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"Graffiti Wettbewerb - Die Sieger" - Tango Magazin (1984)

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Artikel: "Graffiti Wettbewerb - Die Sieger" | Tango Magazin | 1984 | Language: German

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Page 1: "Graffiti Wettbewerb - Die Sieger" - Tango Magazin (1984)
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s ist 1 :25 Uhr, windig, Schneere­gen. Die einsame Gestalt schrei­tet mit weitaus holendem Schritt durch die nächtlichen Stras­senschluchten, überwindet mit kühnem Sprung den Zaun und erwacht auf den Gleisen der U­Bahn. DerWeg liegt vor ihm, nicht zu verfehlen, warum sind die Lichter an? Das Klackern der Spray Can hallt durch verlasse­nen Tunnel, der Strahl aus der Düse erreicht sein Ziel. Der Mensch setzt sich zu einer kurzen Pause ans Ende der Rolltreppe, saugt gierig die Atmosphäre ein, versucht die Stimmung zu kon­servieren und denkt belustigt an "Wild Style" und an die "Kolle­gen" aus New York City.

Okay, das war's, der Rausch ist schon fast vorbei, befriedigt wird die Farbsprühdose verstaut­doch es fängt erst an : es folgt my-

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steriöse Entdeckung (die beiden tauchen einfach auf, plötzlich sind sie hinter Dir) und eine aben­teuerliche, gerade film reife Ver­folgung durch das nächtliche/ frühmorgendliche Tunnella­byrinth. Leise, verdammt, leise! Das Licht derTaschenlampe hin­ter Dir kommt immer näher, ag­gressive Wortfetzen dringen durch die totale Finsternis, stol­pern, die Abständ.e· der Holz­balken, die zum Schienenstrang gehören, bloß richtig abschät­zen, Feuerzeug glüht, ist nicht mehr in den Händen zu halten, Du registrierst ein ziemlich starkes Pochen in der Brust -solltest Du zum erstenmal er­wischt werden? - egal, jetzt bloß nicht verzweifeln. Shit, da vorne ist der nächste Bahnsteig, Hbf. Süd, die Kollegen sind of­fensichtlich alarmiert worden. Du

siehst sie gerade auf die Gleise springen, also zurück, die Schie­nen kreuzen sich, anderer Tun­nel. Du hörst von vorne un­terdrücktes Hundegebell- Mann, das gibt's ja wohl nicht, was machst Du jetzt bloß? Die Sprüh­dose schon lange weggeworfen ­"Ich? - ich hab' die letzte U-Bahn verpaßt und da dachte ich mir, gehst e halt zu Fuß!" Haha. -Mann, Du sitzt in der Falle!

10 zittrige Schritte weiter hörst Du Deine Rettung - es tropft von oben herab, Du folgst dem Ge­räusch, eine irrsinnige Idee im Kopf, und bemerkst einen kleinen Nebenraum, Stahlsprossen in die Wand eingelassen, hoch über Dir erahnst Du die Freiheit. Als Du Dich mit Rücken und Hin­terkopf gegen die unverschlos­sene Stahlklappe stemmst und sie sich ganz langsam, zenti-

meterweise bewegt, spürst Du die ka lte Nachtluft auf Deinem er­hitzten Gesicht. Die majestätisch auf Dein Haar herabsinkenden Schneeflocken, scheinen Dich willkommen zu heißen.

Es ist3:15, windig, Schneefall. Du gehst Deinen Weg durch die Straßen und füh lst Dlc gut.

Ein paar dekadent-fröhliche Zeiteinheiten später: die erste Bahn, banges offen - sind die KUNSTWERKE noch da oder schon er ichtet? - nein, sie strahlen Dir in weißer Farbe auf rotem Grund entgegen, Fotos, Du weißt etwas mehr darüber, als die anderen Fahrgäste, die sie ent­weder erstaunt anstarren oder empört ignorieren. Spontane Blitzbefragung : 10 Personen, 10 Antworten in Richtung : Bestra­fung !, Schmiererei, unerhört, ...

DEAN

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Schlaflose t\Jächte

• Die Produktion eines gestandenen Rock-Musikers.

• Auf diesem Album bietet Schweizer fetzige Rocknummern, Rockballaden und anspruchsvolle Texte.

• Eine LP bei der es sich lohnt, "einmal" genauer hinzuhören.

