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Günter Eich (1907-1972) Deutschland, 1960er Jahre Photographie Bundesbildstel le, Bonn

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Günter Eich(1907-1972)

Deutschland, 1960er JahrePhotographieBundesbildstelle, Bonn

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Gliederung

● Kindheit und Jugend● Erste Gedichte vor 1930● Gedichte nach 1930● 3. Reich● Lyrik der Kriegsgefangenschaft

Das Gedicht Latrine● Lyrik in der Nachkriegszeit

Das Gedicht Die Häherfeder● Seine Hörspiele● Die letzten Jahre

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Kindheit und Jugend

● Geboren am 1.Februar in Lebus an der Oder● Früher Tod seiner Mutter● Besucht ein Gymnasium; Abitur● Studium der Sinologie und der

Volkswirtschaft● Erste Gedichte mit 18 Jahren● Übersetzt chinesische Gedichte

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Erste Gedichte vor 1930

● Mit 23: Veröffentlichung seines ersten Gedichtbands (Gedichte)

● Metrum: überwiegend jambische Fünfheber● Die Hälfte der Gedichte sind Vierzeiler

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Erste Gedichte vor 1930

● viel Metaphorik:

formale und motivische Artistik

Schön weint der Herbst in bunten Flüssen,der Himmel ist verlohnt.Verloren unter weiten Regengüssendrehn Leierkästen sich um Geld und Brot.

Gedichts an die Leierkästen aus Gedichte

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Erste Gedichte vor 1930

● Motive: Weites Spektrum z.B. Betrachtungen über Leben

und Tod

Dieses heißt Leben und ein anderes heißt Tod. Aber wirgehören

nie einem ganz an.

Aus Verse an einen Toten

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Gedichte nach 1930

● 15 Gedichte aus den Jahren 1930-35 werden in dem Gedichtband Abgelegene Gehöfe veröffentlicht

● straffere Bauart der Gedichte: ausnahmslos Vierzeiler überwiegend schlichte Volksliedstrophen von

jambischen Drei- und Vierhebern

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Gedichte nach 1930

● Vereinfachte Metaphorik z.B.: Ersetzen der metaphorischen Umschreibungen

durch einfache Worte:

➔ Einfachheit und nüchternere, zurückhaltendere lyrische Aussage

Herbst und endloser Regenvoll Salz

aus Gedicht im März oder Oktober

Jenes rote Herbstgewölbe

aus Wiederkehr

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Gedichte nach 1930

● Motiv: Problem der Zeit – VergänglichkeitDer Wald, worin ich einstens war,liegt noch im gleichen Licht.Ich seh den Wald, der einstens war,nicht mehr im gleichen Licht.

Aus Der Beerenwald

Ich fühle eine fremde Näheund eine Last von vieler Zeit,als ob ich sie mit Augen sähe,die tödliche Unendlichkeit.

Aus Weg durch die Dünen

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3. Reich

● Wählt den Weg der Inneren Emmigration

● Soldat im Transportwesen an der Westfront Erlebt den Krieg

unmittelbar

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Lyrik der Kriegsgefangenschaft

● Das lyrische Weltbild wird durch die persönliche Situation des Dichters geprägt

● Verarbeitung des Verlorenen● Besinnen auf das noch Vorhandene

Dies ist meine Mütze,dies ist mein Mantel,hier mein Rasierzeugim Beutel aus Leinen.(...)Dies ist mein Notizbuch,dies meine Zeltbahn,dies ist mein Handtuch,dies ist mein Zwirn.

Aus Inventur

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Das Gedicht Latrine

Latrine

Über stinkenden Graben,Papier voll Blut und Urin,umschwirrt von funkelnden Fliegen,hocke ich in den Knien,

den Blick auf bewaldete Ufer,Gärten, gestrandetes Boot.In den Schlamm der Verwesungklatscht der versteinerte Kot

Irr mir im Ohre schallenVerse von Hölderlin.In schneeiger Reinheit spiegelnWolken sich in Urin.

„Geh aber nun und grüßedie schöne Garonne -“Unter den schwankenden Füßenschwimmen die Wolken davon.

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Lyrik in der Nachkriegszeit

● Rückbesinnung auf frühere lyrische Errungenschaften

● Zurückgriff auf die Periode 30-35 in einigen seiner neuen Gedichte

● Motive, in denen „Pflanzen und Tiere zu diesseitigen Zeichen werden, die auf die mystische Schöpfungseinheit hinweisen.“

● Gründungsmitglied der „Gruppe 47“

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Das Gedicht Die Häherfeder

Die Häherfeder

Ich bin, wo der Eichelhäherzwischen den Zweigen streicht,einem Geheimnis näher,das nicht ins Bewusstsein reicht.

Es presst mir Herz und Lunge,nimmt jäh mir den Atem fort,es liegt mir auf der Zunge,doch gibt es dafür kein Wort.

Ich weiß nicht, welches der Dingeoder ob es der Wind enthält.Das Rauschen der Vogelschwinge,begreift es den Sinn der Welt?

Der Häher warf seine blaueFeder in den Sand.Sie liegt wie eine schlaueAntwort in meiner Hand.

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Das Gedicht Die Häherfeder

Die Häherfeder

Ich bin, wo der Eichelhäherzwischen den Zweigen streicht,einem Geheimnis näher,das nicht ins Bewusstsein reicht.

Es presst mir Herz und Lunge,nimmt jäh mir den Atem fort,es liegt mir auf der Zunge,doch gibt es dafür kein Wort.

Ich weiß nicht, welches der Dingeoder ob es der Wind enthält.Das Rauschen der Vogelschwinge,begreift es den Sinn der Welt?

Der Häher warf seine blaueFeder in den Sand.Sie liegt wie eine schlaueAntwort in meiner Hand.

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Lyrik in der Nachkriegszeit

● pessimistischere Gedichte in der Sammlung Untergrundbahn 1949

● Eich sieht das Leben im Zeichen einer schrecklichen, unausweichlichen Zukunft stehen

In den leeren Himmel starrendweiß ich ihn doch voll,regungslos des Grauens harrend,das ich lesen soll.

Aus Angst

Aber wir werden leere Taschen habenund der Gläubiger ist unbarmherzig.Womit werden wir zahlen?O Brüder, dass ihr nicht bangt!

Aus Im Sonnenlicht

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Lyrik in der Nachkriegszeit

● Wendung zur realistisch-menschlichen Perspektive

● Beschäftigung mit der aktuellen menschlichen Welt

● Gedichte mit Titeln wie Augenblick im Juni, Gegenwart und D-Zug München-Frankfurt

Rechts in der Jackedie Kaffeeflasche,die frierende HandIn der Hosentasche.

Aus Weg zum Bahnhof

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Nachkriegszeit

● Heiratet die Dichterin Ilse Aichinger

● Geburt seines Sohnes Clemens

1952Heinrich Böll, Ilse Aichinger und Günther Eich

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Seine Hörspiele

● Günter Eich als Begründer des deutschen poetischen Hörspiels

● 1950-59 schreibt er seine wichtigsten Hörspiele darunter „Träume“ Besteht aus 5 Träumen Aufruf zur Wachsamkeit und gegen alle falsche

irdischen Ordnung Widerstand zu leisten

Schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!Seid misstrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für euch erwerben zu müssen!Wacht darüber, dass eure Herzen nicht leer sind, wenn mit der Leere eure Herzen gerechnet wird!Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet! Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!

Aus dem Hörspiel Träume

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Die letzten Jahre

● Bekam den Literaturpreis der deutschen Industrie und den Georg-Büchner-Preis sowie den Schiller-Gedächtnis-Preis

● Schrieb in den letzten Jahren keine Gedichte mehr (letzte Gedichte im Gedichtband Zu den Akten)

● Geburt der Tochter Miriam● Stirbt am 20.Dezember 1972 mit 65 Jahren

an einem Herzanfall

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Quellen

● http://de.wikipedia.org● „Über Günter Eich“ von Sunsann Müller-

Hanpft● http://www.kerber-net.de