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594 KLINISCHE WOCHENSCH 1qitrosoverbindung sowie die Umf~llung mit Ammoniak und Essigs~ure in m6glichst konzentrierten L6sungen auszuffihreii. Wir arbeiteten daher mit konzentrierter NaOH uiid konzen- trierter NaNO2-L6sung, 16sten den ersten Niederschlag in m6glichst wenig verdfinntem Ammoniak und f~llten ihn mit n-Essigs~ure aus. Der letzt entstandene Niederschlag wurde nach I2stfindigem Stehen im Eisschrank abfiltriert. Durch dieses Verfahren wurden die Ausbeuten erheblick verbessert. Wir erhielten bei Anwendung yon 16 mg Thymol 63 %, bei 56mg 74 % , bei XOolng 89,7 %. DaB die Wasser- dampfdestillation allein sehon einen gewissen Verlust mit sich bringt, geht daraus hervor, dab bei direkter FMlung der Thymoll6sungen rnit Nitrit die Ausbeuten bis zu lO % h6her lagen. Wit erhielten bei 15 mg Thymol 72 %, bei 4 ~ mg 79 %, bei 80 mg 89,2 %. Endlich wurde nach dem gleichen Verfahren das Thymol plus Carvacrol in Fluidextrakten yon Quendel bestimmt. Aus 300 ccm Extrakt erkielten wir in 3 Versuchen 25,6 rag, 26,0 rng und 22, 7 rag, als Thymol berechnet. Aus 600 ccm Fluidextrakt gewannen wir 56, 58 und 62 mg Thymol plus Carvacrol. Nach den allerdings recht spXrlichen Literatur- angaben hiitte man aus 300 ccm Fluidextrakt, die 3oo g Droge entsprechen, 18 mg Thymol plus Carvacrol, in 600 ccm also 36 rag, erwarten sollen. Unsere Befunde liegen, wie man sieht, nicht unerheblich h6her, wobei natfirlich zu berficksichtigen ist, dab der Gehalt an ~therischem 01 in den Fluidextrakten bzw. den Drogen- proben sicher nicht immer der gleicke ist. Vernachl~ssigt man die Tatsache, daI3 unsere Werte um etwa 25 % zu niedrig sind, so ergibt sich ffir den Quendel ein Gehalt yon o,oi % Thymol plus Carvacrol, w~hrend er nach den Literatur- aiigaben maximal 0,o06 % betragen wfirde. Zusammen/assung. 1. Bei Meersckweinchen kommt es nach oraler Verabfolgung yon Saponinen, yon Extrakten aus Castanea vesca-Bl~ttern, yon Kalium sulfoguajacolicum und expektorierenden Pr~paraten, die diese Stoffe enthalten, zu einer Wasseranreicherung in der Lunge. 2. Ffir einzelne wirksame Bestandteile sowie ffir ihre Kombination wurden die toxischen Grenzdosen festgelegt. 3. Der qualitative Nachweis yon Thymol plus Carvacrol in Pflanzenextrakten dutch fJberffihrung in Nitrosotkymol wurde zu einem quantitativen Bestimrnungsverfahren aus- gearbeitet. Literatur: x GORDONOFF, Verh. dtsch, pharmak. Ges. 193o. -- z GORDONOFR 11. MERZ, Klin. ~Vschr. I93I , 928. -- s KOCHMANN, Arch. f. exper. Path. 15o, 23 (193o). -- * HESSE, 1V[OLLER U. NAGEL, Med. Klin. 1932 , Nr 5. -- 5 SCHNEIDER, Diss. Berlin 1931 . -- 6 I~OBERT, Zusammenfassende Darstellung in I-teffters Handb. 2 II. __ 7 KOFLER, Arch. f. exper. Path. 141, lO 5 (1929). -- s I~OFLER, ~vVien. klin. Wschr. 1931 , 842. -- 9 THOMAS, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1911, 9. -- 10 FEHLING, Arch. Gyn~k. 11, 522. -- 11 MICHEL, SOC. Biol. 51, 422. -- 1~ BRUBACHER, Z. Biol. 27, 517 (189o). -- is LIEBER- MANN, Pflflgers Arch. 43, 91 (1888). -- 14 RUBNER, Arch. f. Hyg. 65, 127 (1908). -- 15 STEINITZ, nach ARON U. GRALKA, Handb. d. Bio- chem. 6, 286 (i926). -- 16 Zusammenfassende Darstellung in Oppenheimers Handb. d. Biochem. 7, 152 (1927). -- 1~ VOLLMER, Arch. f. exper. Path. 16o, 656 (1931). -- is VOLLMER, Arch. f. exper. Path. 1932. -- 19 t{INDT U. VOLL~ER, Arch. f. exper. Path. I48, 198 (193o) . _ ~0 WEHMEH, Die Pflanzenstoffe. Jena: G. Fischer 1931, S. lO54. -- ~1 BAEYER, Ber, dtsch, chem. Ges. 28, 647 (1895). -- ss GORDONOEF, Med. I(lin. x93i , Nr 49. GIBT ES NACHWEISBARE,,AUTOABGASSCHADEN,, ? Won M. SCHMIDTMANN. Aus dem PathologischenInstitut des St~idt. Krankenhauses Stuttgart-Cannstatt (Vorstand; Prof. Dr. SCHMIDTMANN). In letzter Zeit wird die Offentlichkeit durch wissenschaft- liche Mitteilungen* beunruhigt fiber Autoabgassch~den und deren Beziehungen zum geh~uften Auftreten yon Throm- bosen. * KUNTZEN, Dtsch. reed. Wschr. 