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KOSTLER: Goethes Bildungsstreben und Naturschau usw. 551 Goefhes Bildungsstreben und Naturschau in ihrer Folge fiir eine wissenschaftlich begriindete Waldbehandlung Einige Bemerkungen zur Lage der Forstwissenschaft anl~iglich der 200j~ihrigen Wiederkehr yon Goethes Geburtstag Von J. KOSTLER Wie alle menschliche T~itigkeit an einem Werden und Wachsen teilhat, dr~ingt sich klar ins Bewul~tsein, wenn man die Lebensarbeit eines be- deutenden Gelehrten iiberblickt. Die Frage nach Wirkung yon Forschen und Denken l~il3t sich in vielen M6glichkeiten verfolgen; eine Festschrift erlaubt dabei pers6nliche Anschauungen umfangreicher auszusprechen als es im wissenschaftlichen Schrifttum sonst iiblich ist. Das Jahr 1949 gibt zudem Anlafl genug der Bedeutung GOETHES 1) fiir verschiedene TS.tigkeits- bereiche sich zu erinnern und sich zu besinnen, welche Befruchtung aus seinem Geiste ffir d as Wirken in Gegenwart und Zukunft zu erwarten ist. Einem schlagfertigen Berliner, befragt, was er am meisten fiir das Jahr 194 9 ffirchte, schol3 prompt die Antwort aus der Kehle: GOETHE. Wer in innerer Beziehung zu Werk und Leben GOETHES steht, wird jenseits dieses Scherzes solche Beffirchtung fiir angemessen halten mfissen, wenn er aufmerksam die ersten Symptome des Mil3brauchs sogar dieses Namens f~r die Propaganda machtpolitischer Auseinanderse'tzungen wahrnimmt; er.wird sie auch hegen, wenn er die Manen GOET~ES yon der literarischen Tagesjournalistik beschworen findet. Von Gewalt und Geschrei kann aber besinnlich e i)berlegung immer noch so weit ferngehalten werden, dab das Wagnis berechtigt wird, sogar im GOETH~-Jahr 1949 GOETHES im ge- druckten Wort zu gedenken. Tut man es, so ist es nicht fiberfl/issig yon vornherein zu .¢rkl~ren, man wolle sich nicht mit jenen Anmal3enden gemein machen, die an GOETHES Tisch riicken, die Ellenbogen an ihm scheuern und ihm Lob und Kritik servieren. Abet ist es nicht auch ein Migbrauch des hehren Namens, ihn in eine Relation zu allen mSglichen T~itigkeiten bringen zu woIlen? L~iuft man nicht Gefahr eine Art ,,Mozartkugeln" zu drehen und wie in ihnen Genie, Geschiift und Genul3 in eine siil31iche Masse zu vereinen? Jedoch der allzu Bedenkliche vermeidet wohl solche Gefahr, aber er vermeidet darfiber noch mehr: das mutige Voranschreiten. Auch fiir uns gilt, was HANS CAROSSA 2) fiber GOEthE gesagt hat: ,,Unsere kleine Welt ist viel zu arm an Ente- lechien solcher Art, als dal3 sie nicht immer wieder auf sie Zuriickgreifen mfil3te." Es geht nicht darum, ein Traktat fiber GOETHE und das Forst- 2) Zitate" aus GOETtIES Schriften werden nach der Sophienausgabe angegeben, soweit nicht die Datumangabe (Tagebficher) oder allgemein bekannte Stellen, ein Zitieren erfibrigen. ~) HA~.~ CAI~OSSA, Wirkungen Goethes in der Gegenwart. Leipzig 1938.

Goethes Bildungsstreben und Naturschau in ihrer Folge für eine wissenschaftlich begründete Waldbehandlung

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KOSTLER: Goethes B i l d u n g s s t r e b e n und N a t u r s c h a u usw. 551

Goefhes Bildungsstreben und Naturschau in ihrer Folge fiir eine wissenschaftlich begriindete Waldbehandlung

Einige Bemerkungen zur Lage der Forstwissenschaft anl~iglich der 200j~ihrigen Wiederkehr yon Goethes Geburtstag

Von J. KOSTLER

Wie alle menschliche T~itigkeit an einem Werden und Wachsen teilhat, dr~ingt sich klar ins Bewul~tsein, wenn man die Lebensarbei t eines be- deutenden Gelehrten iiberblickt. Die F rage nach Wirkung yon Forschen und Denken l~il3t sich in vielen M6glichkeiten verfolgen; eine Festschri f t erlaubt dabei pers6nliche Anschauungen umfangreicher auszusprechen als es im wissenschaftlichen Schrif t tum sonst iiblich ist. Das Jahr 1949 gibt zudem Anlafl genug der Bedeutung GOETHES 1) fiir verschiedene TS.tigkeits- bereiche sich zu erinnern und sich zu besinnen, welche Befruchtung aus seinem Geiste ffir d as Wirken in Gegenwart und Zukunft zu erwar ten ist.

Einem schlagfertigen Berliner, befragt, was er am meisten fiir das Jahr 194 9 ffirchte, schol3 prompt die Antwor t aus der Kehle: GOETHE. Wer in innerer Beziehung zu Werk und Leben GOETHES steht, wird jenseits dieses Scherzes solche Beffirchtung fiir angemessen halten mfissen, wenn er aufmerksam die ersten Symptome des Mil3brauchs sogar dieses Namens f~r die Propaganda machtpoli t ischer Auseinanderse' tzungen wahrn immt ; e r .w i rd sie auch hegen, wenn er die Manen GOET~ES yon der literarischen Tagesjournal is t ik beschworen findet. Von Gewalt und Geschrei kann aber besinnlich e i )berlegung immer noch so weit ferngehalten werden, dab das Wagnis berechtigt wird, sogar im GOETH~-Jahr 1949 GOETHES im ge- druckten Wor t zu gedenken. Tut man es, so ist es nicht fiberfl/issig yon vornherein zu .¢rkl~ren, man wolle sich nicht mit jenen Anmal3enden gemein machen, die an GOETHES Tisch riicken, die Ellenbogen an ihm scheuern und ihm Lob und Kr i t ik servieren.

Abe t ist es nicht auch ein Migbrauch des hehren Namens, ihn in eine Relation zu allen mSglichen T~itigkeiten bringen zu woIlen? L~iuft man

n i c h t Gefahr eine Ar t , ,Mozartkugeln" zu drehen und wie in ihnen Genie, Geschiift und Genul3 in eine siil31iche Masse zu vereinen? Jedoch der allzu Bedenkliche vermeidet wohl solche Gefahr, aber er vermeidet darfiber noch mehr: das mutige Voranschreiten. Auch fiir uns gilt, was HANS CAROSSA 2) fiber GOEthE gesagt hat: , ,Unsere kleine Welt ist viel zu a rm an Ente- lechien solcher Art, als dal3 sie nicht immer wieder auf sie Zuriickgreifen mfil3te." Es geht nicht darum, ein Trak ta t fiber GOETHE und das Fors t -

2) Zitate" aus GOETtIES Schriften werden nach der Sophienausgabe angegeben, soweit nicht die Datumangabe (Tagebficher) oder allgemein bekannte Stellen, ein Zitieren erfibrigen.

~) HA~.~ CAI~OSSA, Wirkungen Goethes in der Gegenwart. Leipzig 1938.

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wesen zu schreiben; es genfigt die Sorge, demniichst eines fiber GOETHE und die Jagd lesen zu miissen 8).

Der Untersuchung weit eher wiirdig w~ire das Verh~iltnis GOETHES ZU Wald und Baum, weil darin das allgemeine Verh~iltnis zur Natur in sch6nster Weise offenbar wfirde. Es g~ibe viele Pfade dieser F rage nach- zuspiiren 4). Einer der sichtbarsten w~ire der aus der dienstlichen Tiitigkeit des Geheimen Rates und Staatsminis ters naeh den forstlichen Aufgaben in der Weimar er Verwal tung zu suchen, Der Thiir inger Wald und der H a r z nicht minder als die Alpen der Schweiz und Tirols, haben GOETHE den Wald beobachten und aus seinen Beobachtungen Folgerungen ziehen lassen, oder das Walderlebnis hat in der kfinstlerischen SchSpfung Gestal tung erhalten. Zu wenig ist beachtet worden, dab die reinste und edelste Lyr ik GOETI-IES in seinem Gedicht ,,I~ber allen Gipfeln" auf dem Kickelhahn, in und fiber dem Wald erlebt und ges ta l te t worden ist 5). Es ist keine Unter - suchung bisher bekanntgewo,rden fiber die Waldbiiume, die GOETHE jeweils in einen best immten Lebenskreis gepflanzt hat und deren er sich bedient, um sinnfiillige Bilder yon Landschaf t und Mensch mitzuteilen; man erinnere sich der Liirchen und Zirben in den , ,Wander jahren" in ihrer Symbolik ffir Wilhelms Entwicklung oder der P a p p e l n in den , ,Wahlverwandtschaften" in ihrer geheimnisvollen Beziehung zu Eduards Leben und Charakter!

Die Problemat ik des Forstwesens, um zum praktischen Bereich zurfick- zukehren, war GOETHE durchaus bekannt : , , Im ganzen ist man fiberall bemfiht der Ortlichkeit ihr Recht widerfahren zu lassen, sie m6glichst zn benfitzen und nichts gegen ihren Charakter zu verffigen. I m ernstlichen geht die regelm~l~ige Fors tkul tur im Lande fo,rt, damit verbindet sich schon die Erziehung fremder Baumarten. Grol3e Anpflanzungen und sonstiges V e r m e h r e n geschieht durch einsichtige Forstm~inner; dadurch gewinnt man a n Erfahrung, welche Pflanzen unser Kl ima ertragen kSnnen 6).,, Das Standortsproblem nach Boden und Kl ima ist yon GOETHE klar gesehen. Gedankenggnge waldsoziologischer Ar t sind yon ibm kaum unmit telbar ausgesprochen; iedoch liegen auch hier bemerkenswerte Zusammenh~nge vor : ALEXANDER VON HUMBOLDT ist in seinem Werk ohne

8) Denn es finden sich in den Tagebfichern Eintr~ige wie folgt: 27. 7. 1776 ,,Treiben im S~iehsisehen. Hembarts Revier. tcIirsch gesehossen, gehezt." 15. I. 1778 ,,kamen die Schweine yon Eisenaeh"; 16.. I. ,,frfih gehazzt in der Reitbahn mir brach ein Eisen in einem angehenden Schwein, unter der Feder weg. Wizlebens J~iger ward geschlagen"; 31. I2, 1778: Morgens halb sechs auf, gegen neun auf die Jagd leidlich gesctiossen vergnfigt abends zu Pferd schnell herein." Aber GOETHE beriehtet auch fiber den Baron yon WEDEL, dab er sein Gesch~ift mit gradem Sinn und groger Billigkeit behandelte; ,,auch er hatte sehon in jener Zeit auf die Ver- ringerung des Wildstandes gedrungen, fiberzeugt wie sch/idlich die Hegung desselben, nicht allein dem Ackerbau, sondern der Forstkultur selbst werden mfisse." (I. 6. IOO).

4) Es sei auf den schSnen Aufsatz yon K. A. MEYER, Forstliches bei Goethe, Zeitschr. Forstw. 1932 ver*wiesen.

~) Am 27. 8. I831, am Tage vor seinem letzten erlebten Geburtstag, hat GOETHE den Gickelhahn besucht. Der Ilmenauer Rentamtmann MAHR hat eine Sehilderung dieses Besuches hintelqassen; vgl. NETTE, H., Goethe im Gespr~ich'. Stuttgart 1947. GOETHE bemerkt in seinem Tagebuch vom 28. 8. 1931: ,,Wir fuhren fiber Martinroda zuriick; begrfiBten unterwegs die Dicke Eiehe, die ieh nun schon bald 6o Jahre kenne,"

") II. 6. 23i.

