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Netzwerktag GENIA | Gesundheits- forschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch 7.11.2014 | 9-20 Uhr | Collegium Maius, Michaelis- straße 39, Erfurt | hp://sho.rtlink.de/GENIA BILD: FOTOLIA

Gesundheits - forschung Ð Erfurter Netzwerk f r · Universitären Schwerpunkt Bildung, dem Referat für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie dem Dekanat der Erziehungswissenschaftlichen

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Netzwerktag GENIA | Gesundheits-forschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch7.11.2014 | 9-20 Uhr | Collegium Maius, Michaelis- straße 39, Erfurt | h!p://sho.rtlink.de/GENIA

B I L D : F O T O L I A

Page 2: Gesundheits - forschung Ð Erfurter Netzwerk f r · Universitären Schwerpunkt Bildung, dem Referat für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs sowie dem Dekanat der Erziehungswissenschaftlichen

Grußwort der Thüringer Ministerin für Soziales,

Heike Taubert (SPD),

anläßlich der Neugründung des Netzwerkes

„GENIA: Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für

interdisziplinären Austausch“

Sehr geehrte Damen und Herren, der Gesundheitsmarkt ist ein sich stark entwickelnder Sektor der nationalen und internationalen Wirtschaft. Menschen in westlichen Ländern werden immer älter, gesundheitliche Vorsorge ist ein Kostenfaktor in westlichen, aber auch in Entwicklungs- und Schwellenländern. Internationale Krisen wie Ebola oder die Influenzapandemie 2009 zeigen, wie wesentlich die Beschäftigung mit Gesundheit und Kommunikation ist – nicht nur auf der Basis der medizinischen Wirkzusammenhänge und der Bereitstellung effektiver Behandlungs- und Vorsorgemaßnahmen, sondern auch auf so unterschiedlichen und miteinander verwobenen Ebenen wie Kommunikation und Medien, Psychologie, Bildung, interkulturelles und historisches Verständnis, Ethik, internationale Beziehungen und Politik. Für viele Fragen der Prävention und Gesundheitsförderung ist es daher wichtig, dass sich Wissenschaftler in interdisziplinären Forschungsverbünden zusammentun, um sie optimal zu beantworten. Die begrüßenswerte Initiative der Neugründung des Erfurter Netzwerkes „GENIA: Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch“ hat zum Ziel, interdisziplinäre Berührungspunkte zu schaffen und Kooperationen auszubauen - sowohl innerhalb der Universität, als auch mit Institutionen außerhalb. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, studentischen und wissenschaftlichen Nachwuchs in interdisziplinären Verbünden zur kompetenten Agenten auszubilden. Gleichzeitig zeigt die Erfurter Initiative auf, wie stark gesundheitsspezifische Themen bereits in der Lehre in unterschiedlichen Disziplinen verankert ist. Auch diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen. Die zunehmende Bedeutung des Gesundheitssektors in Wirtschaft und Gesellschaft machen nicht nur Forschungskooperationen notwendig und möglich, sondern schaffen auch neue und mehr Arbeitsmöglichkeiten, etwa für Absolventen der Kommunikationswissenschaft, Psychologie oder Pädagogik, die Kenntnisse im Gesundheitsbereich mitbringen. Die Erlangung solcher Kenntnisse während des Studiums schafft somit neue Optionen für Absolventen auf dem Arbeitsmarkt. Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen für Ihre Konferenz und Ihr Netzwerk und für Sie persönlich viel Gesundheit für die Zukunft! Es grüßt Sie herzlich Heike Taubert Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit

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GENIA | Programm

Freitag, 7. November 2014 08.45-09.00 Registrierung

09.00-09.15 Grußwort

Patrick Rössler (Universität Erfurt)

Eröffnung

Constanze Rossmann, Cornelia Betsch & Martin Goldfriedrich (Universität Erfurt)

09.15-09.45 KEYNOTE 1: Gesundheitskommunikation - Entwicklung und Zukunft eines interdisziplinären Forschungsfelds

Heinz Bonfadelli (Universität Zürich)

09.45-10.00 Gesundheitskommunikation als Forschungsfeld der Kommunikationswissenschaft

Constanze Rossmann (Universität Erfurt)

10.00-10.15 Herausforderungen der Prävention von Mundkrebs: Themen- und Problemwahrnehmung in den Medien und in der Bevölkerung

Eva Baumann (Universität Bielefeld), Thomas Kording, Jörg Wiltfang, Hans-Jürgen Wenz, Michael Koller, Björn Möller, Katrin Hertrampf

10.15-10.30 Partnerwahl, Gruppennormen, Fürsorge – Soziale Appelle in Präventionskampagnen Doreen Reifegerste & Patrick Rössler (Universität Erfurt)

10.30-11.15 Kaffeepause mit Postersession

11.15-11.30 Stigmatisierung, Destigmatisierung, Gesundheit und Gesundheitskommunikation: Annahmen, Kontroversen und aktuelle Befunde

Matthias R. Hastall, Alexander Röhm & Ute Ritterfeld (TU Dortmund)

11.30-11.45 Skandalberichterstattung im Gesundheitsbereich – Der Organspendeskandal in der medialen Berichterstattung von SZ und Bild

Lisa Meyer (LMU München)

11.45-12.00 Medienzeiten: Beschleunigungen und Stillstände. Eine Untersuchung zu Medienstress und mediatisierter Stressbewältigung im Zusammenhang mit der Auswahl und Nutzung des Smartphones.

Jana Hofmann (Universität Erfurt)

12.00-12.15 Effektives Selbstmanagement chronischer Erkrankungen mittels mHealth: Effekte einer mHealth-Nutzung auf psychologisches Patienten-Empowerment und Health Outcomes

Nicola Krömer (Universität Erfurt)

12.15-12.30 Skeptisch-Desinteressierte oder Aktive Onliner? Die Bedeutung von Gesprächen mit Ärzten und Familien sowie von Online-Medien im Vorfeld der Krankenhauswahl

Estella Linke, Pauline Kynast & Markus Seifert (Universität Erfurt)

12.30-13.30 Mittagspause

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13.30-14.00 KEYNOTE 2: Gesundheitspädagogik, gesunde Pädagogik oder

Gesundheitsbildungsforschung?

Georg Hörmann (Universität Bamberg)

14.00-14.15 Gesundheitserziehung im Studiengang Primare und Elementare Bildung an der Universität Erfurt Katy Wenzel (Universität Erfurt)

14.15-14.30 Zwischen Gesundheitserziehung und Gesundheitsbildung – Zur interdisziplinären Entwicklung gesundheitspädagogischer Fachbegriffe

Martin Goldfriedrich (Universität Erfurt)

14.30-14.45 Kindheit und Ernährung. Erziehungswissenschaftliche Überlegungen zu einem schwierigen Gesundheitsfeld

Burkhardt Fuhs (Universität Erfurt)

14.45-15.00 Zwischen Handwerk und Gesundheitswesen: Zur Genese der Körperpflegeberufe Friseur/-in und Kosmetiker/-in

Dietmar Heisler (Universität Erfurt)

15.00-15.45 Kaffeepause mit Postersession

15.45-16.15 KEYNOTE 3: Krisen- und Risikokommunikation

Britta Renner (Universität Konstanz)

16.15-16.30 Ist Impfmüdigkeit ein Resultat von rationalem Egoismus?

Cornelia Betsch (Universität Erfurt)

16.30-16.45 Der verzerrende Einfluss von Einzelfällen auf die Risikowahrnehmung im Kontext der Impfentscheidung: die dargebotene Wahrscheinlichkeit wirkt – jedoch nicht auf die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit

Niels Haase, Cornelia Betsch & Frank Renkewitz (Universität Erfurt)

16.45-17.00 Der Einfluss von Substanzcharakteristika, des sozialen Kontextes und persönlicher Merkmale auf die Einnahmebereitschaft von leistungssteigernden Medikamenten

Guido Mehlkop (Universität Erfurt)

17.00-17.15 Snackpause

17.15-17.30 Die Präimplantationsdiagnostik (PID) im Licht der reproduktiven Autonomie

Tatjana Tarkian (Universität Erfurt)

17.30-17.45 Problematisierungen des fitten Selbst

Jürgen Martschukat (Universität Erfurt)

17.45-18.00 Gesundheitspolitik von ‚Unten nach Oben‘: Die (potentielle) Rolle von ‚Accountability‘-Mechanismen im Gesundheitssystemmanagement

Florian Hoffmann (Universität Erfurt)

18.00-20.00 Gesundheitsforschung in Erfurt: Vernetzung in Forschung und Lehre Grußwort des Präsidenten der Universität Erfurt, Prof. Walter Bauer-Wabnegg Diskussion & Drinks: Wrap up und interdisziplinäre Perspektiven

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GENIA | Posterübersicht

1 ErfurtHealthComm – ein Wiki zum Thema „Gesundheitskommunikation“ Sarah Schenk 2 Gesundheitserziehung in Kindergarten und Grundschule Anna-Lena Kruse, Alina Legler, Annika Rupp & Julia Thomashausen 3 Medial vermitteltes Gesundheitswissen: Gesundheitliche Ungleichheit und gesundheitsbezogenes Handeln im Alltag. Ilka Hoge 4 Zwischen optimierter Lebenseinstellung und Kontrollwahn – Determinanten der Nutzung von Self-Tracking Apps und Wearables Franziska Funke, Julia Gründel, Regine Meyer-Spelbrink, Bernadette Beil, Elisa Pigozzo, Tina Schattner & Judith Zacharias 5 Geteiltes Leid ist halbes Leid: Welche Bedeutung haben Online-Medien für die Bewältigung kritischer Lebensereignisse? Svea Benad, Marcus Fetzer, Timothy Goedeking, Johanna Müller, Olga Potsiluiko, Lisa Schuberth. Alia Smektala & Markus Seifert 6 Alle für Einen oder Einer für Alle? Der Einfluss von Kommunikationsstrategien auf die Impfentscheidung im Kontext individualistischer und kollektivistischer Werthaltungen Lars Korn, Cindy Holtmann, Cornelia Betsch & Robert Böhm 7 Wirkstoff: wirkungslos? Erfurter Studenten starten Forschungsprojekt zur Impfkommunikation Tanja, Bächle, Peter Benkoff, Alexander Fink, Lukas Fricke, Thea Heun, Isabell Hoffmann, Jana Männel & Jascha Wiehn, 8 Evaluation der BZgA Entscheidungshilfe zur Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln Anne Lehmann & Dorothee Rauber 9 Die Impfentscheidung – eine geteilte Entscheidung zwischen Arzt und Patient? Ergebnisse der Erfurter Elternstudie Sven Tangermann

