achtung und Anerkennung wurde von allen wahr-genommen!

ULA SCHNEIDER, Bildende Künstlerin,Leiterin SOHO-in-OTTAKRING

Liebe Eva, die Nachricht über Peter KreiskysTod ist furchtbar traurig und ich habe volles

Mitgefühl mit Dir – das muss sehr schwer sein.Ich wünsche Dir Kraft und Mut, zunächst wirdeinmal die Trauerarbeit im Vordergrund stehen –das ist vor allem für dich ein langer Prozess.Ich muss immer wieder an unser letztes Treffenkurz vor Weihnachten denken – so viele kleineDetails fallen mir ein. Toll, dass ihr ein performati-ves Ritual in Memoriam plant. Da können allenoch einmal Abschied nehmen. Dann geht dieArbeit weiter – wenn ich dich in irgendeiner Formunterstützen kann ... Ich habe tiefen Respekt fürdie Arbeit und das Engagement von Peter Kreisky!

RENATE GANSER,Kulturwissenschaftlerin

Liebe Eva, ich habe Peter im Zusammenhang mitDir kennengelernt und das war sehr eindrücklichund gerade durch diesen Zusammenhang hat sichmir das Bild, das natürlich auch mitgeprägt war,von dem was man eben sonst so weiß, zu einemrichtigen großen Menschenbild geformt. Einwesentlicher Bestandteil davon ist: Zartheit,unendliche Zartheit mit der großen hilflosenSehnsucht, sie so richtig ausleben zu können.Nichts rührt mehr bei einem Mann. Und Dudaneben, die ihm tausendundeinmal alle politi-schen Ambitionen tragen halfst. Eine ersehnteDimension, wenn auch nicht ohne Wider-sprüche, denn das Erbe wiegt, je älter man wird,umso schwerer. Ich bin dankbar, dass ich Euchzusammen erlebt habe; es war erfreulich und vollvon all dem forschendem Wuseln, das Mann undFrau im besten Falle weiter in der Entwicklungtreibt. Über sein großes, tief-verständnisvollesEngagement für die großen Belange und dieGerechtigkeit in der Welt brauche ich Dir nichtserzählen – Ich versteh den Tod nicht!

CLAUDIA VON WERLHOF,Frauenforscherin, Universität Innsbruck

Liebe Eva, ich höre gerade im Radio, dass Peterauf Mallorca gestorben ist! Das ist ja furchtbar. Es

tut mir so leid! Kann ich irgendwas für dich tun?Magst du herkommen?Es umarmt dich ganz fest, Claudia

TONI SILVER, Performerin, New Yorkliebe eva,i am in shock. i do not read the papers here andwe have been in and out of town, so i just heardabout peter last night from ursula pasterk. i cannotimagine what you must be going through, and ididn't want to call and bother you. what a lovelyman he was and i am so sorry for your loss.i am here for another week if you feel up to mee-ting or talking. let me know if it is alright to call you.my thoughts are with you and monika & i bothsend love and our deepest condolences. xo.....T.

PETRA ORINA ZIZENBACHER,Medizinerin, Naturheilerin

Liebe Fr. Dr. Brenner!Ich habe durch die Medien vom Ableben Dr.Kreiskys gehört. Durch Ihre Aussendungen habeich miterlebt wie eng Sie mit ihm gearbeitethaben. Auch wenn ich noch nicht life da war - ichfühle es ist wichtig was Sie tun.Es ist ein Geschenk kreativ leben zu können.Es ist ein Geschenk Kreativität zu teilen.Sie Beide haben dieses Geschenk geteilt.

HEIDI RIEGLER, Press Agent,JOSEPH BRUNO, Architect, New York

Eva, habe dich gerade versucht telefonisch zuerreichen. Das ist ja schrecklich, tut mir furchtbar leid.Mein ganz tiefes Beileid an dich. Ich umarmedich ganz fest, schicke dir viel positive Energiezum stark bleiben.

MAREN RAHMANN, Schauspielerin,SEPP NEUSTIFTER,Grüner Gemeinderat, Wien Hernals

Liebe Eva! Seit wir von Peters Tod erfahrenhaben, denken wir – Maren und Sepp – immerwieder an Ihn. An das, was wir Schönes mit Ihmund Dir erlebt haben: Urlaubstage, Diskussionen,die Arbeit an gemeinsamen Projekten, wo er unsmit Rat und Tat zur Seite stand. Immer wiederüberraschte er uns mit seiner großenFreundlichkeit, wie er offen und immer mitZuneigung auf uns zuging. Momentan ist es ein-fach nicht vorstellbar, Peter nicht wieder zu tref-fen. Was sollen wir tun? Für uns alle und beson-ders für Dich ist es ein großer Verlust, dass Peternicht mehr bei uns ist. Doch seine gütige Art zusein und dem Leben Würde und Sinn zu gebenwird nicht verloren gehen.

© Eva Brenner

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SAKINA, Kurdische Aktivistin,Sängerin, Autorin

FÜR PETERMögen Tod und Leben wie ein unüberwindbarerAntagonismus erscheinen, so bleibt dennoch dieErkenntnis, dass der Tod zum Leben gehört. Esscheint, dass während das Eine sein Zepter führt,das Andere nicht bestehen kann. Es gibt jedochMenschen, die in ihrem Leben dem LEBENeinen ganz eigenen Sinn geben, wodurch sie wei-ter existieren, obwohl ihre sterbliche Hülle nichtmehr unter uns weilt. Peter gehört zu diesenMenschen.Wenn ich an ihn denke, und ich denke viel anihn, kommt mir seine Liebe für die Menschen inden Sinn. Aber auch seine ihm ganz eigeneBescheidenheit. Seinen Jahren zum Trotz hatte eres immer verstanden das Kind in ihm zu bewahren.

Deshalb werden wir unser diesjähriges Straßen-theater im Gedenken an ihn aufführen. Wir wer-den für IHN spielen, aber noch besser, noch tief-gehender.Schon jetzt weiß ich, dass wir ihn - der sich fürkeine Aufgabe zu schade war, der allenMenschen, ob jung oder alt, etwas mit auf denWeg geben wollte – schmerzlich vermissen werden. Wir werden nun erst recht sein Werk fortsetzten,in dem wir statt seiner uns für den Erhalt desTheaters einsetzen. Und ich bin mir sicher, dass uns auf diesen Wegstets die Spuren seines Wirkens begegnen wer-den. Wenn wir seiner nun gedenken, schmerztdie schier unbegreifliche Leere, die sein Tod hin-terlassen hat. Wir werden mit dieser leben müs-sen. Doch ich weiß auch, dass er in naher Zukunftein Lächeln auf unsere Lippen zaubern wird,wenn wir an ihn denken; an Peter, einen wahrenMENSCHEN.

BEATE SCHASCHING,Vizepräsidentin LSR NÖ,Frauennetzwerk Neulengbach, ehem. NationalratsabgeordneteLiebe Frauen! – Als einer der wenigen Männer,die immer wieder zu Veranstaltungen unseresFrauennetzwerks gekommen sind ist euch/unsallen Peter Kreisky in lebendiger Erinnerung! Ichwerde niemals unsere zufällige Begegnung amFlughafen Schwechat bei unserem Abflug zur ers-ten Frauennetzwerkreise 2002 nach Brüssel ver-gessen – und die darauf folgenden gemeinsamenStunden und Diskussionen! Ich werde ihn sehrvermissen und möchte euch daher den Nachrufseiner künstlerischen Freundin Eva Brenner, diewir auch seit vielen Jahren im Netzwerk kennen,nicht vorenthalten! Den Worten, die Eva formu-liert hat, ist nichts hinzuzufügen! Eure Beate

MICHAEL GENNER, Menschenrechtsaktivist,Obmann Asyl-in-Not

Peter Kreisky ist tot. Die Linke in Österreichhätte ihn noch viele jahre gebraucht. Er hat jahr-zehntelang die zentralen politischen Kämpfe die-ses Landes mitgekämpft. (…)Peter Kreisky war ein ganz bescheidener Mensch,der keinen Wert auf Ehrungen und große Wortelegt. Ihm ging es immer um die Sache. Er hat stetsweitergemacht, unter widirgen Umständen, ohneseine Kräfte zu schonen.Darum geht es für uns, für die Linken in Öster-reich auch jetzt:Wir werden weitermachen – leider ohne ihn.