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die geistigen Beziehungen zu GOETHE nicht rech't zu verstehen 7). Es ist bekannt, wie dankbar GOETHE in den Trauertagen yon 1816 sich fiber den Empfang yon HUMBOLDTs Schrift ,,sur les lois que l'on observe dans la distribution des formes v6getales" ~iul3erte 8). Gerade HUM~OLDTs geniale Auswertung seiner Reisen ist eine der Grundl~gen, au{ der die ganze neuere Pflanzengeographie und Pflanzensoziologie aufgebaut worden ist. Hier be- stehen jedenfalls auch Zusammenhiinge der yon GOETHE ausgehenden be- fruchtenden Wirkung.

Daft GOETHE den Anbau fremdl~indischer Baumarten erw~ihnt, ist eine Zeiterscheinung. Die ,,Anlagen" aller Ar t spielen in GOETHES Schriften eine grol3e Rolle, sei es, dab er sich mit der Pflanzenkultur in Weimar be- sch~iftigt 9), sei es. dab er die dort und anderw~irts selbst get~itigten Be- strebungen in die , ,Wahlverwandtschaften" oder in die , ,Wanderjahre" ver- webt. In der zweiten H~lfte des 18. Jahrhunderts herrsehte gerade in den fortschrittlich gesinnten Gesellschaftsschichten ein lebhafter Drang zur Ver- besserung der g~esamten Bodenkulmr. Aufkliirung und Rationalismus fanden einen wirksamen Niederschlag in Erscheinungen wie im Kartoffelbau. in der Kleeeinbringung, in der Anlage yon Obstg~irten u. ~i. In dieser ganzen Bewegung war ein Stfiek auch die Fo~rstkultur, und zwar wieder in der be- sonderen Form der Pflanzung auch fremdHindischer Baumarten. Wieder- holt wird yon GOETHE das Rit tergut Harbke bei Helmstedt eines Grafen VON VELTHEIM erw~ihnt 10); bei seinem Besuch im Jahre 18o 5 hat ihm ein 5oj~ihriger Strobenbestand offenbar besonderen Eindruck gemaeht 11). Es war 'e ine andere Vorstellungswelt, aus der die ~ulBerung fiber den Anbau fremdl~indischer Baumarten in regelm~igiger Pflanzung entstanden ist, wie die des naturgem~ilBen Wirtschaftswaldes. Die ,,Anlage" besch~iftigte GOETHE besonders, die aufs Niitzliehe und Seh6ne gerichtete Pflege der Landschaft nach den Vorstellungen jener Zeit; ihr gilt der Baum viel. In den ersten Tagen der heftigsten Erschiit terung nach der Pliindernng Weimars im Oktober 18o6 schreibt GOETHE an seinen Ffirsten: ,,Besinn ich mich, was ich Ihnen noch angenehmes sagen mSchte, so ist es das, was

7) LINDEN. W., Weltbild. "vVissenschaftslehre und Lebensaufbau bei Alexander yon Humboldt und Goethe. Goethe-Viermonatsschrift 1942.

s) Brief vom 12. 6. 1816 (IV. 27. 65). 9) Zum Beispiel Eintrag im Tagebuch vom 6. 4. I777: ,,Gebaut und gepflanzt.

Die Weymothsfichten." 1o) Am 17. 9. 1783 m einem Brief an CI-IARL. YON" STEIN (IV. 6. I98), dann

18o5 (I. 35. 226) und am 8. 6. 1825 ( I I . io. 6s). ttarbke scheint GOETHE einen be- sonderen Eindruck hinterlassen zu haben. Auf einem Notizzettel zu ,Dichtung und Wahrheit" ist vermerkt: ,,Jagdzeit-Forstordnung. l~bertiaupt Forstkultur in Deutsch- land. Harpke, Parkanlagen" usw.

11) ~3ber seinen Besuch vom Jahre 18o5 schreibt er: ,,Den GroBvater des Grafen hatte vor f/infzig Jahren die Forstkultur ernstlich beschiiftigt, wobei er denn noch amerikanische Gew~ichse der deutschenLandesart anzueignen trachtete. Nun ffihrte man uns in einen Wald von Weymouths-Kiefern, ansehnlich stark und hochgewachsen, in derem stattlichem Bezirk wir uns. wie sonst in den Forsten des Thtiringer Waldes, attf Moos gelagert an einem sp/iten Frfihstfick erquickten, und besonders an der regelmiigigen Pflanzung erg6tzten. Denn dieser grogviiterliche Forst zeigte noch die Absichtlichkeit der ersten Anlage, indem die s~imtlichen B/iume reihenweise gestellt sich iiberall ins Gevierte sehen liegen. Ebenso konnte rrmn in jeder Forst- abteilung bei jeder Baumgattung die Absicht des vorsorgenden Ahnherrn gar deutlich wahrnehmen" (I. 35. 226).

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reich nach entsetzlichen Klagen der besten Freunde immer noch erfreut, dab der Schaden im Park niimlich gleich Null ist. Die Belverderische Chaussee i s t unangetastet. Der Stern unverletzt und nichts abgehauen als sie gegenwfirtig in 14 Tagen, vielleicht mit anmutigeren Pflanzungen wieder herste~len wfirden12). '' Zwischen diesen Zeilen ist die Zuneigung zu den Biiumen des Parkes zu lesen, Nicht weir davon entfernt stand jener selt- samste aller B~iume, deren ganze Ar t ,,GOETHEs mystische Signatur" tdigt, wie FRIEDRICH SCHNACI< 13) sagt, der Gingkobaum. Was kann eindring- licher warnen vor oberfl~ichlicher Materialsammlung zur Baumproblematik Ms der Anfang des Gingkogedichtes: ,,Dieses Baumes B l ' a t t . . . gibt ge- heimen Sinn zu kosten, wie's den Wissenden erbaut." Das Absonderliche des Gingkobaumes ha~' ihn zum Tr~iger eines mystischen GeheimnisseS werden lassen, aber etwas yon der Weisheit des gereiften GO~TI~IE steckt auch schon im ehrffirchtigen Wunsch des jungen: ,,Dem Himmel wachs entgegen / der ]3aum, der Erde Stolz! Ihr Wetter, S turm und Regen / ver- schont das Heilig Ho lz ! "

Wenn nicht solche und andere WorSe, wenn nicht ]3riefstellen und Tagebuchnotizen die Anteilnahme GOETHES an der , ,Erde Sto,lz" belegen wiirden, k6nnte man sie aus den Zeichnungen erfahren. In GOETHES Nach- lag befinden sich fiber 25oo eigene Zeichnungen, Aquarelle u. a.; eine statt- liche Zahl yon Baumstudien ist darunter. Ein unvergegliches Erlebnis fiir den, der sie durchbUittern und bei ihrer Betrachtung verweilen durfte 14) l Von GOETHEs Gestaltungsversuchen weben sich mancherlei Fiiden zu den grogen Wald- - und Baummalern seiner Zeit, zu C . D . FRIEDRICH, PI-I. O. RUNGE und E. CARUS, aber auch zu den alten Meistern WOLF ~-IUBER, LUCAS CRA'NACH und ALBRECHT ALTDORFER, deren Bl~itter GOETHE sorgfS.ltig sammelte 1~).

Der Dichter und Zeichner GOETHE war eifrig darauf bedacht als Natur- forscher anerkannt zu werden 16). Vieles liege sich aus den naturwi.ssen- sehaftlichen Schriften h,eraussch~len und zur Belehrung fiber die lebendige ]3eobachtungsgabe GOETI-IEs vortragen. E r schildert uns die Anregungen, die yore Thiiringer Wald ausgingen, wie er bemfiht war, sich ,,Rechenschaft yon dem Grund und Boden zu geben, worauf diese uralten WS.lder sich an- gesiedelt. Nadelhglzer aller Art, mit ernstem Grfin und balsamischem Dufte, Buchenhaine yon freudigerem Anblick, die schlanke Birke und das niedere namenlose Gestr~iuch, jedes hat seinen Platz gesucht und ge- wonnen*7)". Ein sch6nes Motto fiir ein waldsoziologisches Lehrbuch, in dem das Wor t ,,namenlos" ersetzt durch ,,allbekannt" erwiesen wiirdel GOETHE fragt nach den ,,Eigenschaften der Baumar ten" ls ) , nach tier Wirkung der , ,Harzscharre" auf die ,,feinen balsamischen S~ifte, die einen solchen Baum ins zweite Jahrhundert , yon der Wurzel bis zum Gipfel be- gleiteten, ernghrten, ewig grfin frisch und lebendig erhielten" 19). Noch

19 IV. 19. 203. 13) SCHNACK, FR., Gi#gko biloba und BEUTLER, E., Das Gingko-biloba-Gedicht.

Goetlie-Kalen@r auf das Jahr 194o. 14) Dem kfirzlich verstorbenem Professor Dr. HANS WAHL, Direktor des Goethe-

Nationalmuseums Weimar, schulde ich dauernd Dank ftir diese Bevorzugung und f/Jr vielseigge Belehrung.

~) KOSTLER, J., Offenbarung des Waldes. Mfinchen 1941. '") II. 6. 126. 17) II. 7. lOO. Is) II. 6. IOI. l~) II. 6. lOl.

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in sp~iteren Jahren interessiert sich GOI~2THE fiir den Sch~ilwaldbetrieb im Rheingau (1814)2o), oder er berichtet bei einem Besuch yon Hei lbronn (1797) fiber SS.gerei und F1513erei 2~). Gewil3 ist das nicht mehr N a t u r - forschung, aber es sind aus dem forstfachlichen Gebiet Beobachtungea, die trefflich unterrichten .fiber die Vielseitigke:it der GOETHESchen Beob- achtung.

Der Triiger solche,r Beobachtungsgabe suchte nat/irlicherweise den Ver- kehr m i t ienen Menschen, die in d e r - L a g e waren, sachliche E r f ah rung und aufkliirende Belehrung zu vermitteln. So k a m GOETI~IE mit zahlreichen Forstm~in~ern in Beriihrung 2~). Die bemerkenswerteste Beziehung ist die zu einem der ersten Professoren der Forstwissenchaft , zu tIEINRICH COTTA, fiber die sich GOETHE in einem der letzten Briefe, n~imlich yore 15. 3. 183 2 iiul~erte; er schreibt an den Sohn CARL BERNHARD COTTA: ,,Doch indem man bewundert, was Sie zu leisten fiihig waren, m u g man sich, so wie Sie se lbs t gestehen, dal3 ein so bedeutefid wirksames Leben, wie das Ihres H e r r n Vaters vorausgehen mul3te, um dem Sohn ein Element der E r f a h r u n g vorzubereiten, in (lessen Fiille se in entschiedenes Talent sich bequem er- gehen und Wiinschenswertes leisten konnte. Empfehlen Sie reich demselben aufs Beste, wie ich denn die Gelegenheit sehr gerne ergreife auszusprechen, wie vie] ich seinen friiheren Bemfihungen um das Pflanzenwachstum schuldig geworden." Ein herrliches Dokument der Anerkennung eines unserer grogen Klassiker !

Forscht man in GOETHEs W e r k nach seinen Beziehungen zu Wald und Baum, so mug der Geist trotz vieler Beri ihrungspunkte im ~ul3eren sich sehliel31ich sammeln in der GoETHEschen Wesenseigenheit, die alles Sichtbare nur als Gleichnis de utet, Will man sich solchen Fragen fiber- haupt analysierend n~ihern, so verdiente die Symbolbedeutung yon Wald und Baum eine Untersuchung. Kgnnte es unfru'chtbar bleiben, dariiber zu meditieren, warum im ,,MS~rehen" der goldene K6nig dem J5ngl ing den E i c h e n kranz aufs Haup t setzt mit den Worten: , ,Erkenne das t-I6chste!"? Dal3 cter yon GOETHE versiegelte, zu seinen Lebzeiten uner6ffnete zweite Teil des , ,Faust" mit der Schlugszene endet in ,,Wald, Feld, EinSde", sei tmbesprochener Stoff; man verbescheide sich mi t dem Hinweis , dal3 in die Welt der heiligen Anachoreten der Chor dringt mit den .Versen vom Bild der Waldung. Welches Bild und welches Gleichnis!

