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1 asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 1 Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik Eine kleine Methodenlehre Dipl.Psych. Andrea Plohmann Fachpsychologin für Neuropsychologie und Psychotherapie FSP Klinische Neuropsychologin und Supervisorin GNP asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 2 Definition Grundlagen Spezialgebiet der Psychologie Psychologie allgemein beschäftigt sich mit den seelisch-geistigen Vorgängen: Was bestimmt unser Handeln? Wie funktioniert Lernen? Wie entwickeln und verändern sich geistige Fähigkeiten im Verlauf des Lebens? Wie entstehen Gefühle? Wie wirken sie auf das Lernen und unser Handeln? Wie kann es zu Störungen im seelisch- geistigen Bereich kommen,… und wie können sie behoben werden? Gegenstand der Neuropsychologie asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 3 Definition Grundlagen Neuropsychologie stellt sich diese Fragen aus einem besonderen Blickwinkel: Wie sind diese seelisch-geistigen Vorgänge mit Teilen oder Eigenschaften des Gehirns verbunden? Wann immer wir etwas tun oder erleben, sind Neurone in und ausserhalb des Gehirns die Voraussetzung. Man bezeichnet sie deshalb auch als die neuronalen Grundlagen unseres Handelns und Erlebens. Richtig sichtbar wird ihre Bedeutung dann, wenn sie geschädigt werden. Gegenstand der Neuropsychologie asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 4 Definition Grundlagen Grundstein für die Entwicklung der Neuropsychologie: Erfahrungen mit hirnverletzten Soldaten im Ersten Weltkrieg Welche genau beschriebenen Hirnverletzungen führten zu welchen Veränderungen der betroffenen Personen? Landkartenähnliche Aufteilung des Gehirns in Gebiete, welche für bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten als „zuständig“ galten Heute wissen wir, dass diese Vorstellung der komplizierten Funktionsweise des Gehirns nicht gerecht wird Gegenstand der Neuropsychologie asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 5 Definition Grundlagen Die Beziehung zwischen dem Gehirn und der Person ist keine Einbahnstrasse. So, wie das (verletzte) Gehirn uns verändern kann, kann umgekehrt das, was wir wollen, fühlen, denken und tun, unser ganzes Gehirn verändern. Dies ist ein ganz wesentlicher Ansatzpunkt für die Klinische Neuropsychologie, insbesondere die neuropsychologische Therapie. Gegenstand der Neuropsychologie asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 6 Psychologie Neurologie / Neurophysiologie Neuroradiologie / Neuroanatomie Neuropsychologie Erfassung emotionaler und kognitiven Funktionen und des Verhaltens Erfassung normaler und pathologischer elementarer neuronaler Funktionen (wie Motorik und Sensorik) Erfassung normaler und pathologischer Strukturen des Nervensystems Erfassung höherer kortikaler Funktionen des zentralen Nervensystems, d.h. ist somit die ideale Ergänzung für Psychologie, Neurologie und Neuroradiologie, indem sie eine differenzierte kognitive cerebrale Leistungsprüfung ermöglicht Einordnung in die verschiedenen Disziplinen

Gegenstand der Neuropsychologie - unispital-basel.ch · Funktionelle Neuroanatomie Methoden: Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer

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asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 1

Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik

Eine kleine Methodenlehre

Dipl.Psych. Andrea PlohmannFachpsychologin für Neuropsychologie und Psychotherapie FSP

Klinische Neuropsychologin und Supervisorin GNP

asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 2

DefinitionGrundlagen

Spezialgebiet der Psychologie

Psychologie allgemein beschäftigt sich mit den seelisch-geistigen Vorgängen:

• Was bestimmt unser Handeln?

• Wie funktioniert Lernen?

• Wie entwickeln und verändern sich geistige Fähigkeiten im Verlauf des Lebens?

• Wie entstehen Gefühle?

• Wie wirken sie auf das Lernen und unser Handeln?

• Wie kann es zu Störungen im seelisch-geistigen Bereich kommen,… und wie können sie behoben werden?

Gegenstand der Neuropsychologie

asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 3

DefinitionGrundlagen

Neuropsychologie stellt sich diese Fragen aus einem besonderen Blickwinkel:

• Wie sind diese seelisch-geistigen Vorgänge mit Teilen oder Eigenschaften des Gehirns verbunden?

• Wann immer wir etwas tun oder erleben, sind Neurone in und ausserhalb des Gehirns die Voraussetzung. Man bezeichnet sie deshalb auch als die neuronalen Grundlagen unseres Handelns und Erlebens. Richtig sichtbar wird ihre Bedeutung dann, wenn sie geschädigt werden.