JOANNA NITTENBERG,Zeitungsherausgeberin (ILLUSTRIERTENEUE WELT)

Liebe EvaTieferschüttert habe ich die Nachricht vom plötz-lichen Ableben von Peter erfahren. Möchte Dirauf diesem Wege mein aufrichtiges Beileid aus-drücken. Wünsche Dir viel Kraft um diesenSchicksalsschlag zu bewältigen.

PETER ULRICH LEHNER,Herausgeber „Mitbestimmung“liebe eva,bei peter waren menschliches und politisches han-deln eins. er strahlte geschwisterliche wärme indie welt aus. er wird uns fehlen. ich fühle mit dirund allen anderen, die seinen tod ebenso empfin-den. es wird einige zeit dauern, ehe mein inneresdarob zur ruhe kommt.danke für deinen hinweis auf das neue peter kreis-ky-zentrum für solidarität. ich bin deinem donati-

on-appell in der form nachgekommen, dass ichmeinen bisherigen jährlich einmal (im februar)fälligen dauerauftrag von bislang 30 euro auf 60euro erhöht habe, was monatlichen fünf euro ent-spricht. mehr geht bei einer dreistelligen empfän-ger/innenliste meiner gesamten einmal-dauerauf-träge leider nicht. ich bitte dich um dein verständnis.

liebe grüße/eigeia sou/selam/salve/ciao/zdravo/shalom/salam/schukar di/saludos carinos/srdecnépozdravy/distinti saluti/avec compliments/medhjärtliga hälsingnar/tisztelettel/z powazaniem/withcompliments/amikajn salutojnulo

WOLF-DIETER NARR,Politikwissenschafter, Berlin

Liebe Experimentaltheatraliker,ich stimme mit allem überein, was Ihr über PeterKreisky geschrieben habt.Ich habe Peter zum ersten Mal 1973 getroffen, alser mit Eva als Scholar am IHS dort an meinenlehrenden Versuchen teilnahm, Daraus wurdeeine lebenslange politische, emphatisch sozialisti-sche und persönliche Freundschaft.Wahrscheinlich kann ich, schon weil ich fern undalt in Berlin weile, beim gemeinsamen aktivenPeter-Gedenken nicht in irgendeiner Funktionteilnehmen.Sollte ich mich täuschen, meldet Ihr Euch.Im intensiven commemoria

GERTRUDE MOSER-WAGNER,Bildende und Konzept KünstlerinMail an Dr. Andreas Mailath-Pokorny,Kulturstadtrat Wien (18.12. 2010)

Sehr geehrter Herr Kulturstadtrat!Ich unterstütze dringend die Empfehlung für eine

weitere Basisfinanzierung für die unverzichtbareArbeit der Fleischerei von Eva Brenner undihrem Team, deren Projekttheater-Abendeselbstgestellte Aufgaben der Vernetzung undVermittlung im Sinne von heutiger Aufklärungübernehmen.Ich spreche hier als Teil des Publikums.Sie sind schlicht das, was ein „Bodenleben“ fürdie Erde unter unseren Füßen bedeutet: lebendi-ger Prozess! Denn ein ausgetrockneter Boden istnicht fruchtbar, bringt nichts hervor. So ist es auchmit dem Begriff der Stadt, die ja ein sozialerRaum ist, der sich ständig verändert.Insofern ist hier, in meinen Augen, das vorliegen-de Theaterselbstverständnis als eine ursprüngli-che Kommunikation behauptetet. Diese wirdeinem Publikum durch jene typische Projekt-theater-Mischung von performativen Bildern undrealen (öffentlichen) Personen und durch multi-linguale und gesellschaftspolitische Diskurse ganzanders bewusst als im „normalen“ Setting unddadurch zum nachhaltigen Eindruck. DieTheaterabende sind als mediale Vermittlung (viaOKTO-TV) genuin und zeitgenössisch weiterge-tragen als ein Stück urbaner Realitätsübersetzung –ähnlich der Kunst im öffentlichen Raum imBereich der bildenden Kunst – eine Theaterformdes Solidarisch/Partizipativen und Inter-kulturellen, die man in anderen Theatern Wiensnoch lange suchen wird können.Diesen Selbstauftrag von Projekttheater Fleischereiund die damit verbundene Verausgabung wirdman seitens der Stadt weiter respektieren, alsofördern müssen.

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Was es ist

Was es istEs ist Unsinnsagt die VernunftEs ist was es istsagt die LiebeEs ist Unglücksagt die BerechnungEs ist nichts als Schmerzsagt die AngstEs ist aussichtslossagt die EinsichtEs ist was es istsagt die LiebeEs ist lächerlichsagt der StolzEs ist leichtsinnigsagt die VorsichtEs ist unmöglichsagt die ErfahrungEs ist was es istsagt die Liebe

Erich Fried

Ausfahrt(…)

Da ist etwas mit den Tauengeschehen,man ruft dich, und du bist froh,dass man dich braucht. DasBesteist die Arbeit auf den Schiffen,die weithin fahren,das Tauknüpfen, dasWasserschöpfen,das Wändedichten und dasHüten der Fracht.Das Beste ist, müde zu sein undam Abendhinzufallen. Das Beste ist, amMorgen,mit dem ersten Licht, hell zuwerden,gegen den unverrückbarenHimmel zu stehen,der ungangbaren Wasser nichtzu achten,und das Schiff über die Wellenzu heben,auf das immerwiederkehrendeSonnenufer zu.

Ingeborg Bachmann (Aus: Diegestundete Zeit, 1953 Frankfurtam Main)

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nach W. H. Auden Stop all the clocks, cut off thetelephone,Prevent the dog from barkingwith a juicy bone,Silence the pianos and withmuffled drumBring out the coffin, let themourners come.

Let aeroplanes circle moaningoverheadScribbling on the sky the mes-sage He Is Dead,Put crepe bows round thewhite necks of the publicdoves,Let the traffic policemen wearblack cotton gloves.

He was your North, yourSouth, your East and West,Your working week and alsoSunday rest,Your noon and midnight, yourtalk, your song;We thought that love wouldlast for ever: We were wrong.

The stars are not wanted now:put out every one;Pack up the moon and disman-tle the sun;Pour away the ocean andsweep up the wood.For nothing now can evercome to any good.

ULI KRUH, Aktivistin,FORUM SOZIALEGERECHTIGKEIT

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GERTRAUD AUER BOREA D‘OLMO,Geschäftsführerin, Bruno Kreisky-Forumfür Internationalen Dialog

Ich möchte dir mein tiefes Mitgefühl ausdrücken.Du hast es sicher sehr schwer.UmarmungDeine Gertraud

DIDAR CAN, Kurdische Aktivistin Liebe Eva,erstens herzlichen dank für dein liebes email. Indieser zeit habe ich auch sehr oft an dich denkenmüssen und unsere ganz kurzen, aber herzlichengespräche betreffend peter, mit einem lächeln imgesicht, in erinnerung gerufen! UND ich kann mirwirklich gut vorstellen wie es dir geht und gleich-zeitig weiß ich es aber auch, dass du mit viel kraftund zuversicht diesem verlust entgegen wirkenkannst … ja, ist es denn nicht so mit der wertschätzung, dasserst wenn sich jemand, vor allem unerwartet, vonuns verabschiedet uns klar wird, was wir eigentlichverloren haben …

alles was du gesagt/geschrieben hast, kann ich nurbestätigen und unterstreichen. er war es durchausbescheiden und sehr natürlich. so habe ich ihnerlebt. eins habe ich aber leider verpasst. gesprä-che, so richtige meine ich, diskussionen hätte ichso gern mit ihm geführt … aber ich war da einfachzu passiv oder müde was auch immer … oder viel-leicht dachte ich, dass wir eh noch genug zeit haben!!!Ich glaube, es war eher seine bescheidenheit undnatürlichkeit warum so manche ihn nicht „ge-schätzt“ haben. weil die menschen eine falschevorstellung von der macht und politik haben.denn er sollte autorität und überheblichkeit aus-strahlen … noch dazu wenn er sohn eines bundes-kanzlers war/ist. die bescheidenheit und natürlich-keit können die menschen heutzutage schwerertragen bzw. nicht verstehen, weil es einen zumnachdenken verleitet und weil es nicht ins augesticht. weil die darin versteckte tiefe und mit liebeverbundene humanitäre weltsicht nicht verstan-den wird und weil die eigene unwissenheit undoberflächlichkeit arrogant und kleinlich macht … ob wir für ihn in wien hätten viel mehr machenkönnen weiß ich nicht aber die art und weise wieer gestorben ist ehrlich gesagt zu beneiden und istihm würdig! du hast recht er wird uns fehlen!danke für die fotos auch. die sprechen für sichund sind einfach wunderschön …deine mittrauernde didar

