28
Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ „Generation Prekär — Jugend am Übergang in die neue Arbeitswelt“ 1.12.2006

Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Gudrun Biffl

Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich?

Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ „Generation Prekär — Jugend am Übergang in die neue Arbeitswelt“

1.12.2006

Page 2: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Arbeitsmarktlage der Jugend (15-24Jährige) im EU-

Vergleich günstig

Österreich hat im EU-Vergleich eine der geringsten Jugendarbeitslosenquoten:2005: 10,3% gegenüber 18,5% - EU(25)

und 16.7% EU(15) Nur in den Niederlanden (8,2%), Irland

und Dänemark (beide 8,6%) niedriger

Auch die Beschäftigungslage ist überdurchschnittlich gut:2005: Beschäftigungsquote von 53,1%

gegenüber 36,8% -EU(25) und 39,8% EU(15)

Page 3: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Jugendarbeitslosigkeit (15-24 jährige) im Vergleich zur

gesamtwirtschftlichen Arbeitslosenquote 2005

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

30,0

35,0

40,0

EU 1

5

EU 2

5

Belg

ium

Denm

ark

Germ

any

Gre

ece

Spain

France

Irela

nd

Italy

Luxe

mbourg

Neth

erlands

Aust

ria

Portugal

Finnla

nd

Sweden

UK

Cypru

s

Cze

ch R

epublic

Esto

nia

Hungary

Lith

uania

Latv

ia

Pola

nd

Malta

Slove

nia

Slova

kia

In %

Arbeitslosenquote Insgesamt Arbeitslosenquote 15-24-jährige InsgesamtQ: Eurostat.

Page 4: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Jugendbeschäftigungsquote (15-24jährige): 2005

0,0

10,0

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

70,0EU

15

EU 2

5

Belg

ium

Denm

ark

Germ

any

Gre

ece

Spain

France

Irela

nd

Italy

Luxe

mbourg

Neth

erla

nds

Aust

ria

Portugal

Finnla

nd

Sweden

UK

Cyp

rus

Cze

ch R

epublic

Esto

nia

Hungary

Lith

uania

Latv

ia

Pola

nd

Malta

Slove

nia

Slova

kia

In %

der B

evö

lkeru

ng

15-

24

Q: Eurostat.

Page 5: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Warum dann die Sorge um die Jugendlichen?

Weil sich die Situation der Jugendlichen relativ zur EU seit einigen Jahren kontinuierlich verschlechtert.

Weil sich die Lage der Jugendlichen innerhalb Österreichs seit geraumer Zeit verschlechtert

Weil sich die Aussichten auf eine dauerhafte Beschäftigung und ein gesichertes Einkommen für eine steigende Zahl von Jugendlichen verschlechtern

Weil internationale Vergleiche im Bereich des Jugendarbeitsmarktes eine geringe Aussagekraft über die Problemlagen der Jugend haben. Sowohl die Einbindung ins Erwerbsleben als auch die Arbeitslosigkeit sind vom Bildungssystem geprägt. Einerseits erlauben manche Bildungssysteme neben der Vollzeitschule kaum eine Erwerbstätigkeit (Italien und Frankreich), andererseits ist der Übergang ins Erwerbsleben leichter, wenn das Bildungssystem berufsorientiert ist (deutschsprachige Länder).

Somit begünstigt das beruforientierte Bildungssystem in Österreich den Einstieg ins Erwerbsleben. Jedoch sind die längerfristigen Beschäftigungs- und Einkommenschancen infolge der Internationalisierung der Märkte und des raschen Wandels der Technologien ohne eine laufende Weiterbildung nicht günstig. Das ist nicht zuletzt ein Grund für die kurze Lebensarbeitszeit der Männer und Frauen in Österreich

Page 6: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Jugendarbeitslosenquote in Österreich nach Geschlecht

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004

In %

Männer, 15-19 Jahre Männer, 20-24 JahreFrauen, 15-19 Jahre Frauen, 20-24 Jahre

Q: WIFO.

