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Geldtheorie und Geldpolitik Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2012 Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik Sommersemester 2012 6. Geld und Inflation

Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik · Mankiw, Gregory (2010), Macroeconomics, 7. Aufl., Chap. 4 Schlagworte: Inflation ein monetäres Phänomen Staatsverschuldung und Inflation

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Geldtheorie und Geldpolitik

Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2012

Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik

Sommersemester 2012

6. Geld und Inflation

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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6. Geld und Inflation Mishkin Chap. 24 Mankiw, Gregory (2010), Macroeconomics, 7. Aufl., Chap. 4

Schlagworte:

Inflation ein monetäres Phänomen

Staatsverschuldung und Inflation

Preisniveaustabilität

Quantitätstheorie des Geldes

Optimale Geldmenge

Seignorage, Inflationssteuer

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen!

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Quelle: McCandless/Weber

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Hyperinflation Deutschland 1922/23

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Expansive Fiskalpolitik (höhere Staatskäufe, geringere Steuern) bewirkt Anstieg des Preisniveaus, aber keine dauerhafte Inflation!

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Kontraktiver Angebotsschock bewirkt Erhöhung des Preisniveaus, aber keine dauerhafte Inflation!

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Die Quantitätstheorie des Geldes= theoretische Erklärung für die Proportionalität von Preisniveau und Geldmenge

Quantitätsgleichung:

(1)

mit Umlaufgeschwindigkeit des Geldes

Umlaufgeschwindigkeit gibt an, wie häufig eine Einheit M zur Finanzierung von sozialproduktrelevanten Transaktionen verwendet wird.

Euroraum 2007: V (M1) 2,3 V (M2) 1,2 V (M3) 1,0

YPVM

MPYV

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Aufgrund der Definition von V ist die Quantitätsgleichung eine Identität, die immer „wahr“ ist und aus der daher keine Schlussfolgerungen bzw. Kausalzusammenhänge abgeleitet werden können.

Um zu gehaltvollen theoretischen Aussagen zu gelangen, bedarf es Hypothesen über das Verhalten einzelner Komponenten

Quantitätstheorie (Irving Fisher (1911), „The Purchasing Power of Money“)

Fisher: V const. wegen exogener Zahlungsgewohnheiten Y const. wegen flexibler Löhne und Preise (stationäre Wirtschaft), d.h. es gilt stets

Vollbeschäftigung

in Wachstumsraten:Ausgangsgleichung:

logarithmieren:

YPVM

YPVM lnlnlnln

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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ableiten nach der Zeit t:bzw.

(2)

Quantitätstheorie à la Fisher:

(3) Geldmengenwachstumsrate = Inflationsrate

Quantitätstheorie ein guter Ansatz für die lange Frist. In der kurzen Frist sind die Prämissen meist nicht erfüllt, und die enge Korrelation von M und P geht verloren bzw. besteht in der kurzen Frist nicht.

Löhne und Preise kurzfristig nicht perfekt flexibel Geldpolitik hat Y-Effekte Umlaufgeschwindigkeit ist variabel (siehe Finanzmarktkrise 2007+)

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YdtdP

PdtdV

VdtdM

M 1111YY

PP

VV

MM

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0ˆˆ YV

PM ˆˆ

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Die Umlaufgeschwindigkeit V ist Spiegelbild der Geldnachfrage :

Schocks in der Geldnachfrage sind stets auch Schocks in der Umlaufgeschwindigkeit, damit geht wiederum die 1:1-Verknüpfung von Geldmengenänderungen und Preisänderungen verloren.

stabile Geldnachfrage (= stabile Umlaufgeschwindigkeit) ist eine notwendige Bedingung für die Verwendung der Geldmenge als Zwischenziel der Geldpolitik.

Problem:In vielen Ländern ist Geldnachfrage nicht stabil, Volatilität hat gar zugenommen!

htleichgewicGeldmarktgwg

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PMY

MPYV

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),( YiLL

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Volkswirtschaftliche Kosten der InflationWarum ist Preisniveaustabilität ein wirtschaftspolitisches Ziel?

