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1.12 REPORTAGEN BILDER GESPRÄCHE DAS MAGAZIN DES GOETHE-INSTITUTS LUANDA LEUCHTET! ANGOLA IM AUFBRUCH

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1.12REPORTAGENBILDERGESPRÄCHEDAS MAGAZIN DES GOETHE-INSTITUTS

LUANDA LEUCHTET!ANGOLA IM AUFBRUCH

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»WIR JUNGEN HABEN ES SATT, IMMER NUR FILME ZU SEHEN, DIE EIN NEGATIVES BILD VONAFRIKA ODER ANGOLAZEICHNEN.«

Ondjaki, Schriftsteller und Filmemacher

aus Angola

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GRÖSSER UND SCHÖNER ALS DUBAIAfrikas Megastädte haben enorme kulturelle Schubkraft

entwickelt

von Katharina von Ruckteschell

6

BOM DIA, LUANDAvon Christiane Schulte

8

LUANDA LEUCHTETMelodisch und schrill, rastlos und optimistisch boomt

Angolas Kulturszene

von Bartholomäus Grill

12

EINE JUNGE NATION MIT EINEM URALTEN GEDÄCHTNISFernando Alvim über den angolanischen Kunstmarkt,

Mäzenatentum und Multikultur

Ein Interview von António Cascais

14

ANGOLA AUF EINEN BLICKZahlen und Fakten

von Emílio José und José Kakulo

16

DIE SCHUHVERKÄUFERIN WÄRE VIEL LIEBER ÄRZTIN Porträts aus der angolanischen Hauptstadt

von Rita Soares

20

FUNDSTÜCKE UND MOMENTAUFNAHMENAntónio Oles Kunst

von Nadine Siegert

26

MUSIK VON VATERS SCHWARZEN SCHEIBENDer Sound der angolanischen Sixties und Seventies

von Oitinel Silva

28

MODERNISMO IN LUANDAHans Engels hat im Auftrag des Goethe-Instituts

die Architektur der Metropole fotografiert

von Hans Engels

34

BILDER BEWEGENDas angolanische Kino erlebt einen ästhetischen Aufbruch

von Miguel Hurst

36

FISCH, BROT UND BÜCHERFür Shunnoz und Tekasala ist Design eine Mission

von Miguel Hurst

42

GOETHES SCHÜLERStipendiaten aus Luanda unterwegs in Bremen

von Patrick Wildermann

44

WORTE ALS WAFFE UND EXPERIMENTEin Streifzug durch 100 Jahre angolanische Literatur

von Abreu Paxe

48

»ZURZEIT IST MEHR HOFFNUNG ALS FREIHEIT«Der Schriftsteller Ondjaki über Luanda, literarische

Einflüsse und das Mysterium der Poesie

Ein Interview von Abreu Paxe

50

NACHTS ZUR SONNE FLIEGENVon Guangzhou bis Kapstadt, von Nairobi bis Venedig

sorgt Kiluanji Kia Hendas Werk für Furore

von Suzana Sousa

54

JEDES FENSTER NACH DRAUSSEN IST WICHTIGGlückwünsche zum zweiten Jahrestag des Goethe-Instituts

Angola

56

Angolanische Literatur in deutscher Übersetzung

ANGOLA IM AUFBRUCH

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Titel Rubrik 2

ALLTAG IN DER TEUERSTEN STADT DER WELT

In der ursprünglich für 900.000 Bewohner konzipierten Stadt leben heute

mehr als fünf Millionen Menschen.

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Editorial 3

LUANDA LEUCHTET! Die Hauptstadt Angolas hat viel zu bieten: ein lebendiges Kultur -

leben, eine aufblühende Musik- und Kunstszene, eine wachsende

künstlerische und intellektuelle Produktion. Viel mehr als nur

den Wirtschaftsboom und Ölreichtum, die sich in der medialen

Wahrnehmung des Landes im südlichen Afrika manifestieren. 

Seit gut zwei Jahren arbeitet das Goethe-Institut in dieser span-

nenden neuen Wirtschaftsmetropole: das Goethe-Institut Angola,

eine Instituts-Neugründung, möglich geworden durch Mittel der

»Aktion Afrika« des Auswärtigen Amts im Jahr 2008.

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4

MEGACITY AM MEER Aus dem Schauplatz des Bürgerkriegs hat sich ein pulsierendes Wirtschaftszentrum entwickelt.

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GRÖSSER UND SCHÖNER ALS DUBAIAFRIKAS MEGASTÄDTE HABEN ENORME KULTURELLE SCHUBKRAFT ENTWICKELT»Luanda – meinen Sie nicht Ruanda?« – »Nein, Luanda, die

Hauptstadt von Angola.« Es ist nicht nur die phonetische Nähe,

die dazu führt, dass oft nachgefragt wird, wenn vom Goethe-

Institut in Luanda die Rede ist. Ruanda, das kleine Land

irgendwo in Afrika, wo es diesen schrecklichen Genozid gab,

das für Afrika mit all seinen Schrecknissen steht, ist bekannt,

zumindest vom Hörensagen. Aber Luanda? Wo ist Luanda?

Angola ist ein von fast 30 Jahren Krieg traumatisiertes Land,

das mit Hilfe seines Ölbooms versucht, den Sprung vom Mittel-

alter ins 22. Jahrhundert zu schaffen. Ein neues Dubai? Nein –

größer, schöner, besser noch als das.

Die »Aktion Afrika«, die der damalige Außenminister Frank-

Walter Steinmeier 2008 ins Leben rief, ermöglichte dem Goethe-

Institut, sein Netzwerk auf dem Kontinent erheblich auszu-

bauen. Der Fokus lag auf Subsahara-Afrika. Warum wählte man

damals Luanda als Sitz eines Goethe-Instituts? Auf diese Frage

kann man verschiedene Antworten geben – alle sind richtig.

Ein wesentlicher Grund für die »Aktion Afrika« war sicherlich

der Versuch, Deutschland auf einem Kontinent zu positionie-

ren, dessen neu entdeckte Rohstoffe insbesondere für China

unendlich schienen. Zudem verlangte die in vielen Ländern

nach wie vor instabile politische Situation nachhaltige, friedens-

sichernde Maßnahmen. Die Kultur schien ein probates Mittel,

die gesteckten Ziele mit »weicher Macht« zu erreichen.

Deutschland wollte dabei sein, wenn sich aus dem vom Bürger-

krieg gezeichneten Land ein pulsierender Körper wirtschaft-

lichen Lebens entwickelt, der alle Möglichkeiten einer afrikani-

schen Zukunft eröffnet. Es sollte eine fruchtbare Partnerschaft

zwischen Deutschland und Angola entstehen, man wollte auf

Augenhöhe sein mit China und anderen wichtigen »Investoren«

der sich globali sierenden Welt. In Luanda sollte ein Vollinstitut

entstehen, mit einem Kursangebot für alle, die Deutsch lernen

wollen, und einem interessanten Kulturprogramm.

Die Frage lässt sich aber auch anders beantworten – eher im

Sinne dessen, was das Goethe-Institut auf dem »vergessenen

Kontinent« tatsächlich erreichen will. Es hat sein Netzwerk

ausgebaut – heute ist das Goethe-Institut mit 22 Präsenzen

in 19 Ländern südlich der Sahara vertreten. Vor der »Aktion

Afrika« gab es in der Region nur neun Institute und sechs

Kulturgesellschaften. Darüber hinaus hatte es sich zum Ziel

gesetzt, den innerafrikanischen kulturellen Dialog zu fördern

sowie den Bereich Kultur und Entwicklung zu einem Schwer-

punkt seiner Arbeit zu machen. Die großen Metropolen wie

Lagos, Nairobi oder Johannesburg waren nicht nur wirtschaft-

lich interessant, sie entwickelten gleichzeitig eine enorme

kulturelle Schubkraft, die sie zu Zentren neuer künstlerischer

Formate und kreativen Werkstätten werden ließ.

Mit dem Wachstum glitzernder Hochhäuser entwickelte sich eine

reiche Szene junger Angolaner, die sich mit der Welt austauschen

will, auf vielfältige Weise und in ganz unterschiedlichen Berei-

chen. Aus dem Netz der sich entwickelnden Megastädte Afrikas

ist Luanda nicht mehr wegzudenken. Mit seiner besonderen histo-

rischen Situation, seiner wirtschaftlichen und geografischen Posi-

tion und seiner starken Verbindung über den »Black Atlantic«

hinweg nach Brasilien, die nicht zuletzt die gemeinsame Sprache

schafft, ist Luanda zu einem der Hauptakteure des afrikanischen

kulturellen Dialogs geworden. Die innovativen Beiträge und die

kreative Ausdruckskraft angolanischer Künstler, die aus den zahl-

reichen Gegensätzen des Landes erwachsen – wie Reich und

Arm, Tradition und Moderne –, werden inzwischen auch auf dem

internationalen Parkett mit großem Interesse wahrgenommen.

Ein Goethe-Institut in Luanda ist ein Muss, will Deutschland ein

aktiver und sichtbarer »Player« auf dieser wichtigen Plattform

sein. Auch wenn die Mieten hoch und die Standards teuer zu

bezahlen sind – bereits nach zwei Jahren hat sich bestätigt, was

der Präsident des Goethe-Instituts bei der Einweihung des

Gründungsbüros in Luanda prophezeit hat: »Das Goethe-Institut

Luanda wird ein wichtiger Knoten im Netzwerk des interkultu-

rellen Dialogs auf diesem Kontinent werden und wesentlich

dazu beitragen, dass Deutschland teilhaben wird an spannen-

den Entwicklungen in den künstlerischen

und in den Bildungsszenen.«

Luanda ist aufregend, und es ist ein Glück,

von Anfang an als Partner dabei zu sein.

Katharina von Ruckteschell,

Leiterin des Goethe-Instituts Südafrika und

der Region Subsahara-Afrika

UWWW.GOETHE.DE/ANGOLA

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Maior e mais bela do que Dubai – Luanda é hoje uma das cidades mais

importantes de África. Por razões económicas e estratégicas, pela sua

vibrante vida cultural que acompanha a ascensão do país, e em função de

suas ligações geográficas e históricas para outros países de língua portu-

guesa, nomeadamente o Brasil, Angola é o lugar predestinado para um Insti-

tuto Cultural Alemão na África Austral. »Luanda é fascinante, e é uma sorte

poder participar disto, como parceiro e desde o início«, diz Katharina von

Ruckteschell, Directora para a África do Sul / Região África Austral do Goethe-

Institut.

Editorial 5

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ZUHAUSE IN LUANDA Ein Wohnblock in der boomenden Metropole

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BOM DIA, LUANDABom dia, Luanda. Du bist reich. Du

liegst am Meer, hast einen weißen

Sandstrand, bist voller Musik und dein

Klima ist tropisch. Deine Bewohner

sind stolz und schön, und abends, wenn

man durch deine Straßen geht, ver-

schwimmen ihre portugiesischen Wort-

fetzen mit Musik, die irgendwo aus

einer Box wummert. Glaubt man den

Wirtschaftsprognosen, steht dir eine

blühende Zukunft bevor.

Warum mag man dich dann nicht?

Weil man dich nicht kennt? Weil du

deine Gäste schlecht behandelst? Weil

man dich nicht versteht?

Zugegeben, es ist nicht leicht, dich

kennenzulernen. Deine Straßen sind

staubig und oftmals voller Müll. Schlag -

löcher so groß wie Lkw-Räder, Gulli-

Löcher ohne Deckel – ist jemals schon

ein Kind in ein Loch gefallen? Dauer-

stau auf deinen Straßen raubt einem

täglich die Nerven. Und dass man dann

noch trotz der riesigen Ölreserven vor

deiner Küste stundenlang Schlange

steht an der Tankstelle, macht es nicht

leichter, dich zu mögen.

Dabei kannst du charmant sein, beflü-

geln, entspannen, verzaubern. Wenn

man zum Beispiel mitten in der Stadt,

hinter einer deiner riesigen Baustellen,

ins »A Sombra Nossa« eintaucht, ein

Gärtchen mit Restaurant, wo man einen Cafézinho trinkt und

sich wie in einer Oase fühlt.

Wenn man zum Sonnenuntergang am Strand sitzt, die Stadt im

Rücken, Kizombamusik im Ohr, sich vom warmen Wind den

Druck des Tages wegblasen lässt und weiß, dass irgendwo weit

weg auf der anderen Seite des Meeres Brasilien liegt.

Wenn man mit einem Boot aufs Meer hinausfährt und Delfine

durchs Wasser gleiten sieht. Wenn man zu einer Party hoch

über den Dächern der Stadt eingeladen ist und die Lichter der

Stadt funkeln sieht und nirgendwo sonst sein möchte.

Warum weiß man so wenig über dich? 435 Jahre alt bist du

schon. Hast gerade Geburtstag gefeiert. 1575 kam der portu -

giesische Kapitän Paulo Dias de Novais mit einer ersten

Gruppe portugiesischer Siedler. Viel hast du erlebt seitdem.

Kolonisierung durch die Portugiesen. Ende der Kolonialherr-

schaft. Bürgerkrieg. Frieden. Menschen, die flohen. Menschen,

die zurückkamen, um das Land aufzubauen und am Wirt-

schaftsboom teilzuhaben.

Und heute? Heute scheiden sich die Geister. Man hasst dich

oder liebt dich. Man nennt dich teuerste Stadt der Welt,

schimpft über deine Korruption und lässt zumeist kein gutes

Haar an dir.

Um dich zu verstehen und sogar zu mögen, muss man dich

erobern und entdecken. Auf die nicht so vornehme Seite der

Ilha fahren. Zum Fischessen bei Tia Luisa. Sie lässt den Fisch in

Zitronensaft ziehen, bevor er auf den kleinen Grill neben der

Blechwand ihrer Straßenbar kommt und zum köstlichsten Fisch

gegart wird, den man je zerlegt hat.

Sich auf den Platz neben dem Präsidentenhaus im Stadtteil

Miramar hocken, wo nachmittags die Jungs aus dem Viertel

Basketball spielen. Den alten Männern zuhören, die am Sonn-

tagnachmittag im Café aufspielen und die Musik aus der Zeit

vor der Unabhängigkeit 1975 wiederbeleben. Die Augen aufma-

chen. Kachelstraßenschilder aus der Portugiesenzeit entdecken.

Durch deine alten Freiluftkinos streifen, die zugänglich sind,

aber nicht mehr in Betrieb. Deinem Lärm lauschen. Den Rufen

der Fischfrauen genauso wie den Motoren der parkenden

Autos, die permanent laufen, damit die Fahrer in AC-gekühlten

Fahrzeugen sitzen. Dich riechen. Deinen Ozean und die erdig-

frische Luft nach einem Platzregen genau wie den fast überall

existenten Müll.

Deine Bewohner treffen und mit ihnen reden. Deine Künstler,

Denker, Maler, Dichter, Schauspieler, Musiker. Ihren Geschichten

und ihrem Leben zuhören.

Ausgerechnet Luanda. Hafenstadt, Öl-Stadt,

Boom-Stadt. Und nach São Paulo und Rio

de Janeiro die drittgrößte portugiesisch-

sprachige Stadt der Welt. Du gehst unter

die Haut. Aber es lohnt, sich die Mühe zu

machen und dich zu erobern.

Christiane Schulte

Leiterin des Goethe-Instituts Angola

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Bom dia, Luanda, bela cidade rica e contraditória, cheia de música, sons,

história e histórias … Impressões e reflexões de Christiane Schulte, directora

do Goethe-Institut Angola/Instituto Cultural Alemão.

7Vorwort

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LUANDA LEUCHTETMELODISCH UND SCHRILL, RASTLOS UND OPTIMISTISCH BOOMT ANGOLAS KULTURSZENE

BESUCHER DER AUSSTELLUNG »NKISI SHADOW« VON FERNANDO

ALVIM Es geht um die Dekolonisierung des Denkens.

KUDURO Der Tanz erobert die Clubs in Berlin, London und New York.

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Ob im 30. Stock einer Hochhausruine oder hinter Barockfas-

saden im Herzen der City: Luandas Kultur ist in Bewegung.

Manches davon schwappt auch nach Europa.

Sleepless in Luanda. Vor der Pensão Invicta tobt der Nachtver-

kehr, die Klimaanlage scheppert, Moskitos fliegen Daueran-

griffe. Dazu dieses infernalische Hämmern und Wummern, das

von einem Hochhaus hinterm Largo do Kinaxixi herüberwa-

bert. Raus aus dem nassgeschwitzten Bett, nichts wie hin!

Das Hochhaus: ein verwahrlostes Betonskelett, vermüllte Kor-

ridore, Uringestank, ein paar Obdachlose auf Pappkartons.

Dann, ganz oben, 30. Etage, die Schallquelle: uma festa, ein

wildes Fest, nachts um zwei.

Das hohle Gebäude vibriert, hundert aufgedrehte Kids tanzen.

Kizomba, Kuduro, Tarrachinha, Semba, was man alles so tanzt

in Angola. Bei manchen Figuren denkt man an Geschlechts -

verkehr, ein hüftsteifer weißer Mann sollte den Dancefloor nicht

betreten, er würde sich zum Gespött mache. Also nur chillen,

staunen, eine Cuca trinken, den fetzigen Sound aus den Musse-

ques, den Armenvierteln der Stadt, hören. Ich schaue durch die

Fensterhöhlen auf das Lichtermeer. Luanda leuchtet! Die einst

so verschnarchte Metropole ist nicht mehr wiederzuerkennen.

Foto-Shooting mit Rui Tavares. Angolas Fotokünstler Nummer

eins hat es in die »Revue Noire« geschafft, das Standardwerk

über moderne Fotografie in Afrika. Wir treffen ihn in der von

protzigen Wolkenkratzern umzingelten Altstadt, in der Travessa

do Teatro Providencia zwischen verwitterten Barockbauten

aus der portugiesischen Kolonialära. Die Keimzelle Luandas

durchweht die Aura der Saudade. Tekasala Ma’at Nzinga und

Shunnoz Fiel, die beiden »Models«, sind schon einsatzbereit.

Sie tragen Stresemann und Gummistiefel, Manschettenknöpfe

mit Kalaschnikows, dazu Fliegen und Einstecktücher in den

schrillsten Karnevalsfarben. Fashionistas nennen sie sich, aber

das ist irreführend, denn ihr »Projecto Mental« will viel mehr

als schnöde Modeschöpferei.

MENTALE REKONSTRUKTION»Nach dem Bürgerkrieg geht es nicht nur um den physischen

Wiederaufbau unseres Landes, sondern um die mentale Rekon-

struktion«, erklärt Tekasala. »Wir wollen die Confusão über-

winden.« Die große Verwirrung in den Köpfen nach fünfhun-

dert Jahren Fremdherrschaft und 30 Jahren Krieg. Es geht im

Geiste eines Steve Biko, Patrice Lumumba oder der Négritude

der 60er-Jahre um die Dekolonialisierung des Denkens, um

die Suche nach Angolanidade, nach einer ureigenen kulturellen

Identität – ein Selbstfindungsprozess, der Luanda und seine

Musiker, Tänzer, Schauspieler, Filmemacher, bildenden Künstler,

Literaten und Intellektuellen beflügelt. Allerwegen ist dieser

Aufbruch zu spüren, in den Ateliers, Kinos und Theatern, im

Dom Q oder einem der vielen Musikclubs der Stadt, bei den

umjubelten Auftritten der Rap-Band Ikonoklasta, im Studio

Ghetto Produções oder in der TV-Show »Sempre a subir«, wo

DJ Sebem Kuduro-Stars wie Muana Po, Tony Amado, Zoca Zoca,

Gata Agressiva vorstellt. Über dieser kreativen Umtriebigkeit

könnte das Motto einer Ausstellung stehen, die im Vorjahr

anlässlich des 435. Jahrestags der Stadtgründung zu bewun-

dern war: »Luanda – Suave e Frenética« – Luanda, sanft und

frenetisch.

Aber im Norden hat sich das noch nicht herumgesprochen, die

meisten Europäer wissen nicht einmal, wo Luanda liegt.

Irgendwo in Afrika, auf dem Kontinent der Kriege und Krisen,

der Katastrophen und des Elends, heißt es. Die derzeitige Hun-

gersnot am Horn von Afrika scheint dieses immergleiche Kli-

schee wieder einmal zu bestätigen, es hat sich in den Jahrhun-

derten der Eroberung, Unterwerfung und Ausbeutung Afrikas in

das kollektive Gedächtnis der Außenwelt gestanzt. Dass es

auch ein ganz anderes Afrika gibt, ein optimistisches, schöpfe-

risches, heiteres Afrika, in dessen Großstädten die Zivilgesell-

Von Bartholomäus Grill 9

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schaft, das Kulturleben, die Musik- und Kunstszene aufblühen,

will nicht in diese Wahrnehmungsmatrix passen.