10 Reduziert eine hohe Empfänglichkeit für Krankheiten den Effekt narrativer Berichte über Impfschäden? Fanny Kulisch 11 Schicksalsschlag oder Eigenverschulden? Kausalattribution bei Krankheiten: Analyse von Arteriosklerose und Krebs Niklas Hochgürtel 12 Effekte offensiver Nutzerkommentare auf Quellenglaubwürdigkeit und Risikowahrnehmung bei umstrittenen Krebsvorsorgemaßnahmen Julia Hauck & Isabell Ziegler 13 Die Erkennung von Schmerzen bei Menschen mit schwerer Behinderung – eine Befragung von MitarbeiterInnen Magdalena Wölz & Nadine Krebs 14 Einstellungen niedersäschischer Lehrkräfte zur Inklusion unter besonderer Berücksichtigung ihres Belastungserlebens Stefan Kruse & Kathrin Dedering 15 Untersuchung verschiedener Einflussfaktoren auf die Reduzierung des Stigmas psychischer Krankheit Sylvana Ludwig 16 Mortalitätssalienz durch die Präsentation eines Organspendeausweises und deren Reduzierung durch Selbstbestätigung Moritz Bald, Anika Radkowitsch & Cornelia Betsch 17 Ja, ich will! - Oder lieber doch nicht?! Der Einfluss von Misstrauen auf die Organspendebereitschaft Judith Christa, Maja Roch & Lea Dieterle 18 Bedeutung von Patientenleitlinien in der Patienteninformation und aktueller Stand der Nutzung von Versorgungsleitlinien durch medizinisches Fachpersonal Lydia Axt Film: Culture-Sensitive Health Communication – Meeting the experts Philipp Schmid

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Der Vortrag gibt einen Überblick über ausge-wählte konzeptuelle und praktische Aspek-te der Krisen- und Risikokommunikation. Bei der Krisenkommunikation stehen akute Schadensfälle im Vordergrund, die unerwar-tet au!reten und unmi"elbare Reaktionen er-fordern, wie z. B. der Legionellenausbruch in Warstein im Sommer 2013. Die technischen Möglichkeiten des Web 2.0 erlauben hier eine

zeitnahe und interaktive Kommunikation in-nerhalb des Krisenkommunikationszyklus‘. Bei der Risikokommunikation stehen hingegen po-tentielle Schadensfälle und der Prozess, in dem verschiedene Akteure Informationen über das Ausmaß und die Bedeutung eines Risikos sowie seine Kontrolle austauschen, im Vordergrund.

Keynote im Rahmen des Netzwerktages GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch

Bri!a Renner, Universität Konstanz:„Krisen- und Risikokommunikation“7.11.2014 | 15.45–16.15 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h"p://sho.rtlink.de/GENIA

Universität Erfurt | Nordhäuser Str. 63 | 99089 Erfurt

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Nach einer einleitenden Betrachtung zum Ver-hältnis von Pädagogik bzw. Erziehungswis-senscha!en und Gesundheit ergeben sich die Fragen: gesunde Pädagogik oder Gesundheits-pädagogik, Gesundheitspädagogik oder Ge-sundheitsbildungsforschung? Nach weiteren Überlegungen zum Verhältnis von Erziehung

und Medizin wird die Entwicklung von der Ge-sundheitserziehung zur Gesundheitsförderung entfaltet mit dem Ausblick auf die Perspektive von Gesundheits- und Krankenpädagogik auf dem Weg zur Gesundheitsgesellscha! mit ab-schließender Üerlegung, ob und wozu es noch einer Gesundheitspädagogik bedarf.

Keynote im Rahmen des Netzwerktages GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch

Georg Hörmann, Universität Bamberg:„Gesundheitspädagogik, gesunde Pädago-gik oder Gesundheitsbildungsforschung?“7.11.2014 | 13.30–14 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h"p://sho.rtlink.de/GENIA

Universität Erfurt | Nordhäuser Str. 63 | 99089 Erfurt

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Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des For-schungsfeldes „Gesundheitskommunikation“ bzw. „Health Communication“ innerhalb der Kommunikationswissenscha! nach, versucht eine nähere Bestimmung aufgrund bestehen-der Definitionen sowie der unterliegenden

Dimensionen und analysiert die relevanten theoretischen Perspektiven. Zukun!sori-entiert werden bestehende Schwächen und potenzielle Gefahren, aber auch Herausfor- derungen diskutiert.

Keynote im Rahmen des Netzwerktages GENIA | Gesundheitsforschung – Erfurter Netzwerk für interdisziplinären Austausch

Heinz Bonfadelli, Universität Zürich:„Gesundheitskommunikation – Entwick-lung und Zukun! eines interdisziplinären Forschungsfeldes“7.11.2014 | 9.15–9.45 Uhr | Collegium Maius, Michaelisstraße 39, Erfurt | h"p://sho.rtlink.de/GENIA

Universität Erfurt | Nordhäuser Str. 63 | 99089 Erfurt

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Abstractband

Netzwerktag GENIA | Gesundheitsforschung: Erfurter Netzwerk fürinterdisziplinären Austausch

7.11.2014Universität Erfurt

Ziel des ersten GENIA Netzwerktages ist es, innerhalb und außerhalb der Hochschule eineVernetzung zwischen Kolleginnen und Kollegen verschiedener Disziplinen anzustoßen, diesich aus unterschiedlichsten Perspektiven mit gesundheitlichen Themen auseinandersetzen. Ineinem interdisziplinären Symposium stellen dabei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerder Universität Erfurt ihre Arbeiten zu gesundheitlichen Themen vor. Beiträge aus der Kom-munikationswissenschaft, Psychologie, Philosophie, Geschichte, Erziehungs- und Staatswis-senschaft werden flankiert von drei Keynote-Vorträgen renommierter Gastredner. In einerPoster-Session unterstreicht eine Vielzahl an Postern von Studierenden und Nachwuchsforsch-ern die Breite der Gesundheitsthemen, die an der Universität Erfurt beforscht werden. Beieiner abendlichen Abschlussdiskussion werden Perspektiven der Erfurter Forschung und Lehrezum Thema Gesundheit diskutiert. Wir heißen die Dozenten und Studierenden der UniversitätErfurt, der Universität Konstanz, Universität Zürich, Universität Bamberg, RWTH Aachen,TU Dortmund, FSU Jena, LMU München, Universität Bielefeld, sowie die Mitarbeiter desThüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit, des Helios Klinikums, desAmtes für Soziales und Gesundheit Erfurt, der Stadtverwaltung Erfurt, des Thüringer Clus-termanagements der LEG, des Giftinformationszentrums, der Landesvereinigung für Gesund-heitsförderung Thüringen e.V. sowie alle weiteren Interessenten aus Wissenschaft und Praxisherzlich zum Netzwerktag willkommen.

Keywords: Gesundheit, interdisziplinäre Vernetzung, gemeinsam forschen und lehren

GENIA | Symposium Abstracts

KEYNOTE 1: Gesundheitskommunikation - Entwick-lung und Zukunft eines interdisziplinären Forschungs-felds

Heinz Bonfadelli, Universität ZürichDer Beitrag zeichnet die Entwicklung des Forschungs-

feldes „Gesundheitskommunikation“ bzw. „Health Commu-nication“ innerhalb der Kommunikationswissenschaft nach,versucht eine nähere Bestimmung aufgrund bestehenderDefinitionen sowie der unterliegenden Dimensionen undanalysiert die relevanten theoretischen Perspektiven. Zukun-ftsorientiert werden bestehende Schwächen und potentielleGefahren, aber auch Herausforderungen diskutiert.

Gesundheitskommunikation als Forschungsfeld derKommunikationswissenschaft

Constanze Rossmann, Universität Erfurt

Großer Dank für die finanzielle Unterstützung gebührt demUniversitären Schwerpunkt Bildung, dem Referat für Forschungund wissenschaftlichen Nachwuchs sowie dem Dekanat derErziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt.

Die Gesundheitskommunikationsforschung setzt sichmit den sozialen Bedingungen, Folgen und Bedeutun-gen von gesundheitsbezogener und gesundheitsrelevanter,intendierter und nicht-intendierter, intrapersonaler, inter-personaler, medialer und ö↵entlicher Kommunikation au-seinander. Der Kommunikationswissenschaft kommt indiesem Forschungsfeld eine wichtige Rolle zu. VieleFragestellungen der Gesundheitskommunikation lassen sichals Anwendungsfälle bestehender Kommunikationstheorienbetrachten und mit Hilfe des Methodenspektrums derKommunikationswissenschaft bearbeiten. In diesem Vor-trag werden zentrale Fragestellungen der Gesundheitskom-munikation entlang der kommunikationswissenschaftlichenForschungsfelder Kommunikator-, Medieninhalts-, Medien-, Rezeptions- und Wirkungsforschung systematisiert. Aufdieser Basis werden brisante Themen herausgearbeitet,die an der Professur für Kommunikationswissenschaft mitSchwerpunkt Soziale Kommunikation der Erfurter Kommu-nikationswissenschaft zukünftig bearbeitet werden.

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Herausforderungen der Prävention von Mundkrebs:Themen- und Problemwahrnehmung in den Medien undin der Bevölkerung

Eva Baumann, Thomas Kording, Jörg Wiltfang, Hans-Jürgen Wenz, Michael Koller, Björn Möller & Katrin Her-trampf, Universität Bielefeld

Hintergrund: In Deutschland wird jährlich über 13.000Mal die Diagnose Mundkrebs gestellt. Obwohl fürdiesen bei Männern sechsthäufigen Tumor die Fünf-Jahres-Überlebensraten ähnlich niedrig sind wie für Darmkrebs,ist diese Krebsform in Bevölkerung kaum bekannt;entsprechend gering ist die Risikowahrnehmung sowie dasWissen über Risikofaktoren, Symptome, Früherkennungs-und Präventionsmöglichkeiten.

Methode: Um die ö↵entliche Aufmerksamkeit für diesenKrebs zu steigern, wurde im April 2012 als Modellpro-jekt eine Präventionskampagne in Schleswig-Holstein initi-iert. Sie wurde auf Grundlage einer umfassenden forma-tiven Evaluation konzipiert. Bei der Zielgruppenansprache(v. a. ältere Menschen mit bildungsfernem Hintergrundim städtischen Umfeld) wird settingbezogene und interper-sonale Kommunikation über Multiplikatoren eng mit demEinsatz klassischer Kampagnenmedien und Maßnahmen derPressearbeit verzahnt. Zur umfassenden Evaluation gehörenu. a. standardisierte Befragungen der älteren Bevölkerung(n=500, CATI, 03/2012 und 11/2014) sowie eine Inhalts-analyse der Berichterstattung über Mundkrebs in der Presse(01/2012 bis 08/2013; n=180).

