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GlobalWitness - MUN-SH 2013 - Freitag

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Hierbei handelt es sich um die Freitagsausgabe der Konferenzpresse "GlobalWitness" anlässlich der UN-Simulation MUN-SH 2013.

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Editorial (Florian) 4

Kolumne (Iulia, Gabriel) 5

Wie viel hält die Erde aus? (Tillmann) 6

Kurzanleitung: Diktator (Janina B.) 10 Konsum (Janina M.) 12 Delegierte in den Startlöchern (Timo) 14

Milleniumsziele (Lilian) 16

Ein Kind, mehr nicht (Meike) 18

9.000.000 hungern (Greta) 21

Sicherheit oder Freiheit (Lisa-Marie, Jonas) 24

Wasserknappheit (Runa) 26

Inhalt

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Editorial (Florian) 4

Kolumne (Iulia, Gabriel) 5

Wie viel hält die Erde aus? (Tillmann) 6

Kurzanleitung: Diktator (Janina B.) 10 Konsum (Janina M.) 12 Delegierte in den Startlöchern (Timo) 14

Milleniumsziele (Lilian) 16

Ein Kind, mehr nicht (Meike) 18

9.000.000 hungern (Greta) 21

Sicherheit oder Freiheit (Lisa-Marie, Jonas) 24

Wasserknappheit (Runa) 26

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EditorialEditorial

Hochverehrtes Publikum.

Wir begrüßen Sie zu einem Drama erster Güteklasse. Gemeinsam mit sieben Milliarden Darstellern präsentieren wir stolz das Machwerk, auf das wir Jahrtausende hingearbeitet haben. Das größte Theaterstück in der Gesichte der Menschheit: Unser eigenes Ende. Und jeder von uns spielt

fleißig mit. Drei neue Nachwuchsschauspieler werden jede Sekunde geboren. Fast genau so schnell, wie ein Kind das Licht der Welt erblickt, schließt ein anderes seine Augen für immer. Die Gründe: Hunger. Gewalt. Krankheiten. Mit großen Augen blicken die Zuschauer des

Stücks auf die Akteure: Die Entwicklungsländer, in denen die Men-schen in Überbevölkerung, zusammengepfercht und ohne hygieni-sche Versorgung leben. Die Zuschauer sitzen dabei in den Logen

der Welt: Es sind die Industrienationen, die mit Nahrungsmitteln spekulieren und ganz neo-kolonialistisch Landraub betreiben. Und

während die einen zusehen und die anderen auf der Bühne um ihr Leben kämpfen, schreien sie alle lauthals nach „weniger“. Wir brauchen

weniger Nachwuchs, sagen überbevölkerte Staaten und fördern Abtrei-bungen von staatlicher Seite. Wir brauchen weniger Konsum, deklarieren Aktivisten mit besorgtem Blick auf dramatische Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern. Wir brauchen weniger verseuchtes Trinkwasser, fordern besonders afrikanische Staaten. Trotzdem brauchen wir we-niger Regeln, mahnen Freidenker beim Gedanken an die Überre-gulierung der Märkte. Weniger. Was aber wollen wir dafür aufgeben, was riskieren, was investieren? Der Grad, auf dem unsere sieben Milliarden Hoff-nungsträger wandeln, ist schmal. Und die Menschheit ist bereits ins Stolpern geraten. Was wir tun können und was wir lassen sollten, um nicht zu fallen, das zeigt die erste Ausgabe unseres Magazins GlobalWitness.

Eine nachdenkliche und aufrüttelnde Lektüre,Florian Gehm

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Es war einmal ein hilfloses ausländisches Mäd-chen, das im Landtag Schleswig-Holsteins an-gekam, um an einer MUN-Konferenz teilzu-nehmen. Das große Gebäude beeindruckte sie sehr und öffnete ihr Herz, doch menschlich stieß sie nur auf Kälte. Die Tür wurde ihr vor der Nase zugeschlagen, der Weg immer wieder abgeschnitten und Antworten waren kurz und knapp. Und so fragte sie sich: Wo bleibt die deutsche Höflichkeit?

Doch das war nicht das Einzige, das ihr auffiel. Die Pünktlichkeit konnte sie leicht bemerken, da sich das Mädchen grundsätzlich verspätete. In ihrem Heimatland ist es doch völlig nor-mal, das akademische Viertel auszunutzen. Die Ruhe der arbeitenden Pressemitglieder war aus-gezeichnet und Süßigkeiten wurden verteilt, um die Atmosphäre zu versüßen. Wenn sie durch ihre Stadt läuft, ist von Ruhe nicht viel zu spü-ren: hupende Autos, laute Musik aus allen Ge-schäften und sich lautstark unterhaltende Ju-gendliche.

Doch dann schaute sie in Kiel genauer hin. Alle Journalisten verblüfften durch ihre Freund-lichkeit und das ständig präsente Lächeln auf den Lippen. Bei Fragen und Problemen fand sie immer ein offenes Ohr, sodass sie sich bald nicht mehr hilflos fühlte. Und am Ende des Ta-ges traf sie ihn doch: den letzten verbleibenden Gentleman, der ihr höflich die Tür öffnete.

Wo sind die deutschen Gentlemen?

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Weniger:Wie viel hält die aus?

Danica May Camacho hat schlechte Laune. Eben noch in wohlig-warmer Dunkelheit schlummernd, schaut sie jetzt, mitten in der Nacht, ziemlich zerknautscht in die Augen von Mama, Papa und die Objektive einiger Fotoapparate. Die gerade geborene Philip-pinerin ist im wahrsten Sinne des Wortes eine kleine Berühmtheit. Zugegeben, der neue Messias ist sie vermutlich nicht, statt der heiligen drei Könige mit Gold, Weih-rauch und Myrrhe stehen aber immerhin ein paar UN-Vertreter mit Kuchen an ihrer „Krippe“. Und in Sachen Medienwirksam-keit macht der kleinen Danica angesichts ihrer globalen Nachrichtenpräsenz ohnehin niemand etwas vor. Das kleine Mädchen von den Philippinen ist laut Vereinten Na-tionen seit dem 31. Oktober 2011 die sieben-milliardste Erdenbewohnerin. Das mediale Spektakel um die Geburt sieht kritische Fragen nicht vor: Verkraftet unser Planet so viele Menschen überhaupt? Wie wird er durch sie verändert? Gibt es Möglichkeiten, den Trend zur Überbevölkerung zu stop-pen, oder ist der Zug schon abgefahren? Höchste Eisenbahn also, sich über unser al-ler Zukunft Gedanken zu machen. Vorher aber ein kurzer Blick in die Vergangenheit:

Wie wir wurden, was wir sind.

Hauptgrund für die seit Beginn des 19. Jahr-hunderts rasant wachsende Weltbevölkerung ist die stetige Verbesserung der hygienischen Situ-ation, besonders in Europa. Die Schaffung von unterirdischen Abwassersystemen und zuneh-mend bessere Versorgung mit sauberem Trink-wasser erhöhten die Lebenserwartung der Be-völkerung erheblich. Die Medizin trug ihrerseits vor allem ab der Wende zum 20. Jahrhundert dazu bei, die Säuglingssterblichkeit zu drücken und so die Bevölkerungszunahme regelrecht explodieren zu lassen. Während zwischen der zweiten und dritten Milliarde Menschen noch 33 Jahre verstrichen, fand bis 1999 in beinahe der gleichen Zeit sogar eine Verdopplung der Weltbevölkerung statt. Das globale Bevölke-rungswachstum muss man jedoch differenziert betrachten, da nicht in allen Regionen der Erde die Zahl an Menschen gleichermaßen wächst. Besonders in den europäischen Industrienatio-nen zeichnete sich ab der zweiten Hälfte des letz-ten Jahrhunderts eine deutliche Abschwächung der Bevölkerungszunahme ab, in Deutschland schlug sie gar in eine Schrumpfung um. Auch das weltweite prozentuale Wachstum halbierte sich seit den 1960er-Jahren beinahe.