ABBLÄTTERNDE FASSADEN ALS LAUFSTEGZurück zum »Projecto Mental« und seiner Performance im

Herzen der City. Die beiden Designer werfen sich in die Gosse.

Posieren mit zerfledderten lusitanischen Geschichtsbüchern.

Verwandeln die abblätternden Fassaden in vertikale Laufstege.

Schließlich knüpfen sie sich mit Elektrokabeln an einer Ampel

auf, direkt gegenüber dem stählernen Turm des staatlichen

Ölkonzerns Sonangol. Ein ironischer Kommentar zur größten

Bereicherungsmaschine Angolas, in der Milliarden von Petro-

dollars versickern, während die Masse der Bevölkerung maus-

arm bleibt. So mausarm wie die Passanten, die die stilvollen-

dete Selbsthinrichtung belustigt verfolgen. »Kleider, Mode,

Information, Bildung«, röchelt der Modemacher Shunnoz. Seine

Zunge hängt heraus.

»Der Elite geht es nur um materielle Werte, um Luxus, um hem-

mungslosen Konsum. Erziehung, Bildung und Kultur werden lei-

der vernächlässigt«, sagt António Ole. Er ist der berühmteste

Künstler seines Landes, 2010, bei der Afrika-Ausstellung »Who

knows tomorrow« in Berlin, stellte er eine gewaltige Container-

wand vor dem Museum Hamburger Bahnhof auf, eine Art

Fetisch der globalisierten Warenwelt. Daheim muss er kämpfen.

Seine wunderliche Großskulptur »Mitologias II« an der Margi-

nale soll versetzt werden, das wurmt ihn. Gleichzeitig aber öff-

net Angolas schneller Reichtum der Kunst ungeahnte Horizonte,

man muss nur Fernando Alvim besuchen, in dessen Privathaus

tausend Initiativen zusammenlaufen. Er hat 2006 die erste

Triennale in Luanda auf die Beine gestellt, momentan plant er

das erste Museum für zeitgenössische Kunst in der Sieben-

Millionen-Metropole. »Damit die Afrikaner endlich mal von den

Afrikanern gesehen werden können.« Als Vizepräsident der

Fundação Sindika Dokolo kann er auf die Kunstschätze zugrei-

fen, die sich in deren Fundus befinden, zum Beispiel auf die

spektakuläre Kollektion aus dem Nachlass des verstorbenen

deutschen Kunstsammlers Hans Bogatzke.

IMMERZU AUF HÖCHSTER BETRIEBSTEMPERATURFernando Alvim ist ein Ereignis, Künstler, hyperaktiver Kul-

turmanager, kettenrauchend, rastlos wie die ganze Stadt,

immerzu auf höchster Betriebstemperatur, vulcanissimo sozu-

sagen. Der Westen verliere allmählich sein Monopol, er habe

als globale Leitkultur, Deutungsmacht und Entwicklungsmo-

dell ausgedient, nur Portugal, der Ex-Kolonialmacht, sei noch

ein gewisser Einfluss geblieben. »Die innovativen Impulse

und Ideen kommen aus Afrika, Brasilien und der afro-ameri-

kanischen Welt.« Das ist in diesen Tagen in allen Kulturmetro-

polen des Kontinents zu spüren, in Lagos, Cotonou oder

Johannesburg und ganz besonders in Luanda. »Irre Location«,

schwärmte DJ Spooky, der Trip-Hop-Künstler aus New York,

der gelegentlich vorbeischaut. Wir trafen ihn bei unserem

letzten Besuch im »Bahia«, in der coolsten Lounge an der

Baía, man fing gerade an, die Flaniermeile in eine Art Copa-

cabana zu verwandeln. »Cross culture, der Süden trifft den

Süden. Du gehst nach Rio oder São Paulo und stellst plötzlich

fest, dass die Ursprünge vieler Musikstile in Angola liegen.

Der Semba hat sich in den Samba verwandelt, die Sklaven, die

die Portugiesen über den Atlantik verschleppten, haben ihn

mitgebracht.« Nun kehren die »Kulturexporte« heim, mischen

sich mit der vielfältigen lokalen Musiktradition und werden

wiederum global: Kuduro und anderer Ghettotech aus Luanda,

erobern die Clubs in Berlin, London und New York.

ATEMLOSE, ZUKUNFTSFROHE HEITERKEITEine Stadt erfindet ihre Kultur neu – und entdeckt die alte

wieder. Im November 2010 ist beim Frankfurter Label Analog

Africa die CD »Angola Soundtrack – The Unique Sound of

Luanda (1968 – 1976)« erschienen. Einfach sensationell, Luso-

tropicalismo pur, eine Mischung aus Kongo-Rumba, karibischer

Merengue, kubanischen Grooves, psychedelischen Gitarrenriffs.

Das Album, dessen Produktion das Goethe-Institut Angola

gefördert hat, erhielt auf Anhieb den diesjährigen Preis der

deutschen Schallplattenkritik. »Eine magische Zeitreise ins

postkoloniale Afrika und ein faszinierender Einblick in trans -

atlantische Musikwanderungen«, lobte die Jury. Der Sampler

lässt legendäre Bands wie Ngola Ritmos, Os Kiezos oder Jovens

Do Prenda auferstehen, vielleicht schlagen sie ja ähnlich ein

wie der Buena Vista Social Club der kubanischen Altmeister,

die Ry Cooder »reaktiviert« hat. Im Herbst gehen einige Musi-

ker erstmals auf Auslandstournee. Dann wird man auch in

Europa den Pulsschlag von Nova Luanda

hören, diese atemlose, zukunftsfrohe Hei-

terkeit, die den Schlaf raubt.

Bartholomäus Grill ist Journalist und

Afrika-Experte. Seit 1993 ist er Korres-

pondent und Autor der ZEIT, seit 2008 Her-

ausgeber der in Deutschland erscheinen-

den englischsprachigen Monatszeitschrift African Times. In

der Amtszeit von Bundespräsident Horst Köhler gehörte er zu

dessen Beraterstab. Heute lebt und arbeitet er in Südafrika.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Luanda está a brilhar, a vibrar, e constantemente a reinventar-se. Bartholo-

mäus Grill, jornalista alemão especializado em África descreve o seu encon-

tro com a Luanda dos artistas, músicos, estilistas e dum underground que só

em Luanda acontece também num 30° andar de um arranha-céus em ruínas.

Luanda leuchtet 11

DJ K.O. AM STRAND VON LUANDA Eine Stadt erfindet ihre Kultur neu.

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Er ist einer der international angesehensten Künstler und Kul -

turaktivisten Angolas und Initiator der »Trienal de Luanda«

der Sindika-Dokolo-Stiftung, einer umfassenden Schau interna-

tionaler Kunst und Kultur, an der sich 2010 auch das Goethe-

Institut Angola beteiligte. Mit dem Journalisten António Cascais

sprach Fernando Alvim über die angolanische Kunstszene.

António Cascais: Zeichnen Sie doch bitte ein Selbstporträt füruns. Wer ist Fernando Alvim?

Fernando Alvim: Ich wurde 1963 im Stadtteil Cruzeiro in Luanda

geboren, gehöre einer Generation an, die das Ende des Kolo -

nialismus und den Beginn der Unabhängigkeit miterlebt hat.

Ich bin geprägt von der Metamorphose Angolas, dem Entstehen

einer neuen Gesellschaft, die anders ist als zu Kolonialzeiten.

Und wo stehen Sie in der angolanischen Kulturszene?Kunst ist für mich eine Frage des Standpunktes. Und dieser

Standpunkt ist für mich in erster Linie philosophisch. Ich war

12, 13 Jahre alt, als Angola in die Unabhängigkeit ging. Das hat

mich geprägt, und aus diesem Kontext heraus entsteht meine

Kunst. Ich bin ein Künstler aus Luanda und Teil dieses beson-

deren geografischen und historischen Zusammenhangs. Für

mich steht Kunst in Verbindung zum Denken. Wir haben die

Möglichkeit, unser Denken mit den unterschiedlichsten Medien

zu vermitteln: in Bildern, Theaterstücken oder Konzerten.

Und auf welchen Gebieten sind Sie aktiv?Ich arbeite mit allen Medien. Ich male gern. An der Malerei

gefällt mir das Physische. Ich stelle mich gern einem begrenz-

ten, unberührten Raum, aus dem heraus ich etwas Neues ent-

stehen lassen kann. Ich habe auch schon Dokumentarfilme

gedreht. Ich mag Videos, eigne mir Räume an, arbeite mit Archi-

tektur, agiere in Ausstellungsräumen, Museen zeitgenössischer

Kunst und so weiter. Ich mache auch Musik und schreibe. Also

von allem ein bisschen. Natürlich habe ich eine Lieblingsdiszi-

plin schon seit Kindertagen, und das ist die Malerei.

Sie sind auch Kurator einer Kunststiftung …Ja, der Sindika-Dokolo-Stiftung. Dokolo, der Schwiegersohn des

Präsidenten, ist Schirmherr dieser Kunstsammlung. Wir haben mit

einer Gruppe von Leuten dieses Projekt entwickelt, da wir Kultur

für enorm wichtig halten in einem Land, das die Tragödie eines

30-jährigen desaströsen Bürgerkrieges zu verarbeiten hat. Dass

Leute nach einem Krieg so etwas hervorbringen möchten, ist

normal. Denken Sie an die Documenta in Deutschland nach dem

Zweiten Weltkrieg. Gerade die Perspektive der Künstler ist unse-

rer Ansicht nach wichtig für Angola, und deshalb habe ich in der

Hauptstadt eine riesige Kunstschau organisiert, die Triennale von

Luanda. Mein Motto ist: Von Luanda aus die Welt sehen. Es ist die

Idee einer inklusiven Kulturbewegung, die sich nicht den Diktaten

des Ästhetischen und Schönen beugt, sondern so umfassend wie

möglich ist. Uns ist wichtig, dass die Gesellschaft Zugang bekommt

zu kulturellen Informationen. Wir möchten das Denken der afrika-

nischen und angolanischen Künstler intensiv dokumentieren.

Andere Generationen werden ganz anders an Kunst herangehen.

Wie entstand diese Stiftung?Alles begann mit dem Kauf der unglaublich wertvollen Kunst-

sammlung des Deutschen Hans Bogatzke. Bogatzke hat in zahl-

reichen Interviews den Wunsch geäußert, dass seine Sammlung

eines Tages nach Afrika gehen sollte. Als er starb, wurde ich

aktiv und erklärt der Witwe, dass die Sindika-Dokolo-Stiftung

die Sammlung gerne erwerben würde. Wir bekamen die Erlaub-

nis, aus 480 Werken afrikanischer Kunst Exponate für die erste

Triennale von Luanda auszuwählen. So konnten wir eine offene

und umfassende Schau zeigen. Nun muss das Konzept aus -

geweitet werden. Das tun wir im Moment, Schritt für Schritt.

Und woraus besteht die Sammlung?Es ist vor allem eine Sammlung zeitgenössischer afrikanischer

Kunst. Natürlich sind auch internationale Namen wie Miquel Bar-

celó oder Andy Warhol dabei. Aber vor allem geht es um Kunst

aus Afrika. Neben den Bildern haben wir 2000 afrikanische Foto-

grafien von 1928 bis heute erworben. Unsere Sammlung ist heute

vermutlich die bedeutendste auf dem afrikanischen Kontinent.

Hat die Sammlung auch einen angolanischen Schwerpunkt?Selbstverständlich. Die Sammlung befindet sich in Angola und

wird in Angola zusammengetragen. Ein Großteil der Menschen,

die für die Sammlung arbeiten, sind Angolaner. Der Namens patron

und Präsident ist Kongolese, doch die Stiftung ist angolanisch.

Und welche Ziele verfolgt sie?Die Sammlung hat ein Ziel: Sindika Dokolo wollte die Kunstpro-

duktion in Angola anregen. Er wollte aufstrebende Künstler und

ihre Werke unterstützen. Und dies ist gelungen. Es gibt heute

an golanische Künstler mit internationaler Ausstrahlung. Es ist

gleichzeitig eine historische Sammlung mit Künstlern, die wich-

tig waren für die jüngere afrikanische Kunstgeschichte. Die

Sammlung ist inzwischen sehr umfangreich, aber was zählt, ist

nicht nur die Zahl der Exponate. Wir wollen vor allem die Kunst-

produktion anregen.

Was ist für Sie angolanisch?Es gibt offensichtliche künstlerische Gemeinsamkeiten in

An go la. Die Bantu-Kultur ist ein Beispiel für Angolanität. Ein

anderer prägender Aspekt künstle rischer Angolanidade ist die

Jugendlichkeit ihrer Werke, also die Tatsache, dass diese Kunst

sehr aktuell ist. Wir sind eine junge Nation mit einem uralten

Gedächtnis. Die Art, wie Angolaner kul tu rell interagieren, zeigt,

dass wir eine lebendige, starke Nation sind. Angolanische

Künstler haben noch immer den Hang zur Selbstverteidigung.

Auch dies ist vielleicht ein gemeinsamer Zug.

Wie würden Sie die künstlerische Produktion in Angola beschreiben?In den Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit herrschte Krieg

12

EINE JUNGE NATION MIT EINEM URALTEN GEDÄCHTNISFERNANDO ALVIM ÜBER DEN ANGOLANISCHEN KUNSTMARKT, MÄZENATENTUM UND MULTIKULTUR

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und die angolanischen Künstler haben sich vor allem damit aus-

einandergesetzt. Seitdem der Krieg vorbei ist, ist die Perspek-

tive optimistischer geworden. Ich denke, die heutigen angolani-

schen Künstler machen freie Kunst.

Gibt es eigentlich einen Kunstmarkt in Angola?Es gibt Sammler, die regelmäßig zeitgenössische Kunst kaufen.

Auch viele Institutionen kaufen Kunst, Unternehmen, Banken

und so weiter. Früher waren das nur das staatseigene Mineralöl-

unternehmen Sonangol und der Staat. Auch weil es hier weniger

Konkurrenz gibt. Alle Banken kaufen Kunst, manche haben

eigene Kunststiftungen. Natürlich ist das nicht genug. Nichts ist

jemals genug. Aber es gibt wirkliche Unterstützung von staat-

licher Seite und die Chancen stehen gut, dass demnächst einige

Gesetze verabschiedet werden, die für Künstler sehr wichtig sind.

Es gibt hier schon einige Künstler, denen es gelingt, sich vom

Verkauf ihrer Kunstwerke zu ernähren und ihre Miete zu bezah-

len. Es gibt auch ausländische Künstler, die hierher kommen,

Brasilianer, Portugiesen, andere Europäer, und aus dieser Inter-

aktion entstehen neue Projekte und interessante Werke.

Gibt es ein Genre, in dem sich die Angolaner besonders hervortun?Musik und Literatur sind die wichtigsten Genres in Angola. Und

heute immer stärker auch das Theater und der Tanz. Die Malerei

nicht so sehr, aber auch. Wir haben ein großes kreatives Potenzial.

Was kann man über die angolanische Musik sagen?Ich mag die Musik des angolanischen Nordens, ich mag die

Musiker der Revolutionszeit. Die angolanische Musik ist sehr

vielfältig. Wir haben Kizomba und Semba, unsere angesehen-

sten Musikexporte.

Und was halten Sie von Kuduro oder der »Dança do Milindro«?Kuduro ist eine Form der Nachkriegszeit. Die Leute versuchen,

eine Art Mystik zu schaffen. Es waren junge Leute, die den

Kuduro über die Taxifahrer in Luanda verbreiteten. Es ist eine

schillernde und notwendige kulturelle Bewegung. Ich weiß, das

gefällt nicht allen, und manche meinen, Kuduro gehöre verbo-

ten. Meine Meinung ist: Kuduro ist eine umfassende, integrie-

rende kulturelle Bewegung. Sie ist Rhythmus, Tanz, und diese

Interaktion von Klang und Körper ist wunderbar.

Was kann Angola der Welt und insbesondere Deutschland inkünstlerischer Hinsicht geben?Ich denke, Deutschland sollte sich über Afrika und Angola infor-

mieren. Wenn es das tut, wird Deutschland merken, dass deut-

sche Kultur sehr präsent ist auf dem afrikanischen Kontinent.

Wir Afrikaner haben mehr Zugang zur deutschen Kultur als die

Deutschen zu uns. Das Defizit ist auf Seiten der Deutschen. Ich

denke, wenn es uns gelingt, auf dem Gebiet der Kunst in einen

Austausch zu treten, würde das beiden Seiten gut tun. Kultur -

institute wie das Goethe-Institut nehmen dabei eine sehr wich-

tige Rolle ein.

Angola ist ein multikulturelles Land. Kann es der Welt auf diesemGebiet etwas vorleben?Wir haben tatsächlich sehr viel zu geben auf diesem Gebiet.

Wir leben in einer Welt, in der alle von Multikultur reden. Angela

Merkel hat kürzlich gesagt, Multikultur sei gescheitert in

Deutschland. Aber wir sind alle multikulturell, von Anfang an,

da wir von einer Frau und einem Mann abstammen, und jeder

Mensch ist eine Welt. Wir haben gar keine andere Möglichkeit,

als multikulturell zu sein. Im Sport funktioniert das: Selbst

Deutschland und die nordischen Länder haben afrikanischstäm-

mige Sportler. Deutschland ist eines der europäischen Länder,

die ich bitten würde, über das Zusammenleben der Völker zu

wachen. Angola als von Grund auf multikulturelles Land könnte

Deutschland dabei helfen.

Gibt es Angolaner im Ausland, die Angolanisches nach Angola tragen?

Der Angolaner ist mobil seit den Zeiten der Sklaverei. Es gibt

Schriftsteller, Maler, Musiker, die nicht in Angola leben, im Aus-

land arbeiten und doch stärker Angolaner sind als manche, die

in Angola leben und arbeiten.

Kann man sagen, die Angolaner wurden vor allen anderen Völkern»globalisiert«?Ihre Verbreitung in Nord- und Südamerika und Europa war ein

Beitrag zu einem globalen Verständnis und hatte Einflüsse auf

das Weltverständnis.

Fernando Alvim ist einer der wichtigsten

angolanischen Künstler der Gegenwart. Er

ist künstlerischer Leiter der Triennale von

Luanda, Vize-Prä sident der Sindika-Dokolo-

Stiftung und Gründer des Zentrums für zeit-

genössische afrikanische Kunst »Camou-

flage« in Brüssel. 2007 war er Kurator des

afrikanischen Pavillons der Biennale von

Venedig.

António Cascais ist freier Fernsehjournalist

und für ARD, Deutsche Welle oder Arte

regelmäßig in portugiesischsprachigen Län-

dern tätig. Er verfolgte 2008 die angolani-

schen Parlamentswahlen und war zuletzt im

September 2011 auf Einladung des Goethe-

Instituts zu einem Seminar über Kulturjournalismus in Luanda.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *»Somos uma nação jovem, mas com uma memória ancestral.«Fernando Alvim,

um dos mais conceituados artistas angolanos, dinamizador da Trienal de

Luanda e vice-presidente da Fundação Sindika Dokolo, em entrevista a Antó-

nio Cascais, fala sobre a actualidade da arte em Angola, angolanidade e multi-

cultura, globalização histórica e actual da cultura e o que a Alemanha pode

aprender com Angola.