DIETER SCHRAGE, Kulturwissenschafter

Liebe Eva, während ich in den letzten beidenTagen an der Konzeption einer linkenWahlplattform gearbeitet habe (ich habe dir dieseschon zugesandt), musste ich viel an dich undselbstverständlich auch an Peter denken. Und soist es mir ein großes Bedürfnis, dir mein tiefstempfundenes Mitgefühl für deinen persönlichenVerlust eines geliebten Menschen auszudrücken.Als ich am Montag nach Weihnachten dieEinladungen zu den vielen Bruno Kreisky-Veranstaltungen bekam, sah ich, dass das komplexeThema „Bruno Kreisky und die Linke“ nirgendsbehandelt wurde. Und ich fasste den Entschluss,solch eine Veranstaltung anzudenken. Dabei warPeter eine zentrale Person. Und am Abend dieMeldung von Peters unfassbaren Tod in denNachrichten.

Nun sind einige Tage vergangen und ich habe dieIdee einer Veranstaltung „Bruno Kreisky und dieLinke“ wieder aufgegriffen. Und ich meine, wirsollten sie bald machen (etwa im April). Und jetzt,tragisch genug, „in memoriam Peter Kreisky“.Am besten, wenn dir das zusagt, in der„Fleischerei“. Ich würde die Moderation machen,ihr war lange bei den SPÖ-Linken und habe sienach Alfred Konecny eine Zeit lang koordiniert.Ich bitte dich, um deine Rückäußerung.Alles Liebe und „la lotta continua!“

FRANZ NAHRADA, Soziologe, Hotelier

Fassungslos!Liebe Eva, ich bin tief betroffen und trauere mitDir um Peter.Die Fragilität unseres Lebens ist in keiner Weisekommensurabel mit den Aufgaben vor die wirgestellt sind, das bekommen wir immer wiederschmerzhaft zu spüren. Aber dass es so heftig seinmuss? Was sollen wir da noch sagen ... und sollendennoch nicht aufhören weiter zu kämpfen, zuerforschen, zu ergründen und gestalten.Ich wünsch’ Dir innere Stärke und innere Ruhefür eine geduldige Arbeit am Abschied in Liebe.

GABY ALDOR, Schauspielerin,Regisseurin, Tanzkritkerin, Tel Aviv

oh my dear Eva, you will go through it. this is theway of the living. bid him farewell, he had a goodlife. the sorrow is part of it all, it is very painful.good that you have this meeting after the burial,and it is a comforting thought to know he will benow with his dear parents ... the theory of Peterfreezing seems like a slightly sick fantasy. mostlikely he had a heart attack, and he felt somethingwas wrong. people like to dramatize events, itmakes them important ...I embrace you and send you some good andwarm thoughts.Your letter of invitation for the farewell from dearPeter is so strong and tragic and courageous. theface that the bundespresident will be present andtalking only emphasizes the greatness, sometimeoverseen, of Peter.Sending love, best regards to the family. Gaby

GUNNEL JONSSON-MONIKANDER,Sozialdemokratische Politikerin,Schweden

Dear Eva and Evelyn!I am shocked, and very very sorry. The day beforeyesterday I called a friend in Vienna and he askedme what I thought about the death of Peter K.First I thought that it was a bad joke, mistake orsomething, because we haven´t heard a word aboutit in Sweden. Then I realised, that my friend wasvery serious and I suddenly was out of wordswhich is very unsual for me.Now I have been out oneline, so I know what hap-pened.As a matter of fact,for the moment I don´t knowwhat to write or why I started this letter to you, Ionly felt that I had to talk to somebody sharing mysorrow. I´ll stop now and write more when Imanage to pull my thougts together a little more.GunnelDear Eva!This is not for comforting you, because I knowthat there are no such ridiculous items as comfortin your situation. But I do believe that life or fate,whatever you prefer to call it, can take away fromyou what you have, but it can never take awaywhat you have had. And you had Peter, youowned him in a way that we his friends can onlyimagine. And as long as that follows you in life,Peter is in a way still alive, not only for you, buteven for us.And this last days I been thinking of some wordsthat I read 1963 after the Kennedy murder.„Don´t let it be forgot that once there was a spotfor one brief shining moment it was known asCamelot.“ You know who was your Camelot.Thank you for your long and beautiful letter.Gunnel

HEINI STAUDINGER, Unternehmer (GEA)

Liebe eva,jetzt ist der peter tot. Ich danke dir, dass ich vondir die gelegenheit bekam an diesem abend mit-zuwirken. Ich kannte den peter von diversen ver-anstaltungen und doch hatte ich nie persönlichmit ihm zu tun. Ausser damals eben. Und damalshabe ich ihn genossen. Ich hatte ein bisschen dasgefühl, ... er mich auch.Aus unserem geplanten treffen im waldviertelwird jetzt nix. Dafür solltest du einmal kommen.Dann gehen wir spazieren und du erzählst mirvon ihm. Bitte.Wir wissen es immer, dass wir da nicht ewig blei-ben können und doch kann mich so eine todes-nachricht so unvorbereitet treffen. irgendwiegefällt mir die idee, dass mit dem tod nicht alleshin ist. dass wir im sterben nur das erdenkleidzurücklassen. Eva, bitte komm einmal, bis bald,herzlich, dein heini

ANGÉLICA CASTÉLLO, Musikerin

Liebe Eva!mit Bestürzung habe ich vom Tod Peters erfah-ren. Ich habe ihn durch Dich kennen gelernt undeure Liebe und Komplizität wird mir immer inErinnerung bleiben. Ich wünsche dir viel Stärkeund Liebe! Sinceramente, Angélica

© Eva Brenner

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MICHEL CULLIN, Parisdiplomatische Akademie WienLiebe Eva Brenner, ich habe die traurigeNachricht zufällig bei der Lektüre von österrei-chischen Zeitungen erhalten. Ich bin sehr getrof-fen! Du kannst mit mir rechnen, sein Erbe weiterzu fördern. Herzlichts und dennoch ein schönesneues Jahr, Dein Michel Cullin

REPUBLIKANISCHER CLUBNEUES ÖSTERREICH

Wir trauern um Peter KreiskyEr war ein enger Freund, er war einer der

Gründer, ein Vorstandsmitglied und ein Mentordes Republikanischen Club – Neues Österreich.Peter setzte sich für die Erinnerung an dieVergangenheit ein, ohne darüber die Vision fürdie Zukunft zu vergessen. Sein Engagement galtdem Werden einer solidarischen Gesellschaft,sein Augenmerk gehörte dem einzelnenMenschen, der Hilfe brauchte. Er kämpfte gegenRassismus und für eine Welt jenseits derRessentiments. Sein Horizont reichte weit überdie Grenzen Österreichs hinaus. Er wird uns sehr fehlen.Doron Rabinovici, Sibylle Summer, SilvioLehmann, Jacqueline Csuss, Andrea Mautz,Brigitte Lehmann, Alexander Emanuely, MichaelKollmer, Peter Bettelheim

ANNEMARIE KLINGER,Kulturproduzentin, Lektorin

Liebe Eva,ich sehe mir die unterschiedlichen Berichte anund bin trotzdem noch nicht fähig es zu begreifen.Mein herzliches Beileid! Auch wenn ich damitnicht deine tiefe Trauer und deinen Schmerz lin-dern kann, so möchte ich dir doch sagen, dass ichan dich denke. Es ist eine sehr große Lücke, diePeter hinterlässt und ich bin froh, dass ich ihnkennenlernen durfte.Ich wünsche dir alle Kraft, die es nur gibt.

