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http://www.rwe.com/web/cms/mediablob/de/1377102/data/1140350/2/umsiedlung/meine-umsiedlung/abgeschlossene-umsiedlungen/garzweiler-priesterath-stolzenberg-juechen-sued/Geo-Rund-01-1989.pdf
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bullRHEINBRAUN --informiertmiddot-shy
Sonderdruck aus
11989
Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Das Beispiel der Ortsumsiedlungen im Abbaugebiet Frimmersdorf
Michael B ruumlckner
Rheinische Braunkohlenwerke AG Stuumlttgenweg 2 5000 Koumlln 41
Copyright copy Westermann Schulbuchverlag 3300 Braunschweig
31 GR 41 (1989) H 1
Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland Michael Bruumlckner
In den vergangenen 40 Jahren wurde im Staumldtedreieck Koumlln - Moumlnchengladbach - Aachen die allgemeine wirtschaftliche und demographische Entwickshylung uumlberlagert durch die Umsiedlung von uumlber 40 Ortschaften und 29000 Menshyschen Die Umsiedlungsmaszligshynahmen muumlssen raumlumlich und zeitlich konkret geplant und durchgefuumlhrt werden Welche Entwicklungsmoumlglichkeiten ergeben sich hieraus Wie wird die EntwickJung gesteuert Im folgenden werden einige regionalplanerisch relevante Aspekte der Umsiedlung von Ortschaften am Beispiel des Abbaugebietes Frimmersdorf dargestellt Mit diesem Beitrag greift die
Krs Neuss insgesilmt
Krs Diirp Aldenhoven Inden Nilderzier Merzcnich
57654
4426 3592 6340 3792
405229
11710 7658
12052 7796
7029 2979 07
2646 824 70 2132 4670 610 1901 1517 126 2056 583 75
GR eine weitere Facette der mit dem Braunkoblenbergbau im Rheinischen Revier zusammenhaumlngenden Problemshystellungen auf In GR 51985 beleuchteten unsere Autoren Glaumlszliger und Vossen die landschajtsoumlkologischen Auswirkungen des Braunshykohlentagebaus
Das Beispiel der Ortsumsiedlungen im Abbaugebiet Frimmersdorf
R und 20 der SlromerzeuguDg in Volkswirtschaft ist die Landesregierung oumlffentlichen Kraftwerken in der VOD NordrheinmiddotWestfalen der Aufmiddot Bundesrepublik Deulschland bamiddot fassung daszlig fuumlr eine sichere lind umweltmiddot
sierlc im Jahr 1987 auf Braunkohle Sie lJertraumlgliche Energieuersorgung Vorsorge nimml damit als Energielraumlger nach der dafuumlr ZII treffen ist daszlig die derzeitige Kernenergie (37) und der Steinkohle Foumlrderkapazitaumlt uon 120 Mio t Braunmiddot (30) den drillen Rang ein Etwa 95 kohle pro Jahr langfristig sichergestellt der Braunkohle wird im Rheinland gefoumlrmiddot werden kann (Landesregierung derL Aufgrund der Bedeutung fuumlr die NRW 1987 S 5)
Tab I B(7lloumllkengiddll~ in Gemflden df1 Rheinisclre BraukohleutVerr
Gemeinde aus der Buumlrger Flaumlche hl Einwohner ulngesieclclt dKYOn = in ~ der wurden bzw werden (Stand 1986) Einwlha Umsiedle~ der Einw
Krs Neuis Grevenbroich 10254 57332 5591 966 17 Juumlchen 7197 20449 2841 2013 98
Kr) Duumlren insgesamt
Elflkreif Bedburg Berghcim Bruumlhl E1sdortmiddot Errtsladt frechen Huumlrth Kerpcn
94096
8038 9661 3613 6593 11995 4509 5134
11392
236450
19887 54058 40682 18813 44 777 42366 50978 54910
2513 75Q4 32
2474 6840 344 5595 2709 50
JI260 976 24 2852 1243 66 3733 112 03 9396 3669 87 9929 2542 50 4820 5764 105
Erllkrcis insgesamt 70473 404 132 5734 23855 59
Krs Amhe Eschweiler 7601 52895 6959 2115 40
Krs Aachen insgesamt 55020 287591 5227 2115 07
Summe der 16 Gemeinden 1JI 738 549258 4916 36543 67
I MiniKtcr ruT StudlcLuwicklun Wohnen und Verkehr 1981 2 Diese AnlloLLbcn tlr- Rheinjl1chen Urdunkohlcnwertc AG Koumlln Shtnd 1988 beliehen lieh aufabgelOChlosshyscne aenchmi8h~ und im lltnllngssmdium befindliche TlIgcooue
QulIt Eigcne Zusammenstellung
32 M Bruckner Umsiedlungen infolge des BraunkohJenbergbaues im Rheinland
Die sich aus dem EingrilT in die Reshygion ergebenden Nutzungskonflikte wershyden im wesentlichen durch das Bundesshyberggesetz vom 13 8 1980 (BBergG) und durch das Landesplanungsgesetz (LPlG) des Landes Nordrhcin-Westfalen i d F der Bekanntmachung vom 2811 1979 geregelt Der landesplanerische Abwaumlshygungsprozeszlig hat einerseits zum Ziel die volkswirtschaftlich erforderliche Foumlrdershykapazitaumlt abzusichern und andererseits die EingrilTe des Braunkohlenbergbaus und die damit verbundenen Folgelasten in der Region zu minimieren
Landinanspruchnahme und Ortsumsiedlungen Bei der hohen Bevoumllkerungsdichte Im rheinischen Braunkohlenrevier die mit 492 Ewkm etwa doppelt so hoch liegt wie im Bundesdurcbschnitt bleibt es nicht aus daszlig auch ganze Ortschaften die im Abbaugebiet liegen umgesiedelt werden muumlssen Bis zum Jahresende 1987 wurden im Rheinland 232 km Flaumlche fuumlr den Braunkohlentagebau in Anspruch
o 2 3 4 5km
genommen - davon sind inzwischen 143 km rekultiviert - und ca 29000 Menschen umgesiedelt Diese Umsiedshylungsmaszlignahmen die erst nach dem Zweiten Weltkrieg durcbgefuumlbrt wurden betrafen bzw betreffen nach heutigem Gebietsstand 16 Gemeinden (vgl Tab I)
Mit Ruumlcksicht auf die Umwelt und die vom Abbau betroffenen Menschen sind die Tagebaue flaumlchenmaumlszligig und orshyganisatorisch moumlglichst flaumlchenschonend zu fuumlhren Dieses Ziel wird im wesentlishychen dadurch erreicht daszlig zusammeoshyhaumlngende Braunkohlefelder kontinuiershylich ausgekoblt werden und die Tagebaue auf wenige aufgrund geologischer Geshygebenheiten getrennte Betriebe konzenmiddot triert werden
Umsiedlungen am Beispiel des Abbaugebietes Frimmersdorf Das Abbaugebiet Frimmersdorf ershystreckt sich uumlber Teile des Kreises Neuss und des Erftkreises und liegt im Bereich der Gemeinde Juumlchen und der Staumldte
Grevenbroich und Bedburg Die Umsiedshylungen im Bereich dieses Abbaugebietes sind nabezu abgeschlossen Deshalb eigshynet es sich dazu allgemeine Schluumlsse fuumlr die umsiedlungs bedingte regionale Entshywicklung herzuleiten
Im Jahr 1909 begann die industrielle Braunkohlenfoumlrderung in diesem Reviershyteil (vgl Abb I) Es dauerte jedoch noch ca fuumlnf Jahrzehnte bis die Abbaumaszligshynahmen regional bedeutsame Ausmaszlige annahmen und in den Jabren 19561959 die Abbau- Halden- und Umsiedlungsshyflaumlchen erstmals durch sog Teilplaumlne nach dem Gesetz uumlber die Gesamtplashynung im Rheinischen Braunkohlengeshybiet vom 25 4 1950 verbindlich erklaumlrt wurden Eine Aktualisierung erfolgte 1984 mit Genehmigung des Braunkohshylenplans Frimmersdorr nach dem Lanshydesplanungsgeselz i d F von 1979 (vgl Abb 2) Etwa im Jahr 2005 wird die Auskoblung innerhalb der hiernach geshynehmigten Grenzen abgeschlossen sein (vgl Abb 3) Das Abbaugebiet umfaszligt einschlieszliglich der Auszligenkippen eine Flaumlshyche von 7057 ha Bis zum Jahresende
~~---- nach 1950 geplante landstraszlige ~ OrtschaftLandstraszlige Abbaugrenzen
Reichsstraszlige Autobahn _ UmsiedlungsstlllndortBahnlinieBahnlinie Tagebau- Betriebsflaumlche ~ Fluszlig Fluszlig o landw Rekultlvlerung Ortschaft -- Abbaugrenze It a11~~ Braunkohlenplan 1984 ~ forsll RekultlvierungSee
-_--_--_2--15 Km Tagebau-BetriebsflaumlcheQ 11 3 4
Abb 1 Das Abbagebiet FrimmersdorJ im Jahr 1934 Abb 2 Das Abbagebiet FrimmersdorJ im Jahr 1987 Quelle Eigener Entwurf 1988 Karengrrmdlage Zusammendruck 1934 Quelle Eigener Entwurr 1988 Knrltngrllndlage uumlbersichtskarte Betriebe des Deutschen Reiches I 100000 Reichsamt fuumlr Landesaufnahme BefHszlig der Rheinischen Braunkohlenwerke AG Koumlln Stand 7 1987 uod Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984 S 45
33 GR 41 (1989) H I
Tab 2 Umsiedlungen im Abbaugebie Frimmersdod
Umzusiedelnde dVon Abbaumiddot Ijlndw Einwl
On beginn Einwohner Anwesen Anwesen Anwescn
Teilums Morken ca 1950 102 20 unbek 510 Gindorf SI Leonhard 46 8 575 Frimmcrsdorf Am Hcidbtrg 1961 13 5 660 Reisdorf SI Leonhard 6~ 8 2 863 EpprJthmiddotTollhuus 1968 449 101 9 445 Geddcnbcrgmiddot MUlhhausmiddotOberschltg 1969 437 94 6 465 Omagen 1976 25 3 833 Morken-Hartf 1976 1950 407 23 479 Hohenholz 1979 9 I I 900 Koumlnigshoven 1983 2337 506 56 462 Elfgen 1987 818 155 18 528 Sehnen 1989 339 69 13 491 Hahnerhoumlfe 1991 19 2 I 950 PriesterathlJUumlchenmiddotSuumld 1997 374 107 11 350 Stolzenberg 2000 17 6 2 283 Garzweiler 2003 1254 287 27 437 Muumlhlenhaumluschen 2003 5 I I 500
insgesamt 17 One Onstcile und Einzelanwesen 8283 1780 170 465
Qllfflt Eigene Ermittlungen fluch Rheinische Braunkohlenwerke 1984 Seite 40
Abb 4 Die ~ Verleilung der
Einwohner uumlber die Ortschaften im Abbaugebiet
FrimmersdorJ Quelfe Eigene
Auswertung 1988 nach Rheinische
Bra unkohlcnwerkt t984 S 40
0~--L_-2-_3----4_I Km~ Oftschofl -- Landstraszlige ~ Umsiedlungsstandort -- Autobahn - - - - Bahnlinie c landw Rekultlvlerung ~ Fluszlig ~ forstliche RekulUvlerung Abbaugrenze 11 ~ SeeBraunkohlenplan 1984
Abb 3 Regionalplanerische Darstellung des zu rekultivierenden Abbalgebie fes Frimmersdorllaclt der Auskohluflg (ca im Jahr 2005 ) Quelfe Eigener Enlvurr 1988 aur der Grundlage des Br unk ohltnplans Frimmersdorr Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984
1987 sind hiervon 4386 h bergbau lieh in Anspruch genommen und 2199 ha endshyguumlltig rekultiviert worden
in diesem Gebiet wohnten urspruumlngshylich 8283 Menscben (= 117 Einwobshynerkm vgl Tab 2) Die Verteilung der Einwohner entspricht - wie die Auswershylung nach der Lorenz-Kunle in Abb 4 zeigt - annaumlhernd dem Durchschnill der Umsiedlungen im Revier
Als Beispiel fuumlr den Umsiedlungsabshylauf sollen im folgenden die bereits abgeshyschlossene Umsiedlung des Ortes Koumlnigsshyboven (Stadt Bedburg) und die gegenwaumlrshytig in der Umsiedlung befindlichen Ortshyschaften Garzweiler und Priesterath (Geshymeinde Juumlchen) dargestellt werden Die genannten Ortschaften sind als Arbeitershywohngemeinden landwir tschaftl icher Praumlgung zu charakterisieren D h ca 10 der Anwesen sind landwirtschaftlishyche Betriebe aber die uumlberwiegende Mehrzahl der Berufstauml tigen ist in den umliegenden industriebetrieben beschaumlfshytigt
E Einwohner 100
BO
60
40
2
L~~~~~-=--c=~si o 20 40 60 80 100 Orte
Koumlnigshoyen Koumlnigshoven (vgl Abb 1 5) war der groumlszligte Ort der bisher im rbeinischen Braunkohlenrevier umgesiedell werden muszligte Die Abbaunaumlche in der dieser Ort lag und die Umsiedlungsnaumlche bei Kaster wurden im Teilplan Koumlnigsboshyven - Bedburg 1956 verbindlich erklaumlrt
Die Einwohnerzahl von Koumlnigsboven war 1950 infolge des Fluumlchtlingsstroms auf 2522 Einwohner angestiegen In den Folgejahren wanderten die Nicht-Einheishymischen wieder ab Die Einwohnerzahl sank auf 2337 Einwohner im Jahr 1960 und auf2109 im Jahr 1969 ln diesem Jabr faszligte der Gemeinderat von Koumlnigshoven den Beschluszlig das Neusiedlungsgebiet an die Stadt Kaster die dem Amt Koumlnigshoshyven angehoumlrte anzugliedern
Da Neusiedlungsgebiet umfaszligt eine Flaumlche von 53 ba (vgl Abb 8) und wurde in drei Bebauungsplangebiete unterteilt die ab 1975 nacheinander erschlossen wurden Fuumlr landwirtschaftliche Betriebe wurden im Anschluszlig an das Neusiedshy
34 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
lungsgebiet weitere vier ha und ein landshywirtschaftlicher Weiler von ca 50 ha ershyscWossen Die Besiedlung des Umsiedshylungsstandortes erfolgte in den Jahren 1976 bis 1986 An dieser Entwicklung kann man ablesen daszlig die Buumlrger von Koumlnigshoven als Dorfgemeinscbaft nicbt nur raumlumlich sondern auch zeitlich geshyschlossen d h kurzfristig umsiedeln wollten Etwa 60 der Bevoumllkerung waumlhlten diesen Standort zur neuen Heishymat
Der Siedlungsraum Kaster hat sich als zweiter Schwerpunkt innerhalb des heutigen Stadtgebietes Bedburg entwikshykelt Genutzt wurden die EntwickJungsshychancen dadurch daszlig das damalige Amt Koumlnigshoven bzw die Stadt Kaster beshyreits 1956 einen staumldtebaulichen Rahshymenplan zur funktionalen Verknuumlpfung der Standorte fuumlr die umzusiedelnden Ortschaften des Amtes (Epprath-Tollshyhaus Morken-Harff und Koumlnigshoven) erarbeitet hatte