Page 7: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Gründe für die Verschlechterung der

Arbeitsmarktlage der Jugend Auf der Angebotsseite:

überdurchschnittliche Zuwanderung (Anstieg der ‚foreign born‘ an der Bevölkerung von 10% 1999 auf 13,6% 2005),

Pensionsreform und Greencard (2003) erhöhten das Angebot an

Arbeitskräften im unteren und mittleren Qualifikationssegment

Auf der Nachfrageseite: Beschleunigung des Strukturwandels der

Wirtschaft wegen Globalisierung, Fall des Eisernen Vorhangs, EU-

Integration, technologischem Wandel, der einen Wandel der Anforderungen an die

Qualifikationen der Arbeitskräfte zur Folge hatte

Page 8: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Bevölkerungsentwicklung der 15-19jährigen

400.000

450.000

500.000

550.000

1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

5,0

5,2

5,4

5,6

5,8

6,0

6,2

6,4

In %

de

r Ge

sam

tbe

völk

eru

ng

15 bis 19jährige J ugendliche Anteil an der GesamtbevölkerungQ: ST.AT., WIFO-Berechnungen.

Page 9: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Gewinner und Verlierer des Strukturwandels

Beschäftigung schrumpfte in der Sachgütererzeugung um 2,1% p.a. im Schnitt: zwischen 1995 und 2005 in Summe -96.000 Jobs.

Gewinner: Arbeitskräfte in Produktionsbereichen, die hochtechnologieintensiv sind und einen hohen Qualifikationsgrad der Beschäftigten aufweisen

Verlierer: Arbeitskräfte in niedrig- und medium tech-Bereichen, die in arbeitsintensiven Produktionssparten tätig sind (Maschinen- und Konsumgütererzeugung).

Page 10: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Entwicklung der Arbeitslosigkeit von in- und ausländischen Hilfs- und Fachkräften

(1987-2005)

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

70.000

80.000

90.000

100.00019

87

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

Inlä

ndische

Arb

eits

lose

0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

30.000

35.000

40.000

Aus

länd

ische

Arb

eits

lose

Ausländische Arbeitslose mit höchstens PflichtschulabschlussAusländische Arbeitslose mit LehrabschlussInländische Arbeitslose mit höchstens PflichtschulabschlussInländische Arbeitslose mit Lehrabschluss

Q: AMS.

Page 11: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Steigender Trend der Jugendarbeitslosigkeit

Arbeitsbereiche der Jugendlichen kommen zunehmend in Schwierigkeiten.

ein steigender Anteil der Jugendlichen wird deshalb arbeitslos, weil der Betrieb in Schwierigkeiten kommt (Kündigung wegen Betriebsschließung oder anderen betrieblichen Gründen).

Aber auch die zunehmende Zahl an befristeten Beschäftigungsverhältnissen, insbesondere bei weiblichen Jugendlichen, schlägt sich in einem Anstieg der Arbeitslosigkeit nieder

Page 12: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Jugendliche: Opfer der Flexibilisierung?

Seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt sich der Trend zur Flexibilisierung der Beschäftigung

Jugendliche sind überdurchschnittlich oft atypisch beschäftigt: insbesondere als Freie DienstnehmerInnen und befristet Beschäftigte/ Werkverträge

Das trägt dazu bei, dass die Einkommensunsicherheit hoch ist

Obschon im Schnitt die Ausbildung verlängert wird, gibt es Personengruppen, für die das nicht gilt, insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund

Beunruhigend ist, dass sich junge Frauen seit 1995 zunehmend in den Haushalt zurückziehen. Das gilt vor allem für Türkinnen.

Türkische Mädchen bleiben immer häufiger nach Abschluss der Pflichtschule im Haushalt. Im Jahre 1995 waren 17,2% der türkischen 15-24 jährigen Frauen im Haushalt/Karenz, während es 2002 schon 32,7% waren.

In gesamt Österreich waren in dieser Altersgruppe im Jahr 2002 im Schnitt nur 3,8% der Frauen im Haushalt/Karenz (2003 3,9%), 8,2% der ‚jugoslawischen’ jungen Frauen, 12,6% der ‚anderen’ Ausländerinnen und gerade 3% der Österreicherinnen.

Die hohe Verbleibsrate von jungen Türkinnen im Haushalt impliziert, dass ein relativ geringer Anteil in Zukunft einer eigenständigen, gut dotierten sozialversicherungsrechtlichen Erwerbsarbeit nachgehen kann

Page 13: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Entwicklung der altersspezifischen Erwerbsbeteiligung - Männer

40,0

50,0

60,0

70,0

80,0

90,0

100,0

1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004

In %

15 bis 19 20 bis 24 25 bis 54

Rezession

Rezession

Rezession

Q:WIFO.

Rezession

Page 14: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Entwicklung der altersspezifischen Erwerbsbeteiligung - Frauen

20,0

30,0

40,0

50,0

60,0

70,0

80,0

1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004

In %

15 bis 19 20 bis 24 25 bis 54

Rezession

Rezession

Rezession

Q:WIFO.