Gegenstand der Neuropsychologie

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DefinitionGrundlagen

• Grundstein für die Entwicklung der Neuropsychologie:

Erfahrungen mit hirnverletzten Soldaten im Ersten Weltkrieg

• Welche genau beschriebenen Hirnverletzungen führten zu welchen Veränderungen der betroffenen Personen?

Landkartenähnliche Aufteilung des Gehirns in Gebiete, welche für bestimmte Eigenschaften oder Fähigkeiten als „zuständig“ galten

• Heute wissen wir, dass diese Vorstellung der komplizierten Funktionsweise des Gehirns nicht gerecht wird

Gegenstand der Neuropsychologie

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DefinitionGrundlagen

• Die Beziehung zwischen dem Gehirn und der Person ist keine Einbahnstrasse.

• So, wie das (verletzte) Gehirn uns verändern kann, kann umgekehrt das, was wir wollen, fühlen, denken und tun, unser ganzes Gehirn verändern.

• Dies ist ein ganz wesentlicher Ansatzpunkt für die Klinische Neuropsychologie, insbesondere die neuropsychologische Therapie.

Gegenstand der Neuropsychologie

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• Psychologie

• Neurologie / Neurophysiologie

• Neuroradiologie / Neuroanatomie

• Neuropsychologie

Erfassung emotionaler und kognitivenFunktionen und des Verhaltens

Erfassung normaler und pathologischer elementarer neuronaler Funktionen (wieMotorik und Sensorik)

Erfassung normaler und pathologischer Strukturen des Nervensystems

Erfassung höherer kortikaler Funktionen des zentralen Nervensystems, d.h. ist somit die ideale Ergänzung für Psychologie, Neurologie und Neuroradiologie, indem sie eine differenzierte kognitive cerebrale Leistungsprüfung ermöglicht

Einordnung in die verschiedenen Disziplinen

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• Klinische Untersuchung

• Forschung

• Ausführliche Anamnese• standardisierte und normierte Tests• standardisierte Beobachtungs- und

RatingverfahrenZiel: qualifizierte psychologische Gesamt-betrachtung der Patientenpersönlichkeit

• Tachistoskop (gesichtsfeldabhängige Reizdarbietung) u. Dichotisches Hören

• Blickbewegungsuntersuchungen• Wada-Test, intraoperative kortikale

elektrische Stimulation• funktionelle transkranielle Doppler-

sonographie• transkranielle Magnetstimulation• funktionelle Magnetresonanztomographie

(fMRI) und funktionelles PET

Methoden der Neuropsychologie

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• Feststellung einer Hirnschädigung

• Funktionsdiagnostik

• Lokalisation kognitiver Hirn-funktionen bzw. -störungen und Erfassung kognitiv hemi-sphärischer Dominanzmuster

• Verlaufsbeurteilung

Fragestellungen

Früher: Versuch der Differenzierung zwischen Patienten mit und ohne Hirnschädigung (neu: Demenzdiagnostik)

Untersuchung der aktuellen kognitiven Lei-stungsfähigkeit zur Objektivierung von kog-nitiven und emotionalen Hirnfunktionsstörungen (z.B. nach bekannter oder mutmasslicherHirnschädigung)

prä-chirurgische und intraoperativeUntersuchungen

Untersuchung von Veränderungen neuro-psychologischer Funktionen zur Beurteilung von Behandlungseffekten, progredienten und reversiblen Krankheitsverläufen

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

OrientierungPerson, Ort, Situation, Zeit

• Keine

Funktionelle Neuroanatomie

Methode:Standardisierte Befragung

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Aufmerksamkeit

Intensität• Aufmerksamkeitsaktivierung,

(Alertness)

(tonisch, phasisch)

• Daueraufmerksamkeit, Vigilanz

Selektivität

• Hirnstammanteile der Formatioreticularis, dorsolateraler präfrontalerund inferiorer parietaler Cortex der rechten Hemisphäre, intralaminare und retikuläre Thalamuskerne, anteriorerAnteil des Gyrus Cinguli

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP)

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Aufmerksamkeit

Intensität• Aufmerksamkeitsaktivierung,

(Alertness) (tonisch, phasisch)• Daueraufmerksamkeit,

Vigilanz

Selektivität• Selektive Aufmerksamkeit

• Visuell-räumliche selektive Aufmerksamkeit, Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus

• Geteilte Aufmerksamkeit

• Dorsolateraler und inferiorer frontaler Cortex insbesondere der linken Hemisphäre, fronto-thalamische Verbindungen zum Nucleusreticularis des Thalamus, anteriores Cingulum

• Inferiorer Parietalcortex, v.a. rechts (disengage), colliculi superiores (shift), posterior-lateralerThalamus, insb. Pulvinar (engage)