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Weniger:Wie viel hält die aus?

Viel hilft viel

Trotz dieser prozentualen Abnahme beher-bergt die Erde gemäß aktuellen Angaben nach jedem Jahr rund 83 Millionen Bewohner mehr, ohne dass gleichzeitig die Fläche des Planeten mitwachsen würde. Die rückläufigen Bevölke-rungszahlen in den meisten westlichen Indust-rienationen werden durch die weiterhin rapide Zunahme in den Schwellen- und Entwicklungs-ländern Afrikas und Asiens ausgeglichen. So verzeichnet Nigeria, das Land mit dem größ-ten prozentualen Bevölkerungswachstum und ca. 170 Millionen Einwohnern, jährlich gut drei Millionen Neubürger. In Indien sind es fünf Mal so viele. Während in den hochentwickelten In-dustriestaaten Bildung, Zugang zu Verhütungs-mitteln und soziale Sicherungssysteme zu im-mer weniger Kindern pro Frau geführt haben, müssen Menschen in Entwicklungsländern auf genau diese Dinge verzichten. Fehlende Bildung und schwerer Zugang zu sicheren Verhütungs-methoden erzeugen eine Vielzahl an ungewoll-ten Kindern. Oftmals ist ein reicher Kindersegen aber auch ausdrücklich gewünscht. Da der Staat für eine Altersversorgung in der Regel nicht auf-kommt, müssen Kinder diese Aufgabe überneh-men, und dabei gilt die Devise „Viel hilft viel.“

Traurige Rekorde

Die Bevölkerung auf der Erde wird also, wenn auch allmählich immer langsamer, weiter wach-sen. Davon gehen auch die UN aus, die in ihrer Prognose von 2010 mit 10,9 Milliarden Men-schen im Jahr 2100 rechnen. Bliebe die Gebur-tenrate auf dem Stand von heute, müssten wir uns in knapp 90 Jahren den Planeten sogar mit ca. 27 Milliarden anderen Menschen teilen. Es beweisen aber bereits heute etliche Beispiele, dass schon 7,1 Milliarden Menschen der Erde und sich selbst viel, vielleicht zu viel, zumuten. Ein Blick in die Slums indischer und afrikani-scher Großstädte führt uns die katastrophalen Auswirkungen des horrenden Bevölkerungs-wachstums schonungslos vor Augen. Abgase, Müll, verseuchtes Trinkwasser und grassie-rende Seuchen machen etwa die nigerianische Stadt Lagos laut der britischen Zeitschrift „The Economist“ zu einer der fünf Städten, in denen man am schlechtesten lebt. Ein weiterer, denk-bar unrühmlicher Superlativ ist die Bevölke-rungsdichte in einigen Stadtteilen. 34.000 Men-schen teilen sich dort einen Quadratkilometer, das sind gut drei Mal mehr als im vermeintlich überfüllten New York City.

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Immerhin ist der nigerianischen Regierung die-ses Problem bewusst. Carl Julius Gödecken, De-legierter Nigerias im Wirtschafts- und Sozialrat, konstatiert: „Übermäßigem Städtewachstum muss entgegengewirkt werden, indem sowohl eine aktive Entwicklung ländlicher Regionen als auch intelligente Stadtplanung betrieben wird.“

Viele Füße

Während die Menschen sich vorerst weiter ge-genseitig auf den Füßen stehen, ist der Boden darunter der „weinende Dritte“. Viele Leute brauchen viel zu essen, zu trinken, kurz: viel zum Leben. Deswegen hinterlassen sie täglich kleine und große ökologische Fußabdrücke auf der Erde. Die Sahelzone in Afrika ist durch falsche und zu intensive Bewirtschaftung auf erschreckend schnellem Rückzug, die Deserti-fikation wiederum reißt Millionen Menschen ihre Existenzgrundlage unter den Füßen weg. Die großflächige Abholzung von Bäumen in Pakistan lässt dem Monsun keine Chance, im Waldboden zu versickern und der Indus ist nach zahlreichen Begradigungsmaßnahmen zwar ge-wappnet für wachsende Handelsströme, nicht aber für wachsende Wassermassen. Beinahe

makaber mutet an, dass gleichzeitig der Kampf um Wasser längst in vollen Zügen ist; eine Milli-arde Menschen haben keinen Zugang zu saube-rem Trinkwasser. Es scheint, als würde sich die Erde zur Wehr setzen gegen immer mehr Füße, die auf ihr „herumtrampeln“. Damit Gaias Ra-che in Zukunft nicht noch schrecklicher wird, müssen Lösungen gefunden werden, um den Planeten im wahrsten Sinne des Wortes zu ent-lasten.

Hilfe statt Härte

Der erstmalige Rückgang der Bevölkerungszu-nahme seit den 1960er-Jahren zeigt, dass man Wachstumsraten beeinflussen kann. Hierbei gibt es, wie die Geschichte und heutige Be-völkerungspolitik zeigen, zwei Wege. In China setzte man seit ca. 1970 auf das repressive Mit-tel der „Ein-Kind-Politik“, um die Geburten-rate möglichst schnell zu drosseln. Wer sich an die gesetzliche Norm hält und mit einem Nach-kommen zufrieden ist, wird dafür belohnt, wer nicht, hart bestraft. Auch wenn die chinesische Strategie ihr Ziel erreicht hat – von über drei Prozent Wachstum 1960 sind heute knapp 0,5 geblieben – müssen die dafür angewandten

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Methoden wie erzwungene Sterilisationen und Schwangerschaftsabbrüche höchst kritisch hin-terfragt werden. Eine Senkung der Geburten-rate durch Bildung, Aufklärung und die Bereit-stellung von Verhütungsmitteln, wie es z.B. die indische Politik forciert, scheint ethisch vertret-barer. Auch die UN bekennen sich seit der Kai-roer Weltbevölkerungskonferenz 1994 dazu, Müttern und Paaren die Zahl ihrer Kinder frei-zustellen. Gleichzeitig aber soll durch die Ver-besserung der Bildungs-, Hygiene- und Versor-gungssituation in Entwicklungsländern Eltern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Familie wohl durchdacht zu planen. Ohne den Druck

zu verspüren, mit vielen Geburten einer hohen Säuglingssterblichkeit entgegenwirken oder die eigene Altersvorsorge sicherstellen zu müssen. Eine erfolgreiche Strategie gegen Überbevölke-rung fängt in den Köpfen der Eltern an – weg von der Devise „Viel hilft viel.“, hin zu der Er-kenntnis „Weniger ist mehr.“ Die Herausforderungen der Zukunft interes-sieren die kleine Danica nicht. Um ihre eige-ne steht es übrigens außerordentlich gut, lokale Spender finanzieren mit einem Stipendium ihr späteres Studium. Bis dahin ist bestimmt auch ihre Laune besser.

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Haben auch Sie schon einmal mit dem Gedanken gespielt, in der Zu-kunft als Despot tätig zu sein? Eine Idee, die auch in dem Seminar „Be-rufswunsch: Diktator. Was tun? – Eine Einführung in das Völkerrecht.“ thematisiert wurde. Die Delegierten der DVR Korea Yannick Markhof und Christian Buschmann waren dabei und verraten Tipps und Tricks zur richtigen Staatsführung.

