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Geschichte der Soziologie USA 2 The Chicago School — die Theorie

Geschichte der Soziologie USA 2 The Chicago School die Theorie

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Geschichte der Soziologie

USA 2

The Chicago School — die Theorie

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USAGeschichte der Soziologie

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Soziales und intellektuelles Umfeld der „ Chicago School“

• Gründung des Instituts für Soziologie an der Universität von Chicago durch Albion Small 1892, der ein Schüler von Lester F. Ward war.

• Ausrichtung der Arbeit des Instituts auf „soziale Probleme“ der Einwanderungsgesellschaft und ihre empirische Erforschung.

• Theoretische Fundierung der Empirie durch Konzepte, die die Rekonstruktion der Entstehung von sozialen Identitäten und Subkulturen erlauben.

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George Herbert Mead (1863 - 1931)

• 1879-1883 - Studium am Oberlin College, Ohio, wo sein Vater Professor für Homiletik (Theorie der Predigt) war

• 1884 - Arbeit als Eisenbahningenieur• 1887 - Studium der Psychologie und

Philosophie in Harvard • 1888-1891 - Studium in Berlin und Leipzig

(bei Wundt, Dilhtey, Schmoller)• 1891 - lecturer für Psychologie an der

Universität Michigan• 1894 - von John Dewey nach Chicago

berufenposthum: 1932 - „Philosophy of the Present“

1934 - „Mind, Self und Society“ 1938 - „Philosophy of the Act“ 1980 u. 1987 - Gesammelte

Aufsätze

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Georg H. Meads „symbolischer Interaktionismus“

Ausgangspositionen:

a) Pragmatismus (Einfluss von William James, 1842-1910, Charles Peirce, 1839-1914 und John Dewey, 1859-1952)

b) Evolutionismus

c) Kritik des Behaviorismus (John B. Watson, 1878-1958)

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Georg H. Meads „symbolischer Interaktionismus“

Fragestellung:

a) Zusammenhang zwischen Naturgeschichte und Gesellschaftsentwicklung

b) Entstehung sozialer Realität und sozialer Identität in Prozessen symbolischer Kommunikation

c) Konsequenzen von a) und b) für eine Theorie der Gesellschaft

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Georg H. Meads „symbolischer Interaktionismus“

Grundthesen:

1. „Sozialität“:

• die Fähigkeit von Organismen in zwei Zuständen auf einmal zu existieren,

• stellt einen Mechanismus der Evolution dar, indem sie es möglich macht, das Verhalten anderer zur Kontrolle eigenen Verhaltens heranzuziehen.

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Georg H. Meads „symbolischer Interaktionismus“

2. „Geist“

• Sozialität realisieret sich im Falle des Menschen durch symbolische Gesten aufgrund folgenden Prozesses:

• Der Sinn der Handlung von A liegt in der Reaktion von B.• Aufgrund dieser Reaktion kann A die Interpretation seiner

Handlung jener von B anpassen und vice versa.• Ruft eine Handlung/Geste in A und B nun gleiche Reaktion hervor

wird sie zu „signifikanter Geste/Symbol“. Dazu sind insbesondere Lautgesten (Sprache) geeignet.

• In der Interaktion durch signifikante Gesten/ Symbole entsteht eine „objektive“, d.h. übersubjektiv geltende soziale Welt – „Geist“

• Signifikante Symbole erlauben es, die kollektiven Einstellungen zu Kontrolle eigenen Verhaltens/Denkens zu übernehmen.

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Georg H. Meads „symbolischer Interaktionismus“

3. „Identität“

• Der Mensch wird durch die symbolvermittelte Übernahme der Rollen anderer sozialisiert; seine Identität hängt so von der Reaktion anderer ab.

• „Play“ und „Game“ als zwei grundlegenden Situationen der Übernahme der Einstellungen von „signifikanten“ und „generalisierten“ Anderen“

• zwei Momente der Identitätsbildung: „I“ und „me“

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Georg H. Meads „symbolischer Interaktionismus“

4. „Gesellschaft“ als kommunikativer Zusammenhang

• Universalisierung der Kommunikation soll die ungehinderte Übernahme der Einstellungen aller durch alle ermöglichen.

• Dadurch soll die Demokratie gefördert und Kommunikation als Mittel der Emanzipation der Gesellschaft eingesetzt werden.

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William Isaac Thomas (1863 - 1947)

• Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft an der University of Tennessee sowie in Berlin und Göttingen; Professor für Anglistik am Oberlin College; hört in Chicago Vorlesungen von Small

• 1895 - Berufung nach Chicago• 1896 - Reise nach Europa, Studium der

Heimatländer der Immigranten nach USA• 1908 - Stipendium für die Erforschung der

Immigrantenproblematik• 1909 - „Sourcebook of Social Origins“• 1918-1919 - zusammen mit Florian Znaniecki

(1882-1958) „The Polish Peasant in Europe and America“

• 1919 - verlässt Chicago• 1923-1928 - Tätigkeit an der New School for Social

Research in New York• 1923 - „The Undajusted Girl“• 1927 - Präsident der „American Sociological

Society“• 1928 - „The American Child“ • 1936-1937 - Gastprofessur in Harvard

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Der theoretische und empirische Ansatz von W.I. Thomas

Fragestellung: Rekonstruktion von gruppenimmanenten „Subkulturen“

Anthropologisches Ausgangsmodell:

• Die Theorie der Motivation des Handelns durch vier Wünsche: Verlangen nach neuem Erleben, Sicherheit, Erwiderung von Sympathie und Anerkennung

• Handlungstypen: Philister, Bohemien, kreativer Mensch

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Der theoretische und empirische Ansatz von W.I. Thomas

• Qualitative Erforschung des Wandels der Lebenslagen polnischer Immigranten (The Polish Peasant)

• Entwicklung der „ biographischen Methode“ zusammen mit Florian Znaniecki (1882-1958)

• Entdeckung von Formen der Desintegration sozialer Beziehungen durch die Auswanderung und ihre Folgen: Individualisierung, Hedonismus, Erfolgsorientierung, Wertewandel unter Einfluss von Medien und der Arbeitswelt.

• Konfliktlagen zwischen der 1. und 2. Generation der Immigranten• soziale Folgen der Desintegration: Abweichendes Verhalten als

Mittel der Anpassung an die Wertvorgaben (Konsum als Wert) der Gastgesellschaft (Prostitution, Kriminalität)

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Der theoretische und empirische Ansatz von W.I. Thomas

Das „Thomas-Theorem“ der qualitativen Sozialforschung:• Situationen, die als real wahrgenommen werden, sind auch real in

ihren Folgen.

Sozialpolitische Folgerungen: • Gesellschaft soll nicht Einstellungen verdammen, die sie selbst

hervorgebracht hat

• Gesellschaft soll nicht jene ausschließen, die ihre Werte teilen, aber keine „legitimen Mittel“ zur Erreichung dieser Werte besitzen.

• Integration geht vor Sanktion

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Die „Chicago School“

George Herbert Mead (links) und John Dewey an der University of

Chicago (in den 1890ern)

Chicago School of Pragmatism

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Chicago Philosophy Club, 1896

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