Ergebnisse: Nach Kampagnenstart kam es vor allemin der regionalen Tagespresse zu einer deutlich stärk-eren Beachtung des Themas, auch die Kampagne selbstwurde zum Berichterstattungsgegenstand gemacht. DieBefragungsdaten weisen auf einen signifikanten Anstiegder generellen Aufmerksamkeit für das Thema in derBevölkerung sowie eine gestiegene Themenwahrnehmung inden Medien hin. Veränderungen auf einer höheren Stufe inRichtung einer Veränderung des Gesundheitsverhaltens kon-nten im Untersuchungszeitraum nicht beobachtet werden.

Schlussfolgerungen: Um durch Präventionsmaßnahmeneine gesundheitsrelevante Wirkung entfalten zu können,besteht – gerade im Falle eine noch nahezu unbekanntenErkrankung – die erste zentrale Herausforderung darin, dasThema im Zuge einer integrierten Kommunikationsstrategieins ö↵entliche Bewusstsein zu heben. Erst auf dieser Grund-lage kann es mithilfe hieran anknüpfender Kommunikations-und Botschaftsstrategien gelingen, die relevanten Determi-nanten des Gesundheitsverhaltens erfolgreich zu adressieren.

Partnerwahl, Gruppennormen, Fürsorge – Soziale Ap-pelle in Präventionskampagnen

Doreen Reifegerste& Patrick Rössler, Universität ErfurtIn Präventionskampagnen kommen zunehmend soziale

Appelle (d.h. Darstellungen sozialer Konsequenzen) zumEinsatz, die an die Stelle der klassischen Furchtappelletreten, welche überwiegend gesundheitliche Konsequenzenaufzeigen.

Anhand der verschiedenen psychologischen Motive fürdas Gesundheitsverhalten lassen sich verschiedene Formensozialer Appelle unterscheiden. So beruhen Normappellevor allem auf dem Bindungsmotiv, während Konsequenzenfür die Attraktivität vor allem im Zusammenhang mit demIntimitätsmotiv stehen. Warnungen vor Konsequenzen fürandere (z.B. Passives Rauchen) können dagegen als Ap-pelle an das Fürsorgemotiv betrachtet werden. Diese Dif-ferenzierung bietet eine Grundlage für weitere theoretischeund empirische interdisziplinäre Untersuchungen; beispiel-sweise ist für die Entwicklung entsprechender Botschaftenzu beachten, welche Motive für die anvisierte Zielgruppe unddas jeweilige Gesundheitsverhalten relevant sind.

Aufbauend auf dieser motivbasierten Unterscheidung sollder Vortrag eine Übersicht über entsprechende empirischeStudien zur Wirkung der jeweiligen Arten von Prävention-sappellen geben. Zudem wollen wir einige Implikationenfür die Weiterentwicklung von Theorien, für die weitereempirische Forschung zu Medieninhalten und -wirkungenund für die Konzeption und Evaluation von Kampagnenaufzeigen.

Stigmatisierung, Destigmatisierung, Gesundheit undGesundheitskommunikation: Annahmen, Kontroversenund aktuelle Befunde

Matthias R. Hastall, Alexander Röhm & Ute Ritterfeld,Technische Universität Dortmund

Gesundheit, Krankheit und deren mediale Repräsentatio-nen können genauso wie strategische Interventionen im Rah-men der Gesundheitskommunikation sowohl eine Stigma-tisierung als auch die Destigmatisierung bestimmter Person-engruppen oder Personen bewirken. Im Rahmen dieses Vor-trags möchten wir einige grundsätzliche theoretische Über-legungen zu diesem komplexen Themenbereich vorstellenund aktuelle Befunde aus experimentellen und inhaltsan-alytischen Studien präsentieren. Betrachtet werden ver-schiedene Arten der Stigmatisierung (z. B. Selbst- ver-sus ö↵entliche Stigmatisierung) und deren vielfältige sozialewie mediale Manifestationen, zudem werden Bezüge zumGesundheitszustand und Wohlbefinden betro↵ener Personenhergestellt. Chancen und Grenzen für kommunikations-basierte Destigmatisierungsinterventionen sowie Implikatio-nen für eine stigmatisierungssensible Kommunikation vonGesundheitsrisiken im Rahmen der Gesundheits-, Risiko-und Wissenschaftskommunikation werden diskutiert.

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GENIA ABSTRACTS 3

Skandalberichterstattung im Gesundheitsbereich – DerOrganspendeskandal in der medialen Berichterstattungvon SZ und Bild

Lisa Meyer, Ludwig-Maximilians-Universität MünchenDer vorherrschende Mangel an Spenderorganen ist

ein gesellschaftliches Problem, das durch den aktuellenOrganspendeskandal und die gleichzeitig rückläufigenSpendezahlen noch verschärft wird. Aufgrund mangel-nder persönlicher Erfahrungen stellen Medien die zentraleInstanz bei der Vermittlung von Informationen zur Or-ganspende dar, wodurch sich potenzielle Einflüsse medien-vermittelter Frames im Kontext von Skandalen in diesemFall besonders gut untersuchen lassen. Vor dem Hin-tergrund des aktuellen Skandals und unter Einbeziehungvon Skandaltheorie, Framing-Ansatz und Erkenntnissen derGesundheitskommunikation beschäftigt sich das dargestellteForschungsprojekt mit der Darstellung und Skandalisierungvon Organspende in der medialen Berichterstattung von Süd-deutscher Zeitung und Bild Zeitung. Die Unterschiedezwischen Boulevard- und Qualitätszeitung sowie die Verän-derungen der medialen Darstellung im Zeitverlauf wer-den mit einer zweistufigen Inhaltsanalyse untersucht. Imersten Schritt werden Darstellungs- und Deutungsmusterfür den Untersuchungszeitraum von Januar 2009 bis Jan-uar 2014 mit einem qualitativen Ansatz ermittelt. Dieauf diese Weise identifizierten Frames werden in einemzweiten Schritt zusammen mit Skandalisierungsmerkmalen,sprachlichen Mitteln, thematischen Schwerpunkten und Ak-teursrollen anschließend quantitativ analysiert.

Medienzeiten: Beschleunigungen und Stillstände. EineUntersuchung zu Medienstress und mediatisierter Stress-bewältigung im Zusammenhang mit der Auswahl undNutzung des Smartphones.

Jana Hofmann, Universität ErfurtBloggen, Twittern, Mailen und Verlinken - Längst sind

digitale Medien und ihre Anwendungen zum Bestandteil je-den Alltags geworden. Technisch verbesserte Infrastruk-turen und erweiterte technische Kapazitäten ermöglichenden Menschen, schneller zu kommunizieren, mehr Datenund Informationen in kurzer Zeit abzurufen, zu recher-chieren, zu rezipieren, zu versenden, immer erreichbarzu sein und immer erreichen zu können. Dennoch kannvon technischen Möglichkeiten allein nicht deterministischauf ein pathologisch beschleunigtes Individuum geschlossenwerden. Umgeben von technisch beschleunigten Kom-munikationsstrukturen und potentieller Erreichbarkeit han-delt der Mensch durchaus mit Bezug zu diesen Strukturen.Aber seine Mediennutzung bleibt individuell motiviert undfindet auf der Grundlage persönlicher Lebensverhältnisse, -bedürfnisse und -einstellungen statt.

In einer ersten Studie wurde mit Blick auf das Smart-

phone, als das am weitesten verbreitete multifunktionaleund portable Mediengerät, untersucht: In welcher Häufigkeitund mit welcher Charakterisierung tauchen Stresssymp-tomatiken und Anzeichen kommunikativer Überlastung beiSmartphone-Nutzern auf? Wer erlebt akut, wer in chronis-cher Hinsicht und inwiefern welche Art von "Medienstress"?Ausgehend von den Ergebnissen der Studie und mit Bezugzu einer Dualität der E↵ekte wird auch der Frage nachge-gangen, inwiefern die Nutzung von Medien zu psychosoma-tischen Krankheiten wie dem Burnout beitragen kann, undwelche Ansätze diskutiert werden können, um von einemstressfreien Umgang mit digitalen Medien oder der Stress-freiheit mit Hilfe von Medien zu sprechen.

E↵ektives Selbstmanagement chronischer Erkrankun-gen mittels mHealth: E↵ekte einer mHealth-Nutzungauf psychologisches Patienten-Empowerment und HealthOutcomes

Nicola Krömer, Universität Mannheim/ErfurtIm Rahmen eines zunehmenden Selbstmanagements

von (chronischen) Erkrankungen durch eine Vielzahlneuer Online-Informationswege (z.B. Krankenhausbewer-tungsportale, Gesundheits-Apps) und einem gleichzeitigenWandel im Selbstverständnis von professionellen Gesund-heitsakteuren, wird mHealth-Angeboten zunehmen Poten-zial für das Krankheitsmanagement zugeschrieben. DieMehrzahl vorhandener Studien zu E↵ekten einer mHealth-Nutzung zeigt positive Ergebnisse auf Gesundheitsverhal-ten und Health Outcomes (z.B. verbesserte Blutzuckerw-erte bei DiabetesPatientInnen). Dennoch sind mHealth-E↵ekte nicht eindeutig, da vor allem Langzeitstudien fehlenund sich die meisten Studien auf schwache Studiende-signs stützen (geringe Samplegrößen, kurze Interventions-dauer). Im Rahmen der Dissertation sollen zunächst bishergefundene E↵ekte unter Berücksichtigung der Studiende-signs analysiert werden. Hierfür wird im ersten Schrittein systematischer Literature Review zu mHealth-E↵ektendurchgeführt. Von Interesse sind die Auswirkungen einermHealth-Nutzung auf Health Outcomes und das psycholo-gische PatientenEmpowerment, das einem e↵ektiven Selb-stmanagement vorausgeht. Gesamtziel der Dissertationist eine Erweiterung der Erkenntnisse über Voraussetzun-gen, Barrieren und Folgen einer mHealthNutzung für dasKrankheitsmanagement. Explorative Studien zur mHealth-Nutzungssituation und Nutzungsbereitschaft ergänzen diesesForschungsziel.

