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12 Dezember 2013 EINE CROSSMEDIALE PUBLIKATION DER XMEDIA SOLUTIONS AG eHealth: Wie Datenvernetzung die Gesundheit fördert IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Seite 4 Adipositas im Fokus: Die neue Volkskrankheit IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Seite 9 Medizintechnologie: Revolutionen im Gesundheitswesen IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Seite10 Herausforderung demografischer Wandel: Smarte Hilfe im Alltag IIIIIIII Seite12 Gesundheitssystem der Zukunft Der Patient im Mittelpunkt

Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

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Page 1: Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

12 Dezember

2013

EinE crossmEdialE Publikation dEr XmEdia solutions aG

eHealth: Wie datenvernetzung die Gesundheit fördert iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii seite 4adipositas im Fokus: die neue Volkskrankheit iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii seite 9medizintechnologie: revolutionen im Gesundheitswesen iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii seite 10Herausforderung demografischer Wandel: Smarte Hilfe im Alltag IIIIIIII Seite 12

Gesundheitssystem der ZukunftDer Patient im Mittelpunkt

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2 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

Bankkunden haben es gut. Ob multinationale Grossbank oder kleine Regionalbank – all

diese Institute machen es uns möglich, von Automaten im In- oder Ausland auf unser Konto zuzugreifen und Bargeld zu beziehen. Mehr noch: Immer mehr Menschen erledigen ihr Bank-geschäft zuhause am Bildschirm. Inzwischen ist mehr als die Hälfte aller Internet-Nutzer in der Schweiz ein „eBanker“.

Kranke und Verunfallte haben es weniger gut. Einblick in die eigene Krankengeschichte gibt es nur, wenn bei den Behandelnden eine Kopie der Unterlagen eingefordert wird. Zwei Drittel der frei praktizierenden Ärzte dokumen-tieren ihre Arbeit von Hand. Berichte werden zwar auf dem Computer geschrieben, weiterge-geben werden sie aber oft per Fax oder Briefpost. Üblich ist auch, dass kranke Menschen ihre Krankengeschichte vom Arzt ins Spital und zurück tragen. Sie sind Kuriere in eigener Sache.

Die starke Stellung des Papiers ist im Zeitalter von Computer, Internet, E-Mail und Smartphone erstaunlich. Denn selbst bei einer kurzen und komplikationslosen Behandlung fallen rasch diverse Dokumente über die Patientin oder den Patienten an. Ein Befund hier, eine Medika-mentenabgabe da, ein Überweisungsbericht

dort. Nach dem nächsten und übernächsten Behandlungsfall ist die Datenlage bereits un-übersichtlich. Da ist es klar, dass die richtige Information nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Besserung ist in Sicht. Das Verständnis reift, dass die elektronische Vernetzung auch in der Gesundheitsversorgung Fuss fassen muss. Diese kann helfen, im entscheidenden Moment die richtigen Informationen verfügbar zu haben. Im internationalen Sprachgebrauch hat sich dazu der Begriff „eHealth“ etabliert, als Sammelbegriff für elektronische Dienste im Gesundheitswesen, welche die Abläufe und die Kommunikation unterstützen und die Akteure vernetzen. Der Trend zur besseren Zusammenarbeit unter den Behandelnden ist nur mit modernen Hilfsmitteln zu realisieren.

Das Thema hat auch die Politik erreicht. Ende Mai dieses Jahres hat der Bundesrat dem Parlament den Entwurf zu einem Bundesgesetz überwiesen, das den rechtlichen Rahmen für das elektronische Patientendossier setzen soll. Un-abhängig von Ort und Zeit sollen Ärzte, Spitäler oder Apotheken in Zukunft auf behandlungs-relevante medizinische Daten und Dokumente zugreifen können, sofern die Patientinnen und

Patienten dies wünschen. Damit können die Behandelnden schneller, besser und effizienter zusammenarbeiten. Bereits haben die ersten Kantone damit begonnen, das elektronische Patientendossier schrittweise einzuführen.

„eHealth“ nützt vor allem den Patientinnen und Patienten. Sie erhalten mehr Kontrolle und Entscheidungskompetenz, aber auch mehr Kom-fort im Umgang mit ihren Gesundheitsdaten. Im „elektronischen Patientendossier“ können sie selber entscheiden, wer auf welche Informa-tionen Zugriff hat. Zudem sind Röntgenbilder oder Austrittsberichte digital verfügbar und müssen nicht mehr vom Spital zum Arzt getragen werden. Das ist erstens angenehm und garan-tiert zweitens, dass der Zugang zu wichtigen Unterlagen die Behandlung beim Arzt oder im Spital schneller, qualitativ besser und für die Patienten sicherer macht.

Die Menschen in der Schweiz sind bereit für das digitale Gesundheitswesen. Bereits 50‘000 Personen haben einen elektronischen Impfaus-weis eröffnet, den sie zuhause oder unterwegs über Internet selber verwalten können. Die di-gitalen Pfade und Wege werden sich Stück um Stück weiter ausbreiten.

Unterwegs zum digitalen Gesundheitswesen

lEitartikEl

3_Grosse Herausforderungen

EHE altH

4_Wie datenvernetzung die Gesundheit fördert

dEr iPatiEnt

5_Von Patient zum Partner

tElEmEdiZin

7_Heilen aus der Ferne

adiPositas

9_die neue Volkskrankheit

inHalt

bildGEbEndE diaGnostik

10_scharfe bilder sorgen für klarheit

mEdiZintEcHnoloGiE

11_Zukunft schon heute

dEmoGr aPHiscHEr WandEl

12_Die ältere Generation übernimmt das ruder

ZuHausE im altEr

14_Grossmutter fest im blick von sensoren

innoVatiVEs WoHnEn

14_Freiheit bis ins hohe alter

imPrEssum

Projektleitung: Anna-Rebekka Spellmeyer,[email protected]: Nadine Effert, Gabriele Hellwig, Eva Herzog, Tobias Lemser, Mike Paßmann, Otmar Rheinhold

V.i.s.d.P.: Mike Paßmann

Fotos: Thinkstock / Getty ImagesDruck: DZZ Druckzentrum Zürich AG

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Xmedia Solutions hat sich auf crossmedialePublikationen spezialisiert, welche in Tageszeitungenund auf relevanten Online-Portalen veröffentlicht werden.

Mehr Informationen unter: www.xmedia-solutions.com

bEtEiliGtE untErnEHmEn

Apothekerverband pharmaSuisse Bethedsa Panorama ParkBINT GmbHBlueCare AGeHealth Suisseemineo AGGesundheitsdepartement Kanton St. GallenGottlieb Duttweiler Institut (GDI)H+ Die Spitäler der SchweizHealth Info Net AG (HIN)HERAG AGIBM Client Center Research – ZürichPro Senectute Kanton Zürichsantémed Gesundheitszentren AG/ sante24Schweizerischer Apothekerverband pharmaSuisseSchweizerische Arbeitsgemeinschaft Hilfsmittel-beratung für Behinderte und Betagte (SAHB)Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ)Schweizerisches Rotes KreuzSpital LimmattalSpital Männedorf AGSpitex Verband SchweizSwisscom AGvisionary AG

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Die umfassende Weblösung für die Spitex

Das elektronische Gesundheitsdossier

Die Datendrehscheibe und Vernetzungsplattform

Die moderne Praxissoftware für Einzel- und Gruppenpraxen

Das Forderungsmanagement fürs Gesundheitswesen

Die mobile Patientenakte für Ärzte und Pflegende

Der Master Patient Index und IHE Komponenten für die Schweiz

curaXDie Partnerin des Schweizer Gesundheitswesens

autor

Adrian Schmid Leiter „eHealth Suisse“ Koordinationsorgan Bund-Kantone

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Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 3

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von otmar rHEinHold

Viel Licht, ein wenig Schatten, und vor al-lem grosse Veränderungen, die die nahe

Zukunft bringt: So könnte man den Zustand des schweizerischen Gesundheitssystems auf den Punkt bringen. Studien bestätigen immer wieder, dass die Schweiz in puncto Gesundheit weltweit mit am besten dasteht. Und auch die Schweizerinnen und Schweizer selbst sind sehr zufrieden mit dem jetzigen Zustand. An einigen strukturellen Veränderungen werden sie aber nicht vorbei kommen.

Dass die Bewohner unseres Landes so viel geben auf ihr Gesundheitssystem, liegt auch am sehr hohen Niveau der Versorgung in einer ext-rem hochentwickelten Nation, die noch in jedem Ländervergleich zur Lebensqualität auf einem Spitzenplatz landet. Darauf weist auch der Bericht „Gesundheit 2020“ hin, in dem der Bundesrat die Gesundheitspolitik für die kommenden Jahre umreißt. Zudem ist allen Bevölkerungsgruppen der Zugang zur Versorgung garantiert – das ist eben keine Selbstverständlichkeit – und schon die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) deckt ein sehr breites Spektrum an Leis-tungen ab. Auf der anderen Seite ist es für Pa-tienten nicht immer einfach, sich in der Vielfalt an Leistungsträgern und Behandlungsangeboten zurechtzufinden. Hinzu kommen Ineffizienzen in manchen Bereichen und eine Tendenz aller west-lichen Gesundheitssysteme: Nach wie vor wird zu wenig für Vorbeugung und Früherkennung

getan. Auch diese Schattenseiten verschweigt der Bericht des Bundesrates nicht.

Älter werdende Gesellschaft

Hinzu kommt die demografische Entwicklung. Im-mer mehr Menschen, die immer länger leben, aber dabei häufig medizinische Versorgung brauchen, verändern das Gesundheitssystem. Die grossen Herausforderungen der Zukunft sind neben die-sem demografischen Wandel denn auch die Zu-nahme an chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mehr (auch häusliche) Pflege und ambulante Behandlung statt Akutversorgung bei drohendem Fachkräftemangel und bei alldem steigende Kosten. Alain Berset, Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI), drückt das so aus: „Es braucht neue Versorgungsmodelle, die optimal auf die Zunahme der chronischen Krank-heiten ausgerichtet sind sowie die Vorsorge und Versorgung besser miteinander verzahnen. Das Gesundheitssystem muss dabei bezahlbar bleiben und sein Zugang für alle gesichert sein.”

Allerdings muss man auch sehen, dass es nicht nur die Älteren sind, unter denen die Fälle chroni-scher Erkrankungen wachsen. An Diabetes etwa leiden auch mehr junge Menschen und sogar Kin-der. In jedem Fall gilt: Den wachsenden Anforde-rungen an Pflege und Versorgung steht ein Mangel an Fachpersonal in allen Bereichen gegenüber. Rund ein Drittel der Gesundheitsfachpersonen sind im Ausland ausgebildet worden. Doch auf

diese Fachkräfte kann sich die Schweiz nicht für alle Zeiten verlassen. Es braucht deshalb vermehrt qualifizierte Ausbildung im Land. Bedarf gibt es genug: Zwischen 1985 und 2008 stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Gesundheitsbereich um 3,1 Prozent pro Jahr. In der Gesamtwirtschaft waren es lediglich 0,9 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) vorrechnet. Diese Tendenz hält an.

Versorgung sichern durch mehr Effizienz

In allen Gesundheitssystemen steigen die Kos-ten, das ist in der Schweiz nicht anders. Allein die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung wuchsen zwischen 1996 und 2011 von 13,4 auf 26,2 Milliarden Franken jährlich, heißt es beim Bundesrat. Mehr und längere Pflege, chronische Krankheiten, die teuer behandelt werden, aber auch immer bessere Diagnosemöglichkeiten belasten die Budgets. Und der an Bedeutung gewinnende spitalambulante Bereich trug schon bisher am deutlichsten zur Kostensteigerung bei. Doppelte Versorgung durch Fachärzte und Spitäler und die fehlende Konzentration auf Fachzentren führt zu teuren Parallelstrukturen. Hier herrscht zudem auch oft Verbesserungspo-tential in der Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen als Kostenträgern. Vergütungs-modelle bieten oft wenig Anreiz, sparsam und effizient zu behandeln. All das treibt die Prämien nach oben – oder führt zu Leistungseinschrän-kungen. Denen sind aber Grenzen nach unten

gesetzt, weswegen Experten eher auf grössere Effizienz setzen. Laut Schätzungen seien durch optimierte Abläufe und Strukturen bis zu 20 Prozent Einsparungen möglich, auch das eine bedeutende Aufgabe.

Fazit: Wo Licht ist, findet sich immer auch Schatten. Allzu viel Zeit bleibt nicht, das Ge-sundheitssystem den Herausforderungen der Zukunft anzupassen. Doch zum Glück haben alle Akteure diese Herausforderungen erkannt, und es bestehen gute Chancen, dass die Schweiz mit dem ihr eigenen Pragmatismus die Aufgaben anpackt. Und das ist eine gute Nachricht.

lEitartikEl

Grosse HerausforderungenDie Schweiz hat ein sehr gutes Gesundheitssystem. Doch es gibt noch Verbesserungspotential – und vor allem gilt es, die Folgen des demografischen Wandels zu meistern.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von stEFano santinElli

Es scheint schon Ewigkeiten her: Piepsende, knackende Modems, die uns ein lähmend

langsames Internet bescherten. Heute geht alles blitzschnell: Ob Bilder, Videos, ganze Filme – in Se-kundenbruchteilen und auf Knopfdruck ist alles da. Doch nicht überall läuft’s so schnell und effizient.

Meldet Sie Ihr Hausarzt beispielsweise am Spital für eine Untersuchung an, ist die Wahr-scheinlichkeit hoch, dass er dies per Fax tut. Erinnern Sie sich noch? Dieses Gerät, welches ähnlich komische Töne von sich gibt wie Ihr ers-tes Modem und bereits 10 Jahre früher auf dem Markt war. Der Bericht Ihrer Untersuchung trifft dann zwei Wochen später per Post bei Ihrem Arzt ein. 200‘000‘000 Papierdokumente werden so im Gesundheitswesen schätzungsweise pro Jahr ver-schickt. Das kostet viel Zeit und noch mehr Geld.

Idealerweise sind alle medizinischen und admi-nistrativen Daten in Ihrem persönlichen digitalen Gesundheitsdossier erfasst und alle berechtigten Ärzte haben zeit- und ortsunabhängig darauf Zugriff. Die Frage nach alten Röntgenbildern, der letzten Tetanus-Impfung, Medikamenten, Aller-gien, Laborwerten oder den aktuellen Blutdruck-werten gehört damit der Vergangenheit an. Auch Patientenverfügungen, Arztrezepte, Gewicht- und Trainingsdaten können sicher online hinterlegt werden und stehen bei einem Arztwechsel, Spital-Austritt oder einem medizinischen Notfall genauso praktisch zur Verfügung wie Ihr Online-Banking. Sie kontrollieren, wer auf die Daten zugreift, Mut-ter oder Vater, Sohn oder Tochter, Hausarzt oder Spital, und haben jederzeit den Überblick über ihre Arztrechnungen und die Rückvergütung ihrer Versicherung.

Bei Diabetes, eine der häufigsten chroni-schen Erkrankungen, können Sensoren und Apps den Patienten helfen, ihren Blutzucker-spiegel besser in den Griff zu bekommen. Das kontinuierliche Messen der Blutzuckerwerte wird einfacher und die drahtlose Übertragung ins persönliche Dossier geschieht automatisch.

Idealerweise liefern diese Geräte darüber hin-aus Informationen zu Ernährung und körperli-cher Aktivität und unterstützen den Patienten mit relevanten Informationen rund um seine Krankheit.

Der Nutzen der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitswesens geht aber weit über die Behandlung von Krankheiten und Beschwerden hinaus. Auch für das persönliche Gesundheitsma-nagement – Wie bleibe ich gesund und fit? – kennt die heutige Welt der Technologie mit ihren Apps, Gadgets und Sensoren praktisch keine Grenzen

zur Messung und – der mehr oder weniger aussa-gekräftigen – Interpretation von Daten. Mehr als 40‘000 Anwendungen mit Inhalten zu Ernährung, Gesundheit, Wellness und Sport stehen in den verschiedenen App-Stores zum Download bereit.

Aktuell werden diese von ca. 350‘000 Bürgern in der Schweiz aktiv genutzt. Dies eröffnet ganz neue Perspektiven in der Gesundheitsversorgung und dem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Gesundheit. Jeder Konsument hat seine kleinen Helfer, die ihn dabei unterstützen, gesund zu bleiben. Eingebaute Alarmierungsfunktionen oder -warnungen sorgen für mehr Sicherheit im Alltag.

Und muss der Patient trotzdem mal zum Arzt oder ins Spital, sind die Daten schon da: Keine Rückfragen beim Hausarzt, keine Laborwerte, die gefaxt werden müssen und kein Röntgenbild, das neu gemacht werden muss – ganz ohne Post und ohne eine Minute Zeit zu verlieren. Das mühsame Ausfüllen der immergleichen Anmeldeformulare mit Perso-nalien, Versichertennummer und Krankheits-vorgeschichte entfällt.Der behandelnde Arzt kann sich dem Patienten widmen, schaut sich die Krankengeschichte und Laborwerte an und kann schnell eine zuverlässige Diagnose stellen. Stimmt erstmal die Dia-gnose, kann viel gezielter und besser behandelt werden. Und wird das Rezept schliesslich noch elek-tronisch ausgestellt, passieren auch weniger Medikationsfehler aufgrund handschriftlicher Missverständnisse.

In vielen Bereichen unseres Lebens sind die Fortschritte, welche durch die digitale Revolution erreicht wurden, nicht mehr wegzudenken. In eini-gen Jahren werden wir zurückschauen und feststel-len, dass die Digitalisierung auch das Gesundheits-wesen effizienter und transparenter gemacht hat. Wir werden Teil eines Gesundheitssystems sein, in dem nicht nur die Behandlung von Krankheit im Vordergrund steht, sondern auch Prävention und Gesundheitsförderung einen wichtigen Platz einnehmen. Die Voraussetzung dafür ist, dass Leistungserbringer wie Ärzte, Spitäler und Heime die Chancen jetzt nutzen, die sich durch die digi-tale Revolution in diesem Bereich unseres Lebens ergeben. Die Bürger jedenfalls sind schon bereit.

GastbEitraG

Das Gesundheitswesen steht am Anfang einer digitalen Revolution

Sensoren, Apps und Gadgets helfen uns gesund zu bleiben und entlasten das Gesundheitssystem.