ATAY CITRON,Leiter des Department of Theater,Haifa University

Dearest Eva,I heard the sad news from Igal, and now I hear itfrom you. It is really sad to lose a partner, so goodand so close, so loved and so admired. The onlyconsoling thought I have is that he died during astroll in the woods in Mallorca. This sounds like agood place to die in. Much better than hospital,for example. But I suppose that for you, there isthe loss first and foremost, and all I can do is tosend you a big, long hug and to wish you that youmourn him in good company of family or friends.We, Jews, have the tradition of Shiv'a, which ismourning the dead for seven days and nights inhis/her home or the home of relatives. During thisperiod of mourning, friends and relatives come toconsole you, and they bring food and drinks, and

together, you reminisce, look at photos of thedeceased and try to come to terms with his death.Other cultures have other customs. I just hopethat you have something and someone that canspend this period with you, to help and support you.

BERIT BACHMANN, KostümbildnerinLiebe Eva!Es tut mir unendlich Leid für Dich. Du hast einenso wichtigen Freund verloren und nichts bleibt alsErinnerungen und das Wissen mit ihm lange undintensiv einen Weg gegangen zu sein. Das Fotovon euch beiden spiegelt das Glück und dieFreude die ihr miteinander haben konntet wider.Mir fehlen die Worte, denn nichts anderes alsdass du wissen sollst – ich bin in Gedanken beidir, und wenn ich dir irgendwie helfen kann, dannmelde dich.Auch ich habe das Treffen mit euch am Volks-stimmefest gut in Erinnerung und wir haben unsgefreut euch getroffen zu haben. Jedesmal ist es so wunderbar gewesen – einfachganz unkompliziert dort wieder anzuknüpfen, wowir das letzte Mal stehen geblieben sind, als hättees keinen längeren Zeitraum zwischen denZusammentreffen gegeben. Das ist wohl eine Qualität von dir wie von Petergewesen. Drum ist das jetzt noch mehr ein Anlasssich wirklich öfter zu sehen.Sei ganz herzlich umärmelt, Berit

BERNHARD GRAF,Musiker, Innenausstatter (dzt. Neu Seeland)Liebe Eva!Ich hatte heute eine bildhafte Begegnung mitPeter und schicke dir die Fotos.Für mich sitzt er auf dem Felsen unterhalb derspitzen Felszacken und schaut den ganzen Tag„aufs Meer ausse“.Er hat sich transformiert in einen Stein und sitzt inseinem Lehnstuhl.Dieser Felsen ist Teil der Whangarei Heads, NZ,ganz in der Nähe von dem Platz, an dem ich vori-ges Jahr zu Weihnachten mein Zelt stehen hatteund einige Tage selber gesessen und aufs Meerrausgeschaut habe.Alles Liebe Bernhard

CHRISTEL WOLLMANN-FIEDLERFotografin, Berlin

Liebe Eva,von Peters Tod hörte und las ich. Vor einer Wocheskypte ich mit Hedy in Haifa, das Telefon klingel-te, Peter war dran und wollte mit Dir sprechen.Damals war Eure Welt noch in Ordnung. Ach,war sie wirklich in Ordnung?Das Leben schlägt zu, kann ich nur achselzu-ckend sagen. Mein Beileid sage ich Dir, liebe Eva,Du hast den Mann verloren, der zu Dir gehörte.Du wirst ihm ein Denkmal bauen, das weiß ich.Erlebe die Trauer, lass Tränen fließen, wenn siekommen. Das Leben geht weiter, der Frühling wirdkommen, die Erde wird wieder anfangen zu blühen.Ich denke an Dich und grüße Dich ganz herzlich.

RAINER BERSON, Fotograf, Filmemacher

Liebe Eva,mein herzliches Beileid zum Tod von deinem Peter.Ich kannte ihn ja nur sehr wenig, aber die paarMale blieb er mir immer als ein Mensch mit vielRückgrat und Sanftheit in Erinnerung. Und ihrwart auch ein tolles und widersprüchlichesPärchen.Ich kann dir nur viel Kraft und Weisheit für die-sen großen Verlust wünschen - der aber durchdich immer wieder aufgehoben wird. Corinne, diemomentan in der Schweiz ist, und ich werdengerne zu dem Abschiedsritual in die Fleischereikommen.Mach´s gut starke Frau! Dein Rainer

ELLEN KAPLAN, Professorin,Smith College, USA

Oh, my dear Eva!I'm so sorry – what a loss. Oh, I feel for you andwith you. I couldn't put aside sending you love and bles-sings. I know we will see each other soon, and yes,we'll plan. But for now- just, my condolences toyou. You'd spoken of Peter with so much delight,that stays with me as I think of you. Ellen

EMEL HEINREICH/BERNHARD LASCY,Theatermacherinnen, (dzt. Türkei)

Liebe Eva,zu unserer Bestürzung mussten wir im Online-Standard lesen, dass Peter nicht mehr unter uns weilt. Leider gibt es so oft unpassende Sachen diegeschrieben und gesagt werden, dass wir das lie-ber lassen. Wir trauern mit dir, Emel & Bernhard

EUROZAPATIST!

Hallo, liebe Freundinnen und Freunde!¡Danke! für die Einladung zum Fest für unserenunvergessenen Peter, und wenn Ihr möchtet,schreibt doch – wenn mgl. in Spanisch oderEnglisch – einen Text zu/über ihm/ihn, den Ihrauf unsere www.europazapatista.org schickenkönntet, wenn Euch das recht wäre? mit solidarischen Grüssen.

GERHARD KISSER,Chefkurator Thomastik-Infeld Vienna

Liebe Eva, der so plötzliche Tod Deines langjäh-rigen Begleiters, Freundes und Mentors, hatmich, ebenso wie die Geschäftsleitung und vieleMitarbeiter von Thomastik-Infeld tief betroffen.Eure oftmaligen treuen Besuche in Halbthurnsind unauflösliche, unvergessliche Eindrücke, dienur charismatische Menschen wie Peter Kreiskyhinterlassen können. Das unerwartete Abtretenvon der Bühne des Lebens erinnert unwillkürlichan Peter Infeld, mit dem mich in den letztenJahren eine enge vor allem künstlerische

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Freundschaft verbunden hat. Ich möchte Dir per-sönlich mein tief empfundenes Mitgefühl ausspre-chen. Dir und Deinem Team danke ich gleichzei-tig für Euer vielfältiges Engagement und binzuversichtlich, dass Euer eingeschlagener Wegtrotz des schweren Verlustes, wohl bekümmertaber unbeirrt fortgesetzt wird. Dazu wünsche ichMut und Kraft. Mit traurigen Grüßen, Gerhard Kisser

EVELYN KORRAK,Reisebürobesitzerinliebe eva,ich hoffe du verzeihst wenn ich nicht zum begräb-nis komme, aber ich möchte lieber zur verabschie-dung am 14. 2. kommen zu dir ins theater ...wir reden wenn wir uns sehen.viel kraft am dienstag – eine bekannte die einegalerie hatte beim schottentor hat in ihrem letztenbrief an ihren mann geschrieben (bevor sie ankrebs verstarb) – bitte mache in unserem sinneweiter mit der galerie und denke immer dran –wir gehen denselben weg, ich bin nur etwas früherabgebogen. fand ich sehr schön und auch tröstlichdiese worte die auch am partezettel standen.also dann bis bald.liebe grüße evelyn k.

HEIDEMARIE AMBROSCH,Aktivistin, Feministin

Es sind geborgte worte, aber die treffendsten fürpeter von mir – etwas abgewandelt.

Bertolt Brecht – Lob des RevolutionärsWenn die Unterdrückung zunimmtwerden viele entmutigtaber sein Mut wächst.Er organisiert seinen KampfUm den Lohngroschen, um das TeewasserUnd um die Macht im Staat.Er fragt das Eigentum:Woher kommst du?Er fragt die Ansichten:Wem nützt du?Wo immer geschwiegen wirdDort wird er sprechenUnd wo Unterdrückung herrscht und Schicksaldie Rede istWird er die Namen nennen.Wo er sich zu Tisch setztSetzt sich die Unzufriedenheit zu TischDas Essen wird schlechtUnd als eng wird erkannt die Kammer.Wohin sie ihn jagen, dorthinGeht der Aufruhr ...

