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Gustav Amsinck Ein Hamburger Großkaufmann in New York

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Gustav Amsinck

Ein Hamburger Großkaufmann in New York

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Gustav Amsinck

Ein Hamburger Großkaufmann in New York

von Constanze Rheinholz

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Gefördert von der Erdwin Amsinck-Stiftung und Peter und Henry Amsinck

Den Familien gewidmet, die durch ihre hochherzigen Stiftungen vor104 Jahren die Gründung der Hamburgischen WissenschaftlichenStiftung ermöglicht und den Grundstein dafür gelegt haben, dass dieStiftung auch heute noch Forschung, Lehre und Bildung fördern kann.

Mäzene für Wissenschaft

hg. von Ekkehard Nümann

Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 3

1. Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 4

2. Der Familien- und Firmengründer Georg Friedrich Vorwerk . . S. 6

3. Zur Kindheit und Jugend der Vorwerk-Brüder . . . . . . . . . . . . S. 15

4. Eine Reise von Augustus Friedrich nach Nordamerika und Kuba . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 23

5. Die Firmen in Chile und Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 28

6. Friedrich, Adolph und deren Ehefrauen in den Erinnerungen dreier Enkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 44

7. „Villa Josepha“ und „Haupthaus“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 54

8. Gustav Adolph als Bau- und Gartengestalter . . . . . . . . . . . . . S. 60

9. Entwicklungen nach dem Tod der Brüder . . . . . . . . . . . . . . . S. 67

10. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 70

11. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 72

12. Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. 74

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Inhalt

Vorwort des Herausgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51. Die Familie Amsinck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72. Die Generation der Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123. New York um 1850 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184. Partner bei L. E. Amsinck & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215. Das Handelsunternehmen G. Amsinck & Co. . . . . . . . . . . . . . 286. Das Finanzhaus G. Amsinck & Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357. Ein Teil der Upper Class . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398. Kultur, Bildung und Bücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449. Wohnen in Summit, New Jersey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4610. Spätes Eheglück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5111. Verbundenheit zu Hamburg und Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5612. Das Vermächtnis von Gustav Amsinck . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6513. Die Witwe Florence Amsinck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7314. Die Firma nach Gustav Amsinck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7715. Anhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7916. Quellen, Literatur und Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8117. Namensregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

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Vorwort des Herausgebers

Im Jahr 2007 feierte die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung ihr 100-jähriges Jubiläum. Der vorliegende elfte Band ist Teil der zu diesem An-lass ins Leben gerufenen Schriftenreihe „Mäzene für Wissenschaft“. In ihrwird die Geschichte der Stiftung dargestellt; außerdem werden Stifterper-sönlichkeiten und Kuratoriumsmitglieder in Einzelbänden gewürdigt.

Die Absicht, diese Reihe ins Leben zu rufen, entspricht dem dankbarenGefühl den Personen gegenüber, die vor mehr als 100 Jahren den Muthatten, die Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Hamburg zugründen und erreichten, dass Hamburg eine Universität erhielt. Verknüpftdamit ist die Hoffnung und Erwartung, dass nachfolgende Generationen

sich hieran ein Beispiel nehmen mögen.

Ekkehard Nümann

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Vorwort

Die Nachfahren des Tuch- und Lakenhändlers Willem (Wilhelm) Am-sinck, der 1576 aus Glaubensgründen seine niederländische Heimat ver-ließ, um im toleranten Hamburg ein neues Leben zu beginnen, gehörenzu einer der angesehensten Familien der Hansestadt, die über Jahrhun-derte Bemerkenswertes geleistet hat. Das umfangreiche Werk Otto Hintzes„Die niederländische und hamburgische Familie Amsinck: ein Versuch ei-ner Familiengeschichte“ legt beredtes Zeugnis von der Bedeutung der Am-sincks und der Strahlkraft ihres Namens, die bis heute anhält, ab. Aus denReihen der weitverzweigten Familie, die mit vielen anderen herausgeho-benen Hamburger Geschlechtern familiär und geschäftlich verbunden war,sind erfolgreiche Kaufleute und Reeder, einflussreiche Politiker und auch

Kunstsammler hervorgegangen.

Der gute Klang des Namens manifestiert sich nicht zuletzt noch heute inder Benennung verschiedener Örtlichkeiten in Hamburg. Man denke andie Amsinckstraße, das Amsinckufer auf dem Kleinen Grasbrook, das Am-sinck-Palais am Neuen Jungfernstieg (in dem heute der Übersee-Club re-sidiert) und das Landhaus Amsinck mit dem dazu gehörenden Amsinck-park in Lokstedt. Nicht zu vergessen die monumentale Grabanlage einesZweiges der Amsincks auf dem Niendorfer Friedhof. Und schließlich hältauch die Erdwin Amsinck-Stiftung die Erinnerung an einen wichtigen

Vertreter der Familie wach.

Zu den herausragenden Persönlichkeiten der vielköpfigen Amsinck-Fami-lie zählt zweifellos Gustav Amsinck (1837‒1909), dessen Wirken in derAlten und Neuen Welt und dessen rasanter wirtschaftlicher und gesell-schaftlicher Aufstieg als Kaufmann in New York von Constanze Rheinholzin diesem Band farbig geschildert werden. Die Liebe zu seiner Heimat-stadt und seine enormen finanziellen Möglichkeiten waren die Vorausset-zung dafür, dass Gustav Amsinck einer der großzügigsten Stifter in derGründungsphase der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung werden

konnte.

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Die Aufarbeitung seines interessanten Lebens ist durch vielerlei Gesprächeder Autorin mit Oswald R. Amsinck, einem Großneffen von Gustav, ge-fördert worden. Zeit seines langen Lebens (1917‒2011) hat er sich mit derGeschichte seiner Familie in all ihren Verästelungen beschäftigt. Er warauch der beste Hüter der richtigen Aussprache seines Familiennamens:„Kein singendes, sondern ein scharfes s, mein Lieber.“ Es gibt also guteGründe, ihm diese Publikation nach seinem Tode zu widmen. Oswald R.Amsinck hat Jahrzehnte maßgeblich die Geschicke der Erdwin Amsinck-Stiftung geprägt. Diese war von Erdwin Amsinck 1892 in einem Nachtragzu seinem Testament vorgesehen, sollte aber erst nach dem Tod des Ehepaa-res wirksam werden. Antonie Amsinck starb 1921, zwei Jahre später konntedie Stiftung ihre Arbeit aufnehmen. Erdwin Amsinck (1826‒1897) war wiesein jüngerer Bruder Gustav kaufmännisch sehr erfolgreich, nicht zu re-den von seinen Gemälde- und Hamburgensiensammlungen, die heute dieHamburger Kunsthalle und das Museum für Hamburgische Geschichte be-reichern. Die Erdwin Amsinck-Stiftung hat sich über alle Schwierigkeitender Zeitläufte hinweg ein bescheidenes Vermögen bewahrt, so dass sie dieDrucklegung dieser Publikation nach besten Kräften unterstützen konnte.So sind die beiden Brüder Erdwin und Gustav im übertragenen Sinne erneut zusammengeführt worden. Ferner haben Peter und Henry Amsinck

in vorbildlicher Familientradition dieses Buch großzügig gefördert.

Allen, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, gebührt nach-drücklich der Dank der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung undder Leser, wobei sich die Dankbarkeit an erster Stelle an die Autorin für

ihre fesselnde Darstellung richtet.

Wilhelm Hornbostel

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Die Familie Amsinck

[1]

Gustav Amsinck entstammte einer Fami-lie, die seit Jahrhunderten zum HandelsadelHamburgs gehörte. Durch Heirat waren dieAmsincks mit allen Geschlechtern ver-wandt, die in Wirtschaft und Politik derHansestadt etwas galten – darunter die Wil-links, Lattmans, Mercks, Sievekings, Goss-lers, Mercks, Berenbergs und Lutteroths.···································································1576 flüchtete der Tuch- und LakenhändlerWillem Amsinck wegen seines protestanti-schen Glaubens aus Holland in das toleranteHamburg, wo er rasch zu Wohlstand undAnsehen gelangte. In den folgenden Jahrenbrachte die Familie äußerst tüchtige Kauf-leute, hervorragende Juristen und Verwal-tungsbeamte hervor. So wurde beispiels-weise Wilhelm Amsinck – der Großvatervon Gustav Amsinck – in den Senat undspäter sogar zum Bürgermeister gewählt. ImJahr 1785 heiratete er die junge ElisabethSchuback, deren Vater Johannes ein eigenesHandelshaus aufgebaut hatte.1 „Wie so vieleHamburger Kaufleute hatte er seinen Berufnicht zu Hause gelernt, sondern in Lissa-bon, wo ja der ganze Handel mit den Kolo-nien in Südamerika abgewickelt wurde.Schuback hatte das schwere Erdbeben 1755in Lissabon überlebt und zwei Jahre späterseine eigene Firma in Hamburg gegrün-det.“2 Neben dem Portugalhandel mitWein, Gewürzen, Pfeffer und anderen Ko-

lonialwaren wickelte Johannes SchubackBankgeschäfte mit London, Amsterdamund Paris ab, den damals bedeutendsten eu-ropäischen Finanzmetropolen. Damit hatteSchuback ein Unternehmen aufgebaut, dasdie Geschicke der Familie Amsinck für langeZeit beeinflussen sollte.···································································Denn als Schuback sich 1811 angesichts derfranzösischen Besetzung Hamburgs zurRuhe setzen wollte, ordnete er an, die Firmazu liquidieren „weil er mit seinen Söhnen al-lerlei Kummer hatte. Und da kam der En-kel, der ebenfalls Johannes hieß, an und be-zirzte seinen Großvater. Mit Erfolg.“3 1815trat Johannes Amsinck, der schon mit 15Jahren bei Johannes Schuback gearbeitethatte, in dessen Firma ein. Trotz der ausge-zeichneten Verbindungen des Familienun-ternehmens sah er sich mit großen Proble-men konfrontiert, denn nach dem Abzugder französischen Besatzer im Vorjahr lag dieHamburger Wirtschaft darnieder. „Nurschleppend kam der internationale Handelwieder in Gang und erst mit der Unabhän-gigkeit der südamerikanischen Kolonien er-lebte Hamburg eine neue wirtschaftlicheBlüte. Ein Aufschwung, von dem auch Jo-hannes Amsinck profitierte.“4 Nach demTod des Großvaters 1817 übernahm er im-mer weitreichendere Rechte und Vollmach-ten an der Firma, die vom späteren Bürger-

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meister Martin Garlieb Sillem geführt wur-de. Daneben bekleidete Johannes Amsinck– wie seit Generationen in der Familie üb-lich – zahlreiche Ehrenämter, die ihm kei-nen Lohn, aber hohes Ansehen einbrach-ten.5···································································1818 heiratete der junge Kaufmann EmilieGossler, die Tochter des Senators HeinrichGossler. 1819 wurde die erste Tochter gebo-ren, Johanna Elisabeth, 1821 folgte der ersteSohn, Wilhelm. Insgesamt brachte Emiliezwölf Kinder zur Welt, von denen einesgleich kurz nach der Geburt starb. Gustavwurde am 24. August 1837 als zehntes Kindgeboren; er war der sechste und damitjüngste Sohn. Ihm folgten noch zwei

Schwestern. Zwischen Olga Wilhelmine,der Jüngsten, und dem ältesten Mädchenbestand ein Altersunterschied von 23 Jahren.···································································Als Gustav auf die Welt kam, führte seinVater die Firma Johannes Schuback &Söhne bereits seit zwei Jahren alleine, wobeier großen Wert auf Sicherheit legte. Ab 1835lebte er mit seiner vielköpfigen Familie inden alten Fachwerkhäusern am Cremon, dieschon sein Großvater Schuback als Kontorund Wohnung genutzt hatte; die Sommer-monate verbrachte man beim Schwieger-vater Gossler in Eppendorf.···································································1842, Gustav war gerade einmal vier Jahrealt, nahm unweit des Elternhauses eine

Gustavs Eltern: Johannes Amsinck (1792‒1879) und Emilie Amsinck, geb. Gossler (1799‒1875)

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schreckliche Katastrophe ihren Anfang: EinFeuer, das sich von der Deichstraße ausbrei-tete und weite Teile Hamburgs in Schuttund Asche legte. Nach dem Großen Brandgehörte Vater Johannes der Rat- und Bür-gerdeputation für den Wiederaufbau derStadt an (unter Leitung von Gustavs Onkel,dem Senatssyndikus Wilhelm Amsinck).7···································································Privat widmete sich Gustavs Vater gerneseinen Hobbys, die auch Interesse bei eini-gen seiner Kinder weckten: Johannes Am-sinck besaß „nicht nur eine Käfersammlung,die er dem Naturhistorischen Museum ver-machte, sondern auch eine wertvolle Ge-mäldesammlung von 50 bis 60 Bildern, da-runter viele niederländische Meister, dienach seinem Tod an die Hamburger Kunst-

halle gingen.“8 Wie im Geschäftlichen, sowar Johannes auch im Privaten kein Freundvon Neuerungen. So verabscheute er bei-spielsweise die modernen Stahlfedern undschrieb ausschließlich mit dem Gänsekeil.Gas kam ihm nicht ins Haus, stattdessenwurden weiterhin Wachskerzen entzündet.Und auch was das Rauchen und das Tragenvon Schnurrbärten anbelangte, kannte erkeine Kompromisse: Beides war ihm ver-hasst. Als Vater war er streng, dabei lagenihm seine Kinder und der Zusammenhaltder Familie sehr am Herzen. Auch als dieSöhne und Töchter schon aus dem Hauswaren, luden Emilie und er den Nachwuchsjeden Dienstag in die Beletage am Cremonein.9 Auch Gustav wurde von diesem Be-wusstsein eines traditionell engen Familien-

Cremonfleet (1887)6

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Stich von Schubacks Häusern am Cremon, wo Gustav als Kind lebte

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verbandes geprägt und fertigte schon mit 17Jahren ein ordentlich geschriebenes Leder-büchlein mit dem Stammbaum seiner Fami-lie an.10

Handschriftlicher Stammbaum der Familie Amsinck, von dem jungen Gustav Amsinck verfasst

Wappen der Familie Amsinck

··············································································································································1 Elisabeth starb bereits 1794 mit 29 Jahren und hinterließ sechs kleine Kinder. Auch nach seiner zweiten Hei-rat hielt Wilhelm Amsinck weiterhin engen Kontakt zu Johannes Schuback.2 Interview mit Oswald Amsinck in Hamburg am 11. März 2010.3 Ebd.4 Wasmuth, Uradel.5 Möring, Schuback, S. 134 f.6 Die Abbildung ist in der Postkartenbox „Hamburg in frühen Photographien 1842‒1891“ enthalten, die bei Bo-kelberg.com erworben werden kann.7 Hauschild, Amsinck, S. 29.8 Hintze, Amsinck, S. 70.9 „Wie – das beschreibt die Enkelin Ida, (1860–1945), eine Tochter von Johannes Amsincks Sohn Heinrich, inihren Erinnerungen an die Kindheit: ‚An der ehrwürdigen Tür war eine Glocke angebracht, die so anhaltendbimmelte, dass sie mir noch heute in den Ohren tönt. Die Diele war angefüllt mit fremdartigen Gerüchen, dieaus den anliegenden Speichern strömten – von Kaffee und Gewürzen aller Art.‘ Während die Großen im Speise-saal täfelten, bekamen die Kinder Milch und Kringel im Gemäldezimmer.“ (Dethleffsen, Amsincks.)10 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, I 2B: Handschriftlicher Stammbaum der Familie Amsinck verfaßt vonGustav Amsinck 1855 mit Zusätzen 1874⁄75.··············································································································································

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Die Generation der Brüder

[2]

Gustavs fünf Schwestern heirateten stan-desgemäß in die Familien Lattmann, Merck,Siemsen, Ruperti und Sieveking ein, wäh-rend die Brüder im Berufsleben reüssierten.···································································„Die Generation der sechs Brüder war dieGlanzzeit der Amsincks. Jeder von ihnenwar ausgesprochen erfolgreich, nicht zuletztdank des engen Zusammenhalts, den sieauch als Erwachsene pflegten.“11 1849 nahmder Vater den ältesten Sohn Wilhelm alsPartner in die Firma Johannes Schuback &Söhne auf; er machte das Unternehmen ge-meinsam mit seinem Bruder Heinrich, derab 1853 Teilhaber wurde, groß: Das Hand-lungskapital belief sich 1857 auf 755.00 MarkBanco – 1909 betrug es über 10 Millionen.12

···································································Dabei war die zweite Hälfte des 19. Jahr-hunderts von heftigen wirtschaftlichen undpolitischen Erschütterungen geprägt. EinJahr vor Wilhelms Eintritt als Partner wardie alte Ordnung vielerorts in Frage gestelltworden. „Das Revolutionsjahr 1848 entfes-selte auch in Hamburg eine lebhafte Erre-gung der Gemüter, jedoch kam es zu keinenernsthaften Unruhen. Mit dem Rat- undBürger-Konvent vom 18. März 1848 [an demGustavs Vater und vor allem sein OnkelWilhelm maßgeblich mitwirkten, CR] glittdie revolutionäre Bewegung wieder in daslegitime Bett der verfassungsmäßigen Bera-

tung (...).“13 Auch die Wirtschaftskrise 1857konnte das Familienunternehmen der Am-sincks nicht erschüttern. „Die Firma Johan-nes Schuback & Söhne gehört zu den weni-gen, welche – der Eiche im Sturm vergleich-bar – von der allgemeinen Drangsal un-berührt blieben.“14