Vollständig antizipierte InflationÜbereinstimmung von erwarteter und tatsächlicher Inflationsrate

Preisänderungskosten (Menu Costs)Alle nominal fixierten Größen müssen fortlaufend geändert werden, z.B. Erstellen von Preislisten, Neufestsetzung der Nominallöhne, Umstellung von Automaten usw.

Tobin-EffektEine zunehmende Inflationsrate erhöht den Nominalzins und reduziert mithin die reale Geldnachfrage. Es kommt zu einer Umschichtung des Vermögens in reale Anlagen; Kapitalbildung wird forciert, Realzins sinkt.

Gemäß Tobin-Effekt hätte Inflation positive Auswirkungen auf das Wachstum. Tobin-Effekt theoretisch wie empirisch umstritten.

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Kalte ProgressionSteuertarife, Höchstgrenzen, Freibeträge i.d.R. nominal fixiert, Anpassung an Inflation erfolgt nur zeitverzögert, bei progressiven Steuertarifen Zunahme der realen Besteuerung durch Inflation.

Olivera-Tanzi-EffektZwischen Zeitpunkt der steuerrelevanten Transaktion und dem Zeitpunkt der definitiven Steuerzahlung vergeht unter Umständen ein erheblicher Zeitraum. Bei hohen Inflationsraten sinkt der Realwert der Steuerzahlung innerhalb dieses Zeitraums erheblich; Anteil der Steuereinnahmen am BIP sinkt.Beispiel Bolivien:1981 Inflationsrate 10%; Steuereinnahmen 10% des BIP1985 Inflationsrate 10.000%; Steuereinnahmen 1,3% des BIP

Quintessenz:Die Kosten einer vollständig antizipierten Inflation sind bei Inflationsraten von wenigen Prozentpunkten eher gering, erst bei Hyperinflationen sind sie wirklich substantiell.

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Unvollständig antizipierte Inflationerwartete Inflationsrate ≠ tatsächliche Inflationsrate

Geld als „Schmiermittel“ zur Überwindung nominaler RigiditätenIst die tatsächliche Inflationsrate größer als die erwartete, so sinkt der Reallohn, die Beschäftigung steigt kurzfristig (Phillips-Kurve)

RisikoaversionUnsicherheit senkt Erwartungsnutzen

KapitalmarktEntstehen einer Risikoprämie vermindert gerade langfristige, riskante Investitionen

Verzerrte PreissignaleRelative Knappheiten werden nur schwer angezeigt, Fehlallokation von Ressourcen

Variable Inflation als Zeichen für schlechte Politik, schlecht für Investitionen

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Gläubiger-Schuldner-HypotheseWenn die tatsächliche Inflationsrate größer als die erwartete, sinkt der Realwert der nominalen Geldschulden Umverteilung von den Gläubigern zu den Schuldnerntypische Gläubiger: Haushalte (Sparer)typische Schuldner: Unternehmen, Staat Umverteilung von den Haushalten zu den Unternehmen bzw. zum Staat

Gleichfalls negativ betroffen sind Bezieher nominaler Einkommen wie Rentner, Sozialhilfeempfänger usw.

Vermögensverlust der „kleinen“ Sparer/Rentner ist der entscheidende Effekt einer Überraschungsinflation.

Quintessenz:Die negativen Verteilungswirkungen sowie das Crowding out langfristiger, riskanter Investitionen sind die Hauptkosten einer Inflation. Die Kosten der Inflation steigen exponentiell mit der Inflationsrate, d.h. geringe Inflationsraten (ca. bis 5%) sind weitgehend unbedenklich.

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Staatsverschuldung und Inflation

Staatliche Budgetrestriktion:

(4)

Wenn Defizit durch Verkauf von Bonds an Private finanziert wird, ändert sich die Geldbasis und das Geldangebot nicht.

kreditfinanzierte Defizite wirken nicht inflationär!