\;Yi Im Vertrieb der {§terco@

LP INT 145.076 .445.076 Aktuelle Single: "Hände, die sich helfen" INT 110.140

Tourdaten:

22.3. Freising, Lindenkeller 23.3. Abensberg, Disco 24.3. Landshut, Wintergarten 26.3. Regensburg, Factory 27.3. Hof, Alter Bahnhof 28.3. Nürnberg, Dröhnland 29.3. Wiesbaden, Aoxomoxoa 30.3. Bonn, Rheinterrassen 31 .3. Köln, Luxor

1.4. Hamburg, Logo 2.4. Hannover, Flohzircus 3.4. Frankfurt, Sinkkasten 4.4. Darmstadt, Goldene Krone 5.4. Stuttgart, Maxim 6.4. München, Domicile 7.4. München, Domicile 8.4. Augsburg , Clochard

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••• UNO BfSlfGTf

ie Örtlichkeiten sind ausge­kundschaftet. Ein guter Stand­ort, den ich gewählt habe. Die bei­den S-Bahnzüge stehen dicht an dicht auf Abstellgleisen unter 2 Brücken. Optimal die Arbeitsbe­leuchtung durch große Peit­schenlampen in der Nähe und noch besser, man kann mich dort kaum sehen. Ein schneller Blick und ich hetze mit der Tasche vol­ler Sprühdosen den Bahndamm runter. Meine Gehirnzellen rufen die Skizze auf, nach der gesprayt wird. Ein großer SChriftzug "Phade" soll die S-Bahn­Waggons schmücken, ca. 4 m lang und 1.50 hoch. Die Dosen ausgepackt, einmal kurz ge­schüttelt, es klackert leise, und frisch ans Werk.

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Der dünne Farbstrahl zischt auf die dunkelblaue Waggon­farbe, alles läuft nach Plan. Die nächste Dose. Ein Meisterwerk wird es werden, zufrieden, fast lie­bevoll trete ich zurück, guck noch mal. Da, was ist das? Auf der ei­nen Brücke steht ein Schattenriß, beobachtet mich. Wie lange schon? Ich schnapp die Tasche, renne zwischen den Waggons los und rase in eine Sackgasse. Nur hohe Steinwände erheben sich U-förmig um mich herum. Wieder zurück, den Bahndamm hochgehetzt, Richtung Straße. Da steht er plötzlich vor mir. Eine Riesen-Magnum zeigt genau auf meinen Kopf. "Stehenbleiben ! Polizei!" Mittlerweile kommen noch zwei hinzu, ziehen Pistolen, brüllen "Hinlegen! Hände auf den Kopf!" Ich liege auf der Erde, mein Herz pocht, die Hände über den Kopf gefaltet, einer zeigt mir seine Polizeimarke, eine Pistole berührt mich an meiner Schläfe. "Was haben wir denn da in derTa­sche ?" Dann erstaunt. "Das sind Spraydosen. Das ist nur so'n Spritzer". Ich werde hochgeris­sen, in den Fond eines Zivi-Autos verfrachtet, zur nächsten POlizei­wache gefahren.

"Alles raus auf den Korb !", ich

leere meine Taschen, anschlies­send Leibesvisitation, sie finden die Handschuhe und kassieren sie als Beweismittel. "Schuhe ausziehen !", eine Stahltür springt auf und ich werden in eine 3 qm große Einzelzelle ge­schubst. Mobilar : Eine Holzprit­sche und eine versiffte Woll­decke, sonst niChts. An den Wän­den Spuren von Verzweifelten, Blutspritzer, irgendeiner hat mit Fingernägeln aus dem kleinen Fenster in der Tür Plexiglassplit­ter rausgerissen , andere gegen die Wände getreten. Eine Lüftungsanlage summt, alles ruhig.

Da kommen sie wieder. Gucken durch das Fenster in meinen Stall, SprÜChe fallen "Eier anspritzen, Schuhe anspritzen, dem Scheißspritzer auf die Fresse hauen". Die Zelle sprayen wär besser. Die grauen Wände bunter machen. Die Tür öffnet sich, sie lassen mich raus, keine Fluchtgefahr. Auch der Staats­schutz wird nicht eingeschaltet, sie rätseln über "Phade". Po­litisch oder nicht? Später höre ich, daß ich in eine Falle getappt bin. Ein Zivil kommando lag ge­nau dort einem Einbrecher auf der Lauer. Dachten, ich bin der Gesuchte. Derzeit läuft mein Zug auf der S 1, Blankenese - Pop­penbüttel, durch Hamburg, mit ei­nem halbfertigen Bild. Tausend Hamburger werden es sehen. Was denken sie? Schmiererei, oder toll , die Abwechslung im Stadtbild. CAZ

GEWINNCHARTS : 1. MCM

"Katzenaugen" Am Bahndamm zwischen Rissen und Sülldorf

2. DEAN "Comicfiguren" Bartelstr./Hochbahnunter­unterführung

3. F. FINK "Fisch tür al le" Ecke RepsoldstrJM Ünzstr.

4. n. LUNDIEI "Ute is great" JuliusstrJAltona

5. EDDIE .0 EBEIT "Dan" Lenz Siedlung, Eidel­stedterWeg

6. ANDREAS LORENZ "C limax" Bahrentelderstr. 195/ Altona

7. SCHOll a FRANI "Fortango" Norderstedt, HeroId­Center

8. "AN IÖCHElIAII "Funk you" privat : Partykeller

9. lAlIS lOHN "Punk wird bald zu teuer sein" Markthalle, Klosterwall

10. ANGlE REHFELDT "NewAct" Gymn. Hummelsbüttel

Die Gewinner werden von uns benachrichtigt.