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Gemeindebrief DOM blick Evangelische Domgemeinde 68 Ostern 2020 ALTENBERG April - August Komm, Heiliger Geist ... Komm, Heiliger Geist ... Komm, Heiliger Geist ... Komm, Heiliger Geist ... Komm, Heiliger Geist ...

Gemeindebrief - ...Rabbula - Evangeliar, syrische Pergament-Handschrift aus dem Jahr 586 Antiphonar: Pfingsten (um 1160) St. Peter, Salzburg, 7 bula-Evangeliar, einer syrischen Per-gamenthandschrift

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Gemein

debrief

DOMblick

EvangelischeDomgemeinde

68

Ostern2020

ALTENBERG

April - August

Komm, Heiliger Geist ...Komm, Heiliger Geist ...Komm, Heiliger Geist ...Komm, Heiliger Geist ...Komm, Heiliger Geist ...

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Kein Karfreitag, kein Leiden ist unendlich.Nach Karfreitag kommt Ostern, das ist gewiss (C. Posche)

Die Evangelische DomgemeindeDie Evangelische DomgemeindeDie Evangelische DomgemeindeDie Evangelische DomgemeindeDie Evangelische Domgemeindewünscht Ihnen allen ein Frohes Osterfest !wünscht Ihnen allen ein Frohes Osterfest !wünscht Ihnen allen ein Frohes Osterfest !wünscht Ihnen allen ein Frohes Osterfest !wünscht Ihnen allen ein Frohes Osterfest !

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Inhaltsverzeichnis

Angedacht ............................................................................................4„Komm Heiliger Geist“ ...........................................................................6Gottesdienste .........................................................................................9Licht und Schatten im Glauben ............................................................. 10Das große Backen – Eine Glosse ............................................................ 14„Liebe Konni ...“ .................................................................................. 15Gemeinde-Infos und Impressum....................................................... 16/17Regina Jonas – erste Rabbinerin weltweit ......................................... 18/19Thomas Taxacher als Leitender katholischer Pfarrer eingeführt ............... 20Inklusionstag im MLH .......................................................................... 21Vorstellungs-Gottesdienst der Konfis 2020 ............................................. 21Danke für den Erfolg: Adventsbasar ...................................................... 22Weltgebetstag ..................................................................................... 2225 Jahre Martin-Luther-Haus in Altenberg ............................................. 23Konfirmation an Christi Himmelfahrt ..................................................... 24Das neue Presbyterium ........................................................................ 24Kinder-Ferienfreizeit abgesagt .............................................................. 26Frauenbilder & Frauentreff ................................................................... 26Israel – Palästina – und wir .................................................................. 27Wir gratulieren unseren Geburtstags-“Kindern“ ...................................... 30

Nein, Spikey, das ist kein Osterei!

Liebe Leserin, lieber Leser,

unsere heile Welt gerät gerade etwasdurcheinander. Wir müssen alle feststellen,dass die sogenannte „heile Welt“ sehranfällig und zerbrechlich sein kann.Das merken Sie indirekt auch an diesemGemeindebrief, denn bei Terminen undAnkündigungen steht: Fällt aus, wirdausgesetzt – Gottesdienste, GeistlicheMusik, Veranstaltungen im Dom und MLH.Es heißt ja, dass jedes Ding seine zweiSeiten hat – vielleicht trifft das auch aufdas Corona-Chaos zu. Die Erkranktenwerden das möglicherweise grade etwasanders sehen. Jedoch, wenn wir alleetwas mehr zur Ruhe kommen – wennauch unfreiwillig – so ist es doch irgendwieauch heilsam. Weniger hektisch, nichtso umtriebig im Stress versinkend.So sollten wir jetzt die angeordnetenMaßnahmen befolgen, so unbequem esauch sein mag, Solidarität leben und –bitte, keine Hamsterkäufe.

Trotz allem ein frohes Osterfest –und bleiben Sie gesund!

Mit freundlichen Grüßen ausder Redaktion

Unter www.kirche-im-wdr.de gibt es Sendungen, immer zumNachlesen oder sogar zum Nachhören, mit vielen guten Impulsenvon Miniandacht bis Gottesdienst.Bei YouTube sind wir unter Evangelische Domgemeinde Altenberg,bei Facebook unter Evangelische Kirchengemeinde Altenberg undbei Instagram sind wir als evangelisch_in_altenberg zu finden –immer mit kleinen Videobotschaften.Auf unserer Homepage www.altenberg-dom.de gibt es immer anden Sonntagen eine kleine Andacht zu sehen und zu hören.

Hier können Sie geistliche Worte hören und lesen

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Katja Ebstein, kennen Sie die noch? Lange rote Mähne, tolle Stimme und ein Lied,das beim Grand Prix 1970 den 3. Platz machte: „Wunder gibt es immer wieder“.

Wunder gibt es immer wieder.„Ein Wunder“ sagen wir, wenn Festgefahrenes, Festgefrorenes, wenn ausweglose Situatio-nen in Bewegung kommen. Wenn Unerwartetes geschieht und unsere Erwartungen überden Haufen wirft. Das Wunder von Bern, 4.Juli 1954 – daran erinnern sich einigebestimmt auch noch und an die sich überschlagende Stimme des Reporters HerbertZimmermann: „Aus, aus, aus, aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“

Das ‘Wunder von Taipeh’ ist wahrscheinlich nicht so bekannt. Denn Frauenfußball spieltbis heute eher ein Schattendasein. Fußballbegeisterte Frauen und Mädchen mussten sichjahrzehntelang gegen massive Widerstände in Familien und Vereinen behaupten undHohn und Spott nicht nur von Männern einstecken.Bis 1970 war Frauenfußball verboten. Es gab nur wenige Männer, die das Anliegenkickender Frauen zu ihrem eigenen machten. Bei der Frauenfußballweltmeisterschaft inTaipeh 1981 gab es noch keine deutsche Nationalmannschaft. So flogen die Fußballer-innen des SSG Bergisch Gladbach nach Taiwan und holten den Titel.

Der Trainer Gero Bisanz, der „die größte Emanze des DFB“ war– wie es ein Journalistausdrückte – übernahm danach einen Auftrag, den viele seiner Trainerkollegen dankendabgelehnt hatten. Er begann 1982 mit dem Aufbau einer Frauen-Nationalmannschaft.Bei der EM 1989 gewann das deutsche Team und wurde, einschließlich Trainer, miteinem geblümten Kaffeeservice belohnt. 2003 und 2007 holten die Frauen wieder denWeltmeistertitel. So können sich die Dinge ändern.

Wunder gibt es immer wieder, im Sport und wie im Leben.Der Glaube an Wunder durchzieht die Menschheits- und Religionsgeschichte bis heute.Menschen reisen nach Lourdes, nach Kevelaer, in der Hoffnung auf ein Wunder. Verehr-ten die Reliquien hier im Altenberger Dom. Mit der Schwäche und Hinfälligkeit vonMenschen werden auch schon seit Tausenden von Jahren gute Geschäfte gemacht.

Viele Menschen, die zur Jesusbewegung gehörten, hatten keine Perspektive für ihrLeben. Zu arm, zu krank, zu ungebildet, das falsche Geschlecht. Mit jedem Wunder Jesu,dessen Zeuge sie sein durften, veränderte sich auch ihre Wahrnehmung der Welt, vonsich selbst. Wer von den Wundern, die Jesus tut, berührt wird, fängt an, das eigeneLeben, die ganze Welt, anders in den Blick zu nehmen.

Veränderungen sind möglich, Missstände können abgeschafft, Mauern niedergerissenwerden. Diese Hoffnung hält das Christentum bis heute in Bewegung.Wir Menschen des 21. Jahrhunderts sind skeptisch: Sind Wunder möglich ?Muss man an Wunder glauben?

Liebe Menschen in Altenberg und drumherum!

An(ge)dacht

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Wir versuchen, die Grenzen des Kosmos auszuloten, die Geheimnisse des Menschseins zuentschlüsseln, und stoßen immer wieder auf Phänomene, die sich wissenschaftlichenErklärungsversuchen entziehen. Zufall ?Aber Zufälle, Bedrohungen und Unregelmäßigkeiten machen unser Leben eben auch aus,nicht nur Gesetzmäßigkeiten und Rationalitäten. Leben ist mehr.So bringen uns die Grenzen der Naturwissenschaften wieder in eine Dimension des Glaubens.Wir wissen um die Begrenztheit unseres Lebens, unserer Einsichten und Möglichkeiten.Mangel, Krankheit, Entfremdung, Ausbeutung, Gewalt, Tod, bestimmen auch unser Menschsein.

In den Wundern Jesu werden Grenzen überschritten, wird die Macht des Bösen,sogar die Macht des Todes, gebrochen. Das größte aller Wunder feiern wir an Ostern:Jesus bricht die Mächte des Todes. Menschen nehmen staunend wahr: Hier ist Gott.

Ich glaube, das gibt es bis heute: Menschen lösen sich aus zerstörerischen Verhältnissen,befreien sich selbst, lassen sich befreien, helfen und lassen sich helfen. Wenn ich davon erfahre,kann ich sagen: Überraschung, Unregelmäßigkeit, Zufall. Oder: Gott inkognito.Was sind Wunder? Ereignisse im Leben von Menschen, in denen spürbar wird:Hier ist Gott am Werk.

Wie singt Katja Ebstein so schön:Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie geschehen.

Ihnen allen ein frohes Osterfest! Mit herzlichem Gruß

täglich um 19.30 Uhr. Jeden Abend läuten die Glocken vom Altenberger Dom.Sie laden uns zum Gebet in unseren eigenen vier Wänden ein.Jeden Mittwochabend werden Pfarrer Taxacher und ich die Osterkerze im Domanzünden, Fürbitte halten und das Vaterunser beten. Sie, liebe Gemeinde, sind eingeladen,dann ebenfalls ein Licht der Hoffnung in Ihr zu Fenster setzen.Durch Glockengeläut, (Oster-)Kerzenlicht und ein für sich gehaltenes und doch gemeinsamesGebet – zu Hause und zu zweit in der Kirche – verbinden wir uns mit Gott und unter-einander. Und das auch noch ökumenisch.

Liebe Gemeinde,auch in den Einschränkungen dieser Zeit bleibt uns unser gemeinsames Beten.Denn es ist ein starkes Zeichen, dass wir zusammenstehen!

Ihre Pfarrerin Claudia Posche

Glockenläuten –

In Zeiten der Corona-Krise ist alles anders. Alle Veranstaltungen sind bis auf Weiteresabgesagt. Schauen Sie bitte auf unsere Homepage für mögliche aktuelle Informationen.

Ihre Pfarrerin

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Aber der Heilige Geist? Wie lässt sichder Heilige Geist darstellen, der stürmtund weht, wie und wo er will und sichunsichtbar jedwedem menschlichenZugriff entzieht? Eine angemesseneBildform für das Unfassbare und Un-begreifliche zu finden, bedeutet einebesondere Herausforderung für Ma-ler und Bildhauer. Bis heute versuchensie, sich dem Pfingstthema in unter-schiedlichsten Sehweisen und male-rischen Zugängen anzunähern.

