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Glaukom Der grüne Star Klinik für Augenheilkunde

Glaukom · 3 Liebe Patientin, lieber Patient, mit dieser Informationsbroschüre möchten wir Sie auf die Erkrankung Glaukom aufmerksam machen. Wichtig ist es uns dabei, Ihnen das

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GlaukomDer grüne Star

Klinik für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

• Was man über das Glaukom wissen sollte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4• Primär chronisches Offenwinkelglaukom (PCOWG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5• Normaldruckglaukom (NDG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6• Winkelblockglaukom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6• Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7• Durchblutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8• Augenuntersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9• Augeninnendruckbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10• Durchführung eines 24-Stunden-Augeninnendruckprofils . . . . . . . . . . . . . . . . 11• Hornhautdickenmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12• Untersuchung des vorderen Augenabschnittes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12• Untersuchung des Kammerwinkels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13• Untersuchung des Sehnervs und der Netzhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13• Heidelberg Retina Tomograph (HRT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14• GDx Laserpolarimetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15• Gesichtsfelduntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16• Durchblutungsdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17• 24-Stunden-Blutdruckmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18• Therapie des Glaukoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18• Festlegung des Zieldrucks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19• Medikamentöse Einstellung des Glaukoms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19• Therapieformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20• Durchblutungsfördernde Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22• Neuroprotektive Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22• Operative Senkung des Augeninnendrucks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23• Trabekulektomie mit Mitomycin C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23• Zyklophotokoagulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24• Drainage-Implantat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25• Teamwork . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26• Ansprechpartner in der Selbsthilfe Dortmund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27• Glaukom-Foren und Patienten-Informationsseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28• Homepages von Initiativen, Verbänden und anderen Organisationen . . . . . . . . 29• Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29• Lexikon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

GlaukomKlinik für

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Liebe Patientin, lieber Patient,

mit dieser Informationsbroschüre möchten wir Sie auf die ErkrankungGlaukom aufmerksam machen. Wichtig ist es uns dabei, Ihnen dasKrankheitsgeschehen umfassend und verständlich zu erläutern.

Unter dem Begriff Glaukom ist eine Vielzahl unterschiedlicher Erkran-kungen zusammengefasst, die gemeinsam haben, dass Nervenfaser-zellen der Netzhaut untergehen, was zu charakteristischen Schädenam Sehnervenkopf, Gesichtsfeldausfällen und unbehandelt letztend-lich bis zur Erblindung führen kann. Einer der Hauptrisikofaktoren istder erhöhte Augeninnendruck. Dabei ist zu beachten, dass der Auge-ninnendruck häufig mit dem Alter zunehmend ansteigt und im Tages-verlauf insbesondere bei Glaukompatienten schwanken kann.

Ungünstigerweise treten die höchsten Werte häufig nachts oder in den frühen Morgenstun-den auf. Aber auch andere Risikofaktoren wie Durchblutungsstörungen oder Neurodegenera-tion haben in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen.

Im Rahmen unserer Glaukomsprechstunde werden Patienten mitbetreut, die uns von nieder-gelassenen Augenärzten überwiesen werden. Dabei kann es um verschiedenste Aspekte derGlaukomerkrankung gehen. So kann z. B. ein Verdacht auf ein Glaukom vorliegen und die Dia-gnose muss durch weitere Spezialuntersuchungen gesichert oder ausgeschlossen werden.Häufig geht es auch darum, ob eine medikamentöse Therapie ausreicht, geändert werden solloder ggf. eine Operation notwendig ist.

Da es sich bei der Glaukomerkrankung um eine langsam fortschreitende chronische Erkran-kung handelt, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Ihrem Augenarzt und der Klinik vonganz besonderer Wichtigkeit. Ebenso wichtig erscheint uns Ihre Mithilfe bei der Einhaltungder verordneten Medikation sowie der begleitenden Verlaufskontrollen, denn diese Bereit-schaft zur Mitarbeit ist einer der Bausteine für einen langfristigen Therapieerfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Markus Kohlhaas(Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde)

Augenheilkunde

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Glaukom

Ganz allmählich verengt sich das Blickfeld, langsam schwindet die Sehfähigkeit: Das Glaukom,im Volksmund auch Grüner Star genannt, ist eine Erkrankung, die den Sehnerven gefährlichschädigen kann – bis zur Erblindung. Etwa eine Million Deutsche sind am Glaukom erkrankt,rund drei Millionen sind gefährdet. Der Verlust des Augenlichts verläuft anfangs für denBetroffenen fast unmerklich und bereitet meist keine Schmerzen. Das zentrale Sehen bleibtbei der Erkrankung erhalten, denn das Gesichtsfeld verkleinert sich von außen. Die Lesefähig-keit zum Beispiel ist nicht beeinträchtigt, während Details am Rande des Blickfeldes nichtmehr wahrgenommen werden.

Das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, steigt mit dem Alter. Knapp vier Prozent der 75-bis 89-Jährigen haben ein Glaukom. Es wird vermutet, dass es zwei bis drei Millionen Betrof-fene in Deutschland geben soll. Um eine Erblindung im Rahmen der Glaukomerkrankung zuverhindern, ist insbesondere eine Früherkennung des Glaukoms notwendig. Während derGlaukomerkrankung kommt es zu einem Untergang von Sehnervenfasern und Nervenzellender Netzhaut.

Dadurch kommt es im weiteren Verlauf der Erkrankung zueiner Störung der Sehfunktion. Die ersten funktionellenSchäden entstehen in den Randbereichen des Gesichtsfel-des, die volle Sehschärfe bleibt zunächst unveränderterhalten. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zueinem zunehmenden Untergang der Nervenfasern undweiteren Fortschreiten der Gesichtsfelddefekte.

Klinik für Augenheil

Sehnerv mit fast vollständigem Nervenfaserverlust beim Glaukom

Gesunder Sehnerv

Sehnerv (Pfeile) mit Nervenfasern

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5kunde

Meist ist dies der Zeitpunkt, an dem die Patienten zum Augenarzt gehen und hoffen, dassdurch eine Brille das Sehen wieder verbessert werden kann. Leider kann die Minderung derSehleistung, die durch das Glaukom verursacht wurde, nicht wiederhergestellt werden. Dem-zufolge kann eine Behandlung des Glaukoms maximal die Sehleistung erhalten, die noch beider Diagnosestellung vorhanden ist. Aus diesem Grund ist eine Frühdiagnostik wichtig.

Primär chronisches Offenwinkelglaukom (PCOWG)

Das primär chronische Offenwinkelglaukom ist die häufigste Art Glaukom und eine Alterser-scheinung. Das „Abflussrohr“ oder der Kammerwinkel (Trabekelwerk) des Auges wird mit derZeit weniger leistungsfähig und der Druck im Auge wird allmählich stärker (21-35 mmHg).Wenn dieser verstärkte Druck eine Schädigung des Sehnervs zur Folge hat, nennt man das einchronisches Weitwinkelglaukom. Das primär chronische Offenwinkelglaukom kann dasGesichtsfeld einengen und die Sehkraft so allmählich und schmerzlos schädigen, dass derPatient sich keiner Probleme bewusst ist, bis der Sehnerv stark geschädigt ist.

Sollte es zu einer Schädigung des Sehnervs bei Augeninnen-druckwerten kleiner oder gleich 21 mmHg kommen, sospricht man von einem Normaldruckglaukom. Zur Abgren-zung zum Normaldruckglaukom wird das primär chronischeOffenwinkelglaukom auch als Hochdruckglaukom bezeich-net. Die Trennung bei der Grenze von 21 mmHg ist eher will-kürlich. Am ehesten handelt es sich beim PCOWG und demNormaldruckglaukom um Erscheinungsformen derselben

Erkrankung, die sich insbesondere durch die unterschiedlicheGewichtung von Risikofaktoren unterscheiden.

Normales Gesichtsfeld Gesichtsfeld mit massiver Einschränkung oder Ausfall

Normaler Kammerwinkel

Glaukom

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6 Klinik für

Normaldruckglaukom (NDG)

Beim Normaldruckglaukom, bei dem es sich um eine andere Variante des Offenwinkelglau-koms handelt, kommt es auch zu einer Schädigung des Sehnerven. Beim Normaldruckglaukomtritt die Schädigung jedoch bei Augeninnendruckwerten von bis zu 21 mmHg auf. Es liegt alsoein Glaukom bei normalem Augeninnendruck vor. Im Gegensatz zum primär chronischenOffenwinkelglaukom treten andere Risikofaktoren, wie z. B. Durchblutungsstörungen, in denVordergrund.

Der Augeninnendruck spielt aber auch beim Normaldruckglau-kom eine wichtige Rolle. Man weiß, dass bei Patienten mitNormaldruckglaukom das Auge, das den höheren Augeninnen-druck aufweist, meist stärker geschädigt ist, als das Auge mitdem niedrigeren Augeninnendruck. Es konnte auch gezeigtwerden, dass mit einer Senkung des Augeninnendrucks auchdas Normaldruckglaukom erfolgreich behandelt werden kann.Da beim Normaldruckglaukom der Augeninnendruck imNormbereich liegt, aber für das entsprechende Auge zu hochist, müssen hier im Vergleich zum PCOWG niedrigere Ziel-druckwerte angestrebt werden. Zusätzlich sollten beim Vorlie-gen von anderen Risikofaktoren, wie z. B. einer schlechtenDurchblutung, diese entsprechend behandelt werden.