Wie werde ich Diktator?

Wie komme ich an die Macht?

Um ein völkerrechtlich anerkannter Machthaber zu werden, sind drei Dinge unvermeidlich: Ein Staatsgebiet, ein Volk und die Staatsgewalt. Be-sonders die vom Staat ausgeübte Macht ist et-was, das sich ein angehender Diktator erst erar-beiten muss. „Man braucht ein Volk, das bereit ist, Entbehrungen freiwillig auf sich zu nehmen, um dem Staat zu dienen“, weiß auch Yannick Markhof. Den Willen und die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erkennen, ist also das politische A und O angehender Machthaber. Denn ist die völkerrechtliche Anerkennung durch andere Staaten erst einmal abgeschlossen, besitzen alle Länder vor den Vereinten Nationen einen neu-tralen Status und das Recht, sich zu verteidigen.

Wie verhalte ich mich auf Parkett?

„Auch als Diktatur ist ein Staat auf gewisse Handelsbeziehungen angewiesen, die er pflegen muss.“, erklärt Christian Buschmann. Vor seinen Verbündeten und Partnern muss ein Despot also stets freundlich und entgegenkommend auftre-ten. „Auf Provokationen sollte natürlich trotz alledem in einer angemessenen und energischen Art reagiert werden.“, fügt der Delegierte aus dem Hauptausschuss 1 hinzu. Diktatoren, die zu

Eine Kurzanleitung

Charlie Chaplin-„Der große Diktator“ (c) Wikimedia Commons

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schwach auftreten, haben keine großen Chancen an ihrem Arbeitsplatz. Um sich deshalb gebüh-renden Respekt auf internationaler Ebene auf-zubauen, ist die Atomwaffe ein wirkungsvolles Instrument. Wer nicht sofort mit einer solchen Gerätschaft auftrumpfen kann, muss diesen Ge-danken jedoch nicht sofort verwerfen. Schon die Ankündigung nuklearer Forschung oder ein gut platzierter Hinweis auf die Anreicherung von Uran kann genügen, um sowohl globale Aufmerksamkeit, als auch eine respektvolle Ab-standhaltung der Weltgemeinschaft zu erwirken.

Wie bleibe ich in meiner Position?

Auch hier spielt die Meinung der Bevölkerung eine große Rolle. Der Zuspruch zur Regierungs-art sollte stets durch Wahlen bestätigt werden. Dass der Wahlbehörde hierbei unter Umstän-den kleinere Fehler unterlaufen könnten, ist natürlich nicht auszuschließen. Dennoch sagt Yannick Markhof: „Eine neunundneunzigpro-zentige Zustimmung zur Politik unseres Führers ist eine überwältigende Rückmeldung, die uns Kraft gibt.“ Eine weitere, anerkannte Metho-de zur Prävention eines möglichen Putsches ist es, möglichst viele Familienmitglieder in hohen

Staatspositionen anzusiedeln. Und nach dem Motto „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ kann der Sohnemann die Führung gleich nach-dem man selbst in Rente gegangen ist, weiter-führen.

Berufswunsch Diktator

Der Berufswunsch Diktator ist in seiner Um-setzung also von komplexen Feinheiten geprägt. Eine Diktatur aufzubauen, die nicht auf gewalt-samen Widerstand stößt oder durch andere Staa-ten zu verhindern gesucht wird, ist eine Kunst für sich. Christian Buschmann weiß jedoch noch einen Tipp beizusteuern, den er von Kim-Yong Un persönlich bekommen habe: „Unser Führer regiert nicht für sich allein, sondern will sein Volk in eine bessere Welt leiten.“ Gemeinhin wird mit Diktatoren eine gewaltsame Herrschaft verbun-den. Das muss jedoch nicht zwangsweise sein, denn auch ein friedlicher Alleinherrscher zu sein, ist laut Definition nicht ausgeschlossen. Wer also im späteren Leben einmal die Wahl zwischen friedlicher und rabiater Vorgehensweise im Umgang mit Volk oder Gegnern haben sollte, braucht die Aberkennung des Titels „Diktator“ nicht zu fürchten.

(c) Bundesarchiv Bild 101I-297-1722-24 | Wikimedia Commons

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Der beißende Geruch von Chemikalien liegt in der Luft. Hunderte Frauen sitzen dicht an dicht an Fließbändern: Jeden Tag die gleichen Handgriffe, nicht selten arbeiten sie über zehn Stunden am Stück. Eine Jeans nach der anderen wird gefärbt, ein Knopf nach dem

anderen angebracht.

Doch heute sollte es anders laufen. Schreie wa-ren aus dem vierstöckigen Fabrikgebäude in Bangladesch zu hören. Es brannte im Erdge-schoss. Schwarzer Qualm stieg auf und die lo-dernden Flammen waren schon von der Straße aus zu sehen. Was für alle bloß wie ein Brand aussah, war für die Textilarbeiterinnen mehr: Es war der Weg zum Tod. Denn die drei Trep-penhäuser des Gebäudes führten alle nur ins Erdgeschoss, in dem die züngelnden Flammen sich über alles freuten, was sie ergreifen konn-ten. Die Arbeiterinnen wussten sofort, was die Sirenen der Feuerwehr für sie zu bedeuten hat-ten. Sie waren in dem Gebäude eingesperrt. Hektisch liefen sie umher, um Notausgänge zu suchen, obwohl sie wussten, dass es keine gab. So wie bei diesem Brand hunderte Arbeiter ums Leben kamen, kamen auch bei vielen an-deren Bränden Arbeiter kaum unverletzt oder gar lebend aus Fabrikgebäuden. In Bangladesch müssen zwei Millionen Menschen unter den schlechtesten Bedingungen Fabrikarbeit leisten - 90 % von ihnen sind Frauen. Besonders stellen sie Kleidung für europäische Läden wie H&M oder C&A her. Doch obwohl diese Frauen kei-nen Urlaub bekommen, kaum Geld verdienen und jeden Tag gefährlichen Chemikalien ausge-setzt sind, haben besonders die jungen Leute bei uns den Schrank voller solcher Klamotten. Kaum jemand macht sich noch Gedanken über die Arbeitsbedingungen, die bei ihrer Herstel-lung herrschen. Je billiger desto besser. Doch auch bei teureren Kleidungsstücken kann man nicht mehr davon ausgehen, dass sie un-ter menschenwürdigen Bedingungen herge-stellt wurden. Sogar Marken wie Ralph Lauren, Puma und Esprit sorgten schon für Skandale:

Sie sollen ihre Produkte in Fabriken herstellen lassen, in denen die Arbeiterinnen 7 Tage die Woche arbeiten, oder nur 1,25 Euro pro Tag verdienen. Kampagnen, wie die Clean Clothes Campaign und die Christliche Initiative Romero setzten sich weltweit für Arbeitsrechte ein. Die Clean Clothes Campaign forderte unter anderem C&A und KIK dazu auf, für den Brand in Ban-gladesh in der Fabrik von Tazreen Fashions aufzukommen, da sie dort ihre Ware einkaufen. Gefordert wird, die Opfer der Brände vollstän-dig zu entschädigen, sicherzustellen, dass die Brandursachen vollständig und transparent un-tersucht werden und das Brandschutzabkom-men (Bangladesh Fire and Building Safety Ag-reement) zu unterzeichnen.Sollte man sich nicht mit vier T-Shirts zufrie-den geben, wenn man ohnehin nur eines zur Zeit tragen kann? Oder sollte man Läden, die ihre Produkte in Billiglohnländern herstellen, nicht mehr unterstützen? Doch das ist alles gar nicht so einfach. Denn wer kann in seinem Hemd heute noch „made in Germany“ lesen. Allein in Bangladesch gibt es 5000 Fabriken, die ihre Ware nach Europa oder Amerika verkau-fen. Ebenfalls in China, Indien, Kambodscha und Vietnam werden für billige Kleidung oft die Arbeits- und Menschenrechtsbestimmun-gen verletzt.Auch gestern schleppten über 400 Jugendliche ihre schwer beladenen Koffer in die Kieler Ju-gendherberge oder in das Landtagsgebäude. Ich alleine habe drei Hosen und einen Rock mit; für vier Tage. Wenn man schon so viele Kleidungs-stücke besitzt, dass man eine Stunde braucht, um sich zu entscheiden, was man einpackt und

KONSUM

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am Ende trotzdem mehr mit hat, als man an-ziehen kann, hat man nicht nur seine Zeit ver-schwendet und Schwierigkeiten, den Koffer in den Zug zu bekommen, sondern bestimmt auch die Fabriken in den Billiglohnländern un-terstützt. Laut Greenpeace kauft der Deutsche im Durchschnitt elf bis fünfzehn Kilogramm Kleidung im Jahr. Ein Drittel des Gewichts die-ser Kleidung besteht dabei meist nur aus Che-mikalien. Wer weniger kauft und dafür mehr von besse-rer Qualität, gibt den Unternehmen die Chan-ce, ihre Produkte von gut bezahlten Arbeitern verarbeiten zu lassen. Außerdem hat man auch selbst länger etwas von hochwertigen Produk-

ten, genau wie von waschmaschinentauglichen Kleidungsstücken. Auch chemisch riechende Produkte sollte man vermeiden, da sie oft mit Formaldehyd belastet sind.Wer sich für grüne Mode interessiert, sollte sich mal den Bog von Kirsten Brodde unter kirsten-brodde.de anschauen. Dort stellt Kirsten Brod-de gerade die Frühjahr/Sommer 2013 Kollekti-on des Labels K.O.I aus Amsterdam vor. K.O.I konzentriert sich ausschließlich auf De-nims und stellt Jeans aus recycelter Baumwolle her. Außerdem ermutigt Kirsten ihre Leserin-nen, ihre Mode auch selbst zu nähen und stellt einige Seiten, auf denen es Nähanleitungen gibt, vor.

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Im vollbesetzten Seminar "Einführung in die Grundlagen der Weltwirtschaft" war die Vor-freude der Teilnehmer von MUN bereits mehr als zu spüren.Es war das einzig vollbesetzte Seminar am frü-hen Donnerstagnachmittag. Als ich in den Saal trat, schauten 60 gespannte Gesichter in Rich-tung des Referenten und seiner Präsentation. Dieser war auch schon fleißig dabei, Phänome-ne wie Angebot und Nachfrage zu simplifizie-ren. Doch es war keine normale Infoveranstal-tung, sondern eine der Art, wo Informationen die Informierten zu heißen Diskussionen un-tereinander anregten.Bereits am Anfang mischten sich die Delegier-ten intensiv ein. Sie wollten sich durch ihre eigenen, spannenden Beispiele zum Thema Marktpreisbestimmung vom Referenten bestä-tigen lassen, ob sie diese Grundlage der VWL verstanden hatten. Dieser studiert selber gerade erst im zweiten Jahr. Danach wurden die wichtigsten Institutionen der Weltwirtschaft wie WTO und der IWF vor-gestellt, wobei schnell klar wurde, dass diese Begriffe im Raum kein Fremdwort waren. Beim Programmpunkt Wachstum und der da-raus folgenden Diskussion über die Natur des Menschen und seiner Veranlagung wachsen zu wollen, war klar, dass die Delegierten auf eine hitzige Diskussion in den folgenden Tagen scharf sind.Der Referent war nur noch staunender Zu-schauer als mehrere angehende Delegierte aus unterschiedlichsten Ländern diskutierten, ob der Mensch von Natur aus größenwahnsinnig sei oder ob er eigentlich nur unter seiner eige-

nen Kultur leidet.Zum Ende hin war es dann nur noch ein Fra-ge- Antwort Spiel zwischen den Abgeordne-ten untereinander, wobei derjenige, welcher zu Beginn noch präsentieren durfte, am Ende nur noch zum pünktlichen Beenden des Seminares beitragen konnte. Bereits an diesem Donnerstag, zu dem Zeit-punkt als die Konferenz noch Stunden davor war wirklich eröffnet zu werden, wurde deut-lich, dass die Teilnehmer bereits in den Start-löchern stehen und nur noch darauf warten loszulegen zu können. Wenn eines an diesem Donnerstag Nachmittag klargeworden ist, dann ist es, dass die Teilnehmer bereits optimal für inhaltlich hochwertige Debatten gerüstet sind und auch auf emotionalem Level nur darauf warten mit ihren Argumenten auf die anderen "einzuschießen". Der Vortrag war für sie zwar "ganz interessant", wie Herr Christian Schnell aus El Salvador am Ende feststellen musste, jedoch war schon den Gesichtern anzusehen, dass alle eigentlich nur noch auf den Start-schuss für das richtige Event warteten.Das Seminar war also weniger eine Infoveran-staltung für die Vertreter der Nationen dieser Welt, sondern eher ein kleines Aufwärmtrai-ning, um am Freitag richtig loszulegen.

Delegierte in den Startlöchern

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Die Blicke gespannt auf ihn gerich-tet, belebt Enrico Kreft von der Hermann-Ehlers-Akademie seinen Vortrag ein weiteres Mal mit einer scharfsinnigen Anekdote. Kritik ge-genüber den Monopolherrschaften der großen Unternehmen schwingen während den anderthalb Stunden ge-nauso mit wie der Blick ins Detail; Über was für Menschen reden wir überhaupt? Wen betreffen die Mille-niumsziele und wo könnten die Pro-bleme in ihrer Durchführung liegen? Kreft beleuchtet den Stand der Welt und bleibt dabei ganz „du“ mit den Delegierten der Vereinten Nationen und sich selbst und schafft damit eine Plattform für kontroverse Diskussio-nen unter Delegierten und NGOs.Die acht Milleniumsziele, die auf dem UN-Gipfel im Jahr 2000 in New York beschlossen wurden, behandeln den Kampf gegen Hunger und Ar-mut, die Verbreitung von Bildung, die Gleichbehandlung von Frau und Mann, die Kindersterblichkeit, die Gesundheit der Mutter, das Verhin-dern und Verringern der Ausbrei-tung von Krankheit, die ökologische Nachhaltigkeit und die wirtschaftli-che Zusammenarbeit in Zeiten der Globalisierung.Anders als in den letzten Jahren sind die Ziele diesmal konkreter gesteckt; die Senkung der Kindersterblichkeit von 10.6% auf 3.5% ist ein Beispiel dafür. Da in den Milleniumszielen nicht der Umgang mit Computer-viren oder die ultimative Altersvor-sorge angesprochen werden ist die Zielgruppe schon klar; Entwick-lungsländer. Besonders Afrika steht im Fokus mit den knapp 10% HIV-