···································································Sie überstand auch die folgenden Jahre, diezahlreiche Veränderungen mit sich brach-ten: „Im Jahre 1860 war in Hamburg dieneue Verfassung in Kraft getreten, 1861 wardie lästige Torsperre aufgehoben worden,1867 der Freihafen entstanden, 1870 dieZollvereins-Niederlage ins Leben gerufenworden, 1871 nach der ReichsgründungHamburg neben Lübeck und Bremen als,Freie Hansestadt‘, aber außerhalb des deut-schen Zollgebiets, bestehen geblieben. Nachlangem Widerstreben weiter Kreise undnach schwierigen Verhandlungen mit demFürsten Bismarck wurde ein Abschluss desVertrages über den Zollanschluss erreichtund dieser am 15. Oktober 1888 endlich voll-zogen. Ein steter Aufschwung des Wirt-schaftslebens hatte eingesetzt (…).“15 Schon1885 hatte das Reich den Schutz der Kolo-nien in Afrika und im Stillen Ozean über-nommen. Der Handel erfuhr fortan eine bisdahin unbekannte Ausdehnung.···································································Die Brüder Amsinck profitierten vom

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Gustavs Schwester Emilie (1829‒1908), verheiratet mit Theodor Merck

Boom der Gründerzeit. Dabei waren sienicht nur im Produktengeschäft aktiv, son-dern orientierten sich auch in Richtung An-lagengeschäft. So lieferten Johannes Schu-back & Söhne 1895 in Zusammenarbeit mitdeutschen, englischen und holländischenSpeditionen Material und Ausstattung fürden Regierungspalast von San Salvador –vom Werkzeug über Teppiche bis hin zumÖlporträt des Präsidenten.···································································Die beiden Brüder ergänzten sich hervor-ragend in der Geschäftsleitung von Johan-nes Schuback & Söhne. Wilhelm war nachseiner Lehre im Familienbetrieb zwei Jahre

nach Brasilien und Argentinien gegangenund hatte später Geschäftspartner in Portu-gal und Spanien besucht; in London hatteer sich mit dem dortigen Banksystem ver-traut gemacht und kümmerte sich daher imeigenen Unternehmen vor allem um die Fi-nanzseite.16 Heinrich hingegen widmetesich nach der obligatorischen Ausbildungim väterlichen Haus und einem zweijähri-gen Aufenthalt in Boston bei der Firma ei-nes Onkels, Gossler & Knorre, vor allemden Schifffahrtsfragen, die für den Waren-verkehr eines Handelshauses naturgemäßvon großer Bedeutung waren. Schon 1854vertraute sein Vater ihm die Vertretung des

Gustavs Schwester Susanne (1834‒1911), verheiratet mit Peter Siemsen

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Hauses Schuback im Direktorium derHAPAG (Hamburg-Amerikanische Packet-fahrt-Actien-Gesellschaft) an, die ihre regel-mäßige Verbindung Hamburgs mit Nord-amerika gerade von Segelschiffen aufDampfer umstellte. Außerdem gehörte Jo-hannes Schuback & Söhne auf HeinrichsInitiative hin zu den Gründern der Ham-burg Südamerikanischen Dampfschiff-fahrts-Gesellschaft, die das britische Mono-pol auf Südamerikafahrten brechen wollte.Heinrich nahm auch gerne öffentliche Auf-gaben wahr, darunter 1864 das ehrenvolleAmt des Präses der Commerz-Deputation,der späteren Handelskammer.17

···································································Zwischen Wilhelm und Heinrich war Jo-hannes geboren worden, der eine ganz an-dere Laufbahn einschlug: Nach dem Besuchdes Johanneums studierte er in Heidelberg– da in Hamburg keine Universität existierte– und wurde zum Doktor der Medizin undChirurgie promoviert. „Von der Erbschaftseines Vaters war für ihn ein Kapital ausge-setzt, von dem konnte er leben.“18 Mit die-ser Grundsicherung entschloss sich Johan-nes, Armenarzt zu werden. Während desdeutsch-französischen Krieges half er 1870im Lazarettdienst und 1892 bei der Cholera-epidemie in Hamburg. ···································································Hingegen zeigte Ludwig Erdwin, dervierte der sechs Brüder, durchaus kaufmän-

Gustavs Schwester Olga (1842‒1922), verheiratet mit Edgar Sieveking

Gustavs Bruder Dr. med. Johannes Amsinck (1823‒1899)

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nische Talente und Ambitionen. Da es abernicht ratsam erschien, mehr als zwei Junio-ren in der Firma zu haben, wurde er, wie zu-vor Heinrich, im Anschluss an die Lehrjahrenach Boston geschickt. Anschließend ginger nach New York, arbeitete erst bei Kun-hardt & Co. und eröffnete am 1. September1850 die Firma L. E. Amsinck als Agenturfür Schuback & Söhne. Später führte er sieunter eigener Regie.19

···································································Auch der fünfte Sohn, Martin Garlieb,taugte zum Kaufmann, aber der Familienratwusste nicht so recht, welchen Weg er ein-schlagen sollte. Schließlich lernte MartinGarlieb nach der obligatorischen kaufmän-nischen Ausbildung Schiffbau in Nürnbergund England – in Southampton baute er amdamals größten Schiff der Welt mit, der„Great Eastern“. Zurück in Hamburg eröff-nete er eine eigene Segelschiffswerft, wobei

seine Brüder Wilhelm und Heinrich ihn alsstille Teilhaber unterstützen. Da die Schiffenicht immer genügend Abnehmer fanden,nutzte er sie selbst und sattelte schließlichganz vom Schiffbau auf das Reedereigeschäftum, zumal der handwerkliche Holzschiff-bau zunehmend vom Eisen- und Stahlschiff-bau verdrängt wurde. „1880 kaufte er danndas erste Schiff, das bei Blohm & Voss ge-baut wurde – die ,National‘, einen Seglermit Eisenkonstruktion.“20 Bereits ein Jahrspäter gehörte er zu den drei größten Ree-dern Hamburgs und besaß die größte Segel-schiffflotte. ···································································Übrig blieb Gustav, der jüngste der Brü-der. „Auch er machte die große Rundreiseund die Ausbildung. Das war alles vonSchuback & Söhnen – also seinem großenBruder Wilhelm – gesteuert. Schließlichlandete Gustav in New York bei seinem Bru-

Gustavs Bruder Heinrich (1824‒1883) Gustavs Bruder Wilhelm (1821‒1909)

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der Erdwin. Und hat diese Firma riesengroßgemacht.“21 Zuvor hatte Vater Johannesnoch dafür gesorgt, dass „(…) dem Auf-enthalte des Dienstpflichtigen bis zum Ers-ten Februar 1858, im Auslande wegen seinerDienstpflicht abseiten der Bewaffnungs-

Commission kein Hindernis im Wege steht“.Und sieben Jahre später wurde durch Geldund gute Worte gar befunden: „Der dienst-pflichtige Gustav Amsinck pro 1837 (Loogsch,233) hat seine active Dienstpflicht durch ge-stellten Wertretur Genüge geleistet.“22

Gustavs Bruder Ludwig Erdwin (1825‒1897) Gustavs Bruder Martin Garlieb (1831‒1905)

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··············································································································································11 Interview mit Oswald Amsinck.12 Möring, Schuback, S. 146 f.13 Hintze, Amsinck, S. 77.14 Sieveking, Gedenkrede, S. 11 f; Möring, Schuback, S. 143 ff.15 Hintze, Amsinck, S. 92; Möring, Schuback, S. 149 f.16 Wilhelm Amsinck wurde außerdem Mitbegründer der Norddeutschen Bank und der Vereinsbank, deren Ver-waltungsrat er angehörte. Privat hatte er es schwer; seine Frau Emily Willink starb mit knapp 18 Jahren nach derGeburt ihrer kleinen Tochter im Frühjahr 1858; 1863 heiratete er Emilys Schwester Sophie Laetitia und bekammit ihr noch weitere elf Kinder.17 Ebd., S. 153 ff.18 Interview mit Oswald Amsinck.19 Hintze, Amsinck, S. 96.20 Interview mit Oswald Amsinck. – Als sein Bruder Heinrich 1883 mit 58 Jahren starb, trat Martin Garliebin den Verwaltungsrat der Hamburg Süd ein und widmete sich dieser Aufgabe bis 1901. – 1931 benannte der Se-nat anlässlich von Martin Garliebs 100ten Geburtstags den „Segelschiffkai“ in „Amsinckkai“ um. (Hintze, Am-sinck, S. 100); heute erinnert das „Amsinckufer“ an den bekannten Reeder.21 Interview mit Oswald Amsinck.22 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, II 51: Schreiben an den Actuar der Aufhebungs-Comißion über Wert-retur-Stellung anstelle activer Dienstpflicht des dienstpflichtigen Gustav Amsinck (Loogsch, 233) vom 20. Mai 1865.··············································································································································

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New York um 1850

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Gustav Amsinck reiste Erster Klasse nachNew York. Als er dort am 13. Dezember 1857von Bord der „Europa“ ging, hatte er gewissmehr im Portemonnaie als die 80,36 Dollar,die ein Hamburger Immigrant damals imDurchschnitt mitbrachte.23

···································································Mitte des 19. Jahunderts strömten Millio-nen Europäer in der Hoffnung auf ein bes-seres Leben in die Vereinigten Staaten.24

Auch die Deutschen unter ihnen – vor al-lem verarmte Bauern und Handwerker so-wie Anhänger der 1848er Revolution – sahenin dem jungen Staatenbund und dem da-hinter liegenden „Wilden Westen“ das Landder unbegrenzten Möglichkeiten, zumal dieGoldfunde 1848 in Kalifornien und 1858 inColorado schnellen Reichtum versprachen.Schon bald setzte eine Phase beispiellosenwirtschaftlichen Aufschwungs und techno-logischen Fortschritts ein: „In den Jahren1860-1890 wurden über 500.000 neue Pa-tente, wie zum Beispiel das Patent für dasTelefon, angemeldet, das waren zehn mal soviele wie in den vorangegangenen 70 Jah-ren.“25 Diese Epoche wird oft als „GildedAge“ bezeichnet – denn das Zeitalter warnicht „golden“ sondern eben nur „vergol-det“: Neben großartigen Chancen und ra-santen Veränderungen brachte es auch Ar-mut, Ausbeutung und Korruption mit sich.···································································

New York war neben Chicago, Milwaukeeund Cincinatti die beliebteste Stadt beideutschen Einwanderern. 1860 lebten dort– zum größten Teil in „Little Germany“ umdie Lower East Side – mehr als 100.000Deutsche. Sie waren in der Regel gut ausge-bildet, z. B. als Tischler, Schneider oder Kö-che, und gründeten oft kleine Handwerks-betriebe. „Für die Deutschen war das größteHindernis bei der Eingliederung die Sprach-barriere. Durch sie kam es zur Gründung

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deutscher Kirchen, deutscher Vereine undeiniger deutschen Schulen, ihretwegen hat-ten sich die Einwanderer in ,Kleindeutsch-land’ zusammengefunden.“26 1860 gab es in„Little Germany“ 20 Kirchen, 50 Schulen,zehn Buchhandlungen und zwei deutsch-sprachige Tageszeitungen, daneben eigeneBrauereien und Restaurants.···································································In diesem gewaltigen Menschenstrom ge-hörte Gustav Amsinck einer verschwindendkleinen Minderheit an. Er floh nicht vor Ar-mut und Perspektivlosigkeit, hoffte nichtauf einen Goldfund, eine Anstellung oderein Stück Land. Und er sprach Englisch. Aufseinen Ausbildungsstationen bei Geschäfts-partnern der väterlichen Firma in Portugal,Spanien, Frankreich und England hatte ernicht nur die dortigen Gepflogenheitenkennen gelernt und vertrauensvolle Bezie-hungen etablieren können – er hatte auchdie jeweilige Landessprache in Wort undSchrift erlernt.27 Außerdem gehörte Gustaveinem angesehenen Berufsstand an, schließ-lich war New York dank des Handels großgeworden. Zwar gab es immer wieder Res-sentiments der Alteingesessenen gegenüberden „Neuen“, aber in der Regel galt wohl:„Wenn die Arbeit der Einwanderer von Er-folg gekrönt war, stand New York auch Au-ßenseitern offen, von denen viele als Partner,Verwandte oder Angestellte von etabliertenbritischen oder kontinentaleuropäischenFirmen kamen (…) Die Zahl dieser Euro-päer wurde aber weitaus übertroffen vonden Schwärmen junger Amerikaner, fast alleaus New England, die in New York einfie-len.“28

···································································Der Handelsplatz New York besaß Mittedes 19. Jahrhunderts mit gutem Grundgroße Anziehungskraft: Die Eröffnung des

584 Kilometer langen Erie Kanals im Jahr1825, der den Eriesee mit dem Hudson Ri-ver in New York verband – und damit dieGroßen Seen mit dem Atlantik –, hatte demHandel neue Impulse gegeben. Fortan ge-langten große Mengen forst- und landwirt-schaftlicher Waren aus der Gegend der Gro-ßen Seen und deren Hinterland in denHafen von New York. Auch der Ausbau desEisenbahnnetzes in den 1840er und 1850erJahren führte zum steten Anstieg der Han-delsströme, die durch New York liefen, unddessen Führungsrolle festigten. 1853 schlos-sen sich zehn Eisenbahnen zu einem einzi-gen System unter dem Dach der New YorkCentral Railroad zusammen, deren Reich-weite Cornelius Vanderbilt dann systema-tisch ausbaute.29

···································································Parallel dazu entwickelte sich New Yorkrasant zum Finanzzentrum der westlichenHemisphäre. „Die Anzahl der Banken undVersicherungen explodierte. Wall Streetwurde ein Synonym für Reichtum. Das Ge-samtvermögen (Immobilien und Eigenkapi-tal) stieg von 70.000.000 Dollar in 1820 auf320.000.000 Dollar in 1850, und angesichtssteigender Immobilienpreise häufte sichweiteres Vermögen an.“30

···································································Rückschläge blieben allerdings nichtaus. Vier Monate vor Gustavs Ankunft inNew York hatte sich die dortige Ohio LifeInsurance Company mit Anleihen für Ei-senbahngesellschaften verspekuliert undmusste am 24. August 1857 ihre Zahlungeneinstellen. Daraus entwickelte sich eineWirtschaftskrise, die man getrost als ersteWeltwirtschaftskrise bezeichnen kann, dasie nicht nur die Finanzzentren Amerikasund Europas erschütterte, sondern auch inden Kolonien zu spüren war. Viele New Yor-

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ker Banken hatten der Ohio Life InsuranceCompany Kredit gegeben. Sie setzten nundie Zinssätze auf Kreditschulden stark nachoben, verlangten bei fast allen fälligen Kre-diten die sofortige Zahlung und verweiger-ten Wechsel von Kaufleuten und Schuld-nern, die knapp bei Kasse waren31 – eineAbwärtsspirale, die dadurch beschleunigt

wurde, dass britische Gläubiger Geld vonden amerikanischen Banken abhoben, unddass ein Schiff mit etwa drei Tonnen Goldsank, welches von den Goldminen Kalifor-niens an die New Yorker Banken geliefertwerden sollte. Die Bankenkrise war sehrkurz, aber äußerst schmerzlich.32

··············································································································································23 Tabelle: Vermögensangaben deutscher Einwanderer in Castle Garden vom 1. August bis 31. Dezember 1855,in: Bretting, Probleme, S. 197, Anhang XVII (Quelle: Jahresbericht der Deutschen Gesellschaft von New York fürdas Jahr 1855, S. 14).24 1857 wanderten insgesamt 251.306 Menschen in die Vereinigten Staaten ein; 91.781 davon waren Deutsche(36,5 %). Tabelle: Einwanderung in die Vereinigten Staaten, in: ebd., S. 176, Anhang I (Quellen: New York Labor Statistics, 16th Annual Report sowie U.S. Treasury Department, Monthly Report, June 1903).25 Gilded Age (http://de.wikipedia.org/wiki/Gilded_Age).26 Bretting, Probleme, S. 172.27 Interview mit Oswald Amsinck: „Damals sprachen und schreiben alle verschiedene Sprachen, auch mein Va-ter noch: Portugiesisch, Spanisch, Englisch – und Französisch sowieso. Die Briefe wurden von Hand geschrieben,von den Chefs persönlich: die Korrespondenz in Deutschland in deutscher Schrift, die ausländische in lateini-scher.“28 Ernst, Immigrant Life, S. 15.29 New York Central Railroad (http://de.wikipedia.org/wiki/New_York_Central_Railroad); Cornelius Vander-bilt (http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelius_Vanderbilt).30 Ernst, Immigrant Life, S. 15.31 Die Weltwirtschaftskrise (Teil 1 USA) (http://zeitenwende.ch/finanzgeschichte/die_weltwirtschaftskrise_1857_teil1_USA).32 Wirtschaftkrise von 1857 (http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaftskrise_von_1857).··············································································································································

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Unter der Leitung des erfahrenen LudwigErdwin überstand die Firma L. E. Amsinckdiese Auf- und Abschwünge der Wirtschaft.1861 machte Erdwin, der in geschäftlichenBelangen als „waghalsig“ galt, sich abergleichzeitig „großer Beliebtheit und einesweiten Vertrauens“33 erfreute, Gustav zumTeilhaber seiner 1850 gegründeten Firma;fortan hieß das Unternehmen L. E. Am-sinck & Co.···································································Die Brüder lebten und arbeiteten in denVereinigten Staaten, als der Bürgerkrieg diejunge Nation zu spalten drohte. Gustav Am-sinck enthielt sich jeglicher Parteinahme, erwar weitgehend unpolitisch,34 obwohl Poli-tik und Krieg natürlich gravierende Folgenfür Handel und Wirtschaft hatten.···································································Im Kern ging es schon seit Jahrzehnten umdie Befugnisse der Zentralgewalt in Wa-shington gegenüber den Einzelstaaten – einStreit, der sich immer wieder an der Frageder Zulassung von Sklaverei in den neuenBundesstaaten entzündete, welche durchKrieg und Landerwerb zu den VereinigtenStaaten stießen. Dabei verstärkte sich dieKonfrontation zwischen den Sklavenhalter-staaten im Süden, deren Wirtschaft und Ge-sellschaft auf arbeitsintensiven Plantagenberuhte, und den Nordstaaten, wo Farmerund Landarbeiter die Kornfelder bestellten,

wo Banken und Handel angesiedelt warenund die Industrialisierung schnell voranschritt. Als der Republikaner Abraham Lin-coln die Präsidentenwahl 1860 gewann, tra-ten elf Südstaaten aus der Union aus. Diesbedeutete den Beginn des amerikanischenBürgerkrieges (1861–1865), der mit dem Siegder Nordstaaten endete. 650.000 Menschenverloren ihr Leben. Die Kriegskosten über-stiegen 8 Milliarden Dollar. In der folgen-den Phase der „reconstruction“ wurde dieSklaverei abgeschafft, die Schwarzen erhiel-ten formal 1866 die vollen Bürgerrechte, diestaatliche Einheit wurde wieder hergestelltund die Macht des Bundes ausgeweitet.35

···································································Der Friedensschluss wirkte sich positiv aufHandel und Wirtschaft aus – nun war wie-der ein großer Binnenmarkt geschaffen undes standen ausreichend Arbeitskräfte zurVerfügung. Erdwin und Gustav hielten sichzunächst an die angestammten Geschäftsbe-reiche und arbeiteten dabei eng mit Johan-nes Schuback & Söhne in Hamburg zusam-men. (So sehr die Brüder in Amerikaberuflich in die Fußstapfen des Vaters traten– in einer Sache folgten sie ihm nicht: Ent-gegen seinem Verdikt ließ sich Gustav einenprächtigen Vollbart stehen und rauchtegerne, Erdwin entwickelte eine Vorliebe fürKautabak.) Die guten Kontakte nach Portu-gal bestanden noch immer: Die Hamburger

Partner bei L. E. Amsinck & Co.