Rezession

Page 15: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

A. Geringfügig Beschäftigte

B. Freie Dienstnehmer/innen

                                                                                                        

A. Geringfügig Beschäftigte

B. Freie Dienstnehmer/innen

                                                                                                        

Männer

Frauen

0

10

20

30

40

50

60

70

15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65+

Männer

Frauen

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65+

Geringfügig Beschäftigte Freie DienstnehmerInnen

Page 16: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Männer

Frauen

0

2

4

6

8

10

12

14

16

15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65+

Befristete Beschäftigung/ Werkverträge

Page 17: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

0

5

10

15

20

25

30

20-24

25-29

30-34

35-39

40-44

45-49

50-54

55-59

60-64

1995 1998 2000 2003

0

5

10

15

20

25

30

20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64

Männer Frauen

Sinkender Trend der durchschnittlichen Beschäftigungsdauer nach Geschlecht und Alter

Page 18: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Entwicklung des durchschnittlichen Netto-Personeneinkommens der

Vollzeitbeschäftigten nach Altersstufen und Qualifikation, 1999/2000

0

50

100

150

200

20 bis

24

25 bis

29

30 bis

34

35 bis

39

40 bis

44

45 bis

49

50 bis

54

55 bis

59

20 bis

24

25 bis

29

30 bis

34

35 bis

39

40 bis

44

45 bis

49

50 bis

54

55 bis

59

25-

bis

29-J

äh

rige =

100

Niedrige Qualifikation Mittlere Qualifikation Höhere Qualifikation

Q: Statistik Austria, Konsumerhebung 1999/2000; WIFO-Berechnungen.

Männer Frauen

Page 19: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Versagen des österreichischen

Bildungssystems?

In den neunziger Jahren hat sich das Bildungsmusters der Jugendlichen merklich verändert.

Hauptschüler bleiben heute nicht nur länger in Ausbildung sondern sie machen auch immer häufiger eine Matura, vorwiegend von berufsbildenden höheren Schulen.

Auch Kinder mit Migrationshintergrund besuchen heute immer häufiger weiterführende Schulen.

Dies ist einerseits die Folge einer veränderten Zusammensetzung der Zuwanderer nach Her kunftsregion — Jugendliche aus den mittel-osteuropäischen Ländern (MOEL) haben ein ähnliches Bildungs verhalten wie österreichische Jugendliche — andererseits ändert sich auch das Bildungsverhalten der längerfristig ansässigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Während bei Kindern von MigrantInnen aus dem früheren Jugoslawien sowohl Burschen als auch Mädchen ihre Ausbildung verlängern, vor allem über die Lehre und berufsorientierte mittlere Schulen, verbessert sich die Ausbildung bei männlichen Jugendlichen aus der Türkei sichtlich, während sich der Bildungsgrad der türkischen Mädchen gegenüber den achtziger Jahren verschlechtert und hinter das der Burschen zurückfällt.

Page 20: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Ausbildungsstruktur der Kinder aus Drittstaaten

weiterhin schlecht VZ2001: 50,3% der 20- bis 24-jährigen

Jugendlichen aus Drittstaaten hatten bestenfalls einen Hauptschulabschluss,

gegenüber 13,5% der InländerInnen Zum Teil Bildungsverhalten der

Zuwanderergruppen (bildungsferne Schichten) Zum Teil das Resultat des abrupten Anstiegs

der Schülerzahlen aus dem Ausland in den frühen neunziger Jahren.

Der Anteil ausländischer Kinder in den Pflichtschulen verdoppelte sich innerhalb einiger Jahre, was das Bildungs system vor große Herausforderungen stellte.

Im Schuljahr 1980/81 lag der Anteil der ausländischen Kinder an allen SchülerInnen im Schnitt noch bei 2,3%. Er erhöhte sich bis 1989/90 auf 4,5% und stieg abrupt im Gefolge des Flüchtlingszustroms auf 8% 1992 an; dort verharrte der Anteil längere Zeit; er steigt aber kontinuierlich seit Mitte der neunziger Jahre und erreichte 2002/2003 9,4%.