Die ältesten Pfingstdarstellungen ori-entierten sich stets am Pfingstberichtdes Evangelisten Lukas. Dieser berich-tet, wie die vollkommen verängstig-ten Jünger nach Jesu Kreuzigung undAuferstehung am jüdischen FestSchawuot* (s.S.9) plötzlich Gottes Kraftund Nähe im Heiligen Geist erfuhrenund dadurch verwandelt wurden: „Als der Pfingsttag gekommen war,waren die Jünger alle beieinander aneinem Ort. Und es geschah plötzlichein Brausen vom Himmel wie von ei-nem gewaltigen Sturm und erfüllte dasganze Haus, in dem sie saßen. Und eserschienen ihnen Zungen, zerteilt undwie von Feuer, und setzten sich auf ei-nen jeden von ihnen, und sie wurdenalle erfüllt von dem Heiligen Geist.“(Apg 2, 1-4 Lutherübersetzung).

Der Geist Gottes, der Heilige Geist,wird am ehesten in der Symbolspra-

che der biblischen Berichte in Sturm,Wind und Atem erfahren. Hinzukommt das Feuer, eine gewaltigeMacht, die Althergebrachtes nieder-reißen und zerstören kann, um Neueszu erschaffen. Es findet seine Entspre-chung in Flammen, Feuerzungen, undhellen Strahlen. Obwohl von einerTaube im Pfingstereignis nirgendwodie Rede ist – dort stehen Brausen,Sturm und Feuerzungen im Vorder-grund – wird sie in Anlehnung an dieTaufe Christi gerne auf Pfingstdarstel-lungen mit dazugenommen. Oft tre-ten diese Symbole auch alle gemein-sam in einem Kunstwerk auf. Sie sindallemal Bilder, die Bewegung, Ver-wandlung, sowie einen Neuanfang imLeben andeuten.

Nachdem die Lehre von der Trinität(Dreifaltigkeit) auf dem Konzil zu Kon-stantinopel (381) zum Dogma erho-ben wurde, konnte sich in der Folge-zeit gerade die Taube zum beherr-schenden Symbol des Heiligen Geis-tes in der Ikonographie des Pfingst-bildes entwickeln. Da sie nach jüdi-schem Gesetz ein reines Tier und dereinzige Vogel ist, der als Opfertierverwendet werden durfte, lag esnahe, sie stellvertretend für das mitden Sinnen nicht Erfassbare zu ge-brauchen. Bereits in der ältesten er-haltenen Pfingstdarstellung, im Rab-

Veni Sancte Spiritus – Komm, Heiliger Geist ...

Durch die Jahrhunderte hindurch bis in unsere Tage gehört es zu dem Bedürf-nis künstlerischer Darstellungen, auch das Göttliche sichtbar zu machen undihm menschlichen Ausdruck zu verleihen. Die Menschwerdung Gottes in Je-sus Christus begründet letztendlich die künstlerische Umsetzung dieser sonstunvorstellbaren Idee. Es bedarf nicht allzu vieler Phantasie, sich Jesu Lebenauszumalen, werden doch die Ereignisse rund um das Kind in der Krippe mitMaria und Joseph sowie um den Gekreuzigten und Auferstandenen bereitsvon den Evangelisten in bildhaftem Sprachgebrauch beschrieben.

Pfingstdarstellungen in der bildenden Kunst

Ausgießung des Heiligen GeistesRabbula - Evangeliar, syrische Pergament-Handschrift aus dem Jahr 586

Antiphonar: Pfingsten (um 1160)St. Peter, Salzburg,

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bula-Evangeliar, einer syrischen Per-gamenthandschrift aus dem Jahr 586,hatte der Maler neben Feuerflammendie Taube als Symbol für den göttli-chen Geist einbezogen.

Die zentrale Stellung in der Kompo-sition nimmt Maria, die Mutter Jesu,ein. Mit einem blauen Gewand be-kleidet, steht sie würdevoll in einemdurch einen Bogen angedeutetenRaum. Neben ihr rechts und links, fastsymmetrisch angeordnet, die andäch-tigen Apostel. In der oberen Bildmit-te kommt der Heilige Geist majestä-tisch in Gestalt einer Taube herab, vonder sich Flammenzungen auf denHäuptern der Versammelten nieder-lassen.

Maria inmitten der Apostel, stehendoder sitzend, gehört zu den verbrei-tetsten Kompositionen des Pfingstge-schehens, hauptsächlich in der Buch-malerei, aber auch auf Wand- und Ta-felbildern, wenn ganze Zyklen ausJesu oder Mariae Leben abgebildetwerden.

Das Pfingstbild ohne Maria dagegenist vom 10. bis 12. Jahrhundert dieRegel. Die Apostel sitzen entwederhintereinander oder nebeneinanderim Halbkreis, während die Strahlendes Heiligen Geistes wie lange Feu-erlinien vom Himmel herabfallen.Das Pfingstereignis spielt sich häufigvor goldfarbenem Hintergrund ab,der die ganze Szene in ein mystischesLicht taucht, steht doch die Farbe Goldfür Transzendenz und spirituelle Er-leuchtung. Obwohl die Mutter Jesu beider Ausgießung des Heiligen Geistesnicht ausdrücklich erwähnt wird, sollsie sich von Anbeginn bei der Urge-meinde aufgehalten haben (Apg1,14). Ab etwa 1200 fehlt sie prak-tisch auf keiner Pfingstdarstellungmehr.

Mit der Zeit wurde zunehmend derstrenge Aufbau der frühzeitlichen Bil-derwelt durch Asymmetrien, unter-schiedliche Mimik, Gestik und Bewe-gung aufgelockert. Die einzelnen Per-sonen erscheinen lebendiger ange-sichts des Heiligen Geistes, der sichvon einer Taube in Flammen oderStrahlen über ihren Häuptern ergießt.Apostel, Jünger und weitere Frauenumringen geradezu gestikulierendMaria, die weiterhin hervorgehobenmeist in der Mitte des Bildes positio-niert bleibt. Der Ort des Geschehensverändert sich von einem anfangs nurangedeuteten Raum oder auch einerWohnstube bis hin zu einer sakralenInnenarchitektur, wie im Stunden-buch „Les Très Riches Heures du Ducdu Berry“ (um 1485).

Die Renaissance löste sich endgültigvon der Abstraktion mittelalterlicherDarstellungen und arbeitete mit hell-dunkel Effekten und Kontrasten, dieden Einbruch des göttlichen Lichtesin das Dunkel der Welt symboli-sierten. Während dieser Zeit ent-wickelte sich das Pfingstereignis alsbedeutsames Thema für Altarge-mälde. Die Taube des Heiligen Geis-tes erscheint nunmehr dynamisch vonoben herab in einer himmlischenLichtfülle, von der Strahlen und Feu-erzungen ausgehen. Diese Komposi-tionen waren auf ungemein leben-dige Wirkung ausgelegt.

Tizian hat um 1555 eine der sicherlichbekanntesten Pfingstdarstellungengeschaffen, die sich auf einem Seiten-altar in der Kirche Santa Maria dellaSalute in Venedig befindet:Die Taube im Mittelpunkt eines über-irdischen Lichts durchdringt in dyna-mischem Flug die obere Bildhälfte.Sie gießt den Heiligen Geist in hel-len Strahlen auf die im Bildzentrum

Ausgießung des Heiligen GeistesStundenbuch Les Très Riches Heuresdu Duc du Berry (um 1485)

Ausgießung des Heiligen GeistesTiziano Vecello (um 1555)

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sitzende Mutter Jesu, auf die Frauenhinter ihr und die Apostel, was anden glühenden Feuerzungen auf ih-ren Häuptern erkennbar ist. Dies lässtdie versammelte Schar nicht unbe-wegt. Einige sind in sich versunken,knien oder strecken in teils bewegterKörperhaltung ihre Hände nach obendem göttlichen Licht entgegen. Beider Rückenfigur im Vordergrund han-delt es sich um Petrus, erkennbar anseinem Attribut, dem Schlüssel. DieAusgießung des Heiligen Geistes voll-zieht sich in einem sakralen Raum, derdurch die Bodenfliesen und das Ton-nengewölbe die typischen Merkma-le der Renaissance aufweist. Tizianinszeniert das Pfingstgeschehen wieauf einer Bühne und bindet sozusagenden Betrachter räumlich mit in dieSzene ein.

Die Künstler der Barockzeit führtendie Tendenz zur Inszenierung desPfingstereignisses – die bereits beiTizian eingesetzt hatte – weiter fort,bis hin zu einer ins Theatralische ge-steigerten Darstellungsform. Es warauch ein beliebtes Thema bei der Aus-

malung von Deckengewölben undKuppeln, wobei die gebaute Architek-tur mit der Malerei eine illusionisti-sche Einheit bildete.

Der niederländische Maler Peter PaulRubens schuf 1619 ein dramatischesund dynamisches Barockbild, in demder Geist Gottes als Taube mit Strah-len und Feuerzungen herniederfährtund alles durcheinanderwirbelt.Feuerzungen spielen auch bei El Gre-cos Ausgießung des Heiligen Geistes(1605 – 1610) eine große Rolle. Inseinem in dunklen Farben angeleg-ten Gemälde hält er die Verzückungder Apostel und Mariae fest. Er mal-te über jedem Kopf ein flackerndesLicht, das von einer lichtumflutetenTaube ausgeht und die Szene sowohlins Mystische als auch ins Magischesteigert.

Im 17. und 18. Jahrhundert dientendie Pfingstdarstellungen häufig alsAusdruck kirchlicher Macht, nichtzuletzt, weil die katholische Gegenre-formation darin eine Möglichkeit sah,den Triumph der Kirche zu veranschau-lichen.

Bei der Suche nach Möglichkeiten,den Heiligen Geist sichtbar zu ma-chen, haben Künstler auch Wege be-schritten, die bei der Kirche Unbeha-gen auslösten. Nämlich den HeiligenGeist vereinzelt in menschlicher Ge-stalt, als Körper mit drei Köpfen oderals Kopf mit drei Gesichtern darzustel-len, allerdings nur auf einigen Dar-stellungen der Dreifaltigkeit. Im ober-bayrischen Urschalling im Chiemgau,hat man 1923 in der romanischenKirche St. Jakobus unter zahlreichenPutz- und Farbschichten einen goti-schen Freskenzyklus des ausgehenden14. Jahrhunderts freigelegt, unteranderem die berühmte und kontro-vers diskutierte Darstellung der Hei-

Jean Restout 1732

Fresko Dreifaltigkeit (um 1390),Urschalling

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Quellenangabe: Hermann Kirchhoff:Christliches BrauchtumInternet:Wie das Pfingstfest in der modernenKunst dargestellt wird /RP onlineKönigin der Apostel – PallottinerinnenPfingst-Kunst: Und alle wurden erfülltvon dem Heiligen Geist.Kurt-Peter-Gertz: Pfingsten in dermodernen KunstDie Tagespost: Wie das Unsichtbaresichtbar wird

Renate Doktor

ligen Dreifaltigkeit, die den HeiligenGeist als Frau zeigt.

Während des Pontifikats Urbans VIII.,(1623 - 1644) , wurden erstmals Ab-bildungen des Heiligen Geistes alsMensch mit drei Köpfen oder einemKopf mit drei Gesichtern verboten.Papst Benedikt XIV. wandte sichwiederum gegen Bilder des HeiligenGeistes als menschliches Individuumund verfügte in einem Dekret ausdem Jahr 1745, dass derselbe nurnoch als Taube dargestellt werdendürfe.