• Präfrontaler Cortex (bilateral), vordere Abschnitte des Cingulum

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP)

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Lernen, Gedächtnis • limbisches System, temporaler Neocortex, Basalganglien, Cerebellum

Funktionelle Neuroanatomie

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Kurzzeitgedächtnis/

ArbeitsgedächtnisKurzzeitiges Halten und mentales Manipulieren verbaler und figuraler Informationen

• Inferior frontal und parietal

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:

Verbale Merkspanne (Zahlen nachsprechen),

Nonverbale Merkspanne (visuell-räumliche Abfolgen),

Digit Ordering Test (DOT),

Buchstaben-Zahlen-Test (WIE),

Arbeitsgedächtnis (TAP),

PASAT

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Funktionelle Neuroanatomie

Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Langzeit-gedächtnis

Von der Informations-aufnahme bis zum Abruf

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

LangzeitgedächtnisUnmittelbare Reproduktion (verbal u. figural)

Lernparadigma (Lernzuwachs, pro- u. retroaktive Interferenzeffekte, Primacy/Recency Effekte)

Verzögerte Reproduktion nach zeitlichem Intervall (± 30 Min., 24 h)

Abrufmodalitäten (freier Abruf, cued recall, Wiedererkennen)

Methoden:California Verbal Learning Test (CVLT)Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT)Verbaler Lerntest (VLT)Visueller und Verbaler Merkfähigkeitstest (VVM)Nonverbaler Lerntest (NVLT)Diagnosticum für Cerebralschädigung (DCS)Rey-Osterrieth-Complex Figure Test (RCFT)

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Altgedächtnisepisodisch (Erinnerungen an Erlebnisse) semantisch (Welt-/Faktenwissen)

Methoden:Autobiographisches Gedächtnisinterview (AGI)Semantisches Altgedächtnisinventar

• Hauptstadt von Russland, Spanien, ...?• Währung von USA, Frankreich,...?• Wie heissen die zugehörigen Märchenfiguren?

„Hänsel und ...“• Typische Berufskleidung? „Schwarz?“• Nennen Sie die beschriebenenTiere:

„Ein sehr grosses Landtiermit Rüssel und Stosszähnen?“

Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (WIE):Subtest Allgemeines Wissen

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Prozedurales GedächtnisFertigkeiten und Gewohnheiten (Velofahren, Klavierspielen)

• Teile der Basalganglien (Neostriatum: Putamen, Nucleus caudatus), prämotorischer Cortex, Cerebellum?

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Keine standardisierten Verfahren

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

FrontalhirnfunktionenAntrieb / Apathie

• Dorsomedialer präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Fluency AufgabenReaktionszeitenVerhaltensbeobachtung

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Frontalhirnfunktionenkognitive FlexibilitätHandlungsplanung/ ProblemlösenDenkenArbeitsgedächtnis

• Dorsolateraler präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Kartensortierverfahren (WCST, CKV)Flexibilität (TAP)Stroop Test

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Frontalhirnfunktionenkognitive FlexibilitätHandlungsplanung/ ProblemlösenDenkenArbeitsgedächtnis

• Dorsolateraler präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Standardisierte Link‘sche Probe (SLP)Tower of London (ToL)PlanungsaufgabenBürotest

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Frontalhirnfunktionenkognitive FlexibilitätHandlungsplanung/ Problemlösen(Schlussfolgerndes) DenkenArbeitsgedächtnis

• Dorsolateraler präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Progressive Matrizen (SPM, APM)Erkennen logischer Regeln (z.B. LPS 3 u. 4)Analogien (z.B. IST 2000-R)Zahlen-, Buchstabenreihen ergänzen (z.B. WIT)

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

FrontalhirnfunktionenImpulskontrolle

• Ventromedialer präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:InkompatibilitätGo/No goStroop Test STROOP TEST

blau gelb rot grüngrün blau gelb rotgrün rot blau gelbrot grün gelb blaugelb rot grün blaurot blau gelb grün

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

FrontalhirnfunktionenSoziale Kognition„Persönlichkeit“

• Ventromedialer/orbitofrontaler präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:keine expliziten Testverfahren(Wechsler Intelligenztest für Erwachsene (WIE):

• Bilderordnen ?• Allgemeines Verständnis ?

Gambling Tasks ?)

Verhaltensbeobachtung

Neurobehavioral Rating Scale (Levin) u.a.

