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in Geschichte und Gegenwart Gesellschaft für deutsche Sprache

Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

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Page 1: Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

in Geschichte und Gegenwart

Gesellschaft für deutsche Sprache

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Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck, auch auszugsweise,nur mit Genehmigung derGesellschaft für deutsche Sprache

© Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS)

Wiesbaden 2017

Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.Spiegelgasse 765183 Wiesbadenwww.gfds.de

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) isteine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflegeund Erforschung der deutschen Sprache.

Die GfdS wird von der Bundesregierung(Beauftragte für Kultur und Medien) aufgrund einesBeschlusses des Deutschen Bundestages und vonden Regierungen der Bundesländer (Kultusminister-konferenz) gefördert.

Gesellschaftfür deutsche Sprache

in Geschichte und Gegenwart

Eine Broschüre anlässlich der Jubiläums-

ausstellung zum 70-jährigen Bestehen derGesellschaft für deutsche Sprache

im November 2017

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70 Jahre Gesellschaft

für deutsche Sprache ...

... so lange gibt es sie schon, die älteste Sprachpflegeinstitutionder Bundesrepublik Deutschland. Nun ist es an der Zeit, sieeinmal aus historischer wie aktueller Perspektive in Augenscheinzu nehmen.

Eine Sprache entwickelt und verändert sich im Laufe der Zeit.Wie wir heute im Alltag sprechen und schreiben, wird zuneh-mend von den Medien und den Fachsprachen mitgeprägt. Auchden vielfältigen Einflüssen der internationalen Kommunikationist die deutsche Gegenwartssprache ausgesetzt. Bei diesen Verän-derungen und Entwicklungen unserer Sprache setzt die Arbeitder Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) an. Gefördert wirdsie von der Bundesregierung (Beauftragte für Kultur und Me-dien) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestagesund von den Regierungen der Bundesländer (Kultusminister-konferenz).

Die Gesellschaft für deutsche Sprache leistet einen wichtigenBeitrag zur Sprachpflege in Deutschland. Durch ihre vorwiegendpraxisbezogene Arbeit versteht sie sich nicht nur als Vertretungder deutschen Sprache im In- und Ausland – in dieser Funktionist sie die einzige Institution ihrer Art in Deutschland –, sondernauch und vor allem als Vermittlerin zwischen der Sprachwissen-schaft und der sprachlich interessierten Öffentlichkeit. Besonderswichtig ist ihr, das, was Sprache ausmacht, ihre Entwicklung undihre Regeln für alle verständlich darzulegen und zu gestalten.

In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprachevorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heuteist, was sie seit 70 Jahren für die deutsche Sprache leistet.

Dr. Andrea-Eva EwelsGeschäftsführerin

Die Geschäftsstelle der Gesellschaft für deutsche Sprachein Wiesbaden, wo sie seit 1965 beheimatet ist. 2015 zogdie Gesellschaft in ein neues Büro und führt seitdem auchVeranstaltungen, Workshops und Seminare in ihreneigenen Räumen durch.Foto: GfdS

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Bibliothek der GfdS heute. Foto: Joachim Sobek

Die institutionalisierte Sprachpflege in Europa ist alt: 1582 wurde die Accademia della Crusca inFlorenz gegründet, 1635 die Académie française, 18 Jahre zuvor, 1617, in Deutschland die Frucht-bringende Gesellschaft als erste von mehreren barocken Sprachgesellschaften; die Fruchtbringendebestand bis 1680.

Rund zweihundert Jahre später, 1885, wurde der Allgemeine Deutsche Sprachverein (ADSV) ge-gründet, 1923 in Deutscher Sprachverein (DSV) umbenannt, der bis 1943 arbeitete. Kurz nach demKrieg wurde dann die Gesellschaft für deutsche Sprache ins Leben gerufen. Ihre Entwicklungsge-schichte und mit ihr die der institutionalisierten Sprachpflege in Deutschland wird in der folgendenChronologie dargestellt.

Die Geschichte der GfdS

Max Wachler an seinem Schreibtisch.Foto: GfdS-Archiv

Von den Anfängen bis heute

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Der Landgerichtsdirektor Max Wachlerergreift in Lüneburg die Initiative zurNeubelebung des Deutschen Sprach-vereins.

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Am 1. September – es gibt nochkeine Geschäftsstelle – geht die

erste Sprachanfrage ein.

Die britische Besatzungsmachtverbietet eine Wiedergründung

unter dem alten Namen und mitden alten Zielen. Der GermanistAlfred Götze, Bearbeiter des von

Friedrich Kluge begründeten Etymo-logischen Wörterbuchs, empfiehlt

als neuen Namen »Gesellschaftfür deutsche Sprache«; die Abkür-

zung GfdS ist wesentlich jünger.

Die erste Sprachanfrage. Foto: GfdS

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Die erste Monographie erscheint; ihrTitel: Die Entdeckung der Mutterspracheim europäischen Denken. Der Verfasser istder Bonner Keltologe und GermanistLeo Weisgerber, der später viele Jahrewissenschaftlicher Berater der Gesell-schaft sein wird.

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Im Juni findet die erste Hauptversamm-lung in Lüneburg statt. Es gibt 7 Zweigver-

eine, 130 Mitglieder sind anwesend, 32von außerhalb. Im Oktober sind es schon

15 Zweigvereine und 1000 Mitglieder.

Nach langem Ringen mit der Besatzungsmachterscheint das erste Heft der Muttersprache,

Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschenSprache, unter Regie der GfdS. Der Herausge-ber ist der Vereinsgründer Wachler. Im ersten

Jahr beträgt die Auflage 850 Exemplare.

Die Muttersprache hat mehrfach ihrErscheinungsbild geändert. VonAnfang an wurden immer wiederThemenhefte herausgebracht, soetwa: Die Sprache in der evangelischenKirche (1957), Zur Sprache der Nazisund Neonazis (1983), Sprache nach derWende (1993), Sprachpurismus einstund jetzt (2013).

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Die Gesellschaft für deutsche Spra-che wird am 10. Januar in Lüne-

burg gegründet. Dazu finden sichneben dem Juristen Max Wachlerals Gründer Mitglieder des alten

Sprachvereins zusammen; am 12. Mai– dem eigentlichen Geburtstag derSprachgesellschaft – wird die GfdS

ins Vereinsregister des AmtsgerichtsLüneburg eingetragen. Der Jahresbei-

trag beträgt für Einzelmitglieder 6 DM.Schon im Gründungsjahr finden in

Lüneburg fünf Veranstaltungen statt.

In diesem Jahr gibt es 3 Sprach-auskünfte, im Jahr 1950 schon

80; Sprachhilfen (= Textüberarbei-tungen und Korrekturen) werden

erstmals 1948 erteilt (3 an derZahl), 1950 sind es schon 50.

Heutzutage gehen die Zahlen jährlichin die Hunderte bzw. Tausende.

Die erste Sprachhilfe gibt die StadtLüneburg in Auftrag. Sie lässt alle ihreVordrucke von der GfdS durchsehen– eine Aufgabe, die jahrzentelangdurch die GfdS wahrgenommen wird.Dies ist eine wertvolle Starthilfe, denndie finanzielle Förderung durch denBund setzt erst 1953/1954 ein. Bis da-hin muss alles (heute ein beachtlicherTeil) mit Spenden, Honoraren undMitgliedsbeiträgen finanziert werden.

Foto: GfdS

Foto: GfdS

Foto: GfdS

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In der Muttersprache beginnt die Be-trachtung der deutschen Gegenwarts-

sprache – ein Novum für diese Zeit.Die Rubrik hat den provokanten Titel

Mit frisierter Schnauze. Der Verfasserist Joachim Stave, ein HamburgerVolksschullehrer; er betreut späterim Norddeutschen Rundfunk dieFernsehserie Deutsch für Deutsche.

Fingerzeige: Von der ersten zur aktuellen Auflage. Foto: GfdS

Foto: GfdS

Foto: GfdS

Foto: GfdS

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Die Fingerzeige für die Gesetzes- undAmtssprache werden in 5. Auflage

publiziert; Ende des Jahres sind schon27.000 Exemplare verkauft. Auch

1951 trägt das Vorwort – wie immer– die Unterschrift des lnnenminis-

ters. Er brachte dabei seine Positionzum Ausdruck: »Die deutsche Spra-che ist das einigende Band, das alle

Deutschen umschließt. Sie ist dahergerade heute, in einer Zeit, in der

Deutschland zersplittert und aufge-teilt ist, sorgfältig zu pflegen.« 1998

erscheint die aktuelle 11. Auflage.

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Ein Vorläufer des Sprachdienstes er-scheint als Anhang zur Muttersprache.Sein Name: Der Sprachfreund. In die-

sen Blättern zur Pflege der deutschenSprache werden in kleinen Artikel

aktuelle Sprachprobleme behandelt.

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Zwei weitere Monographien werdenveröffentlicht, eine von Leo Weisgerber(Die sprachliche Zukunft Europas) und einHeft, das auf den Schreibtischen vielerBehörden landet: Straßennamen, verfasstvon August Hottenrott.

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Der Fördererkreis (heute Förderkreis) der Gesellschaft fürdeutsche Sprache wird in Hannover gegründet. Unter anderemunterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer, Walter Hil-pert (Intendant des Norddeutschen Rundfunks) und HermannKasack (Präsident der Deutschen Akademie für Sprache undDichtung in Darmstadt) die Gründungsurkunde.

Im Oktober erscheint (zunächst probeweise) das erste Heft derMitgliederzeitschrift Der Sprachdienst. Dort werden sprachwis-senschaftliche Fragen in einer auch für Laien verständlichenForm fachlich fundiert beantwortet. Der Sprachdienst spiegeltdie Tagesarbeit der Sprachgesellschaft. Einen großen Raumnimmt die Rubrik Die kleine Hausapotheke ein, die heuteFragen und Antworten heißt, seit 2011 ergänzt durch die RubrikZeit-Wörter.

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Der Zweig Wiesbaden wird gegründet. LeoWeisgerber hält den Festvortrag mit demTitel Dienst an der Sprache. Damit deutetsich der spätere Zeitschriftentitel Der Sprach-dienst schon an.

Joachim Stave schreibt in der Mutterspracheüber Modewörter wie Manager, nullachtfünf-zehn und Pferdeschwanz, diesmal unter demTitel Das Sprachbarometer.

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Walter Hensen wird GfdS-Vorsit-zender. Zuvor war er Ordinarius

für Grund- und Wasserbau an derTechnischen Hochschule Hannover.

Foto: GfdS

Walter Hensen.Foto: HENRY, https://hdl.handle.net/20.500.11970/101041

Foto: GfdS

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Max Wachler stirbt. Dies bedeutet einen gravierendenEinschnitt in der Geschichte der GfdS. Der AmtsrichterWachler war im Jahr 1913 dem Allgemeinen DeutschenSprachverein beigetreten, wurde 1926 Vorsitzender desZweiges Berlin, war bis 1957 Gründungsvorsitzender derGfdS und dann deren Ehrenvorsitzender. Mit WachlersTod endet die personale Verflechtung von Sprachvereinund Sprachgesellschaft.

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Wilfried Seibickes Ratge-ber Wie nennen wir unser

Kind? erscheint, der 1977zu einem Buch mit dem

Titel Vornamen weiterent-wickelt wird. Seibickes

größtes Werk ist dasfünf Bände umfassendeHistorische Deutsche Vor-

namenbuch (1996–2007),basierend auch auf denNamenauskünften, die

in fünf Jahrzehnten vonder GfdS erteilt werden. ïçêí

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Der 7. Dezember ist ein schwarzer Tagfür die Sprachgesellschaft: GfdS-Ge-schäftsführer Oskar Buchmann fährtmit zwei Mitarbeitern nach Frankfurtam Main, um Vorbereitungen zu tref-fen, das heutige Institut für DeutscheSprache zu gründen. Doch der Wagenverunglückt. Oskar Buchmann undHelmut Müller-Tochtermann sterben,Christa Joisten wird schwer verletzt.

Max Wachler.Fotos: GfdS-Archiv

Wilfried Seibicke und sein 1977erschienenes Vornamenbuch.

Fotos: GfdS

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Hans Steinmetz, Staatssekretär im Ministeriumfür das Post- und Fernmeldewesen, wird Vorsit-zender der Sprachgesellschaft. Diese Behördewar der GfdS und ihrem Vorgängerverein schonimmer eng verbunden; als Ersatz für französi-sche Wörter brachte sie viele deutsche Entspre-chungen in Umlauf.

Im selben Jahr verlegt die GfdS auf Wunsch desdamaligen Geschäftsführers Otto Nüssler ihrenGeschäftssitz nach Wiesbaden.

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Eugen Gerstenmaier, damals Präsi-dent des Deutschen Bundestages,setzt einen Redaktionsstab ein, damitdie Gesetzessprache verständlicherwird und dabei juristisch unanfecht-bar bleibt – ein Ziel, dem sich dieGfdS bis heute verpflichtet fühlt.

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Die GfdS wird Gründungsmitglied desArbeitskreises selbständiger Kultur-Ins-titute (AsKI), mit dem sie seitdem engzusammenarbeitet.

Erstmals ruft der Gesamtvorstand zueinem maßvollen Gebrauch der Fremd-wörter auf.

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Hans Schäfer, abermals ein Jurist,wird Vorsitzender der GfdS.

Das Institut für Deutsche Sprache(IDS, betreibt Grundlagenforschung)und die GfdS (bereitet Forschungser-gebnisse verständlich auf und gibt sie

an linguistische Laien weiter) sollenpersonell verzahnt werden, indemSiegfried Jäger, IDS, die Redakti-on der Muttersprache übernimmt.

Dieser Plan scheitert allerdings.

Hans Steinmetz. Foto: GfdS-Archiv

Hans Schäfer. Foto: GfdS-Archiv

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Beginn der systematischen Dokumentation zurdeutschen Gegenwartssprache mit heute rund ei-ner Million Belegen (oft mit Kontext). Hierzu wer-den Zeitungsausschnitte mit auffälligen Wörterngesammelt und Sprachauskünfte katalogisiert: Die»Ewigkeitskartei« wird seit 2007 in elektronischerForm fortgeführt.

