3
1 DieNahrung I 19 1 7 I 1975 I 547-549 I Organisch-chemisches Institut cler Bulgarischcn Akademie der Wissenschaften, Sofia, VR Bulgarien Gehalt an freien und unterschiedlich gebundenen Sterinen in Sonnenblumen-, Soja- und Maisol A. POPOV, Ts. MILKOVA und N. MAKEKOV Es wird die Menge an freien Sterinen, Sterinestern und Steringlykosiden in Sonnenblumen-, Soja- und Maisol sowie in den Hydratationsschlammen dieser ole untersucht. Die Abfall- produkte der Raffinierung sind an Sterinen angereichert. Den hochsten Gehalt an Gesamt- stcrinen bzw. an Steringlykosiden haben die Hydratationsschlamme von Sojaijl (2,68 bzw. 1.93%). gefolgt von denen des Sonnenblumenols (2,03 bzw. 1,68%) und des Maisols (o,81 bzw. 0,54%). Die Sterine sind als Komponenten von Naturprodukten weit verbreitet. Ihr Gehalt in den Speiseolen ist von Bedeutung sowohl bei deren Charakterisierung als Nahrungs- mittel als auch im Zusammenhang mit dem gewachsenen Interesse fur manche Sterine (z. B. Stigmasterin) als Rohstoffe fur die Herstellung von Steroidpraparaten. Bei der Raffination der Pflanzenole, und zwar bei deren Hydratisierung und Deso- dorierung, geht ein Teil der Sterine in die Abfallprodukte wie Hydratations-(Lecithin-) schlamme und Desodorationskondensate uber, weshalb die raffinierten Ole arm an Sterinen sind. Anderseits kann in den Abfallprodukten eine betrachtliche Menge von Sterinen vorhanden sein, was die Moglichkeit ihrer Isolierung und Ausnutzung er- affnen kbnn te. In Naturprodukten pflanzlichen Ursprungs kommen die Sterine als freie, mit hoheren Fettsauren veresterte Sterine (Sterinester, Steride), als Steringlykoside (Stero- line) und als veresterte Steringlykoside vor. Aus diesen gebundenen Formen werden die Sterine durch alkalische oder saure Hydrolyse freigesetzt. In alkalischem Medium werden die Sterinester, in saurem Medium die Sterinester, die Steringlykoside und die veresterten Steringlykoside hydrolysiert. Die Daten in der Literatur bezuglich des quantitativen Gehalts an Sterinen in Pflanzenolen beziehen sicli nur auf freie Sterine und Sterinester [I-31. Nur die Arbeit von KIRIBUCHI u. a. [4] enthalt separate Daten uber den quantitativen Gehalt an freien Sterinen, Steringlykosiden und veresterten Steringlykosiden in Sojaol und in Hydratationsschlammen von Sojaol. Diese Autoren haben keine Sterinester in den von ihnen untersuchten Materialien entdeckt. Der Steringehalt der bulgarischen Pflanzenole und der Abfallprodukte von ihrer Raffination ist bis jetzt unbekannt. Die gegenwartige Untersuchung beabsichtigt die Feststellung des quantitativen Steringehalts in den verbreitetsten bulgarischen Olen wie Sonnenblumen-, Soja- und Maisol und in den bei ihrer Raffination erhaltenen Hydratationsschlammen sowie die Bestimmung des Gehaltes an verschiedenen Sterinformen, namlich an freien Sterinen, an Sterinestern und an Steringlykosiden.

Gehalt an freien und unterschiedlich gebundenen Sterinen in Sonnenblumen-, Soja- und Maisöl

Embed Size (px)

Citation preview

1 DieNahrung I 19 1 7 I 1975 I 547-549 I Organisch-chemisches Institut cler Bulgarischcn Akademie

der Wissenschaften, Sofia, V R Bulgarien

Gehalt an freien und unterschiedlich gebundenen Sterinen in Sonnenblumen-, Soja- und Maisol

A. POPOV, Ts. MILKOVA und N. MAKEKOV

Es wird die Menge an freien Sterinen, Sterinestern und Steringlykosiden in Sonnenblumen-, Soja- und Maisol sowie in den Hydratationsschlammen dieser ole untersucht. Die Abfall- produkte der Raffinierung sind an Sterinen angereichert. Den hochsten Gehalt an Gesamt- stcrinen bzw. an Steringlykosiden haben die Hydratationsschlamme von Sojaijl (2,68 bzw. 1.93%). gefolgt von denen des Sonnenblumenols (2,03 bzw. 1,68%) und des Maisols (o,81 bzw. 0,54%).

Die Sterine sind als Komponenten von Naturprodukten weit verbreitet. Ihr Gehalt in den Speiseolen ist von Bedeutung sowohl bei deren Charakterisierung als Nahrungs- mittel als auch im Zusammenhang mit dem gewachsenen Interesse fur manche Sterine (z. B. Stigmasterin) als Rohstoffe fur die Herstellung von Steroidpraparaten.

Bei der Raffination der Pflanzenole, und zwar bei deren Hydratisierung und Deso- dorierung, geht ein Teil der Sterine in die Abfallprodukte wie Hydratations-(Lecithin-) schlamme und Desodorationskondensate uber, weshalb die raffinierten Ole arm an Sterinen sind. Anderseits kann in den Abfallprodukten eine betrachtliche Menge von Sterinen vorhanden sein, was die Moglichkeit ihrer Isolierung und Ausnutzung er- affnen kbnn te.

In Naturprodukten pflanzlichen Ursprungs kommen die Sterine als freie, mit hoheren Fettsauren veresterte Sterine (Sterinester, Steride), als Steringlykoside (Stero- line) und als veresterte Steringlykoside vor. Aus diesen gebundenen Formen werden die Sterine durch alkalische oder saure Hydrolyse freigesetzt. In alkalischem Medium werden die Sterinester, in saurem Medium die Sterinester, die Steringlykoside und die veresterten Steringlykoside hydrolysiert.

Die Daten in der Literatur bezuglich des quantitativen Gehalts an Sterinen in Pflanzenolen beziehen sicli nur auf freie Sterine und Sterinester [I-31. Nur die Arbeit von KIRIBUCHI u. a. [4] enthalt separate Daten uber den quantitativen Gehalt an freien Sterinen, Steringlykosiden und veresterten Steringlykosiden in Sojaol und in Hydratationsschlammen von Sojaol. Diese Autoren haben keine Sterinester in den von ihnen untersuchten Materialien entdeckt.

Der Steringehalt der bulgarischen Pflanzenole und der Abfallprodukte von ihrer Raffination ist bis jetzt unbekannt.

Die gegenwartige Untersuchung beabsichtigt die Feststellung des quantitativen Steringehalts in den verbreitetsten bulgarischen Olen wie Sonnenblumen-, Soja- und Maisol und in den bei ihrer Raffination erhaltenen Hydratationsschlammen sowie die Bestimmung des Gehaltes an verschiedenen Sterinformen, namlich an freien Sterinen, an Sterinestern und an Steringlykosiden.

648

freie Sterine

0,22

0334 0 , 2 0

Materialien und hlethode

Sterin- ester

0,07 0 , O I

0.04

Es wurden industrielle Proben von rohem und raffiniertem Sonnenblumcnol, von rohcm Sojaiil, von rohem uncl raffiniertern Maisol sowie von Hydratationsschlammen des Sonnenblumenols untrr- sucht.

Die fur die Untersuchung notwendigen Lecithinschlamme von Soja- und Maisol wurden durch Hy- dratisierung der rohen Ole unter Laborbedingungen erhalten. Die 61e wurden mit Wasser (3-496, bezogen auf das 01) bei 50-60 OC I h lang geruhrt.

Die Menge der freien Sterine in den untersuchten Materialien wurde mit Digitonin in einer Chloro- formlosung bestimmt [ 5 ] .

Die gesamte Menge an freien und vcrestcrten Sterinen wurde nach Hydrolyse der untersuchtcn Produkte in alkalischemhledium, Isolierung des Unverseifbaren nach der IUPAC-hlethode D-5.3 und anschliefiende Fallung mit Digitonin bestimmt.

Um die Menge an Gesamtsterin zu bestimmen, hydrolysierte man das untersuchte Material in saurem Medium [6] ; danach wurde das Reaktionsgemisch rnit der doppelten Menge Wasser ver- diinnt und rnit Diathylather cxtrahicrt. Nach Auswaschen der atherischen Auszuge mit Wasscr und Verdampfen des Diathylathers im Vakuum wurde die Menge an Gesamtsterin mit Digitonin i n alkoholischer Losung ermittelt.