infizierten im Süden und täglich wachsenden Verbrei-tungsraten über den ganzen Kontinent, mit kaum saube-ren Trinkwasser und politischen Missständen.Ungefähr die Hälfte der Milleniumsziele ist bereits erfüllt, doch ist die Frist im Jahr 2015 abgelaufen und dadurch könnte schnell Entmutigung eintreten. Außerdem stehen den Zielen immer noch Monopolunternehmen und große Länder wie Brasilien, China, Indien und Russland gegen-über, deren Interessen sich teilweise nicht mit denen der Milleniumszielen decken. Doch fällt die Schlussbilanz gut aus, besonders durch die Konkretisierung konnten Erfol-ge erzielt werden. Der Druck muss aber trotz Ablauf der Deadline beibehalten werden, um Hunger etc. zu bekämp-fen.Und wenn man über den Hunger der Welt liest kommt zwangsläufig die Frage auf, was wir eigentlich dazu bei-tragen. Europas desaströse Nahrungsmittelpolitik und die Subventionen im Binnenmarkt zerstören nicht nur die lokalen Strukturen in Afrika, nein. Sie verhindern au-ßerdem jegliche Entwicklung, die stattfinden könnte. In einem Entwicklungsland. Neben Butterbergen und ande-ren ökologischen Verwerflichkeiten gibt es auch noch das überschüssige Hühnchenfleisch, das nach Afrika expor-tiert wird. Es ist billiger als das lokal produzierte Fleisch und als Einwohner ist man dazu gezwungen, jeden Cent

Milleniumsziele im Fokus

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zu sparen. Die lokalen Bauern können also kein Ge-schäft abschließen und sich nicht von Entwicklungshilfen oder von herrschenden mafiösen Strukturen emanzipie-ren. Außerdem werden durch den langen Transport die Konsumenten des Fleisches durch Salmonellen oft auch todkrank. Auch die Nichtregierungsorganisation „attac“ drängt auf einen gerechten Verlauf der Globalisierung und sinnt auf eine verantwortungsvolle Nutzung von Landfläche und Energie.Und bei all diesen Probleme müssen wir wach bleiben, gegenüber der Welt, die vor uns zugrunde geht. Wir müs-sen aktiv werden und unsere Ressourcen respektieren. Deutschland könnte die verwendete Fläche für Fleisch von 18.8 Mio. Hektar auf 2.4 Mio. ha reduzieren, wenn wir alle unnötigen Nahrungsmittelabfälle vermeiden wür-den. 1,8 Mio. ha wären es nach WWF bei Fleischverzehr

auf gesundem Niveau, also max. 600g pro Woche/Person. In einigen Teilen Osteuropas muss regelmäßig sauberes Trinkwasser durch die Rohre gespült werden, um eine Verkalkung oder Verschmutzung zu verhindern. Trotz Verboten wer-den immer noch gewaltige Flächen vom Regenwald gerodet, um Europa und Nordamerika mit Rindfleisch zu füttern. Die westliche Welt muss aufwachen, Selbstreflektion lernen und handeln. Mit Hilfe der Milleniumsziele sind die ersten Schritte getan. Lilian Chamai Bose

(c) Jean Pierre Hintze | www.flickr.com

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In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, gibt es bereits politische Maßnahmen um die Zahl der Bevölkerung zu kontrollieren: die „Ein-Kind-Politik“. Vorgesehen ist, dass pro Familie nur noch ein Kind gezeugt werden darf. Eltern mit nur einem Kind erhalten vom Staat Vergünstigungen: eine kostenlose Ausbildung bis zum 14. Lebensjahr, kostenlose Arztbesu-che sowie mehr Urlaub winken einer Frau ent-gegen, die nur ein Kind zur Welt bringt. Fami-lien, die ein zweites Kind bekommen, werden vom Staat grundlegend benachteiligt und er-halten auch kein Kindergeld. Aufgrund dessen ziehen es immer mehr Eltern in Erwägung bei einer zweiten Schwangerschaft den Fötus abzu-

Weniger Geschrei: Ein Kind ist genugEs ist nicht lange her, dass im Oktober 2011 der sieben Mrd. Mensch der Erde das Licht der Welt erblickt hat- und es werden immer mehr. Die Vereinten Nationen gehen nach ak-tuellen Prognosen davon aus, dass sich die Weltbevölkerung bis zum Jahre 2025 erneut um eine Mrd. erhöhen wird und das trotz zurückgehender Geburtenraten in vielen Ländern. Dabei erweist sich die Versorgung der auf der Erde lebenden Menschen bereits jetzt als ein immer größer werdendes Problem. Die Ressourcen werden zunehmend knapper und der angekündigte Klimawandel macht sich bereits bemerkbar – ein klares Zeichen dafür, dass die Weltelite nach Möglichkeiten suchen sollte um dem rasanten Bevölkerungswachstum

entgegenzuwirken.

treiben, zudem sie hierfür vom Staat finanziell unterstützt werden.

Wie wirkt sich diese Politik auf die Bevölke-rung aus? Die chinesische Bevölkerung ist von den Tradi-tionen ihres Landes sehr geprägt, weshalb Paa-re die Geburt eines männlichen Nachkommens bevorzugen. Eine Tochter bringt der Familie nur zusätzliche Kosten ein, weil sie nach der Heirat für die Eltern ihres Ehemannes sorgen muss und nicht mehr für ihre eigenen – und dabei sind in China die Menschen im höheren Alter bei ihrer Versorgung auf den Nachwuchs besonders angewiesen. Sie konzentrieren sich

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Weniger Geschrei: Ein Kind ist genugsomit stark auf ihr einziges Kind und investie-ren viel Geld in die Bildung. Sie wollen ihrem Nachkommen später einen guten Job und An-sehen ermöglichen. Studien australischer Uni-versitäten belegen, dass die „Ein-Kind-Politik“ die Persönlichkeit von Einzelkindern verändert. Der von den Eltern ausgelöste Konkurrenz-kampf überträgt sich auf das Kind, wodurch es sich später oft egoistisch verhält. Zudem wird

es von seinen Eltern regelrecht verwöhnt und entwickelt sich oft unselbstständig.Da durch die „Ein-Kind-Politik“ weniger Kin-der geboren werden, stellen in einigen Jahren die älteren Generationen die Mehrheit der Be-völkerung. In einem Sozialstaat würde dies zu einem Problem führen, da die jüngeren Genera-tionen für die Renten der Älteren aufkommen. Sie müssten also höhere Sozialabgaben zahlen,

während die Rentner mit erheblichen Kürzun-gen zu kämpfen hätten.

„Ein-Kind-Politik“ für alle?