„Das Gesundheitssystem muss bezahlbar bleiben.“

bundesrat alain berset, Vorsteher des Eidgenössischen departements des innern Edi

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4 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von tobias lEmsEr

Ob radiologische Aufnahmen, Befunde von Laboranalysen oder Impfungen: Es

gibt unzählige medizinische Daten, die sich im Laufe der Jahre ansammeln. Wechseln Patienten den Kanton, die Krankenkasse oder den Arzt, führt dies oftmals dazu, dass im entscheidenden Moment die richtigen Infor-mationen fehlen oder zum Teil aufwändig recherchiert werden müssen. Auch können wichtige Zahlen und Bildaufnahmen durch ihre zumeist dezentrale Speicherung in an-deren Fachabteilungen oder Einrichtungen untergehen, was Analysen teils enorm er-schweren kann.

eHealth erhöht Patientensicherheit

Allein sämtliche Patientendaten zunehmend zu digitalisieren reicht allerdings nicht aus, um die Datenflut zu bewältigen, vielmehr plädieren Experten für die elektronische Vernetzung, damit Patienten, Ärzte, Therapeuten, Labors, Apotheken, Spitäler oder auch Pflegende auf einzelne Werte zugreifen zu können. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat die von Bund und Kantonen gemeinsam erarbeitete „Strategie eHealth Schweiz“ im Juni 2007 verabschiedet – hat doch die Schweiz, trotz sehr guter techni-scher und organisatorischer Voraussetzungen, im internationalen Vergleich in puncto eHealth Nachholbedarf.

eHealth soll der Bevölkerung den Zugang zu einem effizienten, sicheren und kostengünsti-gen Gesundheitswesen ermöglichen. Zu den übergeordneten Zielen zählen nicht nur eine bessere medizinische Versorgung durch opti-males Wissensmanagement, sondern auch die Patientensicherheit. So hilft die richtige In-formation zur richtigen Zeit am richtigen Ort, Mehrfachbehandlungen wie auch Fehler in der Diagnose zu vermeiden und gleichzeitig Leben zu retten. Nicht zuletzt verbessern durchgän-gige elektronische Abläufe die Koordination und den zügigen Informationsaustausch unter den Akteuren.

kontrolle bleibt beim Patienten

Die „Strategie eHealth Schweiz“ enthält sowohl ein Gesundheitsportal mit gesundheitsrelevan-ten Informationen für die ganze Schweiz, als auch ein schweizweites elektronisches Pati-entendossier. Diese digitale Kartei ermöglicht allen an einer Behandlung Beteiligten einen orts- und zeitunabhängigen Zugang zu medizi-nischen Informationen ihrer Patientinnen und Patienten. Dabei sollen jedoch ausschliesslich diejenigen Gesundheitsfachpersonen Daten-einsicht bekommen, die von ihren Patienten die entsprechenden Zugriffsrechte erhalten haben. Ebenso ist vorgesehen, dass allein die Patienten entscheiden, ob sie ein elektronisches Patien-tendossier wollen oder nicht. Es besteht keine Verpflichtung.

Wichtig jedoch, um sämtliche Daten sicher erfassen, zusammenführen und bearbeiten zu können, ist eine eindeutige Identifizierbarkeit.

Dies gilt sowohl für Patienten als auch für die Gesundheitsfachpersonen. Basis hierfür ist eine neue Identifikationsnummer. Hinzu kommen technische und organisatorische Mindestanforderungen, deren Einhaltung mittels Zertifizierungsverfahren sichergestellt werden soll.

schrittweise umsetzung geplant

Wie lange es bis zur schweizweiten Inkraft-setzung des Bundesgesetzes über das elekt-ronische Patientendossier dauert, ist bislang noch offen - das nationale Parlament beginnt gerade erst damit, zu beraten. Nach Ansicht von Adrian Schmid, Leiter des Koordinations-organs „eHealth Suisse“, könnten noch rund drei Jahre vergehen: „Das nationale Gesetz wird viele Rahmenbedingungen, wie Verbindlich-keit, Zugriffsrechte und Identifikationsmittel, definieren, die für das schweizweite System notwendig sind.“

Angesichts der föderalen Struktur kann die Umsetzung zudem nicht zentral gesteuert werden, besitzt doch der Bund lediglich eine beschränkte Kompetenz im Bereich eHealth. Allein die Kantone sind für die Gesundheits-versorgung und damit für eHealth zuständig. Zwar haben fast alle grossen Kantone das elek-tronische Patientendossier mittlerweile auf der Agenda. Trotz hoher Erwartungen in den Nutzen, steht der elektronische Datenaustausch zwischen den Behandelnden jedoch erst am Anfang.

Vom bisher gängigen Versand der Spitaldokumente per Brief-post zum einfachen und sicheren Zugriff auf elektronische

Spitaldokumente für berechtigte Ärzte – der Kanton St. Gallen macht zusammen mit den Partnern BINT, HIN und BlueCare vor, wie sich dieser Wechsel umsetzen lässt. Die eHealth-Lösung „Ponte Vecchio“ (= alte Brücke) ist im Dezember 2012 gestartet und ist zudem erstmalig auch überregional einsetzbar. Jetzt kann die elek-tronische Brücke zwischen den teilnehmenden Arztpraxen und dem stationären Sektor im Kanton St. Gallen begangen werden. „Ponte Vecchio“ leistet einen wertvollen Beitrag zur Förderung der integ-rierten Versorgung. Davon profitiert die gesamte Behandlungskette.

Vier Partner, eine lösung

Mit der Vernetzung von insgesamt zehn Spitälern begann das Ge-sundheitsdepartement bereits im Jahr 2006. Es folgte die Einführung eines einheitlichen Patientenmanagementsystems als elektronische

Grundlage für eine durchgängige medizinische Basisdokumentation sowie die eindeutige Patientenidentifikation mittels einem sogenann-ten Master Patient Index (MPI) als Grundlage für den elektronischen Austausch von Patientendaten unter den Spitalverbunden. Im nächsten Schritt ging es um den Brückenschlag zwischen Spitälern und Hausärzten. Diese Aufgabe übernimmt die Health Info Net AG (HIN). Der optimale Partner, denn die HIN-Plattform hat sich im Schweizer Gesundheitswesen als sicherer und datenschutzkonformer Kommunikationskanal im Internet bereits etabliert.

„Im Kanton St. Gallen werden Hausärzte, die BlueEvidence von BlueCare einsetzen, diesen Austausch mit dem stationären Sektor künftig über den ShareCare Health Professional Index (HPI) erreichen. Dort können sie direkt auf Spitalinformationen ihrer Managed Care-Versicherten zugreifen. Neue Informationen zum Patienten, etwa Austritts-, Wund- und Verordnungsberichte, erhal-ten sie einfach und umgehend über HIN“, erklärt Peer Hostettler, Verantwortlicher bei HIN. Der Zugriff erfolge dabei für den Arzt barrierefrei, ohne zusätzliche Authentisierung oder Autorisierung.

Der vierte im Bund ist die BINT GmbH als integrierendes Element der Partnerschaft. „Wir sind der Spezialist mit dem Blick für das Ganze“, erklärt Geschäftsleiter Thomas Marko. „In neun Monaten haben wir gemeinsam eine Datenbrücke zwischen den Systemen der vernetzten Akteure auf Basis der weltweit bewährten Software InterSystems HealthShare gebaut, detaillierte Einigungs-arbeit für die konkrete Zusammenarbeit im Geschäftsprozess, für das Geschäftsmodell und für das Juristische geleistet und eine Betriebsorganisation geschaffen. Dabei handelt es sich um das erste gemäss den Empfehlungen von eHealth Suisse umgesetzte Projekt mit Inter-Community-Datenaustausch“, so Marko weiter.

Patienten profitieren

Dank dieser IT-Infrastruktur können Hausärzte künftig den Be-handlungsverlauf ihrer Patienten besser steuern, da sie rascher informiert werden. „Den Ärztenetzen, die im Managed Care Modell

arbeiten, bringt dies einen deutlichen Nutzen. Denn gerade für die integrierte Versorgung sind effiziente Informationskanäle wichtig“, erläutert Cyrill Rüegg, Leiter Managed Care bei Blue-Care. Zugleich verringert sich der administrative Aufwand für die Spitäler. Unterm Strich profitieren Patienten von der gesteigerten Effizienz und Qualität, indem Informationen schneller gefunden und Doppelabklärungen reduziert werden. Das Vorhaben ist für Patienten freiwillig und kostenlos. Einzige Voraussetzung ist derzeit die Versicherung in einem Hausarztmodell oder einer HMO-Versicherung. Mit der Unterzeichnung der allgemeinen Versicherungsbedingen (AVB) und ausdrücklicher Nennung des Hausarztes erfolgt die schriftliche Einwilligung für die Einsicht des koordinierenden Arztes in die Behandlungsdaten.

der Weg ist frei

Die Erfahrung zeigt, dass eHealth-Lösungen ihre Wirkung in qualitativer und ökonomischer Hinsicht erst entfalten, wenn ein wesentlicher Anteil der Leistungserbringer die Lösung einsetzt. Seit Oktober sammeln bereits erste Arztpraxen Erfahrungen, noch in diesem Jahr erfolgt die offizielle Evaluation durch eHealth Suisse. Der grosse Rollout beginnt Anfang 2014. Der Kanton St. Gallen engagiert sich damit nicht nur für die Umsetzung der „Strategie eHealth Suisse“, er steht auch als einer der ersten Kantone be-reit für die schweizweite Vernetzung: „Der Einsatz einer gemäss eHealth Suisse-Empfehlungen standardisierten, IHE konformen Datenschnittstelle erlaubt es, künftig ohne Softwareanpassungen mit anderen Kantonen oder Organisationen wie Rehabilitationsein-richtungen oder der Spitex Daten auszutauschen“, erklärt Hansjörg Looser, Leiter des Bereichs eHealth im Gesundheitsdepartement.

ProjEktPrÄsEntation

St. Gallen mit erster überregionaler eHealth-LösungBrückenschlag zwischen Hausärzten und Spitälern.

artikEl

Wie Datenvernetzung die Gesundheit fördert Das elektronische Patientendossier soll den Austausch zwischen Hausarzt, Spital und Apotheke vereinfachen.

Dank der Brücke zwischen den Systemen greifen Hausärzte im ShareCare HPI automatisch, einfach und sicher auf Informationen im Spital zu. Bei den Informationen im Bild handelt es sich um fiktive Beispiele.

Managed Care-Ärzteerhalten Einsicht in Spitaldokumente

Andere

Managed Care

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Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 5

artikEl

Von Patient zum PartnerIn Zukunft werden Patienten zu gut informierten Akteuren, die in hohem Masse selbst zu ihrer Betreuung beitragen.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von otmar rHEinHold

Es gibt sie noch, die Götter in Weiss. Rauschen ans Spitalbett, murmeln Unverständliches

und enteilen wieder – nicht ohne im Herausge-hen noch kryptische Anweisungen zu geben. Über Diagnose und Therapien schweigen sie sich allerdings aus. Doch es werden immer we-niger, die sich im Spital und in der Arztpraxis so aufführen. Und das liegt auch daran, dass die solcherart Behandelten das nicht mehr akzep-tieren. Die Patienten von heute sind zunehmend aufgeklärt, gut informiert und selbstbewusst. Vom mündigen Patienten spricht man, und er verdankt seine Verbreitung auch dem Internet. Dort informieren und vernetzen sich Betrof-fene. Sie nutzen die Möglichkeiten des Social Web, um sich in Patienten-Communities über Krankheiten, Ärzte und Behandlungsmethoden auszutauschen. Wohlgemerkt: Auszutauschen. Im Web 2.0 wird interagiert, nicht mehr nur einseitig informiert. In solchen Gruppen bildet sich zuweilen erstaunliches Fachwissen he-raus. Die Grenzen zwischen Laien und Experten werden durchlässig, und wer Bescheid weiss, wird mündig.

digitale Existenz: der iPatient

Wobei das nicht das einzige Feld ist, auf dem „das Digitale“ die Medizin schon heute zu be-stimmen beginnt. Auch wenn die elektronische Patientenakte immer noch nicht flächende-ckend umgesetzt ist, jeder Patient aus Fleisch

und Blut ist längst auch digital vorhanden. Man spricht vom iPatient. Ihn macht die Ge-samtheit aller Daten aus, die über jemanden beispielsweise im Spital gesammelt, von allen Fachpersonen genutzt und zuweilen mit an-deren Leistungsträgern geteilt werden – CTs, Laborwerte, OP-Dokumentationen, etc. Die Vorteile sind eine gute und schnelle, ortsun-abhängige Verfügbarkeit von Informationen, übersichtliche Krankheitsverläufe, eine sau-bere Dokumentation, und nicht zuletzt die erleichterte Abrechnung. Praktiker weisen allerdings daraufhin, über die digitale Version eines Patienten solle man nicht den direkten Kontakt zum Menschen verlieren.

jetzt alle zusammen: partizipatorische medizin

Vom mündigen Patienten ist es nur ein Schritt zur sogenannten partizipatorischen Medizin. In ihr wirken alle Akteure zusammen: Leistungs-träger, Patienten, Kostenträger, Versicherung, Apotheker, Pflegedienste. Dabei nutzen sie intensiv die Möglichkeiten des Internets und der mobilen Datenübertragung. Aus Sicht der Patienten ist das mehr als „Mitmachmedizin“, bei der es um Compliance, sprich: Folgsamkeit gegenüber dem Arzt geht. Sondern die logische Konsequenz aus der hohen Informiertheit. Pa-tienten werden in absehbarer Zukunft fester Teil der Informations-, Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in der medizinischen Versorgung sein. Sie sind auf Augenhöhe, bes-

tens informiert und entscheiden über Behand-lungen mit.

Und sie wirken aktiv an der eigenen Ver-sorgung mit. Weil es anders gar nicht geht. Partizipatorische Medizin ist die grosse Ant-wort auf die grosse Herausforderung der chro-nischen Erkrankungen, dem medizinischen Paradigma der Zukunft. Der wachsenden Zahl von Menschen, die dauerhaft medizinische Betreuung brauchen, kann man schlicht aus Kapazitätsgründen nur mithilfe der Betroffe-nen begegnen. Diese überwachen dann etwa selbst wichtige Parameter und können – nach Schulung und mit Unterstützung – selbststän-dig reagieren. Das gilt übrigens auch für die Angehörigen.

Partizipation – Teilhabe – setzt daneben auch technische Kompetenz voraus. Vom Web getragene vernetzte Strukturen fordern eine gewisse digitale Versiertheit und, ganz simpel, den Zugang zum Internet. Onlinekompetenz wird Voraussetzung für die eigene medizinische Versorgung.

das neue Paradigma: Gesundheitskompetenz

All diese Kompetenzen kennt man heute unter dem Begriff der Gesundheitskompetenz. Gemeint sind die Fähigkeiten und das (auch medizinische) Wissen, aktiv an der eigenen medizinischen Versorgung und der Erhaltung der Gesundheit mitzuwirken. Ein ganz neuer Begriff, der wie kein zweiter für den mündigen Status des Einzelnen steht. Vor allem die Strukturen des Gesund-heitssystems werden sich ändern müssen. So klappt das Ganze nicht ohne (durchaus auch staatlich mitfinanzierte) Plattformen, die alle Akteure verbinden – von Arzt und Patient bis zu Versicherung und Apotheke. Und letztlich können auch die Kosten- und Vergütungsstruk-turen nicht dieselben bleiben. In Zukunft wird ein niedergelassener Arzt vielleicht statt einer Telefonberatung eine E-Mail abrechnen, um nur ein kleines Beispiel zu nennen. Die er einem mündigen Empfänger schickt. Sie ist eben vorbei, die Zeit der Götter in Weiss.

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird bereits seit Jahren diskutiert – wie stellt sich die aktuelle Situation dar?

Stefano Santinelli: Als Patient werde ich in der Regel von unterschiedlichen Ärzten, The-rapeuten oder in einem Spital betreut. Obwohl sich alle Beteiligten um mich kümmern, sind die Daten meistens überall verstreut. Für den Arzt ist immer nur ein Teil der relevanten medizini-schen Information verfügbar.

Doch genau das möchte ich als Patient haben: eine Dokumentation über meinen gesundheitli-chen Verlauf, eine Historie mit Röntgenbildern, Diagnosen, Therapien und Medikamentenlisten

Wo genau liegen die Stolpersteine in der Umsetzung?

Andy Fischer: Es braucht eine sichere, gemeinsame Kollaborationsplattform, die mög-lichst viel Information bereitstellt und von allen Systemteilnehmern genutzt wird.

Es fehlt an einer kritischen Anzahl Sys-temteilnehmern, die wichtigsten Fragen lauten hier, wie und von wem werden die Daten der Patienten in diese Plattform eingepflegt? Und wieso soll ein Arzt diesen Zusatzaufwand auf sich nehmen? Denn der Aufwand für den Er-fasser ist beträchtlich und wird von niemandem bezahlt. Der Nutzen fällt oft erst beim nächsten Glied in der Behandlungskette an, zum Beispiel einem nachbehandelnden Physiotherapeuten oder dem Facharzt.

Stefano Santinelli: Ein weiterer wichtiger Punkt: Es fehlt an einer kritischen Anzahl an Teilnehmern am System, damit dieses flächen-deckend eingesetzt und genutzt werden. Es ist wie beim Telefonieren: wenn Sie der einzige sind mit einem Telefon, mit wem telefonieren Sie dann?

Und wie wollen Sie das ändern?Andy Fischer: Genau daran arbeiten wir.

Noch dieses Jahr werden wir allen Patienten, die bei uns anrufen gratis ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung stellen, sofern sie das wünschen. Damit befreien wir auf einen Schlag die Da-ten von Tausenden von Patienten aus unseren Systemen und stellen sie den Patienten selbst zur Verfügung. Das ist eine Revolution für die Schweiz! Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Patient kann bei seinem nächsten Arztbesuch, diesem seine Daten direkt zur Verfügung stel-len. Der behandelnde Arzt ist sofort im Bilde und es entfallen langwierige kostenintensive Doppeluntersuchungen oder Doppelmedikati-

onen. Der Patient wird schneller und sicherer mit Blick aufs Ganze behandelt, kann schneller genesen und wieder früher zur Arbeit gehen. Die Einsparungen gehen in die Milliarden.

Stefano Santinelli: Wir setzen mit unseren Lösungen dort an, wo direkt ein Nutzen für die Leistungserbringer entsteht, beziehungsweise Kosten unmittelbar eingespart werden können.

Ein Beispiel: Der Hausarzt überweist einen Patienten zu weiterer Abklärung ins Spital. Die Praxisassistentin macht die Überweisung online - analog der Reservation eines Fluges – und der Patient kann vor Spitaleintritt von zu Hause be-quem sein Check-in machen. Für den Patienten bedeutet das eine Zeitersparnis und die Spitäler können ihren Zuweisern eine bessere Dienst-leistung anbieten bei gleichzeitiger Reduktion ihrer Kosten. Damit bauen wir nachhaltig ein Netzwerk für den Austausch der medizinischen Daten auf. Bereits heute sind über 2‘000 Ärzte, zahlreiche Spitäler und Tausende von Konsu-menten Teil unseres Netzwerkes.

Was tun sie auf der Konsumentenseite, um die Digitalisierung voranzutreiben?

Stefano Santinelli: Für Patienten und Kon-sumenten bieten wir unser Gesundheitsdossier kostenlos an. Es soll möglichst vielen Menschen den Zugang zu ihren Gesundheitsdaten ermög-lichen. Für die Mitarbeiter von Grossfirmen und KMU bieten wir eine Plattform zur betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention an, inklu-sive Zugang zur persönlichen Beratung unseres Partners SWICA.

Andy Fischer: Wir betreuen heute bereits rund 4.000 Patienten am Tag. 40-45 Prozent unserer Patienten werden rein telemedizinisch – also per Telefon – beraten und müssen nicht mehr bei einem Arzt vorstellig werden. Auch Krankschreibungen und Rezepte können bereits

telefonisch ausgestellt werden. Wenn ich als Patient nicht zum Arzt gehen muss, sondern in Ruhe daheim bleiben kann, spare ich viel Zeit und Kraft. Und ich erhalte auch während einer Geschäftsreise oder Urlaubs im Ausland schnell und zuverlässig Hilfe.

Was können wir in Zukunft erwarten?Andy Fischer, Stefano Santinelli: Wir

sind uns einig. Die Technologie rund um mobile Endgeräte, Videoübertragung und Sensorik hat das Potenzial, das Gesundheitswesen zu revolu-tionieren. Zum Beispiel Videokonsultationen von zu Hause aus, wo der Patient einem Spezialisten bei einer Hautkrankheit Bilder zur Verfügung stellt. Oder die Übermittlung von Gewichts- und Blutruck-Verlaufsdaten im Falle von Herz-kreislauf Störungen. Teile der Grundversorgung können in der Zukunft ohne Qualitätseinbusse von zu Hause aus erledigt werden – bequem und günstig.

intErViEW

„Digital & mobil: Die Zukunft gehört den Patienten“

im intErViEW

Stefano Santinelli, Leiter Gesundheitswesen, Swisscom AG

im intErViEW

Dr. Andy Fischer, CEO Medgate

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6 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

Die Spitallandschaft und ihr Umfeld werden sich auch in den kommenden Jahren stark

verändern. Denn der demografische Wandel mit einer zunehmend älteren Bevölkerung und punkto medizinischer Versorgung einer nach Flexibilität strebenden jüngeren Bevölkerung hat auch direkte Auswirkungen auf die Spitäler und Kliniken. So werden diese ihr Leistungsangebot

an die veränderten Bedürfnisse anpassen, aber auch vermehrt die Rolle als Grundversorger übernehmen. Dieser Prozess hat zum Teil schon begonnen, in dem Spitäler Kooperationen mit Hausärzten eingehen oder gar Hausarztpraxen übernehmen oder gründen. Damit können die Spitäler und Kliniken in der künftigen Gesund-heitsversorgung eine tragende Säule in den inte-grierten Behandlungsnetzen einnehmen. Sie bie-ten Orientierungshilfe im Gesundheitslabyrinth, übernehmen eine zentrale Rolle im „Disease Management“ und sind zentraler Ansprech-partner und gleichzeitig Leistungserbringer in allen Gesundheitsfragen. Diese Versorgungs-netze sollen den Patientinnen und Patienten qualitativ bessere Behandlungen bringen, in-dem die verschiedenen Leistungserbringer im Gesundheitswesen besser zusammenarbeiten. Einige Beispiele aus H+ Mitgliederbetrieben zeigen dies deutlich.

Gesundheits-netz aargau ost: gelebte integrierte Versorgung

Das Gesundheits-Netz Aargau Ost www.gnao.ch verbindet 17 Institutionen und Organisationen der Gesundheitsversorgung. Von dieser engen Zusammenarbeit profitieren alle – sowohl die Leistungserbringer als auch die Patientinnen und Patienten. Wer zum Gesundheits-Netz Aargau Ost gehört, bekennt sich zu Vernetzung, Zusam-menarbeit und Wissenstransfer. Ob Hausarzt,

Apotheker, Spital, Pflegeinstitution, Rehabilita-tionsklinik oder Psychiatrie: Die Partner kennen gegenseitig ihre Stärken und Kernkompetenzen, tauschen sich aus und arbeiten auf mehreren Ebenen zusammen. So sprechen alle die glei-che Sprache und verfolgen gemeinsame Ziele: Patientennähe, Qualität und Wirtschaftlichkeit.

Das Gesundheits-Netz Aargau Ost ist damit ein leuchtendes Beispiel für gelebte integrierte Versorgung. Dank Informationsaustausch, Rück-sprache und kurzer Wege zwischen den einzel-nen Netzwerkpartnern, wird bei Patientinnen und Patienten nur das abgeklärt, was wirklich nötig ist. Das spart Kosten und Wartezeit und dies bei gezielter und individueller Behandlung.

Gesundheitsversorgung im unterengadin

Die Gesundheitsversorgung im Unterengadin ist ebenfalls ein positives Beispiel für integrierte Behandlungsnetze. Ziel beim Gesundheitszent-rum Unterengadin war es, für eine aus medizini-scher Sicht schwer zu versorgende Region, eine für die Bevölkerung und die Touristen optimale Versorgungssituation zu schaffen. So haben sich im Unterengadin seit 2007 die wichtigs-ten Anbieter von Gesundheitsleistungen unter einem Dach zusammengeschlossen: Ein Spital der Grundversorgung, der Rettungs- und Not-falldienst, die Spitex, eine stationäre Langzeit-pflegeeinrichtung und zwei Pflegewohngruppen

sowie ein Wellnessbad mit einer Rehabilita-tionseinheit und eine sektorenübergreifende Beratungsstelle „Pflege & Betreuung“.

Die Vorteile eines solchen Gesundheitszen-trums liegen auf der Hand: Dank strategischen Partnerschaften können Synergien besser ge-nutzt, die vielfältigen Dienstleistungen können für Patienten optimal aufeinander abgestimmt und so eine ganze Dienstleistungskette ange-boten werden. Im Weiteren können Dienstleis-tungen dank der Bildung von zentralen Kom-petenzzentren effizienter und qualitativ besser erbracht werden.

spital sts aG: Pionier in der elektronischen unterstützung

Das Beispiel der Spital STS AG zeigt, dass die Vernetzung nicht nur unter den Leistungser-bringern stattfindet, sondern auch im Spital selbst. So hat das regionale Spitalzentrum im Berner Oberland schon vor über einem Jahrzehnt die elektronische Patientenakte eingeführt. Mit Hilfe dieser haben Ärzte und Pflegende jederzeit den gleichen Informationsstand zu einem Patienten. Einige Jahre später folgten eine computergesteuerte Medikamentenversorgung und ein elektronisches Patientenidentifikations-System. Laut dem Leiter Medizininformatik und dem Leitendem Arzt Medizin, Dr. med. Marc Oertle, standen bei der Einführung der computergestützten Hilfsmittel vor allem Effi-zienzsteigerungen in den Arbeitsprozessen und die Patientensicherheit im Vordergrund.

Auch wenn in der Spital STS AG schon viel erreicht wurde, bleibt die Entwicklung nicht stehen. Eine der letzten Neuerungen ist die elektronischen Bild- und Datenübermittlung an niedergelassene Ärzte. Ärzte in Praxen haben so die Möglichkeit, auf Ergebnisse von Spital-untersuchungen ihrer Patienten schnell und unkompliziert zuzugreifen, wie beispielsweise Röntgenuntersuchungen, die im Spital durch-geführt wurden. Ein weiteres Beispiel also für erfolgreiche Vernetzung.

GastbEitraG

Spitallandschaft bleibt in BewegungDie Spitäler und Kliniken arbeiten verstärkt zusammen und das nicht nur untereinander, sondern auch mit zuweisenden Instanzen, wie beispielsweise mit Fachärzten und den nachsorgenden Ins-titutionen, wie Rehabilitation oder Spitex. Die Vernetzung der einzelnen Leistungserbringer wird sich in den kommenden Jahren noch intensivieren.

Sieben Millionen Schweizer tragen die Versi-chertenkarte im Portemonnaie mit sich. Was bringt diese Karte eigentlich dem Patienten?

Die Schweizer Versichertenkarte wurde vor vier Jahren eingeführt, um die Abrechnung von Leistungen zwischen Ärzten, Spitälern, Apothe-ken und Krankenkassen zu vereinfachen. Der Patient weist heute beim Arzt oder im Spital einfach seine Karte vor. Die administrativen Daten werden dann elektronisch ausgelesen und man muss in der Regel keine Papierformulare mehr ausfüllen. Die Karte erleichtert zudem den Bezug von Medikamenten in der Apotheke.

Der Bundesrat hat in der entsprechenden Ver-ordnung auch die Möglichkeit zur Abspeiche-rung von persönlichen, medizinischen Notfall-daten auf der Karte vorgesehen.

Richtig, das ist die zweite hauptsächliche Funktion der Versichertenkarte. Patienten kön-nen etwa Angaben zur Blutgruppe, zu Krank-heiten, Allergien oder Medikationen sowie auch Informationen über private und medizinische Kontaktpersonen elektronisch auf der Karte abspeichern lassen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Beteiligten in einem Notfall rasch über diese Informationen verfügen.

Was haben Patienten davon, wenn sie ihre Daten auf der Karte abspeichern?

Fachleute sind sich darin einig, dass die schnelle Verfügbarkeit von Notfalldaten wich-tige Hinweise für die medizinische Erstbehand-lung liefert. Im Einzelfall entscheidet sie sogar über Leben und Tod. Der Schweizerische Ärz-teverband FMH hat in einer Studie festgestellt, dass in der Schweiz jedes Jahr mehrere hun-dert Menschen sterben, weil ihnen ein falsches Medikament, eine falsche Dosierung oder ein schädlicher Mix von Arzneimitteln verabreicht wird. Ein Teil dieser Medikationsfehler liesse sich bestimmt vermeiden, wenn dem Arzt im Notfall wichtige Informationen über Allergien oder bestehende Medikationen sofort bekannt wären – vor allem dann, wenn ein Patient nicht ansprechbar ist.

Das klingt nach einer guten Sache. Können Patienten diese Möglichkeit denn heute schon nutzen?

Die organisatorischen und technischen Vor-aussetzungen für das Abspeichern der Notfall-daten sind bereits seit einiger Zeit erfüllt. Der Bundesrat hat in einer Verordnung festgelegt, welche Akteure im Gesundheitswesen die Da-ten abspeichern und welche Teilnehmer sie auslesen dürfen. Der Datenschutz ist jederzeit gewährleistet und auch die technischen Fra-gen sind geklärt. Trotzdem bieten heute erst wenige Ärzte oder Spitäler den Patienten diese Möglichkeit an.

Warum ist das so?Die aktuelle Situation ist am ehesten mit dem

klassischen Huhn-Ei-Problem vergleichbar. Weil erst wenige Versichertenkarten Notfalldaten enthalten, warten viele Ärzte oder Spitäler mit der Anschaffung der entsprechenden Lese- und Schreibgeräte noch zu. Je weniger Ärzte und Spitäler jedoch über die notwendige technische Infrastruktur verfügen, desto weniger Daten werden auf die Karten geschrieben. Viele warten momentan einfach ab. Die Leidtragenden sind dabei die Patienten.

Momentan wird wieder viel über die Organ-spende diskutiert. Können auch diese Informa-tionen auf der Karte hinterlegt werden?

Auf jeden Fall. Die Notfalldaten auf der Karte umfassen alle wichtigen medizinischen Ausweise vom Allergiepass über die Medikati-onsliste bis zum Impf- und Organspendeausweis. Ein wichtiger Punkt ist auch die Information über das Vorhandensein einer Patientenver-fügung. Seit dem 1. Januar 2013 räumt das

Schweizerische Zivilgesetzbuch ZGB jeder Person explizit das Recht ein, das Vorliegen einer sol-chen Verfügung und den Hinterlegungsort auf der Versichertenkarte zu speichern. Das ist ein ganz elementares Patientenrecht, denn in einer solchen Verfügung wird festgehalten, welchen medizinischen Massnahmen jemand zustimmt und welchen nicht.

Was können Patienten unternehmen, wenn sie ihr Recht auf Abspeicherung der Notfalldaten wahrnehmen wollen?

Eine Anlaufstelle ist die Stiftung SPO Pa-tientenschutz, die sich seit vielen Jahren für Patientenrechte einsetzt. Sie bietet ihren Mit-gliedern diese Dienstleistung beispielsweise in Zürich an und führt auch Anlässe durch, an denen die Karte beschrieben werden kann. Im Internet findet man auch Listen derjenigen Leistungserbringer, welche die Abspeicherung heute schon anbieten. Zusätzlich können Pati-enten ihren Hausarzt darauf hinweisen, dass sie gerne ihre Notfalldaten abspeichern möchten.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG – intErViEW

„Notfalldaten können über Leben oder Tod entscheiden.“Der Gesetzgeber gibt jedem Patienten das Recht, wichtige medizinische Notfalldaten auf seiner Versichertenkarte abspeichern zu lassen. „Obwohl die schnelle Verfügbarkeit solcher Informationen im Notfall lebensrettend sein kann, bieten erst wenige Ärzte und Spitäler den Patienten das Abspeichern der Daten an“, stellt Werner Zecchino, Geschäftsführer der emineo AG, fest.

im intErViEW

Werner Zecchino Geschäftsführer und Partner emineo AG

autor

Bernhard Wegmüller

Direktor H+ Die Spitäler der Schweiz

inFormationEn und kontakt

Das Zürcher IT- und Beratungshaus emineo konzi-piert und realisiert Lösungen für die Optimierung der Prozesse unter anderem im Gesundheitswesen

emineo AG Heinrichstrasse 241, 8005 Zürich T: +41 43 444 65 44

www.emineo.ch

Page 7: Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 7

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von otmar rHEinHold

Hunderte Meilen entfernt ist die kleine Farm von der nächsten Siedlung, doch das jüngste

Kind hat hohes Fieber. Also wirft sich der helden-hafte Arzt in seine kleine Cessna und fliegt hin, das Kind zu retten. Zugegeben: Solche Szenen kennt man aus australischen Fernsehserien. Und bevor die Maschine startet, wird heftig übers Funkgerät konsultiert. Aber auch in der Schweiz leben viele Menschen in schwer zugänglichen Gebieten. Und in den kommenden Jahren wird es hier immer mehr Menschen geben, für die der Weg zum Arzt oder ins Spital zu beschwerlich ist. Ärztliche Hilfe muss dann aus der Ferne kommen.

Telemedizin heisst das Schlagwort, das vielen als Lösung der kommenden Herausforderungen gilt. Ganz wörtlich geht es hier um medizini-sche Versorgung, bei denen Fachpersonal und Patienten physisch voneinander getrennt sind. Dennoch ermöglicht sie die Messung und Ab-klärung von medizinischen Parametern, die Erstabklärung von Beschwerden und sogar die komplette Konsultation samt Diagnose und The-rapieempfehlung.

messen aus der Ferne

Moderne Informationstechnik macht es mög-lich, zumal in einem Land wie der Schweiz mit seinen gut ausgebauten Breitbandnetzen. Und tatsächlich gibt es hierzulande schon längst

privatwirtschaftlich organisierte medizinische Beratungsstellen, bei denen Patienten zunächst einmal anrufen. Dort werden sie von Ärzten und medizinischem Fachpersonal über ihre Be-schwerden befragt, bekommen Behandlungshin-weise, erhalten Rezepte oder werden an einen niedergelassenen Arzt oder ins Spital vermittelt.

Solche telemedizinischen Angebote sind in verschiedenen Modellen der Kostenträgerschaft denkbar. Wichtig ist ihre strukturelle Rolle. Denn sie verbinden möglichst alle Akteure des Gesundheitswesen auf möglichst effiziente Weise. Wer zu weit weg wohnt oder zu krank ist, bekommt mit einem Anruf – oder per E-Mail oder über eine Smartphone-App – Verbindung zu einer Art „Gesundheitsleitstelle“, welche die Betroffenen dann an die richtigen Fachleute weiterleitet oder direkt versorgt.

Auch technisch ist dabei die Diagnose kein Problem. Längst ist es beispielsweise Praxis, dass Patienten selbst Fotos von einem Ekzem oder einem geröteten Auge machen und sie dem Beratungszentrum zur Diagnose übermitteln. Der elektronische Austausch von Diagnosedaten bleibt damit nicht mehr nur dem Fachpersonal vorbehalten – so macht Telemedizin den Patien-ten zum mündigen, agierenden Partner.

Das Messen von Daten aus der Ferne ist ein fester Bestandteil der Telemedizin, auch bekannt als Telemonitoring. Beispiel Herzschrittmacher: Hohe Kosten entstehen durch regelmässige War-tung der kleinen Maschinen, ganz zu schweigen von der Beeinträchtigung der Lebensqualität der

Betroffenen. Moderne Geräte können deshalb neben den Vitaldaten auch Funktionsdaten des Schrittmachers per Datenfunk regelmässig an ein Behandlungszentrum senden. Dort bewer-ten Ärzte die Daten. Liegen Anzeichen für ein Problem vor, geben die Geräte sofort Alarm. Ärzte setzen sich mit den Patienten in Ver-bindung oder rufen gleich die Ambulanz. Der Erfindungsreichtum der Medizintechnikbranche ist hier grenzenlos. Winzige Implantate können bald wichtige Körperfunktionen von kranken oder pflegebedürftigen Menschen überwachen und an einen zentralen Server schicken, wer fit ist, macht die Analysen per Smartphone selbst.

Wiederkehr des dorfarztes

Telemedizin erleichtert auch die Arbeit des Fachpersonals. Ein Konsil können Ärzte per Videokonferenz vom eigenen Büro aus abhalten. Wichtige diagnostische Daten liegen auf einem

zentralen Server. Über diesen läuft auch die Weitergabe von Anamnesedaten etwa zwischen einer Radiologiefachpraxis, dem Hausarzt und dem Spital. Wobei der mündige Patient von mor-gen auch selbst Zugriff auf diese elektronische Krankenakte haben wird.

Entscheidend ist bei alledem: Telemedizin wird nicht um der Technik willen gemacht. Natürlich spart mehr Effizienz durch bessere Vernetzung auch Geld. Aber sie verspricht vor allem einen grossen Beitrag zur Lösung des de-mografischen Problems mit immer mehr pflege-bedürftigen und chronisch kranken Menschen. Es braucht einfach Strukturen, die auf all

, diese

Menschen in ihrem jeweiligen Zu Hause quasi aufpasst und bei Bedarf schnell die richtige Hilfe leistet. Im Grunde erschafft sie damit den klassischen Dorfarzt wieder. Der wusste auch immer, wie es den Leuten ging und sorgte stets für schnelle Hilfe. Heute eben auch mal aus der Ferne.

artikEl

Heilen aus der FerneWenn Arzt und Patient nicht zueinander kommen, passiert die Versorgung über die Datenleitung. Telemedizin ist eines der ganz grossen Zukunftsthemen.

Sie möchten den Hausarzt neu erfinden. War-um ist das notwendig?

Der Hausarzt von vor 100 Jahren kannte seinen Patienten meist ein ganzes Leben lang, wusste, wo er zur Arbeit ging und wie er seine Freizeit verbrachte. Heute ist dieser ganzheit-liche medizinische Ansatz stark in den Hin-tergrund gedrängt. Die familiären und gesell-schaftlichen Strukturen haben sich ebenso stark verändert, wie die Mobilität der Menschen. Der moderne Mensch lebt und arbeitet nicht mehr nur an einem Ort, kann seinen Hausarzt häufig nicht mehr einfach erreichen. Er möchte eine kompetente Gesundheitsberatung schnell und unabhängig vom Ort erhalten und erwartet, dass die Ärzte Zugriff auf seine Gesundheitsinforma-tionen haben. Die technischen Lösungen sind längst vorhanden und die Menschen haben keine Berührungsängste, sie auch einzusetzen. Mit diesen Arbeitsinstrumenten können wir heute schon in unseren Gesundheitszentren – wieder – eine integrierte Versorgung gewährleisten.

Wie funktioniert diese Versorgung über san-te24 und santémed Gesundheitszentren?

sante24 ist wie ein Fluglotse für den Patien-ten. Im Falle einer Erkrankung geht er entweder ins Gesundheitszentrum oder er wendet sich an uns: rund um die Uhr per Telefon, Videokonfe-renz oder Internet. Das sante24-Team besteht aus rund 70 Ärzten und Gesundheitsberaterinnen. Sie beraten oder lotsen den Patienten dann zu der für ihn optimalen Lösung – der Mensch bleibt dabei im Mittelpunkt. Nicht die Berufsgattung des sante24-Mitarbeiters steht im Vordergrund, vielmehr die Fachkompetenz des gesamten in-

terdisziplinären Teams. Anhand des elektroni-schen Patientendossiers können wir Diagnosen und Behandlungen einsehen und die aktuellen Beschwerden besser einordnen. Trotz Techno-logie: die wichtigsten „Flugdaten“ erfahren wir durch das Gespräch mit dem Patienten. Wir legen deshalb höchsten Wert auf Gesprächsschulung und kompetentes medizinisches „Handwerk“.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG – intErViEW

„Der Mensch bleibt im Mittelpunkt“

im intErViEW

Dr. med. Martin D. Denz, Leiter Betrieb und Chefarzt sante24

Sie brauchen einen Arzttermin, aber das Telefon Ihres Arztes ist ständig besetzt? Sie möchten die verschiedenen Vorsorgeuntersuche für Ihr Baby beim Kinderarzt gleich alle online buchen? Ihre Ärztin muss Sie an einen Spezialisten oder an ein Spital überweisen und für Sie ist es wichtig, dass sie Ihnen gleich den Termin dafür bekannt geben kann?

Die Firma visionary ag hat in den letzten Monaten auf der bekannten eHealth-Plattform docbox ein Angebot entwickelt, mit dem Arzt-praxen, Spitäler, Chiropraktiker, Zahnärzte so-wie alle anderen medizinischen Leistungserbrin-ger Termine direkt für ihre Patienten oder für medizinische Call Center sowie für überweisende Ärzte freigeben können.

Sie als Patient können über die Webseite des Arztes oder direkt im docbox-Portal Termine buchen. Der Hausarzt bucht Termine für seine Patienten im geschützten Bereich von docbox bei Spezialisten und Spitälern. Und wenn Sie in einem medizinischen Call Center anrufen, kann Ihnen dieses bei Bedarf gleich am Telefon einen Termin bei einem Arzt oder der Notfallpraxis im Spital buchen!

Fragen Sie Ihren Arzt, ob er schon Termine auf docbox freigibt! Wenn nicht, kann er sich auf docbox.ch informieren oder die Dienstleistung gleich in seiner docbox aufschalten.

docbox ist die grösste eHealth Plattform in der Schweiz, denn schon über 12‘000 Pro-fis aus dem Gesundheitswesen vertrauen auf die docbox eHealth Lösungen. docbox bietet

neben dem eTermin auch eRezept, eAnmeldung, eCheck-in, eBericht, eTer-mine für Ärztebesucher und weitere Dienstleis-tungen an. Rund 80 Pro-zent aller Notfalldienste in der Schweiz werden mit docbox organisiert. docbox eTermin ist neu und kann vom Arzt oder Spital oder allen anderen medizinischen Leistungs-erbringern in der beste-henden docbox aktiviert werden. Schnittstellen in die führenden Praxissoft-ware und Spital Systeme ermöglichen ein Arbeiten aus der gewohnten Um-gebung.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG

Dank docbox: Arzttermine jetzt auch online buchen!

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8 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

Herr Jordan, warum soll ich mich in einer Apotheke beraten lassen?

Dominique Jordan: In der Apotheke erhalten Sie rasch und unkompliziert Antworten auf gesundheitliche Fragen. Der Apotheker ist da-für geschult, die Erstberatung zu übernehmen, harmlose Beschwerden zu behandeln und den Patienten bei Bedarf für weitere Abklärungen an einen Arzt beziehungsweise Spital zu verweisen.

Was leistet der Apotheker für die Grundversorgung?

Die Apotheke dient somit als erste An-laufstelle bei gesundheitlichen Problemen und übernimmt eine wichtige Triagefunktion. Durch seine fachmännische Einschätzung lassen sich unnötige Arztbesuche, aber auch Folgekosten vermeiden, da Patienten rechtzeitig richtig be-raten werden.

Warum braucht es den Medikamenten- und Bezugscheck?

Der Apotheker führt wichtige Sicherheits-kontrollen durch, bevor er ein Rezept einlöst. Dazu gehört auch der Medikamenten- und Bezugs-Check. Beim Medikamenten-Check achtet der Apotheker unter anderem darauf, ob das Rezept für den betreffenden Patienten korrekt verfasst wurde. Sollte es etwa unleser-lich sein oder falsche Dosierungen beinhalten, kontaktiert er den behandelnden Arzt. Zudem klärt der Apotheker seinen Patienten bei dieser Gelegenheit über mögliche Risiken und Neben-wirkungen der verschriebenen Medikamente auf. Falls er zudem riskante Wechselwirkun-gen innerhalb des Rezepts erkennt, schlägt er seinem Patienten Alternativen vor. Auch in diesem Fall informiert er bei Bedarf den behandelnden Arzt.

Vor dem Einlösen des Rezepts macht der Apotheker zusätzlich zum Medikamenten-Check den sogenannten Bezugs-Check. Hierzu gleicht er die verschriebenen Arzneimittel mit dem elektronischen Patientendossier ab. Darin sind alle Medikamente aufgeführt, die der Patient in dieser Apotheke bisher auf Rezept bezogen hat. So behält der Apotheker auch den Überblick, wenn ein Patient bei verschiedenen Ärzten in Behandlung ist.

Welche weiteren pharmazeutischen Leistungen bietet der Apotheker an?

Seit 2010 kann der Apotheker ohne ärztliche Verordnung einen sogenannten Polymedika-tions-Check (PMC) durchführen. Bei diesem Beratungsgespräch berichtet der Patient dem Apotheker, wie er seinen Alltag mit den Medi-kamenten organisiert, um keine Pille zu verges-sen oder doppelt einzunehmen. Der PMC wird

maximal halbjährlich durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) vergütet, falls der Patient mindestens vier ärztlich verordnete Medikamente gleichzeitig während mindestens drei Monaten einnehmen muss und dem PMC zustimmt.

Gemäss KVG Art 52a ist der Apotheker ausserdem befähigt, dem Patienten mit dessen Einverständnis ein geeignetes, kostengünstige-res Generikum anstelle des teuren Originalpro-duktes abzugeben. Diese Ersatzwahl vermerkt er auf dem Rezept sowie im Patientendossier und informiert den behandelnden Arzt über die Substitution. Die Leistung für diese Gene-rikasubstitution kann er selten voll verrechnen.

Wie ist die Entlöhnung des Apothekers diesbezüglich geregelt?

Seit 2001 verfügen die Apotheker über ein bewährtes Tarifsystem: die leistungsorientierte Abgeltung (LOA). Gemäss dem vom Bundesrat anerkannten Tarifvertrag LOA IV zwischen pharmaSuisse und santésuisse können Apothe-ker ihre Leistungen im Zusammenhang mit der Abgabe eines rezeptpflichtigen Medikaments weitgehend unabhängig von dessen Preis und Menge verrechnen.

Dieses bewährte System fördert die Bera-tungsqualität und dient somit der Sicherheit des Patienten. Der Kunde erhält die gleiche Bera-tung, ob er nun ein Generikum oder ein teures Medikament bezieht. Mit der LOA-Einführung wurden folglich finanzielle Fehlanreize zur Ab-gabe von teuren Medikamenten minimiert. So verfügt die Schweiz im Vergleich zu gewissen Ländern der EU über ein vorbildliches Tarifsys-tem für Apotheken.

Wie kann der Apotheker zu einem noch effizienteren Gesundheitssystem beitragen?

Wir setzen uns dafür ein, dass seine Rolle als Grundversorger gestärkt wird, damit jede Berufsgruppe seine Stärken optimal einsetzen

kann. Dies bedingt natürlich, dass die verschie-denen Leistungserbringer noch besser zusam-menarbeiten – zum Wohle des Patienten.

Wie könnte die Zusammenarbeit mit den Ärzten optimiert werden?

Ein zukunftsweisendes Beispiel ist das Pro-jekt netCare. Im April 2011 ist das Projekt net-Care in 200 Apotheken gestartet. Rund 1’700 Personen haben diese Dienstleistung bereits genutzt (Stand 31.1.2013), vorwiegend jüngere Personen ohne Hausarzt. Am häufigsten kamen sie wegen Verdachts auf Blasenentzündung oder Bindehautentzündung zum netCare-Apotheker. Am begehrtesten war das Angebot unter ande-rem zu Randzeiten und samstags, wenn viele Hausarztpraxen geschlossen sind. Aufgrund der positiven Rückmeldungen arbeiten wir nun daran, das Projekt auf möglichst viele Apothe-ken auszuweiten.

Wie stellen Sie sich den Apotheker der Zukunft vor?

Angesichts der aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen, wie dem zunehmenden Ärztemangel, ist es wichtig, dass der Apothe-ker den Arzt seinen Fähigkeiten entsprechend entlasten kann. Denkbar ist beispielsweise, dass er gesunde Erwachsene in der Apotheke impfen darf – künftig hoffentlich auch ohne ärztliches Rezept. Rund 90 Apotheker haben bereits die entsprechende Spezialisierung erfolgreich ab-solviert.

Was wünschen Sie dem Apotheker für die kommenden Jahre?

Dass er weitere innovative Lösungen findet und das Gesundheitssystem aktiv mitgestalten kann. Derzeit unterstützen wir unter anderem das elektronische Patientendossier, das den Da-tenaustausch zwischen den Leistungserbringern erleichtern soll, um die Patientensicherheit zu erhöhen.

im intErViEW

Dominique Jordan ist Präsident des Schweizeri-schen Apothekerverbandes pharmaSuisse. Der Dachverband vertritt rund 1

,350 Apotheken

und etwa 5,700 Mitglieder.

One-size-fits-all funktioniert heute nicht mehr. Der Konsument lehnt standardisierte

Massenware zunehmend ab und verlangt in-dividualisierte Produkte, wie zum Beispiel Müeslimischungen (mymüesli), massgeschnei-derte Turnschuhe (miadidas) oder Schokloade (myswisschoclate). Der Trend geht zum Indi-vidual-Produkt, das gilt auch für Gesundheit: also weg von der Massenmedizin und hin zur personalisierten Medizin. Damit ein Produkt oder eine Leistung personalisiert werden kann, muss man die individuellen Bedürfnisse, Wün-sche und Besonderheiten kennen. Wer einen massgeschneiderten Anzug herstellen will, muss wissen, welche Körpermasse jemand hat, welchen Stoff und Stil er bevorzugt. Auch für personalisierte Medizin braucht es individuelle Daten, auf die die Behandlung aufbauen kann.

Aufgrund des technischen Fortschritts der Bio- und Informationstechnologie verfügen wir heute so viele Daten wie nie zuvor. Sie stammen zum einen aus Genanalysen, die immer schneller und billiger werden und zum anderen erzeugt die zunehmende Nutzung von mobilen Geräte riesige Mengen von persönlichen Verhaltensdaten.

Während die Erkenntnisse aus Gen-Analy-sen bereits heute für die Diagnose und Therapie bei verschiedenen Krankheiten genutzt werden, wurde das Potenzial von zum Beispiel Smart-phone-Daten für die Gesundheit noch kaum erkannt. Doch bereits heute weiss Google oder mein Telco-Provider mehr über meine indivi-duellen Gesundheitsrisiken als mein Arzt oder meine Versicherung. Durch die Auswertung von Suchanfragen kann Google zum Beispiel den Verlauf von Grippe-Epidemien vorhersagen oder kritische Wechselwirkungen zwischen Medika-menten früher als jede Behörde zu erkennen.

In Zukunft werden Smartphones immer mehr wertvolle Gesundheitsinformationen liefern. Die nächste Generation von mobilen Geräten wie Google-Brillen und iPhone-Uhren werden wir direkt am Körper tragen. Sie zeichnen alles auf was wir tun, mit wem wir kommunizieren, wie viel wir uns bewegen, was wir essen, wie wir uns fühlen, wie wir schlafen. Auch die Messung von Vitalwerten wie Puls, Blutdruck und Blutzucker gehören bald zur Standardaus-stattung von mobilen Kommunikationsgeräten. Die Auswertung der Kommunikations- und

Bewegungsmuster von einer sehr grossen Zahl von Menschen ermöglicht es, auch individuelle Gesundheitsrisiken immer besser vorherzusa-gen. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, umso besser werden die Resultate. Zurzeit entwickeln verschiedene Unternehmen Gesundheits-Apps, die gezielt zur Vorhersage eingesetzt werden sollen.

Beispiel: Ginger IO ist eine Smartphone-App, die zwei Tage im voraus sagen kann, ob eine Depression ausbricht. Wie funktioniert das? Die App analysiert Kommunikations- und Be-

wegungsmuster aus Smartphonedaten. Ginger IO konzentriert sich vorerst auf Menschen mit Diabetes, die ein höheres Risiko für Depressi-onen haben.

Mit der Verdatung des Lebens erhält die Prävention eine neue Grundlage. Statt nur all-gemeine Verhaltensregeln zu propagieren/pos-tulieren, kann man gezielt auf individuelle Ri-siken einwirken. Ein Vorteil des elektronischen Gesundheitsmonitorings ist, dass es ermöglicht einen individuellen Zustand im Kontext von externen Einflussfaktoren zu beurteilen und damit die individuellen Besonderheiten einer Person und ihrer Situation berücksichtigen kann. Vorerst geht es um Kurzfrist-Prognosen: das Monitoring wird zuerst bei chronisch Kranken eingesetzt, um mögliche Komplikationen vorher-zusehen und frühzeitig zu behandeln. In Zukunft werden Therapie und Prognose immer stärker verschmelzen (= Theragnostik). Der Fokus der Behandlung wird sich allmählich verschieben von Pillen auf Apps, die den indviduellen Ge-sundheitszustand kontinuierlich beobachten und das Verhalten coachen. So werden es zum Beispiel statt einem Schlafmittel Schlaf-Apps verschrieben, die den individuellen Schlafrhyth-mus überwachen und coachen.

Sollen Prognosen erfolgreich sein, ist ein vernetztes Denken gefragt und die Kooperation über Branchengrenzen hinweg. Ohne Vernet-zung der Daten bleibt personalisierte Medizin eine Fiktion. Ob und unter welchen Bedingungen die vermehrte Selbstbeobachtung zu gesunde-rem Verhalten verleitet oder zu Hypochondrie, bleibt vorerst offen. Klar ist, dass Monitoring nie neutral ist. Wer weiss, dass er beobachtet wird, entscheidet und verhält sich anders als jemand der sich unbeobachtet fühlt.

GastbEitraG

Von der Diagnose zur individuellen Prognose

autorin

Karin Frick ist Forschungsleiterin und Mitglied der Geschäftsleitung des GDI Gottlieb Duttweiler Institutes. Das GDI ist ein führender Think Tank für Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum.

intErViEW

„Innovative Lösungen finden“

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Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 9

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von GabriElE HEllWiG

Die neuesten Zahlen sind erschreckend: 41 Prozent der Schweizer sind übergewichtig

oder adipös. Damit hat sich innert 20 Jahren der Anteil der adipösen Menschen beinahe verdoppelt. Männer sind stärker betroffen als Frauen, wie die aktuelle schweizerische Ge-sundheitsbefragung zeigt, die vom Bundesamt für Statistik alle fünf Jahre durchgeführt wird. Demnach bringen 51 Prozent der Männer und 32 Prozent der Frauen zu viele Kilos auf die Waage.

Ältere Menschen haben besonders mit dem Gewicht zu kämpfen, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. Ab 35 Jahren ist die Hälfte der Männer davon betroffen. Der Grund: Je älter man wird, desto weniger Kalorien verbraucht der Körper. Wer sich genauso ernährt wie frü-her, nimmt zwangsläufig zu. Die aufgenommene Energie verbrennt langsamer.