KRISTIN MATSCHINER,Bildende Künstlerin, PädagoginEr war ein MENSCH!

MARTINA SINOWATZ,Schauspielerin/Grauenfruppe

liebe eva,mit großer bestürzung habe ich eben in den nach-richten erfahren, dass peter tot ist. er war sichereiner der allerliebsten, feinsten menschen auf derwelt; für mich ein großes vorbild!nun, wie kann ich dich trösten?du warst die freundin dieses großartigen mannes,was ja wohl für dich spricht!darauf sollst du stolz sein und die tränen dürfenfließen.natürlich weiß ich nicht, was jetzt alles beidir los ist – aber wenn du es willst und möchtest,treffe ich dich gerne zu einem gespräch, wann undwo auch immer. liebe grüße und umarmungenschickt dir martina

HARRIET LYNN,Producer/Artistic Director HeritageTheatre Artists' Consortium,Baltimore, USA

Hello: So sorry to hear of Peter Kreisky's passing.My German is limited – but my thoughts are universal.We met at the Performing the World Conference.

HEINO FISCHER, Schauspieler,Theaterpädagoge

Hallo Eva,ich habe ein Weilchen zugewartet bis sich dererste Schock gelegt hat. um zusagen, wie leid esmir tut, dass dieser großartige Mensch Dir, EuremVerein und uns allen fehlen wird.Ich wünsche Dir und Euch, dass Ihr einen Gutteilseines konsequenten, aber doch toleranten undweltoffenen Weges in Eurer Arbeit fortsetzenkönnt. Ich bin kein Mensch für Nachrufe undTrauerfeiern. In diesem Sinne wünsche ich mirund Euch, dass einiges von Peters Denken weiter-gereicht wird und so erhalten bleibt.

SUSANNE SCHIMEK,Vizebürgermeisterin, Stadträtin fürKultur, Bildung und Integration

Sehr geehrte Frau Dr. Brenner!Heute Morgen habe ich in der Zeitung vom plötz-lichen Tod Dr. Kreiskys gelesen, und es ist mirein Bedürfnis, Ihnen mein tief empfundenesBeileid auszudrücken. Ich habe Dr. Kreisky inTulln bei den Vorstellungen als einen netten, sehrangenehmen und sehr kompetenten Menschenkennen gelernt, als einen Menschen, der sichnicht in den Vordergrund gestellt hat, aber trotz-dem sehr präsent war.

HELGA KÖCHER,Netzwerkerin, KulturaktivistinLiebe Eva,gerade lese ich diese entsetzliche Botschaft undbin sprachlos! Es kann nicht möglich sein, denkeich! Peter war so wichtig für dieses Land, für unse-re Zeit. Er war so geradlinig, so redlich, so uner-müdlich in seinem Engagement, so genau in sei-ner Argumentation und so wunderbar unprätentiös.Und einfach ein wirklich guter Mensch, im wahrs-ten Sinn des Wortes. Wir hätten ihn noch sooolange sooo gebraucht! Wir bräuchten sooo vieleseiner Art – aber ich kenne niemanden, der sooowar. Und jetzt ist er gegangen! Liebe Eva, ich binbei Dir! Ich umarme Dich!

HERBERT ARLT,Leiter Jura Soyfer Gesellschaft WienLiebe Eva,lese gerade, dass Peter Kreisky gestorben ist.Schade, dass es zu keinem Gespräch mir kam.Für Dich alles Gute, Dein Herbert

JUDIT KOVACS, Aktivistin, JournalistinLiebe Eva!Ich höre gerade das Feature auf Ö1 über denPeter und ich wollte – es ist mir ein dringendesBedürfnis – mein tiefstes Beileid auszusprechen.Der Marci ist tief tief sehr tief betroffen!!!

JURY EVERHARTZ, Komponist

liebe eva,habe gerade die schreckliche nachricht gehört.das tut mir sehr leid. denke an dich. ... bin sehrangerührt, zu sehen, dass du eine bewunderns-wert starke frau bist. und dich über das viele, dasdu tust, immer wieder neu erfindest. peter unddu, ihr seid ja wirklich zwei lichtblicke in einertraurigen zeit, ich hab das gefühl, eigentlich zujung für solche gedanken zu sein, aber wie schnellwir jetzt in eine völlig unsichere, postdemokrati-sche zeit kippen – das hätt ich mir nie träumenlassen. ihr beide wart leuchttürme, und ich binsehr froh, zu sehen – oder zu lesen – dass du euergemeinsames erbe weiterträgst. ich kannte peterpersönlich nicht gut, bin aber von jedem eurerevents, wo ich ihn sehen und sprechen hörenkonnte, mit lang anhaltendem eindruck gegangen. bedingungslose solidarität und alles liebe, der jury

LISI MISERA, Malerin (dzt. Dubai)Danke Eva,Bin in Gedanken und in Liebe mit Euch und Peter.

MANUELA MÄTZENER,Systemische TherapeutinLiebe Eva,ich war und bin tief erschüttert, da ich Euch beideja nun schon viele Jahre kenne und weiß welchStütze, Inspiration und Liebe Dir Peter war. Alldie Worte, die Du für ihn gefunden hast, kann ichhundertprozentig unterschreiben und sie haben

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mich am Herzen angerührt.Ich weiß, dass ich keine passenden Worte desMitgefühls finden kann, die jetzt tröstlich seinkönnten für Dich. Denn ich kann DeinenSchmerz weder mildern noch Dir nehmen. FühleDich aber in meinem Herzen aufgefangen undwisse, dass ich immer ein offenes Ohr für Dichhabe, wenn Du es nutzen möchtest.

MICHAEL FISCHER, Musiker, Komponist

Liebe Eva, wie traurig diese Nachricht zu lesenund wie schön zugleich das Bild seines Fortgehensin der Natur. Leider konnten wir einander nichtmehr ausführlicher kennenlernen, bei Auf Achse2008 jedoch haben wir immer wieder ein paarWorte gewechselt. Mit welchem Humor er andiese Sache ging war mir eine große Freude zuerfahren und zugleich auch Motivation fürEigenes, zu sehen wie er mit Leichtigkeit undÜberzeugung an Menschen gewandt hat, sich inkurze oder auch längere Gespräche mit mehr oderweniger 'Erfolg' einließ. Herzliche Grüße!

MUSTAFA AKGÜN,Jurist, Kurdischer AktivistLiebe Eva,ist mehr als eine Ehre dem Treffen am 14. beizu-wohnen! Danke an alle, die diese Veranstaltunggeplant haben von vorhinein. Sollte irgendetwasgeben das ich machen kann, so bin ich selbstver-ständlich jederzeit bereit dies zu tun!

PIA JANKE,Germanistikprofessorin, LeiterinElfriede Jelinek Forschungszentrum Wien

Liebe Eva, es tut mir sehr leid, dass Peter Kreiskygestorben ist. Es ist wahrscheinlich ein großerSchock, und ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft.

SABINE WANG, Autorin, Zürich

Liebe Eva, Peter Kreisky habe ich zwar nichtgekannt, aber aus den Fleischerei-Mails wohlgemerkt, dass er für die Fleischerei sehr wichtigund - wie ich mich von Valencia her zu glaubenerinnere - auch Dein Lebenspartner war. Dasmuss schwer für Dich sein, ich wünsch Dir vielKraft und mein herzliches Beileid, Sabine

ANTONIA COFFEY,Netzwerkerin, ehem. AK-Wien

Liebe Eva!Ich komme selbstverständlich gerne, sofern ichnicht gerade im Spital bin. In jedem Fall bin ich inGedanken bei Euch. Weißt Du übrigens, dass ichPeter gekannt habe, seit ich 14 Jahre alt war? Ichwar mit ihm im VSM, wir haben uns aber nachder Matura aus den Augen verloren bis ich 1979in die AK gekommen bin.Ich wünsch Dir alles Gute für das noch junge Jahr2011 trotz des traurigen Beginns!