Ein weiteres Land mit hohem Bevölkerungs-wachstum ist Indien. Mit 1,07 Mrd. Einwoh-nern steht es in der Liste der bevölkerungs-reichsten Länder direkt hinter China. Pro Jahr wächst hier die Zahl der Menschen um ca. 18 Mio., was in 4 Jahren einen Zuwachs von fast 80 Mio. bedeutet – so viele Menschen, wie heute in Deutschland leben. Deshalb versucht auch Indiens Regierung mit radikalen Maß-nahmen in ihrer Bevölkerungspolitik den Zu-

wachs zu bremsen. Ähnlich wie in China ist hier eine begrenzte Kinderzahl pro Elternpaar festgelegt. Während Indien das erste Land war, das Abtreibungen legalisierte, wird auch heute diese Form von Schwangerschaftsabbruch oft durchgeführt. So winken einer Frau, die be-reits zum dritten Mal schwanger ist 6 Wochen bezahlter „Abtreibungs-Urlaub“. Sollte eine Frau mehr als 2 Kinder gebären, werden ihr vom Staat Sanktionen verhängt. Beispielswei-se kann ihrer Familie die Teilnahme an Kom-munalwahlen verboten und den Kindern die Aufnahme in staatliche Bildungseinrichtungen versagt werden. Doch nicht in allen Ländern sind Maßnahmen zur Bevölkerungsreduktion

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zwangsläufig notwendig. Beim Blick auf die Bevölkerungsentwicklung in industriell weit entwickelten Ländern lässt sich hier ein Rück-gang der Zahlen feststellen. Gründe hierfür sind die zunehmende Berufstätigkeit der Frau und der „Pillenschnitt“. Die Einführung der Antibabypille im Jahre 1960 wurde zu dem am häufigsten verwendeten Verhütungsmittel, das viele ungewollte Schwangerschaften verhin-derte. In solchen Ländern mit zurückgehender Geburtenrate, wie beispielsweise Deutschland, wird in einigen Jahren die Kluft zwischen jung und alt deutlich größer werden und somit die Altersversorgung erschweren. Jedoch wird die-ses Problem sich voraussichtlich nach einigen Generationen eingependelt haben. Selbst wenn in Deutschland die Bevölkerung gleichermaßen rasant wachsend würde wie in China, wäre die

Umsetzung der „Ein-Kind-Politik“ hier jedoch gar nicht erst möglich. Mit ihren radikalen Maß-nahmen verstößt sie gegen die Menschenrechte und das wäre in einem westlich gelegenen Land undenkbar. Familien sind in ihrer Entscheidung über die Familienplanung stark eingeschränkt, weil sie nicht über die Anzahl der Kinder ent-scheiden dürfen. Dabei werden sie regelrecht zur Abtreibung und somit zur Tötung eines heranwachsenden Lebewesens gezwungen. Zudem darf die Bevölkerungspolitik nicht mit Hilfe von Zwangsmaßnahmen gegen den Wil-len der in dem Land lebenden Menschen durch-gesetzt werden.

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Weltweit mangelt es an allen Ecken und Kanten. Besonders betroffen davon sind die sogenann-ten Entwicklungsländer. 98% der Hungernden stammen aus Ländern, welche die Schwelle zum Industrieland noch nicht überschritten haben. Während die Mülltonnen hierzulande nur so überquellen hungert dort fast jedes vierte Kind. Eine Besserung der Lage ist kaum in Sicht, denn kapitalstarke und bevölkerungsreiche Länder verstärken ihre Ansprüche auf die weltweite Nahrungsmittelindustrie.

Geraubtes Land

Um Ansprüche und Bedarf zu decken erwei-tern einflussreiche Staaten ihre Agrarflächen. Verteilt über die ganze Welt, gehören die bes-ten Ackerflächen längst nicht mehr den ansässi-gen Bauern. Immer öfter besuchen Abgesandte oder Geschäftsleute unterschiedlichster Staaten die Regierungen vieler Entwicklungsländer und handeln um landwirtschaftliche Gebiete. Unter Druck gesetzt bleibt vielen Regierungen keine andere Wahl, als Land abzutreten. Diese Ge-schäfte werden allgemein als „Land-Grabbing“ bezeichnet. Im Gegenzug werden Entwick-lungsmaßnahmen - wie der Ausbau von Schu-len oder der Infrastruktur - versprochen. Allzu oft verführt jedoch auch die Zusicherung von Geldmitteln zum Verkauf. Meist geschieht dies jedoch zum Vorteil der kapitalstarken Staaten. Kenia verkaufte Land an Katar, das Versprechen: ein Ausbau des Überseehafens. Doch wem wird dieser Ausbau im Endeffekt zugute kommen? Der Hafen soll später dazu dienen, Nahrungs-mittel von Kenia nach Katar zu verschiffen. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten des beraub-ten Landes steigern sich kaum, während der Käufer durch eigene Investitionen nur mehr Vorteile erzielt.20 Millionen Hektar im Wert von „30 Millionen Dollar“ sollen bis jetzt verkauft oder verpachtet

900.000.000 hungern.worden sein, so der Präsident der International Food Policy Research Institutes in Washington. Hauptsächlich beteiligt an diesen Transaktio-nen sind Länder wie Saudi-Arabien, Katar oder der Megabevölkerungsstaat China. Meist wird versucht den Bedarf zu decken oder Luxus zur Verfügung zu stellen. Dabei steigt die Gefahr von lokalen Hungersnöten um ein vielfaches. Verträge liegen oft in einer rechtlichen Grauzo-ne und so ist es schwer zu sagen, welche Me-thoden als illegal gelten sollten oder welche den Regeln des internationalen freien Marktes ent-sprechen.

Macht, Unterdrückung – aussichtslose Lage

Dass einige Länder jetzt als Entwicklungsland gelten, ist kein historischer Zufall. In der Mit-te des 19. Jahrhunderts rangen fast alle euro-päischen Mächte um Kolonien überall auf der Welt, allem voran in Afrika. Die Folgen: Aus-beutung, Sklaverei, Armut. Noch heute haben diese Länder damit zu kämpfen und stehen in ihrer Entwicklung zurück. Langsam erholen sich einige Staaten und steigen wirtschaftlich auf, doch vor allem mit Hunger haben sie im-mer noch stark zu kämpfen. Und schon steht ein neues Problem vor ihrer Tür: Geschäftsleu-te klopfen an und drängen. Ausbeutung des Agrarlandes, weniger eigene Flächen zur Produktion und eine geschwächte Wirtschaft können Folgen davon sein. Wieder stehen Länder, die große innenpolitische Kon-flikte in Atem halten, mit weniger als nichts da. Leere Hände und hungernde Familien bleiben zurück. Erinnern die Vorgänge oder die Folgen des „Land-Grabbings“ nicht im weitesten Sin-ne an den Vorgang im 19. Jahrhundert? Staaten erstreben eine hegemoniale Stellung und stre-ben dies, ohne Rücksicht auf Verluste, weiter

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an. Benannt wird dieses Phänomen mit dem durchaus passenden Begriff „Neo-Kolonialis-mus“.

Was tun?

Fast elf Millionen Tonnen Lebensmittel wer-den in Deutschland jährlich weggeworfen. Die-ser Trend zeigt sich auch in anderen Industri-eländern. Es herrscht also in vielen Ländern luxusbedingtes Überangebot, in anderen gro-ßer Hunger. Gerade in diesen Ländern wird das „Land-Grabbing“ verstärkt durchgeführt. Luxus und Wegwerfen zurückschrauben und anderen Ländern ihre Kapazitäten größtenteils lassen wäre zumindest ein Anfang für eine Ver-besserung der betroffenen Länder und etwas das jeder von uns versuchen könnte. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass wir unseren Luxus für Probleme aufgeben, die größtenteils so weit von unserem Alltag entfernt sind?

Ein UN-Report zum Thema „Land-Grab-bing“ wurde erst kürzlich veröffentlicht, doch lässt dieser eine klare Benennung der Lage vermissen. Angesprochen wird nur, dass Landraub nicht immer einen Vorteil für die Ernährungslage im Land bringen wird. Wünschenswert wäre also ein umfassender Be-richt über Praktiken und Vorgehensweise, sowie mögliche daraus resultierende Konsequenzen zur Verhinderung weiterer „Abzocken“ kapi-talstarker Länder, die die Schuldenlage anderer ausnutzen. Wenigstens aber eine Klärung der rechtlichen Lage und eine allgemeine Transpa-renz sollte für eine Institution wie die UN ein Muss sein. Wenn auch ein universelles Verbot nicht möglich sein wird, wäre ein Hinweis oder eine Einschränkung erstrebenswert.