Es zeigt sich, dal3 ein beachtliches W e r k fiber die B eziehungen GOE.T~IES zU Wald und Baum geschrieben werden k5nnte. Iffier zielt die Absicht abet

=0) I. 34. I. 66. 31) III . 2. lO3. 2..) ,,Schon die Weimarische J~igerei bestand aus trefflichen Forstmfinnern, unter

welchen der Name SKELL ein Segen bleibt" (II. 6. ioo). GOETHE f/ihrt fort: ,,Eine Revision s~imtlicher Waldreviere, gegrtindet auf Vermessung war bereits votlbracht, und ftir lange Zeit eine Einteilung der j~ihrlichen Schl~ige vorgesehen." Ffir die vorhergehende Zeit w~ire schon das StraBburger Verh~iltnis zu JuNG STILLING (HEss, R., Lebensbilder hervorragender Forstm~inner. Berlin 1885), der 1781 ein Lehrbuch der NoJrstwissenschaft 'zum Gebr~uche seiner VorIesungen in Lautern (Kaiserslautern) herausgab, in diesem Zusam'menhang yon Interesse; ffir die damalige Zeit (1776) erw/ihnt GOETI~E den Baron yon WEDEL, sp~iter begegnen ihm andere Forstm~inner, wie der Oberforstrat BECKEI~ in Darmstadt (I. 34. I. 155), Oberforst- meister yon FRITSCH, Oberforstmeister YON ZIEGESAR. Vgl. HERING, H., Forst- aniinner um Goethe. Forstarchiv 1932.

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in eine allgemeinere Richtung. Es wird nach Lehren GOETHES /fir Wissen- schaft nnd Fachentwicklung gefragt.

Da springt sofort ein Zeitph~inomen ins Auge. Wenn GOETHES gewalfige Persbnlichkeit die Federn vieler schon zu seinen Lebzeiten nnd erst recht nach seinem Tode in Bewegung gesetzt hat, wenn also nicht nur die philologisch-historische Wissenschaft sich zu einem gewaltigen und in seinem Ende unabsehbaren Leichenschmaus niedergelassen hat, sondern wenn fiberall, yon einem Naturfor'scher hier, yon einem Theol0gen dort Relationen der lq'orschung und des Denkens gesucht worden waren, so ist doch ein unbestreitbares Zeitph~.nomen jene Beachtung, die GOETHE heute in den Naturwissenschaften findet. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher zu Halle ist kfirzlich die Neuherausgab,e der Schriften GOETHES zur Naturwissenschaft in Angriff genommen worden28). Drei bekannte deutsche Gelehrte haben eine Schriftenreih, e fiir Abhandlungen zu einer allgemeinen Morphologie mit dem Titel ,,Die Gestalt" begrfindet ~4), und in einer streng rationalistisch eingestellten Zei tschrif t wie ,,Die Na tu r - wissenschaften" hat ein namhafter Physiker einen Aufsatz iiber GOETHES Naturschau 2~) ver6ffentlicht. Das sind Beispiele, die sich zu einer langen Liste erweitern liel~en. Kaum erscheint ein naturphilosophischer oder er- kenntniskritischer Aufsatz, in dem, nicht GOETHE beschworen wird. Der tiefliegende Grund dieser Erscheinung verschliel]t sich nicht: Der gesamte abendl~indische Lebensbereich ist aus den Fugen gegangen, die soziale nnd politische Ordnung der Welt ist im Umbruch, die Wesensstficke der abend- l~indischen Kultur, zu denen auch die Wissenschaft geh6rt, wollen aus ihrem krisenhaften Verfall neu gestaltet werden. Da wendet man sich trost- und hilfesuchend an die gewaltigste Pers6nlichkeit der letzten Jahrhunderte, wendet sich an d e n Abe ndl~nder, der alfle Zwiespalte der geistigen Lage und alle Wirrungen einer m~ichtig bewegten Seele zu einem harmonischen Ausglelch in der Gestaltung seiner PersSnlichkeit zu bringen wul]te. Man wendet sich an den Weisen, de r Wissenschaft zur Lebensteilnahme des ganzen Menschen zu machen verstand ~6) und erhofft aus seinen Einsichten und Lehren, aus s einen Bemfihungen und Sch6pfungen einen Weg auch aus der inneren Krise, nicht der Wissenschaft, sondern der Wissenschaftsdiener.

Viele k6nnen, andere wollen die Zusammenh~inge zwischen einer spezialisierten Facharbeit und dem Ganzen eines Kulturkreises nicht sehen. Man wird sagen, es sei wichtiger fiber die Keimung des Kiefernsamens ein Exper iment anzustellen oder die Zuwachsleistung eines Buchenbestandes zu untersuchen, a ls fiber die Lage der Wissenschaft zu philosophieren und den Geist GOETHES in ein abseitiges Fachgebiet zu bemfihen, wo do ch zust~ndigkeitshalber in einer anderen Fakult~it seine bis~ikulare Geburts- tagsfeier vorzubereiten sei. Gegen solche Auffassungen l~il]t'sich nicht

~3) Herausgegeben ist bisher yon Gf3NTHER SCHMID der erste Band der Schriften zur Geologie und Mineralogie (I77o--I8IO), Weimar I947, mit Lizenz der Sowjetischen Milit~irverwaltung.

2a) PINDER, W., TROLL, W., WOLF, L. Heft I: WOLF, L. und TROLL, W.~ Goethes morphologischer Auftrag. Leipzig I94o.

75) BUCHWALD, E., Goethesche Naturschau. Naturwissenschaften I946. ~6) ,,In GOETHES dichterischem Alterswerk suchen sich Wissenschaft und

Phantasie ganz zu durchdringen und so die Lebenswirklichkeit bis an die ~iul]erste Grenze ihrer menschlichen Deutbarkeit einzusehen und einsichtig zu machem~* HANKAMER, P., Spiel der M~chte. Tfibingen und Stuttgart I948.

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k~impfen, man muff weitergehen. Und in diesem Weitergehen seien einige, Fragen aufgegriffen, die zum Durchdenken sich dem anfdr~ingen, der Ent- wicklungen zu erkennen sucht und bereit ist, an ihnen teilzunehmen.

Beschdinken wit uns auf die Universitiit als ein Gebilde mit e iner nun wenigstens tausendj~ihrigen Geschichte 27) und einersechshundertj~ihrigen , im deutschen Bereich! Dal3 die deutschen Universit~iten wie vor 15o Jahren eine Umformung erhalten werden, steht auger Zweifel. Die Initiative der Universitiit Heidelberg unter JASPERS 2s) und der Universit~it Marburg unter EBBINGI-IAUS 29) zielt ebenso auf eine Reform der Universit~iten wie die Schwalbacher Beschliisse und das Hamburger Gutachten zur Hochschul- reform "~). Diese Bewegung entspringt einer zwingenden Notwendigkeit; m6ge ein umfassender Geist, wie WILHELM YON HUMBOLDT, einer der Freunde GOETHES, der Neugestaltung Pate werden! Die Fragen, die hier im Zusammenhang mit einem GOETHE-Gedenken fiir ein engeres Fachgebiet zur Ergr te rung stehen, gehen vornehmlich dahin, ob und wie die Fors t - wissenschaft an einer solchen Neugestaltung teilnehmen kann, wie sich in, ihr der Bildungsgedanke verwirklichen soll und wie fiir das T~itigkeitsfeld, auf das sich die Forstwissenschaft bezieht, Folgerungen zu ziehen sind.

Wenn heute yon Universit i i tsreformen gesprochen und ihre Notwendig- keit anerkannt wird, so ist dabei yon vornherein zweierlei auseinander- zuhalten: die ~iul~ere Schale und der innere Kern. Die Schale ist reform- bediirftig allein schon deswegen, well die technischen Zuriistungen des ganzen, Hochschulbetriebes eine Angleichung an das veriinderte Sozialgefiige und die technische "Lage des Forschungsbetriebes verlangen. Abet das sind mehr organisatorische Fragen, die den Kern wohl beeinflugen, aber nicht in seiner Lebenskraft beriihren. Seine Lebenskraf t liegt vielmehr im Geist, in dem Wissenschaft betrieben wird.

Unter den I~auptproblemen der Hochschulreform werden daher yon vielen Seiten genannt: Vereinigung der Naturwissenschaften und Kultur- wissenschaften 31) zu einem Ganzen der Wissenschaft, Ausgleich der analv- tischen Forschungsmethoden und der verbindenden Synthese, Kl~irung des, Zusammenhangs yon Grundwissenschaften und Zweckwissenschaften, Frei- heit yon Forschung und Lehre. Zu allen diesen Problemen gibt GOETHE Richtung und Mag. Ffir jedes der Kernprobleme lassen sich aus den Werken GOETHES Belegstellen finden; aber es sind weniger die Belegstellen als die Gesamtpers6nlichkeit GO~:TI~IES und sein Gesamtwerk. das f ruch tbar fiir Gegenwart und Zukunft werden kann. ,,GOETHE kann nicht inter- pretiert werden aus einzelnen Werken. noch weniger aus einzelnen *ul3e- rungen. Man mug sein ganzes reiches Menschentum und sein volles Lebens- werk vor Augen haben; beim jungen GOETHE sind die Akzente anders zu~ setzen als bei jenen der mittleren Jahre und wieder anders in seinem ,Spiit-

"~) Gerade vor 700 5ahren. im Jahre 1249 , schlossen sich an der Universit~it Paris die vier ,,Nationen" zusammen, deren Prokuratoren den Rektor wiihlten (Galli- kaner, Pikarden, Normannen, Engl~inder).

~S)-JASPERS, K., Die Idee der Universitiit. Berlin 1946. "~) Marburger Hochschulgespr/iche. Frankfurt a.M. 1947. a0) Gutachten zur Hochschulreform. Vom StudienausschuB ffir Hochschul-

reform 1948. 31) Scheidung im Sinne RICKERTS.

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werk' ~ ) . " Deshalb mfissen in einem gewissen Grade alle Er6rterungen fiber GOETHES Bedeutung ffir dieses oder jenes Gebiet, fiber seine Stellung zu der einen oder anderen Frage, fiber die Leistung dieses Kunstwerks und j,ener Wissenschaftsarbe:it unzuliinglich bleiben. Sie m6gen Weisheits- gut aufschliegen oder Maximen vermitteln oder Reflexionen fruchtbar machen, die Unzuliinglichkeit lie gt darin, dag die Augerungen GOETHES yon seiner Pers6nlichkeit nicht zu trennen sind und dag diese Pers6:nlichkeit bewugt und unbewugt auf ein Menschendasein bezogen ist, das nur aus einer geistigen Welt erfagbar wird. Das ist die gr613te, ,letzte und wenn man will einzige Lehre, die auch im Kleinsten fruchtbar werden k6nnte. Es ist notwendig, sich dieser Einschr~inkung der folgenden Ausfiihrungen bewugt zu bleibcn.