13

S

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ANGOLA AUF EINEN BLICKZAHLEN UND FAKTEN

Nach 400 Jahren portugiesischer Kolonialherrschaft

erkämpfte sich Angola 1975 die Unabhängigkeit, kurz

darauf versank das Land in einem verheerenden Bürger-

krieg. Dank reicher Bodenschätze erlebt es seit dem Frie-

den von 2002 einen gigantischen Aufschwung. Doch ein

Drittel der Menschen lebt weiter in Armut.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Bis zur Unabhängigkeit am 11. November 1975 war Angola

fast 400 Jahre lang portugiesische Kolonie. Der erste Euro-

päer, der angolanisches Festland betreten hat, soll der por-

tugiesische Eroberer Diogo Cão gewesen sein, der 1482 auf

der Suche nach einem Seeweg nach Indien die Kongomün-

dung zum portugiesischen Besitz erklärte.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Am 11. November 1975 wurde Angola nach einem langen

Befreiungskampf und infolge der portugiesischen Nelkenre-

volution vom 25. April 1974 in die Unabhängigkeit entlas-

sen. Die marxistisch orientierte Bewegung für die Befreiung

Angolas MPLA übernahm die Macht. Deren Vorsitzender

Agostinho Neto wurde erster Präsident Angolas. Nach des-

sen Tod übernahm 1979 sein Stellvertreter José Eduardo

dos Santos dieses Amt, das er bis heute innehat.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Nach der Unabhängigkeit begann ein Bürgerkrieg, der mit

Unterbrechungen bis 2002 tobte. Gegen die insbesondere

von der Sowjetunion und Kuba unterstützte Regierung

kämpfte dabei die von Südafrika und den USA unterstützte

»Nationale Union für die Totale Unabhängigkeit Angolas«

(UNITA). 1991 wandelte sich Angola vom Einparteiensystem

sozialistischer Prägung zu einer formalen Demokratie. Wäh-

rend die MPLA aus den ersten Parlamentswahlen im Jahr

1992 mit absoluter Mehrheit hervorging, musste sich bei

der Präsidentschaftswahl José Eduardo dos Santos in einer

Stichwahl gegen den UNITA-Vorsitzenden Jonas Savimbi

durchsetzen. Die UNITA erkannte das Wahlergebnis nicht an

und nahm – nun weitgehend ohne Unterstützung von außen

– den Bürgerkrieg wieder auf, der erst nach dem Tod

Savimbis Anfang 2002 endete.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Bei den nächsten Parlamentswahlen, die erst 2008 statt -

fanden, siegte wieder die MPLA. Anfang 2010 wurde per

Referendum eine neue Verfassung verabschiedet, die keine

Direktwahl des Präsidenten mehr vorsieht, sondern diesen

von der stärksten Fraktion im Parlament bestimmen lässt.

Der Staatspräsident ist zugleich Regierungschef und kontrol-

liert über verschiedene Mechanismen sämtliche Staatsor-

gane, einschließlich des nunmehr geschaffenen Verfassungs-

gerichts.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Luanda

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Von Emílio José und José Kakulo 15

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Im derzeitigen angolanischen Parlament sind fünf Parteien

vertreten. Die ehemals marxistische MPLA hat eine Zwei-

drittelmehrheit. Wichtigste Oppositionspartei ist die ehema-

lige Rebellenorganisation UNITA, gefolgt von der als eth-

nisch orientierte Partei der Lunda und Chokwe geltenden

»Partei der Sozialen Erneuerung« (PRS). Als ein Sprachrohr

außerparlamentarischer Opposition und verschiedener

angolanischer Bürgerrechtsbewegungen etabliert sich seit

2010 der »Bloco Democrático« (BD).

Angola erstreckt sich über insgesamt 1.246.700 Quadrat -

kilometer im Westen des südlichen Afrikas. Nördlich von

Angola befindet sich die Demokratische Republik Kongo,

im Osten grenzt das Land an Sambia, im Süden an Namibia

und im Westen an den atlantischen Ozean. Zum angolani-

schen Staatsgebiet gehört außerdem die zwischen der

Demokratischen Republik Kongo und der Republik Kongo

(Brazzaville) am Meer gelegene Enklave Cabinda, ein erd -

ölreiches Territorium.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Portugiesisch ist offizielle Staatssprache und für etwa ein

Drittel der Angolaner auch Muttersprache, gesprochen

werden aber noch zahlreiche andere Sprachen. Die häufig-

sten sind Umbundo, Kimbundu, Kikongo, Tchokwe, Kwan-

hama und Nyaneca.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Nach offiziellen Angaben leben in Angola 13,3 Millionen

Menschen (die UN spricht von bis zu 18 Millionen), davon

fünf bis sieben Millionen in der Hauptstadt Luanda. Die

anderen Großstädte Angolas (Benguela, Lobito, Cabinda,

Huambo, Lubango und Kuito) haben je zwischen 100.000

und 300.000 Einwohner. Insgesamt lebt mehr als die Hälfte

der Angolaner in Städten.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Fast die Hälfte der Bevölkerung Angolas sind Kinder unter

14 Jahren. Die Angaben zur Lebenserwartung schwanken

zwischen 39 und 51 Jahren, die Bevölkerung wächst um

zwei Prozent pro Jahr. Ungefähr jeder dritte Angolaner ist

Analphabet.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Die meisten Angolaner sind Bantu und gehören einer der

drei größten Ethnien Ovimbundu (37%), Ambundu (25%)

oder Bakongo (13%) an. Daneben gibt es ein gutes Dutzend

weiterer Bantu-Ethnien im Land. Nur etwa zwei Prozent der

Bevölkerung gelten als »Mestiços« und ein Prozent als

»weiß« – hauptsächlich Nachfahren der 350.000 Portugie-

sen, die am Ende der Kolonialzeit in Angola lebten. Außer-

dem gibt es mittlerweile etwa 300.000 Chinesen oder

chinesischstämmige Menschen in Angola.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Der ethnischen Vielfalt entspricht eine Vielfalt der Religionen.

Als wichtigste Religion gilt in Angola der Katholizismus,

dem mehr als ein Drittel der Bevölkerung anhängt. Allerdings

ist fast die Hälfte der Bevölkerung auch Anhänger einer der

unterschiedlichen animistischen Religionen afrikanischen

Ursprungs. 15 Prozent gehören evangelischen oder evange-

likalen Kirchen an, knapp zwei Prozent sind Moslems.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Dank reicher Erdölvorkommen und anderer Bodenschätze

erlebt Angola seit dem Ende des Bürgerkrieges einen großen

wirtschaftlichen Aufschwung. Mit einem Bruttoinlandspro-

dukt von 58,3 Milliarden US-Dollar (2007) gehört es derzeit

zu den zehn stärksten afrikanischen Volkswirtschaften. Aller-

dings profitiert davon nur ein kleiner Teil der Bevölkerung.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Laut einer 2008 durchgeführten staatlichen Erhebung lebt

mehr als ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armuts-

grenze. Nach wie vor sind 85 Prozent der Angolaner in der

Landwirtschaft tätig, die Arbeitslosigkeit wird auf bis zu 28

Prozent beziffert. Die wirtschaftliche Aktivität konzentriert

sich auf den Ballungsraum Luanda. Hier liegt die Arbeitslo-

sigkeit bei etwa 17 Prozent. Angolas wichtigste Export-Han-

delspartner sind China, USA, Indien und Frankreich. Impor-

tiert wird vor allem aus Portugal, China, USA und Brasilien.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *In Angola arbeiten zwei Fernsehanstalten: das Staatsfern -

sehen TPA sowie der private Sender TV Zimbo. Die staatliche

Rundfunkanstalt Rádio Nacional de Angola sendet auf fünf

Kanälen sowie mit eigenen Programmen in nationalen Spra-

chen, daneben gibt es einen kirchlichen Sender sowie min-

destens sechs private Radiosender mit größerer Ausstrahlung.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Die einzige in Angola erscheinende Tageszeitung ist das 1975

gegründete und der Regierungspartei MPLA nahestehende

»Jornal de Angola«, daneben gibt es eine Vielzahl von unab-

hängigen Wochenzeitungen. Zunehmende Bedeutung gewin-

nen von unabhängigen Journalisten oder Menschenrechts-

gruppen betriebene Blogs.

Emílio José und José

Kakulo sind Studenten

des Ausbildungszentrums

für Journalisten CEFOJOR,

einem der Kooperations-

partner des Goethe-Insti-

tuts Angola.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Emílio José e José Kakulo, estudantes do Centro de Formação de Jornalistas

(CEFOJOR), fazem um resumo das informações essencias sobre Angola.

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Luanda gilt als die teuerste Stadt der Welt. Mieten und

Lebenshaltungskosten explodieren, das Erdöl hat unvor-

stellbaren Reichtum in die Stadt gebracht. Ein Haus für

20.000 US-Dollar Monatsmiete ist nichts Ungewöhnliches,

die Miete für eine Zweizimmerwohnung in der Innenstadt

kann durchaus mit 2.000 Dollar im Monat zu Buche schla-

gen. Fünf Kilo Kartoffeln kosten umgerechnet 35 US-Dollar,

eine Dose Trockenmilch 25. Wenigstens das Brot ist noch

subventioniert und bei einem Preis von umgerechnet drei

Cent erschwinglich. Wie lebt es sich unter diesen Beding -

ungen, wenn man nicht gerade vom Öl- oder Bauboom

profitiert? Rita Soares hat Leute auf der Straße nach ihrem

Leben und Träumen befragt, aber auch zu ihren Vorstel -

lungen über Deutschland.

Rita Soares ist Mitarbeiterin des Goethe-

Instituts in Luanda. Sie wurde 1978 ge -

boren und lebte von 1989 bis 2001 in

Deutschland. Nach dem Abitur ging sie wie-

der nach Angola, um Personalverwaltung

zu studieren. Derzeit macht sie ihren

Master in Projektmanagement. Vor ihrer

Tätigkeit im Goethe-Institut arbeitete sie

sechs Jahre in der Deutschen Botschaft in Luanda.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Viver em Luanda – Rita Soares, colaboradora do Goethe-Institut Angola/

Instituto Cultural Alemão entrevistou pessoas na rua sobre a sua vida e seus

sonhos, e o que se pensa da Alemanha.

CONCEIÇÃO AUGUSTO ANTÓNIO, OBSTHÄNDLERIN Ihre Ware kauft die 22-jährige Conceição Augusto António auf

dem Markt Praça do Kikolo. Ananas und Passionsfrucht kom-

men aus Benguela und die Mandarinen aus Lubango. Elf Stun-

den täglich bietet sie die Früchte feil, von 8 bis 19 Uhr, an fünf

Tagen in der Woche. Zwischen 2.000 und 3.000 Kwanza (unge-

fähr 20 bis 30 US-Dollar) verdient sie damit pro Tag. Sie sei

glücklich und komme mit dem Geld gut über die Runden, sagt

die gebürtige Luanderin. Nur die Miete, die sie zahlen muss,

sei eine Belastung. 80 US-Dollar im Monat kostet die Unter-

kunft, in der sie mit ihrem Ehemann und der einjährigen Toch-

ter lebt. Ein eigenes Haus ist deshalb ihr größter Wunsch, auch

von einem Auto träumt sie. Zu Deutschland fällt ihr ein, dass

es dort sehr gute Wurst gibt.

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DIE SCHUHVERKÄUFERINWÄRE VIEL LIEBER ÄRZTIN PORTRÄTS AUS DER ANGOLANISCHEN HAUPTSTADT

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SAPALO FILIPE, KOSMETIKBOYMit Maniküre und Fußpflege verdient Sapalo Filipe in der

Markthalle von Prenda sein Geld. Er liebt seinen Beruf, den er

von einer Cousine gelernt hat, die ebenfalls als Kosmetikerin

arbeitet. Sie war es auch, die dem 20-Jährigen riet, seinen

früheren Job als Tütenverkäufer auf dem Markt in seiner

Geburtsstadt Benguela aufzugeben und in die Hauptstadt zu

ziehen. Weil angolanische Frauen sehr eitel seien und großen

Wert darauf legten, immer gepflegte Finger- und Fußnägel zu

haben, lasse sich in Luanada als Kosmetikboy gutes Geld ver-

dienen. Immer häufiger habe er aber auch Männer als Kunden,

erzählt Sapalo Filipe. Täglich nimmt er etwa 3.000 Kwanza

ein. Für die kleine Bleibe, die er sich mit einem Freund teilt,

zahlt er 12.000 Kwanza Monatsmiete. Zu den Fixkosten gehö-

ren auch 7.000 Kwanza für die Kosmetika, die er für seine

Arbeit braucht. Frau und Kinder hat der junge Mann noch nicht,

aber eine Freundin. Die Schule musste er nach dem dritten

Schuljahr abbrechen, um zu arbeiten und seine Eltern zu unter-

stützen. Auch jetzt noch schickt er ihnen regelmäßig Geld nach

Benguela.

Von Rita Soares 17

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MARQUINHA FERNANDO DA COSTA, GEMÜSEHÄNDLERIN Marquinha Fernando da Costa verkauft Gemüse auf dem Markt

von Prenda, schon seit 40 Jahren. Doch seit einiger Zeit laufe das

Geschäft schlecht, klagt die 55-Jährige. Vor einem Jahr noch ver-

diente sie täglich rund 6.000 Kwanza, inzwischen nur noch etwas

mehr als die Hälfte. Schuld sei die Konkurrenz durch die Frauen,

die draußen vor dem eigentlichen Marktgelände Gemüse anbie-

ten. So sparen sie die Standgebühr von 100 Kwanza am Tag,

die Marquinha Fernando da Costa bezahlen muss. Auch für die

Kunden sei es praktisch, draußen vor dem Markt einzukaufen.

Das erspare ihnen Zeit und Parkplatzsuche. Die Gefahr beraubt

zu werden sei vor dem Markt ebenfalls geringer, erzählt die

Gemüsehändlerin mit trauriger, aber doch verständnisvoller

Stimme. Manchmal schickt sie eine ihrer Töchter zum Einkaufen,

denn langsam lassen ihre Kräfte nach. Sie sei ein sehr glücklicher

Mensch und lege alles in Gottes Hände, sagt die Mutter von

einem Jungen und drei Mädchen. Ihr größter Wunsch ist, dass ihr

Mann wieder gesund wird. Er ist schon seit Jahren so krank, dass

er nicht mehr arbeiten kann. So müsse sie die Familie ernähren,

zu der auch drei Enkel und zwei Neffen zwischen vier und 13

Jahren gehören. Herr im Haus sei dennoch ihr Ehemann, betont

Marquinha Fernando da Costa. Er habe das Sagen, auch wenn er

kein Geld nach Hause bringt, so sei sie erzogen worden.

Miete muss die Gemüsefrau nicht bezahlen, denn sie hat ein

eigenes Haus. Es ist allerdings so weit von ihrer Arbeitsstelle

entfernt, dass sie mit dem Sammeltaxi (Candongueiro) fahren

muss. Das kostet 300 Kwanza täglich, hinzu kommen 500

Kwanza für sechs Wasserkanister pro Tag und monatlich 1.200

Kwanza für Strom. Etwa drei Mal im Jahr fährt Marquinha Fern-

ando da Costa auf Familienbesuch in die Provinz Kwanza Sul,

woher sie stammt. Mit Deutschland verbindet sie, dass ihr Neffe

José Quarenta als Fahrer fürs Goethe-Institut Angola arbeitet.

Die Schuhverkäuferin wäre viel lieber Ärztin 18

NEU-DELHI 1959

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CECÍLIA FRANCISCO MIRANDA, SCHUHHÄNDLERINÄrztin, das ist der Traumberuf von Cecília Francisco Miranda.

Nächstes Jahr möchte sie wieder zur Schule gehen, die sie nach

der siebten Klasse verlassen hat. Danach will sie an der staat-

lichen Universität Medizin studieren. Doch noch verkauft die

23-Jährige Schuhe vor dem Markt von Prenda, wie schon seit

sieben Jahren. Gerne mache sie diesen Job nicht, sagt die

Mutter von zwei Töchtern, die ein und vier Jahre alt sind. Aber

sie müsse ihre Familie ernähren. Sie kommt für das Essen auf,

ihr Mann schafft mit seiner Arbeit die 100 US-Dollar Miete pro

Monat heran, auch Strom- und Wasserkosten übernimmt er.

Cecília Francisco Miranda lebt mit ihrer Familie in Rocha Pinto

und zahlt täglich 300 Kwanza für das Sammeltaxi zur Arbeit.

Einmal in der Woche fährt sie zum Markt von São Paulo, um

neue Ware zu kaufen. Die Schuhe kommen aus China. Die

Qualität sei gut, sagt die Schuhverkäuferin. Das billigste Paar

kostet 500 Kwanza, das teuerste 1.500. Pro Tag verdient die

junge Frau etwa 5.000 Kwanza, manchmal aber auch nur

2.000. In Kauflaune seien die Kunden vor allem am Monats -

ende, wenn sie ihre Gehälter bekommen, berichtet Cecília, die

in der Provinz Kwanza Sul geboren wurde. Nach Luanda kam

sie vor 15 Jahren, wegen des Krieges und auf Einladung der

Brüder des Vaters, die damals schon in der Hauptstadt lebten.

Was sie über Deutschland weiß? Nichts, sagt die Schuhver-

käuferin, die viel lieber Ärztin wäre.

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KUNST AUS CONTAINERN António Oles Beitrag zum Berliner Projekt »Who knows tomorrow« rückt nicht nur den jahrhundertealten Handel zwischen Europa

und Afrika in den Blick, sondern auch die Abschottung Europas gegenüber Flüchtlingen und Migranten.

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Erinnerung ist unumgänglich, so schmerzhaft sie auch sein

mag. Das führen uns António Oles Arbeiten vor Augen. Sie

sind aber stets auch als Entwürfe für Angolas Zukunft lesbar

und weisen in ihrer Aussagekraft weit über den nationalen

Bezugsrahmen hinaus.

Die Grafik »Sobre o Consumo da Pílula« zeigt Papst Paul VI. bei

der Einnahme einer Pille. Das herausragende Werk, das António

Ole am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn schuf, wurde

damals sehr kritisch aufgefasst. Es entstand Ende der 60er-

Jahre, als António Ole seine ersten Ausstellungen in Luanda

hatte. Kurz nach der Unabhängigkeit im Jahr 1975 arbeitete er

beim staatlichen Fernsehen und wurde vom Kulturministerium

nach Lunda-Norte, der nordöstlichen Provinz Angolas, geschickt.

Diese Reise und die Begegnung mit der dortigen Kunst der

Tschokwe zählen zu seinen wichtigsten künstlerischen Erleb -

nissen, dienen ihm bis heute als Inspirationsquelle.

António Ole ist eine experimentelle Herangehensweise genauso

wichtig wie die Reflexion traditioneller Formen. Der Historiker

und Kunstkritiker Adriano Mixinge bezeichnet ihn als einen der

wenigen angolanischen Künstler, die den »Übergang« zu einer

zeitgenössischen Form in ihrer Kunst verwirklichen. Er bezieht

sich dabei auf die von Jean-Godefroy Bidima definierten Charak-

teristika für zeitgenössische afrikanische Kunst seit den 1990er-

Jahren: die Dekonstruktion der Mythen afrikanischer Traditionen,

der Dialog mit westlicher Kunst und die sogenannte Transkultu -

ration als Basis für Recycling und Re-Appropriation dieser Tra -

ditionen. Heute orientieren sich viele junge Künstler Angolas an

Oles kritischer und zugleich ästhetischer Ausdrucksform.

António Ole wurde 1951 in eine angolanisch-portugiesische

Familie hineingeboren. In den frühen 80er-Jahren verließ er

Angola, um am Institute for Advanced Film Studies der University

of California (Los Angeles) zu studieren. Nach der Unabhängigkeit

1975 hatte die sozialistisch orientierte Regierungspartei MPLA

die wenigen Kunstinstitutionen verstaatlicht. Kunst diente nun

dazu, die programmatischen Linien der Partei im Stil des sozia-

listischen Realismus zu verbreiten, während es Kunst um ihrer

selbst willen zur Zeit des Bürgerkrieges nicht geben sollte. Dieser

Geist herrscht auch heute noch, wenn auch in sublimerer Form.

Angolanische Künstler werden mehr oder weniger direkt aufge-

fordert, Stellung zu beziehen, sich zu einem Lager zu bekennen

oder ein anderes zu bekämpfen – Kunstwelt als Kriegsspiel.

WANDINSTALLATION AUS SCHROTTAus dieser Zeit stammen Oles farbintensive, großformatige

Gemälde, in denen er Motive der Tschokwe-Wandmalerei auf-

greift. Indem er traditionell angolanische Zeichensysteme künst-

lerisch erforschte und sie in einen zeitgenössischen Kontext

übertrug, reagierte er auch auf die Entwicklung eines angolani-

schen Selbstbewusstseins.

Seit den 90er-Jahren werden seine Arbeiten minimalistischer.

Er setzt sich mit der Geschichte seines Landes auseinander,

indem er sich Relikte des Kolonialismus und des Bürgerkrieges

künstlerisch aneignet. Fundstücke seiner Reisen treten als Zeu-

gen für geschehenes Leid und Ungerechtigkeit auf und fordern

den Betrachter auf, die verborgenen Seiten des angolanischen

Geschichtsbuches zu entdecken. Dabei verwendet er vor allem

fast vergessene und aus dem Blickfeld geratene Gegenstände

und Dokumente. Durch das Wieder-Eingliedern verlorener

Erinnerungen und ihr Zusammenfügen in einen neuen Kontext

ermöglicht er nicht nur die Bewältigung der Vergangenheit,

sondern stellt vielfältige Bezüge zur Gegenwart her, in der

Fragen der Identität und der Möglichkeit des Aufbaus einer

friedlichen Gesellschaft neu gestellt werden müssen.