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Griechenland kämpft noch immer ums überle-ben. Zypern und Spanien tun es Griechenland nach. Unsere Kanzlerin Frau Merkel möchte einen leistungsstarken Kontinent in Wohlstand und sieht zu wie tausende Lebensmittel grund-los für Unsummen vernichtet werden. Tausen-de flüchten aus Nordafrika nach Lampedusa in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sie werden zurückgewiesen. Doch die EU-Kom-mission hat nichts Besseres zu tun als festzu-legen welche Maße Bananen haben müssen um in den Handel zu gelangen.14cm Länge und 27mm Durchmesser sind die Traummaße einer EU-Banane. In der EU wer-den sie vermessen und wenn sie nicht den Ma-

Hat die Europäische Kommis-sion nichts Besseres zu tun?

ßen entsprechen vernichtet. Die Kosten für den Transport sind enorm, vor allem da sie nicht dort wo sie vermessen wer-den vernichtet werden. Sie werden vernichtet wo es gerade am günstigsten ist, immens hohe Transportkosten werden dabei in Kauf genom-men. Umweltbelastungen durch den CO2 Aus-stoß des Transports werden auch hingenom-men, dabei unterscheidet sich eine EU-Banane qualitativ nicht von einer der aussortierten. Mir stellt sich nun die Frage warum? Warum die-ses Drama um die Maße eines Lebensmittels? Warum, wenn doch qualitativ kein Unterschied besteht? Warum diese Massenvernichtungen in Zeiten wo Übergewicht ein immer größeres

Problem wird? Warum nimmt die EU diese enormen Kosten in Kauf, wenn sie doch ganz andere Probleme lösen könnte? Haben die Kommissare Angst um ihre Berufe und führen deshalb immer mehr Normen ein? Ich kann es mir nicht anders erklären. Zu Anfang waren die Regelungen, Richtlinien und Normen der EU- Kommission eine Bereicherung für den Alltag: Die Europoolpalette erleichtert den Transport enorm. Die Einführung des Euro als europäische Währung erleichtert Geschäf-te innerhalb der EU erheblich. Ebenso wie die Regelungen des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes. Doch im Laufe ihrer Entwick-lung wurden alle wichtigen Regelungen getan. Die Kommissare beschäftigten sich fortan mit der Aktualisierung und Anpassung der Nor-men und eben auch mit der Schaffung neuer

umstrittener Normen. Händler forderten eine Gurkenverordnung, welche ihnen das einsortie-ren der Gurken erleichtern sollte. In ihrer Sorge um Arbeitsplätze oder ihrer Langeweile schaff-te die EU-Kommission sehr zur Freude aller Gurkenhändler diese Verordnung. Vor kurzem wurde diese Regelung wieder abgeschafft. Der Regelungswahn der Europäischen Kommis-sion wird vermutlich nicht so bald ein Ende finden, Bananen werden also weiterhin auf umweltbelastende wenig wirtschaftliche Weise hin und her transportiert, zur Unterhaltung der Verbraucher und zur Freude der Kommissare, welche unter dieser Voraussicht ihre Zukunft gesichert sehen.

Die ist die Traumlänge einer EU-Banane

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„Meine Freiheit endet dort, wo deine Freiheit beginnt.“Lisa-Marie Heusinger von WaldeggMit diesem simplen Zitat, wird eines der wichtigsten Güter der Welt angesprochen.Es ist so wichtig, dass es auch im deutschen Grund-gesetz festgehalten wird. Denn die “Freiheit der Per-son“ darf nur bei Unumgänglichem eingeschränkt werden, wie zum Beispiel bei der Sicherheit im Verkehr.Aber braucht der Bürger nicht auch Sicherheit? In

einer Welt nach 9/11, mit monatlichen Amokläufen muss der Staat doch eingreifen, oder nicht?

Bekannte Überwachungsstaaten wie China oder Russland benutzen solche Totschlagargumente, um das eigene Volk nie

aus dem Blick zu verlieren. Man muss das Volk schützen. Wer nichts zu verheimlichen hat, hat nichts zu befürchten.

Das steht jedoch im krassen Kontrast zum Bild der Freiheitsidee. Von Anfang an jeden Bürger als potentiell kriminell zu verdächtigen, ist nicht

nur eine Frechheit, sondern auch falsch. Die DDR, in der Abhören, Geruchsentnahmen und intimste Dokumentation als Rechtsstaatlich-keit verkauft wurde, ist nur ein extremes Beispiel der Vergangenheit. Doch auch heute ist es noch bittere Realität. In China wird nicht nur das Internet stark eingeschränkt, auch aufbegehrenden Bürgerrechtlern wird das Ausreiseverbot auferlegt. Die russische Föderation verurteilte zwei pro-testierende Frauen für zwei Jahre ins Arbeitslager. Natürlich aus Sicherheitsgründen. Aber wo soll das hinführen? Gerade nach dem Terroranschlag in New York und Washington, DC im Jahre 2001 wurde viel im Namen der Sicherheit verändert. Die Vereinigten Staaten diskutierten über Folterbestimmungen, in Amsterdam werden die Menschen nicht nur durch den Nacktscanner geführt, sondern am gan-zen Körper abgetastet. Und trotzdem konnte Breivik vor knapp zwei Jahren eine Bombe mitten in Oslo platzieren und detonieren lassen. Anschließend tötete er 69 junge Menschen. Vor wenigen Monaten erschoss Lanza 27 Kinder und Erwachsene im US-Bundesstaat Connec-ticut. Am Montag starben drei Menschen bei einem Bombenanschlag in Boston. Wer hätte das verändern können? Warum konnte man diese Menschen nicht fassen? Weil es unmöglich ist. Die Welt kann Einzeltäter wie Breivik oder Lanza nicht aufhalten oder frühzeitig entdecken. Um Menschen vor Gewaltakten langfristig zu schützen, muss man Aufklä-rungsarbeit leisten und Hass vorbeugen. Es hilft nicht jeden einzelnen Menschen dieser Welt grundsätzlich erst einmal zu verdächtigen. Dies sollte nicht im Aufgabenbereich eines Staates liegen.Kant sagte: „Als ein vernünftiges(...) Wesen kann der Mensch die Kausalität seines eigenen Wil-lens niemals anders als unter der Idee der Freiheit denken.“ Der Mensch braucht keine Bevor-mundung vom Staat. Wir wollen beim Knutschen hinter dem Rathaus nicht gefilmt werden. Wir wollen nicht, dass unsere E-Mails vor uns gelesen werden. Und schon gar nicht, dass der Staat abhört, wie wir Geheimnisse an engste Freunde weitergeben.Unsere Freiheit ist Ihr und mein persönliches Grundrecht. Wir müssen sie verteidigen.

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Weniger Freiheit bedeutet mehr SicherheitJonas MaierGewalttaten in Deutschland sind Alltag. Jedem sind die Gewalttaten an Bahnhöfen nur allzu präsent. Oft-mals ist es schwer überhaupt Täter zu ergreifen. Bei-spielhaft ist dafür der Fall zweier Brüder die nachts am Münchener Ostbahnhof ausgeraubt worden sind. Bis heute ist unklar von wem die beiden bru-tal niedergeschlagen worden sind. Zeugen waren nicht vor Ort. Der Polizei fehlt jede Spur. Video-überwachung wäre die einzige Möglichkeit gewesen, den Tätern auf die Spur zu kommen. Eine Umfrage der ARD bekräftigt die Notwendigkeit flächendecken-der Überwachung. Demnach wünschen sich 81 Prozent der Bürger mehr Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen. Dieses Verlangen nach mehr Sicherheit darf nicht ignoriert werden. Das friedliche Zusammenleben der Gesellschaft muss sichergestellt werden. Deutschland hinkt hierbei der Zeit und ihren Möglichkeiten hinterher. Andere Länder leben uns vor, wie eine moderne Gesellschaft geschützt werden kann. Die USA ist allgemein als Land der Freiheit bekannt. Doch nach mehreren terroristischen Akten erkannte auch dieses traditionell freiheitliche Land, dass sich der Ausbau sicherheitsschaffender Institutionen auszahlt. Das aktuellste Beispiel ist der Bostoner Marathon. Videoaufnahmen hal-fen dem FBI zwei Verdächtige auszumachen. Der Nutzen ist groß, die Ermittlungen konnten deutlich schneller und erfolgreicher durchgeführt werden. Die Vereinigten Staaten werden ihre Überwachungskompetenzen erweitern, schließlich konnte man dort schon vielfach erfolgreiche Erfahrungen sammeln. Singapur ist ein Staat in dem die Überwachung des öffentlichen Lebens alltäglich ist. Belohnt wird das mit einer niedrigen Kriminalitätsrate. Die Bevölkerung wird dadurch nicht gestört, schließlich sind nur Verdächtige durch Überwachungsmaßnahmen betroffen. Das Vereinigte Königreich ist heutzutage flächendeckend mit Videokameras gesichert. Trotzdem ist die Heimat George Orwells kein totalitärer Überwachungsstaat. Ganz im Gegenteil, dort lebt eine große liberal geprägte Gesellschaft, die von Videoüberwachung profitiert. Fakt ist: Der Bri-tische Polizist ist ohne Schusswaffen ausgestattet und kann mit Hilfe von Videoüberwachung das friedliche Zusammenleben der Gesellschaft sicherstellen. Es zeigt sich, dass Überwachungsmaß-nahmen also auch präventiv wirken. Sie bieten ein gewisses Abschreckungspotential, das Verbre-cher von Straftaten abhält. Wäre es nicht auch sinnvoll in weiteren Teilen der Welt für mehr Sicher-heit zu sorgen?Der anfangs erwähnte Fall ist keineswegs eine Einzelerscheinung. Es gibt eine Vielzahl an anderen Verbrechen, die sich durch Überwachungsmaßnahmen hätten verhindert worden können.Unsere heutige Gesellschaft in der Gefahren immer zahlreicher und beunruhigender werden, erfor-dert benötigt ein mehr an Sicherheit. Es lässt sich empirisch belegen, wie Kontrollmaßnahmen diese bewirken. Die Möglichkeiten sind vielfältig und vor allem notwendig. Es ist Zeit diese zu ergreifen.

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Das Wasservorkommen der Welt ist begrenzt. Nur rund 2,5% der 1,4 Millionen km³ sind zum Verzehr geeignet. In Entwicklungsländern be-schränkt sich das Vorkommen an Trinkwasser auf rund 10%, doch das ist nicht gleichbe-deutend mit Wasser, dass wirklich getrunken werden kann. Der Großteil dieses Wassers ist durch Krankheitserreger, Parasiten oder indus-trielle Schadstoffe verseucht. Es gibt jährlich viele Tote durch die Wasserknappheit. An Was-sermangel sterben mehr Menschen als an Aids. Ein sehr prägnantes Beispiel zur Verbreitung von Krankheiten durch kontaminiertes Wasser ist Cholera. Diese Krankheit war im Jahre 1950 kaum noch verbreitet, doch durch die großen Massen an verseuchtem Trinkwasser und der mangelnden Hygiene in Entwicklungsländern ist die Krankheit 2004 bereits wieder auf allen Kontinenten der Welt vertreten. Trinkwasser-vorräte werden teilweise derart vermüllt, dass eine Aufbereitung große Kosten erzeugt. Der UN Pressesprecher Dr. Arne Molfenter warnt: „Einmal zerstört, immer kaputt.“

Fehlende Hygienestandards

Die sanitären Anlagen und Hygienestandards in Entwicklungsländern sind meist mangelhaft ausgebaut oder schlimmstenfalls gar nicht vor-handen. Diese Situation macht es noch schwieri-ger die Wasservorkommen zu reinigen und dann auch nachhaltig sauber zu halten. Eine Große Schwachstelle liegt im Transport des Trink-wassers. Durch den übermäßigen Kontakt von erkrankten Menschen mit den gesamten Was-servorräten einer Region, die sich oft in einem Brunnen oder einen See zusammenfassen las-sen, sind die hygienischen Standards gleich null. Einige Wissenschaftler haben es sich im Auf-trag der UN zur Aufgabe gemacht, den Trans-

„Einmal zerstört, immer kaputt.“Krankheitserreger nutzen das Trinkwasser als Trittbrett

port des Wassers ohne Verseuchung möglich zu machen. Dazu haben sie den so genannten „Water-Roller“ entwickelt. Dieses Transport-mittel ähnelt einem Fass mit Griff, das es mög-lich macht das Trinkwasser ungefährlich zu Transportieren.

Schrumpfende Wasserflächen

Doch die Kontamination des Wassers ist nicht das größte Problem. Nicht überall wo Wasser gebraucht wird ist auch welches vorhanden. Das Wasservorkommen der Erde schrumpft täglich. Ob durch Trockenheit, Verschwendung oder die Industrie. Ein bekanntes Beispiel ist der Tschadsee in Südafrika, der innerhalb einiger Jahre von einer Fläche von 25.000 km² auf die Größe von 1350km² zusammengeschrumpft ist. In der Industrie wird Wasser in aufwendi-gen Herstellungsprozessen in unmenschlichen Massen verschwendet. Doch anstatt nachhal-tige Produktion zu ermöglichen, wollen die Käufer ihre Ware lieber zu günstigeren Preisen kaufen.

Der kommende Krieg ums Wasser?

Die Vereinten Nationen haben es sich zur Auf-gabe gemacht den Menschen in Entwicklungs-ländern den Zugang zu trinkbarem Wasser zu ermöglichen und sie über die weltweiten Was-serprobleme aufzuklären. Der UN Sicherheits-rat hat das Recht auf trinkbares Wasser in die allgemeinen Menschenrechte aufgenommen. Der Resolutionsentwurf wurde von der bolivi-schen Delegation vorgelegt. Trotz der Aufnah-me in die Menschenrechte kommt es sowohl na-tional als auch international zu Konflikten um die Wasservorräte. Viele unterirdische Wasser-vorkommen sind über mehrere Landesgrenzen hinweg ausgebreitet und es gibt viele grenznahe

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und grenzüberschreitende Flüsse und Seen, bei denen ungeklärt ist, wer eigentlich das Recht auf dieses Wasser hat. Forderungen nach einem Gerichtshof, der sich nur mit den Konflikten um die weltweite Wasserversorgung beschäf-tigt, werden laut. Denn in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten kann Wasser wertvoller als Öl werden. Die beiden UN Arbeitsgruppen,

die sich mit dem Thema der weltweiten Trink-wasserversorgung und der internationalen me-dizinischen Versorgung detailliert beschäftigen, haben bis jetzt schon einiges erreicht – aber noch lange nicht genug. Um erneut den letzt-jährigen Referenten zu zitieren: „ Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, auch wenn es nur ein Hoffnungsschimmer ist.“

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