FI~IEORICI~ BECKER 33) hat auf drei Stufen der wissenschaftlichen E r - kenntnis hingewiesen: Auf einer ersten stehen die yon der Einzelwissen- schaft erarbeiteten Forschungsergebnisse, die nut den Fachvertreter an - gehen, diesem aber ffir weitergreifende Forschungsarbeit unentbehr.lich sind; B~.cI<Er¢ gibt als Beispiele Datierung einer geschichtlichen Urkunde u n d Fix ie rung eines astronomischen Ereignisses. Auf der zweiten Stufe stehen die aus dem Rohstoff gestalteten viele Einzelergebnisse unter einem all- gemeinen Gesichtspunkt zusammenfassenden Erkenntnisse und Werke, z.B.. RA'NKES Geschichtsdarstellungen und EINSTEINS Relativit~itstheorie. Auf der dritten Stufe schlieglich fallen die fachwissenschaftlichen Grenzen, um jeweils letzte Antwort der wissenschaftlichen Forschung auf die Frage nach de r Situation des Menschen in der Welt zu geben.

Dag GOETHE diese dritte Stufe erreicht hat, steht ebenso auger Zweifel wie die Tatsache, dal~ heute ihre Erreichung kaum noch versucht wird. Unzureichende Versuche haben ihre Bedeutung fiberdies verkennen und auch die ernste Bemfihung in Migkredi t geraten l a s s e n . Das hiingt wohl eng zusammen mit der Entwer tung der Pers6nlichkeit in der wissenschaftlichen Forschung und der Lrberb.ewertung der yon der Person losgel6sten Forschungsergebnisse. Gerade GOETHE hat z, t3. durch die Entdeckung des Zwischenkieferknochens und seiner Darlegungen fiber die Rheinische Kunst einerseits durch seine Maximen und Reflexionen, andererseits die Ver- einbarkeit weitester Gebiet,e und die Durchschreitung aller Stufen erwiesen. Gewil3 war GOETHE ein einmaliges Genie, aber es kommt auch hier nicht darauf an, ihn in den konkreten Fragestellungen der ersten Stufe oder in der schSpferischen Totalitiit der dritten als Schablone fiir Zeitgenossen hin- zustellen. Es kommt auf etwas g~inzlich anderes an: Auf die Wirkrichtung, auf die Willensimpulse, die der ganzen wissenschaftlichen Forschung yon ihm her zuteil werden kgnnen. Auch GOETHE hat nicht das Gesamtgebiet der Wissenschaften ,,beherrschen" k6nnen, wie es vielleicht LEIBNIZ noch beschieden war, aber die Totalitiit de.r Wissenschaft stand fiir ihn autie,r Zweifel. Es ist n icht fiberraschend, dag dear Wunsch einer Ganzl{eit der Wissenschaft heute zuerst yon der miichtig aufstrebenden Biotogie gestellt

~2) SELLMAIR, J., tIumanitas christiana. Mfinchen 1948. Dieses Werk ist hervor- ragend geeignet auBerhalb einer engen philosophischen und historischen Fachwissen- schaft dem nach Bildung Strebenden einen Uberblick fiber die Entwicklungsprobleme des abendl/indischen Geisteslebens zu geben.

3~) BECI~ER, F., Die Idee der Universitiit am Beispiel naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Studium Generale I948.

Goethes B i l d u n g s s t r e b e n und N a t u r s c h a u usw. 559

wird: ,,Je mehr man in die Tiefe geht, um so mehr schwindet der Gegen- satz zwischen Geistes- und Naturwissenschaften und die Wissenschaft er- scheint als ein grol3es Ganzes" 84). Wenn yon biologischen Forschern ein seit etwa 15 ° Jahren klaffender Gegensatz 35) zwischen Kulturwissenchaften und Naturwissenschaften zu iiberbriicken versucht wird, so erhebt sich gegen die naheliegende Gefahr der Materialisierung gerade wieder die GOETtlESche Weltsicht, der ,,die Materie hie ohne Geist, der Geist hie ohne Materie exist ier t und wirksam sein kann". I-Iier erfolgt der V0rstog in jenen Bereich, den JASPERS als ,,Kosmos der Wissenschaft" bezeichnet hat, der nicht in der Prax is gegriindet ist, sondern in der Philosophie und der an der Universidit wirksam ist, ,,soweit ein philosophisches Bewul3tsein alles durchdringt" 36).

Das Problem des Verh~iltnisses yon Analyse und Synthese liegt nahe bei d em eben beriihrten. Nach einem Jahrhunder t der bis in friiher un- vorstellbare Spezialisierung vorangetriebenen ana!ytischen Forschung, wird das Yerlangen nach Synthese auf allen Gebieten dringend. ,,Ein Jahr- hundert, das sich bloB auf die Analyse verlegt, und sich vor der Synthese gleichsam fiirchtet, ist nicht auf dem rechten Wege, denn nur beide zu- sammen, wie Aus- und Einatmen, machen das Leben der Wissenschaft", spricht GOETHE das V~rh~iltnis klar an 87). Zweifellos ist der wissensehaft- liche Atem durch die 13berschiitzung der Analyse und die Vernachl~ssigung der Synthese gesundheitssch~idlich gestaut worden. Der ganze Aufsatz ,,Analyse ,und Synthese" enth~lt goldene Worte fiir die Jetztlage; davon nur noch das eine: ,,Die Hauptsache, wo,ran man bei ausschlieglicher An- wendung der Analyse nicht zu denken scheint, ist, dal3 jede Analyse eine Synthese voraussetzt 8s).,,

DaB die Wissenschaft ein Ganzes sei und dab ihre Methode in Analyse und Synthese bestehe, das sind zwei Erkenntnisse, die zwar vdihrend der letzten Jahrzehnte auch an den deutschen Universit~ten arg vernachl~issigt worden sind, die aber grundsgtzlich allgemein anerkannt werden. Die der Entwicklung der Wissenschaft durch das Spezialistentum drohenden Ge- fahren sind offenbar geworden; sie sind vor allem darin zu sehen, dab de r • ei:nseitige Spezialist an allgemeinen Pers6nlichkeitswerten a llm~ihlich so viel einbiil3t, dab ihn seine Lebensunerfahrenheit und seine Lebensuntaug- lichkeit sogar zum Spezialisten unbrauchbar macht und dab der auf eine engbegrenzte Fragestellung ausschliel31ich gerichte~e ana,lytisehe Intellekt schliel31ieh geistig steril wird. Die auf dem Weg zu diesem Ende dahin- ziehenden Wissenschaftsvertreter haben haupts~ichlich das Sinken des An- sehens der Wissenschaft seit zwei Generationen verursacht. Auch zu dieser Frage hat GOETHE eine tiefe Bemerkung gemacht: ,,Ich habe im Leben iiberhaupt und im Durchschnitt gefunden, dal3 diese Mittel, wodurch wi t

34) TI-IIENEMANN, A., Wissenschaft in Nofzeit. Blick in die Wissenschaft 1948. a~) ,.Ffir GOETHE bestand eine sp~iter zum verh~ingnisvollen Gegensatz gewordene

begrifflich scharfe Trennung zwischen Naturwissenschaften und Geisteswissen- schaften iiberhaupt nicht." NmGLI, P., Zur Neuausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes. Neue Z/ircher Zeitung v. IO. 4. 1948:

86) JASPERs, K., Die Idee der Universit~t. Berlin 1946. 8~) II. Ii. 7o. ,,Das geordnete Ganze" ist etwas, was GOETHE immer wieder

beschMtigt (I. 34. I. 133). 8s) II. I I . 70.

560 KOSTLER

unserem Sinnen zu I-Iilfe kommen, keine sittlich giinstige Wirkung auf den Mensehen ausiiben ~9),,,

Bei dieser Entwicklung war y o n erheblichem Einflul3, dal3 die Spezial- forsehungen vornehmtich als Zweckforschung betrieben wurden oder zum mindesten die meisten Wissenschaftszweige aus ihrer Utili tarit i i t begriindet wurden. Die Ablehnung der Theorie 40) ist eine Xul~erung der Materiali-

s i e r u n g des menschlichen Lebens. Der auf Geldwerte, Genul3 und Bequem- lichkeit eingestellte Teil der Menschheit kann nicht mehr verstehen, dab es Lebensbereiche gibt, die erst den Menschen zum Menschen machen, die jenseits der greifbaren und el~baren Dinge liegen und in denen das wurzelt und wgchst, was menschliche K u l m r im weitesten Sinne heil3t. Es ist heute leicht erkennbar, dab die abe ndliindische Kul tu r seit geraumer Zeit, mindestens seit 1914 in eine Exis tenzkr ise als in ein historisches Sehicksal geraten ist. Wir sind verpflichtet, uns t~ig!ich die F rage vorzulegen: was macht diese abendl~indische Kul tu r aus, warum und wie wollen und k6nnen: wir unser Leben noch fiir sie einsetzen? Die eindeutige Antwo.rt, dab Religion und in ihr Philosophie, Kuns t und Wissenschaft dieser und jeder anderen Kul tu r die Gestalt geben, sollte vor einer Elbersch~itzung der ",,Nfitzlichkeit" warnen. Die abendl~indische Kul tu r ist sehr lange ohne Flugzeuge und Kinos, ohne Elektrizit~it und Angsthesie, ohne Fors t - einrichtung und Samenkunde ausgekommen, alles , ,Errungenschaften" der modernen Wissensehaft, aber sie ist ohne PLATO und VERGIL, ohne DANTE und TIzla'Sr, ohne KOPERNICUS und NEWTON, ohne BACH und MOZART nicht vorstellbar. Nicht vorstel lbar ohne GOETHE! Auch hier l~il3t sich wieder ein Schlaglicht aufsetzen: wie iirmlich und erb~irmlich ist ein Botaniker geworden, der die Exis tenz seiner wissenschaftlichen Forschung aus der industriellen Verwendbarkei t einer Spinnfaser oder der E/3barkeit einer Wurzelknolle abzuleiten sich bemiiht gegen GOETHE , der in der Einleitung der , ,Morphologie" schreibt: ,,Es hat sich . . . in dem wissenschaftlichen Menschen zu allen Zeiten ein Tr ieb hervorgetan, die lebendigen Bildunger~ als solche z u erkennen, ihre ~iul3eren sichtbaren greiflichen Teile im Zu- sammenhang zu erfassen, sie als Andeutungen des Inneren aufzunehmen und so das Ganze in der Anschauung zu beherrschen 41).,, Was die Wissen- schaft zur Entfa l tung und Blfite vorangetr ieben hat, ist ein dem Menschen immanenter Trieb zu erfahren, ,,was die Welt im Innersten zusammen- h~ilt". Dem zu keinen Konzessionen an die wahre Menschlichkeit bereiten Material isten ist aber wenigstens eine andere Seite des Problems auf- gegangen: die grogen Fortschr i t te der Wissenschaft sind nicht yon der aufs praktische gerichteten Zweckforschung e r zMt worden, sondern yon der , ,Theorie" 42). ,,Die Universit~it stellt die Anforderung riicksichtslosen

ag) I. 2 4 . I83 . ~o) Im Gegensatz mit dieser weitverbreiteten Erscheinung sagte noch

LIEBIG: ,,In unserem Sinne ist die Theorie die Summe aller PraMs, sie beruht .auf der genauesten Kenntnis der Tatsachen und der Naturgesetze und ist aus dieser Kenntnis hervorgegangen." Reden und Abhandlungen. Leipzig und Heidelberg :[874.

