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www.wsi.de Geschlechtergerechte Arbeitszeiten: Teilzeit für Frauen Vollzeit für Männer? Dr. Christina Klenner Warnemünde, 07.09.2015

Geschlechtergerechte Arbeitszeiten: Teilzeit für … der Geschlechterarrangements - Vollzeit für Männer und Teilzeit für Frauen 4. Was sind geschlechtergerechte Arbeitszeiten?

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Geschlechtergerechte

Arbeitszeiten: Teilzeit für

Frauen – Vollzeit für Männer?

Dr. Christina Klenner

Warnemünde, 07.09.2015

Was Sie erwartet

1. Einleitung: Aktualität der Arbeitszeitfrage

2. Entwicklungstrends von Arbeitszeiten

3. Wandel der Geschlechterarrangements - Vollzeit für

Männer und Teilzeit für Frauen

4. Was sind geschlechtergerechte Arbeitszeiten?

5. Wie die Arbeitszeitlücke schließen?

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1. Aktualität der Arbeitszeitfrage

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Prominente Stimmen

Detlef Wetzel, IG Metall:

Heute geht es um

Zeitsouveränität –

eine Gegenbewegung zur totalen Ökonomisierung

des Lebens.“

Jutta Allmendinger: „Wir brauchen einen Equal Time

Day!“

4

Aktuelle Debatten

Initiative für Arbeitszeitverkürzung

Gleichstellungsberichtskommission: Vorschlag für

ein Gesetz über Wahlarbeitszeiten

Vorschlag FES: Familienarbeitszeit

„Recht auf eine selbstbestimmte

Erwerbsbiographie“

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Entwicklungstrends von

Arbeitszeiten in Deutschland (I)

1. Insges. Verkürzung der durchschnittlichen Arbeitszeit

Verkürzung nur noch über Teilzeit

Verkürzung der Vollzeitarbeit kam zum Stillstand

Tendenzen der AZ-Verlängerung

im Ergebnis Polarisierung der Arbeitszeit Frauen – Männer „Gender Time Gap“

Quelle WSI Arbeitszeitreport 2014

download unter: http://www.boeckler.de/wsi_5356.htm?produkt=HBS-005987&chunk=1&jahr=

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Gender Time Gap rund 9 Stunden

8

Teilzeitquote in West- und

Ostdeutschland 1991 – 2012

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Bearbeitung: WSI GenderDatenPortal 2014

In %

9

Entwicklungstrends von

Arbeitszeiten in Deutschland (II)

2. Heterogenisierung der Arbeitszeitdauer

Arbeitszeitnorm nur noch bei Männern zu finden

bei Frauen breites Spektrum

Wenige arbeiten im Wunschbereich von 30-35

Stunden

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Zunahme kurzer Arbeitszeiten bei

Frauen

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Bearbeitung: WSI GenderDatenPortal 2014

41%

Normal-

AZ (VZ)

29%

kurze

Teilzeit

bis 35 23% TZ

ab 21 h

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Zunahme langer und kurzer

Arbeitszeiten bei Männern

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus. Bearbeitung: WSI GenderDatenPortal 2014

64%

Normal

-AZ bis 35

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Entwicklungstrends von

Arbeitszeiten in Deutschland (II)

3. Mehr Arbeit zu atypischen Zeiten:

Nacht- und Wochenendarbeit nimmt zu

4. Flexibilisierung

Verbreitung von Arbeitszeitkonten

Abnehmende Bedeutung von Arbeitszeit-Grenzen

(„Arbeiten ohne Ende“)

5. Mehr Arbeitszeitoptionen

gesetzliche und tarifliche Regelungen und Ansprüche

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3. Wandel der Geschlechterarrangements -

Vollzeit für Männer und Teilzeit für Frauen

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Geschlechterarrangements

im Wandel Modell des männlichen Familienernährers dominiert

in modernisierter Variante

Abnahme: Mann Vollzeit – nicht erwerbstätige Frau

Zunahme: Mann Vollzeit – Teilzeit tätige Frau

Egalitäre Einkommens- und Arbeitszeitrelation stagniert

Beide Vollzeit im Westen leichte Zunahme

Beide Vollzeit im Osten Abnahme

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Erwerbskonstellation in Paaren in

Westdeutschland 1984 - 2012, in Prozent

Basis: SOEP

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Erwerbskonstellation in Paaren in

Ostdeutschland 1990 - 2012, in Prozent

Basis: SOEP

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Erwerbskonstellation im Haushalt –

Zusammenhang zur häuslichen

Arbeitsteilung?

Zeitverwendung der 30- bis 44-Jährigen:

Hausarbeit und Kinderbetreuung

weiter besonders ungleich

0

100

200

300

400

500

600

700

PersönlicherBereich

Erwerbstätigkeit Haushalt undBetreuung

Ehrenamt Freizeit / SozialesLeben

Männer 2001/ 2002

Männer 2012/ 2013

Frauen 2001/ 2002

Frauen 2012/ 2013

In: Minuten pro Tag im

Wochendurchschnitt

Quelle:

Zeitbudgeterhebung

StBA

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4. Was sind geschlechtergerechte Arbeitszeiten?

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Warum ist Gender Time Gap ein

Gleichstellungsproblem?

Durchschnittlich rund 4 Euro niedrigerer Stundenlohn bei

Teilzeit – wegen horizontaler und vertikaler Segregation

Berufliche und Lohndiskriminierung bei kurzer Teilzeit

Häusliche Arbeitsteilung verfestigt sich

Eigenständige Existenzsicherung kaum möglich

D.h. Teilzeit als alleiniger Weg individualisiert des

Problem und behindert Gleichstellung von Frauen

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Geschlechtergerechte

Arbeitszeiten

Vier Prinzipien

egalitäre Teilhabe an beruflicher und privater Arbeit – nicht TZ

der Frau als Voraussetzung der VZ des Mannes

eigenständige Existenzsicherung für alle Frauen und Männer

Aufwertung der Sorgearbeit: Einkommensansprüche

Optionalität im Lebensverlauf: Wahlmöglichkeiten u.berufliche

Entwicklungschancen auch bei Nutzung von AZ-Optionen

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5. Wie die Lücke schließen?

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„Große Fragen“ zu

Reformbedarfen

1. Allgemeine Arbeitszeitverkürzung – oder mehr

individuelle Wahlmöglichkeiten? Oder beides?

2. Arbeitszeiten im Lebenslauf verkürzen oder anders

verteilen? Rolle von „Care-Zeit-Budgets“ u.ä.

Ansprüchen?

3. Wie politische Kraft für neue Arbeitszeiten mobilisieren?

Welche Bündnisse?

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Wie die Lücke schließen?

Beseitigung der Fehlanreize, die die traditionelle

Rollenteilung fördern (u.a. abgaberechtliche Privilegierung

von Minijobs)

Anreize für eine geschlechtergerechtere Teilung bezahlter

und unbezahlter Arbeit (z.B. Elterngeld weiterentwickeln)

Gesetzliche Veränderungen, die die Zeitsouveränität für die

Beschäftigten fördern (gesetzl. Personalbemessung)

Arbeitszeiten nach oben stärker begrenzen

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Wie die Lücke schließen?

Verkürzung des Vollzeitstandards auf deutlich unter 40

Stunden

Ansprüche auf lebensphasengerechte AZ beiden

Geschlechtern tatsächlich zugänglich machen

Gleichstellung von Teilzeit- mit Vollzeitarbeit in der

betrieblichen Praxis – Auflösen des Gegensatzes VZ - TZ

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Vielen Dank!

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