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

FrontalhirnfunktionenSoziale Kognition„Persönlichkeit“

• Ventromedialer/orbitofrontaler präfrontaler Cortex

Funktionelle Neuroanatomie

Verhaltensbeobachtung:

• Selbstvernachlässigung• Verlust der sozialen Kompetenz:

„Takt und Anstand“, Enthemmtheit,Impulsivität, Rigidität,

• Hyperoralität, St. d. Essverhaltens• stereotypes, perseveratives Verhalten• Utilization behavior• emotionale Labilität• Verlust der Krankheitseinsicht

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Visuell-räumliche LeistungenRäumlich-perzeptive LeistungenRäumlich-kognitive LeistungenVisuo-konstruktive Leistungen

• Occipito-parietale Regionen

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Testbatterie zur Objekt- undRaumwahrnehmung (VOSP)Leistungs-Prüf-System 7-11Hooper Visual Organization TestRey-Osterrieth-Complex Figure Test

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

SpracheArtikulation/Perzeption, Phonologie, Semantik, SyntaxDiskurs, Pragmatik

• inf. frontal, temporal u. inf. parietal

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Standardisiertes SpontansprachratingNachsprechenSchriftspracheBenennenSprachverständnis

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

SpracheArtikulation/Perzeption, Phonologie, Semantik, Syntax

Diskurs, Pragmatik • dorsolateral präfrontal

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Standardisiertes Rating(Diskurs: „Fehlen in der Mitteilung wichtigeInformation, sind sie irrelevant?“;

Pragmatik: Wird das Gespräch ständigunterbrochen?)

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Bereiche der neuropsychologischen Untersuchung

Arithmetik • Inferior parietal

Funktionelle Neuroanatomie

Methoden:Zahlenverarbeitungs- und Rechentest (ZRT)Mathematik-TestWIE, WIT, IST-2000-R:• Grundrechnen• Textgebundene Rechenaufgaben

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Grundsätzliches über den Test - Wesen und Bedeutung des Tests

Aufgabeneines Tests

a. Hilfsmittel im Dienste der Querschnittsdiagnose– Stellung des Einzelindividuums innerhalb einer

Gruppe vergleichbarer Individuen hinsichtlicheiner best. Leistung oder

eines best. Persönlichkeitsmerkmals

– Unterschiede hinsichtlich des Ausprägungs-grads der Leistung oder des Persönlichkeits-merkmals

zwischen verschiedenen Individuen

zwischen verschiedenen Gruppen

– Erfüllung oder Nichterfüllung einer Bedingung – Vorhandensein oder Nichtvorhandensein eines

geforderten Merkmals bzw. Grad einer Merkmalsausprägung (Auslese)

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Grundsätzliches über den Test - Wesen und Bedeutung des Tests

Aufgaben eines Tests

b. Hilfsmittel im Dienste der Längsschnittdiagnose– Feststellung von Merkmalsveränderungen

innerhalb definierte Zeitspannen (Verlaufsuntersuchungen)

bei Einzelindividuen

bei Gruppen, besonders Altersgruppen

c. Hilfsmittel der Forschung- Persönlichkeitsforschung- Allgemeinpsychologische Forschung

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Hauptgütekriterien

Nebengütekriterien

• Objektivität• Reliabilität• Validität

• Normierung• Vergleichbarkeit

• Ökonomie• Nützlichkeit

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Hauptgütekriterien

ObjektivitätReliabilitätValidität

Grad, in dem die Ergebnisse eines Test unabhängig vom Untersucher sind

• Durchführungsobjektivität

• Auswertungsobjektivität• Interpretationsobjektivität

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Hauptgütekriterien

ObjektivitätReliabilitätValidität

• Zuverlässigkeit bzw. Messgenauigkeit eines Tests

• Grad der Genauigkeit, mit dem er ein bestimmtes Persönlichkeits- oder Verhaltens-merkmal misst, unabhängig davon, ob er inhaltlich das in Frage stehende Merkmal erfasst

– Paralleltest-Reliabilität– Retest-Reliabilität– Innere Konsistenz

• Testhalbierung

• Konsistenzanalyse

• Reliabilitäts-Koeffizienten (rtt) liegen zwischen 0 und 1

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Hauptgütekriterien

ObjektivitätReliabilitätValidität

• Grad der Genauigkeit, mit dem dieser Test dasjenige Persönlichkeitsmerkmal oder diejenige Verhaltensweise, das/die er zu messen beansprucht, tatsächlich misst oder vorhersagt

– Inhaltliche Validität• Test, selbst stellt das optimale Kriterium für

das zu erfassende Merkmal dar (z.B. Schreibprobe)

– Konstruktvalidität• Ausmass, in dem ein Test ein bestimmtes

theoretisches Konstrukt zu erfassen vermag (z.B. Angst)

– Kriterienbezogene Validität• Korrelation der Testergebnisse einer Stich-

probe von Pbn mit einem unabhängigen Aussenkriterium (Validitätskoeffizient)

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

• Angaben, die als Bezugssystem für die Einordnung des individuellen Testergebnisses dienen

• Dadurch werden die Ergebnisse verschiedener Tests vergleichbar

• Bei eindimensionalen Tests:– Ermittlung der Verteilung der Testwerte einer

Population

– Nötigenfalls Normaltransformation

– Ausstattung mit bestimmten Verteilungsparametern (z.B. bei der Intelligenzquotientenskala mit einem Durchschnitt von 100 und einer Standardabweichung von 15)

• Normierung kann für – die Gesamtpopulation eines Areals (Gesamtnormen)

– für die Population einer bestimmten sozialen Gruppe (Gruppennormen)

– oder für mehrere solche Populationen erfolgen.

