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www.tau-magazin.net Heft 06, 2014 5€ GRUNDWERT(E): Den Boden schätzen FUNDAMENT: Was trägt ERDBEWEGUNGEN: Kultur is(s)t Natur LANDVERMESSUNGEN: Bodenseeregion

GRUNDWERT(E): Den Boden schätzen - tau-magazin.net · 2 Heft06 2014 3 Heft06 2014 Auf Barfuß-politik steh ich! JedeR von uns hat ein Paar Barfüße zur Verfügung, sprich das Handwerk,

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www.tau-magazin.net Heft 06, 2014 5€

GRUNDWERT(E): Den Boden schätzen

FUNDAMENT: Was trägt

ERDBEWEGUNGEN: Kultur is(s)t Natur

LANDVERMESSUNGEN: Bodenseeregion

2 Heft062 0 1 4 3Heft06

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Auf Barfuß-politik steh ich! JedeR

von uns hat ein Paar Barfüße zur Verfügung, sprich das Handwerk, bezie-

hungsweise Fußwerk, aktiv für das gesell-schaftliche und kulturelle Zusammen-Leben einzutreten! Mit jeder Handlung und Begegnung

hinterlasse ich Fußspuren. Mutige Fußspuren zu setzen, die inspirierende Kreise ziehen, ist politisch.

Katya Buchleitner

Barfußpolitik bedeutet für mich ...

Barfußpolitik heißt für mich: etwas tun, mich ein-

setzen, auch mit wenig Mitteln – weil ich barfuß bin, mir also keine Schuhe leisten

kann, oder weil ich die Schuhe, die mir vorge-geben werden, nicht anziehen möchte. Barfuß bin

ich besser geerdet, spüre den Boden und mich dazu. Da treffe ich doch tatsächlich noch andere Barfüßler!

Oh – da habe ich meine Mitmenschen schon wieder in Schachteln gesteckt: Barfüßler und Schuhträger. Und ich ent-

decke, dass etliche Barfüßler doch heimlich Schuhe tragen und manche Schuhträger eigentlich Barfüßler sind.

Anna PelikanBar-füßig sind wir ganz natürlich. Und mit jedem Schritt machen wir Politik: damit, wo und wie wir lieben, singen, schreien, verstummen, arbeiten, essen, vergessen, aufwachen oder schläfrig werden. Wir richten uns zu unserer vollen Grö-

ße auf, tanzen mit unserer Verwundbarkeit und gehen für das, was uns wirklich lebendig macht. Mit oder ohne

Lederschuhe, die Absicht ist echte Verbindung mit der Vielfalt in mir und in der Welt.

Christian Lechner

Irma Pelikan, künstlerische Leitung, Herausgeberin, RedaktionMichael Nußbaumer,

inhaltliche Leitung, Herausgeber, Redaktion

Christian Lechner,wirtschaftliche Leitung, Herausgeber, Redaktion

Katya Buchleitner,Redaktion

Hermine Lechner,Vertrieb und LeserInnenkontakt

Anna Pelikan, Versand und Obhut aller Hefte

Irmgard Stelzer, Layout, Redaktion

Wir machen TAU ... Erditorial

Der Umgang mit unserer fundamentalen Lebensgrundlage – dem Erdboden – spiegelt die großen Bewegungen dieser Zeit wider: Fortschreitende Zerstörung und wachsendes Bewusstsein von Ganzheit. Fast scheint es ein Wettlauf von widersprüchlichen Kräften zu sein, in dem wir uns befin-den. Um sich dabei die nötige Herzensruhe zu bewahren, braucht es ein gehöriges Maß an: Erdung.

Fundament – kein Leben, kein Menschenleben ohne frucht-baren Boden auf diesem Planeten. Kein Gehen, kein Häu-serbauen ohne die tragende Kraft. Keine Lebensversiche-rung, keine Geistheilung, keine Erfolgszahlen, keine Wahlen und keine Revolutionen. Nichts, gar nichts. Das bedeutet Boden.

Nicht umsonst wurde die Menschheit in so manchen Schöpfungsmythen aus Erde gemacht, aus Ton oder Lehm geformt. Spüren wir noch die Erde, Sande, Gesteine und Humusknödelchen unter unserer Haut? Der eigene innere Boden: die Aufrich-tigkeit des Rückgrats, die Tiefgründigkeit der Gefühle, die Feinheit der Vorstellungskraft, das unergründliche Geheim-nis Leben.