Da sich die Pfingstereignisse der Ge-genständlichkeit entziehen, eröffnensie auf jeden Fall große Gestaltungs-räume für all diejenigen, die im Abs-trakten einen Weg sehen, den Heili-gen Geist darzustellen, sei es ver-schlüsselt in starkfarbigen Komposi-

tionen oder in aufgewühlten, dyna-mischen Formen und Linien.

Ein Bild will ja etwas zeigen und dar-stellen, selbst da, wo es abstrakt ist.Aber kann es das überhaupt? Die Viel-zahl der Bilder macht es nicht geradeeinfacher, sich vorzustellen, wer genauder Heilige Geist ist, jene schöpferischeKraft, in der Gott wirkt. Obwohl er nichtgreifbar ist, lässt er sich dennoch imLeben eines Menschen wahrnehmen,erspüren und erahnen. Wir sind aufseine verwandelnde und erneuerndeKraft, auf seinen Trost und sein Seuf-zen angewiesen, wie jeder andereMensch auch, der den Heiligen Geistsucht und ihn anruft: „Veni Sancte Spiritus –

Komm, Heiliger Geist“.

* Schawuot ist eines der drei großenPilgerfeste, das genau fünfzig Tagenach dem Passahfest gefeiert wird.Im ursprünglichen Sinn ist es einErntedankfest, erinnert aber auch anden Erhalt der Tora (fünf BücherMose) auf dem Berg Sinai.

Christi Himmelfahrt, 21. Mai14:00 Uhr Konfirmations-Gottesdienst (C.Posche)

mit der Domkantorei Altenbergsiehe Seite 24

Pfingstsonntag, 31. Mai09:00 Uhr Abendmahls-Gottesdienst

Pfingstliche Orgelmusik mit Andreas Meisner14.30 Uhr „Komm, heiliger Geist“ -

Musik für Harfe und OrgelKonstanze Jarczyk, Gotische Harfeund Konzertharfe, Stefan Horz, Orgel

Pfingstmontag, 1. Juni09:00 Uhr Taufgottesdienst14:30 Uhr „Dancing Queen“ -

Andreas Meisner, OrgelWerke von Bizet (Carmen), Grieg (Peer Gynt)sowie Pop und Jazz

Gottesdienste zu PfingstenBis auf Weiteres sind alleVeranstaltungen abgesagt.Teilweise heißt es auch:„Zunächst bis zum 19. Aprilabgesagt“.Wir werden sehen.

Bitte, achten Sie aufBekanntmachungen undAnkündigungen, ob Gottesdienste+ Veranstaltungen schon wiederstattfinden.

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Heilung eines besessenen Knaben(Mk 9,14-29): Zusammenfassung derGeschichte und ErläuterungenDie Worte der Jahreslosung stehen imKontext einer Heilungsgeschichte, dieeigentlich ein Lehrstück über den Glau-ben ist (A.Kampf).

Viele Menschen haben sich versam-melt, darunter Schriftgelehrte und einTeil der Jünger, die miteinander strei-ten. Als Jesus hinzukommt, fragt ernach dem Streitgrund.

Ein Vater tritt vor ihn und berichtetvon seinem Sohn, der von lebens-bedrohlichen – wir würden heutesagen, epileptischen – Anfällen ge-quält wird. Der verzweifelte Mann be-klagt, dass die Jünger nicht in derLage waren, seinem Sohn zu helfen.Noch bevor sich Jesus um Vater undSohn kümmert, setzt er sich recht un-gehalten mit den Jüngern ausein-ander, nennt sie ein ungläubiges Ge-schlecht und tadelt sie, weil sie immernoch nicht wissen, wie sie sich hättenverhalten müssen.

Dann wendet sich Jesus dem zermürb-ten Vater zu, gerade als sein Sohn sichwieder am Boden wälzt und kaum beiSinnen ist. Jesus beginnt ein eher neu-trales Gespräch über den Zustand des

Kindes. Ungeduldig gibt der MannAuskunft und lässt sich schließlich hin-reißen zu sagen: „Wenn du aber et-was kannst, so erbarme dich unserund hilf uns.“ Jesus reagiert nicht soheftig wie bei den Jüngern, doch esklingt etwas konsterniert: „Du sagst,wenn du kannst! Alle Dinge sind demmöglich, der da glaubt!“

Der Vater schreit Jesus den entschei-denden Satz entgegen: „Ich glaube;hilf meinem Unglauben!“ AlleNot legt er in diese Worte: „Ich will jaglauben und vertrauen, aber dieserschreckliche sprachlose Geist droht,meinen Jungen umzubringen! Hilfmir doch, zu glauben!“ So wird dasAnliegen des Vaters, Jesus mögeseinen Sohn heilen, auch zum Anlie-gen, seinen Glauben zu heilen. Sowohldie zuvor geäußerte Bitte „erbarmedich unser“, wie auch sein Aufschreisind erste Schritte zurück ins Gott-vertrauen.

Ohne weitere Worte besiegt Jesusden „sprachlosen Geist“ und richtetden Jungen auf. Später fragen die Jün-ger, warum sie nicht in der Lage ge-wesen seien, den Geist auszutreiben.Jesus antwortet: „Diese Art kann durchnichts ausfahren als durch Beten.“

Die Worte der Jahreslosung 2020 betreffen viele Menschen. Ich sehe sie alseine Aufforderung zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. Es gehtum Gottvertrauen und das Gefühl der Gottverlassenheit, um Hoffnung undZweifel, um die Gerechtigkeit Gottes, aber auch um seine Unbegreiflichkeit,um die Macht des Glaubens und der Gebete und um Dankbarkeit.Ich bin keine Theologin, und mein religiöses Verständnis ist unvollkommen.Aber ich habe Erfahrungen gemacht, die mich zu meinem immer noch inBewegung befindlichen Glauben führten. Das Schreiben zum Glauben berei-chert und stärkt und ist an manchen Stellen ziemlich persönlich.

Hilf meinem Unglauben !

Licht und Schatten im GlaubenGedanken zur Jahreslosung 2020„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

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Die Heilung des Kindes ist also nurein Aspekt dieser Geschichte. Es gehtletztlich um Heilung durch die Kraftdes Glaubens und der Gebete. „Wir dürfen mit dem Vater zusammenlernen, radikal aus dem Vertrauen zuleben und alles andere getrost in GottesHände zu legen“ (Bedford-Strohm) (1)

Unser Glauben ist angreifbar. Oftgenug entstehen Glaubenszweifeloder gar Abkehr vom Glauben ange-sichts von widerfahrenem Leid. DerVater bekennt, dass er glaubt, irgend-wie. Aber er fühlt auch das mangeln-de Vertrauen zu Gott.„Er schreit um Gottes Hilfe, weil er nichtbereit ist, seinen Glauben einfach weg-zuwerfen. So steht er für alle Menschen,die den Boden unter den Füßen verlo-ren haben und verunsichert nach Ori-entierung suchen.“ (R. Karnstein).„An diesem Punkt ist das Eingeständnisdes eigenen Unglaubens nichts anderesals Glaube.“ (A. Kampf).„Auch der halbe Glauben reicht, dassJesus auch in unserem Leben heilsamwirkt.“ (I. Stromberger).

Vom Leid in unserer Welt –nur ein Teil von Gottes SchöpfungDas Wunder der Heilung ist gesche-hen. Doch wir Menschen erfahren je-den Tag neu, dass wir kein Abonne-ment darauf haben. Wir bleiben nichtverschont von allem Übel, allem Leid,auch dann nicht, wenn wir beten undglauben. Anfechtungen lassen je nachGlaubenstiefe mehr oder wenigerZweifel und mangelndes Gottvertrau-en oder sogar Unglauben entstehen.

Wir Menschen neigen dazu, von ei-nem Gottesbild auszugehen, das sichvon dem des Christentums und spezi-ell der Bibel unterscheidet. Wir wün-schen uns einen Gott, der uns ein Pa-radies zur Verfügung stellt, wo wir

ohne Leid leben können, zufriedenund frei in heiler Umwelt, mit einemDach über dem Kopf und ausreichendNahrung, wo uns Liebe, Toleranz,Rücksicht und Empathie begegnen.

Gewissenlose, korrumpierende Macht-haber, Terror, Kriege, Werteverfall,Verrohung gibt es nicht, ebensowenigHass, Neid, Geiz und Gier. Wir wer-den nicht verfolgt, getötet, einge-sperrt, gemobbt wegen des Glaubens,der politischen Ausrichtung, der sexu-ellen Veranlagung, der Hautfarbe. Kin-der sind willkommen und werden „mitWurzeln und Flügeln“ groß. Jeder hatdas Recht auf Bildung, freie Mei-nungsäußerung, auf einen Beruf. Erd-beben, Vulkanausbrüche, Hochwas-ser, Trockenheit sind nicht vorhanden,dafür ein den Jahreszeiten entspre-chendes Wetter. Die Umwelt ist heil.

Gott, wo bist du? –Mensch, wo bist du?Unsere Welt sieht aber ganz andersaus! Alles, was nicht in unser Para-dies gehört, ist in unserer Realweltvorhanden. Ich habe manchmal dasGefühl, das Leid, das Böse würdeÜberhand gewinnen. „Gott, wo bistdu? Warum lässt du all das Leid, dasBöse, das Unrecht auf der Welt zu?“Es könnte doch sein, dass Gott ange-sichts der Realität die Gegenfragestellt: „Mensch, was tust du, um Leid,Not und Übel zu vermeiden oder zulindern?“Der Text aus einem religiösen Kinder-lied fällt mir gerade ein:

„Es reicht nicht, dass wir Amensagen und meinen, Gott wird’s tun. WerAmen will, muss etwas wagen, so billigkommt man nicht davon. Ja und Amen,das heißt: Geh und tu.“ –Tatsächlich ist es höchste Zeit für unsMenschen „auf der Schussfahrt zu wen-den“ (Grönemeyer).

(1) Der Begriff „glauben“ (pisteuo)kann auch mit „vertrauen“ übersetztwerden. Der Gegenbegriff (apistia) be-deutet „Unglaube“ oder „mangelndesVertrauen“. Die Lutherbibel 2017 ver-wendet die genaueste Übersetzung:„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

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Das christliche Gottesverständnis gehtdavon aus, dass Gott die Welt in Voll-kommenheit geschaffen hat. Damit istgemeint, dass es in dieser Welt so-wohl das Gute wie auch das Böse gibt,das Glück und das Leid, das Lebenund den Tod. Und in dieser Welt trägtder Mensch die Verantwortung, sichzu kümmern um die Bewahrung derSchöpfung und um die Mitmenschen,besonders die, die in Leid und Notgeraten sind. (2)

„Und Gott selbst? Er hat sich nach christ-lichem Verständnis nicht aus der Weltzurückgezogen. Er ist als Mensch in die-se Welt gekommen und hat das erlebt,was wir Menschen erleben: Freude undLeid, Gewalt und Tod. Darum ist nachdem christlichen Glauben Gott beson-ders bei den Menschen, die in dieserWelt tiefes Leid erfahren. Sein Verspre-chen ist es hingegen nicht, dass esüberhaupt kein Leid geben soll.“

(F. Muchlinsky)

CarmenDoch wenn dann das Leid ganz in un-sere Nähe rückt, wenn physische undpsychische Krankheiten das Lebenverdunkeln, der frühe Tod gnaden-los ist, oder wenn auch „nur“ eine gro-ße Liebe zu Ende geht, spätestensdann rüttelt es schon kräftig am Fun-dament des Glaubens.