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Amsincks importierten Weine (ebenso wieaus Spanien und Frankreich) und liefertenim Gegenzug Getreide und Flachs. „In Zu-sammenarbeit mit ihrem Bruder LudwigErdwin und später mit Gustav Amsincknutzten sie die Möglichkeit, neben dem rus-sischen Getreide auch solches aus den Ver-einigten Staaten nach Portugal zu liefern.“36

···································································Portugiesischer Wein war auch in denUSA sehr beliebt. In der Library of Congressfindet sich eine Rechnung über eine Wein-lieferung an Abraham Lincoln von L. E.Amsinck vom 9. April 1864, die auf Anord-nung von „Theo. Casiniusius Esqr. U.S.Consul at Vienna“ an den Präsidenten ge-liefert worden war.37 Und auch Kork war inAmerika gefragt, weshalb L. E. Amsinck &Co. ihn aus Portugal importierte. Außerdemhandelten die Brüder mit Früchten, Wolle,Häuten, Salz, Kautschuk, Nüssen, Rosen-holz und allem, was Profit versprach.38

···································································Auch an anderen Unternehmen war dieFirma beteiligt: In Amerika an der Germa-nia Life Insurance Company39 und in Ham-burg an der Gründung der Commerz- undDisconto-Bank im Jahr 1870,40 die nebendie Vereinsbank und die NorddeutscheBank trat – bei der wiederum Bruder Wil-helm involviert war.···································································Geschäftsbeziehungen zwischen denKontinenten gehörten zum Tagesgeschäft,aber der Transport der Waren über die Welt-meere war mit Gefahren verbunden. 1858waren 37 Tote auf dem Schiff „Howard“ zubeklagen, das Hamburg am 17. November1857 mit 286 Passagieren und Ware für L. E.Amsinck verlassen hatte. Bei starken Stür-men waren die Segel zerrissen, das Schiffkam nur noch langsam voran, der Proviant

wurde knapp und 42 Tage lang gab es kaumWasser an Bord.41

···································································Auch in späteren Jahren blieb der Seetrans-port riskant. 1880 hatte G. Amsinck & Co.das britische Dampfschiff „Mildred“ füreine Fahrt von New York nach Marseille ge-chartert und mit Weizen im Wert von75.000 Dollar beladen lassen, der für Au-guste Racke & Son bestimmt war. DasSchiff tauchte nie an seinem Zielhafen auf.Möglicherweise war es überladen gewesen.Geschäftlich gesehen kamen G. Amsinck &Co. mit einem blauen Auge davon: Die La-dung Weizen war nahezu in Höhe ihres tat-sächlichen Wertes versichert.42 Zwölf Jahrespäter entging dann ein weiteres Schiff, dasim Auftrag von G. Amsinck & Co. unter-wegs war, nur knapp einem Unglück: DasDampfschiff „Vega“ unter dem Kommandovon Kapitän A. S. Rosa geriet im Dezember1892 mitten auf dem Atlantik von Lissabonkommend mit 196 Passagieren in einenHurrikan. Eine riesige Welle riss den Aufbauüber dem Musikraum fort; drei Seeleutewurden schwer verletzt.43

···································································Bei den eigenen Reisen blieb den Brüdernsolches Unglück erspart, und so kam Erd-win 1866 wohlbehalten in Hamburg an, woer die 22 Jahre jüngere Helene Marie Anto-nie Lattmann, genannt „Toni“, heiratete,die dann mit ihm in New York lebte. AchtJahre später, mit 48 Jahren, zog Erdwin sich1874 nach zwei Dekaden aus der Geschäfts-leitung von L. E. Amsinck & Co. zurückund kehrte endgültig in seine Heimatstadtzurück. Fortan lebte er mit seiner Frau Ander Alster 85 nahe dem heutigen Hotel At-lantic und beschränkte sich als Privatier aufdie Wahrnehmung von Aufsichtsratsman-daten, u. a. bei der Commerz- und Discon-

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to-Bank; 1883 erteilte ihm Wilhelm nachdem Tod von Heinrich Prokura für Johan-nes Schuback & Söhne. Das kinderlose Ehe-paar Amsinck widmete sich der Sammlungkostbarer Gemälde, reiste gerne – bis nachSibirien, während ihr Haus elektrifiziertwurde.44

···································································Ab 1874 lag die volle Verantwortung beiGustav; 1876 benannte er die Firma dannauch in G. Amsinck & Co. um. Gewiss, erhatte eine solide Ausbildung genossen, ver-fügte über hervorragende Kontakte undkonnte sich auf den Rückhalt einer wohlha-benden und liebevollen Familie sowie die er-folgreichen Brüder in Hamburg verlassen.Dennoch war es nicht selbstverständlich,dass knapp 16 Jahre später in einer Auflis-tung New Yorker Millionäre zu lesen seinwürde: „Gustav Amsinck, private bankingand importation of South Americangoods“.45 Neben Fleiß, Sachverstand undGlück hat gewiss auch sein Charakter maß-geblich zu diesem Erfolg beigetragen. SeineFirma, so die zeitgenössische Darstellung,„zeichnet sich durch Beständigkeit aus undist von seiner Tatkraft, seiner Integrität undseiner gewissenhaften Genauigkeit bei allenVerbindlichkeiten geprägt.“46 An andererStelle wird ebenfalls seine herausragendeGewissenhaftigkeit gelobt, daneben aberauch seine Liebenswürdigkeit und sein ver-ständnisvolles und hilfsbereites Naturell,„was ihn bei jenen, die seine Freundschaftgenossen, in außergewöhnlich großemMaße beliebt machte“.47

···································································Und das nicht nur bei den Geschäftspart-nern, sondern auch bei seinen Angestellten.Noch 1967 sprach Francis Dorl, der zwi-schen 1903 und 1906 bei Amsinck & Co. tä-tig gewesen war, mit großer Hochachtung

vom „alten Amsinck“.48 Womöglich trugder familiäre Umgang in der Firma zum gu-ten Klima bei, denn zahlreiche Neffen ausHamburg absolvierten in New York einenTeil der Ausbildung und manch einer wurdeauch angestellt oder stieg zum Partner auf.„Mein Vater Werner ist 1903 mit 23 Jahrenauch ein Jahr bei Onkel Gustav in New Yorkgewesen“, erinnert sich Gustavs GroßneffeOswald Amsinck. „Er schwärmte sehr vonihm und davon, wie großzügig er seine Prak-tikanten behandelte.“ Johannes HeinrichAmsinck, Sohn des Bruders Heinrich, arbei-tete um 1883 eine Zeit lang bei Onkel Gus-tav und danach in Portugal. Besondersschätzte Gustav Amsinck seinen „Praktikan-ten“ Johannes S. Amsinck, den ältestenSohn von Bruder Wilhelm, und äußerte sichlobend „(…) über den Fleiß und die guteAuffassungsgabe des Neffen, über die Ge-wissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit sowieüber die Fröhlichkeit, mit der er sich bei al-lem Ernst seinen Aufgaben widmete.“49 1891wurde Johannes an der Seite seines VatersTeilhaber bei Johannes Schuback & Söhne.···································································Schon zu Ludwig Erdwins Zeiten war 1868der 25-jährige Vetter Gustav H. Gossler –Sohn seines Paten, eines Onkels mütterli-cherseits, der in Boston eine Firma aufge-baut hatte – Partner in der Firma gewordenund blieb es bis zu seinem Ausscheiden1895.50 Wie vertraut die Familien waren,zeigt sich auch darin, dass Gustav 1872 Pateder kleinen Anna Sophia Gossler wurde.51

Ab 1881 war August Lattmann bei G. Am-sinck & Co. tätig, ein Sohn der ältestenSchwester Johanna Elisabeth; vier Jahre spä-ter wurde er Partner. Nach 20 Jahren schieder 1901 aus und kehrte nach Hamburg zu-rück, wo er 1912 in den Senat gewählt wurdeund sich sehr für soziale Themen engagierte.

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Anzeige von 1895 für Büros im Amsinck Building

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Seit 1889 war Justus Ruperti Teilhaber derFirma, ein Sohn der zweitjüngsten Schwes-ter Ida Marianne, und um 1905 trat EdgarSieveking als Teilhaber ein, Sohn der jüngs-ten Schwester Olga Wilhelmine und desHanseatischen Oberlandesgerichtspräsiden-ten Ernst Friedrich Sieveking.52

···································································Unter Gustavs Ägide gewann das „Waren-commissions- und Bankgeschäft“ ab 1874zunehmend an Format. Es war ein schnellesZeitalter voller Möglichkeiten und Gustavsaß an einer der Hauptschlagadern der ame-rikanischen Wirtschaft, mittendrin im Han-dels- und Finanzzentrum der Metropole, ander Pearl Street, um die Ecke der Wall Street.

Quasi vor seiner Haustür, am HanoverSquare, eröffnete 1878 eine Station der Ele-vated Railroad, „die von den Herren derWertpapier-, Baumwoll- und Warenbörsestark frequentiert wurde.“53 Durch die PearlStreet fuhr die Bahn offenbar ebenerdig, daein Reporter am ersten Betriebstag das oh-renbetäubende Rattern auf der Straße, dasRumpeln der kreischenden Räder und denWiderhall von den eng stehenden Gebäu-den bemerkte.54

···································································Am 11. Februar 1889 um 16.30 Uhr entgingdie Firma nur knapp einem Unglück. EineExplosion erschütterte die Wall und PearlStreet und ließ in einem Radius von hundert

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Lage des Firmensitzes am Hanover Square an der Südspitze Manhattans (Stadtplan von New York aus dem Jahr 1893)

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angepriesen sowie die Nähe zur Baumwoll-und Kaffeebörse, zum Zollhaus und derWall Street betont.···································································Das Bürohaus besaß auch einen Aufzug.Gustavs Schwager Oscar Ruperti war imSeptember 1901 zu Besuch. Später erinnerteer sich an die rings umher emporgewachse-nen Prachtgebäude „des Geschäftsteiles, 10,12, ja 14 Etagen hoch, jedes das andere nochzu übertreffen suchend, in elegantem aberauch solidem Äußeren. Ganz Wall Streetmit solchen Palästen angefüllt. G. Amsinck& Co., Pearlstreet corner of Wallstreet, insehr guter Lage, aber recht altes Haus mitniedrigen Räumen.“57 Zu diesem Zeitpunktplante Gustav bereits, den Firmensitz zu er-weitern. Nur wenige Wochen später kaufteer das angrenzende dreistöckige Gebäudedazu, das sich parallel zur Hanover Streetvon der 7 Beaver Street durch den gesamtenHäuserblock bis zur 125 Pearl Street zog.58

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Metern die Häuser erbeben. Direkt vor demFirmengebäude der Firma Amsinck hattesich in einem Kabelschacht Gas angesam-melt und aus ungeklärter Ursache entzün-det. Die Explosion riss ein fünf Meter gro-ßes Loch in die Straße und schleuderte dabeieine schwere Abdeckplatte aus Eisen sowiePflastersteine durch die Luft.55

···································································Die Firma G. Amsinck & Co. hatte ihreBüros in der 148 Pearl Street. Einen Stein-wurf davon entfernt lag das große, alte„Journal of Commerce“-Gebäude. Gustavkaufte es 1894 für 141.000 Dollar56 und wan-delte es in ein Bürohaus um. Der fünfstö-ckige, schmale Bau erstreckte sich über dengesamten Häuserblock entlang der HanoverStreet zwischen Pearl Street und BeaverStreet und besaß Fensterfronten zu allendrei Seiten; die Adresse lautete 6–9 Hano-ver Street. In einer Anzeige von 1895 werdendort „attraktive“ Büros zur Miete in einem„modernisierten Haus in begehrter Lage“

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··············································································································································33 Hintze, Amsinck, S. 96.34 Interview mit Oswald Amsinck.35 Sezessionskrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Sezessionskrieg).36 Möring, Schuback, S. 168.37 S. E. Amsinck & Co. to Abraham Lincoln, Saturday, April 09, 1864 (Sends receipt for case of wine; endor-sed by John Hay), Abraham Lincoln Papers at the Library of Congress, Lincoln Studies Center, Knox College, Il-linois, General Correspondance 1833‒1916 (http://memory.loc.gov/cgi-bin/ampage?collId=mal&fileName=mal1/322/3223400/malpage.db&recNum=0).38 Schiffsmeldungen in The New York Times (http://query.nytimes.com/search/, your search: „Amsinck + Ma-rine Intelligence“, Klick „all results since 1850“).39 Currie, United States Insurance Gazette, S. 561.40 Krause, Commerz- und Disconto-Bank, S. 64.41 The New York Times (23. Februar 1858), S. 8.42 The New York Times (21. November 1880), S. 5.43 The New York Times (29. Dezember 1892), S. 8.44 Möring, Schuback, S. 162 f; Hintze, Amsinck, S. 95; Luckhardt; Schneede, Schätze.45 New York Tribune (29. Mai 1892), S. 13.46 Hall, America’s Successful Men.47 The New York Times (16. Juni 1909), S. 7.48 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909 HGB 9/68 IX c (10),New York: Brief von Carola Amsinck an Oswald Amsinck über ihren Besuch in Summit, 1967.49 Möring, Schuback, S. 165.50 Leonard, Gossler. Laut Hintze (Amsinck, S. 107) erteilte Gustav seinem Vetter erst nach 1874 Prokura undnahm ihn dann 1876 als Teilhaber auf.51 Churchbook of the German Evangelical Lutheran Congregation in Stapleton New York 1859‒1881 (http://tri-nitylutheransiny.org/kirchenbuch/TELC_Kirchenbuch_1859_1881_p_064_070.html); und die New York Timesvom 21. Juni 1896 meldete auf S. 20, dass Gustav H. Gossler mit Frau und Tochter bei Gustav Amsinck zu Gastgewesen seien.52 Hintze, Amsinck, S. 108. Später arbeitete auch ein Cousin des Soziologen Max Weber für „die HamburgerAmsincks … Pearl Street, Ecke Wallstreet“; er habe ihn dort besucht, berichtet Max Weber in einem Brief vom 19.November 1914 an seine Mutter – und hatte offenbar nichts zu beanstanden (Roth, Familiengeschichte, S. 487).53 King, Hanover, S. 159.54 New York World (27. August 1878): East Side Rapid Transit. Trains Clattering Over the Elevated Iron RoadUp the Bowery And Third Avenue (http:/nycsubway.org/lines/3rdave-el.html).55 New York Tribune (12. Februar 1889), S. 1.56 The New York Times (20. Februar 1894), S. 12.57 Ruperti, Lebenserinnerungen, S. 53 f.58 New York Tribune (3. November 1901), S. 12; The New York Times (2. November 1901), S. 14; 6‒9 HanoverStreet und 125 Pearl Street sind auch in den Unterlagen der Testamentsvollstrecker zu finden (StA Hbg., 622-1/2Familie Amsinck, VII 77: Vermögensauflistung der Nachlassverwalter vom letzten Oktobertag 1910); 1918 erwar-ben die Nachfolger von Gustav Amsinck dann das achtstöckige Bürogebäude 90‒96 Wall Street, Ecke Water Street,das in manchen Stadtplänen als „Amsinck Buliding“ eingetragen ist: The New York Times (10. Februar 1918), S. 42.··············································································································································

