52
GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020...FOTONACHWEIS Titel: Shutterstock/Sashkin Seite 2–3: GettyImages/Halfpoint Images Seite 10–11: GettyImages/Liyao Xie Seite 16–17: Stocksy/Leah Flores

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • FOTONACHWEISTitel: Shutterstock/SashkinSeite 2–3: GettyImages/Halfpoint ImagesSeite 10–11: GettyImages/Liyao XieSeite 16–17: Stocksy/Leah FloresSeite 21: GettyImages/Adelheid Nothegger

    ← DIE ENTWICKLUNG DER NOWEDA

    GES

    CHÄ

    FTSB

    ERIC

    HT

    2019

    /202

    0

    NOWEDA Apothekergenossenschaft eG

    Heinrich-Strunk-Straße 7745143 EssenTelefon 0201 802 0Telefax 0201 802 1314

    [email protected]

    GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

    WEGBEREITER

    Zukunft der Apotheken sichern – Omnichannel 2

    Von Hefe, Nudeln und Paracetamol – Corona-Pandemie 10

    Auf Holz geklopft – Klimaschutz ganz natürlich – Nachhaltigkeit 16

    Darf’s ein bisschen mehr sein? – Genossenschaftlicher Förderbericht 22

    Gremien und Ehrungen 32

    Bericht des Aufsichtsrats 34

    ZUSAMMENGEFASSTER LAGEBERICHT

    Die Grundlagen der NOWEDA-Gruppe 38

    Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 39

    Wirtschaftsbericht der NOWEDA-Gruppe 43

    Wirtschaftsbericht der NOWEDA eG 47

    Personalbericht 49

    Nachhaltigkeitsbericht 51

    Prognose-, Risiko- und Chancenbericht 53

    JAHRESABSCHLÜSSE

    Bilanzen/Gewinn- und Verlustrechnungen 60

    Eigenkapitalspiegel 64

    Kapitalflussrechnung 66

    Zusammengefasster Anhang 68

    Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers 86

    WEITERE INFORMATIONEN

    Ehrendes Gedenken 90

    Die Standorte der NOWEDA 92

    A

    B

    C

  • DAS UNTERNEHMERISCHE KONZEPT

    Selbstständige Apotheker hatten bei der Gründung der NOWEDA vor über 80 Jahren die Idee, mithilfe eines eigenen Wirtschaftsunternehmens die für ihre Apotheken unverzichtbaren Einkaufs-, Lagerungs- und Distributionsfunktionen

    eigenständig zu organisieren. Sie wollten nicht mehr von Branchenfremden abhängig sein, sondern als starkes Regulativ selbst Einfluss auf den Arzneimittel-markt nehmen. Diese frühe Form der Kooperation selbstständiger und weit vor-

    ausschauender Apotheker ist bis heute aktuell und effizient.

    DIE RECHTSFORM DER GENOSSENSCHAFT

    Die Gründer wählten für ihr Unternehmen NOWEDA die Rechtsform der Genossen - schaft, weil in ihr die modernen Prinzipien der Kooperation unter Selbstständigen – also die unternehmerische Eigenbestimmung, die Selbstverwaltung und die Eigenverantwortung in Verbindung mit dem gesetzlichen Förder-auftrag – am besten zu verwirklichen sind. Im Gegensatz zu anderen Unternehmensfor-men tritt bei der Rechtsform der Genossen-schaft das unternehmerische Eigeninteresse in den Hintergrund. Im Vordergrund steht die Aufgabe, alle Vorteile der kooperativen Zusammenarbeit bei den Eigentümern, also bei den Apothekerinnen und Apothekern, ent-stehen zu lassen.

    DIE ZIELSETZUNGDie geschäftspolitischen Ziele der NOWEDA werden letztlich von den Mitgliedern, den Apothekerinnen und Apothekern, bestimmt. Sie nehmen in den wichtigen Gremien – der Gene-ralversammlung, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand – entscheidenden Einfluss. In ihrer genossenschaftlichen Struktur ist NOWEDA als apothekereigenes Unternehmen somit konse-quent ausgerichtet auf die Anforderungen und Interessen der in Eigenverantwortung geführten Mitglieder-Apotheken. Die Geschäftspolitik der NOWEDA orientiert sich am gesetzlichen Auftrag der Apotheken, die Bevölkerung umfassend, sicher und schnell mit Arzneimitteln zu versor-gen. Zugleich ist sie darauf ausgerichtet, dass sich die Mitglieder-Apotheken erfolgreich im Gesundheitsmarkt positionieren können.

    NOWEDA HEUTEDass NOWEDA die kooperative Zusammenarbeit mit den inhabergeführten Apotheken erfolgreich gestaltet und den in Gesetz und Satzung festgelegten Förderauftrag für ihre mehr als 9 300 Mitglieder konsequent erfüllt, erkennt man an ihrer dyna-mischen Entwicklung und ihrer wirtschaftlichen Stärke, die entscheidend von den Mit gliedern bestimmt wird. Jede einzelne Apothekerin, jeder einzelne Apotheker stärkt NOWEDA als ihr/sein eigenes Wirtschaftsunternehmen über die intensive Zusam menarbeit und über die Vergabe des Umsatzes. Die so verliehene Stärke wiederum versetzt NOWEDA in die Lage, die Mitglieder-Apotheken mit exzellenten Leistungen in puncto Warenlogistik, Service- und Dienstleistungen zu fördern und ihnen damit im Tagesgeschäft einen entscheidenden Vorsprung zu sichern. Darüber hinaus vertritt NOWEDA nachhaltig die apothekerlichen Interessen. So ist NOWEDA als erfolgreiches Marktregulativ auf der den Apotheken vorgelagerten Handelsstufe von besonderer Wichtigkeit.

    D IE HERAUSFORDERUNGENSeit ihrem Bestehen muss sich NOWEDA für die Apothekenbetriebe der Mitglieder immer wieder neuen Herausfor-derungen stellen. Gerade in den vergangenen Jahren haben zahlreiche überhastete staatliche Reformbemühungen und missglückte Maßnahmen zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen viele Apotheken vor existenzielle Probleme gestellt. Dazu tragen auch deutlich erkennbare Bemühungen von Marktteilnehmern bei, die sichere und bewährte Arzneimittelversorgung zu zerstören und Strukturen zu installieren, die sich mit ihren Kapital- und Profitinteressen weit von den gesetzlich vorgeschriebenen und pharmazeutisch gebotenen Grundlagen einer ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln entfernen. Hier gemeinsam mit den Mitglieder-Apotheken nach Lösungen zu suchen und diese in der täglichen Zusammenarbeit erfolgreich umzusetzen, betrachtet NOWEDA als eine ihrer Hauptaufgaben. Um die Zukunftsfähigkeit der Vor-Ort-Apotheken vor dem Hintergrund steigender Markt anteile der Arzneimittelversender sowie der zunehmenden Verbrauchernachfrage nach Online-Angeboten zu sichern, engagiert sich NOWEDA zunehmend in digitalen Themen.

    DIE IDEE GESCHÄFTSJAHR 1994/1995 1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/2020Umsatzerlöse IN TSD. € 842.518 1.202.652 1.952.177 3.493.794 5.262.058 7.846.942

    Veränderung in % +42,74 +62,32 +78,97 +50,61 +49,12

    Bilanzgewinn IN TSD. € 4.466 7.271 12.062 19.539 30.286 34.220

    Bruttorendite auf Mitglieder-Kapital1

    1. – 5. Geschäftsanteil in % 11,0 11,0 11,0 11,0 11,0 8,5

    ab 6. Geschäftsanteil in % 13,2 13,2 13,2 13,2 13,2 10,0

    Bardividende auf Mitglieder-Kapital2, 3

    1. – 5. Geschäftsanteil in % 7,70 7,70 8,25 9,35 9,35 7,23

    ab 6. Geschäftsanteil in % 9,24 9,24 9,90 11,22 11,22 8,50

    Bilanzsumme IN TSD. € 209.749 359.633 484.149 736.485 1.018.272 1.502.594

    Eigenkapital IN TSD. € 61.852 86.232 121.615 217.474 353.581 485.001

    Investitionen IN TSD. € 4.693 13.933 16.994 26.023 25.739 18.745

    Mitgliederzahl 4 094 5 203 5 962 8 003 8 747 9 327

    Anzahl der Niederlassungen 5 8 9 14 19 23

    1 Ausschüttung vor Körperschaftsteuer. 2 Die Schwankungen resultieren aus mehrfach gesetzlich geänderten Körperschaftsteuersätzen.3 Investierende Mitglieder erhalten ab Geschäftsjahr 2019/2020 50 % des Dividendensatzes für Grundanteile der förderfähigen Mitglieder.

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

    DIE ENTWICKLUNG DER NOWEDAUmsatzerlöse in TSD. €

    842.518

    1994/1995 1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/2020

    1.202.6521.952.177

    3.493.794

    5.262.058

    7.846.942

    +42,7 %

    +62,3 %

    +79,0 %

    +50,6 %

    +49,1 %

    Bilanzgewinn in TSD. €

    4.466

    1994/1995 1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/2020

    7.271

    12.062

    19.539

    30.286

    34.220

    Bilanzsumme in TSD. €

    359.633

    484.149

    736.485

    1.018.272

    1.502.594

    209.749

    1994/1995 1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/2020

    Eigenkapital in TSD. €

    61.85286.232

    121.615

    217.474

    353.581

    485.001

    1994/1995 1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/2020

    4 094

    5 203

    5 962

    8 003

    8 7479 327

    Anzahl der Mitglieder der NOWEDA

    1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/20201994/1995 1999/2000 2004/2005 2009/2010 2014/2015 2019/20201994/1995

    Anzahl NOWEDA-Niederlassungen

    5

    8

    9

    14

    19

    23

  • WEGBEREITERGenossenschaft bedeutet auch, gemeinsam mit den Mitgliedern

    erfolgreich durch Marktbegebenheiten zu navigieren, die sich stärker denn je im Wandel befinden: So gewinnen seit Jahren in allen Wirt-

    schaftszweigen digitale Prozesse zunehmend an Bedeutung. Die Corona- Pandemie hat diese Entwicklung weiter befeuert. NOWEDA unterstützt

    ihre Mitglieder dabei, die digitalen sowie analogen Leistungen gemäß den Kundenbedürfnissen zu optimieren – für eine Zukunft,

    in der die Vor-Ort-Apotheke weiterhin das Herzstück der gesicherten, flächendeckenden Arzneimittelversorgung ist.

    FOTONACHWEISTitel: Shutterstock/SashkinSeite 2–3: GettyImages/Halfpoint ImagesSeite 10–11: GettyImages/Liyao XieSeite 16–17: Stocksy/Leah FloresSeite 21: GettyImages/Adelheid Nothegger

    ← DIE ENTWICKLUNG DER NOWEDA

    GES

    CHÄ

    FTSB

    ERIC

    HT

    2019

    /202

    0

    NOWEDA Apothekergenossenschaft eG

    Heinrich-Strunk-Straße 7745143 EssenTelefon 0201 802 0Telefax 0201 802 1314

    [email protected]

    GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

    WEGBEREITER

    Zukunft der Apotheken sichern – Omnichannel 2

    Von Hefe, Nudeln und Paracetamol – Corona-Pandemie 10

    Auf Holz geklopft – Klimaschutz ganz natürlich – Nachhaltigkeit 16

    Darf’s ein bisschen mehr sein? – Genossenschaftlicher Förderbericht 22

    Gremien und Ehrungen 32

    Bericht des Aufsichtsrats 34

    ZUSAMMENGEFASSTER LAGEBERICHT

    Die Grundlagen der NOWEDA-Gruppe 38

    Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 39

    Wirtschaftsbericht der NOWEDA-Gruppe 43

    Wirtschaftsbericht der NOWEDA eG 47

    Personalbericht 49

    Nachhaltigkeitsbericht 51

    Prognose-, Risiko- und Chancenbericht 53

    JAHRESABSCHLÜSSE

    Bilanzen/Gewinn- und Verlustrechnungen 60

    Eigenkapitalspiegel 64

    Kapitalflussrechnung 66

    Zusammengefasster Anhang 68

    Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers 86

    WEITERE INFORMATIONEN

    Ehrendes Gedenken 90

    Die Standorte der NOWEDA 92

    A

    B

    C

  • ZUKUNFT DER APOTHEKEN SICHERN

    Das E-Rezept kommt. Und mit ihm eine neue Herausforderung für die Vor-Ort-Apotheken. Der von NOWEDA und Hubert Burda Media initiierte Zukunftspakt Apotheke hat frühzeitig gehandelt, um allen Apotheken in Deutschland das Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie in Zukunft optimal gerüstet sind – vor allem im Wettbewerb mit dem Versandhandel.

    OMNICHANNEL

    WEGBEREITER

    3

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

    2

  • ttention Shoppers: Internet is open“ – so be-titelte die New York Times am 12. August 1994 einen Beitrag über den vermutlich ers-

    ten Internetkauf. Konkret war es das Sting-Album „Ten Summoner’s Tales“, das digital über die Laden-theke ging. Zu diesem Zeitpunkt hat noch niemand absehen können, wie gigantisch sich dieser Markt ent-wickelt und welche Nebenwirkungen damit verbunden sein würden. Rund ein viertel Jahrhundert später hat das Internet alle Märkte längst erreicht – und teilweise komplett umgekrempelt. Auch in der Arzneimittelver-sorgung sind Online-Versender auf Expansionskurs. Die bevorstehende Einführung des elektronischen Rezepts (E-Rezept) zeigt einmal mehr: Stationäre Apotheken müssen mehrgleisig fahren und ihr digita-les Angebot innerhalb der nächsten Monate stark aus-bauen, um ihre Stärken beim Endverbraucher optimal zu platzieren.

    G A M E C H A N G E R E - R E Z E P T

    Das E-Rezept ist eine logische Konsequenz der digita-len Weiterentwicklung auf allen Ebenen. Ab 1. Januar 2022 soll die elektronische Variante der ärztlichen Ver-ordnung den rosa Zettel ablösen, der heute täglich millionenfach in den Apotheken bearbeitet wird. Diese Neuerung hat das Potenzial, Umsätze zum Nachteil der Vor-Ort-Apotheken zu verschieben. Der Hintergrund:

    A

    Aktuell müssen Patienten, die ihre Arzneimittel statt in einer Apotheke in der Nähe bei einem großen Arznei-mittelversender bestellen möchten, Rezepte auf dem Postweg zum Empfänger schicken. Das kostet Zeit und ist aufwendig. Mit Start des E-Rezepts ist allerdings die unmittelbare Übermittlung auf digitalem Weg möglich. Dieses Potenzial möchten die großen Player im Markt zum Nachteil der Vor-Ort-Apotheke künftig nutzen: Sie arbeiten an Same-Day-Delivery-Konzepten und versuchen, dem Endverbraucher durch umfas-sende Marketingmaßnahmen zu vermitteln, dass der Versandhandel eine echte Alternative zur Vor-Ort- Apotheke sei. Und das, obwohl sie auch mit E-Rezept und neuen Belieferungskonzepten nur einen Bruchteil der Leistungen erbringen können und werden. Zudem werden Online-Anbieter mit Sitz im EU-Ausland seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Jahr 2016 gegenüber den Vor-Ort-Apotheken bevorteilt: Sie dürfen Rabatte auf rezeptpflichtige Medikamente geben und sprechen damit vor allem preissensible Verbraucher an. Stationären Apotheken sind solche Rabatte und Boni gesetzlich untersagt. Denn für sie gilt eine Festpreisbindung, die aus Gründen des Pa tientenschutzes dafür sorgt, dass rezeptpflichtige Arznei mittel überall in Deutschland gleich viel kosten. Wie sinnvoll diese Regelung ist, hat die Corona-Krise eindrucksvoll gezeigt: In Zeiten von Engpässen schützt die Deckelung Patienten vor Übervorteilung. Auch bei Güterknappheit können die Preise rezeptpflichtiger Arzneimittel nicht explodieren, solange diese Regelung beibehalten wird. Vor-Ort-Apotheken können sich da-her in erster Linie mit ihrer hohen Beratungskompe-tenz auf persönlicher Ebene, ihrer Erreichbarkeit rund um die Uhr und ihrem exzellenten Service on- und offline im Markt positionieren.

    Z U KU N F T S PA K T A P OT H E K E U N T E R S T Ü T Z T A P OT H E K E N AU F

    I H R E M D I G I TA L E N W E G

    Um die Vor-Ort-Apotheken im Wettbewerb mit dem Versandhandel zu unterstützen, hat die NOWEDA gemeinsam mit einem der größten deutschen Medien-häuser, Hubert Burda Media, im Herbst 2018 den Zukunfts-pakt Apotheke gegründet. Das Ziel: ein vernetztes Gesund-heitsökosystem rund um die Apotheke, das sich ständig weiterentwickelt und auf die Bedürfnisse im Markt und in den Vor-Ort-Apotheken reagiert.

    13. September 2018: NOWEDA und Hubert Burda Media gründen

    den Zukunftspakt Apotheke

    Februar 2019: 6 000 Apotheken

    nehmen teil

    April 2019: Offizieller Start des

    Zukunftspakts Apotheke. Erste Ausgabe my life. Go-live

    von IhreApotheken.de

    Juli 2019:PHARMATECHNIK wird Kooperationspartner. 7 000 Teilnehmer

    Bereits im April 2019 startete die Initiative mit der ersten Ausgabe des Apothekenkundenmagazins my life, das eines der Kernelemente des Zukunftspakts Apotheke darstellt. Schon der Start des Magazins verlief überaus erfolgreich; heute beträgt die monatliche Auf-lage 2,35 Mio. Exem plare. Mittlerweile wurde my life um attraktive Schwester magazine ergänzt, die ihren Schwerpunkt auf Kinder, Senioren, Diabetes und Rätsel legen. Zeitgleich ging IhreApotheken.de (ia.de), das Online-Portal der Apotheken vor Ort, ans Netz: Über die Arzneimittel bestellplattform können Verbraucher online eine Apotheke auswählen, das gewünschte Arzneimittel bestellen und in der Wunschapotheke abholen oder es sich vom apothekeneigenen Botendienst nach Hause lie-fern lassen. Dritter Baustein ist die Online-Plattform mylife.de, die Verbrauchern Informationen rund um Medizin, Gesundheit und Lifestyle zur Verfügung stellt. Diese drei Elemente sind miteinander vernetzt, ergän-zen sich durch die Verschmelzung von off- und online und ermöglichen so die Realisierung von Marketing-maßnahmen mit überdurchschnittlich hoher Reichweite. Sie stellen jedoch nur die Basis des Zukunftspakts Apotheke dar: Die Aktivitäten der Partner PHARMA PRIVAT, Apostore und NetDoktor.de liefern weitere Be-nefits, zum Beispiel in Form von Kommunikationsarbeit, Marketing oder der Erweiterung bestehender Leistungen.

    Erst vor wenigen Wochen wurde eine neue Partnerschaft geschlossen: Gemeinsam mit der CompuGroup Medical, einem der führenden E-Health- Unternehmen weltweit, wollen NOWEDA und der Zukunftspakt Apotheke die Patientenreise vom Arzt zum Apotheker im Rahmen der rechtlichen Zulässigkeit umfassend digitalisieren. Auf diese Weise entsteht ein Gesundheitsökosystem, das die flächen deckende Arz-neimittelversorgung durch die Vor-Ort-Apotheken wei-ter stärkt und sichert.

    D I E B E D E U T U N G VO N O M N I C H A N N E L- KO N Z E P T E N

    Dass Apotheken stark davon profitieren können, sich mit ihren Leistungen und Kommunikationsmaßnah-men breit zu positionieren, ermittelte die im Juni 2020 veröffentlichte Studie „Apotheken(kund*innen) im digit@len Zeitalter“ des Instituts für Handelsforschung in Köln (IFH). Sie zeigt auf, warum die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auch den Apothekenmarkt in Deutschland betrifft und dass Omnichannelkonzepte das ideale Instrument sind, um dem Verbraucher auf verschiedenen Ebenen zu be-gegnen (siehe Interview Seite 6).

    Eine Apotheken-Mitarbeiterin bearbeitet eine Kundenbestellung, eingegangen über die Arzneimittel -bestellplattform IhreApotheken.de.

    4 5

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • Die Studienergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Rund drei Viertel der 1 000 Befragten räum-ten dem Thema Digitalisierung einen hohen Stellen-wert für Vor-Ort-Apotheken ein. 85 Prozent vertreten die Ansicht, dass dieses Thema zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Ernüchternd sind die Ant-worten auf die Frage nach dem aktuellen Status der Vor-Ort-Apotheke: 72 Prozent der interviewten Inter-netnutzer/-innen äußerten, dass Apotheken bei ihren digitalen Angeboten Nachholbedarf hätten. „Hier han-delt es sich ein Stück weit um eine gefühlte Wahr-heit, denn genau genommen nutzen Apotheken schon lange ein überaus großes digitales Potenzial. Man denke nur an die Kommunikation zwischen Apotheke und Großhandel und die daraus resultierende tagglei-che Versorgung der Patienten. Darüber hinaus gibt es durchaus viele Apotheken, die schon seit Jahren für ihre Kunden auch online erreichbar sind“, betont Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der NOWEDA. „Was den Apotheken im Vergleich zu den großen di-gitalen Playern bisher fehlte, war ein flächendecken-des Angebot, das dem Verbraucher das Kauferlebnis eines großen Online-Shops bietet, aber letztlich in die Apotheke vor Ort lenkt. Der Zukunftspakt Apotheke schließt diese Lücke mit IhreApotheken.de.“

    M A R K E T I N G M A S S N A H M E N VO R O RT U N D O N L I N E

    Um den Bekanntheitsgrad von ia.de und dem Ma-gazin my life kontinuierlich zu steigern, setzt der Zukunftspakt Apotheke auf umfassende Marketing-maßnahmen. Den teilnehmenden Apotheken wird kostenloses Werbematerial, wie Visitenkarten und weitere Informationsmaterialien, zur Verfügung ge-stellt. „Das Apothekenteam selbst ist am nächsten dran, wenn es um Kundenkontakte geht“, betont Dr. Jan-Florian Schlapfner, einer der beiden Projekt-leiter des Zukunftspakts Apotheke. „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass Apotheken, die diese Ma-terialien nutzen und aktiv auf ihre Kunden zugehen, überdurchschnittlich viele Bestellungen über ia.de erhalten.“ Doch auch außerhalb der Apotheke wird für die Elemente des Zukunftspakts Apotheke gewor-ben – unter anderem auf NetDoktor.de, dem größ-ten Online-Gesundheitsportal im deutschsprachigen Raum. Eine dauerhaft auf der Startseite platzierte Anzeige macht monatlich rund 23 Mio. Besucher

    es im Sektor Möbel aus. Zu Beginn konnte sich nie-mand vorstellen, dass Verbraucher Sofas kaufen, auf denen sie noch nie gesessen haben. Aber selbst hier – trotz komplizierterer Rücksendemöglichkei-ten – boomt der Markt. Aktuell zeigt sich eine große Online-Dynamik auch im Lebensmittelbereich und bei anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Die Co-rona-Pandemie befeuert das Wachstum der Online-Märkte. Den Konsumenten von heute zeichnet aus, dass er sich eine große Auswahl, guten Service und einen bequemen Bestellvorgang wünscht.

    Haben Sie trotz der Schnelllebigkeit des Internets und der Entwicklung neuer Technologien eine Prognose, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird? Wichtiger Teil unserer Arbeit beim IFH Köln ist natürlich, Zukunftsszenarien zu entwickeln und Marktentwicklungen zu prognostizieren, um Un-ternehmen bei ihren strate-gischen Entscheidungen zu unterstützen. Im Hinblick auf die Apotheken sind wir uns – insbesondere aufgrund des be-vorstehenden E-Rezepts – sehr sicher, dass das Online-Seg-ment weiter wachsen wird. Da-her halte ich es auch für jede stationäre Apotheke erforderlich, spätestens jetzt starke Netzwerke und Partnerschaften zu nutzen und sehr intensiv an kundenorientierten, digitalen Instrumenten und Services zu arbeiten. Sicher ist, dass der Versandhandel seine Chancen in den kom-menden Jahren mit viel Engagement nutzen wird.

    Das IFH Köln veröffentlichte im Juni 2020 die Ergebnisse der Studie „Apotheken(kund*innen) im digit@len Zeitalter“. Wir sprachen mit Dr. Markus Preißner, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts, über die Ergebnisse und die mit dem digitalen Fortschritt verbundenen Herausforderungen und Chancen für Apotheken. Herr Dr. Preißner verantwortet am IFH Köln den Apothekenkonjunkturindex APOkix und beschäftigt sich mit vielfältigen Fragen rund um Konsumenten, Märkte und Akteure diesseits und jenseits des Apothekenmarktes.

    Herr Dr. Preißner, aufgrund zunehmender Digitali-sierungsprozesse befinden sich die Märkte im Wan-del. Wie beurteilen Sie diesbezüglich die Bedürfnis-se und Erwartungen der Konsumenten? Das Konsumverhalten der Verbraucher verändert sich zusehends und wird immer digitaler. Das ist während der Corona-Pandemie besonders deutlich spürbar, die Entwicklung an sich ist jedoch nicht neu. Wir können heute sagen, dass im Schnitt rund 10 Prozent der Um-sätze im Einzelhandel online erfolgen. In einigen Berei-chen liegt der Online-Anteil jedoch schon heute deutlich höher, bei Bekleidung und Schuhen sind es beispiels-weise rund 30 Prozent. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren noch mehr Umsatz aus dem klassischen, stationären Einzelhandel in Richtung Inter-net wandern wird. Der Apothekenmarkt ist nicht eins zu eins mit anderen Branchen vergleichbar, da Medikamente Güter der besonderen Art sind und aufgrund der Festpreisbindung für re-zeptpflichtige Arzneimittel in Deutschland kein Wettbewerb über den Preis möglich ist. Den-noch ist in der Gesamtbetrachtung zu berück-sichtigen, dass die neue Grundhaltung des Kon-sumenten nicht vor der Apotheke haltmachen wird. Wer es aus anderen Branchen gewöhnt ist, Bestellungen bequem nach Hause geliefert zu be-kommen, am besten gepaart mit einem exzellenten, endverbraucherorientierten Service, wird diese neue Norm auch für seine Arzneimittelbestellung erwarten.

    Die Ergebnisse Ihrer Studie verdeutlichen, dass die Apotheken vor allem aufgrund der starken Kundenbin-dung und -treue sehr gute Voraussetzungen mitbrin-gen, um erfolgreich am Markt zu bestehen. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, dass in Sachen digitaler Fortschritt

    Handlungsdruck besteht. Insbesondere dem Einsatz von Omnichannel-Konzepten attestie-ren Sie viel Potenzial. Warum? Die Apotheke ist als Offline-Vertriebskanal be-reits sehr stark aufgestellt. Das Vertrauen der Apothekenkunden und Patienten ist groß und eine enge Kundenbindung kann aufgrund der erforderlichen Arzneimittelberatung und wei-terer Services vor Ort gut erreicht werden.

    Allerdings ist es im digitalen und multioptionalen Zeit-alter erforderlicher denn je, bestehende und potenzielle Kunden dort abzuholen, wo sie sich bewegen – und das ist immer häufiger auch im Internet. Entspre-chend ideal sind Omnichannel-Konzepte, da sie viele Berührungspunkte liefern, etwa über Print- und On-line-Kanäle sowie über soziale Medien. Kurzum: Durch ein funktionierendes Omnichannel-Konzept, in dessen Rahmen die Apotheke viele unterschiedliche Touch-points mit dem Verbraucher für sich nutzt, können bestehende stationäre Stärken in andere Kanäle – zum Beispiel online – verlängert werden. Bei der Auswahl, Ausgestaltung und Verknüpfung der Touchpoints ist entscheidend, die Kundenbedürfnisse konsequent in den Mittelpunkt zu stellen.

    Können Apotheken aus anderen Branchen etwas lernen? Es ist vor allem wichtig, die Entwicklungsdynamik hin-ter dem Online-Geschäft nicht zu unterschätzen. Neh-men wir das Beispiel Schuhe: Es ist nicht so lange her, da war man davon überzeugt, dass das Online-Geschäft rund um Schuhe den stationären Handel nicht ernst-haft bedrohen könne. Schuhe muss man anprobieren, ihre Qualität vor Ort beurteilen, lautete die damalige Einschätzung. Dann kam Zalando und überzeugte Kun-den mit einer riesigen Auswahl, der Lieferung an die Haustür und kostenloser Rücksendeoption. Ähnlich sieht

    KUNDENBEDÜRFNISSE MÜSSEN IM MITTELPUNKT STEHEN

    Oktober 2019: Erstausgaben Kindermagazin „PLATSCH“ und Ratgeberzeitschrift „Gut leben mit DIABETES“.

    Start der TV-Kampagne zur direkten Ansprache von Endkunden

    November 2019: PHARMA PRIVAT

    wird Partner

    September–November 2019:

    Bundesweite Kampagne auf

    Großplakaten inklusive Promotiontour

    September 2019:NetDoktor und

    Apostore werden Partner

    82 %

    finden es vertrauenswürdiger,

    bei einer Vor-Ort-Apotheke online zu

    bestellen als bei einem Arzneimittelversender

    60 % schätzen bei Versendern die bequeme Lieferung nach Hause

    72 % sehen einen Nachholbedarf bei digitalen Angeboten der Vor-Ort-Apotheken

    6 7

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • KAMPAGNENARBEIT – PRINT UND BEWEGTBILD ERGÄNZEN SICH

    Der Zukunftspakt Apotheke startete im September 2019 eine umfassende Kampagnen-arbeit: Bundesweit bewarben Großplakate das Apotheken-kundenmagazin my life. Ein TV-Spot für ia.de auf öffent-lichen und privaten Sendern steigerte den Bekanntheitsgrad von IhreApotheken.de. Die Werbung für die Bestellplatt-form wurde Ende April 2020 mit ganzseitigen Anzeigen in insgesamt 29 auflagenstarken Burda-Medien fortgeführt. Unter anderem erschien die Kampagne in den Magazinen Focus, Bunte, TV Spielfilm, Freizeit Revue, Freundin, Lisa und SUPERillu. Die Headline „Wir sind immer an Ihrer Seite.“ stellte die Kernkompe-tenz der Apotheken in den Mittelpunkt und machte darü-ber hinaus auf die Vorbestell-möglichkeit über ia.de auf-merksam. „Verbraucher und Patienten nehmen derzeit besonders sensibel wahr, auf wen sie sich in Krisenzeiten verlassen können“, so Dr. Michael Kuck, Vorstands-vorsitzender der NOWEDA, mit Blick auf die Situation während der Corona-Pande-mie. „Apothekerinnen und Apotheker sowie ihre Teams gehören ganz sicher dazu. Mit der Kampagne konnten wir diesen Impuls weiter verstär-

    ken und damit auch eine Abgrenzung zum Versand-handel schaffen.“

    Flankiert wurde die Printkampagne von einem 30- sekündigen Clip, der auf den reichweitenstarken Portalen mylife.de, focus.de und bunte.de verschiedenen Video-beiträgen als Werbespot vor-geschaltet war. Er veranschau-lichte mittels einer emotionalen Bildsprache die zentrale Bedeu-tung der Apotheke von neben-

    an – ebenfalls mit Schwerpunkt Corona-Pandemie. Durch eine aktive, nah am Hauptdarsteller verlaufende Kameraführung wurde diese wichtige Rolle der Vor-Ort-Apotheken eindrucks-voll in Szene gesetzt.

    Weitere Informationen finden Sie hier:

    (IVW 05/2020) auf die Möglichkeit der Arzneimittel-bestellung in Vor-Ort-Apotheken auf digitalem Weg aufmerksam. NetDoktor ist seit September 2019 Mitglied des Zukunftspakts Apotheke.

    STÄNDIGE WEITERENTWICKLUNG FÜR LANGFRISTIGEN ERFOLG

    Der Zukunftspakt Apotheke ist mit seinen Kernele-menten schon nach kurzer Entwicklungszeit an den Start gegangen und setzt seitdem auf kontinuier-liche Weiterentwicklung: „Wir sind mit diesem Weg überaus erfolgreich, da er es uns ermöglicht, auf die Bedürfnisse im Markt individuell zu reagieren“, so Schlapfner. „Zudem profitieren wir von einem fort-laufenden Lernprozess. Wenn das E-Rezept Standard wird, verfügen wir mit ia.de über fast drei Jahre Präsenz auf dem Markt – das ist absolut essenziell, damit Apotheken im digitalen Wettbewerb mit dem Versandhandel mithalten können.“

    Eine dieser Weiterentwicklungen ist die An-bindung von ia.de an die Warenwirtschaftssysteme von Apotheken. Warenwirtschaftssysteme verwalten das Sortiment der Apotheke und ermöglichen die Bestellung beim pharmazeutischen Großhandel. Eine neue Schnittstelle integriert auch ia.de in diese Software – aktuell bei den Kopperationspartnern des Zukunftspakts Apotheke PHARMATECHNIK und CGM LAUER, deren Marktanteil bei Warenwirtschaftssyste-men für Apotheken sich auf ca. 40 Prozent beläuft. Durch die Anbindung finden Apothekenkunden und Patienten auf ia.de nicht nur das gesamte Sortiment ihrer Apotheke, sondern sehen auch direkt, wann ein Arzneimittel verfügbar ist. Für das Apothekenteam wird die Bearbeitung der Endkundenbestellungen noch besser in die gewohnten Arbeitsprozesse integ-riert und damit deutlich vereinfacht.

    Auch Partnerschaften und Kooperationen wer-den weiter ausgebaut – zum Beispiel werden immer mehr Arzneimittelhersteller auf ia.de aufmerksam. Schon jetzt verlinken namhafte Produzenten wie Dr. Wolff (Linola) und Dr. Loges auf ihren Produkt-Websites auf ia.de, sodass Interessenten das ge-wünschte Produkt direkt bei ihrer Stammapotheke oder bei einer Wunschapotheke in ihrer Nähe bestel-len können. Als Abverkaufskanal, der die Online- mit der Offline-Welt verbindet, wird ia.de zunehmend auch in aufmerksamkeitsstarken Kampagnen ver-

    schiedener Hersteller integriert. Dieser crossmediale Ansatz steht auch zukünftig im Fokus, wenn mit weiteren Entwicklungen wie der Integration einer Zahlfunktion die Attraktivität der Plattform für den Konsumenten weiter steigt.

    UNVERZICHTBAR

    Dass diese Maßnahmen notwendig sind, um die Apotheke im digitalen Wandel zu unterstützen, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Für eine flächen-deckende Arzneimittelversorgung rund um die Uhr sind Vor-Ort-Apotheken unverzichtbar. Ihre Anzahl ist jedoch drastisch zurückgegangen – je nach Region müssen Menschen schon jetzt längere Wege in Kauf nehmen, um ihr Arzneimittel noch am selben Tag zu erhalten. Im Falle von planbarer Medikation ent-scheiden sich manche vielleicht schon deswegen für den Versandhändler, auch wenn er nur einen Bruch-teil der Leistungen der Vor-Ort-Apotheken erbringen kann. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass mehr Umsätze zum Versandhandel abwandern und weitere Apotheken gefährdet werden. Auf der Strecke bleiben dabei vor allem Patienten, die auf die Versorgung vor Ort angewiesen sind. Dazu zählen etwa Menschen, die Arzneimittel einnehmen müssen, die aus gutem Grund dem Versandverbot unterliegen, beispiels-weise Betäubungsmittel. Auch die Akutversorgung nachts und am Wochenende würde aufgrund langer Wege erheblich gestört. Ein naheliegendes Szenario ist, dass zum Beispiel Familien mit akut erkrankten Kindern verstärkt Notaufnahmen frequentieren, statt sich zunächst in einer Apotheke kompetent beraten zu lassen, um die Zeit bis zur Öffnung der Kinder-arztpraxis zu überbrücken.

    Die Neupositionierung der Apotheken mit zu-sätzlicher Ausrichtung auf den digitalen Sektor ist daher nicht mehr optional. Der Hersteller der Sting-CD, die 1994 produziert wurde, hat zum damaligen Zeitpunkt vermutlich auch keinen Gedanken daran verschwendet, wenige Jahrzehnte später von Spotify, Amazon Music oder iTunes abgelöst zu werden. Die für die digitale Welt typischen Transformationen nehmen an Geschwindigkeit zu – Tausende Apotheken haben das erkannt und sich schon jetzt dem Zukunftspakt Apotheke angeschlossen, um als Teil einer starken Gemeinschaft für die Zukunft gerüstet zu sein.

    April 2020: Werbespot-Schaltung auf bunte.de, focus.de

    und mylife.de für Bestellplattform ia.de

    April–Juni 2020: Print-Kampagne für Bestellplattform ia.de in auflagenstarken

    Burda-Medien

    Juni 2020: IFH-Studie zu Omni-channel-Konzepten.

    Erweiterung aktueller Print-Kampagne um emotionalen Online-

    Werbespot

    Juli 2020: Anbindung von ia.de an Warenwirtschafts-

    systeme von PHARMATECHNIK und

    CGM LAUER

    August 2020: Kooperation mit

    namhaften Herstellern (Verlinkung ia.de auf

    Webseiten)

    Februar 2020: Erstausgabe

    Seniorenmagazin

    8 9

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • VON HEFE, NUDELN UND PARACETAMOL

    Ein Virus mit der zunächst wenig spektakulären Bezeichnung SARS-CoV-2 befindet sich auf einem kontinentübergreifenden Feldzug. Auch Europa hat es im Sturm erobert: für den pharmazeutischen Groß-handel und die Vor-Ort-Apotheken eine Herausfor-derung, die täglich neue Überraschungen bereithält.

    CORONA-PANDEMIE

    1110

    WEGBEREITERNOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

  • ls sich Deutschland vorwiegend mit Neujahrsgrüßen und guten Vorsätzen beschäftigte, war das neuartige Coronavirus gefühlt noch weit

    weg. Hierzulande nahm man die Situation zunächst entsprechend emotionslos zur Kenntnis. Ende Januar meldete das Bundesgesundheitsministerium dann den ersten bestätigten Infektionsfall in Deutschland: zu einem Zeitpunkt, als sich die Situation in Italien bereits zuspitzte und das Land den Notstand ausrief.

    V I R E N AU F D E M VO R M A R S C H

    Als Teil der kritischen Infrastruktur setzte sich NOWEDA bereits früh mit dem Virus und möglichen Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung auseinander. Und das nicht zum ersten Mal, denn auch andere Epi und Pandemien wie zum Beispiel die Vogel oder Schweinegrippe sowie SARS, MERS und EHEC haben den pharmazeutischen Großhandel im Laufe der vergangenen 20 Jahre beschäftigt. „Virusinfektionen, die sich stark und schnell ausbreiten, sind kein Phänomen der Neuzeit. Bisher waren die Auswirkungen auf das Tagesgeschäft des pharmazeutischen Großhandels allerdings kaum spürbar“, berichtet Ralph Saur, Hauptabteilungsleiter des Fachbereichs Pharmazie sowie Pandemiebeauftragter der NOWEDA. Noch bevor die große Infektionswelle alle Kontinente flutete, wurde die Versorgungssicherheit mit

    A

    Arzneimitteln bereits diskutiert. Denn die primär betroffene Region – die chinesische Provinz Hubei – ist wichtiger Wirkstofflieferant für den gesamten Globus. Eine Tatsache, die auch von NOWEDA schon lange kritisiert wird, weil unsere Arzneimittelversorgung damit in weiten Teilen von Asien abhängig ist.

    G LO B A L I S I E RU N G M I T F O LG E N

    Als klar war, dass der Lockdown in Hubei auch die dort ansässigen Produktionsstätten lahmlegt, war sofortiges Handeln erforderlich. „Aufgrund der Globalisierung sind die Wertschöpfungsketten in diesem Markt derart konzentriert, dass sich Probleme in China mit einer gewissen Verzögerung weltweit auswirken“, so Jana Ehmer, Leiterin des Ressorts Industrie und Mitglied der NOWEDAGeschäftsführung. „Das war uns von Anfang an bewusst. Als dann die Medien das Thema aufgriffen, entstand in der Öffentlichkeit eine Hysterie, die Apotheken und Großhandel vor allem im März in eine Ausnahmesituation versetzte. Gerade auch, als Indien am Anfang des Monats einen sofortigen Exportstopp für 13 verschiedene Wirkstoffe bekanntgab.“ Neben Mund NasenSchutz, Atemschutzmasken, Desinfektionsmitteln und Fieberthermometern waren über einen gewissen Zeitraum unter anderem das Schmerz und Fiebermittel Paracetamol sowie das Breitspektrumantibiotikum Amoxicillin deutschlandweit nicht mehr verfügbar. Für den Einkauf der NOWEDA bedeutete das: Die Lage musste täglich neu bewertet werden und für die besonders knappen Produktgruppen begann eine aufwendige Recherche und Prüfung von Bezugsmöglichkeiten. „Weil zeitweise völlig unklar war, wie lange die Fabriken in Hubei geschlossen bleiben und wie lange Indien seinen Exportstopp aufrechterhält, haben wir uns mit vielen Arzneimitteln für einen deutlich längeren Zeitraum bevorratet, als es üblicherweise erforderlich ist. Ziel war es, auch dann lieferfähig zu bleiben, wenn sich die Situation in den produzierenden Ländern länger nicht entspannt“, ergänzt Niklas Grotemeyer, Leiter des Zentralen Einkaufs der NOWEDA. „Insgesamt war dieser Prozess für uns eine Gratwanderung. Die Schnelllebigkeit der Ereignisse hat gezeigt, dass eine verlässliche Planung kaum möglich ist. Es ist daher für alle Marktbeteiligten eine Herausforderung, die Balance zwischen Unter und Überbevorratung zu meistern.“ Das bestätigt auch Ralph Saur: „Über den gesamten Zeitraum der ersten CoronaWelle war ein hohes Maß an Flexibilität gefragt. Die Halbwertzeit von Entscheidungen war mitunter sehr kurz. Sorgfältige Planungen mussten wir gegebenenfalls schon Stunden später umdisponieren, um den aktuellen Ereignissen gerecht zu werden“, so Saur, der sich zur Hochphase der CoronaPandemie im täglichen Austausch mit dem eigens eingerichteten Krisenstab – einer Runde aus Betriebsleiterinnen und Betriebs

    Die Corona-Pande-mie zeigt einmal mehr: Die wohn-ortnahe Arznei-mittelversorgung ist unverzichtbar.

    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NOWEDA arbeiteten vor allem im März über ihre Belas-tungsgrenze hinaus.

    12 13

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • U N G E A H N T E R Z U S A M M E N H A LT

    Apothekenteams und NOWEDAMitarbeiter/innen arbeiteten zum Teil über die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus, um die Arzneimittelversorgung bundesweit sicherzustellen. Bei NOWEDA sahen sich insbesondere die betrieblichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Jedoch verdeutlichte die Situation auch, wie groß das Bewusstsein der Belegschaft für die Bedeutung der Arzneimittelversorgung ist. „Wir sind tief beeindruckt davon, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade in der Phase der höchsten Auslastung geleistet haben. Vor allem weil diese Leistung in weiten Teilen aus einem Eigenengagement kam, das seinesgleichen sucht“, resümiert Joachim Wörtz, Vorstand Finanzen und Personal. „Teilweise kamen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ihrer Freizeit zurück an den Arbeitsplatz, um zu unterstützen. Darüber hinaus setzten sich auch Kolleginnen und Kollegen aus fachfremden Arbeitsbereichen dafür ein, dass die Betriebe aufrechterhalten werden können.“ Gebietsleiter, Kundendienstmitarbeiter und Beschäftigte der Hauptverwaltung sind aus eigenem Antrieb in die Lager gegangen, um die betriebliche Belegschaft zum Beispiel beim Auffüllen der Arzneimittelautomaten oder beim Warennachschub zu unterstützen.

    H E R AU S F O R D E RU N G E N

    Obwohl Apothekenleiter sowie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als ausgelastet waren und sich zudem mit einem gesteigerten Ansteckungsrisiko konfrontiert sahen, erfüllten sie ihre Aufgabe mit Bravour. Die Lage änderte sich jedoch schon ab der zweiten Märzhälfte drastisch, als die ausgeprägte Bevorratungsphase zunächst ein Ende nahm und die Kundschaft ausblieb. „Viele Apotheken, insbesondere in Innenstädten oder Einkaufszentren, verzeichneten Umsatzverluste aufgrund der allgemein verringerten Nachfrage und der ausbleibenden Laufkundschaft“, bestätigt Udo Harneit, Vorstand Vertrieb der NOWEDA. „Apothekeninhaber hofften noch im März darauf, dass sich nach der starken Belastungsphase der Normalzustand bald wieder einstellt. In den darauffolgenden Wochen nahm der Kundenstrom in den Apotheken jedoch deutlich ab, was für viele Apotheken eine wirtschaftliche Belastung zur Folge hatte.“ Hinzu kommt die Konkurrenz aus dem Netz: Neben Kontaktbeschränkungen und Homeoffice ist der OnlineHandel ein weiteres Element, das die Umsätze in Apotheken negativ beeinflusst. Arzneimittelversender verzeichneten während der ersten CoronaWelle ein spürbares Umsatzplus. „Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, ist derzeit noch ungewiss“, so Harneit weiter. „Diese Pandemie ist geprägt von vielen Unbekannten. Werden noch viele ‚Wellen‘ auf uns zu

    kommen? Wenn ja, werden sie erneut mit umfassenden Lockdowns einhergehen? Und werden die ersten Impfstoffe bald verfügbar sein? Die Antworten auf diese und weitere Fragen haben wir aktuell nicht. Sie werden die Situation der Apotheken jedoch beeinflussen.“

    leitern aller Niederlassungen sowie weiteren unmittelbar betroffenen Abteilungen – befand.

    VO M H A M S T E R K AU F Z U M H A M S T E R R A D

    Die Sorge der Bevölkerung um ausreichende Verfügbarkeit von Alltagsgütern, Lebensmitteln und auch Arzneimitteln wurde vor allem im Februar und März spürbar, als die Medien zunehmend von beunruhigenden CoronaNews dominiert wurden. Aus den ersten Hamsterkäufen entwickelte sich eine regelrechte Kettenreaktion. Die plötzliche Nichtverfügbarkeit beziehungsweise Kontingentierung von Toilettenpapier, Hefe, Mehl und Nudeln versetzte auch jene in einen Vorratsmodus, die eigentlich die Vernunft walten lassen wollten. „Sicher ist sicher“, lautete die Devise. Davon blieb auch der Arzneimittelsektor nicht verschont. Grundlegender Unterschied: Chronisch Kranke wurden von der Angst getrieben, vielleicht in einigen Wochen oder Monaten nicht mehr an ihr Arzneimittel zu kommen. Nachvollziehbar, denn ein lebenswichtiges Medikament hat einen anderen Stellenwert als ein Päckchen Hefe. Doch auch freiverkäufliche und apothekenpflichtige Produkte wanderten in die privaten Hausapotheken. Das war auch in den Niederlassungen der NOWEDA deutlich spürbar. Zeitweise war die Auslastung der Betriebe derart hoch, dass alles dafür vorbereitet war, bestimmte Waren temporär komplett von der Belieferung auszuschließen. Dazu zählten zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika, die im Gegensatz zu Arzneimitteln nicht essenziell sind. Aufgrund der hohen Leistungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war dieser Schritt letztlich aber nicht erforderlich.

    K R E I S H E I N S B E RG A L S B R A N D B E S C H L E U N I G E R

    Eine hohe Frequentierung der Apotheken war insbesondere dann spürbar, als der Kreis Heinsberg nach einer großen Karnevalsfeier hohe Infektionszahlen meldete. „Der Fall verdeutlichte, dass das Virus auch in Deutschland außer Kontrolle geraten kann. Das hat sich anscheinend auf das Verbraucherverhalten ausgewirkt“, sagt Saur mit Rückblick auf den März. Als Heinsberg Nachrichtenthema Nummer 1 wurde, bemerkte auch NOWEDA einen sprunghaften Anstieg der Nachfrage. Es ging plötzlich nicht mehr nur darum, wie man der hohen Nachfrage gerecht werden kann und mit Lieferengpässen umgeht. Auch Notfallpläne, die die regionale Belieferung sicherstellen, wenn zum Beispiel eine NOWEDANiederlassung von einem Lockdown betroffen wäre, mussten bereitliegen. Denn als Unternehmen der kritischen Infrastruktur muss die Belieferung zu jeder Zeit aufrechterhalten werden.

    KLARE BOTSCHAFTEN

    Das öffentliche Lob – auch aus politischen Kreisen – an die Akteure im Gesundheits - wesen war groß. Wie sehr die Effizienz unseres Gesundheitssystems davon abhängt, dass überarbeitete Ärzte und Apotheker sowie schlecht bezahltes Pflegepersonal ihren/seinen Dienst trotz Mangels an Schutzmaterialien antreten, wurde in den vergangenen Monaten mehr als deutlich. Ebenso, wie wichtig es ist, dass die Arzneimittelversorgung nicht von Versandunternehmen im Ausland, sondern von Vor-Ort-Apotheken in unmittelbarer Nachbar-schaft der Ärzte und Patienten erbracht wird. Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen folgen. Eine Gesundheitspolitik, die spätestens zu Anfang dieses Jahrhunderts damit be-gann, einen in der freien Wirtschaft üblichen Wettbewerbsgedanken nahezu eins zu eins auf das Gesundheitssystem zu übertragen, hat mit der Corona-Pandemie einen unange-nehmen „Wake-up-Call“ bekommen. Von den Folgen globalisierter Wertschöpfungsketten, die die einstige „Apotheke der Welt“ abhängig machen von Produzenten in Fernost, bis hin zur Förderung des Arzneimittelversandhandels unter dem Deckmäntelchen der Digitalisie-rungsnot zeigt die Corona-Pandemie einmal mehr, dass der Wert eines funktionierenden und für alle zugänglichen Gesundheitssystems nicht allein an wirtschaftlichen Aspekten be-messen werden kann.

    PRODUKTIONSSTÄTTEN

    WIRKSTOFFE

    Gefährliche AbhängigkeitDie Arzneimittelversorgung in Europa ist in

    weiten Teilen von China und Indien abhängig. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Wirkstoffproduktion aus Kostengründen zu

    großen Teilen in diese Länder verlagert.

    14 15

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • AUF HOLZ GEKLOPFT – KLIMASCHUTZ GANZ NATÜRLICH

    Klimawandel, Mikroplastik, Feinstaubbelastung – Umweltthemen gewinnen an Bedeutung, auch für NOWEDA. Im vergangenen Geschäftsjahr ermöglichte das Unternehmen über seine Stiftung die Pflanzung Tausender Bäume, um einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

    NACHHALTIGKEIT

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

    1716

  • nde Februar 2020 irgendwo in Schleswig- Holstein. Das Wetter ist rau und wenig ein-ladend. Für die Mitarbeiter von PLANT-MY-TREE®

    ist das nichts Ungewöhnliches. Denn damit ihre Arbeit erfolgreich ist, muss das Wetter vor allem den jun-gen Bäumen passen, die an diesem und den folgenden Tagen zu Tausenden im Auftrag der NOWEDA-Stiftung gepflanzt werden.

    Analog zur Mitgliederzahl der NOWEDA zum 30.06.2019 sind es genau 9 302 Bäume, die mindestens 99 Jahre stehen sollen. Die Motivation dahinter? Bäume binden Kohlenstoff und tragen damit zum Klimaschutz bei. Eine entsprechende Studie der Technischen Hoch-schule (ETH) Zürich aus dem Jahr 2019, die im Wis-senschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde, fand große mediale Aufmerksamkeit: Den Forschern zufolge ist Aufforstung in großem Stil eine der wirksamsten Maßnahmen, um die Klimaerwärmung zu reduzieren. In einem groß angelegten Rechenmodell wiesen sie nach, dass die Erde mit rund 4,4 Mrd. Hektar Wald be-deckt sein könnte. Mithilfe von 80 000 Satellitenbildern und Vegetationsmodellierungen stellten sie dar, wo eine Wiederaufforstung möglich ist. Die Gesamtfläche die-ses potenziellen Waldes ist etwa so groß wie die USA.

    E

    Würde sich die Menschheit zu einem derart großen Schritt entschließen, wäre der Effekt laut der Schweizer Studie beachtlich: Etwa zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen könnten vom Holz auf-genommen werden und auf diesem Weg den Klimawan-del bremsen. Aktuell belaufen sich die Forstflächen auf 2,8 Mrd. Hektar – Tendenz fallend. Bei allem Enthusi-asmus rund um die Studienergebnisse betonen die Forscher allerdings, dass die Aufforstung kurzfristig beginnen müsse. Denn es würden noch Jahrzehnte vergehen, bis die Wälder reiften und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher voll zur Geltung komme.

    AU F D I E D E TA I L S KO M M T ’S A N

    Rund um die Schweizer Studie kam es unter verschie-denen Wissenschaftlern zu hitzigen Debatten. Methoden und Rechenmodelle wurden kritisiert, die Rückschlüsse infrage gestellt. An dem Potenzial der Bäume als Koh-lenstoffreservoirs bestehen jedoch keine Zweifel. Die Meinungen teilen sich dann, wenn es um die Fragen geht, ob der berechnete Effekt der Schweizer vollends zutreffend ist und ob sich die Idee überhaupt realisieren lässt. Einig sind sich die Experten auch, dass die Auf-forstung dort geschehen müsse, wo sie wirklich sinn-voll ist, zum Beispiel auf ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Einen Wald etwa auf einem Moor-gebiet anzulegen, sei hingegen kontraproduktiv, da Moore nachweislich mehr CO2 binden können als ein Waldgebiet von gleicher Fläche.

    D I E D I N G E I N D I E H A N D N E H M E N – A B E R M I T SY S T E M

    Die 9 302 „Apotheker-Bäume“, die jetzt in der Nähe von Itzehoe stehen, sind so individuell wie die Mitglie-der der NOWEDA. Gepflanzt wurden 4 626 Stieleichen, 1 719 Flatterulmen, 1 978 Douglasien und 979 Küsten-tannen – eine Mischung, die für Nachhaltigkeit spricht, denn diese Baumarten unterscheiden sich grundlegend voneinander. Stieleichen sind die Klassiker unter den langlebigen und anpassungsfähigsten Bäumen. Ihre Verbreitung reicht von Skandinavien bis in die Türkei. Sie können sowohl bei kalter Witterung als auch in heißen Sommern überleben. Flatterulmen sind hin-gegen besonders resistent gegen Überflutungen und halten ihnen bis zu 100 Tage stand. Weiterer Vorteil dieser Baumart: Sie ist weniger empfindlich gegenüber bestimmten Schädlingen, die anderen Ulmen häufig zu schaffen machen. Douglasien wiederum fühlen sich ge-nerell in Mischwäldern wohl und Küstentannen zeichnet ein schneller Wuchs aus. Abgesehen von seiner Funktion als lebender CO2-Speicher wird der Mischwald zukünftig auch attraktive Heimat von verschiedenen Wildtieren sowie Insekten sein.

    In zahlreichen Betriebsstätten steuert Mess- und Regeltechnik die technische Infrastruktur. Fotovoltaikanlagen erzeugen Strom, Adiabatik regelt die Hallentemperatur und Fresnel-Linsen bündeln Tageslicht und beleuchten Arbeitsplätze. Der Strom stammt zu 100 Pro- zent aus regenerativen Ener-giequellen.

    Nicht nur in den neuen Nieder-lassungen werden permanent Maßnahmen ergriffen, um die ehrgeizigen Zielvorgaben zu erfüllen. Allein der Austausch von Klimaschränken und Heizungspumpen hat zu einer Stromeinsparung von jährlich über 55 000 kWh geführt. Dies entspricht ca. 35 Tonnen CO2.

    Alle NOWEDA-Niederlassungen sind nach ISO 9001, der natio-nal und international am wei-testen verbreiteten Norm für Qualitätsmanagement (QM), zertifiziert. Das Ergebnis: eine Verbesserung der Unterneh-mensleistung und der Prozesse auf allen Ebenen und dadurch Schonung von Ressourcen.

    Im Rahmen des Umwelt-managements haben Energie-effizienz, Abfalltrennung und -vermeidung, die Reduzierung von Abwasser und die Vermin-derung von CO2-Emissionen einen hohen Stellenwert. Die gesamte NOWEDA-Gruppe ist nach DIN ISO 14001 zer tifiziert.

    Zur energieeffizienten Gebäu-detemperierung wurde beim Bau der Niederlassung Bars-büttel erstmals eine Wärme-pumpe eingesetzt. Durch die Wärmerückgewinnung werden sowohl die Ab- als auch die Außenluft für die Wärme- und Kälteerzeugung eingesetzt.

    Alle Betriebsstätten werden im Rahmen der EU-Energie-effizienzrichtlinie (EED) bzw. des Energiedienstleistungs-gesetzes (EDL-G) überwacht. Die energetische Bewertung der Niederlassungen bzw. ihrer technischen Installationen erfolgt mithilfe von Energie-audits.

    CO2-neutraler Erdgas-bezug: Alle erdgasversorgten Niederlassungen beziehen ihr Erdgas zu 100 Prozent klima-neutral und leisten somit einen Beitrag zum Umweltschutz.

    ÖKOPROFIT® ist ein Koopera-tionsprojekt zwischen Kom-munen und lokal ansässigen Unternehmen, die das Ziel einer Betriebskostensenkung bei gleichzeitiger Reduzierung des Ressourcenverbrauchs verfolgen. Die Niederlassungen Münster, Herford, Schwerte, Essen, Frechen und Peine haben bereits das Qualitäts-siegel „ÖKOPROFIT®-Betrieb“ erhalten.

    ECOfit ist ein Um-weltförderprogramm des Minis teriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Die NOWEDA-Niederlassung Mosbach trägt die Auszeich-nung „ECOfit-Betrieb“.

    NACHHALTIGKEIT BEI NOWEDA AUF EINEN BLICK

    18 19

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2018/2019

    E S G E H T W E I T E R

    Die Gemeinschaft junger Bäume bekommt Gesell-schaft: In Kürze werden auf der Fläche noch einmal 1 000 natürliche CO2-Speicher in Nachbarschaft der 9 302 Bäume gepflanzt. „Beim Thema Nachhaltigkeit ist es wichtig, schnell zu handeln“, so Dr. Michael Kuck, Vorstand der NOWEDA-Stiftung und Vorstandsvorsit-zender der NOWEDA Apothekergenossenschaft. „Als Stiftung eines Unternehmens mit logistischem Schwer-punkt setzen wir neben sozialen Projekten zunehmend auf neue Wege für mehr Nachhaltigkeit. Das ist Teil unserer unternehmerischen Verantwortung.“

    AU F F O R S T U N G I S T K L E I N E R T E I L D E S G RO S S E N G A N Z E N

    Die ökologischen Ziele der NOWEDA sind hoch gesteckt. Schon seit Jahren engagiert sich das Unternehmen mit konkreten Maßnahmen in den 20 Niederlassungen in Deutschland für eine nachhaltige Betriebsführung. Als Grundlage dafür dienen beim Bau neuer Niederlas-sungen höchste Standards in Sachen Energieeffizienz. Die beiden jüngsten NOWEDA-Häuser in Barsbüttel und Böblingen sind in Sachen Nachhaltigkeit Vorzeige-betriebe: Sie sind ausgestattet mit Fotovoltaikanlagen, LED-Beleuchtung, Adiabatik zur Regelung der Hallen-temperatur, Dreifachverglasung sowie Fresnel-Linsen, die Tageslicht bündeln und in das Gebäude leiten. Auch die erst vor wenigen Jahren erweiterte Hauptverwal-tung der NOWEDA erfüllt höchste Standards. Hier sorgt eine Geothermieanlage für die Beheizung des gesam-ten Gebäudes über Erdwärme, die durch Leitungen in den Geschossdecken fließt. Im Sommer ist diese so-genannte „Bauteilaktivierung“ ebenfalls nützlich, denn dann verteilt sich kühles Wasser in den Leitungen und ermöglicht selbst an heißen Tagen angenehme Tempe-raturen ganz ohne den Einsatz energiefressender und ungesunder Klimaanlagen.

    Ü B E R D E N T E L L E R R A N D

    Als Unternehmen mit logistischem Schwerpunkt setzt sich NOWEDA nicht zuletzt mit alternativen Antrieben auseinander. Im vergangenen Geschäftsjahr unter-stützte sie über die NOWEDA-Stiftung das Zentrum für BrennstoffzellenTechnik (ZBT) in Duisburg. „Wir sehen in der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik eine viel-versprechende Möglichkeit, unseren Fuhrpark nachhal-tiger und ökologischer aufzustellen. Daher unterstützen wir das ZBT gerne dabei, diese Technik voranzutreiben. Das Ziel ist, zukünftig alltagstaugliche und bezahlbare Wasserstofffahrzeuge zur Belieferung von Apotheken einsetzen zu können“, betont Karl Josef Paulweber, Vor-standsmitglied der NOWEDA.

    WAC H S E N U N D G E D E I H E N

    Während sich NOWEDA mit dem Potenzial vieler ver-schiedener Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit einsetzt, wächst der noch junge Wald in Schleswig- Holstein langsam heran. Was die kommenden 99 Jahre für NOWEDA und ihre Mitglieder bereithalten, ist heute noch ungewiss. Die in Kürze mehr als 10 000 Bäume inspirieren dazu, es ihnen in vielen Aspekten gleichzu-tun: sich den Gegebenheiten anzupassen, Stürmen zu trotzen und dabei kontinuierlich zu wachsen.

    Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Unternehmen zu gründen, das sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat? Schon in den 1980er-Jahren hatte ich mir Gedanken gemacht; damals hat mich das Waldsterben sehr beschäftigt. Ich wollte mich aktiv in den Klimaschutz einbringen und habe zum Beispiel schon früh Öko-Stromverträge abgeschlossen und bin ein umweltfreundliches, kleines Auto gefah-ren. Aber all das ging mir nie weit genug. Ich wollte nicht länger untätig zusehen. In Remscheid habe ich schließlich ein zwei Hektar großes Grundstück gekauft und dort die ersten 2 000 Bäume gepflanzt.

    Wie waren Ihre Erfahrungen mit diesem ersten Projekt? Es hat mir unheimlich viel Freude gemacht und brachte mir auch eine innere Befrie-digung. Ich habe jeden einzelnen Baum selbst gepflanzt und es hat mich wirklich überrascht, was ich schon allein schaffen kann. Als ich sah, dass die ersten Bäume anwuchsen, habe ich mich riesig gefreut und war unheimlich motiviert, weiterzu-machen. Mein Umfeld hat das natürlich mitbekommen. Viele sagten, sie würden sich auch gern aktiv in den Umweltschutz einbringen, hatten nur keine eigene Idee. Eines Tages hat mir dann ein mir bekann-

    ter Unternehmer 100 Euro in die Hand ge-drückt und sagte, ich solle von dem Geld in seinem Auftrag Bäume pflanzen. Das hat sich in meinem Bekannten- und Freundes-kreis rumgesprochen und schließlich eine Eigendynamik entwickelt. Als immer mehr Klimaschutzbeiträge eingingen, war plötz-lich PLANT-MY-TREE® geboren.

    Vermutlich war dann der Erwerb weite-rer Grundstücke erforderlich? In der Tat, ich musste mich aufgrund der vielen Anfragen auf die Suche nach weite-ren Flächen machen, was gar nicht so ein-fach war. Land zu kaufen und Bäume zu pflanzen, klingt zunächst einfach, es müs-sen jedoch viele Faktoren wie zum Beispiel Bodengegebenheiten und Umwelteinflüsse berücksichtigt werden. Ich fühlte mich auch sehr in der Verantwortung, die Beiträ-ge richtig einzusetzen. Also habe ich mich mehr und mehr in die Gesamtthematik ein-gearbeitet, Wissen angesammelt und mich mit Fachleuten ausgetauscht. Je größer so ein Projekt wird, desto größer werden ja auch die Anforderungen.

    Was sind die jüngsten Weiterentwicklun-gen bei PLANT-MY-TREE®?Wir haben erst vor Kurzem eine Stiftung ge-gründet, an die unsere eigenen bepflanzten

    Flächen übergeben werden, sodass sie die Projekte in den darauffolgenden 99 Jahren begleitet. Die Stiftung soll die bepflanzten Grundstücke langfristig sichern und mög-lichst viele Waldflächen schützen. Das soll auch nach meinem Ableben noch garantiert sein. Mein Plan ist, langfristig auch über Ländergrenzen hinweg Bäume pflanzen zu können.

    Gerade bei größeren Projekten sind Unternehmen auch an Nachweisen inter-essiert? Werden Sie in irgendeiner Form kontrolliert?PLANT-MY-TREE® ist seit 2020 nach DIN ISO 9001:2015 TÜV-zertifiziert. Bereits 2014 hatten wir uns nach DIN ISO 9001-2008 zertifizieren lassen und auf diesem hohen Niveau gearbeitet. Unabhängig davon be-finden wir uns im regen Austausch mit Fachleuten wie etwa Förstern. Die kennen die Bodengegebenheiten und wissen, wel-che Baumarten wo am besten angehen. Außerdem beraten uns Experten zu den klimatischen Bedingungen und informieren uns, welche Anforderungen die regionale Tierwelt hat. Damit beugen wir Fehlwirt-schaft vor, die die Lebensdauer des Waldes verringern würde.

    „ICH WOLLTE NICHT LÄNGER UNTÄTIG ZUSEHEN“Sören Brüntgens ist Gründer und Inhaber von PLANT-MY-TREE®. Der 54-Jährige hat aus persön-lichem Engagement heraus im Jahr 2001 damit begonnen, Bäume zu pflanzen. Bis Ende dieses Jahres werden es bereits rund 300 000 sein. Wir haben mit ihm über seine Motivation und über zukünftige Pläne gesprochen.

    Stieleichen sind die Klassiker unter den langlebigen und anpassungs-fähigsten Bäumen.

    20 21

    WEGBEREITER

  • DARF’S EIN BISSCHEN MEHR SEIN?

    NOWEDA ist bekannt für ihre ausgefeilte Arzneimittellogistik. Darüber hinaus runden zahl reiche Dienstleistungen und Services das Engagement für Mitglieder und Kunden ab: vom passgenauen Marketing bis hin zu Kampagnen, die den gesamten Berufsstand unterstützen.

    GENOSSENSCHAFTLICHER FÖRDERBERICHT

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

    2322

  • er Alltag in einer Apotheke ist oft herausfordernd. Neben ihrer Kernkompetenz, der schnellen, sicheren und beratungsintensiven Arznei

    mittelversorgung der Menschen in ihrer Region, sehen sich Apothekerinnen und Apotheker mit vielen zeitraubenden Aufgaben konfrontiert. Insbesondere die Büro kratie in Apotheken hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Aber auch generell ist der Betrieb einer Apotheke mit hohem organisatorischen Aufwand verbunden. Als genossenschaftlich organisiertes Unter nehmen sieht es NOWEDA als wichtige Aufgabe, die Apotheken in verschiedenen Bereichen des beruflichen Alltags zu unterstützen. Keine Überraschung also, dass es auch im Geschäftsjahr 2019/2020 viele neue Maßnahmen und Entwicklungen gab, die die bestehenden Services und Leistungen weiter verbessern.

    S TA RT B A H N F R E I

    Um die Selbstverwaltung in der Apotheke zu vereinfachen, hat NOWEDA im vergangenen Geschäftsjahr das NOWEDA Cockpit weiterentwickelt. Dabei handelt es sich um eine digitale Schaltzentrale, über die Apothekerinnen und Apotheker sowie ihre Mitarbeiter/ innen schnell und unkompliziert online auf Daten zugreifen können, die für die Apothekenorganisation wichtig sind. Das NOWEDA Cockpit bietet mit wenigen Klicks unter anderem die Monatssammelrechnung,

    D

    eine Übersicht über die kumulierten Bestellungen, eine OnlineVerfügbarkeitsabfrage und die Neuaufnahme von Artikeln in das NOWEDASortiment. Letztere ist ein wichtiger Bestandteil des genossenschaftlichen Förderauftrags, denn NOWEDAMitglieder haben unmittelbaren Einfluss auf das Sortiment: Gehört eine bestimmte Pharma zentralnummer noch nicht zum Warenlager der NOWEDA, können Apothekerinnen und Apotheker sie über das NOWEDA Cockpit neu aufnehmen lassen.

    Besonders wichtig für Apotheken ist die Nichtverfügbarkeitsanfrage, über die sie einen Nachweis über nicht lieferbare Arzneimittel erbringen können. Der Hintergrund: Krankenkassen schließen im großen Stil Rabattverträge mit Arzneimittelherstellern ab, um Kosten zu sparen. Im Zeitalter zunehmender Lieferengpässe muss die Apotheke dieses Präparat jedoch häufig gegen das eines anderen Herstellers austauschen, damit der Patient trotzdem sein dringend benötigtes Medikament erhält. Obwohl sie nicht Verursacher dieser Situation ist, hat die Apotheke dadurch einen hohen bürokratischen Aufwand. Denn sie muss gegenüber der Krankenkasse nachweisen können, dass das rabattierte Arzneimittel nicht verfügbar war. Andernfalls droht die Retaxation – die Apotheke bliebe somit auf den Kosten für das ausgehändigte Medikament sitzen. Die Nichtverfügbarkeitsanfrage entlastet Apotheken an dieser Stelle, da über das NOWEDA Cockpit rückwirkend ein Nachweis angefordert werden kann, dass das Arzneimittel zum Bestellzeitpunkt nicht verfügbar war: Löst ein Apotheker eine Bestellung über einen aktuell nicht verfügbaren Artikel aus, wird diese Anfrage nach kurzer Zeit automatisiert wiederholt. Das Ergebnis kann die Apotheke bei drohender Retaxation zu einem späteren Zeitpunkt im NOWEDA Cockpit abrufen.

    Für den idealen Überblick können Apotheken ihr Cockpit nach ihren Bedürfnissen individuell gestalten. Sie können festlegen, welche Funktionen sie besonders prominent positionieren und welche Funktionen sie stumm schalten möchten, weil sie aktuell keine Verwendung dafür haben.

    U N T E R N E H M E R I S C H E R E R F O LG D U RC H P RO F E S S I O N E L L E S C OAC H I N G

    Unterstützung erfahren NOWEDAKunden auch durch die Kooperation mit HealthCareComm aus Krefeld. Das auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte CoachingUnternehmen bietet mit einem Team aus zertifizierten Trainern und Coaches Beratung bei Themen wie Personalführung, Personalentwicklung und Prozessoptimierung an. Dabei kommen spezielle Führungstools zum Einsatz. Apothekeninhaber sowie Filialleiter erhalten wertvolle Tipps, die zu guter Teamentwicklung und besserer Mitarbeitermotivation beitragen. Apothekenteams profitieren darüber hinaus von Schulungen etwa zur

    MEHR ALS 400 000 STIMMEN FÜR RX-VERSANDVERBOT

    Der Pharmaziestudent Benedikt Bühler sorgte im vergangenen Geschäfts-jahr für Schlagzeilen – und das nicht nur in der Fachpresse: Mit größtem Engagement setzte er sich für ein Versandverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel (Rx) ein und erfuhr dabei Unterstützung von der NOWEDA, die unter anderem spezialisierte juristische Beratung organisierte sowie Infoma-terial und Unterschriftenvorlagen ent-wickelte. Bühlers Petition ist mit über 400 000 Stimmen das erfolgreichste Gesuch für eine Gesetzesänderung, das je im Deutschen Bundestag eingereicht wurde. Dabei stand das Rx-Versandver-bot schon im Koalitionsvertrag – und wurde dennoch nicht umgesetzt. Der Hintergrund der Aktion des Phar-maziestudenten: Nach Meinung vieler Experten ist ein Verbot des Versands von verschreibungspflichtigen Arznei-mitteln die einzige Möglichkeit, die flä-chendeckende Arzneimittelversorgung durch die Vor-Ort-Apotheken langfristig sicherzustellen. Denn seit einem EuGH-Urteil im Jahr 2016 sind Arzneimittel-versandhändler mit Sitz im EU-Ausland

    von der Festpreisbindung auf rezeptpflich-tige Arzneimittel befreit und können damit einen intensiven Preiskampf führen, von dem die deutschen Apotheken ausgenom-men sind. Wichtige Umsätze verschieben sich dadurch zum ausländischen Versand-handel und feuern das Apothekensterben weiter an. Dass Apotheken sich hierzulan-de nach der Festpreisbindung richten müs-sen, hat einen guten Grund: Feste Preise

    für lebensnotwendige Arzneimittel schützen Patienten vor Übervorteilung, etwa im Falle von Güterknappheit. Dass dieser Schutz erforderlich ist, hat zuletzt die Corona-Situation gezeigt. Die Preise von Produkten außerhalb des Rx-Sektors, etwa von Atemschutz-masken oder Desinfektionsmitteln, sind um ein Vielfaches in die Höhe geschnellt. Darunter litten letztlich die Patienten und Kunden. Die hohe Stimmenzahl ermöglichte Benedikt Bühler, sein Anliegen im Dezember 2019 in einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses vorzutragen. Auch Bundesgesundheits-minister Jens Spahn war zu diesem Termin anwesend. Trotz der überwäl-tigenden Anzahl der Unterstützer, der Erwähnung im Koalitionsvertrag und vor allem trotz der nachvollziehbaren Argumentation lehnt die Bundesregie-rung das Rx-Versandverbot aufgrund juristischer Bedenken weiterhin ab. Gleichwohl hat das Engagement des Studenten zu einer verbesserten öffentlichen Wahrnehmung beigetra-gen und eindrucksvoll geziegt, dass die Menschen zur Unterstützung ihrer Apotheke bereit sind, wenn man sie auf Missstände aufmerksam macht.

    NOWEDA unterstützte den Pharmaziestu-denten Benedikt Bühler (re.) bei seinem Engagement für ein Rx-Versandverbot.

    Mit dem NOWEDA Cockpit als digita le Schaltzentrale kann online auf Daten zugegriffen werden, die für die Apothekenorga-nisation wichtig sind.

    24 25

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • Konfliktbewältigung und zu empathischem Verkaufen. Welche Angebote von HealthCareComm Apothekerinnen und Apotheker in Anspruch nehmen möchten, entscheiden sie individuell. Wegen der Kooperation erhalten NOWEDAKunden einen Preisvorteil.

    E I G E N M A R K E N S O RT I M E N T E RW E I T E RT

    Im Juni 2019 startete NOWEDA unter dem Namen „Die Apotheke hilft“ ein Eigenmarkenkonzept – zunächst mit den Wirkstoffen Paracetamol 500 mg und Ibuprofen 400 mg. Die Produkte ermöglichen NOWEDA Mitgliedern sehr gute Einkaufskonditionen und Gewinnspannen sowie die bedarfsgerechte Lieferung ohne Vorgaben zur Bestellmenge. Nach gut einem Jahr im Markt haben sich die beiden Produkte im Absatz unter den Top Fünf in ihren Segmenten (Basis GESDAT) etabliert. Ende des Geschäftsjahres 2019/2020 wurde das Sor timent um DAH Nasenspray 0,1 Prozent (Wirkstoff: Xylometazolinhydrochlorid) erweitert.

    Die Eigenmarken bedienen stark nachgefragte Wirkstoffgruppen, mit denen Verbraucher keine hohe Markenpräferenz assoziieren. Neben hervorragender Qualität glänzen die apothekenexklusiven Produkte von „Die Apotheke hilft“ durch eine besonders hohe Lieferfähigkeit und eine klare Packungsgestaltung mit übersichtlichen Piktogrammen.

    M E H R A L S A R Z N E I M I TT E L

    Neben Arzneimitteln und apothekenüblichen Produkten bietet NOWEDA ihren Mitgliedern und Kunden zahlreiche weitere Produkte an, die die Apotheke für ihre Organisation benötigt, etwa Berufsbekleidung und Büromaterial. Doch auch die schönen Dinge des Lebens berücksichtigt der NOWEDAApothekenservice: So können etwa hochwertige Weine, Spirituosen oder Parfums bestellt werden.

    Auf all diese Angebote kann online im apothekenexklusiven Bestellportal auf www.noweda.de zugegriffen werden. Dort sind rund 2 200 Artikel gelistet inkl. Information zur aktuellen Verfügbarkeit.

    B E R AT U N G E N AU C H O N L I N E

    Die CoronaPandemie macht neue Wege in der Kommunikation zwischen NOWEDA und den Apotheken erforderlich. Das gilt besonders für das umfangreiche Angebot der NOWEDA ApothekenBeratung. Eine neue OnlineSprechstunde nimmt die Situation rund um die Pandemie in den Fokus und berät Apotheken unter anderem zur Unterstützung der Mitarbeiter/innen, zur Positionierung als starker, regionaler Gesundheitspartner und zur Sortimentsoptimierung vor dem Hintergrund der aktuellen Situation.

    Bei NOWEDA sind alle Weichen auf digital gestellt. Doch gerade bei der Generation der älteren Apothekenkunden sind analoge Maßnahmen zur Kundenbindung nach wie vor effektiv. Die NOWEDA Apotheken Beratung hat daher ein neues, umfassendes Angebot an Gutscheinheften entwickelt – Standard, teilindividualisiert oder individualisiert –, das bei Apotheken und ihren Kunden keine Wünsche offenlässt. Apotheken können aus einer Vielzahl an Themenschwerpunkten wählen: von Allergie über Inkontinenz bis hin zu Homöopathie und Schüsslersalzen.

    S TA R K E S S E M I N A R A N G E B OT AU C H O N L I N E

    Zukunftsorientierte und professionell gestaltete Fortbildungen für Apothekenmitarbeiter/innen gehören seit Langem zum Service der NOWEDA. Mit einem abwechslungsreichen Seminarprogramm unterstützte die Genossenschaft zahlreiche Apothekenteams auch im vergangenen Jahr bei den vielfältigen Herausforderungen im Apothekenalltag. Über 300 Veranstaltungen zu pharmazeutischen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Inhalten sowie zur Pflege und Hilfsmittelversorgung standen an insgesamt 26 Orten zur Auswahl. Die Durchführung der Präsenzseminare wurde ab März 2020 jedoch abrupt gestoppt: Die CoronaPandemie machte die vorübergehende Einstellung dieses Angebots zwingend erforderlich. Allerdings gelang es der NOWEDA, das Angebot an OnlineSeminaren kurzfristig aufzustocken. Diese Offerte haben die Apotheken sehr gut angenommen. Weiterhin stand den Mitgliedern – unabhängig von Ort und Zeit – die digitale Lernplattform ApoCademy zur Verfügung. Besonders beliebt unter den ETrainings: der in mehrere Module gegliederte Zer tifikatslehrgang „Retaxmanager/in“, der Apotheken mitarbeiter/innen das nötige Knowhow im Umgang mit Retaxierungsfragen vermittelt. Ob Packungsgrößenverordnung, Importquote oder Novellierung des Hilfsmittelversorgungsvertrags – sich ständig ändernde Vorschriften erschweren es dem Apothekenteam, bei der Rezeptabrechnung den Überblick zu behalten. Hierbei unterstützte NOWEDA ihre Mitglieder auch im vergangenen Geschäftsjahr mit ganz konkreten Maßnahmen.

    26 27

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • HERR VONCINA, IST DIE NEUE ONLINESPRECHSTUNDE EIN KIND DER CORONAPANDEMIE?Wir sind immer auf der Suche nach Wegen, wie wir unsere Dienste unseren Kunden bestmöglich zur Ver-fügung stellen können. Die Corona-Situation ist für alle neu und für viele belastend. Jeder muss lernen, damit umzugehen, und zwar an vielen Stellen gleichzeitig. Es geht zum Beispiel darum, einerseits das Infektionsrisiko für die Mitarbeiter und Kunden klein und andererseits dennoch den Betrieb am Laufen zu halten. Die Online-Sprechstunde ist hier also gestartet. Viele Apotheken haben zwar bereits auf die Ausnahmesituation durch Corona reagiert, allerdings gehen wir davon aus, dass wir erst am Anfang stehen. Die Beratungsthemen ge-hen daher über diese Ausnahmesituation hinaus.

    WIE KAMEN SIE AUF DIE KOSTENLOSE ERSTBERATUNG PER VIDEOCHAT?Wir haben als Genossenschaft den Auftrag, unsere Mit-glieder und Kunden bestmöglich zu unterstützen – gera-de in solchen Ausnahmesituationen. Darum wollten wir unsere Erfahrungen (auch aus den Apotheken) kostenlos mit anderen teilen. Und wenn schon nicht persönlich vor Ort, dann eben persönlich online. Somit können wir sowohl die Gesundheit der Mitarbeiter in den Apotheken als auch die unserer eigenen Mitarbeiter schützen.

    WAS BEDEUTET DAS KONKRET?In der Online-Sprechstunde geht es um die Auswirkun-gen auf Prozesse und Abläufe in Ausnahmesituationen wie der jetzigen und natürlich auch in der Zeit danach. Auf Basis unserer Erfahrung und des engen Kontakts zu vielen Apotheken können wir erprobte Lösungen und Best-Practice-Beispiele weitergeben und individuell anpassen.

    ONLINE GUT BERATEN

    SILVIO VONCINA IST LEITER DER NOWEDA APOTHEKENBERATUNG. IM INTERVIEW ERKLÄRT ER DIE MOTIVATION HINTER DER NEUEN DIENST-LEISTUNG EINER KOSTENLOSEN ONLINE-SPRECH-STUNDE.

    Lieferengpässe gehören zu den größten Belastungen im Alltag einer jeden Apotheke. Für das gesamte Team besonders problematisch: Vielen Apothekenkunden ist nicht bewusst, dass für den Medikamentenmangel nicht die Apotheken verantwortlich sind. Um bestmöglich aufzuklären, investieren Apotheken viel Zeit in Beratung und Information. Um sie dabei zu unterstützen, hat NOWEDA im November 2019 einen Infoflyer herausgebracht, in dem die wichtigsten Hintergründe und Informationen zu diesem Thema dargestellt werden. Er

    wurde von Tausenden Apotheken verteilt und erschien darüber hinaus im März 2020 auch als Beileger in mehreren Burda- Medien, konkret im Focus, in der Freizeit Revue, in der SUPERillu und in der Lisa. Auf diesem Weg wurde eine Gesamtauflage von etwa 2,4 Mio. Exemplaren erreicht. Schon Anfang Oktober 2019 informierte eine ganzseitige Anzeige im Nachrichten-magazin Focus Endverbraucher über Liefer-engpässe. Mit anderem Schwerpunkt setzte NOWEDA im Mai 2020 ihre Kampagnen-arbeit fort. „Da wo Du lebst. Dein Fels in der Brandung.“ lautete die starke Aussage, die die zentrale Bedeutung der Apotheke

    von nebenan hervorhebt. Die um-fassenden Leistungen der stationären Apotheken, zum Beispiel die hohe Wa-renverfügbarkeit oder die kompetente und persönliche Beratung, wurden in der ganzseitigen Anzeige thematisiert und zweimal im Nachrichtenmagazin Focus (Reichweite rund 3,3 Mio. Leser) veröffentlicht. Besonderer Fokus: die Corona-Krise. Denn insbesondere zum Zeitpunkt der ersten Corona-Welle, als Unsicherheit und Ängste die Gefühlsla-ge der Bevölkerung dominierten, zeigte sich, dass eine gute Vor-Ort-Versorgung mit Arzneimitteln alternativlos ist.

    SILVIO VONCINALeitung NOWEDA ApothekenBeratung

    ENGAGEMENT AUF MEHREREN EBENEN

    28 29

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2017/2018 UNSER LAGEBERICHT

    Mal in Folge belegt NOWEDA Platz 1 bei der markt intern-Umfrage.

    HIGHLIGHTS 2019 / 2020

    Unterschriften sammelte der Pharmaziestudent Benedikt Bühler mit Unter-stützung der NOWEDA für seine Petition zum Rx- Versandverbot.

    MILLIONEN

    MILLIONEN

    WEGBEREITER

    schließt eine Apotheke in Deutschland.

    ALLE 31 STUNDEN

    2,4 Patientinnen und Patienten wurden mithilfe von Flyern von NOWEDA rund um die Thematik Lieferengpässe bei Arzneimitteln informiert.

    Exemplare beträgt die monatliche Auflage

    der my life. Zudem gewann die

    my life den European Publishing

    Award 2020.

    2,35

    4neue Partner konnten für den Zukunftspakt Apotheke gewonnen werden. Zur Leistungs-verbesserung der Vor-Ort-Apotheken!

    PLATZ

    4

    APOTHEKE

    der GESDAT-Absatz statistik erreichte der seit 1. Juni 2019 verfügbare Artikel 500 mg Paracetamol der apothekenexklusiven NOWEDA-Eigenmarke „Die Apotheke hilft“ bereits im ersten Halbjahr.

    1

    14

    Euro Jahresumsatz erwirtschaftete die Niederlas-sung Essen erstmals im Geschäftsjahr 2019/2020.

    Bäume wurden Anfang 2020 im Auftrag der NOWEDA-Stiftung für den Klimaschutz gepflanzt.

    1MILLIARDE

    413.0009.302

    RUND

    30 31

  • AUFSICHTSRAT

    Dr. Matthias Lempka Apotheker, Vorsitzender, Dortmund Dr. Arnt HeilmannApotheker, Hirschhornstellv. Vorsitzender (seit 23.11.2019) Brigitte KeilApothekerin, Dresdenstellv. Vorsitzende (bis 23.11.2019)

    Sylke BergmannApothekerin, Münster(seit 23.11.2019)

    Richard Edel* Essen

    Oliver Gollnick* Essen

    Ulrich Pollmann Apotheker, Köln(bis 23.11.2019)

    Bernd Roder Apotheker, Bösel

    Dr. Michael TeuberApotheker, Staßfurt(seit 23.11.2019)

    Renate Wasser* Frechen

    Katja Wrede Apothekerin, Bielefeld

    EHRENVORSITZENDER DES AUFSICHTSRATS

    Dr. Klaus G. BrauerMitglied des Aufsichtsrats vom 02.12.1989 bis 21.11.2015 Vorsitzender des Aufsichtsratsvom 26.11.1998 bis 21.11.2015

    EHRENVORSITZENDE DES VORSTANDS

    Dr. Dietrich L. MeyerGeschäftsführendes Vorstandsmitglied vom 01.10.1974 bis 31.08.1983Vorsitzender des Vorstands vom 01.09.1983 bis 30.06.2005

    Wilfried HollmannMitglied des Vorstandsvom 01.02.1993 bis 31.12.2016Vorsitzender des Vorstandsvom 01.07.2005 bis 31.12.2016

    EHRENMITGLIEDER DES VORSTANDS

    Peter BömelburgMitglied des Vorstands vom 01.09.1983 bis 30.06.2013

    Rudolf StrunkMitglied des Vorstandsvom 01.07.2009 bis 30.06.2018

    GREMIEN DER NOWEDA eG

    VORSTAND

    Dr. Michael P. Kuck Vorsitzender, Essen

    Udo HarneitEssen(seit 01.01.2020)

    Karl Josef Paulweber Essen

    Dr. Sabrina Schröder-Hickery Apothekerin, Bochum

    Joachim Wörtz Essen

    GESCHÄFTSLEITUNG

    Jana Ehmer(seit 01.07.2020)

    Matthias Groß(bis 30.06.2020)

    Cornelia Rolf

    Oliver Wackernagel(bis 30.06.2020)

    GÜNTHER-BÜSCH-EHRENGABE

    verliehen 1989 an Günther Büsch † (postum)Mitglied des Aufsichtsrats von 1950 bis 1974Vorsitzender des Aufsichtsrats von 1958 bis 1971

    verliehen 1995 an Peter Ellinghaus †Mitglied des Vorstands von 1985 bis 1994

    verliehen 1999 an Ingo Dinger †Mitglied des Aufsichtsrats von 1974 bis 1998Vorsitzender des Aufsichtsrats von 1981 bis 1998

    verliehen 2005 an Dr. Dietrich L. MeyerGeschäftsführendes Vorstandsmitglied von 1974 bis 1983Vorsitzender des Vorstands von 1983 bis 2005

    verliehen 2013 an Peter BömelburgMitglied des Vorstandsvon 1983 bis 2013

    verliehen 2015 anDr. Klaus G. BrauerMitglied des Aufsichtsratsvon 1989 bis 2015 Vorsitzender des Aufsichtsratsvon 1998 bis 2015

    verliehen 2016 anWilfried HollmannMitglied des Vorstandsvon 1993 bis 2016Vorsitzender des Vorstandsvon 2005 bis 2016

    verliehen 2018 an Rudolf StrunkMitglied des Aufsichtsratsvon 1987 bis 2009Mitglied des Vorstandsvon 2009 bis 2018

    EHRUNGEN DER NOWEDA eG

    * Diese Mitglieder des Aufsichts rats sind gemäß Betriebs verfassungsgesetz von den Arbeitnehmern gewählt.

    32 33

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

  • NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 WEGBEREITER

    Das Geschäftsjahr 2019/2020 war unter anderem durch die nach wie vor angespannte Marktlage von vielen Herausforderungen geprägt, die nicht zuletzt durch den überdurchschnittlich engagierten Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeistert wur-den. Ganz besonders hervorzuheben ist das Engage-ment während der ersten Corona-Welle: Hier hat sich gezeigt, dass sich die Belegschaft der NOWEDA ihrer wichtigen Rolle im Gesundheitssystem bewusst ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an ihre Leistungsgrenzen gegangen, um die Belieferung der Apotheken und damit die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Die Pandemie hat gezeigt, dass der wahre Wert eines Unternehmens in den Menschen liegt, die sich an ihren verschiedenen Arbeitsplätzen tagtäglich mit ihm identifizieren.

    Der Aufsichtsrat dankt dem Vorstand und der gesam-ten Belegschaft für die erfolgreiche Arbeit.

    Essen, 13. November 2020

    Dr. Matthias Lempka, Vorsitzender des Aufsichtsrats

    Wie umschreibt man am besten ein Geschäftsjahr, dessen zweite Hälfte mit nichts vergleichbar ist, was das Unternehmen und seine Mitglieder in den vergan-genen Jahrzehnten erlebt haben? Wechselhaft? Turbu-lent? Erfolgreich? Ich denke, wir sind uns einig, dass wenige Adjektive allein die Situation nicht vollumfäng-lich beschreiben können. NOWEDA konnte erneut Um-satzzuwächse verzeichnen und freut sich über weiter steigende Mitgliederzahlen. Die Freude über ein gutes Gesamtergebnis wird jedoch getrübt von der Corona-Pandemie, die die Welt gleichermaßen in eine Schock-starre und in eine Hysterie versetzt hat. In unseren Apotheken haben wir das vor allem im März und im April gespürt. Und wir haben einmal mehr erfahren, wie wichtig unsere Arbeit ist. Denn ein Ort, an dem Menschen mit gesundheitlichen Nöten, Ängsten und Bedürfnissen rund um die Uhr Beratung und Unterstützung finden, hat in Krisenzeiten einen un-ermesslichen Wert.

    Doch in den Apotheken ist es derweil ruhig geworden. Zu ruhig. Das spüren alle Kolleginnen und Kollegen. Einige von ihnen sind etwa aufgrund der Lage ihrer Apotheke besonders drastisch betroffen, ja, existenziell

    akut bedroht. Zu dieser Situation tragen auch Ver-schiebungen im Markt bei, vor denen wir die Augen nicht mehr verschließen können: Der Online-Handel hat Rekordumsätze gemacht. Noch mehr Menschen als sonst sind vom stationären Handel zu Anbietern im Netz abgewandert. Das spürten auch Arznei-mittelversandhändler und reiben sich jetzt schon die Hände im Hinblick auf den bevorstehenden Start des E-Rezepts.

    Corona ist in vielerlei Hinsicht ein Weckruf: für die Arzneimittelversorgung auf dem gesamten Globus, die heute in weiten Teilen von der Produktion in Asien abhängig ist, für den Umgang der Menschen mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen und auch für Apothekerinnen und Apotheker hierzulande. Digitale Sichtbarkeit ist kein Zukunftsthema mehr. Die ge-stiegene Begeisterung der Verbraucher für den Online-Handel stellt eine Bedrohung für die Vor-Ort-Apotheken dar. Sie kann aber auch als Chance ver-standen werden, wenn alle Marktteilnehmer erkennen, dass ein vernetztes Gesundheitsökosystem, das allen Apotheken und apothekennahen Unternehmen offen-steht, ein Sinnbild für diese Chance ist. NOWEDA hat das gemeinsam mit starken Partnern schon früh er-kannt und im Herbst 2018 den Zukunftspakt Apotheke ins Leben gerufen. Bereits im April 2019 folgten mit dem Start der Arzneimittelbestellplattform ia.de sowie dem Apothekenkundenmagazin my life Taten.

    Der Aufsichtsrat begrüßt und unterstützt diese Ak-tivitäten des Vorstands zur Begleitung der Vor-Ort-Apotheken in eine sichere Zukunft – online wie offline – ebenso wie die Maßnahmen der NOWEDA, die im ver-gangenen Geschäftsjahr zu einer verstärkten öffent-lichen Wahrnehmung der Bedeutung von Vor-Ort- Apotheken beigetragen haben. In der Unterstützung der Mitglieder durch diese öffentlichkeitswirksamen Aktionen sehen wir einen wichtigen Teil des genossen-schaftlichen Förderauftrags. Dass die Apothekerinnen und Apotheker das Engagement der NOWEDA in vie-lerlei Hinsicht positiv bewerten, zeigen nicht zuletzt Branchenumfragen, bei denen NOWEDA erneut Spit-zenplätze belegt.

    Der Aufsichtsrat trägt die wichtige Verantwortung, unternehmerische Entscheidungen zu prüfen und Ent-scheidungen im Sinne der Mitglieder zu treffen. Die

    nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegen-den Aufgaben haben wir sorgfältig und gewissenhaft wahrgenommen. Der Vorstand wurde bei der Leitung des Unternehmens regelmäßig beraten und durchgän-gig überwacht. Dabei konnte sich der Aufsichtsrat von der Recht-, Ordnungs- und Zweckmäßigkeit der Vor-standstätigkeit überzeugen.

    In alle Entscheidungen von wesentlicher Bedeutung hat der Vorstand den Aufsichtsrat stets frühzeitig und umfassend eingebunden und ihn über Abweichungen von Planungen sowie über die Risikolage des Unter-nehmens und das Risikomanagement informiert. Bei Entscheidungen, die der Zustimmung des Aufsichts-rats bedurften, haben wir in den Aufsichtsrats-sitzungen die laut NOWEDA-Satzung erforderlichen Beschlüsse gefasst und die Budget- und Investitions-planung der in- und ausländischen Niederlassungen nach eingehenden Beratungen genehmigt. Die Vorsit-zenden von Aufsichtsrat und Vorstand standen auch außerhalb der Aufsichtsratssitzungen regelmäßig in Kontakt, wenn Rücksprachen erforderlich waren. Bei wichtigen, akuten Ereignissen wurde der Aufsichts-ratsvorsitzende umgehend vom Vorstandsvorsitzen-den informiert.

    Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Aufsichts-rat im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht alle Nieder-lassungen persönlich besuchen. Bei den durchgeführ-ten Begehungen konnten wir einen vollumfänglichen Eindruck von den Prozessabläufen in den jeweiligen Betrieben erlangen und den Kontakt zur Belegschaft pflegen. Durch Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnten wir uns vor Ort von der Um-setzung der gesetzlichen Regelungen überzeugen.

    Der Genossenschaftsverband – Verband der Regionen e. V. hat die wirtschaftlichen Verhältnisse der NOWEDA positiv beurteilt und die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung ohne Beanstandungen bestätigt. In der Schlussbesprechung am 12. November 2020 wur-den den Jahresabschlüssen der NOWEDA eG und der NOWEDA-Gruppe uneingeschränkte Bestätigungsver-merke erteilt. Der Aufsichtsrat folgt diesen Feststellun-gen und hat keine Einwände. Den Jahresabschlüssen, dem zusammengefassten Lagebericht und der vor-geschlagenen Gewinnverwendung stimmt der Auf-sichtsrat zu.

    BERICHT DES AUFSICHTSRATS

    Dr. Matthias Lempka,Vorsitzender des

    Aufsichtsrats

    34 35

  • ZUSAMMENGEFASSTER LAGEBERICHT

    BZUSAMMENGEFASSTER LAGEBERICHT

    Die Grundlagen der NOWEDA-Gruppe 38Wirtschaftliche Rahmenbedingungen 39Wirtschaftsbericht der NOWEDA-Gruppe 43Wirtschaftsbericht der NOWEDA eG 47Personalbericht 49Nachhaltigkeitsbericht 51Prognose-, Risiko- und Chancenbericht 53

    NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020

    11

    100 %

    Jahre sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Durch-schnitt bei NOWEDA im Inland beschäftigt.

    des externen Stroms für die deutschen Niederlassungen werden aus regenerativen Energiequellen bezogen.

    9 302Bäume wurden im Auftrag der NOWEDA-Stiftung im

    Februar 2020 für den Klimaschutz gepflanzt.

    3736

  • NOWEDA GESCHÄFTSBERICHT 2019/2020 ZUSAMMENGEFASSTER LAGEBERICHT

    DAS GENOSSENSCHAFTLICHE GESCHÄFTSMODELL

    Im Jahr 1939 fanden sich sieben Apotheker im Ratskeller in Essen zusammen, um ihre Pläne konkret zu machen: An diesem Tag gründeten sie die Nordwestdeutsche Apothekergenossenschaft (heute NOWEDA), um künftig unabhängig vom Einfluss Dritter zu wirtschaften und in einer starken Gemeinschaft erfolgreich zu agieren. Das erste Kapitel, das von den Pharmazeuten vor mehr als 80 Jahren geschrieben wurde, überstand nicht nur den Zweiten Weltkrieg, sondern entwickelte sich über die Jahrzehnte bis heute zu einer Erfolgsgeschichte. Sie ver-deutlicht, dass das genossenschaftliche Geschäftsmodell aktuell bedeutender ist denn je: Diverse Einzelhandels-märkte sehen sich zunehmend mit der Marktmacht gro-ßer, globaler Player konfrontiert, die den Onlinesektor dominieren. Kaufmännische Einzelkämpferinnen und -kämpfer können diesen Unternehmen kaum etwas ent-gegensetzen – davon betroffen sind auch Apotheken, die Umsätze an große Versender aus dem EU-Ausland ver-lieren. NOWEDA steht traditionell für die Apothekerinnen und Apotheker, die großen Wert auf die Unabhängigkeit und Individualität ihrer Apotheke legen, dabei aber nicht auf die Kraft der Gemeinschaft verzichten möchten.

    GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG

    Das Coronavirus hält die Weltwirtschaft und damit auch Deutschland nach wie vor in Atem. Während im Jahr 2019 noch ein – wenn auch im Vergleich zum Vorjahr abgeschwächtes – Wirtschaftswachstum in Höhe von 0,6 % auf 3.436 Mrd. € zu verzeichnen war, kalkulierte die Bundesregierung schon in ihrer Frühjahrsprojektion 2020 Ende April einen starken Rückgang des Brutto-inlandsproduktes aufgrund der massiven Belastungen durch die Corona-Pandemie. Laut Statistischem Bundes-amt ging das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2020 um 10,1 % zurück. Der umfangreiche Einsatz von Kurzarbeit ver hinderte jedoch einen allzu starken nega-tiven Einfluss auf die Beschäftigung. Bereits im Mai er-folgten die ersten Lockerungen der Einschränkungen, etwa im Gastronomiegewerbe. Sie sorgen dafür, dass die deutsche Wirtschaft beginnt, sich von den Auswir-kungen allmählich zu erholen. So konnte etwa die Indus-trie ihre Erzeugung und ihren Absatz im Mai und Juni wieder etwas ausweiten, wobei das Produktionsniveau nur bei etwa 87 % des Jahres endquartals 2