Durch die sukzessive ErscWieszligung von Baugebieten bestand die Moumlgliebshykelt daszlig auch Familien fluf eigenen Wunsch schon vorab umsiedeln und trotzdem im gemeinsamen Siedlungsvershyband bleiben konnten In diesem Sinne entschieden sich immerhin ca J8 der Einwohner von Koumlnigshoven vorab fuumlr einen Bauplatz in Kaster 86 der Einshywohner von Koumlnigshoven verblieben inshynerbalb des Stadtgebietes von Bedburg Ein weiterer Faktor fuumlr die siedlungsshyraumlumliche Entwicklung Kasters ist darin zu sehen daszlig die Gemeinde ihre Baushylandflaumlchen vom aJten in den neuen Ort tauschte und somit bauwilligen Mietern oder Bewerbern aus dem UmJand Baushystellen preisguumlnstig zur Verfuumlgung stellte
Garzweiler und Priesterath Gegenwaumlrtig steht die Umsiedlung der Ortschaften Garzweiler und Priesterath (vgl Abb 1) im Gemeindegebiet Juumlcben kurz vor ihrem Abschluszlig Hier wohnten urspruumlnglich 1633 Einwohner die in 395 Anwesen lebten Das Abbaugebiet war 1959 verbindlich erklaumlrt worden Obwobl diese Ortschaften erst in der zweiten Haumllfte der 90er Jahre durch den Tagebau bergbaulich in Anspruch genommen wershyden haben sich die Buumlrger die Gemeinde und die Rheinischen BraunkoWenwerke AG bereits Ende der 70er Jahre um einen geeigneten Standort fuumlr das Neusiedshylungsgebiet bemuumlht (vgl Abb 0) Es sollte erreicht werden daszlig rechtzeitig vor Durehschneidung der ehemaligen Bunshydesstraszlige 1 zwischen Garzweiler und Grevenbroich den Buumlrgern ein erschlosshysenes Neubaugebiel zur Verfuumlgung steht Der Umsiedlungsstandort wurde im Jahr 1984 mit dem BraunkohJenplan Frimshymersdorf festgelegt Die Standortwahl war von der Bevoumllkerungsgeneration geshytroffen worden die auch die Umsiedlung
persoumlnlich durchgefuumlhrt (vgl Briickner 1979 S 532)
Bei der kommunalen Neugliederung im Jahr J975 wurde bereits auf die Standshyortpraumlferenzen der Bevoumllkerung Ruumlckshysicht genommen indem Garzweiler der damals neu gebildeten Gemeinde Juumlchen zugeordnet wurde 1980 stimmten 94 der befragten Umsiedler fuumlr den Standort JUumlchen-Nord 1984 wurde der Bebaushyungsplan fuumlr das 42 ha groszlige Neusiedshylungsgebiet rechtskraumlftig
Bis zur JahJesmitte 1988 war die Umshysiedlung von ca 90 der Anwesen vershytraglich geregelt Die Tendenz geht dahin daszlig ca 50 der urspruumlnglichen Einwohshyner sich in diesem Umsiedlungsstandort niederlassen werden Ein Teil der Bevoumllshykerung ist in die zuvor erschlossenen Umsiedlungsgebiete VOn Elfgen (Stadt Grevenbroich) und Koumlnigshoven (Stadt Bedburg) abgewandert Dennoch ist nacb den bisherigen Umsiedlungserfahrungen im rheinischen Braunkohlenrevier damit zu rechnen daszlig sich die gesellschaftlichen Aktivitaumlten der ehemaligen Einwohner auf den Umsiedlu ngsstandort JuumlehenshyNord konzentrieren werden und die doumlrfshyliche Tradition dort fortleben wird Das erste Schuumltzenfes t und die Einweihung der neuen Kirche im Fruumlhjahr 1988 setzshyten deutliche Signale
Entwicklungsplanung Die hier angesprochene regionale Entshywicklung kann nicht nur uumlber eine statishysche Betrachtung der einzelnen Faktoren geplant werden Wieviel Menschen sind umzusiedeln wieviel Siedlungsnaumlche wird benoumltigt usw Es muszlig vielmehr die
Abb 5 Der alle 0 Koumlnigshauen war gepraumlgl durch geschlossene Slraszligenzeiien
Dimension Zeit mit beruumlcksichtigt wershyden
Bei der Umsiedlung von Ortschaften si nd mehrere Planunghorizonte zu beshyachten Die Umsiedlung muszlig spaumltestens bei Abbaubeginn des alten Ortes abgeshyschlossen sein Die Besiedlung des neuen Standortes setzt in der Regel zehn Jabre VOr Abbaubeginn ein Das heiszligt die Planung muszlig mindestens so stichhaltig sein daszlig sie zu Beginn des Umsiedlungsshyverfahrens noch zutrifft aber sie soll auch die Entwicklung in den Folgejahren bis zum Abbaubeginn beruumlcksichtigen Fuumlr das BauJeitplanverfahren einschlieszliglich der Erschlieszligung des Umsiedlungsstandshyortes werden ca drei bis fuumlnf Jahre benoumlshytigt so daszlig der Bedarf etwa 15 Jahre vor Abbaubeginn geschaumltzt werden muszlig Das heiszligt zu diesem Zeitpunkt soUen Umsiedlungsstandort und Flaumlchenbedarf feststehen Etwa vier bis sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich ist die Umsiedshylung eines Ortes zu 90 abgeschlossen (vg l Abb 7)
Analog der bundesweit zu beobachshytenden Trends runsichtlich Altersstruktur der Bevoumllkerung Haushaltsgroumlszligen braochenspeziflschen Entwicklungen im Einzelhandel Gewerbe und Landwirtshyschaft sowie der Mobilitaumlt der Bevoumllkeshyrung si nd die regionalen und fuumlr den Umsiedlungsort spezifischen Entwiekshylungen mit zu beruumlcksichtigen Gleichzeishytig erschlossene Baugebiete in Nachbarshygemeinden oder auch sinkende Immobishylienpreise koumlnnen die urspruumlngliche Standortentseheidung des Umsiedlers aumlndern Auch ist daran zu denken daszlig sich innerhalb der Bevoumllkerung noch Trendverschiebungen hinsichtlich des geshy
35 GR4l (1989) Hl
l ~
gti Abb 6 Der neue Ort in aufgelockerter Bauweise hai seinen Namen KoumlnigshoveIl behalten
wuumlnschten Standortes ergeben koumlnnen Hierzu tragen nicht zuletzt auch Entshyscheidungen der Gemeinde uumlber die lnshyfrastrukturausstattung des Umsiedlungsshystandortes und die Qualitaumlt des Bebaushyungsplanes bei
Der Schwerpunkt der landesplanerishysehen Festlegung des Umsiedlungsstandshyortes liegt zweifellos darin den von der Mehrheit der Umsiedler gewuumlnschten Standort moumlglichst exakt und zutrefTend zu bestimmen Die Schwierigkeit eine Umsiedlungsplanung aufzustellen beshysteht darin daszlig zu der Zeit in der die Planung unter Beruumlcksichtigung von Buumlrgerbefragungen erstellt wird das Klima im umzusiedelnden Ort sehr stark emotional gepraumlgt ist Schlieszliglich bedeushytet die Umsiedlung einer Ortschaft einen sehr starken Eingriff in die persoumlnliche Lebenssphaumlre der dann betroffenen Buumlrshyger
umgesIedelt 0
Steuerung und Entwicklung der UmsiedJungsplanung Der Bedarf fuumlr den Umsiedlungsstandort wird einerseits im landesplanerischen Verfahren und andererseits fuumlr die konshykrete Gestaltung des Umsiedlungsstandshyortes im Bauleitplanverfahren beruumlckshysichtigt Das landesplanerische Verfahren wird durch den Braunkohlenausschuszlig als Sonderausscbuszlig des Bezirksplanunglrashytes beim Regierungspraumlsidenten Koumlln geshymaumlszlig sectsect 24fT LPIG gesteuert Dieser Ausshyschuszlig ist auch fuumlr die Braunkohlenplashynung im Bereich des Regierungsbezirks Duumlsseldorf zustaumlndig Es handelt sich somit um eine Regionalplsouog die uumlber Gemeinde- Kreis- und Bezirksgrenzen hin Ziele der Raumordnung und Landesshyplanung festlegt soweit es fuumlr eine geordshynete Braunkohlenplanung erforderlich ist
Abb7 Der zeitliche Verall der 100 1---- ------0_-0shy
_~ Ortsumsiedlung 90 Koumlnigshoven
Quelle Eigene Auswertungen 1988
80
~ 50
u40 bull Koumlnlgshoven
30 PteG nd Bebauung d88 20 ErChIl8UII~ Umsledlungeetendortel
10 r---~~~~+----------------__ I 2 4 6 8 10 12 14 Jahre
Zur Arbeitsweise des Braunkohlenshyausschusses und seiner beim Regierungsshypraumlsidenten Koumlln eingerichteten Geshyschaumlftsstelle gehoumlrt daszlig die Planentwuumlrfe oumlfTentlich ausgelegt werden und die Beshyvoumllkerung selber Bedenken und Anreshygungen vorbringen kann Die konkrete Planungsaufgabe aber sicberlich auch die existentiellen Belange der Buumlrger und Gemeinden im Braunkohlenrevier fuumlhren dazu daszlig die Planung und Durchfuumlhshyrung der Umsiedlungsmaszlignahmen -aber auch der sonstigen regionaJ bedeutsamen Auswirkungen der Braunkohlenfoumlrdeshyrung - nur im Gegenstromprinzipl geshyschehen und funktionieren koumlnnen Die von den Buumlrgern vorgetragenen Standshyortwuumlnsche werden landesplanerisch abshygewogen und geben darau11tin der Komshymune den Rahmen fuumlr die erforderlichen Bebau ungsplaumlne
Zum Wesen des Gegenstromprinzips gehoumlrt es daszlig die Planungsabsichten und die Verfahrensweise in zahlreichen Dorfshyversammlungen den Buumlrgern in den Umshysiedlungsortschaften von der Gemeinde von der Geschaumlftsstelle des Braunkohlenshyausschusses und vom Bergbaulreibenden nicht nur vorgetragen werden sondern mit ihnen diskutiert werden Seit der ersten Umsiedlung im Revier waumlhlen der Gemeinderat oder die Umsiedler von sich aus einen speziellen Umsiedlungsausshyschuszlig In diesem sind Buumlrger aus dem Umsiedlungsort vertreten um die [ntershyessen der Bevoumllkerung bestmoumlglich zu artikulieren Diese Meinungsaumluszligerungen der Buumlrger und des Umsiedlungsausshyschusses tragen zu einer abgewogenen Entscheidungsfindung der zur Entscheishydung durch Wahlen demokratisch Legitishymierten auf allen Planungsebenen bei (vgl Koumlstering 1988)
Entwicklungschancen der neuen Orte und der Region Wenn die Buumlrger eines umzusiedelnden Ortes den Umsiedlungsstandort in unshymittelbarer Naumlhe eines vorhandenen Orshytes waumlhlen so entspricbt dies den allgeshymeinen laodesplanerischeo Zielsetzunshygen Ortscbaften mit zentraloumlrtlicher Beshydeutung zu staumlrken Aber auch diejenigen Umsiedler die nicht an den Umsiedshylungsstandort ziehen tragen durch ihre Umsiedlung - sei es als Einzelne oder gemeinsam mit einer Gruppe - zur [nneoshyentwicklung der umliegenden Ortschafshyten bei
Der [dealfall daszlig die Bewohner eines Umsiedlungsortes zu 100 gemeinsam an den neuen Ort ziehen laumlszligt sieb nicht erreichen Von daher muszlig nach Wegen gesucht werden die Abwanderungsverlushyste zu kompensieren Eine Moumlglichkeit wird darin gesehen daszlig die Gemeinde uumlber den reinen Umsiedlungsbedarf hinshyaus noch Flaumlcben fuumlr Zuwanderungen
36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
fo bullshy_rU acha
er
1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn
31 GR 41 (1989) H 1
Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland Michael Bruumlckner
In den vergangenen 40 Jahren wurde im Staumldtedreieck Koumlln - Moumlnchengladbach - Aachen die allgemeine wirtschaftliche und demographische Entwickshylung uumlberlagert durch die Umsiedlung von uumlber 40 Ortschaften und 29000 Menshyschen Die Umsiedlungsmaszligshynahmen muumlssen raumlumlich und zeitlich konkret geplant und durchgefuumlhrt werden Welche Entwicklungsmoumlglichkeiten ergeben sich hieraus Wie wird die EntwickJung gesteuert Im folgenden werden einige regionalplanerisch relevante Aspekte der Umsiedlung von Ortschaften am Beispiel des Abbaugebietes Frimmersdorf dargestellt Mit diesem Beitrag greift die
Krs Neuss insgesilmt
Krs Diirp Aldenhoven Inden Nilderzier Merzcnich
57654
4426 3592 6340 3792
405229
11710 7658
12052 7796
7029 2979 07
2646 824 70 2132 4670 610 1901 1517 126 2056 583 75
GR eine weitere Facette der mit dem Braunkoblenbergbau im Rheinischen Revier zusammenhaumlngenden Problemshystellungen auf In GR 51985 beleuchteten unsere Autoren Glaumlszliger und Vossen die landschajtsoumlkologischen Auswirkungen des Braunshykohlentagebaus
Das Beispiel der Ortsumsiedlungen im Abbaugebiet Frimmersdorf
R und 20 der SlromerzeuguDg in Volkswirtschaft ist die Landesregierung oumlffentlichen Kraftwerken in der VOD NordrheinmiddotWestfalen der Aufmiddot Bundesrepublik Deulschland bamiddot fassung daszlig fuumlr eine sichere lind umweltmiddot
sierlc im Jahr 1987 auf Braunkohle Sie lJertraumlgliche Energieuersorgung Vorsorge nimml damit als Energielraumlger nach der dafuumlr ZII treffen ist daszlig die derzeitige Kernenergie (37) und der Steinkohle Foumlrderkapazitaumlt uon 120 Mio t Braunmiddot (30) den drillen Rang ein Etwa 95 kohle pro Jahr langfristig sichergestellt der Braunkohle wird im Rheinland gefoumlrmiddot werden kann (Landesregierung derL Aufgrund der Bedeutung fuumlr die NRW 1987 S 5)
Tab I B(7lloumllkengiddll~ in Gemflden df1 Rheinisclre BraukohleutVerr
Gemeinde aus der Buumlrger Flaumlche hl Einwohner ulngesieclclt dKYOn = in ~ der wurden bzw werden (Stand 1986) Einwlha Umsiedle~ der Einw
Krs Neuis Grevenbroich 10254 57332 5591 966 17 Juumlchen 7197 20449 2841 2013 98
Kr) Duumlren insgesamt
Elflkreif Bedburg Berghcim Bruumlhl E1sdortmiddot Errtsladt frechen Huumlrth Kerpcn
94096
8038 9661 3613 6593 11995 4509 5134
11392
236450
19887 54058 40682 18813 44 777 42366 50978 54910
2513 75Q4 32
2474 6840 344 5595 2709 50
JI260 976 24 2852 1243 66 3733 112 03 9396 3669 87 9929 2542 50 4820 5764 105
Erllkrcis insgesamt 70473 404 132 5734 23855 59
Krs Amhe Eschweiler 7601 52895 6959 2115 40
Krs Aachen insgesamt 55020 287591 5227 2115 07
Summe der 16 Gemeinden 1JI 738 549258 4916 36543 67
I MiniKtcr ruT StudlcLuwicklun Wohnen und Verkehr 1981 2 Diese AnlloLLbcn tlr- Rheinjl1chen Urdunkohlcnwertc AG Koumlln Shtnd 1988 beliehen lieh aufabgelOChlosshyscne aenchmi8h~ und im lltnllngssmdium befindliche TlIgcooue
QulIt Eigcne Zusammenstellung
32 M Bruckner Umsiedlungen infolge des BraunkohJenbergbaues im Rheinland
Die sich aus dem EingrilT in die Reshygion ergebenden Nutzungskonflikte wershyden im wesentlichen durch das Bundesshyberggesetz vom 13 8 1980 (BBergG) und durch das Landesplanungsgesetz (LPlG) des Landes Nordrhcin-Westfalen i d F der Bekanntmachung vom 2811 1979 geregelt Der landesplanerische Abwaumlshygungsprozeszlig hat einerseits zum Ziel die volkswirtschaftlich erforderliche Foumlrdershykapazitaumlt abzusichern und andererseits die EingrilTe des Braunkohlenbergbaus und die damit verbundenen Folgelasten in der Region zu minimieren
Landinanspruchnahme und Ortsumsiedlungen Bei der hohen Bevoumllkerungsdichte Im rheinischen Braunkohlenrevier die mit 492 Ewkm etwa doppelt so hoch liegt wie im Bundesdurcbschnitt bleibt es nicht aus daszlig auch ganze Ortschaften die im Abbaugebiet liegen umgesiedelt werden muumlssen Bis zum Jahresende 1987 wurden im Rheinland 232 km Flaumlche fuumlr den Braunkohlentagebau in Anspruch
o 2 3 4 5km
genommen - davon sind inzwischen 143 km rekultiviert - und ca 29000 Menschen umgesiedelt Diese Umsiedshylungsmaszlignahmen die erst nach dem Zweiten Weltkrieg durcbgefuumlbrt wurden betrafen bzw betreffen nach heutigem Gebietsstand 16 Gemeinden (vgl Tab I)
Mit Ruumlcksicht auf die Umwelt und die vom Abbau betroffenen Menschen sind die Tagebaue flaumlchenmaumlszligig und orshyganisatorisch moumlglichst flaumlchenschonend zu fuumlhren Dieses Ziel wird im wesentlishychen dadurch erreicht daszlig zusammeoshyhaumlngende Braunkohlefelder kontinuiershylich ausgekoblt werden und die Tagebaue auf wenige aufgrund geologischer Geshygebenheiten getrennte Betriebe konzenmiddot triert werden
Umsiedlungen am Beispiel des Abbaugebietes Frimmersdorf Das Abbaugebiet Frimmersdorf ershystreckt sich uumlber Teile des Kreises Neuss und des Erftkreises und liegt im Bereich der Gemeinde Juumlchen und der Staumldte
Grevenbroich und Bedburg Die Umsiedshylungen im Bereich dieses Abbaugebietes sind nabezu abgeschlossen Deshalb eigshynet es sich dazu allgemeine Schluumlsse fuumlr die umsiedlungs bedingte regionale Entshywicklung herzuleiten
Im Jahr 1909 begann die industrielle Braunkohlenfoumlrderung in diesem Reviershyteil (vgl Abb I) Es dauerte jedoch noch ca fuumlnf Jahrzehnte bis die Abbaumaszligshynahmen regional bedeutsame Ausmaszlige annahmen und in den Jabren 19561959 die Abbau- Halden- und Umsiedlungsshyflaumlchen erstmals durch sog Teilplaumlne nach dem Gesetz uumlber die Gesamtplashynung im Rheinischen Braunkohlengeshybiet vom 25 4 1950 verbindlich erklaumlrt wurden Eine Aktualisierung erfolgte 1984 mit Genehmigung des Braunkohshylenplans Frimmersdorr nach dem Lanshydesplanungsgeselz i d F von 1979 (vgl Abb 2) Etwa im Jahr 2005 wird die Auskoblung innerhalb der hiernach geshynehmigten Grenzen abgeschlossen sein (vgl Abb 3) Das Abbaugebiet umfaszligt einschlieszliglich der Auszligenkippen eine Flaumlshyche von 7057 ha Bis zum Jahresende
~~---- nach 1950 geplante landstraszlige ~ OrtschaftLandstraszlige Abbaugrenzen
Reichsstraszlige Autobahn _ UmsiedlungsstlllndortBahnlinieBahnlinie Tagebau- Betriebsflaumlche ~ Fluszlig Fluszlig o landw Rekultlvlerung Ortschaft -- Abbaugrenze It a11~~ Braunkohlenplan 1984 ~ forsll RekultlvierungSee
-_--_--_2--15 Km Tagebau-BetriebsflaumlcheQ 11 3 4
Abb 1 Das Abbagebiet FrimmersdorJ im Jahr 1934 Abb 2 Das Abbagebiet FrimmersdorJ im Jahr 1987 Quelle Eigener Entwurf 1988 Karengrrmdlage Zusammendruck 1934 Quelle Eigener Entwurr 1988 Knrltngrllndlage uumlbersichtskarte Betriebe des Deutschen Reiches I 100000 Reichsamt fuumlr Landesaufnahme BefHszlig der Rheinischen Braunkohlenwerke AG Koumlln Stand 7 1987 uod Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984 S 45
33 GR 41 (1989) H I
Tab 2 Umsiedlungen im Abbaugebie Frimmersdod
Umzusiedelnde dVon Abbaumiddot Ijlndw Einwl
On beginn Einwohner Anwesen Anwesen Anwescn
Teilums Morken ca 1950 102 20 unbek 510 Gindorf SI Leonhard 46 8 575 Frimmcrsdorf Am Hcidbtrg 1961 13 5 660 Reisdorf SI Leonhard 6~ 8 2 863 EpprJthmiddotTollhuus 1968 449 101 9 445 Geddcnbcrgmiddot MUlhhausmiddotOberschltg 1969 437 94 6 465 Omagen 1976 25 3 833 Morken-Hartf 1976 1950 407 23 479 Hohenholz 1979 9 I I 900 Koumlnigshoven 1983 2337 506 56 462 Elfgen 1987 818 155 18 528 Sehnen 1989 339 69 13 491 Hahnerhoumlfe 1991 19 2 I 950 PriesterathlJUumlchenmiddotSuumld 1997 374 107 11 350 Stolzenberg 2000 17 6 2 283 Garzweiler 2003 1254 287 27 437 Muumlhlenhaumluschen 2003 5 I I 500
insgesamt 17 One Onstcile und Einzelanwesen 8283 1780 170 465
Qllfflt Eigene Ermittlungen fluch Rheinische Braunkohlenwerke 1984 Seite 40
Abb 4 Die ~ Verleilung der
Einwohner uumlber die Ortschaften im Abbaugebiet
FrimmersdorJ Quelfe Eigene
Auswertung 1988 nach Rheinische
Bra unkohlcnwerkt t984 S 40
0~--L_-2-_3----4_I Km~ Oftschofl -- Landstraszlige ~ Umsiedlungsstandort -- Autobahn - - - - Bahnlinie c landw Rekultlvlerung ~ Fluszlig ~ forstliche RekulUvlerung Abbaugrenze 11 ~ SeeBraunkohlenplan 1984
Abb 3 Regionalplanerische Darstellung des zu rekultivierenden Abbalgebie fes Frimmersdorllaclt der Auskohluflg (ca im Jahr 2005 ) Quelfe Eigener Enlvurr 1988 aur der Grundlage des Br unk ohltnplans Frimmersdorr Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984
1987 sind hiervon 4386 h bergbau lieh in Anspruch genommen und 2199 ha endshyguumlltig rekultiviert worden
in diesem Gebiet wohnten urspruumlngshylich 8283 Menscben (= 117 Einwobshynerkm vgl Tab 2) Die Verteilung der Einwohner entspricht - wie die Auswershylung nach der Lorenz-Kunle in Abb 4 zeigt - annaumlhernd dem Durchschnill der Umsiedlungen im Revier
Als Beispiel fuumlr den Umsiedlungsabshylauf sollen im folgenden die bereits abgeshyschlossene Umsiedlung des Ortes Koumlnigsshyboven (Stadt Bedburg) und die gegenwaumlrshytig in der Umsiedlung befindlichen Ortshyschaften Garzweiler und Priesterath (Geshymeinde Juumlchen) dargestellt werden Die genannten Ortschaften sind als Arbeitershywohngemeinden landwir tschaftl icher Praumlgung zu charakterisieren D h ca 10 der Anwesen sind landwirtschaftlishyche Betriebe aber die uumlberwiegende Mehrzahl der Berufstauml tigen ist in den umliegenden industriebetrieben beschaumlfshytigt
E Einwohner 100
BO
60
40
2
L~~~~~-=--c=~si o 20 40 60 80 100 Orte
Koumlnigshoyen Koumlnigshoven (vgl Abb 1 5) war der groumlszligte Ort der bisher im rbeinischen Braunkohlenrevier umgesiedell werden muszligte Die Abbaunaumlche in der dieser Ort lag und die Umsiedlungsnaumlche bei Kaster wurden im Teilplan Koumlnigsboshyven - Bedburg 1956 verbindlich erklaumlrt
Die Einwohnerzahl von Koumlnigsboven war 1950 infolge des Fluumlchtlingsstroms auf 2522 Einwohner angestiegen In den Folgejahren wanderten die Nicht-Einheishymischen wieder ab Die Einwohnerzahl sank auf 2337 Einwohner im Jahr 1960 und auf2109 im Jahr 1969 ln diesem Jabr faszligte der Gemeinderat von Koumlnigshoven den Beschluszlig das Neusiedlungsgebiet an die Stadt Kaster die dem Amt Koumlnigshoshyven angehoumlrte anzugliedern
Da Neusiedlungsgebiet umfaszligt eine Flaumlche von 53 ba (vgl Abb 8) und wurde in drei Bebauungsplangebiete unterteilt die ab 1975 nacheinander erschlossen wurden Fuumlr landwirtschaftliche Betriebe wurden im Anschluszlig an das Neusiedshy
34 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
lungsgebiet weitere vier ha und ein landshywirtschaftlicher Weiler von ca 50 ha ershyscWossen Die Besiedlung des Umsiedshylungsstandortes erfolgte in den Jahren 1976 bis 1986 An dieser Entwicklung kann man ablesen daszlig die Buumlrger von Koumlnigshoven als Dorfgemeinscbaft nicbt nur raumlumlich sondern auch zeitlich geshyschlossen d h kurzfristig umsiedeln wollten Etwa 60 der Bevoumllkerung waumlhlten diesen Standort zur neuen Heishymat
Der Siedlungsraum Kaster hat sich als zweiter Schwerpunkt innerhalb des heutigen Stadtgebietes Bedburg entwikshykelt Genutzt wurden die EntwickJungsshychancen dadurch daszlig das damalige Amt Koumlnigshoven bzw die Stadt Kaster beshyreits 1956 einen staumldtebaulichen Rahshymenplan zur funktionalen Verknuumlpfung der Standorte fuumlr die umzusiedelnden Ortschaften des Amtes (Epprath-Tollshyhaus Morken-Harff und Koumlnigshoven) erarbeitet hatte
Durch die sukzessive ErscWieszligung von Baugebieten bestand die Moumlgliebshykelt daszlig auch Familien fluf eigenen Wunsch schon vorab umsiedeln und trotzdem im gemeinsamen Siedlungsvershyband bleiben konnten In diesem Sinne entschieden sich immerhin ca J8 der Einwohner von Koumlnigshoven vorab fuumlr einen Bauplatz in Kaster 86 der Einshywohner von Koumlnigshoven verblieben inshynerbalb des Stadtgebietes von Bedburg Ein weiterer Faktor fuumlr die siedlungsshyraumlumliche Entwicklung Kasters ist darin zu sehen daszlig die Gemeinde ihre Baushylandflaumlchen vom aJten in den neuen Ort tauschte und somit bauwilligen Mietern oder Bewerbern aus dem UmJand Baushystellen preisguumlnstig zur Verfuumlgung stellte
Garzweiler und Priesterath Gegenwaumlrtig steht die Umsiedlung der Ortschaften Garzweiler und Priesterath (vgl Abb 1) im Gemeindegebiet Juumlcben kurz vor ihrem Abschluszlig Hier wohnten urspruumlnglich 1633 Einwohner die in 395 Anwesen lebten Das Abbaugebiet war 1959 verbindlich erklaumlrt worden Obwobl diese Ortschaften erst in der zweiten Haumllfte der 90er Jahre durch den Tagebau bergbaulich in Anspruch genommen wershyden haben sich die Buumlrger die Gemeinde und die Rheinischen BraunkoWenwerke AG bereits Ende der 70er Jahre um einen geeigneten Standort fuumlr das Neusiedshylungsgebiet bemuumlht (vgl Abb 0) Es sollte erreicht werden daszlig rechtzeitig vor Durehschneidung der ehemaligen Bunshydesstraszlige 1 zwischen Garzweiler und Grevenbroich den Buumlrgern ein erschlosshysenes Neubaugebiel zur Verfuumlgung steht Der Umsiedlungsstandort wurde im Jahr 1984 mit dem BraunkohJenplan Frimshymersdorf festgelegt Die Standortwahl war von der Bevoumllkerungsgeneration geshytroffen worden die auch die Umsiedlung
persoumlnlich durchgefuumlhrt (vgl Briickner 1979 S 532)
Bei der kommunalen Neugliederung im Jahr J975 wurde bereits auf die Standshyortpraumlferenzen der Bevoumllkerung Ruumlckshysicht genommen indem Garzweiler der damals neu gebildeten Gemeinde Juumlchen zugeordnet wurde 1980 stimmten 94 der befragten Umsiedler fuumlr den Standort JUumlchen-Nord 1984 wurde der Bebaushyungsplan fuumlr das 42 ha groszlige Neusiedshylungsgebiet rechtskraumlftig
Bis zur JahJesmitte 1988 war die Umshysiedlung von ca 90 der Anwesen vershytraglich geregelt Die Tendenz geht dahin daszlig ca 50 der urspruumlnglichen Einwohshyner sich in diesem Umsiedlungsstandort niederlassen werden Ein Teil der Bevoumllshykerung ist in die zuvor erschlossenen Umsiedlungsgebiete VOn Elfgen (Stadt Grevenbroich) und Koumlnigshoven (Stadt Bedburg) abgewandert Dennoch ist nacb den bisherigen Umsiedlungserfahrungen im rheinischen Braunkohlenrevier damit zu rechnen daszlig sich die gesellschaftlichen Aktivitaumlten der ehemaligen Einwohner auf den Umsiedlu ngsstandort JuumlehenshyNord konzentrieren werden und die doumlrfshyliche Tradition dort fortleben wird Das erste Schuumltzenfes t und die Einweihung der neuen Kirche im Fruumlhjahr 1988 setzshyten deutliche Signale
Entwicklungsplanung Die hier angesprochene regionale Entshywicklung kann nicht nur uumlber eine statishysche Betrachtung der einzelnen Faktoren geplant werden Wieviel Menschen sind umzusiedeln wieviel Siedlungsnaumlche wird benoumltigt usw Es muszlig vielmehr die
Abb 5 Der alle 0 Koumlnigshauen war gepraumlgl durch geschlossene Slraszligenzeiien
Dimension Zeit mit beruumlcksichtigt wershyden
Bei der Umsiedlung von Ortschaften si nd mehrere Planunghorizonte zu beshyachten Die Umsiedlung muszlig spaumltestens bei Abbaubeginn des alten Ortes abgeshyschlossen sein Die Besiedlung des neuen Standortes setzt in der Regel zehn Jabre VOr Abbaubeginn ein Das heiszligt die Planung muszlig mindestens so stichhaltig sein daszlig sie zu Beginn des Umsiedlungsshyverfahrens noch zutrifft aber sie soll auch die Entwicklung in den Folgejahren bis zum Abbaubeginn beruumlcksichtigen Fuumlr das BauJeitplanverfahren einschlieszliglich der Erschlieszligung des Umsiedlungsstandshyortes werden ca drei bis fuumlnf Jahre benoumlshytigt so daszlig der Bedarf etwa 15 Jahre vor Abbaubeginn geschaumltzt werden muszlig Das heiszligt zu diesem Zeitpunkt soUen Umsiedlungsstandort und Flaumlchenbedarf feststehen Etwa vier bis sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich ist die Umsiedshylung eines Ortes zu 90 abgeschlossen (vg l Abb 7)
Analog der bundesweit zu beobachshytenden Trends runsichtlich Altersstruktur der Bevoumllkerung Haushaltsgroumlszligen braochenspeziflschen Entwicklungen im Einzelhandel Gewerbe und Landwirtshyschaft sowie der Mobilitaumlt der Bevoumllkeshyrung si nd die regionalen und fuumlr den Umsiedlungsort spezifischen Entwiekshylungen mit zu beruumlcksichtigen Gleichzeishytig erschlossene Baugebiete in Nachbarshygemeinden oder auch sinkende Immobishylienpreise koumlnnen die urspruumlngliche Standortentseheidung des Umsiedlers aumlndern Auch ist daran zu denken daszlig sich innerhalb der Bevoumllkerung noch Trendverschiebungen hinsichtlich des geshy
35 GR4l (1989) Hl
l ~
gti Abb 6 Der neue Ort in aufgelockerter Bauweise hai seinen Namen KoumlnigshoveIl behalten
wuumlnschten Standortes ergeben koumlnnen Hierzu tragen nicht zuletzt auch Entshyscheidungen der Gemeinde uumlber die lnshyfrastrukturausstattung des Umsiedlungsshystandortes und die Qualitaumlt des Bebaushyungsplanes bei
Der Schwerpunkt der landesplanerishysehen Festlegung des Umsiedlungsstandshyortes liegt zweifellos darin den von der Mehrheit der Umsiedler gewuumlnschten Standort moumlglichst exakt und zutrefTend zu bestimmen Die Schwierigkeit eine Umsiedlungsplanung aufzustellen beshysteht darin daszlig zu der Zeit in der die Planung unter Beruumlcksichtigung von Buumlrgerbefragungen erstellt wird das Klima im umzusiedelnden Ort sehr stark emotional gepraumlgt ist Schlieszliglich bedeushytet die Umsiedlung einer Ortschaft einen sehr starken Eingriff in die persoumlnliche Lebenssphaumlre der dann betroffenen Buumlrshyger
umgesIedelt 0
Steuerung und Entwicklung der UmsiedJungsplanung Der Bedarf fuumlr den Umsiedlungsstandort wird einerseits im landesplanerischen Verfahren und andererseits fuumlr die konshykrete Gestaltung des Umsiedlungsstandshyortes im Bauleitplanverfahren beruumlckshysichtigt Das landesplanerische Verfahren wird durch den Braunkohlenausschuszlig als Sonderausscbuszlig des Bezirksplanunglrashytes beim Regierungspraumlsidenten Koumlln geshymaumlszlig sectsect 24fT LPIG gesteuert Dieser Ausshyschuszlig ist auch fuumlr die Braunkohlenplashynung im Bereich des Regierungsbezirks Duumlsseldorf zustaumlndig Es handelt sich somit um eine Regionalplsouog die uumlber Gemeinde- Kreis- und Bezirksgrenzen hin Ziele der Raumordnung und Landesshyplanung festlegt soweit es fuumlr eine geordshynete Braunkohlenplanung erforderlich ist
Abb7 Der zeitliche Verall der 100 1---- ------0_-0shy
_~ Ortsumsiedlung 90 Koumlnigshoven
Quelle Eigene Auswertungen 1988
80
~ 50
u40 bull Koumlnlgshoven
30 PteG nd Bebauung d88 20 ErChIl8UII~ Umsledlungeetendortel
10 r---~~~~+----------------__ I 2 4 6 8 10 12 14 Jahre
Zur Arbeitsweise des Braunkohlenshyausschusses und seiner beim Regierungsshypraumlsidenten Koumlln eingerichteten Geshyschaumlftsstelle gehoumlrt daszlig die Planentwuumlrfe oumlfTentlich ausgelegt werden und die Beshyvoumllkerung selber Bedenken und Anreshygungen vorbringen kann Die konkrete Planungsaufgabe aber sicberlich auch die existentiellen Belange der Buumlrger und Gemeinden im Braunkohlenrevier fuumlhren dazu daszlig die Planung und Durchfuumlhshyrung der Umsiedlungsmaszlignahmen -aber auch der sonstigen regionaJ bedeutsamen Auswirkungen der Braunkohlenfoumlrdeshyrung - nur im Gegenstromprinzipl geshyschehen und funktionieren koumlnnen Die von den Buumlrgern vorgetragenen Standshyortwuumlnsche werden landesplanerisch abshygewogen und geben darau11tin der Komshymune den Rahmen fuumlr die erforderlichen Bebau ungsplaumlne
Zum Wesen des Gegenstromprinzips gehoumlrt es daszlig die Planungsabsichten und die Verfahrensweise in zahlreichen Dorfshyversammlungen den Buumlrgern in den Umshysiedlungsortschaften von der Gemeinde von der Geschaumlftsstelle des Braunkohlenshyausschusses und vom Bergbaulreibenden nicht nur vorgetragen werden sondern mit ihnen diskutiert werden Seit der ersten Umsiedlung im Revier waumlhlen der Gemeinderat oder die Umsiedler von sich aus einen speziellen Umsiedlungsausshyschuszlig In diesem sind Buumlrger aus dem Umsiedlungsort vertreten um die [ntershyessen der Bevoumllkerung bestmoumlglich zu artikulieren Diese Meinungsaumluszligerungen der Buumlrger und des Umsiedlungsausshyschusses tragen zu einer abgewogenen Entscheidungsfindung der zur Entscheishydung durch Wahlen demokratisch Legitishymierten auf allen Planungsebenen bei (vgl Koumlstering 1988)
Entwicklungschancen der neuen Orte und der Region Wenn die Buumlrger eines umzusiedelnden Ortes den Umsiedlungsstandort in unshymittelbarer Naumlhe eines vorhandenen Orshytes waumlhlen so entspricbt dies den allgeshymeinen laodesplanerischeo Zielsetzunshygen Ortscbaften mit zentraloumlrtlicher Beshydeutung zu staumlrken Aber auch diejenigen Umsiedler die nicht an den Umsiedshylungsstandort ziehen tragen durch ihre Umsiedlung - sei es als Einzelne oder gemeinsam mit einer Gruppe - zur [nneoshyentwicklung der umliegenden Ortschafshyten bei
Der [dealfall daszlig die Bewohner eines Umsiedlungsortes zu 100 gemeinsam an den neuen Ort ziehen laumlszligt sieb nicht erreichen Von daher muszlig nach Wegen gesucht werden die Abwanderungsverlushyste zu kompensieren Eine Moumlglichkeit wird darin gesehen daszlig die Gemeinde uumlber den reinen Umsiedlungsbedarf hinshyaus noch Flaumlcben fuumlr Zuwanderungen
36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
fo bullshy_rU acha
er
1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn
32 M Bruckner Umsiedlungen infolge des BraunkohJenbergbaues im Rheinland
Die sich aus dem EingrilT in die Reshygion ergebenden Nutzungskonflikte wershyden im wesentlichen durch das Bundesshyberggesetz vom 13 8 1980 (BBergG) und durch das Landesplanungsgesetz (LPlG) des Landes Nordrhcin-Westfalen i d F der Bekanntmachung vom 2811 1979 geregelt Der landesplanerische Abwaumlshygungsprozeszlig hat einerseits zum Ziel die volkswirtschaftlich erforderliche Foumlrdershykapazitaumlt abzusichern und andererseits die EingrilTe des Braunkohlenbergbaus und die damit verbundenen Folgelasten in der Region zu minimieren
Landinanspruchnahme und Ortsumsiedlungen Bei der hohen Bevoumllkerungsdichte Im rheinischen Braunkohlenrevier die mit 492 Ewkm etwa doppelt so hoch liegt wie im Bundesdurcbschnitt bleibt es nicht aus daszlig auch ganze Ortschaften die im Abbaugebiet liegen umgesiedelt werden muumlssen Bis zum Jahresende 1987 wurden im Rheinland 232 km Flaumlche fuumlr den Braunkohlentagebau in Anspruch
o 2 3 4 5km
genommen - davon sind inzwischen 143 km rekultiviert - und ca 29000 Menschen umgesiedelt Diese Umsiedshylungsmaszlignahmen die erst nach dem Zweiten Weltkrieg durcbgefuumlbrt wurden betrafen bzw betreffen nach heutigem Gebietsstand 16 Gemeinden (vgl Tab I)
Mit Ruumlcksicht auf die Umwelt und die vom Abbau betroffenen Menschen sind die Tagebaue flaumlchenmaumlszligig und orshyganisatorisch moumlglichst flaumlchenschonend zu fuumlhren Dieses Ziel wird im wesentlishychen dadurch erreicht daszlig zusammeoshyhaumlngende Braunkohlefelder kontinuiershylich ausgekoblt werden und die Tagebaue auf wenige aufgrund geologischer Geshygebenheiten getrennte Betriebe konzenmiddot triert werden
Umsiedlungen am Beispiel des Abbaugebietes Frimmersdorf Das Abbaugebiet Frimmersdorf ershystreckt sich uumlber Teile des Kreises Neuss und des Erftkreises und liegt im Bereich der Gemeinde Juumlchen und der Staumldte
Grevenbroich und Bedburg Die Umsiedshylungen im Bereich dieses Abbaugebietes sind nabezu abgeschlossen Deshalb eigshynet es sich dazu allgemeine Schluumlsse fuumlr die umsiedlungs bedingte regionale Entshywicklung herzuleiten
Im Jahr 1909 begann die industrielle Braunkohlenfoumlrderung in diesem Reviershyteil (vgl Abb I) Es dauerte jedoch noch ca fuumlnf Jahrzehnte bis die Abbaumaszligshynahmen regional bedeutsame Ausmaszlige annahmen und in den Jabren 19561959 die Abbau- Halden- und Umsiedlungsshyflaumlchen erstmals durch sog Teilplaumlne nach dem Gesetz uumlber die Gesamtplashynung im Rheinischen Braunkohlengeshybiet vom 25 4 1950 verbindlich erklaumlrt wurden Eine Aktualisierung erfolgte 1984 mit Genehmigung des Braunkohshylenplans Frimmersdorr nach dem Lanshydesplanungsgeselz i d F von 1979 (vgl Abb 2) Etwa im Jahr 2005 wird die Auskoblung innerhalb der hiernach geshynehmigten Grenzen abgeschlossen sein (vgl Abb 3) Das Abbaugebiet umfaszligt einschlieszliglich der Auszligenkippen eine Flaumlshyche von 7057 ha Bis zum Jahresende
~~---- nach 1950 geplante landstraszlige ~ OrtschaftLandstraszlige Abbaugrenzen
Reichsstraszlige Autobahn _ UmsiedlungsstlllndortBahnlinieBahnlinie Tagebau- Betriebsflaumlche ~ Fluszlig Fluszlig o landw Rekultlvlerung Ortschaft -- Abbaugrenze It a11~~ Braunkohlenplan 1984 ~ forsll RekultlvierungSee
-_--_--_2--15 Km Tagebau-BetriebsflaumlcheQ 11 3 4
Abb 1 Das Abbagebiet FrimmersdorJ im Jahr 1934 Abb 2 Das Abbagebiet FrimmersdorJ im Jahr 1987 Quelle Eigener Entwurf 1988 Karengrrmdlage Zusammendruck 1934 Quelle Eigener Entwurr 1988 Knrltngrllndlage uumlbersichtskarte Betriebe des Deutschen Reiches I 100000 Reichsamt fuumlr Landesaufnahme BefHszlig der Rheinischen Braunkohlenwerke AG Koumlln Stand 7 1987 uod Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984 S 45
33 GR 41 (1989) H I
Tab 2 Umsiedlungen im Abbaugebie Frimmersdod
Umzusiedelnde dVon Abbaumiddot Ijlndw Einwl
On beginn Einwohner Anwesen Anwesen Anwescn
Teilums Morken ca 1950 102 20 unbek 510 Gindorf SI Leonhard 46 8 575 Frimmcrsdorf Am Hcidbtrg 1961 13 5 660 Reisdorf SI Leonhard 6~ 8 2 863 EpprJthmiddotTollhuus 1968 449 101 9 445 Geddcnbcrgmiddot MUlhhausmiddotOberschltg 1969 437 94 6 465 Omagen 1976 25 3 833 Morken-Hartf 1976 1950 407 23 479 Hohenholz 1979 9 I I 900 Koumlnigshoven 1983 2337 506 56 462 Elfgen 1987 818 155 18 528 Sehnen 1989 339 69 13 491 Hahnerhoumlfe 1991 19 2 I 950 PriesterathlJUumlchenmiddotSuumld 1997 374 107 11 350 Stolzenberg 2000 17 6 2 283 Garzweiler 2003 1254 287 27 437 Muumlhlenhaumluschen 2003 5 I I 500
insgesamt 17 One Onstcile und Einzelanwesen 8283 1780 170 465
Qllfflt Eigene Ermittlungen fluch Rheinische Braunkohlenwerke 1984 Seite 40
Abb 4 Die ~ Verleilung der
Einwohner uumlber die Ortschaften im Abbaugebiet
FrimmersdorJ Quelfe Eigene
Auswertung 1988 nach Rheinische
Bra unkohlcnwerkt t984 S 40
0~--L_-2-_3----4_I Km~ Oftschofl -- Landstraszlige ~ Umsiedlungsstandort -- Autobahn - - - - Bahnlinie c landw Rekultlvlerung ~ Fluszlig ~ forstliche RekulUvlerung Abbaugrenze 11 ~ SeeBraunkohlenplan 1984
Abb 3 Regionalplanerische Darstellung des zu rekultivierenden Abbalgebie fes Frimmersdorllaclt der Auskohluflg (ca im Jahr 2005 ) Quelfe Eigener Enlvurr 1988 aur der Grundlage des Br unk ohltnplans Frimmersdorr Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984
1987 sind hiervon 4386 h bergbau lieh in Anspruch genommen und 2199 ha endshyguumlltig rekultiviert worden
in diesem Gebiet wohnten urspruumlngshylich 8283 Menscben (= 117 Einwobshynerkm vgl Tab 2) Die Verteilung der Einwohner entspricht - wie die Auswershylung nach der Lorenz-Kunle in Abb 4 zeigt - annaumlhernd dem Durchschnill der Umsiedlungen im Revier
Als Beispiel fuumlr den Umsiedlungsabshylauf sollen im folgenden die bereits abgeshyschlossene Umsiedlung des Ortes Koumlnigsshyboven (Stadt Bedburg) und die gegenwaumlrshytig in der Umsiedlung befindlichen Ortshyschaften Garzweiler und Priesterath (Geshymeinde Juumlchen) dargestellt werden Die genannten Ortschaften sind als Arbeitershywohngemeinden landwir tschaftl icher Praumlgung zu charakterisieren D h ca 10 der Anwesen sind landwirtschaftlishyche Betriebe aber die uumlberwiegende Mehrzahl der Berufstauml tigen ist in den umliegenden industriebetrieben beschaumlfshytigt
E Einwohner 100
BO
60
40
2
L~~~~~-=--c=~si o 20 40 60 80 100 Orte
Koumlnigshoyen Koumlnigshoven (vgl Abb 1 5) war der groumlszligte Ort der bisher im rbeinischen Braunkohlenrevier umgesiedell werden muszligte Die Abbaunaumlche in der dieser Ort lag und die Umsiedlungsnaumlche bei Kaster wurden im Teilplan Koumlnigsboshyven - Bedburg 1956 verbindlich erklaumlrt
Die Einwohnerzahl von Koumlnigsboven war 1950 infolge des Fluumlchtlingsstroms auf 2522 Einwohner angestiegen In den Folgejahren wanderten die Nicht-Einheishymischen wieder ab Die Einwohnerzahl sank auf 2337 Einwohner im Jahr 1960 und auf2109 im Jahr 1969 ln diesem Jabr faszligte der Gemeinderat von Koumlnigshoven den Beschluszlig das Neusiedlungsgebiet an die Stadt Kaster die dem Amt Koumlnigshoshyven angehoumlrte anzugliedern
Da Neusiedlungsgebiet umfaszligt eine Flaumlche von 53 ba (vgl Abb 8) und wurde in drei Bebauungsplangebiete unterteilt die ab 1975 nacheinander erschlossen wurden Fuumlr landwirtschaftliche Betriebe wurden im Anschluszlig an das Neusiedshy
34 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
lungsgebiet weitere vier ha und ein landshywirtschaftlicher Weiler von ca 50 ha ershyscWossen Die Besiedlung des Umsiedshylungsstandortes erfolgte in den Jahren 1976 bis 1986 An dieser Entwicklung kann man ablesen daszlig die Buumlrger von Koumlnigshoven als Dorfgemeinscbaft nicbt nur raumlumlich sondern auch zeitlich geshyschlossen d h kurzfristig umsiedeln wollten Etwa 60 der Bevoumllkerung waumlhlten diesen Standort zur neuen Heishymat
Der Siedlungsraum Kaster hat sich als zweiter Schwerpunkt innerhalb des heutigen Stadtgebietes Bedburg entwikshykelt Genutzt wurden die EntwickJungsshychancen dadurch daszlig das damalige Amt Koumlnigshoven bzw die Stadt Kaster beshyreits 1956 einen staumldtebaulichen Rahshymenplan zur funktionalen Verknuumlpfung der Standorte fuumlr die umzusiedelnden Ortschaften des Amtes (Epprath-Tollshyhaus Morken-Harff und Koumlnigshoven) erarbeitet hatte
Durch die sukzessive ErscWieszligung von Baugebieten bestand die Moumlgliebshykelt daszlig auch Familien fluf eigenen Wunsch schon vorab umsiedeln und trotzdem im gemeinsamen Siedlungsvershyband bleiben konnten In diesem Sinne entschieden sich immerhin ca J8 der Einwohner von Koumlnigshoven vorab fuumlr einen Bauplatz in Kaster 86 der Einshywohner von Koumlnigshoven verblieben inshynerbalb des Stadtgebietes von Bedburg Ein weiterer Faktor fuumlr die siedlungsshyraumlumliche Entwicklung Kasters ist darin zu sehen daszlig die Gemeinde ihre Baushylandflaumlchen vom aJten in den neuen Ort tauschte und somit bauwilligen Mietern oder Bewerbern aus dem UmJand Baushystellen preisguumlnstig zur Verfuumlgung stellte
Garzweiler und Priesterath Gegenwaumlrtig steht die Umsiedlung der Ortschaften Garzweiler und Priesterath (vgl Abb 1) im Gemeindegebiet Juumlcben kurz vor ihrem Abschluszlig Hier wohnten urspruumlnglich 1633 Einwohner die in 395 Anwesen lebten Das Abbaugebiet war 1959 verbindlich erklaumlrt worden Obwobl diese Ortschaften erst in der zweiten Haumllfte der 90er Jahre durch den Tagebau bergbaulich in Anspruch genommen wershyden haben sich die Buumlrger die Gemeinde und die Rheinischen BraunkoWenwerke AG bereits Ende der 70er Jahre um einen geeigneten Standort fuumlr das Neusiedshylungsgebiet bemuumlht (vgl Abb 0) Es sollte erreicht werden daszlig rechtzeitig vor Durehschneidung der ehemaligen Bunshydesstraszlige 1 zwischen Garzweiler und Grevenbroich den Buumlrgern ein erschlosshysenes Neubaugebiel zur Verfuumlgung steht Der Umsiedlungsstandort wurde im Jahr 1984 mit dem BraunkohJenplan Frimshymersdorf festgelegt Die Standortwahl war von der Bevoumllkerungsgeneration geshytroffen worden die auch die Umsiedlung
persoumlnlich durchgefuumlhrt (vgl Briickner 1979 S 532)
Bei der kommunalen Neugliederung im Jahr J975 wurde bereits auf die Standshyortpraumlferenzen der Bevoumllkerung Ruumlckshysicht genommen indem Garzweiler der damals neu gebildeten Gemeinde Juumlchen zugeordnet wurde 1980 stimmten 94 der befragten Umsiedler fuumlr den Standort JUumlchen-Nord 1984 wurde der Bebaushyungsplan fuumlr das 42 ha groszlige Neusiedshylungsgebiet rechtskraumlftig
Bis zur JahJesmitte 1988 war die Umshysiedlung von ca 90 der Anwesen vershytraglich geregelt Die Tendenz geht dahin daszlig ca 50 der urspruumlnglichen Einwohshyner sich in diesem Umsiedlungsstandort niederlassen werden Ein Teil der Bevoumllshykerung ist in die zuvor erschlossenen Umsiedlungsgebiete VOn Elfgen (Stadt Grevenbroich) und Koumlnigshoven (Stadt Bedburg) abgewandert Dennoch ist nacb den bisherigen Umsiedlungserfahrungen im rheinischen Braunkohlenrevier damit zu rechnen daszlig sich die gesellschaftlichen Aktivitaumlten der ehemaligen Einwohner auf den Umsiedlu ngsstandort JuumlehenshyNord konzentrieren werden und die doumlrfshyliche Tradition dort fortleben wird Das erste Schuumltzenfes t und die Einweihung der neuen Kirche im Fruumlhjahr 1988 setzshyten deutliche Signale
Entwicklungsplanung Die hier angesprochene regionale Entshywicklung kann nicht nur uumlber eine statishysche Betrachtung der einzelnen Faktoren geplant werden Wieviel Menschen sind umzusiedeln wieviel Siedlungsnaumlche wird benoumltigt usw Es muszlig vielmehr die
Abb 5 Der alle 0 Koumlnigshauen war gepraumlgl durch geschlossene Slraszligenzeiien
Dimension Zeit mit beruumlcksichtigt wershyden
Bei der Umsiedlung von Ortschaften si nd mehrere Planunghorizonte zu beshyachten Die Umsiedlung muszlig spaumltestens bei Abbaubeginn des alten Ortes abgeshyschlossen sein Die Besiedlung des neuen Standortes setzt in der Regel zehn Jabre VOr Abbaubeginn ein Das heiszligt die Planung muszlig mindestens so stichhaltig sein daszlig sie zu Beginn des Umsiedlungsshyverfahrens noch zutrifft aber sie soll auch die Entwicklung in den Folgejahren bis zum Abbaubeginn beruumlcksichtigen Fuumlr das BauJeitplanverfahren einschlieszliglich der Erschlieszligung des Umsiedlungsstandshyortes werden ca drei bis fuumlnf Jahre benoumlshytigt so daszlig der Bedarf etwa 15 Jahre vor Abbaubeginn geschaumltzt werden muszlig Das heiszligt zu diesem Zeitpunkt soUen Umsiedlungsstandort und Flaumlchenbedarf feststehen Etwa vier bis sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich ist die Umsiedshylung eines Ortes zu 90 abgeschlossen (vg l Abb 7)
Analog der bundesweit zu beobachshytenden Trends runsichtlich Altersstruktur der Bevoumllkerung Haushaltsgroumlszligen braochenspeziflschen Entwicklungen im Einzelhandel Gewerbe und Landwirtshyschaft sowie der Mobilitaumlt der Bevoumllkeshyrung si nd die regionalen und fuumlr den Umsiedlungsort spezifischen Entwiekshylungen mit zu beruumlcksichtigen Gleichzeishytig erschlossene Baugebiete in Nachbarshygemeinden oder auch sinkende Immobishylienpreise koumlnnen die urspruumlngliche Standortentseheidung des Umsiedlers aumlndern Auch ist daran zu denken daszlig sich innerhalb der Bevoumllkerung noch Trendverschiebungen hinsichtlich des geshy
35 GR4l (1989) Hl
l ~
gti Abb 6 Der neue Ort in aufgelockerter Bauweise hai seinen Namen KoumlnigshoveIl behalten
wuumlnschten Standortes ergeben koumlnnen Hierzu tragen nicht zuletzt auch Entshyscheidungen der Gemeinde uumlber die lnshyfrastrukturausstattung des Umsiedlungsshystandortes und die Qualitaumlt des Bebaushyungsplanes bei
Der Schwerpunkt der landesplanerishysehen Festlegung des Umsiedlungsstandshyortes liegt zweifellos darin den von der Mehrheit der Umsiedler gewuumlnschten Standort moumlglichst exakt und zutrefTend zu bestimmen Die Schwierigkeit eine Umsiedlungsplanung aufzustellen beshysteht darin daszlig zu der Zeit in der die Planung unter Beruumlcksichtigung von Buumlrgerbefragungen erstellt wird das Klima im umzusiedelnden Ort sehr stark emotional gepraumlgt ist Schlieszliglich bedeushytet die Umsiedlung einer Ortschaft einen sehr starken Eingriff in die persoumlnliche Lebenssphaumlre der dann betroffenen Buumlrshyger
umgesIedelt 0
Steuerung und Entwicklung der UmsiedJungsplanung Der Bedarf fuumlr den Umsiedlungsstandort wird einerseits im landesplanerischen Verfahren und andererseits fuumlr die konshykrete Gestaltung des Umsiedlungsstandshyortes im Bauleitplanverfahren beruumlckshysichtigt Das landesplanerische Verfahren wird durch den Braunkohlenausschuszlig als Sonderausscbuszlig des Bezirksplanunglrashytes beim Regierungspraumlsidenten Koumlln geshymaumlszlig sectsect 24fT LPIG gesteuert Dieser Ausshyschuszlig ist auch fuumlr die Braunkohlenplashynung im Bereich des Regierungsbezirks Duumlsseldorf zustaumlndig Es handelt sich somit um eine Regionalplsouog die uumlber Gemeinde- Kreis- und Bezirksgrenzen hin Ziele der Raumordnung und Landesshyplanung festlegt soweit es fuumlr eine geordshynete Braunkohlenplanung erforderlich ist
Abb7 Der zeitliche Verall der 100 1---- ------0_-0shy
_~ Ortsumsiedlung 90 Koumlnigshoven
Quelle Eigene Auswertungen 1988
80
~ 50
u40 bull Koumlnlgshoven
30 PteG nd Bebauung d88 20 ErChIl8UII~ Umsledlungeetendortel
10 r---~~~~+----------------__ I 2 4 6 8 10 12 14 Jahre
Zur Arbeitsweise des Braunkohlenshyausschusses und seiner beim Regierungsshypraumlsidenten Koumlln eingerichteten Geshyschaumlftsstelle gehoumlrt daszlig die Planentwuumlrfe oumlfTentlich ausgelegt werden und die Beshyvoumllkerung selber Bedenken und Anreshygungen vorbringen kann Die konkrete Planungsaufgabe aber sicberlich auch die existentiellen Belange der Buumlrger und Gemeinden im Braunkohlenrevier fuumlhren dazu daszlig die Planung und Durchfuumlhshyrung der Umsiedlungsmaszlignahmen -aber auch der sonstigen regionaJ bedeutsamen Auswirkungen der Braunkohlenfoumlrdeshyrung - nur im Gegenstromprinzipl geshyschehen und funktionieren koumlnnen Die von den Buumlrgern vorgetragenen Standshyortwuumlnsche werden landesplanerisch abshygewogen und geben darau11tin der Komshymune den Rahmen fuumlr die erforderlichen Bebau ungsplaumlne
Zum Wesen des Gegenstromprinzips gehoumlrt es daszlig die Planungsabsichten und die Verfahrensweise in zahlreichen Dorfshyversammlungen den Buumlrgern in den Umshysiedlungsortschaften von der Gemeinde von der Geschaumlftsstelle des Braunkohlenshyausschusses und vom Bergbaulreibenden nicht nur vorgetragen werden sondern mit ihnen diskutiert werden Seit der ersten Umsiedlung im Revier waumlhlen der Gemeinderat oder die Umsiedler von sich aus einen speziellen Umsiedlungsausshyschuszlig In diesem sind Buumlrger aus dem Umsiedlungsort vertreten um die [ntershyessen der Bevoumllkerung bestmoumlglich zu artikulieren Diese Meinungsaumluszligerungen der Buumlrger und des Umsiedlungsausshyschusses tragen zu einer abgewogenen Entscheidungsfindung der zur Entscheishydung durch Wahlen demokratisch Legitishymierten auf allen Planungsebenen bei (vgl Koumlstering 1988)
Entwicklungschancen der neuen Orte und der Region Wenn die Buumlrger eines umzusiedelnden Ortes den Umsiedlungsstandort in unshymittelbarer Naumlhe eines vorhandenen Orshytes waumlhlen so entspricbt dies den allgeshymeinen laodesplanerischeo Zielsetzunshygen Ortscbaften mit zentraloumlrtlicher Beshydeutung zu staumlrken Aber auch diejenigen Umsiedler die nicht an den Umsiedshylungsstandort ziehen tragen durch ihre Umsiedlung - sei es als Einzelne oder gemeinsam mit einer Gruppe - zur [nneoshyentwicklung der umliegenden Ortschafshyten bei
Der [dealfall daszlig die Bewohner eines Umsiedlungsortes zu 100 gemeinsam an den neuen Ort ziehen laumlszligt sieb nicht erreichen Von daher muszlig nach Wegen gesucht werden die Abwanderungsverlushyste zu kompensieren Eine Moumlglichkeit wird darin gesehen daszlig die Gemeinde uumlber den reinen Umsiedlungsbedarf hinshyaus noch Flaumlcben fuumlr Zuwanderungen
36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
fo bullshy_rU acha
er
1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn
33 GR 41 (1989) H I
Tab 2 Umsiedlungen im Abbaugebie Frimmersdod
Umzusiedelnde dVon Abbaumiddot Ijlndw Einwl
On beginn Einwohner Anwesen Anwesen Anwescn
Teilums Morken ca 1950 102 20 unbek 510 Gindorf SI Leonhard 46 8 575 Frimmcrsdorf Am Hcidbtrg 1961 13 5 660 Reisdorf SI Leonhard 6~ 8 2 863 EpprJthmiddotTollhuus 1968 449 101 9 445 Geddcnbcrgmiddot MUlhhausmiddotOberschltg 1969 437 94 6 465 Omagen 1976 25 3 833 Morken-Hartf 1976 1950 407 23 479 Hohenholz 1979 9 I I 900 Koumlnigshoven 1983 2337 506 56 462 Elfgen 1987 818 155 18 528 Sehnen 1989 339 69 13 491 Hahnerhoumlfe 1991 19 2 I 950 PriesterathlJUumlchenmiddotSuumld 1997 374 107 11 350 Stolzenberg 2000 17 6 2 283 Garzweiler 2003 1254 287 27 437 Muumlhlenhaumluschen 2003 5 I I 500
insgesamt 17 One Onstcile und Einzelanwesen 8283 1780 170 465
Qllfflt Eigene Ermittlungen fluch Rheinische Braunkohlenwerke 1984 Seite 40
Abb 4 Die ~ Verleilung der
Einwohner uumlber die Ortschaften im Abbaugebiet
FrimmersdorJ Quelfe Eigene
Auswertung 1988 nach Rheinische
Bra unkohlcnwerkt t984 S 40
0~--L_-2-_3----4_I Km~ Oftschofl -- Landstraszlige ~ Umsiedlungsstandort -- Autobahn - - - - Bahnlinie c landw Rekultlvlerung ~ Fluszlig ~ forstliche RekulUvlerung Abbaugrenze 11 ~ SeeBraunkohlenplan 1984
Abb 3 Regionalplanerische Darstellung des zu rekultivierenden Abbalgebie fes Frimmersdorllaclt der Auskohluflg (ca im Jahr 2005 ) Quelfe Eigener Enlvurr 1988 aur der Grundlage des Br unk ohltnplans Frimmersdorr Der Regierungspraumlsident Koumlln 1984
1987 sind hiervon 4386 h bergbau lieh in Anspruch genommen und 2199 ha endshyguumlltig rekultiviert worden
in diesem Gebiet wohnten urspruumlngshylich 8283 Menscben (= 117 Einwobshynerkm vgl Tab 2) Die Verteilung der Einwohner entspricht - wie die Auswershylung nach der Lorenz-Kunle in Abb 4 zeigt - annaumlhernd dem Durchschnill der Umsiedlungen im Revier
Als Beispiel fuumlr den Umsiedlungsabshylauf sollen im folgenden die bereits abgeshyschlossene Umsiedlung des Ortes Koumlnigsshyboven (Stadt Bedburg) und die gegenwaumlrshytig in der Umsiedlung befindlichen Ortshyschaften Garzweiler und Priesterath (Geshymeinde Juumlchen) dargestellt werden Die genannten Ortschaften sind als Arbeitershywohngemeinden landwir tschaftl icher Praumlgung zu charakterisieren D h ca 10 der Anwesen sind landwirtschaftlishyche Betriebe aber die uumlberwiegende Mehrzahl der Berufstauml tigen ist in den umliegenden industriebetrieben beschaumlfshytigt
E Einwohner 100
BO
60
40
2
L~~~~~-=--c=~si o 20 40 60 80 100 Orte
Koumlnigshoyen Koumlnigshoven (vgl Abb 1 5) war der groumlszligte Ort der bisher im rbeinischen Braunkohlenrevier umgesiedell werden muszligte Die Abbaunaumlche in der dieser Ort lag und die Umsiedlungsnaumlche bei Kaster wurden im Teilplan Koumlnigsboshyven - Bedburg 1956 verbindlich erklaumlrt
Die Einwohnerzahl von Koumlnigsboven war 1950 infolge des Fluumlchtlingsstroms auf 2522 Einwohner angestiegen In den Folgejahren wanderten die Nicht-Einheishymischen wieder ab Die Einwohnerzahl sank auf 2337 Einwohner im Jahr 1960 und auf2109 im Jahr 1969 ln diesem Jabr faszligte der Gemeinderat von Koumlnigshoven den Beschluszlig das Neusiedlungsgebiet an die Stadt Kaster die dem Amt Koumlnigshoshyven angehoumlrte anzugliedern
Da Neusiedlungsgebiet umfaszligt eine Flaumlche von 53 ba (vgl Abb 8) und wurde in drei Bebauungsplangebiete unterteilt die ab 1975 nacheinander erschlossen wurden Fuumlr landwirtschaftliche Betriebe wurden im Anschluszlig an das Neusiedshy
34 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
lungsgebiet weitere vier ha und ein landshywirtschaftlicher Weiler von ca 50 ha ershyscWossen Die Besiedlung des Umsiedshylungsstandortes erfolgte in den Jahren 1976 bis 1986 An dieser Entwicklung kann man ablesen daszlig die Buumlrger von Koumlnigshoven als Dorfgemeinscbaft nicbt nur raumlumlich sondern auch zeitlich geshyschlossen d h kurzfristig umsiedeln wollten Etwa 60 der Bevoumllkerung waumlhlten diesen Standort zur neuen Heishymat
Der Siedlungsraum Kaster hat sich als zweiter Schwerpunkt innerhalb des heutigen Stadtgebietes Bedburg entwikshykelt Genutzt wurden die EntwickJungsshychancen dadurch daszlig das damalige Amt Koumlnigshoven bzw die Stadt Kaster beshyreits 1956 einen staumldtebaulichen Rahshymenplan zur funktionalen Verknuumlpfung der Standorte fuumlr die umzusiedelnden Ortschaften des Amtes (Epprath-Tollshyhaus Morken-Harff und Koumlnigshoven) erarbeitet hatte
Durch die sukzessive ErscWieszligung von Baugebieten bestand die Moumlgliebshykelt daszlig auch Familien fluf eigenen Wunsch schon vorab umsiedeln und trotzdem im gemeinsamen Siedlungsvershyband bleiben konnten In diesem Sinne entschieden sich immerhin ca J8 der Einwohner von Koumlnigshoven vorab fuumlr einen Bauplatz in Kaster 86 der Einshywohner von Koumlnigshoven verblieben inshynerbalb des Stadtgebietes von Bedburg Ein weiterer Faktor fuumlr die siedlungsshyraumlumliche Entwicklung Kasters ist darin zu sehen daszlig die Gemeinde ihre Baushylandflaumlchen vom aJten in den neuen Ort tauschte und somit bauwilligen Mietern oder Bewerbern aus dem UmJand Baushystellen preisguumlnstig zur Verfuumlgung stellte
Garzweiler und Priesterath Gegenwaumlrtig steht die Umsiedlung der Ortschaften Garzweiler und Priesterath (vgl Abb 1) im Gemeindegebiet Juumlcben kurz vor ihrem Abschluszlig Hier wohnten urspruumlnglich 1633 Einwohner die in 395 Anwesen lebten Das Abbaugebiet war 1959 verbindlich erklaumlrt worden Obwobl diese Ortschaften erst in der zweiten Haumllfte der 90er Jahre durch den Tagebau bergbaulich in Anspruch genommen wershyden haben sich die Buumlrger die Gemeinde und die Rheinischen BraunkoWenwerke AG bereits Ende der 70er Jahre um einen geeigneten Standort fuumlr das Neusiedshylungsgebiet bemuumlht (vgl Abb 0) Es sollte erreicht werden daszlig rechtzeitig vor Durehschneidung der ehemaligen Bunshydesstraszlige 1 zwischen Garzweiler und Grevenbroich den Buumlrgern ein erschlosshysenes Neubaugebiel zur Verfuumlgung steht Der Umsiedlungsstandort wurde im Jahr 1984 mit dem BraunkohJenplan Frimshymersdorf festgelegt Die Standortwahl war von der Bevoumllkerungsgeneration geshytroffen worden die auch die Umsiedlung
persoumlnlich durchgefuumlhrt (vgl Briickner 1979 S 532)
Bei der kommunalen Neugliederung im Jahr J975 wurde bereits auf die Standshyortpraumlferenzen der Bevoumllkerung Ruumlckshysicht genommen indem Garzweiler der damals neu gebildeten Gemeinde Juumlchen zugeordnet wurde 1980 stimmten 94 der befragten Umsiedler fuumlr den Standort JUumlchen-Nord 1984 wurde der Bebaushyungsplan fuumlr das 42 ha groszlige Neusiedshylungsgebiet rechtskraumlftig
Bis zur JahJesmitte 1988 war die Umshysiedlung von ca 90 der Anwesen vershytraglich geregelt Die Tendenz geht dahin daszlig ca 50 der urspruumlnglichen Einwohshyner sich in diesem Umsiedlungsstandort niederlassen werden Ein Teil der Bevoumllshykerung ist in die zuvor erschlossenen Umsiedlungsgebiete VOn Elfgen (Stadt Grevenbroich) und Koumlnigshoven (Stadt Bedburg) abgewandert Dennoch ist nacb den bisherigen Umsiedlungserfahrungen im rheinischen Braunkohlenrevier damit zu rechnen daszlig sich die gesellschaftlichen Aktivitaumlten der ehemaligen Einwohner auf den Umsiedlu ngsstandort JuumlehenshyNord konzentrieren werden und die doumlrfshyliche Tradition dort fortleben wird Das erste Schuumltzenfes t und die Einweihung der neuen Kirche im Fruumlhjahr 1988 setzshyten deutliche Signale
Entwicklungsplanung Die hier angesprochene regionale Entshywicklung kann nicht nur uumlber eine statishysche Betrachtung der einzelnen Faktoren geplant werden Wieviel Menschen sind umzusiedeln wieviel Siedlungsnaumlche wird benoumltigt usw Es muszlig vielmehr die
Abb 5 Der alle 0 Koumlnigshauen war gepraumlgl durch geschlossene Slraszligenzeiien
Dimension Zeit mit beruumlcksichtigt wershyden
Bei der Umsiedlung von Ortschaften si nd mehrere Planunghorizonte zu beshyachten Die Umsiedlung muszlig spaumltestens bei Abbaubeginn des alten Ortes abgeshyschlossen sein Die Besiedlung des neuen Standortes setzt in der Regel zehn Jabre VOr Abbaubeginn ein Das heiszligt die Planung muszlig mindestens so stichhaltig sein daszlig sie zu Beginn des Umsiedlungsshyverfahrens noch zutrifft aber sie soll auch die Entwicklung in den Folgejahren bis zum Abbaubeginn beruumlcksichtigen Fuumlr das BauJeitplanverfahren einschlieszliglich der Erschlieszligung des Umsiedlungsstandshyortes werden ca drei bis fuumlnf Jahre benoumlshytigt so daszlig der Bedarf etwa 15 Jahre vor Abbaubeginn geschaumltzt werden muszlig Das heiszligt zu diesem Zeitpunkt soUen Umsiedlungsstandort und Flaumlchenbedarf feststehen Etwa vier bis sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich ist die Umsiedshylung eines Ortes zu 90 abgeschlossen (vg l Abb 7)
Analog der bundesweit zu beobachshytenden Trends runsichtlich Altersstruktur der Bevoumllkerung Haushaltsgroumlszligen braochenspeziflschen Entwicklungen im Einzelhandel Gewerbe und Landwirtshyschaft sowie der Mobilitaumlt der Bevoumllkeshyrung si nd die regionalen und fuumlr den Umsiedlungsort spezifischen Entwiekshylungen mit zu beruumlcksichtigen Gleichzeishytig erschlossene Baugebiete in Nachbarshygemeinden oder auch sinkende Immobishylienpreise koumlnnen die urspruumlngliche Standortentseheidung des Umsiedlers aumlndern Auch ist daran zu denken daszlig sich innerhalb der Bevoumllkerung noch Trendverschiebungen hinsichtlich des geshy
35 GR4l (1989) Hl
l ~
gti Abb 6 Der neue Ort in aufgelockerter Bauweise hai seinen Namen KoumlnigshoveIl behalten
wuumlnschten Standortes ergeben koumlnnen Hierzu tragen nicht zuletzt auch Entshyscheidungen der Gemeinde uumlber die lnshyfrastrukturausstattung des Umsiedlungsshystandortes und die Qualitaumlt des Bebaushyungsplanes bei
Der Schwerpunkt der landesplanerishysehen Festlegung des Umsiedlungsstandshyortes liegt zweifellos darin den von der Mehrheit der Umsiedler gewuumlnschten Standort moumlglichst exakt und zutrefTend zu bestimmen Die Schwierigkeit eine Umsiedlungsplanung aufzustellen beshysteht darin daszlig zu der Zeit in der die Planung unter Beruumlcksichtigung von Buumlrgerbefragungen erstellt wird das Klima im umzusiedelnden Ort sehr stark emotional gepraumlgt ist Schlieszliglich bedeushytet die Umsiedlung einer Ortschaft einen sehr starken Eingriff in die persoumlnliche Lebenssphaumlre der dann betroffenen Buumlrshyger
umgesIedelt 0
Steuerung und Entwicklung der UmsiedJungsplanung Der Bedarf fuumlr den Umsiedlungsstandort wird einerseits im landesplanerischen Verfahren und andererseits fuumlr die konshykrete Gestaltung des Umsiedlungsstandshyortes im Bauleitplanverfahren beruumlckshysichtigt Das landesplanerische Verfahren wird durch den Braunkohlenausschuszlig als Sonderausscbuszlig des Bezirksplanunglrashytes beim Regierungspraumlsidenten Koumlln geshymaumlszlig sectsect 24fT LPIG gesteuert Dieser Ausshyschuszlig ist auch fuumlr die Braunkohlenplashynung im Bereich des Regierungsbezirks Duumlsseldorf zustaumlndig Es handelt sich somit um eine Regionalplsouog die uumlber Gemeinde- Kreis- und Bezirksgrenzen hin Ziele der Raumordnung und Landesshyplanung festlegt soweit es fuumlr eine geordshynete Braunkohlenplanung erforderlich ist
Abb7 Der zeitliche Verall der 100 1---- ------0_-0shy
_~ Ortsumsiedlung 90 Koumlnigshoven
Quelle Eigene Auswertungen 1988
80
~ 50
u40 bull Koumlnlgshoven
30 PteG nd Bebauung d88 20 ErChIl8UII~ Umsledlungeetendortel
10 r---~~~~+----------------__ I 2 4 6 8 10 12 14 Jahre
Zur Arbeitsweise des Braunkohlenshyausschusses und seiner beim Regierungsshypraumlsidenten Koumlln eingerichteten Geshyschaumlftsstelle gehoumlrt daszlig die Planentwuumlrfe oumlfTentlich ausgelegt werden und die Beshyvoumllkerung selber Bedenken und Anreshygungen vorbringen kann Die konkrete Planungsaufgabe aber sicberlich auch die existentiellen Belange der Buumlrger und Gemeinden im Braunkohlenrevier fuumlhren dazu daszlig die Planung und Durchfuumlhshyrung der Umsiedlungsmaszlignahmen -aber auch der sonstigen regionaJ bedeutsamen Auswirkungen der Braunkohlenfoumlrdeshyrung - nur im Gegenstromprinzipl geshyschehen und funktionieren koumlnnen Die von den Buumlrgern vorgetragenen Standshyortwuumlnsche werden landesplanerisch abshygewogen und geben darau11tin der Komshymune den Rahmen fuumlr die erforderlichen Bebau ungsplaumlne
Zum Wesen des Gegenstromprinzips gehoumlrt es daszlig die Planungsabsichten und die Verfahrensweise in zahlreichen Dorfshyversammlungen den Buumlrgern in den Umshysiedlungsortschaften von der Gemeinde von der Geschaumlftsstelle des Braunkohlenshyausschusses und vom Bergbaulreibenden nicht nur vorgetragen werden sondern mit ihnen diskutiert werden Seit der ersten Umsiedlung im Revier waumlhlen der Gemeinderat oder die Umsiedler von sich aus einen speziellen Umsiedlungsausshyschuszlig In diesem sind Buumlrger aus dem Umsiedlungsort vertreten um die [ntershyessen der Bevoumllkerung bestmoumlglich zu artikulieren Diese Meinungsaumluszligerungen der Buumlrger und des Umsiedlungsausshyschusses tragen zu einer abgewogenen Entscheidungsfindung der zur Entscheishydung durch Wahlen demokratisch Legitishymierten auf allen Planungsebenen bei (vgl Koumlstering 1988)
Entwicklungschancen der neuen Orte und der Region Wenn die Buumlrger eines umzusiedelnden Ortes den Umsiedlungsstandort in unshymittelbarer Naumlhe eines vorhandenen Orshytes waumlhlen so entspricbt dies den allgeshymeinen laodesplanerischeo Zielsetzunshygen Ortscbaften mit zentraloumlrtlicher Beshydeutung zu staumlrken Aber auch diejenigen Umsiedler die nicht an den Umsiedshylungsstandort ziehen tragen durch ihre Umsiedlung - sei es als Einzelne oder gemeinsam mit einer Gruppe - zur [nneoshyentwicklung der umliegenden Ortschafshyten bei
Der [dealfall daszlig die Bewohner eines Umsiedlungsortes zu 100 gemeinsam an den neuen Ort ziehen laumlszligt sieb nicht erreichen Von daher muszlig nach Wegen gesucht werden die Abwanderungsverlushyste zu kompensieren Eine Moumlglichkeit wird darin gesehen daszlig die Gemeinde uumlber den reinen Umsiedlungsbedarf hinshyaus noch Flaumlcben fuumlr Zuwanderungen
36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
fo bullshy_rU acha
er
1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn
34 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
lungsgebiet weitere vier ha und ein landshywirtschaftlicher Weiler von ca 50 ha ershyscWossen Die Besiedlung des Umsiedshylungsstandortes erfolgte in den Jahren 1976 bis 1986 An dieser Entwicklung kann man ablesen daszlig die Buumlrger von Koumlnigshoven als Dorfgemeinscbaft nicbt nur raumlumlich sondern auch zeitlich geshyschlossen d h kurzfristig umsiedeln wollten Etwa 60 der Bevoumllkerung waumlhlten diesen Standort zur neuen Heishymat
Der Siedlungsraum Kaster hat sich als zweiter Schwerpunkt innerhalb des heutigen Stadtgebietes Bedburg entwikshykelt Genutzt wurden die EntwickJungsshychancen dadurch daszlig das damalige Amt Koumlnigshoven bzw die Stadt Kaster beshyreits 1956 einen staumldtebaulichen Rahshymenplan zur funktionalen Verknuumlpfung der Standorte fuumlr die umzusiedelnden Ortschaften des Amtes (Epprath-Tollshyhaus Morken-Harff und Koumlnigshoven) erarbeitet hatte
Durch die sukzessive ErscWieszligung von Baugebieten bestand die Moumlgliebshykelt daszlig auch Familien fluf eigenen Wunsch schon vorab umsiedeln und trotzdem im gemeinsamen Siedlungsvershyband bleiben konnten In diesem Sinne entschieden sich immerhin ca J8 der Einwohner von Koumlnigshoven vorab fuumlr einen Bauplatz in Kaster 86 der Einshywohner von Koumlnigshoven verblieben inshynerbalb des Stadtgebietes von Bedburg Ein weiterer Faktor fuumlr die siedlungsshyraumlumliche Entwicklung Kasters ist darin zu sehen daszlig die Gemeinde ihre Baushylandflaumlchen vom aJten in den neuen Ort tauschte und somit bauwilligen Mietern oder Bewerbern aus dem UmJand Baushystellen preisguumlnstig zur Verfuumlgung stellte
Garzweiler und Priesterath Gegenwaumlrtig steht die Umsiedlung der Ortschaften Garzweiler und Priesterath (vgl Abb 1) im Gemeindegebiet Juumlcben kurz vor ihrem Abschluszlig Hier wohnten urspruumlnglich 1633 Einwohner die in 395 Anwesen lebten Das Abbaugebiet war 1959 verbindlich erklaumlrt worden Obwobl diese Ortschaften erst in der zweiten Haumllfte der 90er Jahre durch den Tagebau bergbaulich in Anspruch genommen wershyden haben sich die Buumlrger die Gemeinde und die Rheinischen BraunkoWenwerke AG bereits Ende der 70er Jahre um einen geeigneten Standort fuumlr das Neusiedshylungsgebiet bemuumlht (vgl Abb 0) Es sollte erreicht werden daszlig rechtzeitig vor Durehschneidung der ehemaligen Bunshydesstraszlige 1 zwischen Garzweiler und Grevenbroich den Buumlrgern ein erschlosshysenes Neubaugebiel zur Verfuumlgung steht Der Umsiedlungsstandort wurde im Jahr 1984 mit dem BraunkohJenplan Frimshymersdorf festgelegt Die Standortwahl war von der Bevoumllkerungsgeneration geshytroffen worden die auch die Umsiedlung
persoumlnlich durchgefuumlhrt (vgl Briickner 1979 S 532)
Bei der kommunalen Neugliederung im Jahr J975 wurde bereits auf die Standshyortpraumlferenzen der Bevoumllkerung Ruumlckshysicht genommen indem Garzweiler der damals neu gebildeten Gemeinde Juumlchen zugeordnet wurde 1980 stimmten 94 der befragten Umsiedler fuumlr den Standort JUumlchen-Nord 1984 wurde der Bebaushyungsplan fuumlr das 42 ha groszlige Neusiedshylungsgebiet rechtskraumlftig
Bis zur JahJesmitte 1988 war die Umshysiedlung von ca 90 der Anwesen vershytraglich geregelt Die Tendenz geht dahin daszlig ca 50 der urspruumlnglichen Einwohshyner sich in diesem Umsiedlungsstandort niederlassen werden Ein Teil der Bevoumllshykerung ist in die zuvor erschlossenen Umsiedlungsgebiete VOn Elfgen (Stadt Grevenbroich) und Koumlnigshoven (Stadt Bedburg) abgewandert Dennoch ist nacb den bisherigen Umsiedlungserfahrungen im rheinischen Braunkohlenrevier damit zu rechnen daszlig sich die gesellschaftlichen Aktivitaumlten der ehemaligen Einwohner auf den Umsiedlu ngsstandort JuumlehenshyNord konzentrieren werden und die doumlrfshyliche Tradition dort fortleben wird Das erste Schuumltzenfes t und die Einweihung der neuen Kirche im Fruumlhjahr 1988 setzshyten deutliche Signale
Entwicklungsplanung Die hier angesprochene regionale Entshywicklung kann nicht nur uumlber eine statishysche Betrachtung der einzelnen Faktoren geplant werden Wieviel Menschen sind umzusiedeln wieviel Siedlungsnaumlche wird benoumltigt usw Es muszlig vielmehr die
Abb 5 Der alle 0 Koumlnigshauen war gepraumlgl durch geschlossene Slraszligenzeiien
Dimension Zeit mit beruumlcksichtigt wershyden
Bei der Umsiedlung von Ortschaften si nd mehrere Planunghorizonte zu beshyachten Die Umsiedlung muszlig spaumltestens bei Abbaubeginn des alten Ortes abgeshyschlossen sein Die Besiedlung des neuen Standortes setzt in der Regel zehn Jabre VOr Abbaubeginn ein Das heiszligt die Planung muszlig mindestens so stichhaltig sein daszlig sie zu Beginn des Umsiedlungsshyverfahrens noch zutrifft aber sie soll auch die Entwicklung in den Folgejahren bis zum Abbaubeginn beruumlcksichtigen Fuumlr das BauJeitplanverfahren einschlieszliglich der Erschlieszligung des Umsiedlungsstandshyortes werden ca drei bis fuumlnf Jahre benoumlshytigt so daszlig der Bedarf etwa 15 Jahre vor Abbaubeginn geschaumltzt werden muszlig Das heiszligt zu diesem Zeitpunkt soUen Umsiedlungsstandort und Flaumlchenbedarf feststehen Etwa vier bis sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich ist die Umsiedshylung eines Ortes zu 90 abgeschlossen (vg l Abb 7)
Analog der bundesweit zu beobachshytenden Trends runsichtlich Altersstruktur der Bevoumllkerung Haushaltsgroumlszligen braochenspeziflschen Entwicklungen im Einzelhandel Gewerbe und Landwirtshyschaft sowie der Mobilitaumlt der Bevoumllkeshyrung si nd die regionalen und fuumlr den Umsiedlungsort spezifischen Entwiekshylungen mit zu beruumlcksichtigen Gleichzeishytig erschlossene Baugebiete in Nachbarshygemeinden oder auch sinkende Immobishylienpreise koumlnnen die urspruumlngliche Standortentseheidung des Umsiedlers aumlndern Auch ist daran zu denken daszlig sich innerhalb der Bevoumllkerung noch Trendverschiebungen hinsichtlich des geshy
35 GR4l (1989) Hl
l ~
gti Abb 6 Der neue Ort in aufgelockerter Bauweise hai seinen Namen KoumlnigshoveIl behalten
wuumlnschten Standortes ergeben koumlnnen Hierzu tragen nicht zuletzt auch Entshyscheidungen der Gemeinde uumlber die lnshyfrastrukturausstattung des Umsiedlungsshystandortes und die Qualitaumlt des Bebaushyungsplanes bei
Der Schwerpunkt der landesplanerishysehen Festlegung des Umsiedlungsstandshyortes liegt zweifellos darin den von der Mehrheit der Umsiedler gewuumlnschten Standort moumlglichst exakt und zutrefTend zu bestimmen Die Schwierigkeit eine Umsiedlungsplanung aufzustellen beshysteht darin daszlig zu der Zeit in der die Planung unter Beruumlcksichtigung von Buumlrgerbefragungen erstellt wird das Klima im umzusiedelnden Ort sehr stark emotional gepraumlgt ist Schlieszliglich bedeushytet die Umsiedlung einer Ortschaft einen sehr starken Eingriff in die persoumlnliche Lebenssphaumlre der dann betroffenen Buumlrshyger
umgesIedelt 0
Steuerung und Entwicklung der UmsiedJungsplanung Der Bedarf fuumlr den Umsiedlungsstandort wird einerseits im landesplanerischen Verfahren und andererseits fuumlr die konshykrete Gestaltung des Umsiedlungsstandshyortes im Bauleitplanverfahren beruumlckshysichtigt Das landesplanerische Verfahren wird durch den Braunkohlenausschuszlig als Sonderausscbuszlig des Bezirksplanunglrashytes beim Regierungspraumlsidenten Koumlln geshymaumlszlig sectsect 24fT LPIG gesteuert Dieser Ausshyschuszlig ist auch fuumlr die Braunkohlenplashynung im Bereich des Regierungsbezirks Duumlsseldorf zustaumlndig Es handelt sich somit um eine Regionalplsouog die uumlber Gemeinde- Kreis- und Bezirksgrenzen hin Ziele der Raumordnung und Landesshyplanung festlegt soweit es fuumlr eine geordshynete Braunkohlenplanung erforderlich ist
Abb7 Der zeitliche Verall der 100 1---- ------0_-0shy
_~ Ortsumsiedlung 90 Koumlnigshoven
Quelle Eigene Auswertungen 1988
80
~ 50
u40 bull Koumlnlgshoven
30 PteG nd Bebauung d88 20 ErChIl8UII~ Umsledlungeetendortel
10 r---~~~~+----------------__ I 2 4 6 8 10 12 14 Jahre
Zur Arbeitsweise des Braunkohlenshyausschusses und seiner beim Regierungsshypraumlsidenten Koumlln eingerichteten Geshyschaumlftsstelle gehoumlrt daszlig die Planentwuumlrfe oumlfTentlich ausgelegt werden und die Beshyvoumllkerung selber Bedenken und Anreshygungen vorbringen kann Die konkrete Planungsaufgabe aber sicberlich auch die existentiellen Belange der Buumlrger und Gemeinden im Braunkohlenrevier fuumlhren dazu daszlig die Planung und Durchfuumlhshyrung der Umsiedlungsmaszlignahmen -aber auch der sonstigen regionaJ bedeutsamen Auswirkungen der Braunkohlenfoumlrdeshyrung - nur im Gegenstromprinzipl geshyschehen und funktionieren koumlnnen Die von den Buumlrgern vorgetragenen Standshyortwuumlnsche werden landesplanerisch abshygewogen und geben darau11tin der Komshymune den Rahmen fuumlr die erforderlichen Bebau ungsplaumlne
Zum Wesen des Gegenstromprinzips gehoumlrt es daszlig die Planungsabsichten und die Verfahrensweise in zahlreichen Dorfshyversammlungen den Buumlrgern in den Umshysiedlungsortschaften von der Gemeinde von der Geschaumlftsstelle des Braunkohlenshyausschusses und vom Bergbaulreibenden nicht nur vorgetragen werden sondern mit ihnen diskutiert werden Seit der ersten Umsiedlung im Revier waumlhlen der Gemeinderat oder die Umsiedler von sich aus einen speziellen Umsiedlungsausshyschuszlig In diesem sind Buumlrger aus dem Umsiedlungsort vertreten um die [ntershyessen der Bevoumllkerung bestmoumlglich zu artikulieren Diese Meinungsaumluszligerungen der Buumlrger und des Umsiedlungsausshyschusses tragen zu einer abgewogenen Entscheidungsfindung der zur Entscheishydung durch Wahlen demokratisch Legitishymierten auf allen Planungsebenen bei (vgl Koumlstering 1988)
Entwicklungschancen der neuen Orte und der Region Wenn die Buumlrger eines umzusiedelnden Ortes den Umsiedlungsstandort in unshymittelbarer Naumlhe eines vorhandenen Orshytes waumlhlen so entspricbt dies den allgeshymeinen laodesplanerischeo Zielsetzunshygen Ortscbaften mit zentraloumlrtlicher Beshydeutung zu staumlrken Aber auch diejenigen Umsiedler die nicht an den Umsiedshylungsstandort ziehen tragen durch ihre Umsiedlung - sei es als Einzelne oder gemeinsam mit einer Gruppe - zur [nneoshyentwicklung der umliegenden Ortschafshyten bei
Der [dealfall daszlig die Bewohner eines Umsiedlungsortes zu 100 gemeinsam an den neuen Ort ziehen laumlszligt sieb nicht erreichen Von daher muszlig nach Wegen gesucht werden die Abwanderungsverlushyste zu kompensieren Eine Moumlglichkeit wird darin gesehen daszlig die Gemeinde uumlber den reinen Umsiedlungsbedarf hinshyaus noch Flaumlcben fuumlr Zuwanderungen
36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
fo bullshy_rU acha
er
1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn
35 GR4l (1989) Hl
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gti Abb 6 Der neue Ort in aufgelockerter Bauweise hai seinen Namen KoumlnigshoveIl behalten
wuumlnschten Standortes ergeben koumlnnen Hierzu tragen nicht zuletzt auch Entshyscheidungen der Gemeinde uumlber die lnshyfrastrukturausstattung des Umsiedlungsshystandortes und die Qualitaumlt des Bebaushyungsplanes bei
Der Schwerpunkt der landesplanerishysehen Festlegung des Umsiedlungsstandshyortes liegt zweifellos darin den von der Mehrheit der Umsiedler gewuumlnschten Standort moumlglichst exakt und zutrefTend zu bestimmen Die Schwierigkeit eine Umsiedlungsplanung aufzustellen beshysteht darin daszlig zu der Zeit in der die Planung unter Beruumlcksichtigung von Buumlrgerbefragungen erstellt wird das Klima im umzusiedelnden Ort sehr stark emotional gepraumlgt ist Schlieszliglich bedeushytet die Umsiedlung einer Ortschaft einen sehr starken Eingriff in die persoumlnliche Lebenssphaumlre der dann betroffenen Buumlrshyger
umgesIedelt 0
Steuerung und Entwicklung der UmsiedJungsplanung Der Bedarf fuumlr den Umsiedlungsstandort wird einerseits im landesplanerischen Verfahren und andererseits fuumlr die konshykrete Gestaltung des Umsiedlungsstandshyortes im Bauleitplanverfahren beruumlckshysichtigt Das landesplanerische Verfahren wird durch den Braunkohlenausschuszlig als Sonderausscbuszlig des Bezirksplanunglrashytes beim Regierungspraumlsidenten Koumlln geshymaumlszlig sectsect 24fT LPIG gesteuert Dieser Ausshyschuszlig ist auch fuumlr die Braunkohlenplashynung im Bereich des Regierungsbezirks Duumlsseldorf zustaumlndig Es handelt sich somit um eine Regionalplsouog die uumlber Gemeinde- Kreis- und Bezirksgrenzen hin Ziele der Raumordnung und Landesshyplanung festlegt soweit es fuumlr eine geordshynete Braunkohlenplanung erforderlich ist
Abb7 Der zeitliche Verall der 100 1---- ------0_-0shy
_~ Ortsumsiedlung 90 Koumlnigshoven
Quelle Eigene Auswertungen 1988
80
~ 50
u40 bull Koumlnlgshoven
30 PteG nd Bebauung d88 20 ErChIl8UII~ Umsledlungeetendortel
10 r---~~~~+----------------__ I 2 4 6 8 10 12 14 Jahre
Zur Arbeitsweise des Braunkohlenshyausschusses und seiner beim Regierungsshypraumlsidenten Koumlln eingerichteten Geshyschaumlftsstelle gehoumlrt daszlig die Planentwuumlrfe oumlfTentlich ausgelegt werden und die Beshyvoumllkerung selber Bedenken und Anreshygungen vorbringen kann Die konkrete Planungsaufgabe aber sicberlich auch die existentiellen Belange der Buumlrger und Gemeinden im Braunkohlenrevier fuumlhren dazu daszlig die Planung und Durchfuumlhshyrung der Umsiedlungsmaszlignahmen -aber auch der sonstigen regionaJ bedeutsamen Auswirkungen der Braunkohlenfoumlrdeshyrung - nur im Gegenstromprinzipl geshyschehen und funktionieren koumlnnen Die von den Buumlrgern vorgetragenen Standshyortwuumlnsche werden landesplanerisch abshygewogen und geben darau11tin der Komshymune den Rahmen fuumlr die erforderlichen Bebau ungsplaumlne
Zum Wesen des Gegenstromprinzips gehoumlrt es daszlig die Planungsabsichten und die Verfahrensweise in zahlreichen Dorfshyversammlungen den Buumlrgern in den Umshysiedlungsortschaften von der Gemeinde von der Geschaumlftsstelle des Braunkohlenshyausschusses und vom Bergbaulreibenden nicht nur vorgetragen werden sondern mit ihnen diskutiert werden Seit der ersten Umsiedlung im Revier waumlhlen der Gemeinderat oder die Umsiedler von sich aus einen speziellen Umsiedlungsausshyschuszlig In diesem sind Buumlrger aus dem Umsiedlungsort vertreten um die [ntershyessen der Bevoumllkerung bestmoumlglich zu artikulieren Diese Meinungsaumluszligerungen der Buumlrger und des Umsiedlungsausshyschusses tragen zu einer abgewogenen Entscheidungsfindung der zur Entscheishydung durch Wahlen demokratisch Legitishymierten auf allen Planungsebenen bei (vgl Koumlstering 1988)
Entwicklungschancen der neuen Orte und der Region Wenn die Buumlrger eines umzusiedelnden Ortes den Umsiedlungsstandort in unshymittelbarer Naumlhe eines vorhandenen Orshytes waumlhlen so entspricbt dies den allgeshymeinen laodesplanerischeo Zielsetzunshygen Ortscbaften mit zentraloumlrtlicher Beshydeutung zu staumlrken Aber auch diejenigen Umsiedler die nicht an den Umsiedshylungsstandort ziehen tragen durch ihre Umsiedlung - sei es als Einzelne oder gemeinsam mit einer Gruppe - zur [nneoshyentwicklung der umliegenden Ortschafshyten bei
Der [dealfall daszlig die Bewohner eines Umsiedlungsortes zu 100 gemeinsam an den neuen Ort ziehen laumlszligt sieb nicht erreichen Von daher muszlig nach Wegen gesucht werden die Abwanderungsverlushyste zu kompensieren Eine Moumlglichkeit wird darin gesehen daszlig die Gemeinde uumlber den reinen Umsiedlungsbedarf hinshyaus noch Flaumlcben fuumlr Zuwanderungen
36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
fo bullshy_rU acha
er
1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
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36 M Bruumlckner Umsiedlungen infolge des Braunkohlenbergbaues im Rheinland
Abb 8 Die mittelalterliche Stadt Kaster bilder den Kristallisalionskern fir die UmsiedlunRsorle Epprarh-Tollhaus M orken-HQlf und Koumlnigshoven Ll~(Jblld Rhltllli(lw Brawrkolllomiddotrk AG IlOIJ 986 Freigabe RP Duumls~ddorJ Nr 18 T no 10
und fuumlr die eigenstaumlndige Entwicklung schraumlnkt sich aber nicht nur auf die die sonst am alten Ort stattgefunden Umsiedlung von Ortschaften Unmittelshyhaumltte anbietet Die dem aktuellen Bedarf entsprechende sukzessive Erschlieszligung von Baugebieten und die Bereitstellung von Baugrundstuumlcken aus dem am alten Ort vorhandenen Vermoumlgen hat sich beishyspielsweise im Siedlungsraum Kaster poshysitiv ausgewirkt (vgl Abb 9)
Der durch den Braunkohlenbergbau eingeleitete Entwicklungsprozeszlig beshy
bar nach der Auskohlung wird im Rahshymen des Bergbaubetriebes das ausgekohlshyte Gelaumlnde wieder verfuumlllt rekultiviert und nach den Vorstellungen der Beteiligshyten gestaltet So wird nach vorhergehenshydem LandschaJisgebrauch die Chance ershyoumlITnet den Lalldschaffsverbrmlch zu vershyringern Waumlhrend allgemein in der Bunshydesrepublik Deutschland die groszligOaumlchi-
Einwohner
Epprath-T 7062
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1960 65 70 75 80 85 88 Jahr
Abb9 Die Entwicklung des Siedlllngsshyraumes Kaster n Verlauf der Urnsiedlung von EppralhshyTollhaus Marken-Harr( lind Koumlnigshoven Quelle hgcno Auswertungen [988
gen Freiraumlume staumlndig verringert werden (vgl Lassen 19R7 S 532f) entstehen hier neue groumlszligere Freiraumlume Sie dienen landwirtschaftlichen Betrieben der Forstwirtschaft und der Erholung fuumlr die Bevoumllkerung der angrenzenden Gemeinshyden
Psychologische und soziale Aspekte einer UmsiedJung Die Umsiedlung einer Ortschaft beruumlhrt sowohl die Interessen des einzelnen Buumlrshygers in dem betreffenden Dorf als auch die Interessen der Dorfgemeinschaft Es wird vielfach vom Verlust der Heimat und von der Zerstoumlrung von oumlrtlichen Bindungen der betrolTenen Bevoumllkerung gesprochen
Der einzelne Umsiedler muszlig fuumlr sich lind seine Familie einen sozialen Komshypromiszlig zwischen der individuellen zushykuumlnftigen Lebensgestaltung und dem Wunsch der betroffenen Dorfgemeinshyschan abwaumlgen Die Umsiedlung der Ortshyschaften im Abbaugebiet Frimmersdorf zeigt wie die Dorfgerneinschaft verlagert wurde und mit ihrem Vereinsleben und ihrer kulturellen Tradition an dem neuen Standort weiterlebt Es hat sich im Zuge
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
bull
GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn
37 GR 41 (1989) H I
Abb JO Der Umsiedlllngsslandorl fuumlr Garzweiler und Priesterath staumlrkt die zenrraloumlrrliche Bedeutung von liichen
der Umsiedlung eiD EDgagemenl gebilshydet das den Ort mit Leben erfuumlllI und ein gutes Potential fuumlr die zukuumlnftige Entshywieklung darstelil
Insofern gewinnt der Begriff Heimat im Ra hmen von Umsiedlungen eine neue dynamische Dimeosion Heimat wird hier zum Territorium lind zur Umwelt im sozio logischen Sinne die sich der Umshysiedler ak tiv schoumlpfe risch gestaltend seishyber aneignet Dem Menschen reale Chaoeeo fuumlr dieses selbst bestimmende Handeln zu geben ist die politische Aufgabe Heimat (Creverus 1979 S 17) Bedeutend fuumlr deo U msiedler ist daszlig er am allen wie auch am neuen Ort sei nen Freundes- und Bekaontenkreis hat die Mitgliedschaft in oumlrtlichen Vereishyoen weiterhin moumlglich ist und uumlber das Engagement fuumlr den gemeinsamen Umshysiedluogsstandort eioe Bindung entstehl die durchaus mit der Bindung an den bisherigen Ort vergleichbar ist Diese Ortsbezogenbeit ist durch den Ortsnashymen symbolisiert (Treinen 1974 S 257) Daher ist es erk lauml rlich daszlig fuumlr das geshymeinsame Neusiedlungsgebiet trolz der Aufgabe der kommunalen Selbstaumlnd igshykeit der Name des Herkunftso rtes geshywuumlhlt wird (vgi Abb 6)
Schluszligbemerkung
Die zeitliche Entwicklung eines Sied shylungsraumes laumlszlig[ sich sta ti sti sch und anshyhand von Karten darstellen Sie wird planeriseb gesteuert durch die Landesplashynung und kommunale Bauleitplanung Trotz iilledem h~ingt die tatsaumlchliche Reashylisierung von der persoumlnlichen Entseheishydung der betroffenen Buumlrger ab Die Entseheidungssituation des Individuums einerseits und der Dorfgemeinsehaft anshydererseits praumlgt eindeutig die Planung fuumlr den Umsiedlungsstandort und beeinf1uszligl im wesentlichen den Ablauf des durch die Umsiedlung hervorgerufenen siedlungsshygcographischen Enlwicklungsp rozesses
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GIIlJCIIII I-M Aur der Suche nach Heimat Mlinshych~n 1979 Krisl rdlg 11 Komm Se lbstverwaltung zwischen r lrldc ll Wrba ndclI Vercinen und Burgerinitiativen Stid k und G(mei ndcnlt 0988) H 4 S 121 - 127 11 D Umcrschn i H~nc wrkchrs3rme Raumlume ilbomiddotr 100 kmJ Fliichcngroumlszligc in dcr Bundl~rLpublik
DCLll sLhlund Nu tur und Landschan 62 ( ltllH) H 12 S 532- 535 rmiddotlimll H Symboli s he Ombctogcnheil In P tlUCslmdlfr und 8 Hl1II1II (Hrsg) Maleri lien zu r S icd llng~sozio l vS l c K oumlln 1974 S 234-2 ~9
Lfilldcr~glerul1g Nordrhci n-Wtslftlc-1l eHrst Leilshyentscheidungen wr kunfligen BrJun l ohlepolil ik Uuumlddorf 1987 DLT Regicru n gpr~ sd(nt Koumlln Braunkohlenpla n Fri mmcrsdor l KeIn 1984 Rh eini sche DrHullkvhlenwcrkc AG fHrsg) UmsiedshyIU l)s~n i1 Rl lini schc n Ilrau nk ohlenrev icr Koumlln 4 Au l11 t~middot 19ouml4 Ocr Mlmstcr tuumlr Sladlcnt wlck lung Wohnen und Verkehr des La nde~ Nordrheln-Vcslflllc n (Hrsg) Staumldleba ufoumlrderung In Nordrh~ill -Vestfalcll Bericht 1986 D uumlsscldorf 19117
Literatur Brfkkn M Umsicdlungen als Folge deli Bra unshy~ohlena bba us Enersiewi n schanlichc Tngesfragcn 29 (1979) H 9 S 531 - 534 Dtlldor) H Umsildlung ist RlUmordnnng Deut shysche Archi tekten- und Ingenieurttit schrift 9 (1971) H 5 S 92-95 Fiirstr Hmiddot Zlclk onnikte In der Raumplanung GR 31 (1979) H 6 S 2-0- 235 Gliifkr E und K ftlI Ak tuelle landschan soumlk0shylogische Probleme im Rheinischen Braunkohlenre shyvier OR 37 ( 19R5) 1-1 5 S 258-166
Aulur Djpl -Ing Mlt~hllcl lUumltklu~r geb I94J Rheinische UrlUnklhlcnwcrkc AU Abt JL I S(uumlttgenwc~ 2 UUIl Koumlln J Arhcit stchiclCI Jonot h lllggtltch wcrpu n k Ic Oic im Zustlllmc-Ilhtng mil der Umsiedlung von Ortschaften stehenden PJjnUI1 lt-~ middot fkcnllng~shy
und Finalllicrullisf raamptn