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„Gustav Amsinck handelte von New Yorkwie die väterliche Firma von Hamburg ausmit Getreide und Textilien, mit Nahrungs-mitteln und Weizenerzeugnissen für den Be-darf Portugals.“59 Aufgrund der engen Han-delskontakte mit Lissabon war LudwigErdwin – ebenso wie sein Urgroßvater Jo-hannes Schuback und sein Bruder Wilhelmin Hamburg – zum Generalkonsul Portu-gals ernannt worden. Gustav übernahm die-ses Amt nach Erdwins Rückkehr nachHamburg und hatte es bis 1888 inne.60 SeineAufgabe war es, Wirtschaftskontakte imSinne Portugals herzustellen und zu pflegen.Später wurde dann ein hauptamtlicher Ge-neralkonsul bestellt; Gustav Amsinck bliebaber Konsul und das Konsulat residierte in148 Pearl Street, also im damaligen Büro-haus von Amsinck & Co.61 Vielleicht nochwichtiger war, dass Gustav Amsincks Part-ner Gustav H. Gossler zwei Mal zum brasi-lianischen Vizekonsul ernannt wurde.62

Denn das Hauptaugenmerk verlagerte sichzunehmend und machte G. Amsinck & Co.zu einem der größten New Yorker Unter-nehmen im Handel mit Südamerika.63

···································································Auch hier arbeitete Gustav eng mit seinemBruder Wilhelm in Hamburg zusammen –zu beiderseitigem Nutzen. „Sie bedientensich in Süd- und Mittelamerika der gleichenVertreter und machten miteinander ausge-

dehnte Warengeschäfte in Kaffee, Getreide,Hanf und Baumwolle.“64 G. Amsinck &Co. erkannte ebenso wie Johannes Schu-back & Söhne die Chancen, die sich in Süd-amerika, Mexiko und den WestindischenInseln boten, denn in den ehemaligen Ko-lonien existierte noch keine eigene Industrieund gleichzeitig strömten zahlreiche Ein-wanderer dorthin.65 „Die südamerikani-schen Länder waren Abnehmer für Ge-brauchsgüter aller Art, vor allem Textilien,Schiffstaue und Kleineisenwaren. (…) Ge-treide für die Verpflegung der Bevölkerungmusste regelmäßig in Segelschiffsladungennach Brasilien versandt werden. Die Gegen-lieferung bestand in Tabak und Kaffee, denvornehmlich die Vereinigten Staaten auf-nahmen. (…) Aus den Wäldern des Amazo-nasgebiets kam Gummi. (…) Reis und Zu-cker gehörten zu den weiteren Handelsgü-tern (…).“66

···································································Gustav Amsinck erweiterte den Wir-kungsraum seiner Firma beträchtlich. „In al-len Häfen, die von Segelschiffen oderDampfern angefahren wurden, in allen Län-dern, die Güter exportierten und importier-ten, an allen Orten, an denen Handel aus-geübt wurde, war das Haus G. Amsinck &Co. bekannt und genoss den Respekt unddas Vertrauen aller, mit denen es Geschäftebetrieb“, schrieb „The Financial Record“.67

Das Handelsunternehmen G. Amsinck & Co.

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Wilhelm Amsinck

Gustav Amsinck in den besten Jahren

Die Finanzierung seiner weltumspannen-den Handelsaktivitäten übernahm GustavAmsinck selbst, wobei Wilhelm und er sichgegenseitig Kredite vermittelten und durchgeschickten Umgang mit Wechseln schwie-rige Zeiten überbrückten, so dass es ihnenstets gelang, liquide zu bleiben.68

···································································Gustav Amsincks Gründlichkeit war le-gendär. So war er beispielsweise zugegen, alsdie Firma E. B. Bartlett & Co. in seinemAuftrag Weizen verlud. Dabei entdeckte er,dass zusammen mit dem Getreide Siebrück-stände in das Schiff geschüttet wurden. Da-raufhin bestand er auf einer Untersuchungdurch das „Board of Managers“ der „Pro-duce Exchange“ (Warenbörse), obwohl der

Firmenchef angeboten hatte, den Schadenzu begleichen. Der „President“ der Waren-börse sprach daraufhin eine Rüge gegen E.B. Bartlett & Co. aus, und wies sie auf denschmalen Grat zwischen grober Fahrlässig-keit und offenkundiger Straftat hin.69

···································································Gustav im- und exportierte alles, was Ge-winn versprach. So führte er den Handelmit Salz, Wein, Wolle, Häuten, Früchtenund Korkeiche weiter, konzentrierte sichaber zunehmend auf Kaffee und Zucker.70

···································································1908 legte seine Firma gemeinsam mit gro-ßen Zuckerimporteuren wie den ArbuckleBrothers, der American Trading Companyund der Western Sugar Refining Companybeim US-Zollgericht Beschwerde ein. An-

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lass ihres Unmuts waren „verbesserte“ Me-thoden, mit denen die Zollbeamten perPolariskop den Zucker klassifizierten; denZuckerimporteuren erschienen sie als „un-zumutbar und unzulässig, wenn nicht garverfassungswidrig“71. Die Klassifizierungdes Zuckers war für die Unternehmer vonessentiellem Interesse, denn daran orien-tierte sich die Höhe der Importsteuern.Grundsätzlich wurde dunkler Rohrzuckergering, der raffinierte weiße Zucker circadoppelt so hoch besteuert.72 In früheren Jah-ren hatten die Zollbeamten Zuckerprobengemäß der Dutch-Standard-Methode nachFarbe und Gewicht bewertet und die La-dungen entsprechend besteuert. 1894 wardann auf Bestreben des Finanzministeriumsper Gesetz das Polariskop eingeführt wor-den, ein optisches Instrument zur Analysedes Saccharose-Gehalts; es sollte objektivereund wissenschaftlich belegte Klassifizierun-gen liefern. Doch die Kaufleute zweifeltendie Ergebnisse an und klagten durch alle In-stanzen bis hin zum Supreme Court, wo sieendgültig scheiterten.73 Der Zoll bessertedennoch nach: 1908 führte er verlässlichereTestmethoden sowie eine verbesserte Labor-ausstattung ein. Amsinck und seine Kolle-gen hielten die Persikop-Methode dennochfür unzureichend und protestierten beimZollgericht. Dieses entschied gegen die Zu-ckerimporteure.···································································Neben Zucker legte G. Amsinck & Co. be-sonderes Augenmerk auf Kaffee. Ein Kennerder Lower Wall Street erinnert sich in einemBuch von 1914 an den dortigen „Coffee Dis-trict“. G. Amsinck & Co., in den 1870erJahren ansässig im zweiten Stock von 148Pearl Street, waren damals Handelsbevoll-mächtigte der brasilianischen Regierung,welche einen Großteil des heimischen Kaf-

fees aufkaufte und durch Amsinck weiter-verkaufen ließ.74 Diese waren „Abnehmergroßer Mengen milden Kaffees und wurdenspäter äußerst bedeutende Bankiers. Damalswidmete sich Mr. Amsinck persönlich demKaffeegeschäft. Er war ziemlich klein, trugeinen schwarzen Backenbart und einenSchnurrbart. Er war durch und durch einGentleman und ausgesprochen großzügigbei der Vergabe von Krediten.“75 Der Kaf-feemarkt boomte. In Großbritannien undEuropa trank man noch immer vorrangigTee, aber in den USA stieg der Kaffeekon-sum. New York wurde der führende Han-delsplatz für ungerösteten, grünen Kaffee;später holten New Orleans und San Fran-cisco auf. Je mehr die Nachfrage anzog – derPro-Kopf-Verbrauch war von einem Pfundim Jahr 1790 auf neun Pfund im Jahr 1882gestiegen –, umso stärker war das Produktallerdings auch Spekulationen und Preis-schwankungen unterworfen. 1900 wurdenin New York 676.000.000 Pfund Kaffeegehandelt, das waren 86% der gesamtenMenge, die in den USA umgeschlagenwurde. 1881 eröffnete in der Pearl Street dieweltweit erste Kaffeebörse mit landesweiterBedeutung. Selbstverständlich gehörte dieFirma G. Amsinck & Co. der „Coffee Ex-change“ ebenso an wie der „Produce Ex-change“ (der New Yorker Warenbörse);76

vom Juni 1875 bis zu seinem Tode war Gus-tav Amsinck auch Mitglied der „Chamberof Commerce“, der Handelskammer vonNew York.77 In einer Auflistung der führen-den Importeure brasilianischen Kaffeesnach New York und Baltimore von 1894 fin-det sich G. Amsinck & Co. mit 38.350 Sä-cken Kaffee an zwölfter Stelle; es folgen 91weitere Firmen.78

···································································Amsinck bezog nicht nur aus Brasilien

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Kaffee, sondern auch aus Mexiko und Ko-lumbien. In den Firmenunterlagen findetsich Korrespondenz mit den Geschäftspart-nern Hijos de Fernando Restrepo y C.A. inMedellin aus dem Jahr 1900. Der Briefkopf– Amsinck & Co., P.O. Box 242, Direccióntelegrafica: AMSINCK – ist ebenso wie dergesamte, mit der Schreibmaschine getippteBrief auf Spanisch abgefasst. Der Inhalt istwenig aufregend. 1900 scheint ein recht ru-higes Jahr auf dem Kaffeemarkt gewesen zusein, denn immer wieder heißt es: „Nadanuevo tenemos de decir acerca del mercadode café (…)“ („Keine Neuigkeiten am Kaf-feemarkt“).79

···································································Im Dezember 1894 meldete die New YorkTribune, Ex- und Importeure im Handelmit Zentral- und Südamerika würden nachwie vor einen Zusammenschluss erwägen,damit die kleinen Kommissionshäuser nichtweiterhin Verluste erwirtschafteten. Dabeiwurde auch erwähnt, dass W. R. Grace &Co. und Charles R. Flint & Co. die beidengrößten Häuser im Südamerika-Geschäftseien. „Dann folgt wohl Amsinck & Co., diesich im Geschäft mit Kautschuk trotz gro-ßer Konkurrenz behaupten konnten.“80

Erdwin hatte bereits 1871 Kautschuk impor-tiert und Gustav führte dies fort, denn seitCharles Goodyear das Verfahren der Vulka-nisation entdeckt hatte (wodurch der plas-tische Kautschuk in elastisches Gummi um-gewandelt werden konnte), waren neueAnwendungsmöglichkeiten entstanden, wiez. B. für Reifen, Schmuckstücke, Füllfeder-halter, Teile von Musikinstrumenten, Tele-fone und später für Zelluloid. In der Ama-zonasregion, wo Naturkautschuk durchAnritzen der Rinde des Kautschukbaum ge-wonnen und in Behältern aufgefangenwurde, kam es in den Jahren von 1839 bis

1910 zu einem Kautschukboom, der dieStädte Manáus und Belém zu den reichstenRegionen Brasiliens machte.···································································Wie ein echter Amerikaner zeigte sich Gus-tav Amsinck aufgeschlossen für innovativeGeschäftsideen. Dabei vermochte er es, Sy-nergieeffekte zu erkennen, wobei ihm seineErfahrung und sein kaufmännisches Ge-schick zugute kamen. So wurde er beispiels-weise 1893 als Bevollmächtigter des Patents490.255 registriert. Der Erfinder Hugo Mat-tullath aus Wayne in Michigan hatte sichGedanken über die Verbesserung von Trans-portbehältnissen gemacht und bei Fässerndie hölzernen Reifen durch justierbare Me-tallringe oder Drähte verstärkt sowie umvertikale Verspannungen erweitert. SeinenAntrag auf Patentierung hatte er bereits imMärz 1886 eingereicht.81

···································································In diesem Zusammenhang ist auch GustavsEngagement bei der American Patent Por-table House Manufacturing Company na-heliegender, als es zunächst wirkt. Ihre Fer-tigungsstätte lag in Corona in QueensCounty, der Firmensitz aber in 31 WallStreet, New York, also in unmittelbarerNachbarschaft von G. Amsinck & Co. In ei-nem Werbeschreiben von 1882, wird „Gus-tave Amsinck, of G. Amsinck & Co., im-porters, New York“, an erster Stelle als einerder Hauptaktionäre angeführt.82 Weiterheißt es dort: „Die Gebäude werden in un-terschiedlichen Ausführungen und Größenproduziert, was circa 50 Personen reguläreBeschäftigung gibt. Sie wurden bereits in al-len erdenklichen Bauweisen erstellt und aufBestellung ins In- und Ausland geliefert. Ei-nes der zweistöckigen Häuser wurde nachParis versandt, um als ständige Wohnstättezu dienen; ein transportables Hotel wurde

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Gustav Amsinck engagierte, war die Er-schließung neuer Handelsrouten: So war eran der Panama Railroad Company beteiligt;1888 wurde er sogar beim jährlichen Aktio-närstreffen der Panama Railroad Companyneben zwölf weiteren Herren zu einem der„directors“ gewählt, deren Aufgabenbereichzwischen dem eines deutschen Aufsichtsratsund Vorstands lag.83

···································································Die Eisenbahnlinie, die 1850 bis 1855 untergroßen menschlichen Opfern in den mala-riaverseuchten Urwald von Panama gebautworden war, ermöglichte eine schnelle undsichere Verbindung für Passagiere und Gü-ter auf dem Weg von der Ost- zur WestküsteNordamerikas. Als es dann ab 1869 möglichwar, mit der Union Pacific Railroad denKontinent zu durchqueren, ging die Pana-

erst kürzlich nach Aspinwall verschickt, undderzeit fertigen wir neben anderen Bestel-lungen eine transportable Kapelle für dasSommerlager einer Religionsgemeinschaftsowie sechs große Gebäude für die PanamaCanal Company. Selbst das größte Gebäudedieser Art kann binnen weniger Stundenauf- oder abgebaut werden. Besonders raffi-niert an der Erfindung ist das Versteifungs-system durch starken Eisendraht, bei demHebelschnallen die Spannung regulieren.Die Klammern verlaufen zwischen den In-nenwänden und der Verkleidung sowie dia-gonal unter dem Dach.“ Es ist gewiss keinZufall, dass die Montageweise der Einzel-teile ein wenig an die Technik des Fassreifen-patents erinnert.···································································Ein weiteres Betätigungsfeld, in dem sich

Fabrikgebäude der American Patent Portable House Manufacturing in Corona, Queens (1882)

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ma Railroad praktisch bankrott. Doch dasSchicksal wendete sich, als eine französischeFirma den Bau eines Kanals durch die Land-enge Panamas plante: Die Eisenbahn wurdebenötigt, um Baumaterial und Lebensmit-tel zu transportieren. Da die Frachtkosten sohoch waren, kauften die Franzosen das Un-ternehmen, statteten die Eisenbahn mitneuen Bahnschwellen und Schienen ausund reparierten die Brücken – 1886 beför-derte sie die Rekordzahl von 320.928 Ton-nen Ware und 799.264 Passagieren. Das wa-ren goldene Zeiten für die Aktionäre derPanama Railroad Company. Aufgrund tech-nischer Schwierigkeiten und wegen der ex-trem hohen Sterblichkeit unter Ingenieuren

wie Arbeitern (circa 22.000 Opfer) musstendie Franzosen das Projekt 1889 nach neunJahren aufgeben, als rund ein Sechstel desKanals fertig gestellt war. Die Bahn aber warin hervorragendem Zustand. 1902 wurde sievon der USA Canal Company erworben.Die USA unterstützten Panama bei seinerAbspaltung von Kolumbien 1903; im Ge-genzug erhielten die Vereinigten Staaten dieErlaubnis, den Panamakanal zu errichtensowie die Hoheitsrechte in der Kanalzoneentlang der 120 Meilen des Kanals. Dieserwurde dann von 1906 bis 1914 gebaut. Auchhier diente die Eisenbahnstrecke als wich-tige Versorgungsader.84

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··············································································································································59 Möring, Schuback, S. 164.60 Hintze, Amsinck, S. 107.61 Biographical Directory New York, S. 8.62 Leonard, Gossler, S. 564.63 The Sun (10. Juni 1909), S. 2.64 Möring, Schuback, S. 163.65 Seit 1809 hatten die Südamerikaner um ihre Unabhängigkeit von Spanien gekämpft; bis 1825 wurden Ar-gentinien, Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela unabhängig. Die por-tugiesische Kolonie Brasilien war seit 1822 formal unabhängig, allerdings war der dortige Kaiser Pedro I der Sohndes portugiesischen Königs; erst 1889 wurde das Land wirklich eigenständig.66 Ebd., S. 168 f.67 The Financial Record New York (30. Juni 1909), S. 3.68 Möring, Schuback, S. 163 f.69 The New York Times (6. April 1887), S. 3.70 Zusammenfassung aus Schiffsmeldungen 1874 bis 1909 in The New York Times (http://query.nytimes.com/search/, your search: „Amsinck + Marine Intelligence“) und der New York Tribune (http://chroniclingamerica.loc.-gov/search/pages/, Enter search with all of the words: “Amsinck Marine Intelligence“).71 The New York Times (30. Dezember 1908), S. 15.72 Warner, Deborah et.al.: Treasures Rediscovered – Dutch Sugar Color Standards, August 2009 (http://blog.ame-ricanhistory.si.edu).73 U.S. Supreme Court: American Sugar Refining Co, New York v. US, 211 U.S. 155 (1908) No. 3. Argued No-vember 11, 1908. Decided November 30, 1908 (http://laws.findlaw.com/us/211/155.html).74 Wakeman, Lower Wall Street, S. 83.75 Ebd., S. 114.76 Report Produce Exchange, S. 1vii (Stadlmair, H.) und S. 1xiii (von Duhn, G.).77 Monthly Bulletin, S. 25 f; Annual Report Commerce, S. 153.78 Vgl. Ukers, Coffee, Kapitel 30.79 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909 HGB 9/68 IX c (10),New York: Briefwechsel zwischen G. Amsinck & Co, New York, und der Firma Hijos de Fernando Restrepo y Ca.,Medellin, im Jahr 1900.80 New York Tribune (2. Dezember 1894), S. 5.81 United States Patent Office: Hugo Mattullath, of Detroit, Michigan, Assignor to William A. Nash and Gus-tav Amsinck, Trustees, and Meta Mattullath. Barrel-Hoop. Specification forming part of Letters Patent No.490,255, dated January 17, 1893. Application filed March 19, 1886. Serial No. 195.121 (Millburn-Short Hills His-torical Society).82 Portable House Manufactory, in: History of Queens County with Illustrations, Portraits & Sketches of Pro-minent Families and Individuals, New York 1882 (http://www.bklyn-genealogy-info.com/Queens/history/newtown.html).83 The Sun (3. April 1888), S. 5; The New York Times (3. April 1888), S. 1.84 The Panama Railroad (http://www.panamarailroad.org); Panama Canal Railway Company (http://www.panamarail.com/en/history/index.html).··············································································································································

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Das Finanzhaus G. Amsinck & Co.

