Grundlagen der Dampf- und Kondensattechnologie€¦ · 7 Inbetriebnahme, Wartung, Betrieb . . . . . . 55 ... William Murdoch, Richard Trevithick und Oliver Evans sind die Pioniere,

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  • Grundlagendes Einsatzes von Wrmetauschern in Dampfanlagen

  • Grundlagendes Einsatzes von Wrmetauschern in Dampfanlagen

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    Wrme ist eine der Energieformen, die wir Menschen sehr schnell erkennen: Es ist uns kalt oder warm, wir frieren oder wir

    verbrennen uns die Finger. Wrme ist zu transportieren, umzuformen und zu verwenden im kleinen Mastab von wenigen

    kW bis hin zu groen Anwendungen im Megawatt-Bereich.

    Das zentrale Gert in allen Wrmeanwendungen ist der Wrmetauscher, um den sich in diesem Buch alles dreht. Vor allem

    der dampfbeheizte Wrmetauscher ist unser Anliegen, auch wenn die Grundlagen, die wir erklren, fr alle anderen Medien

    genauso gltig sind. Wir wollen anderen Grundlagenwerken wie den verschiedenen Lehrbchern der Thermodynamik oder

    dem VDI-Wrmeatlas keine Konkurrenz machen, sondern den Bezug zur Dampftechnik herstellen. Spirax Sarco ist weltweit

    einer der grten Hersteller von dampfbetriebenen Wrmebertragersystemen. Und die Erfahrungen, die wir bei unserer

    Arbeit gesammelt haben, geben wir gerne an Sie weiter.

    Bevor Sie mit dem Lesen starten, ein paar kurze Vorbemerkungen:

    Uns ist die gute Lesbarkeit dieses Buches sehr wichtig. Ohne technisch unkorrekt zu werden, verwenden wir bewusst die

    blichen umgangssprachlichen Begriffe wie Wrmetauscher (richtig heit es ja: Wrmebertrager) und Regelventil (anstelle

    Stellventil), eben so, wie Sie als Leser das normalerweise tagtglich tun. Die genormten Begriffe finden Sie im Anhang des

    Buches.

    Wenn wir vom Druck sprechen, ist normalerweise der berdruck (bar) gemeint d.h. der Druck, der auch am Manometer

    der Anlage abgelesen wird. Auch bei der Temperatur erlauben wir uns die Freiheit, in einzelnen Fllen C zu schreiben, wobei

    doch Temperaturdifferenzen in Kelvin anzugeben wren.

    Die Wrmetechnik ist ein interessantes Arbeitsgebiet und bietet viele Entdeckungen. Aber nicht nur die pure Technik be-

    stimmt dieses Buch. Wir wnschen uns sehr, dass Ihnen das Lesen sowohl Fachinformationen bietet, als auch Freude macht.

    Fr Verbesserungsvorschlge sind wir dankbar.

    Klaus Rmler, Jrg Hilpisch

    Spirax Sarco, 2009

    Vorwort

    Grundlagen des Einsatzes von Wrmetauschern in Dampfanlagen

    der SPIRAX SARCO GmbH Konstanz.

    Nachdruck, auch auszugsweise, Kopie, Vervielfltigung und Verbreitung

    gleich welcher Art nur nach ausdrcklicher Genehmigung von SPIRAX SARCO.

    Schutzgebhr: 15,00 Euro

    Weitere Dokumentationen von Spirax Sarco:

    Leitfaden fr die Praxis

    Arbeitsbltter (Auslegungsdiagramme) fr die Dampf- und Kondensattechnologie

    Grundlagen der Dampf- und Kondensattechnologie

    Grundlagen fr Wartung und Betrieb von Dampfanlagen

    Bestellungen ber [email protected]

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    1. Warm,wrmer,amwrmsten

    1.1 Die alten Germanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

    2. DiePhysikderWrme. . . . . . . . . . . . . . . . 7

    2.1 Die Hauptstze der Thermodynamik . . . . . . . . . . . .7

    2.2 Die Wrmedurchgangsformel . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

    2.3 Der Wrmedurchgangskoeffizient k . . . . . . . . . . . . 9

    2.4 DieTemperaturdifferenzT . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

    2.5 Strmung und Druckverluste . . . . . . . . . . . . . . . . .10

    2.5.1 Der Mengenstrom und die Kontinuitts-

    gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

    2.5.2 Druckverlustberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

    2.5.3 Der Energiebedarf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

    3. DampfbetriebeneWrmetauscher . . . . . . 12

    3.1 Begriffe, Definitionen, Normen . . . . . . . . . . . . . . . .12

    3.1.1 Primr und Sekundr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

    3.1.2 Vorlauf und Rcklauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

    3.1.3 Normenbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

    3.2 Die besonderen Eigenschaften von Dampf . . . . . .13

    3.2.1 Warum Sattdampf? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

    3.2.2 Druck und Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

    3.2.3 Die Entwsserung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14

    3.2.4 Kondensationsart: Lieber stehen oder liegen? . . .15

    3.2.5 Nicht-kondensierbare Gase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

    3.3 Zwei Arten der Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

    3.3.1 Dampfseitige Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

    3.3.1.1 Sicherheitstemperaturregelung . . . . . . . . . . . . . . . .21

    3.3.1.2 Kondensatrckstau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21

    3.3.2 Kondensatseitige Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27

    3.3.2.1 Sicherheitstemperaturregelung . . . . . . . . . . . . . . . 28

    3.3.2.2 Druck des Sekundrmediums . . . . . . . . . . . . . . . . 29

    3.3.3 Vergleich der Regelungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . .31

    3.3.4 Dreiwege-Regelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31

    3.3.5 Bypassregelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31

    3.3.6 Splitrange-Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31

    3.3.7 Druck und Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

    4. Auslegungsbedingungenfr

    Wrmetauschlsungen. . . . . . . . . . . . . . . . 33

    4.1 Dimensionierung des Wrmetauschers . . . . . . . . 33

    4.2 Druckverlust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

    4.3 Strmungsgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

    4.4 Zweiphasenstrmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

    4.5 Fouling, Kalkausfall, Selbstreinigung . . . . . . . . . . 34

    4.5.1 Arten des Fouling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

    4.5.2 Selbstreinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

    4.6 Armaturen und Zubehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37

    5. BauartenvonWrmetauschern. . . . . . . . . 39

    5.1 Rohrbndel-WT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

    5.2 Geradrohr-WT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

    5.3 Platten-WT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41

    5.4 Plate&Shell-WT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

    5.5 Vergleich der verschiedenen

    Wrmetauschertypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

    5.6 Mischungsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

    5.6.1 Mischen von Flssigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43

    5.6.2 Direkteinblasung von Dampf (Injektion) . . . . . . . 43

    6 Anwendungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

    6.1 Durchlauferhitzer, Brauchwassererwrmung . . . 44

    6.2 Heizungstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

    6.3 Trinkwassererwrmung, Zweikreissystem . . . . . . 47

    6.4 Speicher-Lade-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

    6.5 CIP-Reinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

    6.6 Flaschenwaschmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

    6.7 Behandlungsbder in Galvanik und

    Stahlindustrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51

    6.8 Wrmerckgewinnung bei Brdendampf . . . . . . 52

    6.9 Wrasendampf von Speisewasserentgasern . . . . . 53

    6.10 Energierckgewinnung bei der

    Reindampferzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

    7 Inbetriebnahme,Wartung,Betrieb. . . . . . 55

    7.1 Vor der Inbetriebnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55

    7.2 Nachlaufzeit bei kompakten

    Wrmetauschern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

    7.3 Wartung und Systemtests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

    8 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

    8.1 Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

    8.2 Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

    8.3 Wrmebergangszahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

    8.4 Wrmedurchgangskoeffizienten k . . . . . . . . . . . . 60

    8.5 Mittlere Wrmekapazitten cm,

    Verdampfungswrmehv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61

    8.6 Begriffserklrung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

    8.7 Auswahl wichtiger Normen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

    8.8 Mollier-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

    8.9 Wasserdampftafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

    Suchwortregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

    Inhaltsverzeichnis

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    1.1 Die alten Germanen ...

    Die alten Germanen wrmten sich noch am Feuer so hat-

    ten wir in einer unserer Werbeanzeigen in den 60er Jahren

    formuliert. Und dieser Einstieg in unsere kleine Geschichte

    der Wrmelehre ist nicht weit hergeholt. Den Bezug auf den

    Menschen findet man in der Wrmetechnik hufig. Letzt-

    endlich sind es vor allem Menschen, die knstliche Wrme

    bentigen und diese lange vor dem Einsatz der Wrme

    in Maschinen nutzen lernten. Wrme, das heit fr viele

    Menschen vor allem behagliche Temperaturen.

    Der deutsche Physiker Daniel Fahrenheit hat fr seine Tem-

    peraturskala als einen Fixpunkt die Krpertemperatur des

    Menschen auf 96F (heute korrekt 98,6F) festgelegt. Und

    der Nullpunkt der Skala war die niedrigste, fr ihn erreich-

    bare Temperatur: Der Winter in Danzig 1708/09 mit -17,8C

    war bitterkalt. Dass sich die 1742 durch den Schweden An-

    ders Celsius eingefhrte Temperaturskala in vielen Lndern

    weiter verbreitet hat, ist wohl auf den eingngigeren Bezug

    seiner Skala auf den Gefrier- und Siedepunkt des Wassers

    zurckfhren. Ursprnglich war brigens der Gefrierpunkt

    als 100C definiert und der Siedepunkt bei 0C. Ein anderer

    Schwede, Carl von Linn, hat das dann drei Jahre spter auf

    den Kopf gestellt, so sind wir das auch heute noch gewohnt.

    Geschichtlich befinden wir uns mit der Entwicklung der

    Temperaturskalen am Anfang des 18. Jahrhunderts. Es gibt

    hei und kalt, die Temperaturen, mit denen sich die Men-

    schen auskennen, bewegen sich etwa zwischen Frost und

    heiem Wasser. Das es nach oben hin noch mehr gibt, kann

    man in den Schmieden und in den Metallschmelzen schon

    seit der Kupferzeit (ca. 4000 v. Chr.) erkennen. Tatschlich

    aber mssen wir wesentlich frher mit unserer Geschichte

    beginnen. Wir kennen noch lngst nicht die Unterschei-

    dung zwischen Temperatur und Wrme. Noch immer friert

    also unser frherer Vorfahre im Winter, bis er vor vielleicht

    300.000 Jahren anfngt, das Feuer zu nutzen.

    Ob es zuerst zum Kochen, zum Haltbarmachen von Fleich,

    zur Jagd und zum Vertreiben wilder Tiere oder eben als

    Wrmequelle genutzt wurde, lsst sich nicht genau sagen.

    Dass Feuer und Wrme dann aber vom Kochzweck langsam

    zu einem Komfortelement wurden, lsst sich ziemlich genau

    verfolgen: Die alten Griechen (schon wieder die!) und dann

    ganz sicher die Rmer entwickeln eine Kultur des Badens,

    die den planvollen Umgang mit Wrme voraussetzt.

    Nachdem der Mensch bereits seit ca. 8000 Jahren natrlich

    vorkommende Metalle nutzt und bearbeitet, dient whrend

    der Kupferzeit Feuer dazu, Werkstcke zu gieen und dann

    auch Mischungen (Legierungen) herzustellen. Aus Kupfer

    und Zinn wird Bronze, das erste harte Metall. Dieser tech-

    nologische Fortschritt erlaubt bessere Werkzeuge, um damit

    besser und schneller zu bauen, zu pflgen und zu kmpfen.

    Die Metallgewinnung stellt einen wichtigen Baustein in der

    Entwicklung des Menschen dar.

    Um die Zeitenwende gibt es dann erste, uns bekannte Ver-

    suche, Wrme maschinell zu nutzen. Heron von Alexan-

    dria zeigt um etwa 100 n. Chr. mit seinem Heronsball, dass

    Bewegung mit Wrme erzeugt werden kann. Die erste, pri-

    mitive Dampfmaschine ist erfunden. Anschlieend dauert

    es immerhin noch ber 1500 Jahre, bevor sich mit Denis

    Papin 1690 wieder jemand dieses Themas annimmt. 1698

    1Warm,wrmer,amwrmsten

    1. Warm, wrmer, am wrmsten

    Heronsball,ca.100AD

    Germanen

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    1Warm,wrmer,amwrmsten

    ist es dann soweit: Die erste sinnvoll einsetzbare Maschine

    Miners Friend zur Entwsserung von Bergwerken wird

    von Thomas Savery patentiert. Richtig zur Blte bringt di-

    ese Art der Entwsserungsmaschinen Thomas Newcomen

    ab 1712.