Eine der wichtigsten Arbeiten in diesem Zusammenhang ist

sicher »Margem da Zona Limite«, die erste einer Reihe komple-

xer Installationen, die Ole 1994 zum ersten Mal ausstellte. In

ihrem Zentrum steht ein altes Boot, dessen Bug und Heck von-

einander getrennt sind. Eine Hälfte ist gefüllt mit roten Backstei-

nen, die andere mit Stapeln vergilbter Polizeidokumente. Auf

den Boots-Teilen sitzen zwei ausgestopfte Krähen, die auf eine

ruhige Wasseroberfläche in zwei Videomonitoren blicken. Ein

Teil der ersten Version von »Margem da Zona Limite« bestand

aus einer Wandinstallation aus Schrottmaterialien wie Well-

blechelementen sowie alten Türen und Fenstern, die als Modell

für viele weitere Arbeiten diente. Heute zählen sie unter dem

Namen »Township Walls« zu seinen bekanntesten Werken, die

erste wurde 1995 auf der ersten Johannesburg-Biennale gezeigt.

Der große Erfolg dieser Arbeit brachte es mit sich, dass Ole in

den folgenden Jahren darauf festgelegt wurde, immer wieder

»Township Walls« zu bauen, und er realisierte sie an ganz un -

terschiedlichen Orten, wie Chicago (2001), Venedig (2003),

Lissabon (2004), Düsseldorf (2004) und Washington (2009).

ZEUGEN DER GRAUSAMKEIT Ole haucht vermeintlich wertlosen Gegenständen, die an den

Rändern der Gesellschaft überlebten, neues Leben ein. Die Multi-

media-Arbeit »Hidden Pages, Stolen Bodies« beschäftigt sich mit

Sklaverei und Zwangsarbeit. Nach der späten Abschaffung der

Sklaverei 1869 im gesamten portugiesischen Imperium folgte in

Angola eine lange Geschichte der Zwangsarbeit, zu der alle Ango-

laner, die nicht den Status der Assimilados für sich beanspru-

chen konnten, verpflichtet wurden. In einem Archiv in Benguela

stieß Ole auf das Bild eines Zwangsarbeiters. Als Bildausschnitt

wählte er den gebeugten Körper mit zusammengebundenen

Händen, ohne das Gesicht zu zeigen. So wird das Porträt zum

zugleich individuellen und universellen Beispiel dieser men-

schenverachtenden Politik.

Zu den acht Wandtafeln mit diesem Bild kommen verschnürte

Papierstapel und vergilbte Personenlisten, die bürokratische

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FUNDSTÜCKE UND MOMENTAUFNAHMEN ANTÓNIO OLES KUNST Von Nadine Siegert

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ANTÓNIO OLE: THE ENTIRE WORLD / TRANSITORY GEOMETRY, Berlin 2010

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Machtmechanismen der Kolonialmacht offenbaren. Die beiden

Assemblagen »Mens Momentanea I« und »Mens Momentanea II«

stehen im gleichen thematischen Zusammenhang. Erst auf den

zweiten Blick enthüllt das aus hellen Tafeln mit beigen und

rostroten Farbfeldern bestehende Triptychon »Mens Momen -

tanea I« seine Doppelbödigkeit: In den angekohlten Papier -

formen wird ein Gesicht erkennbar, das ähnlich wie Edvard

Munchs »Der Schrei« die Empfindung des Entsetzens wider-

spiegelt. »Mens Momentanea II« ist ein unheimlich wirkendes

Zusammenspiel von dunklem, verkohltem Holz und Lichtern,

die, hinter kleinen Glasfenstern verborgen, undefinierbare

Gegenstände beleuchten. Trotz ihrer sehr ästhetischen Ausar-

beitung haftet beiden Werken etwas Grausames an. Die Unein-

deutigkeit in all diesen Arbeiten ist von Ole gewünscht, denn

er möchte Raum lassen für ganz unterschiedliche Deutungs-

möglichkeiten. Er versteht seine Arbeiten als kulturelle Archä-

ologie, die an die entzündeten Nerven der unverarbeiteten

Themen der Geschichte rührt.

POESIE DES SALZES UND DER MAUERN Wie in seinen Installations-Arbeiten, so finden sich auch in den

Fotografien António Oles verschwindende und sich auflösende

Strukturen, in denen er die Zeichen des Krieges, der Armut, der

Verwahrlosung und Misshandlung zeigt, die im angolanischen All-

tag stets präsent sind. Schon in den 70er-Jahren fotografierte er

die Familien in den Musseques, den Armenvierteln Luandas, aus-

gestellt wurden die Porträts jedoch erst in den 90er-Jahren. Der

ruhige Blick Oles zeigt in einzelnen Porträts und Momentaufnah-

men die Menschen einer Zeit, in der Angola noch unter der kolo-

nialen Gewalt des sich selbst zugrunde richtenden faschistischen

Regimes der portugiesischen Kolonialmacht litt, der Schrei

nach Unabhängigkeit aber bereits unüberhörbar in der Luft lag.

Während im Hintergrund die Palmen der Insel Mussulo oder die

Festung Luandas zu sehen sind, stehen die von der Härte des

Alltags geprägten Gesichter der Menschen im Vordergrund – in

ihrer Schönheit traurig berührend. Die Aufnahmen zerfallener

Häuserwände hingegen sind zwar menschenleer, haben aber

eine ebenso direkte Bildaussage. Hier steht der konzeptuelle

Gedanke im Mittelpunkt, Ole zeigt in einer streng-symmetri-

schen Bildkomposition bröckelnde Fassaden in der immer glei-

chen Frontalansicht. In der Senkrechten sind sie unterbrochen

und genau dort mit der Wand eines anderen, nicht minder zer-

fallenen Gebäudes zusammengesetzt. Die bildfüllenden Motive

lassen nur im Bereich einiger Fenster etwas direktes Sonnen-

licht hindurch, und doch erzählen sie als zähe Ruinen von dem,

was hinter diesen Wänden gelegen haben mag.

Die aus zehn Fotografien bestehende Serie »Cycle of Salt«

erzählt von der Salzgewinnung aus dem Meer, ist aber zugleich

eine weitere Facette im Werkkomplex »Hidden Pages, Stolen

Bodies«. Salz besitzt für Ole einen besonderen Stellenwert, da

es als eines der wichtigsten Tauschobjekte das Bindeglied im

Zentrum des komplexen Abhängigkeitsverhältnisses des Sklaven-

handels war. Er vermittelt in den Fotografien eine unwirkliche

Ästhetik, die einer surrealen Filmkulisse gleicht. Wie die Haut

eines Körpers wirkt die Erdoberfläche, und in der Verbindung mit

dem Salz scheint darauf eine Wunde zu entstehen. Die Wirkung

der Korrosionskräfte des Salzwassers auf ein Metallrohr wird

durch die Intensität der Farben und Formen sinnlich erfahrbar.

AUFBRUCH UND RÜCKZUG Ole eröffnet mit seiner Kunst einen Blick in die ambivalente

Realität Angolas und erzählt die Geschichte seines Landes mit

Fundstücken und Momentaufnahmen, die als Metaphern auch

für die Geschichte eines ganzen Kontinents stehen können.

Heute beginnt Ole sich langsam von der Auseinandersetzung

mit dem urbanen Raum Luandas zu entfernen. Seine aktuelleren

Arbeiten deuten in eine neue Richtung. Zum einen findet Ole

zurück in die kräftige und teils monochrome Farbigkeit der 70er-

und 80er-Jahre, zum anderen sucht er Zugang zu Themen, die ihn

wegführen von der Enge des urbanen Raumes. So möchte er die

Komplexität der Inseln des afrikanischen Kontinents erfassen. In

der Fotoarbeit »Luanda-Gorée« bringt Ole die Bilder zweier Orte

zusammen, die eine gemeinsame Geschichte als Hauptumschlag-

plätze des Sklavenhandels verbindet, und macht in dieser symbo-

lischen Vereinigung auf die geteilte Erin nerung aufmerksam. Im

Herbst 2010 baute António Ole an der Ber liner Nationalgalerie

im Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, eine Wand aus

Containern auf. Mit diesem Beitrag zum Projekt »Who knows

tomorrow« rückte er nicht nur die frühere Teilung Berlins ins

Bewusstsein, sondern auch den jahr hundertealten Handel zwi-

schen Europa und Afrika sowie die Abschottung Europas gegen -

über Flüchtlingen und Migranten.

Nadine Siegert ist Kunstwissenschaftlerin

und stellvertretende Leiterin des Iwalewa-

Hauses der Universität Bayreuth. Sie kura-

tierte Ausstellungen mit Kiluanji Kia Henda,

António Ole, Nástio Mosquito und über die

angolanische Fotografenfamilie Pinto Afonso.

Derzeit promoviert sie über die Geschichte

und Gegenwart der Kunstwelt Luandas.

António Ole wurde 1951 in Luanda gebo-

ren und studierte in Los Angeles afroameri-

kanische Kulturwissenschaften. Zu Beginn

seiner künstlerischen Laufbahn machte

er Filme, die sich mit dem Kampf um die

Unabhängigkeit Angolas beschäftigten.

Seit der von der Kritik gefeierten Arbeit

»Margem da Zona Limité: Township Wall« (1994–1995) ist er

bekannt für seine raumgreifenden Installationen mit See-

frachtcontainern.

Fundstücke und Momentaufnahmen 24

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* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *António Ole, um dos mais prestigiados artistas angolanos a nível internacional

é um dos parceiros frequentes do Goethe-Institut em Luanda. Os seus trabal-

hos nos remetem à necessidade da memória não obstante da sua intensidade

às vezes dolorosa. Ao mesmo tempo que sua obra pode ser lida como esboço

de um futuro angolano cuja importância visa para muito além das fronteiras

nacionais.

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HIDDEN PAGES, STOLEN BODIES Eine Multimedia-Installation zu Sklaverei

und Zwangsarbeit von António Ole, 19. World Wide Video Festival, Amster-

dam 2001 (Ausschnitt)

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MUSIK VON VATERSSCHWARZEN SCHEIBENDER SOUND DER ANGOLANISCHEN SIXTIES UND SEVENTIES

Zé Keno, Gitarrist der Gruppe

Jovens do Prenda

Mamukueno war einer der Stars

der angolanischen Musikszene

der 60er- und 70er-Jahre.

Die Band N´Goma Jazz bei

einem Auftritt in Lobito, 1972.

Santos Júnior gehörte mit

seiner Band Kissanguela zur

Unabhängigkeitsbewegung.

Der Gitarrist »Nito« Belmiro

Carlos, mit der Band Kissanguela

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Psychedelisch flirrende Gitarren, Latin-Grooves und urbane

Beats der Karnevalbands – nirgendwo auf der Welt klingt

Musik wie in Angola. Für den ersten Angola-Soundtrack des

Frankfurter Labels Analog Africa wurden mit Unterstützung

des Goethe-Instituts Raritäten der 60er- und 70er-Jahre auf-

gespürt und zu einer einzigartigen CD zusammengestellt.

2010 wurde sie mit dem Preis der Deutschen Schallplatten-

kritik ausgezeichnet.

1961 begannen bewaffnete Gruppen in Afrika mit dem Aufstand

gegen die portugiesische Kolonialmacht, der 1975, ein Jahr nach

der portugiesischen Nelkenrevolution, mit der Unabhängigkeits-

erklärung Angolas endete. Kann ausgerechnet diese Zeit der

Kämpfe das »goldene Zeitalter der angolanischen Musik« gewe-

sen sein, wie die amerikanische Historikerin Marissa Moorman

in den Liner Notes zu »Angola Soundtrack« schreibt? Ja, sagt sie,

denn genau in jener Zeit bildete sich in den Musseques, den

Armenvierteln der späteren angolanischen Hauptstadt, zwischen

den Menschen, die aus allen Gegenden des Landes zusammen-

strömten, ein Gemeinschaftsgefühl heraus. Diese urbane Kultur-

sprache speist sich aus den unterschiedlichen kulturellen Hinter-

gründen, die hier miteinander in Kontakt kamen, ebenso wie

aus der Musik, die aus Europa, den USA oder der Karibik Luanda

erreichte. Die E-Gitarre, Symbol des weltweiten popmusikali-

schen Aufbruchs der 60er-Jahre, traf auf traditionelle Instrumen -

te und Rhythmen aus allen Landesteilen und ließ einen neuen

Sound entstehen: Rebita, Kazukata oder Semba – den Soundtrack

des modernen Angola.

Dass dieser einzigartige Sound Vorläufer hatte, versteht sich,

doch Aufnahmen etwa aus den 50er-Jahren sind allenfalls in

Radioarchiven zu finden. Schallplatten wurden in Angola erst

seit den 60er-Jahren produziert. Sie nach vierzig Jahren noch

aufzustöbern, sei ein Abenteuer für sich gewesen, schreibt Samy

Ben Redjeb, Kopf des Frankfurter Plattenlabels Analog Africa,

im Begleittext der CD. »Angola Soundtrack« ist die neunte Pro-

duktion des Labels, das sich auf das Aufspüren vergessener

Aufnahmen spezialisiert hat – und die bisher schwierigste, ver-

sichert Samy Ben Redjeb. In dem aufwändig gestalteten Booklet

ist eine Fülle an Informationen über die beteiligten Bands und

Musiker zu finden, in interessanten Texten erzählt Ben Redjeb

von Begegnungen, Kontakten, Zufällen, Rückschlägen und

Erfolgserlebnissen, Visa-Problemen, Logistik-Katastrophen,

horrenden Kosten und einer Lebensmittelvergiftung, die auf

seinem Weg zu den begehrten Originalaufnahmen lagen.

EIN AUFRUF AN DIE BEVÖLKERUNG Auf São Tomé e Príncipe, dem kleinsten portugiesischsprachigen

Inselstaat im Golf von Guinea, der traditionell starke kulturelle

Bande zu Angola unterhält, gelang es ihm, einen Radio-DJ dazu

zu bringen, einen Aufruf an die Bevölkerung zu richten. Sie soll-

ten einmal nachschauen, ob bei ihnen zu Hause irgendwelche

von diesen »kleinen schwarzen Scheiben, die euer Vater immer

gespielt hat«, verstauben. Bereits Sekunden später klingelte im

Studio das Telefon. Am Ende aller Mühen stand in Luanda die

Begegnung mit Zé Keno, dem Gitarristen der legendären Band Os

Jovens Do Prenda, mit dessen Hilfe Ben Redjeb schließlich nicht

nur eine stattliche Schallplattensammlung zusammenbekam,

sondern fast alle Komponisten der ausgewählten Songs persön-

lich treffen konnte. Die 18 Titel, die auf »Angola Soundtrack« zu

hören sind, wurden aus hunderten Original-Singles ausgesucht,

die zur weiteren Digitalisierung nun in Frankfurt am Main lagern.

Besonders erfreulich ist, dass die CD nicht nur spektakuläre, mit-

reißende, selten gehörte Musik bietet, sondern in dem sorgsam

edierten und reich bebilderten Booklet auch eine Fülle an Infor-

mationen zu den beteiligten Bands und Musikern sowie ihren

historischen, ökonomischen und kulturellen Hintergründen liefert.

TOUR DURCH EUROPAAngestachelt vom Erfolg des Samplers, der kurz nach seiner

Veröffentlichung im November 2010 mit dem Preis der Deut-

schen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde, reiste Samy Ben

Redjeb im Mai 2011 mit Unterstützung des Goethe-Instituts

erneut nach Angola. Nicht nur eine zweite CD mit Aufnahmen

der »Goldenen Ära« stand diesmal auf dem Programm, sondern

auch der Versuch, einige Musiker von damals wieder auf die

Bühne zu bringen. Und tatsächlich traten am 20. Mai 2011 die

lebenden Legenden Boto Trindade (Os Bongos / Gitarre) und

Teddy N’Singui (Inter-Palanca / Gitarre) zusammen mit Carlitos

Timótio (Águias Reais / Bass), Joãozinho Morgado (N’goleiros Do

Ritmo / Congas), Chico Montenegro (Os Jovens do Prenda / Bon-

gos) und Raúl Tolingas (Conjunto Kissanguela / Reco-Reco) im

Elinga Teatro von Luanda vor ein begeistertes Publikum. Glaubt

man den euphorischen Berichten in der angolanischen Presse,

so hat das auf Initiative des Goethe-Instituts von der Produk-

tionsfirma »Mano a Mano« ausgerichtete Konzert auch dort

Musikgeschichte geschrieben. Im Oktober tourte die angolani-

sche Supergroup durch sechs europäische Städte.

Angola Soundtrack. The Unique Sound of Luanda (1968-1976)

Mit: Os Jovens do Prenda, Santos Júnior,

Dimba Diangola, África Ritmos, Os Kiezos,

Os Bongos, Africa Show, Mamukueno, N’Goma

Jazz, Os Korimbas, David Zé, Quim Manel.

Analog Africa 2010.

UWWW.ANALOGAFRICA.BLOGSPOT.COM

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Os Jovens do Prenda, Santos Júnior, Os Kiezos, Os Bongos, N’Goma Jazz,

David Zé … Nomes que marcaram a história da música angolana. Com o apoio

do Goethe-Institut Angola uma gravadora alemã resgatou 18 das melhores

músicas dos anos 60 e 70 para uma colectanea intitulada »Angola Sound-

track. The Unique Sound of Luanda (1968-1976)«, logo galardoada com o

prémio da crítica musical alemã. Em seguida alguns protagonistas do cenário

musical desta época partiram para uma série de concertos em Angola e

vários países da Europa.

Von Otiniel Silva 27

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GEBÄUDE DER UNIVERSIDADE AGOSTINHO NETO

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Noch stehen in Luanda zahlreiche Bauten des Modernismo.

Sie entstanden in den 50er- und 60er-Jahren, als unter ande-

rem Ideen der Bauhausarchitektur auch in Angola voller

Experimentierfreude umgesetzt wurden. Viele dieser einma-

ligen Bauten mussten inzwischen – wie in anderen Teilen der

Welt – zeitgemäßen, zweckmäßigeren Projekten weichen.

Als das Goethe-Institut mich gemeinsam mit der Sindika-

Dokolo-Stiftung zur Triennale 2010 einlud, eine Ausstellung zur

Bauhausarchitektur zu zeigen, war ich von Luanda fasziniert.

Eine wundervoll chaotische Stadt im Wandel – nach äußerst

schwierigen Jahren. Ich war überrascht. In Deutschland weiß

man wenig vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auf-

bruch in Angola und Afrika überhaupt. Daher war ich mehr oder

weniger unwissend angereist und überwältigt. Von den Men-

schen, der Schönheit, dem Chaos, dem Wetter, dem Autover-

kehr, der Geduld, dem Humor, den Baustellen und nicht zuletzt

von Luandas Architektur der 50er- und 60er-Jahre. Das war

Grund genug, noch einmal nach Luanda zu kommen. Diesmal

mit meiner Kamera. Im April 2011.

UNGEZWUNGENES SPIEL MIT DEM NEUENIn Deutschland gibt es diese Gebäude auch, doch ist ihre Archi-

tektur bei Weitem nicht so engagiert und wagemutig. Bei uns

war es eine Notwendigkeit, nach dem Zweiten Weltkrieg Wohn-

raum zu schaffen und die beschädigten Städte wieder aufzu-

bauen. Die Ideen des Bauhauses aus den 20er-Jahren wurden

weiträumig umgesetzt und weiterentwickelt, doch geliebt wur-

den diese Gebäude in Deutschland meist nicht. Sie waren zum

größten Teil Zweckbauten, oft ohne architektonische Aussage.

In Luanda allerdings habe ich den Eindruck, dass das Bauen in

den 50er-Jahren ein experimentelles und ungezwungenes

Spiel mit den Ideen der Epoche war. Für die Architekten damals

die einmalige Möglichkeit, Neues zu erfinden und zu probieren.

Dass diese Gebäude nicht für alle Ewigkeit gebaut sind, ist nur

allzu gut sichtbar. Oft stehen sie heute auch anderen, neuen

Projekten im Weg oder entsprechen nicht mehr den heutigen

Anforderungen. Sie werden aus Luandas Zentrum verschwin-

den und den großen neuen Architekturprojekten Platz machen

müssen. Und da sehe ich den Wert meiner Arbeit: die fotogra -

fische Dokumentation und Interpretation der Dinge, die schein-

bar überflüssig sind und der modernen, wachsenden Gesell-

schaft im Wege stehen. Mit den Bildern setze ich mich nicht

für den unbedingten Erhalt von wegweisenden Gebäuden ein.

