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Jg. 19, Heft 36 STRAUB, Darreichungsform des Ovarialhormons. 911 7. September 194o SchlieBlich sei noch auf die Prophylaxe mit dem neuesten Scharlachabsorbatimpfstoff der Behringwerke hingewiesen, der ein keimfreies Kulturfiltrat h~molytischer Scharlach- streptokokken, an Aluminiumhydroxyd adsorbiert, darstellt. Erwartet wird eine st~rkere antigene Wirkung bei langsamerer Resorption und dadurch eine bessere Vertr~glichkeit. Zun~chst werden 2 Injektionen yon jeweils o, 5 ccm des Impfstoffes im Abstand yon 4 Wochen empfohlen. Ob eine ]3egrenzung der Impfung auf diese 2 Injektionen gentigt, muB die weitere Prfifung lehren; doch bieten die Erfahrungen bei der Prophylaxe mit Diphtherie- und Tetanusadsorbaten eine giinstige Aussicht auch ftir diese Form der Scharlach- prophylaxe. Interessant wird meines Erachtens die Nach- prtifung des Behandlungserfolges bei dieser Schutzimpfung durch die Dick-Probe sein, da hierbei wiederum die Frage des Erregers experimentell angegangen werden kann. Literatur: 1 S. auch H6RING, Allgemeine Infektionslehre. Berlin: Julius Springer 1938. -- 2 Z. Immun.forsch. 97, H. I (1939). -- a Mfinch. Med. Wschr. I94o, 4o2. -- I Mfinch. reed. Wschr. 194o, 74. -- 5 Manch. Med. Wschr. i94o, 244. -- 6 Methodik des Cysteinnachweises yon BRAIER U. MARENZI, C. r. Soc. Biol. Paris xog, 319ff. (1932) . _ 7 S. z. t3. SIEI~EI~S (aus meiner Klinik) ,,Zur Serumtherapie des Scharlach", Med. Klin. i938, 42. -- s W. SCHULTZ, Dtsch. reed. Wschr. I94o, 396. ORIGINALIEN. GRUNDSATZLICHES ZUR DARREICHUNGSFORM DES OVARIALHORMONS. (Nach Versuchen yon Mario Reiser.) Von W. STRAUB, Mfinchen. Aus dem Pharmakologisehen Iustitut der Universit~t M~inehen. Das Ovarialhormon wird im menschlichen K6rper dauernd gebildet und dauernd ausgeschieden. Das Ovar und andere Abb. I. Infantiler Kaninchenuterus (3ofache Vergr6Berung). Bildungsst/itten des Hormons sind also nicht etwa Vorrats- drfisen nach Art der Schilddrtise, sondern das Mal3gebende scheint zu sein, dab andauernd ein Strom yon einer gewissen werden*. Diesem Mechanismus dfirften die natfirlichen Funk- tionen des Ovars unterworfen sein, a priori wird er der zweck- m~Bigste sein. Wenn er aber der zweckm~Bigste ist, so h~tte sich dem auch die Therapie anzupassen, d. h. mit der einmaligen In- jektion einer Dosis yon physiologischer GrSBe wird wenig erreicht werden. Sie wird zu rasch ausgeschieden. Nur wenn man grSBere Einzeldosen injiziert, hat man Aussicht, einen lgngerdauernden Strom yon I-Iormon durch dell K6rper zu schicken. Dies urn so mehr, wenn das Hormon in seinem guten L6sungsmittel 01 injiziert wird, das in die wfisserige Phase des K6rpers hinein zu verlassen es bei seinem zu- gunsten des 01s liegenden Teilungskoeffizienten wenig Ver- anlassung hat. Optimal werden diese Umst~nde liegen, wenn man dem Hormon die Form des Benzoes~Lure-Esters gibt, der einen noch mehr naeh der 01phase liegenden Teilungskoeffizienten haben dfirfte. Wenn man dann noch absolut groBe Mengen von Hormon verwendet, so kann man es erreiehen, dab eine sonst monatelange Behandlung nach ein paar Einzelinjektionen erreicht wird (Depotbehandlung). Tats~chlich werden Dosen yon iooooo--ioooooo ME. ffir die Behandlung yon genitalem Infantilismus u. a. mit Erfolg verwendet. Darunter scheint es nicht zu gehen. Das sind aber doch enorme Dosen, wenn man sie vergleicht mit den paar Tausend, die die normale Frau in einem Monat produziert. Es scheint eine Verschwendung dahinter zu stecken, die zwar dem Hormonfabrikanten sehr recht, aber ftir den Arzt und seine Patientin anscheinend nicht n5tig ist. Auf Grund solcher Llberlegungen wurde versucht, die Dauersekretion im Organismus durch eine Dauerinfusion Abb. 2. Uterus eines infantilen Kaninchens nach 6t~giger, intramuskul~irer Injektion yon t~glich 25 ME. Follikelhormon. (3ofaehe VergrSBerung.) Hormondich~e durch den K6rper laufen muB, um dessen geschlechtliches Funktionieren zu unterhalten. Innerhalb eines Cyclus sollen einige tausend Mguse-Einheiten (ME.) durch den KSrper passieren und mi~ dem Harn ausgeschieden Abb. 2a. Uterus eines iufautflen Kaninchens nach zweitagiger, intramuskul~rer In- jektion you tiiglich 25 ME./kg Follikelhormon (9ofaehe Vergr6Berung). geringer Mengen und Konzentrationen yon Ovarialhormon zu ersetzen. Mit einer Pr~zisionsmotorspritze (die Spritze faBt * Siehe die Monographie yon C. CLAUBERG: Innere Sekretion der Ovarien und Placenta. 1937.