Winkelblockglaukom

Manchmal wird der Kammerwinkel (Trabekelwerk) des Auges vollständig verstopft. Dabei istes so, als ob ein Blatt Papier, das in der Nähe eines Abflussrohrs herumschwimmt, sich plötz-lich vor die Öffnung legt und den Abfluss aus dem Waschbecken blockiert. Die Iris oder Regen-bogenhaut kann im Auge wie ein Blatt Papier fungieren, das den Kammerwinkel (Trabekel-werk) verschließt. Wenn sich der Augendruck rapide verstärkt, nennt man das ein akutesWinkelblockglaukom. Die Augeninnendruckwerte können auf bis zu 60 mmHg ansteigen. DieSymptome sind u. a.:

• ausgeprägter Schleier vor den Augen

• starke Augenschmerzen

• Kopfschmerzen

• Regenbogen-Halluzinationen um Lampen herum

• Übelkeit und Erbrechen

Wenn Sie diese Symptome haben, rufen Sie sofort Ihren Facharzt fürAugenkrankheiten an. Wenn ein Augenarzt ein akutes Winkelblock-glaukom nicht schnell behandelt, kann das zur Erblindung führen.

Eingeengter Kammerwinkel beim Winkelblockglaukom

Glaukom

Glaukom-Sehnerv mit Randblutung

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7Augenheilkunde

Risikofaktoren

Die Erhöhung des Augeninnendruckes, meist infolge eines verminderten Kammerwasserab-flusses durch das Trabekelwerk, ist der häufigste Risikofaktor. Somit ist die Senkung und Kon-trolle des erhöhten Augeninnendruckes seit langem Ziel der Glaukomtherapie. Es finden sichaber auch glaukomatöse Sehnervenschädigungen bei vielen Patienten, deren Augeninnen-druck im Normalbereich liegt (Norm: 10-21 mmHg). Auch wurde beobachtet, dass die Seh-nervenschädigung bei Patienten fortschreiten kann, deren Augeninnendruck durch medika-mentöse oder chirurgische Behandlung unter Kontrolle gebracht worden ist. Dies lässt dieSchlussfolgerung zu, dass auch unabhängige neuropathologische Mechanismen möglicher-weise eine wichtige Rolle in vielen Fällen der Glaukomerkrankung spielen. Aus diesem Grundsollte jede Person, auf die die Risikofaktoren für ein Glaukom zutreffen, sich in regelmäßigenIntervallen untersuchen lassen.

Dabei ist für Personen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr, die keine Risikofaktoren vorlie-gen haben, eine Untersuchung alle zwei Jahre anzuraten, jenseits des 60. Lebensjahres einmaljährlich. Bei vorliegenden Risikofaktoren sollte einmal pro Jahr jenseits des 40. Lebensjahreseine augenärztliche Untersuchung auf Glaukom durchgeführt werden. Denn die Früherken-nung ist entscheidend, um dem Verlust des Sehvermögens durch eine Grüne Star-Erkrankungvorzubeugen. Da unterschiedliche Faktoren zu der Entstehung eines Glaukoms beitragen kön-nen, ist es wichtig, mögliche Risikofaktoren zu bestimmen. Durch die genaue Erhebung vonIhren persönlichen Daten im Rahmen einer Anamnese können bereits wichtige Hinweise aufein erhöhtes Risiko für das Vorliegen einer Glaukomerkrankung gewonnen werden.

Normalerweise ist der Augeninnendruck in den frühen Morgenstunden am höchsten. Bei Glau-kompatienten kann diese Tagesrhythmik aufgehoben sein.

So gibt es Patienten, die nur in der Nacht oder auch zu anderen Tageszeiten einen erhöhtenAugeninnendruck aufweisen. Auch diese nur vorübergehenden Druckerhöhungen können zueiner glaukomatösen Sehnervenschädigung führen. Daher ist es wichtig, den Augeninnendruckim Tages- und Nachtverlauf zu überprüfen. Bei den meisten Glaukompatienten sollte derAugeninnendruck in einem 24-Stunden-Druckprofil bestimmt werden.

24-Stunden-Druckprofil mit Anstieg in den Abendstunden gemessen über 3 Tage

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Durchblutung

Durchblutungsstörungen können zu einer glauko-matösen Schädigung des Sehnerven beitragen.Faktoren, die zu einer Durchblutungsstörung desAuges, insbesondere des Sehnerven führen kön-nen, bezeichnet man auch als vaskuläre Risikofak-toren. Es hat sich gezeigt, dass auch viele Hoch-druckglaukompatienten vaskuläre Risikofaktorenaufweisen. Da beim Normaldruckglaukom derintraokulare Druck als Hauptrisikofaktor defini-tionsgemäß niedrigere Werte als beim Hochdruck-glaukom aufweist, ist es nicht überraschend, dassden vaskulären Faktoren hier eine wichtigereBedeutung zugeschrieben wird als beim Hoch-druckglaukom.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass vaskuläreFaktoren auch beim Hochdruckglaukom eine Rollespielen und dass diese für eine Progression desGlaukomschadens trotz gut eingestellter Augen-drucklage verantwortlich sein können. Ein wichti-ger Risikofaktor ist ein zu niedriger aber auch ein zu hoher Blutdruck.

Der Blutdruck schwankt bei jedem Menschen im Tagesverlauf. In mehreren Studien konntegezeigt werden, dass bei Glaukompatienten gehäuft zu niedrige Blutdruckwerte hauptsäch-lich in der Nachtphase auftreten.

Hierdurch kann es zu einer Reduktion des Sauerstoffangebotes und zu einer Schädigung desSehnerven kommen. Deshalb reicht eine einmalige Bestimmung des Blutdruckes am Tag oftnicht aus. Besteht ein Verdacht auf zu niedrigen Blutdruck, sollte eine 24-Stunden-Blut-druckmessung erfolgen. Phasen mit zu niedrigen Blutdruckwerten in der Nacht treten nichtnur bei Patienten mit ohnehin zu niedrigem Blutdruck, sondern auch bei Patienten mit einemBluthochdruck auf. Obwohl diese Patienten am Tag vielleicht gut eingestellt sind, können siein der Nacht „übertherapiert“ sein und nächtliche Blutdruckabfälle zeigen. Dadurch kann estrotz einer guten Augeninnendrucklage zu einem Fortschreiten des glaukomatösen Schadenskommen. Auch ein zu hoher Blutdruck kann zu einer Sehnervenschädigung beitragen, da eshier zu einer Engstellung der Gefäße kommt und somit die Durchblutung des Sehnerven ver-schlechtert wird. Ein weiterer wichtiger Risikofaktor sind so genannte Gefäßkrämpfe. DieseVeränderungen kommen nicht nur bei Patienten mit Normaldruckglaukom, sondern auch beiPatienten mit Hochdruckglaukom gehäuft vor. Durch diese Gefäßkrämpfe kommt es zur Ver-engung der Blutgefäße. Schon geringe Verengungen der Gefäße bewirken eine deutliche Ver-minderung der Durchblutung.

Wichtige Durchblutungsregionen am Auge

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9für Augenheilkunde

Weiterere Riskofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms sind:

• Erhöhter Augendruck

• Hohes Lebensalter

• Hohe Kurzsichtigkeit (Offenwinkelglaukom)

• Hohe Weitsichtigkeit (Engwinkelglaukom und Glaukomanfall)

• Niedriger und schwankender Blutdruck (Normaldruckglaukom)

• Genetische Veranlagung (Hier ist zu beachten, dass in diesen Fällen bereits vor dem 40.Lebensjahr eine Kontrolle angeraten wird und dass in einigen Fällen bereits Kinder undJugendliche vom Glaukom betroffen sein können, sogar Säuglinge.)

• Ethnische Gruppe: Schwarze haben ein bis zu fünf Mal höheres Risiko als Weiße

Augenuntersuchungen

Wie bei jeder Augenerkrankung sind eine vollständige Anamnese und die ophthalmologischeUntersuchung, bei der die spezifischen Symptome und Befunde eines Glaukoms berücksich-tigt werden, der Schlüssel zur richtigen Diagnosestellung, Klassifikation und Therapie. Nachdem Gespräch mit dem Patienten wird zunächst die Sehschärfe überprüft. Da zum Beispielbeim akuten Glaukomanfall die Sehschärfe in der Regel drastisch herabgesetzt ist, vermindertsich beim chronischen Glaukom die Sehschärfe erst im Spätstadium. Zudem ist eine Refrakti-onsbestimmung, also eine Bestimmung der Fehlsichtigkeit, notwendig, da beispielsweise dieKurzsichtigkeit ein relativer Risikofaktor für das primäre Offenwinkelglaukom darstellt. Dem-gegenüber kann die Hyperopie (Weitsichtigkeit) prädisponierend für ein Winkelblockglaukomsein. Anschließend erfolgen eine spaltlampenmikroskopische Untersuchung des Auges und dieMessung des Augeninnendruckes. Ein weiterer Befund wird mittels der Gesichtsfeld-Untersu-chung erhoben. Dabei stellen bogenförmige Defekte ein Frühstadium der Glaukomerkrankungdar. Stellt sich nur noch eine Restgesichtsfeldinsel dar, muss von einem fortgeschrittenenGlaukomschaden gesprochen werden. Ein weiterer notwendiger Schritt zur Diagnostik ist die Gonioskopie, eine klinische Untersu-chungsmethode zur Beurteilung des Kammerwinkels. Die Untersuchung ist Voraussetzung fürdie Klassifizierung und Therapie der Glaukomerkrankung. Auch die Untersuchung der Pupil-lenreaktion zum Aufdecken von Schäden in der Signalübertragung zwischen Sehnerv undGehirn sollte in der Glaukomdiagnostik enthalten sein. Nach der medikamentösen Pupillener-weiterung sollten eine nochmalige spaltlampenmikroskopische Untersuchung und die erneu-te Messung des Augeninnendruckes erfolgen. Mittels der direkten oder indirekten Ophthal-moskopie oder auch mit der Scanning-Laser-Ophthalmoskopie erfolgen nun die Beurteilungder retinalen Nervenfaserschicht und die Untersuchung des Sehnerven. Die Beurteilung desSehnerven liefert einige der wichtigsten und zuverlässigsten Informationen über die Glauko-merkrankung, da Veränderungen im Erscheinungsbild des Sehnervenkopfes oft frühe Anzei-chen einer vorliegenden Schädigung sind, welche auffällig werden, bevor es zu einer Sehver-schlechterung kommt.

