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gg 1 11 - Casimi Guitars

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ACOUSTIC BOUTIQUE

1 grand gtrs

Casimi C3 „Taurus“

African Donnerwetter

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Als Autor, der sich mit High-End-Gitarren beschäftigen darf, hat man es ja gut und ist verwöhnt. Der Nachteil dabei ist,dass man, ob der eigenen Abgeklärtheit, nur noch selten völlig aus dem Häuschen gerät. Dies änderte sich bei mir rechtschnell, als ich von einem Steelstring-Kenner die vorliegende extravagante Casimi C3 zum Test angeboten bekam.Von Leonardt Breuken

itarren aus Südafrika hat man in un-seren Breitengraden eher wenigerauf dem Schirm, und als einziger Ver-

treter der Gitarrenbau-Zunft fiel mir spontanlediglich Marc Maingard ein, der in Kapstadtbeheimatet ist, als Pionier der dortigen Szenegilt und mit sehr auffälligen, stark verziertenInstrumenten bereits seit 40 Jahren von sichreden macht. Auch die beiden Gründer von Ca-simi Guitars, Matthias Roux und Matthew Rice,waren in dessen Werkstatt lange Zeit tätig.

SuperzelleRoux baute unter Maingards Anleitung mit 18Jahren seine erste klassische Gitarre, wurdedanach als Lehrling angenommen und ver-brachte dort 12 Jahre, in denen er bis zumMeister und wichtigsten Mitarbeiter aufstieg.Matthias Roux kreierte Gitarren für Filmstarund Gitarrensammler Steven Segal sowie denVirtuosen Earl Klugh. Zudem sammelte erKenntnisse durch Reparatur alter und wertvol-ler Instrumente. Die andere Hälfte des Duosvon Casimi Guitars ist Matthew Rice, der krea-tive Kopf der jungen Company. Er erlernte injungen Jahren das Klavierspiel, brachte sichselbst das Gitarrenspiel bei, komponierte undbaute seine erste E-Gitarre mit 16 Jahren.Zudem studierte Matthias Schmuck- und Mo-dedesign, bevor er eine Lehre bei MaingardGuitars absolvierte, wo er vorrangig für De-sign- und Inlay-Arbeiten zuständig war. Mat-thias und Matthew kennen sich seit ihrerKindheit, entwickelten während der gemein-samen Zeit bei Maingard den Traum von ihren

eigenen Instrumenten und gründeten schließ-lich die Firma Casimi 2012 in Kapstadt.

ImpulsgewitterDas Sortiment der Company offeriert eineschlüssiges Sortiment, das sich auf Steelstringsund klassische Gitarren konzentriert, bei dem esausschließlich um Custom-Anfertigungen geht.Die Urform des Casimi-Portfolios, das Modell C2in der Korpusgröße einer Grand Auditorium, ent-stand durch Matthews unermüdliche Suchenach der perfekten Gitarre für sich selbst. Bereitsin seiner Zeit bei Maingard kreierte er den Ent-wurf. Er und Matthias setzten diesen um undschon beim ersten Saitenaufziehen und Test warklar, dass das Design und die damit verbundeneKonstruktion perfekt funktionieren. Den Casimi-Gitarren gemeinsam ist ein Hals-Korpus-Über-gang am 12. Bund. Dieses Merkmal steht fürkräftig klingende Gitarren, ist aber, da ein Spielin hohen Lagen erschwert wird, nicht von allenGitarristen geschätzt. Im Falle der Casimi-Instru-mente ist die Ergonomie des Cutaway hervorra-gend balanciert. Man eleminiert den Nachteildes Übergangs am 12. Bund völlig und kann denstarken, strahlenden, fokussierten Ton uneinge-schränkt genießen. Den Kern des Casimi-Sorti-ments bilden neben der C2 mittlerweile die C1(Grand Concert Form) und die jumbomäßige C3im Format unserer Testgitarre.

