1
1 MMW-Fortschr. Med. Nr. 10 / 2013 (155. Jg.) AKTUELLE MEDIZIN FRAKTURRISIKO UNTER OPIOIDEN Gefährlich sind die ersten Wochen Die Anwendung von Opioidanalgetika er- höht das Risiko für Frakturen, aber nur zu Beginn der Behandlung. Knochenbrüche unter Opioidtherapie sind offenbar eher durch zentralnervöse Effekte als durch Ver- änderungen der Knochendichte bedingt. Aus der britischen General Practice Re- search Database wurden 21 739 Patienten ohne Krebserkrankung im Alter von 18–80 Jahren ausgewählt, die zwischen 1990 und 2008 mindestens ein Rezept für ein Opioid erhalten und eine Fraktur erlitten hatten. Bei Patienten mit Opioidtherapie kam es et- was häufiger zu Knochenbrüchen als bei jenen, denen nie Opioide rezeptiert worden waren. Je höher die kumulative Opioid- dosis, desto geringer war der Risikoanstieg. Patienten mit nur einem Opioidrezept hat- ten hingegen ein fast dreifach erhöhtes Frakturrisiko. American Journal of Epidemiology 2013, online 2. Mai; doi: 10.1093/aje/kwt013 NACHLASSENDE HIRNLEISTUNG Risikofaktor Karotisstenose Bereits eine asymptomatische Karotisste- nose kann die Hirnfunktion der Betroffenen deutlich beeinträchtigen, zeigte eine Stu- die aus Ancona. Für die wurden 210 Pati- enten mit einer asymptomatischen Stenose sowie 109 Patienten ohne gravierende Ka- rotisverengung drei Jahre lang untersucht. Nach drei Jahren stellten die Forscher bei 60 Patienten (19%) einen kognitiven Abbau fest. In der Gruppe ohne Stenose betraf dies acht Patienten (7,3%), in der Gruppe mit Stenose 52 Patienten (25%). Insgesamt kam es innerhalb von drei Jahren bei 53% der Patienten mit schlechter Hämodynamik zu einem kognitiven Abbau von mindes- tens drei Mini-Mental-Status-Punkten. Neurology 2013; Epub April 26; doi: 10.1212/ WNL.0b013e318295d71a Dr. med. Brigitte Moreano Stellvertretende Chefredakteurin brigitte.moreano@ springer.com Video zu Vitamin D auf springermedizin.de Wie viel Vitamin D braucht der Körper, sind Tabletten eine Alternative zum Sonnenbad, und kann Vitamin D auch gefährlich werden? Im Video- Interview gibt PD Dr. Linseisen vom Helmholtz-Zentrum München Antworten auf diese und weitere Fragen www. springermedizin.de/4408232 TRINKEN IST NICHT GLEICH TRINKEN Nierensteine mögen es zuckersüß Viel trinken schützt vor Nierensteinen. Aber zuckerhaltige Limonaden taugen nach An- sicht von Ärzten des Brigham and Women’s Hospital in Boston nicht zur Nephrolithia- sis-Prävention. Deren Konsum geht sogar mit einem erhöhten Steinrisiko einher, er- gab die Analyse von drei Kohortenstudien mit zusammen über 194 000 Teilnehmern. Die Studienteilnehmer waren alle vier Jahre ausführlich zu ihren Trinkgewohnheiten befragt worden. Studienteilnehmer, die täglich mindestens eine zuckerhaltige Cola tranken, hatten ein um 23% höheres Stein- risiko als Personen, die seltener als einmal wöchentlich ein solches Getränk zu sich nahmen. Bei anderen Limonaden mit Zu- cker war das Risiko bei täglichem Konsum sogar um 33% erhöht. Enthielten die Limo- naden Süßstoff, war das Risiko nicht erhöht. Getränke, bei deren Konsum das Nieren- steinrisiko dosisabhängig sinkt, sind u. a. Kaffee, Tee, Bier, Wein und Orangensaft. Clin J Am Soc Nephrol 2013, online 15. Mai SOZIALE MEDIEN MEDIZINISCH GENUTZT Facebook bringt junge Krebspatienten auf Trab Mithilfe sozialer Onlinemedien lassen sich junge Patienten nach einer Krebstherapie dazu überreden, mehr Sport zu treiben, zeigte eine Studie der University of North Carolina in Chapel Hill, für die 86 Krebs- überlebende im Alter zwischen 21 und 39 Jahren gewonnen wurden. Keiner der Pati- enten hatte bisher den Rat der American Cancer Society befolgt, wenigstens zwei- einhalb Stunden pro Woche einen mäßig anstrengenden Sport zu treiben, wozu et- wa flottes Gehen zählt. Die Probanden wur- den auf zwei Fitnessprogramme aufgeteilt und über Facebook mit Informationen und Anregungen zur körperlichen Betätigung versorgt. Insgesamt blieben 77% der Teil- nehmer zwölf Wochen lang bei der Stange. Die wöchentliche Dauer der mäßigen oder anstrengenden körperlichen Betätigung steigerte sich dabei in beiden Gruppen. „Facebook scheint ein geeigneter Verbrei- tungskanal zu sein, um auf das Verhalten junger Krebsüberlebender einzuwirken und sie zu mehr Bewegung anzuregen“, ist das Fazit der Forscher. J Cancer Surviv 2013; doi: 10.1007/s11764-013-0279-5

Gefährlich sind die ersten Wochen

  • Upload
    ulrike

  • View
    216

  • Download
    3

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Gefährlich sind die ersten Wochen

1MMW-Fortschr. Med. Nr. 10 / 2013 (155. Jg.)

AKTUELLE MEDIZIN

FRAKTURRISIKO UNTER OPIOIDEN

Gefährlich sind die ersten WochenDie Anwendung von Opioidanalgetika er-höht das Risiko für Frakturen, aber nur zu Beginn der Behandlung. Knochenbrüche unter Opioidtherapie sind offenbar eher durch zentralnervöse Effekte als durch Ver-änderungen der Knochendichte bedingt. Aus der britischen General Practice Re-search Database wurden 21 739 Patienten ohne Krebserkrankung im Alter von 18–80 Jahren ausgewählt, die zwischen 1990 und 2008 mindestens ein Rezept für ein Opioid

erhalten und eine Fraktur erlitten hatten. Bei Patienten mit Opioidtherapie kam es et-was häufiger zu Knochenbrüchen als bei jenen, denen nie Opioide rezeptiert worden waren. Je höher die kumulative Opioid- dosis, desto geringer war der Risikoanstieg. Patienten mit nur einem Opioidrezept hat-ten hingegen ein fast dreifach erhöhtes Frakturrisiko.

American Journal of Epidemiology 2013, online 2. Mai; doi: 10.1093/aje/kwt013

NACHLASSENDE HIRNLEISTUNG

Risikofaktor KarotisstenoseBereits eine asymptomatische Karotisste-nose kann die Hirnfunktion der Betroffenen deutlich beeinträchtigen, zeigte eine Stu-die aus Ancona. Für die wurden 210 Pati-enten mit einer asymptomatischen Stenose sowie 109 Patienten ohne gravierende Ka-rotisverengung drei Jahre lang untersucht. Nach drei Jahren stellten die Forscher bei 60 Patienten (19%) einen kognitiven Abbau fest. In der Gruppe ohne Stenose betraf dies acht Patienten (7,3%), in der Gruppe mit Stenose 52 Patienten (25%). Insgesamt kam es innerhalb von drei Jahren bei 53% der Patienten mit schlechter Hämodynamik zu einem kognitiven Abbau von mindes-tens drei Mini-Mental-Status-Punkten.Neurology 2013; Epub April 26; doi: 10.1212/WNL.0b013e318295d71a

Dr. med. Brigitte MoreanoStellvertretende Chefredakteurin

[email protected]

Video zu Vitamin D auf springermedizin.de

Wie viel Vitamin D braucht der Körper, sind Tabletten eine Alternative zum Sonnenbad, und kann Vitamin D auch gefährlich werden? Im Video-Interview gibt PD Dr. Linseisen vom Helmholtz-Zentrum München Antworten auf diese und weitere Fragen www.springermedizin.de/4408232

TRINKEN IST NICHT GLEICH TRINKEN

Nierensteine mögen es zuckersüßViel trinken schützt vor Nierensteinen. Aber zuckerhaltige Limonaden taugen nach An-sicht von Ärzten des Brigham and Women’s Hospital in Boston nicht zur Nephrolithia-sis-Prävention. Deren Konsum geht sogar mit einem erhöhten Steinrisiko einher, er-gab die Analyse von drei Kohortenstudien mit zusammen über 194 000 Teilnehmern. Die Studienteilnehmer waren alle vier Jahre ausführlich zu ihren Trinkgewohnheiten befragt worden. Studienteilnehmer, die täglich mindestens eine zuckerhaltige Cola

tranken, hatten ein um 23% höheres Stein-risiko als Personen, die seltener als einmal wöchentlich ein solches Getränk zu sich nahmen. Bei anderen Limonaden mit Zu-cker war das Risiko bei täglichem Konsum sogar um 33% erhöht. Enthielten die Limo-naden Süßstoff, war das Risiko nicht erhöht. Getränke, bei deren Konsum das Nieren-steinrisiko dosisabhängig sinkt, sind u. a. Kaffee, Tee, Bier, Wein und Orangensaft.

Clin J Am Soc Nephrol 2013, online 15. Mai

SOZIALE MEDIEN MEDIZINISCH GENUTZT

Facebook bringt junge Krebspatienten auf TrabMithilfe sozialer Onlinemedien lassen sich junge Patienten nach einer Krebstherapie dazu überreden, mehr Sport zu treiben, zeigte eine Studie der University of North Carolina in Chapel Hill, für die 86 Krebs-überlebende im Alter zwischen 21 und 39 Jahren gewonnen wurden. Keiner der Pati-enten hatte bisher den Rat der American Cancer Society befolgt, wenigstens zwei-einhalb Stunden pro Woche einen mäßig anstrengenden Sport zu treiben, wozu et-wa flottes Gehen zählt. Die Probanden wur-den auf zwei Fitnessprogramme aufgeteilt

und über Facebook mit Informationen und Anregungen zur körperlichen Betätigung versorgt. Insgesamt blieben 77% der Teil-nehmer zwölf Wochen lang bei der Stange. Die wöchentliche Dauer der mäßigen oder anstrengenden körperlichen Betätigung steigerte sich dabei in beiden Gruppen. „Facebook scheint ein geeigneter Verbrei-tungskanal zu sein, um auf das Verhalten junger Krebsüberlebender einzuwirken und sie zu mehr Bewegung anzuregen“, ist das Fazit der Forscher. J Cancer Surviv 2013; doi: 10.1007/s11764-013-0279-5