Skeptisch-Desinteressierte oder Aktive Onliner? Die Be-deutung von Gesprächen mit Ärzten und Familien sowievon Online-Medien im Vorfeld der Krankenhauswahl

Estella Linke, Pauline Kynast&Markus Seifert, Univer-sität Erfurt

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Insbesondere dann, wenn Krankenhausaufenthaltebevorstehen, sind medizinische Laien auf vertrauenswürdigeInformationen vor allem über die behandelnden Klinikenangewiesen. Dabei stehen den Betro↵enen viele Kom-munikationswege o↵en: Gespräche mit Fachärzten oderFamilien, Massenmedien, Klinikführer oder Online-Bewertungsportale. Doch: Welche Angebote und Quellenwerden tatsächlich vor einer Krankenhauswahl genutzt?Welche erscheinen Patienten am nützlichsten?

Im Rahmen des Projekts wurde das Modell zum„Kommunikations- und Informationsverhalten bei derKrankenhauswahl“ entwickelt, welches die Messung ver-schiedener Einflussfaktoren auf die Nutzung der einzelnenInformationsquellen ermöglicht. Für die Beantwortungder Fragen wurde ein 2-stufiges Mehrmethodendesignaus einer qualitativen (19 Leitfadeninterviews) und einerquantitativen Befragung (421 standardisierte Interviews)gewählt. Die Studie wurde in Kooperation mit einemmaximalversorgenden Klinikum durchgeführt.

Auf Basis der Befragungsdaten der quantitativen Teil-studie wurden vier Patiententypen ermittelt, die sich durchein di↵erenziertes Kommunikations- und Informationsver-halten auszeichnen. Während z.B. die „Aktiven On-liner“ (16 %) Internetquellen wie Websites und digitaleKlinikführer nutzen, spielen dennoch für die Mehrzahlder Befragten interpersonale Quellen die größte Rolle.Die Ergebnisse zeigen, dass der Rat nahe stehender Fre-unde/Familien sowie von Fachärzten am häufigsten einge-holt wird. Eine varianzanalytische Überprüfung des theo-retischen Modells („MoKIK“) zeigt, dass genau diesen per-sönlichen Gesprächen die höchste Nützlichkeit in Bezug aufdie Krankenhauswahl zugeschrieben wird.

KEYNOTE 2: Gesundheitspädagogik, gesunde Päda-gogik oder Gesundheitsbildungsforschung?

Georg Hörmann, Universität BambergNach einer einleitenden Betrachtung zum Verhältnis von

Pädagogik bzw. Erziehungs-wissenschaften und Gesundheitergeben sich die Fragen: Gesunde Pädagogik oder Gesund-heitspädagogik, Gesundheitspädagogik oder Gesundheitsbil-dungsforschung? Nach weiteren Überlegungen zum Verhält-nis von Erziehung und Medizin wird die Entwicklung vonder Gesundheitserziehung zur Gesundheitsförderung entfal-tet mit dem Ausblick auf die Perspektive von Gesundheits-und Krankenpädagogik auf dem Weg zur Gesundheitsge-sellschaft mit abschließender Überlegung, ob und wozu esnoch einer Gesundheitspädagogik bedarf.

Gesundheitserziehung im Studiengang Primare und Ele-mentare Bildung an der Universität Erfurt

Katy Wenzel, Universität ErfurtAusgehend von der Frage, wo sich Gesundheitserziehung

innerhalb des Studienganges PEB verortet, wird dargelegt,

wie und mit welchen Zielstellungen das Lehrangebot derzeitgestaltet wird. Hierbei wird auch begründet, warum beider Betitelung der Seminare dem Begri↵ der Gesundheit-serziehung gegenüber dem der Gesundheitsbildung bzw. -förderung der Vorrang gegeben wird. Exemplarisch wirdüber inhaltliche Schwerpunkte und interessante Erfahrun-gen aus bisherigen Seminaren berichtet. Auch wird anhandeiner bereits erfolgreich praktizierten Einbindung des Öf-fentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) erläutert, inwieweitaußeruniversitäre Partner in die Ausbildung zukünftiger Päd-agogInnen einbezogen werden können und sollten. Weit-erhin soll diskutiert werden, ob und wie Studierende semi-narbegleitend, beispielsweise durch geeignete Prüfungsleis-tungsformate, hinsichtlich Schulentwicklung und Vernet-zung im Bereich Gesundheitsförderung in die Schulwirk-lichkeit hineinwirken können.

Zwischen Gesundheitserziehung und Gesundheitsbil-dung – Zur interdisziplinären Entwicklung gesundheit-spädagogischer Fachbegri↵e

Martin Goldfriedrich, Universität ErfurtDass sich die Erziehungs- und Sozialwissenschaften

mit dem Forschungsfeld Gesundheit auseinandersetzen,ist nicht nur folgerichtig, sondern unter Berücksichti-gung des Interesses der Professionen durchaus angemessen.Das hier vorgestellte Dissertationsprojekt sieht eine sichan empirisch-systematischen Forschungsmethoden orien-tierende Begri↵sforschung vor, die es sich zur Aufgabemacht, die Begri↵e Gesundheitserziehung sowie Gesund-heitsbildung mittels einer kategorienbasierten Textanalysezu analysieren, um anschließend einen möglichen Wandelbzw. eine Perspektivverschiebung der beiden Begri↵e, an-hand von Fachbüchern, Aufsätzen und Zeitschriften inner-halb des Zeitraum von 1950 bis 2013, zu erkennen. EineUntersuchung hinsichtlich einer Unterscheidung oder einerÜbereinstimmung der beiden Begri↵e bezüglich ihrer Def-inition und ihrer Bedeutung würde zusätzlich Aufschlussdarüber geben, ob der im Englischen verwendete Be-gri↵ health education für gesundheitspädagogische Kontro-versen ausreichend ist oder ob die im deutschsprachigenRaum vorgenommene begri✏iche Trennung angemessen,zweckmäßig und folgerichtig ist. Darüber hinaus wirdgeprüft, inwieweit die Sozialpädagogik als professionsori-entierte Teildisziplin neben erziehungs- und gesundheitswis-senschaftlichen Fokussierungen einen Einfluss auf gesund-heitspädagogische Forschungsfelder und die damit verbun-denen Fachbegri↵e hat.

Kindheit und Ernährung. ErziehungswissenschaftlicheÜberlegungen zu einem schwierigen Gesundheitsfeld

Burkhardt Fuhs, Universität ErfurtDer Wandel der Kindheit ist auch verbunden mit neuen

Werten und Normen zu Essen. Neben einer (medizinisch

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GENIA ABSTRACTS 5

orientierten) Esskultur, die als Schutz und Prävention gegenneue Krankheiten entstanden ist, lassen sich vielfältigeErnährungsbewegungen beobachten, die Gesundheit, Leis-tungsfähigkeit und Wohlbefinden zum Ziel haben. DerEsssozialisation und der Erziehung zum gesunden Essenkommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutungzu. Der Vortrag fragt in einem kurzen Input (14 Minuten)danach, welche Rolle die Erziehungswissenschaft im Wandelder kindlichen Ernährungskultur spielt und spielen könnte.

Zwischen Handwerk und Gesundheitswesen: ZurGenese der Körperpflegeberufe Friseur/-in undKosmetiker/-in

Dietmar Heisler, Universität ErfurtDer Beruf wird als eine kulturelle Spezifik des deutschen

Arbeitsmarktes betrachtet. Er beschreibt Erwerbsarbeit, dieauf Dauerhaftigkeit angelegt ist und die auf der Grund-lage einer Ausbildung ausgeübt wird. Diese spezifischeForm der Arbeit, hat sich im deutschsprachigen Raum übereinen langen Zeitraum hinweg entwickelt. Die Berufsge-nese, d.h. die Entstehung und Entwicklung von Berufensowie ihrer gesellschaftlichen und sozialen Einbindung, istdeshalb immer schon von besonderem Interesse berufswis-senschaftlicher Forschung.

Der Vortrag wird sich insbesondere mit der Genese derKörperpflegeberufe Friseur/-in und Kosmetiker/-in befassen.Die Körperpflegeberufe genießen ein eher geringes sozialesAnsehen und in den Diskussionen zu Mindestlöhnen oder zurPrekarisierung der Erwerbsarbeit werden meist auch die Kör-perpflegeberufe – insbesondere der/die Friseur/-in – thema-tisiert. Auch andere Attribute prägen das Image der Kör-perpflegeberufe, z.B. gelten sie als typische Frauenberufe.Die Frage, mit der sich der Vortrag befassen wird ist, wasdie Ursachen für dieses skizzierte Berufsimage sind. Dafürwird die Entstehung und Entwicklung der Berufe Friseur/-inund Kosmetiker/-in untersucht.

Der Vortrag wird zeigen, dass die Entwicklung bei-der Berufe immer in engem Bezug zum Gesundheitswe-sen erfolgt ist, was nicht zuletzt aus der religiösen undder philosophischen Betrachtung der Einheit von Körperund Geist bzw. von Schönheit und Gesundheit resultiert.Er wird außerdem deutlich machen, dass sich das Imagedieser Berufe, mehrfach und immer unter dem Einfluss dieserSichtweise und parallel verlaufender gesellschaftlicher En-twicklungen verändert haben. Auf den sozialen Statusver-lust haben die Berufe reagiert, indem die Friseure die Nähezum Handwerk gesucht haben, die Kosmetiker/-innen habenhingegen versucht, sich als Beruf im Gesundheitswesen zuetablieren. D.h. das Ansehen der Berufe sollte durch dieorganisatorische Angliederung an die Berufskorporationenbeeinflusst werden. Diese Entwicklungen und ihre Konse-quenzen wird der Vortrag darstellen.

KEYNOTE 3: Krisen- und Risikokommunikation

Britta Renner, Universität KonstanzDer Vortrag gibt einen Überblick über ausgewählte

konzeptuelle und praktische Aspekte der Krisen- undRisikokommunikation. Bei der Krisenkommunikation ste-hen akute Schadensfälle im Vordergrund, die unerwartetauftreten und unmittelbare Reaktionen erfordern, wie z.B. der Legionellenausbruch in Warstein im Sommer 2013.Die technischen Möglichkeiten des Web 2.0 ermöglichenhier eine zeitnahe und interaktive Kommunikation innerhalbdes Krisenkommunikationszyklus. Bei der Risikokommu-nikation stehen hingegen potentielle Schadensfälle und derProzess, in dem verschiedene Akteure Informationen überdas Ausmaß und die Bedeutung eines Risikos sowie seineKontrolle austauschen, im Vordergrund.