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Über die Jahre weitete Gustav auch dasBankgeschäft aus. Dabei ging er ganz ähn-lich vor, wie Maria Möring es für seine Brü-der in Hamburg schildert: „Obwohl inzwi-schen die Aktienbanken ins Leben getretenwaren, behielten die Merchant Bankers alsPrivatbanken im Handel ihre hervorragendeStellung. Sie widmeten sich besondersWechseltransaktionen, denen damals eineheute unbekannte Bedeutung zukam (…).Johannes Schuback & Söhne versahen dieKundentratten mit ihrem Akzept und gabensie alsdann weiter oder diskontierten sieselbst. Mit Hilfe des Wechsels gewährten sieKredite und nahmen solche, vornehmlichbei Londoner Banken, in Anspruch, wennsie es nicht vorzogen, auf L. E. Amsinck &Co. und später auf G. Amsinck & Co. inNew York zu ziehen.“85

···································································Daneben machte Gustav mit US-amerika-nischen Häusern Kreditgeschäfte, bei denenes sich um beachtliche Summen handelte,und wickelte Geldgeschäfte mit Südame-rika ab. All dies war nur möglich, weil er ei-nen hervorragenden Ruf genoss: „DieWechsel des Hauses G. Amsinck & Co. wa-ren solide wie Gold, jeder Auftrag wurde invollem Umfang erfüllt, jede mündliche Ab-machung eingehalten. Kein Wunder, dassdas Geschäftsvolumen bald mehrere Millio-nen umfasste – denn sobald Transaktionen

von oder nach New York anstanden, die ver-lässlicher Abwicklung, Fingerspitzenge-fühls, durchdachter Planung und gewissen-hafter Umsetzung bedurften, wandte mansich vertrauensvoll an Amsinck.“86

···································································Der damaligen Tagespresse sind einige Ar-tikel über G. Amsinck & Co. zu entneh-men, in denen die Vielfalt der Betätigungs-felder im Finanzbereich deutlich wird:···································································Anfang Februar 1900 meldete der Zoll,dass kürzlich Gold im Wert von 400.000Dollar von New York aus verschifft wordensei. Die eine Hälfte sei nach Kuba gegangen,die andere Hälfte an Bord der „Caracas“ imNamen von G. Amsinck & Co. nach Vene-zuela, wovon 117.500 Dollar für La Guayra,60.000 Dollar für Maracaibo und 25.000Dollar für Puerto Cabello bestimmt gewe-sen seien.87

···································································1901 erhielt G. Amsinck & Co. Post vomAmtsgericht. Es hatte in einem Fall ent-schieden, in dem der Kläger vom Beklagten20.000 Dollar forderte, die ihm aus demVerkauf der Zuckerrohrplantage Santa Ma-ria auf Kuba noch zustünden. Der Amts-richter stellte G. Amsinck & Co. die Pfän-dungsanordnung zu; offenbar sollte dieFirma diese Transaktion abwickeln.88

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Im Frühjahr 1902 beschloss die Regierungvon Venezuela, ihre silbernen Bolivar-Mün-zen nicht mehr in der Münzanstalt von Pa-ris sondern in Washington prägen zu lassen.Insgesamt sollten circa 2.000.000 Bolivarmit einem Wert von jeweils 20 Cent ge-münzt werden. G. Amsinck & Co. wurdenmit der Abwicklung des Auftrages betraut.89

···································································Am 4. Juni 1903 wurde Gold im Wert von4.736.285 Dollar von New York RichtungEuropa verschifft. Unter den sieben ausfüh-renden Firmen befand sich G. Amsinck &Co. mit einer Lieferung des Edelmetalls nachDeutschland im Wert von 450.701 Dollar.90

···································································Im Oktober 1909 wickelte der nicaraguani-sche Präsident Zelaya über seinen Schwieger-sohn Zahlungen ab. Die US-amerikanischeFirma G. D. Emery & Co. hatte nach demEntzug einer Holzschlagkonzession durch denStaat Nicaragua von diesem Gelder gefordert.Nach langen Verhandlungen in Washingtonhatte Zelayas Schwiegersohn die Zahlung von600.000 Dollar zugesagt, die über einen Zeit-raum von fünf Jahren in acht Raten über dasBankhaus Amsinck laufen sollte.91 Der Fallwar so gravierend, dass er eine Zeit lang die„freundlichen Beziehungen“ der beiden Län-der bedrohte. Am Tag der geplanten erstenZahlung wusste man bei G. Amsinck & Co.auf Nachfrage des Reporters hin allerdingsnichts von dem Auftrag – und ZelayasSchwiegersohn war bereits wieder abgereist.92

···································································Wie sich hier schon andeutet, war GustavAmsinck trotz seiner Umsicht und Gewis-senhaftigkeit nicht gegen negative Überra-schungen gefeit, zumal die internationalenHandelsbeziehungen stets von Unwägbar-keiten betroffen waren – insbesondere inMittel- und Südamerika:

···································································So mussten Gustav Amsinck und GustavH. Gossler 1880 eine ärgerliche Niederlagehinnehmen: Sie hatten Señor Don José Car-los Tracey von der Firma Hernandez &Tracy wegen eines strittigen Wechsels ver-klagt. Don Carlos Tracey, der auch Gesand-ter Perus in den USA war, brachte die Sachedaraufhin vor den Superior Court. Dieserentschied, dass amerikanische Gerichte fürGesandte anderer Länder grundsätzlichnicht zuständig seien.93 Der Fall wurde demGericht entzogen; G. Amsinck & Co. wa-ren am Sonderstatus des Diplomaten ge-scheitert.···································································In Nicaragua war seit 1893 der eben bereitserwähnte José Santos Zelaya an der Macht.Zwar bewirkte er Fortschritte in den Berei-chen Straßenbau, Schienennetz, Handelund Ausbildung, aber gleichzeitig regierte erdiktatorisch, bereicherte sich und ließ Geg-ner einsperren oder töten. Sein Ziel war eineZentralamerikanische Konföderation unterseiner Präsidentschaft, daher förderte er Re-bellionen in anderen mittelamerikanischenStaaten.94 Im Oktober 1897 tagte in Mana-gua das Parlament der Zentralamerikani-schen Konföderation, zu der sich El Salva-dor, Honduras und Nicaragua zusammen-geschlossen hatten (und die einen Monatspäter durch einen Umsturz in El Salvadorschon wieder Makulatur werden sollte).Während der Tagung, so berichtete der Re-porter von „The New York Times“, seien diewillkürlichen Erschießungen und Verhaf-tungen nach dem gescheiterten Aufstandgegen Zelaya im September weitergegan-gen, viele Nicaraguaner würden das Landverlassen, insbesondere die Wohlhabenden.Kaufleute würden verhaftet und ihre Ge-schäfte geschlossen. Politische Funktionäre

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hätten unter Polizeischutz sämtliche Besitz-tümer der Kaufleute Chamorro & Dias inManagua verkauft und den Erlös einbehal-ten, da deren Firma angeblich mit den Re-volutionären sympathisiert habe. Diesehabe hohe Schulden bei G. Amsinck & Co.in New York City sowie bei Bankiers in Lon-don und Hamburg.95

···································································Mitte September 1906 tauchte ein gewis-ser Juan B. Flores, der einige Zeit zuvor denboomenden Markt exklusiver Panamahütenahezu beherrscht und dabei ein Vermögenverdient hatte, mit einer tollen Geschichtebei Amsinck & Co. auf. Er behauptete, ersei am Vortag mit 20.000 Dollar und einemWechsel auf Hilbeck & Co. aus Piura, Peru,eingetroffen. Der Wechsel sollte von G.Amsinck eingelöst werden. Kaum habe Flo-res das Schiff verlassen, sei er an Leute gera-ten, die ihm K.O.-Tropfen verabreicht undihn des Geldes sowie des Wechsels beraubthätten. Amsinck müsse nun unverzüglichdie Zahlung auf den Wechsel einstellen. Al-lerdings war der Wechsel zu diesem Zeit-punkt bereits bei einer Bank in Uptown ein-gelöst worden, und zwar offenbar mit derUnterschrift von Juan B. Flores. Dieser be-hauptete daraufhin, die Diebe hätten seineUnterschrift gefälscht. Amsinck & Co. wil-ligten ein, die Restzahlungen zu stoppen, so-fern Flores eine eidesstattliche Erklärung ab-gebe, dass er den Wechsel niemals indossierthabe. Flores tat dies. Amsinck & Co. stell-ten dennoch eigene Nachforschungen an.Dabei sprachen sie mit dem Kassierer derBank in Uptown sowie zwei Zeugen, die al-lesamt unter Eid beschworen, dass sie selbstgesehen hätten, wie Flores den Wechsel in-dossiert und den Nominalwert entgegen ge-nommen habe. Amsinck & Co. zeigten Flo-res daraufhin wegen Meineids an.96

···································································Nur einen Monat später, im Oktober 1906,wurde G. Amsinck & Co. durch politischeWirren auf Kuba in Mitleidenschaft gezo-gen. Der kubanische Geschäftsmann Sil-veira – der nicht nur am Bankhaus J. M. Ce-ballos & Co. in New York beteiligt war,sondern auf Kuba eine Immobilienfirma,ein Landerschließungsunternehmen, einenFruchthandel, eine Orangenplantage, einBauunternehmen und eine Zuckerrohr-plantage unterhielt – habe sich, so das Ge-rücht, mit seinem ehedem guten FreundPräsident Palma wegen eines Viehhandelsüberworfen. Daraufhin habe Silveira imOktober 1906 eine Revolution gegen Palmafinanziert und sich nach deren Scheiternmit dem Rindertransport-Dampfer „Carme-lena“ aus Havanna abgesetzt, wahrschein-lich nach Venezuela und wahrscheinlich mit2 Millionen Dollar an Bord. Von dieser Ent-wicklung war die New Yorker Firma Cebal-los & Co. unmittelbar betroffen – und inder Folge auch deren Gläubiger. Darunterbefanden sich William A. Salomon & Co.mit einer Million Dollar, die Standard Bankof Africa mit 50.000 Dollar und auch G.Amsinck & Co. mit 25.000 Dollar.97

···································································Derartige Verluste konnten die Firmanicht erschüttern, zumal Gustav Amsinckneben Aktienpaketen (z.B. Banco Peninsu-lar Mexicano, American Tobacco, London& Westminster Bank98) solide Beteiligun-gen an honorigen Unternehmen hielt unddort hohe Ämter bekleidete. Bereits zu Zei-ten von L. E. Amsinck & Co. hatte er ne-ben der Commerz- und Disconto-Bank inHamburg die Hamburg-Bremen Feuer Ver-sicherungs-Gesellschaft sowie die LondonHanseatic Bank mit begründet und war ih-nen über die Jahre in verschiedenen Positio-

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nen verbunden geblieben. Die „directors“der London Hansesatic Bank drückten ihreAnerkennung auch dadurch aus, dass sieihm ein goldenes Tafelservice schenkten.99

Außerdem war Gustav Amsinck „director“der London Assurance Corporation, wo ernamhafte Aktienpakete hielt; sein Gehalt al-lerdings war eher symbolisch und belief sich

1909 auf 501 Dollar und 85 Cents im Halb-jahr.100 Von 1879 bis 1909 war er „director“einer der damals größten und angesehenstenBanken, der Bank of New York mit Sitz 48Wall Street;101 bei der Atlantic Mutual Insu-rance Company, der er seit 1888 ange-hörte,102 wurde er 1900 zu einem von insge-samt elf „Trustees First Class“ gewählt.103

··············································································································································85 Möring, Schuback, S. 169. „Die Merchant Banker betrieben Import, Export sowie Transithandel (…) Ausder Art der Handlung ergab sich, daß sie Gelder aufnahmen, ihren Kunden Kredite einräumten und vermittel-ten oder ihnen erlaubten, Wechsel auf sie zu ziehen. Tratten versahen sie mit ihrem Akzept, das am Diskontmarktkäuflich war. Auf diese Weise sorgten sie für einen raschen Geldumlauf. Neben der Erfüllung von Bankaufträgenim Rahmen des Warenhandels beschafften die Merchant Bankers in Ermangelung besonderer Kreditinstitute Gel-der für Manufakturen und für Regierungen. Sie vermittelten Darlehen und übernahmen die Unterbringung vonAnleihen.“ (Ebd., S. 43).86 The Financial Record New York (30. Juni 1909), S. 3.87 The New York Times (9. Februar 1900), S. 8.88 New York Tribune (24. April 1901), S. 14.89 New York Tribune (29. April 1902), S. 1.90 New York Tribune (4. Juni 1903), S. 14. 1909 verschiffte G. Amsinck & Co. dann per Dampfschiff Gold imWert von 500.000 Dollar nach Brasilien: New York Tribune (9. November 1909), S. 11.91 New York Tribune (5. Oktober 1909), S. 2. 92 New York Tribune (19. Oktober 1909 , S. 2.93 The New York Times (5. Februar 1880), S. 8.94 Minster, Christopher: Biography of José Santos Zelaya (http://latinamericanhistory.about.com). 1906 schickteZelaya Truppen nach Guatemala und später auch nach Honduras. Mit den USA kam es zunehmend zu Konflik-ten, denn sie agierten auch vor Ort. 1907 nahmen sie Seehäfen in Nicaragua ein und im Dezember 1909 lande-ten dort US-Truppen, die Zelayas Rücktritt erzwangen. Die USA etablierten ein ihr wohlgesonnenes Regime undblieben bis 1925.95 The New York Times (2. November 1897), S. 5.96 The Sun (10. November 1906), S. 9.97 The Sun (12. Oktober 1906), S. 2; The New York Times (11. Oktober 1906, S. 1 f. und 13. Oktober 1906, S. 1 f.).98 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, VII 77: Vermögensauflistung der Nachlassverwalter vom letzten Okto-bertag 1910.99 Hintze, Amsinck, S. 96. Seine Witwe vermachte das Service Gustav Amsincks später seinem Neffen Johannes(StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909 HGB 9/68 IX c (10), NewYork: Testament von Florence Fish, 7. Juli 1924).100 Vgl. Anmerkung 98.101 The Sun (24. Oktober 1907), S. 10; The New York Times (10. Juni 1884, S. 8; 13. Januar 1897, S. 12 und 16.Juni 1909, S. 7).102 Atlantic Mutual, S. 104; New York Tribune (22. Januar 1904), S. 6.103 The New York Times (14. Februar 1900), S. 12; The New York Times (24. Januar 1896), S. 12. Siehe auchzu allen Punkten: Biographical Directory, S. 8, und Leonard, Amsinck, S. 28.··············································································································································

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Die ganz großen Geschäfte werden in ent-spannter Atmosphäre bei einem Glas Whis-key und einer Zigarre eingefädelt – das galtauch schon zu Gustavs Zeiten. Und so tratGustav Amsinck sehr bald an Orten in Er-scheinung, an denen die Upper Class ver-kehrte und wo die Fäden des Wirtschaftsle-bens zusammenliefen.···································································Beispielsweise als portugiesischer Gene-ralkonsul. In dieser Funktion erlebte er am28. August 1875 einen amüsanten Abend, alssich die bessere Gesellschaft New Yorks imKonzerthaus Gilmore’s Garden versammelthatte (das später in Madison Square Gardenumbenannt wurde), um der Enthüllung ei-ner Büste des Dichterfürsten Goethe durchden Präsidenten des lokalen Goethe Clubsbeizuwohnen. Im Zuschauerraum und aufden Rängen drängten sich die Besucher, undunten, im Bereich der Ehrengäste vor demreich geschmückte Rednerpult, befand sichauch Generalkonsul Gustav Amsinck. Derfeierliche Moment wurde allein durch denUmstand getrübt, dass die Büste zu spät ausDeutschland eintraf: Sie glänzte durch Ab-wesenheit.104