Überall herrscht ein kalorien-Überangebot

Die Ursachen für diesen Trend sind vielfältig. Hauptsächlich werden die heutigen Lebensge-wohnheiten für die Entstehung von Adiposi-tas – damit ist ein Body-Mass-Index von über 35 gemeint – verantwortlich gemacht. Viele Menschen ernähren sich zu ungesund, greifen zunehmend auf Fast-Food zurück. Dazu kommt, dass sich die meisten Menschen zu wenig be-wegen. Nicht zuletzt, kann auch die Vererbung eine Rolle spielen.

Adipositas schädigt langfristig die Blutgefäße im ganzen Körper. Es kommt zu Ablagerungen und damit zur Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Auch das Risiko für Diabetes ist erhöht. Denn bei stetig zunehmendem Körpergewicht wird auch mehr Insulin benötigt. Hat man die entsprechende Veranlagung, schafft die Bauchspeicheldrüse es nicht mehr, immer mehr Insulin zu produzieren – und der Körper kann es nicht richtig verwerten. Folge: relativer Insulinmangel. Glukose gelangt nicht mehr zu den Zellen, sondern staut sich im Blut an. Der Blutzuckerwert steigt.

Übergewicht kann zu bluthochdruck führen

Herz und Kreislauf werden durch das hohe Ge-wicht enorm belastet. Die Blutmenge ist bei Übergewichtigen größer und das Herz muss stärker schlagen, um das Blut in Bewegung zu halten. Ein höherer Blutdruck ist die Folge. Die zunehmende Zahl von Patienten mit Gelenk-erkrankungen und Rückenschmerzen steht ebenfalls in Zusammenhang mit der steigen-den Zahl der Übergewichtigen. Denn jedes Kilo zuviel belastet die Gelenke.

Das hohe Übergewicht hat nicht nur gesund-heitliche Nachteile für die Betroffenen, sondern auch eine beachtliche volkswirtschaftliche Be-deutung. Das Bundesamt für Gesundheit hat die durch Übergewicht und Adipositas und deren Folgekrankheiten verursachten Kosten in der Schweiz berechnen lassen. Das Ergebnis: Die Krankheitskosten liegen aktuell bei 5,7 Milli-arden Schweizer Franken.

die behandlung von Übergewicht muss immer mehrgleisig erfolgen:

Ernährung umstellen.Eine Analyse der Ernährungsgewohnheiten, am besten durch das Führen eines Esstagebuches, steht immer am Beginn der Behandlung. Eine begleitende Beratung ist wichtig, um alternative Lebensmittel mit weniger Kalorien zu finden. Natürlich muss auch die Gesamtkalorienmenge reduziert werden.Sport treiben. Um abzunehmen, sollte man sich drei bis fünf-mal pro Woche körperlich bewegen – und zwar jeweils 30 bis 45 Minuten. Das langfristige Ziel sind mindestens 30 Minuten täglich. Gleichzeitig muss der Patient versuchen, mehr „alltägli-che“ Aktivität wie Gehen, Laufen statt Fah-ren, Treppensteigen statt Lift, in sein Leben zu integrieren.Einstellung ändern. Bei starkem Übergewicht kann eine Psycho-therapie sinnvoll sein. Ansonsten reicht es aus, sich selbst mehr Achtsamkeit zu schenken. Das bedeutet vor allem, die eigenen Verhaltens-mechanismen besser kennenzulernen, um sie gegebenenfalls ändern zu können. So essen viele Menschen aus Frust oder Langeweile. Hier gilt es Alternativen zu finden.Medikamente nehmen. Arzneimittel können in einigen Fällen vorü-bergehend eine gute Hilfe sein. Es gibt Medi-kamente, die zum Beispiel die Fettresorption im Dünndarm vermindern oder den Appetit zügeln.Magen verkleinern. Eine chirurgische Maßnahme kommt meist nur für Patienten in Frage, deren Body-Mass-Index über 35. Die heute am häufigsten angewandten Verfahren sind Magenverkleinerungen mit ei-nem Magenband, Magenbypass oder Magen-schlauch.

Wie man stark übergewichtigen Menschen noch besser helfen kann, beschäftigt viele Forscher. In Zukunft, so haben Experimente von Wissen-schaftlern gezeigt, könnte dies mithilfe eines sehr schmalen Röhrchens passieren, das in den Dünndarm eingesetzt wird. Das Röhrchen trennt die Nahrung von den Dünndarmwänden. Auf diese Weise ist es dem Körper nicht möglich, Nahrungsbestandteile durch die Darmwand aufzunehmen. Stattdessen wird ein Teil der aufgenommenen Nahrung unverwertet wieder ausgeschieden.

artikEl

Die neue VolkskrankheitFolgeerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck drohen. Dabei gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten.

Welche Ursachen hat Adipositas?Adipositas ist eine Krankheit. Meist liegt

ein Ungleichgewicht zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch vor – die Energiebilanz ist positiv. Verbraucht der Körper zu wenige Kalorien, lagert sich Fett ab und es entsteht eine Fettsucht – die Adipositas. Wichtig zu wissen: Umweltfaktoren spielen eine wesentliche Rolle bei Adipositas. In unserer Gesellschaft herrscht ein Überangebot an Nahrungsmitteln, die häufig sehr günstig und von minderer Qualität sind.

Vor allem im beliebten Fast Food sind schädliche Transfettsäuren enthalten. Unsere Nahrung enthält auch mehr Kalorien pro Gramm als noch vor Jahrzehnten.

Wie viele Menschen sind davon in der Schweiz betroffen?

Es gibt Menschen, die anfälliger sind für Fettleibigkeit. In der Schweiz leiden 8,1 Prozent an Adipositas, das sind über 500‘000 Menschen. Sie verfügen alle über einen Body Mass Index, kurz BMI, von mehr als 30. Der BMI ist eine Masszahl, die das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße bewertet. Als übergewichtig gelten gar 37 Prozent, also mehr als 2,2 Mio. Schweizer. Tendenz: stark ansteigend.

Zu welchen Folgeerkrankungen führt Adipositas?

Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen – die zu einem Herzinfarkt führen können –, Schlafapnoe sowie Arthrosen der Gelenke durch die chronische Überbelastung sind die häufigsten Folgeerkrankungen. Zudem gibt es ein höheres Sterberisiko. Menschen mit einem BMI von 40 leben in der Regel zehn Jahre weniger als nor-malgewichtige. Zusätzlich treten Depressionen auf, die sozialen Belastungen sind sehr stark: Die Lebensqualität ist vermindert, Betroffene ziehen sich häufig zurück und haben weniger soziale Kontakte.

Wie wichtig ist das Thema Prävention?Es ist immens wichtig. Das Problem ist, dass

es keine Lobby für adipöse Menschen gibt. Sie werden stigmatisiert: Wer dick ist, ist in den Augen Anderer selber schuld. Die Gesamtkosten der Adipositas betragen pro Jahr rund 5,7 Mrd.

Franken. 99 Prozent davon entstehen durch indirekte Kosten und Folgeerkrankungen. Nur 0,85 Prozent dieser Gesamtkosten werden durch die direkte Behandlung (Diäten, Operationen) der Adipositas verursacht.

Welche konservativen Therapien gibt es?Konservative Therapien, in Form von Di-

äten und Verhaltenstherapien (Psychothera-pien, mehr Bewegung und Sport), eignen sich für Patienten mit einem BMI zwischen 25 und 35. Ab einem BMI von 35 sind konservative Massnahmen fast immer erfolglos, da es regel-mässig nach erfolgter Gewichtreduktion zum Jojo-Effekt kommt.

Für wen kommen operative Therapien infrage? Patienten mit einem BMI ab 35 sollten früh-

zeitig operiert werden. Im Spital Limmattal ent-scheidet ein interdisziplinäres Team mit dem Patienten zusammen darüber, welche Opera-tionsart zum Einsatz kommt. Die wichtigsten Operationen sind Magenbänder, Magenbypass und Magenschlauch.

Die einfachste Operation ist das Magenband: Hier wird eine rein mechanische Barriere errich-tet. Allerdings muss es bei gut 40 Prozent der Patienten nach Jahren wieder entfernt werden. Ein weiterer entscheidender Nachteil ist, dass sich das Essverhalten nicht ändert und das Hun-gergefühl persistiert.

Der Magenbypass ist deutlich nachhaltiger: Hier wird der Magen sehr weit oben durchtrennt und mit einer Dünndarmschlinge verbunden. So wird der obere Verdauungstrakt umgangen, wo-durch die Patienten weniger Hunger haben und weniger essen. Zudem werden weniger Kalorien im Dünndarm aufgenommen.

Beim Magenschlauch wird der Magen ver-kleinert, wodurch die Betroffenen weniger essen, sich schneller satt und voll fühlen, da zudem ein Teil der Hungerhormone bei der Operation mit entfernt wird.

Insgesamt sind die Operationen technisch komplex, und adipöse Patienten weisen einige Folgeerkrankungen auf. Sie sollten deshalb in entsprechenden Zentren – das Spital Limmattal ist ein BAG-Referenzzentrum – mit erfahrenen Ärzten operiert werden. Am Spital Limmattal etwa wurden in den letzten 10 Jahren mehr als 1‘100 Patienten mit Übergewicht operiert. Das Operationsteam ist äusserst erfahren, und unser interdisziplinäres Team aus Ärzten der verschiedensten Fachrichtungen kennt sich mit den Problemen des übergewichtigen Patienten bestens aus. Unsere Ernährungsberatung, und auch die Pflege, sind im Umgang mit diesen Pa-tienten sehr kompetent und versiert. Patienten, die an solchen Referenzzentren operiert werden, haben ein sehr geringes Operationsrisiko.

Wie wichtig ist die Nachbehandlung?Nach adipositaschirurgischen Operationen

kontrollieren wir Patienten regelmässig, um Komplikationen wie beispielsweise Mangeler-nährung zu erkennen. Bei regelmässiger Kont-rolle sind solche Probleme sehr selten.

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„Bei einem BMI ab 35 sollte frühzeitig operiert werden“

kontakt

Spital Limmattal, Sekretariat Chirurgie Telefon 044 733 21 26 Fax 044 733 24 05 [email protected]

www.spital-limmattal.ch

im intErViEW

Dr. med. Thomas Köstler, Leitender Arzt Chirurgie, Spital Limmattal, Leiter Bariatrienetzwerk Spital Limmattal und Universitätsklinik Basel Schwerpunkt: Allgemeine Chirurgie/ Traumatologie und Viszeralchirurgie

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Die Zahlen basieren auf dem Body-Mass-Index (BMI), der berechnet wird, indem das Körpergewicht (in Kilogramm)durch die Körpergrösse (in Meter) im Quadrat geteilt wird. Gemäss den Grenzwerten der WHO gilt man ab einem BMIvon 25 als übergewichtig und bei einem BMI ab 30 als adipös.

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Die Zahlen basieren auf dem Body-Mass-Index (BMI), der berechnet wird, indem das Körpergewicht (in Kilogramm)durch die Körpergrösse (in Meter) im Quadrat geteilt wird. Gemäss den Grenzwerten der WHO gilt man ab einem BMIvon 25 als übergewichtig und bei einem BMI ab 30 als adipös.

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Quelle: SGB, © Bundesamt für Statistik (BFS)

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10 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

artikEl

Scharfe Bilder sorgen für KlarheitOptimierte bildgebende Verfahren – überzeugen neueste Röntgengeräte durch weniger belastende Strahlen, können moderne MRT-Geräte mit hochwertiger Bildqualität punkten.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von tobias lEmsEr

Sie gilt in der Medizin als die Erfindung des späten 19. Jahrhunderts – die Röntgentech-

nik. 1895 gelang es Wilhelm Conrad Röntgen, mithilfe von Strahlen erstmals einzelne unter der Haut liegende Fingerglieder und Handknochen sichtbar zu machen. Damit leitete der Physi-ker nicht nur eine neue medizinische Epoche ein, sondern verhalf der Röntgentechnik, sich zum Klassiker unter den bildgebenden Dia-gnostikverfahren zu entwickeln. Nicht ganz unbedenklich ist jedoch auch heute noch die Strahlenbelastung.

röntgen mit geringer strahlenbelastung

Dieser Gefahr trägt ein ganz neuartiger radiolo-gischer EOS-Ganzkörper-Scanner Rechnung.

Der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete De-tektor des Gerätes vereint gleich mehrere Spit-zentechnologien. Vor allem für Kinder und für Personen, die sich oft untersuchen lassen müssen, erweist sich eine zehnmal geringere Strahlenbelastung als bei herkömmlichen Röntgengeräten als vorteilhaft. Zudem erfolgt die dreidimensionale Darstellung der Skelett-strukturen unter Belastung und erlaubt damit eine Beurteilung der Statik. Binnen weniger Sekunden entstehen gestochen scharfe Bilder zwei- und dreidimensionaler Ganzkörperauf-nahmen im Stehen.

Exaktere diagnosen dank mrt

Aber auch die Magnet-Resonanz-Tomografie, kurz: MRT, setzt immer neue Massstäbe. So sind neueste Geräte mit stärkeren Gradienten und Spulen ausgestattet, sodass Mediziner dank

verbesserter Bildqualität exaktere Diagnosen stellen können. Weitere Pluspunkte liegen nicht nur in der kürzeren Untersuchungszeit. Zusätzlich ist die neueste Gerätegeneration imstande, erweiterte Bilddarstellungen und Diagnosen etwa für Gefässe, Gehirn oder Knochen zu erstellen und Dysfunktionen sichtbar zu machen. Mittlerweile gibt es zudem nicht nur offe-nere MRT-Geräte, sondern auch solche mit sogenannter „Silent-Scan“-Methode. Dahin-ter steckt eine Art neue Software, wodurch weniger Schwingungen und somit weniger Lärm entsteht.

Neben der Reduktion der Strahlenbelastung ist die sukzessive Verbesserung des Patien-

tenumfelds laut Matthias Egger von Philips Healthcare, Mitglied des Schweizer Medtech-Dachverbands FASMED, ein weiterer Trend. Ebenso die Hybridtechnologie bei operati-

ven Eingriffen: „Dabei werden im Laufe der OP verschiedene bild-gebende Diagnostik-verfahren miteinander kombiniert“, erläutert Egger. Vorteil die-ses zumeist minimal-invasiv verlaufenden

Eingriffs: weniger Risiko, bessere Diagnostik und reduzierte postoperative Folgen. „Im Zeitalter der neuen Spitalfanzierung werden gezielte Untersuchungen aus gesundheitlichen und ökonomischen Gründen immer wichtiger“, betont er.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG – intErViEW

„Ein Assistent, der Leben retten kann“Was genau ist Watson und wie kann es das Gesundheitswesen unterstützen?

Watson ist eine neue Computertechnologie, die wir als lernende oder kognitive Systeme bezeichnen. Watson nähert sich den kognitiven Fähigkeiten des Menschen an und kann uns so in der Datenverarbeitung besser unterstützen. Ich glaube, hier liegt die Zukunft. Im medizinischen Bereich bietet das Watson-System neue Mög-lichkeiten, den Ärzten zu assistieren und nicht zuletzt Leben zu retten. Ärzte können rascher und besser informiert Diagnosen stellen und fundierte Entscheidungen über Behandlungs-methoden treffen.

Können Sie mir ein Beispiel nennen, wie dieser Assistent verwendet wird?

Ja, ganz einfach. So verwenden Ärzte Watson zum Beispiel als Cloud-basierte Dienstleistung über mobile Tablet-PCs. Der Arzt kann dem Watson-System eine Frage stellen und beispiels-weise die Symptome und deren Folgeerscheinun-gen beschreiben. Daraufhin analysiert Watson

das Input, hebt besonders wichtige Informati-onen hervor und nutzt das ganze verfügbare digitale medizinische Wissen, um adäquate Lösungen vorzuschlagen. Watson kann und soll das menschliche Know-how von Ärzten natürlich keinesfalls ersetzen, sondern lediglich als Assistent dienen, der aussergewöhnliche Fähigkeiten besitzt: ein lückenloses Gedächtnis und sofortigen Zugriff auf Fachliteratur sowie Vergleichsfälle.

Watson soll insbesondere bei der Behandlung von Krebspatienten für massive Verbesserun-gen sorgen. Wie genau?

Durch Zeit und Information. Die meisten On-kologen haben lediglich fünf bis zehn Minuten Vorbereitungszeit zwischen einem Patienten und ihrem nächsten. Tools wie Watson können ihnen helfen, besser auf jeden einzelnen einzugehen. Indem der behandelnde Onkologe blitzschnell die elektronische Krankenakte des individuellen Falles erfassen kann, hat er die Möglichkeit, die relevantesten Punkte zu identifizieren und

– unter Einbezug von Watsons Analyse – in-dividuell optimierte Behandlungsstrategien zu entwickeln. Zu den Informationen, die Watson für ihn aufbereitet, gehören etwa vorige Notizen, Laborergebnisse oder bisherige Therapieansätze, Behandlungsoptionen und relevante medizini-sche Fachliteratur.

Wird Watson auch in der Schweiz Anwendung finden?

Sicherlich. Denn Watson ist ungemein zu-kunftsfähig. Das Interesse ist auch in der Schweiz sehr gross. Derzeit gibt es Watson nur in engli-scher Sprache, daher sind Krebsforschungszen-tren gefragt, Watson mit Medizin-Literatur zu „füttern“, damit er diese in sein System aufneh-men kann. Natürlich ist unser Ziel, die Techno-logie auch in anderen Sprachen zugänglich zu machen. Nicht zuletzt, weil Krebsforschung und -behandlung heutzutage viel von internationalen Netzwerken abhängt.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG – intErViEW

„Das neue MRI setzt Standards“Am Spital Männedorf wurde das MRI (engl.: Magnet-Resonance-Imaging), auf die neueste Technologie aufgerüstet. Was genau ist das Besondere an dem Gerät?