4,). I I . 6.!8. 42) Auf dem Gebiet der modernen Technik sind die Zusammenhfinge besonders.

klar: ,,Die Technik setzt die Wissenschaft voraus, sowohl in ihrer historischen Entwicklung als auch in ihrem gegenwfirtigen Zustand. Nicht nur, dab sie sich der wissenschaftlichen Methode bedient, sie ist abh~ingig yon den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung. Ohne diese Verbindung mit der Wissenschaft wfirde~

Goethes B i ldungss t r eben und Na tu r schau usw. 561

Erkennenwollens" 43); das macht sie zu einem Kulturinsti tut und erhebt sie fiber eine Hilfswerkst~itte der Spinnstoffindustrie und der Atombomben. Erkenntnisstreben schliel~t Nfitzlichkeit der ]~rgebnisse nicht aus, abet ent- scheidend sind die willensmotorischen Kr~ifte 4,). Der Pr~isident der Uni- versit~it Chigako, R. M. I~UTCHINS, hat eben in einer pr~ichtigen Schrift fiber die Hochschulbildung in Amerika die Bedeutung einer reinen Wissenschafts- gesinnung in folgender Weise abschliel3end zusammengefaflt: ,,Wenn wir eine wahre Universitiit in unserem Land aufbauen wollem Und ein echtes Programm der Allgemeinbildung als Voraussetzung ihrer Arbeit schaffen, dann wird sich vielleicht der Charakter unserer Zivilisation langsam iindern. Vielleicht kommen wir dann auch yon unserer Liebe zum Geld los, vielleicht gelangen wir dann zu einer gesfinderen Auffassung der Demokratie, viel- leicht verstehen wit schliel31ich sogar den Sinn der Bildung. Dann werden wir uns auch yon unseren falschen Begriffen des Fortschrit ts und Nutzens freimachen und eine vernfinftige Organisation dem Chaos vorziehen, das wir irrtfimlicherweise fiir Freiheit halten. Dieser Dinge wegen ist die Erziehung wichtig. Nur in der ]3ildung sind die Hoffnungen unseres Landes auf echten Fortschri t t begrfindet, der die wissenschaftliche und weitere Ent- wicklung unter der Lenkung der Vernunft in sieh schliegt, die Hoffnung auf den Wohlstand. der bei aller Sch~itzung der ~iugeren Giiter die W'erte der Seele nicht fibersieht und nicht zuletzt die Hoffnung auf die echte Frei- heft, die nur in einer vernfinftig geordneten Gesellschaft bestehen kann ,5).,,

Der Utilitarit~itsstandpunkt ist. im fibrigen wie auf jedem Gebiet so auch auf dem der Forstwissenschait leicht zu entkriiften. Greift man eines der heute in der Bearbeitung besonders nfitzlichen Probleme wie das der Genetik der Waldbiiume heraus, so liil3t sich hier besonders sch6n zeigen, dag ohne die Forschungen, Ideen und Gedanken eines GREGOR MENDEL, das Fundament fehlen wiirde. Erst nachdem die Gese!tzm~13igkeiten der Vererbung entdeckt waren, konnte ihre Nutzbarmachung fiir ein Spezial- gebiet erfolgen 46). Mit der Pflanzensoziologie verh~ilt es sich nicht anders;

die Technik erstarren und - - auf die Dauer wahrscheinlich verkfimmern. Denn wenn die Technik nicht unentwegt aus den Substanzen der Wissenschaft gen~hrt wfirde, wenn ihr der N~hr- und Mutterboden der Wissenschaft pl6tzlich auf irgendeine Weise entfiele, wfirde das ihr eigentfimliche dynamische Prinzip nicht mehr wirken k6nnen, jener Zwang einer scheinbar ins Unendliche sieh fortbewegenden Steigung und Entwicklung." DVORAK. R., Technik. Macht und Tod. Vision 1948.

4a) JASPERS, a.a.O. 44) Es ist bier nicht der Platz zu prfifen, mit welchem Recht den Hochschulen

der Vorwurf der Exklusivitgt gemacht wird. Leistungen in Kunst und Wissenschaft waren yon je einem kleinen Kreis vorbehalten. Der Gedanke fiber die Sklaven ~/[ICHELANGELOS oder die Sonette SItAKESPEARES, fiber die platonischen Dial6ge oder die Forschungen GREGOR MENDELS, ihre Zeitgemossen einschlieBlich der Parla- mente und der Ministerialbfirokratie abstimmen zu lassen,, verkl~irt auch einen ernsten Gespr~ichsstoff nochzmit dem Scheine der Heiterkeit."

as) HUTSCtlINS, R. M., Die Hochschulbildung in .A_merika. Stuttgart I948. 4~) Auch aus der noch so spezialisierten Zweckforschung k6nnen wieder Rfick-

wirkungen auf die allgemeine Wissenschaft eintreten. MONCH, E., weist in dem Vor- trag ,,Standortsrassen der Waldbiiume" vom 6. 7. 1937 auf das Verh~iltnis treffend hin: ,,Die Erforsehung der Baumrassen ist ganz aus praktlschen Bedfirfnissen der I~orstwirtschaft hervorgegangen und lange Zeit ohne Zusammenhang mit der bota- nisehen Wissensehaft durchgeffihrt worden. Ich hoffe aber, gezeigt zu haben, dab dabei manches Ergebnis erzielt wurde, das aueh allgemein botanisch yon Belang ist.

Forstw. Cbl., 68. Jhgg., Heft 7/8 36

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wie hiitte sie sich ohne die Beobachtungen ALEXANDER VON I-IuMBOLDTS entwickeln k6nnen? Die WMdbodenkunde ist ohne LIEBm nicht denkbar und die forstliche Meteorologie nicht ohne die wissenschaftlichen Erkennt- nisse der klassischen Physik. Schliel31ich stehen aber alle Forscher des 19. Jahrhunderts, die hier bei einer grfindlicben Untersuchung zu nennen w~iren, wieder auf den Schultern v0n BACON, GALILEI und KANT. Jedes Teil- gebiet ist in das Ganze der Wissenschaft eingeschlossen und in ihm begriindet. Besonders sch6n liege sich zeigen, dal3 die Gedankengiinge G. L. I~ARTIGS in der Aufkliirungsphilosophie wurzeln und die Veredlungsauslese SCHXI)ELINS ist nicht zufiillig in der t Ie imat I)ESTALOZZIS entwickelt worden.

Die Ablehnung eines vorherrschenden Utilitarit~itsstandpunkts ver- bindet sich mit der Forderung nach Freiheit yon Forschung und Lehre. Mit Recht bemerkt das Gutachten zur deutschen Hochschulreform: ,,Die deutsche Universit~it darf besonders stolz sein auf ihre eigentiirfiliche yon HUMBOLDT herriihrende Tradition, welche die Einheit und Freiheit yon Forschung und Lehre in einer ffir die Welt vorbildlichen Weise verk6rpert hat." Diese Tradi t ion ist weiterhin schwer bedroht; noch hat kein d eutsches Nach- kriegsparlament eine fiberzeugende Forderung auf die Wiederherstellung der Freihei t der Hochschulen erhoben, und die herrschende Biirokratie ist ohnehin der Feind jeglicher Freiheit 4~). DaB GOETrlE sich bemiihte, der Universitiit Jena ein Gut zu sichern, das er fiir wertvoller hielt als alles andere,, n~imJich die wahre akademische Freiheit, ist kfirzlich dargestellt worden 4s). , ,Unser akademisches "vVesen ist denn doch ein heiliges Feuer, das man, und w~ire es unter tier Asche, bewahren mug", schrieb GOETHE 1814.

Die Kernprobleme einer UniveTsit~itsreform mul~ten kurz skizziert werden und eine Interpretation aus GOET~IEschem Denken im a llgemeinen versucht werden; denn es wiire natiirlich absurd abzunehmen, GOETHE h~itte irgendwo seine Meinung vorausschauend niederge:legt fiber die Stellung der Forstwissenschaft bei einer Reform der deutschen Universitiiten im Jahre I94 9. Sein Gesamtweltbild jedoch gibt Anhaltspunkte nicht ffir die L6sung dieser Frage, aber fiir unsere Orientierung.

JASPERs hat in scharfer Form Forsthochschulen als gleichberechtigten Fakultiiten das Dasein bestritten. Zusammen mit landwirtschaftlichen und Handelshochschulen seien sie blol~e Spezialit~ten ,,ohne ein umgreifendes Lebensgebiet"; ,,auch ihnen darf die Universitiit sich nicht versagen. Was lehrbar ist, darf sie zu ihrer Aufgabe machen, aber nur dann, wenn sie ir~ ihrer St ruktur eine radikMe Scheidung zuliil3t zwischen Forschungs 7 gebieten, die durch Leistung und Gehalt ihr selbst einzugliedern sind und

Wir haben damit ein lehrreiches Beipiel, dab die Forschung auch dann zur Be- reicherung der alIgemeinen gissenschaften beitragen kann, wean sie praktische Ziele verfolgt und unmittelbaren Nutzen zu stiften sucht, wie ja auch die reiu theoretische Forschung, auch wenn sie nut philosophische Ziele im Auge hat, oft in ungeahntem MaBe zu wirtschaftlichen Wirkungen geEihrt hat." Berichte der deutsch. Botan. Gesellsch. 1937.

~) AnI~l~lich der Verlegung der Universit/it Landshut nach Mfinchen im Jahre 1826 erkl~irte K6nig Ludwig I.: ,,Es ist meine tiefste Uberzeugung, dab hier jeder Zwang, jede Zensur, auch die billigste verderblich wirkt, weil sie statt des gegen- seitigen Vertrauens, bei dem allein die menschlichen Dinge gedeihen, den Argwohn einsetzt." Zitiert nach P. HUGO LAN G Antwort an Julian Huxley. Neue Zeitung vom 17. 3. 1947.

~s) BUCHWALD, R., Goethe und das deutsche Schicksal. Mfinchen 1948.

Goethes B i l d u n g s s t r e b e n und N a t u r s c h a u usw. 563

solchen Lehrgebieten, die als besondere Lehrinst i tute der Universit~it nur anzugliedern sind. Ihre Lehrer und Schiiler wiirden im Rahmen der Grund- wissenschaften leben und die geistige Luf t der Universit~it atmen, ohne im engeren Sinne zu itir zu geh6ren" 49).

JASPERS' Forderung wird deswegen friiher oder sp~ter praktische Be- deutung gewinnen, well die Universi t~ten bald gezwungen sein werden, sich sfiirker zu konzentrieren und alle Berufsausbi ldungen auszuscheiden, bei denen eine im Geistigen fundierte Universit~itsausbildung nicht n6tig ist oder ohnehin sich nicht ausgeformt hat. Wi rd dann auch die Forstwissen- schaft unter jene Gebiete fallen, deren Lehrer nu t ein beschr~nktes Atem- recht in der Universit~it zusteht? Zur Beantwor tung dieser F rage w i r d man zun~ichst die historische Situation betrachten miissen. Die Fors t - wissenschaft w i r d in Deutschland an einer Forsthochschule allein nicht mehr vertreten; I83I wurde der Universit i i t Giegen ein Fors t ins t i tu t ein- gegliedertS~), (lessen Bestand und Tradi t ion 193 9 mit der Fors t l ichen Hochschule Hann.-Mfinden verschmolzen wurde zur Forstl ichen Fakulfi i t der Universit i i t Ggttingen 51); 1878 wurden in der Staatswirtschaftlichen: F a k u l t g t der Universit~it Mfinchen forstwissenschaftl iche Lehrsti ihle er- richter; I 8 8 I nahm die Universit~it Tfibingen die Fors twissenschaf t auf, um sie 192i an die Universit~it F re iburg abzugeben; I94 5 wurde an der Universit~it Berlin aus der ehemaligen Forst i ichen I-Ioehschule Eberswalde eine Forstwissenschaftl icheFakult~it gegriindet. DieUniversit~itsbeziehungerL der Fors twissenschaf t r e ichen aber tats~chlich welter zuriick als diese mageren Daten angeben 5~). Es wiirde hier zu welt fiihren, die Griinde fiir die Eingliederung der Forstwissenschaft im einzelnen darzustellen ~a). F f i r die bew~ihrte Belassung aber spricht heute ein aus der Allgemeinlage der Universit~iten sich ergebender Gesichtspunkt, der alle anderen welt iiber- ragt : die Fors twissenschaf t ist ein eigentiimliches Komplexgebilde, in dem ethische Forderungen der nachhaltigen Waldbewir tschaf tung mit Sozial- problemen und biologischen Grundlagen zusammentreffen. Ein in der wissenschaftlichen M ethodik bew~ihrtes Arbei tsgebiet wird nun auch yon sich aus befruchtend auf die wieder nach einer neuen Univers i tas s trebende Entwicklung einwirken k6nnen. Ganzheitsstreben im Sinne GOETIIES hat sich bier seit langem angebahnt und bis in die Gegenwart lebendig erhalten. Es gibt kaum ein Gebiet des mensehlichen Lebens, auf dem einerseits die Naturbedingthei ten die technischen M6glichkeiten so s tark best immen 54)

ag) JASPERS, a. a. O. 50) BAADEa, G., Die Hundert~ahrfeier der Ein~liederun~ des Hessisehen Forst-

' instituts in die Landesuniversit~t Giet~en. Allg. Forst- u. Jagd-Ztg. 1932. - - IM~aEL, R.,. Friedrich Wilhelm Walther und die Forstwissenschaft an der Universit~t GieBen vor 15o Jahren. Dt. Forstwirt 1939.