Grundsätzliches zur Darreichungsform des Ovarialhormons

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Page 1: Grundsätzliches zur Darreichungsform des Ovarialhormons

Jg. 19, Heft 36 STRAUB, D a r r e i c h u n g s f o r m des O v a r i a l h o r m o n s . 911 7. September 194o

SchlieBlich sei noch auf die P rophy laxe m i t dem neues ten Schar lachabsorba t impfs tof f der Behr ingwerke hingewiesen, der ein keimfreies Kul tu r f i l t r a t h~molyt ischer Scharlach- s t reptokokken, an A l u m i n i u m h y d r o x y d adsorbiert , darstell t . E r w a r t e t wird eine st~rkere ant igene Wi rkung bei langsamerer Resorp t ion und dadurch eine bessere Vert r~gl ichkei t .

Zun~chst werden 2 In j ek t ionen yon jeweils o, 5 ccm des Impfs toffes im Abs tand yon 4 Wochen empfohlen. Ob eine ]3egrenzung der Impfung auf diese 2 In jek t ionen gentigt, muB die wei tere Prf i fung lehren; doch bie ten die Er fahrungen bei der P rophy laxe m i t Diphther ie- und Te tanusadsorba ten eine giinstige Aussicht auch ftir diese F o r m der Scharlach-

prophylaxe . In te ressan t wird meines Erach tens die Nach- prt ifung des Behandlungserfolges bei dieser Schutz impfung durch die Dick-Probe sein, da hierbei wiederum die Frage des Erregers exper imente l l angegangen werden kann.

L i t e r a t u r : 1 S. auch H6RING, Allgemeine Infektionslehre. Berlin: Julius Springer 1938. -- 2 Z. Immun.forsch. 97, H. I (1939). -- a Mfinch. Med. Wschr. I94o, 4o2. -- I Mfinch. reed. Wschr. 194o, 74. -- 5 Manch. Med. Wschr. i94o, 244. -- 6 Methodik des Cysteinnachweises yon BRAIER U. MARENZI, C. r. Soc. Biol. Paris xog, 319ff. (1932) . _ 7 S. z. t3. SIEI~EI~S (aus meiner Klinik) ,,Zur Serumtherapie des Scharlach", Med. Klin. i938, 42. -- s W. SCHULTZ, Dtsch. reed. Wschr. I94o, 396.

ORIGINALIEN. GRUNDSATZLICHES ZUR DARREICHUNGSFORM

DES OVARIALHORMONS. (Nach Versuchen yon Mario Reiser.)

V o n

W. STRAUB, Mfinchen. Aus dem Pharmakologisehen Iustitut der Universit~t M~inehen.

Das Ovar ia lhormon wird im menschl ichen K6rper dauernd gebi ldet und dauernd ausgeschieden. Das Ovar und andere

Abb. I. Infantiler Kaninchenuterus (3ofache Vergr6Berung).