Page 21: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Entwicklung des Anteils der AusländerInnen nach Schultyp

0,0

5,0

10,0

15,0

20,0

25,0

In %

1980/81 1989/90 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03

Page 22: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Anteil der AusländerInnen nach Schultyp und Staatsangehörigkeit

(2002/03)

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0Volk

sschule

Haupts

chule

Sonders

chule

Poly

technische S

chule

AHS

BHS

BMS

Beru

fsbild

ende

Pflic

hts

chule

Alle

Schulty

pen

In %

Ex-Jugoslawien Türkei Sonstige

Q: ST.AT., WIFO-Berechnungen.

Page 23: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Geringe soziale Mobilität durch Bildung

Ein weiterer Faktor, der einer raschen Höherqualifizierung der Jugend mit Migrationshintergrund hinderlich ist, ist

die starke Abhängigkeit des Bildungsgrads der Jugend vom sozialen Status der Eltern

Einer Sonderauswertung der Arbeitskräfteerhebung (AKE) 2000 zufolge

vererben 52% der österreichischen Eltern ihren Kindern den Bildungsgrad,

26% schaffen den Bil dungsaufstieg und 22% fallen in ihrem Bildungsgrad gegenüber dem

der Eltern zurück. Die starke soziale Selektion des Bildungssystems

nach sozialem Status der Eltern verschärft sich noch im Fall von Migrantinnen, da die Eltern kaum Orientierungshilfen bezüglich der Bedeutung des Bildungssystems für die Beschäftigungschancen der Kinder im Lebenszyklus haben.

Page 24: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Vergleich des Bildungsgrads junger Menschen mit dem ihrer Eltern

(LFS2000)

0

10

20

30

40

50

60

70Ö

sterreic

h

Belg

ien

Spani

en

Finn

land

Frank

reic

h

Grie

che

nland

Italie

n

Schw

eden

In %

Bildungsvererbung Bildungsaufstieg Bildungsabstieg

Q: Lannelli.

Page 25: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Rolle der Bildung der Eltern

In allen untersuchten OECD Ländern haben Kinder aus besser gebildeten Familien einen statistisch signifikanten Leistungsvorsprung gegenüber Kindern aus bildungsfernen Familien.

Der Leistungsunterschied zwischen Kindern gut ausgebildeter Eltern und Kindern aus bildungsfernen Schichten ist in Ländern mit einem ausgebauten System frühkindlicher Bildung und mit einer später einsetzenden Selektion in unterschiedliche Schultypen systematisch geringer, ohne dass die Leistungsansprüche darunter leiden.

Die Befunde für Österreich deuten auf eine starke Chancenungleichheit hin.

Page 26: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Internationale Unterschiede in der Chancenungleichheit im Bildungssystem:

geschätzte Stärke des Einflusses des familiären Hintergrundes auf die TIMSS-

Schülerleistungen

0

5

10

15

20

25

30

DE IE SE AT

GR IT NL

BE (fr.) ES DK FI

BE (flä

m.) PT FR

Q: Schütz-Wößmann (2005).

Page 27: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Schlussfolgerung

Durch das Zusammenwirken von Faktoren auf der Angebots- und Nachfrageseite am Arbeitsmarkt haben sich die Rahmenbedingungen für die Arbeitsmarktchancen der Jugend verändert.

Die Veränderungen per se müssen nicht zwingend zu einer Verschlechterung der Lage der Jugendlichen am Arbeitsmarkt führen, wenn sie von adäquaten Anpassungen der institutionellen Rahmenbedingungen und der Verhaltensmuster begleitet werden.

Letzteres ist in Österreich nicht in ausreichendem Maße geschehen, was in Hinblick auf den verstärkten Strukturwandel der Wirtschaft, des Arbeitsmarktes und der Bildungsanforderungen auch besonderer Anstrengungen bedurft hätte.

Vor allem die Rigidität des Bildungssystems hat zur Verschlechterung der Arbeitsmarktchancen der Jugend beigetragen.

Während sich die Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskräfte im Gefolge von technologischem Wandel, Globalisierung, Produktionsspezialisierung und Tertiärisierung rasch veränderten, konnte das Bildungssystem, das sich an den Berufsbildern der Vergangenheit orientierte, nicht rasch genug reagieren.

Zusätzlich hat die zunehmende kulturelle Diversität der SchülerInnen Anforderungen an das Bildungssystem gestellt, nicht zuletzt die Lehrenden, die nicht gemeistert werden konnten.

Page 28: Gudrun Biffl Ausbildung und Arbeitsmarkt – Wo stehen Österreichs Jugendliche im EU-Vergleich? Beitrag zum 3. Internationalen Symposium des ÖIJ Generation

Voila!

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit!