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Notarzteinsätze im Spielcasino seit Rauchverbot rückläufig Im Gegensatz zu anderen Lokalen sind amerikanische Spielcasinos oft vom Rauchverbot ausgenommen. Wenn es auch dort gilt, geht die Rate von Notarzteinsätzen in kurzer Zeit deutlich zurück. - Der wissenschaſtliche Beweis, wo- nach die Krankenhausaufnahme wegen akuten Myokardinfarkts, kardialer Er- eignisse, Schlaganfall, Asthma und an- derer pulmonaler Probleme kurz nach Einführung eines Rauchverbots in öf- fentlichen Lokalen zurückgeht, wurde in verschiedenen Ländern und unter unter- schiedlichen Bedingungen mittlerweile mehrfach geführt. Den Wechsel in der Gesetzgebung des Bundesstaates Colorado haben amerika- nische Forscher nun genutzt, um im spe- zifischen Setting von Spielcasinos dieses Phänomen über zwölf Jahre hinweg zu untersuchen. Als einfach zu messender Parameter wurde die Zahl der Notarzt- einsätze in Spielcasinos mit denen in an- deren Lokalen verglichen. Seit dem Jahr 2000 ist das Rauchen in öffentlichen Lo- kalen verboten, wobei in den ersten Jah- ren Spielcasinos von diesem Verbot aus- genommen waren. Mit Einführung des Rauchverbotes kam es zu einem Rück- gang der Notarzteinsätze außerhalb von Spielcasinos um 22,8%. Als auch Spielca- sinos mit in das Rauchverbot einbezogen wurden, stellte man nur in diesem Setting einen Rückgang der Notarzteinsätze um 19,1% fest, während die Einsätze in ande- ren Lokalen sich nicht änderten. Parallel zum Rückgang der Notarzt- einsätze beobachtete man auch eine Re- duktion der Hospitalisierungen wegen akuten Koronarsyndroms, Asthma, Schlaganfall und weiterer Erkrankungen. S. A. Glantz und E. Gibbs (Korres.: [email protected]): Changes in ambulance calls after implementation of a smoke- free law and its extension to casinos. Circulation on- line August 5, 2013; DOI: 10.1161/Circulatio- naha.113.0034 Anatomisch schwer verständlich Gleichzeitig Thrombosen im Arm und im Bein - Eine 47-jährige Frau mit lang be- stehendem Diabetes mellitus, Hyper- tonie und mäßiger Adipositas (BMI 34 kg/m2) wurde wegen seit einer © NEJM 2013;369:172 Woche bestehenden Schmerzen, Paräs- thesien, einer initialen Blässe des linken Armes und Beines, die sich rasch zu ei- ner trockenen Gangrän entwickelte, sta- tionär aufgenommen. Weder anamnes- tisch noch anhand der körperlichen Un- tersuchung ergaben sich Hinweise auf eine Vaskulitis oder ein thrombemboli- sches Geschehen. Sonografisch stellten sich rombosen in den distalen zwei Dritteln der linken A. brachialis bis zur Bifurkation und in der linken A. iliaca externa und A. femoralis communis dar. Auch eine intensive Suche nach der Em- boliequelle war erfolglos. Nachdem bei der Patientin anamnes- tische eine Episode von Vorhofflimmern bekannt war, wurde trotz des normalen echokardiografischen Befundes eine kardiale Embolie angenommen. Die gangränösen Extremitäten mussten amputiert werden, die Emboli wur- den mit dem Fogarty-Katheter teil- weise entfernt. Während des chirur- gischen Eingriffs fanden sich weitere thrombembolische Verschlüsse. Die Patientin verstarb wenige Tage nach den Amputationen an einer Sepsis. Wie es zu den simultanen rombo- seembolien in den linken Arm und das linke Bein gleichzeitig kam, ist schwer vorstellbar, aber es ist offen- sichtlich möglich. H. S. Füeßl M. Fokou und A. Teyang (Korres.: Yaounde General Hospital, Kamerun) Simultaneous gangrene of both left extremities. New Engl J Med 2013;369:172 Kommentar Diese Entwicklung, die in dieser und ähnli- cher Weise in mehreren anderen Ländern beobachtet wurde, überrascht vor allem durch die Dynamik. Bereits ein Jahr nach Ein- führung des Rauchverbots beobachtete man zum Beispiel in Schottland einen statistisch hochsignifikanten Rückgang des akuten Ko- ronarsyndroms. Es spricht für die praktische Bedeutung der experimentellen Beobach- tung, wonach es beim Rauchen ganz akut zu ST-Strecken-Veränderungen kommt. Das Phänomen des raschen Rückgangs der koro- naren Morbidität nach Einführung von Rauchverboten wird in Deutschland viel zu wenig kommuniziert. Dabei ist es doch ein Pfund, mit dem die Befürworter eines allge- meinen Rauchverbots in der Öffentlichkeit wuchern könnten und das wahrscheinlich doch noch einige Raucher von der Richtigkeit dieser Maßnahme überzeugt. H. S. Füeßl 40 MMW-Fortschr. Med. 2013; 155 (18) AKTUELLE MEDIZIN _ KRITISCH GELESEN

Gleichzeitig Thrombosen im Arm und im Bein

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Notarzteinsätze im Spielcasino seit Rauchverbot rückläu�g

Im Gegensatz zu anderen Lokalen sind amerikanische Spielcasinos oft vom Rauchverbot ausgenommen. Wenn es auch dort gilt, geht die Rate von Notarzteinsätzen in kurzer Zeit deutlich zurück.

−Der wissenscha�liche Beweis, wo-nach die Krankenhausaufnahme wegen akuten Myokardinfarkts, kardialer Er-eignisse, Schlaganfall, Asthma und an-derer pulmonaler Probleme kurz nach Einführung eines Rauchverbots in öf-fentlichen Lokalen zurückgeht, wurde in verschiedenen Ländern und unter unter-schiedlichen Bedingungen mittlerweile mehrfach geführt.

Den Wechsel in der Gesetzgebung des Bundesstaates Colorado haben amerika-nische Forscher nun genutzt, um im spe-zi�schen Setting von Spielcasinos dieses Phänomen über zwölf Jahre hinweg zu untersuchen. Als einfach zu messender Parameter wurde die Zahl der Notarzt-

einsätze in Spielcasinos mit denen in an-deren Lokalen verglichen. Seit dem Jahr 2000 ist das Rauchen in ö�entlichen Lo-kalen verboten, wobei in den ersten Jah-ren Spielcasinos von diesem Verbot aus-genommen waren. Mit Einführung des Rauchverbotes kam es zu einem Rück-gang der Notarzteinsätze außerhalb von Spielcasinos um 22,8%. Als auch Spielca-sinos mit in das Rauchverbot einbezogen wurden, stellte man nur in diesem Setting einen Rückgang der Notarzteinsätze um 19,1% fest, während die Einsätze in ande-ren Lokalen sich nicht änderten.

Parallel zum Rückgang der Notarzt-einsätze beobachtete man auch eine Re-duktion der Hospitalisierungen wegen akuten Koronarsyndroms, Asthma, Schlaganfall und weiterer Erkrankungen.

■ S. A. Glantz und E. Gibbs (Korres.: [email protected]): Changes in ambulance calls after implementation of a smoke-free law and its extension to casinos. Circulation on-line August 5, 2013; DOI: 10.1161/Circulatio-naha.113.0034

Anatomisch schwer verständlich

Gleichzeitig Thrombosen im Arm und im Bein

−Eine 47-jährige Frau mit lang be-stehendem Diabetes mellitus, Hyper-tonie und mäßiger Adipositas (BMI 34 kg/m2) wurde wegen seit einer

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Woche bestehenden Schmerzen, Paräs-thesien, einer initialen Blässe des linken Armes und Beines, die sich rasch zu ei-ner trockenen Gangrän entwickelte, sta-tionär aufgenommen. Weder anamnes-tisch noch anhand der körperlichen Un-tersuchung ergaben sich Hinweise auf eine Vaskulitis oder ein thrombemboli-sches Geschehen. Sonogra�sch stellten sich �rombosen in den distalen zwei Dritteln der linken A. brachialis bis zur Bifurkation und in der linken A. iliaca externa und A. femoralis communis dar. Auch eine intensive Suche nach der Em-boliequelle war erfolglos.

Nachdem bei der Patientin anamnes-tische eine Episode von Vorho�immern bekannt war, wurde trotz des normalen echokardiogra�schen Befundes eine

kardiale Embolie angenommen. Die gangränösen Extremitäten mussten amputiert werden, die Emboli wur-den mit dem Fogarty-Katheter teil-weise entfernt. Während des chirur-gischen Eingri�s fanden sich weitere thrombembolische Verschlüsse. Die Patientin verstarb wenige Tage nach den Amputationen an einer Sepsis. Wie es zu den simultanen �rombo-seembolien in den linken Arm und das linke Bein gleichzeitig kam, ist schwer vorstellbar, aber es ist o�en-sichtlich möglich.

H. S. Füeßl ■

■ M. Fokou und A. Teyang (Korres.: Yaounde General Hospital, Kamerun) Simultaneous gangrene of both left extremities. New Engl J Med 2013;369:172

Kommentar

Diese Entwicklung, die in dieser und ähnli-cher Weise in mehreren anderen Ländern beobachtet wurde, überrascht vor allem durch die Dynamik. Bereits ein Jahr nach Ein-führung des Rauchverbots beobachtete man zum Beispiel in Schottland einen statistisch hochsigni�kanten Rückgang des akuten Ko-ronarsyndroms. Es spricht für die praktische Bedeutung der experimentellen Beobach-tung, wonach es beim Rauchen ganz akut zu ST-Strecken-Veränderungen kommt. Das Phänomen des raschen Rückgangs der koro-naren Morbidität nach Einführung von Rauchverboten wird in Deutschland viel zu wenig kommuniziert. Dabei ist es doch ein Pfund, mit dem die Befürworter eines allge-meinen Rauchverbots in der Ö�entlichkeit wuchern könnten und das wahrscheinlich doch noch einige Raucher von der Richtigkeit dieser Maßnahme überzeugt.

H. S. Füeßl ■

40 MMW-Fortschr. Med. 2013; 155 (18)

AKTUELLE MEDIZIN_KRITISCH GELESEN