55
Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie, Abt. Planungs- und Architektursoziologie Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell, Dipl.-Ing. Anke Schröder, Dipl.-Ing. Kerstin Sailer Oberste Baubehörde im Bayrischen Staatsministerium des Innern, Universitätsbauamt Erlangen

Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

  • Upload
    others

  • View
    7

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

Gender - Kriterienim KrankenhausbauSchlussbericht

Universität Hannover

FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,Abt. Planungs- und Architektursoziologie

Prof. Dr. sc. techn. Barbara Zibell,Dipl.-Ing. Anke Schröder, Dipl.-Ing. Kerstin Sailer

Oberste Baubehörde im BayrischenStaatsministerium des Innern, Universitätsbauamt Erlangen

Page 2: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,
Page 3: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

1

Gender-Kriterien im KrankenhausbauSchlussbericht

Entwicklung und Überprüfung

am Beispiel der Planung für das neue Bettenhaus der Chirurgischen Klinik an derFriedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Hannover, im Oktober 2004

Auftraggeber:

Oberste Baubehörde im Bayrischen Staatsministerium des InnernAbt. Staatlicher Hochbau, Ministerialrat Werner-Rüdiger Hoffmann

Franz-Josef-Strauß-Ring 4, 80539 München

Universitätsbauamt ErlangenBaudirektor Rudolf Heinle, stv. Baudirektor Karl-Heinz Sirtl

Bohlenplatz 18, 71054 Erlangen

Auftragnehmerin:

Universität Hannover, FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie, Abt. Planungs- und ArchitektursoziologieProf. Dr. sc. techn. Barbara Zibell

Herrenhäuser Str. 8, 30419 Hannover

Page 4: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

2Layoutbearbeitung und Grafik: cand. arch. Jeremy Krstic

Page 5: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

3

Inhaltsverzeichnis Seite

1 Auftrag und Aufgabenstellung 5

2 Gender Mainstreaming und Krankenhausbau 7

2.1 Im Mittelpunkt: das soziale Geschlecht 8

2.2 Die Bedeutung der NutzerInnenperspektive 8

3 Entwicklung Gender-Kriterien 11

3.1 Grundlagen und Vorarbeiten: Kriterien im Wohnungs- und Städtebau 12

3.2 Operationalisierung der Kriterien für den Krankenhausbau 12

3.3 Kriterienkatalog 19

4 Anwendung der Kriterien auf die Bauaufgabe ‘Bettenhaus’ 25

4.1 Bauaufgabe 26

4.2 Innere Organisation 29

4.3 Baukörper 37

4.4 Freiraumbezüge 38

4.5 Umfeld und Standort 41

4.6 Anmerkungen zum Prozess 43

5 Zusammenfassende Bewertung und Handlungsempfehlungen 45

Literatur 51

Page 6: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

4

Page 7: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

5

1 Auftrag und Aufgabenstellung

Die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern(OBB) beabsichtigt, ihre Aufgaben - in Hochbau, Recht, Planung undBautechnik, Wohnungswesen und Städtebauförderung, Straßen- undBrückenbau sowie Personalentwicklung - künftig im Sinne des GenderMainstreaming (GM) zu bewältigen. Sie hat sich damit auf den Weg begeben,die mit dem Amsterdamer Vertrag 1998 europaweit beschlossene Strategiezur Reorganisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung vonEntscheidungsprozessen mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene Sichtweisein alle politischen Konzepte in allen Bereichen und auf allen Ebeneneinzubringen (Europarat 1998; offizielle dtsch. Übersetzung), einzuführenund umzusetzen.

Von der Einführung und Umsetzung dieser Strategie sind sowohl materielleals auch prozessuale, instrumentelle wie personelle Aspekte betroffen. Mitder Einrichtung eines GM-Arbeitskreises bei der Obersten Baubehörde istein erster Schritt getan. Im weiteren geht es darum, Kriterien zu entwickeln,die die Beurteilung von Vorhaben und Maßnahmen im Sinne des GM, undzwar im Idealfall bereits im Vorfeld von Planungen, ermöglichen. Dasvorliegende Gutachten wurde in Auftrag gegeben, um hier einen weiterenSchritt voranzukommen.

So hatte die Oberste Baubehörde Bayern im Frühjahr 2003 auf Empfehlungdes Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Kontakt zum FachgebietArchitektursoziologie und Frauenforschung an der Universität Hannover,Prof. Dr. Barbara Zibell, aufgenommen, um einschlägige Materialien / Unter-lagen über Beurteilungskriterien für die Einführung des GenderMainstreaming im Hochbau zu erhalten. Da sich herausstellte, dass solcheKriterien - zumal differenziert nach den unterschiedlichen Typen undFunktionen von Hochbauten - bisher nicht vorlagen, suchte man zunächstnach einem geeigneten aktuellen Objekt / Projekt, um bezogen auf einekonkrete Bauaufgabe im Rahmen einer gutachterlichen Stellungnahme ersteAnhaltspunkte zu gewinnen.

Zur systematischen Entwicklung von Gender-Kriterien für Aufgaben derstaatlichen Hochbauverwaltung hat die Oberste Baubehörde nun einaktuelles Vorhaben im Krankenhausbau ausgewählt. Anhand der vorliegendenPlanung für das neue Bettenhaus der Chirurgischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg sollen entsprechendeKriterien erstmals entwickelt und gleichzeitig zur Überprüfung des konkretenBauvorhabens herangezogen werden. Zur Entwicklung und Überprüfungdient die vorliegende Haushaltsunterlage Bau -Planung-, der ein aus einemWettbewerb hervorgegangener Entwurf (Arch. Tiemann-Petri, Stuttgart)zugrunde liegt.

Die Aufgabenstellung umfasst also die Entwicklung von Gender-Kriterienfür den Krankenhausbau bzw. für die konkrete Bauaufgabe “Bettenhaus einerchirurgischen Klinik” und deren (nachträgliche) Anwendung auf die gegebenePlanung.

Um das Verständnis der Bearbeitung auf eine gemeinsame Grundlage zu stellen,fand zu Beginn der Laufzeit, am 19. April 2004, ein erster Workshop mit demAuftraggeber und der planenden Architektin in Erlangen statt.

Gender Mainstreaming

Arbeitskreis bei derObersten Baubehörde

Beurteilungskriterien

Vorhaben imKrankenhausbau

Entwicklung undAnwendung

Auftaktworkshop

Page 8: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

6

Im Rahmen eines weiteren Workshops mit der Krankenhaus- /Pflegedienstleitung wurden die Ergebnisse präsentiert; die Anregungen flossenin die abschließende Berichterstattung ein.

Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse der Bearbeitung nach derChronologie des gewählten Vorgehens zusammen. Dazu wird zunächst dasKonzept des Gender Mainstreaming in seinen Grundzügen vorgestellt undnach dem Verständnis der Gutachterinnen sowie im Bezug auf dessengrundlegende Thematisierung im Krankenhausbau erläutert (Kap.2).Anschließend folgt die Entwicklung der Gender-Kriterien; hierzu werdeneinschlägige Vorarbeiten aus der fachbezogenen Frauenforschung -Kriterienkataloge aus Wohnungs- und Städtebau bzw. Stadtplanung -ausgewertet und für den Krankenhausbau bzw. die konkrete Bauaufgabe“Bettenhaus” operationalisiert (Kap.3). Danach wird der entwickelteKriterienkatalog auf die konkrete Bauaufgabe angewendet (Kap.4). DenAbschluss bilden die zusammenfassende Bewertung der vorliegendenPlanung aus Gender-Sicht sowie Empfehlungen für mögliche Anpassungenim Sinne des Gender Mainstreaming (Kap.5).

Inhalt desGutachtens

Präsentations-workshop

Page 9: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

7

2 Gender Mainstreaming und Krankenhausbau

Gender Mainstreaming besteht in der Reorganisation, Verbesserung,Entwicklung und Evaluierung von Entscheidungsprozessen mit dem Ziel,eine geschlechterbezogene Sichtweise in alle politischen Konzepte in allenBereichen und auf allen Ebenen einzubringen” - so lautet die offizielle deutscheÜbersetzung der französischen Definition des Gender Mainstreaming(Europarat 1998).

In der wörtlichen Übersetzung heißt es im zweiten Satzteil, “... dass die anpolitischer Gestaltung beteiligten Akteure und Akteurinnen den Blickwinkelder Gleichheit zwischen Frauen und Männern in allen Bereichen und aufallen Ebenen einnehmen” sollen (Mückenberger / Tondorf 2000); hier wirddie Bedeutung der AkteurInnen und damit das Gender Mainstreaming imSinne einer Top-down-Strategie unterstrichen, die von denFührungspositionen aus zu initiieren und umzusetzen ist.

Gender Mainstreaming richtet sich also an alle an politischer Gestaltunghandelnd beteiligten Personen in allen Bereichen und auf allen Ebenen; dassind:

• haupt- und nebenamtliche PolitikerInnen sowie an politischen Prozes-sen Beteiligte,

• alle mit politischen und gesellschaftlichen Fragen befassten Institu-tionen,

• Beschäftigte bzw. EntscheiderInnen im öffentlicher Dienst, d.h. auch inallen Ministerien und seinen nachgeordneten Behörden, in Bau- undPlanungsverwaltungen auf jeder Stufe der staatlichen und kommunalenVerwaltung.

Das Bundesministerium für Familie, Sport, Frauen und Jugend BMFSFJ führtzum Verständnis des Konzeptes weiter aus: “Gender Mainstreaming bedeutet,bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationenund Interessen von Männern und Frauen von vornherein und regelmäßigzu berücksichtigen.” (BMFSFJ 2003) Den AkteurInnen bzw. EntscheiderInnenobliegt demnach die Verantwortung, alle relevanten Belange und potentiellenBedürfnisse jeweils in ihrer Gesamtheit zu berücksichtigen und im Rahmeneines Abwägungsprozesses gleichberechtigt und gleichwertig in die jeweiligenPlanungen einzubringen.

Voraussetzungen für die Umsetzung des GM sind:

• gezielte Weiterbildung des Personals (Gender Training),

• geschlechterdifferenzierte Erhebung von Daten (Statistiken) und

• Festlegung von Entscheidungskriterien undQualitätsstandards.

Das vorliegende Gutachten hat zum Ziel, erste materielle Grundlagen(Kriterien) zu liefern für die Umsetzung des Gender Mainstreaming imKrankenhausbau bzw. zur Beurteilung der konkreten Bauaufgabe “Bettenhauseiner Chirurgischen Klinik”.

Definition GenderMainstreaming

Top-down-Strategie

Verantwortung derEntscheider

materielleVoraussetzungen

Qualitätskriterien

Page 10: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

8

2.1 Im Mittelpunkt: das soziale Geschlecht

Gender Mainstreaming ist ein Begriff, der nur schwer in die deutsche Sprachezu übersetzen ist. Das englische Wort gender ist nicht unbedingtgleichbedeutend mit dem deutschen Verständnis von Geschlecht. Es meintnämlich im Gegensatz zu sex, dem biologischen Geschlecht, vielmehr das sog.“soziale Geschlecht”, die soziale Rolle, Geschlecht als kulturell geformteKategorie, eine Konstruktion, die grundsätzlich variabel, veränderbar ist - jenach gesellschaftlichen, historischen, kulturellen Rahmenbedingungen. Imdeutschen Sprachgebrauch fehlt ein entsprechender Begriff, weshalb auchhier der englische Terminus beibehalten worden ist.

Wenn nun gender mainstreaming betrieben werden soll, dann bedeutet das,dieses Verständnis von Geschlecht in seiner Bedeutung als sozial und kulturellgeformte Kategorie in den mainstream, d.h. in den Hauptstrom, hineinzutragen,zu integrieren.

Voraussetzung für Gender Mainstreaming ist also die Bereitschaft, das, wasbisher nicht im mainstream ist, das Andere, häufig unberücksichtigt Bleibende,als nachrangig Empfundene wahrzunehmen, und das erfordert eine ent-sprechende Offenheit, insbesondere der Akteure und Akteurinnen. Der meistunreflektierte androzentrierte Blick ist zugunsten eines frauenzentriertenBlickwinkels zurückzustellen, zu überdenken und zu relativieren.

Damit rücken auch die Prozesse, die Planungs- und Entscheidungsverfahrenmit ihren Beteiligungsregeln und Ausschlusskriterien, in den Vordergrund.Die Berücksichtigung von Kriterien, die auch das Andere ins Blickfeld rücken,ist durch entsprechende Qualitäten im Prozess (Prozesskriterien oder Um-setzungsregeln) zu ergänzen. Das vorliegende Gutachten wird am Rande aucheinzelne Aussagen zu solchen Prozesskriterien treffen.

2.2 Gender Mainstreaming im Krankenhausbau:die Bedeutung der NutzerInnenperspektive

Nie wirkt die bauliche Gestaltung des menschlichen Lebensraumes intensiverauf die Persönlichkeit des Nutzers und der Nutzerin als im Falle von Bauten,die der Gesundheit oder sozialen Zwecken dienen. Gleichgültig ob es sichum Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen, Altenwohn- und Pflegeheime,Jugendheime, Gefängnisse, behindertengerecht eingerichtete Bereiche, umPraxen oder Apotheken handelt.1

Gender Mainstreaming bedeutet, den Blickwinkel der Gleichheit einzunehmenzwischen den unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen vonFrauen und Männern und damit auch zwischen verschiedenen sozialen Rollen.Dabei geht es um die Perspektive der NutzerInnen, die einer differenziertenWahrnehmung bedarf. Frauen leben in aller Regel in anderen Alltagsweltenund Beziehungszusammenhängen als Männer; ihre Netzwerke und sozialenRäume unterscheiden sich zum Teil stark voneinander. Damit sind auch dieBedürfnisse und Interessenlagen unterschiedlich. Diese Unterschiede gilt esgrundsätzlich abzufragen und bei allen Planungen zu berücksichtigen, jedochohne vorhandene Strukturen zu zementieren, sondern immer wieder neu,mit einer Perspektive der Offenheit, der Veränderbarkeit, der erforderlichen

Gender: eine Variable

der Blick für das Andere

BedeutungProzesskriterien

bauliche Gestaltung

unterschiedlicheBedürfnisse

1 AIT 11 - 2000, S.73

Page 11: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

9

Flexibilität. Denn was heute Gültigkeit hat, kann morgen, in einer verändertenGesellschaft, angesichts neuer ökonomischer oder demographischerRahmenbedingungen, schnell überholt sein.

Im Krankenhausbau ist diese Unterscheidung insbesondere auch im Hinblickauf längerfristige Planungen grundlegend: Wenn nämlich der demographischeWandel dazu führt, dass die Bevölkerung insgesamt abnimmt und immerälter wird, dann bedeutet dies auch, dass es weniger Nachwuchs für Studiumund Ausbildung, weniger Frauen und Männer in erwerbsfähigen Jahrgängen,d.h. im erlernten und ausgeübten Beruf, und immer mehr alte Frauen gebenwird. Denn es ist eine demographische Tatsache, dass Frauen einerseits älterwerden als Männer und dass sie - aufgrund der höheren Sterblichkeitsquotebei Männern - spätestens in den Jahrgängen ab 55 statistisch in der Mehrheitsind. Dies hat Auswirkungen auf das Raumprogramm bzw. auf dieAnforderungen an Flexibilität und Variabilität der baulich-räumlichenStrukturen.

Des Weiteren ist gerade im Krankenhausbau zu unterscheiden nach denverschiedenen NutzerInnengruppen - PatientInnen, BesucherInnen, Be-schäftigte, Auszubildende etc. - mit ihren zum Teil stark divergierendenBedürfnissen und Abhängigkeitsgraden.

Innerhalb der genannten Gruppen sind weitere Differenzierungenerforderlich, so z.B.:

• bei den PatientInnen nach LangzeitpatientInnen, ambulanterPflege, frisch Operierten etc.,

• bei den Beschäftigten nach Pflegenden und Überwachenden wieÄrztInnen und Krankenpflegepersonal incl. Auszubildende sowie Tätigenim Sicherheits-und Reinigungsdienst, ander Pforte, in der Küche etc.,

• bei den BesucherInnen nach Alter, Familienzugehörigkeit, Behinderun-gen etc..

Das biologische Geschlecht ist bei allen diesen Gruppen als Quer-schnittsthema grundsätzlich zu berücksichtigen, sei es, weil in der einen oderanderen Gruppe überwiegend Männer (z.B. unter den ÄrztInnen) oderFrauen (z.B. beim Pflegepersonal oder unter den Auszubildenden) vertretensind, sei es, weil die Anforderungen von Patienten und Patientinnen, vonBesuchern und Besucherinnen sich möglicherweise unterscheiden.

Das Krankenhaus ist in der Komplexität auch seiner sozialen Struktureneine kleine Stadt, deren Belange im Rahmen eines ersten Gutachtens kaumumfassend und abschließend gewürdigt werden können. Der vorliegendeBericht wird sich daher in weiten Teilen auf exemplarische Aussagenbeschränken müssen.

demographischerWandel

NutzerInnen imKrankenhaus

Querschnittsthema:Männer und Frauen

das Krankenhaus alskleine Stadt

Page 12: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

10

Page 13: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

11

3 Entwicklung Gender-Kriterien

Die Beschäftigung mit Kriterien und Indikatoren ist ein Vorgehen, das seitder weltweiten Einführung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung inalle Bereiche von Politik und Gesellschaft vorgedrungen ist. Auf Ebene derVereinten Nationen, der EU und in Deutschland ist der Prozess derKriteriensuche im Gang; auch die verschiedensten wissenschaftlichenDisziplinen suchen Zugänge zu finden und die komplexe Zielvorstellung zuoperationalisieren. Dass dies - insbesondere im Bereich Gesellschaft - etwasvom schwierigsten ist, braucht nicht besonders betont zu werden.

So kommt auch der Schlussbericht der Enquête-Kommission “Globalisierungder Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten” zu dem Schluss,dass “eine nachhaltig zukunftsverträgliche Wirtschaft und Gesellschaft ... sichnicht anhand exakter Kriterien abschließend definieren und im Sinne einesdetaillierten Zielsystems steuern (lässt)”. Grundlage aller Vorgehensweisenmüsse vielmehr “zukunftsbezogenes Lernen, Suche nach entsprechendenKriterien und der Wille zum Gestalten sein - ein Prozess also, der sich durchein gewisses Maß an Offenheit und Unsicherheit auszeichnet.” (Enquête-Kommission 2002)

Genderfragen gehören in den Bereich Gesellschaft und zur Zieldimensionder sozialen Gerechtigkeit. So haben Frauen aller Disziplinen undTätigkeitsfelder seit der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking an der Ideeund Entwicklung des Gender Mainstreaming gearbeitet; dabei stellte dieZweite UN-Weltkonferenz über menschliche Siedlungen HABITAT II 1996in Istanbul einen ersten Meilenstein dar. Hier ging es um Themen wie“Angemessene Unterkunft für alle” und “Nachhaltige Entwicklung vonmenschlichen Siedlungen”, d.h. um das Wohnen und die Wohnung, dieweltweit den primären Arbeitsplatz der Frauen darstellt.

Im Vorfeld dieser Konferenz und in der Folge haben sich auch diePlanungsfachfrauen in Deutschland dieser Thematik angenommen. Aufbauendauf den Grundlagen der Frauenforschung, die seit den 80er Jahren inArchitektur und räumlicher Planung entwickelt worden waren und in den90er Jahren in eine Vielzahl kommunaler und ministerieller Kriterienkatalogeeingeflossen sind, wurde nun versucht, Kriterien für eine frauengerechteund nachhaltige Stadtentwicklung zu finden (SRL 1998). Auch die Kommissiondes Deutschen Städtetages “Frauen in der Stadt” arbeitet seit einigen Jahrenan einer Arbeitshilfe zum Thema “Indikatoren und Gender Mainstreaming”bzw. “Von der Schwierigkeit, Gender-Indikatoren zu bilden”.

Vor diesem Hintergrund ist es zum einen kein leichtes Unterfangen, dessenwir uns im Rahmen dieses Auftrags angenommen haben, gleichzeitig ist eseine Herausforderung, an diesem Prozess des Gender Mainstreaming bzw.an der Operationalisierung des Konzeptes mitzuwirken. Für die Entwicklungvon Kriterien im Krankenhausbau gibt es keinerlei Vorarbeiten2, so dass wirin unserem Vorgehen auf die vorhandenen Kriterienkataloge zurückgegriffenhaben, die - entsprechend dem Hauptnutzerinnenfokus der Frauen - bisher

2 Im Zuge der Bearbeitung erhielten wir Kenntnis von den Vorarbeiten einer ArbeitsgruppeGender Mainstreaming im Land Oberösterreich, die anhand eines Verwaltungsneubaus einenersten Kriterienkatalog mit Kontrollfragen entwickelt hat (AG GM, Linz 2002) welche in dieEntwicklung des hier erarbeiteten Kataloges eingeflossen sind; ein Gender-Check mitpraktischen Beispielen für die räumliche Planung liegt von einem Gender-Arbeitskreis inKaiserslautern vor (AK KL 2002)

nachhaltige Entwicklung

Offenheit undUnsicherheit

soziale Gerechtigkeit

Planungsfachfrauen

Operationalisierung

Page 14: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

12

3 Die Architektin, Fr. Tiemann-Petri, hatte auf dem Workshop am 19. Mai 2004 in Erlangen

hauptsächlich im Wohnungs- und Städtebau und in der Stadtplanungvorzufinden sind und hier insbesondere die Gebrauchswertqualitäten bzw.die sog. “Alltagstauglichkeit” der gebauten Strukturen betreffen.

3.1 Grundlagen und Vorarbeiten: Kriterien imWohnungs- und Städtebau

Als Grundlagen und Vorarbeiten für die Entwicklung von Gender-Kriterienin Architektur und Planung können insbesondere die Kriterienkataloge dienen,die in den 90er Jahren von zahlreichen Kommunen und einigen Ministerienin Deutschland herausgegeben worden sind. Im Rahmen eines Forschungs-projektes am Institut für Architektur- und Planungstheorie, jetzt: Institut fürGeschichte und Theorie am Fachbereich Architektur der Universität Han-nover, zur Frauengerechten Stadt- und Bauleitplanung (Arbeitstitel) wurdenca. 30 kommunale und 4 von Ministerien herausgegebene Kataloge zu-sammengetragen. In Bayern verfügen neben Erlangen zwei weitere Städteüber einen solchen Katalog: Nürnberg und Augsburg. Die LandeshauptstadtMünchen hat sich der Thematik auf andere Weise angenommen; hier habenMitarbeiterinnen der Bau- und Planungsverwaltung einen Artikel zuFrauenbelangen in der verbindlichen Bauleitplanung verfasst (Wallraven-Lindl/ Beller-Schmidt 1992), der bis heute als Quasi-Kriterienkatalog in derBauleitplanung und im Rahmen anderer städtischer Planungen angewendetwird. (vgl. hierzu: Grüger / Zibell 2004)

Die ca. 30 Kriterienkataloge waren neben den bisher erschienenenArbeitshilfen des Deutschen Städtetages (DST 1994, 1995, 1998,)wegweisend für die folgende Auswertung und Entwicklung von Gender-Kriterien im Kranken-hausbau, ebenso wie ein Kriterienkatalog des Magistratsder Stadt Wien, der einzigen nicht deutschen Stadt, der hinzugezogen wurde,weil er zum Thema Sicherheit differenzierte Kriterien in Form vonKontrollmechanismen aufführt, die so anderswo nicht zu finden sind.

Die Inhalte der vorliegenden Kataloge unterscheiden sich; so beziehen siesich einmal mehr auf den Wohnungsbau und dessen Anforderungen anRaumprogramm und Grundrissgestaltung, einmal mehr auf die Stadtplanungmit ihren Anforderungen an Wohn-umfeldnutzung und -gestaltung. Vielfachwerden auch Anforderungen an die Verkehrsplanung und nicht zuletzt andie Partizipation von Frauen - als Betroffene wie als Akteurinnen - formuliert.Grundsätzlich umfassen die Kataloge vor allem materielle Kriterien zwischenWohn- und Wohnumfeldqualitäten, Nutzungsmischung und sozialer Infra-struktur, Freiraumgestaltung und Sicherheit im öffentlichen Raum, Themen,die in abgewandelter Form auch im Krankenhaus von Relevanz sind.

3.2 Operationalisierung der Kriterien für denKrankenhausbau

In einem ersten Schritt wurden die Kriterienkataloge der einzelnen Städteund Ministerien gesichtet und sortiert. Hierbei war der Fokus gerichtet aufdie Übertragbarkeit aus Wohnungsbau / Städtebau und Stadtplanung aufden Krankenhausbau. Als Basis diente die Grundidee der Stadt der kurzenWege, die als Leitbild bereits beim Entwurf des Bettenhauses berücksichtigtworden war. 3

Kommunen undMinisterien inDeutschland

Deutscher Städtetag

Inhalte der Kataloge:materielle undprozessuale Kriterien

Übertragbarkeit: dieStadt der kurzen Wege

Page 15: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

13

Auch hier hatte die Überzeugung zugrunde gelegen, dass ein gutesKrankenhaus ebenso wie eine Stadt dem Prinzip der kurzen Wege zuentsprechen habe. Anforderungen an Erschließung und Versorgung wie auchan ein effektives Zeitmanagement lassen sich somit aus Städtebau / Stadt-planung und Wohnungsbau auf den Krankenhausbau übertragen.

Im zweiten Schritt wurden die am besten geeigneten repräsentativenKatalogeausgewählt, die Übrigen wurden aufgrund von Redundanzenaussortiert.

Für die Operationalisierung wurden die Inhalte nach ihrem jeweiligen Gradan Öffentlichkeit in öffentliche – halböffentliche – halbprivate und privateBereiche unterteilt. So wurden

• dem privaten Bereich der Wohnung im Krankenhausbau das Bett bzw.das PatientInnenzimmer,

• dem halbprivaten Bereich des Wohngebäudes im Krankenhaus dasZimmer bzw. die Station.

• dem halböffentlichen Bereich des Wohnumfeldes im Krankenhausbaudie Station bzw. das Bettenhaus und

• dem öffentlichen Bereich des Stadtquartiers im Krankenhausbauwiederum das Bettenhaus bzw. das Klinikum / Krankenhausgeländegleichgesetzt

Abb1: Krankenhaus der kurzenWege

(eig. Bearb. nach einer Grafik derStadt Hagen 1996, entnommen

aus Stadt Solingen, 1997)

Öffentlichkeit undPrivatheit

auf diese Übertragungsmöglichkeit hingewiesen. Diese Grundidee ist im Krankenhausbauheute offenbar weit verbreitet, vgl. hierzu auch Krampe 2004.

Page 16: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

14

4 Deutscher Städtetag 19955 Stadt Wien 19956 Stadt Nürnberg 1996

Tab.1: Transfer Städtebau - Krankenhausbau

Art und Ausstattung der Wohnungen

Anordnung von Schaltern und Steckdosenflexibel gestaltennatürliche Belichtung und Belüftung

Art und Ausstattung der Patient-Innenzimmer

Anordnung von Schaltern undSteckdosen flexibel gestaltennatürliche Belichtung und Belüftungermöglichen

Originalkataloge Transfer auf Krankenhausbau

Kontrollmechanismen

-Persönliche Kontrolle

schnelle Orientierung

Übersicht verschaffen

-Informelle und soziale KontrolleSicht und Rufkontakt zu belebten Orten

Mindestmaß an Verantwortung

-Formelle Kontrolle

Kontrollorgane wie U-Bahnüberwachung

PolizeiOrientierung

übersichtliche Wegeführung

Sichtverbindungen zu markantenOrientierungspunkten

deutliche Kennzeichnung von Eingängenund Wegebeziehungen

Kontrollmechanismen

-Persönliche Kontrolle

schnelle Orientierungsmöglichkeit

Übersicht verschaffen, z.B. durchLeitsysteme-Informelle und soziale Kontrolle

Sicht und Rufkontakt zu belebten Orten

Mindestmaß an Verantwortung

-Formelle Kontrolle

Überwachungspersonal Sicherheitsdienste

Orientierung

übersichtliche Wegeführung

Sichtverbindungen zu krankenhaus-internenZielpunkten (WC, Aufnahme, Stützpunkteetc.)

deutliche Kennzeichnung von Eingängenund Wegebeziehungen

Verkehrdirekte Wegeverbindung

ausreichende Wegbreitengute OrientierungsmöglichkeitZugänglichkeit über Rampenausgeleuchtete Wegeführungeindeutige Markierung und Wegeführungeinsehbare AufzügeÖPNVregelmäßige Verbindung auch zuverkehrsschwachen Zeiten

Verkehr / Mobilitätdirekte Wegebeziehungen zwischen Ziel-und Quellpunktenausreichende Gangbreitengut OrientierungsmöglichkeitZugänglichkeit über Rampenausgeleuchtete Wegeführungeindeutige Markierung und Wegeführungeinsehbare AufzügeÖPNVregelmäßige Verbindung auch zuverkehrsschwachen Zeiten

Erlangen6

Wien5

DeutscherStädtetag4

A. Projektkriterien

Die folgende Tabelle zeigt den Transfer der Kriterien aus dem Wohnungs-und Städtebau auf den Krankenhausbau. Dabei wurden die berücksichtigtenKataloge in chronologischer Reihenfolge aufgeführt

Page 17: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

15

7 Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main 19968 Frauenbüro der Stadt Oldenburg 1996

Gebäudeform- und ausbildung

jede Wohnung erhält im Treppenhaus einenabschließbaren Schrank

Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen undFahrräderRampen vorsehen, wenn Ausgleichsstufenvorhanden

Klingelknöpfe und Gegensprechanlage fürKinder zugänglich anbringen

Wohnumfeld

Freiflächen zu Wohnblöcken zugeordnet

Versiegelung so gering wie möglich haltenStellplätze und Tiefgaragen ausreichendbeleuchten und mit hellen Wandanstrichenversehen

verglaste Türen in Treppenhäusern

übersichtliche Anordnung der Stellplätze

Form und Ausbildung Baukörper

jedes Zimmer erhält abschließbaren/-sSchrank oder Fach

Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen undFahrräder, Rollstühle u.a. FahrzeugeRampen vorsehen, wenn Ausgleichsstufenvorhanden

Knöpfe, Schalter und Handläufe für kleineund blinde Menschen und Rollstuhl-fahrerInnen erreichbar anbringen

Bettenhaus / Klinikum und Umfeld

Freiflächen zu Klinikgebäuden zuordnen

Versiegelung so gering wie möglich haltenStellplätze und Tiefgaragen ausreichendbeleuchten und mit hellen Wandanstrichenversehen

verglaste Türen in Treppenhäusern

übersichtliche Anordnung der Stellplätze

Sicherheit im öffentlichen Raum

überschaubare Grundstücksflächen,Sicherheit durch die Gebäudestellung

Grundstücksflächen sind so zu bebauen,dass durch die Ausbildung von Raum-kanten keine Angsträume entstehenStellung und Ausrichtung so wählen, dassdie Nutzung soziale Kontrolle ermöglicht

Sicherheit im öffentlichen Raum

überschaubare Grundstücksflächen,Sicherheit durch die Gebäudestellung

Grundstücksflächen sind so zu bebauen,dass durch die Ausbildung vonRaumkanten keine Angsträume entstehenStellung und Ausrichtung so wählen, dassdie Nutzung soziale Kontrolle ermöglicht

Frankfurt a.M.7

Oldenburg8

Materialien

glatter Bodenbelag, z.B. Linoleum, keinNadelfilz, keine Fliesen im Küchen- undWirtschaftsbereich

Materialien

Rutschfeste und nicht blendendeFußbodenbeläge

Bett / Zimmer und Station

gleich große Räume für gleiche bzw.gleichartige NutzungenSpielbereich für Kinder

Rückzugsmöglichkeiten für PatientInnenund Personal

Bad ausreichend groß für Körperpflege

Zugang zu Terrasse / Balkon /Außenanlagen

Krankenhauseingänge einsehbar undgefahrlosKrankenhauseingänge wettergeschützt

Abstellmöglichkeiten auf den Stationen

Wohnung und Haus

gleich große Räume

großer Spielbereich für Kinder

Rückzugsmöglichkeiten

Bad ausreichend groß für Pflege undWäsche

Zugang zu Terrasse / Balkon oder Garten‘

Hauseingänge einsehbar und gefahrlos

Hauseingänge wettergeschützt

Abstellmöglichkeiten im Hauseingang

Page 18: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

16

9 Gleichstellungsstelle der Stadt Solingen in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt unddem Amt für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung 199710 Landeshauptstadt Kiel, Die Frauenbeauftragte / Referat für Frauen o.J.11 Frauenbeauftragte der Stadt Osnabrück o.J.12 Frauenbüro Stadt Aachen 2000

Bedürfnislagen undAufenthaltsqualitäten

• Personenbezogene individuelle Kriterien

Tatendrang, Kreativität, individuelleungestörte Beschäftigung

gemeinschaftliche Tätigkeiten, Geselligkeit,Besuch, Kommunikation

Ruhe, Erholung, Muße

Medienkonsum (Musik hören, Fernsehen)maximale Intimsphäre ermöglichen

freundlich, großzügig gestalteteTreppenhäuser

Gemeinschaftsräume

Station / Bettenhaus und Klinikum

KontaktmöglichkeitenAnregung und Vielfalt für immobilePatientInnen

Krankenhaus der kurzen Wege

kleinräumige Mischung von “Wohnen”,Versorgen, Arbeiten, Erholen, Gesunden /Genesen

Sicherung eigenständiger Mobilität

Barrierefreiheit und rollstuhlgängigkeit füralle öffentlich zugänglichen Bereiche

Sicherheit im Krankenhausumfeldübersichtliche Gestaltung und guteAusleuchtung

Baumaterialien

Einsatz schalldämmender Materialien undKonstruktionen

Soziale Infrastruktur /Bedarfsentwicklung

Tagesversorgung von Kindern (Tagespflege)

Spielmöglichkeiten für Kinder

GastronomieKonfessionelle Einrichtungen

Berücksichtigung der unterschiedlichenräumlichen Ansprüche verschiedenerReligionen

freundlich, großzügig gestalteteTreppenhäuser

Gemeinschaftsräume

Wohnumfeld und Stadtteil

Kontaktmöglichkeiten

Anregung und Vielfalt für immobileBewohnerInnen

Stadt der kurzen Wege

kleinräumige Mischung von Wohnen,Versorgen, Arbeiten, Erholen

Sicherung eigenständiger Mobilität

Barrierefreiheit für öffentliche Einrichtungenund öffentliche Anlagen

Sicherheit im öffentlichen Raumübersichtliche Gestaltung und guteAusleuchtung

Baumaterialien

Einsatz schalldämmender Materialien undKonstruktionen

Soziale Infrastruktur /BedarfsentwicklungTagesversorgung von Kindern (Krippe,KiLa, Hort, Tagespflege)

Kleinkinder- und Kinderspielplätze

Gastronomie

Konfessionelle Einrichtungen

Bedürfnislagen undAufenthaltsqualitäten

• Personenbezogene individuelle Kriterien

Tatendrang, Kreativität, individuelleungestörte Beschäftigung

gemeinschaftliche Tätigkeiten, Geselligkeit,Gastfreundschaft, Kommunikation

Ruhe, Erholung, Muße

Medienkonsum (Musik hören, Fernsehen)Sexualität und Nähe

Solingen9

Osnabrück11

Kiel10

Aachen12

Page 19: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

17

13 AG Sozialverträgliche Planung der Stadt Ulm 2000

Ulm13

Entspannung, Schlaf

Geborgenheit, Behaglichkeit

Körperpflege

• Haushaltsspezifische Bedürfnislagen

Personen-, Alters- und Haushaltskombi-nationen

Flexibilität in der HaushaltsgrößeSchaltbarkeit der Wohnungen

gleiche Interessengemeinschaften

störungsfreies Miteinander

Entspannung, Schlaf

Geborgenheit, Behaglichkeit

Körperpflege

• Aufenthaltsspezifische Bedürfnislagen

Personen- und Alterskombinationen bei derBelegung berücksichtigen

Flexibilität in der Umlegung von PatientInnenSchaltbarkeit der Zimmer

Berücksichtigung gleicherInteressengemeinschaften

störungsfreies Miteinander

Siedlungsstruktur (Stadtteil/Quartier)

Verringerung der Mobilitätszwänge

wohnungsnahe Bereitstellung vonbedarfsgerechter Versorgungs- undInfrastruktureinrichtungen sowie vonErholungsflächen

Siedlungsentwicklung undSiedlungsplanung

kurze Entfernung zwischen Wohnungen,Erwerbsarbeitsplätzen und Einrichtungender Kinderbetreuung bzw. Schulen

Erhöhung der Sicherheit vor Gewalt durchsoziale Kontrolle und weitere Maßnahmen

fließender Übergang von privaten zuhalböffentlichen und öffentlichen Bereichen

Schwerpunkt der Gestaltung auf denhalböffentlichen Raum

Stadtquartier

Begegnungs- und Kommunikations-möglichkeiten

Schaffung von Grün- und FreiflächenÖffentlicher Raum

ausreichende Festlegung von Grün- undFreiflächen, die alters-, geschlechtsspezifischund multikulturell vielfältig nutzbar sind

Erreichbarkeit für weniger mobileMenschen

Wohnumfeld

Förderung von Begegnung, Kommunikationund Vertrautheitkleine überdachte Bereiche inWohnungsnähe

Einsehbarkeit von Eingängen

Räumliche Struktur des Klinikums /Krankenhausumfeld

Verringerung der Mobilitätszwänge; kurzeWege zw Versorgung und Unterbringung

bettenhausnahe Bereitstellung vonbedarfsgerechter Versorgungs- undInfrastruktureinrichtungen sowie vonErholungsflächen

Klinikum: Entwicklung und Planung

kurze Entfernungen zwischenPatientInnenzimmern, PflegerInnen- bzw.Arztzimmern und sozialen Einrichtungen

soziale Kontrolle durch baulicheMaßnahmen

klare Abgrenzung von privaten /halbprivaten / halböffentlichen undöffentlichen Bereichen

sorgfältige Gestaltung der halböffentlichenRäume (Station / Bettenhaus)Klinikum

Begegnungs- und Kommunikations-möglichkeiten

Schaffung von Grün- und Freiflächen

Öffentlicher Raum

ausreichende Festlegung von Grün- undFreiflächen, die alters-, geschlechtsspezifischund multikulturell vielfältig nutzbar sindErreichbarkeit für weniger mobile Menschen

Bettenhaus / Klinikum

Förderung von Begegnung, Kommunikationund Vertrautheit

überdachte Bereiche in Zimmer- /Stationsnähe

Einsehbarkeit der Eingänge von Pförtnerloge/ Stützpunkten aus

Page 20: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

18

14 Amtsblatt der Freien und Hansestadt Bremen 199515 Gleichstellungsstellen im Kreis Gütersloh 1996

Das System ‘Krankenhaus’ ist stets in Bewegung; so nimmt bspw. diedurchschnittliche Aufenthaltsdauer der PatientInnen stetig ab, der Stand dermedizinischen Entwicklung ständig zu. Das bedeutet, dass bei derdurchschnittlichen Lebensdauer eines Gebäudes von ca. 100 Jahren(Wohnungsbau) damit zu rechnen ist, dass sich Ansprüche an die baulich-räumlichen Strukturen ändern werden. Bei der Entwicklung von Gebäudenund deren Raumkonzepten sollte an Flexibilität und Variabilität, also z.B. einespätere Veränderung der Grundrissstruktur, schon während desPlanungsprozesses gedacht werden. Dabei ist gleichzeitig zu berücksichtigen,dass ein Gebäude in der alltäglichen Benutzung auf zeitliche Spitzen und aufRuhephasen vorbereitet sein muss. Die Konzeption muss also ebenso dergrößtmöglich vorstellbaren Frequentierung als auch der guten Nutzbarkeitin ruhigen Phasen dienen.15

B. Prozesskriterien

Neben den bis hierher berücksichtigten Projektkriterien, die sich unmittelbarauf die Materialisierung der Bauaufgabe beziehen, enthalten die vorliegendenKataloge aus Städte-/Wohnungsbau und Stadtplanung auch Kriterien für einenausgewogenen Planungs- und Entscheidungsprozess. Diese werden imFolgenden überblicksartig zusammengefasst, jedoch im Rahmen diesesAuftrags- Beurteilung der Planung für ein neues Bettenhaus- nicht weiterberücksichtigt.

Für die Qualifizierung künftiger Planungs- und Entscheidungsprozesse wärebeispielsweise zu klären, ob der gleiche Anteil an Frauen wie Männern beteiligtist, auch bei der Zusammenarbeit mit Externen sowie bei Wettbewerbenund bei der Vergabe von Aufträgen. Nur bei einer gleichberechtigten Beteiligungvon Männern und Frauen auf allen Ebenen und in allen Phasen der Planungwird dem Prinzip des Gender Mainstreaming Rechnung getragen.

Wohnung / Haus

überschaubare Dimensionierung derGebäude

Zeichensprache und Symbolik

auffällige Beschilderung für Kinder, gutsichtbar, einfach, verständlich und buntanbringenAuswahl von Symbolen undPiktogrammen, dieIdentifikationsmöglichkeiten für Kinder,Frauen, ältere und behinderte Menschenund alternative Identifikationsangebote fürbeide Geschlechter ermöglichen

Zimmer / Station / Bettenhaus

überschaubare Dimensionierung desBettenhauses

Zeichensprache und Symbolik

auffällige Beschilderung für alle, gutsichtbar, einfach und verständlich

Auswahl von Symbolen undPiktogrammen, dieIdentifikationsmöglichkeiten für Kinder,Frauen, ältere und behinderte Menschenund alternative Identifikationsangebotefür beide Geschlechter ermöglichen

Texte und Schriften grundsätzlich ingeschlechtsneutraler Sprache verfassen

Texte / Schriften und Sprache

Texte und Schriften grundsätzlich ingeschlechtsneutraler Sprache verfassen

Bremen14

Page 21: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

19

Geschlechterspezifische Belange sind bereits im frühen Planungsprozess zuberücksichtigen. Bei der Erfassung personenbezogener Daten ist z.B. auf einegeschlechterdifferenzierte Erhebung zu achten, damit aktuellen undzukünftigen Planungen geschlechtsspezifische Unterschiede in den Bedürfnis-lagen fortlaufend zugrunde gelegt werden können.16 Im Hinblick auf denhier fokussierten Krankenhausbau könnte untersucht werden, wie vieleFrauen und wie viele Männer im Krankenhaus “wohnen” und arbeiten, ob esgeschlechtsspezifische Anforderungen bei der Genesung von PatientInnengibt und ob daher ggf. unterschiedliche Therapien erforderlich sind.17

Bezogen auf den Partizipationsprozess wird als Forderung aus Sicht einergeschlechtergerechten Planung die Einbeziehung von Gender-Fachleuteneinerseits und von betroffenen Frauen wie Männern andererseits erhoben.Die Beteiligung hat sowohl bei der Vorbereitung und Planung als auch beider Evaluierung von Projekten zu erfolgen.

Um Gender-Aspekte im alltäglichen Ablauf des Krankenhausbetriebes undbei der weiteren Krankenhausplanung und -entwicklung zu integrieren, istes weiterhin notwendig, Fortbil-dungsmaßnahmen für Führungskräfte undMitarbeiterInnen zur Sensibi-lisierung für Gender-Belange durchzuführen.

3.3 Kriterienkatalog

Der nachfolgende Kriterienkatalog befasst sich ausschließlich mit denmateriellen, den sog. “projektbezogenen Kriterien”. Zu einer erfolgreichenUmsetzung des Gender Mainstreaming gehört jedoch ebenso die Berück-sichtigung von Kriterien für einen ausgewogenen Prozess im Vorfeld derPlanung und bei der weiteren Entwicklung (“prozessbezogene Kriterien”).Die Prozesskriterien wurden im Zuge der Operationalisierung der vor-handenen Kriterienkataloge für eine frauengerechten Wohnungs- undStädtebau bzw. Stadtplanung erfasst (vgl. Kap. 3.2), um für künftige PlanungenAnhaltspunkte zu liefern, jedoch im Bezug auf den vorliegenden Auftrag, diePlanung für das neue Bettenhaus zu beurteilen, nicht weiter berücksichtigt.

Nach der Operationalisierung der Kriterienkataloge ging es im nächsten Schrittdarum, einen handhabbaren Kriterienkatalog für den Krankenhausbau bzw.die zur beurteilende Bauaufgabe: Bettenhaus zu erstellen. Dieunterschiedlichen Sichtweisen der NutzerInnen (im Folgenden zusammen-gefasst zu Patient/in: Pat, Personal: Pers, und Besucher/in: Bes) stehen imMittelpunkt einer gendersensitiven Betrachtungsweise, denen sich diefunktionalen Bedingungen unterzuordnen haben und aus denen sich dasbaulich-räumliche Anforderungsprofil ergibt, das wiederum zur Befriedigungder sozialen Bedürfnisse beiträgt.

16 Freie und Hansestadt Hamburg - Fachkreis Frauenperspektiven Stadtentwicklung 199317 Stadt Dortmund, Stadtplanungsamt, Abt. Stadterneuerung 2003

geschlechterdifferenzierteDaten

Gender-Fachleute

Gender-Trainings

Projektkriterien

Struktur desKriterienkatalogs

Abb.2: von derBedürfnislage zur

Umsetzung

Page 22: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

20

Dieses schrittweise Vorgehen - vom sozialen Bedürfnis über die funktionalenAspekte bis hin zu den baulich-räumlichen Anforderungen, die in einem gutenKrankenhausbau erfüllt sein sollten sind im Folgenden aufgeführt. Die kon-krete Anwendung erfolgt im Kap.4.

3.3.1 Bauaufgabe

Bauaufgaben im Krankenhausbau zeichnen sich durch drei grundlegendeKriterien aus: Das Gebäude muss den Anforderungen der unterschiedlichen→NutzerInnengruppen mit ihren vielfältigen Differenzierungen - zwischenPatientInnen, Beschäftigten und BesucherInnen - gerecht werden, es mussin seinen funktionalen Zuordnungen klar, eindeutig und übersichtlich Hinblickauf künftige Nutzungen (Umnutzung, An- und Umbauten) ein maximalesMaß an Flexibilität aufweisen. Diese drei Kriterien sind als Querschnitts-aspekte im Krankenhausbau grundlegend zu berücksichtigen, d.h. sie spielenin alle anderen Kriterien hinein und beeinflussen diese ggf. zusätzlich.

Am Anfang jeder Beurteilung - ob nach Gender-Kriterien oder anderenQualifikationsmerkmalen - steht jedoch das verständnis der Bauaufgabe bzw.die Berücksichtigung der besonderen Merkmale des jeweiligen→Gebäudetyps im Krankenhausbau und seiner Anforderungen im Rahmender Krankenhausgesamtplanung.

Diese Kriterien werden im Kap. 4.1 einleitend auf die hier in Frage stehendeBauaufgabe - Planung Bettenhaus Chirurgie - beurteilt.

In den folgenden Abschnitten 3.3.2 bis 3.3.5 werden die Kriterien für dieweiteren Aspekte - innere Organisation, Baukörper, Innen-Außen-Beziehungen sowie Umfeld / Standort - nach der beschriebenen Methodevom sozialen Bedürfnis über die auszuübende Funktion bis hin zu denbaulich-räumlichen Anforderungen aufgeführt und anhand von Kontrollfragenim Einzelfall verdeutlicht.

3.3.2 Innere Organisation

ggf. Kontrollfragensozial funktional baulich-räumlich

soziales Bedürfnisals Ausgangspunkt

Abb.3: Grundstruktur desKriterienkatalogs

sozial

Unterschiedlicheund wechselndeBedürfnislagen

Pat, Pers

StörungsfreiesMiteinander

Pat, Pers, Bes

Rückzug / Gemeinschaft

funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

Flexibilität in derNutzung

Schaltbarkeit der Zimmer, gleichgroße Zimmer für gleichartigeNutzungen

Sind einzelne Räume nachBedarf veränderbar?PatientInnenzimmerwandelbar in Personalräumeetc?

Immissions- undEmissionsschutz

Schalldämmung,Lärmschutz,RaucherInnenzonen

Page 23: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

21

Mobilität / Kommunikation

sozial funktional baulich- räumlich

Räumliche Nähe

Pat, Pers, Bes

schnelle, bequemeErreichbarkeit /kurze Wege

Querbeziehungen,ZuordnungzusammenhängenderNutzungen, Dezentralitätund Kleinteiligkeit

Selbstbestimmung,(Fort-)Bewegung

Pat, Pers

Erreichbarkeit,Zugänglichkeit

Barrierefreiheit /Rollstuhlgängigkeit

Leitsystem

Zurechtfinden

Pat, Pers, Bes

Orientierung Übersichtliche Grundriss-und Gebäudestruktur(horizontal und vertikal)

Beschilderung, Leitsystem

Sind einzelneVersorgungseinheiten mitminimalem körperlichenEinsatz zu erreichen?

Gibt es Rampen, Aufzüge,schwellenlose Übergänge?

wurde die Anordnung vonSchaltern und besondereOrientierungshilfen fürBlinde berücksichtigt?

Werden geschlechtsneutraleFormulierungen und Symboleverwendet?

Kontrollfragen

sozial funktional baulich- räumlich

Intimität, Rückzug

Pat, Pers

Abschirmung Sichtschutz imPrivatbereich / Bett,abschließbare Aufbe-wahrungsmöglichkeit fürpersönliche Gegenstände

Ruhe, Muße

Pat, Pers

Trennung vonFunktionsbereichen

Klare Abstufungen privatbis öffentlich,Rückzugsräume nachNutzerInnen getrennt

IndividuelleBeschäftigung

Pat, Pers, Bes

Identifikation undAneignung

Mobiliar (Tisch, Stuhl,etc.), Räume zur freienVerfügung, temporäreAufenthaltsmöglichkeiten

Soziale Nähe

Pat., Pers, Bes

Kontaktpflege,Besuch

Raum und temporäres bzw.flexibles Mobiliar

Glaube,Besinnung

Pat, Pers, Bes

Nutzungstrennung eigene Räume fürverschiedene Religionenund Geschlechter

Sicherheit

Pat, Pers, Bes

Kontrollfunktionen:

persönlich:

sozial:

formell:

Orientierungsmöglichkeitenund ÜbersichtlichkeitSicht- und Rufkontakt,Einsehbarkeit, guteBeleuchtung

Pförtner,Überwachungspersonal

Kontrollfragen

Ist an die ungehinderteAusübung der Religion für allegedacht?

Page 24: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

22

funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

Begegnung(Kommunikation)

Gemeinschaftsräume undAufenthaltsbereiche

Begegnung (Verkehr) ausreichende Gangbreiten

nach Geschlechtern undReligionen getrennt?

Ist die Bewältigung zeit-licher Spitzenberücksichtigt?

Kontakte

Pat, Pers, Bes

Transport

Pat, Pers

sozial

Versorgung: versorgen und versorgt werden

Gibt esBeschäftigungsmöglichkeitenfür Rooming –in – betroffeneEltern sowie für Kinderälterer PatientInnen?

funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

gesundheitlicherServiceTherapie undBeratung

Anordnung des Bettes

materielle Infrastruktur imUmfeld

Versorgung Versorgungseinrichtungen,Kommunikationsräume

Wieviele Betten und wiesind die Betten imZimmer angeordnet?Gibtes ausreichend Räumefür Therapiezwecke?

Sind Räume eingeplantfür: Kiosk,Gastronomie, Teeküche,Bibliothek, Seelsorge,Fernsehraum u.a.?

Medienkonsum bettnahe Anschlüsse ist an bettnaheStromversorgung gedacht?

Aufbewahrung Abstellflächen und Mobiliar(Fächer, Schränke)

Ist an Abstellflächen undGarderobe fürKinderfahrzeuge, Mäntel vonBesucherInnen etc. gedacht?

Tagesversorgung vonKindern

Rooming In

ausreichend große Zimmer,flexibles MobiliarBeschäftigungsangebote allerArt, Aufenthaltsräume,Telearbeitsplätze etc.

sozial

Pflege

Pat, Pers

Information,Konsum

Pat, Pers, Bes

Ablenkung

Pat

Abstellen /Unterbringen /Wegschließen

Pat, Pers, Bes

Entlastung

Pat, Pers, Bes

funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

Belichtung,Besonnung

Stellung und Ausrichtung desBaukörpers

Überschaubarkeit Dimensionierung /Proportionen

Ausrichtung desBaukörpers auf demGrundstück?

sind die Stationen nachGröße und Zuschnittüberschaubar?

3.3.3 Baukörper

sozial

Licht / Helligkeit

Pat, Pers, Bes

MenschlichesMaß

Pat, Pers, Bes

Page 25: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

23

3.3.4 Innen-Außen-Beziehungen

nach unterschiedlichenBedürfnissen der NutzerInnengetrennte Frei- undAufenthaltsbereiche inunmittelbarer Nähe desGebäudes

sozial funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

Auffinden derZugänge

Pat, Pers, Bes

Orientierung Eingangsgestaltung, Beleuchtung,Leitsystem

eindeutige Wegeführung

Wahlfreiheit desZugangs

Pat, Pers, Bes

ZugänglichkeitKurze Wege

Sind die Zugänge vonaußen und innen leichtaufzufinden?

Gibt es mehrere Ein-und Ausgänge?

Gestaltung derZugänge

Pat, Pers, Bes

Schwellenfreiheit,Zonierung,Überdachung,Abstellflächen

BegrüßungundVerteilung

EmpfangshalleAufenthaltsmöglichkeiten;Zuordnung zu halböffentlichenRäumen des Krankenhauses

einladend nach außen,verteilend nachinnenGroßzügige Gestaltung /Gibt es Sitzgelegenheiten?

Aufenthalt imFreien, frischeLuft

Pat, Pers, Bes

Verfügbarkeit,Zugänglichkeit

Balkone, Innenhöfe, Außenraum,Türen, Wege, Leitsystem

Empfangenwerden /Zurechtfinden

Pat, Bes

Blickkontakt vs.Sichtschutz

Pat, Pers, Bes

individuell steuerbareSysteme vorsehen

Transparenzvs.Abschirmung

Fassadengestaltung,

Jalousien,

Rollläden

sozial funktional baulich- räumlich

frische Luft

Pat, Pers, Bes

Lüftung Fensteröffnung ermöglichen

Kontrollfragen

Ist natürliche Luftzufuhrin den Aufenthaltsräumenmöglich?

Gestaltung Beschaffenheit undAussattung: Oberflächen,Farben, Materialien

Kasernierungscharaktervermeiden

Gibt es rutschfesteBeläge?Pflanzen imGebäude?Gibt es Kunst amBau oder auf den Stationen?Wenn ja, gleicher AnteilKünstlerinnen und Künstler?

Sind Querungen der Fluremöglich?

Geborgenheit /Behaglichkeit

Pers, Bes

Page 26: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

24

Der Katalog enthält eine mögliche Auswahl an nutzungsorientierten Kriterienim Krankenhausbau. Er ist anhand der konkreten Bauaufgabe “BettenhausChirurgie” entstanden und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.Teile lassen sich jedoch mit Sicherheit auf andere Bereiche desKrankenhausbaus übertragen. Dennoch ist es unabdingbar, den Kriterien-katalog für eine nächste Bauaufgabe zu modifizieren. Als Basis für kommendeAufgaben im Krankenhausbau kann er jedoch in der vorliegenden Form alsGrundlage dienen.

Minimierung vonNutzungskonflikten

Einsehbarkeit undÜbersichtlichkeit, Beleuchtung

SicherheitPat, Pers, Bes

funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

Orientierunglogische Wegeführung,Leitsystem von allenRichtungen aus

- ÖV·

- mIV

Ist die Verbindung zum KHmit allen Verkehrsmittelnausreichend möglich?Sindmöglichst viele Stellplätze inTiefgaragen untergebracht?Sind diese ausreichendbeleuchtet?

Betreuung und Begleitung Taxistand,Krankenwagenvorfahrt,Halteplätze, Kurzzeitparken

Wie ist die Anordnung zuden Eingängen und gibt eskurze Wege dorthin?

Erreichbarkeit,Nutzungsmischung /kurze Wege

zentrale Lage im Stadtgebiet

Anschluss an den ÖPNV,Wegeführung zum KlinikumZufahrten, Zugänge

Stellplätze für verschiedeneVerkehrsmittel,Zugänge

individuelleBesorgungen

Pat, Pers, Bes

sozial

Auffinden desGebäudes

Pat, Bes

Ankommen undWegfahren

Pat, Pers, Bes

Bringen undHolen

Pat, Bes

Standort

3.3.5 Umfeld und Standort

sozial funktional baulich- räumlich Kontrollfragen

Bewegung, frischeLuft /Aufenthalt imFreien

Pat, Pers, Bes

Nutzbarkeit desAußenraumes, Anregung,Aneignungsmöglichkeiten

Gebäudenahe Grün- undFreiflächen

einladende Grünraumgestaltung

Außenraumqualität(Ruhe, Bewegung,sitzen, spielen)

Pat, Pers, Bes

Vielfalt der Gestaltung:

vielfältige Nutzbarkeit

Unterschiedlich gestalteteFlächen, Bänke, Grün- undandere Oberflächen, Bäume

Umfeld

Page 27: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

25

4 Anwendung der Kriterien auf die Bauaufgabe´Bettenhaus´

Im nächsten Schritt wird der in Kap.3 entwickelte Kriterienkatalog konkretauf die Bauaufgabe “Bettenhaus Chirurgie” angewendet. Die Gliederungs-punkte des Katalogs werden aufgenommen. Dabei sind die jeweiligenKriterien als Stichworte blau gekennzeichnet und mit einem Pfeil versehen,um sie im Katalog auffinden zu können.

Zur allgemeinen Versorgungsaufgabe eines Kranken- / Bettenhauses

Die ureigenste Aufgabe eines Krankenhauses ist die Versorgung derPatientInnen. Selbstverständlich wird in der Beurteilung des vorliegendenEntwurfes davon ausgegangen, dass unter den Aspekten der Sorge für undum den Menschen das Bestmögliche entwickelt wurde. Ebenfalls liefern dieDIN-Normen 13080 Gliederung des Krankenhauses in Funktionsbereicheund Funktionsstellen und DIN 5035 Beleuchtung in Krankenhäusernbestimmte Vorgaben, die hier unter Gender-Mainstreaming-Aspekten nichtin Frage gestellt werden. Vielmehr handelt es sich um eine ergänzendeBeurteilung der bereits getroffenen Planungsentscheidungen.

Das Universitätsklinikum Erlangen, dessen neu zu bauendes Bettenhaus hierim Rahmen des Gender Mainstreaming begutachtet wird, hat sich selbst einLeitbild gegeben, das als „Motivation, Orientierung und Richtschnur“ für dietägliche Arbeit im Krankenhaus dienen soll.18 Das Leitbild wurde vonMitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Berufsgruppen am Universitäts-klinikum im Sommer 1999 offen diskutiert und erarbeitet. Es orientiert sichan den allgemeinen ethischen Grundwerten der unantastbaren Würde desMenschen, der Gesundheit als hohem Gut, der Eigenverantwortlichkeit alsBasis allen Handelns sowie der Wirtschaftlichkeit im Sinne eines verant-wortungsvollen Einsatzes personeller und materieller Ressourcen.

Das Leitbild setzt sich aus zehn Handlungspostulaten zusammen. Für denProzess des Gender Mainstreaming ist bemerkenswert, dass hier bereitsviele Gender-Aspekte implizit Erwähnung finden. So soll beispielsweise derHeilungsprozess der PatientInnen unterstützt werden durch die Achtungder Persönlichkeit und der Bedürfnisse von PatientInnen und Angehörigen.Auch die Rücksichtnahme auf die Privatsphäre und die persönlichenBedürfnisse der MitarbeiterInnen wird explizit benannt. Aus denStudierenden sollen Ärztinnen und Ärzte werden, die PatientInnen nichtnur in medizinisch-technischer Hinsicht, sondern in ihrer Ganzheit alsMenschen betreuen können. Des Weiteren wird eine reibungslose Zusam-menarbeit mit einweisenden Ärztinnen und Ärzten und den medizinischenund pflegerischen Einrichtungen der Vor- und Nachsorge angestrebt. Dieseoder ähnliche Stichworte sind ebenfalls in dem von uns erarbeitetenKriterienkatalog (vgl. Kap. 3.3) enthalten.

Sowohl die Unterscheidung nach dem biologischen Geschlecht als auchder Hinweis auf unterschiedliche soziale Rollen (Gender) zeigen, dass hierbereits wichtige Schritte hinsichtlich eines Gender Mainstreaming gegangenwurden, auch wenn kein bewusstes, systematisches Gendern im Sinne einerentsprechenden permanenten Reflexion vorgenommen wurde. Diederzeitige Überarbeitung des Leitbildes im Sinne des Gender Mainstreamingzeigt, dass dieser Ansatz im Universitätsklinikum Erlangen auf einen

LeitbildUniversitätsklinikum

18 vgl. hier und im Folgenden: http://www.klinikum.uni-erlangen.de/leitbild.htm

Handlungspostulate

Gender-Aspekte

Page 28: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

26

fruchtbaren Boden zu fallen scheint. Dies ist die beste Voraussetzung füreine erfolgreiche Implementation von Gender-Kriterien, auch im Sinne eineserweiterten Qualitätsmanagements.

4.1 Bauaufgabe

Bei dem zu begutachtenden Krankenhausbau handelt es sich um den Entwurffür ein Gebäude des Klinikums der Friedrich-Alexander-Universität (FAU)Erlangen-Nürnberg, der aus einem begrenzt offenen, einstufig kombiniertenRealisierungs- und Ideenwettbewerb im Jahr 2001 hervorgegangen ist. DerEntwurf der Wettbewerbssiegerin Tiemann-Petri & Partner aus Stuttgartwurde inzwischen zur Haushaltsunterlage Bau weiter bearbeitet..

Da die Begutachtung für ein Universitätsklinikum erfolgt, sind nicht nur dieüblichen Anforderungen an ein Krankenhaus zu berücksichtigen, also dieBedürfnisse der dort Beschäftigten (ÄrztInnen, Pflegepersonal, sonstigesPersonal), der BesucherInnen und natürlich der PatientInnen, sondern dahier gelehrt und geforscht wird, fungieren PatientInnen, insbesondere solchemit seltenen Erkrankungen, auch als Lehr- und Anschauungsfälle fürStudierende und WissenschaftlerInnen. Dies bringt eine besondere Situa-tion für die PatientInnen mit sich, da das Erfordernis der Anschauung fürdie Lernenden nicht immer leicht mit den Bedürfnissen der Genesenden(nach Ruhe, Schutz der Intimsphäre etc.) in Einklang zu bringen ist. DieserHeraus-forderung ist angemessen zu begegnen.

Im vorliegenden Fall handelt es sich um den Neubau eines Bauwerks für dieChirurgische Klinik / Poliklinik der FAU. In der Chirurgie werden krankhafteStörungen und Veränderungen im menschlichen Organismus grundsätzlichoperativ behandelt. Die Chirurgie in Erlangen umfasst das gesamte Spektrumchirurgischer Tätigkeiten, von der Allgemeinen, über die Bauch- undThoraxtherapie bis hin zur Unfall- und Kinderchirurgie sowie Transfusions-medizin. Die Klinik gewährleistet einen großen Anteil der Notfallversorgungfür die Stadt Erlangen und die Region Mittelfranken sowie das angrenzendeOberfranken und spielt damit eine wichtige Rolle für einen größerenEinzugsbereich; zum Teil kommen PatientInnen auch aus ganz Deutschlandund aus dem angrenzenden Ausland, um sich in Erlangen behandeln zu lassen.

Der zu beurteilende Neubau des Klinikums ist dem →Gebäude nach einBettenhaus; das bedeutet, dass es hier vor allem um die Unterbringung vonPatientInnen mit den daraus folgenden Funktionen des Aufenthalts, der Pflegeund des Besuchens geht. Die chirurgischen Eingriffe sowie pflegeintensiveBehandlungen dagegen sind in einem anderen Gebäude untergebracht. Imübertragenen Sinne hat das Bettenhaus also eine temporäre Wohnfunktionzu erfüllen.

Das Bettenhaus soll 236 Betten für PatientInnen der Allgemeinen, Hand-,Unfall-, Herz- und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie flankierendeFunktionen beherbergen.

Es ist Teil der Bauaufgabe, die Möglichkeit einer eindeutigen Zuordnung derPatientInnen nach dem jeweil igen Krankheitszustand und eineentsprechende →Gliederung des Gebäudes nach Funktionen zugewährleisten, um einerseits Orientierung zu ermöglichen und andererseitseine effektive und bedarfsgerechte Pflege zu erleichtern.

Universitätsklinikum

mehr als einKrankenhaus

Funktion hier:Bettenhaus

Page 29: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

27

Dies ist im vorliegenden Entwurf für das Bettenhaus dadurch gegeben, dassdie einzelnen Pflegefunktionen wie Intermediate Care und Intensivpflegejeweils gruppiert angeordnet und von den normalen Zimmern getrennt inanderen Teilen der Stationen untergebracht sind. Zudem sind pflege- oderüberwachungsintensive Funktionen in der Nähe der Personalräume undder Stützpunkte angeordnet, so dass sich eine einfache und nachvollziehbareGebäudegliederung ergibt. Dieser Aspekt ist im Entwurf demnach gut gelöst.

Perspektivisch gesehen stellt das neue Gebäude eine erste Umbau- undNutzungsphase dar, die durch Neubauten ergänzt und komplettiert werdensoll, was bereits zum Zeitpunkt des Wettbewerbs bekannt war, hier nurstrukturell berücksichtigt werden kann.

So sollen nach Fertigstellung des Bettenhauses in noch nicht absehbarerZeit ein Anbau in Form einer repräsentativen Eingangshalle undErweiterungs-bauten für die gesamte Chirurgische Abteilung ergänzt werden;die Halle wird nach den gegenwärtigen Vorstellungen an der Westseite direktan das Bettenhaus angebaut. Die Struktur des gemäss vorliegendem Entwurfrealisierten Bettenhauses wird allein dadurch entscheidend verändertwerden, dass der Eingangsbereich von der Ost- auf die Westseite desGebäudes und damit von der Straßenseite auf den inneren Bereich desKlinikgeländes wandert. Bei jeder Beurteilung ist daher immer auch dieNutzungs- und →Lebensdauer des Gebäudes zu berücksichtigen, geradeauch hinsichtlich sich potentiell ändernder Anforderungen in der Zukunft.

Aus Sicht des Gender Mainstreaming muss in diesem Zusammenhang weiterbedacht werden, dass ein reibungsloser Ablauf und die Berücksichtigungder unterschiedlichen Bedürfnisse auf Dauer und unter wechselndenBedingungen gewährleistet ist; dies betrifft sowohl die Situation inÜbergangsphasen (z.B. Beeinträchtigung durch Baulärm etc.) wie auch dasErfordernis einer permanenten Anpassungsfähigkeit und Flexibilität desGebäudes.

Insbesondere während der Ausführungs- sowie Umbauphase ist hieraufbesonderer Wert zu legen. Zum jetzigen Zeitpunkt können für das Bettenhausjedoch keine detaillierteren Aussagen hinsichtlich dieses Kriteriums gemachtwerden.

Für ein Gender Mainstreaming, also ein Planen und Handeln unterBerücksichtigung der sozialen Rollen, in denen Menschen innerhalb einesKrankenhauses agieren, müssen die in Kap. 2.2 spezifizierten→NutzerInnengruppen je nach Art der konkreten Bauaufgaben weiterausdifferenziert werden.

NutzerInnengruppen:

funktionaleDifferenzierung

Abb 3: Zeitschiene(eigene Darstellung)

weitere Planungen

Bauphasen

Page 30: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

28

Für die Gruppe der PatientInnen ist u.a eine Unterscheidung nach Artund Verweildauer19 der Erkrankung relevant:

• ambulant zu versorgende PatientInnen (machen in der Chirurgiein Erlangen über 80% aus),

• stationär zu versorgende PatientInnen, unterteilt in: frisch Operierte,Intermediate Care, Tagespflege, Intensivpflege, LangzeitpatientInnen.

Hinsichtlich der Ansprüche und Anforderungen an ein Wohlfühlen istdarüber hinaus zu differenzieren zwischen:

• PatientInnen, deren Eingriff längerfristig geplant war, und

• PatientInnen, deren Eingriff unfallbedingt und spontan erfolgenmusste.

Die Beschäftigten sind zu betrachten in ihren Rollen als:

• Ärzte und Ärztinnen (Chef-, Ober-, Stationsarzt /-ärztin, Arzt / Ärztinim Praktikum),

• Pflegepersonal (KrankenpflegerInnen, Nachtdienste, SanitäterInnen,Zivildienstleistende),

• Sonstiges Personal (Reinigungskräfte, Sicherheitsdienst, Pforte, ggf.Küche).

Lernende (SchülerInnen, Auszubildende und StudentInnen) und Forschende(wiss. MitarbeiterInnen) werden im Weiteren unter die Beschäftigten sub-summiert, da die Beurteilung hier nicht in der umfassenden Breite erfolgenkann.

BesucherInnen treten auf als:

• enge Verwandte (Eltern, Ehepartner/in, Lebensgefährt/in, Kinder)

• FreundInnen,

• Bekannte (z.B. KollegInnen).

Quer zu den drei ausgeführten NutzerInnengruppen nach Funktionen istdes Weiteren auf individuelle Unterscheidungsmerkmale zu achten, wieGeschlecht (Mann oder Frau), Alter (Junge, Ältere, Hochbetagte), Mobilität(Einschränkungen der Seh- oder Hörfähigkeit, des Gehvermögens etc.),Herkunft (Deutsche, MigrantInnen etc.) oder auch Religionszugehörigkeiten(Christentum, Judentum, Islam).

Die sich hieraus ergebende NutzerInnenmatrix kann als Basis dienen fürdie zukünftigen Begutachtungen und Anwendungen der Gender-Kriterien.

sozialeDifferenzierung

19 die durchschnittliche Verweildauer in der Chirurgischen Klinik beträgt je nach Abteilungzwischen 5,6 und 9,46 Tage (Jahresbericht des Universitätsklinikums Erlangen 2002, vgl.www.klinikum.uni-erlangen.de/jahresbericht/)

Page 31: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

29

4.2 Innere Organisation

Rückzug / Gemeinschaft

Für Rückzug und Gemeinschaft sind die →Anordnung der Betten und die→materielle Infrastruktur im Umfeld von Bedeutung. Dabei ist zunächstder Frage nachzugehen, wie viele Betten im Zimmer auf welche Weiseangeordnet sind.

Der Entwurf sieht prinzipiell 1-Bett-Zimmer incl. Nasszellen (24m2 bis 25m2)und 2-Bett-Zimmer vor. Ruhe und Muße sowie Intimität und Rückzug sindin den 1-Bett-Zimmern am besten gewährleistet (PrivatpatientInnen).

Bis auf den Intermediate-Care-Bereich, in dem die PatientInnen einerbesonderen Pflege bzw. Überwachung bedürfen, sind im EG insgesamt 18Betten in vier 4-Bett-Zimmern und in zwei 1-Bett-Zimmern und auf denoberen Etagen je zwei 4-Bett-Zimmer (49,12 m2) vorgesehen.

Die 1- bzw. 2-Bett-Zimmer sind →schaltbar und können zu 4-Bett-Zimmernzusammengelegt bzw. getrennt werden, je nachdem, wie der Pflegebedarfjeweils ist.

Bei wechselnden Ansprüchen an die räumliche Situation kann es sinnvollsein, eine →Flexibilität in der Nutzung vorzusehen. Das bedeutet, dass nichtnur PatientInnenzimmer zusammenlegbar bzw. trennbar sind, es kann auchvon Nutzen sein, ein gewisses Maß an Nutzungsneutralitä der Räumlichkeitenbzw. gleich große Zimmer für gleichartige Nutzungen vorzusehen, damit aufveränderten Bedarf reagiert werden kann. Sollte sich beispielsweise dieKrankenhausaufenthaltsdauer weiterhin verringern, dann könntenPatientInnenzimmer wandelbar in Arzt- bzw. Sekretariatszimmer sein oderbei Verringerung des Ärzteschlüssels könnte es sinnvoll sein, Arzträume inTherapieräume umzunutzen.20

Abb 4: NutzerInnenmatrix(eigene Darstellung)

20 vgl. hierzu Die Schwester, Der Pfleger 2004: dabei geht es um die Umwandlung vonKrankenzimmern in stationseigene “Wohnzimmer” zur Unterstützung der Begleitung vonschwer kranken Menschen und ihren Angehörigen.

Page 32: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

30

Die Variabilität scheint aber nur unter gewissen Voraussetzungen sinnvoll.Zum einen muss im Sinne einer ausreichenden Orientierung die klareGliederung des gesamten Gebäudes weiterhin erkennbar sein, zum anderendürfen die Nutzungszusammenhänge für den alltäglichen Kranken-hausbetrieb nicht gestört werden.

Um ein störungsfreies Miteinander sowohl unter den PatientInnen als auchunter den Beschäftigten zu gewährleisten, ist ein freundlicher und rück-sichtsvoller Umgang Grundvoraussetzung.

Nach Aussagen der Obersten Baubehörde im Staatsministerium des Innern21

waren 1-bzw. 2 Bett-Zimmer seit Ende der 60er Jahre der bevorzugt gebauteTypus. Die Krankenkassen verlangten jedoch, 2-Bett-Zimmer nicht alsRegelleistungen sondern als Wahlleistungen anzubieten, deshalb entschiedman sich, teilweise aus 2 2-Bett-Zimemrn ein 4-Bett-Zimmer zu machen.

Nach einer eigenen Untersuchung der obersten Baubehörde imStaatsministerium des Innern werden 3-Bett-Zimmer insbesondere vonFrauen am besten angenommen. 3-Bett-Zimmer sind jedoch sowohl für dieBelegung als auch für die Schaltbarkeit problematisch. In 2- und 4-Bett-Zimmern ist ein störungsfreies Miteinander der PatientInnen am ehestengewährleistet.

Neben dieser baulich nicht planbaren Selbstverständlichkeit müssen→Schall- und Lärmschutz ausreichend dimensioniert sein, um möglichenStörungen weitestgehend vorzubeugen. Hier kann die Prüfung in derAusführungsplanung erfolgen. Auch die Einrichtung von→RaucherInnenzonen kann zu einem störungsfreien Miteinander beitragen:diese sind bereits im Zuge der Planung an geeigneten Stellen so einzuplanen,dass NichtraucherInnen nicht belästigt werden. Vor allem sollten diese inseparaten Räumlichkeiten mit entsprechender Lüftungsmöglichkeitvorgesehen sein.

Ein weiterer Aspekt für die →Innere Organisation ist die Berücksichtigungvon →Rückzugsräumen und eine →klare Abstufung von privaten zuöffentlichen Bereichen. Diese sind für PatientInnen ebenso wichtig wie fürPflegepersonal bzw. Arzt und Ärztin. Es sollte getrennte Rückzugsbereichefür NutzerInnen geben, damit alle ausreichend Platz für Ruhe und Mußefinden können. Die aus ärztlicher Sicht notwendige Überwachung muss dabeiselbstverständlich jederzeit gewährleistet sein.

Der →private Bereich der PatientInnen ist das Bett; dieses sollte durcheinen →Sichtschutz (z.B. spanische Wand) zumindest zeitweise vomNachbarbett abgetrennt werden können. Ebenfalls als privater Bereich istder Nassbereich zu deuten, der zur körperlichen Pflege genug →Intimsphäregewähren muss. Die Türen des Bades öffnen sich nach außen (Dre-Schiebtüren), so dass sie bei Gefahr von den PflegerInnen geöffnet werdenkönnen. Zur Wahrung der Intimsphäre sollte das Bad von innen abschließbar,aber von außen in Notfällen zu öffnen sein.

JedeR PatientIn benötigt →abschließbare Aufbewahrungsmöglichkeiten fürpersönliche Gegenstände. Diese sollten sich in unmittelbarer Erreichbarkeitdes Bettes (privater Bereich) befinden. Eine solche Vorrichtung ist

störungsfreiesMiteinander

Intimität und Rückzug

21 Herr Hoffmann, Ministerialrat bei der Obersten Baubehörde im Bayrischen Staats-ministerium des Innern, beim Auftaktworkshop am 19. April 2004 in Erlangen

Ruhe und Muße

Page 33: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

31

möglicherweise in den im Plan eingetragenen Beistellschränken eingeplant;es kann aber auch ein abschließbarer Bereich für diesen Zweck imVersorgungsschrank am Eingang des Zimmers vorgesehen werden.

Der →Rückzugsraum der PflegerInnen ist vom PatientInnenbalkoneinsehbar; die Privatsphäre ist hier nicht gewährleistet. Die Einsehbarkeitfür das Personal zur Überwachung der PatientInnen ist in den meistenBereichen aus Sicht der Pflege notwendig, die Einsehbarkeit der Rückzugs-räume des Personals durch den/die PatientIn hingegen nicht gewünscht.

Der →halbprivate Bereich ist für die Patientin / den Patienten das Zimmer.Hier haben nur das Pflegepersonal bzw. die Ärzteschaft und der Besuchnach Ankündigung (Türklopfen) Zutritt.

Der →halböffentliche Bereich ist die Station. Hier gibt es eine Teeküche undeinen Aufenthaltsbereich, wo sich PatientInnen untereinander oder auchmit Besuch treffen können. Der Bereich liegt gegenüber dem Stützpunktund ist somit für das Pflegepersonal einsehbar und für die BesucherInnenleicht auffindbar.

Damit sich PatientInnen und BesucherInnen individuell beschäftigen bzw.einer konzentrierten Tätigkeit nachgehen können, müssen Zimmer/Stationbzw. Arbeitsplatz →Identifikation und Aneignung ermöglichen. Hier solltenTeilbereiche zur freien Verfügung stehen.

Für PatientInnen kann es sich dabei unter Umständen nur um ein zusätzliches/ flexibles Möbelstück (Tisch, Stuhl etc.) handeln. Im Entwurf des Betten-hauses ist das Mobiliar in PatientInnenzimmern exemplarisch dargestellt.(Tisch und zwei Stühle für je zwei PatientInnen). Auch in den Teeküchenund PatientInnenaufenthaltsräumen sind entsprechende Möbel vorzusehen.Ebenfalls sollten einzelne Räume für temporären Aufenthalt bereitgehaltenwerden.

Bei Verwaltungsangestellten, die einer Tätigkeit über einen längeren Zeitraumnachgehen, kann es sich dabei z.B. um einen eigenen Schreibtisch mitabschließbaren Schubläden handeln, um z.B. private Dinge unterzubringenoder um sich auch in den Pausen zurückzuziehen.

Die soziale Nähe ist für die einzelnen Gruppen in ihrer Intensität vonunterschiedlicher Bedeutung. Sie bestehen in jeweils anderer Weise zwischen

• PatientIn – Ärztin / Arzt,

• PatientIn – BesucherIn,

• PatientIn – Pflegepersonal,

• BesucherIn – Ärztin/Arzt,

• Ärztin/Arzt – Pflegepersonal und

• Auszubildendem/r – Ärztin / Arzt.

Hierbei handelt es sich um ganz unterschiedliche Beziehungen, dieverschiedene Nähen und Distanzen erfordern.

soziale Nähe

individuelleBeschäftigung

Page 34: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

32

Für alle PatientInnen ist die soziale Nähe elementar. Hier besteht das größteAbhängigkeitsverhältnis z.B. zum Besuch oder zum Arzt / zur Ärztin. Fürdiese divergierenden Ansprüche sollte ein zusätzlicher →Raum und/oder→temporäres bzw. flexibles Mobiliar zur Verfügung stehen. Fest eingeplanteEinrichtungen wie Seelsorge, Andachts- und Behandlungszimmer erfüllendiese Funktion zum Teil, andere Räume oder Teilbereiche sollten fürunerwartete Ereignisse zur Verfügung stehen, z.B. bei Konfliktsituationen oderwichtigen Familienangelegenheiten.

Um dem Bedürfnis nach Glaube und Besinnung gerecht zu werden, solltefür verschiedene →Religionen und →Geschlechter eine möglicheNutzungstrennung vorgesehen werden. Hier ist beispielsweise daran zudenken, dass MuslimInnen nicht in Räumen beten, in denen Straßenschuhegetragen wurden oder werden, ebenso ist zu berücksichtigen, dassmoslemische Frauen nicht mit Männern zusammen beten. Der Entwurf desBettenhauses sieht momentan im EG nur einen Andachtsraum vor. Hierwäre zu klären, ob nur ein Raum im Sinne der freien Religionsausübung füralle Bedürfnisse ausreichend ist.

Der Aufenthalt in einem Krankenhaus erfordert ein besonders hohes Maßan Sicherheit. Hier ist zwischen dem →persönlichen, dem →sozialen unddem →formellen Sicherheitsbedürfnis zu unterscheiden.

Zur persönlichen Sicherheit der PatientInnen, Beschäftigten undBesucherInnen gehören Orientierungsmöglichkeiten und Übersichtlichkeitdes Gebäudes.

Das Gebäude ist eindeutig und klar erkennbar gegliedert. Es ist ein langgestreckter Baukörper mit zwei gleichlangen Seitenflügeln, die in ihrenProportionen und Nutzungen spiegelgleich funktionieren. In jedem dieserSeitenflügel befindet sich pro Etage eine Station. Diese Gleichartigkeiterleichtert die →Orientierung und ermöglicht es jeder/m, das Gebäudebereits beim ersten Besuch zu verstehen.

Die Stützpunkte der einzelnen Stationen sind nach Verlassen des Aufzugsbzw. der Treppe unmittelbar zu sehen. Alle BesucherInnen können sich aufder Station leicht orientieren und den Stützpunkt aufsuchen, um nachZimmerbelegungen zu fragen, oder sich direkt in denPatientInnenaufenthaltsbereich orientieren.

Auch die gleiche Anordnung der Funktionen und die Zuordnung derNutzungen über die Etagen erleichtert die Orientierung. Die eindeutige Or-ganisation und Ordnung des Gebäudes vermittelt Sicherheit, hier kann mansich nicht verlaufen.

Zur sozialen Sicherheit tragen der Sicht- und Rufkontakt, Einsehbarkeit sowieeine gute Belichtung bzw. Beleuchtung bei.

Die Stützpunkte ermöglichen direkten Sicht- und Rufkontakt in die meistenBereiche der Station. Die PatientInnenzimmer am Ende der Gebäudeteilebefinden sich jedoch weder in Rufnähe noch im Sichtkontakt zum Stützpunkt.Hier erfordert es eine Betreuung durch das Pflegepersonal bzw. Ärztin oderArzt. Die Gebäudeflügel sind jeweils durch einen innenliegenden Lichthofdurchbrochen. Diese bieten natürliche Belichtung der ansonsten langanmutenden Flure. Hier dringt das Tageslicht bis in die hinteren Bereichevor.

Sicherheit

persönliche Sicherheit

soziale Sicherheit

Glaube und Besinnung

Page 35: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

33

Im EG trägt die Anwesenheit einer PförtnerIn / eines Pförtners und / odervon Sicherheitspersonal zur formellen Sicherheit bei.

Auf den Etagen werden in den Nachtstunden die beiden Stationen voneinem Stützpunkt aus überwacht. Zur Übersichtlichkeit und zumSicherheitsgefühl muss dann die Beleuchtung beitragen. Wie die Über-wachung während der ruhigen Nachtstunden gewährleistet werden kann,ist den Plänen nicht zu entnehmen; hier muss das Personal in Rufbereitschaftsein und kann unterstützt werden durch ein technisches Überwachungs-system.

Mobilität / Kommunikation

Um den reibungslosen Ablauf der Krankenhausorganisation zu erleichtern,ist die Zuordnung zusammenhängender Nutzungen und die Verbindung über→kurze Wege ausschlaggebend. Eine schnelle und →bequeme Erreich-barkeit ist für alle Beteiligten von Vorteil. Um kurze Wege zu ermöglichen,müssen →Querbeziehungen in der Gebäudeorganisation gewährleistet sein.

Im Entwurf des Bettenhauses sind horizontale Querungen gegeben. Dievertikalen Verbindungen werden über zwei Haupttreppenhäuser mitinsgesamt vier Aufzügen gewährleistet; sie können zusätzlich über Not-treppenhäuser erfolgen.

Auf den Etagen gibt es im Prinzip einen Rundgang um die beiden Lichthöfeherum. Auf jeder Station beträgt der längste Weg vom Stützpunkt in dasentlegenste Zimmer ca. 40 m. Von diesem Zimmer legt einE potentielleRBesucherIn zum WC ca. 50 m zurück. Für gesunde →BesucherInnen stelltdiese Entfernung kein Problem dar, handelt es sich aber um eine/ngehbehinderte/n Besucher/in, so muss diese/r zum einzigen rollstuhlgerechtenWC insgesamt 80 m vom entferntesten Zimmer zurücklegen. FürPatientInnen entsteht nach Auskünften des Universitätsbauamtes hier keinProblem, da die Nasszellen in den PatientInnenzimmern patientenstuhlgerechtgestaltet sind.

Das →Pflegepersonal hat auf der Station eine überschaubare Einheit vorsich. Zu Nachtzeiten, wenn zwei Stationen zu einer Überwachungseinheitzusammengefasst werden, verlängern sich die Wege hingegen um mehr alsdas doppelte. Durch die Anordnung der PatientInnenzimmer hintereinandersind kurze Wege gegeben, die durch einen geringen körperlichen Einsatz zubewältigen sind.

räumliche Nähe

Entfernung Zimmer- WC

BeziehungStützpunkt - Station

formelle Sicherheit

Page 36: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

34

Die weitesten Entfernungen müssen die Beschäftigten des →Reinigungs-personals zurücklegen. Die Umkleideräume des Pflege- und Reinigungs-personals befinden sich in der U1-Ebene. Von dort können sie nachArbeitsbeginn über das Haupttreppenhaus mit dem Fahrstuhl in die oberenEtagen fahren und dort ihre Arbeit verrichten. Das Pflegepersonal musserst nach Arbeitsschluss wieder in die U1-Ebene. Das Reinigungspersonalhingegen hat seine Aufenthaltsräume ebenfalls in der U1-Ebene, was -insbesondere auch für kurze Pausen während der Arbeitszeit - weite Wegebedeutet. Vermutlich müssen die Beschäftigten im Reinigungsdienst ihrePutzwagen zur Pause mit in die U1-Ebene nehmen; in den oberen Etagengibt es lediglich einen Abstellraum von 2,5 m2, der zu klein dimensioniertsein dürfte, um einen Reinigungswagen abstellen zu können.

Die Unterbringung der Aufenthaltsräume des Putzpersonals in der U1-Ebeneweist auf eine gewisse Hierarchie in der Personalstruktur des Krankenhauseshin, zeigt aber auch, dass die räumliche Nähe des Putzpersonals für denalltäglichen Pflegebetrieb auf den Stationen nicht unbedingt notwendig ist,möglicherweise auch störend sein könnte.

Die Werkstätten sind ebenfalls in der U1-Ebene untergebracht. DieBeschäftigten (→Sonstiges Personal) arbeiten vermutlich meist auf dergleichen Ebene.

Die Anordnung der Betten in den 2- und 4-Bett-Zimmern ist immer gleich.Die Abstände zwischen den Betten und den Wänden sind der neben-stehenden Skizze zu entnehmen.

Dieser Abstand ist nicht nach den Vorschriften der DIN 18025 nach→Rollstuhlgerechtigkeit (1,50 m) und →Barrierefreiheit (1,20 m) entwickeltworden. Im Krankenhausbau gelten Richtlinien, die auf patientenstuhgerechteAnforderung ausgerichtet sind; pro Station ist hier nur ein rollstuhlgerechtesZimmer gefordert22. Im vorliegenden Bettenhaus-Entwurf ist pro Etage ein2-Bett tiefes Einbettzimmer für entsprechende PatientInnen vorgesehen,was in der Krankenhausplanung als Novum anzusehen ist.

Sollte sich zukünftig die Anzahl der Rollstuhlfahrenden oder gehbehinndertenPatientInnen mit Rollator auf grund der Alterung der Bevölkerung erhöhen,wäre hier mit einer erhöhten Flexibilität bei der Belegung der Zwei-Bett-Zimmer zu reagieren.

Der Besuch im Krankenhaus ist bis vor die PatientInnenzimmer barrierefreimöglich. Von der Straße her gibt es schwellenlose Ein- und Übergänge. Nachder ersten Orientierung an der Pförtnerloge werden die BesucherInnenüber eines der beiden Haupttreppenhäuser in die oberen Etagen verteilt.Hier müssen sie bei ihrem ersten Besuch das Zimmer des/der PatientIn amStützpunkt erfragen; dieser ist leicht aufzufinden und in unmittelbarer Nähedes Aufzugs gelegen. Die Gangbreiten sind ausreichend bemessen. Alle könnensich selbstständig fortbewegen und sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen.

Aus dem vorhandenen Planmaterial ist jedoch nicht erkennbar, ob dieBeschilderung und die Anordnung von Schaltern für RollstuhlfahrerInnenbzw. kleine Menschen erreichbar sind. Auch die Berücksichtigung vonBlindenleitsystemen ist den Plänen nicht zu entnehmen.

Möblierung derZimmer

Selbstbestimmung

EntfernungUmkleideräume -Station

22 Hinweis des Universitätsbauamtes beim Abschlussworkshop am 21. September 2004 inErlangen

Page 37: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

35

Bettlägerige PatientInnen werden aus den chirurgischen Abteilungen aufunterirdischen Gängen in das Bettenhaus gefahren. Hier sind Rampenvorhanden, um topografische Unebenheiten auszugleichen. Lediglich bei derAnbindung C ist keine direkte Verbindung zum Aufzug möglich; hier mussein Umweg über den Flur in Kauf genommen werden.

Das Zurechtfinden und die →Orientierung innerhalb des Gebäudes istdurch die einfache Gebäudegliederung und →Grundrissstruktur horizon-tal wie vertikal gut möglich. Unterstützend dazu sollten →Beschilderungenund →Leitsysteme angebracht sein, damit das Auffinden von Räumlichkeitenohne fremde Hilfe erfolgen kann. Hier sollte darauf geachtet werden, dass→geschlechtsneutrale Symbole und Beschriftungen verwendet werden.

Zur Förderung der Kommunikation sind →Begegnungsmöglichkeitennotwendig. Hierfür müssen entsprechende Räumlichkeiten vorhanden sein.Sei es für PatientInnen untereinander oder in Zusammenhang mit derenBesuch oder für Teambesprechungen in der Belegschaft - für dieseunterschiedlichen Kontaktbedürfnisse sollten ausreichend und der Nutzungentsprechende Besprechungs- oder →Gemeinschaftsräume vorgehaltenwerden. Zur unverbindlichen Kontaktaufnahme sind →Aufenthaltsbereichean Stütz- und Begegnungspunkten vorzusehen.

Das Bettenhaus bietet hierzu verschiedene Möglichkeiten. Für diePatientInnen gibt es den PatientInnenaufenthalt (25,38 m 2) und die Teeküche(10,44 m 2) sowie den PatientInnenbalkon (30,59 m 2), für das Pflegepersonaldie Personalaufenthaltsräume (17,29 m 2) auf jeder Station. Des weiteren istje ein Seminarraum pro Etage vorgesehen (27,85 m 2). DieTeambesprechungen können sicherlich auch in den Arbeitszimmern derÄrzte stattfinden (ca.21 m2); in Konfliktsiutationen bietet sich allerdingsneutraler Boden an.

Für den Transport von liegenden PatientInnen sind für Betten im→Gegenverkehr ausreichend dimensionierte Flure notwendig. Hier ist vonder Krankenhausleitung zu beurteilen, ob das Gebäude, insbesondere imBezug auf die Größe der Stationen und die Bemessung der →Gangbreiten,für die Bewältigung zeitlicher Spitzen ausreichend gerüstet ist.

Versorgung = versorgen und versorgt werden

Die Versorgung der PatientInnen ist ein elementarer Bestandteil desKrankenhausaufenthaltes. Hier ist sowohl das Bedürfnis des Versorgtwerdensals auch die Pflicht der Versorgung zu berücksichtigen.

Jedem Patienten und jeder Patientin ist die Pflege ein erstes und immanentesBedürfnis. Damit das Krankenhaus schnellstmöglich wieder verlassen werdenkann, sind die Einrichtungen von →Therapie und Beratung sowie der→gesundheitliche Service wichtig.

Pflege

Zurechtfinden

Kontakte

Transport

Page 38: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

36

Die einzelnen Funktionsräume sind in dem vorliegenden Entwurf klargegliedert. Die Größen variieren zwischen 17 m 2 (Sekr. und Arzt) und 27 m 2

(Seminarraum). Ob die Anzahl der Therapie- und Beratungsräume für dasPflegeprogramm ausreicht, ist von der Pflegeleitung zu prüfen. Hier siehtder Entwurf pro Obergeschoss je zwei Räume vor (20,69 m2). Im EGbefinden sich zusätzlich zu einem Untersuchungs- und Behandlungszimmerein weiterer Therapieraum (30.98 m2) sowie Behandlungs- undBeratungsräume (Seelsorge / PatientInnenbetreuung / Sozialdienst undAndacht).

Aus Sicht der PatientInnen ist eine ausreichende Information über deneigenen Krankenstand unabdingbar. →Versorgungseinrichtungen und→Kommunikationsräume - wie Kiosk, Café, Seelsorge, Fernsehraum u.a. -decken darüber hinaus den Bedarf über das Lebensnotwendige hinaus.

Zur Versorgung ist im Raumprogramm für das Bettenhaus lediglich einAutomatenraum vorgesehen. Für den 1.BA waren in der Ausschreibungweder Kiosk Café gefordert, diese sollen im 2.BA (zentrale Eingangshalle)platziert werden. Die ungezwungene Kommunikation, ein kurzes Hallo, wiegeht’s, ein Tapetenwechsel außerhalb des Zimmers oder der Station ist fürdie PatientInnen entscheident. Für die notwendige Information von außen(Zeitung / Zeitschrift) gibt es im 1.BA keinen Verkaufsraum; hier ist der/diePatientIn auf Besuch angewiesen. Für einen Austausch und die Pflegegemeinsamer Interessen könnte ein gemeinsamer Fernsehraum förderlichsein.

Zur Ablenkung während des Krankenhausaufenthalts wird die Möglichkeitdes Fernsehens sehr unterschiedlich in Anspruch genommen. Die Regelungdes →Fernsehkonsums ist möglicherweise individuell auf den Zimmernvorgesehen und dort untereinander zu regeln. Hier kann es beiunterschiedlichen Ansprüchen jedoch zu Konflikten kommen. Für weitereMedien muss es →bettnahe Anschlüsse geben, sei es für ein Radio, CD-Player oder auch für einen Laptop.

Auch für BesucherInnen müssen →Abstellflächen und →Garderobenvorgesehen sein. Z.B. sollten Kinderfahrzeuge abgestellt werden können. ImPlan ist nicht erkennbar, ob für dieses Bedürfnis Platz zur Verfügung steht. Esist zu vermuten, dass zwar ausreichend Platz in der Halle im EG vorhandenist, ob hier jedoch die Möglichkeit besteht, Kinderwagen, Roller oderLaufräder abzustellen, ist zweifelhaft. Wahrscheinlich müssen Kinderfahrzeugemit auf die Stationen genommen werden und stehen dann vor den Zimmernauf den Gängen.

Ob eine Garderobe für die BesucherInnen auf den Stationen bzw. denZimmern berücksichtigt wurde, ist ebenfalls momentan nicht erkennbar.PatientInnen und die Belegschaft verfügen in ihren Zimmern bzw. denUmkleideräumen über abschließbare Schränke für persönliche Gegenstände.

Der durchschnittliche Aufenthalt einer/s PatientIn liegt - wie in Pkt. 4.1Bauaufgabe bereits beschrieben - zwischen 5,6 bis 9,46 Tagen. Möglicherweisegibt es in dieser Zeit auch die Notwendigkeit eines →Rooming In fürVerwandte (Eltern von betroffenen Kindern sowie Kinder von älterenPatientInnen) 23 . Im Bettenhaus der Chirurgie wird zunächst davonausgegangen, dass hierfür die 2-Bett-tiefen Einbettzimmer genutzt werden

Ablenkung

Abstellen undUnterbringen

Entlastung

Information undKonsum

23 Momentan ist ein Rooming In nur in der angrenzenden Kinder- bzw. Frauenklinik vorgesehen.

Page 39: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

37

können. Weiterhin schließt sich die Frage nach der Entlastung an und damitverbunden nach →Beschäftigungsmöglichkeiten für Betroffene z.B. durchAufenthaltsräume oder Telearbeitsplätze. Dieser Aspekt sollte in der weiterenPlanung berücksichtigt werden.

4.3 Baukörper

Die Ausrichtung des Gebäudekörpers war durch denGrundrisszuschnitt des Geländes größtenteilsvorgegeben. Hier waren im Entwurf nicht vieleVariationen möglich.

Durch die →Stellung und →Ausrichtung des Baukörpers ist die funktionaleAnforderung an →Orientierung, →Belichtung und →Besonnung erfüllt. DasGebäude ist annähernd Ost-West-ausgerichtet. Das bedeutet, dass diePatientInnenzimmer zum großen Teil von der Vormittagssonne beschienenwerden, was sowohl in der Nutzung als auch klimatisch angenehm ist. DieFunktions- und Ärztezimmer sind nach Westen orientiert. An dieser Stelleist auf den zweiten Bauabschnitt hinzuweisen, der für den westlichen Bereicheine repräsentative Eingangshalle mit einem hohen Dach vorsieht. Inwieweitdas Dach die natürliche Belichtung beeinträchtigt, muss während desEntwurfsverfahrens berücksichtigt werden.

Das Gebäude ist in seinen →Dimensionen auf ein überschaubares Maßausgerichtet. Zwar ist das eigentliche Stadtbild der umgebendenWohnbebauung niedriger als die Gebäude des Klinikums, die sichtbaren

Licht und Helligkeit

menschliches Maß

Abb 5: Erweiterung derChirurgischen Klinik mit

Bettenhaus, und weitererPlanung, Lageplan

(erweiterte Darstellungnach Entwurf Büro Tiemann-

Petri, Stuttgart)

Page 40: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

38

vier Geschosse bilden aber einen angemessenen Übergang der gegen-überliegenden dreigeschossigen Bebauung zum Universitätsklinikum.

Die →Proportionen des Bettenhauses wirken ebenfalls angemessen; dieStationen innerhalb des Gebäudes sind leicht überschaubar und haben eineangenehme Größe.

Zur →Beschaffenheit und Ausstattung des inneren Gebäudes lässt sichanhand des vorhandenen Planmaterials keine Aussage treffen. Hier kannmöglicherweise davon ausgegangen werden, dass die Gestaltung derOberflächen annähernd mit dem Gebäude des Neubaus an der NeuenStraße vergleichbar ist.

Hier ist aus Gender-Sicht darauf zu achten, dass es z.B. →rutschfeste Belägegibt, dass es →Pflanzen auch innerhalb des Gebäudes geben kann, damitnicht nur eine optische Abwechslung und ein Farbenreichtum entsteht,sondern unterschiedliche haptische Erfahrungsmöglichkeiten zurAbwechslung beitragen und die Behaglichkeit fördern.

Auch kann das Wohlgefühl mit Gemälden, Fotowänden oder anderen→Kunstobjekten gesteigert werden. Schon im alten Bettenhaus finden sichKunstgegenstände in den Aufenthaltsräumen, so dass an dieser Stelle erwartetwerden kann, dass auch das neue Bettenhaus entsprechend ausgestaltetwird. Ein steriler Eindruck, den viele Menschen von Krankenhäusern kennen,sollte vermieden werden.24

Um den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, ist der Kontaktzur Außenwelt und die Möglichkeit, →frische Luft einzuatmen, besonderswichtig. Dabei wird empfohlen, dass sich die Fenster selbständig öffnen lassenund der Luftaustausch nicht ausschließlich über Klimaanlagen zu regeln ist.

4.4 Innen-Außen-Beziehungen

Außen-Innen und Innen-Außen-Bezüge treffeneine Aussage über die →Transparenz und →Zugäng-lichkeit eines Gebäudes. Hier spielt wie bereits in4.2 auch die →Orientierung eine Rolle. Diesmalbezieht sich die Orientierung jedoch auf dieAnnäherung und das schnelle Auffinden der Zu- undAusgänge.

Die Zugänge sind im vorliegenden Entwurf durch das transparenteErscheinungsbild leicht ausfindig zu machen. Der Eingang in der Ostfassadeist nach Fertigstellung des 1. Bauabschnittes eindeutig als solcher erkennbarund vom öffentlichen Straßenraum gut auffindbar. Mit dem 2. Bauabschnittsoll der Zugang über die zentrale Eingangshalle an der Westseite erfolgen,was eine Herausforderung an die gestalterische Leistung der ArchitektInnenbedeutet. In Folge des 2.Bauabschnitts wird der jetzige Vorbereich desEingangs zum Patientengarten umfunktioniert. Es sollte darauf geachtetwerden, dass die Eindeutigkeit des Zuganges dabei nicht verloren geht.

Auffinden der Zugänge

Geborgenheit undBehaglichkeit

24 vgl. hierzu Dutke, S., Schönpflug, W. & Wischer, R. 1992

Page 41: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

39

Ähnlich verhält es sich mit der Westfassade. Ist der öffentliche Zugang überdie Haupttreppenhäuser gewährleistet? Kommen die BesucherInnen alsovon der Hofseite in das Gebäude oder werden sie zur Straßenseite geführt?Ist die Tür möglicherweise nur von Innen und somit nach Realisierung des2. Bauabschnitts als Nottreppenhaus nutzbar?

Aus Gender-Sicht wäre die Nutzbarkeit verschiedener Zu- und Ausgängezu empfehlen, weil dadurch kurze Wege ermöglicht werden und die Wahlder Zu- und Ausgänge je nach Zielort variieren könnte.

Um den Übergang vom Innen- in den Außenraum angenehm zu gestalten,wäre eine →Überdachung der Zugänge sinnvoll. Hier kann die Wetterlagegeprüft und ggf. der Regenschirm aufgespannt werden. Der Entwurf desBettenhauses sieht am Haupteingang Östliche Stadtmauerstraße einenWindfang vor; zu überlegen ist hier jedoch, ob es zusätzlich ein →Vordachvor dem Gebäude geben kann.

Die Frage der →Einsehbarkeit ist ambivalent zu beurteilen. Einerseits wirkteine offene und transparente Fassadengestaltung nach außen einladend,andererseits muss von innen ein Sichtschutz vor neugierigen Blickenvorhanden sein.

Das Bettenhaus wirkt in den Erschließungsbereichen (Eingängen undTreppenaufgängen) →transparent und in der eigentlichen Fassade unter-schiedlich geschlossen bzw. offen. Die Fassade nach Osten, auf der Seite derprimären Eingangszone, ist mit großen Fensteröffnungen versehen. Hiervermittelt das Gebäude in der Ansicht einen offenen Eindruck. Insbesondereder transparente Mittelkern wirkt einladend, u.a. durch eine potentielleBelebtheit auf den PatientInnenbalkonen.

Einen eher geschlossenen Eindruck vermittelt die Westfassade. Diese istarchitektonisch ambitioniert, hat aber keine einladende Geste, im Gegenteil,sie wirkt eher streng und zurückhaltend. Hier tritt nach Gender-Kriterienim zweiten Bauabschnitt ein Konflikt auf. Wenn die Haupterschließung nachRealisierung des 2. Bauabschnitts von der Westseite des Gebäudes erfolgt,wird der introvertierte Charakter des Universitätsklinikums verstärkt. DerKomplex zieht sich dann eher aus dem Stadtraum zurück und konzentriertsich auf sich selbst. Die inneren Auswirkungen werden insbesondere fürdie in diesem Teil Arbeitenden spürbar sein. Auch für BesucherInnen isteine einladende Geste von Relevanz. Wie sich das im Entwurf und in der 2.Bauphase ändern lässt, sollte überdacht werden.

Wahlfreiheit

Gestaltung der Zugänge

Abb. 7: Westfassade Bettenhaus(Entwurf Büro Tiemann-Petri,

Stuttgart)

Abb. 6: Ostfassade Bettenhaus(Entwurf Büro Tiemann-Petri,

Stuttgart)

Page 42: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

40

Einen weiteren Aspekt der Innen-Außen-Beziehungen stellt das Bedürfnisnach Sicherheit durch gute Orientierung dar. Wie werden die PatientInnen,aber auch die BesucherInnen beim Betreten des Gebäudes empfangen?Wirkt die →Empfangshalle einladend nach Außen und verteilend nach Innen?Gibt es Sitzgelegenheiten? Können sich PatientInnen, aber auch Besucher-Innen direkt nach dem Betreten des Gebäudes orientieren und problemlosverteilen? Ist eine persönliche Kontaktaufnahme zur Pforte gewährleistet?

Die Eingangshalle wirkt aufgrund ihrer Größe (230 m2 ) einladend undgroßzügig. Die Zuordnung der Pforte und die PatientInnenaufnahme befindetsich momentan direkt neben der Eingangstür. In diesem Fall ist eine guteOrientierung gegeben.

Mit der Realisierung des 2. Bauabschnitts wird zur besseren Orientierungdie Zuordnung der Aufnahme und der Pforte in die neue Eingangshalle verlegt.

Über Aspekte wie →Sitzgelegenheiten und →Orientierungshilfen durch→Leitsysteme lässt sich momentan keine Aussage treffen; diese Informationensind den Plänen nicht zu entnehmen. Hierauf ist jedoch im weiteren Verlaufder Planung großer Wert zu legen.

Der Aufenthalt an der →frischen Luft wurde als wichtiger Punkt bereits in4.3 angesprochen. Hier soll er noch einmal unter dem Aspekt Innen-Außen-Bezüge erwähnt werden. Wenn PatientInnen und Beschäftigte den ganzenTag in einem Gebäude verbringen, ist es angenehm, in den Pausen oder beiguter körperlicher Verfassung an der frischen Luft zu verweilen, um einfachdurchatmen zu können. Hier kann ein →Balkon oder ein →Austritt oftmalsausreichen.

Der Entwurf des Bettenhauses zeichnet sich insbesondere durch zwei bzw.drei Atrien (inklusive Eingangsbereich) aus. Die beiden Innenhöfe sindmomentan im Plan als Grünhof bzw. Lichthof deklariert. Der Grünhof liegtunmittelbar in der U1-Ebene an den Aufenthaltsräumen für das Reinigungs-personal. Hier wäre ein direkter Austritt in den Außenraum wünschenswertund aus Sicht des Reinigungspersonals nahezu erforderlich. Ebenso könnteder Lichthof von den Diensträumen des Archivs aus zu betreten sein.

Im EG befindet sich der Eingangsbereich. Hier können sich PatientInnenund BesucherInnen aufhalten, für das Personal hingegen wäre dieser Bereichfür den Aufenthalt wahrscheinlich zu einsehbar. In den oberen Etagen ist fürdie PatientInnen die Möglichkeit eines kurzen Austritts auf einen speziellenPatientInnenbalkon möglich, vielleicht können diese sich ebenfalls mit ihrenBesucherInnen dort aufhalten. Auffällig ist, dass momentan weder für dieÄrzteschaft noch für das Pflegepersonal eine Aufenhaltsmöglichkeit im nahenFreiraum zur Verfügung steht. Hier kann nach Fertigstellung des Bettenhausesvorübergehend der PatientInnengarten nördlich der Neuen Straße (Medizin1.BA) genutzt werden. Eine unterirdische Anbindung ist gegeben.

Die →Transparenz des Gebäudes ergibt sich unter anderem durch dieAnordnung der zwei Lichthöfe. So ergeben sich Blickkontakte in die Flureder gegenüberliegenden Bereiche der Stationen. Hier können alle Anwesendenüber den Außenbereich in die gegenüberliegenden Flure schauen. Auch dieTeeküche und der PatientInnenaufenthaltsraum sind einsehbar. Dies stelltin den halböffentlichen Bereichen sind nicht als besonders konfliktträchtig

Aufenthalt im Freien

Empfangen werden,Zurechtfinden

Page 43: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

41

4.5 Umfeld und Standort

Umfeld

Die Ansprüche an die Nutzung des Außenraums sindje nach Gruppe unterschiedlich. Wie bereits in 4.4beschrieben, haben Beschäftigte wie PatientInnen undBesucherInnen ein Bedürfnis nach frischer Luft.PatientInnen und Beschäftigte wollen evtl. auf einerBank in der Sonne sitzen, BesucherInnen habenvielleicht eher den Drang nach Bewegung. Auch an Kinder sollte in diesemZusammenhang gedacht werden, die zu einem Besuch oder einerUntersuchung mitgebracht werden und ebenfalls einen Anspruch anBewegung oder Spielflächen haben.

Damit es nicht zu Nutzungskonflikten kommt, sollte der Außenraum inBereiche eingeteilt werden, die den →unterschiedlichen Ansprüchen derNutzerInnen gerecht werden. Dabei sollten die Einsehbarkeit undÜbersichtlichkeit, aber auch die →Beleuchtung in Wintermonaten undAbendstunden besonders berücksichtigt werden.

Die Gestaltung der Außenanlagen (→Frei- und Grünflächen) lässt sich nachdem vorliegenden Planmaterial nicht beurteilen, da Pläne zur Außen-raumgestaltung fehlen. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass essich um einen ersten Bauabschnitt handelt, dem ein zweiter in noch nichtabsehbarer Zeit folgen soll. Hier ist es besonders wichtig, in den Phasenzwischen der Realisierung der einzelnen Bauabschnitte eine angemesseneÜbergangslösung zu finden.

Momentan sind die Außenflächen in erster Linie als Parkplätze vorgesehen.Nach der Fertigstellung des Bettenhauses wäre es unbedingt notwendig, einFrei- und Grünraumkonzept für jede der verschiedenen Realisierungsphasenzu entwickeln.

Standort

Das Gelände des Universitätsklinikums liegt in →zentraler Lage der StadtErlangen. Es handelt sich um einen großen Komplex, der in der Ausschil-derung des Straßenleitsystems der Stadt berücksichtigt ist. Die Entfernungzum Bahnhof beträgt 10 Gehminuten. Der Maximiliansplatz als Übergang in

zu beurteilen. PatientInnenzimmer sind durch die geschickte Anordnungnicht einsehbar. Das ist im Entwurf demnach gut gelöst.

Ein Konflikt tritt bei der →Einsehbarkeit der Intensivpflege (IntermediateCare) Zimmer auf. Der Aufenthalt auf den PatientInnenbalkonen ermöglichthier Einblicke, sowohl innerhalb einer Geschossebene als auch zwischenden Etagen. In diesem Fall ist darauf zu achten, dass die Privatsphäre derIntensivpflegepatientInnen gewahrt bleibt. Hier könnte durch →individuellsteuerbare Jalousien ein Interessenskonflikt vermieden werden. Der selbeFall tritt bei der Einsehbarkeit des Personalaufenthaltsraumes ein. Dieserdient der Pause und Erholung zwischen den Arbeitsphasen. Er sollte daherblickgeschützt sein, um die Erholung nicht durch PatientInnenblicke zustören.

Blickkontakt vs.Sichtschutz

Page 44: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

42

die Stadtmitte grenzt direkt an den Bereich, in dem das neue Bettenhauszukünftig errichtet wird. Damit ist das Bettenhaus in die Stadtstruktur gutintegriert.

Der Eingang des Gebäudes befindet sich an der östlichen Stadtmauerstraßeund ist leicht aufzufinden.

Mit dem PKW kann man →Stellplätze in Tiefgaragen finden und wer mitdem Fahrrad kommt, kann dieses momentan vor dem östlichen Nicht-Operativen Zentrum abstellen und muss die Neue Straße überqueren, umzum Eingang des Bettenhauses zu kommen. Ob zukünftig weitere Stellplätzein unmittelbarer Umgebung des Bettenhauses vorgesehen sind, lässt sichaus dem Plan nicht ablesen. Die derzeitigen Entfernungen sind jedochzumutbar, so dass kein akuter Handlungsbedarf besteht.

Bei den Stellplätzen in Tiefgaragen ist auf eine →ausreichende Beleuchtung,möglichst mit Tageslicht und in der Dunkelheit mit ausreichenden Lichtquellen,zu achten.

→Haltestellen des ÖPNV liegen in fußläufiger Entfernung in der Kranken-hausstraße und am Maximiliansplatz.

Die →Erreichbarkeit ist auch für Beschäftigte von großer Bedeutung. Geradedas Personal im Schichtdienst ist auf eine regelmäßige Anbindung an denÖPNV angewiesen. Der Busbetrieb verkehrt wochentags innerhalb desStadtgebietes in Abständen von 15 Minuten, am Wochenende ½ stündlichund nicht mehr zwischen 0.00 und 5.30 Uhr morgens. Für das Personalsind diese Taktzeiten nicht unbedingt ausreichend, wenn Schichten z.B. zuZeiten enden, in denen die Busverbindungen nicht bedient werden.

PatientInnen kommen auf verschiedene Weise ins Krankenhaus; hier ist andie Bring- und Abholsituation zu denken. Oftmals kommen die PatientInnenin Begleitung. Vor dem Bettenhaus sollten deshalb sowohl →Taxistände alsauch →Kurzparkplätze eingeplant werden. Ob diese bereits berücksichtigtwurden, lässt sich an dem Planmaterial nicht erkennen.

Die →Krankenwagenzufahrt erfolgt momentan unterirdisch und vor derChirurgischen Klinik. Hier ist darauf hinzuweisen, dass es selbstverständlichin erster Linie um eine reibungslose Abfolge medizinisch notwendiger Bedürf-nisse geht; trotzdem ist zu berücksichtigen, dass die →Begleitpersonen eben-falls adäquat in das Gebäude geführt bzw. in tagesbelichteten Wartebereichenaufgenommen werden und ein steriler und unpersönlicher Empfangsbereichausgeschlossen ist.

Bei der →Warenanlieferung ist zu berücksichtigen, dass die Zulieferermöglichst nah an das Gebäude heranfahren können. Schwere Geräte undVerbrauchsmaterialien sollten schnell und unkompliziert abgegeben werdenkönnen. Wie die Organisation dieser Versorgungssysteme gelöst ist, ist anhanddes vorhandenen Materials nicht zu beurteilen. Evtl. wird die Versorgung fürden gesamten Komplex geregelt und dann über die Anbindungen A-D inder U1-Ebene des Bettenhauses geleitet. Für die genaue Bewertung wärehierzu detalliertes Material notwendig.

Dank der zentralen Lage des Klinikums können individuelle Besorgungenvon allen NutzerInnen in kurzer Entfernung vor dem Besuch, in der Mittags-pause oder bei einem Spaziergang erledigt werden.

individuelleBesorgungen

Ankommen undWegfahren

Bringen und Holen

Page 45: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

43

4.6 Anmerkungen zum Prozess

Abschließend sollen noch einige Anmerkungen zum Planungsprozess erfolgen.Die sog. “Prozesskriterien” lassen sich - wie die Projektkriterien - auf jedeBauaufgabe anwenden, auch - wie im vorliegenden Fall - im Zuge einernachvollziehenden Evaluation, sind den Plänen allerdings nicht zu entnehmen.

Die Tatsache jedoch, dass hier ein Auftrag zur Beurteilung eines konkretenProjektes im Krankenhausbau durch unabhängige Gender-Expertinnenvergeben wurde, zeigt die Offenheit der Baubehörde gegenüber derAnwendung der neuen Strategie des Gender Mainstreaming. Mit derEvaluierung des vorliegenden Entwurfs eines neuen Bettenhauses ist derGrundstein gelegt auch bei künftigen Projekten Geschlechtergerechtigkeitbereits in die frühen Stadien der Planungen zu integrieren.

Die Architektin des vorliegenden Entwurfes war eine Frau, und zwar eine imKrankenhausbau erfahrene - das merkt man der Qualität des Entwurfes an,wenn auch die Einschränkungen durch Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkteund DIN-Normen spürbar sind.

Im Jahresbericht 2002 des Universitätsklinikums Erlangen sind grundlegendeAngaben, z.B. über die Anteile von Frauen und Männern in den verschiedenenBeschäftigtengruppen oder über die Belegung mit PatientInnen, bisher nichtgemacht25; hier wäre jedoch zu fragen, inwieweit im Genesungsprozessgeschlechtsspezifische Bedürfnisse auftreten, die in der Pflege undBehandlung zu berücksichtigen wären.

25 http://www.klinikum.uni-erlangen.de/jahresbericht, Mai 2004

Gender Gutachten

Page 46: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

44

Page 47: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

45

5 Zusammenfassende Bewertung undHandlungsempfehlungen

Der vorliegende Entwurf des neuen Bettenhauses für die Chirurgische Klinikin Erlangen, wie er der aktuellen Haushaltsunterlage -Bau- zugrunde liegt, istunter Gender-Aspekten im allgemeinen als gut zu beurteilen. Dies betrifftinsbesondere den Baukörper selbst mit seiner zweiflügeligen Gliederung inübersichtliche Stationsstrukturen wie auch die meisten Aspekte der innerenOrganisation des Gebäudes und nicht zuletzt die zentrale Lage im Stadtgebiet.Letzteres gilt selbstverständlich für das gesamte Universitätsklinikum, daseinen wesentlichen Bestandteil der örtlichen Wirtschaft bildet und dasErlangener Stadtbild entsprechend prägt.

Im Folgenden werden die wichtigsten Aussagen der vorangegangenenBeurteilung nach den vier Abschnitten Innere Organisation - Baukörper -Freiraumbezüge - Umfeld und Standort zusammengefasst und abschließendbeurteilt. Des Weiteren werden Empfehlungen gegeben, welche Maßnahmenunter Gender-Aspekten noch ergriffen werden müssten, um dem Bauwerkmit Überzeugung das Prädikat “gut” erteilen zu können. Den Abschluss bildeneinige Hinweise, die im weiteren Prozess der Krankenhausplanung und -entwicklung im Sinne des Gender Mainstreaming zu beachten wären.

Innere Organisation

Zur inneren Organisation, die die funktionale Gliederung, Erschließung undWegebeziehungen, öffentliche und private Bereiche sowie Kommunikations-punkte und Rückzugsorte umfasst, gehören Kriterien, die im vorliegendenGutachten den drei Aspekten Rückzug und Gemeinschaft, Mobilität undKommunikation sowie Versorgung zugeordnet sind. Unter dem letzterenAspekt werden die Kriterien zusammengefasst, die über das normale Pflege-angebot in einem Krankenhausbetrieb hinausgehen.

Besonders positiv hervorzuheben sind die Kriterien im Bereich →Mobilität/ Kommunikation: Das Bettenhaus erfüllt das Leitbild einer “Stadt der kurzenWege” in überzeugender Weise. Räumliche Nähe zwischen PatientInnen-zimmern / Bettenstandorten und Versorgungseinrichtungen sowie bequemeErreichbarkeit sind ebenso gewährleistet wie die Orientierung im Gebäudeund auf den Etagen. Begegnung ist sowohl technisch (aufgrund ausreichenderGangbreiten) als auch in sozialer Hinsicht (aufgrund von Begegnungs- undAufenthaltsräumen) möglich. Jedoch wäre hier eine stärkere Differenzierungfür die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen NutzerInnengruppenerwünscht.

So sind die Bedürfnisse rollstuhlfahrender PatientInnen und BesucherInnennicht gleichermaßen gewährleistet. Zwar ist die Einrichtung eines patient-Innenstuhlgerechten Zimmers pro Etage in der Krankenhausplanung alspositives Signal zu werten, die selbstbestimmte Fortbewegung gehbehinderterPatientInnen und vor allem auch entsprechend behinderter BesucherInnenist jedoch auf Zimmer beschränkt. Durch eine flexible Handhabung derBelegungspraxis (Zweibett- und Einbettzimmer) kann hier im Einzelfall eineKompensation erfolgen.

Unter dem Aspekt →Rückzug / Gemeinschaft wurden neun Kriterienbeurteilt, drei davon - Ruhe, Muße; wechselnde Bedürfnislagen; Sicherheit -als gut erfüllt. Zu dieser positiven Beurteilung trugen vor allem die klaren

Page 48: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

46

Abstufungen zwischen privaten bis öffentlichen Bereichen mit ihrendeutlichen Zonierungen bei, des Weiteren die gleiche Größe derPatientInnenzimmer, die sowohl eine Flexibilität in der aktuellen Belegung alsauch eine potentielle Umnutzung für andere Zwecke ermöglicht. DemSicherheitsbedürfnis wird auf vielfältige Weise durch Möglichkeiten undEinrichtungen der persönlichen, sozialen und formellen Kontrolle Rechnunggetragen.

Nicht so gut weggekommen ist die Planung in Bezug auf drei weitere Kriterien:Rückzugsmöglichkeit / Intimität; soziale Nähe; individuelle Beschäftigung. Diessind Kriterien, die insbesondere die Qualität des Aufenthalts für diePatientInnen betreffen, wie sie durch Maßnahmen der Ausstattung, z.B.Vorhang / Schiene im Bereich der Betten, zusätzliches, ggf. flexibles Mobiliaretc. erzielt werden können. Diese sollen nach Aussage des Universitäts-bauamtes26 bei der Innenausstattung des Gebäudes jedoch berücksichtigtwerden.

Drei weitere Kriterien - Qualität der Pflege; Störungsfreiheit; Religions-ausübung - konnten nicht abschließend beurteilt werden. Dies ist einerseitsSache der Krankenhausleitung bzw. eine Frage der Zielsetzungen für dasBettenhaus und der (wechselnden) Belegung, inwieweit diese Punkte stärkereBerücksichtigung finden sollten.

Unter dem Aspekt der →Versorgung wurden hier vier Kriterien - Informa-tion, Konsum; Ablenkung; Abstellen, Unterbringen; Entlastung - beurteilt,Kriterien, die über das unbedingt erforderliche Maß eines durchschnittlichenKrankenhausangebotes hinausgehen, jedoch Qualitäten darstellen, die dazubeitragen, den Aufenthalt für PatientInnen angenehmer zu gestalten und derenWohlbefinden potentiell zu erhöhen. Hier sind nur die Gelegenheiten fürdas Abstellen, Unterbringen und Wegschließen von persönlichenGegenständen als positiv beurteilt worden; entsprechende Möglichkeitenfür Fahrzeuge oder Garderobe, z.B. von BesucherInnen, waren aus denUnterlagen nicht ersichtlich.

Eine Anforderung, die insbesondere vor dem Hintergrund derZukunftsfähigkeit des Bettenhauses bzw. des Krankenhausbaus im Allge-meinen bedacht werden sollte, ist die Frage der Entlastung. Hier ist sowohlan die Entlastung von Beschäftigten gedacht, die z.B. an der Tagesversorgungeigener Kinder in einer klinikumseigenen Einrichtung interessiert seinkönnten, als auch an die Entlastung potentieller BesucherInnen, deren Kinder(oder alte Eltern) von der Möglichkeit des Rooming In Gebrauch machenmöchten. Die 2-Bett tiefen Einbettzimmer stünden einer solchen Nutzunggrundsätzlich zur Verfügung. Zusätzlich wäre eine ganze Bandbreite an Vor-richtungen denkbar - von flexiblen Möbeln und Ausstattungsgegenständenüber Beschäftigungsangebote aller Art bis hin zu Bibliotheken und Laptop-anschlüssen, die den längeren Besuch, auch über mehrere Tage hinweg, fürdie Begleitpersonen angenehmer und stressfreier gestalten könnten.

Baukörper

Beim Baukörper geht es um Gebäudeform und -stellung, um die Gestaltungvon Oberflächen und Fassaden bis hin zu Materialien, Farben etc. DieseKriterien konnten zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollumfänglich beurteilt

26 gem. Aussage am Präsentationsworkshop vom 22. September 2004 in Erlangen

Page 49: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

47

werden, da die Ausführungsplanung noch nicht vorliegt. Allerdings könnenHinweise gegeben werden, worauf im Zuge der weiteren Planung geachtetwerden sollte.

Insbesondere die Dimensionierung des Baukörpers mit den gewähltenProportionen und der Einhaltung eines menschlichen Maßes, aber auch dieOrientierung ist - vor allem unter Berücksichtigung der realisierten 1.Bauetappe - als gut zu beurteilen: Die Ost-West-Ausrichtung kann geradezuals optimal gelten, die Anordnung der PatientInnenzimmer auf der Ostseite -dies vor allem aus Gründen der Vermeidung einer zu starken Sonnen-einstrahlung im Verlaufe des Tages - ebenfalls. Problematisch erscheint dieSituation erst, wenn mit der Realisierung des 2. Bauabschnittes die Westfassade,die bereits jetzt relativ geschlossen (und damit abweisend) wirkt, durch dengeplanten Anbau einer repräsentativen Eingangshalle zu großen Teilen zueiner Innenwand umfunktioniert wird. Hier werden an dem Entwurfentsprechende Anforderungen zu stellen sein. Insbesondere wäre im Verlaufder weiteren Planungsüberlegungen zu prüfen, welche Konsequenzen sichdaraus sowohl für die Beschäftigten, deren Arbeitsräume auf dieser Seitedes Gebäudes angesiedelt sind als auch für BesucherInnen bzw. auch fürPatientInnen, die sich im Gebäude bewegen und aufhalten möchten, ergeben(Licht / Helligkeit).

Zum Gefühl der Geborgenheit / Behaglichkeit tragen auch Materialien undFarben von Oberflächen bei; hier sollte zu gegebener Zeit ein Farbkonzeptin Auftrag gegeben bzw. professionelle Beratung (Feng Shui o.ä.) hinzugezogenwerden, um eine maximale Aufenthaltsqualität zu erreichen, auch als Beitragzur Vermeidung von Angst im Krankenhausbau.27 Studien aus derArchitekturpsychologie belegen, dass die Wirkung von Licht und Farbe aufdie Genesungsprozesse des Menschen positiv einwirken können.28

Freiraumbezüge

Zu den Freiraumbezügen des Gebäudes zählen Zu- bzw. Ein- und Ausgängesowie Zufahrten, Transparenz / Blickbeziehungen, Belichtung und Belüftung /Besonnung etc.

Hervorzuheben ist das leichte Auffinden des Gebäudes von der Straßenseiteher bzw. aus dem Kontext des öffentlichen Stadtraumes, was vor allem nachder Realisierung des 1. Bauabschnitts von der Östlichen Stadtmauerstraßeher bestens möglich ist. Auch das Empfangenwerden in einer großzügigenEingangshalle gehört dazu.

Diese Situation wird sich nach Fertigstellung des 2. Bauabschnittes verändern.Mit dem Anbau einer mehrgeschossigen repräsentativen Empfangshalle aufder jetzigen Rückseite des Bettenhauses bzw. im Innenbereich desKlinikgeländes wird ein neuer Haupteingang für das gesamte Klinikgeländeentstehen. Die klare Auffindbarkeit des Bettenhauses sollte bei der zukünftigenPlanung unbedingt berücksichtigt werden. Dies betrifft nicht nur dieZuordnung zum öffentlichen Stadtraum; auch die Empfangshalle mit der

27 vgl. hierzu Dutke, S., Schönpflug, W. & Wischer, R. 199228 vgl hierzu die Studie “Architektur kann gesund machen” an der Universität Koblenz aus demJahr 2004, in der Studierende unter Leitung der Professorin Rotraut Walden die KoblenzerKlinik Kemperhof unter Gestaltungsaspekten untersucht haben.vgl. auch: Kap.10 Raum und Farbe in Richter, Peter G. 2004, S.167 ff.

Page 50: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

48

Pförtnerloge, die dann in die neue Eingangshalle verlegt wird wäre zu bedenken.Hier ist im Zuge der weiteren Planungen zu überlegen, wie die gutenQualitäten der Bettenhausplanung (1. Etappe) bei gleichzeitiger Realisierungeines neuen großzügigen Eingangsbereichs - auch mit seinen Anforderungenan die Erschließung weiterer Kreise einer medizinisch-wissenschaftlichinteressierten Öffentlichkeit - erhalten werden können.

Die Wahlfreiheit der Zugänge scheint bei insgesamt sieben Ein- und Ausgängen(incl. Nottreppenhäuser) in das bzw. aus dem Gebäude potentiell möglich;jedoch ist aus den Unterlagen nicht ersichtlich, inwieweit die Ein- undAusgänge für jedermann / jedefrau nutzbar sind. Insbesondere für mobilitäts-eingeschränkte Personen - egal welcher NutzerInnengruppe - ist dieseWahlfreiheit von Bedeutung; das betrifft nicht nur Menschen mit unter-schiedlichen Behinderungen, sondern schließt auch Kinder und alteMenschen oder auch Mütter und Väter mit Kinderwagen und andere Begleit-personen ein.

Umfeld und Standort

Der Standort des Bettenhauses kann mit seiner zentralen Lage als optimalbeurteilt werden; möglicherweise gibt es im Einzelfall Schwierigkeiten fürNottransporte, die auf schnelle Geschwindigkeiten angewiesen sind. FürPatientInnen, BesucherInnen und Beschäftigte ist jedoch die Zentralität imHinblick auf Erreichbarkeit und die Möglichkeit, die Vielfalt der umgebendenNutzungen für unterschiedliche Besorgungen in minimaler Zeit erledigenzu können (Wegeketten), gerade aus Sicht des Gender Mainstreaming opti-mal.

Als unzureichend muss jedoch das unmittelbare Krankenhausumfeld beurteiltwerden: Der Innenbereich des betreffenden Klinikgeländes ist derzeitvollständig versiegelt und wird vor allem als Stellplatzfläche für parkendePKWs genutzt. Es gibt - was insbesondere für PatientInnen und derenBesucherInnen, aber auch für kurze Erholungspausen der Beschäftigten vonBedeutung ist - angrenzend an das Gebäude keine qualitätvoll gestaltetenFreiflächen. Hier liegt eine große Herausforderung im Zusammenhang mitder Planung des 2. Bauaubschnittes, mit dem eine große innenliegendeEingangshalle realisiert werden soll. Der jetzige Haupteingangsbereich desBettenhauses (1. BA) soll dann zum PatientInnengarten umgestaltet werdenwodurch ein Teil der Bedürfnisse nach Grün-, Freiraum und frische Luftbefriedigt werden kann.

Hinweise zum weiteren Vorgehen

Für die weitere Planung kann auf der Basis des vorliegenden Gutachtenseigentlich nur noch empfohlen werden, die angesprochenen Aspekte undKriterien zu berücksichtigen sowie die als weniger positiv beurteilten Aspektenach Möglichkeit auszugleichen.

Über die Berücksichtigung der materiellen Kriterien hinaus wäre jedoch -angesichts der weit überwiegenden Anzahl von Männern unter denAkteurInnen - eine verstärkte Beteiligung von Fachfrauen wünschenswert.Sofern z.B. keine Frauen aus der Krankenhausleitung rekrutiert werdenkönnen, wäre es denkbar, entsprechende Fachfrauen aus Wissenschaft undPraxis bzw. Gleichstellungsbeauftragte oder Gender-Expertinnen zurBegleitung des weiteren Verfahrens hinzuziehen.

AnwendungGender Kriterien

BeteiligungFachfrauen

Gender ExpertInnen

Page 51: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

49

In den pflegenden und versorgenden Berufen im Gesundheitswesen ist nachwie vor ein deutlicher Frauenüberschuss festzustellen; dies gilt allerdingsnicht für die gehobenen Positionen (Arzt / Krankenhausleitung, Wissen-schaft), in denen bis heute eindeutig die Männer dominieren. Der Frauenanteilan ÄrztInnen und ZahnärztInnen lag 2002 bei ca. 38%, während er bei denHelferInnen und KrankenpflegerInnen 74%, bei Krankenschwestern29 undHebammen sogar 85% betrug30.

Eine Umsetzung der Geschlechtergerechtigkeit würde hier bedeuten, aufDauer eine verstärkte Ausbildung und Beschäftigung von Frauen alsÄrztinnen sowie in leitenden Positionen und im Gegenzug eine verstärkteBeschäftigung von Männern in Pflegeberufen anzustreben. Dies kann jedochim Rahmen des vorliegenden Projektes kaum umgesetzt werden, sondernist eine Frage der längerfristigen Ausbildungsförderung und Personalpolitik.

Für die Beurteilung der Geschlechtergerechtigkeit bzw. die Einrichtung einesControlling / Monitoring wäre die Erhebung geschlechterdifferenzierterDaten eine wichtige Grundlage.

Aufbau und Einrichtung einer geschlechtergerechten Haushaltsführungkönnten weiter dazu beitragen, die geschlechts- und nutzInnenspezifischeZuordnung der Einnahmen und Ausgaben zu kontrollieren und Verän-derungen bzw. Schwerpunktverschiebungen im Sinne der Geschlechter-gerechtigkeit herbei zu führen.

Gender Mainstreaming ist - und dies insbesondere auch vor dem Hintergrundseiner Verankerung im Bereich soziale Gerechtigkeit der nachhaltigenEntwicklung - möglicherweise ohne zunächst höhere Ausgaben im Hinblickauf eine entsprechende Qualitätssicherung vielleicht nicht zu erreichen.Jedoch dürfte sich auf längere Sicht mit Sicherheit auszahlen, was heute -auch vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und dessozialen Wandels - im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit und die sozialeGerechtigkeit in den Krankenhausbau investiert wird.

Die Oberste Baubehörde könnte dazu beitragen, das Wissen um gute Beispieleim Krankenhausbau, auch unter Gender-Aspekten, zu mehren, indem esentsprechende Informationen sammelt und weiter verbreitet. Best Prac-tices, nicht nur im Krankenhausbau, sondern bezogen auf alle Bauaufgaben,die im Bereich der staatlichen Hochbauverwaltung anfallen, könnten dazudienen, die Kosten für die entsprechende Qualitätssicherung auf Dauer zuminimieren, weil die Kriterien bereits im Vorfeld einer jeden Planungberücksichtigt werden könnten.

Die Sorge für und um den Menschen ist die oberste Motivation, mit der dasLeitbild des Universitätsklinikums Erlangen überschrieben ist. Sorge für undum den Menschen bedeutet, jede Person in ihren Bedürfnissen wahr- undernst zu nehmen und die differenzierten Bedürfnislagen zu erkennen. Nichtzuletzt bedeutet dies aber auch, nicht nur die qualitativen, sondern auch diequantitativen Anforderungen (z.B. durch Quoten bei der Rekrutierung vonBeschäftigten) zu erfüllen, um dem Gebot des Gender Mainstreaming letztlichin allen seinen Facetten gerecht zu werden. Die derzeitige Überarbeitungdes Leitbildes im Sinne des Gender Mainstreaming stellt hier eine wichtigeGrundlage für künftige Planungen und Maßnahmen dar.

Gender Statistik

29 die Bezeichnung des männlichen Pendants ist uns nicht bekannt30 http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab1.php vom 12.06.2004

Investition in dieZukunft

VerbreitungBest Practices

genderorientiertePersonalpolitik

GenderControlling

ein langfristigerProzess

Page 52: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

50

Page 53: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

51

Literatur

AG GM - Arbeitsgruppe Gender Mainstreaming: Überprüfung eines Neubausnach den Kriterien des Gender Mainstreaming (am Beispiel Landes-Dienstleistungszentrum), Linz 2002

AG Sozialverträgliche Planung der Stadt Ulm: Sozialverträgliche Planung fürdie Stadt Ulm – Kriterienkatalog, Ulm 2000

AIT 11 - 2000 Architektur, Innenarchitektur, Technischer Ausbau, Bauten fürGesundheit und Soziales, Leinfelden-Echterdingen, 2000

AK KL - Arbeitskreis “Broschüre Gender Planning” (Hg.): GenderMainstreaming in der räumlichen Planung - Gender Planning. Von Peking überAmsterdam in die Westpfalz, Kaiserslautern 11/2002

Amtsblatt der Freien und Hansestadt Bremen: Empfehlungen zur Berück-sichtigung von frauenspezifischen Belangen bei der Planung, ausgegeben am06.04.1995, Bremen 1995

BMFSFJ - Bundesministerium für Familie Senioren Frauen und Jugend: Gen-der Mainstreaming, http://www.gender-mainstreaming.net/, November 2003

Deutscher Städtetag (Hg.): Frauen verändern ihre Stadt, Arbeitshilfe 1:Wohnungspolitik, DST-Beiträge zur Frauenpolitik, Reihe L Heft 2, Köln 1994

Deutscher Städtetag (Hg.): Frauen verändern ihre Stadt, Arbeitshilfe 2:Verkehrsplanung, DST-Beiträge zur Frauenpolitik, Reihe L Heft 3, Köln 1995

Deutscher Städtetag (Hg.): Frauen verändern ihre Stadt, Arbeitshilfe 3:Stadtentwicklung, DST-Beiträge zur Frauenpolitik, Reihe L Heft 4, Köln 1998

Dutke, S., Schönpflug, W. & Wischer, R. : Angst im Krankenhaus - Eininterdisziplinäres Forschungsprojekt. In Pawlik, K. & Stapf, K.-H. (Hrsg.), Umweltund Verhalten. Perspektiven und Ergebnisse ökopsychologischer Forschung(S. 329-355). Bern 1992

Enquête-Kommission “Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforde-rungen und Antworten” / Vors. Ernst Ulrich von Weizsäcker: Schlussbericht,Bundesdrucksache 14/2350, Berlin 2002

Europarat, Rapporteur Group on Equality between Women and Men GR-EG(98)1, Straßburg, Mai 1998

Frauenbeauftragte der Stadt Osnabrück: Sozialverträglichkeit im Rahmen derBauleitplanung, Osnabrück o.J.

Frauenbüro Stadt Aachen: Initiieren-Bauen-Wohnen, Zehn Jahre Vaalser Straßein Aachen, Aachen2000

Frauenbüro der Stadt Oldenburg: Leitlinien für eine frauengerechteStadtplanung und Stadtentwicklung in Oldenburg 1996

Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main: Frauenbelange in der verbindlichenBauleitplanung, Leitfaden für die Praxis, Frankfurt a.M. 1996

Page 54: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

52

Freie und Hansestadt Hamburg - Fachkreis Frauenperspektiven Stadt-entwicklung: Frauen in der Stadt – Kriterien für die Planung, Hamburg 1993

Gleichstellungsstellen im Kreis Gütersloh: Frauen erfahren ihre Stadt, Gesamt-bericht über die Projektergebnisse im Kreis Gütersloh, 1996

Grüger, Christine / Zibell, Barbara: Von der frauengerechten Stadtplanungzum Gender Mainstreaming in der Stadtentwicklung - Einblicke in diePlanungspraxis. In: Deutscher Städtetag (Hg.): Indikatoren und GenderMainstreaming. Oder: Von der Schwierigkeit, Gender-Indikatoren zu bilden,Beiträge zur Frauenpolitik, Köln (erscheint voraussichtlich 2004)

Krampe, Ulrich: Neubau der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Halle/Saale -Bergmannstrost- auf der Internetseite der Architekten für Kranken-hausbau und Gesundheitswesen AKg im Bund deutscher Architekten BDAe.V., www.bda.akg.de/ausstellung/spezial/sp_krampe_ber.htm, 24.08. 2004

Landeshauptstadt Kiel, Die Frauenbeauftragte / Referat für Frauen: Stadt-planung und Stadtentwicklung aus der Sicht von Frauen, Kiel, o.J.

Mückenberger, Ulrich / Tondorf, Karin: Gender Mainstreaming Informationenund Impulse, Hg. Niedersächsisches Ministerium für Frauen, Arbeit undSoziales, Hannover, Juli 2000

Richter, Peter G.: Architekturpsychologie. Eine Einführung, Kap.10: Raum undFarbe, Pabst Science Publisher, Lengerich 2004, S.167-190

Die Schwester, Der Pfleger 43 Jg. Heft 9/04, S.658 ff.

SRL - Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V. (Hg.):Feministische Strategien für nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung -Debatten um Indikatoren in Deutschland, Ergebnisse eines Runden Tischesvon PlanerInnen in der Bundesrepublik Deutschland in Bonn am 27. No-vember 1998, Berlin, Dezember 1998

Stadt Dortmund, Stadtplanungsamt, Abt. Stadterneuerung: Die lebenswerteStadt, Leitbilder zur Stadtentwicklung und Stadtgestaltung aus Frauensicht,Dortmund 1998 / Weiterentwicklung 2003

Stadt Nürnberg, Stadtplanungsamt, Referat VI: Städtebauliche Kriterien füreine frauenfreundliche Planung, Nürnberg / Erlangen 1996

Stadt Solingen, Gleichstellungsstelle / Stadtplanungsamt / Amt für Stadt-entwicklung und Wirtschaftsförderung: Frauenbelange in der Baulietplanung.Kriterien frauengerechter Stadtplanung ung Stadtentwicklung, verabschiedetam 01. Sep. / 06. Okt. 1997

Stadt Wien, Magistratsabteilung MA 57: Richtlinien für eine sichere Stadt,Schriftenreihe frauen, Band 1, Wien 1995

Wallraven-Lindl, Marie-Luis / Beller-Schmidt, Ingrid: Frauenbelange in derverbindlichen Bauleitplanung, in: Baurecht. Zeitschrift für das gesamteöffentliche und zivile Baurecht (BauR), 5/1992, S. 549 ff.

www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab1.php vom 12.06.2004

Page 55: Gender - Kriterien im Krankenhausbau - IGT€¦ · Gender - Kriterien im Krankenhausbau Schlussbericht Universität Hannover FB Architektur, Institut für Geschichte und Theorie,

53

www.kemperhof.de/presse/pressemitteilung_040904_gestaltung.html, vom09.08.2004

www.klinikum.uni-erlangen.de/leitbild.htm vom 12.06.2004

www.klinikum.uni-erlangen.de/jahresbericht vom 12.06.2004