Ist Impfmüdigkeit ein Resultat von rationalem Egois-mus?

Cornelia Betsch, Universität ErfurtImpfmüdigkeit ist global wie auch in Deutschland ein

Phänomen, das immer wieder zu Ausbrüchen von Infektion-skrankheiten führt, wie z.B. jüngst zu Masernausbrüchen inBerlin oder Bayern. Als Gründe für Impfmüdigkeit wirdhäufig eine verzerrte Risikowahrnehmung angenommen –Infektionskrankheiten sind von der Bildfläche verschwundenund spielen kaum eine Rolle in unserer Risikowahrnehmung.Nebenwirkungen von Impfungen, die zu dem starkenRückgang der Krankheiten geführt haben, treten hinge-gen stärker in den Vordergrund. Dieser Vortrag beleuchtetImpfmüdigkeit aus einer weiteren Perspektive: Sind vielePersonen geimpft, können sich Krankheiten nicht verbre-iten, so dass auch ungeimpfte Individuen geschützt sind.Dadurch wird die Impfentscheidung ein soziales Dilemma,in dem individuelle und gesellschaftliche Interessen einan-der widersprechen können. Ergebnisse aus verschiedenenStudien werden vorgestellt um die These zu testen, dassImpfmüdigkeit auch eine Folge von rationalem Egoismussein kann.

Der verzerrende Einfluss von Einzelfällen auf dieRisikowahrnehmung im Kontext der Impfentscheidung:die dargebotene Wahrscheinlichkeit wirkt – jedoch nichtauf die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit

Niels Haase, Cornelia Betsch & Frank Renkewitz, Uni-versität Erfurt

Die Impfentscheidung hängt auch vom wahrgenomme-nen Risiko der Impfung, z.B.aufgrund des möglichenAuftretens schädlicher Nebenwirkungen, ab. In diesemKontext wurde wiederholt der sogenannte Einzelfalle↵ektbeobachtet – eine systematische Verzerrung von Urteilenüber statistisch vermittelte Risiken, z.B. im Beipackzetteleines Impfsto↵s, durch persönliche Erfahrungsberichte,

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wie sie häufig auf impfkritischen Internetseiten zu findensind. In der vorliegenden Studie präsentieren wir eineStatistik über die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkun-gen (20%) bei einer Impfung. Zusätzlich lesen die Teil-nehmer eine Reihe von kurzen Erzählungen über individu-elle Impferfahrungen. Wir variieren die relative Häufigkeitder Einzelfälle, die von Nebenwirkungen berichten (10%vs. 20% vs. 40%) sowie die Gesamtzahl der Fälle (10vs. 20). Wir beobachten einen starken Einzelfalle↵ektauf das wahrgenommenen Impfrisiko, nicht jedoch auf diewahrgenommene Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen;die Gesamtzahl der Berichte keinen Einfluss auf die Urteile.Wir schließen, dass eine kleine Stichprobe von Einzelfällenzwar als Quelle probabilistischer Information benutzt wird,ihr verzerrender Einfluss jedoch nicht auf fehlerhafte proba-bilistische Inferenz zurückzuführen ist

Der Einfluss von Substanzcharakteristika, des sozialenKontextes und persönlicher Merkmale auf die Einnah-mebereitschaft von leistungssteigernden Medikamenten

Guido Mehlkop, Universität ErfurtHintergrund: Die Einnahme verschreibungspflichtiger

Medikamente zur Steigerung der geistigen Leistungs-fähigkeit von gesunden Menschen (auch Cognitive Enhance-ment genannt, kurz CE), wird in der Wissenschaft und denMedien kontrovers diskutiert. Forschung zu Faktoren, diesich förderlich oder hemmend auf die Einnahmebereitschaftauswirken, gibt es kaum. Ausgehend von einer weiten Ver-sion der Rational Choice Theorie, untersuchen wir in unsererStudie eine Vielzahl solcher Einflussfaktoren sowie deren In-teraktionen.

Methode: Hierzu haben wir mehrere Vignetten-basierteOnline-Studien unter rund 2.800 Studierenden sowie rund1.400 Lehrenden deutscher Universitäten durchgeführt.Dabei wurden in verschiedenen quasi-experimentellen De-signs Substanzcharakteristika sowie Merkmale des sozialenKontextes variiert. Zudem wurden moralische Ansichten, dieEinstellungen zu sozialen Normen (wie Fairness) und weit-ere persönliche Merkmale der Befragten sowie demografis-che Kontrollvariablen untersucht.

Ergebnisse: Unsere Studie zeigt, dass knapp zwei Drit-tel der Studierenden und über 70 Prozent der Lehrenden dieEinnahme leistungssteigernder Mittel stark ablehnt. Wenndie Medikamente eine starke und sehr wahrscheinlich eintre-tende Leistungssteigerung versprechen, steigert dies die Ein-nahmebereitschaft. Abgeschreckt werden Befragte hinge-gen, wenn Nebenwirkungen sehr wahrscheinlich sind. Zu-dem führt ein höherer Preis zu einer geringeren Einnahme-bereitschaft. Eine weit verbreitete Einnahme in der Peer-Group der Befragten wirkt ansteckend und erhöht die eigeneEinnahmebereitschaft. Kritik der Peers und damit eine Formsozialer Kontrolle reduziert sie hingegen. Wir konnten außer-dem in der Stichprobe der Studierenden zeigen, dass starke

akademische Prokrastination sowie starke Prüfungsangst,eine geringe intrinsische Studienmotivation, eine geringeNorminternalisierung gegen die Einnahme solche Medika-mente sowie vorherige Einnahmen mit einer höheren Ein-nahmebereitschaft assoziiert sind. Keine E↵ekte konnten fürdie Stärke der Nebenwirkungen und Einnahmeempfehlun-gen aus dem Netzwerk sowie Risikopräferenzen oder Kom-petenzen gefunden werden. Schließlich wirken stark sozialeNormen als eine Art Filter in dem Sinne, dass Studierendeund Lehrende mit stark internalisierten Normvorstellungenweniger über den möglichen Nutzen solcher Medikamentedeliberieren, sondern Ihre Einnahme nahezu kategorischeausschließen.

Implikationen: Mit Hilfe der Ergebnisse können Entschei-dungen für oder gegen die Einnahme von leistungssteigern-den Substanzen besser verstanden werden. Insgesamtunterstützen die Ergebnisse die Annahme einer instru-mentellen Substanzeinnahme und können dazu beitragen,Interventions- und Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.

Die Präimplantationsdiagnostik (PID) im Licht der re-produktiven Autonomie

Tatjana Tarkian, Universität ErfurtIn nur einer Generation haben Entwicklungen in der

Fortpflanzungsmedizin und genetischen Diagnostik eineReihe von neuen Handlungsoptionen erö↵net. In dermoralischen Bewertung dieser Optionen stehen sich in derö↵entlichen Debatte und der Fachdiskussion liberale undkonservative Positionen gegenüber. Ohne unkritisch zu sein,begrüßen liberale Stimmen viele der neuen Handlungsspiel-räume im Namen der reproduktiven Autonomie. Dass esgrundsätzlich in die Freiheit des Einzelnen fällt zu entschei-den, ob, wann und wie viele Kinder er bekommt, wird ver-mutlich von einer breiten Mehrheit akzeptiert. Sehr umstrit-ten ist aber die Frage, ob der Einzelne frei ist, Entschei-dungen über die genetischen Merkmale seiner zukünftigenKinder zu fällen. Dies kam in der ö↵entlichen Debatte zumAusdruck, die der rechtlichen Regelung der Präimplanta-tionsdiagnostik in Deutschland vorausging. Das 2011 ver-abschiedete Gesetz (PräimpG) erlaubt die PID nur in sehrengen Grenzen: beim hohen Risiko einer „schwerwiegendenErbkrankheit“ oder um Embryonen auf Schädigungen zu un-tersuchen, die „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Tot-oder Fehlgeburt“ führen werden. Im Kurzvortrag werdenProbleme der liberalen Begründung der Zulässigkeit der PIDaufgezeigt und kommentiert.

Problematisierungen des fitten Selbst

Jürgen Martschukat, Universität ErfurtDerzeit ist allerorten von einer "Adipositaskrise“ die

Rede, die eine Gefahr für das Funktionieren und den Er-folg westlicher Gesellschaftsordnungen anzuzeigen scheint.Die Rede von der „ Adipositaskrise“ ist begleitet von

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einer wachsenden Begeisterung für Health Food und einemGesundheits- und Sportboom. „Fitness“ und „Dicksein“,„Fitnessboom“ und die derzeit so sehr beklagte „Adiposi-taskrise“ mögen auf den ersten Blick wie Gegenpole er-scheinen. Zugleich allerdings bedingen sie sich gegenseitigund markieren die Spannweite einer soziokulturellen Ord-nung, die um ein leistungsfähiges, selbstverantwortlich han-delndes, gesundes, kurzum: erfolgreiches Subjekt kreist. DieFragilität dieser Ordnung, ihr Erfolg oder Misserfolg, scheintan den Körpern der Menschen ablesbar. Dicksein scheintheute – in aller Regel – ein Scheitern an den Anforderun-gen liberaler Gesellschaftsordnungen anzuzeigen, währendder schlanke und trainierte Körper als Zeichen des Erfolgsund der gelungenen Selbstbildung gilt. In dem Vortrag willich über das Verhältnis von „fitness“ und „fatness“, von Kör-pernormen und Krisenszenario nachdenken. Dies wird auchdazu dienen, einige der Fragen zu skizzieren, um die wirim Rahmen unseres Forschungsprojektes über „Das essendeSubjekt“ kreisen.