Die neue Technik wurde um das Kernstück des Geräts herum, den Magneten, eingebaut. Die sogenannten Gradienten sind nun stär-ker und die Spulen sind weiterentwickelt, was unter anderem die Untersuchungszeit für die Patienten verkürzt. Wichtigster Aspekt dürfte jedoch die deutlich bessere Bildqualität sein. Dadurch können unsere Fachärzte eine genauere und verlässlichere Diagnose stellen. Unser MRI verfügt über 1,5 Tesla, erzeugt durch die neue Technik jedoch Bilder, die an die Qualität eines Geräts mit 3 Tesla heranreichen. Geräte mit 3 Tesla gelten als anfälliger gegenüber Störsi-gnalen. Das können Metallimplantate oder auch viel Luft im Bauch sein. Dadurch erhöht sich die Ungenauigkeit bei der Bilddarstellung. Das ist bei unserem System nicht der Fall. Zudem besteht bei unserem MRI-Gerät ein geringeres

Sicherheitsrisiko für Implantate, wie zum Bei-spiel bei Herzklappen.

Wie profitieren Ihre Patienten noch von der neuen Technik?

Das neue MRI ermöglicht erweiterte Bild-darstellungen und Diagnosemöglichkeiten, vor allem für Gehirn, Knochen, Bauchorgane und Gefässe. Dysfunktionen, die früher schwierig zu erkennen waren, sind heute auf den Bildern sichtbar. Wir sind nun beispielsweise in der Lage, nicht-invasiv Gefässerkrankungen ohne Punktion und Katheter darzustellen und das mit noch höherer Bildqualität. Ferner können wir mit der neuen Software Erkrankungen und funktionelle Störungen des Gehirns präziser und ausgefeilter untersuchen.

Nicht nur auf der medizinischen Seite setzt das neue MRI neue Standards, auch für den Patienten wird es angenehmer: der Gerät-In-nenraum ist moderner und mit LED-Beleuchtung ausgestattet. Die Patienten tragen während der

Untersuchung einen Kopfhörer, über den sie ihre Wunschmusik hören und mit dem Arzt kommunizieren können. So fühlt sich der Pa-tient nicht allein und ist entspannter was die Zusammenarbeit vereinfacht – und dadurch ergibt sich eine zuverlässigere Diagnose.

Eine hervorragende Technik ist ein Aspekt, wie wichtig ist der Faktor Mensch bei den Untersuchungen?

Die beste Technik bringt wenig, wenn es niemanden gibt, der die Bilder dieser Untersu-chungen korrekt auswertet. Unsere Fachärzte und Radiologieassistenten bilden sich laufend fort und sind so immer auf dem neusten Wis-sensstand – und holen das Beste aus der MRI-Untersuchung heraus. Das gilt für alle Unter-suchungen unseres Instituts für Radiologie, das technisch top-modern ausgestattet ist und das gesamte Spektrum der bildgebenden Diagnostik abdeckt.

im intErViEW

Dr. Christoforos Stoupis, Chefarzt des Instituts für Radiologie am Spital Männedorf

„Neueste MRT-Geräte können dank verbesserter Bildqualität exaktere Diagnosen stellen“

im intErViEW

Haig Alexander Peter, Executive Briefing Consultant am IBM Client Center Research - Zürich

IBM Watson (Bild-Quelle „IBM Research“)

Page 11: Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 11

Als erste Klinik der Zentralschweiz bietet das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nott-wil seinen Patienten Untersuchungen im neuen EOS-System an. Der Detektor des Gerätes wurde mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und vereint mehrere Spitzentechnologien: Dreidimensionale Ganzkörperaufnahmen im Stehen, um die Ske-lettstrukturen unter Belastung zu zeigen; gesto-chen scharfe Bilder in weniger als 20 Sekunden; eine zehnmal geringere Strahlenbelastung als herkömmliche Röntgengeräte.

Mit dem EOS-Ganzkörper-Scanner lassen sich Skelettstrukturen dreidimensional und in realen Grössenverhältnissen darstellen. Die Aufnahmen sind auf zwei Ebenen gleichzeitig (AP sowie lateral) und ohne Zeitverschiebung

möglich. Diese gleichmässige Abtastung liefert viel genauere Bilder und ermöglicht damit auch eine präzise orthopädische Diagnostik und op-timale weitere Behandlung der Patienten. Neu ist, dass die dreidimensionale Darstellung der Skelettstrukturen unter Belastung geschieht und damit eine Beurteilung der Statik möglich wird. In weniger als 20 Sekunden werden gestochen scharfe Bilder des stehenden, menschlichen Körpers gemacht – vom Scheitel bis zur Ferse. Selbstverständlich können auch nur einzelne Skelettabschnitte geröntgt werden. Da beide Ebenen gleichzeitig aufgenommen werden, kön-nen sie mittels Software zu dreidimensionalen Bildern konstruiert werden.

barrierefreies röntgen für alle

Als Spezialklinik für Querschnittgelähmte war es für das SPZ keine Frage: Auch Rollstuhlfahrer müssen von dieser neuen Technologie profitie-ren können. Deshalb wurde der Eingang des duschkabinenähnlichen Röntgengeräts extra verbreitert und ein Spezialstuhl konstruiert, damit von dieser Zielgruppe Bilder in sitzen-der Position gemacht werden können. In ei-nem arbeitsintensiven Prozess wurde durch die Rollstuhlmechanik Orthotec ein Transferstuhl entwickelt. Gleichzeitig wurde ein spezieller Chromstahlboden eingebaut, denn ein Stuhl mit einem Eigengewicht von rund 160 kg wäre auf einem herkömmlichen Boden nicht zu bewegen. Wesentlich war auch, dass die Eintrittsöffnung in das Röntgengerät von 46 cm auf 52,7 cm erweitert werden konnte.

die Vorteile sind einleuchtend

Nebst den dreidimensionalen Ganzkörperauf-nahmen in realen Grössenverhältnissen unter Belastung stechen vor allem diese bedeuten-den Vorteile des EOS-Röntgengeräts heraus: die minimale klinische Strahlendosis und die qualitativ äusserst hochwertigen Bilder. Dank einer neuen Technologie ist die Strahlenemission um ein zehnfaches geringer als bei herkömmli-chem Röntgen. „Die geringe Strahlenbelastung des EOS-Instruments im Vergleich zu früher ist deshalb vor allem für Kinder und Jugendliche sowie für Personen, die sich oft untersuchen las-sen müssen, ein sehr grosser Vorteil“, erklärt Dr. Patrick Moulin, Chefarzt Wirbelsäulen-Chirurgie und Orthopädie des Schweizer Paraplegiker-Zentrums SPZ. „Wir sind sehr stolz, die Diag-nosen und Behandlungen der Betroffenen durch dieses High-Tech-Gerät noch optimaler gestalten zu können.“

Zusammenspiel von Fachwissen und technologie

Als Kompetenzzentrum SWRZ (Schweizer Wir-belsäulen- und Rückenmarkzentrum) gewähr-leistet das SPZ gemeinsam mit dem Luzerner Kantonsspital LUKS Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation von Verletzungen und Leiden der Wirbelsäule sowie des Rückenmarks auf Basis modernster medizinischer Erkenntnisse. Im Kompetenzzentrum SWRZ werden meist sehr komplexe Fälle beurteilt. Seit 1990 werden Wirbelsäulen-Ganzaufnahmen erstellt und die

Fachärzte verfügen über eine reiche Erfahrung. Mit den konventionellen Techniken ist man jedoch immer öfter an Grenzen gestossen. Um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen, musste teilweise ein grosser Aufwand betrieben wer-den – etwa durch das Setzen von Filtern. Die Auswertungen durch das EOS-System erfolgen schneller, in verbesserter Qualität und bei mar-kant geringerer Dosis. Um die ganze Wirbelsäule beurteilen zu können, müssen kleinste Details erkannt werden. Das EOS-Gerät erreicht dies-bezüglich ein noch nie erkanntes Niveau und ist äusserst hilfreich bei der Beurteilung von sehr komplexen Fällen, welche im SPZ die Regel sind. Die Investition ist deshalb ein Beitrag auf höchs-tem Niveau für die Diagnose von Veränderungen der Wirbelsäule – zum Wohl der Patienten im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) Nottwil.

Schweizer Paraplegiker-Zentrum | Guido A. Zäch Strasse 1 | CH-6207 NottwilT +41 41 939 54 54 | [email protected] | www.paraplegie.chEin Unternehmen der Schweizer Paraplegiker-Stiftung

... und es dreht sich weiter!

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iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG

Revolutionäres Röntgengerät überzeugt durch minimale Strahlenbelastung

WEitErE inFormationEn

Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) ist eine private, national anerkannte und über die Landesgrenzen hinaus bekannte Spezialklinik für die Erstversorgung, Akutbehandlung, ganzheitli-che Rehabilitation und lebenslange Betreuung von Querschnittgelähmten sowie Menschen mit quer-schnittähnlichen Syndromen. Das SPZ wurde 1990 von Dr. med. Guido A. Zäch eröffnet, heute stehen 140 Betten inklusive Intensivpflegestation zur Verfügung. Die jährliche Bettenbelegung beträgt über 96 Prozent. 2012 wurden im SPZ rund 49‘500 Pflegetage für 924 stationär aufgenommene Pa-tienten geleistet, 167 davon in Erstrehabilitation. Das SPZ beschäftigt rund 1‘000 Mitarbeitende aus 80 Berufen. Die Spezialklinik gehört zur Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG), welche ein integrales Netzwerk zur ganzheitlichen Rehabilitation von Querschnittgelähmten bildet. Trägerschaft des Netzwerks ist die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS).

www.paraplegie.ch

Dr. Vilim Alan Kamler, Leitender Arzt Radiologie des SPZ Nottwil, freut sich auf die verbesserte Analy-semöglichkeiten der gesamten Körperhaltung von Wirbelsäulen-Patienten.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von otmar rHEinHold

Medizintechnik ist traditionell ein wich-tiges Innovationsfeld der Schweizer In-

dustrie. Was heute noch wie Zukunftsmusik klingt, wird in wenigen Jahren Alltag im Ge-sundheitswesen sein – und Betroffenen wie Fachpersonal das Leben leichter machen.

Beispiel Sensor-technik: Ein Schweizer Unternehmen hat einen kostengünstigen Sensor entwickelt, der sich unkompliziert mit jedem mobilen Endgerät wie Smartphone oder Tablet-PC verbinden lässt. Der Sensor misst ständig Vi-talparameter wie Blutdruck, Körpertemperatur oder die Pulsfrequenz und überträgt die Daten aufs Gerät. Von dort gehen sie an den Arzt, die Klinik oder Betreuungspersonen.

So kann der Gesundheitszustand eines Pa-tienten ständig überwacht werden, ohne dass teure Arzt- oder Klinikbesuche nötig sind. Noch einen Schritt weiter geht ein anderes junges Unternehmen, das einen Biosensor entwickelt hat, der direkt auf das Touchpad eines Smart-phones platziert wird. Der Sensor arbeitet mit der berührungsempfindlichen Oberfläche, und macht das Smartphone mithilfe einer speziellen Software zu einem medizinischen Messgerät, das verschiedene Bluttests durchführen kann.

Ein weiteres Beispiel aus der Diagnostik sind verbesserte Methoden zur Prostatakrebserken-nung, die ein junges Schweizer Unternehmen entwickelt hat. Prostatakrebs wird über eine

Biopsie abgeklärt, wenn aufgrund erhöhter PSA-Werte im Blut ein Verdacht vorliegt. Oft genug ergibt sich aber kein Befund, weil der PSA-Test nicht sehr genau ist. Die neue Methode misst in einem kombinierten Verfahren ein Reihe von

anderen Biomarkern im Blut, deren Analyse sich als deutlich spezifischer und aussagekräftiger er-wiesen hat: Sie liefert weniger Fehler. Und ist damit so zuverlässig, dass Biopsien unnötig werden könnten – auch bei Patienten, deren

vorhandener Prostatakrebs unter Beobachtung steht und die sich damit regelmässige Gewebe-entnahmen sparen.

artikEl

Zukunft schon heuteNeue Technologien in der Medizintechnik revolutionieren das Ge-sundheitswesen. Schweizer Start-Ups sind ganz vorne mit dabei.

„Was heute noch wie Zukunftsmusik

klingt, wird in wenigen Jahren

Alltag im Gesundheitswesen sein –

und Betroffenen wie Fachpersonal

das Leben leichter machen.“

Page 12: Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

12 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

artikEl

Die ältere Generation übernimmt das RuderIm Zuge der demografischen Alterung wird sich der Druck auf die Gesundheitsausgaben weiter verstärken. Immer mehr Pflegebe-dürftige sehen sich geringem Personal gegenüber.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von tobias lEmsEr

Ähnlich wie andere europäische Länder steckt die Schweiz mitten im demografischen Wandel. Entscheidend hierfür

sind einerseits die zunehmende Lebenserwartung, andererseits aber auch die geringe Geburtenrate der vergangenen und vo-raussichtlich auch der künftigen Jahrzehnte. Bis heute hat sich die Zahl auf durchschnittlich 1,5 Kinder dezimiert. Bereits seit 1970 werden hierzulande weniger Kinder zur Welt gebracht als zur demografischen Reproduktion notwendig wären.

Ländliche Regionen altern schneller

Anders bei der Lebenserwartung: Nach Angaben des Bundes-amtes für Statistik wird die Bevölkerung in den kommenden 25 Jahren schweizweit stark altern - hauptsächlich bedingt durch die geburtenstarken Jahrgänge zwischen 1946 und 1964, die zunehmend ins Rentenalter kommen. Insbesondere in den länd-lichen Kantonen wird eine verstärkte Alterung zu beobachten sein. Auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter werden im Jahr 2030 mehr als 50 Personen im Rentenalter kommen. Landesweit ist damit zu rechnen, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung im Jahr 2050 voraussichtlich 65 Jahre und älter sein wird. Die Zahl der über 80-Jährigen könnte bis 2050 auf zwölf Prozent ansteigen.

Ein Aspekt, der vor allem das Gesundheitswesen künftig vor grössere Herausforderungen stellt. Es ist neben der Alterssiche-rung am stärksten von der Alterung der Bevölkerung betroffen. Dabei lastet der Druck der demografischen Entwicklung vor allem auf den sukzessiv steigenden Ausgaben für die Langzeitpflege. Hierfür häufigste Ursache sind chronische Erkrankungen, wie etwa Typ-2-Diabetes, Arthrose, Herzinsuffizienz oder Osteo-porose, für die das Risiko mit zunehmendem Alter stetig steigt. Häufig treten die Erkrankungen nicht einzeln auf – viele ältere Patienten leiden unter chronisch multimorbiden Erkrankungen.

Nicht zu vergessen die Demenz. Sie gehört zu den häufigsten geriatrischen Erkrankungen und stellt in ihren vielfältigen Formen eine zentrale gesundheits- und gesellschaftspolitische Heraus-forderung dar – gut ein Drittel der über 90-jährigen Menschen leidet an Demenz.

Notstand im Pflegefachpersonal

Eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums zeigt, dass es in den kommenden Jahren deutlich mehr Pflegebe-dürftige geben wird. Im ungünstigsten Fall könnte der Untersu-chung zufolge die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 auf 230‘000 ansteigen. Alarmierende Zahlen, gerade vor dem Hintergrund fehlenden Nachwuchses im Pflegepersonal, der die Gesundheitsversorgung in der Schweiz bereits in naher Zukunft in die Bredouille bringen könnte. Schliesslich bleiben jedes Jahr in den Pflegeberufen zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Hierfür wesentliche Gründe sind nicht nur die vergleichsweise niedrigen Gehälter. Zudem ist immer weniger Personal bereit, schwere Pfle-gearbeit, Überstunden und eine Vielzahl an Wochenenddiensten zu leisten. Ohne zusätzlich rekrutierte Pflegefachpersonen aus dem Ausland würde die Pflege nicht zu stemmen sein.

spitex kommt direkt ins Haus

Dies gilt auch für die ambulante Pflege, die zunehmend an Be-deutung gewinnt. Denn immer mehr Pflegebedürftige haben den Wunsch, so lange wie möglich in ihrer vertrauten, häuslichen Umgebung wohnen zu bleiben. Eine immense Aufgabe, die vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auch für ambu-lante Pflegedienste, wie etwa der Spitex eine Herausforderung bedeutet. Spitex bietet mithilfe von rund 32‘000 landesweit arbeitenden Personen – bestehend aus Pflegefachleuten, Haus-pflegern, Pflegeassistenten und Haushelfern – spitalexterne Gesundheits- und Krankenpflege, aber auch hauswirtschaft-liche Unterstützung sowie Beratung und sozialbetreuerische Begleitung an.

Das Ziel der Spitex liegt nicht nur darin, die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen zu erhalten und zu fördern, sondern auch das private Umfeld der Betroffenen - wenn möglich - in die Hilfe und Pflege mit einzubeziehen. Weitere Angebote umfassen je nach lokaler Spitex-Organisation Onkologiepflege, Autofahr- oder auch Babysitterdienste.

Fazit: Demografischer Wandel, mehr Pflegebedürftige, hohe Pflegekosten und Pflegefachpersonalmangel stellen das Gesund-heitssystem künftig vor schwierige Aufgaben. Um die Kosten zu dämpfen ist es wichtig, mittels Prävention den Gesundheits-zustand der Bevölkerung zu verbessern. Zudem gilt es, mehr auszubilden und qualitativ gute Arbeitsstellen zu sichern, damit auch in Zukunft schweizweit umfassende Pflegedienstleistungen angeboten werden können.

Wie macht sich der demografische Wandel bei der spitalexternen Hilfe und Pflege, kurz: Spitex, bemerkbar?

Insgesamt wird unsere Gesellschaft immer älter, die Lebenserwartung hat sich deutlich verändert: Frauen werden heute im Schnitt 84,7 Jahre alt, Männer 80,5 Jahre – 1950 lagen diese Zahlen noch bei 70,9 beziehungsweise 66,4 Jahren. Viele Operationen werden im Gegensatz zu vor ein paar Jahren heute auch bei fortge-schrittenem Alter durchgeführt, und insgesamt sind diese Menschen heute deutlich mobiler. Älter werden aber nicht nur die Patienten – die wir im Übrigen als Kundinnen und Kunden be-zeichnen – , sondern auch die Pflegenden sowie die Mediziner. In einer Zeit, in der der Bedarf an pflegerisch oder medizinisch ausgebildeten

Mitarbeitenden steigt, hier Nachwuchs jedoch sehr aufwendig zu generieren ist, müssen wir mit den bestehenden Ressourcen vorsichtig umgehen. Wir müssen den Mitarbeitenden Sorge tragen und mithilfe der Technik und einer viel intensiveren Kommunikation die Zusammenarbeit aller Beteiligten kontinuierlich optimieren.

Wie genau sollte der Austausch unter Ärzten, Pflegenden und Physiotherapeuten erfolgen?