Bi ldungss t / i t ten des Hormons sind also n ich t e twa Vorrats- drfisen nach A r t der Schilddrtise, sondern das Mal3gebende scheint zu sein, dab andauernd ein S t rom yon einer gewissen

werden*. Diesem Mechanismus dfirf ten die natf i r l ichen Funk- t ionen des Ovars unterworfen sein, a priori wird er der zweck- m~Bigste sein.

W e n n er aber der zweckm~Bigste ist, so h~t te sich dem auch die Therapie anzupassen, d. h. mi t der e inmal igen In- jek t ion einer Dosis yon physiologischer GrSBe wird wenig erre icht werden. Sie wird zu rasch ausgeschieden. N u r wenn man grSBere Einzeldosen injiziert , h a t m a n Aussicht , einen lgngerdauernden S t rom yon I-Iormon durch dell K6rper zu schicken. Dies urn so mehr, wenn das H o r m o n in se inem guten L6sungsmi t te l 01 inj iz ier t wird, das in die wfisserige Phase des K6rpers h inein zu verlassen es bei seinem zu- guns ten des 01s l iegenden Tei lungskoeff iz ienten wenig Ver- anlassung ha t .

Opt imal werden diese Ums t~nde liegen, wenn man dem H o r m o n die F o r m des Benzoes~Lure-Esters gibt, der einen noch mehr naeh der 01phase l iegenden Tei lungskoeff iz ienten haben dfirfte. W e n n m a n dann noch absolu t groBe Mengen von H o r m o n verwendet , so kann m a n es erreiehen, dab eine sonst mona te l ange Behand lung nach ein paar E inze l in jek t ionen erre icht wird (Depotbehandlung) .

Tats~chl ich werden Dosen yon i o o o o o - - i o o o o o o ME. ffir die Behand lung yon gen i t a l em Infant i l i smus u. a. m i t Erfolg verwendet . Da run t e r scheint es n ich t zu gehen. Das sind aber doch enorme Dosen, wenn man sie vergle icht mi t den paar Tausend, die die normale F r a u in e inem Monat produzier t . Es scheint eine Verschwendung dahin te r zu stecken, die zwar dem H o r m o n f a b r i k a n t e n sehr recht , aber ftir den Arz t und seine Pa t i en t in anscheinend n ich t n5t ig ist.

Auf Grund solcher Llberlegungen wurde versucht , die Dauersekre t ion im Organismus durch e i n e Dauer infus ion

Abb. 2. Uterus eines infantilen Kaninchens nach 6t~giger, intramuskul~irer Injektion yon t~glich 25 ME. Follikelhormon. (3ofaehe VergrSBerung.)

Hormondich~e durch den K6rper laufen muB, um dessen geschlechtl iches Funk t ion ie ren zu unterhal ten . Innerha lb eines Cyclus sollen einige tausend Mguse-Einhei ten (ME.) durch den KSrper passieren und mi~ dem H a r n ausgeschieden

Abb. 2a. Uterus eines iufautflen Kaninchens nach zweitagiger, intramuskul~rer In- jektion you tiiglich 25 ME./kg Follikelhormon (9ofaehe Vergr6Berung).

ger inger Mengen und Konzen t r a t i onen yon Ovar ia lhormon zu ersetzen. Mit einer Pr~zis ionsmotorspr i tze (die Spri tze faBt

* Siehe die Monographie yon C. CLAUBERG: Innere Sekretion der Ovarien und Placenta. 1937.

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912 S~RAUB, Darreichungsform des Ovariathormons. Klh~ische Wochensehrift

IOO ccm und war auf einen 24sttindigen Verbrauch yon 8 ecru eingestellt) wurde wghrend mehrerer Tage einem infantilen, leicht urethanisierten IKaninchen ununterbrochen Ovarial- hormonl6sung infundiert und der Zustand des Uterus vor und nach dem Versuch kontrolliert. Herr Dr. M. IR~IS~R h a t sich der mfihevollen Aufgabe unterzogen, die mehrere Tage lung dauernde Infusion durchzufiihren.

D a s verwendete Ovarialhormon war nicht das fibliche Follikelhormon oder sein ]3enzoat, sondern ein yon der F i rma C. F. /3oehringer & S6hne, Mannheim-%Valdhof (genannter

Daraufhin wurde einem anderen infantHen Tier, dessen normales Uterushorn exst i rpier t wurde und das in Abb. 3 abgebildet ist, w~ihrend ununterbrochener 48sttindiger intra- ven6ser ln]usion 2,5 ME./kg/24 Stunden beigebracht (Abb. 4). Es ergab sich, dab diese geringe Menge Ovarialhormon rol l wirksam war. Spezietl zeigte sich (bei gleicher Vergr6Berung), dab je tz t eine m~chtig gewachsene Schleimhauffalte fast das ganze Gesichtsfeld ausffillt. Die Schleimhaut ist mi t zahl- reiehen, s trotzend geffillten, neugebiIdeten Capitlaren durch- setzt. Die \Virkung der Injektion (Abb. 2a) bleibt dem- gegeniiber deutlich zurfiek.

Bei der intermitf ierenden Behandlung im zweiten Versuch wurden im ganzen 5 ~ ME./kg verbraucht, bei der Dauerinfusion 5 ME./kg mi t sogar noch gr6Berem Effekt. Demnach ist die

Abb. 3, Uterus eiues infantilen Kaninehens vet der Dauerinfusion (9ofache VergrOBe- fling),

F i rma sei Dank ausgesproehen Iiir die Uberlassung des Pr/i- parats) dargestelltes Hormonglykosid, n~Lmlieh das phosphory: lierte Glykosid des Dihydrofollikelhormons. Dieses ha t eine so gfinstige Wasserl6slichkeit, dab die zur Infusion ben6tigten w~isserigen Hormonl6sungen damit gut hergestell t werden konnten. In seiner spezifischen YVirkung unterscheidet es sich abet nicht yore iiblichen Follikelhormon.

Abb. 5- infantiles Kaninchenovar,

Dauerinfusion zum gleichen Zweck weft 6konomischer als die eimmalige Iniektion. Die Versuehsresultate sind fibrigens keineswegs einmalig; sie wurden des 6fteren best/itigt.

Ein einmaliger Befund wurde am Ovar beobachtet . Das infantile IKaninchenovar (Abb. 5) lieB sich dutch Dauerinfusion mi~ der allerdings grol?en Menge yon IOOO ME. w~hrend 72stiindiger Intrusion in den Reifeznstand versetzen (Abb. 6).

Wie bemerkt, is t der Befund am Ovarium einmalig. Ob seine Entstehungsbedingungen die ffir besonders lunge Zeit gegliickte Danerinfusion ist, zusammen mit den h6heren

Abb, 4, U~erus des gIelchet~ Versuchstleres wie Abb. 3 nach 48st/ind/ger Dauerilffusion mit t~iglich z,5 NE./kg (9ofache Vergr61~erung).

f3ber das Resul ta t berichten am besten die Abbildungen. Zun~ichst wurde ermittel t , welche Dosen bei der iiblichen t~igliehen einmaligen Injekt ion wirksam sind. Abb. i zeigt den Querschnitt des einen Uterushorns des noeh unbehandeI- ten Tieres, Abb. 2 alas andere Horn desselben Tieres, nach- dem es 6mal in 6 Tagen 25 ME./kg Fotlikelhormon durch intramusknl/ire tn]e.l~,ion, erhMten hat te .

In einem anderen Versuch wurde bei Injektlorb der 25 ME./kg/24 Stunden die Wirkung am Uterus schon naeh 48 Stunden festgestellt (Abb. 2a).

Abb. 6. Ovar eil~es infaatL!en Kaninchens zlach 72st~ndiger Dauerinfusion mit ins- gesamt zooo ME. Fotlikelhormon, Fotlikel im Reffezu~ta~ad. (Gleiche Vergr6Berung

wie Abb. 5.)

Horrnondosen, bedflrfte weiterer Prfiflmg. Die Dosen waren framer noch klein im Vergleich mi t den Millionen Dosen, die zur Behandlung des genitalen Infanti l ismus beim Menschen n6fig sind.

]~s ergab sich also, dab die intcraven6se Dauerinfusion yon Ovarialhormon eine Applikat ion besonderer Ar t mit beson- deren Vorzfigen zu sein scheint. Technisch dfirfte es keine Un- mSgliehkeit sein, eine derartige Einverleibungsart wenigstens in angen/iherter Weise auch am Menschen durchzuffihren,