So ähnlich empfinden wohl auch Car-mens Kinder, ihr Ehemann und viele na-hestehende Menschen. Carmen war 44Jahre, als sie 2019 zum zweiten Mal anBrustkrebs erkrankte. Tapfer ergriff siejeden Therapie-Strohhalm. Im Adventrieten ihr die Ärzte, möglichst bald ihreDinge zu regeln. Wütend und verzwei-felt haderte sie mit Gott: „Was will derdenn jetzt schon von mir? Ich werdedoch hier gebraucht. Ich verstehe dasnicht!“ Und ihre Familie tat es auch nicht.

Im späten Bewusstsein, dass nichts mehrgeht, wünschte sie sich ein „(Abschieds)-Fest“ mit Familie, Nachbarn, Freunden,mit vielen Kindern und Hunden. Undviele Menschen erfüllten diesen Wunsch.Zwei Tage später machten sie sich auf zueinem Spaziergang: die vom Tod ge-zeichnete Carmen im Rollstuhl mittenrin –immer lächelnd. Ein kleines Stück desWeges ging sie gestützt, fastgetragen, aufrecht. Danach gab es in derCafeteria der Klinik Kaffee und Kuchen.

Carmen lächelte. Es war ihr Fest. Men-schen waren bei ihr, die sie auch schonwährend ihrer Leidenszeit umgaben. Esschien, als hätte sie Zorn, Hader undTrauer hinter sich gelassen. Sie fühltesich gewiss in der Ruhe, die in ihr nacheinem großen Kampf aufstieg, bei ih-ren Lieben geborgen, während sie allesSchöne ihres letzten Ausfluges erlebte.

Ich glaube, dass auch Gott in ihrem Be-wusstsein zugegen war. Davon zeugtauch ihr letzter Wunsch nach einer kirch-lichen Beerdigung: Bunt mit Luftballons,ein weißer von den Kindern geschmück-ter Sarg, Musik, ihre Freundin, eineevangelische Pastorin, sollte die Trauer-ansprache halten, ein katholischer Pries-ter, der ihre Glaubensrichtung vertrat,sollte sie beerdigen.… Carmen starbkurz vor Weihnachten, wenige Tagenach „ihrem“ Fest.Da waren sie, die Mitmenschen, dieCarmen in leidvoller Zeit begleitetenund die nun bei ihrer trauerndenFamilie sind. Ganz so, wie Gott es will.

Vom Schönen in unserer Welt –und von der Dankbarkeit„Lobe den Herren, meine Seele, undvergiss nicht, was er dir Gutes ge-tan hat“ (Ps 103,2). Tatsächlich las-sen wir der negativen Seite unseresLebens sehr viel Raum, machen siegar zum Lebensinhalt.

(3) Aus dem Bekenntnis von Uppsala

„…Wie können wir für deine allum-fassende Liebe ein Zeugnis ablegen,wo doch unser Leben voll vonschmerzlichen Widersprüchen ist?Wie können wir Botschafter der Ver-söhnung sein in einer Welt, die vonSünde und Tod versklavt ist, wo Kin-der leiden und verhungern, wo vieleumsonst arbeiten, während wenigeim Luxus leben, wo wir mitten imLeben unter dem Schatten des Todeswohnen? Welche Antwort sollen wirden Leidenden geben? Was sollen wirunseren eigenen Herzen antworten,wenn sie aus der Tiefe schreien: Woist nun euer Gott?“

(2) G.W. Leibniz (1646-1716) gab denzweifelnden Fragen, die sich seit Men-schengedenken alle Generationen stel-len, einen Namen: „Theodizee“ (theosund dice: Gottesprozess):„Wie verträgtsich Gottes Liebe und Allmacht mitallem Leid und Übel, das Menschenwiderfährt?“

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„Es fragen sich betroffene Menschen,warum Gott dies oder jenes zulässt. Aberwas wäre denn, wenn man die Frageumdreht? Was hat Gott bereits Lobens-wertes getan, und wie hat man es Gottgedankt?“ (M. Hanna)

Den Spätsommer 2001 werde ich nievergessen. Schon öfter war ich beimeinem Hausarzt in „Herz“-Angele-genheiten. Ich merkte, dass etwasnicht stimmte. Er tippte auf Verspan-nungen. Schließlich bekam ich eineÜberweisung zu einer Herzkatheter-untersuchung. „Aber Sie werden wohletwas warten müssen auf den Ter-min,“ gab er mir mit auf den Weg.Weil ich Unangenehmes sofort erle-dige, fuhr ich direkt zur Anmeldungin die Klinik. Intuition? Auf der Su-che nach dem Sekretariat begegnetemir eine Schwester, die zuständig für

die Vergabe von Terminen war, unddie kurz zuvor für den nächsten Tageine Terminabsage bekommen hat-te; in diese Lücke durfte ich springen.Zufall?

Die Untersuchung verlief dramatisch.„Eigentlich hätten Sie schon da seinmüssen, wo ihre Eltern jetzt sind“ –sagte der Arzt. Ich hatte ihm berich-tet, dass beide am Herzinfarkt gestor-ben waren. Glück gehabt?

Das Geschehen ist damals an mir vor-beigerauscht. Ich glaubte wohl an dasGlück, an die Zufälle. Erst viel späterhabe ich Gott gedankt, dass er damalsund in der Folge mehrfach gut auf-gepasst hat. Heute sind die Wahrneh-mung und Freude für alles Schöne, dasich erleben kann und die Dankbarkeitdarüber in meinem Bewusstsein:

Quellen:die-bibel.de/lutherbibel-2017; evangelisch.de/glaube-und-unglaube;Auslegung, Pfarrerin Anne Kampf; auftanken.de/2019,Munir Hanna, Evangeliumsnetz e.V.;ekd.de/auslegung-der-jahreslosung; Heinrich Bedford-Strohmfragen.evangelisch.de/Kommentar: Pfr. Frank Muchlinsky;jahreslosung.eu, Renate Karnsteinev.-grosseichholzheim.de/ Predigt: Pfr. Ingolf Stromberger

(3) Die Synode von Uppsala war ein Kon-zil der Schwedischen Kirche, das vom25. 2. bis zum 20.3.1593 in Uppsala statt-fand, in der die katholisierenden Reformendes 1592 verstorbenen Königs Johann III.verworfen und die Reformation inSchweden konsolidiert wurde.

Ich bin dankbar für mein Leben, mei-ne große Familie, die Nachbarn undFreunde, den Chor, das Frühjahr mitdem wundervollen Erwachen derNatur, unseren Garten, der morgensoft Rehbesuch bekommt, …..Ich habe nie gehadert mit Gott, dassmir auch Leidvolles begegnet ist,habe aber etwas länger gebraucht,um die schöne Seite des Lebens zusehen und dankbar zu sein. Insgesamtgesehen ist mein Glaube im Laufemeines Lebens ein ganzes Stückgewachsen.Und ich weiß ja, dass ich mich auchan Gott wenden kann, wenn mir dasGlauben schwerfällt. Herr, ich glaube;

hilf meinem Unglauben!

Jutta Dunker

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Kein Papier, nirgends. – Dass mansich in diesen Wochen einen Vorratvon Toilettenpapier zulegt, um dieZeit der Pandemie auch auf dem stil-len Örtchen gut zu überstehen, ist ver-ständlich.

Aber in den umliegenden Supermärk-ten ist auch schon seit Tagen das Mehlausverkauft. Egal, ob Weizen-, Voll-korn- oder Dinkelmehl, bio oder nicht– alles weg.

Gibt es möglicherweise einen landes-weiten Backwettbewerb, als kreativeUnterbrechung der langweiligen Home-Office-Zeiten? Die große Donauwellen-oder Marmorkuchen-Challenge mitHeidi plus Walk über die Backstraße;Germanys Next Top-Baker, GNTBsozusagen.

Vielleicht sollen aber auch die liebenKleinen, die jetzt ja zu Hause beschäf-tigt werden müssen, Österliches ausSalzteig herstellen, mit dem dann dieGroßeltern in der Quarantäne über-rascht werden.

Allerdings, wer schon mal mit KindernSalzteig geknetet hat, weiß, dass –wenn man ein Pfund Mehl und einPfund Salz verarbeitet, aus Kinderge-sichtern und von Kinderhänden ge-wischt und alle Mehlspuren wegge-wischt und gestaubsaugt hat – diesesKreativprogramm für sehr lange Zeitabgefreut ist. Das gilt übrigens für je-des Backen mit Kindern; es ist reizendund süß im Advent, aber eben nureinmal im Jahr und nur im Advent.Mitte März scheint es selbst bei sehrumsichtiger und vorausschauenderPlanung für die Weihnachtsbäckereinoch ein wenig zu früh zu sein.

Das große Backen – ein Schuss in den Ofen

Noch sind die Bäckereien jeden Tagoffen. Meistens schon ab 7.00 Uhr.Im Brotweltmeisterland Deutschlandwerden jeden Tag riesige Mengen vonfrischen Broten, Brötchen, Kuchenangeboten. Mit Kürbiskernen, Mohn,Sesam, Sonnenblumenkernen, Dinkel,Chia, Vollkorn, Leinsamen, Walnüssenoder Gluten-frei; – die Riesenauswahlmacht eher schwindelig. Also – warumhorten so viele Menschen ausgerech-net Mehl?

Gerade verkündet die Kanzlerin dentotalen shut down, allerdings soll dieVersorgung mit Lebensmitteln weitergewährleistet sein. Wenn sich dasnoch ändert und es Versorgungs-engpässe beim Brot gibt, bitte –schicken Sie Mehl ins Pfarrhaus.

Eine Buchempfehlungder Redaktion

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Liebe Konni,gerne hätten wir Dich mit Pomp andCircumstances verabschiedet! Die Kin-der-Domkantorei und die Konfis, derJugendchor und die anderen Chöre,ja, die ganze Gemeinde Altenberg/Schildgen und vor allem wir beidewollten Dir im Festgottesdienst vonHerzen gerne am 22. März für elf Jah-re musikalisches Engagement danken.Leider muss das jetzt alles ausfallen.Und nun gehst Du einfach so. NachNordhessen. In die BartenwetzerstadtMelsungen. Und dort wirst Du alsKreiskantorin und Musikerin arbeiten.

Gott sei Dank gehst Du nicht allein!Ein kleiner und ein großer Mann,Paulinus und Nedi, und natürlichDeine Ponys, begleiten Dich. Und Dubist in Nordhessen – in Eschwege –aufgewachsen. Du wirst dort also klar-kommen. Auch wenn die Uhren inHessen etwas langsamer gehen alshier bei uns.

Es gibt so viel, wofür wir Dir dankenwollen: Für Deine Fröhlichkeit. FürDeine Kreativität, und für DeineBegeisterung für Projekte aller Art.Egal ob Konfi-Vorstellung oder Konfi-Fahrt, Jugendchormusical oder Voll-mondandacht, social-media-Pionier-geist oder Konzerte mit Musik von fastvergessenen Komponistinnen, Du hastimmer alles mitgemacht. Jede Ver-rücktheit. Jeden wahnwitzigen, kaumschaffbaren Plan. Und es war immerund bei allem eine große Freude, mitDir zusammen zu überlegen und zuplanen und zu arbeiten.