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

Mit Hilfe eines Test soll also ein einzelner Pb hinsichtlich seiner Testleistung mit einer Gruppe von Pbn, der er soziologisch angehört, verglichen werden können:

Welche Testleistung zeigt Max Mustermann im Vergleich zu

• anderen deutschsprachigen Pbn• anderen Männern• Altersgenossen• Pbn mit vergleichbarem Schulabschluss• Angehörigen vergleichbarer Berufsgruppen

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

Möglichkeiten des Vergleichs:1. Einfach- und Mehrfachnormen

a. Einfachnormierung: es werden nur Gesamt- oder nur Gruppennormen berechnet

b. Mehrfachnormierung: es liegen Gesamt- wie auch Gruppennormen vor.

Mehrfachnormierung sind besonders wünschenswert, da man den fraglichen Pb einmal zur Gesamtpopulation, aber auch zu verschiedenen soziologischen Gruppen und Teilpopulationen in Beziehung setzen kann und so detaillierte Informationen über diesen Pb im Hinblick auf eine Leistung oder Eigenschaft gewinnt.

Interessante Gruppen: Alter, Geschlecht, Bildung (Schultyp, Bildungsjahre), Berufsgruppen, …

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Testergebnisse - Arbeiter:

Testvariable Rohwert 1 PR T IQGesamtzahl der Richtigen 22 3 (0-17) 31 (22-41) 72 (58-86)

Set A 11 (9)Set B 4 (5)Set C 2 (4)Set D 5 (3)Set E 0 (1)Bearbeitungszeit 20:50 2

Anmerkung(en): Prozentrang (PR), T-Wert (T) und Intelligenzquotient (IQ) ergeben sich durch Vergleich mit der Stichprobe 'Arbeiter'. Die hinter den jeweiligenNormwerten in Klammern angegebenen Vertrauensintervalle sind mit 5%iger Irrtumswahrscheinlichkeit behaftet.1

Testergebnisse - IEFP Klienten - portugiesische Normen:

Testvariable Rohwert 1 PR T IQGesamtzahl der Richtigen 22 15 (5-34) 40 (33-46) 84 (75-94)

Set A 11 (9)Set B 4 (5)Set C 2 (4)Set D 5 (3)Set E 0 (1)Bearbeitungszeit 20:50 2

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Testergebnisse - IEFP Klienten - portugiesische Normen (26-35 Jahre):

Testvariable Rohwert 1 PR T IQGesamtzahl der Richtigen 22 22 (8-44) 42 (36-48) 88 (79-98)

Set A 11 (9)Set B 4 (5)Set C 2 (4)

Set D 5 (3)Set E 0 (1)Bearbeitungszeit 20:50 2

Testergebnisse - IEFP Klienten - portugiesische Normen (Bildungsgrad 1):

Testvariable Rohwert 1 PR T IQGesamtzahl der Richtigen 22 59 (35-80) 52 (46-58) 103 (94-113)

Set A 11 (9)Set B 4 (5)Set C 2 (4)Set D 5 (3)Set E 0 (1)

Bearbeitungszeit 20:50 2

Testergebnisse - IEFP Klienten - portugiesische Normen (weiblich):

Testvariable Rohwert 1 PR T IQGesamtzahl der Richtigen 22 21 (8-43) 42 (36-48) 88 (79-97)

Set A 11 (9)Set B 4 (5)Set C 2 (4)

Set D 5 (3)Set E 0 (1)Bearbeitungszeit 20:50 2

A k ( ) P (PR) T W (T) d I lli i (IQ) b i h d h V l i h i i T il (A hl h G hl h ) d S i h b

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

Möglichkeiten des Vergleichs:2. Standardnormen und Prozentrangnormen

a. Standardnorm:• linearer Verrechnungsmassstab für normale

Rohwerteverteilungen

• ähnlich wie die frühere Dollarleitwährung, über die der Wert eines Handelsobjekts in Indien mit dem eines anderen in Portugal sofort verglichen werden kann

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

b. Prozentrangnorm:• Keine lineare, sondern Flächentransformation

der Rohwerteverteilung

• Vergrössert oder verkleinert den Unterschied zweier Rohwerte, je nachdem, ob sich dies Rohwerte im mittleren oder im extremen Bereich der Verteilung befinden

• Wird davon mitbestimmt, ob eine normale oder eine anormale Verteilung im konkreten Fall vorliegt

Cave:

Die Prozentrangnormen lassen die individuellen Testunterschiede im mittleren Bereich in einem Masse hervortreten, wie sie gar nicht vorhanden sind, und nivellieren diese Unterschiede in den extremen Bereichen selbst dann, wenn sie de facto deutlich bestehen.