Gesundheitspolitik von ‚Unten nach Oben‘: Die (po-tentielle) Rolle von ‚Accountability‘-Mechanismen imGesundheitssystemmanagement

Florian Ho↵mann, Universität ErfurtSeit etwa der Jahrtausendwende sind dezentrale, nutzer-

bzw. patientenorientierte Feedbackformen immer stärkerin den gesundheitspolitischen Vordergrund getreten. Ins-besondere Rechenschaftspflichten (‚accountabilty‘), über dieinsbesondere die Empfänger ö↵entlicher Gesundheitsgüterderen e�ziente und gerechte Verteilung einfordern kön-nen, haben bei dieser Entwicklung eine zentrale Rollegespielt. Zu solchen Accountability-Mechanismen zählenz.B. gesundheitsrelevante Grundrechte, wie auch die for-malisierten Feedbackloops, wie sie gegenwärtig unter derRubrik ‚personalisierte Medizin‘ entwickelt werden. Gemeinist ihnen, dass sie, direkt oder indirekt, die Nutzervon Gesundheitssystemen in die Formulierung und Durch-führung sowohl großflächiger Gesundheitspolitik, wie auchspezifischer medizinischer Prozesse einbeziehen (sollen).Dahinter steht ein Governanceparadigma, nach dem kom-plexe Systeme –so auch Gesundheitssysteme- zunehmendnur noch dezentral geregelt werden können. Accountability-Mechanismen sollen hierbei sowohl den Informationsflussvon ‚unten nach oben‘, wie auch die Integration allerStakeholder sicherstellen. Allerdings ist die reale Funk-tionsweise dieses Schemas bislang nur wenig bzw. frag-mentiert erforscht, so dass belastbare Aussagen über dieRolle, die Accountability-Mechanismen im Gesundheitssys-temmanagement im weltweiten Vergleich spielen bisher nurunzureichend möglich sind.

GENIA | Poster Abstracts

1 ErfurtHealthComm – ein Wiki zum Thema „Gesund-heitskommunikation“

Sarah SchenkGesundheitskommunikation kann verstanden werden als

eine weitreichende Übermittlung von Informationen überdie Themen „Gesundheit“ und „Krankheit“. Sie wird be-wusst zur Aufklärung, Gesundheitsförderung oder Präven-tion initiiert und findet – vor allem in der jetzigen Zeit –im medialen Kontext statt. Die von den Medien ausgehendeGesundheitskommunikation hat in der heutigen Gesellschafteinen hohen Stellenwert. Sie beschäftigt sich mit Fragenzu Krankheit, Gesundheit, Lebensstil und Wellbeing undspielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Awarenesszu scha↵en sowie Wissen zu vermitteln. Besonders denAspekt der Scha↵ung oder Erweiterung des Bewusstseinsfür gesundheitsbezogene Themen sowie die Informationsver-mittlung setzt sich das WIKI „ErfurtHealthComm“ zumZiel. Die Plattform verscha↵t einen Überblick über aktuelleForschungsaktivitäten und Befunde zum Thema „Gesund-heitskommunikation“ sowie über theoretische Hintergründeund Kampagnen in diesem Bereich. Das Poster zu „Er-furtHealthComm – ein Wiki zum Thema ‚Gesundheitskom-munikation‘“ illustriert den Aufbau und die Ziele des WIKIs,stellt kurz den Bezug zum Seminar des Studium Fundamen-tale „Gesundheit und Kommunikation“ dar, auf dessen Ba-sis das WIKI entstanden ist, und bietet durch ausgewählteScreenshots eine Veranschaulichung zu verschiedenen As-pekten der Gesundheitskommunikation, wie Persuasion undRisikokommunikation und Risikowahrnehmung.

2 Gesundheitserziehung in Kindergarten und Grund-schule

Anna-Lena Kruse, Alina Legler, Annika Rupp & JuliaThomashausen

Die Gesundheitserziehung ist durch eine Vielfalt von Def-initionen gekennzeichnet, sodass hier verschiedene Blick-winkel betrachtet werden müssen. Im Bereich des Kinder-gartens und der Grundschule sind die unterschiedlichstenInstanzen vertreten, die in ständiger Interaktion miteinan-der stehen. Zielgerichtet soll die Gesundheitserziehungüber zahlreiche Intentionen, wie der Wissensvermittlung undder eigenverantwortlichen gesunden Lebensführung hinweg,zur Persönlichkeitsentwicklung führen. Dabei kommt eszur Anwendung verschiedener Konzepte der Gesundheit-serziehung, die in unterschiedlicher Art und Weise arbeitenund den Menschen verschieden betrachten. Erstrebenswertist es, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und das neuerworbene Wissen zu erproben. Als Schwerpunkt wird dieVermittlung „gesunder Ernährung" verstanden, die bereitsin verschiedenen Rahmenprogrammen ausgebaut ist. Hier

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werden Bereiche, wie das Essen und Trinken zur Bewusst-machung, aber auch die Zubereitung von Lebensmittelnaufgegri↵en, um die Ernährungsphysiologie auszubauen.

3 Zwischen optimierter Lebenseinstellung und Kontroll-wahn – Determinanten der Nutzung von Self-TrackingApps und Wearables

Franziska Funke, Julia Gründel, Regine Meyer-Spelbrink, Bernadette Peil, Elisa Pigozzo, Tina Schattner& Judith Zacharias

Das Internet spielt in der Gesundheitskommunikationeine bedeutende Rolle. Wir haben die Möglichkeit, unsüber moderne Trends der Gesundheitsforschung sowie überKrankheitsbilder zu informieren und können uns gleichzeitigmit anderen Interessierten austauschen. Zusätzlich wer-den in Zeiten der mobilen internetfähigen Endgeräte, denSmartphones, Apps immer stärker zur Sammelstelle per-sönlicher Gesundheitsdaten. Die vorliegende Studie be-fasst sich vor diesem Hintergrund mit der Nutzerschaftvon Wearables, insbesondere Smart-Watches, sowie Self-TrackingApps. Im Zentrum steht die Frage, welche Determi-nanten das Verhalten der User bestimmen. Auf der Basis be-währter Ansätze, der Theory of planned behaviour, des Uses& Gratifications-Approaches, des Technology Acceptance-Modells sowie des Mobile Phone Appropriation-Modells,sollen behavioral, normative und control Beliefs der User er-forscht werden und so Nutzerschaftstypologien erstellt wer-den: In welcher Lebenssituation und aus welchen Gründennehmen Individuen fitnessbezogene Angebote in Anspruch?Um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu generieren,wird der Fokus auf Anwendungen gelegt, die zum eineneine große Nutzerschaft vorweisen und die zudem eine großeBandbreite an Funktionen anbieten.

4 Geteiltes Leid ist halbes Leid: Welche Bedeutunghaben Online-Medien für die Bewältigung kritischerLebensereignisse?

Svea Benad, Marcus Fetzer, Timothy Goedeking, Jo-hanna Müller, Olga Potsiluiko, Lisa Schuberth, Alia Smek-tala &Markus Seifert

Ärztliche Diagnosen einer lebensbedrohlichen Krankheit– etwa im Falle eines Krebsleidens – oder auch der Todeines nahestehenden Menschens stellen uns ohne Zweifelvor große Herausforderungen. Bei der Frage der Bewälti-gung dieser Lasten können verschiedene Bewältigungsstileunterschieden werden; abhängig u.a. von der Persön-lichkeitsstruktur wird mit den wachsenden Ängsten unter-schiedlich umgegangen. Zunehmend durchdringen Online-Medien den Kommunikationsalltag und verändern die Artund Weise, wie diese kritischen Lebensereignisse bewältigtwerden. Solche Medien – insbesondere soziale Netzwerkeoder Foren – werden dazu verwendet, um Schicksalsschläge

zu verarbeiten, zu diskutieren, Ratschläge einzuholen odersie mit anderen zu teilen.

Das Forschungsprojekt soll sich mit der Frage beschäfti-gen, welche Rolle Online-Medien bei der Bewältigung vonkritischen Lebensereignissen spielen und durch welche Fak-toren sich die Zuwendung zu Online-Medien im Kontextdieser Ereignisse erklären lässt. Hierzu soll unter Rückgri↵auf Ansätze der Persönlichkeitspsychologie und auf Erken-ntnisse der Social Media-Forschung ein theoretisches Mod-ell entwickelt werden. Dieses soll, ebenso wie das geplantequalitativ ausgerichtete Forschungsdesign, im Rahmen derPosterpräsentation diskutiert werden.

5 Alle für Einen oder Einer für Alle? Der Einflussvon Kommunikationsstrategien auf die Impfentschei-dung im Kontext individualistischer und kollektivistis-cher Werthaltungen

Lars Korn, Cindy Holtmann, Cornelia Betsch & RobertBöhm

Hintergrund: Die Eindämmung und der Schutz derBevölkerung vor Infektionskrankheiten stellen insbesondereden asiatischen Raum vor große Herausforderungen. Umeine hinreichende Durchimpfungsrate zu erzielen, ist primäreine evidenzbasierte Gesundheitskommunikation notwendig,die zugleich kulturelle Werthaltungen (Individualismus undKollektivismus) berücksichtigt. Diese Arbeit beschäftigtsich deshalb mit der Frage inwieweit Herdenimmunitätsin-formationen als Kommunikationsstrategie und gewinn- bzw.verlustbetonende Informationen in Abhängigkeit des Kul-turkreises einen Einfluss auf die Impfintention ausüben.

Methoden und Ergebnisse: In einem Online-Experimentwurden 200 Personen (NUS = 119; NINDIEN = 81) mitHilfe eines fiktiven Szenarios und eines 2 (Indien vs. US-Amerikaner)÷ 2 (individueller vs. sozialer Nutzen)÷ 2(Gewinnframing vs. Verlustframing) between-subjects De-sign befragt. Univariate Varianzanalysen zeigten den er-warteten Haupte↵ekt für den Faktor Kultur, jedoch nicht fürdie Herdenimmunitätskommunikation. Auch im Zusammen-hang des Framings konnte der erwartete Interaktionse↵ektnicht nachgewiesen werden.

Konklusion: Die Gesundheitskommunikation muss weit-ere kulturelle Aspekte berücksichtigen, um Gesundheitsver-halten gerade im asiatischen Raum zu fördern.

6 Wirksto↵: wirkungslos? Erfurter Studenten startenForschungsprojekt zur Impfkommunikation

Tanja Bächle, Peter Benko↵, Alexander Fink, LukasFricke, Thea Heun, Isabell Ho↵mann, Jana Männel &Jascha Wiehn

In Deutschland steigt die Zahl der Impfkampagnen. Ak-tionen wie „Deutschland sucht den Impfpass“ wollen dieAufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Wichtigkeit von

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GENIA ABSTRACTS 9

Impfungen – wie zum Beispiel gegen Masern – lenken.Gleichzeitig aber sinkt die Impfbereitschaft in Deutschland.So verzeichnet Baden-Württemberg bundesweit die niedrig-ste Impfquote. Doch welche Ursachen könnten diesemPhänomen zugrunde liegen? Verfehlen die Impfkampag-nen möglicherweise ihre Wirkung? Genau diese Aspektesollen im Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht wer-den. Es sollen Gründe erörtert werden, warum Menschenin Baden-Württemberg trotz stetiger Präsenz von Impfkam-pagnen eine Impfschutz-ablehnende Haltung besitzen. Hiergilt es vor allem Inhalte der Kampagnen zu analysieren,die möglicherweise negative Wirkungen im Hinblick auf dieImpfbereitschaft zur Folge haben. Geplant sind unter an-derem Experimente – in Arztpraxen und Kliniken, bei denenPatienten im Wartebereich mit medialen Impfbotschaftenkonfrontiert und nach der Behandlung bezüglich dieser ziel-gerichtet befragt werden sollen. Ziel des Projekts sindForschungsergebnisse, auf Grundlage derer eine modifizierteund so wirkungsvollere Impfkampagne und entsprechendeMaßnahmen entwickelt werden können.

7 Evaluation der BZgA MMR Entscheidungshilfe

Anne Lehmann & Dorothee RauberDie Entscheidungshilfe der Bundeszentrale für gesund-

heitliche Aufklärung (BZgA) zur Masern-Mumps-Röteln(MMR) Impfung stellt ein mediales Angebot dar, bei demgezielt versucht wird, Personen über die Risiken und Vorteileeiner Impfung aufzuklären, um sie bei ihrem Entschei-dungsprozess zu unterstützen. Die Art und Weise wieRisiken verarbeitet und verstanden werden, ist dabei rele-vant für den Entscheidungsprozess und abhängig von ihrerDarstellungsform (z.B. Trevena & Zikmund-Fisher, 2012).In der vorliegenden Untersuchung wird die Darstellung derRisiken im Rahmen der MMR- Entscheidungshilfe auf derBasis empirischer Befunde verändert und mit zwei Kontroll-gruppen verglichen. Dabei zeigt sich, dass die Darstellungder Risiken einen Einfluss auf die Risikowahrnehmung abernicht auf das Risikoverständnis der Probanden hat. DieNeugestaltung der Risikodarstellungen führt zu einer real-istischeren Wahrnehmung der Risiken. Weiterhin wird dieRisikowahrnehmung durch einen aversiven motivationalenZustand beeinflusst.

8 Die Impfentscheidung – eine geteilte Entscheidungzwischen Arzt und Patient? Ergebnisse der Erfurter El-ternstudie

Sven TangermannIn der vorliegenden Arbeit wird die Beteiligung von Pa-

tienten bei medizinischen Entscheidungen untersucht. Indiesem Zusammenhang gilt vor allem der Ansatz desshared decision making als das am häufigsten untersuchteKonzept. Shared decision making wird in dieser Studie fürImpfentscheidungen bei Säuglingen betrachtet. In diesem

Kontext sind keine Entscheidungen von hoher Tragweite aufdie Lebenserwartung und Lebenszufriedenheit der Patientenzu erwarten (Routineuntersuchungen). Des Weiteren scheintdie Umsetzung von shared decision making in der medi-zinischen Praxis noch nicht flächendeckend vollzogen. DieseStudie soll Aufschluss über die Hintergründe der mangelndeUmsetzung geben und hierbei die betre↵enden Faktoren be-trachten. Die Umsetzung erfolgt mittels einer 2x2 Anova, beider zwei der Voraussetzungen von shared decision making,Werte und Informationen, manipuliert werden. Die Messungder Unterschiede zwischen den Gruppen erfolgt mittels derVariablen Zufriedenheit mit der Entscheidung, preparationfor decision making und shared decision making. Entge-gen vorausgehender Befunde spielen die Werte für die An-wendung von shared decision making bei dieser Studie keineRolle. Dagegen konnte eine wesentliche Voraussetzung, derAustausch von Informationen, für shared decision makingbestätigt werden. Hier zeigt sich, dass die Informationen einewesentliche Rolle für die Vorbereitung der Patienten und dieAnwendung von shared decision making darstellt.

9 Reduziert eine hohe Empfänglichkeit für Krankheitenden E↵ekt narrativer Berichte über Impfschäden?

Fanny KulischHintergrund: Steigende Erkrankungszahlen belegen, dass

Impfungen als Schutz vor der Krankheit nicht ausreichendgenutzt werden. Narrative über Impfnebenwirkungen habeneinen negativen Einfluss auf die Risikowahrnehmung derImpfung und somit auch auf die Impfintention (NarrativeBias). Die Empfänglichkeit für Krankheit hat einen pos-itiven Einfluss auf die Risikowahrnehmung der Krankheitund somit auch auf die Impfintention. Ziel: Es soll nunstatistisch geprüft werden, ob die Empfänglichkeit für eineKrankheit einen moderierenden E↵ekt auf die Wirkung nar-rativer Einzelfallberichte über Impfebenwirkungen auf dieRisikowahrnehmung der Impfung hat. Methode & De-sign: In einer Onlinestudie wurden 82 Versuchspersonen denvier Bedingungen des 2 (Empfänglichkeit für die Krankheithoch vs. gering) x 2 (Anzahl der Einzelfallberichte überImpfnebenwirkungen hoch vs. niedrig)- between-subjects-Design randomisiert zugeordnet. Ergebnisse: Personen,die viele Einzelfallberichte über Impfnebenwirkungen lesen,schätzen das Risiko der Impfung signifikant höher ein,als Personen, die wenige Einzelfallberichte lesen. Perso-nen, die hoch empfänglich sind für eine Krankheit, habeneine signifikant höhere Impfintention als Personen, die ger-ing empfänglich sind. Es gibt keinen signifikanten mod-erierenden E↵ekt der Empfänglichkeit für eine Krankheit aufdie Wirkung narrativer Einzelfallberichte über Impfneben-wirkungen. Fazit: Die Empfänglichkeit für eine Krankheithat keinen Einfluss auf die Wirkung des Narrative Bias.

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10 Schicksalsschlag oder Eigenverschulden? Kausalat-tribution bei Krankheiten: Analyse von Arterioskleroseund Krebs.

Niklas HochgürtelPassiert ein negatives Ereignis, wird sofort nach der

Ursache gesucht. Das gilt für Unfälle, Naturkatastro-phen und natürlich auch für Krankheiten. Auch wenn beiKrankheiten der kausale Auslöser oft nicht klar erkennbarist, glauben Menschen, dass Handlungen oder Ereignisse anihrer Krankheit schuld sind. Diese Attribution kann Einflussauf das weitere Leben der kranken Personen nehmen, ger-ade auch wenn sie von ihrem Umfeld für die Krankheit ve-rantwortlich gemacht werden. In dieser Studie wird unter-sucht, wie sich die Attributionen von zwei Krebs- und zweiArterioskleroseerkrankungen unterscheiden. Die Ergebnissesuggerieren, dass Menschen mit Krebs und salientem Risiko-faktor eher Schuld an ihrer Krankheit zugeschrieben bekom-men als Menschen mit Arterioskleroseerkrankung. Auchdie Salienz des Risikofaktors spielt dabei eine große Rolle.Ein salienter Risikofaktor wirkte sich meistens bei denKrankheiten negativ auf die Kausalattribution aus.

11 E↵ekte o↵ensiver Nutzerkommentare auf Quel-lenglaubwürdigkeit und Risikowahrnehmung bei um-strittenen Krebsvorsorgemaßnahmen

Julia Hauck & Isabell ZieglerDas Internet hat als Informationsmedium für Gesundheits-

fragen in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen.Etwa ein Drittel (37,3 Prozent) der deutschen Bevölkerungund knapp zwei Drittel (63,5 Prozent) der deutschen In-ternetnutzerInnen suchen online nach Gesundheitsinforma-tionen (Eichenberg & Brähler, 2012). Parallel steigt auchder Umfang von nutzer-generierten Informationen, die einezusätzliche Quelle für die Orientierung bei Gesundheitsfra-gen darstellen. In welcher Form und Rahmung Gesund-heitsinformationen Rezipierende erreichen, liegt damit nichtmehr allein in der Hand von Institutionen, Redaktionen oderUnternehmen, sondern wird auch durch im Netz aktive Pati-entInnen und Gesunheitsinteressierte beeinflusst (Friedrich,2014), beispielsweise durch das Kommentieren von redak-tionellen Beiträgen. Online-Diskussionen verlaufen je-doch nicht immer sachlich und Kommentare sind nichtselten in o↵ensivem, gar aggressivem Umgangston ver-fasst. Die geplante Studie untersucht welche E↵ekte Neg-ativität in Nutzerkommentaren auf die Risikowahrnehmungvon umstrittenen Krebsvorsorgemaßnahmen (Mammogra-phie, PSA-Test) sowie auf die Glaubwürdigkeit der Nutzer-gruppe und des Portals hat. Der Fokus liegt dabei auf denE↵ekten von o↵ensiven Negativ-Kommentaren im Vergleichzu sachlichen Negativ-Kommentaren.

12 Die Erkennung von Schmerzen bei Menschen mitschwerer Behinderung – eine Befragung von Mitarbeit-erInnen

Magdalena Wölz & Nadine KrebsSchmerz ist eine meist unangenehme Erfahrung und gle-

ichzeitig ein überlebenswichtiges Warnsignal unseres Kör-pers. Die Auseinandersetzung mit der Thematik Schmerzbei Menschen mit schwerer Behinderung ist ein stark ver-nachlässigtes Gebiet. Besonders dieser Personenkreis istdurch körperliche Fehlstellungen und zusätzliche Beein-trächtigungen von Schmerzen betro↵en und sollte daher be-wusst im Fokus der Aufmerksamkeit aller beteiligten Pro-fessionen stehen. Die vorliegende Arbeit setzt sich hy-pothesengeleitet mit der zentralen Frage „Inwieweit ist esBetreuern möglich, Schmerzen bei Menschen mit schwererBehinderung zu erkennen?“ auseinander. Aufbauend aufder literaturbasierten Auseinandersetzung mit den Besonder-heiten des Schmerzempfindens bei Behinderung und chro-nischen Krankheiten, wird die empirische Forschungsar-beit dargestellt. Die explorative Datenerhebung in Formeines Fragebogens wird erläutert sowie deren Auswertung,Analyse und Ergebnisdiskussion ausführlich dargelegt. Ab-schließend wird der weitere Forschungsbedarf o↵en gelegtsowie eine detaillierte Antwort auf die zentrale Fragegegeben.