···································································Vier Jahre später war Gustav Amsinck inderselben Funktion bei einem traurigen An-lass zugegen: dem Gedenkgottesdienst fürden verstorbenen Zar von Russland. In der

kleinen griechisch-orthodoxen Kapelle inder Second Avenue drängten sich die Men-schen auf engstem Raum, darunter die Ver-treter ausländischer Regierungen, die in glit-zernde Uniformen gewandet waren undunter deren Trauerflor juwelenbesetzte Or-den und Medaillen funkelten.105

···································································Mindestens ebenso wichtig wie öffentli-che Auftritte aber war die Mitgliedschaft inden exklusiven Clubs der Metropole. 1896hieß es über Gustav Amsinck: “The Union,Vaudeville, Liederkranz and Down-Townclubs have enrolled him as a member.“106 13Jahre später lautete die Auflistung: “The so-cial organizations of which he was a mem-ber are the Union Club, the Deutsche Ver-ein, the Downtown Association and theBaltusrol Golf Club.“107 Und in einer Über-sicht der „Clubmen“ von 1902 werden er-wähnt: „Un, Lied, DT, Collie, MMA, NAD,AMNH, AmGSo, BalGolf.“108 Da Gustavein geselliger Mensch war, dürfte die Teil-nahme am Clubleben bei ihm nicht allzuviel Unbehagen verursacht haben. Allein dasVerhalten einiger Neureicher, die dank derIndustrialisierung zu schnellem Reichtumgelangt waren, hat ihm als zurückhaltendemHanseaten, dem alles Protzige und Groß-sprecherische verhasst war, wahrscheinlichmissfallen.···································································

Ein Teil der Upper Class

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Schon seit 1863 war Gustav Mitglied im„Liederkranz“ der Stadt New York, einemvon vielen Vereinen der Deutschstämmigen.„Fast alle Vereine, nicht zuletzt die kleine-ren, hatten neben dem wirtschaftlichenauch einen gesellschaftlichen Zweck, fürviele Mitglieder sicher ein wichtiger Fak-tor.“109 Der deutsche „Liederkranz“ exis-tierte seit 1847 und entwickelte sich zu Gus-tavs Zeiten zu einem Singverein der Elitemit nahezu aristokratischer Attitüde, einemTreffpunkt der deutschen Oberschicht, diesich rasch in New York gebildet hatte. Un-ter Vorsitz des Herausgebers der deutsch-sprachigen Staats-Zeitung Oswald Otten-dorfer und des Pianobauers William Stein-way verlangte man im „Liederkranz“ an-fangs eine Aufnahmegebühr von 5 Dollar,dann 10, und im Jahr 1867 bereits 20 Dol-lar. Trotzdem stieg die Zahl der Mitgliedervon 335 (1859) auf mehr als eintausend(1869).110 1860 konnte man die Fertigstel-lung der „Liederkranz-Halle“ feiern, in derspäter Werke wie Mozarts „Requiem“, Liszts„Prometheus“ oder Mendelssohns „Walpur-gisnacht“ aufgeführt wurden, und wo zahl-reiche Musiker, Musikstudenten, Sängerin-nen und Sänger arbeiteten, die insbesonderedie Musik deutscher Komponisten pflegten.„Berühmt war aber auch der jährlich statt-findende Karneval, eine Darbietung von ho-her künstlerischer Qualität.“111

···································································Eine andere Form der Unterhaltung, diesich ebenfalls großer Beliebtheit erfreute,aber in kultivierten Kreisen – vor allem sei-tens der Damen – wegen ihrer angenomme-nen Verruchtheit zunächst skeptisch be-trachtet wurde, war das Vaudeville, einetemporeiche Revue mit Musik, Tanz- undAkrobatiknummern in der Art eines Varie-tés. Eines der ersten Vaudeville-Theater

wurde 1865 in Manhattan von Tony Pastoreröffnet, der es auch für Frauen und Fami-lien der besseren Schichten attraktivmachte, indem er derbe Nummern aus denShows entfernte.112 1893 öffnete dann derVaudeville Club 1893 im Assembly Roomdes Metropolitan Opera House an der 39thStreet die Pforten zu seinen elegantenRäumlichkeiten. Circa tausend Premieren-gäste nahmen zu den schwungvollen Klän-gen eines 20-köpfigen Orchesters an kleinenTischen und in Logen Platz. Die Darbietun-gen der Balladensänger vom Royal ScotchTrio, der Artistengruppe The Judges, desHumoristen Frank Lincoln, des geschicktenjapanischen Zauberkünstlers Kokiu und desMühlemann Tiroler Trios wurden wohlwol-lend aufgenommen; beim Auftritt der fran-zösischen Sängerin Mademoiselle Violettahingegen applaudierten nur die Herren,während „viele der älteren Damen sie durchihre Lorgnettes musterten, als betrachtetensie ein fremdes und seltsames Tier in einerMenagerie.“113 Die Eröffnung des Etablisse-ments ging auf die Initiative einiger bekann-ter Mitglieder lokaler Clubs zurück, die ei-nen Ort etablieren wollten, an dem sie nachdem Theaterbesuch ein paar Stunden mitFreunden bei einem Getränk und Snacksbeisammen sitzen und sich nebenbei ankünstlerischen Darbietungen erfreuenkonnten. Eine Art der Abendgestaltung, dieoffenbar auch Gustav Amsinck gefiel.···································································Unzweifelhaft seriös ging es hingegenim „Union Club“ von 1836 zu, dem ältestenGesellschaftsklub der Stadt und zweitältes-ten des Landes. Er nahm ausschließlichHerren auf, von denen ein Großteil den be-deutendsten protestantischen Familien derStadt entstammte. Zu Bürgerkriegszeitengalt er als extrem konservativ, da er Mitglie-

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der, sie sich zu den Konföderierten bekann-ten, nicht ausschloss.114 Gustav Amsinckwar seit 1869 Mitglied;115 wenn er die exklu-siven Räumlichkeiten in der Fifth Avenue/21st Street (ab 1903 in der Fifth Avenue/ 51stStreet) besuchte, traf er womöglich auf Ed-ward Cooper, der von 1879 bis 1880 demo-kratischer Bürgermeister von New York war,den Kaufmann Cyrus West Field, der Pio-nierleistungen bei der Verlegung des erstentransatlantischen Unterwasserkabels voll-brachte, den Eisenbahnmagnaten EdwardHenry Harriman, den Lebemann und He-rausgeber des „New York Herald“, JamesGordon Bennett Jr., den Finanzmann, Ban-ker und Buchliebhaber John Pierpont Mor-gan, der den Zusammenschluss großer Elek-trizitäts- und Stahlunternehmen dirigierte,die meisten Eisenbahnen an der Ostküstekontrollierte und 1901 als einer der reichstenMänner der Welt galt, oder den Rechtsan-walt William M. Evarts, der u.a. 1877 bis1881 Außenminister unter dem Republika-ner Rutherford B. Hayes und von 1885 bis1891 Senator für den Staat New York im US-Kongress war.116

···································································Auch dem zweitältesten Club der Stadt ge-hörte Gustav Amsinck an: dem „DeutschenVerein“ von 1842. Der Vereinszweck warund ist noch heute „das kulturelle Erbe unddie Verbindungen zum deutschsprachigenRaum zu fördern und Mittelpunkt des geis-tigen, kulturellen und gesellschaftlichen Le-bens der im Gebiet von New York ansässi-gen Deutschen und Amerikaner deutscherHerkunft zu sein.“117

···································································Die „Down Town Association“ wurde hin-gegen erst 1859 gegründet und musste auf-grund der geringen Mitgliederzahl in Zeitendes Bürgerkrieges zwei Jahre darauf wieder

schließen. 1877 wurden die führenden Ge-schäftsleute der Stadt aufgerufen, sie wieder-zubeleben, was 1878 gelang. Im selben Jahrgehörte Gustav Amsinck zu ihren zehn „di-rectors“.118 Sie war ein „Luncheon Club“,d.h. ein gehobenes Restaurant nur für Mit-glieder, die zu Gustavs Zeiten zur Elite derFinanzbranche zählten. Im ersten Stockhatte man die Möglichkeit, vor dem Essenden Friseur zu besuchen oder an einer derBars einen Aperitif zu nehmen; der ReadingRoom war für Kaffee, Portwein, Zigarreoder einen kleinen Verdauungsschlaf ge-dacht. In den übrigen Räumen wurden Me-nus serviert, und zwar in jedem Raum einanderes.119

···································································Auch seine Urlaubszeit verbrachte GustavAmsinck mit Angehörigen der Upper Class,so z.B. 1902 im Nationalpark Adirondacks-Mountains. Knapp 500 Kilometer nördlichvon New York fand er hier eine ursprüngli-che Landschaft mit wilden Flüssen, klarenSeen, herrlichen Wäldern und Bergen bis zu1.600 Metern Höhe vor.120 Die Unterkunftseiner Wahl war allerdings keine abgelegeneBlockhütte sondern das Ruisseaumont Ho-tel – ein beliebter Treffpunkt der New Yor-ker Gesellschaft.121

···································································Und im Sommer 1908 besuchte Gustav –nunmehr als verheirateter Mann – in seinemFerienort Southampton (ebenso wie derBankier Harris Fahnestock und der Küsten-und Flussreeder John E. Schermerhorn) den„Southampton Club“, „der Frauen so striktausschließt, dass es angeblich noch nie einerAngehörigen des schönen Geschlechts ge-stattet wurde, seine Schwelle zu übertre-ten.“122

···································································Gustav Amsinck war in seiner neuen Hei-

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Gustav Amsincks Antrag auf einen amerikanischen Reisepass (1890)

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mat endgültig angekommen. Nach 33 Jah-ren in den USA beantragte er die amerika-nische Staatsbürgerschaft und bekam sie am23. Mai 1890 vom Superior Court of NewYork verliehen.123 Am selben Tag stellte er ei-nen Antrag auf einen amerikanischen Reise-pass.···································································Dass Amsinck vollständig integriert war,zeigt sich auch darin, dass er seit 1900 im

„Social Register New York“ erwähnt wur-de.124 Dieses Kompendium listete seit 1886die Namen und Adressen prominenterAmerikaner auf, die zur Elite der Gesell-schaft gerechnet wurden. Ursprünglich hat-ten nur Angehörige der alteingesessenenenglischen und holländischen „Knickerbo-cker“-Kaufmannsfamilien mit „old money“dazu gezählt.125 Nun gehörte auch GustavAmsinck diesem erlauchten Kreis an.

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··············································································································································104 The New York Times (29. August 1875), S. 2.105 The New York Times (21. März 1881), S. 5.106 Hall, America’s Successful Men. 107 New York Tribune (10. Juni 1909), S. 7.108 Club Men. 109 Bretting, Probleme, S. 142 f.110 Nadel, Germany, S. 114.111 Liederkranz of the City of New York (http://www.liederkranznycity.org/history.asp).112 Vaudeville (http://de.wikipedia.org/wiki/Vaudeville).113 The New York Times (11. Januar 1893), S. 5.114 Gray, Union Club.115 Officers, S. 24.116 Union Club of the City of New York (http://en.wikipedia.org/wiki/Union_Club_of_the_City_of_New_York); Edward Cooper (mayor) (http://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Cooper_(mayor)); Cyrus West Field(http://en.wikipedia.org/wiki/Cyrus_West_Field); E. H. Harriman (http://en.wikipedia.org/wiki/E._H._Harri-man); James Gordon Bennett, Jr. (http://en.wikipedia.org/wiki/James_Gordon_Bennett,_Jr.); J. P. Morgan(http://en.wikipedia.org/wiki/J._P._Morgan); William. M. Evarts (http://en.wikipedia.org/wiki/William_M._Evarts).117 The German Club of New York (http://www.deutschervereinny.org/index_de.html).118 The New York Times (2. Mai 1878), S. 8.119 Down Town Association (http://www.thedta.com; http://en.wikipedia.org/wiki/Down_Town_Association).120 The World of Adirondacks (http://www.worldofadirondacks.com).121 New York Tribune (10. August 1902), S. 10. Dort heißt es, das Ping-Pong-Fieber grassiere noch immer, dasInteresse wende sich aber langsam den anstehenden Bootsrennen zu; auch Tennis erfreue sich zunehmender Be-liebtheit und man plane ein Turnier. Das Hotel sei für den Rest des Monats ausgebucht.122 New York Tribune (5. Juli 1908), S. 6.123 Reisepass-Antrag von Gustav Amsinck: Form for naturalized Citizen, No. 16089, Issued may 23⁄90, NewYork (Millburn-Short Hills Historical Society).124 Social Register (1900), S. 10; Social Register (1903), S. 9; in den biografischen Kompendien von Hall, Her-ringshaw und King wurde er schon früher aufgeführt. 125 Social Register (http://en.wikipedia.org/wiki/Social_Register).··············································································································································

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Von seinem Vater hatte Gustav nicht nurdas Gespür für gute Geschäfte geerbt, son-dern auch das Interesse an Bildung, Wissen-schaft und Kultur. Daher verwundert esnicht, dass sein Name im Zusammenhangmit zahlreichen wissenschaftlichen und kul-turellen Einrichtungen erscheint. Als Mit-glied der „American Geographical So-ciety“126 und Förderer des „MetropolitanMuseum of Art“,127 des „American Museumof Natural History“128 und der „Smithso-nian Institution“129 unterstützte er die na-turwissenschaftliche Forschung und dieVermittlung ihrer Erkenntnisse in öffentli-chen Bildungseinrichtungen, den Museen.···································································Auch für die Geschichte seiner neuen Hei-mat interessierte sich Gustav Amsinck undsetzte sich für deren Bewahrung ein. An sei-nem Wohnort Summit in New Jersey, wo ereinigen Grundbesitz erwarb, engagierte ersich auf vielfache Weise für lokale Belangeund zeigte sich als „großzügiger Unterstüt-zer religiöser und philanthropischer Ein-richtungen vor Ort“, wie die „New JerseyHistorical Society“ berichtete, zu deren Mit-glied er 1907 gewählt worden war.130 DieserVerein widmet sich seit 1845 der Sammlung,Archivierung und Verbreitung der politi-schen, sozialen, kulturellen und wirtschaft-lichen Geschichte des Bundesstaates. Erexistiert noch heute und ist mit seinem Mu-

seum, der Bücherei und den Archiven die äl-teste Kulturinstitution New Jerseys.131

···································································Auch für die schönen Künste engagiertesich Gustav, beispielsweise als Mitglied der„National Academy of Design“,132 derenZiel es seit 1826 war, die bildende Kunst inAmerika durch die Ausbildung und Präsen-tation professioneller Künstler zu unterstüt-zen. Ab 1865 fanden im venezianisch anmu-tenden Gebäude der National Academy ofDesign an der Fourth Avenue Ecke 23rdStreet Ausstellungen und Kurse statt.133

···································································1873 gehörte Gustav zu den Unterzeichnerneines Memorandums an den Ausschuss fürBildung und Arbeit.134 Nach einem flam-menden Plädoyer für den Wert von Dich-tung, Malerei, Musik, Bildhauerei, Archi-tektur und Theater als unbedingte Voraus-setzung für den Fortschritt und das Fortbe-stehen der Zivilisation ersuchten „Künstlerund andere“ darum, dass der Kongress eineNationalgalerie der Schönen Künste sowieeine Nationale Kunstakademie in Washing-ton aufbauen und leiten möge, dass Gelderfür den Ankauf von Abgüssen aller wichti-gen antiken und modernen Statuen bereitgestellt, um sie der Nationalakademie zu-kommen zu lassen, und Kopien davon anAusbildungsstätten im ganzen Land verteiltwürden. Außerdem wurde im Memoran-

Kultur, Bildung und Bücher

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dum gefordert, dass im Dezember eine bun-desweite Ausstellung amerikanischer Künst-ler aller Sparten stattfinden solle, sowie einWettbewerb, bei dem eine Jury die bestenamerikanischen Künstler mit Medaillenund Preisgeldern in Höhe von 50.000 Dol-lar und 30.000 Dollar ehre.···································································In ruhigen Momenten zu Hause schätzteGustav Amsinck die Lektüre guter Bücher.In seiner Hamburger Residenz, die er ab1901 nutzte, ließ er eigens einen zusätzlichenRaum anbauen. Die Hamburger Zeitungenberichteten über den Bestand, als diesernach Gustav Amsincks Tod versteigertwurde. Demnach entstammten die Bücherden „verschiedensten Wissensgebieten“, dieHamburgensien waren nicht sehr zahlreich,„aber mit Geschmack ausgewählt und er-worben. Aeltere Bücher und Bilder sind sel-ten, zumeist stammen die Bestände aus dem19. Jahrhundert (…). Das Hauptinteressescheint der Sammler der Kunstgeschichtezugewandt zu haben.“135 Neben Preziosenwie Goethes Werken in 14 Bänden, heraus-gegeben im Auftrag der Großherzogin So-

phie von Sachsen, und dem kostbaren Le-derbändchen „Vita et historia beata Mariaevirginis et matris“ von Jacques Callot fandensich dort die Säkularausgabe der Hebbel-Werke in schönen Halblederbändchen, dieErstausgabe der Heine-Werke, die Allge-meine Deutsche Biografie in 55 Bänden,aber auch Radierwerke von Max Klinger.Außerdem sammelte Gustav Amsinck inHamburg die Zeitschrift „PAN“ in der äu-ßerst seltenen Vorzugsausgabe, die erstenJahrgänge der „Jugend“ und 27 Bände der„Graphischen Künste“.136

