GRAND ELECTRICS

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Beim derzeitigen Regulierungswahn der Eu-ropäischen Union darf man sich diese Fragedurchaus stellen. Die Brazilian-Rosewood-Arie ist ja hinlänglich bekannt, und vielleichtließe sich auch in anderer Hinsicht nochetwas mehr Bürokratie ins Spiel bringen. LesPauls mit Floyd Rose, Teles mit einem drittenPickup oder Strats mit P90 könnte man ja ei-gentlich verbieten. Alles dürfte nur aus denvon der EU zugelassenen Hölzern gebautwerden, um den Verbraucher nicht zu ver-wirren. Na, so weit wird es hoffentlich niekommen, entstehen doch viele gute Dingegerade daraus, dass man mal etwas ganz an-ders macht, als es die Tradition vorgibt.

HauptrolleUnorthodox ist auch der Werdegang des Mas-terminds hinter LSL, Lance Lerman. Er hateinen langen Weg hinter sich, vom Banjo-Leh-rer in San Francisco, Gitarrenprüfer bei SagaMusical Instruments, Gitarrenbauer, Möbelfa-brikant in Los Angeles, Produktionsleiter inChina, Musiker bis hin zum Chef seiner eige-nen Gitarrenmarke, die nach ihm und seinerFrau Lisa benannt ist. Dabei war gerade dieserletzte Schritt 2008 zur Gründung von LSLnicht geplant, sondern ein echter Zufall.Nach einem achtjährigen Arbeitsaufenthalt inChina wollte er sich in L.A. eine gute VintageTelecaster kaufen, erschrak jedoch, als er denPreis sah. Kurz entschlossen sagte er zum Ver-käufer: „Okay, dann baue ich mir eben selbsteine.“ Was bei diesem erwartungsgemäß zu

einem mitleidigen Lächeln führte. Als Lancejedoch einige Zeit später mit einer T-Style zu-rückkam, bei der er, bis auf die Hardware, allesselbst angefertigt hatte, erntete er nicht nurAnerkennung, sondern wurde sofort mit derFrage konfrontiert, ob er davon mehr machenkönnte, und so führte eines zum anderen. Be-reits in grand gtrs Ausgabe 2/2009 findet sichein ausführlicher Artikel über das in Van Nuys,einem Stadtteil von Los Angeles, angesiedelteUnternehmen, das seither kontinuierlich ge-wachsen ist, ohne jedoch auch nur einenHauch von seiner Qualität und Begeisterungzu verlieren. Bei LSL gelten zwei Regeln, unddiese sind weit mehr als leere Worthülsen.Erstens: „Eine Gitarre muss so gut sein, dasssie die Musik aus dir heraussaugt“ und zwei-tens: „Wir verkaufen keine Gitarre, die wirnicht selber behalten würden!“

RollenverteilungKlar, ich bin hier subjektiv, denn meiner Mei-nung nach gibt es wenige Firmen, die so vielechtes Herzblut in ihre Arbeit stecken, undich habe bei den vielen LSL-Gitarren, die ichspielen durfte, noch keine schlechte ent-deckt. Rein äußerlich betrachtet wirkenbeide LSL-Gitarren relativ unspektakulär,einzig das verwendete Korina bei der „BadBone I“ sticht ins Auge, ansonsten ist schein-bar Normalität angesagt, doch das täuscht.Bei LSL trägt die traditionelle T-Style denNamen T-Bone: Kommt ein Humbucker amHals dazu und ein etwas heißerer Bridge

Pick up, wird daraus die Bad Bone I, sindbeide Positionen mit Humbuckern besetzt,haben wir es mit einer Bad Bone II zu tun. Die Variante I finde ich recht charmant, hat siedoch etwas Vollmundiges, gibsonesques amHals, und doch bleibt die Gitarre trotz ihresmarkanten Tons ein T-Modell. Da sie nun auchkomplett aus Korina gefertigt ist wie all dieseschönen V’s und Explorers der späten 1950erJahre, kommt eine weitere besondere Note insSpiel. Korina geht tonal etwas in Richtung Ma-hagoni, jedoch ein wenig luftiger mit schnel-lerer Ansprache, so jedenfalls aus meinerErfahrung. Es verlangt dem Spieler größereGenauigkeit ab, belohnt jedoch mit tollemSound. Im Falle der Bad Bone I trifft LSLgenau die goldene Mitte zwischen klaremTwang, Spritzigkeit und einer Les Paul Junior,die dynamische, fette und erdige Klänge bei-steuert. Gekrönt wird das alles von einem lan-gen Sustain, wie ich es noch bei keinerSchraubhalsgitarre hören durfte.

TitelrolleMit der Topanga stellte Lance Lerman vor etwazweieinhalb Jahren sein erstes Set-Neck-Modellvor, auch hier folgte man bekannten Designsund verneigt sich so vor den großen Vorgän-gern, steuert aber genügend Eigenständigkeitim Detail bei, vor allem eine weit bessere Verar-beitung. Auf den ersten Blick unterscheidensich nur der Headstock und der Wraparound-Steg von einer Gibson, doch durch die Lackab-platzer der etwas stärker „geageten“ Gitarre lässt

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LSL Instruments Topanga „Mamba“ und Bad Bone I „Frederika“