1931, H. 3x, Leipziger Neueste Naehrichten zS. II. 32. RIFT. 1L JAHRGANG. Nr. 14 2. APRIL 193z Da ich mich seit fiber 5 Jahren mit der Frage der Wirkung der Autoabgase auf den tierischen Organismus besch~ftige, m6chte ick zu diesen Arbeiten Stellung nehmen. Zun~chst ist scharf zu unterscheiden zwischen Seh~digung und Ver~nderung. Unter ,,Autoabgassch~den" wird man eine krankhafte VerAnderung des Allgemeinzustandes oder eines bestimmten Organsystems verstehen, w~hrend es durchaus denkbar ist, dab eine chronische Einwirkung des Auto- abgases zu einer Urnstellung des Organismus fiihren kann ohne jede Beeintr~chtigung des Gesundheitszustandes. Die Untersuchung fiber die Wirksamkeit der Autoabgase ist dadurch erschwert, dab es sich nicht um einen einfachen chemiscken Stoff handelt, sondern um ein Gasgemisck yon sekr verschiedener Zusammensetzung. In dem Gemisch sind vorhanden: stets Kohlens~kure, verschiedene Mengen un- verbrannten Betriebsstoffes, geringe S~uremengen und kleine Mengen unvollstAndig verbrannten 01s. Die Zusammen- setzung des Autoabgases aus den einzelnen Bestandteilen ist nieht nur verschieden bei verschiedenen Motoren bzw. verschiedenen Fahrzeugarteii, sondern schwankt bei ein und demselben Motor stark. Man kann also rnit dem Autoabgas IIicht als fester Gr6Be arbeiten, auch nicht, wenn man die Auspuffgase eines Versuchsmotors benutzt. Es erscheint daher zweckm~Big, die Wirksamkeit der einzelnen Kom- ponenten auf den tierischen Organismus zu prfifen und da- nach erst die Bedeutuiig der Kombination der einzelnen Kornponenten. Meine ersten Untersuchuiigen 1927--1929 besch~ftigen sick daher mit der Wirkung chronischer Einatrnung kleiner Meiigen der versckiedenen T~eibstoffe. Wie friiher be- schrieben*, wurden zu diesem Zweck die Tiere in einen ,,Gas- kMig" gebracht und ihnen eine bestirnmte Menge Benzin, Benzol oder Benzin-Benzolgernisch mit dem Luftstrom zugeffihrt. Bei diesen Tieren trat mit RegelmXBigkeit eine ~inderung der Blutbeschaffenheit im Sinn einer Leukopenie und re- lativer Lymphocytose auf. Hand in Hand mit diesen Ver- ~nderungen gehen Strukturver~nderungen yon Milz, Knochen- mark und Leber. In einem bestimmten Stadium des Blut- bildumbaues l~Bt sich auf3erdem eine Neigung zur Thrombose- bildung feststellen. In den geschilderten ersten Versucken waren die ckronisch eingeatmeten Benzin- und Benzolmengen durchweg gr6Ber, als die in der GroBstadtluft entkaltenen. In weiteren Ver- suchen wurde daher geprfift, in weleher Beziehung die Quanti- t~t des eingeatmeten Benzins zur Entwicklung der Blut- ver~nderung steht und ob eine Beirnengung yon I{ohlens~ure einen EinfluB auf die beschriebene Wirkung ausfibt. Das Ergebnis ist: Je kleiner die Menge des eingeatmeten Benzins, desto langsamer entwickelt sick die Ver~nderung der Blutzusammensetzung, desto weniger ausgesprochen ist der der Leukopenie vorhergehende Reizzustand des h~mato- poetischen Systems. Bei diesen sick langsam entwickelndeI1 Leukopenier~ kommt es nicht zur Ausbildung von Spontanthrombosen. Die Zugabe der Kohlens~ure fibt auf die Entwicklung der BlutverAnderungen keinen wesentlichen EinfluB aus, ist aber ffir andere Organe nicht otliie Bedeutung. Wie bei allen Tierversuchen lassen sick auch hier nicht ohne Weiteres die t~rgebnisse auf den Menschen fibertragen, sonderi1 es ist durch entsprechende Untersuchung am ge- eigneten Mensckenmaterial zu prfifen, inwieweit der Mensch sich ~hnlich wie das Versuchstier verh~lt. Es gibt nun eille Reihe yon Betrieben, bei denen die Arbeiter mit Benzin- und Benzold~mpfen in st~rkerem MaBe in Berfihrung kommen, das sind alle die Betriebe, die mit den modernen Spritzlacken zu tun haben: I. die Farbstoff- lack herstellenden Fabriken, 2. die Betriebe, die diese Lacke verwenden, AuBer diesen Spritzlack herstellenden bzw. verarbeitenden Fabriken sind speziell dem Autoabgas selbst ausgesetzt Arbeiter, die in den Automobilfabriken am Motoren- stand zu arbeiten haben. Durch das besondere Entgegen- kommen der Leitung verschiedener derartiger Betriebe (Farbenfabrik Springer ~& M611er, Leipzig; Adlerwerke~ * SCHMIDTMANN, Klin. Wschr. 1930, Iqr 45.

Gibtes Nachweisbare „Autoabgasschäden”?

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Page 1: Gibtes Nachweisbare „Autoabgasschäden”?

594 KLINISCHE W O C H E N S C H

1q i t ro sove rb indung sowie die U m f ~ l l u n g m i t A m m o n i a k u n d Ess igs~ure in m6g l i chs t k o n z e n t r i e r t e n L 6 s u n g e n auszuff ihrei i . W i r a r b e i t e t e n d a h e r m i t k o n z e n t r i e r t e r N a O H uiid konzen - t r i e r t e r NaNO2-L6sung , 16sten d e n e r s t e n N iede r sch l ag in m 6 g l i c h s t wenig v e r d f i n n t e m A m m o n i a k u n d f~l l ten i h n m i t n -Ess igs~ure aus. D e r l e t z t e n t s t a n d e n e N iede r sch l ag wurde n a c h I 2 s t f i n d i g e m S t e h e n i m E i s s c h r a n k abf i l t r i e r t . D u r c h dieses V e r f a h r e n w u r d e n die A u s b e u t e n e rheb l i ck ve rbesse r t . W i r e rh i e l t en bei A n w e n d u n g y o n 16 m g T h y m o l 63 %, bei 5 6 m g 74 % , bei XOolng 89,7 %. DaB die Wasse r - d a m p f d e s t i l l a t i o n a l le in s e h o n e inen gewissen Ver lus t m i t s ich b r ing t , geh t d a r a u s he rvor , d a b bei d i r e k t e r F M l u n g de r T h y m o l l 6 s u n g e n rn i t N i t r i t die A u s b e u t e n bis zu lO % h 6 h e r lagen. W i t e r h i e l t e n bei 15 m g T h y m o l 72 %, bei 4 ~ m g 79 %, bei 80 m g 89,2 %.

E n d l i c h wurde n a c h d e m gle ichen V e r f a h r e n das T h y m o l plus Ca rvac ro l in F l u i d e x t r a k t e n y o n Quende l b e s t i m m t . Aus 300 ccm E x t r a k t e rk i e l t en wir in 3 V e r s u c h e n 25,6 rag, 26,0 rng u n d 22, 7 rag, als T h y m o l b e r e c h n e t . Aus 600 ccm F l u i d e x t r a k t g e w a n n e n wir 56, 58 u n d 62 m g T h y m o l p lus Carvacrol . N a c h d e n a l le rd ings r e c h t spXrl ichen L i t e r a t u r - a n g a b e n h i i t t e m a n aus 300 ccm F l u i d e x t r a k t , die 3oo g Droge en t sp r echen , 18 m g T h y m o l plus Carvacrol , i n 600 ccm also 36 rag, e r w a r t e n sollen.

Unse re Be f unde liegen, wie m a n sieht , n i c h t u n e r h e b l i c h h6her , wobe i na t f i r l i ch zu be r f i cks ich t igen ist, d a b de r G e h a l t a n ~ t h e r i s c h e m 01 in d e n F l u i d e x t r a k t e n bzw. den Drogen- p r o b e n s icher n i c h t i m m e r de r gleicke ist. Ve rnach l~ss ig t m a n die Ta t s ache , daI3 unse re W e r t e u m e t w a 25 % zu n iedr ig s ind, so e r g i b t s ich ffir d e n Quende l e in G e h a l t y o n o ,o i % T h y m o l p lus Carvacro l , w ~ h r e n d er n a c h d e n L i t e r a t u r - a i i gaben m a x i m a l 0,o06 % b e t r a g e n wfirde.

Z u s a m m e n / a s s u n g . 1. Bei Mee r s ckw e i nchen k o m m t es n a c h ora ler V e r a b f o l g u n g y o n Sapon inen , y o n E x t r a k t e n aus C a s t a n e a v e s ca - B l ~ t t e r n , y o n K a l i u m su l fogua jaco l i cum u n d e x p e k t o r i e r e n d e n P r ~ p a r a t e n , die diese Stoffe e n t h a l t e n , zu e iner W a s s e r a n r e i c h e r u n g in de r Lunge .

2. Ffir e inzelne w i r k s a m e B e s t a n d t e i l e sowie ffir ih re K o m b i n a t i o n w u r d e n die t o x i s c h e n G r e n z d o s e n fes tgelegt .

3. De r q u a l i t a t i v e Nachwe i s y o n T h y m o l plus Ca rvac ro l in P f l a n z e n e x t r a k t e n d u t c h f Jbe r f f ih rung in N i t r o s o t k y m o l wurde zu e inem q u a n t i t a t i v e n B e s t i m r n u n g s v e r f a h r e n aus- gea rbe i t e t .

L i t e r a t u r : x GORDONOFF, Verh. dtsch, pharmak. Ges. 193o. -- z GORDONOFR 11. MERZ, Klin. ~Vschr. I93I , 928. - - s KOCHMANN, Arch. f. exper. Path. 15o, 23 (193o). - - * HESSE, 1V[OLLER U. NAGEL, Med. Klin. 1932 , Nr 5. - - 5 SCHNEIDER, Diss. Berlin 1931 . - - 6 I~OBERT, Zusammenfassende Darstellung in I-teffters Handb. 2 II . __ 7 KOFLER, Arch. f. exper. Path. 141, lO 5 (1929). -- s I~OFLER, ~vVien. klin. Wschr. 1931 , 842. -- 9 THOMAS, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1911 , 9. - - 10 FEHLING, Arch. Gyn~k. 11, 522. -- 11 MICHEL, SOC. Biol. 51, 422. - - 1~ BRUBACHER, Z. Biol. 27, 517 (189o). - - is LIEBER- MANN, Pflflgers Arch. 43, 91 (1888). - - 14 RUBNER, Arch. f. Hyg. 65, 127 (1908). -- 15 STEINITZ, nach ARON U. GRALKA, Handb. d. Bio- chem. 6, 286 (i926). - - 16 Zusammenfassende Darstellung in Oppenheimers Handb. d. Biochem. 7, 152 (1927). - - 1~ VOLLMER, Arch. f. exper. Path . 16o, 656 (1931). - - is VOLLMER, Arch. f. exper. Path. 1932. - - 19 t{INDT U. VOLL~ER, Arch. f. exper. Path. I48, 198 (193o) . _ ~0 WEHMEH, Die Pflanzenstoffe. Jena: G. Fischer 1931, S. lO54. - - ~1 BAEYER, Ber, dtsch, chem. Ges. 28, 647 (1895). - - ss GORDONOEF, Med. I(lin. x93i , Nr 49.

G I B T E S N A C H W E I S B A R E , , A U T O A B G A S S C H A D E N , , ? Won

M. SCHMIDTMANN. Aus dem Pathologischen Institut des St~idt. Krankenhauses Stuttgart-Cannstatt

(Vorstand; Prof. Dr. SCHMIDTMANN).

I n l e t z t e r Zei t w i rd die Of f en t l i chke i t d u r c h wissenschaf t - l iche Mi t t e i l ungen* b e u n r u h i g t f iber A u t o a b g a s s c h ~ d e n u n d d e r e n B e z i e h u n g e n z u m geh~uf t en A u f t r e t e n y o n T h r o m - bosen .

* KUNTZEN, Dtsch. reed. Wschr. 1931, H. 3x, Leipziger Neueste Naehrichten zS. II. 32.

RIFT. 1L JAHRGANG. Nr. 14 2. APRIL 193z

D a ich m i c h se i t f iber 5 J a h r e n m i t de r F r a g e de r W i r k u n g de r A u t o a b g a s e au f den t i e r i s chen O r g a n i s m u s besch~f t ige , m 6 c h t e ick zu d iesen A r b e i t e n S te l lung n e h m e n .

Z u n ~ c h s t i s t schar f zu u n t e r s c h e i d e n zwischen S e h ~ d i g u n g u n d Ver~nde rung . U n t e r , , A u t o a b g a s s c h ~ d e n " wi rd m a n eine k r a n k h a f t e VerAnderung des A l l g e m e i n z u s t a n d e s oder e ines b e s t i m m t e n O r g a n s y s t e m s v e r s t e h e n , w ~ h r e n d es d u r c h a u s d e n k b a r ist , d a b eine ch ron i sche E i n w i r k u n g des A u t o - abgases zu e iner Urns t e l lung des O r g a n i s m u s f i ih ren k a n n ohne jede B e e i n t r ~ c h t i g u n g des G e s u n d h e i t s z u s t a n d e s .

Die U n t e r s u c h u n g fiber die W i r k s a m k e i t de r A u t o a b g a s e i s t d a d u r c h e rschwer t , d a b es s ich n i c h t u m e inen e i n f a c h e n c h e m i s c k e n Stoff h a n d e l t , s o n d e r n u m ein Gasgemisck y o n sekr ve r sch i edene r Z u s a m m e n s e t z u n g . I n d e m Gemisch s ind v o r h a n d e n : s t e t s Kohlens~kure, ve r s ch i edene Mengen u n - v e r b r a n n t e n Be t r iebss to f fes , ger inge S ~ u r e m e n g e n u n d k le ine M e n g e n unvol l s tAndig v e r b r a n n t e n 01s. Die Z u s a m m e n - s e t zung des A u t o a b g a s e s aus den e inze lnen B e s t a n d t e i l e n i s t n i e h t n u r v e r s c h i e d e n bei v e r s c h i e d e n e n M o t o r e n bzw. v e r s c h i e d e n e n Fahrzeuga r t e i i , s o n d e r n s c h w a n k t bei ein u n d d e m s e l b e n Moto r s ta rk . M a n k a n n also rn i t d e m A u t o a b g a s II icht als fes te r Gr6Be a rbe i t en , a u c h n i ch t , w e n n m a n die Auspuf fgase e i n e s V e r s u c h s m o t o r s b e n u t z t . Es e r s c h e i n t d a h e r zweckm~Big, die W i r k s a m k e i t de r e inze lnen K o m - p o n e n t e n au f d e n t i e r i s chen O r g a n i s m u s zu prf i fen u n d da- n a c h e r s t die B e d e u t u i i g de r K o m b i n a t i o n der e inze lnen K o r n p o n e n t e n .

Meine e r s t e n U n t e r s u c h u i i g e n 1927- -1929 besch~f t igen s ick d a h e r m i t de r W i r k u n g ch ron i sche r E i n a t r n u n g k le iner Meiigen de r v e r s c k i e d e n e n T~eibstoffe. Wie f r i iher be- schr ieben*, w u r d e n zu d iesem Zweck die Tiere in e inen , ,Gas- kMig" g e b r a c h t u n d i h n e n eine b e s t i r n m t e Menge Benz in , Benzo l oder Benz in -Benzo lge rn i sch m i t d e m L u f t s t r o m zugeff ihr t .

Bei d iesen T ie ren t r a t m i t RegelmXBigkei t eine ~ inderung de r B l u t b e s c h a f f e n h e i t i m S inn e iner Leukopen ie u n d re- l a t i ve r L y m p h o c y t o s e auf. H a n d in H a n d m i t d iesen Ver- ~ n d e r u n g e n gehen S t r u k t u r v e r ~ n d e r u n g e n y o n Milz, K n o c h e n - m a r k u n d Leber . I n e inem b e s t i m m t e n S t a d i u m des B l u t - b i l d u m b a u e s l~Bt sich auf3erdem eine Ne igung zur T h r o m b o s e - b i l d u n g fes ts te l len .

I n den gesch i lde r t en e r s t en V e r s u c k e n w a r e n die ck ron i sch e i n g e a t m e t e n Benz in - u n d B e n z o l m e n g e n d u r c h w e g gr6Ber, als die in de r G r o B s t a d t l u f t e n t k a l t e n e n . I n we i t e r en Ver- suchen wurde d a h e r geprfift , in weleher B e z i e h u n g die Quan t i - t ~ t des e i n g e a t m e t e n Benz in s zur E n t w i c k l u n g de r B l u t - v e r ~ n d e r u n g s t e h t und ob eine Be i rnengung y o n I{oh lens~ure e inen Einf luB au f die be sch r i ebene W i r k u n g ausf ibt .

Das E r g e b n i s i s t : Je k le iner die Menge des e i n g e a t m e t e n Benzins , des to l a n g s a m e r en twicke l t s ick die V e r ~ n d e r u n g de r B l u t z u s a m m e n s e t z u n g , des to weniger ausgesp rochen i s t de r de r Leukopen ie v o r h e r g e h e n d e R e i z z u s t a n d des h ~ m a t o - poe t i s chen Sys t ems .

Bei d iesen s ick l a n g s a m entwickelndeI1 Leukopenier~ k o m m t es n i c h t zu r A u s b i l d u n g v o n S p o n t a n t h r o m b o s e n .

Die Zugabe de r Koh lens~ure f ib t au f die E n t w i c k l u n g d e r B l u t v e r A n d e r u n g e n ke inen wesen t l i chen Einf luB aus, i s t a b e r ffir a n d e r e Organe n i c h t otliie B e d e u t u n g .

Wie bei a l len T i e r v e r s u c h e n lassen s ick a u c h hier n i c h t ohne Weiteres die t~rgebnisse au f den M e n s c h e n f iber t ragen , sonderi1 es i s t d u r c h e n t s p r e c h e n d e U n t e r s u c h u n g a m ge- e igne ten M e n s c k e n m a t e r i a l zu prfifen, i nwiewe i t der M e n s c h s ich ~hn l i ch wie das Ver suchs t i e r ve rh~l t .

Es g ib t n u n eille Re ihe y o n Be t r i eben , bei d e n e n die A r b e i t e r m i t Benz in - u n d B e n z o l d ~ m p f e n in s t ~ r k e r e m MaBe in B e r f i h r u n g k o m m e n , das s ind alle die Bet r iebe , die m i t d e n m o d e r n e n Sp r i t z l acken zu t u n h a b e n : I. die F a r b s t o f f - l ack h e r s t e l l e n d e n F a b r i k e n , 2. die Be t r i ebe , die diese L a c k e v e r w e n d e n , AuBer d iesen S p r i t z l a c k h e r s t e l l e n d e n bzw. v e r a r b e i t e n d e n F a b r i k e n s ind speziell d e m A u t o a b g a s s e l b s t ausgese t z t Arbe i t e r , die in den A u t o m o b i l f a b r i k e n a m Moto ren - s t a n d zu a r b e i t e n h a b e n . D u r c h das b e s o n d e r e E n t g e g e n - k o m m e n de r L e i t u n g ve r sch i edene r d e r a r t i g e r B e t r i e b e ( F a r b e n f a b r i k Spr inger ~& M611er, Le ipz ig ; Adlerwerke~

* SCHMIDTMANN, Klin. Wschr. 1930, Iqr 45.

Page 2: Gibtes Nachweisbare „Autoabgasschäden”?

2. A P R I L i932 KLINISCHE W O C H E N S C H

Frankfurt u. a.) ist es mir und meinen Mitarbeitern m6glich gemacht worden, derartige Arbeiter fortdauernd zu unter- suchen. Das bisherige Ergebnis der Untersuchungen l~tl3t sich dahin zusammenfassen, dab bet bestem Wohlbefinden der Leute bet den l~tnger im Betrieb Stehenden eine gewisse Leukopenie und relative Lymphocytose festzustellen ist, d. h. die gleiche 131utver~nderung wie bet den Versuchstieren, ein Befund, der sich im Einklang mi t den Untersuchungen anderer Autoren in entsprechenden Betrieben befindet.

Das Untersuchungsergebnis bei den Fabrikarbeitern be- rechtigt dazu, nunmehr die Tierversuche zur weiteren Kl~rung der angeschnittenen Fragen heranzuziehen. Dabei wird be- sonders zu prfifen seth, ob die erzeugten Ver/inderungen rfick- bildungsf~hig sind, des weiteren ob durch die Anderung der Blutzusammensetzung der Ablaut physiologischer und patho- logischer Vorg~nge beeinfluBt wird. Derartige Untersuchun- gen werden zur Zeit in meinem Inst i tut vorgenommen, fiber das ]?;rgebnis wird in absehbarer Zeit Bericht erstattet .