Glaukom

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10 Klinik für

Bei der Untersuchung der Papille wird nach Hinweisen für einen Verlust an Nervengewebegesucht. Dieser geht normalerweise mit einer Vergrößerung der zentralen Vertiefung einher.Aber auch Veränderungen der Lage und Ausrichtung der Blutgefäße der Netzhaut und amSehnervenkopf sowie kleine Blutungen und Gewebeveränderungen am Rande der Papille kön-nen Anzeichen für eine Glaukomerkrankung sein.

Hat sich im Rahmen einer allgemeinen augenärztlichen Untersuchung der Verdacht auf einGlaukom ergeben, dann stehen weiterführende Untersuchungen an, um diesen Verdacht zuwiderlegen oder zu bestätigen und um das Ausmaß eines eventuell schon bestehenden Glau-komschadens zu erfassen und zu dokumentieren.

Diese Untersuchungsmethoden liefern Ihrem Augenarzt die Informationen, die er braucht, umIhre individuelle Therapie zusammenzustellen. Der Vergleich der Untersuchungsresultate, diein festgelegten Zeitintervallen regelmäßig erhoben werden, lässt erkennen, ob sich ein Glau-komschaden weiter vergrößert oder ob die Therapie das Fortschreiten unterbinden konnte.

Augeninnendruckbestimmung

Die Messung des Augeninnendrucks ist einer der wichtigsten Schritte für die Früherkennungdes Glaukoms und wird auch für die Verlaufskontrolle im Falle einer Erkrankung eingesetzt.Der Augeninnendruck beträgt beim Erwachsenen normalerweise zwischen 10 und 22 mmHg.Ein erhöhter Augeninnendruck muss nicht zwangsläufig zu einem Glaukomschaden führen.Viele Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck entwickeln kein Glaukom. Eine Glaukomer-krankung kann auch bei einem niedrigen Augeninnendruck vorliegen, was bei ca. 40 Prozentder Betroffenen der Fall ist.

Zur Messung des Augeninnendrucks werden unterschiedliche Geräte verwendet: Solche, diedas Auge bei der Messung berühren, und Non-Contact-Tonometer, bei denen das Auge nichtdirekt, sondern nur durch einen Luftstrahl berührt wird. Die Untersuchung ist in jedem Fallvöllig schmerzfrei.Für eine Kontaktmessung wird häufig das Applanationstonometer nach Goldmann verwendet.Damit der Patient die Berührung nicht spürt, wird die Hornhaut mit Augentropfen betäubt.Die Druckmessung erfolgt, indem das Tonometer mit einem runden, platten Messkörper dieHornhaut in einem Bereich von vier Millimetern applaniert. Der hierfür erforderliche Impulswird in mmHg gemessen und ergibt den momentanen Augeninnendruck.Bei der Non-Contact-Tonometrie wird die Hornhaut mit einem Luftstrahl applaniert. Eine spe-zielle Optik erfasst Geschwindigkeit und Ausmaß der Abplattung, sodass sich danach derAugeninnendruck errechnen lässt. Da er großen tageszeitlichen Schwankungen unterliegenkann, ist es bei einem sich erhärtenden Glaukomverdacht sinnvoll, den Augeninnendruck zuverschiedenen Tages- und möglicherweise auch Nachtzeiten zu messen und zu protokollieren.Man spricht in diesem Fall von einem Tagesdruckprofil oder einem 24-Stunden-Druckprofilmit Nachtmessung.

Glaukom

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11Augenheilkunde

Durchführung eines 24-Stunden-Augeninnendruckprofils

Der erhöhte Augeninnendruck ist der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines Glau-koms. Je höher der Augeninnendruck ist, desto höher ist das Risiko, an einem Glaukom zuerkranken. Es hat sich jedoch gezeigt, dass nicht nur die Erhöhung des Augeninnendrucks sel-ber, sondern auch vermehrte Schwankungen des Augeninnendrucks im Tagesverlauf zu einemFortschreiten des Glaukomschadens führen können. Tagesdruckschwankungen bis 5 mmHgund eine Seitendifferenz zwischen rechtem und linkem Auge bis höchstens 3 mmHg gelten alsnormal.Bei Glaukompatienten kann es zu Schwankungen des Augeninnendrucks im Tagesverlauf vonmehr als 10 mmHg und zu einer Seitendifferenz von mehr als 5 mmHg kommen. DieseSchwankungen sind nur durch mehrmaliges Messen des Augeninnendrucks zu unterschiedli-

chen Tageszeiten nachweisbar. Eineeinmalige oder zweimalige Augen-druckmessung reicht nicht aus, umderartige Schwankungen nachzuwei-sen.

Zusätzlich gibt es Patienten, beidenen hohe Druckwerte an verschie-denen Tagen zu unterschiedlichenZeitpunkten auftreten. Daraus wirddeutlich, dass bei vielen Glaukompati-enten der Augeninnendruck die höchsten Werte außerhalb derregulären Öffnungszeiten des Augen-

arztes aufweist. Dies stellt ein erhebliches Problem dar, da der Augeninnendruck einer derwichtigsten Parameter zur Überprüfung des Therapieerfolges beim Glaukom ist. Aus diesemGrund ist die Durchführung eines 24-Stunden-Augeninnendruckprofils bei den meisten Glau-kompatienten sinnvoll. Die Bestimmung eines 24-Stunden-Augeninnendruckprofils erfolgt imRahmen eines stationären Aufenthaltes. Der Augeninnendruck wird von einem Augenarzt um8.00, 12.00, 17.00, 20.00 und teilweise auch 24.00 Uhr gemessen. Die Messung des Augenin-nendrucks um 24.00 Uhr erfolgt im Liegen am Bett.

Druckmessung

24-Stunden-Tagesdruckprofile unter Therapie mit deutlich zackelnden Werten über 3 Tage

Soweit gut eingestellte Drucklage

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12 Klinik für Augenheil

Hornhautdickenmessung

Der bei der Tonometrie ermittelte Augenin-nendruckwert wird maßgeblich von der Dickeder Hornhaut mit beeinflusst; eine Tatsache,die den Augenärzten und Glaukomspezialis-ten in den letzten Jahren bewusst gewordenist. Daher wird der Augenarzt seinen Patien-ten möglicherweise eine Messung der Horn-hautdicke empfehlen, deren Ergebnis wesent-lich hilft, den gemessenen Augeninnen-druckwert richtig einzuschätzen. Eine durch-schnittliche menschliche Hornhaut ist etwa550 µm dick. Eine unterdurchschnittlichdünne oder eine überdurchschnittlich dicke Hornhaut kann das Ergebnis der Tonometrie ver-fälschen. Eine umfassende Studie der Dresdner Universitäts-Augenklinik kam zu dem Ergeb-nis, dass der Augeninnendruck pro 10 µm Abweichung von der statistischen Norm (550 µm)um jeweils 0,5 mmHg fehlgemessen wird – zu niedrig bei einer dünnen, zu hoch bei einerdicken Hornhaut. Eine derartige Fehlermarge kann bei der Entscheidung über die Einleitungeiner Druck senkenden Therapie eine Rolle spielen. Die Hornhautdickenmessung ist somit beivielen Patienten, vor allem jenen mit grenzwertigem Augeninnendruck, eine sinnvolleZusatzuntersuchung.

Untersuchung des vorderen Augenabschnittes

Der vordere Augenabschnitt wird mit einer Spaltlampeuntersucht. Es gibt viele Veränderungen, die im Bereichdes vorderen Augenabschnittes hinweisend auf einGlaukom sein können. So kann z. B. feines Material aufder Linsenvorderfläche abgelagert sein oder es beste-hen Lücken im Pigmentblatt der Iris.

Ultraschallvermessung der Hornhautdicke

Pseudoexfoliationsmaterial auf der Linsenvorderfläche beim PEX-Glaukom

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13kundeGlaukom

Untersuchung des Kammerwinkels

Nach Gabe eines Betäubungstropfens wird ein Kontaktglas,ein so genanntes Gonioskop, auf das Auge aufgesetzt.Durch einen Umlenkspiegel innerhalb dieses Kontaktglaseskann der Augenarzt genau den Kammerwinkel sehen. Mankann unterschiedliche Strukturen identifizieren und dieWeite des Kammerwinkels abschätzen. Auch strukturelleVeränderungen des Kammerwinkels sind sichtbar.

Un

Untersuchung des Sehnerven und der Netzhaut

Die wichtigste Struktur im Bereich des Augenhintergrundes, an dem Veränderungen im Rah-men eines Glaukoms sichtbar sind, ist der Sehnerv mit der angrenzenden Netzhaut. Der Seh-nerv stellt das Verbindungskabel zwischen dem Auge und dem Gehirn dar. Im Sehnerv wird dieSehinformation vom Auge zum Gehirn weitergeleitet. Er besteht aus ca. 1,2 Millionen Ner-venfasern. Alle Nervenfasern verlassen das Auge über den so genannten Sehnervenkopf. Bei

der Glaukomfrühdiagnostik ist insbesondere die Beurtei-lung des Sehnervenkopfes und der Nervenfaserschicht derNetzhaut von entscheidender Bedeutung. Häufig tretenglaukomatöse Veränderungen des Sehnervs auf, bevor eszu einer Funktionseinschränkung kommt. Aus diesemGrund sollte eine Beurteilung des Sehnervs immer zu einerGlaukomfrühdiagnostik gehören.

Der Sehnervenkopf mit der angrenzenden Nervenfaser-schicht sollte bei jedem Patienten beurteilt werden. Hier-für wird mit einer speziellen Lupe oder einem Kontaktglasder Sehnerv so vergrößert, dass er ausreichend beurteiltwerden kann. Bei der Untersuchung mit der Lupe sitzt derPatient meist an der Spaltlampe und die Lupe wird vor dasAuge gehalten, ohne das Auge zu berühren. Bei der Kon-taktglasuntersuchung wird nach Gabe eines Betäubungs-tropfens ein Glas auf das Auge aufgesetzt. Bei beidenUntersuchungen ist es hilfreich, mittels Augentropfen diePupille weit zu stellen, um den Sehnervenkopf besserbeurteilen zu können.

Kammerwinkeldarstellung mittelsKontaktglasuntersuchung

Gesunder Sehnerv

Augenhintergrund mit einem glaukomatös geschädigten Sehnerv

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14 Klinik für

Heidelberg Retina Tomograph (HRT)

Die Vermessung des Sehnerven mit dem Heidelberg Retina Tomographen bedeutet einengroßen Fortschritt für Früherkennung und Verlaufsbeobachtung des Glaukoms. Das kame-raähnliche Gerät tastet mit einem Laserstrahl die Oberflächenkonfiguration des Sehnerven-kopfes ab. Anhand der Messdaten erfolgt eine dreidimensionale Analyse des Sehnervenkopf-es. Mit diesem Laserscanner können schon geringste Veränderungen entdeckt werden. Fernerist mit Hilfe einer Datenbank der Vergleich mit Normdaten möglich. Da alle Aufnahmengespeichert werden, können Folgeuntersuchungen des gleichen Patienten mit den Erstauf-nahmen verglichen werden, so dass z. B. ein Fortschreiten des Glaukomschadens erkannt wird.Kleinste Veränderungen sind viel frühzeitiger als mit anderen Methoden nachweisbar. Nebenden klassischen Untersuchungen (Augeninnendruck, Augenhintergrund, Gesichtsfeld und Seh-schärfe) kann die Untersuchung mit dem HRT wesentlich dazu beitragen, ein Glaukom früh-zeitig zu erkennen oder auszuschließen. Die Untersuchung mit dem HRT ist schmerzfrei, dau-ert etwa 2 Minuten und kann meist ohne Pupillenerweiterung durchgeführt werden.

Glaukom

Ergebnis einer HRT-Aufnahme

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15Augenheilkunde

GDx Laserpolarimetrie

Dieses moderne Diagnosegerät ermittelt die genaue Nervenfaserschichtdicke im Auge. DieUntersuchung ist vor allem bei Patienten mit einem Glaukom sinnvoll. Im fortgeschrittenenStadium dieser Erkrankung weist die Nervenfaserschicht am Augenhintergrund eine zuneh-mende Ausdünnung auf. Bei diesem Verfahren wird mit Hilfe eines Infrarotlaserstrahls nichtnur die Oberflächenstruktur, sondern auch die Dicke der Nervenfaserschicht des Auges in demBereich der Netzhaut gemessen, in dem der Sehnerv aus dem Auge austritt. Eine Untersu-chung mit dem GDx Nerve Fiber Analyzer benötigt wenig Zeit, ist schmerzlos, blendfrei undohne lästige Folgen. Sie erfordert keine Weitstellung der Pupille. Die Befunde werden nachjeder Untersuchung mit einer eingebauten Datenbank, die Normalwerte enthält, verglichenund zum späteren Vergleich abgespeichert. Die Ergebnisse der Untersuchung stehen sofort zurVerfügung. Sie ist sowohl für die Verlaufsbeobachtung als auch für Einzeluntersuchungengeeignet.

Ergebnis einer GDx-Aufnahme

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16 Klinik für Augenheil

Gesichtsfelduntersuchung

In den späteren Stadien eines Glaukoms wird das Sehvermögen beeinträchtigt. Mit derGesichtsfelduntersuchung (Perimetrie) wird der Bereich gemessen, den wir gleichzeitigüberblicken können, ohne das Auge zu bewegen: Bei dieser Untersuchung geht es also nichtnur um die Beurteilung der zentralen Sehschärfe, sondern insbesondere auch um das peri-phere („äußere“) Sehen. Die perimetrische Untersuchung ist absolut schmerzfrei und dauert bis zu 20 Minuten. DerPatient blickt in das Perimeter und fixiert einen zentralen Punkt. An verschiedenen Stellen derHalbkugel beginnen nun Lichtpunkte mit unterschiedlicher Größe und Intensität zu leuchten.Jedes Mal, wenn der Patient einen davon wahrnimmt, drückt er auf einen Knopf.Mit Hilfe der Perimetrie stellt der Augenarzt fest, ob bereits Gesichtsfeldausfälle bestehen undwelches Ausmaß sie haben. Aufgrund der Messergebnisse können Form und Lage der geschä-digten Bereiche auf der Netzhaut bestimmt werden.Typischerweise ist bei Gesunden im Zentrum des Gesichtsfelds die höchste Empfindlichkeitfeststellbar und diese nimmt zur Peripherie hin kontinuierlich und deutlich ab. Ausfälle imGesichtsfeld können durch ein Glaukom entstanden sein oder eine andere Ursache haben. Es gibt glaukomtypische Ausfälle im Gesichtsfeld, z. B. solche, die aufgrund von Nervenfaser-bündeldefekten entstehen. Die Nervenzellfortsätze, die verteilt über die ganze Netzhaut ausder obersten Zellschicht austreten, verlaufen alle in Richtung Papille (Sehnervenkopf) und ver-einen sich zu Nervenfaserbündeln. Die Verläufe dieser Bündel sind bei allen Menschen fastgleich. An der Papille formen sie den Sehnerv. Größere Schädigungen von ganzen Nervenbün-deln sind meist auch deutlich auf dem Fundusfoto (Netzhautfoto) zu sehen. Sie führen zuAusfällen in spezifischen, großflächigeren Arealen auf der Netzhaut. Bei unspezifischen Ausfällen müssen das Gesichtsfeld und die Papille gemeinsam beurteiltwerden, um Veränderungen auf glaukombedingte Ursachen zurückführen zu können. AlsFrüherkennungsmaßnahme ist die Gesichtsfeldbestimmung nicht geeignet, da Gesichtsfeld-ausfälle erst auftreten, wenn bereits rund zwei Drittel der Nervenfasern ausgefallen sind. BeimAusfall einzelner Nervenfasern übernehmen zunächst benachbarte Zellen deren Funktion,sodass der Gesichtsfelddefekt erst spät gemessen werden kann. Wird das Glaukom nichterkannt oder nicht ausreichend behandelt, vergrößern sich diese Ausfälle, fließen schließlichzusammen und können zur vollständigen Erblindung führen.Eine Variante der automatischen Perimetrie ist die so genannte Blau-Gelb-Perimetrie. Dabei

wird dem Patienten in der mit einem gelblichen Lichtausgeleuchteten Halbkugel ein blauer Lichtreiz darge-boten. Die Blau-Gelb-Perimetrie ist empfindlicher alsdie automatische Standardperimetrie. So ermöglichtdieses Verfahren die Erfassung von frühesten Gesichts-feldschädigungen, häufig vor der automatischen Stan-dardperimetrie, z. B. im Anfangsstadium einer Glauko-merkrankung. Für ältere Patienten ist dieBlau-Gelb-Perimetrie häufig ungeeignet, da durch diealtersbedingte Linsentrübung die Anteile des Lichtesvon der Linse unterschiedlich gefiltert werden. DieBlau-Gelb-Perimetrie wird insbesondere bei jungen

Patienten mit einer okulären Hypertension, zu hohe Augeninnendruckwerte, zur Frühdiagno-stik eingesetzt.

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Durchblutungsdiagnostik

Da Durchblutungsstörungen zu einer glaukomatösen Schädigung des Sehnervs mit beitragenkönnen, ist es wichtig, Informationen über die Augendurchblutung zu erhalten, um hier eineRisikoabschätzung vornehmen zu können. Für die Messung der Augendurchblutung stehen jenach Fragestellung spezielle Geräte zur Verfügung.

Der Blutfluss in den Arterien ist nicht konstant, sondern pulsierend und das gleiche gilt fürden Blutzufluss ins Auge. Da sich die Augenhüllen nur in sehr geringem Umfang ausdehnenkönnen, kommt es zu pulsierenden Schwankungen des Augeninnendrucks. Aus diesen Druck-schwankungen wird auf die Durchblutung geschlossen. Das Ocular-Blood-Flow System (OBF)zeichnet die Pulsation auf und berechnet daraus den Blutfluss.

OBF-Messung

Glaukom

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18 Klinik für Glaukom

24-Stunden-Blutdruckmessung

Das höchste Risiko der Entwicklung eines Glaukomschadens besteht bei niedrigem Blutdruck(arterielle Hypotonie) in Kombination mit erhöhtem Augeninnendruck und/oder vaskulärenFehlregulationen. Befunde, die auf ein Glaukom hinweisen, sind:

• ein über 24 Stunden konstant (um 10 bis 20 mmHg) erniedrigter Blutdruck • starke Blutdruckschwankungen und nächtliche Blutdruckabfälle• Blutdruckabfälle beim Lagewechsel von Liegen zum Stehen

Bei dieser Methode wird dem Patienten eine Blutdruckmanschette ange-legt, die mit einem sehr kleinen Computer verbunden ist, den der Patientumgehängt bekommt. Das Gerät misst dann automatisch über 24 Stundenin regelmäßigen Abständen den Blutdruck. Mit dieser Methode lassen sichBlutdruckschwankungen dokumentieren, insbesondere in der Nacht. Gera-de die Nachtmessungen sind besonders wichtig, da bei Glaukompatientenin der Nacht gehäuft Phasen mit zu niedrigen Blutdruckwerten auftreten.Der Augenklinik stehen 2 eigene Geräte zur 24-Stunden-Blutdruckmes-sung zur Verfügung, so dass sie auch im Rahmen eines 24-Stunden-Auge-ninnendruckprofils erfolgen kann.

Therapie des Glaukoms

Beim Glaukom kommt es zu einem Untergang von Nervenzellen und Nervenfasern des Seh-nervs. Sind die Nervenfasern bzw. Nervenzellen des Sehnervs erst einmal geschädigt, ist dieursprüngliche Funktion nicht wieder herstellbar. Das bedeutet, dass auch die beste Therapiedie Minderung der Sehleistung, die durch das Glaukom verursacht wurde, nicht wiederher-stellen kann. Daher kann eine Behandlung des Glaukoms maximal die Sehleistung erhalten,

die noch bei der Diagnosestellungvorhanden ist. Haupttherapieprin-zip ist die Senkung des Augenin-nendrucks.

Zunächst wird versucht, denAugeninnendruck mittels medika-mentöser Therapie zu senken.Zusätzlich kann beim Vorliegenvon Risikofaktoren eine unterstüt-zende Therapie z. B. mit durchblu-tungsfördernden Medikamentenprobiert werden. Gelingt es nicht,das Glaukom bei maximaler medi-

kamentöser Therapie ausreichend zu behandeln, also der Zieldruck nicht erreicht wird oder dasGlaukom weiter fortschreitet, muss die Durchführung einer Operation erwogen werden.

Blutdruckmessgerät

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19Augenheilkunde

Festlegung des Zieldrucks

Der Augeninnendruck ist der wichtigste Risikofaktor den wir kennen. Je höher der Augenin-nendruck ist, desto höher ist das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken oder die Verschlech-terung eines vorhandenen Glaukoms. Der „normale“ Augeninnendruck liegt zwischen 10 und21 mmHg.

Es gibt Menschen, die ein Glaukom entwickeln, obwohl der Augeninnendruck im Normbereichist (Normaldruckglaukom) oder die einen erhöhten Augeninnendruck haben, aber keine glau-komatösen Veränderungen aufweisen (okuläre Hypertension). Daraus wird deutlich, dass jederMensch einen individuellen Augeninnendruck hat, der vom Auge vertragen wird. Den maxi-malen Augendruck, der vom jeweiligen erkrankten Auge toleriert wird, ohne dass es zu einerVerschlechterung des Glaukoms kommt, bezeichnet man als Zieldruck. Er wird vom Augenarztentsprechend dem Risikoprofil individuell festgelegt. In die Berechnung des Zieldrucks gehendas Augeninnendruckprofil, Stadium der Glaukomerkrankung, Alter und weitere Risikofakto-ren ein.

Medikamentöse Einstellung des Glaukoms

Mit Beginn der Therapie wird das Glaukom zunächst medikamentös behandelt. Erst wenn diemaximale medikamentöse Therapie nicht ausreicht, wird eine Operation erwogen. Hauptthe-rapieprinzip in der Glaukombehandlung ist die Senkung des Augeninnendrucks mit Augen-tropfen. Zusätzlich können, wenn Durchblutungsstörungen vorliegen, durchblutungsfördern-de Maßnahmen eingeleitet werden. Eine neuroprotektive Therapie, also ein Schutz dervorhandenen Nervenfasern, ist eine neue, vielversprechende Option.

Die Senkung des Augeninnendrucks stellt das Haupttherapieprin-zip in der Glaukombehandlung dar. Die medikamentöse Senkungdes Augeninnendrucks erfolgt über die Gabe von Augentropfen.Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichsten Augen-tropfenpräparaten, die den Augeninnendruck senken. Es gibtTropfen, die die Flüssigkeitsproduktion im Auge verringern. Ande-re Augentropfen verbessern den Abfluss für das im Auge produ-zierte Kammerwasser. Beide Mechanismen führen zu einer Sen-kung des Augeninnendrucks.

Augentropfengabe

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Für jeden Patienten wird individuell das am besten geeignete Präparat ausgesucht. Da nichtalle Augentropfen bei jedem Patienten ansprechen, muss zunächst geprüft werden, ob es zueiner ausreichenden Drucksenkung kommt. Eine ausreichende Augeninnendrucksenkung beieiner Neueinstellung ist dann erreicht, wenn der Zieldruckbereich nicht überschritten wird. Dader Augeninnendruck nicht im Tagesverlauf konstant ist, lässt sich dies am besten im Rahmeneines 24-Stunden-Augeninnendruckprofils überprüfen. Man kann mehrere Augentropfen-präparate miteinander kombinieren. Als Faustregel gilt, dass ein Patient maximal drei ver-schiedene Wirkstoffe bzw. zwei Augentropfenpräparate (ein Einzelpräparat und ein Kombina-tionspräparat) bekommen sollte. Bei Gabe von mehr Augentropfenpräparaten heben sich dieWirkungen zum Teil gegenseitig auf oder die zu schnell aufeinander folgenden Applikationenwaschen sich gegenseitig aus dem Bindehautsack wieder aus. Außerdem ist bei der Verwen-dung von zu vielen Augentropfen, die zum Teil mehrfach am Tag gegeben werden müssen,eine normale Lebensführung oft nicht mehr möglich. Deshalb sollte dann über eine operativeTherapie nachgedacht werden. In Einzelfällen kann allerdings auch trotz OP eine Therapie mitzusätzlichen Augentropfen sinnvoll sein.

Therapieformen

Mit der medikamentösen Glaukomtherapie soll primär eine Senkung des Augeninnendruckserreicht werden. Dies hat eine Entlastung des Sehnervs und eine Verbesserung der Nährstoff-versorgung von Netzhaut und Sehnerv zur Folge.

Die Senkung des Augeninnendrucks wird von den einzelnen Medikamentengruppen auf unter-schiedlichen Wegen über eine Herabsetzung der Kammerwasserproduktion oder über eineVerbesserung des Kammerwasserabflusses erreicht. Es gibt jedoch auch Medikamente, die –zusätzlich zur Drucksenkung – einen direkten Einfluss auf die Durchblutung haben. Mit alldiesen Medikamenten soll ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden.

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Die folgenden Medikamentengruppen spielen in der momentanen Glaukomtherapie eine Rolle:

1. ParasympathomimetikaPilocarpin und seine verwandten Substanzen sind bereits seit 1876 im Einsatz und warendie ersten lokalen Glaukommedikamente. Sie senken den Augeninnendruck indem sie dieKanälchen weiten, durch die das Kammerwassers abfließt. Wegen ihrer pupillenverengen-den Wirkung werden Sie auch Miotika (Miose=enge Pupille) genannt. Alte Menschen miteiner zusätzlichen Lin-sentrübung fühlen sich durch die Pupillenverengung beeinträchtigt.Aber auch jüngere Patienten klagen über schlechtes Dämmerungssehen und eine durch dasMedikament hervorgerufene Kurzsichtigkeit.

2. BetablockerDie Betablocker sind seit über 20 Jahren in der Glaukomtherapie und noch länger in derInneren Medizin bei Herzkreislauferkrankungen im Einsatz. Stellt der Arzt keine Gegenan-zeigen wie Asthma, niedriger Blutdruck oder bestimmte Herzerkrankungen fest, so sind dieBetablocker-Augentropfen fester Bestandteil in der Therapie. Sie müssen 1 bis 2-mal täg-lich getropft werden und verursachen in der Regel lokal wenige Probleme. Betablocker sen-ken den Augeninnendruck über eine Drosselung der Kammerwasserproduktion. Der amhäufigsten eingesetzte Betablocker ist Timolol.

3. Adrenerge SubstanzenZu dieser Gruppe gehören die Substanzen Clonidin, Apraclonidin und das relativ neue Bri-monidin. Sie senken den Augeninnendruck ebenfalls durch eine Verminderung der Kam-merwasserproduktion. Nebenwirkungen, die bei den drei Substanzen unterschiedlich aus-geprägt sein können, sind: Blutdrucksenkung, Müdigkeit und Mundtrockenheit.

4. CarboanhydrasehemmerFrüher wurden Carboanhydrasehemmer in Tablettenform zur Glaukomtherapie verordnet,was mit einer Reihe von Nebenwirkungen verbunden war. Seit einigen Jahren gibt es aucheinen Carboanhydrasehemmer in Form von Augentropfen, der nur noch lokal am Augewirkt. Die Hemmung des Enzyms Carboanhydrase führt zu einer Regulation der Kammer-wasserproduktion und damit zu einer Senkung des Augeninnendrucks. Außerdem sprechenUntersuchungen dafür, dass durch die Carboanhydrasehemmung auch direkt die Durchblu-tung am Sehnerv und an der Netzhaut verbessert werden kann. Lokal kann es nach demEintropfen kurzfristig zu einer Bindehautreizung und gelegentlich zu einem metallischenGeschmack im Mund kommen.

5. ProstaglandineProstaglandine sind relativ neu in der Therapie. Da diese Substanzen schon in sehr kleinenMengen Wirkung zeigen, sollte die einmal tägliche Gabe nicht überschritten werden. Siebewirken eine Entspannung des Ziliarmuskels und über den Ab- bzw. Umbau von Struktu-ren im Ziliarmuskel eine Verbesserung des Kammerwasserabflusses. Dadurch kann derAugeninnendruck wirksam gesenkt werden. Die Therapie kann zu einer Augenrötungführen. In einigen Fällen kann es zu einer dauerhaften Verfärbung der Iris kommen. Eineweitere ungewöhnliche Nebenwirkung ist bei einigen Patienten ein verstärktes Wimpern-wachstum.

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Durchblutungsfördernde Therapie

Liegen Hinweise auf Durchblutungsstörungen vor, sollten diese zusätzlich zur Senkung desAugeninnendrucks behandelt werden. So sollte bei einem zu niedrigen Blutdruck versuchtwerden, diesen durch regelmäßigen Sport anzuheben. Regelmäßiger Sport führt zu einer Toni-sierung der Gefäße und kann so den Blutdruck anheben. Eine weitere Möglichkeit ist einesalzreiche Diät (z. B. salzreiche Suppen am Abend) mit entsprechender Flüssigkeitszufuhr.Durch die vermehrte Salzaufnahme wird Flüssigkeit in die Blutbahn gezogen, wodurch derBlutdruck durch das zusätzliche Volumen ansteigt. Aus diesem Grund ist eine ausreichendeFlüssigkeitszufuhr erforderlich.

Es gibt einige Medikamente, die den Blutdruck anhe-ben, aber auf Grund ihres Nebenwirkungsprofils fürdie meisten Patienten ungeeignet erscheinen. Kommtes bei einem bestehenden Bluthochdruck zu nächtli-chen Blutdruckabfällen, so sollte in Absprache mitdem Internisten die Bluthochdrucktherapie optimiertwerden. Manchmal ist es schon ausreichend, wenndie Medikamenteneinnahme zeitlich umgestellt wird,z. B. mittags anstatt abends. Liegen Hinweise aufokuläre Vasospasmen (Gefäßkrämpfe) vor, kann eineTherapie mit Magnesium versucht werden. Sollteeine Therapie mit Magnesium nicht ausreichen, kannauch eine Therapie mit oraler Gabe eines zentral-wirksamen Kalziumantagonisten erfolgen.

Neuroprotektive Therapie

Grundidee dieser Therapieform ist es, Medikamente zu geben, welche die Nervenfasern wider-standsfähiger machen, sodass z. B. die Ganglienzellen überleben können, obwohl der Augen-innendruck eigentlich für das Auge zu hoch ist.

Zurzeit sind sowohl Augentropfen als auch Tabletten in der klinischen Erprobung. In Tierver-suchen konnte die Wirksamkeit dieser Medikamente bereits nachgewiesen werden. BeimMenschen steht der Wirksamkeitsnachweis noch aus.

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Operative Senkung des Augeninnendrucks

Leider erreicht man nicht bei allen Patienten mit Medikamenten den gewünschten Therapie-erfolg. Außerdem kommt die medikamentöse Glaukomtherapie an ihre Grenzen, wenn derPatient keines der Glaukommedikamente verträgt oder nicht regelmäßig tropft.

In solchen Fällen wird der Augenarzt über eine Glaukomoperation oder einen Lasereingriffnachdenken. Die moderne Augenchirurgie kennt eine ganze Reihe unterschiedlicher Verfah-ren, deren Ziel es ist, den Augeninnendruck langfristig zu senken. Häufig wird ein so genann-ter filtrierender Eingriff vorgenommen. Hierbei wird eine kleine Öffnung in die Lederhautgestanzt, durch die das Kammerwasser unter die Binde-haut absickern kann. Weiterhin kann insbesondere beifortgeschrittenen Schäden eine tiefe Skleraresektion(Ausschneiden eines Stückchens Lederhaut und Eröffnendes Schlemm-Kanals ohne durchgreifende Öffnung indas Augeninnere) durchgeführt werden. Auch bei Laser-eingriffen gibt es verschiedene Verfahren, die für denPatienten wenig belastend sind. Das gebräuchlichste istdie Laser-Trabekuloplastik.

Mit einem Argonlaser werden kleine Löcher in das Tra-bekelwerk geschossen. Durch das Einsetzen von Narben-bildung soll der Abfluss des Kammerwassers verbessertwerden. Direkt nach der Behandlung kann der Patientnach Hause gehen. Leider weist die Laserbehandlungkeine dauerhaften Erfolge auf.

Trabekulektomie mit Mitomycin C

Auch auf der chirurgischen Seite kämpfen wir mit den ewig gleichen Problemen: Zunächstmuss entschieden werden, ob eine abflussverbessernde oder eine produktionshemmendeMaßnahme sinnvoller erscheint (Produktionshemmung kann bei Überdosierung zu einem Ver-lust des Auges führen). Glaubt man, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben, kommt als nächstes die Frage, welche Technik zum besten Erfolg führen wird.

Noch immer ist die Trabekulektomie der Gold-standard. Dabei wird ein Stück des Trabekelwer-kes herausgeschnitten und darüber ein Sklera-deckel festgemacht, damit eine Ventilwirkungentsteht. Das Kammerwasser fließt dann zurResorption unter die Bindehaut. Es entsteht einso genanntes Filter- oder Sickerkissen.

Argonlasertrabekuloplastik

Schema einer Trabekulektomie

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50 Prozent der Probleme bei der Glaukomchirurgie entstehen postoperativ. Man muss einegute Balance finden zwischen Abheilungsprozessen und Offenhaltung des Sickerkanals. UmVernarbungen zu vermeiden, wird 5-Fluorouracil und Mitomycin eingesetzt. Beide Substanzen

haben wegen ihrer toxischen Wirkung auf dieGewebe ihre Tücken. Außerdem versucht man dieHeilung über die Steuerung mit Kortison zubeeinflussen – häufigste Komplikation ist dieAusbildung einer Linsentrübung. Sehr große,cystische und fibrotische Filterkissen machenProbleme bei der korrekten Druckeinstellung undbei der Befeuchtung, oft gibt es unregelmäßigeAstigmatismen und für den Patienten störendeSehschwankungen.

Zyklophotokoagulation

Bei der Zyklophotokoagulation wird mit einem Laserstrahl der so genannte Ziliarkörper, der dieFlüssigkeit im Auge produziert, verödet, sodass die Produktion des Wassers und damit auchder Augendruck sinkt. Durch eine Reduktion des Drüsengewebes kommt es zu einer geringe-ren Kammerwasserproduktion und somit zu einer Senkung des Augeninnendrucks. Währendder Operation wird eine Lasersonde so auf das Auge aufgesetzt, dass der Laserstrahl seinemaximale Energie im Ziliarkörper entfaltet. Pro Operation werden mehrere Herde appliziert.Nach der Laseroperation muss sich eine Narbe im Ziliarkörper ausbilden. Die Narbenbildungist meist nach sechs bis acht Wochen abgeschlossen. Daher wird der Erfolg der Operation inder Regel erst drei Monate nach der Operation in einem 24-Stunden-Augeninndruckprofilbestimmt. Das Augeninnendruckniveau ist meist höher als nach einer erfolgreichen Trabeku-lektomie.

Die möglichen Komplikationen dieser Operationsind keine ausreichende Drucksenkung, ein zu nied-riger Augeninnendruck, Blutungen, Entzündung,Entrundung der Pupille und – im Extremfall – derVerlust des Auges. Bei der Operation des Drüsen-gewebes des Ziliarkörpers darf nicht zuviel zerstörtwerden, da sonst der Augendruck zu stark sinkt.Aus diesem Grunde wird die Zyklophotokoagulationlieber in mehreren Schritten durchgeführt. Solltenach der ersten Zyklophotokoagulation der Augen-innendruck noch immer zu hoch sein, so kann dieOperation erneut durchgeführt werden bis dergewünschte Druckbereich erreicht ist.

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Endoskopische Zyklophotokoagulation mit Verödung des Ziliarkörpers

Postoperativer Zustand eines Filterkissens

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Drainage-Implantat

Zur Senkung des Augeninnendrucks kann auch ein Drainage-Implantat eingesetzt werden. Einkleines Schläuchlein wird in die Vorderkammer des Auges eingesetzt. Das Schläuchlein ist miteinem Hohlraum verbunden, in dem die Flüssigkeit aus dem Auge abfließt. Daraus fließt dieFlüssigkeit unter die Bindehaut, wo sie dann wieder resorbiert wird.

Auch während dieser Operation verwendet man Mitomycin C, um eine Vernarbung zu verhin-dern. Im Gegensatz zur Trabekulektomie wird diese Operation seltener durchgeführt. Möglichen Komplikationen der Glaukomoperation sind:

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Schema des Drainageimplantates

Silikonröhrchen „oben rechts“

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Klinik für Glaukom

Teamwork

Zur Behandlung eines Glaukoms ist ein „Team“ nötig, das aus Ihnen und Ihrem Arzt besteht.Ihr Augenarzt kann Medikamente für das Glaukom verschreiben, aber nur Sie allein könnenIhre Augentropfen oder Pillen nehmen.

Was macht der Arzt?

Er …

• kontrolliert den Kammerwinkel

• misst den Augeninnendruck

• kontrolliert den Sehnerven

• kontrolliert das Sehvermögen

Was macht der Patient?

Er...

• besucht kontinuierlich zur Verlaufskontrolle den behandelnden Augenarzt

• nimmt regelmäßig seine Augentropfen

• setzt sich mit dem Augenarzt bei entstehenden Problemen bezüglich Therapieund/oder Nebenwirkungen von Augentropfen in Verbindung

• informiert sich in Selbsthilfegruppen über das Krankheitsbild

• übt Erfahrungsaustausch zum besseren Umgang mit der Erkrankung Glaukom

• nimmt an Patientenschulungen teil

Hören Sie niemals auf, die verschriebenen Augentropfen anzuwenden oder die Medikamenteeinzunehmen. Ändern Sie nie die antiglaukomatöse Therapie, ohne dies zuerst mit IhremAugenarzt zu besprechen. Häufige Augenuntersuchungen und Tests sind zur ÜberwachungIhrer Augen und zur Feststellung von Veränderungen von wichtiger Bedeutung. Denken Siedaran, es geht um Ihr Sehvermögen, und Sie müssen Ihren Teil tun, damit es erhalten bleibt.

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Augenheilkunde

Ansprechpartner in der Selbsthilfe Dortmund:

Glaukom-Büro NRW e. V.1. Vors. Helga Kippim Ärztehaus Wißstr. 944137 DortmundTelefon: 02 31 / 97 10 00 34Homepage: www.glaukom-buero.dePatientenforum: www.glaukom-forum.netE-Mail: [email protected]

• Öffnungszeiten: Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat zwischen 14.00 und 16.00 Uhr• Einzelgespräche nach Vereinbarung• Patientenschulungen zur optimierenden Anwendung von Augentropfen 2 x jährlich und auf

Anfrage• Adressmaterialien zu weiteren bundesweit bestehenden Selbsthilfegruppen• Gruppentreffen zum Erfahrungsaustausch jeden 3. Mittwoch im Monat von 17.00 bis 18.30

Uhr in den Konferenzräumen des St. Johannes-Hospitals – quartalsmäßige Betreuung durchdie Klinik

Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen e. V.Bezirksgruppe Dortmund 1. Vors. Richard SchmidtFriedensplatz 744135 DortmundTelefon: 02 31 / 18 99 89-40Homepage: www.bsvdo.de E-Mail: [email protected]

Bund zur Förderung Sehbehinderter e. V.Ansprechpartnerin Elisabeth KrychWaltroper Str. 959379 Selm-BorkTelefon: 0 25 92 / 91 85 36Homepage: www.sehbehinderung.de/bfs-nrw-ev/kontakt.htmE-Mail: [email protected]

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Ansprechpartner in der Selbsthilfe Dortmund:

Kath. Blindenhilfswerk NRW e. V.Geschäftsstelle DortmundRalf AlthausPropsteihof 1044137 DortmundTelefon: 0 23 1 / 18 48-37 2

Ev. Blinden- und Sehbehindertendienst in Westfalen – EBSWFrau Pastorin Erika StrunckTelefon: 02 31 / 18 96 716

Glaukom-Foren und Patienten-Informationsseiten:

www.glaukom-forum.netsiehe Glaukom-Büro NRW e. V. Dortmund

www.glaukom-kinder.deSelbsthilfe-Initiative Glaukom-Kinder Nicole und Ralf Stege Clueser Straße 32 28857 Syke-Heiligenfelde Telefon: 0 42 40 / 24 83 40 [email protected]

Homepages mit Infos rund um den grünen Star aus Sicht von Glaukompatientenwww.glaukomweb.de www.glaukominfo.at

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Homepages von Initiativen, Verbänden und anderen Organisationen

www.glaukom.deInitiativkreis zur Glaukom Früherkennung e. V.

www.initiative-auge.dePatientenvereinigung Glaukom und Maculadegeneration

www.augeninfo.deBerufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA)

www.dog.org/patienten/DOG – Wissenschaftliche Gesellschaft der Augenärzte

www.ophthalmologie.deDeutsche Gesellschaft für ganzheitliche Augenheilkunde – DGGA

www.bausch-lomb.de/pharma/auge/index.htm Glaukom interaktive Darstellung: Kammerwasserproduktion und -abfluss, Schädigungsmechanismen

www.augen-wissen.de/augenerkrankungen/glaukom.htm Glaukom-Visionssimulator, sehr gute Darstellung von Schädigungen

Literaturverzeichnis

Glaukom – Ein Ratgeber – Dr. Dr. Ronald GersteFrüherkennung und neue Therapien – was der Patient darüber wissen mussISBN 3-928027-24-7, Verlag ad manum medici

Glaukom – Josef FlammerEin Handbuch für Betroffene – Eine Einführung für Interessierte – Ein Nachschlagewerk fürEiligeISBN 3-456835-77-9, Verlag Hans Huber

Keine Angst vor Grünem Star – Ilse StrempelEin Buch für Patienten: Ursachen – Hintergründe – Begleittherapie mit Entspannungs-CDISBN 3-933351-36-7, KVC Verlag Essen

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Klinik für Glaukom

Literaturverzeichnis

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Das andere Augenbuch – Ilse StrempelSeele und Sehen – ein Leitfaden für BetroffeneISBN 3-933351-46-4, KVC Verlag Essen

Glaukom und okuläre Hypertension – Prof. Dr. Norbert PfeifferGrundlagen, Diagnostik, TherapieISBN 3-13-105852-8, Georg Thieme Verlag

Lexikon

AderhautSo bezeichnet man die mittlere, sehr gefäßreiche Hülle des Augapfels. Sie übernimmt dieRegelung der Temperatur und die Ernährung der Netzhaut.

AugapfelEr ist kugelförmig, hat einen Durchmesser von etwa 2,4 cm und wird von den Augenmuskelnbewegt. Er liegt in der schützenden Augenhöhle, eingebettet in einen gleitfähigen Fettkörper.Er besteht aus Augenhäuten, Kammerwasser, Glaskörper und Linse. Sein Umfang füllt unge-fähr 20 % der Augenhöhle aus. Er ist mit 6 Augenmuskeln verbunden, die für die richtige Stel-lung des Augapfels sorgen.

AugenhintergrundDer Fundus ist der durch ein Ophthalmoskop sichtbare hintere Anteil des Auges. Er bestehtaus Netzhaut, Aderhaut und Sehnervpapille. Wenn das innere Auge durch Licht erhellt wird,z. B. bei einer Fotoaufnahme mit Blitz oder durch das Anstrahlen mit einem Scheinwerfer beiNacht, sieht man den Fundusreflex rötlich beim Mensch.

AugeninnendruckMit dem Blutdruck vergleichbar darf der Augeninnendruck nicht zu hoch oder zu tief sein.Gerade Menschen ab dem 40. Lebensjahr sollten diesen regelmäßig überprüfen lassen. Mitdem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Augeninnendruck leicht bis mäßig ansteigt.

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Augenheilkunde 31

Lexikon

Augenkammer, Hinterkammer Die hintere Augenkammer ist der gewebefreie mit Kammerwasser gefüllte Raum hinter der Irisbis zum vorderen Glaskörper.

Augenkammer, Vorderkammer Die vordere Augenkammer ist der Raum zwischen Hornhautinnenfläche und Iris bzw. Linsen-vorderkapsel.Hier befindet sich der größte Anteil des Kammerwassers. Im gesunden Zustand ist dieserBereich immer ganz klar.

BindehautDie Bindehaut ist eine durchsichtige Schleimhaut in der Augenhöhle im vorderen Augenab-schnitt. Sie überzieht die Innenfläche der Lider sowie das Weiße des Augapfels. DieserSchleimhautüberzug verteilt beim Lidschlag die Tränenflüssigkeit über die Hornhaut. Sie istauch eine Schutzfunktion gegen Krankheitserreger.

FehlsichtigkeitSo bezeichnet man das Missverhältnis zwischen der Achsenlänge des Auges und der Brech-kraft von Hornhaut und Linse, im Gegensatz zur Normalsichtigkeit. Sie wird dadurch verur-sacht, dass der Augapfel entweder zu lang oder zu kurz ist. Seltener wird eine Fehlsichtigkeitverursacht durch eine zu große oder zu geringe Brechkraft der Linse. Durch beides resultierenKurzsichtigkeit sowie Weitsichtigkeit.

GlaskörperDieser Bestandteil der Augen aller Wirbeltiere besteht aus einer gelartigen, durchsichtigenSubstanz. Er besteht zu 98 % aus Wasser sowie einem Netz von Kollagenfasern. Der Glaskör-per befindet sich zwischen der Linse und der Netzhaut. Das von der Linse gesammelte Lichtgelangt durch den Glaskörper auf die Netzhaut.

GonioskopieDie Gonioskopie ist die Untersuchung des Kammerwinkels (Winkel zwischen der Hornhaut undder Iris, durch den das Kammerwasser aus dem Auge abfließt). Dazu benötigt man eine Gonioskopielinse und eine Lichtquelle. Sie dient v. a. der Glaukomdiagnostik und eventuell derTumordiagnostik.

Hornhaut = KorneaDie Hornhaut ist die vordere, klare Begrenzung des Augapfels und wichtigster lichtbrechen-der Anteil des optischen Systems des Auges. Sie geht am Limbus in die weiße Lederhaut über.Die Hornhaut enthält im gesunden Zustand keine Gefäße oder Pigmente und ist ganz durch-sichtig. Ihren transparenten Zustand erhält sie durch einen ganz bestimmten sehr regelmäßi-gen Aufbau und die entsprechende Lagerung der Hornhautfasern.

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GlaukomGlaukom ist ein Sammelbegriff für Augenkrankheiten, bei denen es zu Schädigungen des Seh-nervs kommt. Ursächlich hierfür ist oft ein erhöhter Augeninnendruck. Eine akute Erhöhungdes Augeninnendrucks kann innerhalb weniger Stunden zur Erblindung des erkrankten Augesführen. 15 – 20 % aller Erblindungen lassen sich auf ein Glaukom zurückführen.

Grauer Star (Katarakt)Bei dieser Erkrankung ist die normalerweise klare Augenlinse getrübt. Neben dem angebore-nen und altersbedingten Grauen Star gibt es allerdings auch einen, der durch Verletzungen amAuge entsteht. Ebenso können Erkrankungen wie Diabetes die Entstehung begünstigen. DerGraue Star kann heute meist operativ behandelt und das Sehvermögen dadurch wieder enormverbessert werden

Intraokularer Druck (Augeninnendruck)Der intraokulare Druck (IOD) liegt über dem Gewebedruck fast sämtlicher menschlicher Orga-ne. Für die optische Abbildung von Objekten ist dieser Druck immens wichtig, da er die glat-te Wölbung der Hornhautoberfläche gewährleistet. Ausserdem sorgt der IOD für einen gleich-bleibenden Abstand zwischen der Hornhaut, der Linse und der Netzhaut.

Iris (Regenbogenhaut)Die Iris funktioniert wie eine Blende und regelt den Lichteinfall auf die Netzhaut. Die unter-schiedliche Farbgebung der Iris ist auf einen unterschiedlichen Pigmentgehalt in den Zellenzurückzuführen. Ist der Pigmentgehalt hoch, ist die Iris dunkelbraun; ist er niedrig, ist die Iriseher grau-blau. Da sich das Pigment erst im Laufe des ersten Lebensjahres ausbildet, habenSäuglinge immer eine grau-blaue Iris.

KammerwasserDas Kammerwasser ist eine dem Blutserum ähnliche, glasklare Flüssigkeit, welche für die Auf-rechterhaltung der Form und des normalen Druckes des Auges sowie für den Stoffwechsel desAuges erhebliche Bedeutung hat. Es wird im Ziliarkörper gebildet, fließt von der hinterenAugenkammer durch die Pupille in die Vorderkammer des Auges und über den Kammerwinkelwieder aus dem Auge heraus.

KammerwinkelDer Kammerwinkel ist der Winkel zwischen Hornhaut und Iris. Er ist der Abfluss für das Kam-merwasser.

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Katarakt (Grauer Star)Bei dieser Erkrankung ist die normalerweise klare Augenlinse getrübt. Neben dem angebore-nen und altersbedingten Grauen Star gibt es allerdings auch einen, der durch Verletzungen amAuge entsteht. Ebenso können Erkrankungen wie Diabetes die Entstehung begünstigen. DerGraue Star kann heute meist operativ behandelt und das Sehvermögen dadurch wieder enormverbessert werden.

Kryotherapie des GlaukomsDurch das Einfrieren des Ziliarkörpers durch die Sklera hindurch, kann eine partielle Zer-störung desselben und damit eine Senkung des Augendruckes erreicht werden. Da mit demZiliarkörper auch relativ viel anderes Gewebe mitgefroren wird, sind die Nebenwirkungen rela-tiv groß und die Wirkung nicht sehr gut steuerbar.

Lasertherapie des GlaukomsBei der chirurgischen Behandlung des Glaukoms mittels einer Lasertherapie wird die Produk-tionsstelle des Kammerwassers, der Ziliarkörper, mit einem hochenergetischen Lichtstrahlbestrahlt und zum Teil zerstört (so genannte Zyklophotokoagulation des Ziliarkörpers).

Nervus Opticus (Sehnerv)Im Nervus Opticus werden die visuellen Informationen, die von den anderen Netzhautzellenvorverarbeitet wurden, zum Gehirn geleitet.

NetzhautAls Netzhaut bezeichnet man die innerste Schicht des Augapfels. Die dort enthaltenen Ner-venzellen wandeln einfallende Lichtstrahlen in chemische und elektrische Impulse um.

Niedrigdruckglaukom (Normaldruckglaukom)Menschen mit normalem Augeninnendruck, aber trotzdem glaukomtypischen Schäden amAuge, leiden an dem so genannten Niedrigdruckglaukom.

Okuläre HypertensionEine okuläre Hypertension ist eine Erhöhung des Augeninnendrucks über den Zeitraum vonmehreren Jahren. Allerdings tritt hier keine Schädigung des Sehnervs oder eine Beeinträchti-gung des Blickfeldes auf. Ist der Augeninnendruck sehr hoch, ist die Bildung eines Glaukomsjedoch wahrscheinlich.

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OptikusatrophieSo bezeichnet man den Schwund von Sehnervenfasern. Eine Optikusatrophie kann viele Ursa-chen haben. Druckbedingte Durchblutungsstörungen, toxische Einflüsse wie beispielsweiseNikotin, Alkohol oder Medikamente.

PachymetrieBei der Pachymetrie wird die Hornhautdicke gemessen.

PapilleMit diesem Bereich ist der Austritt des Sehnervs im Augapfel gemeint. Da hier keine Sinnes-zellen vorhanden sind, wird die Papille auch als blind bezeichnet.

PerimetrieMit der Perimetrie prüft man das Gesichtsfeld auf Ausfälle.

Primäres akutes WinkelblockglaukomSo bezeichnet man eine plötzliche Blockade des Flüssigkeitsabflusses aus dem Auge, die meis-tens bei über 60-jährigen Menschen aufritt. Hierdurch erhöht sich zunehmend der Augen-innendruck. Die Symptome sind starke Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

PupillenverengungEine Pupillenverengung entsteht durch eine Kontraktion eines Ringmuskels. Die Irisfläche wirddadurch vergrößert und so kann der Ausstrom des Kammerwassers, das normalerweise durchdie Iris austritt, stark erhöht werden. Die Pupillenverengung tritt bei Lichteinfall auf und kann durch die Verabreichung einesbestimmten Medikamentes gehemmt werden.

PupillenerweiterungEs ist üblich, dass der Augenarzt zur Beurteilung des Augenhintergrundes eine Pupillenerwei-terung durch die Verabreichung eines bestimmten Medikamentes herbeiführt.

Sekundäres GlaukomAls sekundäres Glaukom bezeichnet man den sekundären Grünen Star. Dieser wird durchandere Augenerkrankungen, Blutungen, Entzündungen, Tumore oder auch physikalische/che-mische Einflüsse verursacht. Durch die Einnahme von z. B. Kortison oder auch erblich bedingtkönnen sich Ablagerungen bilden, die im Abfluss des Augeninneren zu Verstopfungen führen.Dadurch erhöht sich der Augeninnendruck und kann schließlich den Sehnerv schädigen.

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SpaltlampenuntersuchungBei einer Spaltlampenuntersuchung werden die äußeren und inneren Augenanteile bis zumBereich des vorderen Glaskörpers untersucht. Die Vorteile einer Spaltlampe sind unter ande-rem die mehrfache Vergrößerung und der spaltförmige Lichtstrahl, der einen optischen Schnittdurch die durchsichtigen Medien des Auges erlaubt.

TonometrieDie Tonometrie ist die Messung des Augeninnendrucks.

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Öffentliche Verkehrsmittel

mit der U-Bahn U-42Haltestelle Städtische Kliniken

Anfahrt mit dem Auto

aus Richtung Köln A1 Ausfahrt Westhofener-Kreuzauf A45 Richtung Bochum; Ausfahrt Dortmund-Südauf die B54 Richtung Dortmund-Zentrum bis ...

aus Richtung Münster A1 Ausfahrt AKDortmund/Unna auf die A44 Richtung Dortmund(führt auf die B1); Ausfahrt B54 Richtung Dort-mund-Zentrum bis ...

aus Richtung Kassel A44 Richtung Dortmund(führt auf die B1); Ausfahrt B54 Richtung Dort-mund-Zentrum bis ...

aus Richtung Frankfurt A45 Ausfahrt Dortmund-Süd auf die B54 Richtung Dortmund-Zentrum bis ...

aus Richtung Essen A430 (führt auf die B1) bis Ausfahrt B54 Richtung Dortmund-Zentrum bis ...

Kreuzung B54 / Südwall, hier links auf den Süd-wall; 1. Kreuzung links (Hohe Straße); 1. Straßerechts (Poststraße), endet direkt vor dem St.-Johan-nes-Hospital

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©Kartographie: Stadt Dortmund, Vermessungs- und Katasteramt, Abt. 62/4, 11/99

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Chefarzt Prof. Dr. Markus Kohlhaas

Johannesstraße 9 -1744137 DortmundTel. 02 31/18 43-22 92Fax 02 31/18 43-22 93E-Mail: [email protected]

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