···································································Die „Bibliophile Society“, die 1901 in Bos-ton gegründet worden war, führte GustavAmsinck in ihrem Jahresreport von 1909 alsMitglied auf.137 Neben seinem Engagementdort unterstützte er auch die Entstehungder „Jewish Encyclopedia“. Dieses zwölf-bändige Nachschlagewerk entstand zwi-schen 1901 und 1906 als Kompendium zuGeschichte, Schriften, Traditionen und Sit-ten des jüdischen Lebens und Glaubens vonden Anfängen bis zur Gegenwart und besitztnoch heute Relevanz.138

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··············································································································································126 Journal, S. 16 (1889, 1892 und 1898 ist Gustav Amsinck ebenfalls als Mitglied vermerkt.)127 The Bulletin, S. 60; The Metropolitan, Annual, S. 98.128 The American, Annual, S. 112 (1896 und 1897 ist Gustav Amsinck ebenfalls erwähnt.)129 Annual Report Smithsonian, S. 100.130 New Jersey, Necrology, S. 42.131 The New Jersey Historical Society (http://www.jerseyhistory.org).132 Biographical Directory New York, S. 8.133 National Academy Museum & School of Fine Arts (http://www.nationalacademy.org/, Klick auf „About“und „History of the School“).134 Memorial of Artists and Others asking The Establishment of a National Art Academy, February 25, 1873 –Referred to the Committee on Education and Labor and ordered to be printed. 42nd Congress 3rd Session, Mis.Doc. No. 89 (Millburn-Short Hills Historical Society).135 Hamburger Fremdenblatt und Hamburgischer Correspondent (12. Mai 1910).136 Hamburger Fremdenblatt und Hamburgischer Correspondent (23. und 27. Mai 1910).137 The Bibliophile, Year Book, S. 139.138 Jewish Encyclopedia.com, Listing of Patrons (http://www.jewishencyclopedia.com/patrons.jsp).··············································································································································

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Bei so viel Liebe zu schönen Büchern ist an-zunehmen, dass Gustav auch in seinen an-deren Wohnsitzen wunderbare Bibliothe-ken einrichtete, beispielsweise in seinemHauptsitz in Summit.···································································Als Junggeselle lebte er nicht in New Yorksondern in diesem charmanten Ort in NewJersey, knapp 30 Meilen westlich von Man-hattan. 1875 – kurz nachdem sein BruderLudwig Erdwin nach Hamburg zurück ge-kehrt war – pachtete er dort in einer elegan-ten Gegend mit Blick über das Orange Val-ley auf 99 Jahre ein Haus, das er am 1. Mai1876 bezog. Das Anwesen lag in der 63 Pros-pect Hill Avenue inmitten von viel Grünund grenzte an einen malerischen Teich.Gustav Amsinck, der 1888 der wohlhabends-te Bürger der Gemeinde war, verwandeltesein Heim in einen der schönsten Landsitzeder Umgebung. Im Wintergarten gedieheine seltene und schöne Orchideenart139 –sein Gärtner Peter McDonald wurde sogarbei einer Orchideen-und-Chrysanthemen-Ausstellung ausgezeichnet140 – und auf demGelände stand ein „Sommerhäuschen“, daswie ein Baumhaus gestaltet und ganz vonEfeu und anderen Pflanzen umrankt war.141

···································································Gustavs jüngste Schwester Olga Wilhel-mine besuchte ihn dort 1895 gemeinsam mitihren Kindern, während ihr Ehemann Ernst

Friedrich Sieveking das Deutsche Reich alsFachmann für Schifffahrtsfragen bei der In-ternationalen Seerechtskonferenz in Wa-shington vertrat. „Dieser New Yorker Auf-enthalt gereichte vor allem Gustav Amsinckzur Freude, der es genoss, die geliebte Schwes-ter und die Ihren in seinem Haus zu beher-bergen und sie mit dem Leben und derLandschaft seiner Wahlheimat vertraut ma-chen zu dürfen.“142

···································································Um zur Arbeit zu gelangen, musste GustavAmsinck die 800 Meter bis zum Bahnhof vonSummit zurücklegen, von dort aus mit demZug nach Hoboken fahren, wo er die Fährebestieg, die ihn über den Hudson brachteund an der Südspitze Manhattan anlegte,von wo aus er das nahe gelegene Firmenge-bäude wiederum zu Fuß erreichen konnte.···································································Eine Episode, die viel über Gustavs Tat-kraft aussagt, ereignete sich 1888 auf demWeg zur Arbeit: In der Nacht zum 11. Märzstürmte und regnete es zunächst heftig,dann verwandelte sich der Niederschlag inSchnee. Obwohl einige Züge bereits im Un-wetter stecken geblieben waren, bestiegenam Morgen in Summit 40 Pendler den ZugRichtung Hoboken. Doch der Sturm wü-tete weiter und die Fahrt musste so oft un-terbrochen werden, dass einige Passagierebeim nächsten regulären Halt in Millburn

Wohnen in Summit, New Jersey

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ausstiegen, darunter Gustav Amsinck. Lei-der war kein Telefon verfügbar, um Pferdeaus seinen Stallungen bringen zu lassen, undaufgrund der Witterung war weder für Geldnoch für gute Worte vor Ort irgendein Be-förderungsmittel zu bekommen. Und soentschied Gustav, nach Summit zurück zulaufen. Als er zusammen mit einem kleinenTrupp Wagemutiger viele Stunden später zuHause eintraf, war er so erschöpft von demharten Marsch, dass er sich für einige Zeitin ärztliche Behandlung begeben musste.143

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Neben dem Anwesen im Prospect Hill be-saß Gustav Amsinck ein weiteres Gebäudein Summit: „Twin Maples“, das 1908 nachEntwürfen des bekannten New Yorker Ar-chitekten Alfred F. Norris im neoklassizisti-schen Stil aus erstklassigen Materialien er-baut wurde, mitsamt einem stuckverziertenNebengebäude für Kutschen und Pferde.Gustav Amsinck verkaufte dieses architekto-nische Juwel an einen bekannten New Yor-ker Rechtsanwalt. Nach dessen Tod 1916wechselte das repräsentative Gebäude mehr-fach den Besitzer und wird seit 1949 vom

Wohnsitz von Gustav Amsinck in Summit

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Urkunde zur Verleihung der Grashof-Denkmünze (1907)

Wohltätigkeitsverein Summit FortnightlyClub (SFC) genutzt. „Twin Maples“ ist imNew Jersey Register of Historic Places unddem National Register of Historic Placesaufgeführt.144

···································································Offenbar nahm Gustav gerne den weitenWeg zu seiner Arbeitsstelle auf sich. Das än-derte sich erst nach seiner Hochzeit.

Amsincks Haus in Summit

··············································································································································139 Raftis, Summit, S. 72; New Jersey, Necrology, S. 42.140 The New York Times (11. November 1894), S. 10.141 Meola, Summit, S. 71. Der Wintergarten wurde 1916 abgerissen um einem größeren Gebäude Platz zu ma-chen. Im selben Jahr brannte auch das Haus ab, vgl. History of Summit (http://www.nynjctbotany.org/njnbtofc/summittwn.html).142 Möring, Schuback, S. 148.143 Raftis, Summit, S. 102.144 History of Twin Maples (http://www.historictwinmaples.org/history.php/Twin_Maples).··············································································································································

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Gustav Amsinck mit Besuch im Garten seines Hauses in Summit

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Die schlichte Hochzeitsanzeige von Gustav und Florence

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Mit wenigen Zeilen auf beigefarbenen Pa-pier unterrichtete Gustav Amsinck Familieund Freunde 1904 in Deutschland von einerkleinen Sensation: „Ihre Vermählung beeh-ren sich hierdurch ergebenst anzuzeigenGustav Amsinck und Frau Florence Beek-mann née Delaplaine, Hamburg, New YorkOctober 1904“.145

···································································Gustav Amsinck war 67 Jahre alt, als er vorden Altar trat, seine Braut Florence mit 51Jahren wesentlich jünger – eine lebhafte,aufgeschlossene Amerikanerin, die einer an-gesehenen Familie entstammte und zuwei-len in den Gesellschaftsspalten der New Yor-ker Zeitungen auftauchte. Sie hatte einigeZeit im Ausland gelebt und war wegen ih-res „natürliches Auftretens und ihrer Lie-benswürdigkeit (…) außerordentlich be-liebt bei Männern und Frauen, bei Jung undAlt.“146

···································································In einer Auflistung New Yorker Millionä-rinnen wird ihr Vermögen 1895 auf circaeine Million Dollar geschätzt,147 wobei sichdiese Summe nach dem Ableben ihres ers-ten Mannes, James Hude Beekman, derebenfalls einer alten und angesehenen Fami-lie entstammte und 1902 im Alter von 53Jahren in der gemeinsamen Wohnung inNew York verstorben war, erheblich vergrö-ßert hatte.

···································································Den Sommer 1904 verbrachte Florence inSouthampton auf Long Island, einem derbeliebtesten Tummelplätze der New YorkerGesellschaft, und segelte dann nach Europa– vielleicht allein, vielleicht mit Gustav. Je-denfalls hielt Gustav sich im September inGenf auf: ein 67-jähriger Herr von 1,66 Me-ter Größe, mit braunen Augen, großer Naseund mittelgroßem Mund, rundem Kinn,heller Haut, ovalem Gesicht und Glatze –wie aus seinem Antrag auf einen Reisepasshervorgeht, der am 15. September 1904 imUS-Konsulat in Genf für ihn ausgefertigtwurde.148 Zwölf Jahre zuvor war er nochzwei Zentimeter größer gewesen und hattebraun-graue Haare gehabt.149

···································································Am 1. Oktober 1904 gaben die selbstbe-wusst-quirlige Florence und der besonnen-freundliche Gustav einander in Anwesen-heit engster Familienmitglieder das Ja-Wort.„Die Zeremonie fand am Samstag in derAmerican Church in Genf statt und wurdevon Rev. Charles Belden gehalten.“150 An-schließend besuchte das Paar die Hambur-ger Verwandten. „Tante Flo war öfter inHamburg. Das war natürlich immer sehrlustig und es wurde viel gelacht, wenn sie beider Familie war, die streng hamburgischwar, also eher etwas ruhig“, erinnert sichGustavs Großneffe Oswald Amsinck. Flo-

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Spätes Eheglück

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Florence, zwei Jahre vor ihrer Hochzeit mit Gustav

[Das Bild ist in der Buchfassung abgedruckt]

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Gustav Amsinck als verheirateter Mann

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Schiffsliste einer Transatlantikreise (mit Gustav Amsinck als Passagier Nummer 1)

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rence war elegant und „wohl“ gekleidet, zu-mal sie häufiger in Paris einkaufte, aber einwenig mokierte man sich wohl doch überihre amerikanische Art, die so geradeherauswar. „Ich glaube nicht, das man in Hamburgwusste, dass Flo aus einer so angesehenenFamilie kam und ihre Ehemänner desglei-chen.“ In seinen Briefen erwähnt Gustavhäufiger, dass Flo mit ihren gesellschaftli-chen Verpflichtungen zu beschäftigt sei, umselbst zu schreiben; sie lasse aber schön grü-ßen.151

···································································Ebenso wie Gustav war Florence sehr gast-freundlich: Über Weihnachten 1904 ludenMr. and Mrs. Amsinck beispielsweise einegroße Gesellschaft in das Haus in Summitein, um dort gemeinsam die Feiertage zuverbringen,152 ein andermal gab Florencemehrere Diners in Folge153 oder brachte“vergnügte junge Leute“ zum Bridge-Spielin das Restaurant “Sherry’s“ mit, gefolgt vonSpeise und Tanz.154 Öffentlich trat Florence

ebenso alleine in Erscheinung wie in Beglei-tung ihres Mannes, beispielsweise bei einemKonzert der Geigerin Anna Otten im Wal-dorf-Astoria,155 beim Empfang, den Mrs.Wilson Shannon Dunn für den Duke ofNewcastle gab,156 oder bei der Hochzeit vonMiss Laura Low mit Richard Gordon Bab-bage im Haus ihrer Eltern Joseph T. Low.157

···································································Florence wollte offenbar auf das Leben inNew York nicht verzichten. Und so erwarbGustav ein halbes Jahr nach der Hochzeitein Haus in Midtown nahe dem heutigenGrand Central Terminal und dem Rockefel-ler Center. Das Haus in der 23 East 47thStreet war insofern besonders, als es unmit-telbar an das Gebäude grenzte, in dem Flo-rence bereits mit ihrem ersten Mann gelebthatte und das sie vor kurzem hatte renovie-ren lassen. Anfang April 1905 zog Gustavdort ein, behielt aber sein Haus in Sum-mit.158 Die gemeinsame Adresse des Ehepaa-res lautete fortan 25 East 47th Street. Ob die

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beiden Häuser baulich verbunden wurden,ist nicht bekannt.···································································Drei Wochen später segelte das Ehepaarnach Europa und verbrachte dort den ge-samten Sommer. „The New York Times“stellte fest, dass viele der führenden Köpfeder Society in Southampton dieses Jahr ei-nen Teil der Sommersaison in Europa ver-brächten, darunter auch Mr. und Mrs. Gus-

tav Amsinck.159 Tatsächlich überquerten diebeiden in den Jahren 1904, 1905, 1907 und1908 den Atlantik,160 selbstverständlich Ers-ter Klasse und mit allem Komfort: Die Pas-sagierliste der „Amerika“ der HamburgAmerica Line, die am 12. November 1908 inHamburg ablegte, führt an Platz 2 und 3 auf:„Herr Gustav Amsinck nebst Diener“ sowie„Frau Gustav Amsinck nebst Dienerin“.161

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··············································································································································145 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, II 51: Vermählungsbenachrichtigung von Gustav Amsinck und Flo-rence Beekam, New York, October 1904.146 The New York Times (15. August 1912), S. 1; The New York Times (6. Februar 1912), S. 11.147 St. Paul Daily Globe (3. Februar 1895), S. 16.148 Reisepass-Antrag von Gustav Amsinck: Naturalized, No. 367, Issued 15. September 1904, Consulate of theUnited States at Geneva (Millburn-Short Hills Historical Society).149 Reisepass-Antrag, No. 4320, Issued July 21/92 (Millburn-Short Hills Historical Society).150 New York Tribune (4. Oktober 1904), S. 8.151 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, II 51: Brief an Neffen Johannes, 26. April 1909; ebd.: Brief an BruderWilhelm, 24. März 1909.152 New York Tribune (27. Dezember 1904), S. 6. 153 New York Times (17. März 1907), S. X6. 154 The New York Times (28. Februar 1909), S. X1. Hier wird Florence im selben Absatz mit zwei Damen ausder Familie Vanderbilt genannt.155 The New York Times (6. April 1905), S. 11.156 New York Tribune (9. April 1907), S. 7.157 New York Tribune (19. März 1909), S. 6.158 New York Tribune (25. März 1905, S. 8 und 7. April 1905, S. 11); The New York Times (7. April 1905), S. 15.159 The New York Times (9. Juli 1905), S. 8.160 Ellis Island (http://www.ellisisland.org, Passenger’s Last Name: „Amsinck“).161 Passenger List, S.S. Amerika, Hamburg-American Line, November 1908, Hamburg to New York (http://www.gjenvick.com/PassengerLists/Hamburg-AmericanLine/Westbound/1908-11-12-PassengerList-Amerika.html).··············································································································································

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„Aus den Briefen Gustavs an die Geschwis-ter in Hamburg sprach die Sehnsucht nachder alten Heimat und die Liebe, die ihn mitden Seinen dort verband. Gelegentlich kamer zu längeren Europabesuchen. Doch zog esihn meist vor Ablauf der vorgesehenen Zeitwieder zurück. Er war besorgt und nervös,es möchten in seiner Abwesenheit nicht wie-der gut zu machende Verluste eintreten. DenFähigkeiten der Jüngeren misstraute er leichtund meinte, seinen Mitarbeitern die Geschäf-te nicht allein überlassen zu können.“162

···································································Vor seiner Ehe sind denn auch nur zwei Be-suche Gustavs in Hamburg durch die Passa-gierlisten von Ellis Island und Zeitungsmel-dungen zu belegen: Anfang Mai 1895 fuhr ermit einem Segelschiff nach Europa,163 undam 6. Oktober 1903 kam er nach 33 Tagenauf See zusammen mit Werner Amsinck(dem späteren Vater von Oswald Amsinck),23 Jahre, und Cornelius von Berenberg-Gossler, 26 Jahre alt, aus Cuxhaven in NewYork an. Sie reisten Erster Klasse; Gustavhatte 1.000 Dollar bei sich, die beiden jun-gen Leute 600 und 800 Dollar. Andere Pas-sagiere gaben 60 Cents an.···································································Bei seinen Besuchen in der alten Heimatlogierte Gustav bis 1901 entweder im Streit’s,das damals ein vornehmes Hotel war, oderer wohnte bei seinen Geschwistern, die alle