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

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Grundsätzliches über den Test - Die Gütekriterien eines Tests

Nebengütekriterien

NormierungVergleichbarkeitÖkonomieNützlichkeit

Prozentränge können leicht zu falschen Anschauungen führen:

Test A, Pb 1: PR 46

Pb 2: PR 54

Pb 3: PR 98

Pb 4: PR 99

Zwischen welchen beiden Pbn ist der Leistungsunterschied grösser (Pbn 1 und 2 vs. Pbn 3 und 4) ?

PR 46 – T-Wert 49

PR 54 – T-Wert 51

PR 98 – T-Wert 70-71

PR 99 – T-Wert 72-75

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Zur Interpretation objektiver Testresultate- Interpretation einfacher Tests

Standardmessfehler

Beurteilung intraindividuellerUnterschiede

• Derjenige Anteil an der Standardabweichung eines Test, der zu Lasten seiner Unreliabilität geht:

se = sx √1-rtt

• Über ihn lässt sich das Vertrauensintervall eines Testwertes Xi definieren:

CLx = Xi ± 1,64 · se (für p = 0,10) CLx = Xi ± 1,96 · se (für p = 0,05)

Beispiel:

LPS 50+, Untertest 3: logisches Denken

Xi :T = 40 , rtt = 0,926, se = 2,71

CLx = 40 ± 1,96 · 2,71 = 40 ± 5,31 (für p = 0,05)

d.h. der „wahre“ Wert des Pb liegt mit einer Irrtumswahr-scheinlichkeit von 5% bzw. Sicherheitswahrscheinlichkeitvon 95% zwischen 34 und 46.

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Zur Interpretation objektiver Testresultate- Interpretation einfacher Tests

Standardmessfehler

Beurteilung interindividueller Unterschiede

Beurteilung intraindividuellerUnterschiede

• Ein Pb wird im Verlauf einer kürzeren oder längeren Zeitspanne mit demselben Test oder seiner Parallelform erneut untersucht.

• Frage: Hat sich das fragliche Merkmal bzw. die Leistung während dieser Zeit verändert?

Dkrit (0.05) = 1,96· sx √ 2 (1-rtt)

• Cave: Übungseffekte

Beispiel:

TAP 1.07: Geteilte Aufmerksamkeit, Auslassungen

t1 : T = 32, t2 : T = 40, Dtat = 8 T-Werte

Dkrit (0.05) = 12,86 T-Werte

d.h. man darf den vermeintlichen Leistungszuwachs nichtinterpretieren, da er kleiner als die kritische Differenz ist.

asim Möglichkeiten und Grenzen neuropsychologischer Diagnostik 09.05.2007 46

Zur Interpretation objektiver Testresultate- Interpretation von Testprofilen

Profilinterpretation

Intuitiv

Statistisch

Frage:• Ist das vorliegende Profil ein echtes Profil oder ein

Scheinprofil, d.h. sind die beobachteten Unterschiede so ausgeprägt, dass sie nicht durch Zufall entstanden sein könnten?

Intuitive Profilinterpretation:• Orientierung an der Absoluthöhe der Unterschiede:

– kleine Unterschiede vernachlässigt– mittlere Interpretation mit Vorbehalt– grosse Interpretation mit Nachdruck

• Vernachlässigt die Tatsache, dass ein und derselbe Unterschied je nach Höhe der Reliabilitäten der verglichenen Einzeltests ganz verschiedene Bedeutsamkeit haben kann

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Profilinterpretation

Intuitiv

Statistisch

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Zur Interpretation objektiver Testresultate- Interpretation von Testprofilen

Profilinterpretation

Intuitiv

Statistisch

Statistische Profilinterpretation:1. Über die Konfidenzintervalle der Einzeltests • Die Konfidenzintervalle der beteiligten Tests sollen

sich dabei nicht überschneiden• Kritischer Unterschied:

Dkrit (0.05) = 1,96· sx (√ 1-r11+√ 1-r22)

2. Über den Standardmessfehler von Profildifferenzen:Dkrit (0.05) = 1,96· sx √ 2 - (r11+r22)