Bisher l~Bt sich also sagen: Durch Eina tmung der in den Autoabgasen vorhandenen 13enzin- und /3enzolmengen l~I3t sich beim Versuchstier eine charakteristische Blutver~tnde- rung erzeugen. Die gleiche Ver~nderung finder sich auch bet Menschen, die zur chronischen Einatmung entsprechender Benzin- und Benzolmengen beruflich gezwungen sind. Eine Beeintr~chtigung des Gesundheitszustandes ist dadurch nicht bedingt, so dab es ant Grund der bisherigen Untersuchungen unberechtigt ist, von ,,Autoabgassehdiden" zu sprechen.

Wenden wir uns zu der Frage, ob eine derartige /31ut- ver~tnderung in urs~chlichen Zusammenhang zu bringen ist mit einem geh~uften Auftreten yon Thrombosen. Die Stati- stik, dab an der Leipziger Chirurgischen Klinik mehr Throm- bosen bei der Stadtbev61kerung als bet der Landbev61kerung sich linden, ist ohne entsprechende Untersuchung des Blutes, ohne genaue Untersuchung des Wohnungsmilieus und ]3e- rficksichtigung aller fibrigen Faktoren, die zur Thrombosen- bildung ffihren k6nr~ten, zur Entscheidung der Frage nicht heranzuziehen. F.bensowenig sind die Versuche yon KUNTZEN ZU verwerten, der mit Autoabgasgr6Ben arbeitet, wie sie praktisch als GroBstadtluft nicht in Frage kommen. Natfir- lich kann man durch l)berdosierung zunXchst sich einen MaBstab verschaffen, was ffir Ver~nderungen zu erwarten sind. Die yon mir in dieser Weise vorgenommenen Versuche habe ich nur Ms ,,Vorversuche" angesehen. Der Haupt- versuch mit den entsprechenden kleinen Mengen ergibt, wie oben erw~thnt, dab die Neigung zur Spontanthrombose fehlt. Ebensowenig haben die yon uns untersuchten Fabrikarbeiter weder wAhrend der Beobachtungszeit noch anamnestisch eine Neigung zur Thrombose gezeigt.

So einfach habe ich mir den Zusammenhang zwischen Autoabgasewirkung und Thrombose auch nicht vorgestellt, sondern stets nur gemeint, dab vielleicht durch den zunehmen- den Kraftverkehr neuartige Umweltseinflfisse VerAnderungen hervorrufen k6nnten, durch welche die Reakt ion des K6rpers auf andere Reizwirkungen unter UmstXnden beeinfluBt wird.

Diese Arbeitshypothese ist, wie oben beschrieben, wetter in meinem Inst i tut verfolgt worden. Wir suchen festzustellen, unter welchen Umst~tnden die durch Bestandteile des Auto- abgases gesetzten Ver~tnderungen rfickbildungsfAhig sind, wie die Tiere in den verschiedenen Versuchsstadien aui ver- schiedene pathologische Reize, z. t3. Infektionen n. a., rea- gieren. Da die Untersuchungen dank der Unterstfitzung der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft auf breiter Basis angelegt sind, erfordert die vollst/~ndige Bearbeitung eine geraume Zeit. Erst danach wird man aber endgfiltig zu der Frage Stellung nehmen k6nnen, ob SchAdigungen durch die in der Stadtluft vorhandenen Autoabgase m6glich sind und sich in Zusammenhang mit einer H~ufung yon Throm- bosen bringen lassen.

Die bisherigen Ergebnisse der Untersuehungen bereehtigen noch in keiner Weise dazu, die Au]merksamkeit des Laien- publikums auf ,,Autoabgasschgden" zu lenken.

R I F T . II. JA, H R G A N G . Nr. 14 595

DIE SCHALLPLATTE IM DIENSTE DER ELEKTRO- MEDIZIN*.

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Dr. GUSTAV OPPENtIEIM, F r a n k f u r t a. M.

Die altgewohnte Anwendung des faradischen und galvani- schen Stromes bleibt in zunehmendem Mal3e hinter den M6g- lichkeiten zurfick, die durch den Fortschri t t der Elektroteehnik geschaffen werden. Umsehreibt man das Anwendungsgebiet der eigentlichen Elektromedizin durch die Begriffe der elektrischen Funktionspr~]ung, Schmerzbek~mp]ung, L~hmungs- behandlung, so h a b e n Wissenschaft und Laboratorium Strom- formen geschaffen, die den bisherigen Anwendungsformen fiberlegen zu sein scheinen, deren Fruchtbarmachung ffir die Praxis aber immer noch an technischen Sehwierigkeiten scheitert.

Der zerhackte galvanische Strom nach LEDUC, Strom- st613e yon genau best immbarer St~trke und Zeitdauer, wie sie zur quant i ta t iven Prfifung der Muskelerregbarkeit (Chronaxie) erforderlich sind, Str6me yon an- und abschwellendem Rhyth- mus zur Tonisierung der Muskeln, sinusf6rmige Str6me yon genau regulierbarer Peri0denzahl, alle diese Stromformen haben in der Praxis wesentliche Bedeutung zu beanspruchen.

Erschwert oder unm6glich gemacht wird die Anwendung dieser Str6me in der Praxis dadurch, dab immer neue kost- spielige Apparaturen ffir die genannten oder andere zu- kfinftig m6glichen Stromformen erforderlich werden.

Da es sich jedoch bet all den genannten Stromformen um rhythmisch verlaufende elektrische Vorg~nge handelt, gibt es ein einfaches Mittel, auch die komplizierteste Form solcher Str6me in der einfaehsten Weise jederzeit anwenden zu k6nnen, und das ist die Schallplatte. Bet dem modernen elektrischen Aufnahme- und l~eproduktionsverfahren werden ja nicht mehr akustische, sondern elektrische Schwingungen auf die Plat te aufgeschrieben und yon dieser entnommen. Es besteht also die M6glichkeit, auch jeden rhythmischen elektrischen Vorgang unmit telbar durch die schwingende Nadel einer elektrischen Aufnahmevorrichtung auf die rotierende Schallplatte aufzuschreiben, um dementsprechend bei der Reproduktion des Vorgangs, d. h. beim Abspielen der Platte, eine getreue Wiedergabe des aufgenommenen Stromes zu erhalten. So kann man alle die genannten Str6me auf Pla t ten schreiben und braucht zur Anwendung s~mtlicher heute gebr~uchlicher und zukfinftig m6glicher rhythmiseher Str6me nur einen einzigen verh~iltnism~13ig einfachen Appara t und die entsprechende Platte. ,~

Ein solcher Apparat, den ich konstruiert babe, besteht aus einem R6hrengleichrichte}, der den Netzstrom der Lichtleitung in galvani- schen Strom nmwandelt und einem R6hrenverst~irker zufiihrt. Ein Schallplattentriebwerk setzt die aufgelegte Schallplatte in Rotation, die Nadel eines elektrischen Tonabnehmers ger~t hierdurch in ent- sprechende Schwingungen und erzeugt in den Drahtwindungen der elektrischen Schalldose schwache Str6me, die dem R6hrenverst~rker zugeffihrt werden und yon diesem auf die gewfinsehte regulierbare Stromst~rke und Spannung gebracht werden.

Wiire es nur m6glich, auf diese Weise eine Serie kostspieliger Apparate durch einen einzigen ,,Universalapparat" zu ersetzen, so wflrde dies schon einen praktischen Fortschritt bedeuten. Es ergeben sich jedoch noch ganz andere M6glichkeiten, wenn man nicht davon ausgeht, die bisher tiblichen Stromarten auf Schallplatten zu schreiben, sondern dazu fibergeht, diejenigen Stromformen zu studieren, die normalerweise auf den erhMtlichen Schallplatten auf- geschrieben sind.

Da es sich bet dem Inhal t der Schallplatte um Tonschwin- gungen bzw. um Gerdiuschvorgiinge handelt, so ist es Mar, dab die Form der den Schallplatten entnommenen Str6me bet getreuer Wiedergabe durch die Frequenz der in }3etracht kommenden T6ne best immt ist. Diese Frequenzen haben einen Bereich yon etwa 5o--6ooo Perioden in der Sekunde. Die Str6me, die man yon Schallplatten erh~tlt, die Ton]requenz- strSme, haben demnach die gleiche Frequenz, wie die ihnen zugrunde liegenden T6ne. Durch eine einfache Umschal tung am Apparat k6nnen sie entweder als pulsierende Gleichstr6me

* Vortrag, gehalten im Arztlichen Verein Frankfurt a. M. am 16. November I93I.

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