Vielmehr beschreibe ich den Lauf der Zeit, der nicht beein-

flusst werden kann. Es ist ein selbstständiger Mechanismus

aus Bedürfnissen, Einflüssen, Abhängigkeiten. Eben Kultur.

Das zeige ich auf meinen Bildern.

Trotzdem: Die besten und gelungensten Gebäude zu erhalten,

sie als Beispiele dieser angolanischen Epoche weiterhin zu

nutzen und in das geänderte Stadtbild zu integrieren, ist eine

verantwortungsvolle Aufgabe für die Stadtplaner. Die Architek-

tur aus den 50er-Jahren ist wichtiger Zeuge einer Zeit, und sie

ist ein Teil von Luandas Identität.

Hans Engels ist seit den 80er-Jahren als

Architekturfotograf tätig. Seine Fotos wur-

den auf zahlreichen Ausstellungen in aller

Welt gezeigt. Daneben ist er Autor von

Bildbänden, unter anderem über Havanna,

München und zur Bauhaus-Architektur.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Quando estive em Luanda pela primeira vez, a convite do Goethe-Institut

e da Trienal de Luanda, fiquei fascinado por esta cidade. Uma cidade

maravilhosamente caótica em transição após anos extremamente difíceis.

Na Alemanha pouco se sabe das mudanças em Angola e África em geral.

Entusiasmei-me pelas pessoas, a beleza, o caos, o tempo, o trânsito, a

paciência e o humor das pessoas, as obras em construção – e finalmente

pela arquitetura dos anos 50 e 60. Foi razão suficiente para voltar em

abril de 2011. Desta vez com a minha câmera fotográfica …

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Im Rahmen der Kooperation des Goethe-Instituts Angola mit

dem Zentrum für Kunst, Architektur, Stadtplanung und Design

der Universidade Lusíada de Angola (Neaaud-ULA) realisierte

der Architekturfotograf Hans Engels ein Projekt über Bauten

der architektonischen Moderne in Luanda.

Die Fotografien waren im Oktober 2011 an der Universidade

Lusíada (ULA) zu sehen. Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog

erschienen, der beim Goethe-Institut erhältlich ist.

Das Zentrum für Kunst, Architektur, Stadtplanung und Design

der Universidade Lusíada de Angola ist ständiger Koopera-

tionspartner des Goethe-Instituts, unter anderem mit der

erfolg reichen deutsch-angolanischen Filmreihe »Cinema no

Telhado«. Für das Architekturforum der ULA im Oktober 2011

reiste der deutsche Architekt Axel Koschany auf Einladung

des Goethe-Instituts nach Luanda. Für 2012 sind weitere Ko -

ope rationen zum Thema Kultur und öffentlicher Raum geplant.

Zur Ausstellung von Hans Engels hat das Goethe-Institut

Angola einen Katalog herausgegeben: Goethe-Institut Angola /

Universidade Lusíada de Angola (Hg.): Modernismo Luanda.

152 S., zahlreiche farbige Abbildungen, zu bestellen über

www.goethe.de/shop

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *No âmbito da cooperação entre o Goethe-Institut Angola / Instituto Cultu-

ral Alemão e o Núcleo de Estudos Arte, Arquitetura, Urbanismo e Design

da Universidade Lusíada de Angola (Neaaud-ULA) o fotógrafo alemão

especializado em arquitetura, Hans Engels realizou uma documentação

sobre edifícios modernistas em Luanda. A exposição destas fotografias

realizou-se em Outubro de 2011 na Universidade Lusíada (ULA). O catálogo

desta mostra poderá ser solicitado através do Goethe-Institut Angola /

Instituto Cultural Alemão.

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MODERNISMO IN LUANDAHANS ENGELS HAT IM AUFTRAG DES GOETHE-INSTITUTS DIEARCHITEKTUR DER METROPOLE FOTOGRAFIERT

SITZ DER GEWERKSCHAFT UNTA

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DAS CHAOS ANGEHEN, STATT ES AUSZUBLENDENÂngela Mingas, die Leiterin des Architekturinstituts der Uni -

versität Luanda, im Gespräch mit dem Journalisten Francisco

Pedro Keth

Francisco Pedro Keth: Wie lesen Sie die fotografische Arbeitvon Hans Engels?Ângela Mingas: Anthropologisch. Aus dem, was ich von seiner

Arbeit kenne, ließe sich gut eine Studie über die Semiotik des

Raumes erstellen. Die Spuren des Menschen, der bewohnte

Raum, stehen klar im Vordergrund. Architektur besitzt zwei

wichtige Komponenten: Material und Raum. Engels’ Arbeit

handelt vom Raum. Das gefällt mir!

Also eine Sichtweise, die von Studenten oder gar Architektenberücksichtigt werden sollte?Auf jeden Fall! Die Prinzipien, die Engels’ Sichtweise leiten,

sollte jeder Architekt berücksichtigen, wenn er einen Raum

plant. Von den einfachsten bis zu den prächtigsten Bauten –

Architektur ist nie kontemplativ, man muss auch immer ihren

Nutzwert im Blick haben.

Sich mit dem materiellen Erbe zu befassen, heißt auch, sich überseine Erhaltung Gedanken zu machen. Glauben Sie, die Dokumen-

tation städtebaulicher Gegebenheiten kann zu ihrer Erhaltungbeitragen?Selbstverständlich. Die Information ist eine unabdingbare Vor-

aussetzung zur Erkenntnis. Viele von uns erkennen die Schön-

heit der Orte, die wir bewohnen, gar nicht. Wir sehen sie ja

jeden Tag. Sich zu erinnern, schadet nie.

Die Fotos von Hans Engels zeigen alte Gebäude, die meist im Verfallen begriffen sind. Glauben Sie nicht, dass diese Fotos imAusland zu einem negativen Bild von Angola beitragen?Die Realität der Fakten ist die beste Postkarte einer Gesell-

schaft. Unser »Chaos« muss angegangen, nicht ausgeblendet

werden. Ich sehe darin ein gutes Prinzip für eine neue Ordnung.

Ângela Cristina Branco Lima Mingas

ist Gründerin und Leiterin des 2003 ge -

grün deten Architekturinstituts sowie des

Studienzentrums für Kunst, Architektur,

Urbanismus und Design (Neaaud) der Uni-

versidade Lusíada de Angola. Seit 2006 ist

sie Kuratorin des angolanischen Architek-

turforums »Fórum de Arquitectura de Angola«.

Modernismo in Luanda 32

FASSADE EINES WOHNHAUSES Das Goldene Rechteck, bei dem das Verhältnis zwischen der längeren und der kürzeren Seite

dem berühmten Φ (Phi) entspricht, wurde zur grundlegenden Form des Modernismo erwählt.

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33

SYMMETRIE UND ASYMMETRIE In den modernen Gebäuden Luandas findet sich eine Vielzahl von Rhythmen und Kontrasten.

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Der kurzen Blüte des angolanischen Kinos unmittelbar

nach der Unabhängigkeit folgte eine lange Krise, verursacht

durch Krieg und globale Umwälzungen. Nun kommt der

junge angolanische Film, dessen Macher mit Filmen aus Ost-

europa und Telenovelas aus Brasilien aufwuchsen.

Zwei Jugendliche hasten davon. Sie haben eine Aktentasche

dabei. Die Polizei ist ihnen auf den Fersen. Sie können ent -

kommen und flüchten sich in eine Baracke im Armenviertel.

Drinnen öffnen sie, noch außer Atem, die Tasche. Darin ist Geld.

Viel Geld. Zwei Frauen kommen hinzu und es kommt zu einer,

wenn auch nur angedeuteten, Sexszene.

So oder so ähnlich geht es in zahlreichen Filmen aus den Jah-

ren 2006 bis 2011 zu. Es sind Videofilme mit einer dem Fern-

sehen entlehnten Sprache, nicht besonders guter Tonqualität,

wenig überzeugender Schauspielführung und einer irren

Abfolge von Verbrechen, Gewalt, Wortgefechten und Schüssen.

Und immer wieder taucht die rote Erde auf, die den Musseques

genannten Armenvierteln ihren Namen gab.

Der angolanische Film ist in Bewegung. Seit 2005 erleben wir

einen möglicherweise vom nigerianischen Nollywood beein-

flussten Boom von Videofilmen, deren Macher im Krieg gebo-

ren und aufgewachsen sind, also einer Generation entstammen,

die wenig Zugang zu Information, Ausbildung oder gar einer

kinematografischen Schule hatte; die wenigsten von ihnen

dürften je in einem richtigen Kino gewesen sein. Es ist eine

Generation, die mit Filmen aus Osteuropa aufwuchs und doch

vor allem die Sprache der im Fernsehen ausgestrahlten brasi -

lianischen Telenovelas verinnerlicht hat.

START UNTER STAATLICHER REGIEEin angolanisches Kino, das diese Bezeichnung verdient, ent-

stand bereits unmittelbar nach der Unabhängigkeit, 1975/76,

in der Filmabteilung der öffentlichen Fernsehanstalt TPA.

1977 wurde das angolanische Filminstitut IAC gegründet,

1978 das aus beschlagnahmten und verstaatlichten Filmfirmen

gebildete Laboratório Nacional de Cinema. Im Februar 1979

nahm schließlich die staatliche Filmvertriebs- und Auffüh-

rungsgesellschaft EDECINE ihren Betrieb auf, die den Filmver-

leih in Angola komplett und die verfügbaren Aufführungsstät-

ten fast vollständig kontrollierte.

Einen Höhepunkt erreichte der angolanische Film zwischen

1979 und 1981 mit Produktionen wie »Pamberi Ne Zimbabwe«

von Carlos Henriques, »No Caminho das Estrelas« von António

Ole oder der Miniserie »Presente Angolano – Tempo Mumuíla«

von Ruy Duarte de Carvalho. Auch »Balanço do Tempo na Cena

de Angola«, einer der wichtigsten Dokumentarfilme Duarte de

Carvalhos, entstand in dieser Zeit, als der angolanische Film

höchste Anerkennung auf internationaler Ebene erfuhr und mit

zahlreichen Produktionen auf internationalen Filmfestivals

vertreten war. Von 1982 an ist ein Niedergang der Filmproduk-

tion zu beobachten, auch wenn die herausragenden Filme

dieser Saison, »Nelisita« von Ruy Duarte de Carvalho, »Memó-

ria de um Dia« von Orlando Fortunato oder »Conceição Tchi-

ambula, um dia, uma vida« von António Ole, auf einigen inter-

nationalen Festivals wichtige Preise erhielten.

GESCHLOSSENE KINOS IM KRIEG Mit zunehmender Intensität des Kriegsgeschehens und auch

bedingt durch das Monopol der portugiesischen Firma Luso-

mundo auf Untertitel und Aufführungsrechte für amerikanische

Spielfilme, sah sich Angola gezwungen, verstärkt auf Filme

aus Osteuropa zurückzugreifen. 1985 wurde die Belichtungs -

abteilung des Laboratório Nacional de Cinema geschlossen,

was die angolanische Filmproduktion weiter beeinträchtigte,

da nun sämtliche Filme im Ausland entwickelt werden mussten.

Schließlich stellten Anfang der 90er-Jahre die meisten der 54

angolanischen Filmtheater ihren Betrieb ein.

Die nationale Kinemathek (CINA) wurde chronisch vernach -

lässigt, die Bestände des nationalen Filmarchivs gerieten in

Gefahr, die meisten Negative des Laboratório Nacional de

Cinema befanden sich ohnehin im Ausland. Das Land hätte

auch keinerlei Mittel gehabt, sie sachgerecht zu erhalten und

zu archivieren.

Erst 2002, nach dem Ende des Bürgerkriegs, unternahm der

angolanische Staat wieder einen Anlauf in Richtung Film und

audiovisuelle Medien. Mit der Gründung des Instituto Ango -

lano de Cinema, Audiovisual e Multimédia (IACAM) und einer

neuen Medienpolitik wurde die Tür zu einer vielleicht freund-

licheren Zukunft aufgestoßen. Erstmals wurden auch wieder

kleinere Summen für die Filmförderung bereitgestellt, was

Koproduktionen wie «Herói« von Zézé Gamboa, »Na Cidade

Vazia« von Maria João Ganga und »Comboio de Canhoca« von

Orlando Fortunato ermöglichte, die auf mehr als 50 Festivals

gezeigt wurden.

JUNGE LEUTE KEHREN ZURÜCKSeitdem kehrten einige im Ausland ausgebildete junge Ango -

laner in ihre Heimat zurück und verwirklichten ihre ersten

Filmprojekte. Zahlreiche Dokumentar-, Kurz- und Experimen-

talfilme künden von der Kreativität angolanischer Filmschaf-

fender. Auch Veranstaltungen wie das Kurzfilmfestival Festival

do Minuto, das Festival Internacional de Cinema de Angola

sowie diverse internationale Filmreihen und Retrospektiven

bieten zunehmend die Möglichkeit, nicht nur angolanische,

sondern auch internationale Filme, Filmtechniken und Filme-

macher kennenzulernen.

Das angolanische Kino ist in Bewegung. Vorbei sind die Zeiten,

in denen der Staat das Monopol auf Produktion, Aufführung

und Verbreitung von Filmen hielt, vorbei ist allerdings auch

34

BILDER BEWEGENDAS ANGOLANISCHE KINO ERLEBT EINEN ÄSTHETISCHEN AUFBRUCH

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die Zeit der staatlichen Finanzierung dieses Bereichs. Dafür

entstehen neue private Firmen, die sich profilieren möchten

und nicht nur danach streben, ihr Recht auf künstlerischen Aus-

druck wahrzunehmen, sondern vor allem sich selbst ebenso

wie die gesamte angolanische Gesellschaft auf der Leinwand

und im Fernsehen wiederzuerkennen. Wir bewegen nun selbst

unsere Bilder.

Miguel Hurst wurde 1967 in Freiburg

geboren und lebte in Greifswald, Bissau

und Lissabon. Er war Leiter des Instituto

Angolano de Cinema Audiovisual e Multi-

média und künstlerischer Direktor des

angolanischen staatlichen Fernsehens. Als

Schauspieler und Produzent hat er an einer

Vielzahl von Theater- und Filmproduktio-

nen in Angola und Portugal mitgewirkt.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *O cinema angolano está a mudar. Após os inícios do cinema angolano logo

após a independência e uma longa crise durante a guerra civil, temos

agora um boom, de filmes vídeo feitos por uma geração nascida e crescida

nos tempos de guerra, com pouco acesso a informação, escolas especializa-

das ou uma educação cinematográfica. Longe dos tempos em que o estado

monopolizava e financiava a produção, exibição e distribuição dos filmes,

estamos agora perante o aparecimento de empresas privadas, de jovens

sedentos de se afirmar de uma sociedade com vontade e necessidade de

obter os seus direitos de expressão artística e de se rever nas salas de

cinema e na televisão.

Von Miguel Hurst 35

CINEMA NO TELHADO

Das Dach der Universidade Lusíada verwandelt sich jeden

Dienstagabend in eines der höchstgelegenen Open-Air-Kinos

der Welt. Die Initiative »Cinema no Telhado« des Goethe-Insti-

tuts Luanda ist bereits im ersten Jahr zu einem festen Treff-

punkt für Cineasten, Filmemacher, Regisseure und Schauspieler

in Luanda geworden. Zunächst werden ausschließlich deutsche

Filmproduktionen aller Genres mit portugiesischen Untertiteln

gezeigt, später soll das Programm auf internationale Produk-

tionen zu ausgewählten Themen wie Demokratie, Kultur oder

Klima ausgeweitet werden. Im Oktober standen aus Anlass des

Architekturforums der Universidade Lusíada Filme über Städte,

Musik und Architektur auf dem Programm. In Zukunft wird es

im Kino hoch über Luanda auch Themenabende und Workshops

geben, die in Kooperation mit der Journalistenschule CEFOJOR

organisiert werden.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Todas as terças-feiras o telhado da Universidade Lusíada transforma-se em

cinema. Ao ar livre, o Goethe-Institut Angola / Instituto Cultural Alemão mos-

tra filmes alemães com subtítulos em Português. No futuro próximo a pro-

gramação será alargada para debates e workshops. Já hoje, após menos de

um ano de funcionamento, o Cinema no Telhado é um ponto de referência

para a cena cultural de Luanda.

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»Die Ausbildung zum Modedesigner erhalten wir bereits,

bevor wir zur Welt kommen. Gott schickt uns auf die Erde

mit einer einfachen Mission: für sie zu sterben«, sagt der

Modemacher Shunnoz. Mit ihm und seinem Partner Tekasala

arbeitet das Goethe-Institut Angola seit diesem Jahr zu -

sammen. Für das kommende Jahr plant es eine Ausstellung

mit den beiden: »Missão Moda!«. 2014 soll ein Fotobuch

über ihre Arbeit erscheinen.

Mode für Körper, Geist und Seele zu schaffen, ist das erklärte

Ziel der beiden jungen angolanischen Modemacher Shunnoz

und Tekasala. Am Anfang ihrer Modelinie stand vor etwa acht

Jahren der Wille, sich aktiv am menschlichen und geistigen

Wiederaufbau Angolas zu beteiligen. Mode verstehen sie als

Kommunikationsmittel zur Verbreitung von Ideen.

Die Arbeit mit ungewöhnlichen Farbkombinationen, atypischen

Proportionen und Schnitten macht die Kreationen der beiden

Modeschöpfer zu einem Fest der Farben, Rhythmen, Freude

und Energie. Mut, Provokation, Unruhe und das Moment der

Überraschung sind charakteristisch für ihre performancearti-

gen Modeschauen, die alle Sinne ihres Publikums ansprechen:

Musik, szenische Elemente, inszeniertes Grillen, Fisch, Brot und

Bücher flankieren die Mannequins und machen die Köpfe frei

für das Neue.

Hauptanliegen der beiden kreativen Köpfe ist Harmonie, das

Entwickeln von Ideen, Anregung zu neuem, multikulturellem

Denken und die Suche nach positiven sozialen Werten, die eine

zersplitterte Gesellschaft voranbringen könnten. Die Akzeptanz

neuer Ideen und Produkte ist für sie die Essenz gesellschaft-

licher Weiterentwicklung.

Shunnoz und Tekasala sind zwei vielversprechende Hoffnun-

gen im kreativen Mosaik Angolas, wo sich neue Ideen mit

im Wandel begriffenen Traditionen verbinden und wo mit Lust,

Kraft und Energie an der Erneuerung gearbeitet wird.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *»O curso de designer de moda e estilismo recebemos antes de estarmos

aqui na terra. Deus enviou-nos ao mundo para cumprirmos uma missão

muito simples: aprender a morrer para o mundo.« Abraçar a harmonia, a

construção de ideias, a estimulação do pensamento multicultural novo e a

busca de valores sociais positivos no desenvolvimento de sociedades

fragmentadas, é a preocupação principal dos estilistas Shunnoz e Tekasala.

37

FISCH, BROT UND BÜCHERFÜR SHUNNOZ UND TEKASALA IST DESIGN EINE MISSION Von Miguel Hurst

TEKASALA UND SHUNNOZ Sie nennen sich »Fashionistas«, aber das ist

irreführend, denn ihr Projecto Mental ist auch ein ironischer Kommentar

dazu, dass Milliarden Petrodollars versickern, während die Masse der

Bevölkerung in Armut lebt.

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Fisch, Brot und Bücher 40

Tekasala und Shunnoz posieren mit zerfledderten lusitanischen Geschichtsbüchern.

Die Gosse als Laufsteg

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Performance vor bröckelnden Fassaden

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Kondy Luanda Holst und Luís Cristóvão Manuel, zwei der

ersten Sprachkursteilnehmer des Goethe-Instituts in Luanda,

wurden als beste ihres Jahrgangs mit einem Stipendium

ausgezeichnet und zu einem dreiwöchigen Intensivkurs

am Goethe-Institut in Bremen eingeladen. Neben Deutsch

lernten Sie dort auch, wie man Schlittschuh läuft.

Den Flug im Lufthansa-Airbus A380 von Johannesburg nach

Frankfurt haben sie genossen, es war eine sanfte Landung im

größten Passagierjet der Welt. Etwas holpriger verlief der Start

in Deutschland für Kondy Luanda Holst und Luís Cristóvão

Manuel, Sprachstudenten aus Angola und unterwegs zum Goe-

the-Institut in Bremen. Kondys Gepäck war in Südafrika hängen

geblieben, die Wechselstube, bei der sie ihre Dollars gegen Euro

tauschen wollten, hatte bereits geschlossen, der Taxifahrer am

Flughafen in Bremen verstand kein Wort Englisch, »We muss

Bremen University«, versuchten sie den Weg zum Campus zu

beschreiben, auf dem das Goethe-Institut beheimatet ist. Der

erste deutsche Satz, den sie sich dann für den Alltag zulegten,

lautete: »Kannst du mir helfen?«, erzählt Kondy Holst und lacht.