    Der berhmte James Watt nimmt 50 Jahre spter entschei-

    dende Verbesserungen vor erfunden hat er die Dampfma-

    schine aber nicht, auch wenn das in vielen Bchern so ge-

    schrieben steht. William Murdoch, Richard Trevithick und

    Oliver Evans sind die Pioniere, die die Dampfkraft auf R-

    der und die Schiene bringen. Damit ist dem unermesslichen

    Hunger der industriellen Revolution nach frei verfgbarer

    Kraft, schneller Geschwindigkeit und weit ber Muskelkraft

    hinausgehnder Leistung das notwendige Antriebsmittel

    verliehen. Die industrielle Revolution lsst sich nicht mehr

    aufhalten.

    Parallel dazu, auch angetrieben durch die Nutzung der ers-

    ten einfachen Dampfmaschinen, beginnen Wissenschaftler

    damit, sich mit Gesetzmigkeiten der Natur zu beschfti-

    gen. Immer noch ist in dieser Zeit berhaupt nicht klar, was

    Wrme eigentlich ist. Ein geheimnisvoller Stoff vielleicht,

    der von einem Krper in den anderen fliet? Turbulenzen,

    die von einem Material auf das andere bergehen? Im aus-

    gehenden 17. Jahrhundert arbeiten Mariotte, Boyle und

    Amontons an der Beziehung zwischen Druck und Tempera-

    tur von Gasen. Die Physiker Charles und Gay-Lussac erlan-

    gen um die Jahrhundertwende die Erkenntnis, dass Druck

    und Temperatur zusammenhngen, whrend Prevoust

    schon davon spricht, dass alle Stoffe in einem thermischen

    Gleichgewicht zueinander stehen. Revolutionr neu formu-

    liert Prevoust die Erkenntnis, dass alle Krper Wrme aus-

    strahlen, egal, ob warm oder kalt. Wrme hat pltzlich nicht

    mehr ausschliesslich mit Temperatur zu tun.

    Anfang des 18. Jahrhunderts immer noch vor allem durch

    franzsische Wissenschaftler kommen weitere Durchbr-

    che in der Erkenntnis: Avogadro postuliert, dass Gase bei

    gleichem Volumen, Druck und Temperatur gleich viele Mo-

    lekle enthalten und stellt damit eine Beziehung zwischen

    Materie und Wrme her. Carnot beschftigt sich intensiv

    mit den immer mehr aufkommenden Dampfmaschinen.

    Er erkennt, dass Feuer eine bewegende Kraft hervorrufen

    kann, dass also Wrme in Kraft und Bewegung umgewandlt

    werden knnen. Er ist davon berzeugt, dass diesem Effekt

    mehr Aufmerksamkeit zu schenken ist und wird so zu einem

    der Grndervter der Thermodynamik. Nicht von ihm, aber

    ihm zu Ehren werden heute die idealen, reversiblen Kraft-

    Wrmeprozesse Carnot-Prozesse genannt. Erst einige

    Jahrzehnte nachdem Carnot seine berlegungen verffent-

    licht hat, greifen andere sie auf: Clapeyron gibt dem Carnot-

    Prozess eine mathematische Grundlage, Thomson (Lord

    Kelvin) und Clausius berufen sich ab Mitte des 19. Jahrhun-

    derts ausdrcklich auf seine Untersuchungen.

    Genau um diese Zeit schlgt die groe Stunde der Wrme-

    technik. Joule weist das mechanische Wrmequivalent

    nach: Wrme und Arbeit lassen sich ineinander umwandeln.

    Parallel zu Mayer entsteht der erste Grundsatz der Thermo-

    dynamik: Energie geht nicht verloren, sondern wird nur

    umgewandelt. Anstelle Energie standen zuerst Kraft und

    Entspannen

    Verdichten

    Wrme

    ArbeitWrme

    DampfbetriebeneEntwsserungsmaschineum171 Carnot-Prozess

    Dampfwagenum178

  • | SpiraxSarco

    1Warm,wrmer,amwrmsten

    Wrme. Sptestens seit der Formulierung des Energierhal-

    tungssatzes durch Helmholtz 1847 lie sich die Erkenntnis,

    das Kraft und Wrme beides Formen von Energie sind, nicht

    mehr aufhalten. Energie, das ist der vom schottischen Inge-

    nieur Rankine eingefhrte Name fr das, was vorher leben-

    dige Kraft genannt wurde.

    Was in Frankreich begonnen hat, wird jetzt durch deutsche

    und englische Forscher zur weiteren Reife gebracht: Clausius,

    Boltzmann, Gibbs und Maxwell legen das Fundament fr

    die theoretische Physik und schlagen die Brcke zwischen

    dem, was wir Menschen erkennen und erfhlen, hin zur

    Molekularphysik und zur Wellenlehre. Der Begriff Entropie

    entsteht. Der thermodynamische Kreisprozess, Grundlage

    fr jedes Dampfkraftwerk, wird als Clausius-Rankine-Pro-

    zess beschrieben. Vor allem die Arbeiten von Maxwell legen

    Grundlage fr die Sternstunde, die die theoretische Phy-

    sik dann Anfang des 20. Jahrhunderts durch Einstein und

    Planck erfhrt.

    Was da bei einem unserer Urvorfahren mit der einfachen

    Nutzung von Feuer begann, befindet sich heute ganz dicht

    (nach den Begriffen der Zeit und der Temperatur) an der

    Erforschung des Urknalls in der grten Forschungsein-

    richtung der Welt, im CERN in Genf. Und trotz all dieser

    wissenschaftlichen Groleistungen bentigen wir Wrme

    weiterhin ganz praktisch zum Heizen im Winter, zum Brau-

    en von Bier, zum Sterilisieren medizinischer Gter, zum Wa-

    schen und Kochen. Die praktische Nutzung der Energieform

    Wrme bentigt Apparate und Einrichtungen, um Wrme

    von einem Platz zum anderen, von einem Stoff auf den an-

    deren zu bertragen. Der Raubbau der natrlichen Ressour-

    cen, die Auswirkung des Menschen auf die Umwelt lokal

    und global haben die Blickrichtung verndert. Nicht mehr

    die Nutzung und Gewinnung von Energie alleine steht im

    Vordergrund, sondern das sparsame Verbrauchen. Immer

    weiter wird versucht, sich dem idealen Wirkungsgrad des

    Carnot-Prozesses anzunhern. Um die Effizienz zu steigern,

    werden alle Einrichtungen zur Wrmegewinnung und zur

    Wrmeverwendung neu betrachtet. Alle Wrmestrme bis

    hin zu kleinsten Abwrmen sollen genutzt werden. Das hat

    Auswirkung auf die Auslegung und den Aufbau einzelner

    Apparate und ganzer Anlagen.

    Der bergang der Wrme von einem Medium fr Spirax

    Sarco heit das meist bertrag der Dampfwrme auf ein

    anderes, blicherweise wssriges Medium, ist eine der meist

    genutzten Formen in der Wrmeverwendung und das

    Thema dieses Buches.

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    2.1 Die Hauptstze der Thermodynamik

    Im ersten Kapitel dieses Buches haben wir bereits die beiden

    Hauptstze der Thermodynamik kennen gelernt. Dass die

    Entdeckung dieser Grundregeln nicht einmal 200 Jahre

    her ist, zeigt, dass sie keineswegs als selbstverstndlich an-

    genommen werden knnen. Dabei ist es wichtig, sich noch-

    mals zu vergegenwrtigen, dass mit dem Begriff Wrme

    eine Energieform gemeint ist. Die thermische Energie, ge-

    messen in kW, ist umformbar in andere Energiearten wie

    z. B. mechanische Arbeit. Die mechanische Arbeit lsst sich

    wieder in elektrische Energie transferieren. Und natrlich

    funktioniert das auch in umgekehrter Richtung. Wrde

    nicht bei jeder Wandlung Energie in ungewollte Formen

    umgewandelt werden (z. B. Wrmeverluste, Reibungsverlus-

    te etc.), knnte man daraus ein Perpetuum Mobile bauen.

    Dass sich Energie umformen lsst, ist eine wesentliche Er-

    kenntnis. Und so lautet auch der erste Hauptsatz der Ther-

    modynamik:

    EnergielsstsichnichterzeugenundEnergiegehtnicht

    verloren.EnergielsstsichnurinverschiedeneFormen

    umwandeln.

    Der erste Hauptsatz wird auch Gesetz von der Erhaltung

    der Energie genannt.

    Dass der erste Hauptsatz zwar technisch richtig ist, sich je-

    doch im atomaren Mastab relativiert, hat Albert Einstein

    erkannt. Energie und Materie stehen miteinander in Bezie-

    hung ber die Lichtgeschwindigkeit c: E=mc2. Aber das nur als Bemerkung der Vollstndigkeit halber.

    Der Energieinhalt eines Gases oder einer Flssigkeit kann

    sich in Form von Druck und Temperatur zeigen. Der Begriff

    Enthalpie wird verwendet, um den gesamten Energiein-

    halt zu bezeichnen.

    Im allgemeinen Sprachgebrauch gehen die Begriffe manch-

    mal etwas durcheinander. Es kommt fter vor, dass Wrme

    und Temperatur verwechselt werden. Die Temperatur, ge-

    messen in C oder K, ist aber nur eine Zustandsgre eines

    Stoffes, nicht jedoch die Wrme selbst. Dabei ist es nicht

    immer so, dass ein Stoff mehr Wrme enthlt, wenn seine

    Temperatur hher ist. Beispiel:

    Sattdampf (9 bar) 180C; Energieinhalt: 2778 kJ/kg

    Dampftemperatur (berhitzt): 180C, 2 bar; Energieinhalt:

    2824 kJ/kg

    Die Grafik des Wasserdampfes an seinem Sttigungspunkt

    zeigt eindrcklich, dass es zwischen Temperatur und Ener-

    gieinhalt keinen linearen Zusammenhang gibt. Grund dafr

    ist, dass die Verdampfungsenthalpie sich mit dem Druck

    ndert: Bei hherem Druck muss mehr Energie in das fls-

    sige Wasser gesteckt werden, bevor es berhaupt in die Gas/

    Dampf-Phase bertreten kann. Ist dieser Zustand erreicht,

    ist die Moleklbewegung bereits so gro, dass zur Verdamp-

    fung weniger Energie bentigt wird. Die Verdampfungsen-

    thalpie sinkt also mit steigendem Druck.

    Dass die Temperatur eine eminent wichtige Zustandsgre

    ist, zeigt der zweite Hauptsatz der Thermodynamik:

    Wrmeenergie kann nur dann in mechanische Energie

    (Arbeit)umgewandeltwerden,wenneinTemperaturge-

    fllevorhandenist.

    Diese Erkenntnis bedeutet auch, dass es nicht mglich ist,

    mit einem kalten Medium ein wrmeres Medium weiter

    zu erwrmen. Lediglich wenn weitere Zustandsgren ver-

    ndert werden, kann auch aus khleren Medien Energie

    gewonnen und zur weiteren Erwrmung des heieren Me-

    diums verwendet werden. Ein typisches Beispiel ist die Wr-

    mepumpe bzw. der Khlschrank.

    2.2 Die Wrmedurchgangsformel

    Trifft ein heies Medium auf eine Oberflche mit niedriger

    Temperatur, so gibt das wrmere Medium Energie an die

    khlere Oberflche ab, die Oberflche erwrmt sich. Ein

    paar kleine Experimente zeigen, von welchen Faktoren die

    bertragene Energiemenge abhngt:

    Will man ein khles Bier erwrmen, nimmt man gern die

    Hnde zur Hilfe. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass der

    kleine Finger nicht ausreichend ist, man muss schon die

    ganze Hand nehmen. Die bertragene Wrmemenge ist also

    von der berhrten Flche abhngig.

    Ist das Bier besonders kalt, braucht das Aufwrmen viel

    lnger und die eigenen Finger werden ganz schn kalt. Die

    bertragene Wrmemenge ist also vom Temperaturunter-

    schied abhngig.

    ThermischeEnergie

    [kJ]

    MechanischeEnergie

    [Nm]

    ElektrischeEnergie[kWh]

    2800

    2700

    2600

    2500

    100 15050 200 250

    Wrmeinhalt (Energie) kJ/kg

    Temperatur C

    EnergieundTemperaturfrSattdampf

    Energieumwandlung

    2. Die Physik der Wrme

    DiePhysikderWrme

  • 8 | SpiraxSarco

    Wrmetauscher

    Wassertemperatur

    Dampf

    TemperaturKondensat-Film

    Metall-Wand WasserDampftemperatur

    durchschnittlicheWandtemperatur

    Q 1 Q 2 Q 3

    Temperaturverlauf

    WrmedurchganganeinerMetallwand

    DiePhysikderWrme

    Geht einem das mit dem Bierwrmen zu lang, hilft meist ein

    bisschen rhren und schtteln. Durch die Bewegung geht

    die Erwrmung etwas schneller. Auerdem kann man fest-

    stellen, dass die Geschwindigkeit der Erwrmung mit dem

    verwendeten Material zu tun hat: Ein Bierglas lsst sich bes-

    ser erwrmen als eine Tupperdose. Der Einfluss von Werk-

    stoff und Bewegung hat etwas mit der Qualitt des Wrme-

    bergangs zu tun. In der Technik wird dieser Zusammenhang

    mit dem Wrmebergangskoeffizientenausgedrckt.