STEPHANIE MATUSZAK, Kunsthistorikerin

Liebe Eva,ich habe „es“ in den 6 Uhr Nachrichten gehört.„Es“ kam völlig unvermittelt zwischen „Ver-partnerungen“ und Skisportergebnissen. Ichweine. Habe keine Worte, aber möchte Dir sagen:Bitte melde Dich, wenn Du mich sehen möchtest.Ich bin da! Auch „einfach“ nur da, wir müssennichts reden! In Umarmung und tieferVerzweiflung, Stephanie

STEPHANIE WÄCHTER, Schauspielerin

Liebe Eva, ich komme natürlich! Ich würde gerneetwas mitbringen, was Peter wirklich geliebt hat,ein spezielles Essen? Eine Blume?Die Photos von Peter, die Du mit Deinem wun-derschönen Brief mitgeschickt hast, sind soschön, so richtig Peter! Sein Lachen ist unver-gleichlich! Ja es lebe Peter liebe Eva!Alles alles Liebe, Deine Stephie

TANJA WITZMANN,Schauspielerin, Regisseurinliebe eva! ich glaube, dass alle, die peter kreiskykannten, sofort gespürt haben, was für ein großar-tiger sympathischer mensch er war. ich hatte auchüberhaupt nicht den eindruck, dass er im schattenseines übervaters stand – er war für mich eine vieltiefere persönlichkeit, als dass ich ihn in diesenschatten hätte stellen wollen. im gegenteil, durchden kurzen politischen konflikt mit dem vater, hater sehr viel für die auseinandersetzungen dergenerationen in österreich getan.ich wünsche dir viel kraft und liebe, tanja

THOMAS SCHMIDINGER,Kulturwissenschaftler

Liebe Eva! Ich habe auch schon von Jan davonerfahren und wäre sehr gerne gekommen, da ichPeter sehr geschätzt habe. Leider bin ich derzeitan der University of Minnesota in den USA. Ichdenke an Euch! Liebe Grüße, Schmidi

VIVIEN LARRANAGA, Nurse, Miami/USAOh, Eva, Eva, Eva … I am so, so sorry and deva-stated by this news. Peter was such a wonderfulman and a true hero. I didn't know him very well,but I was fond of him and was hoping to see himagain. In fact Brittany and I were just talkingabout saving our money to come and see you! Sonow we will have to come because I'm sure youneed the diversion!Er war wirklich der mann deines lebens, und ineinem sinn, der mann des lebens aller leute.At least you ”had“ him for some years on thisearth, and that is something to be grateful for. Iknow you will never forget him or ever reallyreplace him. Please call me ANYTIME if youneed to talk. You know I am a good listener.

EMILIE KNOERZER,Kostümbilderin, Castillo Theater, New YorkDear Eva: I'm so sorry to hear about Peter passingaway, and how it happened with you far away!How terrible for you, my friend. Wish I could bewith you now to hug you, listen to you and all that.I'm sending all my sisterly love to you, I cannotimagine how you must be now...this is just horri-ble. Let me know what I can do from across theocean ... Much love, Emilie

SUSAN MASSAD,Medical Doctor, Activist, New YorkDear Eva,Dan just told me about Peter's death from a heartattack. You have all my sympathy and bestthoughts for going forward. I told Dan, I knowthat Peter was your anchor and this is such a loss.Please call, write, whatever if your friends in NYcan be of help. In the meantime we will think ofyou. Much love, Susan

MARIAN GROSSMAN, Comedienne,Activist, Head Hunter, New York

Dear Eva,I'm just back from a holiday in Los Angeles and Igot an email from Dan about Peter. I'm so sosorry to hear this sad news. I'm sure it must bevery shocking to lose Peter, Eva. I'm sending youmuch love and support and a big hug.Let me know if you need to talk on the phone.Sending love, Marian

HARRY KRESKY, Lawyer, Law Office New York

Eva,I heard about Peter's death. I am so sorry; he wasa lovely and decent man. Please accept my condo-lences. Harry

ERWIN LEDER, Schauspieler

Liebe Eva,besinnliche Tage zum Ausklang des Jahres hastDu Dir sicher anders vorgestellt. Bitte lass michDir mein herzliches Mitgefühl zum so unerwarte-ten Fortgang Peters ausdrücken. Wieder einmalscheint mir alles auf dieser Welt so unfassbar tra-gisch-komisch in Wesen und Wirklichkeitund dennoch – so lyrisch im Geschick ...Nach unserem Gespräch im Rep. Klub vor genaueinem Monat tut es mir zudem Leid, dass Peterund ich uns nicht persönlich kennen gelernthaben, sondern nur aus der Ferne.Wir sind halt bedingte und begrenzte Wesen.Und jetzt, das „Wo“ zu „wissen“, an dem das, wasPeters unbegrenzte Energie ist, sich jetzt befindet,ist uns nicht möglich, obwohl es gewiss ist, dass ist,was ist. Eva, aufrichtig, wenn Du Dich einsamfühlst, die Angst Dich überfällt, wenn Du verzwei-felt bist oder wütend, Dein Herz heraus schreienmöchtest, dann werd´ ich Dir zuhören, wenn Dumöchtest.

Sei herzlich umarmt, vom Erwin�

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PETER KREISKY„Neues Österreich“. Aspekte sozial-ökonomischer und politischerEntwicklungen vor und seit der„Waldheim-Auseinandersetzung“

Die Wende zum neuen Rechtpopulismus: Krise zum fordi-stischen und Hegemonialisierung eines neoliberalen

Politikmodels.

Neuen sozialen Bewegungen und NGOs begeg-nete man von Seiten der österreichischenSozialdemokratie und der Gewerkschaften länge-re Zeit mit Skepsis, Ablehnung und Demagogie.Dabei wurde wohl verdrängt, dass die Anfängepolitischer und gewerkschaftlicher Arbeiter-bewegung durch selbstorganisierte kleineInitiativen erfolgt waren. Der Institutionalisierungvon Partei und Gewerkschaft sowie der parlamen-tarischen Arbeit waren zunächst außerparlamenta-rische Formen und Vielfalt sozialer Gruppen undBewegungen vorangegangen. (...)

Jörg Haider fiel es trotz oder gerade auf Grundseiner rechtsradikalen und aggressiv deutschnatio-nalen Prägung leicht, auf diffusen, aber militantenösterreichischen Chauvinismus umzupolen, demder Boden durch die Politik der Großparteienlängst aufbereitet war. Zugleich hatten auch mani-feste Rechtsradikale und Neonazis, in traditionel-ler Überschneidung mit dem politischen Milieuder FPÖ, mit einer „Ausländer-Halt“-Initiativeden rechtspopulistischen Erfolgen vorgearbeitet.Mitglieder des Ringes Freiheitlicher Studenten(RFS)1, rechtsradikaler Studentenverbindungen,des Ringes Freiheitlicher Jugend (RFJ) und desBundes heimattreuer Jugend (BHJ) sowie ande-rer kleinerer rechtsextremer Gruppen wurdenangesichts der Wahlerfolge der FPÖ überausrasch in die Funktionärskader integriert.

Mit der Krise des fordistischen, vor allem auf öko-nomisches Wachstum angelegten, Politikmodellskonnten neue soziale Anrechtsgruppen(Zuwanderer, Frauen usw.) immer weniger sozialund politisch integriert werden. So schienen Anti-Ausländer-Losungen2 vielen immer plausiblerund ließen rassistische Ressentiments geradezueskalieren. Zugleich wurde der sozialpartner-schaftliche Konsens überaus strapaziert: Unter-nehmer wollten billigere und gefügigere Arbeits-kräfte. Gewerkschaften fürchteten von Seiten aus-ländischer Lohnabhängiger, teilweise durchaus zuRecht, Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sowieLohn- und Sozialdumping. Zugleich hatten dieArbeitnehmerorganisationen konsequenteSchritte der Integration am Arbeitsplatz undinnerhalb der eigenen Organisationen versäumt,als es nämlich ökonomisch durchaus noch mög-lich war. Während in anderen StaatenZuwanderer schon früher im Sozialwohnungs-sektor Berücksichtigung fanden, gewiss nichtohne Konflikte zwischen verschiedenenBewohnergruppen, blieben in Österreich ausländi-sche StaatsbürgerInnen bis vor kurzem von dieserwichtigen Existenzgrundlage ausgesperrt. Inte-grative Maßnahmen im Schul- und Erwachsen-bildungsbereich waren ebenfalls wenig entwickelt.