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Profilinterpretation

Intuitiv

Statistisch

Zur Interpretation objektiver Testresultate- Interpretation von Testprofilen

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Breites Spektrum relevanter Funktionen

1. „geistige“ Funktionen(kognitive, intellektuelle)

2. „seelische“ Funktionen(emotionale, motivationale)

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Zu erfassende Funktionen sind

• nicht direkt beobachtbar (wie z.b. Lähmung oder Sinnesstörungen)

• Ausprägung weist i.d.R. eine grossenormale interindividuelle Streubreite auf

• Es existierte keine feste bzw. natürlich vorgegebene Abgrenzung zwischen einem gesunden, intakten und einem krankhaft gestörten Zustand

Gutachter muss seiner Beurteilung einen Funktionszustand oder Bezugspunkt der Unversehrtheit zugrunde legen (Normal-oder Regelzustand).

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Noch einfach:

Beurteilung von Störungen,

• die stets pathologisch sind und

• die oft auch bestimmten Hirnschädigungen zugeordnet werden können:

- Aphasische Sprachstörungen

- Apraktische Störungen

- Agnostische Störungen

- Neglect

- …

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Schwieriger:Definition der „Unversehrtheit“ oder des „Normalzustands“ der• Intelligenz• Lern- und Merkfähigkeit • Reaktionsfähigkeit• ...

Eine verbreitete Definition:• ein Leistungswert, der mindestens um eine

Standardabweichung vom Norm-Mittelwert nach unten (negativ) abweicht

Indiz für eine anormale Leistung, d.h. für eine Beeinträchtigung oder Störung

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tastachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Gauß‘schen Normalverteilung der Leistungswerte

Abweichung um eine Standardabweichung nach unten: PR 16, d.h. nur noch 16% der Normstichprobe erzielten denselben oder einen noch geringeren Wert

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Aber:

• Im Einzelfall kann man nicht einfach den statistischen Leistungsmittelwert einer Population oder einer bestimmten Alters-u./o. Geschlechts-Normgruppe als Bezugspunkt einsetzen, von dem aus eine Abweichung gemessen wird.

Eine Beeinträchtigung geistiger Funktionen bei einer prämorbid deutlich überdurch-schnittlich befähigten Person, die deren Leistungsniveau auf den Populations-durchschnitt reduziert, würde so nicht erkannt.

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tastachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Gauß‘schen Normalverteilung der Leistungswerte

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Bezugspunkt der Unversehrtheitist der für das jeweilige Individuum typische, regelhafte Leistungszustand vor Eintritt des Gesundheitsschadens

Es müssen alle Informationen berücksichtigt werden, die zur Einschätzung des individuellen Regelzustandes beitragen können:• Nachweise über den erreichten Bildungs-

stand, berufliche oder sonstige Erfolge• Einbezug früher erhobener Testbefunde

(schulpsychologischer Dienst, Berufs-beratung, Personalauslese, u.a.)

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Differentialdiagnose:

Authentische vs. nichtauthentische neuropsychologische Störungen

1. Eine neuropsychologische Untersuchung ist von der Anstrengungsbereitschaft des Patienten abhängig und lässt sich deshalb leicht willentlich beeinflussen.

2. Häufig schwierig zu beantwortende Frage: sind die vom Patienten beklagten Beeinträchtigungen oder neuropsychologische Befunde tatsächlich auf authentische neuropsychologische Störungen zurückzuführen?

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Begründeter Verdacht auf nicht-authentisch neuropsychologische Störungen, wenn...

• Anmnestische Daten, subjektive Klagen und/oder neuropsychol. Untersuchungsergebnisse nicht übereinstimmen

• Die vorgebrachten Beschwerden und das Syndrom-Muster neuropsychologisch/ neurologisch nicht zu erklären sind

• Grobe Abweichungen von klinischen Erwartungs-oder Normwerten (d.h. für Hirnverletzungsfolgen untypische Leistungsprofile oder uncharakteris-tische Leistungen) selbst bei einfachsten Anforderungen vorliegen

• Inkonsistenzen in Testergebnissen die gleiche oder ähnliche Funktionen überprüfen oder bei Verlaufsuntersuchungen vorliegen

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Begründeter Verdacht auf nicht-authentisch neuropsychologische Störungen, wenn...