Dazu kam dann noch „das Normale“:Gottesdienste – auch mal im Pflege-heim – Trauungen und Beerdigun-gen, unzählige Mittagsandachten.Und ... und ... und.

Nichts war Dir unwichtig. Nie warstDu unwillig oder schlecht vorberei-tet. Im Gegenteil. Wie oft hast Dunoch ein Bonbon oben draufgelegt.Zum Beispiel im Pflegeheim, wo Duaus den Gottesdiensten kleine Konzer-te für die Menschen gemacht hast.Einfach so. Oder bei Beerdigungen,in deren Vorbereitung Worte fielenwie: „Musik tut gut, Musik hilft!“.

Dein großes Wissen und Können,Deine musikalische Kompetenz undBegabung, Deine Begeisterungsfähig-keit und Deine Lust daran, auch malNeues auszuprobieren, ist eine gro-ße Bereicherung für uns gewesen.Wie sollen wir darauf, wie sollen wirauf Dich verzichten?

Wir werden Dich sehr vermissen. Undwir freuen uns schon jetzt auf DeinKonzert mit Musik von Komponist-innen am 9. August im Dom!

Alles Gute für Dich, für Euch;geht mit Gottes Segen,geht unter der Gnade!

Deine

Deine

PS: eg 575 wird immer an Dicherinnern! Und natürlich auch eg 508.

Kornelia Kupski ...genannt Konni

So kennen wir sie beimGottesdienst: Entfernt, vorne,hinter dem Orgeltisch kaumzu sehen.Gesammelt, konzentriertauf die Noten schauend.

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Evangelische Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen

Pfarrbezirk Altenberger Dom

Internet: www.altenberg-dom.deAltenberg, Uferweg 1, 51519 OdenthalTel.: 02174 - 4282 Fax: 02174 - 49125E-mail: [email protected] NEU !

Gemeindebüro im Martin-Luther-HausGemeindesekretärin: Cirsten ArndtÖffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 - 12 Uhr

Pfarrerin Claudia Posche, Tel.: 02174 - 40 632E-Mail: [email protected] NEU !Domkantor: Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner,Mobil 0171 - 702 703 8 • Fax 03212 - 145 82 54E-Mail: [email protected] • www.andreas-meisner.de

Küster: Falk Musielik, E-Mail: [email protected] / mobil 0175 232 0998

Gemeindeleitung: Presbyterium, Vorsitzender: Jürgen Manderla, E-Mail: jü[email protected]

Konto-Nr. der Ev. Kirchengemeinde:Kreissparkasse Köln

IBAN: DE92370502990311020915 BIC: COKSDE33XXX

Regelmäßige Gottesdienste (im Dom):jeden Sonn- und Feiertag 9.00 Uhr Abendmahlsgottesdienstam 2. Sonntag im Monat 9.00 Uhr Taufgottesdienst (Dom)und in St. Michael, Neschen 10.30 Uhr Abendmahlsgottesdienst

in unregelmäßiger Folge: FamiliengottesdienstKinderKirche (6 - 12 Jahre) • bitte nachfragen

Von Mitte März bis Mitte Dezember: Jeden Sonntag 14.30 UhrVespergottesdienst / Geistliche Musik

Evangelische Gemeinde und katholische Gemeinde jeweils im Wechsel:Evangelisch: Andreas Meisner – Katholisch: Rolf Müller

Von Mai bis Oktober:Jeden Di und Do 14.30 Uhr: Nachmittagsandacht (ca. 15 min.)An jedem letzten Mittwoch im Monat Bläsermusik zur Andacht

Ökumenisches Abendgebet mit Liedern aus Taízé1. und 3. Freitag im Monat, 19 Uhr, Markuskapelle

Öffentliche Domführungenin der Regel am Samstag um

11 Uhr, an Sonn- und Feiertagenum 12.45 Uhr und 15.30 UhrAn den Sonntagen im Dezember

sowie an den Samstagen im Januarkeine

öffentlichen Führungen

Gruppenführungen müssen vereinbart und angemeldet

werden:bei Heike Vierkotten

Tel. 0151 – 28 600 833Di + Do 10.00 -12.30 Uhr

oder [email protected]

Weitere Informationen im Internet:domfuehrungen.altenberg-dom.de

Turnusgemäß werden ab März 2020die Domführungen durch die Evange-lische Kirchengemeinde organisiert.

Führungenim Altenberger Dom

Satellitenseiten:altenberg-dommusik.degospelchor-altenberg.de

evangelisch_in_Altenberg

www.altenberg-dom.de

www.altenberger-dom-evangelisch.de

www.altenberger-dom.nrw

www.altenberger-dom.eu

Über das weiterekirchliche Lebenunserer Gemeindeinformiert Sie dasInternet unter denAdressen:

Instagram-App ladenund dann los.

Internet

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Gruppen und Kreise im Martin-Luther-Haus

Stand März 2020

Möchten Sie den Fördervereinallgemein, oder gezielt ein Projektunterstützen?

Wir sind dankbar für jeden Euro –als Spende oder Mitgliedsbeitrag.

Volksbank Berg eGIBAN: DE79 3706 9125 2013 715010BIC: GENODED1RKO

Kreissparkasse Köln,IBAN: DE51 3705 0299 0380 5500 89BIC: COKSDE33

Evangelische Krankenhaus-SeelsorgePastor Dr. Rainer Fischer amEv. Krankenhaus Bergisch GladbachTel. 02202-1221088E-Mail: [email protected] Irmgard MacDonald, Marien-Krankenhaus und Reha-Klinik Reuter-straße. Tel. 02202-32607 E-Mail:Pfarrerin [email protected]

Domkantorei Altenberg:Leitung KMD Andreas MeisnerMittwoch 19.30 - 21.30 Uhr, MLHwww.domkantorei-altenberg.dewww.andreas-meisner.de

Dom-KinderkantoreiMittwoch 15.00 bis 15. 45 Uhr in derOGS (Schule) Neschen

Gospelchor Altenberg:Dienstag 18.15 Uhr,Andreas Ohle, Tel. 0214-500 55 39www.gospelchor-altenberg.deE-Mail: [email protected]

Posaunenchor Altenberg:Leitung: Gerhard Heywang,Tel. 02202 / 824 59www.pc-altenberg.deFrauenchorAndreaskirche Schildgen:Leitung: Sieglinde Underberg,Tel. 02202 /58614

DOMblickGemeindebrief der EvangelischenDomgemeinde Altenberg

IMPRESSUMHerausgeber:Kirchengemeinde Altenberg/SchildgenPfarrbezirk Altenberger Dom

Redaktion:Heidemarie Wolf (v.i.S.d.P.)Renate Doktor, Jutta Dunker,Heidi NieswandtJulia-Rebecca-RiedelLayout und Ausführung:Heidemarie WolfDruck: Heider Druck GmbH, BGLAuflage: 1750 Stück,Titelphoto und Grafik:Heidemarie Wolf, Taube am TabernakelVon-Steinen-Kapelle, Altenberger Dom

Namentlich gekennzeichnete Artikelgeben die Meinung des Verfassers/der Verfasserin wieder.Der nächste Domblick erscheintMitte August 2020Redaktionsschluss: Fr. 10. Juli 2020

Förderverein EvangelischeDomgemeinde Altenberg e. V.

www. foerderverein.altenberg-dom.de

Gruppe “Krümelmonster“ fastjeden Montag: 17 bis 18.30 Uhraußer in Ferien. Bitte nachfragen imGemeindebüro oder bei Julia-RebeccaRiedel, mobil: 0176 - 40 76 15 60

Leitung: Barbara BernemannTel. 02207 - 966 420

OGS Neschen

Diakonie

KrankenhausbesuchsdienstKatharina Pelster, Tel. 02174/404 90

Erwachsene

Frauentreff + Frauenbilderals gemeinsame Gruppemonatlich im Wechsel

Frauentreff:

In der Regel einmal im Monat,donnerstags 9.30 bis 11.30 UhrHeidemarie Wolf, 02174 - 410 11Frauenbilder:In der Regel am 3. Montag im Monat,18:00 bis 19:30 / 20:00 UhrPetra Häberle, Tel. 02202 - 7234

Spätlese:letzter Mittwoch im Monat, 11.00 UhrKatharina Pelster, Tel. 02174/404 90Cornelie Mayer-Augustin,Tel. 02174 - 49 114

SeniorentheaterJeden Mittwoch, 14.30 Uhr,Leitung: Veronika KappensteinTel. 02174 - 400 16

BOJE - Betreuungsgruppejeden Donnerstag von 14 - 17 Uhrwerden Demenz-erkrankte Menschenbetreut (Caritas „Stundenweise“)Tel. 02202-977 90 10Werkkreis:jeden Mittwoch, 9.30 UhrDorothee Leutz, Tel. 02174/ 45 12

Bibelgesprächskreise Julia-Rebecca Riedel.Tel.: 02207 - 810 49 63 undmobil: 0176 - 40 76 15 60E-Mail: [email protected]

Musik

Jugend

Meine Gemeinde –dafür habe ich was übrig.

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„Liebes Fräulein Kollegin!“, so nenntLeo Baeck Regina Jonas.Leo Baeck (1873-1956) ist selbst Rab-biner und einer der bedeutendstenVertreter des liberalen Judentums inDeutschland. An der „Hochschule fürdie Wissenschaft des Judentums“ inBerlin unterrichtet er in den 20er Jah-ren des vergangenen Jahrhundertsauch Regina Jonas. Vollkommen un-gewöhnlich ist es zu Beginn der 20erJahre in Berlin nicht, dass Frauen stu-dieren, aber eben auch nicht selbst-verständlich.

Elisa Klapheck – eine von heute welt-weit rund 1000 Rabbinerinnen – hatmit Menschen gesprochen, die Regi-na Jonas kannten: „Mir sagte aber eineFrau: ‚Es war ja alles noch nicht so rich-tig möglich, also wenn eine Frau Rechts-anwältin werden wollte oder Ärztin. Alsowenn da eine in der Klasse war, […] dievon sich sagt, ich will Rabbinerin wer-den, das war ebenso möglich wie un-möglich, wie mit den anderen Berufen.“Und: „Mir hat jemand gesagt: ‚Die Re-gina Jonas, wenn man sie nicht durchdie Tür hineinließ, dann stieg sie durchsFenster.“

1872 gegründet, wurden bis zurSchließung der „Hochschule für dieWissenschaft des Judentums“ 1942Rabbiner und Religionslehrer ausge-bildet. Bewusst nicht inklusiv gespro-chen. Denn Frauen werden keine Rab-biner. Auch keine Religionslehrer.Jedenfalls damals. Heute ist dasanders. Damals aber war das höchsteder Gefühle ein Abschluss an einemLehrerseminar, um Mädchen in jüdi-scher Religion zu unterrichten. AuchRegina Jonas schlägt nach ihrem Abi-tur erst einmal diesen Weg ein.

Aber von Lehrern wie Leo Baeck un-terrichtet zu werden, war dann wohlverlockender und Regina Jonas wohleine, die für sich kämpfen konnte.

Die Berliner Hochschule versammeltin ihrer bedauerlich kurzen Geschich-te illustre Bücherschreiber und Den-ker. Hermann Cohen zum Beispielgehört dazu. Und Abraham J. He-schel. Der mit der klugen Tochter:Professor Susannah Heschel. Eineder großen amerikanischen Feminis-tinnen der Gegenwart. Und sicherlichauch nicht undankbar, dass man sichMitte der 20er Jahre in Berlin mitRegina Jonas herumschlagen musste,die ja nun unbedingt Rabbinerin wer-den wollte und dafür auch noch guteGründe hatte.

Immerhin habe Gott „Fähigkeiten undBerufung […] in unsere Brust gesenktund nicht nach dem Geschlecht gefragt.So hat ein jeder die Pflicht, ob Mannoder Frau, nach den Gaben, die Gott ihmschenkte, zu wirken.“

Leo Baeck scheint auf Reginas Seitezu sein. Als die „Hochschule für dieWissenschaft des Judentums“ 1942geschlossen wird, ist Leo Beack dereinzig verbliebene Professor und Re-gina Jonas – längst ordinierte Rabbi-nerin – predigt überall dort, wo siegebraucht wird. Denn es fehlt an Rab-binern. Es fehlt an Trostworten.

Beide – Jonas und Baeck – werdendeportiert. Sie schon 1942. Erst nachTheresienstadt und später nach Au-schwitz-Birkenau. Er erst 1943. Zu-sammen mit seinen Studenten.Ebenfalls nach Theresienstadt.

Regina Jonas wird 1944 in Auschwitzermordet. Niemand kann genau

„Liebes Fräulein Kollegin!“Über die erste Rabbinerin Regina Jonas

Elisa Klapheck (* 1962 in Düsseldorf)ist eine liberale Rabbinerin in Deutsch-land. Sie arbeitet in Frankfurt am Mainund als Professorin am Zentrum fürKomparative Theologie und Kultur-wissenschaften der UniversitätPaderborn.

Rabbinerin Regina Jonas

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sagen, ob direkt nach ihrer Ankunftoder wenige Wochen später. LeoBaeck überlebt den nationalsozialis-tischen Terror und stirbt 1956 in Lon-don. Nicht ohne zuvor an der Grün-dung des später nach ihm benann-ten „Leo Baeck College“ mitgewirktzu haben.

Seit 1999 werden in Potsdam wiederRabbiner*innen und Religionslehrer*innnen ausgebildet. Inklusiv. Amliberalen „Abraham Geiger Kolleg“.Aber erst 2006 wurden die erstenRabbiner seit der Shoa in Deutschlandordiniert.

Noch immer sind es überwiegendMänner. Das „liebe Fräulein Kollegin“aber macht bis heute Jüdinnen Mut,sich zu Rabbinerinnen ausbilden undordinieren zu lassen. Die Professorinaus Frankfurt und Rabbinerin ElisaKlapheck ist eine von ihnen.

Dass es auch Rabbinerinnen gebenkann, ist Regina Jonas – die als Regi-ne Jonas 1902 im Berliner Scheunen-viertel in ärmliche Verhältnisse hin-ein geboren wird und ihren Vater frühverliert – völlig klar.

1924 beginnt sie das Studium an der„Hochschule für die Wissenschaft desJudentums“ und schreibt 1930 eineAbschlussarbeit mit dem Titel „Kanndie Frau das rabbinische Amt beklei-den?“ Kann sie, sagt Regina Jonas, dieorthodox aufgewachsen ist und allei-ne qua Erziehung eine ganz andereHaltung haben müsste.

Hat sie aber nicht. Ihr ist es wichtigzu zeigen: Das Judentum kennt dieEmanzipation als gleichberechtigtenProzess. Schon immer. Sie schreibt:

„Außer Vorurteil und Ungewohntseinsteht halachisch fast nichts dem Beklei-den des rabbinischen Amtes seitens derFrau entgegen. […].“ Man(n) ist alsoeben eine Frau auf der Bima – derKanzel – nicht gewöhnt. Noch nicht.Das war’s aber auch schon. KlareHaltung. Wenngleich auch etwas ih-rer Zeit voraus.

Ihre Abschlussarbeit wird angenom-men. Trotzdem dauert es weitere fünfJahre, bis Regina Jonas zur Rabbine-rin ordiniert wird. Und sie bewährtsich. Auch hierüber hat Elisa Klapheckmit Menschen gesprochen: „Sie warganz stark in ihrer Berufung. Mir habenÜberlebende gesagt: ‚Sie war die Rab-binerin der Stunde.‘ Sie konnte spre-chen, sie konnte den Menschen Mutmachen. Denjenigen, die gebliebenwaren in Deutschland.“

Was hält Regina Jonas in Deutsch-land? Warum lässt sie sich quer durchsLand schicken, überall dorthin, woRabbiner fehlen und Menschen Trostbrauchen, obwohl sie sich damitselbst in Gefahr bringt? 1938 schreibtsie, es gehe um ihren Glauben undum die Liebe zu den Menschen. Bei-des treibt sie an. Beides treibt sie zumÄußersten. Die Liebe zu dem Ham-burger Rabbiner Joseph Norden(1870-1943) vielleicht auch. In allembleibt sie einem Grundsatz treu: „Werfür Menschen lebt, darf sie nicht nurdurch Worte trösten, sondern auchdurch Taten.“

Julia-Rebecca Riedel

Anmerkung:www.deutschlandfunk.de/regina-jonas-die-weltweit-erste-rabbinerin.886.de.html?dram:article_id=394056

Leo [Arje Lipmann] Baeck (*1873 inLissa, Provinz Posen; gestorben 1956in London, war Rabbiner. Zu seinerZeit der bedeutendste Vertreter desdeutschen liberalen Judentums.

Sonderbriefmarke derDeutschen Bundespost (1957)zum ersten Todestag Leo Baecks

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Ja, er ist angekommen –herzlich willkommen in Altenberg, Pfarrer Thomas Taxacher!

Er ist ja kein Fremder in Altenberg. Zuerst als Praktikant (Okt. 2007), dannfünf Monate später als Diakon, und ein weiteres Jahr später als Priester konnteThomas Taxacher Altenberg kennenlernen. Vielen Christen in Odenthal undAltenberg ist er kein Unbekannter. 2010 Kaplan in Düsseldorf, 2015 Kreis-jungend-Seelsorger in Siegburg. Das hier heute in Kürze über den neuenLeitenden Pfarrer von Odenthal und Altenberg. Unterschiedliche Erfahrungenkonnte der 43-jährige in den 13 Jahren machen. Leitender Pfarrer ist eineneue Herausforderung. Gutes Gelingen wünscht Ihnen von dieser Stelle dieevangelische Hälfte von Altenberg. HW

Von links: Pfr. Ivanikov, Pfr. Taxacher,Kreisdechant Pfr. Hoerter

Ein Abschied Nach sieben Jahren müssenwir Abschied nehmen von unserer StimmbildnerinKornelia Kupski. Wir danken ihr für ihren enga-gierten Einsatz und wünschen ihr das Allerbestefür ihre neue Kantorenstelle in Melsungen inHessen, an der Grenze zu Thüringen.

Uta Henriksen, Ev. Domkantorei

Es war eine Freude und eine schöneGeste, dass in diesem Festgottesdienstdrei Chöre gemeinsam „Großer Gott,wir loben dich“ anstimmen konnten.Neben dem Verlesen der Ernennungs-urkunde durch Kreidechant Hörtervon der St. Laurentius-Gemeinde ausBergisch Gladbach, war die großeAnzahl von Kollegen und Weg-gefährten beeindruckend, die dieMesse zelebrierten. Pfarrer Taxacherpredigte engagiert und einnehmend.Pfarrerin Claudia Posche sprach einGebet, und Thomas Taxacher verteil-te Samentütchen für eine Bienen-weide, eben auch an Claudia Poscheals Zeichen der Hoffnung, die Zusam-menarbeit zum Blühen zu bringen.Wir wünschen Pfarrer Taxacher einenguten Beginn an seinem neuenWirkungsort und bitten um Gottes gu-ten Segen für eine fruchtbare Zusam-menarbeit der beiden Konfessionenunter einem Dach.

Musikalisch gestaltet wurde derGottesdienst von einem großen Chor,der sich aus drei Chören zusammen-setzte: Dem Kirchenchor „Cantamus“von St. Pankratius, Odenthal, unter derLeitung von Thomas Kladeck; derCAPELLA NOVA aus Altenberg unterLeitung von Rolf Müller, sowie derevangelischen Domkantorei Alten-berg, Leitung Andreas Meisner.Es dirigierte Thomas Kladeck.

Thomas Taxacher ist zum neuenkatholischen Pfarrer der GemeindenAltenberg und Odenthal ernannt undwurde am 1. März in einer festlichenMesse in sein Amt eingeführt undbegrüßt .

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Zu Bonhoeffers Lied „Von guten Mächten ...“haben die Jungen und Mädchen eine eigene Strophegedichtet:„Auch wenn das Licht von uns erlöschen würde,/bist du, Herr, hier an jedem einzelnen Tag./Wir sind ewig die Schafe deiner Herde,/auch wenn der Tod uns morgen holen mag“.

Inklusionstag im MLH

Der Konfi-Jahrgang 2020 machte im vergangenenHerbst die Erfahrung, wie es ist, mit einer Behinde-rung zu leben. Sie durften mit einem Rollstuhl fah-ren, oder sich mit einem Blindenstock den Wegertasten. In kleinen Interviews erfuhren sie vonBettina Mücke-Fritsch, Andreas Fritsch und LilithAbraham, vor welche Schwierigkeiten die drei zumBeispiel im Alltag stehen: Bürgersteige sind häufignicht barrierefrei, Stufen sind kaum mit dem Roll-stuhl zu überwinden, nicht immer ist jemand da,den man um Hilfe bitten kann. Um Hilfe bitten zumüssen, einem anderen Menschen sprichwörtlichblind zu vertrauen: davon waren die Konfis schwerbeeindruckt. Und davon, wie offen unsere Gästeaus ihrem Leben berichteten. Mutig fanden die Konfisdas. Witzigerweise fanden unsere Gäste wiederum dieKonfis mutig. Denn oft werde über sie hinweggese-hen, als wären sie nicht da. Die Konfis mit ihrem Inte-resse, das sei schon etwas Besonderes.

Sonntag, 8. März 2020:Es war ein beeindruckender Vorstel-lungs-Gottesdienst, den der Konfi-Jahr-gang 2020 gestaltet hatte. Die Konfir-mandenfreizeit hatte die Gruppe nichtnur nach Erfurt geführt, sondern auchins KZ Buchenwald. Die Eindrücke, Ge-danken und Empfindungen, die dieserBesuch hinterlassen hat, wurden imKonfi-Unterricht diskutiert und bearbei-tet und letztendlich dann von ihnen zudiesem Gottesdienst gestaltet.

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Weltgebetstag am 6. März –natürlich ökumenisch.Nach dem Gottesdienst dannKaffee und Kuchen im MLH –mittendrin Pfarrer Thomas Taxacher

Der nächste erste Advent kann kom-men und damit der nächste Advents-basar. Dieses Team gehört zu den vie-len helfenden Händen, die es immerwieder möglich machen – in unter-schiedlicher Funktion – den Basar ge-lingen zu lassen. Natürlich in ersterLinie die „Werkdamen“, die unermüd-lich das ganze Jahr über stricken, hä-keln, nähen, basteln, kreative Ideenproduzieren, Marmeladen kochen,Liköre ansetzen und ... und ...und.

Andere backen Kuchen, kochen Suppen,richten den Saal her, räumen auf. Dasnun schon seit Jahrzehnten. Natürlich,die Akteurinnen und Akteure habenim Laufe der Zeit gewechselt. Nie-mand wird jünger. Immer war dasZiel: Geld zu sammeln für gute Zwe-cke. Das hat auch beim Basar 2019hervorragend geklappt. Es war nichtnur der eine Adventssonntag, aucham 2. Adventswochende wurde fürden guten Zweck gearbeitet.

Nun lassen wir also Zahlen sprechen:Die gesamte Spendensumme betrug7.600,- Euro. Spenden gingen an dasFriedensdorf Oberhausen, Kinder-nothilfe, SOS-Kinderdörfer, NeubauKinderklinik Bethel, Schule für Stra-ßenkinder im Senegal, Verein zurUnterstützung von Tschernobyl-kindern, Patenkinder der Gemeinde,Förderverein Ev. DomgemeindeAltenberg und noch einige andere.Ein tolles Ergebnis. HW

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Erinnern Sie sich noch? Die Jüngeren werden keine Ahnung haben, was das hier ist – oder war!Dieses Foto vom November 1993 zeigt das Baugrundstück, auf dem heute das Martin-Luther-Haus steht.

Am 9. Juni 1994 wurden Richtfest und Grundsteinlegung gefeiert, unterstützt vom Posaunenchor Altenberg unterder Leitung von Gerhard Heywang.

Und heute – da feiern wir „25 Jahre Martin-Luther-Haus“. Evangelisch in Altenberg!Selbst die Kirchenmaus gratuliert.

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Katharina BraigLouisa ClasenMarlene DewesMax DollingerElias DreißenLeana EidamSebastian FeldhoffKhiara FreudenreichViktoria HinzeHenrike Kolberg

Aiyana MazurPia MeierdierksLeonard PanningAlbert PlaßmannNeele RemmlerAnna SiburgJannik SiekerHaruki TeraoNike VinkelauPascal Wiewiorra

Christi Himmelfahrt 2020

Konfirmationsgottesdienst

21. Mai • 14.00 Uhrmit

Pfarrerin Claudia Posche

Musikalisch gestaltet wird derGottesdienst von der

Domkantorei AltenbergLeitung: Andreas Meisner

Konfirmiert werden

Am Sonntag, dem 22. März 2020,sollten die neuen Presbyter/Presbyter-innen im gemeinsamen Gottesdienstbeider Pfarrbezirke im AltenbergerDom der Gemeinde vorgestellt wer-den. Dieser Gottesdienst und alle wei-teren, sowie alle andere Veranstaltun-gen, wurden und sind bis auf Weite-res abgesagt, aus den inzwischen jaallen bekannten Gründen.

An dieser Stelle möchten wir abergerne alle Neuen wenigstens mit demNamen vorstellen, das trifft besondersauf die Andreas-Gemeinde Schildgenzu. Es sind Jessica Carlitscheck, AndreaGrafenschäfer, Margot Heywang, JensPeter Henriksen und Dr. Fritz Schückleraus dem bisherigen Team.

Einführung der Presbyterinnen und Presbyter in ihr Amt

Aus der Dom-Gemeinde Altenbergbleiben Jürgen Gnest, Thomas Rapp,Cathrin Mahler, Dr. Bernhard Haus-berg in ihrem Amt. Tanja Schmidtreiht sich als „Neue“ in das bewährteTeam ein, aus dem Marion Ohlig-schläger ausscheidet. In Schildgensind es Manuela Strauch, AntjeRinecker und Anne Akkerman, die dasAmt der Presbyterin abgeben.

Allen, die sich über viele Jahre in derGemeindeleitung und für die Gemein-de ehrenamtlich eingesetzt haben,gilt ein sehr herzlicher Dank.

Sabine Gresser-Ritter und AndreasMeisner sind weiterhin Mitarbeiter-Presbyter.

Den neuen und den bisherigen Pres-byteriums-Mitgliedern wünschen wireine gute Zusammenarbeit, Erfolgin der Bewältigung neuer Aufgabenund alter und neuer Probleme, diesicher kommen werden. Gottesreichen Segen Ihnen allen. HW

Nachtrag: Gerne hätten wir Ihnendas Presbyterium auch auf einemFoto vorgestellt. Aber das kann janachgeholt werden.

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Sonntag, 26. April9:00 Uhr Ev. Gottesdienstmit Sabine Conin, Trompete14:30 Uhr „Dem Tag mehr

Leben geben“Benefizveranstaltung für PalliLev

Jonas Lefers + Anja Lahaye, TrompeteClaudia Schietzel-Reimann, Horn,Andreas Meisner, Orgel18/12 Euro | Tageskasse 22 Euro

Samstag, 9. Mai14.30 Uhr Orgelmusik für KinderEmporentag – Andreas Meisner stelltKindern die Orgel im Dom vor

Sonntag, 10. Mai9:00 Uhr Ev. Gottesdienstmit dem Frauenchor Schildgen14:30 PowerplayHarmonic Brass MünchenAndreas Meisner, Orgel

Sonntag, 24. Mai14:30 Uhr „Beethovens Schöpfung“Naturbilder zu Beethovens SeptettEs-Dur op. 20 – für Solisten, Chorund Kammerensemblevon Enjott Schneider und Motettenfür Doppelchor von J. S. BachSüddeutscher Kammerchor undKammerensemble Ltg.: G. Jenemann

Sonntag, 5. Juli9:00 Uhr Ev. Gottesdienst, mitdem Posaunenchor Altenberg

Donnerstag, 9. Juli20:00 Uhr Jisung Kim, SEOULWerke von Bach, Sowerby und Holst(the Planets) 10 EuroVorverkauf: Altenberger Domladen

Sonntag, 12. Juli14:30 Uhr „Orgel trifft Oper“Nedialko Peev, Tenor undKornelia Kupski, Orgel

Donnerstag, 23. Juli20:00 Uhr Hans Leitner, MünchenWerke von Bach, Brosig, Schmid undImprovisation 10 EuroVorverkauf: Altenberger Domladen

Jeden Sonntag um 9:00 Uhr: Evangelischer Gottesdienst im Altenberger DomDie aufgeführten nachmittäglichen und abendlichen ‘Geistlichen Musiken’

sind Veranstaltungen der Evangelischen Domgemeinde.In Anbetracht der derzeitigen Situation im Chaos des Corona-Virus sind alle Veranstaltungen abgesagt, mindestens biszum 19. April. Bitte, achten Sie auf Bekanntmachungen und fragen Sie eventuell auch in unserem Gemeindebüronach, oder bei Personen, von denen Sie annehmen, dass sie etwas wissen. Auch auf unserer Homepagewww.altenberg-dom.de finden Sie aktuelle Informationen.

Samstag, 18. April14:00 Uhr „Lobe den Herrn,meine Seele“ – Frauenchor derAndreaskirche Schildgen,Leitung: Sieglinde Underberg,Orgel: Sebastian Bange, Greven

Sonntag, 7. Juni9:00 Uhr Gemeinsamer Gottesdienstbeider Pfarrbezirke, mit FrauenchorSchildgen, anschließende Gemeinde-versammlung im Martin-Luther-Haus

Sonntag, 14. Juni14:00 Uhr Orgelmusik jüdischerKomponisten, Orgel: Arno Hartmann,Bochum

Sonntag, 28. Juni14:30 Uhr De profundis - TEKER-Ensemble für tiefe BlockflötenLeitung: Katharina HessAndreas Meisner, Orgel

Sonntag, 21. Juni9:00 Uhr Familiengottesdienst mitHerzen, Mund und Händen, mit demGospelchor Altenberg

Sonntag, 26. Juli14:30 Uhr Beethoven: Sinfonien 2 u.4Das Neue Orchester, Dirigent:Christoph Spering, 25,- /10,- EuroVorverkauf: koelnticket

Sonntag, 9. August14:30 Uhr Kornelia Kupski, Orgel„Fundstücke“ des 20. Jahrhunderts

Donnerstag, 13. August20:00 Uhr Winfrid Bönig, KölnMozart, Bach, Vierne u.a.10 Euro / Vorverk. Altenb. Domladen

Sonntag, 23. August9:00 Uhr Ev. Gottesdienst mitPosaunenprojekt, Ltg. G. Heywang

14:30 Uhr Oboe und OrgelMarkus Deuter, OboeAndreas Meisner, Orgel

Donnerstag, 27. August20:00 Uhr Andreas MeisnerBeethoven, Franck, Vierne10 Euro / Vorverk.: Altenb. Domladen

Von Mai bis Oktober:Jeden Di und Do 14.30 Uhr:Nachmittagsandacht (ca. 15 min.)An jedem letzten Mittwoch imMonat Bläsermusik zur Andacht

Es sind alle Veranstaltungen,auch Gottesdienste, bis aufweiteres abgesagt bzw.ausgesetzt.

Stand 20. März

TERMINE

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Montag, 15. Juni,18:00 Uhr – MLH„Segen auf See“„Eine Seefahrt, die ist lustig“ –wirklich? Wir hören denBericht einer Kreuzfahrt-Seelsorgerin

Montag, 25. Mai,18:00 Uhr – MLHZu Gast ist Ulrike Plath.Sie bringt uns in ihrem Vortragdas Leben der Sibylle vonJülich-Kleve-Berg näher.

Donnerstag, 14. Mai,9:30 Uhr, MLHLiteratur mitHelga Ceurstemontund der „Lügnerin“.

Auch als TB erhältlich, mit einemanderem Cover-Bild.

Inhalt:Nachdem ein abgehalfterterSchlagersänger die siebzehnjährigeNuphar lautstark in Grund und Bo-den beleidigt hat, gewinnt das Le-ben des Mauerblümchens endlich anGlanz. Doch ihr Glück und sein Un-glück gründen auf einer Lüge, unddas Mädchen stürzt in tiefe Gewis-senskonflikte.

Vor dem neuen Thema noch ein kleiner „Nachtrag“ zuMangolds „Deutschem Krokodil“

Die Autorin ist in Tel Aviv geboren, studierte dort Psycho-logie, lebt und arbeitet als Psychotherapeutin in Tel Aviv.

Frauentreff & Frauenbilder

Bitte fragen Sie nach, ob Veranstaltungen durchgeführt werden

Liebe Eltern, liebe Kinder,

leider kann unsere geplante Kinder-freizeit auf der schönen Insel Fehmarnin diesem Jahr nicht stattfinden. DasVorbereitungsteam hatte sich schonsehr auf Sonne, Meer und mehr ge-freut.

Aber wir nehmen die Besorgnis vielerEltern ernst. Und zum jetzigen Zeit-punkt kann auch noch niemandsagen, ob wir die Corona-Epidemie imSommer überstanden haben werden.