Das Wachstum des Rechtspopulismus hat vielmit enttäuschten Erwartungen zu tun, die an tradi-

tionelle politische Parteien und Interessens-organisationen, insbesondere der historischenArbeiterbewegung, gerichtet waren: WeitgehendePreisgabe gesellschaftspolitischer und demokrati-scher Zielsetzungen, die Selbstbeschränkung auffinanzielle Formen sozialer Sicherung sowie dieVernachlässigung gerechter Verteilung, alles inallem Verzicht auf emanzipatorische, kulturelleund aktiv solidarische Ansprüche, haben neuenWohlstandschauvinismus sprießen lassen. EineForcierung egalitärer Schulreformen, breit ange-legte Erwachsenenbildung, die über berufsorien-tierte Weiterbildug hinausgeht, Förderung aktiverBreitenkultur, Unterstützung von Menschen inökonomischen, sozialen und kulturellen, mög-lichst selbstorganisierten Projekten sowie intensi-vierte Integrationspolitik und Gleichstellung derGeschlechter hätten wesentliche Ansätze konse-quenter Reformpolitik bilden können. Anstattdessen wurden vielfältige progressive Initiativenaus der Regierungszeit Alfred Dallingers (Sozial-und Arbeitsmarktpolitik) und Johanna Dohnals(Frauen- und Gleichstellungspolitik) gestoppt.Aus Angst vor politischem Kontrollverlust undübertriebener Anpassung an den neoliberalenMainstream wurden viele dieser Reformansätzerückgängig gemacht. Die Empfänglichkeit füroffene oder verkappte rechtsradikale Parolenwurde in einer wieder deutlich passiviertenBevölkerung größer.

Für die Stabilität eines auch nach 1945 nach wievor autoritär geprägten politischen Systems undfür partiell ungeläuterte Machteliten war es zweck-dienlich, nur wenig reale Demokratie zuzulassen.So fehlte tiefenwirksame und breiteAuseinandersetzung mit autoritären Verhaltens-und Denkmustern, wie sie für den Austro-faschismus und Nationalsozialismus bestimmendwaren. Die Bereitschaft, konsequent-demokrati-sche Lehren aus der Machtergreifung durch zweiDiktaturen zu ziehen, war gering. Erst die vielgeschmähte 1968er-Bewegung in ihrer antiautori-tären Hauptströmung und den aus ihr hervorge-gangenen neuen sozialen Bewegungen haben invielen Staaten, so auch in Österreich, mitZeitverzögerung verspätete Liberalisierung undDemokratisierung stimuliert. Oliver Rathkolbweist auf Grund vergleichbarer empirischerStudien über das weit verbreitete autoritäreSyndrom auf deutliche Abnahme autoritärerDenkmuster zwischen 1978 und 20043 hin, waser auch als nachhaltigen Erfolg der österrei-chischen 1968er Bewegung wertet. (...)

Auszug aus Peter Kreiskys Buchbeitrag imSammelband:„Von der Kunst der Nestbeschmutzung,Dokumente gegen Ressentiment undRassismus seit 1986“Hg. Brigitte Lehmann, Doron Rabinovici, Sibylle Summer, 2009, Löcker Verlag

WALTER BAIER 25. Dezember 2010

Werte KollegInnen, Wie bei der Pressekonferenz am 16. Dezembervon Peter Kreisky und mir kurz dargestellt, beab-sichtigen das europäische Forschungs- und Bil-dungsnetzwerk „transform! europe“ und die deut-sche Rosa Luxemburg-Stiftung, am 8. und 9. Aprilin Wien eine Konferenz unter dem Titel „BrunoKreisky und die Linke in Europa" durchzuführen.Das Interesse, das das Vermächtnis Bruno Kreiskysinnerhalb der europäischen Linken im breiteren,die Parteien übergreifenden Sinn, findet, erklärtsich unter anderem daraus, dass er bei Bei-behaltung seiner grundsätzlichen Kritik amKommunismus sowjetischer Prägung und denpost-stalinistischen Systemen in Osteuropa fürden Abbau der militärischen Konfrontation undihre Ersetzung durch den politischen Dialog ein-getreten ist. Auf dem Hintergrund der seit den60er- und 70er-Jahren geänderten Weltlage undder gegenwärtigen multiplen Krise, so unsereHypothese, stellt sich die Frage eines Dialogesneuerlich. In diesem Sinn wollen wir zurDiskussion stellen, was Bruno Kreisky für eineNeukonstituierung der Linken auf pluralistischerGrundlage und unter Einschluss liberaler, grüner,progressiv religiöser und rationaler bürgerlicherKräfte bedeuten könnte.Thematisch sollte die Konferenz die Vielfalt dermit Bruno Kreisky verbundenen Politiken wider-spiegeln:

• Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik• Bildungs- und Kulturpolitik• Frauengleichstellung• Entwicklungspolitik• Entspannungs- und Friedenspolitik

Gedacht ist an eine Reihe von auf einander fol-genden Panels und eine politisch orientierte Ab-schlussveranstaltung.Dabei muss auch Raum für unterschiedlicheWertungen gegeben werden. Neben österrei-chischen RednerInnen wollen wir Gast-referentInnen aus mehreren europäischenStaaten bzw. dem Mittleren Osten einladen. EineZusage des Ex-Vorsitzenden der deutschen Parteidie LINKE, Oskar Lafontaine besteht bereits.Ich wende mich mit diesem Schreiben an Sie, umSie bzw. Ihre Institution, Vereinigung oderInitiative einzuladen, an den Konzeption bezie-hungsweise der Durchführung dieser Veranstaltungmitzuwirken. Falls Ihr Interesse und Ihre Bereit-schaft bestehen, so bitte ich Sie, mir dies mit einerkurzen E-Mail mitzuteilen. Wir wollen in derFolge eine informelle Arbeitsgemeinschaft bilden.Das in Wien befindliche Büro von transform!europe wird die erforderlichen technischen undKoordinierungsarbeiten erledigen.

Ich verbleibe mit freundlichem Gruß,Walter Baier (transform! europe, transform.at)

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PROGRAMM 2011 / THE ART OF LIFE_community

Soziotheatrale & interaktive Kunstprojekte – Handlungsentwürfe der Zukunft

März-Mai 2011

„KUNSTimDIALOG“ 2011 – BRÜCKENBAUER PETER KREISKY

Special der Serie „Jenseits sozialer Spaltung”Diskussionen in Kooperation it OKTO.tvKuratorInnen: Marlene Streeruwitz, Radovan Grahovac

März 2011

„Theater der Unterdrückten für Alle“

Workshop mit Brigit Fritz (A)konzipiert für die FLEISCHEREI (AUF ACHSE) und migrantischeKooperationen

Mai 201l

UNRUHIGE ZEITEN

Performance Installation auf Basis von Texten von Ingeborg Bachmann und Paul Celan (s. u.)

Mai/Juni 2011

AUF ACHSE 2011_building community

theatrale Straßentheaterprozession mit KünstlerInnen, MigrantInnen,AsylwerberInen, KMUs

AUF ACHSE: DORFPLATZ 2011 – 2. Interkulturelles Straßenfest

Kirchengasse/Siebensterngasse (Wien Neubau)in Kooperation mit der IG Kaufleute Kirchengasse/Siebensterngasse

September/Oktober 2011

Wiederaufnahme AUF ACHSE 2011_building community

Straßentheaterprozession mit Künstlern, Migranten, Asylwerbern, KMUs

Oktober/November 2011

1. Phase/Preview „WAS DRAUSSEN LAG, WAR FREMDE!“

Performance Installation nach Jura Soyfers Romanfragment „So starb eine Partei“ (1934)Work-in-Progress 2011/2012, in Kooperation it der Jura Soyfer Gesellschaftund Rosa Luxemburg Stiftung Berlin

Oktober-Dezember 2011

„KUNSTimDIALOG“ 2011 – „Jenseits sozialer Spaltung”

Diskussionen in Kooperation mit OKTO.tvKuratorInnen: Eva Brenner, Marlene Streeruwitz, Radovan Grahovac

Dezember 2011

„PERFORMING VIENNA“

1st International Guest Week: The Castillo Theatre New Yorkpresents „PERFORMANCE FOR CHANGE”, ein neues Modell

Impressum: Projekt Theater/FLEISCHEREIKirchengasse 44, 1070 Wien, 0043-1-5240738, [email protected]/www.experimentaltheater.comRedaktion: Eva Brenner, Marie Steiner, Grafik: ViennaDesign.comMitarbeit: Marta Gómez, PR & Pressearbeit: [email protected]

Upcoming next:UNRUHIGE ZEITEN

Performance Installation auf Basis von Texten von Ingeborg Bachmann undPaul CelanWien Premiere: 4. & 5. Mai 2011, 19.30 Uhr, Ort: MUSA Felderstrasse 6-9, 1010 WienPerformance: Gaby Aldor (IL), Doron Tavory (IL), Stephanie Waechter(A), Sibylle Starkbaum(A);Regie: Eva Brenner (A/USA), Mitarbeit: Marie Steiner (A). Mit Dank an die Israelische Botschaft Wien5. Mai 2011, 19.00 Uhr Vortrag Konstantin Kaiser (A/Theodor KramerGesellschaft): „Bachmann und Celan in Wien“

Dank an: Kulturamt der Stadt Wien Theater/InterkulturelleAktivitäten/Wissenschafts- und Forschungsförderung, VZA- Jugend– undKulturzentrum Meidling, Stadt Wien-Geschäftsgruppe für Integration,Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal, Bezirksvorstehungen7., 8. & 16. Bezirk, BMUKK Kunst, BM:SK, KulturKontakt Austria, FSGder MitarbeiterInnen der AK Wien, Austrian Cultural Forum Madrid,Austrian Cultural Forum Tel Aviv, Austrian Cultural Forum New York,SOHO-in-OTTARKING, brunnen.passage/Caritas Wien, Ragnarhof,Aktionsradius Wien, Tanz Atelier Wien.Sponsoren: strings by THOMASTIK Vienna, respect.net, Die WienerEinkaufsstraßen/IG der Kaufleute KIRCHENGASSE/SIEBENSTERN-GASSE, Copyshop Nowak, Peter Fuchs Direct Marketing, GasthausAdlerhof, Café Espresso, Restaurant LUX, REPA Copy, RestaurantMichele, Weinbau Pöschl, ALBA Kopierzentrum, Café Espresso, CaféNil, Café 7*, Disaster Clothing, Zapateria, Brillen Giovanni, SU-REHSchmuckdesign, SCHUHE FÜR FRAUEN, Café Berfin, ARVINTEBERGER NEUGLAS oeg, Textilhandel Marei c/o Schneiderei Barrie,GmbHaar, KORRAK Reisen, Café Orient, weitere private Sponsoren.

© Elisabeth Handl

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Die Nachricht vom 27. Dezember 2010, dassPeter Kreisky in Mallorca – in der Nähe desKreisky-Hauses in freier Natur – tot aufgefundenwurde, hat zunächst total unwirklich geklungen.

Aber sie war leider wahr. Peter ist im 67. Lebensjahr, vier Wochen vor dem100. Geburtstag seines Vaters, völlig unerwartetverstorben.

Er hatte ein ganz besonderes Profil.

Er war ein kluger, hilfsbereiter und solidarischerMensch.

Er war ein großer Idealist und gleichzeitig auchAktivist.

Und er war ein in höchstem Grad politischerMensch, ein Teil der demokratischen Linken inÖsterreich.

Er hat viel gewusst und viel durchschaut. Vorallem auch unsere Gesellschaftsordnung, in der esnoch viele Schwächen gibt.

Die Friedenspolitik war im wichtig und er hat denKrieg verachtet.

Er hatte feste Überzeugungen und er stand zu die-sen Überzeugungen.

Er war nicht wegzudenken und er ist noch immernicht wegzudenken – und das wird lange Zeit sobleiben.

Am längsten von uns allen hier hat ihn wahr-scheinlich Margit gekannt.

Denn Sie ist nur wenige Monate älter als Peterund beide sind in Stockholm alsEmigrantenkinder geboren.

Die beiden Elternpaare waren miteinanderbefreundet.

Die Mütter – Vera und Anni – haben einandergeholfen und einander unterstützt.

Gute Erinnerungen an Schweden und dieKenntnis der schwedischen Sprache hat Peterund Margit auch nach der Rückkehr nach Öster-reich verbunden.

Und ganz besonders die gleichzeitige Mit-gliedschaft im VSM Döbling an der Wende vonden 50-iger zu den 60-iger Jahren.

Ich lernte Peter ebenfalls sehr früh kennen, vor

rund 50 Jahren. Bei Besuchen in seiner VSMGruppe Döbling und anderen Veranstaltungen.

Das große politische Interesse und dasEngagement des jungen Peter Kreisky konntenicht übersehen werden.1959 wurde Peter‘s Vater Außenminister, 1967SPÖ-Vorsitzender und 1970 Bundeskanzler.

Es war einerseits wunderschön und interessant fürPeter, aber andererseits sicher nicht immer leicht.

Er stand zu seinen Eltern, aber er teilte nichtimmer ihre Auffassungen.

Ist das so ungewöhnlich?

Es stimmt schon; nicht jeder Vater, dem manpolitisch in manchen Punkten widerspricht, istBundeskanzler.

Deshalb ist da wohl manchmal übertrieben wor-den.

Wäre Peter noch heute unter uns, er wäre derengagierteste und fleißigste Mitarbeiter bei derVorbereitung der Veranstaltungen zum 100.Geburtstag seines Vaters.

Peter hat an der Universität Rechtswissenschaftenstudiert und im Jahr 1971 promoviert.

Er hat sich in der Hochschulpolitik engagiert undwurde 1965 zum Obmann des VSStÖ Wiengewählt.

Im Jahr 1971 hat er Eva [Zgraja] geheiratet und1978 ist sein Sohn Jan zur Welt gekommen.

Die Würde eines Großvaters – durch Susi undPeter bzw. durch Oliver und Jan – hat BrunoKreisky besonders gern getragen.

Peter hat sein berufliches Leben derArbeiterkammer gewidmet.

Dort hat er viel geleistet und viel publiziert. Under hat dort auch viele gute Freunde, die durchsein plötzliches Ableben ganz besonders betrof-fen waren und sind.

Bei allen großen gesellschaftlichenAuseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte hatPeter Kreisky Position bezogen.

Seine Vision war ein großes demokratischesBündnis links der Mitte zur Durchsetzung vongesellschaftlichen Reformen zur Schaffung sozia-ler Gerechtigkeit und zur Unterstützung derEntwicklungsländer.

Faschismus und Nationalsozialismus lehnte er lei-denschaftlich ab und daher auch den Appell andumpfe Emotionen, an Egoismus undFremdenfeindlichkeit.

Auch sein Engagement im RepublikanischenClub, dessen Vorstand er angehörte, war diesenZielen gewidmet.

Es sind Ziele, die weit über die Lebenszeit vonPeter Kreisky hinausreichen und auch über unse-re Lebenszeit hinaus aktuell bleiben werden.

In diesem Sinne dürfen wir uns von PeterKreisky, dem wir alle viele gute Gedanken undschöne Erinnerungen bewahren werden, in gro-ßer Trauer verabschieden.

In diesem Sinne darf ich auch Eva und Susi undder ganzen Familie unser tiefstes Mitgefühl zumAusdruck bringen. Ich möchte darüber hinaus Peter für seinLebenswerk, für seine lebenslange Solidarität undsein lebenslanges Streben nach GerechtigkeitDank sagen.

Er hat einen festen Platz in unserem Gedächtnisund in unserem Herzen.

Mit Genehmigung der Kanzlei des Bundespräsidenten, aus

Anlass der Gedenkschrift für Peter Kreisky – Ein Fest für

Peter, 14. 2. 2011, Projekt Theater Fleischerei

Trauerrede für Peter Kreisky, 18. Jänner 2011, 09:30 Uhr,Zentralfriedhof, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer

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