Kondy Luanda Holst, 32, und Luís Cristóvão Manuel, 35, stam-

men aus Angolas Hauptstadt Luanda. Kondy Holst ist mit einem

Dänen verheiratet und arbeitete bis vor Kurzem als geschäfts-

führende Assistentin bei der örtlichen Daimler-Niederlassung.

Luís Manuel ist Abteilungsleiter beim afrikanischen Mobilfunk-

unternehmen Movicel. Sprachen lernen, sagt er, sei eine Art

Hobby. Er hat einen Abschluss als Elektro- und Computer-Inge-

nieur des renommierten Instituto Superior Técnico in Lissabon,

in seiner Freizeit liest er im Internet deutsche Periodika wie die

ZEIT. Außer Portugiesisch, der angolanischen Landessprache,

beherrscht er Englisch, Französisch, Spanisch und etwas Italie-

nisch, genauso wie Kondy Holst, die außerdem wegen ihres

Ehemannes ein bisschen Dänisch spricht.

AUS DEUTSCHER PERSPEKTIVE Die beiden polyglotten Angolaner zählten zu den ersten Sprach-

studenten am Goethe-Institut in Luanda, das erst vor zwei

Jahren gegründet wurde. Den Anfänger-Kurs mit dem Zertifikat

»A1: Start Deutsch 1« schlossen sie als Beste ihres Jahrgangs

ab, was ihnen ein Stipendium des Goethe-Instituts für den gut

dreiwöchigen Besuch eines weiterführenden Intensivkurses an

einem Goethe-Institut in Deutschland eintrug.

Kondy Luanda Holst und Luís Cristóvão Manuel sind die ersten

Studenten aus Angola an dem Bremer Institut, das mit der ört-

lichen Universität kooperiert. Neben der größten Stipendiaten-

gruppe dort – libysche Ärzte, die vom Volksbüro ihres Heimat-

landes entsandt werden und sich auf die Facharztausbildung

in Deutschland vorbereiten – stammen die Kursteilnehmer aus

mehr als 40 Ländern, erzählt Institutsleiterin Claudia Müller-

Seip. Bis zu 120 Sprachstudenten sind es pro Monat, die aus

den europäischen Nachbarländern, Südamerika, Asien und Aus-

tralien nach Bremen kommen. »Es sind stets mehrere Konti-

nente vertreten. Jetzt auch Afrika«, freut sich Müller-Seip.

DEUTSCH IST GEFRAGT IN ANGOLADer tägliche Unterricht bringe sie enorm voran, sagen die bei-

den Stipendiaten übereinstimmend. In Luanda finden die Kurse

zweimal in der Woche statt. Vier Unterrichtseinheiten insge-

samt. Für die hochmotivierten Stipendiaten dürfte es auch hier

ruhig »etwas mehr« sein. Doch ein Intensivkurs in Bremen ist

nicht vergleichbar mit der Situation in Luanda. Die meisten

Lernenden hier sind berufstätig, und genau deswegen werden

die Deutschkurse abends angeboten – nach Feierabend. Und

»natürlich muss vieles zu Hause noch vertieft werden und hat

dann mit der eigenen Disziplin zu tun«, sagt Christiane Schulte,

die Leiterin des Goethe-Instituts in Angola. »Das weiß ich aus

eigener Erfahrung, da ich selbst erst in Angola Portugiesisch

gelernt habe.«

Deutsch ist gefragt in Angola. Zur Zeit sind die zwei Anfänger-

kurse am Goethe-Institut voll belegt, und auch ein Fortgeschritte-

nenkursus wird bereits angeboten. Die meisten der Teilnehmer

haben private Gründe die deutsche Sprache zu lernen, einen

deutschen Ehepartner zum Beispiel. Doch auch das Interesse, in

Deutschland zu studieren oder zu arbeiten spielt eine Rolle.

»Deutsche Produkte haben einen ausgezeichneten Ruf in

Angola«, sagt Luís Manuel, »Autos vor allem, auch Fernseher,

Mobiltelefone und andere Elektrogeräte.« Immer mehr deutsche

Firmen siedeln sich in Angola an, neben Daimler zum Beispiel

die Lufthansa, die Luanda zweimal wöchentlich von Frankfurt

42

GOETHES SCHÜLERSTIPENDIATEN AUS LUANDA UNTERWEGS IN BREMEN

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aus ansteuert, der Handy-Konzern Nokia-Siemens, der vom

explodierenden Mobiltelefonmarkt in Angola profitiert, dazu

Tiefbau-Unternehmen wie Bauer oder Gauff. Angola ist Boom-

land, und ganz Luanda, sagt Kondy Holst, sei »eine Baustelle«.

Das Tempo überschlägt sich seit Ende des Bürgerkriegs im

Jahre 2002, der mit Unterbrechungen 27 Jahre lang in Angola

gewütet hatte, in allen Bereichen. Die Ölförderung beschert dem

Land Milliarden, zugleich klafft die Schere zwischen Arm und

Reich immer weiter auseinander. Auch zwischen denen, die sich

teure Privatschulen leisten können, und jenen, die staatliche

Schulen mit »unterbezahlten, unmotivierten Lehrern« besuchen

müssen, wie Manuel es beschreibt.

Daneben aber wächst auch eine junge Mittelschicht heran, wie

sie Manuel selbst verkörpert, der schon fast jedes afrikanische

Land bereist, im Ausland studiert und viel von Europa gesehen

hat. Auch Kondy Holst zählt dazu, die in Südafrika die Wirt-

schaftsfakultät absolviert und schon von Haus aus ein Interesse

an politischen Vorgängen mitbekommen hat – die Mutter war

Rundfunk-Journalistin und Frauenrechtlerin, der Vater Rechts-

anwalt und Umweltaktivist. Weltoffen ist diese Generation,

gebildet und, trotz der Probleme, die in Angola unüber sehbar

sind, auch stolz auf das Land, das sich nach zwei Parlaments-

wahlen als Demokratie zu festigen beginnt.

KLISCHEE PÜNKTLICHKEITWelche Klischees über die Deutschen haben die Stipendiaten

in Bremen bestätigt gefunden? »Pünktlichkeit«, entgegnet Luís

Manuel augenblicklich. Das gebe es in keinem anderen Land,

glaubt er, dass beispielsweise der Bus auf die Fahrplanminute

genau abfährt. Am Anfang, als sie neu waren in Bremen, haben

sie noch jeden im Bus gegrüßt. Und sich über die konsternierten

Blicke gewundert. In Luanda wäre es undenkbar, sich in einer

solchen Situation nicht wenigstens »Hallo« zu sagen. In dem

16-Parteien-Haus, in dem sie lebt, erzählt Kondy Holst, grüße

sie auf dem Weg in ihre Wohnung im dritten Stock jeden, der

ihr begegnet, hält mit jedem einen kurzen Plausch. »Nachbarn

sind in Angola ebenso wichtig wie die Familie«, bestätigt Luís

Manuel. »Du willst in Afrika auch nicht riskieren, dass dir im

Zweifelsfall niemand zu Hilfe kommt«, ergänzt Holst noch.

Mittlerweile kennen sich die Angolaner in Bremen bestens aus,

zeigen mit dem Enthusiasmus von Fremdenführern das Rathaus

und den Roland. »Weltkulturerbe«, sagt Kondy Holst anerken-

nend. Sie ist kulturinteressiert, tritt selbst als Sängerin auf und

schwärmt für Mozart. Beim Gang durch den St.-Petri-Dom

erzählen die beiden von den Kirchen aus der portugiesischen

Kolonialzeit in Luanda. Danach trifft sich die Gruppe der Stipen-

diaten an diesem eiskalten Wintertag zum Pfannkuchen-Essen

am nahegelegenen Pannekoekschip. Das ist der Programmpunkt

des Tages. Im Kino waren sie schon, ein Jazzkonzert haben sie

besucht, und einmal ging es zum Schlittschuhlaufen. »Ich bin

bestimmt eine Million Mal hingefallen«, lacht Holst, »Schnee

und Eis gibt es in Angola definitiv nicht.« Aber genau darum

ging es ja schließlich: neue Erfahrungen machen.

Ein paar Monate später, im Sommer, kommt eine E-Mail aus

Luanda. Die beiden Stipendiaten lernen weiterhin Deutsch.

Kondy Holst schickt ihr Abschlusszeugnis des A2-Kurses mit:

71 von 100 Punkten, Note 3. Sie denken gern an die Zeit in

Bremen zurück und wollen so bald wie möglich wiederkom-

men. Luanda, berichten sie, sei gerade hektisch und chaotisch

wie gewohnt, aber sie würden sich ungemein freuen, wenn

man sie einmal besuchen käme. Damit sie einem, sozusagen im

Austausch, die afrikanische Kultur näherbringen könnten.

Patrick Wildermann ist freier Journalist.

Für den Kulturteil des Berliner Tagesspie-

gels, das Stadtmagazin tip und das Magazin

Theater der Zeit schreibt er Reportagen,

Künstlerporträts und Rezensionen.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Os dois melhores participantes do primeiro curso de Alemão no Goethe-Insti-

tut Angola/Instituto Cultural Alemão ganharam a possibilidade de aperfeiçoar

os seus conhecimentos do Alemão num curso intensivo de três semanas no

Goethe-Institut em Bremen, no norte da Alemanha. Além de aprender a língua

no seu contexto original, foram obviamente confrontados com o clima, as

curiosidades do quotidiano alemão e um modo de ser às vezes bem diferente

do que se conhece em Luanda.

Von Patrick Wildermann 43

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Auf dem Termitenhügel

wächst keine Orchidee

In den trockenen Mondseen

schwimmen keine Fische

An den Mädchenbeinen

fließt kein Blut hinab

Die träge Nachtasche

verschlingt den Brand

Aus: ANA PAULA TAVARES, FIEBERBAUM

Übersetzung: Juana und Tobias Burghardt. Edition Delta, Stuttgart 2010.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

Du schliefst

während die Turteltaube

der Kuckuck und der Sperling sangen

Du schliefst,

während zwei Kühe

im Stall kalbten

Du schliefst,

als die Hyäne ins Gehege kam

das kleine Zicklein mitnahm

und die Opferkalebasse zerbrach

Du schliefst

als das Wasser das große Schwemmland erreichte

Du schliefst

und die Turteltaube

der Kuckuck und der Sperling

sangen schon lange laut

In deinen Händen

brannte

ein Schaumschiff

das Netz

glitt aus deinen Händen

Feuerzunge

Durst

an deinen Händen

spürte ich

den stärkeren Wind

Fieber

in deinen Händen

erzitterte

der Name des Lebens

die Zeit

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Die Dynamik der jungen angolanischen Literatur reflektiert

die historischen Bedingungen, unter denen sie entsteht.

Seit sie sich Anfang des 20. Jahrhunderts zu emanzipieren

beginnt, ist ihre Entwicklung verknüpft mit dem Ringen

um angolanische Identität und Unabhängigkeit. Charakteri-

stisch ist daher bis heute der Blick auf die oralen Erzähl -

traditionen des Landes und die kunstvolle Vermischung der

unterschiedlichsten Stimmen des Alltags mit der aus Portu-

gal übernommenen Schriftsprache.

Der Beginn einer eigenständigen angolanischen Literatur wird

gemeinhin auf die 30er-Jahre datiert. »O Segredo da Morta«

(Das Geheimnis der Toten) von António de Assis Júnior gilt als

einer dieser stilbildenden Romane, deren Vermischung von

Schriftportugiesisch mit inhaltlichen und sprachlichen Ele -

menten afrikanischer Oralität charakteristisch ist. Nachdem in

der Folge der sogenannten Berliner »Kongokonferenz« von

1884/85 breitere Schichten der angolanischen Bevölkerung

Zugang zu Schriftkultur erhalten hatten, konnte 1901 in Luanda

die erste Literaturzeitschrift Almanach – Ensaios literários

verlegt werden, die zugleich als eine frühe Streitschrift gegen

die portugiesische Kolonialherrschaft in die Literaturge-

schichte eingegangen ist.

LITERATUR ALS WAFFEMit dem Kampf gegen den Kolonialismus, der Ende der 50er-

Jahre einsetzt, wird die Literatur tatsächlich zu einem Kampf-

instrument. Der spätere Staatspräsident Agostinho Neto schuf

mit »Sagrada Esperança« (1974; deutsch: Angola, Heilige Hoff-

nung; Köln 1976) einen in alle Welt übersetzten paradigma -

tischen Gedichtzyklus engagierter afrikanischer Lyrik. Schrift-

steller wie Pepetela, der Essayist und Literaturwissenschaftler

Mário Pinto de Andrade oder der Lyriker David Mestre waren

zugleich herausragende Figuren des politischen oder bewaff-

neten Freiheitskampfes. So ist auch die Literatur der ersten

Jahre nach der Unabhängigkeit klar positioniert und folgt

meist den Mustern des am europäischen Neorealismus orien-

tierten sozialistischen Realismus. Mit den soziopolitischen

Veränderungen nach Ende des Kalten Krieges, dem Fall der

Berliner Mauer, der Einführung des Mehrparteiensystems in

Angola, aber auch dem Wiederaufflammen des Bürgerkrieges,

distanziert sich die Literatur zunehmend von ihrer früheren

klaren Parteilichkeit.

Dies wiederum stärkt in der Moderne verwurzelte und zugleich

nationalistisch geprägte Ansätze, wie etwa bei Arlindo Barbei-

tos (geboren 1940), dessen Dichtung von traditionellen Formen

und alten afrikanischen Liedern ebenso durchdrungen ist wie

von Einflüssen chinesischer und japanischer Poesie. Auch Ruy

Duarte de Carvalho (1941–2010) bedient sich auf experimen-

telle Weise der unterschiedlichsten literarischen und künstleri-

schen Genres. Eines seiner bekanntesten Bücher »Vou lá visitar

Pastores« (1999; deutsch: Ich gehe Hirten besuchen) etwa

führt Bezüge zur bukolischen Dichtung im Titel, besteht aber

aus Reisenotizen und Reflexionen über mehrere Aufenthalte

bei den Kuwale, einem Hirtenvolk im Süden Angolas. Es kann

als poetisches Essay ebenso gelesen werden wie als anthro -

pologische Studie; 2008 wurde es als Theaterstück inszeniert.

Zudem ist Ruy Duarte de Carvalho einer der wichtigsten

Dokumentarfilmer Angolas.

DIE LYRIK DER 80ER-JAHREUnter dem Einfluss dieser Generation suchten die Lyriker in

den 80er-Jahren einen eigenen Weg der Erneuerung: Carlos

Ferreira (geboren 1960), João Melo (geboren 1955) und insbe-

sondere die international bekannteste angolanische Lyrikerin

Ana Paula Tavares (geboren 1952), die auch als Historikerin

und Literaturwissenschaftlerin renommiert ist und deren Dich-

tung expliziten Bezug nimmt auf orale Traditionen Angolas.

1984 entsteht als Fraktion der Jugendbrigade des angolani-

schen Schriftstellerverbandes das literarische Arbeitskollektiv

Ohandanji um den Essayisten Luís Kandjimbo und die Lyriker

Lupito Feijóo K. und Frederico Ningi, der die visuelle, am Com-

puter verfasste Poesie in Angola einführte.

IRONIE UND ALLTÄGLICHE ABSURDITÄTENSchon bei den ersten angolanischen Erzählern und Romanauto-

ren wie Óscar Ribas (1909–2004) oder Castro Soromenho

(1910–1968) ist die Oralität stilbildendes Element. In Ribas

»O Resgate de uma Falta« (1929) überlagert der Ethnologe den

fiktionalen Erzähler und Castro Soromenho versucht in »Nhári:

O Drama da Gente Negra« (1939) den einfachen Leuten von

Luanda eine literarische Stimme zu geben. Der Bogen spannt

sich über Mário Pinto de Andrade (1928–1990), dessen Lyrik

mit traditionellen, oralen Motiven arbeitet, bis zu Arnaldo dos

Santos (geboren 1935), der 2006 mit »Vento que desorienta

o Caçador« wieder einen Roman vorgelegt hat, in dem er sich

als brillanter Chronist der sozialen Umwälzungen und Erneu -

erer der Erzählsprache erweist.

Die nachhaltigste Innovation der angolanischen Literaturspra-

che ist allerdings dem 1935 in Portugal geborenen und dort

heute auch wieder ansässigen José Luandino Vieira zu verdan-

ken, dessen Erzählband »Luuanda« von 1963 als weitgehend

unübersetzbar gilt. Einige seine Bücher aus den 70er-Jahren

gehören mittlerweile zu den Klassikern portugiesischsprachi-

ger Literatur. Auf Deutsch liegt sein Roman »Das wahre Leben

des Domingos Xavier« (Berlin 1974) vor.

International bekannt wurde die angolanische Erzählliteratur

durch den 1980 veröffentlichten Roman »Mayombe« (Überset-

zung: Maritta Tkalek, Berlin 1983) des 1941 geborenen frühe-

ren Guerilleros Pepetela. Sein in zahlreiche Sprachen übersetz-

tes Romanwerk ist ein fragmentiertes Epos der Geschichte

Angolas, sein 1992 erschienener Roman »A Geração da Utopia«

45

WORTE ALS WAFFE UNDEXPERIMENT

Von Abreu Paxe

EIN STREIFZUG DURCH 100 JAHRE ANGOLANISCHE LITERATUR

Goethe Mag_Angola_14bel_1 14.12.11 16:47 Seite 45

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(Generation der Utopie) eine erste kritische Bestandsaufnahme

der Zeit nach der Unabhängigkeit. In seinen jüngeren Werken

um den Geheimagenten Jaime Bunda (Jaime Bunda, Geheima-

gent, Zürich 2004) setzt er sich ironisch und im Stil eines paro-

distischen Kriminalromans mit der angolanischen Gegenwart

auseinander. Als weiterer Neuerer portugiesischer Schriftspra-

che angolanischer Prägung und Meister der Ironie darf Manuel

Rui nicht unerwähnt bleiben. Er ist Autor eines fast unüber-

schaubaren und vielfältigen Werkes, das vom Text der angola-

nischen Nationalhymne bis zu dem im gesamten portugiesisch-

sprachigen Afrika berühmten und in unzähligen Auflagen

verbreiteten Jugendbuchklassiker »Quem me dera ser onda«

(1982) reicht, in dem er im Jargon Luandas über alltägliche

Absurditäten schreibt.

DIE JÜNGERE GENERATIONIn jüngster Zeit richten viele Literaten wieder ein verstärktes

Augenmerk auf mythische Aspekte und lokale Mythologien,

die wie im Fall von Cikakata Mbalundu (geboren 1955) auf die

Zeit vor der Kolonialisierung gerichtet quasi internalisiert

werden oder wie bei José Eduardo Agualusa (geboren 1961)

als Zitat und Phänomen innerhalb eines insgesamt auf Globa-

lisierung der angolanischen Literatur ausgerichteten Projekts

vorkommen.

Insbesondere Agualusas 2009 erschienener Roman »Barroco

tropical« (deutsch: München 2011) ist beredtes Zeugnis dieses

Spiels mit traditionellen wie gegenwärtigen Mythen und (fikti-

ven) Mythologisierungen im Kontext einer an globalen Bezü-

gen und interkulturellen Erfahrungen reichen Erzählweise. Der

Kosmopolit Agualusa, dessen Werke mittlerweile in fast 20

Sprachen übertragen wurden, dürfte zu den derzeit wichtigsten

Autoren portugiesischer Sprache zählen. Sujets seiner Romane

sind die koloniale und postkoloniale Vergangenheit und die

kritische Analyse der Gegenwart seines Landes.

Ein Sonderfall der jüngeren angolanischen Literatur ist der

1966 geborene und auf Englisch schreibende Journalist Sousa

Jamba, der als Flüchtlingskind in Sambia aufwuchs und seit

1986 in England lebt. Sein 1990 dort veröffentlichter Roman

»Patriots«, der sich schonungslos mit dem Bürgerkrieg in den

von der UNITA kontrollierten Gebieten befasst, wurde zwar

1991 ins Portugiesische übersetzt, eine angolanische Ausgabe

des seinerzeit viel diskutierten Buches gibt es aber noch nicht.

Der jüngste unter den international bekannten angolanischen

Autoren ist der 1977 geborene und mittlerweile in Rio de

Janeiro lebende Filmemacher, Dichter und Romanautor Ond-

jaki. Seine Prosa knüpft an Luandino Vieira an, sein Umgang

mit der Vergangenheit ist jedoch ein eher spielerischer, der sich

gern des vermeintlich unbefangenen Blickwinkels eines Kindes

bedient, wie zuletzt in »AvóDezanove e o segredo do Sovié-

tico«, in dem er, wie in seinem ersten Roman »Bom Dia Cama-

radas« (deutsch: Zürich 2006), noch einmal in die Zeit des

Umbruchs von 1989/90 zurückkehrt. Kolonialzeit und Kampf

sind für Ondjaki kein Thema mehr, selbst der Bürgerkrieg ist

allenfalls ein Rumoren im Hintergrund. Die Tradition der Hybri-

disierung von Sprache, Literatur und Perspektiven führt er

jedoch fort.

Ein Wiedererstarken der angolanischen Prosa ist unübersehbar.

Zunehmend werden Autoren auch außerhalb der portugie-

sischsprachigen Welt wahrgenommen. Bezeichnenderweise

sind dies Autoren, die zuvor in Portugal oder Brasilien verlegt

wurden. Selbst ein Buch in einer der in Angola operierenden

Dependencen einer portugiesischen Verlagsgruppe garantiert

keine internationale Karriere. In Angola selbst müssen sich

gute Roman-Autoren wie Isaquiel Cori, Roderick Nehone,

Jacinto de Lemos oder der Dichter João Tala mit kleinen Auf -

lagen im Eigenverlag des Angolanischen Schrifstellerverbandes

(UEA) oder der Kulturvereinigung Chá de Caxinde begnügen.

Abreu Castelo Vieira dos Paxe, geboren 1969, ist Dichter,

Literaturwissenschaftler und Sekretär für Kulturaktivitäten im

Vorstand des angolanischen Schriftstellerverbandes. Bisher

veröffentlichte er neben Beiträgen in Zeitschriften in Angola,

Portugal und Brasilien zwei Gedichtbände:

»A Chave no Repouso da Porta« (Luanda

2003; aus gezeichnet mit dem Prémio Antó-

nio Jacinto de Literatura) sowie »O Vento

Fede de Luz« (Luanda 2007).

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *A literatura angolana, jovem e dinâmica como o próprio país, é também sem-

pre um reflexo de seus contextos socio-históricos. Desde as suas primeiras

manifestações no início do século 20, até à contemporaneidade, passando

pelos tempos da luta pela independência e soberania nacional, uma das

grandes características da escrita literária angolana tem sido a criatividade

no uso do português padrão em contato com as diversas outras línguas

nacionais, tal como a recorrência frequente a motivos da oralidade – tradi-

cionais, mitológicos ou mesmo ficcionados.

Worte als Waffe und Experiment 46

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São Paulo da Assunção de Luanda

Als ich geboren wurde, trug Luanda noch ihren voll-

ständigen, schönen christlichen Namen: São Paulo da

Assunção de Luanda. Als alte Matrone und

Mischlingsdame rühmte sie sich der Verwandtschaft

mit Städten wie Havanna, Saint-Louis in der Casa-

mance oder São Sebastião do Rio de Janeiro. Übri-

gens waren es die Brasilianer, die Luanda zu Hilfe

eilten, als 1641 die Holländer eine iberische Unacht-

samkeit nutzten und das Fort São Miguel besetzten.

Ich erlebte, wie meine Stadt afrikanisch wurde. Ich

sah, wie die stolzen Häuser der Altstadt, die von der

Bourgeoisie nur wenige Tage vor der Unabhängigkeit

verlassen wurden, von den Enterbten aus den Mus-

seques besetzt wurden. Ich sah sie (die Enterbten)

Hühner in Speisekammern und Ziegen in den Wohn-

räumen halten, und wie sie in den Salons mit den

Büchern, die von den Kolonisten zurückgelassen

worden waren, Feuer machten. Später sah ich, wie

die Enterbten ihre verfallenen Wohnungen gegen ein

Vermögen (manchmal) oder auch (meist) für ein paar

Kröten wieder verließen und die neue Bourgeoisie

Einzug hielt, oder mit Gold aufgewogene Ausländer.

Ich sah das herrliche Dona Ana Joaquina-Palais

unter der Wucht der Vorschlaghämmer zusammen-

stürzen und auch, wie es durch eine Replik aus min-

derwertigem Beton ersetzt wurde, und dachte, dies

sei eine gute Metapher für die neuen Zeiten – das

alte Kolonialsystem der Sklavenhalter wird ersetzt

durch eine lächerliche, im ungelenken Jargon der

Musseques erstellte Kopie. Später (zu spät) wurde

mir klar, dass es gar keine Metapher war, sondern nur

ein Gebäude, das eingestürzt ist. Viele andere sind

ebenfalls eingestürzt, darunter der herrliche Markt

von Quinaxixe, entworfen von Vasco Vieira da Costa

und eines der ersten modernistischen Gebäude Afri-

kas. An seiner Stelle steht heute eine vergängliche

Spielerei aus Glas und Beton.

Die Gewinne aus dem Erdölgeschäft ließen riesige

Gebäude mit verspiegelten Glasfassaden aus dem

Boden sprießen. Dann fiel der Erdölpreis (ins Boden-

lose, er platschte förmlich herunter), und diese ganze

strahlende neue Welt kollabierte mit ihm. Es gab

kein Geld mehr, all die riesigen Glasflächen zu reini-

gen, und so überzogen sie sich mit einer dicken

Schicht aus rotem Staub, mit Schlamm und schließ-

lich einer Kruste, die dem stärksten Regen standhält

und für Licht praktisch undurchlässig ist. Die Pum-

pen, die das Wasser in die höchsten Stockwerke

transportiert hatten, gingen kaputt. Auch die Genera-

toren. Viele Ausländer gingen fort, und die Enterbten

besetzten die Gebäude erneut.

Luanda treibt mit rasanter Geschwindigkeit auf die

Katastrophe zu. Acht Millionen Menschen, die heulen,

weinen und hysterisch lachen. Ein Fest. Eine Tra -

gödie. Alles, was passieren kann, passiert hier. Was

nicht passieren kann, auch. Wir befinden uns im

21. Jahrhundert. Mittendrin. In gleißendem Licht.

Versunken in Obskurantismus und Elend. Wir sind

unvorstellbar reich, produzieren die Hälfte aller welt-

weit verkauften Diamanten. Wir haben Gold, Kupfer,

seltene Mineralien, Wälder und unendlich viel Was-

ser. Und wir sterben an Hunger, Malaria, Cholera,

Diarrhö, Schlafkrankheit, an aus der Zukunft stam-

menden Viren die einen und die anderen an einer

Vergangenheit, die keinen Namen kennt.

Auf eine Mauer am Flughafen von Luanda hat

einmal einer gepinselt: »Willkommen auf dem Mond.

Treten Sie ein und vergessen Sie Ihren gesunden

Menschenverstand.«

Aus: JOSÉ EDUARDO AGUALUSA, BARROCO TROPICAL

Übersetzung: Michael Kegler. A1-Verlag München 2011. Abdruck mit freund-

licher Genehmigung des Verlags.

47

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Ondjaki ist Angolas jüngster international bekannter

Schriftsteller. 1977 in Luanda geboren, lebt der Autor inzwi-

schen in Rio de Janeiro. In seinen Romanen kehrt er regel-

mäßig zurück in die Stadt seiner Kindheit. Mit dem Literatur -

wissenschaftler Abreu Paxe sprach er über sein Leben und

Werk.

Abreu Paxe: Ondjaki, Sie sind einer der bekanntesten angolani-schen Schriftsteller, leben aber in Brasilien. Sind Sie ein Autor inder Diaspora?Ondjaki: Ich sehe mich nicht als Schriftsteller in der Diaspora.

Ich wohne aus privaten Gründen in Rio de Janeiro, mehr nicht.

Mit meinen Büchern versuche ich allerdings, etwas zur ango -

lanischen Kultur beizutragen.

Unübersehbar ist Luanda bevorzugter Schauplatz Ihrer Romane.Seit ihrem Debüt »Bom Dia Camaradas« über »Quantas Madru-gadas tem a Noite« (deutsch etwa: Wie viele Morgen hat dieNacht) aus dem Jahr 2004 bis zum 2009 erschienenen »AvóDez-anove e o Segredo do Soviético« (deutsch etwa: OmaNeunzehnund das Geheimnis des Sowjets). Was reizt Sie an dieser Stadt?Ich bin hier aufgewachsen, die Stadt ist ein Teil von mir, meiner

Erinnerungen und auch meiner Ideenwelt. Für mich gibt es eine

reale Stadt und ein anderes Luanda – das der Fiktion. Es ist

eine unglaublich komplexe Stadt voller Chaos und Kreativität,

also ein Ort, der viele Ideen hervorbringt. Man braucht bloß die

Augen offen zu halten und Dinge entdecken können.

Ihr erster Roman »Bom Dia Camaradas« spielt in der Zeit nachdem Fall der Berliner Mauer, der ja Auswirkungen hatte bis nachAngola. Es ist die Zeit Ihrer Kindheit und eine Zeit der Umbrüche.Wie hat sich Luanda seitdem verändert?Alles ist anders. Es gibt viele tausend Menschen mehr in der

Stadt, Luanda ist nicht mehr so »kuschelig« wie früher, es war ja

fast wie ein Dorf damals, in dem alle sich kannten. Heute soll

Luanda sieben Millionen Einwohner haben. Das Leben ist

schwieriger geworden für die breite Bevölkerung. Auf der ande-

ren Seite ist vor allem die Peripherie der Stadt wie ein brodeln-

der kultureller Vulkan. Theater, Musik. Hier passiert sehr viel.

Aber der Respekt gegenüber den Alten hat abgenommen, und

fast alle Leute haben nur noch ein Ziel: Geld zu verdienen.

Das ist ein trauriger Aspekt der Globalisierung, mit dem wir

umgehen müssen. Trotzdem ist Luanda weiterhin eine Stadt

voller Fantasie und Schönheit.

2006 haben Sie mit Kiluanje Liberdade einen Film über dieseStadt voller Fantasie und Schönheit gedreht: »Oxalá cresçam Pit-angas« (deutsch wörtlich: Hoffentlich wachsen Pitangas). Wiekam es zu diesem Projekt?Wir wollten einen Film über Luanda drehen, mit Leuten aus

Luanda und Leuten, die in Luanda leben. Vor allem aber: Die

Tonlage sollte positiv sein. Wir Jungen haben es satt, immer nur

Filme zu sehen, die ein negatives Bild von Afrika oder Angola

zeichnen. In unserem Film zeigen wir auch die Probleme, die

schwierigen Seiten des Lebens in unserer Stadt, aber wir wollten

auch über Träume reden, über Fantasie und die Musikalität

unserer Stadt. Über die jungen Leute und das, was sie zu sagen

haben, über ihre Zeit, ihre Gegenwart und vor allem ihre Wün-

sche für die Zukunft.

Vor ein paar Jahren erklärten Sie auf einer Lesung in Deutsch-land, dass Sie nie gehungert und auch vom Krieg wenig mitbe-kommen hätten, also dazu »leider« nichts sagen könnten. EinigeZuschauer waren regelrecht enttäuscht darüber. Passiert Ihnendas immer noch?Es gibt immer noch eine ziemlich reduzierte Sicht auf den afri-

kanischen Kontinent. Überall in der Welt. Die Leute haben keine

Ahnung von den Besonderheiten der unterschiedlichen Länder.

Für sie ist Afrika eins und wird reduziert auf ein paar exotische,

lächerliche Eigenheiten. Weil es ja Mühe macht, die Vielschich-

tigkeit und den kulturellen Reichtum des Kontinents zu erfas-

sen. Natürlich sind die Leute überall anders, auch das Publikum.

Wir als Künstler müssen unsere Arbeit tun, ästhetisch, künstle-

risch, als afrikanische Künstler selbstverständlich, aber vor

allem als Autoren von Werken, die einzigartig sind, individuell.

In diesem Spannungsfeld entsteht Kunst.

Ihr Ansatz, auch in der Prosa, ist ein sehr lyrischer. Was bedeutetIhnen die Poesie?Ich wäre sehr froh, wenn ich das wüsste. Ich glaube, es gibt Dinge,

die ich spüre, und die vermischen sich mit Dingen, die ich gelesen

habe und mit meiner eigenen Art, die Welt zu beschreiben, mei-

ner Lesart von der Welt. Lyrik ist meiner Meinung nach vor allem

Mysterium. Eine ästhetische Antwort, instinktiv oder nicht, der

literarischen Sprache. Aber Poesie ist auch eine sehr intime, sehr

tiefe Erfahrung, die sich schwer in Worte fassen lässt.

Gibt es literarische Einflüsse, die sich besonders stark auf IhreArbeit ausgewirkt haben?Oft denkt man, es sei möglich, einen solchen Einfluss auszuma-

chen. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Es gibt viele Dinge, die in

unser Unterbewusstsein eindringen und man nimmt das gar

nicht wahr. In der Schule haben wir die angolanischen Dichter

gelesen, aber auch Autoren aus Kap Verde oder Mosambik. Ich

erinnere mich gut an »Nós matámos o Cão Tinhoso« (deutsch:

Wir haben den räudigen Hund getötet, übersetzt von Friedhelm

Liese, Leipzig 1981) des Mosambikaners Luís Bernardo Hon-

wana. Aber all das hat sich bei mir mit Büchern aus anderen

Gefilden vermischt. Als ich noch sehr jung war, hat mich Eugène

Ionesco schwer beeindruckt, »Der Einzelgänger«. Erst viel spä-

ter begriff ich, wer das eigentlich war, und welche Bedeutung

er für das Theater hatte. Ich habe auch Brecht, Gogol, Camus

gelesen. Ich denke, unser Schreiben, das eines jeden einzelnen,

ist eine komplexe Begegnung zahlreicher Varianten, vieler

Träume und vieler Echos.

48

»ZURZEIT IST MEHR HOFFNUNG ALS FREIHEIT«DER SCHRIFTSTELLER ONDJAKI ÜBER LUANDA, LITERARISCHE EINFLÜSSE UND DAS MYSTERIUM DER POESIE

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Wie muss ich mir das mit den Echos vorstellen?Jeder Schriftsteller sollte sich anschauen, was vor ihm gemacht

wurde. Ich halte dies für einen angemessen bescheidenen und

klugen Ansatz. Lesen, lernen, sich im besten Sinne anstecken

lassen. Und dann die eigene Kunst wiederentdecken, sich selbst

als Schöpfer noch einmal entdecken und versuchen, einen Bei-

trag zu leisten, dem Gebiet, auf dem man tätig ist, etwas Neues

hinzuzufügen. Angola hatte schon immer große Schriftsteller,

sowohl in der Prosa als auch in der Lyrik. Unsere Herausforde-

rung oder zumindest eine unserer Herausforderungen ist es,

unsere Arbeit so zu machen, dass wir die hervorragende Lite -

ratur früherer Generationen weiterführen, ihr Kontinuität ver -

leihen. Das ist nicht leicht, aber wir müssen uns dieser Aufgabe

stellen – in aller Bescheidenheit, kreativ und mit Respekt.

Als direkte Einflüsse kann ich Honwana nennen und Manuel

Rui. Deren kindliche Erzähler vor allem. Ich selbst habe mich

sehr mit dem Universum und der Sprache der Kinder in »Quem

me dera ser Onda« (deutsch etwa: Ach, wäre ich eine Welle)

von Manuel Rui identifiziert. Außerordentlich wichtig war für

mich auch, wie Luandino Vieira die Kinder in seinen Büchern

sprechen lässt. Eine weitere direkte »Kontamination« war die

Lektüre des brasilianischen Dichters Manoel de Barros, aus der

zwei meiner Gedichtbände hervorgegangen sind.

In welchem Maß hat Ihr Leben im Ausland, Lissabon, Rio deJaneiro, auf Reisen überall in der Welt, Einfluss auf Ihre Literatur? Ich glaube, das geschieht vor allem auf dem Gebiet von Wahr-

nehmungen, inneren Neuerwerbungen. Die Erfahrung von neuen

Ländern, anderen Kulturen rufen neue Überlegungen hervor.

Also so richtig greifbar ist der Einfluss dieser Reisen nicht.

Wichtiger ist, dass die Reisen neue Erfahrungen mit sich brin-

gen, neue Gesten – auch literarische.

In Deutschland ist gerade der Roman »Barroco Tropical« ihresLandsmanns José Eduardo Agualusa herausgekommen. Ein alsZukunftsroman verkleidetes, beunruhigendes Porträt Luandas.Ihre Romane sind insgesamt optimistischer. Wie sehen Sie dieZukunft Angolas? Kann man sagen, dass Hoffnung und Freiheitbereits Hand in Hand gehen?Was genau heißt das denn für jeden Einzelnen? Wie misst man

Freiheit oder Hoffnung eines jeden einzelnen Menschen? Ich

glaube, es ist noch viel zu tun in dieser Richtung, und anderer-

seits ist schon viel getan worden. Ich würde sagen, zurzeit ist

mehr Hoffnung als Freiheit.

Ondjaki (bürgerlich Ndalu de Almeida), geboren 1977 in Luanda,

studierte Soziologie und veröffentlichte 2001 seinen ersten

Roman »Bom Dia Camaradas« (übersetzt

von Claudia Stein, Aargau 2006). Sein Werk

umfasst Romane, Novellen und Erzählungen

ebenso wie Lyrik, Kinder- und Jugendlitera-

tur. 2008 erhielt er den »Grinzane for Africa

Award« und 2010 den renommierten bra -

silianischen Jabuti-Preis. Ondjaki lebt und

arbeitet in Rio de Janeiro, Brasilien.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Na entrevista com o poeta e professor Abreu Paxe, Ondjaki, o mais novo dos

autores angolanos conhecidos internacionalmente, fala da cidade de Luanda

como pano de fundo de seus romances, de suas influências literárias, do

problema de se expressar como artista africano e individualmente, e da espe -

rança dos jovens para o futuro.

49

DAS WORT LUANDA SCHREIBEN

die melodie kam, blies mir nacht in die eingeweide –

ich war ein mondfisch, frei zwischen akkorden die-

ser trunkenen laute. ich lächelte mit all meinen fin-

gern. tötete fast eine mücke, die vorüberflog [wie

viele leben hat eine mücke?]

die stadt schläft um diese zeit

[die stadt, kann sie träumen …?]

alle menschen

viele

all die schönen geschichten

morgen

werden sie wieder geschehen

[die schönheit der geschichten, verbraucht sie sich?]

luanda

du bist ein wort

in den narben

einer schönen kriegerin.

Aus: ONDJAKI, MATERIAIS PARA CONFECÇÃO DE UM ESPANADOR DE

TRISTEZAS, Lissabon 2009. Übersetzung: Michael Kegler. Abdruck mit

freundlicher Genehmigung des Autors.

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Kiluanji Kia Henda ist einer der international bekanntesten

Fotokünstler Angolas. Sein ironischer Blick gilt dem Selbst-

bild Afrikas und der Geschichte und Gegenwart seines Landes.

Kiluanji Kia Hendas Werk ist geprägt von einem wachen Blick

und dem ständigen Hinterfragen dessen, was ihn umgibt. Sein

Thema ist die Erinnerung, sein Material die jüngere angolani-

sche Geschichte, wie etwa der Übergang von der Kolonialzeit

zu einem unabhängigen Angola oder die Spuren des Kolonia-

lismus, betrachtet aus einer Perspektive kosmopolitischen

Erlebens. Die Analyse dieser Vergangenheit oder der Rolle

Angolas als Schauplatz des Kalten Krieges, der es dem Land

letztendlich ermöglichte, unabhängig zu bleiben, tritt hinter

diese Betrachtung zurück. Gleichzeitig beobachten wir in sei-

nem Ansatz Elemente der Parodie, des Humors als Mittel, mit

Themen umzugehen, die in anderer Form allzu ernst oder auch

unbequem wären. Er nutzt die Utopie, um seine Sujets in die

Zukunft zu projizieren, Situationen zu transformieren und so

einen alternativen Blickwinkel anzubieten.

Gut zu beobachten ist dies in »Spacecraft Icarus 13«, einem

Projekt, in dem Realität und Phantasie einander durchdringen

und das Selbstbild der Afrikaner humorvoll hinterfragt wird.

Dabei geht Kiluanji Kia Henda von der Form des Mausoleums

für den ersten angolanischen Präsidenten Agostinho Neto aus,

das einem Raumschiff nachempfunden ist, und konstruiert eine

Fotoreportage über die erste angolanische Weltraumexpedition

zur Sonne. Dabei zitiert er nicht nur den klassischen Ikarus,

sondern auch einen beliebten Witz über den ersten, bei einem

Flugzeugabsturz getöteten mosambikanischen Präsidenten

Samora Machel. Dem Witz zufolge fordert Machel, dass Afrika-

ner dereinst nicht nur zum Mond, sondern gar zur Sonne

fliegen sollten, aber des Nachts, wenn es nicht so heiß ist.

ENTDECKER UND ILLEGALE In seinem jüngsten, noch in Arbeit befindlichen Projekt

»Homem Novo« (Neuer Mensch) wählt Kia Henda erneut die

Parodie als thematischen Ansatz. Der Titel dieser Werkreihe

zitiert die angolanische Nationalhymne und den darin be -

schworenen Neuen Menschen – ihre Bilder jedoch kontrastie-

ren humorvoll mit diesem Ideal:

So stellt er in der Fotografie »Balamuka – Ambush (The Queen

Njinga and The Clandestinos)« Heinrich den Seefahrer, den

Brasilien-Entdecker Pedro Álvares Cabral und andere histori-

sche Persönlichkeiten der Kolonialzeit als illegale Einwanderer

Von Suzana Sousa

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NACHTS ZUR SONNE FLIEGENVON GUANGZHOU BIS KAPSTADT, VON NAIROBI BIS VENEDIGSORGT KILUANJI KIA HENDAS WERK FÜR FURORE

REDEFINING THE POWER In seinen Fotoserien zeigt Kiluanji Kia Henda koloniale Denkmäler, auf einer historischen Postkarte und in der heutigen Zeit.

REDEFINING THE POWER II (Serie mit Shunnoz Fiel), 2011 (courtesy Galeria Fonti, Neapel)

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52Nachts zur Sonne fliegen

Diese Geste der Aneignung erlaubt ihm die Schaffung von

neuen, über die Ausgangselemente Vergangenheit und Gegen-

wart hinausgehenden Elementen. Kia Hendas Blick und sein

Diskurs beziehen sich auf das Vergehen von Zeit und dessen

Auswirkungen. Wie in früheren Arbeiten präsentiert Kiluanji

Kia Henda hier die Erinnerung als ein das heutige Leben struk-

turierendes Element, das er aus aus einer Perspektive der Nähe

betrachtet. Kulturelles Gedächtnis steht in seinem Werk in

einem direkten, fast offensichtlichen Verhältnis zu Ereignissen

in der Gegenwart. Im Fall der Statuen aus der Kolonialzeit

sind sowohl ihr Nicht-mehr-vorhanden-Sein als auch das Vor-

handensein ihrer Sockel Bestandteil des Lebens der Menschen

in Luanda; ihre Abwesenheit macht den kolonialen Diskurs,

den sie damit beschließen, sichtbar. Die Dekonstruktion dieses

Diskurses in »Homem Novo« geschieht nicht durch einen

Gegen-Diskurs, wie den der im Titel zitierten Nationalhymne,

sondern durch die Inbesitznahme, das

Leben im urbanen Raum.

Suzana Sousa studierte Literatur- und

Kulturwissenschaften in Lissabon und

arbeitet seit 2003 als freie Kulturmanage-

rin in Angola. 2006 war sie für die erste

Triennale von Luanda tätig.

Kiluanji Kia Henda, geboren 1979 in Luanda, wuchs zur Zeit

des angolanischen Bürgerkriegs auf. In seinen Arbeiten

verwischt er die Grenzen von Dokumentation und Fiktion,

Geschichte und Gegenwart, Massenkultur und Tradition.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *A obra de Kiluanji Kia Henda é marcada por um olhar atento e uma constante

atitude de questionamento sobre o que o rodeia. Kia Henda trabalha a

memória, através da exploração que faz dos temas da história recente ango -

lana, a transição do período colonial para a Angola independente, as marcas

do colonialismo, mais numa perspectiva de vivência cosmopolita do que de

análise do passado. Na sua abordagem notamos também características como

a paródia, o humor surge como uma ferramenta para abordar assuntos que

de outra forma seriam sérios demais ou incómodos demais, e sempre um

olhar irónico sobre a imagem que os africanos têm de si próprios.

dar. Indem er die aktuelle Situation der massenhaften Einwan-

derung aus anderen afrikanischen Ländern in das moderne

Angola der Besetzung des angolanischen Territoriums in der

Kolonialzeit gegenüberstellt, nimmt er diesem Thema die

Schwere. Königin Njinga und die Illegalen (Clandestinos) nehmen

den gleichen Raum ein, einen unübersichtlichen Raum voller

Kampfwagen und Resten von Kanonen, einen Raum, der ver-

schiedene Momente der angolanischen Geschichte beherbergt

und keinem davon besondere Bedeutung beimisst. Schwer,

dabei nicht an den Platz zu denken, den jeder einzelne Angola-

ner in der Geschichte einnimmt – die historische Perspektive,

die es uns Angolanern erlaubt, über uns selbst nachzudenken.

Ein weiterer Teil dieses Projekts ist eine Fotoserie mit dem

Titel »Redefining The Power (I-IV)«. Hier analysiert Kia Henda

die Symbolsprache der Kolonialmacht expliziter: Auf einer

Postkarte aus dem kolonialen Luanda ist das Denkmal für

Pedro Alexandrino da Cunha, früherer Gouverneur der kolonia-

len Provinz Luanda, zu sehen, daneben dasselbe Denkmal in

heutiger Zeit. Auf der Postkarte lehnen portugiesische Soldaten

an der Statue, das Bild illustriert die Besetzung in ihrer augen-

scheinlichsten Form: nicht nur die Symbolkraft des Denkmals,

sondern auch die Macht der Waffen. Das nächste Bild zeigt den

leeren Sockel, das Auslöschen oder Entleeren kolonialer Erin -

nerung. Im dritten Bild sieht man denselben Sockel, jedoch

steht auf ihm eine andere Figur. Bei näherer Betrachtung fällt

auf, dass es sich um einen wirklichen jungen Mann handelt, der

den theatralischen Gestus des Denkmals imitiert. Das Bild ver-

weist damit auf die Sprache der Macht einer Kunst im öffent-

lichen Raum, die im Dienst der Propaganda steht. Zugleich zeigt

sich hier die Aneignung des Raumes durch eine Generation, die

keinen Bezug mehr hat zur Symbolsprache der Kolonialmacht

und die aus ihrer eigenen urbanen Erfahrung neue Erinnerun-

gen und neue Symbole schafft.

Die Redefinition der Macht vollzieht sich zwischen dem Ende

der kolonialen Symbole und ihrem Verschwinden sowie der

Aneignung des Raumes durch die Angolaner, Stadtbewohner

und Nutzer ihrer Strukturen, aber auch durch die Verwendung

von Leerstellen und die Darstellung dieser Leere. Kiluanji Kia

Henda bildet diesen Prozess ab und überlässt es dem Betrach-

ter, ihn zu hinterfragen.

PROZESSE DER ANEIGNUNGDie Kultur Luandas ist geprägt von diversen Prozessen der

Aneignung. Von der kolonialen Architektur der Stadt über die

Kleidung bis hin zur Aneignung urbaner Sounds aus aller Welt

im Kuduro. Kia Henda stellt seinen Diskurs in den Zusammen-

hang dieser Kultur. Er porträtiert die Besetzung des städtischen

Raums durch die Jugend, erschafft sie mit neuen Figuren

und Gesten auf symbolische Weise neu und macht sich mit

den Postkarten die koloniale Ästhetik zu eigen.

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EINE FIKTIONALE REISE ZUR SONNE Kiluanji Kia Hendas Installation

»Icarus 13« basiert auf Fotografien kolonialer Bauten und architektonischer

Relikte aus der Zeit der sowjetischen Präsenz in Angola (courtesy Galeria

Soso, São Paulo).

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JEDES FENSTER NACHDRAUSSEN IST WICHTIGGLÜCKWÜNSCHE ZUM ZWEITEN JAHRESTAG DES GOETHE-INSTITUTS ANGOLA

Angolanische Freunde, Kooperationspartner und Kollegen

gratulieren zum zweiten Geburtstag des Goethe-Instituts und

erzählen, welche Wünsche und Erwartungen sie mit dem

deutschen Kulturinstitut in Angola verbinden.

Ana Clara Marques

Otiniel Silva

Mário Almeida

Ginga Neto Almeida Maria João Faria

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Ich finde es gut, dass es ein Goethe-Institut hier in Angola gibt,

vor allem, weil es mit seiner Arbeit auch zur Entwicklung und

Verbreitung der angolanischen Kultur beiträgt.

Mário Almeida, Besitzer des Restaurants Bahia in Luanda und

Galerist in Luanda und in São Paulo, Brasilien

Ich finde es sehr wichtig, dass es in Angola Organisationen

gibt, die Kultur und Sprache anderer Länder bekannt machen,

wie dies beim Goethe-Institut der Fall ist. Es wird Angola hel-

fen, seine Kenntnisse über andere historisch-geografische

Räume und andere menschliche und kulturelle Erfahrungen zu

erweitern. Außerdem ist Kulturaustausch wichtig für eine grö-

ßere Achtung aller Kulturen füreinander. Trotz der bekannten

Probleme des Landes hat das Goethe-Institut interessante,

hochkarätige Kulturprogramme hierhergebracht, was dazu

beitragen wird, den Horizont aller Angolaner zu erweitern.

Ana Clara Marques, künstlerische Leiterin des Tanztheaters

Companhia de Dança Contemporânea de Angola.

Ich halte das Goethe-Institut für sehr relevant, da es unzählige

Aktivitäten anstoßen kann und auch sollte, die das Band der

Kooperation und Freundschaft zwischen unseren Ländern stär-

ken. Kultur ist Ausdruck des Lebens und der Seele und damit

einer der wichtigsten Ansatzpunkte für ein besseres Kennenler-

nen und gegenseitiges Verständnis der Angolaner und der Deut-

schen. Darüber hinaus kann das Goethe-Institut über kulturelle

Aktivitäten großes Prestige in unserem Land erwerben, einen

herausragenden Platz in der angolanischen Zivilgesellschaft

einnehmen und die Angolaner in der Wahrnehmung ihrer Bür-

gerrechte stärken.

Albino Carlos, Generaldirektor des journalistischen Ausbil-

dungszentrums CEFOJOR

Das Goethe-Institut hat mir die Möglichkeit gegeben, meine

Literatur nach Deutschland zu bringen und dort bekannt zu

machen. Es war eine unvergessliche und für meine weitere

Arbeit sehr nützliche Reise. Herzlichen Dank, Goethe-Institut.

Glückwünsche zum zweiten Jahrestag und viel Erfolg!

Maria Celestina Fernandes, Schriftstellerin

Ein Goethe-Institut in Angola ist ein wunderbarer Vermittler der

deutschen Kultur, die in all ihrem Umfang vielen Menschen noch

viel zu wenig bekannt ist. Angola kann davon nur profitieren.

Maria João Faria, Architektin und Dozentin an der Universi-

dade Lusíada de Luanda

Ich finde es gut, ein Goethe-Institut in Angola zu haben, denn

jedes Fenster nach draußen ist wichtig für die konstruktive und

positive Verbreitung und Förderung unserer Kultur.

Massalo, Fotograf

Das Goethe-Institut organisiert großartige Kulturveranstaltun-

gen in Angola.

Aureliana Pereira Koordinatorin für Presse und Information

bei der Europäischen Union in Luanda.

Ich finde es extrem wichtig, ein Goethe-Institut in Luanda zu

haben, denn dadurch bekommen Angolaner die Möglichkeit,

Deutsch zu lernen und sich mit der Kultur Deutschlands ver-

traut zu machen. Sprachen sind immer eine Art Fenster zur Welt.

Deutsch zu können, kann sehr hilfreich sein für die jungen

Leute bei der Bewerbung um Stipendien in einem technisch

hoch entwickelten Land. Wir können bei diesem Austausch nur

gewinnen.

Ginga Neto Almeida, Übersetzerin und Consultant

Als Germanistin und vor dem Hintergrund der früheren Verbin-

dung unserer beider Länder, aber auch, um diese Verbindung

auszubauen, finde ich, dass ein Goethe-Institut in Angola drin-

gend notwendig ist. Es ermöglicht Angolanern, hier lebenden

Deutschen und anderen, über Filme, Vorträge, Konferenzen und

andere Veranstaltungen kultureller, sportlicher oder akademi-

scher Art den Kontakt mit deutscher Kultur zu pflegen. Das

Gewicht der deutsch-angolanischen Beziehung war bereits wäh-

rend des Befreiungskampfes spürbar, als wichtige Repräsentan-

ten der MPLA sich in Deutschland aufhalten, dort arbeiten oder

studieren durften. Nach der Unabhängigkeit wurden hunderte

Angolaner in der DDR in den Geistes-, Human- oder Naturwis-

senschaften ausgebildet. Die Anwesenheit von Angolanern wie

Ruth Neto, Monty, Kabulo und vielen anderen in der DDR sowie

der Bundesrepublik bezeugt das gute Verhältnis zwischen

Deutschland und Angola.

Ana Paula dos Santos Corrêa Victor, Germanistin, diplomiert

an der Karl-Marx-Universität Leipzig (1979 bis 1984), Leiterin

des Naturkundemuseums in Luanda

Aus drei Gründen finde ich es gut, dass es ein Goethe-Institut in

Luanda gibt: Es erweitert und diversifiziert das Kulturangebot

für die Gesellschaft und trägt so zu mehr Lebensqualität in

Luanda bei. Das Goethe-Institut bringt sein Netzwerk aus kultu-

rellen Partnerschaften nach Angola, was unsere Kulturszene

bereichern wird. Das Programm »Moving Afrika« ist ein gutes

Beispiel dafür. Mit anderen Worten, die Welt wird nach Angola

gebracht und Angola wird hinausgetragen in alle Welt.

Das Goethe-Institut ist eine Einrichtung der deutschen Regie-

rung und damit vielleicht auch ein Anreiz für die angolanische

Regierung, mehr in Kultur zu investieren.

Otiniel Silva, Kulturaktivist (Movimento>>X, Mano a Mano

Produções & Eventos Socio-Culturais)

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *Um instituto cultural nunca é nem deve ser uma ilha, mas sim participar acti-

vamente da vida na cidade, no país em que trabalha. Perguntámos alguns dos

nossos amigos, colaboradores e colegas angolanos sobre o que acham da

existência e do trabalho do Goethe-Institut em Luanda.

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José Eduardo Agualusa

»Ein Stein unter Wasser« (Nação Crioula)

Übersetzung: Inés Koebel. München 1999

»Das Lachen des Geckos« (O Vendedor de Passados)

Übersetzung: Michael Kegler. München 2008

»Die Frauen meines Vaters« (As Mulheres do meu Pai)

Übersetzung: Michael Kegler. München 2010

»Barroco Tropical«

Übersetzung: Michael Kegler. München 2011

Agostinho Neto

»Angola, Heilige Hoffnung« (Sagrada Esperança)

Übersetzung: Maria Adelia Silva Melo und Hermann Pflüger.

Köln 1976

Gedichte.

Übersetzung: Anne-Sophie Arnold. Leipzig/Frankfurt a. M. 1977

Ondjaki

»Bom Dia Camaradas. Ein Roman aus Angola«

Übersetzung: Claudia Stein. Zürich 2006

Pepetela

»Der Hund und die Leute von Luanda« (O Cão e os Caluandas)

Übersetzung: Inés Koebel. Bonn 1987

»Mayombe«

Übersetzung: Maritta Tkalec. Berlin 1983/Bonn 1985

»Ngunga« (As aventuras de Ngunga, Jugendbuch)

Übersetzung: Tilla Thonig. Berlin 1981 (mehrere Auflagen)

»Schöpfungsregen der Yaka« (Yaka)

Übersetzung: Klaus Laabs. Berlin 1988

»Jaime Bunda, Geheimagent« (Jaime Bunda, Agente Secreto)

Übersetzung: Barbara Mesquita. Zürich 2004

Manuel Rui

»Das Meer und die Erinnerung. Prosa und Lyrik«

Übersetzung: Gudrun Hohl und Annemarie Bostroem. Berlin

und Weimar 1988

Castro Soromenho

»Senhor Américo kehrt nicht zurück« (Terra Morta)

Übersetzung: Johannes Klare. Berlin 1964

Ana Paula Tavares

»Fieberbaum. Gedichte«. Werkausgabe portugiesisch/deutsch

Übersetzung: Joana und Tobias Burghardt. Stuttgart 2010

José Luandino Vieira

»Das wahre Leben des Domingos Xavier« (A vida verdadeira

de Domingos Xavier)

Übersetzung: Kristina Hering. Berlin 1974/Frankfurt a. M. 1981

Die älteren Titel, insbesondere die in der DDR verlegten,

sind mittlerweile vergriffen, mit etwas Geduld aber durchaus

noch antiquarisch zu bekommen.

Angolanische Literatur in portugiesischer Sprache wird in

Deutschland von TFM – Zentrum für Bücher und Schallplatten

in portugiesischer Sprache (www.tfmonline.de) in Frankfurt

am Main vertrieben.

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ANGOLANISCHE LITERATUR IN DEUTSCHER ÜBERSETZUNG

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Editorial 57

IMPRESSUM Herausgeber © 2011 Goethe-Institut e. V. Zentrale,

Dachauer Straße 122, 80637 München, www.goethe.de ·

Redaktion Gabriele Stiller-Kern, Barbara Helfrich, Michael Keg-

ler · Mitarbeit Sabine Willig · V. i. S. d. P. Christoph Mücher ·

Gestaltung fernkopie · Schlusskorrektur Claudius Prößer ·

Druck Druckverlag Kettler GmbH, Bönen

BILDNACHWEIS Umschlagseite 2: Rui Tavares, Seiten 2 und 3:

Walter Fernandes/Copyright: Photo Atelier, Seite 4: João Paulo

Barbosa (oben links), Jens Ziehe, Nationalgalerie – Staatliche

Museen zu Berlin (oben rechts), Walter Fernandes/Copyright:

Photo Atelier (unten), Seite 5: Goethe-Institut Südafrika, Seite 6:

Oliver Dalichau, Seite 7: Goethe-Institut Angola, Seite 8: Walter

Fernandes/Copyright: Photo Atelier (oben), Paulino Damião 50

(unten), Seite 8/9: Christiane Schulte, Seite 10: Stefanie Alisch,

Seite 11: Rui Tavares, Seite 13: Miguel Hurst, Seite 15: Rui

Tavares, Seite 16: Rui Tavares (links), Josef Grillmeier (rechts),

Seiten 17, 18 und 19: Josef Grillmeier, Seiten 20, 22 und 23:

Jens Ziehe, Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin,

Seite 24: privat (oben), António Ole (unten), Seite 25: Gert J.

Van Rooij, Seite 26: Analog Africa, Seiten 28 bis 30: Hans Engels,

Seite 31: Christiane Schulte, Seite 32: Hans Engels (oben), Rita

Soares (unten), Seite 33: Hans Engels, Seite 35: Rui Tavares

(oben), Walter Fernandes/Copyright: Photo Atelier (unten),

Seite 36/37: Rui Tavares, Seiten 38 und 39: Oliver Dalichau,

Seiten 40 und 41: Rui Tavares, Seite 42: Rui Tavares (Porträt-

fotos links), Luís Cristóvão Manuel, Seite 43: Luís Cristóvão

Manuel (oben), Patrick Wildermann (unten), Seite 46: Rui Tava-

res, Seite 49: Lui Sousa, Seite 50: Kiluanji Kia Henda, Seite 51:

Kiluanji Kia Henda, Postkarte (links), Seite 52: privat (oben),

Edson Chagas (unten), Seite 53: Kiluanji Kia Henda, Seite 54:

privat, Umschlagseite 3: David Burke

Quellen Seite 14/15: The World Factbook, herausgegeben vom

Central Intelligence Service (CIA) der Vereinigten Staaten von

Amerika, Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen /

United Nations Development Programme (UNDP), Regierung

von Angola, Botschaft von Angola in Washington D.C., USA

TITELBILD Das Foto von Rui Tavares zeigt die angolanischen

Modedesigner Shunnoz und Tekasala bei ihrer Performance

»Projecto Mental« in der Hauptstadt Luanda.

Die namentlich gekennzeichneten Artikel geben nicht in jedem

Fall die Meinung der Redaktion wieder.

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Goethe-Institut e.V.

Zentrale

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80637 München

Deutschland

Telefon 089 159 210

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