Indirekte Geldfinanzierung (Monetisierung der Staatsschulden)Zentralbank kauft staatliche Wertpapiere von Privaten

Geldbasis steigt, sofern keine Neutralisierung über gegenläufige Offenmarktgeschäfte

BondsMTGDefizit

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Die optimale GeldmengeFriedman, Milton (1969): The Optimum Quantity of Money, in his: The Optimum Quantity of Money and Other Essays, Chicago

Analyse liefert Einsichten in die Wohlfahrtseffekte bzw. Wohlfahrtskosten von Inflation

Wenn Inflation Wohlfahrtskosten generiert, ist Preisniveaustabilität dann das Optimum?allgemeiner: was ist die gesellschaftlich optimale Preisänderungsrate?

These von Friedman (1956):Nachfrage nach Geld ist genauso zu behandeln wie Nachfrage nach jedem anderen Gut, d.h. Geld stiftet Nutzen wie jedes (Konsum-)Gut!

Money-in-the-utility-function:

(5) mit ),( ttt mcuu t

tt P

Mm

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Begründung für Aufnahme der Geldmenge in die Nutzenfunktion:Geldhaltung erleichtert die Transaktionen/Güterkäufe, schafft größere Flexibilität im Ausgabenverhalten

Gegenthese:Geld senkt zwar die Informations- bzw. Suchkosten, aber nutzenstiftend sind nur die KonsumgüterGeld stiftet nicht direkt, sondern nur indirekt über die Konsumgüter Nutzen, die Aufnahme von Geld und Konsum in die Nutzenfunktion wäre eine Art Doppelzählung

Clower Constraint:(6)

mit Transaktionskosten zur „Finanzierung“ des Konsums

Feenstra (JME 1986):beide Ansätze können ineinander überführt werden, sie sind äquivalent

tttttt smmccy ),(

tc

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Nutzenfunktion des Haushalts:

(7)

Budgetrestriktion:

(8) mit

Vermögen aus der Vorperiode plus (Lohn-)Einkommen plus Zinseinkommen aus Wertpapieren (Bonds ) wird verausgabt für Konsum und Vermögensbildung bestehend aus Bonds und Geld.

Separations-Theorem von James Tobin:Entscheidung über Höhe der Ersparnis ist unabhängig von der Entscheidung über die Aufteilung der Ersparnisse auf einzelnen Anlageformen (Portfolio-Entscheidung).

),( ttt mcuu

tttttt mbcibya 1t

tt P

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Annahme:Sparquote sei null, d.h. Endvermögen = Anfangsvermögen

(9a)

(9b)

Optimierungsproblem:s.t. (9a) und (9b)

Maximiere Nutzenfunktion (7) unter den Nebenbedingungen (9a) und (9b) durch die Wahl der Geldhaltung

Einsetzen von (9a) und (9b) in die Zielfunktion:

1 tttt amba

ttt ciby

ta 1ta

),(max tt mcutm

tm

),( ttt mibyu

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Bedingung erster Ordnung für ein Nutzenmaximum:

(10a)

bzw.(10b)

Opportunitätskosten der Geldhaltung sind entgangene Zinsen (= entgangener Konsum)

Optimale Geldhaltung erreicht, wenn Grenznutzen des Geldes den entgangenen Grenznutzen aus Konsumverzicht kompensiert.