LuftmassenUm bei den klanglichen Vorzügen zu bleiben, be-reits mein erster Kontakt mit ihr machte michsprachlos. Als ich die C3 zu Hause im Vergleich zu

meiner Referenzgitarre (Santa Cruz DreadnoughtAdirondack/Mahagoni) in aller Ruhe spielendurfte, war ich völlig erschüttert. So ungeheuereKraft, die jedoch sogar bei extremer Behandlungausgewogen, transparent und klar bleibt, ist mirnoch nie begegnet. Ergonomisch fühlt sich die C3kaum wie eine Jumbo an, sondern wesentlichhandlicher und anschmiegsamer. Die Luft, diedurch sie bewegt wird, ist dagegen enorm. Selbstsensiblem Fingeranschlag füllt ihr Klang denRaum, und egal, wie viel Kraft man in sie hineingibt, ihr Potenzial erscheint nie erschöpft. Ihr ent-springt wunderbare Klarheit, die Bässe sind straffund tief, die Mitten kraftvoll und die Höhen strah-lend, doch vor allem ihre Mischung ist ungemeinausgewogen. Der Ton ist High Definition und auchHigh Fidelity, trotzdem keineswegs kühl, sondernwarm und reif. Bei der Casimi C3 wird man vomKlang getragen: das hatte ich in dieser Dimensionnoch nie erlebt. Unsere Testgitarre ist mit einemK&K Trinity Pro System inklusive externem, zwei-kanaligem Preamp ausgestattet. In der Pickup-Kombination mit einem separaten SchwanenhalsMikrofon liefert sie einen runden, natürlichenSound und wird über die Vielfalt der Einstellungund Regelmöglichkeiten jeder Situation gerecht.Mir fällt auf, dass ich den Schertler Verstärker rechtweit aufdrehen muss, um den natürlichen Soundder Gitarre vollkommen zu übertönen. Casimis C3ist, allein schon auf der akustischen Seite, einWunderwerk!

Blitz & DonnerWenn ein Instrument schon im musikalischenBereich derart punktet, könnte es eigentlich egal

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DETAILS & INFOS

Hersteller: Casimi Guitars Herkunftsland: Kapstadt / Südafrika

Modell: „C3 / Custom-Version“Gitarrentyp: Steelstring Korpusformat: C3 /Jumbo Decke: Master Grade GermanSpruce Korpus:African Blackwood Hals: Honduras Mahagoni Halsprofil:Medium CGriffbrett:Westafrican Ebony Bünde:Medium, 19 im Bass/ 22 im DiskantMensur: 660,4mm Halsbreite Sattel: 45 mm Elektronik: K&K Trinity Pro SystemHals-Korpus-Übergang: 12. Bund Steg:African Blackwood Stegeinlage: TusqSattel: TusqMechaniken: Schertler Preis: 13.000 Dollar Zubehör: Hiscox Case Getestet mit: Schertler Jam 100 Vertrieb: The North American Guitar, London

www.thenorthamericanguitar.com www.casimiguitars.com

ACOUSTIC BOUTIQUE

3 grand gtrs

sein, wie es aussieht. Doch auch hinsichtlichDesign, Verarbeitung und Detailsarbeit wirddiese Dame einer Königin gerecht. Ihre Linien-führung implementiert Eigenständigkeit undInnovation. Das auffälligste Detail ist derSoundport, der einen Stierkopf darstellt. Manfindet bei ihr überdies Besonderheiten wie einPurfling um Decke, Zargen und Boden aus fei-nen Messingstreifen und wunderbar ergono-mische Bevels für die Armauflage und denRippenbogen. Dass die Hölzer wie das Afrika-

nische Blackwood und die Alpenfichte vonausgesuchter Qualität sind, ist fast schon Ne-bensache. Besonders begeistert mich die Artder Saitenaufhängung. Üblicherweise gibt esGitarren mit Bridgepins, oder solche, bei denendie Saiten von hinten durch den Steg geführtwerden. Bei der Casimi entspricht die Art derAufhängung der mit Pins, allerdings ohnedie Steckerchen. Die Ballends werdenunter Zug über die Schlitze, die vertieftim Stegholz integriert sind, eingehängt.Eine Magnetabdeckung, aus dem glei-chen Holz des Steges, erlaubt denschnellen Wechsel der Saiten, ohne läs-tiges Hantieren mit den Steckerchen. DieHerren von Casimi verstehen es, Gege-benheiten im Gitarrenbau zu hinterfragenund zu revolutionieren.

SchönwetterfrontMancher mag sich nun fragen, ob es gar nichtsauszusetzen gibt. OK, das Hiscox Hartschalen-Case ist etwas zu gewöhnlich. Ansonsten lässtdieses sechssaitige Wunderwerk mich sprach-los und ein wenig wehmütig zurück. Die Ca-simi C3 Custom ist ein Instrument, an das ichmich in fünf oder zehn Jahren noch erinnernwerde, denn sie stellt alle positiven Eigen-schaften, die eine Gitarre haben kann, auf einenoch höhere Stufe.