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Zliicherschau. 699 miissen. Dadurch kann es aber dem Studirenden leicht geschehen, dass er bei solchem Ueberfluss des Dargebotenen sein Gedachtniss belastet mit ziem- lich gleichgiiltigen, fur den Fortschritt und, wenu man SO sagen darf, fur den Geist der Wissenschaft v6llig irrelevanten Dingen , hingegen Feststellnngen von allgemeiner , von typischer Wichtigkeit iibersieht. Diesem Uebelstande abzuhelfeu, ist Hjelt's Werkchen bestinimt , welches auf ca. 200 Sciten eine Darstellung der wichtigsten Kapitel aus dem allgemeinen und theoretischen Gebicte der organischen Cheniie giebt. Hjelt's Grundziige sind schon vor einigen Jahren in schwedischer Sprache erschieuen, zur Zeit in zmeiter Auf- lage und damit gleichzeitig in dieser deutschen Ausgabe. Der Inhalt des Buches zerlegt sich in drei Hauptabschnitte, deren erster die Zusammensetzung der organischen Verbindungen behandelt und zwar hin- sichtlich ihrer elementaren Zusammensetzung , ihrer Constitution, Isomeric und Homologie , ausserdem die orgauischen Radicale , sowie die Nomenclatur und Eintheilung der organischen Korper bespricht. Der zweite Abschnitt ist specie11 den physikalischen Eigenschaften der organischen Verbindungen ge- widmet: Krystallform, Loslichkeit , spec. Gewicht , Sclimelz - und Siedepun kt, Verbrennungs - und Bildungswarme. Hierher gelioren ferner die optischen Eigenschaften der Verbindungen, ihre Phosphorenz und schliesslich das sehr interessante Kapitel: iiber das Verhiiltniss zwischen Farbe und Constitution. Irn letzten und umfangreiclisten Abschnitte wird das allgemeine cheniische Verhalten der organischen Verbindungen besprochen , georduet nach dem Ver- laufe der Reactionen. Von den einfacheren Verhaltnissen steigt der Verfasser herauf zu den complicirteren Vorgingen; natnrgemass beginnend mit der Oxydation schliesst er an diese dic Reduction. Dann folgen die anhydrischen Vorgange und die Abspaltung vou Halogenwasserstoff und im Gegensatze hierzu die Hydratisirnngsprocesse, sowie das Anlagern von Halogenwasser- stoff. Hieran reihen sich die Kapitel uber das Anlagern von Kohlenstoff an Kohlenstoff, Zerfallen der Kohlenstoffbindung, Polymerisation, intramoleku- lare Atomumlagerungen etc. Den Schluss bilden Betrachtungen iiber die Einwirkung des Lichts und hoherer Temperatur, iiber Paulniss und Gahrung und ein Anhang iiber die synthetische Bildung der organischen Substanz. Die Durchsicht der Correcturbogcn scheiut der Verfasser leider etwas sehr fliichtig vorgenoinmen zu haben, wodurch eine grosse Anzahl kleiner Fliichtigkeitsfehler stehen geblieben ist. So heisst es mehrfach der odor jeder Atom statt das Atom, eine Kohlenwasserstoff, in statt irn, der Accusativ ist niehrmals statt des Dntivs angewandt ; bei der Erklirung dcr Metamerie sagt der Verfasser; ,, Verbindungen, welche dioselbe Molekularforniel besitzen, aber mehrere Kohlenstoffgruppen (Radicale) durch ein ein - oder mehrwer- thiges Element verbunden enthalten , werden metamcr genannt ", wahrend es selbstverstlndlich ein z we i - oder mehrwerthiges Element heissen muss, da ja ein einwerthiges Element die Vcrbindung zwcier Kohlcnstoffgruppen nicht bewirken kann. Deratige kleinc lapsus calami, die der Leser sofort selbst verbessert , beeintrachtigen im iibrigen den Werth des kleinen Werkes durch- aus nicht, das ganz besonders auch unseren Fachgenossen empfohlen werden kann , denen es in vielen Fallen zweifelsohne weniger darauf ankommen wird, iibcr alle moglichen Glieder des zahlloscn Heercs der organischen Korper eingehender informirt zu werden, als vielmehr im Klaren zu sein iiber die Grundprincipien , nach denen auf diesem Felde gearbeitet wird. G. es eke. Dr. Carl Jehn. Einleitung in das Studium der Cliemie von Dr. Ira Remsen, Pro- fessor der Chemie an der John Hopkins Universitat in Baltimore. Autorisirte deutsche Ausgabe bearbeitet von Dr. K a r l S e u b c r t , a. 0. Professor der Chemie an der Universitat Tubingen. Tubingen 1887. Verlag der H. Laupp'- schen Buchhandlung. Im vorigen Jahre (dies. Arch. 24, 685) hatten wir Gelegenheit, Remsen's Einleitung in das Studium der Kohlenstoffverbindungen " empfehlen zu

Grundzüge der allgemeinen organischen Chemie

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Zliicherschau. 699

miissen. Dadurch kann es aber dem Studirenden leicht geschehen, dass er bei solchem Ueberfluss des Dargebotenen sein Gedachtniss belastet mit ziem- lich gleichgiiltigen, fur den Fortschritt und, wenu man SO sagen darf, fur den Geist der Wissenschaft v6llig irrelevanten Dingen , hingegen Feststellnngen von allgemeiner , von typischer Wichtigkeit iibersieht. Diesem Uebelstande abzuhelfeu, ist Hjelt's Werkchen bestinimt , welches auf ca. 200 Sciten eine Darstellung der wichtigsten Kapitel aus dem allgemeinen und theoretischen Gebicte der organischen Cheniie giebt. Hjelt's Grundziige sind schon vor einigen Jahren in schwedischer Sprache erschieuen, zur Zeit in zmeiter Auf- lage und damit gleichzeitig in dieser deutschen Ausgabe.

Der Inhalt des Buches zerlegt sich in drei Hauptabschnitte, deren erster die Zusammensetzung der organischen Verbindungen behandelt und zwar hin- sichtlich ihrer elementaren Zusammensetzung , ihrer Constitution, Isomeric und Homologie , ausserdem die orgauischen Radicale , sowie die Nomenclatur und Eintheilung der organischen Korper bespricht. Der zweite Abschnitt ist specie11 den physikalischen Eigenschaften der organischen Verbindungen ge- widmet: Krystallform, Loslichkeit , spec. Gewicht , Sclimelz - und Siedepun kt, Verbrennungs - und Bildungswarme. Hierher gelioren ferner die optischen Eigenschaften der Verbindungen, ihre Phosphorenz und schliesslich das sehr interessante Kapitel: iiber das Verhiiltniss zwischen Farbe und Constitution.

Irn letzten und umfangreiclisten Abschnitte wird das allgemeine cheniische Verhalten der organischen Verbindungen besprochen , georduet nach dem Ver- laufe der Reactionen. Von den einfacheren Verhaltnissen steigt der Verfasser herauf zu den complicirteren Vorgingen; natnrgemass beginnend mit der Oxydation schliesst er an diese dic Reduction. Dann folgen die anhydrischen Vorgange und die Abspaltung vou Halogenwasserstoff und im Gegensatze hierzu die Hydratisirnngsprocesse, sowie das Anlagern von Halogenwasser- stoff. Hieran reihen sich die Kapitel uber das Anlagern von Kohlenstoff an Kohlenstoff, Zerfallen der Kohlenstoffbindung, Polymerisation, intramoleku- lare Atomumlagerungen etc. Den Schluss bilden Betrachtungen iiber die Einwirkung des Lichts und hoherer Temperatur, iiber Paulniss und Gahrung und ein Anhang iiber die synthetische Bildung der organischen Substanz.

Die Durchsicht der Correcturbogcn scheiut der Verfasser leider etwas sehr fliichtig vorgenoinmen zu haben, wodurch eine grosse Anzahl kleiner Fliichtigkeitsfehler stehen geblieben ist. So heisst es mehrfach der odor jeder Atom statt das Atom, eine Kohlenwasserstoff, in statt irn, der Accusativ ist niehrmals statt des Dntivs angewandt ; bei der Erklirung dcr Metamerie sagt der Verfasser; ,, Verbindungen, welche dioselbe Molekularforniel besitzen, aber mehrere Kohlenstoffgruppen (Radicale) durch ein ein - oder mehrwer- thiges Element verbunden enthalten , werden metamcr genannt ", wahrend es selbstverstlndlich ein z we i - oder mehrwerthiges Element heissen muss, da ja ein einwerthiges Element die Vcrbindung zwcier Kohlcnstoffgruppen nicht bewirken kann. Deratige kleinc lapsus calami, die der Leser sofort selbst verbessert , beeintrachtigen im iibrigen den Werth des kleinen Werkes durch- aus nicht, das ganz besonders auch unseren Fachgenossen empfohlen werden kann , denen es in vielen Fallen zweifelsohne weniger darauf ankommen wird, iibcr alle moglichen Glieder des zahlloscn Heercs der organischen Korper eingehender informirt zu werden, als vielmehr im Klaren zu sein iiber die Grundprincipien , nach denen auf diesem Felde gearbeitet wird.

G. es eke. Dr. Carl Jehn.

Einleitung in das Studium der Cliemie von Dr. I r a R e m s e n , Pro- fessor der Chemie an der John Hopkins Universitat in Baltimore. Autorisirte deutsche Ausgabe bearbeitet von Dr. K a r l S e u b c r t , a. 0. Professor der Chemie an der Universitat Tubingen. Tubingen 1887. Verlag der H. Laupp'- schen Buchhandlung.