51) BAADER, G., Forstwissenschaft und Forschung. In: Die Georg-August- Universit/it zu GSttingen als Forschungs- und Lehrst~tte fiir Forstwirtschaft in Ver- gangenheit und Zukunft. GSttingen 1939'.

5.0) yon SELLE G6TZ, Forstwissenschaft in Lehre und Studium an der Georg- August-Universitiit w~ihrend des 18. nnd~I9 • Jahrhunderts. - - K6STLER, J., Geschichte des Waldes,in Altbayern. Mfinchen 1934.

53) In Deutschland steht nur die frfihere Forstliche t:toehschule Tharandt auger- halb einer Universitiit; sie geh6rt als Abteilung der Technischen Hochschule Dresden an.

54) VA~SELOW, K., Forstwirtschaft als Ganzheitsproblem. Giegen 1932. a6*

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-und andererseits die LSsung der Sozialprobleme eine Wirtschaf tsgesinnung au{ lange Sicht erfordern. Gerade DIETERICtt hat auf diese Frage eindring- lich hingewiesen 50; dariiber hinaus berfihrt aber kaum ein Arbeitsgebiet die al lgemeinen Kul tur f ragen inniger.

Das ist aber weder an den UniversitS, ten noch in den Kreisen der Forstm~inner klar erkannt worden. Die alten Klass iker unseres Faches in der Zeit GOETHES haben die Zusammenhiinge noch gesehen 56), aber die mehr und mehr auf .die reme Utilitaritiit gerichtete Biirokratie hat solche Grundgedankea nicht mehr verstanden. W e r 'ira Fors twesen nur mehr eine Produktionsmaschinerie sieht, mug folgerichtig die an ein hSheres Wissenschaftsganzes gebundene Fachwissenschaft ablehnen. In den Uni- versitiiten selbst konnte ein bescheidenes Arbeitsgebiet, ~lem seinem Wesen nach Nobelpreise und Welterfolge versagt bleiben mflssen, keinen Ruhm erhoffen. Wenn heute die Einr ichtung und der Ausbau sozialwissenschaft- licher Fakultii ten gefordert wird, so wird in ihrem Rahmen nicht iiber- all, aber an den dutch die historische Tradi t ion bewiihrten Universit i i ten der Forstwissenschaft eben wegen ihrel~ Eigentiimlichkeiten eine wertvolle Arbei t zufallen. Hinsichtl ich des Sonderdaseins forstwissenschaftl icher Fakult~iten wird man keinen Anlal3 haben. JASPERS ZU widersprechen 57), Die Geschichte der Leistungen der Fors twissenschaf t wiirde den Naehweis der Berechtigung dieser grunds~itzlichen Auffassung erbringen. Die Wissen- schaftsgeschichte ist eine Geschichte der Ideen; in den Sozialwissenschaften wiire die Nachhaltsidee und die Wirkung der Waldbehandlung auf die all- gemeine Kul tu r zu untersuchen, in den biologischen Wissenschaften die Bei- tr~ge der Walderforschung und in den technischen die Synthese zwischen Naturgegebenheiten und menschliehen Zielsetzungen.

Die deutschen UniversitS, ten sind gekennzeiehnet durch die Einheit yon Forschung und Lehre. Dami t wird die Universit i i t zur Bildungsanstalt ; diese Feststel lung stSl3t auf ein neues Kernproblem der gegenwiirtigen Hochschuldiskussion; denn die Aufgabe der Universitii ten ist eine doppelte: Vermit t lung yon allgemeiner Bildung und yon Fachbildung. JASPERS hat drastisch, aber treffend unsere heutigen Universit~iten als geistige Waren- Niuser bezeichnet, in deren Fiille an Angebot ein jeder sich erwerben mag, was er will; man kann auch yon einem Aggrega t yon Fachschulen sprechen. Wird die in den letzten Jahrzehnten eingeschlagene Richtung mit ihrem atff Examensdr i l l abgestellten Schulungsbetrieb und ihrer scharfen Faeh- abgrenzung fortgesetzt, so werden alle fibrigen Bemiihungen um das Ganze der Wissenschaft, um Synthese und Analyse, um Freihei t yon Forschung und Lehre zum Mil3erfolg verurtei l t sein. Es ist miil3ig, das GOETHEsche Bildungsideal als historisches Fak tum zu untersuchen und mit dem h e u t i g e n zu vergleichen. Jede Zeit hat ein ihr gemiifles Bildungsideal. Zwei Grund-

as) DIETERICH, V., Das Ganzheitsstreben in der Forstwirtschaft. Silva 1933. 5,) Vgl. Rede PFEILS bei der feierlichen Er6ffnung der Forstakademie Berlin

1821. - - DICKEL, 14., 1)ber die mit der Universittit Berlin verbunden gewesene K6nig- liche Forstakademie usw. Berlin ~9IO.

5~) Ich bin veranlal~t m,eine eigene Auffassung, d ie ich vor lO--12 Jahren in dieser Frage vertreten babe, zu korrigieren. In einer Fakult/it sollen Spannungs- verh/iltnisse zwischen verschiedenen Gebieten vorhanden sein, nicht im" Sinne eines Gegensatzes, sondern einer Lebenskraft und eines st/indigen Zwanges' fiber die Grenzen. des engen Fachgebietes zu blicken. Isolierung verengt. Auch sollte man keine kleineren Fakult/iten als solche mit etwa 20 Ordinarien bilden.

Goethes B i l d u n g s s t r e b e n und N a t u r s c h a u usw. 565

s~itze des GOETHE schen gelten aber aile Zeit: , ,Bildung ist eigene freie Ta t des Menschen. Sie setzt im Jiinglingsalter ein und erstreckt sich fiber das ganze weitere Leben. In der ersten Periode ist es darauf gerichtet, die angebo.renen Kr~ifte und Anlagen in ihrer Entwicklung zu begfinstigen und zu dem harmonischen Ganzen einer PersSnlichkeit geis t ig und kSrper- lich zur Entfa l tung zu bringen." ,,GoE.THE.S Begriff der Bildun.g umspannt :also v ie l mehr, als wir sonst in ihn hineinzulegen pflegen. E r bezeichnet die Form des Verhaltens gegen die eigene Na tur und gegen die Umwelt , durch die der S.e~bstvollzug der gn twick lung gesteigelrt und zur Wfirde einer menschlichen Angelegenheit erhoben wird~8). ' ' Diese Wfirde der menschllchen Angelegenheit hat GOETHE in der ,,P~idagogischen Provinz'~ tier , ,Wander jahre" dargestellt; es ist die dreifache Ehrfurcht : die Ehr - furcht vor dem, was fiber uns ist, die Ehrfurcht vor dem, was unter uns ist trod die Ehrfurcht vor. sich selbst. Es bedarf keiner philosophischen [nterpretat ion der yon GOETHE vorgetragenen Lehren, um das eine klar- zustellen, dab die Bildungsaufgaben einer erneuerten Universit~it nicht im fachlichen Sachwissen beschriinkt bleiben k6nnen. Wenn die fiberwiegende Mehrzahl nicht allein d.er deutschen, sondern der europS, ischen Akademiker vor den sozialen, kulturellen und politischen Problemen" der letzten zwei Generationen versagt hat und fortwS~hrend weiter versagt, so geht das in einer yon mehreren Ur:sachen auf den Verf~ill der Universi tgten als Bildungs- institute zurfick ~9). Die Bestrebungen, ein Studium generale einzurichten, werden nur Erfolg haben, wenn erkannt wird, dal3 der humanen Bildung noch nicht genug getan wird durch Vorschr'iften fiber den Besuch einiger allgemeiner Vorlesungen. Erfolgreich wird nur eine L6sung werden kSnnen, bei der die innere Anteilnahme der Studierenden an der geistigen Welt und ihren kulturellen Manifestationen e r w e e k t werden kann und bei der hin- reichend beriieksichtigt wird, dal3 die Tr~iger yon Lehre und Forschung in allen Einz.eldisziplinen selbst yon solchem Bildungsstreben durchdrunget~ sind. DaB die Bildungswerke des Abendlandes ohne den Nachweis der L.ekt/ire PLATOS und VERGILS in den Ursprachen schwer zug~inglich sind, sei nu t am Rande vermerkt-S°).

W e r solche Gedanken entwic.kelt und solche Forderungen aufstellt, mug damit rechnen, nur geringes Verstiindnis zu finden. Wfirde sich die Kr i t ik an der dargestellten Bildungsaufgabe der Universit i i t zu Wor ten ver- dichten, so erh6be sich ein banausisches Geschrei: was hat ein Landfors t -

as) WAeI~SMVT~I, BR., Bildung und Vv'irkung. Die Polarit~it in Goethes Leben und Xunst. Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft 1947.

~0) ,,Wit fordern vom Akademiker, der durch die wissenschaftliche Ausbildung der Universit/it gegangen ist, dag er mit seinem grtindlichen Faehwissen und spezi- fischen K6nnen selbstfindige allgemeine Urteilsf~ihigkeit und Weltkenntnis vereint. Wenn er das nicht erreicht, dann ist sein Studium mens.chlich ohne Ertrag geblieben. Ein Akademiker. der sich nur deshalb diesen Namen gibt, weil er bestimmte Prfifungszeugnisse vorzeigen kann, bleibt ethisch und kuRurell unter dem Niveau seines Berufes und enttfiuscht das Vertrauen, das das Volk seinem Stande freiwillig entgegenbringt. Abet freitieh kfindet sich schon darin ein Versagen der Universit~it an, dag es sehr zahlreiche Akademiker gibt, die jener Forderung offensichtlich in keiner Weise gentigen und trotzdem die ltickenlose Bescheinigung tiber ihre Exa,menserfolge zur Hand haben." WENKE, H., Urteilsffihigkeit und Weltkenntnis. Studium generale 1948.

60) Auch hier GOETHE: ,,M6ge das Studium der griechischen und r6mischen Literatur immerfort die Basis der h6heren Bildung bleiben" (I.42.2 2oi)i

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meister mit PLATO ZU schaf~en und inwiefern ist VERGIL ffir eine Fichten- kultur nfitzlich? Aus diesen Fragen und den Antworten, d a r a u f ergibt sich die klare Folgerung, ob ein Berufss tand wie der der Forstmiinner a n einer echten akademischen Bildung in Zukunft teilhaben oder ob man darauf ver- zichtend die Vermit t lung von Fachkenntnissen Forstschulen, die sich mit der Routineschulung verbescheiden, i ibertragen will. Das schon Jahrzehnte w~ihrende Durchlavieren zwischen notwendigen Entscheidungefl ist dem Erns t der Fragestel lung und der Not der Zeit nicht mehr gerecht. An den Bildungsaufgaben der Universi t~t teilnehmen, heiBt diese Inst i tut ion in ihrem Wesen bejahen und f6rdern.

