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TEF II: Angewandte Sprachwissenschaft (Texte): Kommunikation, Macht und Entwicklung 1 Geschichte der Sozio-Linguistik Basil Bernstein Seine Hypothese lautete, dass die sozio-ökonomische Schicht, aus der ein Sprecher/eine Sprecherin stammt, das sprachliche Verhalten ergibt. a. elaborierter Code (Oberschicht, Mittelschicht) personenorientiert: z.B. Du darfst das nicht machen, weil + spezifische Erklärung. - Explizitheit - grammatische Korrektheit - logische bzw. argumentative Strukturiertheit b. restringierter Code (Unterschicht) statusorientiert: z.B. Du darfst das nicht machen, weil ich es dir sage. (ohne spezielle Begründung, warum nicht) - weniger Wortschatz - weniger grammatische Korrektheit in Hinblick auf die Standardsprache der Oberschicht - weniger Struktur beim Sprechen Diese Hypothese Bernsteins nennt man „Defizithypothese“. Die Lösung, um diese sprachlichen „Defizite“ der Unterschicht zu beseitigen, sah Bernstein in einem kompensatorischen Sprachunterricht für die Unterschicht. Der Maßstab für den Unterricht war die Sprache der Oberschicht, ein Ausgleich zwischen elaboriertem und restringiertem Code fand aber nur temporär statt. Dafür resultierten aus diesen Versuchen bei den teilnehmenden Kindern psychische Probleme, weil sie sich selber als extrem defizitär empfanden, da sie aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen wurden und daher in einem Zwiespalt von antrainiertem Oberschichtendenken und sozialer Umgebung waren. Gegenbewegung: William Labov Er meinte, dass „alle Menschen in einer Sprechergemeinschaft eine gemeinsame Sprache wollen“. Er begründete darauf die „Differenzhypothese“, um ein wertfreies System im Gegensatz zur Defizithypothese zu schaffen. Der hauptsächliche Unterschied zur Hypothese Bernsteins lag darin, dass die Differenzhypothese besagt, dass ein unterschiedlicher Sprachgebrauch zwar vorhanden, aber kein Code dem anderen überlegen ist.

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TEF II: Angewandte Sprachwissenschaft (Texte): Kommunikation, Macht und Entwicklung

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Geschichte der Sozio-Linguistik Basil Bernstein

Seine Hypothese lautete, dass die sozio-ökonomische Schicht, aus der ein Sprecher/eine Sprecherin stammt, das sprachliche Verhalten ergibt.

a. elaborierter Code (Oberschicht, Mittelschicht) � personenorientiert: z.B. Du darfst das nicht machen, weil + spezifische Erklärung.

- Explizitheit - grammatische Korrektheit - logische bzw. argumentative Strukturiertheit

b. restringierter Code (Unterschicht) � statusorientiert: z.B. Du darfst das nicht machen, weil ich es dir sage. (ohne spezielle

Begründung, warum nicht)

- weniger Wortschatz - weniger grammatische Korrektheit in Hinblick auf die

Standardsprache der Oberschicht - weniger Struktur beim Sprechen

Diese Hypothese Bernsteins nennt man „Defizithypothese“. Die Lösung, um diese sprachlichen „Defizite“ der Unterschicht zu beseitigen, sah Bernstein in einem kompensatorischen Sprachunterricht für die Unterschicht. Der Maßstab für den Unterricht war die Sprache der Oberschicht, ein Ausgleich zwischen elaboriertem und restringiertem Code fand aber nur temporär statt. Dafür resultierten aus diesen Versuchen bei den teilnehmenden Kindern psychische Probleme, weil sie sich selber als extrem defizitär empfanden, da sie aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen wurden und daher in einem Zwiespalt von antrainiertem Oberschichtendenken und sozialer Umgebung waren. Gegenbewegung:

William Labov

Er meinte, dass „alle Menschen in einer Sprechergemeinschaft eine gemeinsame Sprache wollen“. Er begründete darauf die „Differenzhypothese“, um ein wertfreies System im Gegensatz zur Defizithypothese zu schaffen. Der hauptsächliche Unterschied zur Hypothese Bernsteins lag darin, dass die Differenzhypothese besagt, dass ein unterschiedlicher Sprachgebrauch zwar vorhanden, aber kein Code dem anderen überlegen ist.

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Die Sprache als Polysystem kann mittels einer speziellen Terminologie in Bereiche unterteilt werden.

Begriffe der Soziolinguistik

• Sprache • Varietät

� Dialekt (geographisch bedingt) � Soziolekt, z.B.

- Technolekt (= Fachsprache, Jargon) � Ideolekt (= Sprachbesitz eines Individuums zu einem bestimmten Zeitpunkt,

d.h. die ganz persönliche Sprache eines Individuums) � Umgangssprache

� Standardsprache � Register (durch Kommunikationssituation vorgegebener Sprachgebrauch; kann

mit Technolekt zusammenfallen) � Stil (emotionale Sprache, z.B. Ansprache bei einer Familienfeier) � Repertoire (alle sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten, die eine Gruppe/Person

zur Verfügung hat) � Sprachgemeinschaft (z.B. alle deutschsprachigen Menschen)

• Muttersprache (= Erstsprache, L1) � Selbstzuschreibung: diese Sprache steht einem emotional am nächsten

• Multilingualismus, Bilingualismus

� Fähigkeit des Menschen, mehr als eine Sprache zu sprechen � bei Bilingualismus werden beide Sprachen etwa gleich gut beherrscht

• Diglossie

� verschiedene Varietäten haben verschiedene Funktionen � „Diglossie ist eine stabile Sprachsituation mit einer strengen funktionalen

Differenzierung zwischen einer niedrigen Sprachvarietät und einer davon deutlich unterschiedenen hohen Varietät.“ (Bussmann)

High Variety Low Variety

z.B. Parlament, Universität, Religion, Nachrichten, Zeitungen,…

z.B. persönliche Briefe, Trivialliteratur, Humoristische Texte, Familie, Freunde,…

www.ethnologue.com

� eigentlich geschaffen, um die Bibel in alle Sprachen übersetzen zu können, aber auch hilfreich, um die verschiedenen Sprachen eines Landes in Erfahrung bringen zu können

Tabelle: Anwendungsbereiche von High und Low Variety

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� Diglossie wird von Ferguson unterschieden in low variety (niedrig

prestigeträchtige Sprache) und high variety (hoch prestigeträchtige Sprache)

Bilingualismus

+ + (1) − + (2) Diglossie

+ − (3) − − (4)

(1) es gibt einerseits eine funktionale Unterscheidung der Sprache, und außerdem ist die Bevölkerung zweisprachig: z.B. Englisch und Französisch in vielen ehemaligen Kolonialstaaten als High Variety, und die regionalen Sprachen dort als Low Variety (2) die Bevölkerung ist zwar zweisprachig, aber es gibt keine funktionale Unterscheidung der Sprache: z.B. Englisch und Französisch in Kanada (3) funktionale Unterschiede in Teilen der Gesellschaft: z.B. sprachen im zaristischen Russland die Adeligen nur Französisch, die Bevölkerung aber nur Russisch (4) es gibt weder funktionale Unterschiede der Sprache, noch Zweisprachigkeit: z.B. Island (wenn die dortigen Bewohner nur Isländisch sprechen könnten)

• Triglossie

� z.B. in Tanzania ehemalige Kolonialsprache: Englisch offizielle Sprache: Swahili Vernakulärsprachen: ca. 120 Daraus resultiert, dass viele Einwohner Tanzanias sowohl die ehemalige Kolonialsprache als auch die offizielle Sprache und zumindest eine regionale Sprache beherrschen.

• Vernakulärsprache

� zumeist Muttersprache des Sprechers � Low Variety => wertend � stark ideologisch besetzt � regional � nicht standardisiert � „kleine“ Sprache

• Einstellung (language attitude)

� Traditionen, Mythen � kulturelle Errungenschaften werden mit Sprache gleichgesetzt � direkte und indirekte Tests

- z.B. von Wallace Lambert („Matched-Guise-Technic“ für Hebräisch und Arabisch)

• Sprachwechsel (language shift)

� v.a. im Kontext von Migration, aber auch Gesellschaften als Ganzes machen Wandel durch

� Sprachtod

Tabelle: Verhältnis von Diglossie und Bilingualismus (vgl. Fishman)

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• Sprachwahl (code switching) � notwendige Bedingungen:

- Sprache benutzen, die man selber kann - Sprache benutzen, die der Gesprächspartner kann

� relative Bedingungen:

- Sprache verwenden, deren Begrifflichkeiten in Bezug auf das Thema dem Gesprächspartner bekannt sind

- Sprache verwenden, in der man selber das relevante Thema am Besten besprechen kann

- Sprache verwenden, die man zuletzt mit der Person verwendet hat - Sprache verwenden, die eine dritte Person ein- oder ausschließt - Sprache verwenden, die die für den Sprecher vorteilhafteste

Gruppenzugehörigkeit in der Interaktion geltend macht (vgl. Spolsky 1993: 112)

• Pidgin

� kommunikative „Notlösung“ zwischen zwei Gruppen von Sprechern, die keine gemeinsame Sprache haben – Pidginsprachen sind daher immer Verständigungskompromisse

� vom 14. bis zum 16. Jahrhundert in der Expansionsphase Europas entstanden � vereinfachte Formen („Du holen Wasser“ => Foreigner Talk); vereinfachte

Grammatik, kleinerer Wortschatz; diese Formen gelten für die gesamte Lokalbevölkerung

� dominante oder weniger dominante Sprache � werden häufig irgendwann selber zur Muttersprache

• Kreol

� wenn die Pidgin-Sprache zur Muttersprache geworden ist � kompliziertere Formen bilden sich daraus � ursprünglicher Bezug nur auf die französischen Kolonien (z.B. Papua

Neuguinea) => nicht minderwertig! � voll funktionsfähige Sprache mit autonomen Formen von Konventionen � hoher Grad an Standardisierung

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Sprachpolitik Offizielle Sprachen: Amtssprachen Nationalsprachen: anerkannte Sprachen, aber oft nicht amtlich Österreich hat eine offizielle Sprache (Deutsch) und mehrere Nationalsprachen (z.B. Slowenisch). Weltweit gibt es insgesamt etwa 6.800 Sprachen. absolut in Prozent

Amerika 1.013 15% Afrika 2.058 30% Europa 230 3% Asia 2.197 32% Pazifik 1.311 19% Andere Forschungen zu dem Thema besagen, dass Europa 185 Sprachen hat, wovon 35 offiziell sind, und dass der Rest der Welt 155 Sprachen hat, wovon 69 offiziell sind. Was ist Sprache?

- Problem

- Recht

- Ressource

Sprachpolitik ist die Maßnahmensetzung in einem Staat, um Sprache an bestimmte Funktionen anzupassen. Sprachplanung

In einem sprachlichen System kann einerseits der Sprachkorpus geplant werden (Orthographie, Syntax,…). Dabei wird vor allem über die Frage entschieden, was Standardsprache ist – an diesen Prozess sind zumeist einige Staaten beteiligt (z.B. die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz), was die Planung schwierig gestaltet. Andererseits kann auch der Sprachstatus geplant werden, dieser impliziert vor allem den gesellschaftlichen Stellenwert der Sprache. Statusplanung ist in einsprachigen Staaten, in denen die Sprache nur innerhalb des Territoriums gesprochen wird, nicht notwendig. Jeder Staat ist mehrsprachig, es können daher vier Typen von Mehrsprachigkeit unterschieden werden:

1. einsprachige Staaten, bei denen die Staatssprache nur in diesem Territorium gesprochen wird (z.B. Island)

2. einsprachige Staaten, deren Staatssprache auch in anderen Staaten verwendet wird (z.B. Schweden, Deutschland)

Tabelle: Anzahl der Sprachen

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3. mehrsprachige Staaten (Staaten mit sprachlichen Minoritäten), bei denen die Sprache nur in diesem Territorium gesprochen wird (z.B. Papua Neuguinea)

4. mehrsprachige Staaten (Staaten mit sprachlichen Minoritäten), deren Staatssprache auch in anderen Staaten Verwendung findet (z.B. das Spanische in den USA)

Szenarien der Sprachplanung nach Daoust

- sprachlicher Pluralismus

- sprachliche Assimilation und Nationalismus

(Auswirkungen auf Schulbildung => Hinführung zur dominanten, offiziellen Sprache)

- Purismus

(möglichst eine klare Sprache ohne Varianten, keine Fremdwörter; z.B. Frankreich)

- Internationalisierung

(eigene Sprache loswerden und eine andere annehmen, um Anschluss an die Globalgesellschaft zu finden; z.B. Französisch oder Englisch in den ehemaligen Kolonien)

- Vernakularisierung

(Förderung dieser kleinen Sprachen; z.B. Israel: Hebräisch wurde von der Religionssprache zur offiziellen Sprache)

Tanzania Offizielle Sprachen sind Englisch und Swahili. Zahlreiche andere Sprachen sind untergegangen, als Tanzania im Zuge der Staatswerdung nach der Kolonialzeit Swahili zur offiziellen Sprache machte.

� Sprachplanung für Swahili � sprachlicher Pluralismus; aber auch Assimilation

Südafrika: Soweto Das Recht auf Muttersprache ist v.a. in Afrika sehr schwer durchzusetzen: Am 16. Juni 1976 kam es zu Aufständen, bei denen zwischen 500 und 1000 Todesopfer zu beklagen waren. Auslöser waren Pläne des Bildungsministeriums gewesen, die vorsahen, dass Afrikaans, die Sprache der Unterdrückung während der Kolonialzeit, zur Bildungssprache werden sollte, um die schwarze Bevölkerung in den unteren Schichten der Gesellschaft „festhalten“ zu können. Der Zugang zu Englisch in der Schulbildung war für die Schwarzen so nicht mehr möglich. Die Kolonialsprachen wurden stark gefördert, um unter anderem auch die Verwaltung zu erleichtern. Eine Verbesserung brachte erst die Verfassung von 1997, in ihr wurden – ein historischer Meilenstein in der Verfassungsgebung – insgesamt elf Sprachen Südafrikas als offizielle Sprachen anerkannt (Section 6, Art. 1 d. Verfassung). Afrikaans blieb eine dieser offiziellen Sprachen, um auch der ehemaligen Kolonialbevölkerung ihre Sprache zu lassen (Section 29, Art. 2 d. Verfassung: Jeder hat das Recht auf Bildung in der eigenen Sprache).

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Norwegen Norwegen löste sich Anfang des 19. Jahrhunderts von Dänemark und war daraufhin auf der Suche nach dem „reinen Norwegisch“. Damals gab es in diesem durch Berge und Fjorde zerklüfteten Staaten sehr viele Sprachvarietäten, und so startete ein Sprachwissenschafter den Versuch, die ursprünglichste Form dieser Varietäten zu finden, um daraus eine neue Sprache schaffen zu können. Dieser Versuch funktioniert nicht, da sich niemand mit dieser Sprache identifizieren konnte. Da diese Sprache sich vor allem aus ruralen Elementen der Varietäten zusammensetzte, war die Stadtbevölkerung gegen die Sprache, da sie als „low variety“ angesehen wurde. Ein anderer Vorschlag war, das geschriebene Dänisch zu adaptieren und daraus das Danonorwegisch zu schaffen. Obwohl in dieser Variante nur prestigereiche Elemente verwendet wurden, konnte auch sie sich nicht durchsetzen. Der Staat Norwegen erkannte aber dennoch beide Vorschläge an und hat dies bis heute nicht geändert. Schweiz Die Schweiz ist eine Willensnation, in ihr gibt es keinen natürlichen Zusammenhalt durch eine gemeinsame Sprache. Es gab hier (oder gibt noch immer) einen Streit, ob die erste Fremdsprache eine andere Sprache aus der Schweiz oder lieber Englisch sein sollte. Beliebt ist das Rätoromanische bei fast bei allen (deutschsprachigen) Schweizern, obwohl diese Sprache nur im Kanton Graubünden gesprochen wird (0,8% der Bevölkerung der Schweiz). Aus ökonomischer Sicht ist das Rätoromanische daher nutzlos, wird aber wegen seiner positiven Besetzung sehr gefördert, hat z.B. ein eigenes Komitee und ist offizielle Sprache für Schulen, Ämter, Gerichte, usw. Es gibt fünf Idiome, daher wurde vor 27 Jahren damit begonnen, ein gemeinsamen Rätoromanisch (= Rumantsch Grischun) inklusive Orthographie zu schaffen. Schrift Lesen Sprechen

Rumantsch Grischun + + − Regionale Standards (Idiome) + + selten Lokalmundarten (psycholinguistische Realität) − − + Deutsch + + + Man versucht nun, die Sprache in alle Bereiche des täglichen Lebens einzuführen (z.B. Windows auf Rumantsch Grischun), und durch Förderung diese künstliche Sprache zu erhalten, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. In der neuen Generation sprechen Kinder bereits diese Sprache. Lokale Idiome sterben zwar aus, aber die Sprache kann grundsätzlich erhalten bleiben.

Tabelle: Funktionen der Sprachen in der Schweiz