RollentauschMänner, die sich wie Frauen kleiden, oder Damen, die ihre maskuline Seite raushängenlassen, verursachen glücklicherweise schon lange keine Aufregung mehr. Aber eine T-Style aus klassischen Explorer- und Flying-V-Hölzern gebaut und eine Les Paul Special aus typischem Bolt-on-Material geschnitzt, das ist schon ganz schön verwegen.Da stellt sich mir die Frage: „Ist so etwas überhaupt erlaubt?“Von Leonardt Breuken

sich erahnen, dass nicht das übliche Mahagoniverbaut wurde. Stattdessen greift man zur fürFender typischen Holzkombination aus Ahorn-hals und Swamp-Ash-Korpus. Wie schon dieBad Bone, wurde die Topanga mit von LSLselbst gewickelten Tonabnehmern bestückt, indiesem Fall mit P90-Varianten. Diese liefern einunglaublich tightes Signal, sie singen und drü-cken, und das mit einem Minimum an zu er-wartendem Brummen, selbst High-Gain-Einstellungen am Amp sind nebengeräusch-technisch zu verkraften. Diese Topanga trägtden Namen „Mamba“, was angesichts ihresschwarzen Kleides recht passend scheint. JedeGitarre bekommt bei LSL einen Frauennamen,in dieser Firma gibt es keine Seriennummern,nur diesen individuellen Namen, den jeweilsnur eine Gitarre erhält. So werden auch alle Mo-delle archiviert und man erhält selbst nach Jah-ren noch Informationen zu seinem Instrument.Daran sieht man, wie den Herren von LSL ihreGitarrendamen am Herzen liegen. Ja und wieklingt die Dame jetzt? Egal, wem man die To-panga in die Hand drückt, selbst wenn er erstmal nicht interessiert erscheint, jeder sitzt undspielt und hört und sitzt und spielt und es dau-

GRAND ELECTRICS

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DETAILSHersteller: LSL Instruments

Modell: Topanga Bad Bone I

Herkunftsland: USA

Gitarrentyp: Solidbody

Korpus: Swamp Ash Korina

Hals: Ahorn Korina

Halsprofil: Medium C Larger C

Halsbefestigung: eingeleimt verschraubt

Griffbrett: Indian Rosewood

Griffbretteinlagen: Dots

Bünde: 6105

Mensur: 628 mm 648 mm

Halsbreite Sattel: 43 mm 42 mm

Regler: 2x Volumen, 2x Ton Volumen&Ton (Push/Pull)

Pickup-Schalter: 3-Weg Toggle 3-Weg Klinge

Pickup: LSL P90 handwound LSL hotter T-Bridge, PAF Style Neck

Sattel: Knochen

Steg: Graph Tech Resomax LSL Tele Bridge mit Cutout

Mechaniken: Gotoh Vintage, Pearl Buttons Gotoh Vintage

Lackierung: Nitro

Gewicht: 3,59 kg 3,52 kg

Preis: 2.950 Euro 2.900 Euro

Zubehör: G&G Koffer, Schlüssel

Getestet mit: Mesa Mini Rectifier, Mesa 2x12 Rectifier Box, Marshall JVM 410HJS,

Marshall 1960TV, Fender Pro Junior

Vertrieb: Mitanis Sound Distribution

www.lslinstruments.com www.mitanis.de

ert lange, bis sie wieder weggelegt wird. Wenndas kein gutes Zeichen ist.

RollenkonfliktSehr bezeichnend finde ich die Tatsache, dassjede der beiden Damen klingt, wie sie aus-sieht. Soll heißen, die Bad Bone I ist T-typischund die Topanga sehr Gibson-mäßig. Der Um-stand, dass die Hölzer der beiden quasi ver-tauscht wurden, bringt den Instrumenteneinen großen Zugewinn an klanglichen Ex-tras und tonaler Tiefe, ohne ihre Bauart zuüberdecken. Die minimal geagete Bad Bone,deren Namen übrigens Frederika lautet, undFräulein Mamba wurden mit einem Höchst-maß an Präzision und trotzdem in völligerHandarbeit gebaut. Jeder Hals bei LSL wirdvon Hand geshaped, deshalb ist keiner wie derandere. Wünsche bei einer Custom-Gitarresind ohne Aufpreis möglich, sogar wenn mandas genaue Profil seines Lieblingsinstrumentsnachempfunden haben möchte. Die Verarbei-tung der Bünde ist kurz gesagt sensationell,das Spielgefühl großartig. Abgesehen von denMechaniken und der Brücke der Topangawird alles, sogar die Hardware, mittlerweile

im Haus gefertigt. Klang und Haptik dieserbeiden echten Arbeitsgitarren sind fantas-tisch. Nicht umsonst spielen anerkannte Gi-tarristen wie Jerry Donahue, Steve Trovato,Brian Kahanek, Carl Verheyen, Will Ray, JohnJorgensen, Rob Torres, Ben Harper, WalterBecker, Ricky Z und viele mehr eine LSL (dieübrigens auch bei anderen Firmen eigeneSignatures haben).

FührungsrolleFür Kritiker bleibt die Frage, warum man nochmehr Gitarren braucht, die Modellen großerHersteller nachempfunden sind. Klar, viele anKlassikern inspirierte Modelle könnte man sichsparen, denn sie bieten nichts wirklich Neuesoder Besonderes, sondern wiederholen nur das,was man schon tausendmal gesehen und gehörthat. Lance Lermans Firma LSL Instruments,ein kleiner Custom-Shop, ist jedoch über jedeKritik erhaben, denn man geht hier sehr eigen-ständig mit vielen Details um, findet neue Wege,verbessert und kommt so zu einer Güte, die ih-resgleichen sucht. Eine LSL besitzt für michMagie, hat einen grandiosen Ton und saugt dieMusik aus dir heraus, garantiert! ■

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