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0)(

ttt m

uicu

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2012 23

Grafische Bestimmung der optimalen Geldmenge

i

io

B

A

CL

keine Inflation:

i=i0=r

(M/P)0

A: Konsumentenrente

B: Seignorage

C: excess burden (Zusatzlast, deadweight loss)

L: optimale Geldmenge (vollständige Liquidität)

M/P

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Ausgangssituation: keine Inflation (Preisniveausstabilität)

aus Fisher-Gleichung folgt:

gewünschte Geldhaltung:

Fläche A:Grenznutzen der Geldhaltung übersteigt Opp-kosten (= Konsumentenrente)

Fläche B:Staatliche Einnahmen aus der Ausgabe von Geld, Staat kauft zum Ausgabezeitpunkt Wertpapiere gegen Hingabe von „bedrucktem Papier“, aus den Wertpapieren fortlaufend Zinserträge für den Staat, Produktionskosten für das Geld de facto null

Seignorage = staatliche (Zins-)Einnahmen aus Ausgabe von Geld minus Herstellungskosten von Geld

Zinseinnahmen sind die Hauptquelle des Zentralbank-Gewinns

ri

0)/( PM

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Fläche C:Geldhaltung über hinaus würde zusätzlichen Nutzen stiften, Grenzkosten der Bereitstellung der zusätzlichen Geldmenge gleich null

gesellschaftlich wäre Ausweitung der Geldhaltung bis zur „vollen Liquidität“ Loptimal

L = optimale Geldmenge

Wie gelang man zur optimalen Geldmenge L? Ausweitung der nominalen Geldmenge M wirkungslos, da Preisniveau P steigen wird.

Damit die Haushalte L nachfragen, muss der Nominalzins gleich null sein!

wiederum aus Fisher-Gleichung:(11)

Preise müssen Periode für Periode sinken (= Deflation) Optimale Preissenkungsrate gegeben durch Realzins!

0)/( PM

0i 0 r

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Verknüpfung mit Quantitätstheorie:

Optimale Geldpolitik =Reduktion der Geldmenge Periode für Periode

reale Verzinsung für beide Anlageformen (Wertpapiere und Geld) gleich Nominalzins ist null Opportunitätskosten der Geldhaltung gleich null, keine Verzerrung der

Portfolioentscheidung durch positiven Nominalzins

positiver Nominalzins geht einher mit Seignorage-Einnahmen seitens des Staates Seignorage wirkt wie eine Steuer Inflation = Besteuerung der Geldhaltung Haushalte halten „zu wenig“ Geld, verzerrte Entscheidung erzeugt excess burden

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2012 27

InflationssteuerAnnahme: Inflation in Höhe der Differenz

i

io

B

A

C

L

(M/P)0

A: Konsumentenrente

B: Inflationssteuer

D: Seignorage

C + E + F: excess burden

M/P

01 ii

i1

EDF

(M/P)1

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

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Auswirkungen der Inflation:

Rückgang der Konsumentenrente B + CRückgang des Seignorage EEinnahmen aus Inflationssteuer B

Wohlfahrtsverlust C + E

Durch Inflation wird die Geldhaltung besteuert („bestraft“), Haushalte nehmen eine übermäßige Ökonomisierung der Geldhaltung vor „shoe leather costs“ bei großen Inflationsraten (Hyperinflationen) z.T. extrem hoch

Staatliche Einnahmen können durch höhere Inflation steigen, aber auch sinkenzusätzliche Inflationssteuer: Fläche Bgeringeres Seignorage: Fläche E

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Kapitel 6 – Geld und Inflation

Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2012 29

Inflationssteuer als Teil des Steuersystems

„Steuerlast“ =

Ein effizientes Steuersystem minimiert die „Steuerlast“ (Pro-Kopf-Steuer).

Es kann gezeigt werden (ohne Herleitung):

„Steuerlast“ = mit als Zinselastizität der Geldnachfrage

Je geringer die Zinselastizität der Geldnachfrage (je steiler die Geldnachfragekurve), desto effizienter ist die Inflation als Steuerquelle.

Effizienz der Steuerquelle Inflation abzuwägen mit Effizienz anderer Steuerquellen

Werden auf Sichteinlagen keine Zinsen gezahlt, sind Banken Hauptprofiteure der Inflationssteuer.

EBEC

ahmenSteuereinnkostenWohlfahrts

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