Im vorigen Jahre (dies. Arch. 24, 685) hatten wir Gelegenheit, Remsen's Einleitung in das Studium der Kohlenstoffverbindungen " empfehlen zu

700 Biicherschau.

konnen. Diesem, einem speciellen Zweige der Chemie gewidmeten Werke ist nunmehr obige allgemeine ,, Einleitung in das Studium der Chemie " ge- folgt, welche wir mit wahrem Vergnugen durchgelesen haben , wozu nicht wenig die klare , exacte und bei aller Knappheit doch gewandte Schreibweise beigetragen hat. Die Methode des Verfassers ist e k e streng inductive - der Lernende wird nicht mit einem Ballast wenig oder gar nicht zusammen- hangender Kenntnisse chemischer Thatsachen uberschuttet , sondern es wird in erster Link darauf hingewirkt, das selbstandige chemische Denken in ihm zu erwecken und zu pflegen. Zur Erreichung dieses Zweckes werden die verschiedenen cheinischen Vorgange durch moglichst einfache, aber typische Beispiele erklgrt und die theoretischen Anschauungen erst auf Grund- lage der so erworbenen Kenntnisse zur Besprechung herangezogen.

Sehr richtig sagt Remsen auf Seite 31 seines Werkes bei der Beantwor- tung der Frage : Wie studirt man Chemie? : ,, Wir konnen recht vie1 von ein- zelnen chemischen Thatsachen wissen und doch herzlich wenig von C h e m i e a l s W i s s e n s c h a f t . Wissenschaft ist organisirtes, geordnetes Wissen."

Der theoretische Unterricht wird iiberall durch zweckentsprechende Ver- suche, ca. 200 an der Zahl, unterstiitzt, die zudem so geschickt ausgewahlt sind, dass sie einerseits die gewunschte Veranschaulichung des Gesagten durchaus darbieten, andererseits fast ausschliesslich so leicht ausfiihrbar sind, dass keine grossere experimentelle Ausbildung zu ihrer Bewiiltigung noth- wendig ist. Auf den reichen Inhalt des Werkes naher einzugehen, wurde allzuweit fiihren. Gedacht sei nur. besonders des elften und des letzten (26.) Hapitels. Ersteres beschaftigt sich mit der Theorie der festen und multiplen Proportionen, der Atomtheorie, den Molekulen, dem Status nas- cendi, der Vaienz und dem Substitutionsvermogen der Elemente etc. etc., kurz und gut mit den wichtigsten Fundameuten der Chemie als Wissenschaft. AUe Erlauterungen sind derart verstandlich gehalten, dass sie vom Studirenden unbedingt verstanden und seinem Geiste inkorporirt werden mussen. Das letzte Kapitel, gleich diesem von Prof. Seubert einer eingehenden Umarbei- tung unterzogen, behandelt das naturliche System der Elemente und die bekannte Prout'sche Hypothese Tom Wasserstoff als Urmaterie.

Jedem pharmazeutischen Lehrherrn , welcher seinem Eleven eine gedie- gene Einleitung in das Studium der chemischen Wissenschaft, wie sie heut- zutage sich prisentirt, ah die Hand geben will, kann Remsen's Werk (Laden- preis 6 &) aus vollster Ueberzeugung empfohlen werden.

G e s eke. Dr. Cud J e h .

Die kiinstliolien organischen Farbstoffe. Unter Zugrundelegung, von sechs Vorlesungen, gehalten von Prof. Dr. E. N o l t i n g , Director der ,,Ecole de Chimie" in Miilhausen, bearbeitet von Dr. P a u l J u l i u s . Berlin 1887. R. Gartner's Verlagsbuchhandlung.

Prof. Nolting ist auf diesem Gebiete eine so allgemein anerkannte Auto- ritiit, dass sein Name allein schon Oewahr dafur bietet, dass das kleine Werk, gewissermaassen eine gedrangte Monographie all der vielen kiinstlichen organischen Farbstoffe, auf der Hohe der Zeit steht, um so mehr, als der Bearbeiter zudem in der Lage war, sich der froundlichen Unterstiitzung von 0. N. Witt und Emil Jakobsen erfreuen zu durfen. Ein nlheres Eingehen auf den Inhalt des Buches, dessen aussere Ausstattung gleichfalls eine gedie- gene ist , durfte an dieser Stelle kaum crforderlich sein. Wer jedoch von den Kollegen diesem interessanten Felde ein warmeres Interesse enfgegen- bringt, der wird die Anschaffung des Buches gewiss nicht bereuen.

Ge se ke. Dr. Cad Jehm.

Ha I 1 e (Saale), Buchdrackerei des Waiaenhauses,