TAU hat sich auf dieses feste, dabei ungeheuer feine Wun-der Boden eingelassen, die unterschiedlichsten Schichten erkundet, bestaunt und zahlreiche Schätze ans Licht ge-bracht. Während die einen in wunderschönen Bildern zei-gen, wie aus Scheiße Humus wird, lassen sich die anderen ganz auf den Tanz mit „Mama Earth“ ein. Hier heilt das grü-

ne Band die Narbe des ehemaligen eisernen Vorhangs. Da nehmen wir den eigenen Boden, auf dem TAU wächst und gedeiht, genau und dankbar unter die Lupe. Dort vermessen wir den Bodenseeraum, fragen nach dem Besonderen und dem Modellhaften. In der Mitte ergründen Les* den eigenen Boden, in Dankbarkeit, Familiengesprächen und den fri-schen Erdfarben. Zu guter Letzt bereitet Dein nächstes TAU Abo weiteren Boden für Hefte wie diese.

Was deutlich wird: Wunden und Wundern gehören zusammen. Das Eine geht nicht ohne das Andere – bin ich bereit, die Verwundungen zu spüren, kann das Wunder kommen. Fühle ich mich als Wunder von Wundern getragen, kann ich Verwundungen ertragen. TAU lädt ein zum Augen weiden, zum Herzens- und Hirnschmaus und zum lebendig sein.

Ein anhaltendes Lesevergnügen wünschenIrma Pelikan und Michael Nußbaumer für das Team

von

Liebe Les*

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PARTNERiNNEN-SEITEN

... ZU GUTER LETZT73 Impressum74 TAU-LeserInnen-Echo75 TAU abonnieren76 FreundInnen über TAU

3 Editorial

WIE ALLES BEGINNT ...

UNSER BODEN

Fotoserie TAU und Maria Noisternig S. 28 – 29 www.marianoisternig.com

47 Die Bodensee-Region: Gelebte Widersprüche48 Wandellandkarte Bodensee50 Der Bodensee – ein Freiraum, der verbindet53 4 Fragen an 4 Menschen in 4 Ländern54 Bodenfreiheit56 Regionen der vielen Frieden

9 Ver-rückter Alltag10 Malin erzählt25 Frisch gechannelt42 Müßiggang ist aller Anfang44 In der Ferne zu Haus‘52 Unterwegs55 Der Mausefall

23 Dancing with Mama Earth26 (Ge)Schichten des TAU-Bodens30 Wille und Wirklichkeit 32 So eine bodenlose Feinheit!

BodenschätzeDarüber können wir staunen! Wie es um unseren Boden bestellt ist ... Wie Schätze Schätze bleiben. Und Hand anlegen: Kompost und Lehm an die Wände!

Was trägt?Immer mit der Schwerkraft tanzen! Sich wech-selseitig werteverbunden wirtschaftlicher Boden sein! Wirklichkeit schaffen mit exakter Phantasie! Zeit für Quantensoziolgie mit alles und unscharf!

Regionen – BodenseeKulturwandelpotenzial im Bodenseeraum, eine wunder-volle Reiseroute und eine fantastische Begegnung von Leopold Kohr, Apo und dem Sub.

Unternehmen und Initiativen, die es wirklich anders machen: Viel Anregung und Freude beim „TAU-Fensterbummeln“!

Fix-Sterne am TAU-Himmel.

7 Wunder Boden12 Das archaische Leben des Bodens in uns14 Bodenschätze kreisen lassen16 Hoch lebe der Humus!18 Erdiges Bauen20 Terra Preta

59 Alchemilla / Büro für Zukunftsfragen60 Pioneers of Change61 Wege zur Fülle 64 Wilde Feldküche / Das grüne Band Europas65 Alpine Permakultur Schweibenalp66 Soziokratie 68 Dragon Dreaming69 Atman70 Coaching Ilse Lang 71 Labor für Kulturtransformation

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Mehr Infos:www.vorarlberg.at/zukunftwww.alchemilla.at > Bucherscheinung: „Die Alchemilla Kräuterfrauen und ihre Frauenkräuter.“

Sie sind ein inspirierendes Beispiel dafür, wie der alpine Lebensraum auf sanfte und einfühlsame Weise entwickelt und gestärkt werden kann. Wie Tradition und Innovation Hand in Hand gehen können, nämlich durch ein sinn- und wertorientiertes Miteinander, eine Zusammenarbeit von engagierten Menschen über Gemeindegrenzen hinweg, durch das sorgsame Bewahren von altem Wissen. Und wie gleichzeitig ein Beitrag zum Lebensunterhalt erwirtschaf-tet werden kann, der dem ganzen Tal zugutekommt. Diese Initiative fördert eigenbestimmte, neue Erwerbsmöglich-keiten, aber auch den unmittelbaren Zugang zur Natur, den gegenseitigen Respekt und achtsamen Umgang miteinan-der, und vor allem die Liebe zum eigenen Lebensraum, zur Heimat.

Das Wort Alchemilla stammt vom lateinischen Namen des Frauenmantels. Die Alchemilla Kräuterfrauen wurden 2006 von der Kräuterpädagogin Susanne Türtscher ge-gründet und die Gruppe dient seither als Plattform für den gemeinsamen Austausch, die gegenseitige Anerkennung und Stärkung. Die Frauen wollen die Vielfalt der Natur- und Kulturpflanzen sichtbar machen, alte und neue Nut-zungsweisen aufzeigen und damit die Bedeutung wieder ins Bewusstsein bringen, die Pflanzen für Menschen haben können. Damit stehen sie in guter Tradition, denn schon über Generationen hinweg waren es insbe-sondere Frauen, die Kräuter nutzten und ihr Wissen im Dorf und im Tal weiterga-ben. Zudem soll das häufig verborgene Wirken der Frauen sichtbarer gemacht und ihre Intuition gestärkt werden. In der Mitte der Alchemilla Gemeinschaft steht der Geist der Offenheit, Achtsamkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Basis für ihr Miteinander ist die Ehrfurcht

vor der Schöpfung und die gegenseitige Wertschätzung. Die Rhythmen der Natur sowie die eigenen Fähigkeiten und Talente setzen die nötigen Grenzen und fördern einen behutsamen Umgang mit dem Leben. Diesen Grenzen entspre-chend werden die Produkte der Alchemilla Kräuterfrauen, die von Seifen, Salben und Balsame, kulinarische Köstlich-keiten über Handgefertigtes reichen, nur so lange hergestellt und verkauft, solange die Natur ihre Schätze zur Verfügung stellt. Die Alchemilla Kräuterfrauen bieten auch verschie-denste Kurse an. Von frühmorgendlichen Tauwanderungen mit medizinischen Lehreinheiten über Kräuterwanderun-gen mit anschließender Salzherstellung bis hin zum Ange-bot der Teilnahme an mehrjährigen Kursen verfolgen sie alle das Ziel, den vielfach verlorenen Zugang zur Natur wieder-herzustellen.

AlchemillaDie weisen Kräuterfrauen aus dem Großen Walsertal

Büro für Zukunftsfragen: Wir bringen Menschen zusammen. Und Themen. Für eine nachhaltige Entwicklung.Seit 1999 gibt es das Büro für Zukunftsfragen, eine direkt dem Landes-hauptmann zugeordnete Stabsstelle im Amt der Vorarlberger Landesre-gierung. Es versteht sich als Impulsgeber und Schnittstelle für zukunfts-fähige Entwicklungsprozesse. Das Besondere ist, dass dieses Büro nicht selbst Lösungsansätze entwickelt, sondern seine Aufgabe vor allem darin sieht, engagierte Menschen dabei zu unterstützen, selbst innovative Lö-sungen für aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen zu finden und erfolgreich umzusetzen. Denn: Ein Land, das sich zukunftsfähig ent-wickeln will, braucht Menschen, die sich engagieren und bereit sind, Ver-antwortung zu übernehmen. Es braucht Menschen, die fähig und willens sind, vertrauensvoll zu kooperieren, und die ganzheitlich und langfristig

denken und handeln. Menschen, die gemeinsam breit akzeptierte Zu-kunftsvisionen entwickeln und diese in die Tat umsetzen.

Der Biosphärenpark Großes Walsertal hat viele Schätze vorzuweisen. Ein ganz besonderes Juwel sind aber die Alchemilla Kräuterfrauen: Eine Gruppe von engagierten Frauen, die sich ganz der heilenden Wirkung von Kräutern verschrieben hat.

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Manfred Hellrigl, Politikwis-senschafter, leitet seit 1999 das Büro für Zukunftsfragen.

Feldarbeit unserer KooperationspartnerInnen