    Als Formel fr den Wrmebergang von einem Stoff auf

    einen anderen ergibt sich aus unseren einfachen Betrach-

    tungen

    Q = A T

    Q Wrmemenge (Energie), Einheit W (Watt) Wrmebergangskoeffizient, Einheit W/(m2 K)A Flche, Einheit m2

    T TemperaturdifferenzinK(Kelvin)

    Fr den Wrmedurchgang durch einen Feststoff bentigt

    man die Wrmeleitfhigkeit ; man findet sie in den ein-schlgigen Tabellenwerken z. B. Anhang 8.3 dieses Buches.

    Die bertragene Energiemenge lsst sich so berechnen:

    Q = /d A T

    Wrmeleitkoeffizient; Einheit W / (m K)d Materialstrke; Einheit m

    Bei den meisten industriellen Wrmeprozessen ist es nicht

    erwnscht, dass die beiden beteiligten Stoffe miteinander

    in Berhrung kommen. Die Trennung der beiden Stoffe bei

    gleichzeitigem Austausch der Wrme ist die Aufgabe des

    Wrmebertragers, der umgangssprachlich Wrmetauscher

    genannt wird. Der Wrmebergang von einem Medium auf

    das andere besteht bei solchen Apparaten aus mindestens

    drei Einzel-Vorgngen:

    Das Heizmedium gibt seine Wrme an den Wrmetauscher

    ab

    Q1 = 1 A (T1-T2).Durch das Material wird die Wrme auf die andere Seite ge-

    leitet

    Q2 = /d A (T2-T3).Dort wird sie an das kltere Medium abgegeben

    Q3 = 2 A (T3-T4)

    Klammert man einmal mgliche Wrmeverluste aus, so gilt

    Q1 = Q2 = Q3D.h. die Wrme, die auf der linken Seite eingetragen wird,

    wird auf der rechten Seite (vollstndig) entnommen.

    Dem Wrmetransport wirken die drei Widerstnde entge-

    gen: Wrmeleitung und die Wrmebergnge. Diese drei

    Widerstnde lassen sich zu einem Wert zusammenfassen:

    1/k = 1/1 + d/ + 1/2.

    1/k wird als Wrmeleitwiderstand bezeichnet.

    Der Umkehrwert k heit Wrmedurchgangskoeffizient.

    Damit erhlt man die allgemeingltige Formel fr den Wr-

    metauschprozess in einem Wrmetauscher:

    Q = k A Tm

    k Wrmedurchgangskoeffizient ; Einheit W/(m2 K)Tm mittlere Temperaturdifferenz; Einheit K

    Lassen Sie uns das noch einmal sprachlich zusammenfas-

    sen: Der Wrmedurchgang ist umso besser,

    je grer der Wrmedurchgangskoeffizient (Kap. 2.3),

    je grer die Flche,

    und je grer die Temperaturdifferenz ist (Kap. 2.4).

  • SpiraxSarco |

    2.3 Der Wrmedurchgangs- koeffizient k

    Wie in Kapitel 2.2 gezeigt, ist der Wrmedurchgangsko-

    effizient eines Wrmetauschers von den beiden Wrme-

    bergangskoeffizienten 1 und 2 und der Wrmeleitko-effizienten abhngig. Der Letztere ist leicht aus Tabellen

    abzulesen, schwieriger ist es mit den beiden Wrmeber-

    gangskoeffizienten.

    Der Wrmebergangskoeffizient ist von vielen Parame-tern abhngig, z. B.

    Dichte

    Spezifische Wrme

    Wrmeleitfhigkeit

    Viskositt

    Strmungsverhltnisse

    Geometrie

    Temperatur etc.

    Bei so vielen Parametern ist eine Berechnung sehr komplex

    und man hat sich deswegen in der Technik mit empirischen

    Kennzahlen beholfen: Grashof-Zahl, Prandtl-Zahl, Nusselt-

    Zahl, Reynolds-Zahl und diversen Kombinationen dieser

    Zahlen.

    Die Formeln fr die Berechnung finden Sie in Anhang 8.2.

    Fr uns soll an dieser Stelle die prinzipielle Entdeckung von

    O. Reynolds ausreichen, der um 1875 erkannt hat, dass la-

    minare Strmung den Wrmebergang stark behindert.

    Leider tritt dieser laminare Effekt mindestens im Grenzbe-

    reich fast jeder Strmung auf. Um ihn zu beseitigen, werden

    technische Manahmen wie Prallbleche oder gewellte Rohre

    verwendet. Die dadurch erzeugte Turbulenz fhrt bild-

    lich gesprochen zu besserer Vermischung und damit zu

    besserem Wrmetransport. Genau dieser Effekt bringt uns

    zu unserem Bierglas zurck: Die Erwrmung geht schneller

    vonstatten, wenn das Bier in Bewegung gesetzt wird.

    In Kapitel 4 werden wir sehen, dass das Erzeugen turbu-

    lenter Verhltnisse weitere, wichtige Auswirkungen hat:

    Turbulenz sorgt fr Selbstreinigung: Feststoffe werden

    mitgerissen

    Der Druckabfall ber einen Wrmetauscher steigt durch

    Turbulenz an

    Zu geringe Strmung erhht die Verschmutzungsnei-

    gung und verschlechtert den Wrmebergang

    Zu hohe Strmung erhht den Druckverlust und fhrt zu

    erhhter Abnutzung

    Bei der Dimensionierung eines Wrmetauschers mssen

    die widersprchlichen Effekte gut gegeneinander austariert

    werden.

    Auswahltabelle der Wrmedurchgangskoeffizienten siehe

    Anhang 8.4.

    2.4 Die Temperaturdifferenz T

    Im einfachsten Fall ist die Temperaturdifferenz der Unter-

    schied zwischen dem heien Medium und dem klteren, zu

    erwrmenden Medium.

    In der technischen Praxis sind die Temperaturverlufe je-

    doch keineswegs linear. Wir unterscheiden vor allem den

    Gleichstrom d.h. die Medien flieen in gleicher Richtung

    und den Gegenstrom d.h. die Medien flieen in entge-

    gengesetzter Richtung durch einen Wrmetauscher.

    In beiden Fllen wird als Temperaturdifferenz die mittlere,

    logarithmische Differenz berechnet.

    Laminare,teilweiseturbulenteundturbulenteStrmung

    Temperatur

    Betrieb im Gegenstrom

    Eintritt

    Wrmetauscherabmessung

    Eintritt

    Austritt

    Austritt

    T1

    T2T4

    T3

    Primrseite

    Sekundrseite

    WrmebertragungimGegenstrom

    DiePhysikderWrme

    Austritt

    Sekundr-medium

    Eintritt

    Sekundr-medium

    Eintritt Primrmedium

    Austritt Primrmedium

    WrmebertragungimGegenstrom

  • 10 | SpiraxSarco

    Einen Sonderfall stellt die Verwendung von Sattdampf dar:

    Der kondensierende Dampf und das daraus entstehende

    Kondensat haben an jeder Stelle die gleiche Temperatur.

    Voraussetzung ist, dass das Kondensat durch konstruktive

    Manahmen sofort von den Wrmebertragerflchen ab-

    laufen kann und ber einen geeigneten Kondensatableiter

    aus dem Dampfraum entfernt wird.

    In diesem Fall kann die mittlere Temperaturdifferenz ver-

    einfacht arithmetisch berechnet werden:

    Da T1 und T3 bei Dampf gleich bleiben (TD = T1 = T2) ergibt

    sich

    Gegenber der logarithmischen Berechnung ergibt sich ein

    kleiner Fehler, der in der Praxis aber oft vernachlssigbar ist.

    2.5 Strmung und Druckverluste

    Druckverlustberechnungen in Rohren, Wrmetauschern

    und Apparaten sind ein ganz eigenes Kapitel. An dieser Stelle

    deshalb nur einige wenige Grundlagen.

    2.5.1 Der Mengenstrom und die Kontinuitts-gleichung

    Die Durchflussgleichung gilt sowohl fr inkompressible Me-

    dien wie z. B. Wasser, als auch fr Gase und Dmpfe:

    m = V = v A

    m Mengen- oder Massenstrom, Einheit kg/h

    Dichte, Einheit kg/m3

    V Volumenstrom, Einheit m3/h

    v Geschwindigkeit, Einheit m/h

    A Flche, Einheit m2

    Whrend des Durchflusses geht keine Masse verloren,

    auch nicht beim Verdampfen oder Kondensieren (Masse-

    erhaltungsstze). Deswegen gilt fr unsere Prozesse auch

    m = V = v A = konstant

    Diese Formel ist eine der wichtigsten Beziehungen in str-

    menden Medien und heit Kontinuittsgleichung.

    Fr Flssigkeiten kann man dabei vereinfachen:

    V = v A = konstant

    2.5.2 DruckverlustberechnungAus strmungstechnischer Sicht sind Armaturen, Wrme-

    tauscher, aber auch Rohrbgen, ja sogar die Rohre selbst

    Widerstnde. Sie behindern den freien Durchfluss. Die

    spr- und berechenbare Auswirkung ist der Druckverlust:

    Vor der Armatur/Rohrleitung/Wrmetauscher herrscht ein

    hherer Druck als hinterher.

    In hydraulischen Systemen wie z. B. der Sekundrseite

    des Wrmetauschers kann das zu unerwnschten Entmi-

    schungen fhren. Z. B. wird ein Heizkreis in einem Gebude

    Temperatur

    Dampf Kondensat

    Dampf/Wasser-Wrmetauscher

    WrmetauscherabmessungEintritt Austritt

    T1 = T2T4

    T3

    Primrseite

    Sekundrseite

    WrmebertragungmitSattdampfalsHeizmedium

    DiePhysikderWrme

    Eintritt

    Sekundr-medium

    Austritt

    Sekundr-medium

    Eintritt Primrmedium

    Austritt Primrmedium

    WrmebertragungimGleichstrom

    Temperatur

    Betrieb im Gleichstrom

    WrmetauscherabmessungEintritt Austritt

    T1

    T2Te TaT4

    T3

    Primrseite

    Sekundrseite

    WrmebertragungimGleichstrom

    Tm

    = =T

    e - T

    a

    lnT

    e

    Ta

    (T1 - T

    3) - (T

    2 - T

    4)

    lnT

    1 - T

    3

    T2 - T

    4

    Tm

    = -T

    1 + T

    3

    2

    T2 + T

    4

    2

    Tm

    = TD

    -T

    3 + T

    4

    2

  • SpiraxSarco | 11

    mit weniger Warmwasser versorgt als die anderen Gebu-

    deteile. Im Sekundrkreislauf kann das auch dazu fhren,

    dass es zu Teilverdampfungen kommt, bzw. um dass zu ver-

    hindern, eine wesentlich strkere Pumpleistung abverlangt

    wird. Mehr dazu in Kapitel 3.3.2.2

    blicherweise wird vom Anlagenplaner fr den Wrme-

    tauscher der maximal erlaubte Druckabfall auf der Sekun-

    drseite vorgegeben. Beim Auslegen des Wrmertauschers

    ist das zu bercksichtigen und mit der Anforderung an die

    Strmungsbedingungen in Einklang zu bringen (Turbulenz

    fr guten Wrmebergang und Selbstreinigungseffekte).

    Druckverluste werden als die Summe der einzelnen Str-

    mungswiderstnde berechnet:

    ErmittlungDruckverlustfrSattdampfundWasser

    1. Fr Armaturen: Widerstandswert C aus Tabelle ermit-

    teln

    2. Fr die Rohrleitung: spezifischer Widerstandswert C

    aus Tabelle; C = C Lnge3. Cges ermitteln: Cges = C1 + C2+ ...Cn4. Druckverlustberechnen:p=Cges (v2)/2

    p Druckverlust;EinheitPa

    Dichte aus Dampftafel; Einheit kg/mv Strmungsgeschwindigkeit; Einheit m/s

    BeispielfrSattdampf

    Absperrventil DN 50, Rohrleitung 20 m, DN 50,

    Dampf 5 bar, = 3,1646 kg/m, Strmung v = 25 m/s1. C Absperrventil : 5,0

    2. C Rohrleitung : 0,41 20 = 8,2

    3. C ges = 5,0 + 8,2 = 13,2

    4. p=13,2 3,16 252 = 13,035 Pa = 0,13 bar

    DNC Rohrleitung[1/m]

    C Absperr-ventil

    CT-Stck

    C90-Bogen

    10 1, - , 0,1 1,7 ,7 ,7 0,0 1,0 ,7 , 0, 0,8 ,80 , 0, 0, ,8 , 0,0 0, , , 0,0 0,1 ,0 ,1 0, 0, ,1 ,0 0,80 0, , ,0 0,100 0,1 , ,0 0,1 0,1 ,7 ,1 0,10 0,1 , , 0,00 0,10 , , 0,0 0,08 , , 0,00 0,07 7,0 , 0,0 0,0 7, , 0,00 0,0 7, ,0 0,00 0,0 8, , 0,

    2.5.3 Der EnergiebedarfZur Ermittlung des Energiebedarfs fr die Erhitzung eines

    Mediums sind drei Angaben notwendig:

    1. Wieviel Medium soll erhitzt werden, d.h. der Massen-

    strom m ?

