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Einleitung Dieses Heft ist dem Lebenswerk ven O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerfried Zeichen gewidmet, der durch richtungsweisende Arbei- ten in Industrie und Wissenschaft der gesamten Produktions- technik neue Impulse gab. Die Produktion ven qualitativ hochwertigen Gª ist ein wesentlicher Beitrag zum Lebensstandard der Menschheit, da- mit ein Beitrag der Technik und der technischen Wissenschaffen in Erfª der ethischen Forderungen an die Wirtschaft. Ihr Helmut St~irker Gerfried Zeichen - Aus Anlass seiner Emeritierung In dem groSen Kreis der Personen im 5ffentlichen Leben, mit denen man in dauerndem oder fallweisem Kontakt steht, gibt es einen kleinen Kreis, an dem die Zeit spurlos vorª zu gehen scheint, an dem alles unver&nded bleibt, die Dynamik des Auf- tretens, das Arbeitspensum ven frª bis sp&t in den Abend, das kreative und expeditive Handeln, die positive Ein- stellung und die gute Laune. Zu diesem elit&ren Personenkreis z&hlt ohne Zweifel Herr O. Univ.-Pref. Dipl.-Ing. Dr. techn. Gerfried Zeichen. Ihm ist nicht anzumerken, dass er dieser Tage die Emeritierungsgrenze er- reicht. Wer ihn kennt, sei es im Vorlrag ver grol3em Publikum oder in der Diskussion in der Wirtschaft oder an der Fakult&t oder am Institut im kleinen Kreis, wird best&tigen, dass ein wahrlich volles Mai3 Arbeitsleistung erbracht wird. Was beeindruckt, ist Zeichens unersch5pflicher Ideenreich- tum im Fach]ichen wie im Organisatorischen. Selbst, wenn eine Diskussion an einem Totpunkt angelangt ist, Zeichen weil3 sie immer zu ª252 findet immer noch neue Perspektiven oder Alternativen - und dies mit Charme und L~.cheln. Bewunderung erweckt Zeichen, wenn es sich bei, ver oder nach Tagungen ergibt, dass er als Moderator, Podiums- oder Diskussionsredner fungiert. Bewunderung ª die wortgewal- tige Ausdrucksweise, ª geistreiche Wortspiele, ª aktuelle Verbindungs-Statements und niveauvolle Bonmots. Die Verdienste um die Technische Universit&t Wien, Fakult&t Elektrotechnik und Informationstechnik, und fª das Institut Flexible Automation und Automatisierungs- und Regelungs- technik fanden ihren H6hepunkt in der grol3en Anzahl ven inter- nationalen Projekten mit vielen Industriepartnern. Es war die computergestª Qualit&tssicherung, in die reiche Erfahrung aus industrieller Forschungst&tigkeit, integrierter Fabrikspla- Prof. Gerfried Zeichen - Vollblutwissenschaftler, vision&rerVordenker und Vorbild fª viele seiner Studenten und Kollegen nung und Simulation einfloss. Insbesondere um die holistische Betrachtungsweise hat sich Zeichen grol3e Verdienste erwor- ben. Dass die Fakult&t Elektrotechnik und Informationstechnik als Ganzes eine sehr angesehene Stellung besitzt, ja f6rmlich eine Vorreiterrolle einnimmt, ist viel Zeichen zu verdanken, sei- nem Inspirationsgeist, seinem Tatendrang und seiner Produkti- vit&t. Die starke Ausrichtung auf praktische industrielle Verh&lt- nisse war Zeichen in 18 Jahren T&tigkeit als Universit&tsprofes- sor (1984-2002), als Institutsvorstand, kurz auch als Vorsitzen- der des Fakult&tskollegiums f~rmlich im Blut gelegen. War er e&i heft 9 September 2002 / 119. Jahrgang 257

Gerfried Zeichen — Aus Anlass seiner Emeritierung

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Page 1: Gerfried Zeichen — Aus Anlass seiner Emeritierung

Einleitung

Dieses Heft ist dem Lebenswerk ven O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Gerfried Zeichen gewidmet, der durch richtungsweisende Arbei- ten in Industrie und Wissenschaft der gesamten Produktions- technik neue Impulse gab.

Die Produktion ven qualitativ hochwertigen Gª ist ein wesentlicher Beitrag zum Lebensstandard der Menschheit, da- mit ein Beitrag der Technik und der technischen Wissenschaffen in Erfª der ethischen Forderungen an die Wirtschaft.

Ihr Helmut St~irker

Gerfried Zeichen - Aus Anlass seiner Emerit ierung In dem groSen Kreis der Personen im 5ffentlichen Leben, mit denen man in dauerndem oder fallweisem Kontakt steht, gibt es einen kleinen Kreis, an dem die Zeit spurlos vorª zu gehen scheint, an dem alles unver&nded bleibt, die Dynamik des Auf- tretens, das Arbeitspensum ven frª bis sp&t in den Abend, das kreative und expeditive Handeln, die positive Ein- stellung und die gute Laune.

Zu diesem elit&ren Personenkreis z&hlt ohne Zweifel Herr O. Univ.-Pref. Dipl.-Ing. Dr. techn. Gerfried Zeichen. Ihm ist nicht anzumerken, dass er dieser Tage die Emeritierungsgrenze er- reicht. Wer ihn kennt, sei es im Vorlrag ver grol3em Publikum oder in der Diskussion in der Wirtschaft oder an der Fakult&t oder am Institut im kleinen Kreis, wird best&tigen, dass ein wahrlich volles Mai3 Arbeitsleistung erbracht wird.

Was beeindruckt, ist Zeichens unersch5pflicher Ideenreich- tum im Fach]ichen wie im Organisatorischen. Selbst, wenn eine Diskussion an einem Totpunkt angelangt ist, Zeichen weil3 sie immer zu ª252 findet immer noch neue Perspektiven oder Alternativen - und dies mit Charme und L~.cheln.

Bewunderung erweckt Zeichen, wenn es sich bei, ver oder nach Tagungen ergibt, dass er als Moderator, Podiums- oder Diskussionsredner fungiert. Bewunderung ª die wortgewal- tige Ausdrucksweise, ª geistreiche Wortspiele, ª aktuelle Verbindungs-Statements und niveauvolle Bonmots.

Die Verdienste um die Technische Universit&t Wien, Fakult&t fª Elektrotechnik und Informationstechnik, und fª das Institut fª Flexible Automation und Automatisierungs- und Regelungs- technik fanden ihren H6hepunkt in der grol3en Anzahl ven inter- nationalen Projekten mit vielen Industriepartnern. Es war die computergestª Qualit&tssicherung, in die reiche Erfahrung aus industrieller Forschungst&tigkeit, integrierter Fabrikspla-

Prof. Gerfried Zeichen - Vollblutwissenschaftler, vision&rer Vordenker und Vorbild fª viele seiner Studenten und Kollegen

nung und Simulation einfloss. Insbesondere um die holistische Betrachtungsweise hat sich Zeichen grol3e Verdienste erwor- ben.

Dass die Fakult&t Elektrotechnik und Informationstechnik als Ganzes eine sehr angesehene Stellung besitzt, ja f6rmlich eine Vorreiterrolle einnimmt, ist viel Zeichen zu verdanken, sei- nem Inspirationsgeist, seinem Tatendrang und seiner Produkti- vit&t.

Die starke Ausrichtung auf praktische industrielle Verh&lt- nisse war Zeichen in 18 Jahren T&tigkeit als Universit&tsprofes- sor (1984-2002), als Institutsvorstand, kurz auch als Vorsitzen- der des Fakult&tskollegiums f~rmlich im Blut gelegen. War er

e & i heft 9 September 2002 / 119. Jahrgang 2 5 7

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vorwort

cloch davor je ein Jahrzehnt in Forschung und Forschungslei- tung bei Carl Zeiss, Oberkochen, (1963-1973) tg.tig und danach (1973-1983) als Direktor und im Vorstand der Steyr-Daimler- Puch AG, Graz.

Hervorhebenswert am Wirken auBerhalb der Universit~.t ist besonders: Zeichen war Promotor fª PROFACTOR in Steyr, ei- ner qualitativ hoch stehenden Forschungseinrichtung, die fª Unternehmungen eine hohe Probleml6sungskompetenz besitzt und die als Basisidee der sp&teren K-plus-Forschungszentren gewertet wird.

Obwohl Zeichen gebª Maschinenbauer ist (Dr. techn. 1963, Graz), hat er doch ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die fachlich benachbarte Fakult~.t fª Elektrotechnik und Informationstechnik zu einer Spitzenfakult&t (~sterreichs gewor- den ist, dass konstruktive Kr&fte gleichgerichtet, vereinigt und intensiviert worden sind und dass sie nicht zuletzt berechtigtes Selbstbewusstsein entwickeln konnte.

Emefitierung bedeutet, von den Lehr- und Verwaltungsauf- gaben entlastet zu sein. Bedeutet auch, sich der Forschung und ihren sch5nen Seiten allein widmen zu k6nnen, verschiedenen Hobbies Priorit&t einzur&umen, wie Musik oder Bergsteigen, auch ats sehr rª Angeh6riger des Geburtsjahrgangs 1934. Was dem Fakult&tskollegium bleibt, ist das Nachwirken von Zei- chens charismatischer Ausstrahlung und vision~rem Voraus- denken. Was ist und bleibt ist seine Vorbildfunktion fª viele an- dere und seine Bereitschaft, auch weiterhin mit Rat und Erfah- rung zur Verfª zu stehen.

Alexander Weinmann OVE

Gerfried Zeichen emeritiert ein Blick auf das Wirken eines erfolgreichen Steirers in Graz, Wien und Steyr

O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Gerfried Zeichen vollendete am 25. Juli 2002 sein 68. Lebensjahr und emeritiert mit 30. Sep- tember dieses Jahres. Er beendet damit seine fast achtzehnj~.h- rige T&tigkeit als Vorstand des Institutes fª flexible Automation an der Fakult&t fª Elektrotechnik und Informationstechnik der Technischen Universit&t Wien und ª ein umfangreiches und bedeutendes Lebenswerk, das dem Thema ,,Holistic Engi- neering" gewidmet war und ist. Dieses Lebenswerk wird in die- sem e & i-Schwerpunktheft ausfª gewª

Gerfried Zeichen wurde am 25. Juli 1934 in Wien, dem Dienstort seines Vaters, geboren. Sein Vater, Dipl.-Ing Rudolf Zeichen, kommt aus der ehemaligen Untersteiermark und seine Mutter Gertrud aus Graz. 1944 kommt Zeichen nach Graz, wo sein GroBvater als Zahnarzt t&tig ist, und besucht das humanis- tische Gymnasium am Tummelplatz, das er mit ausgeze}chne- tem E¡ beendet. Der erst siebzehnj&hrige Maturant entschei- det sich fª das Technikstudium statt fª Medizin, wie von den Eltern gewª und zwar mit dem Argument: ,,Dort arbeiten gesunde Menschen, die wissenschaftliche Unterstª brau- chen, um gesund zu bleiben."

Er inskribiert Maschinenbau an der Fakult&t fª Maschinen- wesen und Elektrotechnik der Technischen Hochschule Graz. Nach seiner Graduierung zum Diplomingenieur im Jahre 1958 und w&hrend seiner anschlieBenden T~.tigkeit als Universit&ts- assistent am Institut fª Mechanische Technologie und Werk- zeugmaschinenbau arbeitete er bei Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. R. Musyl an seiner Dissertation mit dem Thema: ,,Einfluss des Bearbeitungsverfahrens auf die ,&nderung der mikro- und makroskopischen Oberfl&che und auf das Reibungs- und Ver- schleiBverhalten in ebenen Gleitfª und promovierte 1963. Seine Ausbildung zum Master of Business Administration am INSEAD in Fontainebleau (1978) erfolgte irn Zuge seiner Besteltung zum Vorstandsdirektor der Steyr-Daimler-Puch AG.

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Nach erfolgter Promotion entschied sich der noch nicht drei- Bigj&hrige Zeichen fª die Carl Zeiss AG, einen Industriebetrieb mit h5chstem Wissenschaftsanspruch. Zeichen fª die Mess- automatik in die Fertigungsverfahren ein und leitete damit eine neue Epoche im Automatisierungs- und Prª der gesam- ten Produktion ein. Insbesondere die Entwicklung neuer opto- elektronischer Messmethoden gilt heute noch als Durchbruch in der Flexiblen Automation.

Das Ziel war, die automatische Produktionskontrolle durch gesteuerte Messtechnik in den Fertigungsablauf zu integrieren. Der Zyklus Ergebnisbeurteilung - Rechner - Korrektur der Werkzeugmaschine - Soll/Istvergleich bietet eine optimale Si- cherheit fª das Produktionsverfahren.

Nun blieb noch das Problem der automatischen und objekti- vierten Antastung der Prª252 beim Messvorgang zu 16sen. Dies galt als die letzte ungel6ste Aufgabe auf dem Weg zur ob- jektivierten und vom ,,human factor" weitgehend befreiten Quali- t&tskontrolle. Mit der Universalmessmaschine mit automatischer dreidimensionaler Objektantastung konnte diese Aufgabe ge- 10st werden.

Entscheidende Impulse erhielt Zeichen durch die Begeg- nung mit D. T. N. Williamson, dem Pionier der rechnergestª Fabrik, die zum Durchbruch der Digitalisierung der Fertigungs- messtechnik fª Damit wurden v011ig objektivierte und unbe- stechliche Messungen erm6glicht, und zwar fast 20 Jahre vor dem heute in der sch6pferischen Industriearbeit eingefª Prinzip der ,,Digitalen Fabrik".

Die Erfolge fª bald auch zu verantwortlichen Aktivit&ten als Spartenleiter und zu pers6nlichen Kontakten mit bedeuten- den Industrieunternehmen, etwa mit Mercedes, Volkswagen, Zahnradfabrik Friedrichshafen, Robert Bosch AG, Olympus und Mitutoyo.

e&i ebktrotechnik und informationstect~nik