Cleichzeitig mit der quantitativen Bestimmung der Sterine wurden die Materialien auch diinn- schichtchromatographisch untersucht. Die Chromatogramme (Kieselgel G - Merck) wurden in folgenden Systemen entwickelt :

- fur Sterinester - Petrolathcr :Diathylathcr 75 : 5 - fiir freie Sterine - Petrolather : Diathylather I : I

- fur Stcringlykoside und veresterte Stcringlykosidc - Methanol :Chloroform : Ammoniak (25%ig) 22 :78 12 .

Die Flecke wurden durch Bespriihen mit 5o%iger Schwefelsaure und Erhitzen auf 140 'C sichtbar gemach t .

Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, daI3 von allen untersuchten Olen das rohe Sojaol den hochsten Gehalt an freien Sterinen aufweist (0 ,307~) . Der Gehalt an freien

Die Ergebnisse der Untersuchungen sind in Tab. I wiedergegeben.

T a b e l l e I

Ermittelte Steringehalte

Untersuchtes Material

Sonnenblumenol rohes 01 Hydratationsschlammc raffiniertes 01

Sajaol rohes 0 1 H yclratationsschlairiIrie

M a i d rohes 01 Hydratationsschlamme raffiniertes 01

0 , O I

0>74 0'30 1 0 , O I

Sterin- glykosidet

Gesamt- sterine

0,55 2,68

0,80 0,81 0,65

* Steringlykoside und veresterte Steringlykoside

Sterinc 549

Sterinen und Sterinestern im rohen Maisol betriigt 0,75%. Dieses Ergehriis charak- terisiert es als eines der an Sterinen reichsten ole.

Die Daten in der Tabelle zeigen, daB von allen untersuchten Materialien die Hydra- tationsschlamme von Sojaol den hochsten Gehalt an Gesamtsterinen bzw. Sterin- glykosiden und an veresterten Steringlykosiden aufweisen (2,68 bzw. 1,93%). An zweiter Stelle stehen die Hydratationsschlamme des Sonnenblumen- (z,03 bzw. 1,69:10) und Maisols (o,SI bzw. 0,54°/0). Die untersuchten raffinierten Ole sind iirmer an Sterinen als die rohen Ole. Die erhaltenen Ergebnisse iiber den Gehalt an freien und veresterten Sterinen in den von uns untersuchten Olen stimmen mit den in der Litera- tur angegebenen Daten uberein.

Die durchgefuhrten Untersuchungen kennzeichnen die Hydratationsschlamme der Ole als eine sehr perspektivische Quelle fur die Herstellung von Pliytosterinen.

Weitere Untersuchungen uber den Gehalt an Sterinen in anderen Abfallprodukten der Olraffination sowie iiber den Gehalt und die Zusammensetzung individueller Sterine in diesen Produkten sind im Gange.

S u m m a r y

A. POPOV, Ts. MILKOVA and N. MAREKOV: Free and bound sterols in sunflower, soya and maize oils The amounts of free sterols, stcryl esters and steryl glycosides in sunflower, soya and maize oils as

well as in the phosphatides of the same oils were determined. The refinement byproducts were enriched with sterols. The highest contents of total sterols and steryl glycosides (2,68 and 1,9%, respectively) were established in soya phosphatides followed by those in sunflower oil phosphatidcs (2,03 and 1,68%, respectively) and maize oil posphatides (o,8i and 0,54%, respectively).

I,i t e r a t ur

[IJ FEDELI, E., A. LAXZANI, P. CAPELLA u. G. JACINI, J . Amcr. Oil Chemists’ SOC. 43, 254 (1966). 121 NORCIA, L. N., u. B. E. ROSENTHALER, J. Amer. Oil Chemists’ SOC. 43, 169 (1966). [3 ] PARDUN, H., Analyse der Fette und Fettbegleitstoffe, in : Handbuch der Lebensmittclcheniie,

[4] KIRIBUCHI, T., SAN CHEN CHEA u. S. FUNAIIASHI, Agric. bid. Chem. [Tokyo], 29, 156 (1965). [5] COPIUS PEEREBOOM, J. W., u. Ir. J. B. Koos, Fettc. Seifen, Anstrichmittel 62, 91 (1960). [6] GAVER, R. C., u. C. C. SWEELEY, J. Amcr. Oil Chemists’ SOC. 42. 294 (1965).

Bd. IV, Fette und Lipoide, S. 402, Berlin 1969.

Prof. Dr. A. POPOV, Prof. Dr. N. MAREKOV und Dip1 Chem. Ts. MILKOWA, Institut fur Organische Chemie der Bulgarischen Akademic der Wissenschaften, Sofia 13, VII Bulgaricn

Eingegangen is. I. 1975