Unser Ansatz konzentriert sich auf eine Zu-sammenarbeit „auf Augenhöhe“ aller Beteiligten, bei der alle ihre jeweiligen fachlichen Kompeten-zen optimal einbringen, sowie auf die technische Ebene. Ein besseres Verständnis für die Arbeit der anderen hilft, die Kundschaft optimal zu

betreuen. Denn Pflegende haben meist eine viel bessere Beziehung zu ihnen, als der Arzt. Im Rahmen der Pflege- oder Hauswirtschaftsein-sätze sind sie regelmässig dort, sehen auch, ob der Kühlschrank gefüllt ist oder nicht und ob die Ernährung Diabetes-gerecht ist. Und sie stellen auch fest, ob das anstrengende Treppensteigen in den vierten Stock eine weitere Selbstversorgung behindert. Dann müssen sowohl Mediziner, als auch das Umfeld der Kundschaft einbezogen und die Wohn- und Esssituation diskutiert werden um eine gute Betreuung sicherzustellen. Wir fördern diese Abstimmungsprozesse; pflegewis-senschaftliche Erkenntnisse die in unsere Arbeit einfliessen, unterstützen uns dabei.

Welche Rolle spielt die IT bei den Abstim-mungsprozessen?

Am allerwichtigsten ist noch immer, dass man sich persönlich kennt und sich regelmäs-sig austauscht. Die IT ist vor allem Mittel zum Zweck. Auch wenn die technischen Möglichkei-ten prinzipiell vorhanden sind, hapert es noch an vielen Stellen: So verzichten viele Ärzte die kurz vor der Pensionierung stehen, darauf, auf digitale Krankenakten umzustellen, und auch viele ältere Pflegende in der Grundversorgung haben Berufe erlernt, in denen andere technische Hilfsmittel als PC & Co. eingesetzt werden. Eine behutsame und geführte Umstellung ist hier sicherlich zielführend.

Doch wir müssen die vorhandenen Daten auch nach qualitativen Kriterien auswerten – nicht nur für die Versicherungen, sondern auch für uns, damit wir bestimmte Entwick-lungen frühzeitig erkennen und entsprechend gegensteuern können. Die Elektronik braucht es aber eben auch, um Guidelines, Prozesse, Aufgabenteilungen und Qualitätsanforderun-

gen abzugleichen und um zum Beispiel schnell herauszufinden, wer in einer Notsituation in-volviert werden muss und welche Massnahmen vereinbart waren .

Haben Sie konkrete Beispiele, wie die Pflege zu Hause in Zukunft aussehen könnte?

Ja, wir entwickeln Pilotprojekte, die zei-gen sollen, welcher Bedarf besteht und welche Wege und Zusammenarbeiten zwischen den verschiedenen Kostenträgern möglich sind. Wir starten Schritt für Schritt. Mit Spitexpress haben wir in der Stadt Zürich Schnittstellen zwischen vier Spitälern, Apothekern, den Patientinnen und Patienten und uns geschaffen. Benötigt ein Patient daheim Hilfe, haben wir eine verbind-liche Zusammenarbeit festgelegt, um dessen Versorgung zu sichern. Dazu gehören Austritte und Überführungen in Spitäler und vor allem die ambulante Organisation sowie die Medi-kamentenversorgung. Durch die Einbindung von Ärzten und Apothekern können Medika-mente nun auch nachts und am Wochenende verschrieben werden – und der Kundschaft auch ausgeliefert werden.

Zusätzlich haben Sie vor kurzem ein neues Praxismodell eingeführt ...

Ja, wir haben an einem Standort die Fach-stellen der Spitex Zürich – also palliative Pflege, Nachtspitex, Stoma- und Kontinenzberatung sowie psychosoziale Pflege –, eine grosse Ärz-tegruppe und ein medizinisch-therapeutisches Training zusammengeführt. Dies soll als Platt-form dienen, um unkompliziert neue, interdiszi-plinäre und integrative Zusammenarbeitsformen auszuprobieren – mit der wir die verschiedenen Kompetenzen dieser Berufsgruppen optimal für die Kundschaft nutzen.

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„Wir zeigen, was bei Spitex noch möglich ist“im intErViEW

Christina Brunnschweiler CEO, Spitex Zürich Limmat AG*

*Spitex Zürich Limmat AG ist eine von drei NPO mit Leistungsauftrag der Stadt Zürich

WEitErE inFormationEn

Spitex Verband Schweiz: www.spitex.ch

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Bevölkerungsstand

Im Jahr 1900 kamen 76 Jugendliche unter 20 Jahren und 10 Per-sonen ab 65 Jahren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (20–64 Jahre). Dieses Verhältnis hat sich stark verändert: 2012 sind es nur noch 33 Jugendliche und schon 28 Personen ab 65 Jahren. Der Altersquotient hat sich damit bald verdreifacht, der Jugendquotient mehr als halbiert.

Das Verhältnis zwischen den Generationen ist von der demografi-schen Alterung geprägt, was bedeutet, dass mehr ältere Menschen immer weniger jungen Personen gegenüberstehen. Die Ursachen dafür sind sinkende Geburtenraten und die gleichzeitige kontinuier-liche Zunahme der Lebenserwartung.

Ständige Wohnbevölkerung am 31. Dezember 2012Total Männer Frauen Schweizer Ausländer

Total 8 039 060 3 968 524 4 070 536 6 169 091 1 869 969

Alter

0–19 Jahre 1 643 307 843 605 799 702 1 260 146 383 161

20–39 Jahre 2 143 593 1 082 521 1 061 072 1 443 031 700 562

40–64 Jahre 2 853 542 1 434 143 1 419 399 2 212 711 640 831

65–79 Jahre 1 007 955 469 232 538 723 887 972 119 983

80–99 Jahre 389 254 138 781 250 473 363 904 25 350

100 und mehr 1 409 242 1 167 1 327 82

Quelle: STATPOP

Jugendquotient =0–19-Jährige

20–64-Jährige

Altersquotient =65+-Jährige

20–64-Jährige

Jugend- und Altersquotient, 1900–2012 G 1

© Bundesamt für Statistik (BFS)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010

Jugendquotient Altersquotient

Page 13: Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 13

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Damit Sie weiterhin zuhause leben können!

Wir begleiten, betreuen und pflegen Sie zuhause – dort wo Sie sich am wohlsten fühlen. Wir unterstützen Sie in Haushaltsführung, Tätigkeiten des alltäglichen Lebens und der Grundpflege.

Begleitung und Betreuung im Alltag

Wir sind ganz in Ihrer Nähe

Perle ZürichForchstrasse 1458032 ZürichTelefon 058 451 51 [email protected]

Perle WinterthurBrühlgartenstrasse 1 8400 Winterthur Telefon 058 451 54 94 [email protected]

Perle OberlandBahnhofstrasse 182 8620 Wetzikon Telefon 058 451 53 85 [email protected]

Perle PfannenstielDorfstrasse 78 8706 Meilen Telefon 058 451 53 22 [email protected]

Perle ZimmerbergAlte Landstrasse 248810 HorgenTelefon 058 451 52 [email protected]

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Eine Dienstleistung von:

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iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG

Selbstbestimmte Lebensgestaltung im FokusNutzen Sie Dienstleistungen, damit Sie weiterhin zuhause leben können.

„My home is my castle“, sagen die Englän- der und bringen damit zum Ausdruck, wie wert-voll ihnen die eigenen vier Wände sind. Dieses Gefühl der Verbundenheit mit dem privaten Lebensraum gilt auch für uns. Denn wer möchte nicht in vertrauter Umgebung leben, möglichst unabhängig und selbstbestimmt? Begleitung und Betreuung in Anspruch nehmen heisst für Betroffene aber auch Hilfe annehmen können und Fremden zu vertrauen.

Die „Perle ‒ Begleitung und Betreuung im Alltag“ unterstützt Sie zuhause, also dort, wo Sie sich am wohlsten fühlen. Und das stun-denweise, tagsüber, nachts, rund um die Uhr oder auch temporär, zum Beispiel nach einem Spitalaufenthalt, einer Kur oder zur Entlastung von Angehörigen in der Betreuung.

mit kompetenz und Erfahrung für sie da.

Unsere Dienstleistungen sind vielfältig und richten sich ganz nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen, das Dienstleistungsangebot um-fasst Grundpflege, hauswirtschaftliche Leis-tungen sowie Betreuung und Begleitung. Wir sind Ihnen in der Haushaltführung behilflich, begleiten Sie bei Besorgungen oder zu Termi-nen ausser Haus und leisten Ihnen zuhause Gesellschaft. Grundpflegerische Leistungen, wie zum Beispiel die Mithilfe bei der Körperpflege, werden von der Krankenkasse vergütet. Wird Unterstützung verordnet, übernehmen Zusatz-versicherungen gewisse hauswirtschaftliche Leistungen. Wenn immer möglich, werden Sie von denselben Personen betreut. Mit öffent-

lichen Spitex-Organisationen, Kliniken oder Ihrem Arzt arbeiten wir Hand in Hand, damit Sie umfassend betreut und begleitet werden. Wir legen grossen Wert auf erfahrenes und gut ausgebildetes Personal. Freundlichkeit und Diskretion sowie eine gepflegte Erscheinung und angenehme Umgangsformen tragen dazu bei, sich jederzeit gut aufgehoben, wohl und sicher zu fühlen. Unsere Mitarbeitenden sind regional verankert und mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut, sie sind erfahren und besitzen das Zertifikat der SRK-Pflegehelferin/Pflegehelfer. Entsprechend verpflichten wir uns auch zu korrekter Entlöhnung.

Die „Perle“ ist eine Dienstleistung von Pro Senectute Kanton Zürich. Als führende Fach- und Dienstleistungsorganisation in den Bereichen Alter, Altern und Generationenbe-

ziehungen unterstützt Pro Senectute Kanton Zürich ältere Menschen seit bald 100 Jahren. Dank dieser Einbindung sind die Wege kurz und zeitnah zu weiteren Dienstleistungen von Pro Senectute Kanton Zürich. Bei Bedarf vermitteln unsere Mitarbeitenden weitere, ergänzende Dienstleistungen und Beratungen, damit Sie ein selbstbestimmtes Leben zuhause geniessen können.

Hilfe annehmen heisst auch «Fremden» vertrauen – die Privatsphäre respektieren, kompetente, einfühlsame und flexible betreuung sind Voraussetzung.

Gerne beraten wir Sie im persönlichen Gespräch, bei Ihnen zuhause, unverbindlich und kostenlos.

artikEl

Wie werde ich im Alter betreut?Gut, wenn man es noch selbst bestimmen kann, oft sind es die Angehörigen, die entscheiden müssen.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von EVa HErZoG

„Ich habe bei einem Notar festlegen lassen, wer über meine Pflege mitbestimmen soll,

wenn ich das nicht mehr kann“, mit diesen Worten begann vor Kurzem ein Telefonat mit meiner Mutter. Nicht, dass sie in nächster Zeit ein Pflegefall würde, oder gar krank sei. Nein, sie wolle es jetzt entscheiden, wo sie noch klar bei Verstand ist.

Und damit steht sie nicht alleine da, denn die Lebenserwartung der Männer und Frauen in der Schweiz liegt bei über 80 Jahren. Ein stolzes Alter und früher oder später stellt sich die Frage:

Was passiert, wenn ich mich einmal nicht mehr um mich selbst kümmern kann?

Die demografische Entwicklung zeigt: der Betreuungs- und Pflegemarkt ist ein Feld mit grossem Potenzial. Laut statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2012 in Alters- und Pflegeheimen insgesamt 141‘922 Personen betreut. Was oft mit dem Rundum-Sorglos-Gefühl zusammenhängt, was viele haben, wenn ihre Angehörigen dort in Obhut gegeben werden. Gerade, wenn die Kinder sich nicht um die Eltern kümmern kön-nen, wie es heute aufgrund der schrumpfenden Mehrgenerationenhaushalten und der Zunahme der Erwerbstätigkeit der Frau der Fall ist. Denn

früher war sie es oft, die die pflegerischen Tä-tigkeiten in der Familie übernahm.

Netzwerk gewährleistet eine gute Versorgung

Ist das Altersheim zunächst keine Option, so kann Homecare eine Lösung sein. Oft auch, um den Eintritt in ein Pflegeheim hinauszuschieben, zumindest solange es möglich ist, die Person zu Hause adäquat zu versorgen. Zu Hause im eige-nen Heim sein, eingebunden in ein gewohntes Umfeld, das schafft Identität und gibt Geborgen-heit. Und viele Pflegedienste avancieren neben der Arbeit als Alten- und Krankenpflegedienst zum Mädchen für alles. Begleitung beim Spa-zierengehen, das Erledigen von Besorgungen, es wird vieles angeboten um den Patienten den Alltag so gut wie möglich zu gestalten.

Allerdings müssen dazu mehrere Kompo-nenten bedacht werden. Gerade die medizi-nische Überwachung und das Fortschreiten von Krankheiten wie der Alzheimerkrankheit, oder Demenz, sowie die physiotherapeutische Versorgung bei körperlichen Gebrechen darf neben pflegerischer und sozialer Hilfe nicht zu kurz kommen. Da wo Pflegeheime ein Netzwerk an Physiotherapeuten, Ärzten und Seelsorgern

haben, sind die Dienstwege oft kürzer. Die be-treuten Menschen sind zu keinem Zeitpunkt wirklich ganz alleine, das Betreuungsangebot ist immer verfügbar. Dabei kann genau dieses Netzwerk zu Hause auch gebildet werden. Dann, wenn der Pflegedienst, die Angehörigen und die behandelnden Ärzte Hand in Hand arbeiten und die Betreuung so funktioniert, wie sie sich jeder von uns für sich selbst wünschen würde.

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14 iiiii Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von tobias lEmsEr

Für den Rollator zu schmale Türrahmen oder auch Schwellen, die zur Stolperfalle werden

– eine herkömmliche Wohnung in ein barriere-freies Zuhause umzubauen, ist zumeist mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Stattdessen eine für Ältere immer beliebter werdende Al-ternative ist ein Wohnkonzept, das betreutem Wohnen ähnelt. Dabei buchen die Bewohner in der Wohnanlage einzig die Wohnung als Grund-leistung - mit der Option, zusätzlich je nach Bedarf Serviceleistungen in Anspruch nehmen zu können. Grösster Vorteil dieser sich schweiz-weit zunehmend etablierenden Einrichtungen: Die Bewohner können vollkommen autark in ihren eigenen vier Wänden leben, ohne sich betreuen lassen zu müssen. Benötigen sie jedoch medizinische Hilfe, steht ihnen nach Betätigung eines Notrufknopfes binnen Kürze ein Arzt oder Pflegefachpersonal zur Seite.

Zudem sind sämtliche Räume altersgerecht, also der Balkon mit dem Rollstuhl erreichbar und das Badezimmer barrierefrei mit Stützhilfen und Duschsitz ausgestattet. Auf welche Dienstleis-tungen die Bewohner zusätzlich zurückgreifen möchten, entscheiden sie selbst. Hierbei reicht das Spektrum vom Bettwäschewechsel über Fusspflege bis hin zum Einkaufsservice.

Aber auch das soziale Leben kommt nicht zu kurz – gerade für viele immobile Ältere tagtäg-lich ein Problem, die weit verstreut wohnen und so nur wenig Anschluss zu anderen finden. Wer möchte, kann an zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen, sich in Gemeinschaftsräumen mit anderen Bewohnern austauschen oder sich ein-

fach jederzeit wieder in die eigenen vier Wände zurückziehen.

Und beginnt das alleinige Wohnen zu be-schwerlich zu werden, bieten Wohnanlagen dieser Art die Option, die Nächte in einem zu-meist angeschlossenen Pflegeheim zu verbrin-gen – ein zusätzlicher Pluspunkt, der lange für Unabhängigkeit sorgt.

iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Von tobias lEmsEr

Möglichst lange zu leben, ist für die mei-sten von unschätzbarem Wert. Doch

nicht allein das Erreichen eines hohen Alters ist entscheidend. Vor allem der Wunsch nach Gesundheit bei gleichzeitiger eigenständiger Lebensführung steht bei vielen eng in Verbin-dung mit dem Altern. Auch wenn Alters- und Pflegeheime hierzulande gute Betreuungsmög-lichkeiten bieten, zeigen Umfragen, dass ein Grossteil der Senioren lieber in den eigenen vier Wänden lebt.

aal fördert selbstbestimmtes leben

Wichtig, um mit dem höheren Alter einher-gehende gesundheitliche Einschränkungen kompensieren und somit die Lebensqualität bestmöglich aufrechterhalten zu können, ist ein an die körperliche Verfassung angepasstes Wohnumfeld. Hierbei zunehmend im Kommen ist Ambient Assisted Living, kurz AAL. Diese intelligente Assistenztechnologie rund um Wohnen, Versorgung, Mobilität, Gesundheit und Pflege soll älteren, aber auch behinderten und pflegebedürftigen Menschen ermöglichen, selbstbestimmt in einem privaten Wohnbereich zu leben. AAL passt sich selbstständig, proaktiv und individuell den Bedürfnissen des Benutzers an, um ihn situationsabhängig im täglichen Leben zu unterstützen.

Wurde innerhalb der Wohnung die elektro-technische Infrastruktur geschaffen, lässt sich ein individuelles Assistenzsystem im sogenann-

ten Smart Home einrichten, das auch spezielle gesundheitliche Anforderungen berücksichtigt oder auf Wünsche des Nutzers eingeht. Mittels AAL können dann Pflegepersonal, Ärzte und Familienmitglieder etwa darüber informiert werden, ob die betroffene Person zur Toilette gegangen ist, das Licht angeschaltet oder die Kü-che benutzt hat. Gerade für Familienmitglieder ist AAL eine optimale Technologie, die anzeigt, inwieweit ältere oder kranke Angehörige aktiv sind oder Hilfe benötigen.

Ein sessel zum relaxen und trainieren

Weitere Bausteine können Barrierefreiheit, Sturzprophylaxe sowie Melder für Medika-menteneinnahme und regelmässige Essens- be-ziehungsweise Getränkezufuhr sein. Aber auch die Vitalfunktionen lassen sich mittels AAL überwachen: So zum Beispiel neuerdings mit einem intelligenten Sessel, der nicht nur zum gemütlichen Hineinsetzen einlädt, sondern der auch gleichzeitig dazu motiviert, sich gesund und fit zu halten. Eine in Sitzkissen, Rücken- und Armlehne integrierte Mikrosystemtechnik misst kontinuierlich den Gesundheitszustand, wobei die wichtigsten Körperfunktionen und die korrekte Sitzposition ermittelt werden. Weichen die Werte von den Vorgaben ab, zeigt das System dem Nutzer an, wie er seine Ausdauer trainieren oder gesünder sitzen kann.

Im Trend sind zudem E-Textilien, die zu-nehmend den Gesundheitsbereich beeinflussen werden. Beispielhaft hierfür sind Inkontinenzar-tikel, die entsprechende Informationen abgeben

oder T-Shirts, die nicht nur den Ort, sondern auch alle möglichen Daten, wie Temperatur, Bewegungsmuster und Lokalisation erfassen und weitergeben.

demenzkrank im eigenen Zuhause

Das derzeit und vor allem in Zukunft beherr-schende Thema ist nach Ansicht von Profes-sor Dr. André Fringer von der Fachhochschule St.Gallen die steigende Zahl an demenzkranken Menschen. Herdplatten, fliessendes Wasser, Strom, offenstehende Gefrier- und Kühlschränke oder Haus- und Fenstertüren stellen da eine be-sondere Gefahr dar. „Wie Demenz, so wird auch der Bereich Palliative Care ein zentrales Ent-wicklungsfeld zukünftiger AAL-Innovationen sein, wenn es darum geht, die Lebensqualität am Lebensende interdisziplinär zu gestalten“, so der Experte.

Einfaches Handling erwünscht

Um jedoch die Akzeptanz der „smarten Hel-fer“ unter den Benutzern zu stärken, sollten eine einfache Bedienbarkeit und ihr nützlicher Mehrwert im Vordergrund stehen. Selbst die intelligentesten Alltagsbegleiter sind Senio-ren und Pflegebedürftigen nur dann dienlich, wenn sie verständlich konzipiert und einfach zu handhaben sind. Andernfalls können solche Instrumente zu sinnentleertem Handeln und zu Fehlentscheidungen führen.

Fakt ist: AAL-Technologien haben ein un-geheures Potential, wenn diese sinnvoll und

zielgerichtet eingesetzt werden. Sie sollten al-lerdings von Angehörigen nicht als Entlastung des schlechten Gewissens missbraucht werden, doch alles technisch Mögliche getan zu haben, wenn dabei jedoch die menschliche Zuneigung fehlt – ein Aspekt, der insbesondere im Alter, am Lebensende und innerhalb der Familie nie zu kurz kommen sollte. AAL kann den Men-schen als Beziehungs- und Bezugsperson zwar entlasten, jedoch niemals ersetzen.

artikEl

Freiheit bis ins hohe AlterSelbstbestimmtes, altersgerechtes Wohnen mit Inanspruchnahme von Dienstleistungen – für immer mehr Senioren eine Alternative, autark und abgesichert zu leben.

Warum haben Sie sich für eine Wohnung im Bethesda Panorama Park entschieden?

Mein Mann und ich haben vor über 10 Jahren begonnen, uns verschiedene Wohnformen für ältere Menschen anzuschauen. Wir waren jedoch von keinem Angebot so richtig überzeugt. Über einen Zeitungsartikel bin ich zufällig auf den Panorama Park gestossen, den wir uns dann angeschaut haben. Als ich meine jetzige Woh-nung betrat, wusste ich sofort: hier möchte ich leben. Wir haben uns noch an Ort und Stelle für diese Wohnung entschieden.

Wie hat sich ihr Leben seitdem verändert? Wir haben früher in einem Haus mit vielen

Treppen und einem grossen Garten gewohnt. Das war natürlich mit viel Arbeit verbunden. Meine jetzige Wohnung ist pflegeleicht, geräumig und hindernisfrei, was die Gestaltung des Alltags einfacher macht. Mein soziales Umfeld hat sich erweitert, ich habe hier viele neue Bekannt-schaften gemacht, die mein Leben bereichern.

Was schätzen Sie am Bethesda Panorama Park besonders?

Die Mischung aus Eigenständigkeit und Si-cherheit. Ich habe mein eigenes Reich und kann jederzeit die Gemeinschaftsräume nutzen: Re-zeption mit Lounge, Restaurant, Fitnessraum. Ich gehe täglich im Park spazieren. Alle Mitar-beitenden sind sehr freundlich und fürsorglich. Noch geht es mir gesundheitlich gut, aber falls sich dies ändert, kann ich je nach Bedarf die Dienstleistungen der benachbarten Bethesda Pflegeresidenz nutzen. Wir pflegen im Haus einen guten Kontakt untereinander, machen gemein-same Ausflüge und achten auf uns. Ich fahre noch Auto und gehe alleine einkaufen. Aber ich könnte auch den Einkaufsservice nutzen: zweimal wöchentlich fährt der hauseigene Bus ins Dorf. Sicherheit gibt mir auch der Notrufknopf, der im Notfall ein Signal an die Residenz sendet. Als mein Mann noch lebte und krank war, verbrachte er die Nacht in der Pflegeresidenz und tagsüber waren wir gemeinsam in der Wohnung. Kurz gesagt: Ich fühle mich hier rundum wohl und behütet.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG – intErViEW

Bethesda Panorama Park bietet Eigenständigkeit und SicherheitLi Hotz wohnt seit sechs Jahren im Bethesda Panorama Park in Küsnacht-Itschnach. Dort bewohnt sie eine 3.5 Zimmerwohnung mit grossem Balkon.

artikEl

Grossmutter fest im Blick von SensorenAAL-Lösungen unterstützen ältere Menschen mittels smarter Helfer, leichter den Alltag zu bewäl-tigen und so länger zu Hause wohnen bleiben zu können.

WEitErE inFormationEn

FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften:

www.fhsg.ch/fhs.nsf/de/ambient-assisted-living

WEitErE inFormationEn

Stiftung MyHandicap:

www.myhandicap.ch/wohnen-wohnformen-ch.html

„Das Dienstleistungsspektrum reicht vom Bettwäschewechsel

über Fusspflege bis hin zum Ein-kaufsservice“

Der Bethesda Panorama Park, der zur gemeinnützigen Bethesda Alterszentren AG gehört, bietet selbständi-ges Wohnen im Alter in ruhiger, stadtnaher Lage in Küsnacht-Itschnach.

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Eine crossmediale Publikation der Xmedia solutions aG iii Gesundheitssystem der Zukunft iiiii 15

Frau Büchler, Menschen im Alter wollen heut-zutage trotz körperlichen Einschränkungen mo-bil sein. Doch viele stehen vor der Frage, welche Hilfsmittel für sie überhaupt sinnvoll sind...

Ja, das stimmt. Mobilität, Selbstständig-keit und professionelle Pflege sind wichtige

Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Sei es in Folge von Krankheit, Unfall oder eben Altersbeschwerden. Wir von der SAHB bieten diesen Menschen, aber auch ihren Angehörigen, eine zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema hindernis-freies und selbständiges Leben in den Bereichen Mobilität und Wohnen.

Die SAHB ist eine unabhängige Fachstelle. Das heisst sie berät Klienten, verkauft jedoch keine Produkte?

Richtig. Nur so können wir eine unabhän-gige und neutrale Beratung garantieren. Diese findet kostenfrei in einem der schweizweit ins-gesamt acht Hilfsmittelzentren der SAHB oder gegen einen kleinen Unkostenbeitrag vor Ort statt. Am Standort Oensingen unterhalten wir darüber hinaus eine permanente Hilfsmittel-Ausstellung, die Exma VISION. Dort können Interessierte auf einer Fläche von über 1‘000 Quadratmetern mehr als 600 Produkte aus-probieren.

Worauf sollte denn bei der Wahl der Hilfsmittel geachtet werden?

Grundsätzlich einmal auf die Qualität. In der Schweiz müssen Hilfsmittel, die auf dem Markt erhältlich sind, gemäss der Medizinalpro-dukteverordnung geprüft sein. Wir empfehlen natürlich auch nur Produkte, die diesen Krite-rien entsprechen. Darüber hinaus überprüft die SAHB im Auftrag der Versicherer rehatechnische und orthopädische Hilfsmittelversorgungen, Autoanpassungen sowie bauliche Massnah-men. Wichtige Kriterien sind dabei Einfachheit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit. Auf Basis dieser unabhängigen Prüfung können wir

unseren Klienten Empfehlungen für das richtige Hilfsmittel geben. Im Beratungsgespräch stehen dabei stets die individuellen Bedürfnisse und die spezifische Wohn- und Lebenssituation des Klienten im Mittelpunkt. Nur, wenn alle Aspekte ganzheitlich betrachtet und berücksichtig wer-den, macht ein Hilfsmittel auch wirklich Sinn und erfüllt seinen Zweck.

Wie sieht das in der Praxis konkret aus? Kön-nen Sie ein Beispiel nennen?

Gern. Es gibt Menschen, die permanent auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Auch, wenn sie etwa mit dem Auto zum Arzt gebracht werden müssen. Ihnen raten wir zu einem Rollstuhl, der ganz bestimmte Kriterien erfüllt. In anderen Worten: wir empfehlen ausdrücklich den Kauf eines transportgeprüften Modells. Ein handels-üblicher Rollstuhl kann im Fall eines Unfalls den Aufprall kaum abfangen und bringt den Insassen zusätzlich in Gefahr.

Ein Rollstuhl ist nicht gerade günstig in der Anschaffung. Wie sieht es denn grundsätzlich mit der Finanzierung von Hilfsmitteln aus?

Wenn es um Hilfsmittel geht, die behin-dertenbedingt notwendig sind, und die Person noch nicht im AHV-Rentenalter ist, dann leistet in der Regel die Invalidenversicherung einen Kostenbeitrag. Wenn diese Finanzspritze nicht ausreicht, greifen diverse Schweizer Behinder-tenorganisationen, wie etwa die Pro Infirmis, Betroffenen unter Umständen unter die Arme. Bei Senioren mit AHV-Rente greift die Inva-lidenversicherung nicht mehr. Jedoch gibt es Vorgaben, zum Beispiel bei der Anschaffung eines Rollstuhls, die eine Kostengutsprache von der AHV vorsieht. Wer bereits vor der

AHV-Rente Anspruch auf ein Hilfsmittel hatte, bei dem gilt die Besitzstandwahrung auch im Rentenalter.

Mobilität findet nicht nur ausserhalb der eige-nen vier Wände statt. Stichwort: hindernisfreies Wohnen. Was gibt es hier zu berücksichtigen?

Einfach ausgedrückt, geht es um voraus-schauendes Planen. Wir von der SAHB wissen, dass es sich lohnt, bei Neu- oder Umbauten die baulichen Voraussetzungen für eine spätere Anbringung beziehungsweise Anwendung von Hilfsmitteln zu schaffen. Dazu gehören zum Beispiel schwellenlose Hauszugänge, die mit einem Rollator einfach zu passieren sind, ein breiter Treppenaufgang, in den gegebenenfalls ein Treppenlift installiert werden kann oder eine geräumige, ebenerdige Dusche, in der ohne grossen Aufwand ein Duschsitz und ein Hal-tegriff angebracht werden können. Wer heute vorsorgt, spart später, wenn eine körperliche Einschränkung Hilfsmittel nötig macht, Zeit und vor allem Geld. Entgegen so mancher Mut-massungen kann eine hindernisfrei gestaltete Wohngelegenheit genauso modisch sein wie jede andere Wohnung auch. im intErViEW

Susanne Büchler, Leiterin Personal und Kommunikation, SAHB

Möglichst lange im vertrauten Eigenheim woh-nen zu bleiben und dabei unabhängig und mobil sein. Ist dies nicht jedermanns Wunsch? Bei vie-len entwickelt sich im Laufe der Zeit die Treppe oder das Treppenhaus zum grossen Hindernis. Die Treppe zu überwinden, wird dabei immer schwieriger und vor allem, immer gefährlicher.

Um im vertrauten Heim ohne fremde Hilfe und vor allem mit der notwendigen Sicherheit leben zu können, bietet die Firma HERAG AG seit über 30 Jahren in der ganzen Schweiz Treppenlifte an. Das wichtigste Ziel des Schweizer Familienun-ternehmens HERAG AG ist die Unanhängigkeit

und Sicherheit ihrer Kunden und deren Mit-menschen. Eine einfache Bedienung, ein hoher Fahrkomfort sowie eine überdurchschnittliche Zuverlässigkeit sind weitere wichtige Kriterien, welche die Kunden der HERAG AG erwarten dürfen.

kostengünstig, keine umbauten nötig, schnell montiert

Für praktisch jede Treppe hat die HERAG AG passende Treppenlift-Modelle. Somit lässt sich für jeden etwas Passendes finden, da beispiels-weise Sitzbezüge in verschiedenen Materialien und Farben möglich sind. Die Kosten sind dabei überschaubar und sind, verglichen mit den teuren Alters- und Pflegeheimen, bereits nach weni-gen Monaten die günstigere Alternative. Durch die kluge Bauweise erfolgt die Montage auf den Treppenstufen oder an der Wand. Somit sind keine Umbaumassnahmen notwendig und der Treppenlift ist in wenigen Stunden fertig montiert. Nach der Montage werden dem Kunden die Funk-tionen genau erklärt. Egal ob Beratung, Verkauf, Montage oder Service, bei der HERAG AG kommt alles aus einer Hand und sorgt schweizweit für eine sehr hohe Kundenzufriedenheit.

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG – intErViEW

„Auf die richtigen Hilfsmittel kommt es an“

WEitErE inFormationEn

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Hilfsmittel-beratung für Behinderte und Betagte SAHB Geschäftsstelle Dünnerstrasse 32, 4702 Oensingen T: 062 388 20 20 [email protected] www.sahb.ch

iiiiiiii untErnEHmEnsbEitraG

Sicherheit und Mobilität im gewohnten Umfeld

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HERAG AG Treppenlifte Tramstrasse 46 8707 Uetikon am See

Telefon 044 920 05 04 [email protected]

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Eine Dienstleistung der

Page 16: Gesundheitssystem der Zukunft_Tagi

Das SRK braucht Ihre Spende. Nach dem verheerenden Taifun vom 8. November 2013 auf den Philippinen brauchen die Menschen sofort Hilfe. Sie müssen dringend medizinisch versorgt werden, brauchen Wasser, Lebens mittel und Unterkunft. Ihre Spende zählt. Helfen Sie mit und spenden Sie online unter www.redcross.ch/spenden oder auf das Postkonto 30-4200-3, Vermerk «Taifun Asien». Herzlichen Dank.

Zerstörte Häuser, verschmutztes Trinkwasser, vernich-tete Ernten: Der Taifun Haiyan hat auf den Philippinen Millionen Menschen die Lebensgrundlage geraubt. Über 5600 Menschen verloren ihr Leben, mehr als 500‘000 Familien ihr Obdach. Hilfe tut not – vorerst Überlebenshilfe. Das Schweizerische Rote Kreuz hat kurz nach der Katastrophe ein Team von Logistik-Spezi-alisten in die betroffenen Gebiete entsandt. Zusammen mit den Freiwilligen des Philippinischen Roten Kreuzes hat es Hilfsgüter verteilt. 20‘000 Menschen erhielten Baumaterial und Werkzeug, um Notunterkünfte zu er-richten. «Die Menschen waren sehr erleichtert, denn so können sie sich vor Hitze und vor Regen schützen. Ein wichtiger Aspekt, damit sie gesund bleiben», berichte-te der SRK-Nothelfer Thomas Büeler nach der Vertei-lung der Hilfsgüter.

Sauberes Wasser rettet LebenAuch Trinkwasser hat das Rote Kreuz verteilt und provi-sorische Wasserstellen errichtet, denn vielerorts funkti-onierte die Wasserversorgung nicht mehr. So konnte die Gefahr von Seuchen eingedämmt werden. Ver- schmutztes Wasser ist die Hauptursache gefährlicher Durchfallerkrankungen, die rasch zu einer zweiten Ka-tastrophe mit vielen Todesopfern führen können. Vor allem Kinder sind gefährdet.Schutz und Verbesserung der Gesundheit – das ist ein zentrales Anliegen des Roten Kreuzes. Schon in der ers-

Unsere Sofort-Hilfe: Hilfsgüter, Hilfspersonal, Logistik

Unfassbare Zerstörung nach TaifunIhre Hilfe für die Opfer auf den Philippinen: www.redcross.ch/spenden

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Gesundheit fördern nach Katastrophen Damit die Menschen besser gewappnet sind

ten Phase der Katastrophenhilfe wird langfristig ge-plant. Angesichts der enormen Zerstörungen auf den Philippinen war den Verantwortlichen beim SRK rasch klar: «Wir bleiben weit über die Nothilfe hinaus.» Erfah-rungen beim Wiederaufbau bestehen viele. Ein jünge-res Beispiel ist Pakistan, wo nach sintflutartigen Regen-fällen 2010 weite Teile des Landes unter Wasser stan-den, Hunderttausende Häuser wurden zerstört. Das SRK hat im Süden des Landes in drei Dörfern mehr als 700 Häuser sturm- und flutsicher wieder aufgebaut. Pa-rallel zu den Bauarbeiten wurde die Gesundheit der Be-völkerung gefördert durch:

• die Verbesserung der Wasserversorgung • den Bau von Latrinen• Ausbildung von Freiwilligen für die Gesundheits-

aufklärung in den Dörfern• Erste-Hilfe-Kurse für die Dorfbewohner• Schulung von Gesundheitspersonal• Weiterbildung von Hebammen für sicherere Geburten• Bessere Ausstattung der Gesundheitsposten.

Besser als vor der Katastrophe«Building better back» lautet ein Motto des Roten Kreu-zes für den Wiederaufbau. Das gilt nicht nur für die Häuser, die nach dem Wiederaufbau stabiler sein sollen als sie es vor der Katastrophe waren. Auch in Bezug auf die Gesundheit hat das SRK das Ziel, die Dienstleistun-gen, die Infrastruktur und das Wissen der Menschen so

zu verbessern, dass sie gestärkt in die Zukunft blicken können. Damit sie bei einer nächsten Katastrophe bes-ser gewappnet sind.

Katharina Schindler, Kommunikation Internationale Zusammenarbeit SRK

Lebenswichtig: Eine Wasserstelle, die nach dem Taifun Haiyan auf

der philippinischen Insel Leyte vom Roten Kreuz errichtet wurde.

© Jarkko Mikkonen, Finnish Red Cross

Rainmattstrasse 10CH-3001 Bern

Telefon 031 387 71 [email protected]

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