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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Genetischer Fingerabdruck,STR-Analyse beim
Vaterschaftstest
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Begriffe
• Putativvater: möglicher Vater
• Dublette: Mutter und eigenes Kind
• Terzett: Dublette und Putativvater
• Defizienzfall: Gestestet werden nur Putativvater und Kind
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Entwicklung von Methoden zur Klärung von
Vaterschaftsfragen
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
1937: ESSEN-MÖLLER-Methode
Vergleich von sichtbaren Merkmalen, z.B. Haarfarbe
x: W‘keit, dass Ausprägung bei Kind und Putativvater gleich sind
y: W‘keit, dass Ausprägung bei Kind und beliebigem Mann gleich sind
Bsp: x = 17%, y = 3%
p(V+) = x / (x + y) = 85%
p(V+) = (1-x) / ((1-x) + (1-y)) = 46,1%
p(V+) = (1-x) / ((1-x) + (1-y)) = 46,1%
Auch unter Berücksichtigung vieler Merkmale:
schwammig, ungenau und statistisch falsch
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
1950: BlutgruppenTest der Blutgruppenmerkmale (A1A2B0), (MN,Ss), (Pp), „Rh“ (CcCW, Dd, Ee), (LuaLub), (LeaLeb), (Kk)
Alleine wenn die Übereinstimmung von (A1A2B0) und die Geschmacksblindheit gegen Phenylthiocarbamid nicht übereinstimmt, kann eine Vaterschaft zu 99,8% ausgeschlossen werden (Unsicherheiten bei der Testdurchführung)
Vorgeschlagen wurden 96% als ausreichend für eine Beurteilung
1 263 600 Genotypen 31 104 Phänotypen
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Phänotypkonstellationen im AB0-System
Phänotyp der Eltern Mögliche Phänotypen der Kinder
Ausschluss-konstellationen
0 x 0
0 x A
0 x B
0 x AB
A x A
A x B
A x AB
B x B
B x AB
AB x AB
0
0, A
0, B
A, B
0, A
0, A, B, AB
A, B, AB
0, B
A, B, AB
A, B, AB
A, B, AB
B, AB
A, AB
0, AB
B, AB
-
0
A, AB
0
0
Vorsicht: Fehler in der Laboruntersuchung möglich, z.B. Probenvertauschen
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Analyse anderer Proteingruppen
Neben Blutgruppen wurden wegen ihrer hohen Variabilität auch benutzt:•Serumproteingruppen (Ig, C3, Transferrin,…)
•Erythrozytenenzyme (Glutamat-Pyruvat-Transaminase, …)
•HLA-System (MHC, Bestimmung des Haplotyps)
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Heute benutzte Methoden
Fallbeispiel50-jähriger Mann gibt ein Vaterschaftsgutachten in Form eines reinen STR-Gutachtens in Auftrag. Er stellte sich die Frage, ob der jetzt 78-jährige Ehemann seiner Mutter tatsächlich sein leiblicher Vater ist oder nicht. Die Mutter willigte zunächst nicht in eine Untersuchung ein, so dass lediglich Kind und Putativvater in die Analyse einbezogen werden konnten (Defizienzfall).
Rechtsmedizin 2003 · 13 : 157-160, von Wurmb-Schwark et al.
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
STR-Analyse
Ablauf der Analyse:• Amplifizierung mit Multiplex - PCR bestimmter STRs der
DNA-Probe
STR = Short Tandem Repeat (Polymorphism)z.B. TACTACTACTACTAC
GT G C T G AAC CAG CT A CT A CT A CT A CT A TC
AG CT A CT A CT A CT A CT A TC
AG CT A CT A CT A CT A CT A TC
AG CT A CT A CT A CT A CT A TC
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
STR-Analyse
Ablauf der Analyse:• Auftrennung mit Kapillarelektrophorese/PAGE
C G T A C T A C T A C T A C A T
C G T A C T A C T A C T A C T A C A TT A C
C G T A C T A C T C T A C T A C A TT A C T A C T A C
Allel
4
5
6
77.28
9
Nomenklatur:Name des Genortes (z.B. FAG) und Anzahl der Wiederholungen. Bei unvollständigen Repeats: Anzahl vollständiger Repeats und Anzahl einzelner Nukleotide.
Beispiel(2 Chromosomen):
FAG 12 / 7.2
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Typisierungsmuster von Kind und Putativvater
Genort Kind Putativvater AusschlüsseD8S1179
D21S11
D7S820
CSF1PO
D3S1358
TH01
D13S317
D16S539
D2S1338
D19S433
VWA
TPOX
D18S51
D5S818
FGA
SE33
13/14
28/30
10/13
10/11
15/18
6/8
8/12
12
24/26
14
16/17
9/11
14/15
11/12
21/22
14/30.2
14
29/30
9/10
10/11
14/15
7
11/12
11/12
24/25
14/15.2
17/18
8/11
14/17
12/13
24/24.2
14/24.2
A
A
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Ergebnis STR-Analyse
• 2 unterschiedliche Genorte (TH01, FGA)• Wahrscheinlichkeit, dass Putativvater der wahre Vater
ist: 99,751406%
Richtlinien fordern aber mindestens 99,9%
Andererseits werden für einen Ausschluss mindestens 3 Unterschiede auf verschiedenen Chromosomen gefordert
Vermutung:Putativvater könnte naher Verwandter des wahren Vaters sein
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
RFLPRFLP: Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus•Zerschneiden der DNA mit Restriktionsenzymen•Markierung von bestimmten DNA-Stücken mit Sonden (radioaktiv oder fluoreszierend)•Auftrennung mit Elektrophorese•Sichtbarmachen der Banden
Sonde Kind Putativvater AusschlussMS1
MS31
MS43A
G3
YNH24
MS205
7,48/3,94
6,85/6,68
8,58/5,19
7,16/3,23
3,36/2,62
2,73/2,46
8,57/2,17
6,68/3,00
9,16/7,62
10,23/3,02
3,02/-
2,90/2,01
A
A
A
A
A
Ergebnis der Single-Locus-Analyse, Größe der detektierten Banden in Kilobasen
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Ergebnis RFLP-Analyse
• Lediglich bei einer von sechs Sonden zeigt sich Übereinstimmung
Putativvater ist mit großer Sicherheit nicht mit dem Kind verwandt
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
STR-Analyse des Tripletts
Genort Kind Putativvater Defizienzfall Triplett Mutter
D8S1179
D21S11
D7S820
CSF1PO
D3S1358
TH01
D13S317
D16S539
D2S1338
D19S433
VWA
TPOX
D18S51
D5S818
FGA
SE33
13/14
28/30
10/13
10/11
15/18
6/8
8/12
12
24/26
14
16/17
9/11
14/15
11/12
21/22
14/30.2
14
29/30
9/10
10/11
14/15
7
11/12
11/12
24/25
14/15.2
17/18
8/11
14/17
12/13
24/24.2
14/24.2
A
A
A
A
A
A
A
A
A
13
30/32
8/13
10/13
14/18
6/9
8/12
11/12
24/25
13/14
16/17
11
13/14
11/12
18/21
14/18
Einbeziehung der mütterlichen Merkmale führt zu 7 Ausschlüssen.
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
Ergebnis
• Ausschlusswahrscheinlichkeit des Putativvaters: 99,9999%
Problematik:Wird in einem Defizienzfall nur ein Test durchgeführt, kann es zu falschen Ergebnissen kommen (Leitlinien fordern zwei).
Sicherer ist ein Komplettgutachten (Kombination beider Methoden, STR und RFLP), am Besten am Triplett.
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Genetischer Fingerabdruck, STR-Analyse beim Vaterschaftstest
WahrscheinlichkeitenGenort Tatort Verdächtiger
TH01
VWA
6/8
16
6/8
16
In der Bevölkerungsgruppe findet man folgende Häufigkeiten der Allele:TH01 6: 17%TH01 8: 5%VWA 16: 12%
Wahrscheinlichkeit für das Vorkommen der Kombination am Tatort:
P = 17% · 5% · 2 · 12% = 0,204%
Bei 10 000 Personen kommt diese Kombination durchschnittlich bei 20,4 Personen vor Die W’keit, dass der Verdächtige nicht der Täter ist liegt bei 0,204%, also ist er mit 99,706%er
W’keit der Täter
Hinzunahme von weiteren STRs ergibt noch sicherere Resultate.Bei Abstammungsgutachten werden außerdem die Mutationsraten der einzelnen Genorte benutzt.
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