    2. Was fr ein Medium wird erhitzt, d.h. die spezifische

    Wrmekapazitt cp des Mediums?

    3. Um welche Temperatur soll das Medium erhitzt wer-

    den? Meist ist dabei die Anfangstemperatur und die

    gewnschte Endtemperatur bekannt.

    Allgemein: Q = m cp T

    Wird ein Medium erhitzt, so besitzt es nach der Erhitzung

    ein hheres Energieniveau. Diese Erhhung muss vom Heiz-

    medium geliefert werden, wobei mgliche Wrmeverluste

    zu bercksichtigen sind. Wird zur Erhitzung Dampf verwen-

    det, wird nicht mit der spezifischen Wrmekapazitt cp des

    Dampfes gearbeitet, sondern mit der Verdampfungswrme

    hv bzw. korrekter mit der genau gleich groen Konden-

    sationswrme. Bei anstaugeregelten Wrmetauschern kann

    dann allerdings noch die Kondensatunterkhlung mit be-

    rcksichtigt werden.

    Dampfbedarf: mD = m cp T/(hv t) mD = Q 3600/hvDampfbedarf berschlgig: mD = Q 1,8

    Q Leitung, Einheit kW

    cp Wrmekapazitt, Einheit kJ/kgK

    T Temperaturdifferenz;EinheitK

    m Massendurchfluss, Einheit kg/h

    hv Verdampfungsenthalpie des Wasserdampfes (bei

    Druck x), Einheit kJ/kg

    t Zeit, Einheit h

    mD Dampfmenge, Einheit kg/h

    Beispiel:

    Ein Wrmetauscher soll 8.000 l Wasser pro Stunde im

    Durchlauf auf 65C erwrmen. Das Wasser tritt mit 15C

    in den Wrmetauscher ein. Es steht Dampf mit 4 bar zur

    Verfgung.

    cp von Wasser: 4,2 kJ/kgK

    hv von Dampf bei 5 bar: 2068 kJ/kg

    Wrmebedarf: Q = 8000kg 4,2 kJ/kgK (65 C-15C) = 8000 kg 4,2 kJ/kgK 50 K = 1.680.000 kJ = 467 kW

    Dampfbedarf: mD = 8000 kg 4,2 kJ/kgK (65 C-15C) / (2068 kJ/kg 1h) = 812 kg/hDampfbedarf berschlgig: 476 kW 1,8 kg/h kW = 856 kg/h

    DiePhysikderWrme

  • 1 | SpiraxSarco

    Alle Hinweise und die Berechnungsformeln aus den vor-

    herigen Kapiteln beziehen sich auf Wrmebertrager all-

    gemein, sie knnen jederzeit auf den Wrmebertragungs-

    prozess zwischen Gasen, Flssigkeiten, Feststoffen oder auf

    Prozesse mit Stoffen unterschiedlicher Aggregatzustnde

    angewendet werden.

    Beim Einsatz von Dampf als Heizmedium (Primrmedium)

    gibt es eine ganze Reihe von besonderen Eigenschaften, die

    genutzt werden knnen. Mehr dazu im nchsten Kapitel.

    Doch vorab ist es notwendig, einige Begriffe so zu klren,

    dass auch weiterhin verstndlich bleibt, von was wir reden.

    3.1 Begriffe, Definitionen, Normen

    3.1.1 Primr und SekundrDie Seite eines Wrmetauschers, die mit dem heien Me-

    dium beschickt wird, nennt man Primrseite und das Me-

    dium heit Primrmedium. Man spricht auch von den pri-

    mrseitigen Drcken, Durchflssen und Temperaturen und

    von der primrseitigen Leistung. Das Primrmedium ist das

    Medium, das im Laufe des Prozesses Wrmeenergie abgibt

    und dabei oft auch klter wird (nicht bei Dampf: Sattdampf

    und Kondensat haben dieselbe Temperatur).

    Das Medium, das aufgeheizt wird, ist das Sekundrmedium.

    Sekundrseitige Temperatur, sekundrseitige Leistung, Se-

    kundrkreislauf sind weitere Begriffe.

    Genau genommen gelten die vorgenannten Begriffe Primr

    und Sekundr nicht nur fr Heizprozesse, sondern auch fr

    Khlprozesse. Im Khlprozess ist dann das khlere Medi-

    um auf der Primrseite, das zu khlende Medium auf der

    Sekundrseite.

    Anders ausgedrckt: Auf der Primrseite ist das Medium,

    mit dem man den Wrmetauscher versorgt. Das Sekundr-

    medium ist das Medium, dessen Temperatur man verndern

    mchte.

    3.1.2 Vorlauf und RcklaufDie Begriffe Vorlauf und Rcklauf geraten manchmal etwas

    durcheinander. Schuld daran ist der Blickwinkel, d.h. ob

    man die Primrseite oder die Sekundrseite betrachtet oder

    gar den Sekundrkreislauf. Will man ganz sicher und un-

    verwechselbar formulieren, mssten Vorlauf und Rcklauf

    jeweils in Bezug auf den Prozessteil bezeichnet werden, z. B.

    Vorlauf Sekundrseite Wrmetauscher. Leider nimmt man

    es in der Praxis nicht ganz so genau, es lohnt sich daher vor

    der eigentlichen Installation zu prfen, ob dieselben Funk-

    tionen gemeint sind.

    Auf Plnen von fertig verrohrten Wrmebergabestationen

    ist mit Vorlauf blicherweise die heie Seite des Sekundr-

    kreises gemeint (Vorlauf Sekundrkreis oder Ausgangstem-

    peratur Sekundrkreis oder Ausgangstemperatur Heizungs-

    kreis, siehe Grafik unten).

    3.1.3 NormenbegriffeWeitere Definitionen, Normbegriffe und Normen finden Sie

    im Anhang 8.6 und 8.7.

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Dampf

    Dampftemperatur T1

    Kondensat

    Kondensattemperatur T2

    Primrseiteheizende Seite

    Sekundrseitebeheizte Seite

    Rcklauftemperatur T3

    Vorlauftemperatur T3

    Wrmetauscher

    Primr-undSekundrkreislauf

    Dampf

    Kondensat

    Wrmebergabestation

    Vorlauf

    Rcklauf

    RcklaufHeizungsanlage

    VorlaufHeizungsanlage

    VorlaufundRcklaufausSichtderGesamtanlage

    3. Dampfbetriebene Wrmetauscher

  • SpiraxSarco | 1

    3.2 Die besonderen Eigenschaften von DampfDampf unterscheidet sich von den meisten anderen Ener-

    gietrgern durch seinen hohen Energieinhalt und den her-

    vorragenden Wrmebergang, ber den wir schon in Kapi-

    tel 2.2 ausfhrlich gesprochen haben. Hier noch einmal zum

    Vergleich die energetischen Eigenschaften von Dampf und

    Wasser:

    Dampf (Sattdampf) Wasser

    Wrmeinhaltbei1barabs 8kJ/kg 17kJ/kg

    Wrmeinhaltbeibar 08kJ/kg 70kJ/kg

    WrmedurchgangaufWasser

    00000(000)W/mK

    101000W/mK

    Spez.Volumenbei1barabs

    1.0m/kg 1m/kg

    Spez.Volumenbeibar 0,10m/kg 1m/kg

    PrandtlZahl 1,07(bei100C) 7,1(bei0C)

    Die in der Tabelle genannten Wrmeinhalte fr den Dampf

    sind nicht ganz korrekt, denn tatschlich wird in der indus-

    triellen Praxis vor allem der in Klammern stehende Wr-

    meinhalt genutzt. Warum das so ist, erlutert das nchste

    Kapitel.

    3.2.1 Warum Sattdampf?Um die Temperatur von Wasser zu erhhen, wird Wrme

    zugefhrt. Noch mehr Wrme wird allerdings bentigt, um

    das Wasser zu verdampfen. Es entsteht Sattdampf mit der-

    selben Temperatur, die das Wasser am Verdampfungspunkt

    hatte.

    Wird weiter Wrme zugefhrt und der Sattdampf weiter

    erhitzt, entsteht berhitzter Dampf. Allerdings steigt die

    Dampftemperatur bereits bei geringer Energiezufuhr sehr

    stark an und genau das passiert auch im umgekehrten

    Fall, wenn der Dampf nmlich als Heizmedium wieder ge-

    nutzt wird: Bei nur geringer Wrmeabgabe des berhitzten

    Dampfes sinkt die Temperatur stark ab. So schnelle nde-

    rungen sind schlecht zu regeln. Auerdem ist berhitzter

    Dampf an sich ein Gas, die Wrmebergnge sind bei wei-

    tem nicht so gut wie beim kondensierenden Dampf.

    Ein anderer Effekt wirkt dem entgegen: durch die berhit-

    zung ist die Temperatur hher und damit auch die mittlere

    Temperaturdifferenz.

    Ziehen wir wieder unsere Formel des Wrmetransports zu

    Rate: Q = k A Tm

    Bei berhitztem Dampf

    wird k kleiner

    Tm wird grer

    Im besten Fall heben sich beide Effekte auf und die Flche

    A bleibt gleich, d.h. Baugre und Kosten ndern sich nicht

    wesentlich. Im schlechtesten Fall muss die Flche A aber

    vergrert und damit der Apparat verteuert werden.

    Andere Auswirkungen von berhitztem Dampf sind latent

    aber immer vorhanden:

    1. berhitzter Dampf ist fr viele Anwendungen generell

    zu hei und kann zur Zerstrung des Sekundrmediums

    fhren.

    2. Die besonders hohe Temperatur kann auf der Sekundr-

    seite zur teilweisen Verdampfung fhren. Das wiederum

    hat zur Folge, dass es zu Kavitationseffekten und stark

    reduzierter Materiallebensdauer kommt.

    3. Durch die schnelle Temperaturnderung bei geringer

    Wrmeabgabe wird die Regelbarkeit schlechter. Vor

    allem im Teillastbereich kommt es zu berschwin-

    gungen.

    In der industriellen Praxis wird daher fast ausschlielich mit

    Sattdampf gearbeitet, der bei der Kondensation groe Men-

    gen Energie (Wrme) unter sehr konstanten Bedingungen

    und mit hervorragendem Wrmebergang abgibt. Das dabei

    entstehende heie Wasser (Kondensat) kann weiter genutzt

    werden, siehe hierzu Kapitel 3.3.2 und 6.10.

    3.2.2 Druck und TemperaturBei Sattdampf gibt es einen genauen Zusammenhang zwi-

    schen Druck und Temperatur. Hier beispielhaft ein paar

    Werte aus der Dampftafel (Anhang 8.9 Dampftafel).

    Druck[bar]

    0 1 10 1 0 0

    Tempe-ratur[C]

    , 10, 1, 18,8 18,1 01, 1, 1,8

    Dieser eindeutige Zusammenhang zwischen Druck und

    Temperatur hat ein paar sehr vorteilhafte Auswirkungen:

    Regelung

    Um einen Prozess regeln zu knnen, muss der Istwert erfasst

    werden. Soll z. B. ein Heiwasserkreislauf auf der Solltem-

    peratur von 95C gehalten werden, ist es unabdingbar, die

    wirkliche Temperatur des Wassers stndig zu messen und

    mit der gewnschten Temperatur (95C) zu vergleichen.

    Diese Temperaturmessung ist dabei keineswegs einfach,

    Temperatur [C]

    417Wasser

    99,6

    200,0

    2.258Verdampfungswrme

    200berhitzung

    Druck:1 barabs

    Wrmeinhalt [kJ/kg]

    EnergieinhaltdesDampfes

    DampfbetriebeneWrmetauscher

  • 1 | SpiraxSarco

    ndert doch das Wasser durch Wrmeabgabe seine Tempe-

    ratur stndig. An verschiedenen Stellen des Prozesses wird

    man daher unterschiedliche Temperaturen messen.

    Bei Dampf ist das anders: Bei gleichbleibendem Druck ist

    auch die Temperatur konstant, siehe Dampftafel. Da der

    Druck in einem geschlossenen Raum immer der gleiche ist,

    kommt es zu keiner Druckschichtung. Die Druckmessung

    ist sehr schnell, man muss nicht warten, bis sich z. B. ein

    Thermometer auf eine neue Temperatur eingestellt hat. Au-

    erdem kann man an nahezu jeder beliebigen Stelle messen,

    da der Druck im Dampf und damit die Temperatur ja berall

    dieselbe ist.

    Stabilitt

    Wird Wasser als Heizmedium verwendet, verringert sich

    seine Temperatur whrend des Wrmetausches stndig, sie

    nimmt ab. Wir wissen bereits, dass je nach Messstelle im

    Prozess eine andere Temperatur gemessen wird. Das ist aus

    mehreren Grnden unangenehm:

    Nicht jeder Prozess vertrgt eine solche Temperatur-

    schichtung. Eine Trocknungswalze (Papierherstellung,

    Textilproduktion, Wschemangel) die ber ihre Breite

    unterschiedliche Temperaturen hat, trocknet ungleich,

    es kommt zu Materialabrissen und die Arbeitsgeschwin-

    digkeiten werden langsamer.

    Die Auslegung der Wrmetauschflchen wird kompli-

    zierter, da an jeder Stelle des Prozesses andere Bedin-

    gungen vorliegen, die sich z.T. auch noch zwischen An-

    fahrzustand und Dauerbetrieb z. B. verndern knnen

    Bei Dampf ist das gnzlich anders: An jeder Stelle herrscht

    derselbe Druck und damit dieselbe Temperatur. Auch das

    entstehende Kondensat hat dieselbe Temperatur wie der

    Dampf. Voraussetzung ist allerdings, dass der Dampfraum

    so schnell und gut wie mglich entwssert wird, so dass das

    Kondensat nicht abkhlen kann. Zur Entwsserung mehr

    im nchsten Kapitel.

    3.2.3 Die EntwsserungAuch wenn Sie das in den vorangegangenen Kapiteln schon

    mehrfach gelesen haben: Besonders viel Energie wird frei,

    wenn Dampf kondensiert und gleichzeitig ist der Wrme-

    bergang durch die Kondensation besonders gut. Das ent-

    stehende Wasser aber strt den Wrmebergang (Kapitel

    2.2), es muss also schnellstmglich aus dem Wrmetauscher

    entfernt werden. Das ist die Aufgabe eines einfachen Regel-

    organs, des Kondensatableiters.

    Kondensatableiter

    Die Aufgabe des Kondensatableiters lsst sich ganz einfach

    beschreiben:

    1. Wertvoller Dampf soll im Prozess bzw. im Wrmetau-

    scher verbleiben aber

    2. Das strende Kondensat soll rasch abflieen.

    Eine Zusatzaufgabe des Kondensatableiters ist es auch, st-

    rende, nicht kondensierbare Gase vor allem Luft eben-

    falls auszuschleusen.

    In unseren Grundlagen der Dampf- und Kondensattech-

    nologie gehen wir ausfhrlich auf die Entwsserung und

    Kondensatableiter ein, so dass wir uns hier auf die Punkte

    beschrnken, die direkt mit Wrmetauschern zu tun haben.

    Kondensatableiter kann man in zwei Kategorien einstufen:

    Ableiter, die verzgerungsfrei ableiten; das sind Kugel-

    schwimmer-, Glockenschwimmer- und thermodyna-

    mische Kondensatableiter

    und solche, die eine Unterkhlung bentigen und des-

    wegen Kondensat zurckstauen, wie thermische Kapsel-

    und Bimetall-Kondensatableiter.

    Kondensat im Wrmetauscher behindert nicht nur den Wr-mebergang, sondern fhrt auch zu strenden Geruschen

    bis hin zu starken Implosionsschlgen: Der Wasserdampf

    fllt an der kalten Wasseroberflche schlagartig zusammen.

    Ein ungewolltes Zurckstauen von Kondensat vor dem Ab-

    leiter zurck in den Wrmetauscher ist deswegen unbedingt

    zu verhindern. Thermische Ableiter werden daher norma-

    lerweise nicht zur Wrmetauscherentwsserung eingesetzt.

    Ausnahmen gibt es zwar, sie bedrfen jedoch spezieller

    konstruktiver Manahmen, vor allem einer langen An-

    staustrecke.

    Glockenschwimmer-Kondensatableiter entlften schlecht

    und sind Energieverschwender. Thermodynamische Kon-

    densatableiter sind ebenfalls schlechte Entlfter und au-

    erdem in ihrer Ableitleistung meist kleiner als Schwim-

    mer-Kondensatableiter. Die optimale technische Lsung ist

    daher der Einsatz von Kugelschwimmer-Kondensatablei-

    tern mit eingebautem Entlfter.

    Wenn Ihnen die Funktion des Kugelschwimmer-Kondensa-

    tableiters unbekannt sein sollte: Die Schwimmerkugel hebt

    sich durch das einflieende Kondensat und gibt den Ventil-

    sitz frei. Durch den hheren Druck im Dampfraum wird das

    Kondensat durch den Ableiter ins Kondensatnetz gedrckt.

    Kugelschwimmer-Kondensatableiter

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Eintritt

    Austritt

    Entlfter

    Hauptventil

    Schwimmer-kugel

  • SpiraxSarco | 1

    Achtung: FrdieFunktioneinesKondensatableiters ist

    esimmernotwendig,dassvordemAbleitereinhherer

    Druck herrscht als nach dem Ableiter. Ist das nicht der

    Fall, muss ein Pump-Kondensatableiter eingesetzt werden

    (Kapitel 3.3.1.2 ).

    Die Ableiteleistung eines Kondensatableiters hngt direkt

    vom Differenzdruck ab, hier ein typisches Leistungsdia-

    gramm:

    Beim Anfahren eines Wrmetauschers steigt der Dampf-

    druck erst langsam an, da durch den khlen Wrmetauscher

    das Dampfvolumen und damit der Druck schnell verbraucht

    werden. Im Anfahrzustand fllt besonders viel Kondensat

    an (bis B) und ausgerechnet in diesem Zustand hat der Ab-

    leiter noch nicht seine volle Leistung, es fehlt einfach der

    Vordruck. Erst wenn sich gengend Druck aufgebaut hat (ab

    B), baut sich das Kondensat ab (bis C) und ab D wird zeitnah

    genau so viel Kondensat abgeleitet, wie anfllt.

    Wir empfehlen normalerweise, einen Kondensatableiter

    nicht zu gro zu whlen: das schont den Geldbeutel und ist

    auch besser fr die Lebensdauer. Trotzdem wird ausge-

    hend von der maximalen Wrmetauscherleistung fr die

    Entwsserung von Wrmetauschern mit einem Zuschlag

    von 30 % gearbeitet.

    Fr die Entwsserung von Wrmetauschern gilt als Ergeb-

    nis der vorstehenden Beispielrechnung:

    QKSA = Qmax 1,3

    Qmax max. Leistung des Wrmetauschers, Einheit kW

    Berechnung der Ableiteleistung in kg/h: (QKSA 3600)/hV

    hV Verdampfungsenthalpie Dampf, Einheit kJ/kg

    In der Praxis kommt es, und zwar viel hufiger als man b-licherweise denkt, zu Zustnden, in denen der Druck zum

    gesicherten Ableiten des Kondensates nicht ausreicht. Vor

    allem bei zu gro ausgelegten Wrmetauschern und im

    Teillastbetrieb ist das der Fall, wenn dampfseitig geregelt

    wird. Wie mit solchen Anlagenzustnden umzugehen ist,

    beschreibt Kapitel 3.3.1. Die Auslegung eines Kondensatab-

    leiters fr die Anstauregelung beschreibt Kapitel 3.3.2.

    3.2.4 Kondensationsart: Lieber stehen oder liegen?

    Lieber stehen oder lieber liegen ist nicht eine Frage nach

    Ihrer persnlichen Vorliebe, sondern nach der Effizienz des

    Wrmetausches.

    Wenn kondensierender Wasserdampf einen Wasserfilm auf

    der Wrmetauscherflche bildet, behindert das den Wr-

    mebergang. Je dicker der Film, desto schlechter der Wr-

    mebergang. Die Strmung ist nicht turbulent, denn der

    Wasserfilm kann nicht beschleunigt werden. Viel besser als

    ein Wasserfilm wre reine Trpfchenkondensation. Voraus-

    setzung ist, dass die Trpfchen schnell abfliessen knnen

    und siehe vorhergehendes Kapitel die Entwsserung gut

    funktioniert.

    Tendenziell sind daher stehende Wrmetauscher sei es

    ein Rohrbndel oder ein Plattenapparat einem liegenden

    Wrmetauscher in Bezug auf den Wrmebergang ber-

    legen. Eine gute Alternative sind Turflow Wrmetauscher

    (Geradrohrwrmetauscher), die zwar ebenfalls oft liegend

    eingesetzt werden, der Dampf aber gegenber dem klas-

    sischen Rohrbndeltauscher im Mantel und nicht in den

    Rohren ist. Das entstehende Kondensat kann daher leichter

    von der bertragerflchen abfliessen.

    AbleitdiagrammfrFT7

    Ableitvermgen desKondensatableiters

    Kondensatanfall

    Kondensatanfall

    Kondensatdurchfluss durch den AbleiterK

    onde

    nsat

    men

    ge p

    ro Z

    eit

    A B C D Zeit

    Konden-satan-stau

    Kondensat-abbau

    Aufheizzeit

    VerlaufdesKondensatanfalls

    DampfbetriebeneWrmetauscher

  • 1 | SpiraxSarco

    AufbaueinerWrmetauscherentwsserung

    Wir haben schon gelernt, dass eine Wrmetauscherentws-

    serung nur funktioniert, wenn der Druck vor dem Konden-

    satableiter grer ist als nach dem Ableiter. Auch wenn es

    vielleicht witzig klingt, gibt es noch eine weitere Vorausset-

    zung zur sicheren Wrmetauscherentwsserung: Das Kon-

    densat muss berhaupt zum Kondensatableiter gelangen

    knnen!

    Folgende Konstruktive Hinweise haben sich bewhrt:

    Die Kondensatleitung muss fallend verlegt werden

    Der Kondensatableiter muss unterhalb des Wrmetau-

    scherausgangs installiert sein; Erfahrungswert: 200 mm

    Die Kondensatleitung vor dem Ableiter sollte mglichst

    etwas grer als der Rohrdurchmesser des Heizbndels

    sein, keinesfalls aber kleiner! Faustwert: Kondensatlei-

    tung gleiche Nennweite wie der (richtig dimensionierte)

    Kondensatableiter

    Der Kondensatableiter ist mglichst nahe am Wrme-

    tauscher zu installieren. Faustwert: 500-1000 mm.

    Zur richtigen Berechnung von Dampf- und Kondensatlei-

    tungen verweisen wir auf unsere Grundlagen der Dampf-

    und Kondensattechnologie.

    Dampf

    Kondensat

    Wrme-tauscher

    Kugelschwimmer-Kondensat

    Zu kleine Kondensat-leitung behindertKondensatweiterleitung

    IstdasKondensatsystembzw.dieKondensatleitungennachdemAblei-

    terzukleindimensioniert,kommteszuungewolltemDruckaufbau,der

    DifferenzdruckamAbleitersinkt

    Dampf

    Kondensat

    Wrmetauscher

    Kugelschwimmer-Kondensatableiter

    Kondensatausgang, Zuleitung zumKondensatableiter und Weiterfhrunggro genug auslegen. Kondensatzuleitung fallend ausfhren.

    ca. 500-1000 mm

    ca. 200 mm

    OptimalerAufbaueinerEntwsserung

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Dampf

    Kondensat

    Wrme-tauscher

    Kugelschwimmer-Kondensatableiter

    DampfpolsterbehindertKondensatabfluss

    DurchDampf- oderLuftblasenkommtdasKondensatnichtbiszum

    Kondensatableiter

    Dampf

    Kondensat

    Wrme-tauscher

    Kondensatleitungund Wrmetauscherstehen voll Kondensat

    DerAbleiter istberdemAusgangdesWrmetauschersmontiert:Das

    SystemstehtbiszumAbleitervollerWasser

    Dampf

    Kondensat

    Wrme-tauscher

    Kugelschwimmer-Kondensatableiter

    Zu kleiner Kondensat-anschluss behindert Kondensatabfluss

    Die Kondensatleitung vor dem Ableiter ist zu klein dimensioniert, es

    kommtzuhohemDruckverlust,dieEntwsserungsleistungsinkt

  • SpiraxSarco | 17

    3.2.5 Nicht kondensierbare GaseStrmt z. B. beim Anfahren einer Anlage nicht Konden-

    sat sondern Luft in den Ableiter, kann die Schwimmerkugel

    nicht aufschwimmen, sie ist ja schwerer als Luft. In diesem

    Fall tritt der separat eingebaute Entlfter in Funktion: er

    ffnet ein weiteres Ventil so lange, bis heier Dampf ansteht.

    Ohne Entlfter wrde ein Luftpolster im und vor dem Kon-

    densatableiter das Zuflieen von Kondensat behindern.

    Aber nicht nur im Kondensatableiter fhren Luft oder

    etwas allgemeiner nicht kondensierbare Gase zu uner-

    wnschten Effekten. Auch Luft direkt im Wrmetauscher ist

    unerwnscht:

    1. Selbst wenn die Luft so hei wre wie der Dampf: Da-

    durch dass sie nicht kondensiert, ist der Wrmeber-

    gang wesentlich schlechter, die Leistung des Wrmetau-

    schers ist vermindert.

    2. Luft im Dampf fhrt zu einer Vernderung der Partial-

    drcke und damit zu einer Temperaturminderung. Bei-

    spiel: Sattdampf, 5 bar hat laut Dampftafel eine Tempe-

    ratur von 158,8 C.

    Ist in dem Dampf 10% Luft vorhanden, so betrgt der

    Partialdruck des Dampfes nur noch 5 bar 90% = 4,5 bar. Das entspricht einer Temperatur von 155,5C.

    Ist der Anteil der Luft auch noch schwankend, wird die Wr-

    metauscherregelung komplizierter und neigt ebenfalls zum

    Schwanken. Luft sollte daher aus dem Dampf entfernt wer-

    den, noch bevor sie in den Wrmetauscher eintreten kann

    z. B. durch die Entlftung des vor die Regelung geschal-

    teten Trockners oder durch eine sinnvolle Entlftung der

    Hauptdampfleitung.

    3.3 Zwei Arten der Regelung

    Dampfbetriebene Wrmetauscher knnen auf zwei verschie-

    dene Arten betrieben und geregelt werden:

    1. Dampfseitige Regelung: Das Regelventil sitzt in der

    Dampfzuleitung und wird je nach Wrmebedarf mehr

    oder weniger geffnet. Im Ausgang des Wrmetauschers

    wird ein Kondensatableiter oder ein Pump-Kondensat-

    ableitsystem eingesetzt.

    2. Kondensatseitige Regelung oder Anstauregelung:

    Das Regelventil sitzt im Ausgang des Wrmetauschers.

    Geregelt wird dabei nicht die Dampfzufuhr (Wrmezu-

    fuhr) sondern die zur Verfgung stehende Flche. Das

    Regelventil selbst begrenzt den Kondensatablauf.

    3.3.1 Dampfseitige RegelungZum besseren Verstndnis haben wir die einfachste Form ei-

    ner dampfseitigen Regelung gezeichnet, in der industriellen

    Praxis sind weitere Armaturen sinnvoll wie z. B. Schmutz-

    fnger, Schauglser, Dampftrockner, Absperrventile. Zur

    Funktion der dampfseitigen Regelung werden aber nur

    diese Gerte bentigt:

    1. Regelventil in der Dampfleitung (Eingang Primrseite)

    2. Kondensatableiter (Ausgang Primrseite)

    Thermischer Entlfter

    Ablauftrichter

    Dampftrockner

    Kugelschwimmer-Kondensatableiter

    DampftrocknermitEntlftung

    Thermischer Entlfter

    Ablauftrichter

    zurKonden-satleitung

    Blindflansch

    gleicheNennweite

    Kondensatableiter

    ca. 500 mm

    EntlftungundEntwsserungamEndeeinerDampfleitung

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Kondensat Luft

    Kondensat-ableiter

    Dampf undKondensat

    BlockadedurchLufteinschluss

    Kugelschwimmer-KondensatableitermitEntlfter

    Schwimmerkugel Entlfter

    Hauptventil

  • 18 | SpiraxSarco

    3. Temperaturfhler (Ausgang Sekundrseite)

    4. Regelgert

    Regelventil

    Selbst Fachleute legen das Regelventil fr die Wrmetau-

    scherregelung blicherweise nach angenommenen theore-

    tischen Werten aus. Das liegt meist daran, dass der Fach-

    mann fr das Ventil nicht wei, wie der Wrmetauscher

    wirklich ausgelegt ist. Auch wenn man diese Vorgehensweise

    nicht immer vermeiden kann: Die besseren Ergebnisse be-

    zglich Regelgte, Lebensdauer and anderen Rahmenbe-

    dingungen erhlt man, wenn Ventilauslegung und Wrme-

    tauscherdimensionierung aus einer Hand erfolgen.

    Als Mindestdaten fr das Regelventil mssend der Vor-

    druck (Dampfdruck) und die Leistung des Wrmetauschers

    d.h. die maximale Dampfmenge bekannt sein. Der Fach-

    mann geht dann im Volllastbetrieb blicherweise von einem

    Druckabfall von 10% ber das Regelventil aus. Beispiel:

    Gegeben:

    Dampfdruck 5 bar

    Wrmetauscherleistung 500 kW

    ZurBerechnung:

    Druckabfall 10% d.h. 0,5 bar

    Zur Verfgung stehender Druck: 4,5 bar

    AusderDampftafel:WrmeinhalthvDampfbei4,5bar=2096 kJ/kg

    m=Q*3600/hv=500kW*3600/2096kJ/kg=859

    kg Dampf/h

    Damit ergibt sich rechnerisch ein kv-Wert von 19,93. Wir

    whlen den in der Standardbaureihe verfgbaren kvs-Wert

    von 25 aus.

    Die Ventilgre wird entsprechend der Auslegung der

    Dampfleitung gewhlt: DN 80

    Noch einmal: DN80, kvs 25, mit diesem Ergebnis kann

    man den Wrmetauscher betreiben und die meisten Anla-

    gen werden so ausgefhrt werden. Wichtigste Annahme fr

    diese Berechnung war der Druckabfall von 10% und genau

    diese Annahme wollen wir einmal genauer unter die Lupe

    nehmen.

    Aus allen unseren vorherigen Kapiteln wissen wir, dass der

    Wrmetauscher keine magische Apparatur ist, die Energie

    erzeugt oder vernichtet. Die Energie, die in den Apparat hi-

    neingesteckt wird, ziehen wir auf der anderen Seite wieder

    ab (und ein paar Abstrahlverluste gibt es ja auch noch). Um-

    gekehrt gilt aber auch, dass wir nur soviel Energie zufhren

    knnen, wie auf der anderen Seite bentigt wird. In unserem

    obigen Beispiel waren das 500 kW.

    Betrachten wir noch einmal die Wrmetauschformel:

    Q=kAT.DieTemperaturdifferenzhattenwirmitT

    = TD (T3+T4)/2 berechnet. T3 und T4 werden durch den

    Prozess oder durch die Heizungsanlage vorgegeben. Die

    Flche A des Wrmetauschers ist unvernderlich und auch

    der k-Wert verndert sich nicht, da die Kondensation auf

    der Dampfseite und die Durchflussbedingungen auf der Se-

    kundrseite gleich bleiben. Die einzige vernderliche Gre

    ist also die Dampftemperatur TD. Dampftemperatur und

    Dampfdruck sind bei Sattdampf aber einander genau zuge-

    ordnet.

    Die logische Schlussfolge dieser berlegung mag Sie berra-

    schen, sie kann jedoch in unserem Dampflabor am Wrme-

    tauscherprfstand praktisch nachgewiesen werden:

    BeieinemdampfseitiggeregeltenWrmetauscherstellt

    sichdieTemperaturunddamitderDampfdruckinAb-

    hngigkeitvondenBetriebsparameternein.

    Aha, denkt jetzt der Fachmann, und warum brauche ich

    dann berhaupt noch ein Regelventil? Eigentlich braucht

    man das Regelventil tatschlich nicht. Nur wird der Druck

    im Wrmetauscher normalerweise mindestens aber im

    Schwachlastbetrieb kleiner als der Dampfdruck sein. Es

    muss zu einem Druckabfall kommen. Dass dies kontrolliert

    und ohne berhitzungen, extreme thermische Spannungen

    und andere Effekte erfolgen kann, dafr ist das Regelven-

    til ntig. (In Klammern gesagt: Es gibt allerdings Anwen-

    dungen, in denen man tatschlich auf das Ventil komplett

    verzichten kann).

    Fr die Auslegung des Regelventils heit das, dass der

    Druckabfall abhngig von den Temperaturen auf der Dampf-

    seite und damit von den Dampfdrcken ist. Die Dampftem-

    peraturen sind aber ganz wesentlich durch die Auslegung

    des Wrmetauschers bestimmt: Ist der Apparat grer

    dimensioniert (grere Flche), ergeben sich niedrigere

    Dampftemperaturen und damit eine grerer Druckabfall.

    Ist der Apparat kleiner, muss die Dampftemperatur steigen

    whrend der Druckabfall am Regelventil kleiner wird.

    Mit dieser berlegung lassen sich Dampftemperatur und

    damit die Kondensattemperatur und die danach folgende

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Dampf

    14

    3

    2Kondensat

    Primrseite Sekundrseite

    Wrme-tauscher

    DampfseitigeRegelung

  • SpiraxSarco | 1

    Nachverdampfung im Kondensatsystem beeinflussen. Es

    lohnt sich also, die Dimensionierung des Wrmetauschers

    und die Auslegung des Regelventils sorgfltig aufeinander

    abzustimmen.

    Das Regelventil sollte nicht grer als bentigt ausge-

    legt werden, da sonst bei Teillast nicht mehr gengend

    Hubweg des Ventilsitzes fr eine genaue Regelung zur

    Verfgung steht.

    blicherweise wird ein Ventil mit gleichprozentiger Re-

    gelcharakteristik gewhlt.

    Bei Anwendungen mit extremer Bandbreite kann es n-

    tig sein, zwei Ventile einzusetzen: Ein Ventil mit kleinem

    kvs-Wert fr den unteren Regelbereich (Teil- oder Nied-

    riglast) und ein Ventil mit grerem kvs-Wert fr den

    Volllastbereich. Aus Kostengrnden und zur Verein-

    fachung der Regelung wird man blicherweise versuchen,

    einen solchen Aufbau zu umgehen.

    Regelventile fr Dampf sind normalerweise metallisch dich-

    tend, d.h. Ventilsitz und Regelkegel sind aus Metall. Ein

    solches Ventil wird immer eine kleine Undichtigkeit aufwei-

    sen (IEC 534-4), die im Laufe der Lebensdauer zunimmt.

    Geringe Mengen Dampf knnen also auch bei Anlagenstill-

    stand durch das Ventil in den Wrmetauscher gelangen. Oft

    strt diese geringe Dampfmenge nicht, da die Umgebungs-

    verluste des Wrmetauschers viel grer sind. Wo ein solch

    geringer Dampfschlupf aber keinesfalls erlaubt ist, muss

    ein zweites Ventil mit Weichdichtung als Absperrventil ver-

    wendet werden. Alternative fr den Anlagenstillstand ist ein

    handbettigtes Faltenbalg-Absperrventil.

    Bei geringen Dampfdrcken d.h. geringen Temperaturen

    (Daumenwert: unter 2 bar) kann auch das Regelventil

    weichdichtend ausgefhrt werden. In diesem Fall ist mit

    hherem Wartungsaufwand zu rechnen; Erfahrungswert fr

    den Austausch der Weichdichtung ist ca. ein Jahr (abhngig

    von den Einsatzbedingungen).

    Da Temperaturreglungen von Wrmetauschern relativ lang-

    sam sind, knnen sowohl pneumatisch als auch elektrisch

    bettigte Ventile eingesetzt werden.

    Kondensatableiter

    In Kapitel 3.2.3 haben wir uns bereits ausfhrlich mit der

    Entwsserung beschftigt so dass wir an dieser Stelle ledig-

    lich betonen wollen:

    Erste Wahl fr die Entwsserung dampfseitig geregelter

    Wrmetauscher sind Kugelschwimmer-Kondensatableiter.

    Der Kondensatableiter wird auf die maximale Leistung plus

    30 % Reserve, d.h. die maximal anfallende Kondensatmenge

    ausgelegt.

    Viel interessanter ist aber die Frage, bei welchem Differenz-

    druck diese Auslegung erfolgt. Ist der Gegendruck aus dem

    Kondensatnetz unbekannt, wird von mindestens 0,5 bar

    Gegendruck ausgegangen. Eventuell ansteigende Konden-

    satleitungen werden mit der entsprechenden geodtischen

    Hhe bercksichtigt.

    Als Vordruck wird der Dampfdruck abzglich des Druckab-

    falls am Regelventil verwendet, d.h. im Extremfall 50% des

    ursprnglichen Dampfdrucks.

    Im Anfahrzustand ist der Druck im Dampfraum oft noch

    nicht auf dem gewnschten Wert, allerdings fllt dann ja

    auch aufgrund der niedrigeren Temperatur weniger Kon-

    densat an. Die Konstruktion von Spirax Sarco-Kugelschwim-

    mer-Kondensatableitern mit Entlfter ist so ausgefhrt,

    dass im Anfahrzustand das Entlfterelement zustzliche

    Ableitkapazitt gewhrleistet. Es reicht daher vllig aus, auf

    die maximalen Betriebsbedingungen auszulegen.

    Beispiel

    Gegeben sei ein Wrmetauscher, der 2000 kg/h Wasser bei

    einem Dampfdruck von 4 bar von 20 auf 80 C erwrmt. Fr

    den Wrmetauscher wird mit einem k-Wert von 5000 W/m2K

    gerechnet, der Gegendruck aus dem Kondensatnetz sei

    0,8 bar. Der Druckabfall ber das Regelventil betrgt 10%.

    Aus den o. g. Daten ergibt sich ein Leistungsbedarf von

    140 kW. Ohne weitere Leistungsreserve wird eine Wrme-

    tauscherflche von 0,3 m2 bentigt, bei vollem Dampfdruck

    4 bar d.h. 3,6 bar nach dem Regelventil.

    Leistungsbedarf

    Wrmetauscher

    Kondensat

    Wrme-tauscher

    0,1 m Hhe= 0,1 bar Gegendruck

    GegendruckdurchdieArtderKondensatfhrung

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Q = k A T = k A (TD

    - )2

    = 5000 W/mK 0,3 m (TD - 50 C)

    T1 + T

    2

    Q = m cp = 2000 4,19 60K

    h

    = 502800 = 140 kW

    kg

    hkg

    kg KkJ

  • 0 | SpiraxSarco

    Der erste Teil der Tabelle zeigt, dass mit 0,3 m2 Wrmetau-

    scherflche bei 4 bar (effektiv 3,6 bar ) die geforderte Leis-

    tung von 140 kW erbracht wird, nicht jedoch bei niedrigeren

    Drcken im Anfahrbetrieb. Aus der unten stehenden Grafik

    wird ein FT14-Kondensatableiter gewhlt, der bei einem

    Differenzdruck von 2,8 bar die Entwsserung von 239 kg/h

    Kondensat bewerkstelligt (Maximalleistung 400 kg/h).

    Soll die Leistung von 140 kW auch bei niedrigeren Dampf-

    drcken sofort zur Verfgung stehen, muss die Flche auf

    0,5 m2 vergrert werden. Der gewhlte Kugelschwimmer-

    Kondensatableiter in Nennweite ist fr den Auslegungs-

    punkt (4 bar Dampfdruck, 2,8 bar Differenzdruck) immer

    noch richtig gewhlt. Der Wrmetauscher ist jetzt generell

    berdimensioniert und knnte bei 4 bar Dampfdruck eine

    Leistung von 247 kW erbringen (Kondensatanfall 422 kg/h),

    die Leistung des ausgewhlten Kondensatableiters ist fr

    diese Leistung gerade nicht mehr ausreichend (max.

    400 kg/h). Es muss, auch bei Dampfdrcken unter 2 bar

    (Differenzdruck 1 bar), der nchstgrere Ableiter gewhlt

    werden.

    Bei Dampfdrcken unter 1 bar werden die Differenzdrcke

    Null bzw. negativ: Eine Entwsserung des Wrmetauschers

    findet nicht statt, die Anlage kommt unter diesen Bedin-

    gungen nie auf Leistung. brigens hilft auch der Einsatz

    eines Vakuumbrechers nicht. Dieser Effekt wird Rckstau

    genannt und kann derart strend sein, dass wir ihm ein extra

    Kapitel (3.3.1.2) gewidmet haben. Eine gesicherte Entws-

    serung durch den ausgewhlten Ableiter ist erst ab einem

    Differenzdruck von ca. 1,5 bar gegeben (Ableiterleistung ca.

    210 kg/h). Soll die Entwsserung bereits ab 1 bar Dampf-

    druck, d.h. 0,1 bar Differenzdruck gewhrleistet sein, ist der

    Ableiter in Gre 1 zu whlen (300 kg/h Siedekondensat

    bei 0,1 bar Differenzdruck).

    In unserem Beispiel ist bei Drcken bis knapp unter 0,8 bar

    der Differenzdruck am Kondensatableiter kleiner Null:

    Das bewirkt der Gegendruck im Kondensatnetz. Unter die-

    sen Umstnden funktioniert die Entwsserung also nicht

    mehr. Hat der Wrmetauscher seine volle Leistung erreicht,

    strt das nicht mehr. Bei Teillastbetrieb und damit klei-

    nen Dampfdrcken/Dampftemperaturen kann es jedoch

    zu Kondensatrckstau kommen. Bei 0,5 bar Dampfdruck

    fallen pro Stunde 1390 kg Kondensat an, die nicht abgelei-

    tet werden! Dieser Effekt kann derart strend sein, dass wir

    ihm ein extra Kapitel (3.3.1.2) gewidmet haben.

    Temperaturfhler

    Aufgabe des Wrmetauschers ist es, das Sekundrmedium

    zu erhitzen. Der vorhandene Temperaturwert im Ausgang

    des Sekundrmediums wird gemessen und mit dem ge-

    wnschten Sollwert verglichen. Fr den Einbau des Tempe-

    raturfhlers sind einige Hinweise zu beachten:

    Der Temperaturfhler muss so tief im Sekundrmedium eintauchen, dass er ausschlielich die Mediumstempera-

    tur misst und nicht durch die Umgebungsbedingungen

    beeinflusst wird.

    Um Verflschungen zu vermeiden, sollte die Messstelle

    nicht zu weit vom Wrmetauscher entfernt sein; Faust-

    wert: max. 500 mm.

    Wird der Temperaturfhler in einen Rohrbogen einge-

    baut, ist darauf zu achten, dass das Medium gegen den

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Das Auslegungsdiagramm eines FT1-Kugelschwimmer-Kondensatab-

    leiters.

    Dampfdruck[bar] 0, 0, 1 1,

    DruckabfallRegelventil[bar] 0,0 0,0 0,1 0,1 0, 0,

    DruckimWT[bar] 0, 0,81 0, 1, 1,8 ,

    Dampftemperatur[C] 110 117 118, 1, 11 18,7

    Enthalpie[kJ/kg.K] 11 01 181 1 107

    Gegendruck[bar] 0,8 0,8 0,8 0,8 0,8 0,8

    Differenzdruck[bar] -0, 0,01 0,1 0, 1 ,8

    GeforderteLeistungzurWassererwrmung[kW] 10 10 10 10 10 10

    MaximaleLeistung[kW],A=0,m 0 101 10 110 1 18

    Kondensatanfall[kg/h]],A=0,m 1 1 18 181 0

    Kondensatanfall[kg/h]],A=0,m 8 1

    MaximaleLeistung[kW],A=0,m 10 18 17 18 0 7

    Kondensatanfall[kg/h]beimax.Leistung 7 81 0 7

  • SpiraxSarco | 1

    Fhler strmt, nicht von ihm weg (Totraum mit Tempe-

    raturverschleppung vermeiden).

    Besonders kompakte Wrmetauscher, wie z. B. Platten-

    wrmetrauscher reagieren sehr schnell. Der Tempe-

    raturfhler sollte ebenfalls schnell auf Temperaturn-

    derungen reagieren, um eine passende Regelung ohne

    zuviel berschwingen zu ermglichen. Schutzrohre von

    Temperaturfhlern sind unbedingt mit Wrmeleitpaste

    zu fllen.

    Kompakte Wrmetauscher enthalten beim Abschalten

    oder Herunterfahren noch viel Restenergie, die im Ex-

    tremfall zu Nachheizeffekten fhren kann. Der Tempera-

    turfhler sollte daher zwar nahe, aber nicht zu nahe am

    Wrmetauscher installiert sein; ist eine Zwangsumwl-

    zung vorhanden, sitzt der Fhler nach dem Mischpunkt.

    Regelgert

    Sollwert und Istwert werden im Regelgert miteinander ver-

    glichen. Die Differenz fhrt zu einem Stellsignal (4...20mA,

    0,2...1 bar), das zu einer Vernderung der Stellung des Re-

    gelventils fhrt.

    Temperaturregelungen sind relativ langsam, so dass elek-

    trisch betriebene Stellventile eingesetzt werden knnen (im

    Gegensatz zu Druckregelungen). Tatschlich ist aber auch

    bei Temperaturregelungen die Lebensdauer eines pneu-

    matischen Antriebs grer. Auch pneumatische Stellventile

    knnen, ber elektropneumatische Stellungsregler, elek-

    trisch angesteuert werden.

    3.3.1.1 SicherheitstemperaturregelungFr Heizungsanwendungen gem DIN 12828 muss neben

    dem Regelventil zwingend ein weiteres Ventil als bertem-

    peratursicherung eingesetzt werden. Dieses Auf-/Zu-Ventil

    wird blicherweise separat angesteuert und ist im Strfall

    oft so verriegelt, dass es vom Anwender manuell wieder frei

    gegeben werden muss. Die Ansteuerung kann sowohl direkt

    vom Sensor erfolgen als auch in Kombination mit dem elek-

    tronischen Regler.

    Dampf

    Kondensat

    Sicherheits-temperatur-begrenzung

    Wrme-tauscher

    Druckluft

    Regel-ventil

    WrmebergabestationmitSicherheitstemperaturschaltung

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Dampf

    Kondensat

    Primrseite Sekundrseite

    Wrme-tauscher

    ElektrischeTemperaturregelung

    Dampf

    Kondensat

    Primrseite Sekundrseite

    Wrme-tauscher

    Druckluft

    PneumatischeTemperaturregelung

    Dampf

    Kondensat

    Primrseite Sekundrseite

    Wrme-tauscher

    Druckluft

    ElektropneumatischeTemperaturregelung

    Einbau des Temperaturfhlers:- gut umsplt- tief genug eingetaucht- an reprsentativer Stelle

    RichtigerEinbaudesTemperaturfhlers

  • | SpiraxSarco

    3.3.1.2 KondensatrckstauAuch wenns langsam langweilig wird:

    Kondensat muss schnell aus dem Wrmetauscher ent-

    fernt werden

    und dazu ist ein Differenzdruck am Kondensatableiter

    ntig.

    Nur wenn der Druck vor dem Ableiter grer ist als nach

    dem Ableiter, funktioniert die Entwsserung richtig.

    Tatschlich herrscht am Ausgang des Wrmetauschers im-

    mer Druck,

    entweder lediglich der Luftdruck, ca. 1 barabs oder Gegendruck aus dem Kondensatnetz.

    Wird vom Wrmetauscher wenig Leistung abgefordert, re-

    duziert das Regelventil die Dampfzufuhr. Gleichzeitig kon-

    densiert der Dampf im Wrmetauscher weiterhin und diese

    Kondensation geht mit einer starken Volumenverringerung

    einher. (Dampf hat bei 5 bar ca. das 375-fache Volumen des

    Kondensats, bei 1 bar das 1700-fache Volumen).

    Weitere Kondensation und reduzierte Dampfzufuhr fhren

    zu einem starken Druckrckgang im Wrmetauscher. Bei

    einem System mit freiem Auslauf wird die Entwsserung

    funktionieren, solange berhaupt noch (auch geringer)

    berdruck im Apparat vorhanden ist. Die Ableiteleistung

    des Kondensatableiters ist jedoch stark verringert.

    Schliet das Regelventil im Schwachlastbetrieb immer wei-

    ter, kann es sogar zu Vakuumbedingungen im Wrmetau-

    scher kommen. Um dann berhaupt noch den Ausfluss von

    Kondensat zu gewhrleisten, wird blicherweise ein Vaku-

    umbrecher eingesetzt.

    Ist der Ausgang des Wrmetauschers an ein Kondensatnetz

    angeschlossen, ist immer mit mindestens 0,5 bar Gegen-

    druck zu rechnen. In der Praxis ist der Gegendruck jedoch

    oft signifikant grer, z. B. weil die Kondensatleitung nach

    oben gefhrt ist oder weil sie weite Strecken berwinden

    muss. Gegendruck entsteht auch durch die Nachverdamp-

    fung von Kondensat: Kondensat verlsst den Wrmetau-

    scher hei. Nach dem Kondensatableiter ist der Druck je-

    doch geringer als der Druck, der laut Wasserdampftafel zu

    dieser Temperatur gehrt. Es ist also zuviel Energie vorhan-

    den, die wieder einen Teil des Kondensats (Nachdampf) ver-

    dampft. Die Volumenvergrerung dabei fhrt zu hherem

    Druck im Kondensatnetz. Bei der korrekten Auslegung von

    Kondensatleitungen nach unserem Auslegungsdiagramm

    ist das bereits bercksichtigt.

    Beispiel: Bei einem Kondensatanfall von 500 kg/h aus einem

    Dampfraum mit 5 bar entstehen 11% Nachdampf, d.h. 55 kg/h.

    Das Volumen von Dampf ist wesentlich hher als das Was-

    servolumen. Durch die Nachverdampfung erhlt man ein

    Gemisch von 445 l/h Wasser und 93.000 l/h Dampf. Volu-

    menmig liegt also viel mehr Dampf als Flssigkeit vor!

    Rufen wir uns noch einmal ins Gedchtnis zurck, dass im-

    mer eine Druckdifferenz bentigt wird, um Kondensat durch

    den Kondensatableiter zu drcken. Jetzt wird deutlich, dass

    es zu einem Kondensatrckstau im Wrmetauscher kommt,

    sobald der Druck im Wrmetauscher nur noch so gro

    oder sogar kleiner ist, als der Druck im Kondensatnetz. In

    unserem Beispiel in Kapitel 3.3.1 beginnt der Rckstau bei

    einem Dampfdruck von 0,8 bar im Wrmetauscher. Rck-

    stau aber heit:

    Kondensat staut in den Wrmetauscher zurck

    Die Temperaturregelung wird instabiler, da die Flchen-

    nderung durch das Kondensat als Strgre in den Re-

    gelkreis eingreift

    Es kommt zu vermehrter Geruschbildung, da heier

    Dampf auf khlerem Kondensat implodiert

    Die Implosionseffekte knnen so hohe Druckspitzen

    auslsen, dass es zu Materialbeschdigungen kommt

    An der Grenzflche zwischen Kondensat und Dampf

    kommt es zu erhhter Korrosion; in der Praxis stellt

    man immer wieder an den gleichen Stellen im Wrme-

    tauscher Korrosionsrisse fest.

    Rckstau und seine negativen Auswirkungen knnen in der

    technischen Praxis sehr gut beherrscht werden. Bevor wir

    uns aber mit der Lsung des Problems befassen, wollen wir

    uns der Frage widmen, wann Rckstau auftritt.

    BerechnungdesRckstaupunktes

    Der Rckstaupunkt kann sowohl berechnet als auch zeich-

    nerisch ermittelt werden. Es sind dabei zwei grundstzliche

    Flle zu unterscheiden:

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    Kondensat

    Wrme-tauscher

    Gegendruck durchNachverdampfung

    Gegendruck durchgeostatische Hhe

    Gegendruck durchLeitungsfhrung

    EntstehungvonGegendruck

    Dampf

    Kondensat

    Primrseite

    Vakuum-brecher

    Sekundrseite

    Wrme-tauscher

    EinsatzeinesVakuumbrechers

  • SpiraxSarco |

    Kondensatrckstau bei vernderlichem Durchfluss

    Kondensatrckstau bei vernderlicher Rcklauftemperatur

    Mit vernderlichemDurchfluss meinen wir Anlagen, bei

    denen der Massenstrom des Sekundrmediums durch den

    Wrmetauscher hindurch verndert wird, z. B. durch den

    Einsatz einer drehzahlgeregelten Pumpe oder einfach da-

    durch, dass Verbraucher zu- oder abgeschaltet werden. Die

    Vernderung des Sekundrflusses bedeutet nmlich, dass

    der Energiefluss im Wrmetauscher bei einer vorgegebenen

    Ausgangstemperatur T4 verndert werden muss:

    Q1 = Q2 m 1 hv = m 2 cp2T

    Sinkt m2 , so wird auch weniger Dampf m1 bentigt, um die

    Temperaturerhhung T zu erreichen. Typische Anwen-

    dungen sind z. B. Anlagen, in denen Brauchwasser zu Reini-

    gungszwecken erhitzt wird.

    Bei vernderlicherRcklauftemperatur geht man davon

    aus, dass der Durchfluss des Sekundrmediums konstant

    bleibt, sich aber die Rcklauftemperatur T3 verndert. Eine

    solche Vernderung fhrt zwangslufig auch zu einer Ver-

    nderung des Dampfbedarfs: Das Regelventil verndert den

    Durchfluss und damit den Druck im Wrmetauscher. Das

    ist ganz typisch fr Verbraucher, die weniger Energiebedarf

    haben. Das kann z. B. bei Heizungsanlagen in der wrmeren

    Jahreszeit der Fall sein oder prozessbedingt erfolgen: Nach

    dem ersten Aufheizen eines Volumens muss im nchsten

    Schritt die Temperatur nur noch gehalten werden. Typisch

    ist dies z. B. fr die Vorratstanks der CIP-Reinigung, bei

    Behandlungsbdern in der metallverarbeitenden Industrie

    oder bei Flaschenwaschmaschinen.

    Kondensatrckstau bei vernderlichem Durchfluss

    Rckstau tritt dann auf, wenn der Druck aus dem Kon-

    densatnetz so gro oder grer ist als im Wrmetauscher.

    Anstelle der Drcke kann man auch die Temperaturen ver-

    wenden, denn schlielich gehrt zu jedem Dampfdruck eine

    genau definierte Temperatur. Rckstau tritt demnach dann

    auf, wenn die Temperatur TD im Wrmetauscher der zum

    Druck des Kondensatnetzes gehrigen Dampftemperatur Tk

    entspricht.

    Wir berechnen das Verhltnis, ab welchem Rckstau auf-

    tritt. Dieser Rckstauwert berechnet sich so:

    Aus der Formel ist ersichtlich, dass FS einen Wert zwischen

    0 und 1 annehmen kann. 0 bedeutet kein Rckstau, 1 be-

    deutet voller Rckstau.

    Der Rckstau im Wrmetauscher tritt dann auf, wenn der

    Durchfluss des Sekundrmediums auf einen Wert von

    FS m 2max oder weniger abgesunken ist.

    Durchfluss bei Rckstau: m 2

  • | SpiraxSarco

    112C entspricht einem Dampfdruck von ca. 0,55 bar! Das

    heit, obwohl 4 bar Dampf zur Verfgung stehen, bentigt

    der Wrmetauscher nur 0,55 bar zum Betrieb an seinem

    Auslegungs-Betriebspunkt! Ein erstaunliches Ergebnis. Und

    wenn wir die Formeln noch mal genau betrachten, stellen

    wir fest, dass auer den Betriebsdaten (Temperaturen) und

    den Wrmetauscherdaten (Flche und Wrmedurchgangs-

    koeffizient) keine weiteren Parameter in die Berechnung

    eingehen. Wir knnen daher auch formulieren:

    FreinengegebenenBetriebspunktundeinenvorgege-

    benen Wrmetauscher ergibt sich ein klar definierter

    Dampfdruck.

    Doch weiter in der Berechnung des Staupunktes. Gehen wir

    davon aus, dass der Wrmetauscher ins Freie entwssert,

    d.h. 0 bar Gegendruck bzw. 1 bar Absolutdruck. 1 bar Ab-

    solutdruck entspricht einer Verdampfungstemperatur von

    100C. Anders gesprochen: Das Kondensat im Ausgang des

    Wrmetauschers wird 100C hei sein.

    Fr den Rckstauwert ergibt sich

    Rckstau in den Wrmetauscher tritt bei folgendem Durch-

    fluss auf:

    m 2

  • SpiraxSarco |

    Kondensatrckstau bei vernderlicher Rcklauftemperatur

    Rckstau tritt dann auf, wenn der Druck aus dem Kon-

    densatnetz so gro oder grer ist als im Wrmetauscher.

    Anstelle der Drcke kann man auch die Temperaturen

    verwenden, denn schlielich gehrt zu jedem Dampfdruck

    eine genau definierte Temperatur. Rckstau tritt demnach

    dann auf, wenn die Temperatur im Wrmetauscher der zum

    Druck des Kondensatnetzes gehrigen Dampftemperatur

    entspricht.

    Wir berechnen das Verhltnis, ab dem Rckstau auftritt.

    Dieser Rckstauwert berechnet sich so:

    Aus der Formel ist ersichtlich, dass FS einen Wert zwischen

    0 und 1 annehmen kann. 0 bedeutet kein Rckstau, 1 be-

    deutet voller Rckstau.

    Der Rckstau in den Wrmetauscher tritt dann auf, wenn

    der Durchfluss des Sekundrmediums auf einen Wert von

    FS m2max oder weniger abgesunken ist.

    Rcklauftemperatur bei Rckstau: T3

  • | SpiraxSarco

    3. Markieren Sie die Vorlauftemperatur (90C).

    4. Verbinden Sie 1 und 3

    5. Verbinden Sie 2 und 3

    6. Zeichnen Sie die Gegendrucklinie (0 barabs = 1 bar =

    100C) ein.

    7. Der Schnittpunkt zwischen Linie 4 und dem Gegendruck

    ergibt den Staupunkt. Auf der waagerechten Achse kann

    man dazu 45% ablesen. Auf der senkrechten Temperatur-

    achse, am Schnittpunkt mit Linie 5, erhlt man die Vor-

    lauftemperatur bei der Rckstau eintritt zu 63 C.

    LsungdesRckstauproblems

    Die beiden vorangegangenen Unterkapitel haben gezeigt,

    dass Rckstau bei jedem dampfseitig geregelten Wrmetau-

    scher auftreten kann, unabhngig von Bauart und Fabrikat.

    Viele Anwender glauben, sie knnten das Rckstauproblem

    beseitigen, indem sie einen Vakuumbrecher einsetzen. Ein

    Vakuumbrecher kann aber nur Atmosphrenbedingungen

    schaffen, d.h. 0 bar bzw. 1 barabs. Genau das haben wir in

    unseren vorhergehenden Beispielen bercksichtigt.

    Ohne Vakuumbrecher, d.h. bei hherem Gegendruck tritt

    der Kondensatrckstau noch frher ein!

    Technisch lsst sich das Rckstauproblem durch den Einsatz

    einer Pumpe in einem geschlossenen System mit dem Wr-

    metauscher beseitigen. Diese Art der Installation ist auch als

    Druck-Vakuum-Betrieb bekannt. Bei heiem Kondensat

    bieten sich mechanische Systeme an, so wie wir sie in den

    folgenden Erluterungen gezeichnet haben. Elektrische Sys-

    teme erfordern eine relativ groen, steuerungstechnischen

    Aufwand und werden meist vermieden.

    Die Pumpe ist so an den Wrmetauscher angeschlossen,

    dass Kondensat frei zuflieen kann. Die Pumpe ist hydro-

    statisch immer unterhalb des Wrmetauscher-Ausgangs zu

    installieren! Die Pendelleitung zwischen Pumpenentlftung

    und Dampfanschluss sorgt dafr, dass im Rohrsystem Wr-

    metauscher-Pumpe immer derselbe Druck herrscht und

    somit kein Druckpolster den Kondensatfluss behindert.

    Der Entlfter ist im Niveau ber dem Kondensatauslass des

    Wrmetauschers zu installieren.

    Mechanische Pumpen arbeiten diskontinuierlich, d.h. erst

    wenn die Pumpe gefllt ist, wird umgeschaltet, die Entlf-

    tungsleitung schliet, Treibdampf wird aufgegeben und

    drckt das Kondensat aus dem System. Rckschlagventile

    vor und nach der Pumpe verhindern Rckfluss. Whrend

    des Pumpvorganges kann kein Kondensat in die Pumpe flie-

    en. Fr diesen kurzen Zeitraum ist ein Puffervolumen (se-

    parater Behlter oder entsprechend dimensioniertes Rohr-

    stck) vorgesehen.

    DampfbetriebeneWrmetauscher

    167

    2

    34

    5

    14, 5

    11,6

    9,0

    7,0

    5,2

    3,8

    2,6

    1,7

    1,0

    0,4

    0,0

    0,7

    0,5

    0,3

    0,2

    Aus

    tritt

    stem

    pera

    tur

    Sek

    und

    rmed

    ium

    Geg

    endr

    uck

    Kon

    dens

    atle

    itung

    Ein

    tritt

    stem

    pera

    tur

    Sek

    und

    rmed

    ium

    Max

    . Dam

    pf-

    tem

    pera

    tur

    Last des Wrmetauschers [%]

    b

    e rd

    ruck

    [ bar

    ]

    Tem

    per

    atur

    [C

    ]

    RckstauermittlungbeivernderlicherRcklauftemperatur

    Dampf

    Kondensat

    Entlftung

    Treibdampf-entwsserung

    PumpeRckschlagventil

    Sekundrseite

    Wrme-tauscher

    PumpeimDruck-Vakuumbetrieb

  • SpiraxSarco | 7

    Der Kondensatableiter nach der Pumpe sorgt fr klare

    Druckverhltnisse im System und verhindert Dampfverlust.

    Fr etwas kleinere Leistungen bietet sich der sehr kompakte

    Pump-Kondensatableiter an. Er kombiniert mechanische

    Pumpe und Kond