13 Einstellungen niedersäschischer Lehrkräfte zur Inklu-sion unter besonderer Berücksichtigung ihres Belas-tungserlebens

Stefan Kruse & Kathrin DederingMit Änderung des niedersächsischen Schulgesetzes

(bindend seit 1. August 2013) macht sich Niedersachsen aufden Weg zur flächendeckenden Einführung eines inklusivenBildungssystems. Ziel dieses Forschungsvorhabens bestehtnun darin, die Einstellungen niedersächsischer Lehrkräftezur Inklusion zu messen und mit soziodemographische Vari-ablen sowie Erfahrungen mit Inklusion und dem Belas-tungserleben in Zusammenhang zu bringen. Obgleich dieEinstellungen zur Inklusion als basale Voraussetzung für einegelingende inklusive Praxis betrachtet werden, liegen in derInklusionsforschung bisher nur vereinzelte Studien vor, dieeine Analyse der Einstellungen zur Inklusion aufgreifen (vgl.u.a. Amrhein, 2011). Gerade die Faktoren, die die Einstel-lungen zur Inklusion positiv wie auch negativ beeinflussen(könnten), sind bisher nur ungenügend erforscht (vgl. ebd.).

In methodischer Hinsicht stellt diese Untersuchungeine Triangulation aus quantitativen und qualitativenForschungsmethoden dar. Zum Einen wird eine längss-chnittlich angelegte standardisierte Fragebogenuntersuchungdurchgeführt, in der die Einstellungen zur Inklusion, sowiedas Belastungserleben und die erwähnten Erfahrungen ininklusiven Settings abgefragt werden. Zum Anderen werden

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GENIA ABSTRACTS 11

einige Teilnehmer/innen der Fragebogenuntersuchung, dieauf Basis der getätigten Antworten in der Fragebogenunter-suchung ausgewählt werden, mittels leitfadengestützter In-terviews vertiefend befragt.

Für die Messung der Einstellungen wird das erprobteInstrument "Einstellungen zur Integration" von Kunz etal. (2010) verwendet, während für die Bestimmungdes Belastungserlebens auf das Instrument "Arbeitsbezo-gene Verhaltens- und Erlebensmuster" von Schaarschmidtet al. (2008) zurückgegri↵en wird. Die Erfahrungen wer-den über o↵ene Antwortformate abgefragt. Die Stich-probe der ersten Fragebogenerhebung umfasst 287 nieder-sächsische Lehrkräfte. Die zweite Erhebung beginnt, umein Jahr versetzt, im September 2014, während die leit-fadengestützten Interviews im November 2014 durchge-führt werden. Die zu erwartenden Ergebnisse diesesForschungsvorhabens erlauben u.a. Aussagen über statis-tisch geprüfte Abhängigkeiten der erhobenen Variablen aufdie Lehrereinstellungen zur Inklusion und leisten somit einenBeitrag zu einem besseren Verständnis dieser Einstellungen.Aus den Befunden können Optimierungsvorschläge in Hin-blick auf eine gelingende inklusive Praxis abgeleitet werden.

14 Reduzierung des Stigma bei psychischer Krankheit- Eine Untersuchung der Einflussfaktoren "persönlicheBetro↵enheit" und "Zeitpunkt der O↵enbarung" zurReduzierung des Stigmas bei psychischer Krankheit

Sylvana LudwigPsychische Krankheit ist immernoch eine viel stigma-

tisierte Situation. Diese Interventionsstudie versucht die Fak-toren zu untersuchen, welche das Stigma gegenüber Men-schen mit psychischer Krankheit reduzieren. Zwei Fak-toren wurden dabei genauer analysiert: Persönliche Betrof-fenheit (die eigene vs. Betro↵enheit einer anderen Person)und der Zeitpunkt der O↵enbarung (spät oder zeitig). DerWorkshop wurde mit Studenten einer deutschen Universitätsowie weiteren Erwachsenen im Alter von 19 bis 36 Jahrendurchgeführt (Stichprobengröße: 86 Teilnehmer). Es wur-den die expliziten Einstellungen und Verhaltensintentionender Teilnehmer am Workshop aufgezeichnet (Soziale DistanzSkala) und implizite Einstellungen wurden mittels ImplizitenAssoziationstest (IAT) aufgezeichnet direkt vor dem Work-shop und unmittelbar danach. Außerdem wurde ein Quizüber psychische Krankheiten absolviert und Anamnesefra-gen beantwortet. Eine Nachbefragung fand zwei Wochennach dem Workshop statt. Korrelationen zwischen Wis-senszuwachs und der Bedingung (Workshop 1, 2, 3 oder 4)wurden gefunden. Weiterhin korreltierten die Bewertung derWorkshops und der Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen,dass weder die impliziten noch die expliziten Instrumenteinen E↵ekt auf die soziale Distanz erreicht werden konnten.Damit reicht sich das Ergebnis ein in eine Reihe von Stu-dien, die kurzfristig keine Einstellungs- und Verhaltensän-

derung messen konnten. Das Instrument ist gut geeignet, umWissen zur psychischen Gesundheit zu vermitteln und solltemit einer/m Betro↵enen/m durchgeführt werden, da dies zubesseren Bewertungen des Workshops und zu größerem Wis-senszuwachs führt.

15 Mortalitätssalienz durch die Präsentation eines Or-ganspendeausweises und deren Reduzierung durch Selb-stbestätigung

Moritz Bald, Anika Radkowitsch & Cornelia BetschCan the completion of an organ donation card (ODC)

trigger death-related thoughts and death anxiety? Thirty-nine undergraduates were either induced mortality salienceby writing about their own death, filled in the German ODCor wrote about exam nerves (control group). They then filledin a word-stem completion task measuring death-relatedthoughts and answered questions indicating death anxiety.Filling in the ODC triggered death anxiety in an equally in-tense manner as the mortality salience manipulation. How-ever, we did not find relevant di↵erences concerning death-related thoughts. This study suggests that situational aspectsshould gain more attention while discussing organ donationmatters.

16 Ja, ich will! - Oder lieber doch nicht?! Der Einflussvon Misstrauen auf die Organspendebereitschaft

Judith Christa, Maja Roc & Lea DieterleDie aktuelle Forschung zum Thema Organspende

beschäftigt sich mit Faktoren, die die Bereitschaft zur Or-ganspende beeinflussen. Uns interessiert in diesem Zusam-menhang wie sich Misstrauen auf die Organspendebere-itschaft auswirkt und wie dieses Misstrauen abgebaut wer-den kann. Der negative Einfluss von Misstrauen und dieAnwendung von Lewandowskys Theorie zum Debunking(2012), also dem Abbau von falschen Informationen, führenzu den Annahmen, dass die Streuung von Misstrauen dieSpendebereitschaft reduziert (H1) und dass Debunking dasgestreute Misstrauen mindert, wodurch sich die Spende-bereitschaft wieder erhöht (H2). In unserer Studie werdendiese Hypothesen mit Hilfe eines Public Goods Games vonKessler & Roth (2012) überprüft. Desweiteren wird un-tersucht, wie die Entscheidungspräferenz das Wirken vonDebunking beeinflusst, bzw. ob es Unterschiede zwischenbevorzugt deliberat oder intuitiv entscheidenden Personengibt. Nach Betsch (2004) sollte das Streuen von Misstrauendie Spendebereitschaft von bevorzugt intuitiv Entscheiden-den stärker reduzieren, als von bevorzugt deliberat Entschei-denden (H3), da es sich bei Misstrauen um einen negativ af-fektiven Einflussfaktor handelt. Das Debunking hingegen,sollte aufgrund der notwendigen kognitiven Verarbeitungvon neuen Informationen bei bevorzugt deliberat Entschei-denden besser wirken. Das führt dazu, dass die Spende-bereitschaft nach dem Debunking bei bevorzugt Deliberaten

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wieder stärker zunehmen sollte, als bei bevorzugt Intuitiven(H4).

17 Bedeutung von Patientenleitlinien in der Patienten-information und aktueller Stand der Nutzung von Ver-sorgungsleitlinien durch medizinisches Fachpersonal

Lydia Axt, Universität ErfurtDas vorherrschende Prinzip, dass Patienten und Ärzte

gemeinsam medizinische Entscheidungen tre↵en, erfordertein hohes Maß an Informiertheit vom Patienten (Krüger-Brand, 2012). Viele Patienten suchen Informationen zugesundheitlichen Themen im Internet: 60% aller Internet-nutzer Deutschlands recherchieren nach Krankheiten, Ver-letzungen und Ernährungsinformationen die Tendenz iststeigend (Krüger-Brand, 2012). Ein wesentliches Prob-lem dabei ist die Unübersichtlichkeit der Informations-flut bezüglich der Qualität der verschiedenen Informatio-nen (Krüger-Brand, 2012). Um die Patientenautonomie zustärken und die partizipative Entscheidungsfindung zu er-möglichen ist es wichtig, dass Patienten qualitativ hochwer-tige und evidenz-basierte Informationen verwenden (Krüger-Brand, 2012). Hierzu sind neue Strukturen zur Entwicklungund Bereitstellung der notwendigen Information erforder-lich (Mühlhauser, 2010, zitiert nach Krüger-Brand, 2012).Neben Entscheidungshilfen, die im Internet Informationenbereitstellen, stehen auch Nationale Versorgungsleitlinienund speziell Patientenleitlinien zur Verfügung. Leitlinienwerden für medizinisches Personal entwickelt und in ver-ständlicherer Form auch als Patientenleitlinien bereitgestellt.

Dieses Poster zeigt in einer theoretischen Übersicht, welcheinhaltliche Qualität und Möglichkeiten Patientenleitlinienbei der Informationsdarstellung für Patienten bieten. Fernerwird eine Studie skizziert, die Ärzte zur Nutzung und derEinstellung gegenüber Leitlinien befragen und Hindernissebei der Anwendung von Leitlinien aufzeigen soll.

Film: Culture-Sensitive Health Communication – Meet-ing the experts

Philipp SchmidCulture, health and communication are three foggy terms

with di↵erent meaning for di↵erent people depending ontheir specific profession and educational background. In or-der to work with a concept like “Culture-Sensitive HealthCommunication” to improve medical decision making an en-gagement with the scope and limits of the term and its prac-tical implementation is of particular importance. The smallgroup meeting of experts „Culture-Sensitive Health Commu-nication“ held in Erfurt, Germany on the 22nd to the 24thof May 2014 gave the opportunity to interview internationalrenowned scholars from various academic fields. In the re-sulting short movie members of international health organi-zations, influential scientists from psychology, communica-tion science and behavioral economics answer issue-specificquestions and give the audience a closer insight into the con-struct “Culture-Sensitive Health Communication”. Further-more the short movie presents an intercultural, interdisci-plinary new field of research of growing importance to thebroad public.