DaB zwischen Allgemeinbildung und Fachbildung ein gesundes Ver- h~iltnis herzusteHen ist, ist eine selbstverst~ndliche Forderung. Reformen des Fachstudiums werden sich auf unserem Gebiet vor allem um eine st~rkere Konzentra t ion der vielen F~cher und F~ch le in und um eine klarere Scheidung zwischen der akademischen und der praktischen Aus- bi ldung zu bemfihen haben. Da die G~fahr der ;Ve:rdr~ngung des ,,Niikzlichen" nicht besteht, erfibrigen sich weitere Ausffihrungen. I m Grunds~itzlichen ist JASPERS zuzust immen: ,,Ffir die Berufsausbi ldung kann die Universi t~t fiberall nu t die Bas i s g¢ben, die Ausbi ldung selbst erfolgt in der P r ax i s . "

Das hier vertretene Bildungsideal wird in seiner Fruchtbarkei t durch das Leben best~tigt. REBEL, eine Leuchte des forstiichen Berufes, hat in seinem berfihmten Bonner Vor t r ag Zitate und Gesinnung ganz auf GOETHE aufgebaut 61). REBELS Pers6nlichkeit ist eine allen sichtbare Best~itigung der Wirkung GOETHEscher Bildnngs- und Lebenslehren. H a t man aber fiber Aus- bi ldungsfragen unseres Berufes zu konferieren, so muB man sich oft ers taunt fragen, ob alle jene, die REBEL in Bonn und anderw~irts stiirmischen Beifall ge- spendet haben, sich schweigend in die fernsten Waldesgr, finde verloren haben.

Der Hinweis auf ~TERGIL nnd die Fichtenkul tur ist mehr als ein sar- kastischer Scherz. Nicht nur, well VERGIL ein Pre iser des Waldes mit seinem: ,,nobis placeant ante omnia si lvae" 62) war, sondern weil in seinen Werken die cultura, der Anbau und die Pflege des Landes als das Urbi ld aller Kultur , auch der h6chsten erscheint 63). Es ist bei den forstgeschicht- lichen und waldbaulichen Darstel lungen in Vergessenheit geraten, dab Wald- und Baumpflege als wichtiges Stfick der Landeskul tur schon yon VERGIL geschildert worden sin& Wohl die r~itselhaft niedere Auflage yon 200 Stfick und die Abfassung in italienischer Sprache haben verursacht, dab das grandiose Werk yon A. yon B~RE.NGER, 1858 unter dem Titel 64) ,,Archeo-

6±) REBEL, K., Der Wald in der deutschen Kultur. Jahresb. dtsch. Forst- vereins 1934. 6~) Eclogae II, 62.

'6a) HAECKER, TH., Vergil, Vater des Abendlandes. 6. Aufl. Mfinchen I948. 6~) Die Bekanntschaft dieses Werkes verdanke ich Professor Dr. ALDO PAVARI,

Firenze. Nachdem ich eines der schwer zu beschaffenden Exemplare studiert hatte, habe ich 1942 die Herausgabe in deutscher Sprache in Angriff genommen. Auf meinen Vorschlag zur t3bersetzung ist Professor Dr. AMERIGO HOFMANN mit Be- geisterung eingegangen und hat in einer unglaublich kurz~en Zeit unter den schwierigsten Kriegsverh~ltnissen die f3bersetzung des umfangreichen Werkes Vor seinem Tode zum AbschluB gehracht. Die 13bersetzung der ersten 458 Seiten mit nahezu 25oo Anmerkungen ist in meinen H~ir~den; den Rest der t3bersetzung habe ich noch nicht erhalten k6nnen, er soll abet gerettet sein,, Da sich Professor Dr. VERDORN yon der ,,Chronica Botanica" ffir die Herausgabe interessiert, hoffe ich auf die deutsche Neuerscheinung des Werkes in einigen Jahren.

G o e t h e s B i l d u n g s s t r e b e n und N a t u r s c h a u u$w. 567

log i a fo res t a l e" erschienen, k a u m i r g e n d w o g e n a n n t u n d z i t i e r t w i rd . B~RE~GEI~ ha t in e iner unverg le ich l i ch ems igen A r t d ie lat ,einischen S c h r i f t - s t e l l e r nach N a c h r i c h t e n fiber B a u m z u c h t und W a l d b a u durchsucht . D e r U n t e r s c h i e d zwischen B a u m z u c h t und W a l d b a u w a r den R 6 m e r n gelS, ufig; s ie sprachen yon soz ia len B~iumen ode r Waldb~iumen und un te r sch ieden bei

' d i e sen w iede r solche, die die Gese l l schaf t de r e igenen A r t g e n o s s e n suchen, yon solchen, d ie d ie Gese l l schaf t yon Ind iv id t ren a n d e r e r A r t dulden. I n de r V e r j i i n g u n g der WS.lder kenn t schon VERGIL d re i M e t h o d e n : d ie na t i i r l i che Be- s amung , die A u f z u c h t der Ausschl~ige und den kf ins t l ichen A n b a u . B£R~NGER e r b r i n g t j eden fa l l s den Nachweis , in wie s t a r k e m M a g e de r W a l d b a u schon im A l t e r t u m als B r u d e r des F e l d b a u e s an de r B o d e n k u l t u r be t e i l i g t war .

E s i s t n i ch t g le ichgi i l t ig , ob W a l d b a u und F o r s t w e s e n n u r als tech-. n i sche Me thoden des , , B o d e n r e i n e r t r a g s " v e r s t a n d e n werden ode r ob m a n in ihnen e inen e h r w i i r d i g e n Z w e i g der B o d e n k u l t u r s ieht ~5). F a g t m a n d i e B o d e n k u l t u r a ls G r u n d l a g e a l le r h6heren K u l t u r , so gewinn t ' Sie e ine S t e l l ung , die die V e r w e i s u n g aus den U n i v e r s i t i i t e n ke ines fa l l s r ech t fe r t ig t , s o n d e r n ihre E i n g l i e d e r u n g in die S o z i a l w i s s e n s c h a f t e n ve r l ang t .

A u s so lcher A u f f a s s u n g gehen auch W i r k u n g e n auf den Be t r i eb des Fors twe.sens au f : E r w i r d S t i ick der L a n d e s k u l t u r und Gl ied de r N a t u r a l - p r o d u k t i o n . J e d e r Z w e i g p r o d u k t i v e r L e i s t u n g v e r l a n g t E n t f a l t u n g der mensch l i chen T~itigkeit , die GOETHE i m m e r w iede r aufs h6chste gepr iesen h a t ; es s teh t n ich t an, den F e l d b a u e i n e edle W i s s e n s c h a f t und e ine ed le K u n s t zu nennen 66), e in W o r t , d a s s ich ebensogu t auf den W a l d b a u i iber - t r a g e n l~il3t. A l s z u m 73. G e b u r t s t a g f i i r den S t a a t s r a t THAER eine F e i e r ~e r ans t a l t e t wurde , w a r GOETHE sofor t be r e i t ein Ged ich t zu ve r f a s sen und

65) Vornehmlich verursacht durch das Verhalten der Forstm/inner u n d infolge der ~nf~ihigkeit der deutschen Forstverwaltungen sich in der Offentlichkeit durchzusetzen, ist die Teilnahme des Forstwesens an der Bodenkultur in der Allgemeinheit viel zu wenig bekannt. Dazu kommt die no ch lebendige Erinnerung an die durch Jahr- hunderte wiihrenden Exzesse der Jagdbediensteten, worauf beso.nders ENDRES in den Vorlesungen hingewiesen~ hat. Wie soche Gesinnung sich noch im modernen Schrift- werk erhalten hat (wenn auch mit o.ffensichtlich politischer Spitze gegen den. Reichs- j/igermeister) zeigen zwei Stellen aus dem Buch ,,Auf den Marmorklippen" yon ERNST JONGER: ,,Der OberfSrster war uns seit langem als Alter Herr der Maure- tania bekannt. Wir batten ihn auf den Conventen oft gesehen und manche Nacht mit ihm beim Spiel gesessen und gezecht. Er z/ihlte zu den Gestalten, die bei den Mauretaniern zugleich als groge Herren angesehen und als ein wenig ridiktil emp- funden werden - - so wie man etwa einen alten Oberst der Landwehr-Kavallerie, der hin und wieder yon seinen Giitern kom, mlt, beim Regiment empf/ingt. Er pr/igte sich im Gedftchtnis ein, schon weil sein griiner, mit go.ldenen IIex-Blgttern bestickter Frack, die Blicke auf ihn richtete." - - ,,Auch liebte der OberfSrster weder Bauern- hSfe, noch Dichterklausen, noch irgendeinen Ort , wo man besonnen t/itig war. Das Beste, was auf seinen Territorien hauste, war noeh ein Sehlag yon rfiden Kerlen, deren LebenslUst im Sp/iren und im Hetzen ruhte, und die dem Alte:n ergeben waren yon Vater auf den Sohn. Dies waren die Weidgerechten, w51arend jene nie:deren Jiiger, die wir an der Marina sehen, aus sonderbaren DSrfern stammten, die der Alte im tiefen Tannieht unterhielt."

06) I. 24. 2o9. Dal3 GOETHE auch der Stellung des Forstwesens Aufmerksamkeit schenkte, wird auch dureh folgende ~uBerung belegt: ,,Wie unser Forstwesen zuerst eingerichtet und wie es erhalten wird, verdient yon einem jeden gekannt zu werden, zu einer Zeit, in welcher die Holzkonsumation immer st~irker wird und man ge- grtindete und ungegriindete Sorgen ffir die Zukunft gar o.ft hSren mug:" 1795 (I. 53. ~84).

~68 KOSTLER

seinen Freund ZELTEI~ um die Vertonung anzugehen 67). Es w~re lohnend, einmal dem VerhS~ltnis GOETHES ZU den Zweigen der Bodenkultur nach- zugehen, zum Feldbau. zum Gartenbau, zum Waldbau 68), zum Bergbau"9), alles T~itigkeitszweige, die der iustissima tellus VERGILS gewidmet sind, der allgerechten Mutter Erde, die auch die Wirtschaftsw~ilder tr~igt und n~ihrt.