Alternativ werden wir (wenn es dannmöglich ist) vom 27. Juli – 2. Augusteine Kinderbibelwoche im Martin-

Luther-Haus anbieten. Jeden Tag wol-len wir rund um eine biblische Ge-schichte, die uns durch die Wochebegleiten wird, spielen, singen, bas-teln und gemeinsam essen. Den Ab-schluss der Woche feiern wir dannmit einem Familiengottesdienst imAltenberger Dom.

Alle Kinder unserer Gemeinde (undihre katholischen Freunde und Freun-dinnen) sind dazu herzlich eingela-den.

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Spontan fällt den meisten Menschenin unserem Land das Wort „Gewalt“ein, wenn sie an Israel/Palästina den-ken. Dieses Bild vermitteln die Me-dien. Wer eine Reise dorthin machtoder gar selber dort lebt, macht ganzandere Erfahrungen. Als ich 2011erzählte, dass ich für einige Zeit dortleben werde, wurde ich von allenSeiten gewarnt. Ich habe damals ge-antwortet „Es ist gefährlicher, aufdem Kölner Hauptbahnhof umzustei-gen, als nach Israel/Palästina zu rei-sen“. Das hat sich dann späterbedauerlicherweise bewahrheitet,und das ist bis heute so. Allen War-nungen zum Trotz wirkt der NaheOsten wie ein Magnet auf religiöseMenschen, aber auch auf Menschen,die an Kunst- und Kulturgeschichteinteressiert sind, oder die einfachneugierig sind auf Begegnungen mitdenen, die uns mit ihrer Fremdheitherausfordern. Der Nahe Osten ist dieWiege unserer Kultur. Kein Wunder,dass er so attraktiv ist.

Land der Bibel –nicht „Heiliges Land“

Ich war 17, als ich das Land 1962zum ersten Mal besuchte. Für michwar und ist es das „Land der Bibel“,das mich faszinierte. Die meisten bi-blischen Geschichten spielen dort.Landschaft, Klima, Vegetation lassenmich die Bibel besser verstehen. Ichbenutze nie den Begriff „HeiligesLand“. Schon dem Siebzehnjährigenerschien das Land nirgendwo unhei-liger als an seinen „Heiligen Stätten“.Die menschliche Sucht, das Heiligezu berühren und sich anzueignen,führt zu kuriosem Verhalten, das miran diesen Orten in die Augen springt,

zur Volksverdummung und imschlimmsten Fall zu gewaltsamen Aus-einandersetzungen, wenn die ver-schiedenen Kirchen und Religionensich das Recht auf solche Stätten strei-tig machen. Religiöse Konflikte sindnicht die Ursache, wohl aber die Ver-stärkung der Nahost-Konflikte. „Hei-liges Land“ ist jedenfalls kein bibli-scher Begriff, und die „FußstapfenJesu“ sind es nicht, die mich ins Landziehen.

„Gelobtes Land“

In der Bibel heißt das Land „GelobtesLand“, das dem Volk Israel von Gott„gelobte“, nämlich versprochene Land(„Promised Land“). So wird es auch ge-nannt, nachdem die Israeliten dortsesshaft geworden sind. Es bleibt ver-sprochenes Land, das nicht in Besitzgenommen werden kann, weil es Got-tes Eigentum ist, das an Menschen nur„verpachtet“ wird (3.Mose 25,23). Die„Pächter“ haben sich an den Pachtver-trag, nämlich Gottes Gebote, zu hal-ten und mit den anderen Bewohnerndes Landes in Frieden und Gerechtig-keit zu leben. Niemals haben Judenallein in diesem Land gelebt. Undauch in den beiden kurzen Perioden,in denen Juden das Sagen hatten (inder Zeit der Könige und der Makka-bäer), fehlte es nicht an Menschen,für die das Sein im Land nur ein Zielhatte, nämlich Gottes Tora, seinerWeisung zum Leben für alle, zu fol-gen. Die längste Zeit war das „Gelob-te Land“, das in der Bibel auch „Isra-el“, „Jerusalem“ oder „Zion“ heißt, nurein Hoffnungsbild, das den Juden inanderen Völkern (Diaspora) half, dasgegenwärtige Leben außerhalb die-ses Landes — aber mit Bezug auf das

Israel – Palästina – und wir

Dr. Rainer StuhlmannEvangelischer Theologe, ehemaligerStudienleiter im interreligiösen DorfNes Ammim im Norden Israels. Seit2019 kommissarischer evangelischer

Propst zu Jerusalem.

Rainer Stuhlmann

Abdruck des Artikels mit freundlicherGenehmigung des Autors.

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Felsendom

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Land — zu meistern. Bis heute ist dieZahl der Juden in der Diasporaübrigens größer als im Staat Israel.Und die meisten denken nicht daran,dorthin auszuwandern.

Zion und der Zionismus

Als im 19. Jahrhundert der europäi-sche Antisemitismus viele Judenzwang, nach einem sicheren Zu-fluchtsort zu suchen, entstand eineBewegung, die in Palästina Land kauf-te und Juden einlud, sich dort anzu-siedeln. Obwohl die Mehrheit unterihnen keine religiös-praktizierendenJuden waren, nannten sie sich„Zionisten“, weil „Zion“, das GelobteLand, ihr Ziel war. Zunächst war dasZiel nur, einen vor Verfolgungen si-cheren Zufluchtsort zu finden. In ei-nem arabischen Staat? In einem de-mokratischen Staat, in dem alle diegleichen Rechte haben? Das wurdedamals diskutiert. Aber je mehr Ju-den der wachsende Antisemitismus inEuropa nach Palästina trieb, destomehr eskalierten die Konflikte mit derbodenständigen arabischen Bevölke-rung Palästinas. Die arabischen Land-besitzer, die es an Juden verkauften,lebten oft in Beirut oder Paris; die esnutzten, mussten sich mit den „Frem-den“ vor Ort arrangieren. Am Ende sah

die Völkergemeinschaftangesichts der wachsen-den Gewalt im Land kei-ne andere Lösung, als eszu teilen.

Die 1947 von den Ver-einten Nationen (völ-kerrechtlich verbindlich)beschlossene TeilungPalästinas in einen jüdi-schen und einen arabi-schen Staat hat zu ei-nem grausamen Krieggeführt, in dem es auf

allen Seiten Opfer gegeben hat. AmEnde des Krieges hatten die Judenihren Staat, der weit größer war, alses der Teilungsplan vorsah. Und diePalästinenser nichts. Das, was von Pa-lästina übrigblieb, beanspruchten Jor-danien und Ägypten. Das nennen diePalästinenser mit Recht „Katastrophe“,arabisch: „Nakba“. Bis heute habensie nicht den ihnen versprochenenStaat. Dafür ist nicht nur Israel ver-antwortlich — und nicht nur die Pa-lästinenser selbst.

Der Konflikt

In den letzten siebzig Jahren hat eszahlreiche Kriege und zwei blutigeAufstände gegeben. Immer war Isra-el trotz schmerzlicher Verluste militä-risch siegreich. Wäre es anders, gäbees Israel vielleicht gar nicht mehr. DiePalästinenser waren immer die Ver-lierer. Seit mehr als fünfzig Jahrenleben sie unter einer menschenver-achtenden Besatzung, konfrontierenIsrael aber auch mit menschenverach-tendem Terror. Dreißig Jahre dauer-te es, bis Israel auch nur als Gesprächs-partner gewürdigt und als Verhand-lungspartner anerkannt wurde. Trotzzahlreicher Friedensinitiativen stehtdie Anerkennung eines palästinensi-schen Staates immer noch aus — auchdurch die deutsche Regierung. DasFehlen demokratischer Strukturen aufpalästinensischer Seite ist ein großesHindernis auf dem Weg zu diesemZiel.

Die militärische Überlegenheit hatIsrael dazu verführt, rücksichtslos sei-ne Interessen gegenüber Palästinadurchzusetzen. Mit einer aggressivenSiedlungspolitik werden Fakten ge-schaffen, die die Spielräume Palästi-nas immer mehr einengen. Und dieWelt schaut dem Unrecht tatenlos zu.Dabei ist eine Einsicht unbestritten:

Mauer in Bethlehem

In Jerusalem

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Ohne Sicherheit für Israel gibt es kei-ne Freiheit für Palästina; und ohneFreiheit für Palästina gibt es keineSicherheit für Israel. Wer nach Israelund Palästina reist, muss unbedingtbeide Seiten des Konfliktes wahrneh-men, mit jüdischen und palästinensi-schen Israeli und mit Palästinensernund jüdischen Siedlern in den besetz-ten Gebieten sprechen. Und Gewalt?Besucher spüren davon nichts in ih-rem alltäglichen Leben.

Die Rolle der Religionen

Was viele hierzulande nicht wissen,ist, dass es in Israel und Palästina pa-lästinensische Christen gibt, Orthodo-xe, Katholiken und Protestanten. Einezahlenmäßig kleine, aber bedeuten-de Minderheit, die viele Krankenhäu-ser und Schulen unterhalten, die alle— auch Muslime — in Anspruch neh-men. Wenn wir das Land besuchen,lernen wir nicht nur als Christen vonJuden und nicht nur als Deutsche vonjüdischen Israeli, sondern auch alseuropäische Christen von arabischenChristen. Und wir lernen, wie Juden,Christen und Muslime hilfreiche Brü-ckenbauer sein können in schier aus-weglos scheinenden Konflikten.

Die Medien berichten vor allem vonden religiösen Fundamentalisten, dieden Streit anheizen. Die Fanatiker be-kämpfen einander und sind sich dochim Kern erschreckend ähnlich: Islamis-ten, jüdische Fanatiker und eben auchchristliche Fanatiker. Die, die ihre ei-gene Religion für die einzig richtigehalten, neigen zur Gewalt und übensie auch aus, wenn sie dazu in derLage sind. Aber die Wahrheit des Ein-zig Einen ist eben unverfügbar. Kei-ne Religion kann sie sich aneignenund keiner anderen absprechen. AlleReligionen sind ergänzungsbedürftig,angewiesen auf die Begegnung und

Das neue Buch vonRainer StuhlmannISBN 978-3-7615-6504-9Neukirchener Verlag

das Gespräch mit denen, die andersglauben. Das können wir im Land derBibel eben auch lernen.

Ich hatte fünf Jahre Gelegenheit, dasin diesem Land zu tun. Ich habe vieleMenschen kennengelernt, die sich fürFrieden und Gerechtigkeit in ihremLand einsetzen. Und das auf allen Sei-ten und in allen Religionen. Am Endebin ich irritierter nach Hause gekom-men, als ich hingefahren bin. MehrFragen als Antworten habe ich mit-gebracht. Ich habe gelernt, kleinervon mir und meiner Religion zu den-ken und größer von Gott. Darum istmeine Bereitschaft gewachsen, aufdie zu hören, die anders glauben alsich. Der Glaube an den Gott Israels,der auch der Gott aller Völker ist, gibtmir Kraft und Mut, diese verwirren-de Welt — auch im Konfliktfeld Isra-el-Palästina — auszuhalten und beschei-den mitzugestalten. Er macht mich nichtoptimistisch, aber unverdrossen hoff-nungsvoll.

In Jerusalems Altstadt

Fotos: Heidemarie Wolf

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Friedliche Koexistenz am Futterplatz!Der Dompfaff (Gimpel) wartet brav undgeduldig.Es ist für alle ausreichend da.