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J A P A N I M R H E I N L A N D GASTRONOMIE Japanisches Essen ist mehr als Sushi WIRTSCHAFT Japan braucht die Japanerinnen GESCHICHTE Mit Samurai und Altbier fing alles an

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JAPAN

IM

RHEINLAND

GASTRONOMIEJapanisches Essen ist mehr als Sushi

WIRTSCHAFTJapan braucht die Japanerinnen

GESCHICHTEMit Samurai und Altbier fing alles an

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GASTBEITRAG

INHALT

MIT SAMURAI UND ALTBIER FING ALLES AN

KATHOLISCHER BRÜCKENSCHLAG VON KÖLN NACH TOKIO

OLYMPIA SOLL HOFFNUNG NACH FUKUSHIMA BRINGEN

DIE ZUKUNFT DER BRILLE IST JAPANISCH

TEMPEL DER KOSTBARKEITEN

JAPAN BRAUCHT DIE JAPANERINNEN

IM SCHUSS LIEGT DIE RUHE

JAPAN − EIN LAND MIT CHARME UND VIELFALT ERLEBEN

JAPANS JÜNGSTER BÜRGERMEISTER

SPORT-IMPORT AUS JAPAN

KAWAI LÄSST KREFELD GUT KLINGEN

DAS MEKKA FÜR MANGAFANS

JAPAN-STANDORT DÜSSELDORF PROFITIERT VOM BREXIT

JAPANS KÜCHE: MEHR ALS SUSHI

VOM JAPAN-FAN ZUR JAPANOLOGIN

Nirgendwo in Deutschland geht es so japanisch zu wie im Rheinland.

Shuhei Azuma regiert seit Januar Shijonawate, die japanische Partnerstadt von Meerbusch.

Der 21-jährige Shunya Hashimoto träumt von einer Profi-Karriere als Fußballer in Düsseldorf.

Der japanische Spezialist für Musikinstrumente holt junge Top-Pianisten an den Niederrhein.

Die deutsche Cosplay-Szene hat sich rasant entwickelt. Mit der Dokomi hat sie ihre eigene

Messe – natürlich in Düsseldorf.

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Konnichiwa in Japans großer deutscher Enklave! Nirgend-wo in Deutschland geht es japanischer zu als bei uns am Rhein, in Düsseldorf. 14.000 Japaner leben im Rheinland, alleine 7000 davon in der Landeshauptstadt. Düssel-dorf gilt als einzige authenti-sche „Japantown“ in Europa. Wer durch die Stadt geht, spürt den fernöstlichen Einfl uss. Japanische Geschäfte, Banken, Bars, Restaurants, Buch-handlungen, dazu eine japanische Schule und der beliebte japanische Garten im Nordpark sind nur einige der Orte, die Düsseldorf zu Little Tokyo machen. Seit rund 60 Jahren gehören die Japaner zur Stadt wie Killepitsch und Kö.

Was viele nicht wissen: Schon im 19. Jahrhundert kamen die Japaner mit der rheinischen Mentalität in Berührung. 1859 gründete der Düsseldorfer Louis Kniffl er in Nagasaki ein Han-delshaus. Es war ein gutes Omen: Die Partnerschaft zwischen Japan und Düsseldorf ist heute so intensiv, so breit wie nie. In ganz Nordrhein-Westfalen sind 600 japanische Firmen ansässig, die 32.000 Mitarbeiter beschäftigen. Und mit den Arbeitern und Managern kamen auch deren Familien. Schon 1970 wurde die Internationale Japanische Schule gegründet, sie ist die größte japanische Schule außerhalb Japans.

In unserer Sonderausgabe widmen wir uns den sichtbaren wie versteckten Einfl üssen Japans. Unser Autor Matthias Beermann beschreibt, welche Rolle Samurai und Altbier bei der Freundschaft spielten, wir stellen die Düsseldorfer Wis-senschaftlerin Katharina Hülsmann vor, die über ihre Liebe zur Manga-Kultur zur Japan-Expertin wurde. Wir schauen auf japanische Unternehmen, und wir gehen auf eine kulinari-sche Reise durch das Epizentrum der japanischen Küche in Düsseldorf. Außerdem erzählen wir, warum in Japan die Frau-en unverzichtbar für die Wirtschaft werden und was Christen im Rheinland mit Japan verbindet. Und noch vieles mehr.

IMPRESSUMHerausgeberDr. Karl Hans Arnold, Dr. Manfred Droste, Florian Merz-Betz, Irene Wenderoth-AltGeschäftsführungDr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig, Hans Peter Bork, Johannes Werle, Tom Bender (verantwortl. Anzeigen), Stephan MarzenChefredakteurMichael BröckerStellv. ChefredakteureHorst Thoren, Stefan WeigelRedaktionDr. Matthias Beermann (verantwortlich), Lutger Baten, Helga Bittner, Sonja Blaschke, Thorsten Breitkopf, Petra Diederichs, Tanja Karrasch, Ludwig Krause, Andreas Krebs, Maximilian Lonn, Sabine Maguire, Semiha Ünlü AnzeigenMelanie von HehlLayoutHannah Benkel, Pre-Press-Services GmbH, DüsseldorfGrafi kAnna ZörnerVerlagRheinische Post Verlagsgesellschaft mbHPressehaus, Zülpicher Straße 10, 40196 DüsseldorfTelefon 0211/5050 | Telefax 0211/5052575DruckRheinisch-Bergische Druckerei GmbH & Co. KGZülpicher Straße 10, 40196 Düsseldorf

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Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Michael Bröcker(Chefredakteur)

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Der japanische Außenminister Fumio Kishida betont die Rolle von Nordrhein-Westfalen als Zentrum für japanische Kultur und Wirtschaft in Deutschland und in Europa.

Japan und Deutschland teilen die grundlegenden Werte Freiheit, Demokra-

tie und Rechtstaatlichkeit. Als Partner tauschen wir uns – wenn auch geografi sch weit voneinander entfernt – auf Regierungsebene stets inten-siv aus. Wir arbeiten eng zu-sammen, um die vielfältigen Herausforderungen der Welt gemeinsam zu bewältigen. Seit 2012 habe ich als Außen-minister viermal Deutschland besucht. Im März stand Japan als Partnerland im Mittel-punkt der Cebit in Hannover. 118 japanische Firmen waren vor Ort vertreten – eine Re-kordzahl und ein Beweis für die zunehmende Verbunden-heit beider Länder in den wirt-schaftlichen Beziehungen von heute.

Nordrhein-Westfalen stellt seit mehr als 60 Jahren die Basis für das japanisch-deut-sche Zusammenwirken dar. Das Land ist einer der größ-ten Standorte in Europa für japanische Unternehmen und das Zentrum der japanischen Kultur in ganz Deutschland. NRW fungiert ferner als Brü-cke im japanisch-deutschen Austausch in den Bereichen Kultur und Wirtschaft und bietet so den japanischen und deutschen Mitbürgern eine sichere Heimat und ein har-monisches Miteinander. Als ich im vergangenen Februar Nordrhein-Westfalen einen Besuch abstattete, konnte ich mich selbst davon überzeugen, welch wichtige Rolle NRW für Japan spielt.

Der aktive japanisch-deutsche Austausch beschränkt sich nicht nur auf die wirtschaft-liche Ebene, er erstreckt sich

auch auf Sport, Kunst und Kultur, und darüber hinaus in ganz Deutschland auf viele weitere Bereiche. Shinji Ka-gawa (Borussia Dortmund), Atsuto Uchida (Schalke 04) und andere japanische Fuß-baller sind mittlerweile fester Bestandteil der Bundesliga. Sushi, Teppanyaki & Co. fan-den den Einzug in die deut-sche Esskultur. Japanische Restaurants sind sehr beliebt. Einst waren Teezeremonie und Ikebana Ausdruck des al-ten japanischen Geistes. Und das Ukiyo-e (japanischer Far-bholzschnitt) beeinfl usste den Japonismus im Europa des 19. Jahrhunderts. Heute begeis-tert die traditionelle japani-sche Trommelkunst viele Mu-sikfreunde, und die klassische Kultur Japans fi ndet bei fast allen Deutschen großen An-klang.

Manga, J-Pop und andere ja-panische Popkultur erfreu-en sich besonders bei jungen Deutschen zunehmender Be-liebtheit. Sie zeigen sich auch an Robotern und sonstigem High-Tech „made in Japan“ interessiert. Man erklärte mir, dass Japan-Studien an deutschen Universitäten auch deswegen an Popularität ge-wonnen haben. Es freut mich sehr, dass der Japan-Tag jedes Jahr rund 750.000 Besucher nach Düsseldorf lockt. Dies ist ein schönes Beispiel dafür, dass vielen Deutschen die ja-panische Kultur bereits sehr vertraut ist.

Doch eine andere Kultur kann man erst dann richtig ken-nenlernen, wenn man sie vor Ort erlebt. Japan bietet viele Attraktionen, darunter manche, die den Deutschen

noch nicht so bekannt sind. 20 Stätten in Japan sind gegen-wärtig als Unesco-Weltkultu-rerbe eingetragen. Das Meer, das Japan umgibt, oder die Wälder und Berge, die rund 70 Prozent der Landesoberfl äche Japans ausmachen, sprechen für den Reichtum an Natur und atemberaubenden Land-schaften.

Im Jahr 2020 ist Tokio Austra-gungsstätte der Olympischen und Paralympischen Spiele. Aus diesem Anlass wird zur-zeit tatkräftig daran gearbeitet, eine innovative Ein- und Aus-reisekontrolle mit den neu-esten Technologien einzu-führen, die Infrastruktur im Bereich der Kommu-nikation deutlich zu ver-bessern oder die Kapa-zitäten für ausländische Patienten in Kranken-häusern wesentlich zu erhöhen. Ich würde mich glücklich schät-zen, wenn auch Sie Ja-pan besuchen und seinen Charme entdecken würden.

Bei meinem letzten Besuch in Nord rhein-Westfalen im vergangenen

Februar habe ich, gemein-sam mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, der Japani-schen Internationalen Schule Düsseldorf zwei Kirschbäume geschenkt. Genauso wie die Japanische Gemeinde in Düs-seldorf werden diese Bäume sicher prächtig wachsen und einmal in voller Blüte stehen. Ich hoff e, dass sich auch die japanisch-deutschen Bezie-hungen kontinuierlich weiter-entwickeln und der Austausch auf Bürgerebene gedeihen möge.

Japanein Land mit Charme und Vielfalt erleben

Fumio Kishida (59) ist seit Ende 2012 Außenminister Japans.

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Nirgendwo in Deutschland geht es so japanisch zu wie im Rheinland. Das hat seinen Grund.

Mit Samurai und Altbier fing alles an

VON MATTHIAS BEERMANN

Die enge Beziehung der Japaner zum Rhein-land, sie begann am

17. Juli 1863 mit ein paar Krü-gen Altbier. An diesem Tag traf eine 38-köpfi ge japani-sche Delegation aus Holland kommend in Düsseldorf ein. Es war eine Sensation: Die drei Gesandten und ihr üppi-ges Gefolge, darunter zahl-reiche Samurai, lösten am

Köln-Mindener Bahnhof ei-nen Volksaufl auf aus. Die Ja-paner machten dort Rast, es war ein heißer Sommertag. Da kam ein kühles Bier ge-rade recht. Vielleicht waren es auch zwei. Der Korrespon-dent der „Niederrheinischen Volkszeitung“ notierte jeden-falls die ausgesprochen hei-tere Stimmung der Gesandt-schaft, die kurz darauf nach Köln weiterreiste.

Die Japaner waren jedoch auf keiner Lustreise, sie hatten eine wichtige Missi-on. Sie kamen nach Europa, um eine fremde Welt ken-nenzulernen, aber auch, um Handelsabkommen nachzu-verhandeln, die die großen westlichen Nationen dem lange fast völlig abgeschot-teten Land nach der mit Ka-nonenbooten erzwungenen Öff nung 1854 aufgedrängt hatten. Im damals preußi-schen Rheinland wussten die Gesandten sich freilich gut aufgehoben. Ein Jahr zuvor war ein als fair empfundener japanisch-preußischer Han-

delsvertrag abgeschlossen worden, an dessen Zustan-dekommen ein Rheinländer ganz besonderen Anteil hat-te: Bereits im Juli 1859 hatte der Düsseldorfer Kaufmann Louis Kniffl er in Nagasaki eine Handelsgesellschaft ge-gründet, er wurde der erste deutsche Unternehmer in Japan und 1863 auch preu-ßischer Konsul in Nagasa-ki. 1865 kehrte Kniffl er nach Düsseldorf zurück und er-öff nete eine Niederlassung seines japanischen Han-delshauses, das 1870 auch das erste Japangeschäft von Siemens vermittelte. Heute erinnert eine Gedenktafel im Düsseldorfer Japan-Center an diesen Pionier der rhei-nisch-japanischen Wirt-schaftsbeziehungen.

Schon damals interessierten sich die Japaner vor allem für jene Industrien, die auch im späteren Nordrhein-Westfa-len stark sein sollten: Kohle, Stahl, Chemie - alles Berei-che, in denen ihre Heimat starken Nachholbedarf hat-

GESCHICHTE

GESCHICHTE

Seit den frühen 60er Jahren organisierte sich die japanische Gemeinde im Rheinland im Rahmen einiger wichtiger Institutionen. Dazu gehört vor allem der 1964 gegründete Japanische Club, dem bis heute ein großer Teil der in der Region lebenden Japaner angehört. Das Angebot des Clubs umfasst Hilfestellung in Alltagsfragen sowie ein breites kulturelles Programm. Er arbeitet eng mit der ebenfalls 1964 entstandenen Deutsch-Japanischen Gesellschaft am Niederrhein zusammen, die aus einem Mit-tagstisch hervorgegangen ist, der deutsche und japanische Geschäftsleute zusammenbrachte.

Die 1966 gegründete Japanische Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf vertritt die Interessen von japanischen Unternehmen in ganz Deutschland. Die JIHK zog zunächst in das Gebäude der Bank of Tokyo ein, wo sich seit 1965 auch schon das Konsulat von Japan befand. Hier entstand auch die Idee, einen japanischen Garten im Nordpark anzulegen, der 1975 feierlich eröff net wurde. 1978 folgte der Umzug ins Deutsch-Japanische Center. Mit mehr als 500 Mitgliedsunternehmen ist die JIHK heute der größte japanische Unter-nehmerverband in Europa.

INFO

Mitglieder der japanischen Delegation, die 1862 das Rheinland bereiste.

Japaner in Düsseldorf

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GESCHICHTE

GESCHICHTE

INFO

te. Aber erst nach dem Zwei-ten Weltkrieg explodierte die japanische Nachfrage nach Produkten der Maschinen-bau- und Schwerindustrie förmlich. Über ein Jahrzehnt lang kamen sogar Gruppen japanischer Bergleute nach NRW, um hier unter Tage zu arbeiten und von der deut-schen Fördertechnik zu ler-nen. Die meisten japani-schen Handelsunternehmen siedelten sich damals stra-tegisch günstig in Düssel-dorf an, dem „Schreibtisch des Ruhrgebiets“, das in den 50er Jahren Hamburg als bisheriges Zentrum des ja-panischen Außenhandels in Deutschland abhängte. Bis Ende der 60er Jahre hatten praktisch alle großen japa-nischen Handelskonzerne Verkaufsniederlassungen in Düsseldorf, bereits 77 Unter-nehmen zählte man 1969.

Mit den Firmen kamen immer mehr Japaner ins Rheinland, zuerst noch ohne ihre Familien, aber auch das änderte sich bald. Japanische Clubs und deutsch-japanische Vereine entstanden, 1963 eröff nete das erste japani-sche Restaurant in der Lan-deshauptstadt. 1965 bekam Düsseldorf ein japanisches Konsulat, im Jahr darauf wurde die Japanische Indus-trie- und Handelskammer zu Düsseldorf gegründet, 1971 öff nete die Japanische Inter-nationale Schule ihre Pfor-ten, 1976 der erste japanische Kindergarten. Als sich in den 80er Jahren immer stärker auch japanische Produk-tions- und Forschungsein-richtungen in der Region an-siedelten, stieg die Nachfrage nach heimischen Produkten und Dienstleistungen weiter.

Japanische Läden, Restau-rants, Bars schossen aus dem Boden, Anwälte, Ärzte und Immobilienmakler, ja selbst Frisöre und Floristen boten ihre Dienste nun auch auf Japanisch an. Nach und nach entstand so eine ein-zigartige Infrastruktur, dank

derer man in Düsseldorf und Umgebung so japanisch leben kann wie vielleicht nirgendwo sonst außerhalb Japans. Und das Altbier gibt’s obendrein.

In den 50er und 60er Jahren arbeiteten japanische Bergleute in

Zechen im Ruhrgebiet.

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Der 21-jährige Shunya Hashimoto träumt von einer Profi-Karriere als Fußballer. Ganz bewusst hat er sich dafür Düsseldorf ausgesucht.

Dribbelnder Sport-Import aus Japan

VON MAXIMILIAN LONN

Mit dem Ball kann Shu-nya Hashimoto immer noch sehr viel besser

umgehen als mit der deutschen Sprache. Aber auch da macht der 21-Jährige Japaner aus Yo-kohama gewaltige Fortschritte. Denn er hat ein ehrgeiziges Ziel: eine Karriere als Profi -Fußbal-ler, und zwar in Deutschland.

Mit 18 spielte Hashimoto in der höchsten japanischen College-Liga und hatte gute Chancen auf einen Vertrag in der Profi klasse J-League. „Aber ich habe immer im Kopf gehabt, irgendwann mal ins Ausland zu gehen“, er-zählt er. Also setzte er sich vor gut zwei Jahren an den Com-puter und stieß bei seinen Recherchen auf Deutschland. Zwar gilt für viele Japaner die englische Premier League als das Nonplusultra im Fußball, aber das war für Hashimo-to nicht entscheidend. „Ich habe schnell gemerkt, dass es vom Charakter sowie der Mentalität der Menschen dort passen könnte“, erläutert er. „Außerdem leben gerade in Düsseldorf viele Japaner, was die Entscheidung erleichtert hat.“

Zufällig lernte „Shu“ über das Internet einen Landsmann kennen, der eine Junioren-mannschaft beim SC Düssel-dorf-West trainiert. „Durch ihn bin ich nach Deutschland

SPORT

gekommen, habe auch direkt ein Probetraining vermit-telt bekommen und bin dann sofort genommen worden“, erzählt er. Am Anfang, so ge-steht er, sei das alles nicht einfach gewesen, besonders mit der Sprache. Hände und Füße wurden zu wichtigen Kommunikationsmitteln, die Taktiktafel in der Kabine zur visuellen Hilfestellung. „Ich habe zu Beginn überhaupt nichts verstanden“, sagt Ha-shimoto.

Trotzdem gelang ihm die In-tegration erstaunlich schnell, was auch an der Stadt liegt. In Düsseldorf mit seiner großen japanischen Gemeinde fand er nicht nur einen Job in ei-nem Nudelhaus, sondern auch neue Freunde, die das Heim-weh milderten. Parallel dazu lief es auch auf dem Fußball-platz immer besser. „Beim SC West habe ich auf dem Platz viele Freiheiten bekommen“, erläutert er. „Zudem hat mich mein damaliger Trainer Mar-cus John immer spielen lassen, obwohl ich nicht immer gut gespielt habe.“ Das Vertrauen gab er mit Toren zurück. Zwölf Treff er in 30 Spielen schoss er für den Fünftligisten in nur zehn Monaten.

Schnell wurden Klubs aus der Umgebung auf den 1,76 Me-ter großen Torjäger aufmerk-sam. Sein Trainer, der früher auch für die Jugendabteilun-gen von Borussia Mönchen-gladbach und Rot-Weiss Essen tätig war, nutzte sei-ne Kontakte und empfahl seinen Schützling der Scou-ting-Abteilung von Fortuna Düsseldorf. Der Zweitligist war von den Leistungen des Stürmers so angetan, dass man ihn im Januar zum Pro-betraining bei der zweiten Mannschaft einlud. Am Ende hatte er einen Vertrag in der Tasche. Hashimoto ist sei-nem Ziel von einer großen Karriere ein Stückchen näher gekommen.

Bleibt nur die Frage nach seinen Deutschkenntnissen. „Da hilft mir meine Freun-din“, verrät er und fügt lä-chelnd hinzu: „Sie spricht sehr gut Deutsch, weil sie auch hier geboren ist, und schreibt mir auch öfters über Whatsapp etwas auf Deutsch, worauf ich dann versuche, zu antworten – meistens dann aber auf Japanisch.“ Es kann eben nicht alles so schnell gehen wie auf dem Fußball-platz.

Shunya Hashimoto will künftig für Fortuna Düsseldorf Tore schießen.

Import Sein Wechsel zum 1. FC Köln war 1977 der erste Trans-fer eines Japaners in die 1. Bundesliga: Yasuhiko Okudera. Mit 234 Spielen, neben Köln auch für Hertha BSC und Werder Bremen, stellte Okudera einen Einsatzrekord auf, der erst im März 2017 von Makoto Hasebe (Eintracht Frankfurt) einge-stellt wurde. Insgesamt spielten bisher 27 japanische Profi s in der Bundesliga, darunter so bekannte Namen wie Naohiro Takahara, Gotoku Sakai, Shinji Okazaki und Shinji Kagawa.

Export Umgekehrt spielten zahlreiche deutsche Profi s zum Ende ihrer Karriere in der J-League. Zuletzt kündigte Lukas Podolski seinen Wechsel zum Club Vissel Kobe an. Er tritt damit in die Fußstapfen von Spielern wie Guido Buchwald oder Pierre Littbarski, die in Japan zu Stars wurden.

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Japaner und die Bundesliga

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SPORT

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Die ersten japanischen Unternehmen kehren London den Rücken und siedeln sich am Rhein an.

Japan-Standort Düsseldorf profitiert vom Brexit

VON THORSTEN BREITKOPF

In sechs Jahrzehnten ist Düsseldorf zum Standort für zahlreiche japanische

Unternehmen in Europa ge-worden, und die Anziehungs-kraft der nordrhein-west-fälischen Landeshauptstadt scheint ungebrochen. Jedes Jahr entscheiden sich etwa 15 bis 20 japanische Unterneh-men für die Stadt am Rhein. Und nun könnte eine histo-rische Entscheidung diesen Trend sogar noch kräftig ver-stärken: Seit die Briten für den Abschied ihres Landes aus der EU gestimmt haben, bewer-ten viele japanische Unter-nehmen, die bisher mit ihren Europazentralen in Großbri-tannien ansässig sind, die Standortfrage neu.

Darauf verweist auch Shigeo Yamaguchi, Partner bei Arqis Rechtsanwälte im Düsseldor-fer Medienhafen. Seine Kanz-lei ist stark auf japanisches Geschäft in der EU konzent-riert. Und die Japaner setzen schon seit Jahrzehnten auf die NRW-Landeshauptstadt als starken Standort für Ge-schäfte in der gesamten Euro-päischen Union. Yamaguchi, Japaner, der seit 20 Jahren in Düsseldorf tätig ist, hatte schon im Juli 2016, kurz nach der Brexit-Entscheidung pro-phezeit, dass Düsseldorf von einem EU-Austritt der Briten profi tieren könnte. „Viele asi-atische Unternehmen gehen den europäischen Markt über London an, das insbesondere in Bezug auf japanische Un-ternehmenssitze ein traditio-neller Konkurrent von Düssel-dorf ist. Wenn Großbritannien aber nicht mehr zur EU gehört, könnte Düsseldorf profi tieren. Wirtschaftliche und rechtliche Argumente sprechen für Düs-seldorf.“

Yamaguchi weiß von einem ersten Fall zu berichten. „Ein japanisches Unternehmen stand kurz vor der Entschei-dung, eine Tochtergesellschaft in London zu gründen. Doch die Meldungen über den be-vorstehenden Ausstieg Groß-britanniens aus der EU ließen die japanischen Manager um-

entscheiden. Sie wollten lieber nach Düsseldorf gehen und am Rhein investieren. Der Stand-ort der neuen Tochter wurde verlegt“, sagt Yamaguchi.

Dies sei keineswegs ein Ein-zelfall, meint der Rechtsan-walt. „Der Gang nach NRW und Düsseldorf anstelle Lon-dons ist aus japanischer Sicht ein Trend, der sich weiter verstärken wird“, sagt Yama-guchi. Er beobachte auch, dass japanische Unternehmen nach der Brexit-Entscheidung ihren Lagerbestand nach Deutsch-land verlegen. Viele hätten damit schon direkt nach dem Referendum begonnen. „Die japanischen Unternehmer ha-ben Angst, dass sie im Fall des Austritts Großbritanniens aus der Union eventuell auf ihre Waren doppelt Zölle zahlen müssen“, sagt Yamaguchi.

Ohnehin sei japanischen Ge-schäftsleuten der Standort Deutschland näher, gebe es doch ähnliche Strukturen wie in ihrem Heimatland. „Ja-pan und Deutschland sind sich nicht unähnlich, beide sind starke Automobil-In-dustriestaaten, beide wurden nach dem verlorenen Krieg neu aufgebaut“, sagt Yama-guchi. Das präge Menschen und Wirtschaft. Außerdem sei Deutschland technologisch hoch innovativ. Gerade Düs-seldorf sei dafür ein Beispiel. Die Start-up-Szene mit dem Gründerzentrum Startplatz im Hafen etabliere sich. Mit den Vorzeige-Unternehmen Tri-

vago, einem Reiseportal, und Auxmoney, einem Kreditver-mittler, hat sich gezeigt, dass Düsseldorfer Gründer nicht nur innovativ sind, sondern auch Hunderte Jobs schaff en können. Erst jüngst habe einer seiner Mandanten den Kauf ei-nes Start-up-Unternehmens aus Düsseldorf avisiert, verrät der Anwalt. Um welches es sich handelt, will Yamaguchi aber noch nicht preisgeben.

Ein Potenzial, das aber zuneh-mend auch chinesische Ge-schäftsleute erkennen. Wäh-rend die Japaner am Rhein das Asiengeschäft bislang domi-nieren, holen die Chinesen auf. Rund 300 Firmen aus dem Reich der Mitte gibt es bereits im Raum Düsseldorf, Tendenz schnell steigend. Läuft China Japan den Rang als wichtiger Auslandsinvestor ab? Der Ja-paner Yamaguchi sieht das gelassen. „Die Chinesen sind gute Mitstreiter, und Wettbe-werb belebt den Markt, das ist gut für alle“, sagt Yamaguchi.

Einen weiteren Trend kann er erkennen: Für Japans Wirt-schaft werde zunehmend auch der rheinische Mittelstand attraktiv. Viele Düsseldorfer Familienunternehmen hätten heute ein Nachfolgeproblem. Und japanische Investoren seien oft bereit, solche solide Firmen zu erwerben und wei-terzuentwickeln. Positiv auf die Kaufl ust der Japaner wirkt sich aus, dass der Yen derzeit im Verhältnis zum Euro so stark ist wie selten zuvor.

Anzahl Rund 600 japanische Unternehmen haben sich in Nordrhein-Westfalen angesiedelt, fast 400 davon haben ihren Sitz in der Region Düsseldorf. Über die Hälfte der Firmen unterhalten ihre Europazentralen in NRW, rund 70 Prozent der am Rhein ansässigen japanischen Unternehmen sind sowohl in Deutschland als auch in der übrigen EU tätig. Das produzierende Gewerbe dominiert als Branche sowohl hin-sichtlich der Zahl der Unternehmen als auch der Mitarbeiter.

Lage Als wesentlicher Vorzug des Standorts aus Sicht japa-nischer Unternehmen gilt seine sehr gute Infrastruktur und verkehrsgünstige Lage innerhalb Europas. Und am Flughafen Düsseldorf bietet die Fluggesellschaft All Nippon Airways seit 2014 eine tägliche Direktverbindung nach Tokio an.

INFO

WIRTSCHAFT

Gute Infrastruktur und Direktfl üge

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GRAFIK: ZÖRNER

Dass sich so viele japa-nische Unternehmen in NRW und speziell in

Düsseldorf angesiedelt haben, hat auch mit den intensiven Bemühungen um diese Inve-stitionen zu tun. So bündel-te die Wirtschaftsförderung der Stadt ihr Beratungsange-bot vor zehn Jahren an einem „Japan-Desk“. Er soll japa-nischen Firmen Hilfe aus einer Hand bieten – bei der Ansie-delung, aber auch bei der spä-teren Geschäftstätigkeit.

Es geht dabei um die Unter-stützung bei rechtlichen Fra-gen oder bei der Suche nach

JAPAN-DESK UND NRW INVEST

geeigneten Immobilien sowie die Vermittlung von Kontak-ten zu Beratern, Institutionen und Behörden. „Japanische Firmen sind sehr anspruchs-voll, was die Standort-Recher-che betriff t“, sagt Annette Klerks, Leiterin des Internati-onal Business Service. „Darauf haben wir uns eingestellt.“

Der Japan-Desk kann sich auf ein dichtes lokales deutsch-japanisches Netz-werk stützen, darunter Ins-titutionen der Wirtschaft wie die Japanische Industrie- und Handelskammer zu Düssel-dorf (JIHK), die JETRO (Japan

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External Trade Organization), die IHK Düsseldorf und den Deutsch-Japanischen Wirt-schaftskreis (DJW). Der Neu-jahrsempfang für die japani-sche Wirtschaft in Düsseldorf und der von 1000 Gästen be-suchte Düsseldorfer Abend in Tokio dienen dem Ausbau die-ses Netzwerks.

Auch die landeseigene Wirt-schaftsförderungsgesell-schaft, die seit 2007 als NRW Invest fi rmiert, vermark-tet den Investitionsstandort Nordrhein-Westfalen schon seit Jahrzehnten sehr erfolg-reich in Japan. Firmen wie

Sony, Toyota, Nissan oder Maz da konnte sie schon in den 70er Jahren nach NRW locken. In den 80ern folgten dann vor allem Unternehmen der Elektrotechnik und Unterhal-tungselektronik wie Toshiba, Fuji Magnetics oder Mitsub-ishi Electric. 1991 eröff nete die Landeswirtschaftsförde-rung dann eine eigene Reprä-sentanz in Japan, die ein Jahr später zur NRW Japan K. K. wurde und damit in diesem Herbst ihr 25-jähriges Beste-hen feiert. Sie führt seither regelmäßig Investorenveran-staltungen in Japan zu aktuel-len wirtschaftlichen Themen

WIRTSCHAFT

durch. „Die Gründung unserer Tochtergesellschaft war ein Novum und, wie sich heute zeigt, ein guter Schritt. Wir haben schon frühzeitig das Potenzial erkannt und gezielt japanische Unternehmen an-geworben. Japan war und ist eines unserer wichtigsten In-vestorenländer,“ sagt Petra Wassner, Geschäftsführerin von NRW Invest.

Mit regelmäßigen Veranstal-tungen in Japan und in Nord-rhein-Westfalen treibt NRW Invest den Ausbau der Wirt-schaftsbeziehungen zu Japan kontinuierlich voran.

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81,4 Mio. deutsche

Bevölkerung

126,9 Mio. japanische

Bevölkerung

21 ProzentAusländeranteil an der

deutschen Bevölkerung

2 ProzentAusländeranteil an der

japanischen Bevölkerung

234Einwohner je km2 in Deutschland

348Einwohner je km2 in Japan

78,6Jahre werden deutsche Männer alt

83,2Jahre werden

deutsche Frauen alt

80,5Jahre werden japanische Männer alt

86,8Jahre werden

japanische Frauen alt

643.702 kmdeutsches Straßenverkehrsnetz

339.038 kmjapanisches Straßenverkehrsnetz

5,3 kgReis essen die Deutschen pro Jahr

115,8 LiterBier trinken die Deutschen pro Jahr

51,3 LiterBier trinken die Japaner pro Jahr

61,0 kgReis essen die Japaner

pro Jahr

913 Patentewerden pro Jahr je eine Million

Deutsche angemeldet

20 Urlaubstagehat ein Deutscher bei einer 5-Tage-Woche per Gesetz

10 Urlaubstagehat ein Japaner bei einer

5-Tage-Woche per Gesetz

QUELLE: EIGENE RECHERCHE | GRAFIK: ZÖRNER

2092 Patentewerden pro Jahr je eine Million

Japaner angemeldet

47.681 EuroSparguthaben hatte ein

Deutscher 2015

83.888 EuroSparguthaben hatte ein

Japaner 2015

Deutschland vs. Japan

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SPORT

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Als Kind las Katharina Hülsmann Mangas, als Jugend-liche schneiderte sie sich Anime-Kostüme. Ihre Begeisterung für die japanische Populärkultur hat die 30-Jährige zur wissenschaftlichen Forschung gebracht.

VON SEMIHA ÜNLÜ

Wenn Katharina Hüls-mann sich mit Fans japanischer Man-

gas und Animes beschäftigt, erfährt die junge Frau im-mer auch ein wenig über sich selbst. Denn schon als Kind fühlte sich die Düsseldorfer-i n von Heldinnen wie „Sailor Moon“ angezogen: Während andere Kinder Abenteuer von Donald Duck oder Micky Maus

Möglichkeiten man mit einem Japan-Abschluss hat“, sagt die 30-Jährige. So könnten Absol-venten, teilweise auch schon Studenten, etwa im japani-schen Generalkonsulat arbei-ten, weil man dort Mitarbeiter brauche, die Deutsch und Ja-panisch sprechen. Gerade in Düsseldorf mit seinen vielen japanischen Veranstaltungen und Einrichtungen gebe es Möglichkeiten zum Beispiel im Eventmanagement. Ge-fragt seien zudem Übersetzer von Computerspielen.

Die Düsseldorferin hat sich für eine Karriere in der Wissen-schaft entschieden. Seit Ende ihres Master-Studiums pro-moviert sie im Fach Modernes Japan und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Modernes Japan. Derzeit feilt Hülsmann in Japan am deut-schen Institut für Japanische Studien an ihrer Doktorarbeit.

Modernes Japan an der Uni Düsseldorf

Bachelor-Studium Der Studiengang hat einen Numerus Clausus, ist als Ergänzungsfach aber zulassungsfrei. Das dreijährige Studium beginnt immer zum Wintersemester. Oberstufen-Schüler können schon vor ihrem Abitur Lehrveranstaltungen besuchen, die erworbenen Leistungsnachweise werden im späteren Studium angerechnet.

Master-Studium Der viersemestrige Studien-gang ist mit „Nachweis der besonderen Eignung“ (Bewerbung an der Heinrich-Heine-Universität) zulassungsfrei. Der Studienbeginn ist zum Sommer- und zum Wintersemester möglich.

Vom Japan-Fan

zur Japanologin

verschlangen, las sie lieber ja-panische Manga-Comics, für die sie ihr Taschengeld auf-sparte. Als Jugendliche schnei-derte sich die Düsseldorferin dann sogar Kostüme, um bei Fan-Conventions wie die im-pulsive Anime-Heldin Seras Victoria (ein weiblicher Vam-pir) auszusehen. Zu dieser Zeit konnte Hülsmann auch schon etwas Japanisch, mit 13 Jahren hatte sie ihren ersten Sprach-kursus besucht.

Die Begeisterung für die japa-nische Populärkultur ist ge-blieben, inzwischen beschäf-tigt sich die 30-Jährige am Institut für Modernes Japan an der Heinrich-Heine-Univer-sität aber vor allem wissen-schaftlich damit. Einer ihrer Schwerpunkte ist nämlich die Fan-Forschung. „Wie refl ek-tieren die Menschen die Popu-lärkultur, was machen die Fans anders, wenn sie zum Beispiel ihre eigenen Mangas schrei-

ben, zeichnen und ver-öff entlichen? Und ist das subversiv oder geht es nur um den Konsum? Das interessiert mich“, sagt die Japanologin.

Doch im Studium gehe es natürlich noch um viel mehr. „In den ersten vier Semes-

tern nehmen die Sprachkurse einen großen Raum ein“, sagt Hülsmann. Auf dem Studien-plan stünden daneben Japans Geschichte, Gesellschaft, Re-ligion, Kultur und Philoso-phie, etwa Shintoismus und Buddhismus, die Literatur am Kaiserhof und das japanische Sozial- und Bildungssystem. Während der Studien stel-le man auch immer wieder Gemeinsamkeiten zwischen Japan und Deutschland fest, etwa das Thema alternde Ge-sellschaft.

Katharina Hülsmann hat ihre Entscheidung für das Japan-Studium nie bereut. „Viele Menschen können sich meist erst einmal nicht vor-stellen, was für berufl iche

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GASTRONOMIE

Die japanische Küche ist eine der vielfältigsten der Welt. Das

Mehr alsSus

Soba: Buchweizen-nudeln, warm oder kalt gegessen, mit Zutaten wie Ei, Gemüse oder Garnelen

Tempura: Frittierte Speisen in Teigmantel

Onigiri: Mit Algen umhüllte Reis-Snacks

Matcha Tee: Feinstge-mahlener grüner Tee

Miso-Suppe: Suppe aus FiscSojabohnenpafi g mit Tofu, AFrühlingszwie

Soba-An, Klosterstraße 6Hier gibt es die typisch zubeteten Buchweizennudeln So

Naniwa, Oststraße 55Bekannt für sNudelsuppen

Kikaku, Klosterstraße 38Frische und bodenständige Küche, unter Japanern seit 20 Jahren beliebt.

Dae-Yang, Immermannstraße 21Koreanischer Supermarkt

Ramen: Nudeln aus Weizemehl, die gerne als Suppe gegessen werden

Nagaya, Klosterstraße 42 Gehobene Fusions-Küche mit japanischen und europäischen Komponenten.

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GASTRONOMIE

entdecken wir gerade erst.

„Little Tokyo“ in Düsseldorf

hi Natto: Fermentierte

Sojabohnen

Udon: Die dicksten Nudeln der japa-nischen Küche

chsud und aste, häu-Algen oder ebeln

68erei-oba.

seine n Ramen.

Yabase, Klosterstraße 70Gilt als eines der besten Restaurants für Sushi und Sashimi in der Stadt.

Benkay, Immermannstraße 41Die Teppanyaki-Grills sorgen für ein besonderes Restaurant-Erlebnis direkt am Tisch.

Takumi, Immermannstraße 28Sehr beliebt für Ramen.

Waraku, Immermannstraße 27Hier bekommt man den Snack Onigiri.

Hanaro Markt, Immermannstraße 45cSupermarkt mit typisch asiatischen Waren.

Okinii, Immermannstraße 35Japanische Küche, auch für Anfänger geeignet.

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In der Düsseldorfer City liegt das Epizentrum der japanischen Gastronomie in Deutschland

Kleines Tokio

VON LUDWIG KRAUSE

Japanische Küche wird in Deutschland allzu häufi g mit Sushi gleichgesetzt, dabei ist sie eine der vielfältigsten überhaupt. Und nirgendwo lässt sich das hierzulande

besser erleben als in Düsseldorf. Dort ist nicht nur die drittgrößte japanische Gemeinde Europas zu Hause, rund um Immermann- und Oststraße bieten Restaurants auch die ganze Bandbreite japanischer Spezialitäten. Frisch und fettarm zubereitet, mit viel Gemüse - das wiederum gerne eingelegt.

Wer sich als Einsteiger an die Küche aus Fernost heran-wagen möchte, der kann bei Okinii (Immermanstraße 35) anfangen. Das Restaurant bietet verschiedene japanische Gerichte zu anständigen Preisen. Dafür sollte man aber nicht erwarten, die ausgefallensten Spezialitäten serviert zu bekommen.

Ein fester Bestandteil japanischer Küche sind Nudeln. Wer sie in Düsseldorf sucht, hat die Qual der Wahl. Das Soba-An (Klosterstraße 68) nimmt für sich in Anspruch, das einzige Soba-Restaurant Deutschlands zu sein. Die Buchweizennudeln werden hausgemacht, warm oder kalt gegessen und mit verschiedenen Zutaten wie Ei, Gemü-se oder Garnelen serviert. Davon zu unterscheiden sind Udon, die dicksten Nudeln der japanischen Küche.

Nebenan befi ndet sich das Naniwa (Oststraße 55), vor dem man regelmäßig eine lange Schlange hungriger Kunden sieht. Die Spezialität des Hauses sind die Nudel-suppen Ramen. Auch das Takumi (Immermannstraße 28) ist für Ramen bekannt. Für die Suppen mit viel Einlage werden häufi g Fleisch und Fisch, verschiedene Gemüse, Wan Tan, Algenblätter oder Bambussprossen verwendet.

Fast überall gibt es Mittagsmenüs zwischen sieben und zwölf Euro, nicht jedes Restaurant bietet aber eine deut-sche Speisekarte. Viele haben aber Bilder der Gerichte auf der Karte – das macht die Orientierung einfacher.

Wer es etwas experimenteller mag: Das Nagaya (Kloster-straße 42) bietet Fusions-Küche mit japanischen und europäischen Komponenten. Für das Restaurant, das mit einem Michelin-Stern und zwei Hauben von Gault Millau ausgezeichnet wurde, muss man aber etwas tiefer in die Tasche greifen.

Natürlich darf auch Sushi in Düsseldorf nicht fehlen. Da-für gilt Yabase als eine der besten Adressen in der Stadt. Das Lokal (Klosterstraße 70) bietet außerdem Sashimi, in dünne Scheiben geschnittenen rohen Fisch. Reis und Nudeln sind in Japan Alltagskost. Sushi und Sashimi sind zwar ebenfalls typisch, zählen aber eher zur gehobenen Küche. In Japan gibt es außerdem eine größere Ausgeh-kultur als bei uns. Wer es dennoch selbst am Herd versu-chen möchte, fi ndet im Viertel gleich mehrere asiatische Supermärkte.

Das Restaurant Benkay im Hotel Nikko (Immermann-straße 41) bietet ein besonderes Erlebnis: Tatami-Zim-mer mit Matten aus Reisstroh auf dem Boden. Außerdem gibt es dort Teppanyaki-Grills. Show-Cooking vor den Augen der Gäste.

Am spannendsten ist „Klein-Tokio“ aber natürlich, wenn man es auf eigene Faust erkundet. Dabei gilt eine Regel: Wer authentische japanische Küche sucht, ist in den Restaurants am besten bedient, in denen viele Japa-ner sitzen.

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Shuhei Azuma regiert seit Januar Shijonawate, die japanische Partnerstadt von Meerbusch.

Er gehört zu einer Politikergeneration, die das Land von unten verändern will.

VON SONJA BLASCHKE

Als Shuhei Azuma mit 28 Jahren zum jüngsten Bürger-

meister Japans gewählt wurde, waren seine Freun-de gar nicht überrascht. „Die haben immer gedacht, dass ich eines Tages Bürger-meister werden würde“, sagt Azuma und lacht. Nur seine Mutter sei nicht so begeistert gewesen. Sie habe sich Sor-gen gemacht, ob diese Aufgabe für ihren Sohn nicht doch zu schwer sei.

Azuma regiert seit Januar sei-ne Heimatstadt Shijonawate (56.000 Einwohner), die japa-nische Partnerstadt von Meer-busch am Niederrhein. Sein Weg dorthin verlief alles ande-re als geradlinig. Erst studier-te er an der Elite-Universität Kyoto Nukleartechnik. Lange überlegte er, ob er lieber Nuk-learingenieur oder Politiker werden wollte. Bis zur Katas-trophe im Atomkraftwerk Fu-kushima-Daiichi im März 2011. Damals habe er viele japani-sche Politiker als überfordert von technischen Fragen erlebt.

Das sollte ihm nicht passieren. Er verweist als Vorbild auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, ebenfalls eine studier-te Physikerin.

Nach seinem Abschluss ar-beitete Azuma eineinhalb Jahre im Außenministerium in Tokio. Damals habe er viel über die grundlegende Funk-tionsweise seines Landes ge-lernt, sagt er: Japan sei eine „Beamten-Organisation“, der Apparat aufgebläht. Er habe erkannt, dass man auf Bürger-meisterebene mehr bewegen könne. Bald ging er für eine Unternehmensberatung nach Indien. Aber auch dort blieb er nur kurz. Vor einem Jahr starb sein Vater. Azuma kehr-te nach Shijonawate zurück. Er wollte seinen Wunsch, Bür-germeister zu werden, nicht länger aufschieben. Er trat an und schlug den Amtsinhaber, einen über 60-Jährigen, aus dem Feld.

Nur fünf Tage nach seinem Sieg trat er am 20. Januar sein Amt an. „Seither bin ich die ganze Zeit in Besprechun-

gen“, sagt Azuma. Was die Bürger von ihm erwarten, er-fahrt er schon jeden Morgen, wenn er zu Fuß zum Rathaus geht. „Da werde ich oft abge-passt“, sagt. Manche Men-schen hätten ganz konkrete Wünsche: „Verbieten Sie das Rauchen im Gehen“ oder „Lassen Sie diese dreckige Straße reinigen.“ Die größte Hoff nung der Bürger sei aber, dass er den Niedergang des Städtchens aufhalte, etwa in-dem er mehr junge Menschen anlocke. Wie die Mehrzahl der japanischen Gemeinden kämpft auch Shijonawate mit der Überalterung und sin-kenden Geburtenzahlen.

Der Parteilose, der sich aber dem konservativen Lager zu-rechnet, sieht sich als Teil ei-ner Riege von Jungpolitikern, die Japan von unten verändern wollen. Das fängt mit Refor-men im eigenen Rathaus an. „Bisher haben die Beamten hier nicht frei gearbeitet, son-dern gemacht, was ihnen auf-

getragen wurde“, sagt Azuma.

„Ich will sie ermuntern, selbst zu denken.“ Außer-

dem will er erreichen, dass die Mitarbeiter früher das Büro verlassen. Obwohl im Rathaus offi ziell um 17.30 Uhr Schluss sei, bleiben viele bis 20 Uhr. Dabei seien die Überstunden häufi g nicht nötig. „Zu vie-le Meetings, zu viele nutzlo-se oder doppelt ausgeführte Aufgaben“, analysiert er. Und: „Obwohl wir hier ein gutes IT-System haben, wird vieles weiter auf Papier erledigt.“

Beeinfl usst sein Alter seine Arbeit? Die lokalen Parla-mentsabgeordneten – viele in ihren Siebzigern – würden ihn wohl als Kind betrachten, vermutet Azuma. Ihre stren-gen Kommentare scheint er aber sportlich zu nehmen: Es werde einfach erwartet, dass er sich ins Zeug lege. Trotz seiner vielen Aufgaben hoff t der junge Mann, noch in die-sem Jahr Zeit für eine Reise nach Deutschland zu fi nden, um die Partnerstadt Meer-busch kennenzulernen. Den Austausch will er auf jeden Fall weiter fördern.

Japans jüngster Bürgermeister legt sich ins Zeug

Ursprung Neben Köln ist Meerbusch derzeit die einzige Kommune in NRW, die eine offi zielle Partnerschaft mit einer japanischen Stadt unterhält. Seit 2010 ist die Kommune bei Düsseldorf offi ziell mit Shijonawate bei Osaka in Zentralja-pan verbunden. Den Kontakt hatte das japanische General-konsulat in Düsseldorf hergestellt.

Profi l Beide Städte sind erst vor 47 Jahren aus verschiedenen Gemeinden zusammengefügt worden und haben mit jeweils rund 56.000 Einwohnern die gleiche Größe. In Meerbusch stellen die Japaner zudem mit rund 800 Menschen die zweitgrößte ausländische Bevölkerungsgruppe. Japaner sind im Stadtbild präsent und im Vereinsleben aktiv. Einige japani-sche Konzerne haben ihre Deutschland- und Europazentralen in Meerbusch.

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Partnerschaft mit Meerbusch

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POLITIK

CHRISTEN

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Studenten sind seit 60 Jahren eine treibende Kraft der Partnerschaft.

VON LUDGER BATEN

Angefangen hat alles 1956. Der junge japanische Ka- tholik Yujiro Shinoda,

der damals in Köln studierte, lud vor seiner Heimreise die Kommilitonen in seiner Stu-dentenverbindung ein, ihn in Japan zu besuchen. Sechs Jahre vergingen, bis es so weit war. Eine 150-köpfi ge Delegati-on füllte die gecharterte Super Constellation der Lufthansa, die damals fünf Zwischen-landungen auf dem Weg nach Tokio einlegen musste. Kölns Erzbischof Josef Kardinal Frings und Kronprinz Akihito, der heutige Kaiser von Japan, waren die Schirmherrn der Reise. Die schon 1954 offi ziell begründete Partnerschaft der Erzdiözesen bekam endlich konkrete Kon-turen. So ganz nebenbei ging auch die Stadt Köln 1963 bei ei-ner zweiten Reise eine Partner-schaft mit Kyoto ein.

Kurioserweise werden in offi -ziellen Darstellungen über die Anfänge der Partnerschaft der Erzdiözesen die frühen und bis heute gepfl egten deutsch-ja-panischen Kontakte der Stu-denten nicht erwähnt. Der Brückenschlag wurde vor 63 Jahren vom Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings und sei-nem japanischen Amtsbruder Peter Tatsuo Doi aus Tokio be-gründet. Frings sah als Ziel der Partnerschaft eine „Gemein-

Katholischer Brückenschlag von Köln nach Tokio

schaft des Gebetes und gegen-seitigen Sich-Helfens“.

Es ging ihm wohl um eine Part-nerschaft auf Augenhöhe, ob-wohl die Erzdiözesen von im-mens unterschiedlicher Größe sind. Mehr als zwei Millionen Katholiken zählt die Kölner Erzdiözese, während es in Ja-pans Hauptstadt mit ihren 18 Millionen Einwohnern von ih-nen gerade einmal 90.000 gibt. Weniger als ein Prozent der 125 Millionen Japaner bekennt sich zum katholischen Glauben.

Aus Köln fl oss Geld für die Mit-brüder in der japanischen Dias-pora. Allein bis 1965 wurde die katholische Sophia-Universität

in Tokio mit 20 Millionen Mark aus Deutschland unterstützt. Ein weiteres Projekt war der Bau der Marien-Kathedrale, der ebenfalls zu einem erheblichen Teil mit Mitteln fi nanziert wur-de, die die Kölner Katholiken zur Verfügung gestellt hatten. Die Spendengelder sind un-ter anderem das Ergebnis ei-ner Kollekte, die alljährlich am letzten Sonntag im Januar, am sogenannten Tokio-Sonntag, in der Erzdiözese Köln gehalten wird. Parallel dazu wird in Tokio der Köln-Sonntag gefeiert.

Auch angesichts der wirtschaft-lichen Entwicklung Japans in den vergangenen Jahrzenten ist der materielle Transfer in Rich-

tung Japan jedoch in den Hin-tergrund getreten. Vielmehr haben die Katholiken in Tokio nun ihrerseits eine Hilfsachse nach Myanmar, dem früheren Burma, aufgebaut, die auch von Köln aus gestärkt wird. Japani-sche und deutsche Katholiken helfen gemeinsam beim Aufbau eines Priesterseminars in Ran-goon, der Hauptstadt Myan-mars. Und auch sonst ist der deutsch-japanische Brücken-schlag keine Einbahnstraße. Die Verbundenheit zeigt sich auch im Rheinland: Die Miya-zaki-Caritasschwestern unter-halten in Köln ein Wohnheim für Studentinnen und in Düs-seldorf einen japanischen Kin-dergarten.

Japanische Christen im Gebet: Nur etwa eine halbe Million Katholiken gibt es in dem Land.

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: dpa

POLITIK

CHRISTEN

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Makiko Sato ist festan-gestellte Juniorpro-fessorin an einer Uni-

versität in Ost-Japan. Als sie 2016 schwanger wurde, wollte sie es während der ersten Mo-nate nicht öff entlich machen. Im Kollegenkreis freute man sich nicht für Sato, im Gegen-teil. „Es gab keine expliziten Schikanen, aber man sah den Unmut in ihren Gesichtern“, schreibt die Frau, die ihren wirklichen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Und damit nicht genug: „Oft be-kam ich E-Mails von Kollegen und gar dem Dekan, die mei-ne Schwangerschaft und den Mutterschaftsurlaub als ‚mei-waku‘ bezeichneten.“ Japaner fürchten kaum ein anderes Wort so sehr; es bedeutet Un-annehmlichkeiten, Belästi-gung, Last.

Jede vierte arbeitstätige Japa-nerin macht ähnliche Erfah-rungen, wenn sie schwanger wird. Über 60 Prozent schei-den aus dem Arbeitsleben aus, einige bewusst, andere wegen Diskriminierung, wieder an-dere, weil sie keinen Betreu-

ungsplatz für ihr Kind fi nden. Steigen sie später überhaupt wieder ins Berufsleben ein, dann meist nur auf schlecht bezahlten Teilzeitstellen, die aber Flexibilität bieten, etwa an der Supermarktkasse oder in Lieferdiensten. Dabei haben viele einen Universitätsab-schluss.

Premierminister Shinzo Abe spricht seit 2013 davon, eine Gesellschaft zu schaff en, in der „Frauen glänzen können“. Bis 2020 wolle er mindestens 30 Prozent der Führungsposi-tionen in Japans Unternehmen mit Frauen besetzen – ein Ziel, das sich seine liberaldemokra-tische Partei bereits 2003 ge-setzt hatte. Immerhin schaff te es Abe, indem er die Frauen-förderung zu einem der Kern-ziele seiner Regierung machte, das Thema ins Zentrum der gesellschaftlichen Debatte zu bringen.

Trotzdem bleibt Japan von der 30-Prozent-Marke weit ent-fernt, und die Regierung räumt dies auch ein. 2016 machten Frauen gerade 3,4 Prozent der Führungskräfte in börsenno-tierten japanischen Unter-nehmen aus – ein Rekordwert laut einer Regierungsumfrage und 0,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Im gleichen Maße stieg der Anteil der Che-fi nnen im Staatsdienst auf 4,1 Prozent, ebenfalls ein Rekord. Auf alle Unternehmen bezo-gen lag der Anteil von Frauen in Positionen wie Abteilungs-leiterin oder höher bei 8,3 Prozent, Trend steigend. Aber

trotz neuer Gesetze, Förder-programme und fi nanziel-ler Anreize für Firmen bleibt die Lücke zwischen den Ge-schlechtern groß. Dabei sind Männer wie Frauen vergleich-bar gut ausgebildet.

Die Hauptgründe für die Un-terschiede brachte Akie Abe, die Frau des Premierministers, kürzlich in einem Interview auf den Punkt: „Das Denken der Männer hat sich nicht ge-ändert“, sagte die 54-Jährige. „Japanische Männer haben die Tendenz, niedliche Frau-en gegenüber fähigen und hart arbeitenden Frauen zu bevorzugen. Deshalb versu-chen Frauen, als der Typ zu er-scheinen, den Männer mögen. Selbst sehr talentierte Frauen geben sich süß.“

Wenn Japan Frauen ähnlich stark wie die Männer ins Ar-beitsleben integrieren würde, könnte es ein um 13 Prozent höheres Bruttosozialprodukt erwirtschaften. Zu diesem Ergebnis kam ein Team von Goldman Sachs unter Leitung der Analystin Kathy Matsui. Diese hatte bereits 1999 den Begriff „womenomics“ ge-prägt, ein Kunstwort aus den englischen Wörtern für Frau-en und Wirtschaft. Immer-hin ist die Erwerbsquote der Japanerinnen seither von 57 Prozent auf 66 Prozent (2014) gestiegen. Kritiker führen dies aber weniger auf eine innova-tive Frauenpolitik als vielmehr auf den wachsenden Arbeits-kräftemangel in der überal-terten und schrumpfenden Industrie nation zurück.

Die Erwerbsquote japanischer Frauen hat sich zwar stark

erhöht, aber nur sehr wenige

gelangen trotz guter Ausbildung in Füh-

rungspositionen.

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Spezialisiert auf japanische Unternehmen1979 wagte Wirtschaft sprüfer und Steuerberater Dr. Hans Fran-kus gemeinsam mit seiner Kolle-gin Gertrud Kleppi (vBP, StB) den Schritt in die Selbstständigkeit. Die professionelle Erfahrung ha-ben beide bei Arthur Andersen gesammelt und waren damit bes-tens gerüstet, um internationale bzw. japanische Unternehmen zu betreuen. 1984 stieß Katsuya Fukamachi, japanischer Wirt-schaft sprüfer, dazu und komplet-tierte das Beratungsangebot um die sehr wichtige sprachliche und kulturelle Komponente. 2017 gibt es 7 Partner und 62 Mitarbeiter bei Frankus in Laufnähe zum Ja-pan-Center in Düsseldorf. Aktuell ist Toyo Nishimura zuständiger Partner im Japanbereich.

Wie ist Ihr berufl icher Werde-gang?TN: Ich bin in Kobe/Japan gebo-ren und in Frankfurt am Main auf-gewachsen. Nach dem Studium hatte ich bei KPMG AG als Prü-fungsassistent den Berufseinstieg und durft e alle Stufen bis zum Partner durchlaufen. Dabei habe ich viel gelernt. In 2000 habe ich als erster Japaner das deutsche Wirtschaft sprüferexamen bestan-den und bin nach Düsseldorf in das Zentrum des Japan-Business in Deutschland gewechselt. Wäh-rend meiner Zeit bei KPMG habe ich auch im Rahmen einer zwei-jährigen Entsendung nach Tokio

die Arbeitswelt des Wirtschaft s-prüfers in Japan kennengelernt. 2012 habe ich die Nachfolge von Herrn Fukamachi angetreten. Was hatte Sie an Frankus gereizt?TN: Zu dieser Zeit wurden von Frankus rund 60 japanische Un-ternehmen von unterschied–li-cher Größe und geschäft licher Ausrichtung betreut. Durch die Gespräche mit den Partnern und Mitarbeitern konnte ich erken-nen, dass hier hoch professionell und routiniert mit der japanischen Mandantschaft gearbeitet wird.

Wie entwickelt sich das Japan-Beratungsgeschäft für Frankus?TN: Aktuell haben wir fast 150 japanische Mandanten. Bei den japanischen Firmen im IHK-Be-zirk Düsseldorf hat Frankus ei-nen Marktanteil von 25 Prozent. In 2016 sind 25 neue japanische Mandanten zu uns gestoßen. Die meisten Neuzugänge sind Unter-nehmen, die in Deutschland erst-

malig ein Repräsentanzbüro eröff -nen oder eine GmbH gründen. Es werden deshalb viele, viele Fragen gestellt, auf die wir aber in den meisten Fällen schon aus der Er-fahrung ohne lange Recherchen die Antwort geben können.

Wie erfährt ein japanisches Un-ternehmen von Frankus?TN: Durch Mundpropaganda. Man sagt, dass ein Gerücht sich in der japanischen Community von Düs-seldorf in drei Sekunden verbreitet. Glücklicherweise wird nur Positives über uns berichtet. Wenn jemand in Google auf Japanisch „Steuerbe-rater, Deutschland, Start-up“ oder Ähnliches eingibt, taucht unser Link www.yappango.com/support/fran-kus/ recht weit oben auf.

Welche Dienstleistungen bie-ten Sie den japanischen Man-danten an?TN: Wir verstehen uns als One-Stop-Shop und begleiten die Mandanten von der GmbH-Grün-dung, dem Antrag für den Auf-enthaltstitel sowie den Registrie-rungen beim Gewerbeamt, dem Finanzamt und anderen Behörden.Natürlich sind wir als Vollsorti-menter mit den drei Berufsgrup-pen in der Lage, fast alle Wün-sche der Mandanten zu erfüllen. Verrechnungspreisdokumenta-tionen, M&A-Beratung, Jahres-abschlusserstellung nach Japan GAAP, J-SOX-Prozess-Beratung

[email protected]

und –prüfung sind einige fachli-che Themenkomplexe, bei denen wir uns auf die speziellen Bedürf-nisse der japanischen Mandant-schaft ausgerichtet haben.

Was ist denn besonders an Frankus?TN: Ganz klar die Menschen, die bei Frankus arbeiten. Fünf Japa-ner, die alle auch fachlich tätig sind und entweder direkt Man-danten betreuen oder unsere Kol-legInnen bei der Kommunikation in Japanisch unterstützen. Ich bin stolz auf meine KollegInnen, die sehr engagiert und professionell im Team zusammenarbeiten. Als Wirtschaft sprüfer kann ich gemeinsam mit meinem Partner-kollegen Dr. Martin Poggemann, der als Rechtsanwalt und Steuer-berater acht Jahre in der Steuer- und Rechtsabteilung der KPMG AG als Prokurist tätig war, eine wirklich ganzheitliche Beratung anbieten. Ich höre auch sehr oft von den Mandanten das Lob: „Die Leute bei Frankus sind so nett und hilfs-bereit. Wir fühlen uns gut aufge-hoben“. Jedes Mal bringen uns die Gäste aus Japan Leckereien mit, was natürlich auch die Moti-vation fördert.

Was erstaunt die japanischen Mandanten besonders?TN: Das man in Deutschland bis zu 30 Tage bezahlten Urlaub hat und

die Mitarbeiter diese tatsächlich nehmen. Im Meeting bei Frankus an Weiberfastnacht die Krawat-te zu verlieren, ist ebenfalls ein „Aha“-Erlebnis.

Welche Aktivitäten entfaltet Frankus in der Japan Business Community?TN: Die japanische IHK veranstaltet für die Mitglieder Seminare. Wir hal-ten in diesem Rahmen jedes Jahr einen Vortrag. Dieses Jahr lautet unser Vortragstitel „Umsatzsteuer: Fehler bei Reihengeschäft en, die teuer zu stehen kommen. Ein Semi-nar für Vertriebsmitarbeiter“.

Ihr Ausblick für Frankus?TN: Die Unsicherheit wegen Brexit und der Standort Düsseldorf mit der sehr attraktiven Infrastruktur für japanische Unternehmen führt bei uns zu Neugeschäft . Die japa-nische Business-Community in Düsseldorf wird auch in Zukunft weiter wachsen.Wenn also unsere Mandanten wei-terhin so fl eißig die Werbetrommel für Frankus rühren, können wir auch noch mehr interessante Stel-len vom Azubi bis Partner/in be-setzen und damit unseren Beitrag zur Wirtschaft in Düsseldorf leisten.

Toyo Nishimura, WP, Partner

FRANKUS I Wirtschaft sprüfer • Steuerberater • Rechtsanwälte I

die brauchtIn Japan werden Frauen auf dem Arbeitsmarkt weiter diskriminiert. Das Land verschenkt dadurch wertvolles Potenzial. Das soll sich jetzt ändern.

JapanJapanerinnen

WIRTSCHAFT

WIRTSCHAFT

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VON SONJA BLASCHKE

In Tokio stehen alle Zeichen auf Sport. Überall hän-gen Poster: „Willkommen

in Tokio, der Gastgeberin der Olympischen Sommerspiele 2020.“ Es ist schon das zwei-te Mal nach 1964, dass die japanische Hauptstadt die Spiele ausrichten wird. Ei-nige Wettkämpfe sollen aber auch 250 Kilometer nördlich von Tokio stattfi nden, in der Provinz Fukushima. Diese er-langte 2011 weltweit traurige

Berühmtheit, als ein starkes Erdbeben und ein verhee-render Tsunami eine schwere Havarie im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi auslösten. Mehr als 18.000 Menschen kamen damals in der Region Tohoku ums Leben, die Mehr-zahl in den Tsunami-Fluten.

„Zur Unterstützung des Wie-deraufbaus in der Region“ wur-de im März beschlossen, einen Teil der Baseball- und Softball-Wettbewerbe in Fukushima-Stadt abzuhalten, 70 Kilometer

vom zerstörten AKW entfernt. Darunter könnte auch das Er-öff nungsspiel sein. Die Idee, Wettbewerbe in Fukushima abzuhalten, soll erstmals im Oktober bei einem Treff en zwischen Premierminister Shinzo Abe und IOC-Präsident Thomas Bach diskutiert wor-den sein. Zunächst lehnte das IOC diesen Vorschlag jedoch ab. Nun sollen die Wettkämpfe in einem Stadion stattfi nden, das 2011 für eine Weile als Not-unterkunft für Erbebenopfer diente.

Mit der Entscheidung für Fukushima wollen die Or-ganisatoren ein Verspre-chen einlösen: „Wettkämp-fe in der Tohoku-Region sind ein weiterer Beweis für die Selbstverpfl ichtung der Tokio-Spiele 2020, Sport-veranstaltungen in die sich von der Katastrophe erho-lenden Gebiete zu bringen sowie die Kraft des Sportes zu demonstrieren“, so das japanische Organisations-komitee. Dessen Chef, Yo-shiro Mori, sprach von einer „wundervollen Chance“. Kritiker halten den Fuku-shima-Plan dagegen für den zynischen Versuch der Re-gierung, die Welt davon zu überzeugen, dass die Atom-Krise vorbei sei.

Riccardo Fraccari, Präsident des Baseball-Weltverbands, sagte bei seinem Japan-Be-such Ende 2016, es beste-he keine Gesundheitsgefahr für Athleten und Zuschauer. Selbst Atomkraftgegner ge-stehen zu, dass ein vorüber-gehender Aufenthalt ohne Risiko sei. Sie fürchten aber, dass die Regierung die Spiele in Fukushima dazu benutzen könnte, Druck auf die noch immer etwa 100.000 Evaku-ierten auszuüben, damit diese in ihre Dörfer in der Nähe des AKW zurückkehren.

Umwelt Als am 11. März 2011 nach einem starken Seebeben eine rund 15 Meter hohe Tsuna-mi-Welle das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi überfl utete, kam es dort zu einem folgenschwe-ren Stromausfall und der schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl 1986. Noch heute ist die Strahlung in der unmittelbaren Nähe der Reaktoren so hoch, dass sie Menschen töten würde. Ein weiteres Problem stellen die großen Mengen an Grundwasser dar, die in die Anlage eindringen und dadurch kontaminiert werden. Der Versuch, dies durch eine unterirdische Eiswand rund um das AKW zu verhindern, schlug zunächst fehl.

Politik Ein japanisches Bezirksgericht urteilte vor Kurzem, dass die Regierung und die Betreiberfi rma Tepco des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi für das Desaster verantwortlich seien, weil sie keine vorbeugenden Maßnahmen gegen einen von einem starken Seebeben ausgelösten Tsuna-mi getroff en hatten. Nach jüngsten Schätzungen geht die Regierung davon aus, dass sich die Kosten der Bewältigung des AKW-Unfalls (Beseitigung der Umweltschäden, Abriss der Anlage und Entschädigung der Opfer) auf rund 193 Milliarden Euro belaufen werden. Der unter dem Eindruck der Katastrophe 2012 zunächst beschlossene schrittweise Ausstieg aus der Atomenergie bis spätestens 2040 wurde nach Protesten seitens der Wirtschaft aber wieder eingeschränkt.

Die Folgen der Reaktor-KatastropheINFO

Eine Frau betet in einer Sperrzone in der Präfektur Fukushima für die Opfer, die das Erdbeben und der Tsunami 2011 gefordert haben.

Japans Baseball-Nationalteam könnte in Fukushima-Stadt das

Auftaktspiel der Olympischen Spiele 2020 bestreiten.

Einige Wettbewerbe der Sommerspiele 2020 werden in der Region stattfinden, die vor sechs Jahren von Tsunami und

Atom-Unfall schwer getroffen wurde.

Olympia soll Hoffnung nach

Fukushima bringen

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Der Kyudo-Verein Nean-dertal hat sich zum Ziel gesetzt,

Kyudo gemäß der Überlieferung zu vermitteln. Die korrekte Weitergabe

der Lehre wird vom japanischen Dach-verband (Zen Nippon Kyudo Renmei – All

Nippon Kyudo Federation) überwacht. Unter Aufsicht japanischer Meister

werden regelmäßig Lehrgänge durchgeführt und Prüfun-

gen abgenommen.

INFOINFO

Im Schuss liegt die RuheKyudo, das traditionelle japanische Bogenschießen, ist nichts für Ungeduldige.

VON SABINE MAGUIRE

Mal eben den Bogen nehmen, und schon triff t der Pfeil sein Ziel? Und im Handumdrehen stellt sich die verspro-chene Gelassenheit ein? Da kann Reinhard Kollotzek nur schmunzeln: „Ich mache das jetzt schon seit 30 Jah-ren, und erst im letzten Jahr kam das Gefühl, dass ich es so langsam kann.“ Dabei ist er mit seinem Bogen längst ebenso vertraut wie mit den acht Stufen, die zum klassi-schen Bewegungsablauf beim traditionellen japanischen Bogenschießen Kyudo dazugehören.

Hört man dem Vorsitzenden des Vereins „Kyudo Neander-tal“ aufmerksam zu, so wird eines recht schnell klar: Wer einfach nur vom Hauch des Exotischen fasziniert ist und möglichst schnell ins Schwarze treff en möchte, ist beim japanischen Bogenschießen falsch. Kyudo ist mehr als ein bloßer Kampfsport, bei dem es am Ende einen Gewinner gibt. Verlieren kann man wohl am ehesten gegen sich selbst und die eigene Ungeduld.

„Kyudo ist ein Handwerk. Vor allem anderen kommt, sich in der Technik zu schulen“, weiß Reinhard Kollotzek. Er ist einer von etwa 30 Schützen in Deutschland, die den fünf-ten Dan führen. Seine Schüler lehrt er, dass japanisches Bogenschießen ein Wechsel aus Können und Wollen ist. Die Bewegungsabläufe sind beim Kyudo genau festgelegt. Diese Rituale sind es, die irgendwann den fl irrenden Geist beruhigen können. „Es gibt einen Moment, der sich an-fühlt, als würde der Geist den Körper verlassen“, spricht Kollotzek über spirituelle Erfahrungen. Nach dem Schuss werde noch für einige Sekunden innegehalten, um dem Geist die Gelegenheit zu geben, in den Körper zurückzu-kehren. Beim Kyudo gehe es vor allem darum, das richtige Körpergefühl zu entwickeln.

In der Art, wie jemand mit Pfeil und Bogen umgeht, lässt sich erkennen, wie er sich zum Leben stellt. Ungeduld, Aggressivität, Zaghaftigkeit: Lässt man diese negativen Einfl üsse zu lange und immer wieder auf sich wirken, wird man auf den gelungenen Schuss lange warten müssen.

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Reinhard Kollotzek beim Kyudo

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KA AW Ilässt Krefeld

gut klingen67.000 Klaviere und Flügel verkauft das Unternehmen Kawai jährlich. Jedes Instrument, das für den europäischen Markt bestimmt ist, macht in Krefeld Zwischenstation. Zudem holt Kawai auch junge Top-Pianisten an den Niederrhein.

VON PETRA DIEDERICHS

Für junge Manager im ja-panischen Hamamatsu ist Krefeld eine wichtige

Station auf der Karriereleiter: Wer bei Kawai in gehobene Positionen aufsteigen möch-te, muss sich am Niederrhein bewähren. Das vor 90 Jahren gegründete Instrumenten-

bau-Unternehmen hat seine Europa-Zentrale seit 1989 in Krefeld. 35 der knapp 4000 Mitarbeiter sind hier beschäf-tigt, darunter sieben Japaner. Bei der Wahl des Standorts spielte auch die Nähe zu Düs-seldorf eine Rolle: „Es ist uns wichtig, dass die Mitarbeiter auch soziale Bindungen ha-ben, gerade wenn sie aus der Ferne für einige Jahre hierher kommen“, sagt Alexander Voigt, Chef der Europa-Zen-trale. „Vor allem für junge Familien sind der japanische Kindergarten und die japani-sche Schule wichtige Kriteri-en.“

In Krefeld schlägt das euro-päische Herz des Instrumen-tenbauers: 60.000 Klaviere werden pro Jahr verkauft, 6000 bis 7000 Konzertfl ügel und annähernd 100.000 elek-tronische Klaviere, Tendenz steigend. E-Pianos sind prak-tisch: klein wie ein Computer-tisch, im Gegensatz zu einem Flügel, der gerne 2,30 Me-ter misst und an die 400 Kilo

wiegt. Und bei elektronischen Klavieren lässt sich die Laut-stärke regulieren. Das sichert den Frieden mit den Nach-barn, wenn der Schüler noch nicht meisterlich spielt.

Die Instrumente werden in Japan und Indonesien gefer-tigt. Was für Deutschland, die Schweiz, Österreich, Bene-lux und den osteuropäischen Markt bestimmt ist, wird erst einmal nach Krefeld gelie-fert. Akustische Instrumente brauchen mehr Aufmerk-samkeit. Jedes wird ausge-packt, kontrolliert und in eine Stimmkabine gebracht. Sechs Fachleute stimmen die Instrumente, die anschlie-ßend sicher verpackt vor gro-ßen Ladetoren geparkt wer-den. Hier warten sie auf die Lastwagen, die sie zu ihrem Bestimmungsort bringen.

Unter einer der Schutzhüllen steckt der Flügel des Klavier-virtuosen und Komponisten Mikhail Pletnev, Gründer und Chefdirigent des Russischen

Nationalorchesters. Von Kre-feld aus folgt das Piano dem Maestro für etwa 30 Konzerte im Jahr auf die großen Bühnen. Denn Kawai steht seit vielen Jahren auch für hochkaräti-ge Musikveranstaltungen. In einer eigenen Konzertreihe bringt das Unternehmen viel-versprechenden, meist wett-bewerbsgekrönten internati-onalen Klaviernachwuchs aufs Podium – nicht nur, aber oft aus Asien.

Philipp Potz, künstlerischer Leiter in der Europa-Zentrale, hält es für wichtig, jungen Pro-fi s eine Bühne zu bieten. „Das war auch der Anlass für unsere Meisterkurse in Krefeld“, sagt er. In jedem Frühjahr bewer-ben sich Musikstudenten aus der ganzen Welt um eines die-ser Wochen-Stipendien. Mit einem renommierten Kon-zertpianisten arbeiten sie in der städtischen Musikschule intensiv an Interpretation und Ausdruck. Konzerte des Do-zenten und der Meisterschüler gehören zu Pfl ichtterminen für viele Klassikfreunde. Auch das mit steigender Tendenz. „Es gibt heute so viele Klavier-spieler wie nie zuvor“, berich-tet Voigt.

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Pianist Tomoki Kitamura (links) und Philipp Potz, künstlerischer

Leiter bei Kawai, in der Krefelder Musikschule.

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Die Zukunft der Brille ist japanisch

WAm Uniklinikum Essen wird eine revolutionäre Sehhilfe getestet.

VON MATTHIAS BEERMANN

Sie sieht noch etwas klobig aus, wirkt wie eine Kreuzung aus dem guten alten Kassengestell und einer trendigen Ski-Brille. Doch schon bald könnte das eigenartige Gerät

den Markt der Sehhilfen revolutionieren. Wenn es nach den In-genieuren des japanischen Halbleiter-Unternehmens QD Laser aus Kawasaki geht, dann werden Sehschwächen verschiedens-ter Art schon in einigen Jahren nicht mehr mit Linsen, sondern mittels digitaler Laserprojektion korrigiert. „Mit dieser Brille werden Menschen mit schlechtem Sehvermögen wieder Bücher, Zeitungen oder Fahrpläne lesen können“, prophezeit der Chef von QD Laser, Mitsuru Sugawara.

So funktioniert die neue Sehhilfe: Eine in die Brille eingebaute Miniaturkamera erfasst die Umgebung. Das Bild wird über einen Spiegel mit schwachen Laserstrahlen direkt auf die Netzhaut des Trägers projiziert, und zwar präzise angepasst an dessen jewei-lige Sehfähigkeit. So lässt sich theoretisch jede Fehlsichtigkeit, die mit Hornhaut oder Augenlinse zu tun hat, überlisten.

Ob das gemeinsam mit der Universität Tokio entwickelte High-tech-Gerät auch in der Praxis hält, was der Hersteller sich von ihm

verspricht, das wird demnächst an der Uniklinik Essen ge-testet. Voraussichtlich Ende des Jahres, so sagt der Mediziner Michael Oeverhaus, könne man mit den klinischen Tests begin-nen. Rund 30 Patienten, vorwiegend mit Hornhauterkrankungen, werden daran teilnehmen. Die Ergebnisse der auf sechs bis neun Monate angelegten Studie, so hoff t QD Laser, werden schließlich eine Zulassung als medizinisches Gerät in Europa ermöglichen.

Aus medizinischer Sicht könnte die Projektionsbrille zunächst Patienten zugutekommen, denen man mit den Mitteln der klas-sischen Hornhautchirurgie nicht helfen könne, erläutert Oever-haus. Sollte sich die Technik bewähren und weiterentwickelt werden, könnte die Brille aber auch von Menschen mit starker Sehschwäche verwendet werden. „Das würde den Lebenskom-fort dieser Patienten ungeheuer verbessern“, sagt Oeverhaus.

Noch tüfteln die Ingenieure bei QD Laser, das 2006 als Ableger des japanischen Fujitsu-Konzerns gegründet wurde, an der wei-teren Miniaturisierung der Brille. Der angepeilte Verkaufspreis der Brille bei Markteinführung soll unter 9000 Euro liegen. Ver-marktet werden soll die „LEW Laser Eyewear“ für ganz Europa von Essen aus. Ende 2015 gründete das Unternehmen dafür dort eigens eine Tochtergesellschaft.

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Tempel der KostbarkeitenEin japanischer Architekt verwandelte eine ehemalige Raketenstation in ein Museum, das heute eine der größten Sammlungen japanischer Kunst in Europa beherbergt.

VON HELGA BITTNER

Japanische Malerei - das ist fast ein zu schlichter Titel für eine Ausstellung,

die die Kultur einer Nation über mehrere Jahrhunder-te spiegelt und zudem von hohem ästhetischen Genuss ist. In der von Tadao Ando erbauten Langen Founda-tion auf der Raketenstation in Neuss werden noch bis 20. August Kostbarkeiten ge-zeigt, die aus einer der größten privaten europäischen Samm-lungen mit Kunst aus Japan stammen. Keramiken der vorgeschichtlichen Jmon-Zeit und buddhistische Statuen der Nara- und Heian-Periode gehören auch dazu, aber der Schwerpunkt ist die Malerei. Sie reicht von der höfi schen der Han-Schule bis zur Genre-malerei des 19. Jahrhunderts, umfasst etwa 350 Exponate, von denen die Ausstellung auch in den großen Räumen nur eine Auswahl zeigen kann.

Grundlage der Tuschearbeiten sind oft Geschichten und Le-genden – sie können aus dem Konfuzianismus stammen oder aus der Biografi e eines längst verstorbenen Prinzen. So wird auf einem sechstei-ligen Stellschirm aus dem

17. Jahrhundert die „Ge-schichte des Prinzen Genji“ erzählt oder „Die Übergabe ei-nes Pferdes“ (18. Jahrhundert) fast satirisch illustriert. Men-schen und Tiere wirken auch nach Jahrhunderten noch sehr lebendig, die Blumen möchte man pfl ücken und durch die Landschaften will man am liebsten wandern - mit fei-nem Strich, in mal zarten, mal kräftigen Farben sind sie auf Stellschirme und Rollbilder gemalt.

Eine große Liebe zur Kunst war die Antriebsfeder für das Sammlerehepaar Viktor und Marianne Langen. Was nicht zu Hause an den Wänden hing, wurde in einem Depot gela-gert. Für die japanische Kunst (vom 12. bis 19. Jahrhundert) aber richtete das Ehepaar ein Privatmuseum in Ascona ein. Erst 1998 - acht Jahre nach dem Tod ihres Mannes Viktor – ließ sich Marianne Langen überreden, ihre Sammlung auf eine Ausstellungsreise zu schicken.

Auf ihren Reisen kreuz und quer durch die Welt haben Viktor und Marianne Langen auch zahlreiche Zeugnisse al-ter Kulturen in anderen Län-dern gesammelt – von bud-

dhistischen Skulpturen bis zu präkolumbischer Kunst. Auch nach dem Tod ihres Mannes sammelte Marianne Langen weiter und gründete schließ-lich 2002 im Alter von 91 Jahren eine Stiftung für ein Kunst- und Ausstellungs-haus. Sie hatte das Passen-de gefunden: ein futuristisch anmutendes Gebäude, das aus zwei architektonisch un-terschiedlichen, miteinander verbundenen Gebäudetrakten bestand und teilweise sechs Meter tief in die Erde hinein-gebaut war.

Sieben Jahre zuvor hatte es Tadao Ando entworfen. Aus purer Begeisterung für die Umwandlung der ehemaligen Nato-Raketenstation in einen Ort für Kunst und Kultur. Auch Marianne Langen war von dem Ando-Bauplan begeistert und fi nanzierte ihn mittels der Stiftung. Beton, Glas und Stahl, die typischen Materia-lien des japanischen Architek-ten, bestimmen das Bild der Langen Foundation. Grünbe-wachsene Wälle umgeben das zweiteilige Gebäude, das seit seiner Einweihung 2004, die Marianne Langen nicht mehr erlebte, ein Markenzeichen für die einstige Raketenstation geworden ist.

Spektakuläre Architektur: die Langen Foundation

Blick in den unterirdischen großen Ausstellungsraum

und zwei Exponate der Aus-stellung „Japanische Malerei“

(noch bis zum 20. August)

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Das Mekka für MangafansDie deutsche Cosplay-Szene hat sich rasant entwickelt. Mit der Dokomi hat sie ihre eigene Messe – natürlich in Düsseldorf. Allein in diesem Jahr sind mehr als 40.000 Besucher in die Landeshauptstadt gepilgert.

VON TANJA KARRASCH

Die Idee hatten Andreas Degen (30) und Ben-jamin Schulte (30) im

Jahr 2008. Sie wollten Fans der japanischen Comic-Kultur, von Manga, Anime und Cos-play, einen offi ziellen Treff -punkt bieten. Dass es dafür eine Zielgruppe in Düsseldorf gab, wussten sie: „Damals haben sich samstags immer hunderte Cosplayer am Bahn-hof getroff en“, sagt Degen. Cosplay ist ein japanischer Kleidungstrend, bei dem Fi-guren aus japanischen Zei-chentrick-Serien und Comics nachgestellt werden. Bei den Treff en am Bahnhof wurden in Handarbeit gebastelte Kostü-me präsentiert und viele Fotos gemacht.

Mit 300 bis 400 Besuchern rechneten Degen und Schul-te daher schon beim ersten Treff en in einem Düssel-dorfer Gymnasium – es ka-men stattdessen 1800. 2011 musste die Veranstaltung umziehen, die Kapazität war erschöpft. Der neue Austra-gungsort: die Messe Düssel-dorf. In diesem Jahr kamen mehr als 40.000 Besucher zur Veranstaltung, damit ist die Dokomi die größte Cos-play-Messe Deutschlands.

Die Teilnehmer der Dokomi kommen mit langen, pinken

Haaren, stark geschminkt, in aufwendigen Kostümen. Jac-queline aus Wuppertal etwa ist in diesem Jahr als „Lady Joker“ zur Dokomi gegangen. Drei Monate hatte die 26-Jäh-rige, Spitzname Jacki Chan, mit Unterstützung ihrer Oma an dem Kostüm gearbeitet. Das Treff en der Szene ist ein buntes Spektakel: Japanische Popmusik, Kostümwettbe-werbe, 500 Fanstände, an denen Privatpersonen unter anderem selbstgezeichnete Mangas verkaufen und 120 kommerzielle Stände erwar-

ten die Besucher. Der Cos-play-Ball ist ein Höhepunkt, die 400 Karten waren inner-halb von zehn Minuten aus-verkauft.

Auch Düsseldorf profi tiert von der zunehmenden Beliebt-heit von Cosplay und Co. „Als wichtigster Japan-Standort Deutschlands liegt es im In-teresse der Stadt, diese er-folgreiche und aufgrund ihres jugendlichen Publikums zu-kunftsrelevante Veranstaltung nachhaltig an den Standort zu binden und zu unterstützen“,

sagt Stadtsprecherin Kerstin Jäckel-Engstfeld.

Dabei war zu Beginn die Skep-sis groß, viele konnten mit Cosplay nichts anfangen. Pia-Tomoko Meid, Geschäfts-führerin der Deutsch-Japani-schen Gesellschaft am Nieder-rhein, sieht in dem Phänomen eine Möglichkeit zur Kultur-vermittlung. „Es geht darum, in eine Rolle zu schlüpfen, für eine bestimmte Zeit jemand anders zu sein“, erklärt die Japanologin die Begeisterung der Fans.

Eine Cosplayerin auf der Dokomi.

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