Waldbau als Kunst des Waldaufbaus bedarf einer Lehre GOETHES, abet vornehmlich der fiir unsere T~itigkeit wohl wichtigsten der Natur- schau. Diese Naturschau steht nicht im Widerspruch zur kausalanalytischen Forschung, die auch auf biologischem Gebiet unentbehrlich bleibt ~0) und der im iibrigen GOETHE Aufmerksamkeit genug geschenkt hat, abet sie fiihrl fiber sie hinaus. GOETHE selbst hat nicht, wie es heute yon einer Gruppe yon Epigonen geschieht, die ,,Schul"wissenschaft veracl~tet, sondern sie dankbar anerkannt, wenn er 182 5 an die Philosophische Fakultiit der Universit~it Jena schreibt: ,,So entschieden und leidenschaftlich aueh meine Sehnsucht gegen d i e N a t u r und ihre gesetzlichen Erscheinungen gerichtet war, so konnte ich doch nur durch einen liingeren akademischen Aufenthalt erst recht belebt, gen~ihrt, geregelt und stufenweise befriedigt werden. E in solcher ward mir seit vielen Jahreh zu Jena und ich bin dieser Akademie ganz eigentlich die Entwicklung meines wissenschaftlichen Bes t r ebens schuldig geworden 7~).,,

Die Erinnerung an GAYER, ~[OLLER, REBEL zeigt sehr deutlich, dag diesen bedeutenden M~innern d i e besondere Gabe des Einblicks in die Totalitiit des Naturgeschehens verliehen war. Im Sinne GOETI-IES gesprochen, ist ihnen der Wald in seinem Gestalten und Erscheinungen als ein Ur- phiinomen erschienen. Daher hat auch REBEL an den Anfang seines Bonner Vortrags die bekannten GoErgE-Worte gestellt: ,,Das H6chste, wozu der Mensch gelangen kann, ist das Erstaunen; und wenn ihn das Urph~inomen in Erstaunen setzt, so sei er zufrieden; ein H6heres kann es ihm nicht ge- w~hren und ein weiteres soll er nicht dahinter suchen; hier ist die Grenze". Aus solchem Ernst gesprochen, ist es gerechtfertigt, auch ffir das _Arbeiter~ im Waid ein Urbild zu erwecken, das mit dem Begriff des Urwalds nicht richtig gekennzeichnet werden w/irde. Wer aber die Lehren GAYERS, M6LLEaS und REBELS sorgf~iltig durchdacht hat, dem kann es nicht ver- borgen geblieben sein, dab diesen drei bedeutenden M~innern eine gemein- same Idee, eine bildhafte Vorstellung des Waldes dauernd gegenw~irtig war. Dieser Gedankengang trifft auf jene Vorstellungen, die kiirzlich

87) Zu THAERS Jubelfest, dem 14. Mai 1824 (I. 4.40) und IV. 38.73. 6s). Reizend und verstehend "hat GOETHE die Geduld ironisiert, die der Forst-

mann haben mug: ,,Ich bin fiber die Wurzeln des Baumes gestolpert, den ich ge- pflanzt hatte. Das mug ein a!ter Forstmann gewesen sein, der dies gesagt hat.'" (I. 42. 2. 240 ),

69) Vom Bergbau her wurde GOETHE ZU geologischen Studien veranlaBt. Be- zeic}mend schreibt er am 17.4. 1782 an KNEBEL: ,,Ich weii~ yon jedem Berg und jeder Flur Rechenschaft zu geben. Dieses Fundament lfigt reich sicher auftreten.'" Vgl. WACHSMUTH, B., Goethes naturwissenschaftliche Lehre yon der Gestalt. Vier- monatsschr, d. Goethe-Gesellsch. 1944.

70) HARTMANN, M., Die Kausalit~it in der Biologie. Im Gegensatz zu MAX HARTMANN hat z.B. THIENEMANN auf, das Verhalten yon Beobachtung und Experi- ment hingewiesen. Vgl. THIENEMANN, A., Vergleichende Be obachtung und Experiment in der Biologie. Studium generale 1948. 71) IV. 4o, 16o. ,

Goe thes B i l d u n g s s t r e b e n u n d N a t u r s c h a u usw. 569

WILHELM TROLL in e inem Vor t r ag tiber U r b i l d und Ursache in der Biologie ganz i m S inne GOETttES entwickel t hat. TROLL weis t auf die Be de u t ung tier Urb i ld l i chke i t al ler o rgan i schen Ges t a l t ung f/ir eine Biologie hin, der an der E r f a s s u n g der gesamten lebendigen Wirkl ichke: i t l iegt 72). I n A b- l ehnung des Pos i t i v i smus des 19. J a h r h u n d e r t s be tont TROLL, dab es n icht angeht , jede t iberkausale S innha f t i gke i t arts der Biologie und tier N a t u r - wissenschaf t f iberhaupt zu ve rbannen .

72) TROLL, VV',, Urbild und Ursache in der Biologie. Sitzber. Heidelberger Akad. Wiss. Heidelberg I948.

73) K~STLER, J., Harmonie des naturgerechten Forstwesens. Schweiz. Zeitschr, Forstw. 1948.

~4) Waldbauliches Bekenntnis von Professor Dr. KARL GAYER, Mfinchen: ,,Entbindung des Waldbaus yon den Fesseln des Autorit/itsglaubens und der Be~ triebseinrichtung, insofern letztere ihre berechtigten Grenzen fiberschreitet und zu- gunsten eines beengenden Formalismus oder zu gewinnsfichtigen Zwecken dem aus- ffihrenden Waldbaue naturwidrigen Zwang auferlegt. Begrfindung der Waldbau- lehre auf die Ergebnisse der Naturwissenschaft und Erfahrung durch richtiges Er- fassen und gewissenhafte Beachtung der Fingdrz~iger der Natur. Die Gesetze der letzteren mfissen unbedingt die Richtpunkte ffir jede gesunde, nachhaltige Wirtschaft bilden. Daraus entspringen ffir reich unter anderem folgende Grunds~tze: Wahrung und Pflege der Standortskrfifte bet allen waldbaulichen Ma~nahmen und Operationen, dem entsprechende Bestandesbildung und Bestandsbehandlung durch fortgesetzte Hinwirkung auf Anpassung der Bestandesart an den Standort, insbesondere an den zeitlichen und 6rtlichen Wechsel desselben. Sob_in Mannigfaltigkeit und Vermeidung der Einf6rmigkeit und Gleichf6rmigkeit, wo der Standort dieselbe nicht fordert. Beschr/~nkung der reinen Nadelholzbest~nde in ununterbrochener Aneinanderreihung, dagegen m6glichste Erweiterung und Beschaffung yon standortsgerechten Miseh- bestfinden, unter ausreichender Erhaltung des Laubholzes, vorzfiglich der Buche - - zum Zwecke der Bodenpflege, der Nutzholzzucht und zum Schutz gegen Elenlentar- besch/idigungen jeder Art. M6glichste Herbeiffihrung jener Verhfiltnisse, unter welchen Naturverjfingung erfolgen kann; ausgiebige Benfitzung der letzteren unter Beibehaltung aller wuchskrMtigen geschlossenen Jungholzwfichse zur Bestantts- bildung. Erg/inzung und Heranziehung der I~unst, wo die Naturverjfingung ihrerl Dienst versagt oder fiberhaupt unmSglich ist. Bet/itigung der kfinstlichen Bestands- grfindung, insbesondere der Saat unter wirksamem Schirme soweit nut immer zu- lfissig, und Beschrfinkung der vollen Bodenentbl6gung auf die unabweisiichen Ffille. Erziehung und Pflege der qualificierten BestSnde zur Nutzholzzucht durch laolz- arten- und standortsgerechtes Vorgehen. Im Allgemeinen geschlossener Bestandes- wuchs in der Jugend, .mit Verzicht auf gesteigerten Zuwachsgang in dieser Periode; yon hier ab wachsende IZronenarbeit mit steigendem Alter und Bewahrung der Wachstumsenergie auf die h6heren Lebensstufen. Demzufolge m~igige Durchforstung w/ihrend des Hauptl/ingenwuchses, dann sich verst~rkender Eingriff in den ttaupt- bestand. Ffir auserlesene Bestfinde und Bestandsteile Festhalten an h6heren Um-

• triebszeiten zur Heranzucht gut qualificierten Nutzholzes und zur F6rderung der Naturverjtingung durch freiwillige Entstehung brauchbarer Vorwuchs- und Be- samungshorste. Alles waldbanliche Wirken mug auf naturgesetzlichem Denken be- griindet sein; die Schabione ist nirgends mehr vom Ubel als hier, wo die wirkenden Krfifte einem fortgesetzten und oft so groBem lokalen Wechsel unterworfen sind. Der Waldbau ist Sache des Lokalbeamten. Unter den vielen Tugenden, welche den- selben in seiner verantwortungsvollen Aufgabe zieren mfissen, sind f/Jr das wald~ bauliche Vorgehen die Geduld und das Bewugtsein, dab Zweck und Ziel der Arbeit in der fernen Zukunft, nichf in der Gegenwart liegt, mit die wichtigsten. Mflnchen, im Juni 189,1.', _A_us dem Walde, Wochenblatt fiir Forstwirtschaft, Frankfurt a. M.

70) In einem Brief an SCHILLER Juni 1798 IV. 13. 197. ~6) II. II.55. 7~) I I . 7.77.

570 K{}STLER: Goethes B i ldungs s t r eben und Natul"schau usw.

Im Urphiinomen des Waldes liegen die vielseitigen Gestaltungen einer Lebensgemeinschaft, das waldbauliche Handeln fiigt sich in diese Lebens- gemeinschaft ein, strebt zum harmonischen Ausgleich zwischen natura naturans und cultura 73). Waldbau so verstanden, wird fiber eine nfitzliche zu einer wahren u n d schSnen TS~tigkeit, um bei GOETHES Worten und Vor- stellungen zu bleiben. Fiir die Realisierung bildhafter Vorstellung oder einer idee hat KARL GAYER in seinem ,,Waldbaulichen Bekenntnis" yon 1891 7~) eine aus Beobachtungen und Erfahrungen gereifte Anweisung abgegeben.

GAYERS, REBELS und ffigen wir hinzu, auch DIIgTERICHS Lehren laufen Gefahr in den l-Iintergrund gedriingt und nicht mehr beachtet zu werden. Der Waldbau als produktiver Zweig der Bodenkultur wird im,deutschen Forstwesen in erschreckendem Mal3e fiberwuchert yon den Nebengew~ichsen; der alles Leben erstickende Bfirokratismus schleicht auch im Walde umher, er dringt in die K6pfe ein und entfremdet sie ihrer eigentlichen Aufgabe, macht abet die 5/[enschen vor allem un~5~hig, die Gabe der GOETItF~schen Naturschau zu bilden. GOET~IE hat sich selbst als Naturschauer 75) be- zeichnet; es ist Erbe und Verpflichtung seines Lebens, die heranwachsenden Waldbauer zu erziehen, ihm auf diesem Wege nachzustreben, da er der einzige ist. auf dem es mSglich ist. ,,sich der Teilnahme an den produktiven Kriiften der Natur wiirdig zu machen" 76). Gom'HE hat dieses Verhiiltnis noch an einer anderen Stelle folgendermagen formuliert : ,,Unsere ganze Aufmerksamkeit mug aber darauf gerichtet sein, der Na tu r ihr Verfahren abzulauschen, damit wir sie durch zwS.ngende Vorschrif t nicht widerspens, ig machen, aber uns dagegen such durch ihre Willkiir nicht vom Zweck ent- fernen lassen 77).., Solche Naturschau ist untrennbar yon dem Bildungs- streben GOETI-IES, und beides wird zusammengefagt in einer Maxime, die jeder menschlichen TStigkeit erst die ihr gem~il3e 13eziehung gibt:

,,Der Geist aus dem wir handeln, ist das H6chste."

Sehri#leitung: (13b) Tegerasee (Obb.) ; Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. t t u b e r t yon p e c h r n a n % ~r13b) Tegernsee (Obb.). Weitere Mitarbeiter an dieser Nummer: K a r l A b e t s , geb. 29.3.1896 in Bauschlott; R o b e r t A m b e r g , geb. 5. 4. 1888 in Bayreuth; E r n s t A s s ~ n a n n , geb. 16. 8. 1903 in Hirschberg]Westf.; E r n s t Br i~ckner , geb. 15.6.1896 in DSrrberg; E r n s t E h w a l d , gob. 11.8.1913 in Thal; R i o h a r d H i l l s

geb. 16.7.1895 in Limburg; B r u n o H u b e % gob. 19.8.1899 in Hall; J o s e f K S s t l e r . geb. 18 .7 .1902 in Rosenheim; L u k a s L e i b e r , geb. 31. 7. 1896 in Hattingen; H a n s L e m m e l , geb. 22.3. 1889 in Klan~ig; .~-Yiehael P r o d a n , geb. 22.10. i912 in Rosa; J u l i u s Speer , geb. 3.12,1905 in Talheim; W a l t e r W i t t i e h ~

geb. 11.4. 1897 in Borkon; H o r m a n n Z i m m e r l e , geb. 26. 2. 1882 in Hohenberg