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Das Katholische Bibelwerk in Stuttgart hat einen be-deutenden Auftrag für die GfdS. Otto Knoch, damalsProfessor in Passau, erstrebt eine Einheitsübersetzung

der Heiligen Schrift für den gesamten deutschsprachigenRaum und für die beiden großen christlichen Konfessio-nen, um zu verhindern, dass zahlreiche Privatübersetzun-gen der Bibel in Gebrauch kommen. Diese Einheitsüber-setzung prüft die GfdS sieben Jahre lang Wort für Wort.

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Geschäftsführer Otto Nüss-ler kommentiert das Sprach-reinigungsgesetz der Franzo-sen, das zu Silvester 1975 inKraft trat und den Gebrauchvon Anglizismen unter Strafestellt. Die von der GfdS ver-öffentlichte Meinung dazu:»Wir schauen nicht bewun-dernd, sondern verwundertnach Frankreich.« Die GfdSwill bis heute für unser Landtrotz mancher Aufforderun-gen kein solches Gesetz.

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Wieder findet ein Wechsel imHauptvorstand statt: SiegfriedFröhlich, Staatssekretär imBundesinnenministerium, wirdVorsitzender der GfdS.

Auszug aus der analogen»Ewigkeitskartei«. Foto: GfdS

Die Einheitsübersetzung. Foto: GfdS

Siegfried Fröhlich. Foto: GfdS-Archiv

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Die »Wörter des Jahres« werden zueiner bundesweit beachteten Akti-on. Die Liste beginnt mit dem WortSzene. Später folgen Rasterfahndung,Umweltauto, Reisefreiheit, Besserwessi.

Im selben Jahr beginnt WilfriedSeibicke eine Serie mit ebenfallsdeutschlandweiter Beachtung: Diebeliebtesten Vornamen (des jeweiligenVorjahres).

Im September stirbt GerhardWahrig. Seit 1972 gehörte erdem Hauptvorstand der Sprach-gesellschaft als wissenschaftlicherBerater an. Er hat intensiv amtheoretischen Hintergrund seinesWörterbuches gearbeitet. Die GfdSveranstaltet 2013 aus Anlass seines90. Geburtstags ein Kolloquium zuseinem Leben und Wirken.

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Joachim Stave stirbt. Er bezeich-nete sich selbst gern als denSprachfeuilletonisten der GfdSund veröffentlichte jahrzehnte-lang seine Beobachtungen zurdeutschen Gegenwartssprache inMuttersprache und Sprachdienst.

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In Marburg wird Günther Pflug,Generaldirektor der DeutschenBibliothek zu Frankfurt, zumVorsitzenden der GfdS gewählt:der erste Doctor philosophiae ander Spitze der Sprachgesellschaft.Er bekleidet das Amt bis 1999; imJahr 2000 wählt ihn die Mitglie-derversammlung zum Ehrenvorsit-zenden.

Günther Pflug.Foto: GfdS

Wort des Jahres 1991. Foto: GfdS-Archiv

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Finanzieller Kollaps. Die Ge-sellschaft geht wirtschaftlichfast zugrunde. Der FrankfurterGermanist Horst Dieter Schlos-ser, Vorsitzender des GfdS-ZweigsFrankfurt am Main und Mitglieddes Gesamtvorstandes, initiierteine Rettungsaktion mit weltwei-ter Unterstützung: Persönlichkei-ten aus Germanistik und Sprach-wissenschaft setzen sich für eineweitere finanzielle Förderung derGfdS durch den Staat ein. Gün-ther Pflug – tatkräftig unterstütztvom gesamten Hauptvorstand– bewahrt die Sprachgesellschaftvor ihrem Ende.

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Die GfdS hat (wie fast jährlich) eingroßes Presseecho. Der Spiegel füllt

seine Hausmitteilungen im Heft 8gänzlich mit GfdS-Themen.

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Erstmals wird der Medienpreis fürSprachkultur vergeben.

In diesem Jahr beginnt auch die sechsJahre dauernde Sprachberatung für dieZDF-Nachrichtenredaktion heute, umdie Nachrichtensprache verständlich,angemessen und gefällig zu gestalten.

Foto: Der Spiegel

Klaus Jürgen Haller, ersterMedienpreisträger. Foto: Alfred Koch

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Horst Dieter Schlosser startet eine neueAktion, das »Unwort des Jahres«; 1994nimmt er die Aktion in eigene Regie.

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In den neuen Bundesländern wird in Leipzig – einerStadt, in der die Sprachpflege als Arbeitsgegenstandund Zeitschrift schon lang beheimatet ist – kurz nachdem 80. Geburtstag der Deutschen Bücherei der ersteGfdS-Zweig gegründet. Der Leipziger Direktor derDeutschen Bücherei, Gottfried Rost, und der General-direktor aus Frankfurt am Main, Klaus-Dieter Leh-mann, halten die Gründungsvorträge.ïççí

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Die GfdS-Hauptversammlung findet erstmals in einem neuenBundesland statt, in Dresden; dort hatte sich mehr als hundert Jahrezuvor der Allgemeine Deutsche Sprachverein zu seiner ersten Haupt-versammlung getroffen.

Karin M. Frank-Cyrus übernimmt als erste Frau hauptamtlich dieGfdS-Geschäftsführung und hat diese Position bis 2010 inne.

In diesem Jahr beginnt auch die Arbeit zur sprachlichen Optimie-rung und vor allem geschlechtergerechten Formulierung von Ge-setzestexten (Gutachten, Meinungsumfragen, Textbearbeitungen).Auftraggeber ist jeweils das Bundesministerium der Justiz.

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Das Time Magazin meldet dasWort des Jahres 1993 (Sozialab-bau) und veröffentlicht einenRückblick und Kommentar zuden Jahreswörtern seit 1987.

Eine Monographie erscheint,gesponsert von der Bosch-Stif-tung: Förderung der Sprachkultur inDeutschland (Neuauflage 1999).Deutschland hat keine verord-nete Sprachkultur, stattdessenermuntern viele verschiedeneInstitutionen dazu, die Mutter-sprache selbst zu pflegen.

Das Pendant zu Seibickes Vor-namenbuch kommt heraus, Dasgroße Buch der Familiennamen,verfasst von Horst Naumann.Horst Naumann. Fotos: GfdS

Gründungssitzung im Zweig Leipzig.Foto: GfdS

Foto: GfdS

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Ein Jahr lang berät die GfdS den Mitteldeut-schen Rundfunk in Erfurt (Fernsehen) und inWeimar (Hörfunk).

Erstmals wird ein Preis der Alexander-Rhom-berg-Stiftung an Nachwuchsjournalistinnenund -journalisten vergeben. Diese Aktion wirdbis 2016 fortgeführt.

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Am 10. Januar feiert dieGfdS das Jubiläum des50-jährigen Bestehensund begeht den Tag miteiner großen Festver-anstaltung zum Thema»Deutsch der fünfzigerbis neunziger Jahre«.

In diesem Jahr geht dieGfdS über den Atlantikund gründet dort dieZweige Philadelphiaund New York. Als Pen-dant dazu werden auchin Russland Zweigegegründet, zunächst inSt. Petersburg undOmsk.

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Die GfdS richtet in Berlineine Doppelveranstaltungaus: Auf dem Symposion

»Die deutsche Sprache vorder Jahrtausendwende«

sprechen u. a. Ernst Elitz(Intendant des nationalen

Hörfunks) und Otto Schily(Bundesinnenminister);

es geht um die Sprache inden Medien einerseits undin der Politik andererseits.

Themen sind auch dieUnwörter (Horst Dieter

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Die Muttersprache der Nachkriegszeit er-scheint seit einem halben Jahrhundert.

Rudolf Hoberg, Germanistik-Professor an der Technischen Univer-sität Darmstadt, wird zum Vorsitzen-den der Sprachgesellschaft gewählt.Mit seinem Ausscheiden 2011 wirder zum Ehrenvorsitzenden gewählt.

Alexander-Rhomberg-Preis. ErstePreisträgerin: Cornelia Geißler. Foto: GfdS

Foto: GfdS

Rudolf Hoberg.Foto: GfdS

Schlosser), die Anglizismen (Ru-dolf Hoberg), Sprache und Frauen(Alice Schwarzer) und das Glückdes Lesens (Elke Heidenreich).Am selben Tage sind auch die 100Wörter des Jahrhunderts (Initiatorist der Journalist Armin Conrad)ein Diskussionsgegenstand.

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Der erste Band der Dudenreihe»Thema Deutsch« erscheint unterdem Titel: Die deutsche Sprache zurJahrtausendwende. Sprachkultur oderSprachverfall? Die 12-bändige Du-denreihe wird seit 2016 im OlmsVerlag weitergeführt.

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An der Pennsylvania State University findetein Symposion mit den mittlerweile fünf

Zweigen in den USA statt, das sich mit demThema »Deutsch und Deutsche in Amerika«beschäftigt. Aus Anlass des 100-jährigen Be-stehens der Deutschabteilung an der gastge-

benden Universität werden eine Bestandsauf-nahme vorgenommen sowie Ansichten undAbsichten des Deutschunterrichts markiert.

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Aus Anlass des 300. Jahrestages derStadtgründung von St. Petersburgfindet ein internationales Symposi-on zum Thema »Deutsch-russischeKulturbeziehungen. Die deutscheSprache in Russland« statt.

Im selben Jahr wird zusammenmit dem Goethe-Institut und demInstitut für deutsche Sprache derDeutsche Sprachrat gegründet. Erhat die Förderung der Sprachkulturim Inland und die Festigung derdeutschen Sprache im Ausland zumZiel und übernimmt die Abstimmungund Anregung von Aktivitäten derbeteiligten Institutionen sowie der Zu-sammenarbeit mit weiteren Partnernzur Förderung des Deutschen.

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Das elektronische Zeitalter beginnt auch für dieGfdS mit einem ersten professionellen Inter-net-Auftritt und Vorläufern der Datenbankenzur elektronischen Erfassung von Sprach- undVornamenanfragen.

Foto: GfdS

Symposion in Pennsylvania. Foto: GfdS

Symposion in St. Petersburg. Foto: GfdS

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Mit dem Deutschen Sprachratentsteht aus einer Preisaufgabe der

GfdS ein Buch über deutsche Wörterim Ausland: Ausgewanderte Wörter.

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In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachrat und demInstitut für Demoskopie Allensbach wird die repräsentativeUmfrage »Wie denken die Deutschen über ihre Mutterspra-che und über Fremdsprachen?« durchgeführt.

Mit über 1500 Belegen aus der Vornamenberatung ergänztdie GfdS das Internationale Handbuch der Vornamen, das indritter Auflage erscheint.

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Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums derTongji-Universität Shanghai veranstaltet dieGfdS in Zusammenarbeit mit der DeutschenFakultät und der Fritz Thyssen Stiftung ein inter-nationales Symposion: »Modernisierung der Ger-manistik in chinesisch-deutscher Perspektive«.

Albrecht Greule würdigt das Jubiläum der GfdSin Halle an der Saale mit einem Festvortrag:»Zwischen Sprachgesellschaft, Sprachverein undSprachrat. 60 Jahre Gesellschaft für deutscheSprache«.

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Die GfdS veröffentlicht eine Umfrage zur Be-hördensprache: »Wie denken die Deutschenüber die Rechts- und Verwaltungssprache?«

Ausgewanderte Wörter. Foto: GfdS

Internationales Symposion in Tongji. Foto: GfdS

Fotos: GfdS

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Andrea-Eva Ewels, zuvor viele Jahre beimZDF in der heute-Redaktion, übernimmt

den Posten der Geschäftsführerin.

In London wird der 100. Zweig gegründet.Nunmehr unterhält die GfdS weltweit

ehrenamtlich geleitete Zweige auf vier Kon-tinenten in 37 Ländern und ist in Deutsch-

land in allen Bundesländern vertreten.

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Im Zusammenhang mit dem Inter-nationalen Symposion »Deutsch inÖsterreich und Deutschland mitbesonderer Berücksichtigung derRechts- und Verwaltungssprache«wird Armin Burkhardt zum neuenVorsitzenden der GfdS gewählt.

Ein Symposion anlässlich des100. Todestages Konrad Dudenswird zusammen mit der Landes-hauptstadt Wiesbaden veranstaltet.

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Ein Internationales Symposion in Tel Avivbefasst sich mit dem Thema »Deutsch inIsrael«.

Mit über 100.000 verschiedenen Vornamenund weit mehr als einer Million Einzelnach-weisen besitzt die GfdS die umfangreichstedigitale Vornamensammlung in Deutsch-land, die nun in einer neu eingerichtetenDatenbank zusammengeführt werden.

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Mit dem Vortrags- und Gesprächsabend »Das Wör-terbuch als Datenbank« wird Gerhard Wahrig ausAnlass seines 90. Geburtstages als Lexikograph undSprachwissenschaftler in Wiesbaden und bei derGfdS geehrt.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Demos-kopie Allensbach wird eine große Umfrage zu den»Motiven der Vornamenwahl« durchgeführt.

Andrea-Eva Ewels. Foto: GfdS

Duden-Denkmal in BadHersfeld. Foto: CC-Lizenz.

Gerhard Wahrig vor seinemZettelkasten. Foto: privat

Die Vornamendatenbank.Foto: GfdS

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Veröffentlichung einer Forsa-Um-frage zum Thema »Der BerlinerDialekt in der Einschätzung derBürger der Stadt« anlässlich des25-jährigen Jubiläums desMauerfalls.

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Zum 50-jährigen Bestehen des Redaktionsstabsbeim Deutschen Bundestag wird dessen Arbeit

in einer Feierstunde gewürdigt. Bundestags-präsident Norbert Lammert hält eine Festrede.

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Peter Schlobinski, Sprachwissen-schaftler an der Uni Hannover,wird zum neuen Vorsitzendengewählt.

Die GfdS zieht in neue, moderneRäume in der Spiegelgasse 7.

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Das 70-jährige Jubiläum der GfdSwird mit verschiedenen Aktionengewürdigt, unter anderem mit einemSymposion zum Thema »Sprachpflegeim 21. Jahrhundert«, 70 Veranstaltun-gen zu GfdS-relevanten Themen undeiner eigens gestalteten Ausstellungzur Geschichte und Gegenwart derGfdS.

Luther-Jahr: Zahlreiche Zweige in allerWelt halten Veranstaltungen zumLeben und Wirken Martin Luthers ab.

Quellen:

Uwe Förster, Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Ein geschichtlicher Überblick. Mannheim u. a. 2000Ab 2000 (und Bearbeitung der Vorjahre): Lutz Kuntzsch

Peter Schlobinski.Foto: GfdS

Norbert Lammert. Foto: GfdS, Sarah Nopper

Foto: GfdS

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Der Allgemeine Deutsche Sprachverein(ADSV) wurde auf Initiative von Her-mann Siegel 1885 in Braunschweig ge-

gründet. In Dresden war unter Leitung von Her-mann Dunger seit diesem Jahr der erste Zweig-verein tätig. Seit 1923 war der Name der Vereini-gung Deutscher Sprachverein (DSV).

Obwohl man im Sprachverein die »verblendeteDeutschtümelei« ausdrücklich ablehnte, gewannsie dem Geist der damaligen Zeit entsprechenddennoch an Gewicht. Die Sprachpflege undSprachkritik war in starkem Maße den Schriftstel-lern, den »Meistern der Sprache«, verpflichtet, dieimmer wieder den sorgsamen Umgang mit demWort anmahnten. So lag die Haupttätigkeit desSprachvereins in der Eindeutschung von Fremd-wörtern auf unterschiedlichen Gebieten.

Aus verschiedenen Gründen (Kriegsumstände)stellte der DSV 1943 seine Tätigkeit ein; eine Rol-le gespielt haben dürfte auch, dass das nationalso-zialistische Regime übertriebenem Fremdwortpu-rismus ablehnend gegenüberstand. Einige Zweigearbeiteten danach noch mehrere Jahre selbständigweiter (Berlin bis 1955). In den Nachkriegsjahrenbegann das Ringen um eine neue Sprachpflege-Institution und damit ein wechselvoller Prozess,der von 1945 bis 1960 dauerte.

Max Wachler, der als Amtsrichter seit 1913 im(A)DSV und seit 1926 als Zweigleiter in Berlin ak-tiv war, ergriff 1945 in Lüneburg die Initiative zurNeubelebung des Deutschen Sprachvereins. Diebritische Besatzungsmacht versagte eine Wieder-gründung unter dem alten Namen und mit den al-ten Zielen. Der Germanist Alfred Götze, Bearbei-ter des von Friedrich Kluge begründeten Etymo-logischen Wörterbuchs, empfahl als neuen Na-men »Gesellschaft für deutsche Sprache«.

Am 10. Januar 1947 wurde die Gesellschaft fürdeutsche Sprache in Lüneburg gegründet. Dazufanden sich neben dem Juristen Max Wachlerviele Mitglieder des alten Sprachvereins zusam-men. Am 12. Mai wurde die GfdS ins Vereinsre-gister des Amtsgerichts Lüneburg eingetragenund Wachler zum ersten Vorsitzenden gewählt.Vom (A)DSV erhielt die GfdS eine umfangrei-che Bibliothek (mit allen Ausgaben der Zeit-schrift des (A)DSV) und die Fachzeitschrift Mut-tersprache.

In welchem Verhältnis steht die GfdS zum(Allgemeinen) Deutschen Sprachverein?

Die GfdS und der (A)DSV

Im juristischen Sinn ist die GfdS zwar nicht dieNachfolgeeinrichtung des (A)DSV, dennochprägte der inhaltliche und personelle Einflussdes (A)DSV die ersten Jahre der Gesellschaft fürdeutsche Sprache.

1949 erschien das erste Heft der Mutterspracheunter der Regie der GfdS (Herausgeber warenMax Wachler und der Hauptvorstand der GfdS).Die Zeitschrift mit zunehmend neuer inhaltli-cher Ausrichtung entwickelte sich zu einer inter-national anerkannten linguistischen Fachzeit-schrift. Im Jahre 1952 trat Der Sprachfreund alsAnhang zur Muttersprache hinzu; 1957 erschiener erstmals als eigenständiges Heft unter dem Ti-tel Der Sprachdienst. Die damit zweite Zeitschriftder GfdS wendet sich mit linguistischem An-spruch an sprachlich Interessierte und spiegeltdie tägliche Arbeit der GfdS wider.

1956 wurde Walter Hensen Vorsitzender derGfdS; Max Wachler wurde zum Ehrenvorsitzen-den gewählt. Mit seinem Tod im Jahre 1960 en-dete die personelle Verflechtung von Sprachver-ein und Sprachgesellschaft. In den Folgejahrenwurde das Verhältnis der beiden Einrichtungenimmer wieder diskutiert. Spätestens seit den1980er Jahren ließ die tägliche Arbeit der GfdSin Sprachauskunft und Sprachberatung keinesprachpflegerische Ausrichtung im alten Sinnemehr erkennen.

Zum 60-jährigen Bestehen der GfdS im Jahr2007 unterstrich der Regensburger GermanistAlbrecht Greule das wissenschaftliche Niveauder Sprachgesellschaft und »ihre kluge Haltungin der Fremdwortfrage: Sie hat [...] die Sprach-pflege aus dem Geruch des ewigen Sprachpuris-mus befreit.«

Aus heutiger Sicht ist die Arbeit des (A)DSVdurch ein Wechselverhältnis von nützlicher Tä-tigkeit und Kritikwürdigem gekennzeichnet. DieGfdS konnte an die Bemühungen um die deut-sche Sprache und an die Arbeit in den Zweigver-einen anknüpfen, doch extremem Sprachpuris-mus und Deutschtümelei stand und steht sieablehnend und kritisch gegenüber. Insofern istdas Verhältnis der GfdS zum (A)DSV nur histo-rischer Natur: Eine ideologische Tradition be-steht nicht.

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Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins auf derHohkönigsburg im Elsass am 6. August 1901. Foto: GfdS-Archiv

Quellen:

Förster, Uwe (2000): Duden-Band, Ein Leben für die Sprachpflege (Geschichte der GfdS), Wiesbaden.

Greule, Albrecht (2007): Zwischen Sprachgesellschaft, Sprachverein und Sprachrat. 60 Jahre Gesellschaft für deutsche Sprache, in:Der Sprachdienst, H. 6, S. 251–259.

Wiechers, Silke (2004): Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Vorgeschichte, Geschichte und Arbeit eines deutschen Sprachvereins,Frankfurt am Main.

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Page 13: Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

Allgemeine Sprachberatung

Einer der Schwerpunkte der sprachpflegerischen Arbeitin Wiesbaden ist die Sprachberatung. Jeder, der Bera-tung in sprachlichen Fragen benötigt, kann sich telefo-nisch an die GfdS wenden. Für Mitglieder, Ministerienund Anfragende aus dem Ausland ist die Beratung kos-tenfrei, doch auch alle anderen Personen, Firmen, Me-dien und Institutionen erhalten über die kostenpflichti-ge Nummer unserer Sprachberatung Auskunft zu allenFragen rund um die deutsche Sprache und zu sprachli-chen Zweifelsfällen, etwa zu Rechtschreibung, Zeichen-setzung und Gram-matik, Herkunft undBedeutung von Wör-tern und Phrasen, Stilund Ausdruck.

Auch die Erarbeitungschriftlicher Auskünf-te und Gutachten ge-hört zur Arbeit in derSprachberatung. Dar-über hinaus werdenzahlreiche Projekte zusprachlichen Themenrealisiert, so etwa vir-tuelle Stammtischemit Sprachinteressier-ten und Deutschler-nenden in allerWelt, die öffentlicheSprachberatung vor Ort, ein Quiz zum Leben und Wir-ken Martin Luthers sowie das Projekt Bärenstarke Le-ser , in dessen Rahmen leseschwache Kinder gefördertwerden.

Textprüfung und Textkorrektur

Firmen und Körperschaften haben die Mögklickeit, ihreTexte durch die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter der GfdS professionell und umfassendkorrigieren lassen. Geprüft werden nicht nur Orthogra-phie, Grammatik und Zeichensetzung, sondern aufWunsch ebenso Ausdruck, Stil, Umbruch und typogra-phische Details. Jede Art von Manuskripten sind will-kommen, sowohl kurze als auch umfangreichere, vomKundenschreiben über Werbemittel bis zu Broschürenund Geschäftsberichten.

Zu den Hauptaufgaben und Zielen der GfdS, wie sie in der täglichen Arbeit praktiziert werdenund wie sie in der Satzung verankert sind, gehören die folgenden:

• Bewusst machen: das Bewusstsein für die deutsche Sprache in der Öffentlichkeit vertiefen• Pflegen: die deutsche Sprache in ihrer Funktion in der Welt pflegen• Beobachten: die Sprachentwicklung kritisch beobachten• Beraten: Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch auf Grundlage wissenschaft-

licher Forschung geben

Die einzelnen Bereiche und Schwerpunkte der Spracharbeit werden im Folgenden vorgestellt.

Die Sprachberatung in Wiesbaden

Foto: GfdS

Schwerpunkte der heutigen Spracharbeit

Die GfdS in der Gegenwart

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Broschüren und Umfragen der GfdS

Wie steht es um die deutsche Gegenwartssprache? Wiewird sie von den Sprachbenutzerinnen und -benutzernberurteilt?

Um die Meinung der Bevölkerung zu verschiedenenThemen die deutsche Sprache betreffend zu ermitteln,hat die GfdS in den vergangenen Jahren Umfragendurchgeführt und dabei mit dem Institut für Demosko-pie Allensbach bzw. Forsa, dem Dudenverlag und demDeutschen Sprachrat zusammengearbeitet.

Es ging nicht nur um eine Beurteilung des Status quo,sondern zum Beispiel auch um die Motive, die der Vor-namenwahl zugrunde liegen, um die öffentliche Mei-nung zur Rechts- und Verwaltungssprache und um dieEinschätzung der Berliner Bürgerinnen und Bürger zumBerliner Dialekt.

Schon seit 1966 gibt es den Redaktionsstab der Gesellschaft für deutsche Sprache beim Deutschen Bundestag.Neben der Redaktion von Gesetzen, Berichten und Reden berät er auch die Verwaltung, Fraktionen und Abgeord-nete durch Seminare zur Rechtschreibung oder beantwortet Fragen zu Texten an einem Fragentelefon. FolgendeAufgaben sind auch in der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages festgehalten (GO-BT, § 80a):

Der Redaktionsstab in Berlin

Textbearbeitung

Gesetze

Der Redaktionsstab prüft Gesetz- und Verordnungsent-würfe in der parlamentarischen Phase der Gesetzge-bung auf sprachliche Richtigkeit und Verständlichkeit.Im Vordergrund steht dabei die einfache und klare For-mulierung von Rechtstexten, wobei jedoch die Eigen-heiten der Rechtssprache als Fachsprache berücksich-tigt werden.

Andere Texte

Der Redaktionsstab bearbeitet neben Gesetzen undVerordnungen auch Anträge, Kleine und Große Anfra-gen, aber auch Broschüren, Flyer, Abschluss- und Jah-resberichte, Reden und Verwaltungstexte.

Sprachberatung

Der Redaktionsstab bietet der Bundestagsverwaltung,den Fraktionen und den Abgeordneten eine Beratungin sprachlichen Zweifelsfällen an und beantwortet Fra-gen z. B. zu Rechtschreibung, Zeichensetzung, Gramma-tik.

Projekte

Verschiedene Projekte werden vom Redaktionsstabübernommen. Erst kürzlich hat er im Auftrag des Deut-schen Bundestages die Broschüre »Parlamentsdeutsch –Lexikon der parlamentarischen Begriffe« in EinfacheSprache übersetzt und leistete damit einen Beitrag zuInklusion, Teilhabe und politischer Bildung.

Seminare und Workshopsin Wiesbaden und Berlin

Zu größeren und wichtigen Themengebieten bietet dieGfdS nicht nur in Wiesbaden und Berlin, sondern auchauswärts verschiedene Seminare und Workshops an.Die inhaltliche Vielfalt ist groß:

• Bürgernahe Verwaltungssprache• Rechtssprache als Fachsprache• Einfache und Leichte Sprache• Geschlechtergerechtes Formulieren• Bescheid-Technik als Teil der Verwaltungssprache• Entwicklungstendenzen in Wortschatz und Gram-

matik (mit Vorschlägen zur didaktischen Umset-zung)

• Die neue deutsche Rechtschreibung: Regeln, Übun-gen, Zweifelsfälle

• Schreibkurse zum Abfassen von Alltagstexten

Darüber hinaus werden auch ganz gezielt Grammatik-kurse für Gehörlose angeboten.

Foto: draghicich – Fotolia.com

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Page 14: Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

Seit Jahrzehnten schon beschäftigt sich die Gesellschaft für deutsche Sprache mit dem Gebiet der Namen – fach-sprachlich Onomastik genannt – und hier speziell mit den Vornamen. Seit 1977 wird jährlich die Liste der belieb-testen Vornamen veröffentlicht, täglich berät die GfdS Eltern und Standesämter, wenn die Eintragungsfähigkeiteines gewünschten Namens für das Neugeborene in Frage gestellt wird.

Die Liste der beliebtesten Vornamen

Die Daten für die Auswertung erhält die GfdS von dendeutschen Standesämtern, darunter die Ämter aller Lan-deshauptstädte, der meisten Großstädte, der Kreisstädteund kreisfreien Städte. Aber auch viele kleine Standes-ämter und solche ohne größere Geburtsabteilung sen-den die bei ihnen beurkundeten Vornamen ein. Aufdiese Weise konnten aktuell ca. 97 % aller im vergange-nen Jahr in Deutschland beurkundeten Vornamen er-fasst und ausgewertet werden.

Eine offizielle Statistik gibt es in Deutschland nicht,doch das Statistische Bundesamt veröffentlicht die vonder GfdS erstellte Liste der zehn häufigsten VornamenNeugeborener bereits seit 2004 jährlich im »StatistischenJahrbuch Deutschland« – damit ist diese Liste quasi-amt-lich, denn nur vom Statistischen Bundesamt anerkannteZahlen finden Eingang in dieses Buch.

Vornamenberatung

Den passenden Namen für ein Kind zu wählen, ist keinleichtes Unterfangen. Oft sind viele ästhetische undpraktische Faktoren zu berücksichtigen: Klingt derName schön, passt er zum Nachnamen, hat er die richti-ge Länge, ist er selten bzw. gebräuchlich genug, wird dasKind mit ihm glücklich werden können?

Doch trotz vieler Überlegungen und Abwägungenkommt es gelegentlich vor, dass das Standesamt denWunschnamen für ein Kind nicht ohne Weiteres eintra-gen kann. Dies passiert häufig bei seltenen und auslän-dischen Vornamen, Vornamen, die sowohl für Mädchenals auch für Jungen vergeben werden können, und beiNamen, die dem Kindeswohl entgegenstehen.

Hier kann die GfdS oft Abhilfe schaffen, indem sie diefraglichen Namen prüft, und im besten Fall eine Bestä-tigung für das Standesamt ausstellen. Bei der Einschät-zung des Namens orientieren sich die Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter an folgenden Grundsätzen:

• Das Kindeswohl steht bei der Vergabe eines Vorna-mens an erster Stelle.

• Das Geschlecht des Kindes sollte – eventuell durcheinen weiteren Vornamen – eindeutig zu erkennensein.

• Der Vorname sollte sich durch seriöse Quellen (wis-senschaftliche Vornamenliteratur, amtliche Doku-mente etc.) belegen lassen.

• Die Namensform muss als Vorname zu erkennensein.

Vornamenurkunde

Ein Vorname ist etwas ganz Persönliches. In den indivi-duell angefertigten Vornamenurkunden werden dieHintergründe eines Namens, seine Herkunft und seineBedeutung, Varianten und mit ihm in Verbindung ste-hende Namen, seine Verbreitung und Beliebtheit erar-beitet.

So eignen sich diese Urkunden auch durch ihre ge-schmackvolle Aufmachung als ganz besonderes Ge-schenk zur Geburt, zur Taufe, zum Geburtstag oder zuanderen festlichen Anlässen.

Die GfdS und die Vornamen

Fotos: GfdS

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An vielen Orten des In- und Auslands unterhält die GfdS ehrenamtlich geleitete Zweige. Derzeit sind es 44 Zweigein Deutschland und 57 Zweige im Ausland, insgesamt also 101 Zweige, die Vorträge, Gesprächsrunden undAutorenabende zu sprachkulturellen Themen anbieten. Diese Veranstaltungen sind öffentlich und kostenfrei.

Zweige

Der Sprachdienst

Die Zeitschrift Der Sprachdienst erscheint seit 1957 undwendet sich an ein breites sprachinteressiertes Publi-kum. Hierin werden in sechs Heften pro Jahr wissen-schaftliche Beiträge zu allen Fragen der deutschen Ge-genwartssprache veröffentlicht, die in allgemeinverständlicher Weise präsentiert werden und sich soauch an interessierte Laien richten.

Thematische Schwerpunkte

Der Sprachdienst beschäftigt sich hauptsächlich mit denThemen Sprachentwicklung, Sprachkritik, Grammatik,Stil, Terminologie, Wortgeschichte, Namenkunde (ins-besondere Vor- und Familiennamen), Rechtschreibungund Zeichensetzung. Jedes Jahr werden auch die regel-mäßigen Jahresrückblicke »Wort des Jahres« und »Diebeliebtesten Vornamen« in dieser Zeitschrift veröffent-licht.

Neben den sprachwissenschaftlichen Beiträgen findensich in jedem Heft zudem:

• Fragen und Antworten aus der Sprachberatung• Berichte aus den Zweigen des In- und Auslands• Die Rubrik Zeit-Wörter, in der regelmäßig ein Wort

oder eine Phrase aus dem aktuellen Wortschatz un-ter die Lupe genommen wird

• Die Rubrik Interview mit Gesprächen über Projekte,die mit dem Thema Sprache zu tun haben

• Eine Preisaufgabe

Muttersprache

Die Zeitschrift Muttersprache. Vierteljahresschrift für deut-sche Sprache erscheint bereits seit 1890 und hat heuteAbonnenten in über 40 Ländern. In dieser vierteljähr-lich erscheinenden Zeitschrift werden sprachwissen-schaftliche Beiträge aus dem Bereich der Sprach- undKommunikationsforschung sowie ausgewählte Fach-buchrezensionen veröffentlicht.

Thematische Schwerpunkte

Die Aufsätze der Muttersprache beschäftigen sich mit The-men wie Sprachforschung und Sprachkultur, theoreti-schen Grundlagen und Ergebnissen der Sprachpflege,Wortforschung, Sprachentwicklung, Sprachgeschichte,Fachsprachen, Sprachdidaktik, Deutsch im internatio-nalen Vergleich.

Zeitschriften

Graphik: GfdS

Foto: GfdS

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Page 15: Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

Jedes Jahr im Dezember wählt die GfdS die »Wörter desJahres« und veröffentlicht einen sprachlichen Jahres-rückblick in Form einer Liste von zehn Wörtern oderAusdrücken, die im betreffenden Jahr das politische,wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sprachlich inbesonderer Weise bestimmt haben.

Wörter der vergangenen Jahre waren postfaktisch, Flücht-linge, Lichtgrenze, GroKo, Stresstest und Wutbürger.

So wird gewählt

Aus einer Sammlung von mehreren tausend Belegen,aus verschiedenen Medien und Einsendungen von Au-ßenstehenden wählt die Jury, die sich aus dem Haupt-vorstand der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammensetzt,kurz vor Jahresende zehn Wörter, die die öffentlicheDiskussion dominiert und ein Jahr wesentlich geprägthaben.

Wort des Jahres

Kriterien

Für die Auswahl der Wörter des Jahres ist – entgegenvieler Annahmen und auch im Gegensatz zur Praxis inanderen Ländern – nicht die Häufigkeit eines Ausdrucksin der Verwendung, sondern vielmehr seine Signifikanzund Popularität ausschlaggebend: Die Liste sollte densprachlichen Nerv des sich dem Ende neigenden Jahrestreffen und stellt somit einen Beitrag zur Zeitgeschichtedar. Die ausgewählten Wörter und Wendungen sind je-doch mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbun-den.

Folgende Kriterien werden zugrundegelegt:

• Signifikanz für das vergangene (oder mehrere) Jah-re: Die Wörter sollten grob als sprachlicher Jahres-rückblick dienen können und das Geschehen desvergangenen Jahres auf besondere Weise begleitethaben. In einigen Zusammenhängen können dieWörter auch historisch relevant sein.

• Sprachliche Prägnanz, relative Neuheit, Originali-tät: Das Wort sollte entweder eine Neuschöpfungsein oder ein bereits existierendes Wort, das – gege-benenfalls in einem neuen Kontext – eine Bedeu-tungsveränderung erfahren hat oder in diesem Jahr(mit der neuen Bedeutung) vermehrt verwendetwurde. Bei der Auswahl spielt auch eine Rolle, dassein Wort sprachlich interessant ist bzw. von einergewissen Kreativität zeugt.

• Verbreitung in den Medien und im allgemeinenSprachgebrauch: Obwohl bei der Wahl weniger aufdie Quantität als auf die Qualität des Wortes Wertgelegt wird, sollte das Wort in den Medien und inder Sprachgemeinschaft aufgegriffen und weiter-verwendet worden sein; unter Umständen sollte dasWort bereits Reihen gebildet haben.

Jurysitzung und Verkündug der Wörterdes Jahres 2016. Fotos: GfdS, Paul Müller

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Alle zwei Jahre verleiht dieGfdS den Medienpreis fürSprachkultur und den Hans-Oelschläger-Preis bei einem gro-ßen Festakt im WiesbadenerKurhaus.

Mit dem Medienpreis fürSprachkultur werden schon seit1987 hervorragende Verdiensteum die Sprach- und Sprechkul-tur in den Medien ausgezeich-net. Die Preisträgerinnen undPreisträger der vergangenenJahre haben in ihren sprachli-chen Äußerungen ein großesGespür für die vielfältigen Mög-lichkeiten der deutschen Spra-che bewiesen. Darunter warenzum Beispiel Ranga Yogeshwar,Marietta Slomka, Hape Kerke-ling sowie Günther Netzer undGerhard Delling.

2014 kam der »Hans-Oelschlä-ger-Preis der Gesellschaft fürdeutsche Sprache« hinzu, dersich an Journalistinnen undJournalisten in Rundfunk und Fernsehen richtet, diedurch entsprechende Sendungen das Empfinden fürklares Deutsch stärken und den Sprachgebrauch kritischbeobachten. Die bisherigen Preisträger sind Peter Kloep-pel sowie Oliver Welke und sein Team der heute-show.

Soziale Netzwerke und Neue Medien

In der heutigen Zeit ist es unverzichtbar, in der digitalenWelt, im Internet, präsent zu sein. Auch der GfdS istdies bewusst. So wird einerseits dreimal im Jahr einNewsletter mit allen Neuigkeiten an die Mitglieder derGesellschaft versandt. Darüber hinaus ist die GfdS seiteinigen Jahren auch in den sozialen Netzwerken Face-book und Twitter vertreten. Hier werden nicht nur Neu-igkeiten und Pressemitteilungen zum aktuellen Sprach-gebrauch, zu den Wörtern des Jahres oder denbeliebtesten Vornamen, zu Interviews mit bekanntenPersönlichkeiten und Informationen zu Veranstaltun-gen, zu Aktionen und zur allgemeinen Arbeit der Gesell-schaft für deutsche Sprache veröffentlicht, sondern eswird besonders aus der Arbeit der Sprachberatung be-richtet, zum Beispiel unter der Rubrik »Frage derWoche«.

Medien

Preisträgerin und Preisträger der Medienpreisverleihung 2016:Andreas Bourani, Peter Kloeppel, GfdS-Geschäftsführerin

Andrea-Eva Ewels, Dorothee Torebko, Dieter Hallervorden (v. l.).Foto: GfdS

Finden Sie uns ...

... auf Facebook:

Gesellschaft für deutsche Sprache

https://www.facebook.com/Gesell-schaft-für-deutsche-Sprache-186994827990942/

... auf Twitter:

Gesellschaft für deutsche Sprache_gfds_

https://twitter.com/_gfds_

Medienpreis für Sprachkultur undHans-Oelschläger-Preis für Sprachkritik in den Medien

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Page 16: Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

Zurzeit hat die GfdS etwa 3.000 Mitglieder in Deutsch-land und weltweit. Sie kommen aus allen Kreisen derBevölkerung, denn die GfdS ist kein Fachverband, son-dern offen für alle, die an der deutschen Sprache inter-essiert sind: Jeder kann Mitglied werden!

Vorteile der Mitgliedschaft

• Kostenfreie telefonische Sprachberatung• Ermäßigte Abonnements der Zeitschriften Der

Sprachdienst und Muttersprache• Ermäßigung bei Korrekturarbeiten• Regelmäßiger Newsletter

Jahresbeitrag

• Einzelpersonen: 50 €• Geschenkmitgliedschaft: 50 €• Ermäßigter Beitrag: 20 €• Firmen und Körperschaften: 80 €

Gemeinnützigkeit

Die GfdS ist ein gemeinnütziger Verein. Beiträge undSpenden können von der Steuer abgesetzt werden.

Mitglieder

• Vorsitzender: Prof. Dr. Peter Schlobinski (Hanno-ver)

• Stellvertretender Vorsitzender: Armin Conrad(Mainz)

• Schatzmeisterin: Dr. Renate Freudenberg-Findeisen(Trier)

• Beisitzende: Prof. Dr. Jochen A. Bär (Vechta),Thomas Menzel (Wiesbaden)

• Geschäftsführerin: Dr. Andrea-Eva Ewels (Wiesba-den)

Hauptvorstand undGeschäftsführung

Der Förderkreis der GfdSexistiert seit 1957 und un-terstützt finanziell und ide-ell die Arbeit der Gesell-schaft für deutsche Spra-che bei der Erfüllung ihrervielfältigen Aufgaben, etwabei der Durchführung derzahlreichen Zweigveranstal-tungen im In- und Aus-land. Er bietet selbst regel-mäßig Veranstaltungen an,und es ist ihm dabei einbesonderes Anliegen, Kin-dern die Freude am Lesenund an der Sprache zu ver-mitteln.

Vorsitzender des Förder-kreises ist Nick Benjamin.

Förderkreis

Nick Benjamin bei einer Kinderveranstaltungdes Förderkreises. Foto: Philipp Endemann

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Inhalt

Einleitung70 Jahre Gesellschaft für deutsche Sprache ...

2

Von den Anfängen bis heuteDie Geschichte der GfdS

5

Die GfdS und der (A)DSVIn welchem Verhältnis steht die GfdS zum (Allgemeinen) Deutschen Sprachverein?

20

Die GfdS in der GegenwartSchwerpunkte der heutigen Spracharbeit

22

Page 17: Gesellschaft für deutsche Sprache - gfds.de · In dieser Broschüre wird die Gesellschaft für deutsche Sprache vorgestellt: Wer sie war, wie sie sich entwickelt hat, wer sie heute

Gegründet im Jahr 1947 ist die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) die älteste und wichtigste Sprachpflegeinstitution in der

Bundesrepublik Deutschland.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache setzt sich seit Jahrzehnten für die Sprachkultur ein und erfüllt eine wichtige Funktion, indem sie zwischen Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit

vermittelt. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den aktuellen Sprachgebrauch zu beobachten, zu dokumentieren und

sowohl Privatpersonen als auch Behörden in sprachlichen Fragen zu beraten. Über 5.000 Sprachanfragen werden jährlich beantwortet,

seit über 50 Jahren prüft der GfdS-Redaktionsstab im Deutschen Bundes-tag Gesetzestexte auf sprachliche Richtigkeit und Verständlichkeit, zu den verschiedensten Bereichen werden Projekte und Seminare

durchgeführt. Alle zwei Jahre wird der Medienpreis für Sprachkultur verliehen, Jahr für Jahr veröffentlicht die GfdS die Liste der

beliebtesten Vornamen und die Wörter des Jahres.

Nun wird die Gesellschaft für deutsche Sprache 70 Jahre alt. Aus diesem Anlass haben wir die vorliegende Broschüre erstellt, in der

die wichtigsten Eckdaten der Geschichte des Sprachvereins dokumentiert und seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte vorgestellt werden.