• Unstimmigkeiten zwischen beklagten oder gezeigten Symptomen und Verhaltens-beobachtungen bestehen

• in der Anamnese Hinweise auf nicht-authentisch neuropsychologische Störungen vorhanden sind

• Symptomvalidierungsverfahren auffällige Resultate ergeben

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Nicht-authentische neuropsychologische Störungen

Leistungsanspruch dem objektiven Befund entsprechend

Unbewusst (Angst, Scham, Verleugnung) -Bewusst (Fahreigung)

Herunterspielen vorhandener Symptome (DD: Anosognosie, Anosodiaphorie)

Dissimulation

Leistungsanspruch der primären psychischen oder körperlichen Ursache entsprechend

Symptome nicht absichtlich erzeugtSymptome nicht vollständigauf einen medizinischen Krankheitsfaktor rückführbar

SomatoformeStörung

Leistungsanspruch den primären psychischen Ursachen entsprechend

Unbewusst,Einnehmen der Krankenrolle,keine äusseren Anreize

Erzeugen oder Vortäuschen nicht-vorhandener Symptome

VorgetäuschteStörung

Kein LeistungsanspruchBewusst,externe Anreize (finanziell, Vermeiden von Pflichten oder gerichtlicher Verfolgung, psychosoziale Vorteile)

Willentliches Vortäuschennicht-vorhandenerSymptome

Simulation

Leistungsanspruch dem objektiven Befund entsprechend

Mehr oder minder bewusst,externe Anreize, „Hilferuf“, Gutachter überzeugen

Willentliche Übertreibung vorhandener Symptome

Aggravation

Leistungsanspruch dem objektiven Befund entsprechend

Unbewusst,Gutachter soll überzeugt werden (Persönlichkeits.-, Kulturabhängig)

VerdeutlichungvorhandenerSymptome

Verdeutlichungstendenz

Versicherungsrechtl.MotivDefinitionKategorie

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Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstandes

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Für Gutachten gefordert: 1. Störungsnachweis: überwiegende Wahrschein-

lichkeit, dass die fragliche Gesundheitsstörung auch tatsächlich vorliegt

erschwert durch normale Streubreite und subjektive Beeinflussbarkeit der Leistungen

ausreichend sichere Abgrenzung zwischen normalen Leistungsschwächen und patholo-gischen Leistungsbeeinträchtigungen erfordert

• besonders sorgfältiges, objektives und neutrales Abwägen und Bewerten der Befunde

• eine Analyse des quantitativen und qualitativen Musters der verschiedenen Untersuchungsbefunde.

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Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstands

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

2. Beurteilung des ursächlichen ZusammenhangsStörungen der geistig-seelischen Funktionen weisen

• meist keine Ätiologiespezifität und• überwiegend eine nur geringe

Lokalisationsspezifität auf

Erschwert• Zuordnung zu einer bestimmten Hirnschädigung • Abgrenzung zu unfallfremden Schädigungen

(z.B. früherer Schlaganfall, Alkoholabusus) • Anteilsmässige Quantifizierung multipler

Ursachen eines Defizits (z.B. Mild traumatic brain injury (MTBI), Schmerzen, Medikamente, psycho-pathologische Störungen, psycho-reaktive Anteile, Aggravationstendenz)

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Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstands

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

1. Qualität der Testnormierung recht heterogen1. Nur jüngere Pbn

2. Nur jüngere und leistungsfähige Pbn

3. Kleine Pbn-Gruppen besonders in höheren Altersklassen

2. Gutachter verwenden häufig unterschiedliche , nicht leicht mit einander zu vergleichende Testverfahren

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstands

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

3. Inhaltliche ValiditätBeklagte Leistungseinbussen entsprechen z.T. nicht den testpsychologisch definierten, spezifischen Funktionen:Konzentrationsstörungen, Unfähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, usw. werden von Patienten in deren Alltagssituation erlebt, d.h.

- sich wiederholt öffende und schliessende Türen

- Anwesenheit anderer, sprechender Personen

- Unterbrechungen durch Fragen oder Hinweise

- Stundenlange mentale Belastung

Testsituation- Abgeschirmte, störungsfreie Bedingungen

- Spezifische Anforderungen dauern teils nur wenige Minuten

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Probleme neuropsychologischer Diagnostik

Besonderheiten des Untersuchungs-gegenstandes

Variationsbreite der zu beurteilenden Funktionen

Subjektive Beeinflussbarkeit des Beobachtungs-gegenstands

Tatsachenfeststellung und Beurteilung des ursächlichen Zusammenhangs

Relevanz der testpsychologischen Untersuchung

Frage nach den Auswirkungen von Störungen oder Schädigungen des ZNS auf – höhere Hirnfunktionen und – Persönlichkeitsmerkmale und

– den daraus resultierenden Veränderungen in der Lebensführung und der Teilhabe (inkl. Arbeitsfähigkeit)

– notwendiger Therapien

werden nicht mit medizinischen Untersuch-ungen und Diagnosen beantwortet und lassen sich auch nicht mit Hilfe apparativer Zusatzdiagnostik wie CCt, MRT etc. klären

Hierfür sind immer auch neuropsychologische Gutachten erforderlich.

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Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit !