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III. Geologischer Unterricht Geologie und Paliiontologie im neuen Schul-Lehrplane Von E. Hennig, Tiibingen Im Gefolge der endlichen Gleichschaltung des deutschen Schulwesens in alien Glledstaaten sind Geologie-Pal~on~ologle a]s Prfifungsfach fiir die Lehraratskandidalen und als se]bst[tndiges Unterrieh~s:faeh entfallen, soweit vordem noch daran festgehalten worden war. Nieht aber ist auf den L e h r s t o f f Verzicht ge]eistef w.orden. Die Neuordnung des HSheren Sehulwesens (,,Erziehung und Unterrieht in der EISheren Schule", amtl. Ausgabe des l~eichs-Ministeriums fiir Wissenschaft, Erziehung und Vo]ks- bildung, Weidmannsche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1938) hat ihn viel- mehr derart in den Gesamtpian eingeordnef, daf] kein Anw~rter auf das KShere Lehramt wagen kSnnte, an ihm einfach vorbel zu gehen, manch ~lterer Lehrer Veranlassung fiihlen mag, slch ihm noch naehtr~glich zu widmen. Ich halle den Zustand ~fir gesunder und fruch~bringender als den vorigen. Nur ehrgeizige Prestigesucht kSnn~e wiinsehen, das Faeh als solches im Stundenp]an wieder genannt zu sehen. Wurde es doeh in Teilen des Vaterlandes in dieser Weise ein halbes Jahr hindurch auf einer Klassenstufe, deren Alter die Schiiler noch nicht hinreichend dafiir auf- geschlossen erscheinen liel], getrieben nut, um dann a]s ,,erledigt" zu gelten und nie wieder zu kehren. 5etzt durehtr~nkt es den g anzen Unter- richt in Biologie) Chemie, Erdkunde und erscheint immer wieder, kann im Laufe der Jahre wirklich innerlich aufgenommen und verarbeitet werden. Ffir erhebliche Teile des Vaterlandes tritt es a]s z u s ~ t z ]i c h e r Stoff gegen frtiher auf. ,,Es ist nicht mSglich, die Lage Deuischlands auf der Erde richtig zu erkennen, wenn nieht d i e g a n z e E r d e gesehen wird: Unsere Ebenen und Gebirge sind Teile grol]er geologiseher R~ume" (S. 105). Schon in K1. I werden betrachtet: ,,Tfitigkeit des fileBenden Wassers, des ~[eeres, Bergrutseh und Erdbeben" (S. 113). K].V: ,,Urdeutschland nach Land- schaftseinheiten (Bodenform, Flul~systeme). Seine geologischen, morpho- ]ogisehen, bodenkundllchen... Grundlagen" (S. 117). Vorgeschr~eben ist schon bier: ,,Einf/ihrung in die einfaehe geologische Karte" (S. 118). Aueh Bergbau, ja wehrgeographisehes Skizzenzeiehnen finden bier Raum. Die allgemein-erdkundlichen Hauptbegriffe sollen am Ende der 1VIitte]stufe ,,sitzen". Die ,,Oberstufe ersirebt unter Verzicht auf Vollst~ndigkeit eine Zusammenfassung und inhere Verkniipfung des erdkundlichen Bi]dungs- stoffes" (S. 1:[9). K1. VI: ,,Erdinneres, Entstehung der Erdrinde, Gesteins- bildung. -- Das Wirken der wiehtigsten l~aturkr~fte yon innen und aul~en her", Meere und Luf~h/ille werden behandelh K]. VII: ,,Es sind klare Vor- ste]lungen zu erwecken yon den wich~igsten Rohs~offkammern... und Kraf~quellen der Erde." K1. VIII hehandelt insonderheit Deutschland. i'r Bodensch~ze, Bergbau-Gebiete, Wasserverh~l~nisse, Kraft- quellen in diesem gegebenen Rahmen. Die ,,na~tirliehen Grund]agen des Bodens nach Form, Beschaffenheit und Weft" (S./22).

Geologie und Paläontologie im neuen Schul-Lehrplane

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III. Geologischer Unterricht

Geologie und Pali iontologie im neuen Schul-Lehrplane

Von E. Hennig, Tiibingen

Im Gefolge der endlichen Gleichschaltung des deutschen Schulwesens in alien Glledstaaten sind Geologie-Pal~on~ologle a]s Prfifungsfach fiir die Lehraratskandidalen und als se]bst[tndiges Unterrieh~s:faeh entfallen, soweit vordem noch daran festgehalten worden war. Nieht aber ist auf den L e h r s t o f f Verzicht ge]eistef w.orden. Die Neuordnung des HSheren Sehulwesens (,,Erziehung und Unterr ieht in der EISheren Schule", amtl. Ausgabe des l~eichs-Ministeriums fiir Wissenschaft, Erziehung und Vo]ks- bildung, Weidmannsche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1938) hat ihn viel- mehr derart in den Gesamtpian eingeordnef, daf] kein Anw~rter auf das KShere Lehramt wagen kSnnte, an ihm einfach vorbel zu gehen, manch ~lterer Lehrer Veranlassung fiihlen mag, slch ihm noch naehtr~glich zu widmen. Ich halle den Zustand ~fir gesunder und fruch~bringender als den vorigen. Nur ehrgeizige Prestigesucht kSnn~e wiinsehen, das Faeh als solches im Stundenp]an wieder genannt zu sehen. Wurde es doeh in Teilen des Vaterlandes in dieser Weise ein halbes Jahr hindurch auf einer Klassenstufe, deren Alter die Schiiler noch nicht hinreichend dafiir auf- geschlossen erscheinen liel], getrieben nut, um dann a]s ,,erledigt" zu gelten und nie wieder zu kehren. 5etzt durehtr~nkt es den g anzen Unter- richt in Biologie) Chemie, Erdkunde und erscheint immer wieder, kann im Laufe der Jahre wirklich innerl ich aufgenommen und verarbeitet werden. Ffir erhebliche Teile des Vaterlandes t r i t t es a]s z u s ~ t z ] i c h e r Stoff gegen frtiher auf.

,,Es ist nicht mSglich, die Lage Deuischlands auf der Erde richtig zu erkennen, wenn nieht d i e g a n z e E r d e gesehen wird: Unsere Ebenen und Gebirge sind Teile grol]er geologiseher R~ume" (S. 105). Schon in K1. I werden betrachtet: ,,Tfitigkeit des fileBenden Wassers, des ~[eeres, Bergrutseh und Erdbeben" (S. 113). K].V: ,,Urdeutschland nach Land- schaftseinheiten (Bodenform, Flul~systeme). Seine geologischen, morpho- ]ogisehen, b o d e n k u n d l l c h e n . . . Grundlagen" (S. 117). Vorgeschr~eben ist schon bier: , ,Einf/ihrung in die einfaehe geologische Karte" (S. 118). Aueh Bergbau, ja wehrgeographisehes Skizzenzeiehnen finden bier Raum. Die allgemein-erdkundlichen Hauptbegriffe sollen am Ende der 1VIitte]stufe ,,sitzen". Die ,,Oberstufe ersirebt unter Verzicht auf Vollst~ndigkeit eine Zusammenfassung und inhere Verkniipfung des erdkundlichen Bi]dungs- stoffes" (S. 1:[9). K1. VI: ,,Erdinneres, Ents tehung der Erdrinde, Gesteins- bildung. - - Das Wirken der wiehtigsten l~aturkr~fte yon innen und aul~en her", Meere und Luf~h/ille werden behandelh K]. VII : ,,Es sind klare Vor- ste]lungen zu erwecken yon den wich~igsten Rohs~offkammern. . . und Kraf~quellen der Erde." K1. VI I I hehandelt insonderheit Deutschland. i'r Bodensch~ze, Bergbau-Gebiete, Wasserverh~l~nisse, Kraft- quellen in diesem gegebenen Rahmen. Die ,,na~tirliehen Grund]agen des Bodens nach Form, Beschaffenheit und Weft" (S./22).

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E. HE~NIG - - Geologie und Pal~ontologie im neuen Sehul-Lehrp~ane 595

Im Absehnitte B i o l o g i e (S. 140 ft.) sollen ,,ira Schulunterriehte Syste- matik, Morphologie, Anatomie, Physiologie, Pal~ontologie, Entwicklungs- geschiehte und 0kologie zur Lehre veto Leben verschmelzen" (S. 145). Er- freulieherwelse wird in solchem Zusammenhange Weft darauf gelegf, da~ ,,dem Lehrer geniigende stoffliehe und methodische Bewegungsireiheit ge- siehert" set. Es wird aueh nicht ilbersehea, dab Biologie und Erdkunde ,,durch gemeinsame Stoffgebiete eng verbunden" sind (S. 150). Also die synthetisehe Natur und Doppelseitlgkeit unseres Fachgebietes Geologie~ Pal~onfologie kommt vollauf zu Worfe, nofabene wean - - der Lehrer die eriorderliche Voraussetzung in seiner eigenen Ausbildung mitbringt .

, , E r d g e s e h ~ c h ~ l i e h e Betraehtungen sind sinngem~l~ in den U n t e r r i e h t a l l e r K1 a s s e n einzuffigen; in den mii t leren Klassen ist zum ersfen Yale eine kurze, gesehlossene Dbersieht iiber die G e - s c h i e h t e d e s L e b e n s auf der Erde zu geben" (S. 151/2)1). Der Mensch ,,mul~ als Endglied einer Entwieklung verstanden werden" (S. 152). Unser besonderer Stoff setzt ein in K] . I I I : ,,Zusammenfassende ver- g]elchende Betraehtung der Wirbelt iere einsehl, des Mensehen, under A n - b a h n u n g d e s E n t w i e k l u n g s g e d a n k e n s " . In K L I V folgt eine ,,gedr~ngte Ubersicht fiber das System des Pflanzenreiehes, seine Ge- schichte (S ie inkoh]enwald) . . . " , ebenso ,,fiber das natfir]iehe System der Tiere und die Entwicklung des Tierreiches". K1. VI stSl~t vor zum ,,Aui- ~re~en der mensehliehen Urrassen (ira Ansehlusse an die Entwicklung des Tierre~ches)". Erst El. V I I I greift nochmals zurilck auf ,,die Entwicklung des Lebens im Laufe der Erdgeschichte", nennt besonders die ,,Tatsachen aus der Versteinerungskunde". Lamarckismus und Darwinismus sol]en hier in ihren ,,wel~ansehaulichen und politisehen Auswirkungen" bedaeh~ wet- den. ,,Die Abstammung des ]r~[ensehen, tier vorgeschiehtliche Menseh und seine Rassen" sind gleleh~alls zum Absehlusse vorgesehen. Dabei ist zu be- denken, da[t die wissensehaitl ichen Grund]agen einer prfihlstorisehen Rassenkunde heu~e ]eider noeh nieht als hinreiehend tragf~hig gelten dilrfen, wean auch das Problem sehon geformt in den Gesichtskreis tr i t t .

Aueh im Absehnitte C h e m i e (S. 165 ft.): ,,Bet der Bespreehung yon Mineralien und Gesteinen ergeben sich Beziehungen zu Wirtschaf ts i ragen und Erdkunde, vor allem zu der hier (auf Erdkunde bezfiglieh) behandel~en Geologie" (S. 166). Ebenso wird der Verkniil~fung yon Chemie und Bio- logie dureh den Stoffkreislauf gedaeht. Im Stoffplane wird die Mineralogie nicht genannt, obwohl das natilrliehe Auftreten der Stoffe in der Natur doeh wohl mit am Anfange stehen sollte. Im einzelnen sind vorgesehen ~fir El. V: Eisenverhilt~.ung, El. VI: SalzIager, K]. VII: Silikate, K1. VI I I : Eohlen und Erd51.

Ein sehr bedeutsamer Faktor k5nnen die Arbeitsgemeinsehaften in der Hand des tilehtigen Lehrers werden, die auf der Obersehule fiir Knaben u.a. filr • yon der VL- -VI IL Klasse neben dem her- gebraehten Unterrichtsp]ane herlaufen. Ausdrficklich sind dort auch ,geo- logiseh-minera]og~sche Feststellungen" in ihrem Werte filr die Heimat- forschung hervorgehoben.

Es wird gesagt werden dfirfen, dal] so ein wohldurehdachter Plan dem Lehrer und Erzieher in die ~ a n d gegeben ist. Alles kommt - - wie stets - - auf die Handhabung des Ins t rumentes an. Aueh auf dem besten wird der Stilmper nur klimpern. Aber eln Kfinstler ohne Ins t rument kann sich nicht

i) Ein an weitere Kreise sieh wendender, gerade aueh ~iir Lehrer und reifere Schiller bereehneter Leitfaden der Versteinerungskunde (HE~IG, ,,Leben der Vorwelt") erscheint soeben im Verlage Lehmann-~J/iilnchen aus dessen eigene vorausbHckende Anregung.

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596 III . Geologiseher Unterrieht

offenbaren. Wit dfirfen dankbarst anerkennen, daft alle M6gliehkeiten jetzt geboten sind. Aufgabe der t{oehsehulen ist es, aueh ohne ein eigent- ]iehes Priifungsfaeh Geologie-Pal~ontologie ifir den Stoff den kiinit igen Lehrern unserer H6heren Sehulen Begeisterung und stoffliehe Grundlagen mitzugeben, Saehe der Lehrer selbst, sich methodiseh und saehlieh auf dem Laufenden zu erhalten. Ferienkurse der ttoehsehulen k6nnten dazu vie/- leieht etwas mehr Hilfeste]lung bie ten als bisher.

Entgegen ersten Beffirehtungen glaube ieh feststellen zu kSnnen, dab kein verniinftlger Wunseh unsererseits als unerftUlt gelten kSnnte. Im Ge- samtbetriebe der I-I6heren Sehulen Deutsehlands ist ein erfreulieher Sehritt vorw~rts far unser Fach mit seiner zentralen Bedeutung fiir organische und anorganisehe Naturwissensehaft zu verzeichnen.

B e k a n n t g a b e de r f i i r D o k t o r a r b e i t e n g e s t e l l t e n T h e m e n

Doktorarbeit Clausthal

A. D~EI~: Geologie der Alpenrandzone beiderseits yon Marquartstein in Oberbayern. M. RICgT]~R.

P r o m o t i o n z u m Dr . r e r . n a t . a n d e n T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n

u n d B e r g a k a d e m i e n

Wir werden gebeten, darauf hinzuweisen, dab seit dem 1. April 1988 die Promotion zum Dr. rer. nat. in den naturwissensehaftliehen F~chern aueh an den Teehnisehen Hoehsehulen und Bergakademien miiglieh ist. Es ist dabei nieht nStig, vor dem Dr.-Examen die Diplom-Ingenieur-Priifung ab- zulegen, was dagegen fiir die Erwerbung des Grades eines Dr.-Ing. erforder- lieh ist. Dagegen wird verlangt, da/3 ein ,,Vorexamen" bestanden wird. Ein Oeologe z. B. ha~ dieses in Geologie, iViineralogie, Chemie und Physik abzu- leisten. Im mfindliehen Dr.-Examen wird der Kandidat naeh der uns vor- liegenden Promotionsordnung der Bergakademie Clausthal dann abet nur in seinem Faehgebiet, also z. B. Oeologie, gepriift. Diese Prfifung mul~ min- destens eine Stunde dauern.