über prächtige Wohnsitze inner- und außer-halb der Stadt verfügten. Heinrich ließ sichein Haus am Neuen Jungfernstieg 23 bauenund wohnte im Sommer in einer Villa inFlottbek, bis er 1883 mit nur 58 Jahrenstarb.164 Der älteste Bruder Wilhelm erwarbganz in der Nähe die „Kommode“, ein klas-sizistisches Stadtpalais an der Esplanade,Ecke Lombardsbrücke. „In den mit kostba-ren Möbeln, Teppichen, schweren Portie-ren, Lüstern und Bildern ausgestattetenRäumen wechselten in jedem Winter großeDiners mit Bällen für die heranwachsendenSöhne und Töchter und versammelten diejungen Leute an der Esplanade. Kaufleute,Bankiers, Würdenträger vieler Länder trafensich dort.“165 Als Sommersitz ließ Wilhelmsich – obwohl gerade die Marschlande,Hamm und Horn in Mode waren – in Lok-stedt von Martin Haller eine stattliche Villamit Stallungen, Wagenremisen, Treibhäu-sern, Gärtner-, Kutscher- und Arbeiterwoh-nungen bauen (ein Teil des Geländes istheute der Amsinckpark). Ganz in der Nähe,in Stellingen, lebte im Sommer der Onkel,Senatssyndikus Wilhelm Amsinck. Auch dieverwandten Familien der Willinks undGosslers hatten ihre Sommersitze in Lok-stedt und Niendorf. Und Ludwig Erdwinlebte bis zu seinem Tod mit 71 Jahren am 13.Februar 1897 mit seiner 22 Jahre jüngerenFrau Antonie an der östlichen Außenalster

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Verbundenheit zu Hamburg und Italien

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– wenn er nicht gerade auf Reisen in Sibi-rien, der Türkei, Ägypten oder Palästina waroder neue Schätze für sein kostbare Gemäl-desammlung erwarb.···································································Bei seinen Aufenthalten hielt sich Gustavsehr gerne im Kreise der Familie auf, pflegteals guter Kaufmann aber auch geschäftlicheVerbindungen – wobei das Eine nahtlos insAndere überging angesichts der engen Ver-knüpfung seiner Geschwister, Nichten undNeffen mit allen Familien, die HamburgsPolitik und Wirtschaft bestimmten.···································································Gustavs Verbundenheit zu Hamburg seihier durch zwei Beispiele belegt: Im heißenSommer 1892 wütete in Hamburg die Cho-

lera. „Da sich Senat und Bürgerschaft jahr-zehntelang nicht auf den Bau einer Filteran-lage einigen konnten, wurde das Hambur-ger Trinkwasser damals noch ungereinigtder Elbe entnommen (…). Hamburg hattezudem unter allen deutschen Großstädtenden höchsten Anteil an ungesunden Keller-wohnungen, und in der Innenstadt balltensich Menschen auf allerengstem Raum.“166

16.956 Personen erkrankten und 8.605 star-ben.167 In New York ergriff die Firma Gus-tav Amsinck & Co. die Initiative und grün-dete einen Fonds zur Unterstützung derOpfer, den auch Carl Schurz168 unterstützte,einer der bekanntesten Deutsch-Amerika-ner seiner Zeit. Mitte September 1892 warenbereits 11.070 Dollar eingegangen, wovon

Das Amsinck-Haus am Jungfernstieg in Hamburg, 1900 erworben von Gustav Amsinck (Der neue Jungferstieg, Lithographie von Peter Suhr, 1830)

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die Firma G. Amsinck & Co. allein 1.000Dollar gespendet hatte.169

···································································Als zweites Beispiel sei Gustav AmsincksEngagement für die Gründung einer Uni-versität in Hamburg angeführt, die demvielseitig interessierten und gebildetenMann besonders am Herzen lag. „Als in sei-ner Heimatstadt Hamburg im Jahre 1907eine Millionenstiftung ins Leben gerufenwurde, an der sich viele teils in Hamburgselbst, teils auswärts lebende Hamburger be-teiligten, die ,Hamburgische Wissenschaft-liche Stiftung‘, zeichneten Gustav Amsinckund auch seine Schwägerin, die damals schonverwitwete Frau Erdwin Amsinck eine nam-hafte Summe.“170 Gustav spendete 100.000

Mark, seine Schwägerin 20.000 Mark171 fürdie Stiftung, die noch heute besteht und seitdamals die Wissenschaften und deren Pflegeund Verbreitung in Hamburg fördert. DieStiftung war Wegbereiterin der 1919 ge-gründeten Hamburgischen Universität. ImFoyer ihres Hauptgebäudes sind die Namender Begründer der Stiftung verewigt, darun-ter auch die von Gustav Amsinck und sei-ner Schwägerin Helene Marie Antonie Am-sinck („Frau Erdwin Amsinck“).···································································Vielleicht dachte Gustav mit 62 Jahren(nachdem auch der Bruder Johannes 1899mit 76 Jahren gestorben war und nur nochsechs der ehemals zwölf Geschwister lebten)daran, sich in naher Zukunft zur Ruhe zu

Das Amsinck-Haus, heute Sitz des exklusiven Übersee-Clubs

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setzen und seinen Lebensabend in Europazu verbringen. Jedenfalls erwarb er um dieJahrhundertwende nicht nur eine wunder-schöne Villa in Italien sondern auch ein re-präsentatives Stadthaus an der westlichenBinnenalster: das Amsinck-Haus.···································································Das Gebäude, das der junge HamburgerArchitekt Franz Gustav Forsmann 1831 bis1833 für den Bankier Gottlieb Jenisch amNeuen Jungfernstieg erbaut hatte,172 war eintypisches Patrizierhaus der Zeit (heute ist esdas einzige seiner Art und Sitz des vorneh-men und exklusiven Übersee-Clubs). ImErdgeschoss befanden sich die Kontor-räume, im ersten Stock die Belétage mitWohn- und Gesellschaftsräumen. Neben

den geschnitzten Türrahmen, den ornamen-talen Stuckaturen an Decken und Wänden,den neun Stuckreliefs des Bildhauers OttoSigismund Runge mit Szenen aus dem an-tiken Mythos „Amor und Psyche“ ist wohlbemerkenswert, „dass damals bereits einemoderne Luftheizung und Water-Closetseingebaut wurden.“173 Nach Jenischs Todbewohnte zunächst seine Frau das Haus bis1882, danach ihre Tochter Emilie bis 1899.···································································Gustav Amsinck übernahm einige derklassizistischen Möbel und ließ die Villa vondem bekannten Hamburger ArchitektenMartin Haller umbauen. Hierbei wurde „(…) das Mezzaningeschoss erhöht und fürdie große Bücherei Amsincks ein zweige-

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Wohnräume im Ansinck-Haus: Der große Saal und das Damenzimmer im ersten Stock (nach 1900)

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schossiger Bibliothekssaal mit Galerie einge-baut. Im Erdgeschoss verschwanden dieKontorräume, die Halle wurde mit Säulenaus Stuckmarmor repräsentativ gestaltet,und die Treppe erhielt ein neues Messingge-länder. In der 1. Etage wurden die Salonszum größten Teil mit neuen Stuckaturen de-koriert. (…) Der umfangreiche Umbau war1901 beendet. Das Amsincksche Wappenschmückte nun des Oberlicht des Einfahrt-tores.“174

···································································Der damalige Reichskanzler Bernhard vonBülow meinte in seinen Memoiren: „Ein Pa-trizier großen Stils (…) ein Jenisch, Godef-froy, Rücker, Schröder, Amsinck, musste einStadthaus auf der Esplanade, am Jungfern-

stieg oder auf den Großen Bleichen, einLandhaus an der Elbe und ein Rittergut inHolstein oder Mecklenburg besitzen.“175

Nach knapp 40 Jahren in Amerika handelteder New Yorker Geschäftsmann GustavAmsinck also immer noch wie ein hanseati-scher Patrizier. ···································································Die herrlichen Räumlichkeiten in seinemeleganten Wohnsitz nutzte er gerne für Ein-ladungen zum Mittagessen, die gemäß derSitte gegen acht Uhr abends stattfanden.176

Gustav und Florence luden aber auch zu Di-ners, Gesellschaften und großen Bällen fürdie Jugend, zu denen sie Freunde und Ver-wandte baten. Dann wurde es regelmäßigvoll in den großzügigen Sälen, denn neben

Familienfoto (Collage) der Familie von Gustavs Bruder Wilhelm anlässlich dessen 80. Geburtstages (1901)

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Postkarte von Gustav Amsincks Villa in Bellagio

Postkarte vom Comer See, an dem Bellagio liegt

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Wilhelm, Martin Garlieb, Emilie, SusanneHelene, Ida Marianne und Olga Wilhel-mine lebte eine nahezu unüberschaubargroße Anzahl von Nichten und Neffen so-wie deren Kinder in Hamburg.···································································Ebenso wie nach seiner Familie und seinerHeimatstadt, sehnte sich Gustav offenbarnach der Wärme, Schönheit und Kultur Ita-liens.···································································Und so meldeten die Gesellschaftsspaltenin New York regelmäßig: „Mr. und Mrs.Gustav Amsinck, die vor einigen Wochennach Europa gesegelt waren und sich seitihrer Ankunft auf der anderen Seite desOzeans in Paris aufhielten, sind jetzt zumComer See aufgebrochen, wo sie eine Villa

besitzen.“177 Diese Villa stand in Bellagio imOrtsteil San Giovanni. Als Junggeselle hatteGustav Amsinck seinen Urlaub gerne imdortigen Hotel Grande Bretagne verbrachtund bei einem Aufenthalt ein geeignetesPlätzchen für die Sommerzeit entdeckt. Von1900 bis 1903 ließ er auf einem Grundstückam See, wo zuvor vier kleine Häuser gestan-den hatten, ein neues und imposantes Ge-bäude im Stil des 15. Jahrhunderts errichten.„Entworfen wurde es für Herrn G. Am-sinck, einen Amerikaner deutscher Her-kunft, vom Architekten Michele Cairati ausMailand.“178

···································································1904 feierte Gustav dort seine Hochzeit mitFlorence. Er war sehr gastfreundlich undlud seine Neffen und Nichten häufig zu gro-

Küche in Gustav Amsincks ehemaliger Villa in Bellagio nach einem Brand in den 1990er Jahren

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Ruine des Treppenhauses

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ßen Reisen und Aufenthalten nach Amerikaund Bellagio ein, beispielsweise die Familieseiner Schwester Ida Marianne. „BesondersGustav war uns seit früher Jugend warm zu-getan (…)“, erinnert sich deren Mann Os-car Ruperti. „Die vielfachen Reisen, zu de-nen er nicht nur uns, sondern häufig einsvon unseren Kindern zu Gast geladen hat,waren uns allen stets ein großer Genuss; erführte uns meistens nach Italien, wo wir diereichen Natur- und Kunstschätze unter sei-ner Führung voll genießen konnten.“179

Und Gustavs Großneffe Oswald Amsinckführt weiter aus: „Eine Großnichte von

Gustav hat mir einmal von diesen herrlichenReisen vorgeschwärmt. Und meine Mutter,die ja Pflegekind bei der Witwe von Dr. Jo-hannes Amsinck war, wurde auch eingela-den. Das war sehr großzügig, wie er sichauch um die Nachkommen seiner Ge-schwister kümmerte.“180 Nicht nur die ei-gene Verwandtschaft, auch die Familie sei-ner Frau kam in diesen Genuss. Im Septem-ber 1905 unternahm Gustav beispielsweisegemeinsam mit Florence, ihrer Schwestersowie deren Ehemann George Schieffeleinund der gemeinsamen Tochter eine „Auto-mobiltour durch Italien“.181

··············································································································································162 Möring, Schuback, S. 164.163 The New York Times (31. März 1895), S. 11; The New York Times (12. Mai 1895), S. 11; The New York Times (29. September 1895), S. 9.164 Sechs Wochen später starb die Schwester Johanna Elisabeth mit 63 Jahren.165 Möring, Schuback, S. 172. 166 Choleraepidemie von 1892 (http://de.wikipedia.org/wiki/Choleraepidemie_von_1892).167 Die Cholera in Hamburg 1892 (http://www.gesundheitsamt.de/alle/seuche/infekt/bakt/chol/sg.htm).168 Carl Schurz war der erste gebürtige Deutsche, der Mitglied des amerikanischen Senats wurde. Nach seinerTeilnahme am Badischen Aufstand 1849 wanderte er drei Jahre später in die USA aus und wurde ein führendesMitglied der Republikanischen Partei. Im Bürgerkrieg war er General auf Seiten der Union und von 1877 bis 1881„Secretary of the Interior“. Von 1888 bis 1892 war er Vertreter der HAPAG in New York(http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Schurz).169 The Sun (20. September 1892), S. 3.170 Hintze, Amsinck, S. 107.171 Archiv Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung: Hauptbuch 1906/1914.172 Forsmann hatte bereits mit Beteiligung Karl Friedrich Schinkels für Gottliebs Bruder Martin Johann Je-nisch das großartige Landhaus in Klein Flottbek erbaut.173 Klée Gobert, Geschichte, S. 65.174 Ebd., S. 66.175 Bülow, Denkwürdigkeiten, S. 33.176 StA Hbg.,622-1/2 Familie Amsinck, II 51: Einladung zum Mittag zu speisen von Herrn und Frau GustavAmsinck an Dr. Caesar Amsinck und Gemahlin, November 1906.177 New York Tribune (19. Juni 1907), S. 6.178 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909 HGB 9/68 IX c (10),New York: Kopie eines Artikel über die Villa Amsinck, aus dem Buch „Ville e Castelli d’Italia, Tecnografica Mi-lano, 1912“ (übersetzt von Marcel Franke).179 Ruperti, Lebenserinnerungen, S. 54180 Interview mit Oswald Amsinck.181 New York Tribune (15. September 1905), S. 6.··············································································································································

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···································································Zu Hause in New York verlagerte sich dieWohngegend der besseren Gesellschaft zu-nehmend nach Norden, in die Gegend der62nd Street zwischen der Fifth und der Ma-dison Avenue.182

···································································Bei Immobilien hatte Gustav ein gutes Ge-spür für Trends, und so erwarb er im Januar1909 für geschätzte 500.000 Dollar das Ge-bäude 810 Fifth Avenue Ecke 62nd Street –mit Blick auf den Central Park, unweit vomdortigen Teich. Das Grundstück, auf demdas dreistöckige Haus aus rotem Ziegelsteinstand, war circa 600 Quadratmeter groß;entlang der Fifth Avenue maß es knapp 18Meter, entlang der 62nd Street knapp 33Meter.183 Gustav Amsinck investierte circa200.000 Dollar in den Innenausbau undstattete es mit allem Komfort aus. Schließ-lich wollte er endgültig mit Florence zusam-men ziehen – sie wollten sowohl den Wohn-sitz in der 47th Street als auch den Haushaltin Summit auflösen, wo Gustav 35 Jahre ge-wohnt hatte.184

···································································Am 24. März 1909 schrieb Gustav Amsinckan seinen Bruder: ···································································„Mein lieber Wilhelm, der Abschluss ist besser ausgefallen als er-wartet und würde sehr gut sein, wenn die

unglücklichen Gossler Gebrüder mich nichtso dicke hineingelegt hätten. Ich weiss nochnicht genau, wie viel schließlich dabei ver-loren gehen wird, halte es aber für richtigmit $200.00 bis 300.000 zu rechnen.···································································G.A. & Co. können netto Profite von $ 324.000 vertheilen und Zinsen von $ 176.000. Außerdem habe ich aus meinenAnlagen noch ungefähr $ 70.000 Einnah-men gehabt. Das verantwortliche Capitalder Fa. ist jetzt über $ 5 Mio., davon $ 3.200.000 im aktiven Geschäft sind, mehrals wir brauchen. Ausserdem haben wir $ 110.000 auf Reserveconto gesetzt, füreventuelle Verluste.···································································Ich konnte mir also erlauben ein sehr schö-nes Haus 810 Fifth Avenue corner 62ndStreet zu kaufen, und dadurch meiner Flo-rence eine sehr grosse Freude zu machen.(…) Wir denken erst am 29. Mai von hierabzureisen, da wir vorher das neue Haus inOrdnung zu machen wünschen und unge-fähr am 15. Mai denken wir einziehen zukönnen. Wir reisen zuerst via Paris nachBellagio und im Juli kommen wir wie ge-wöhnlich nach Hamburg.···································································Viele Grüße für Titia [Kosename für dieSchwägerin Laetitia, CR], denen Florencesich anschließt, die noch direct schreiben

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Das Vermächtnis von Gustav Amsinck

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Wilhelm Amsinck

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wollte und es vielleicht auch gethan hat.Aber Florence ist jetzt sehr beschäftigt, aus-ser mit dem neuen Haus auch mit allenmöglichen gesellschaftlichen Verpflichtun-gen. Mit herzlichen Grüssen – Dein BruderGustav Amsinck.“185

···································································Es war der letzte Brief an seinen Bruder.Zwei Wochen später, am 8. April 1909, starbWilhelm mit 87 Jahren.···································································Dadurch verlor Gustav einen Gefährten,der ihm geschäftlich und persönlich immerzur Seite gestanden hatte, wie in einem Briefan seinen Neffen zum Ausdruck kommt:

„Mein lieber Johannes, (…) du kannst dirdenken, dass der Verlust meines verehrtenund geliebten Bruders mich sehr ergriffenhat. Ich muss immer an die Zeiten denken,lange vor deiner Geburt, als dein Vater michin das Geschäft lancierte. (…) Wie oft ha-ben wir als strebende junge Kaufleute dei-nes Vaters Hilfe gebraucht um gewisse grös-sere Geschäfte einzuleiten, und bis in dieletzten Jahre war es eine grosse Beruhigungfür mich in schlechten Zeiten, dass ich im-mer auf die Hilfe deines Vaters rechnenkonnte. (…) Deine Tante Florence trauerttief mit uns allen, sie hat sehr viel von ihremSchwager Wilhelm gehalten und wir fürch-

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Brief Gustavs an seinen Bruder Wilhelm

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ten Hamburg wieder zu sehen ohne ihn dortzu finden. Du weisst, lieber Johannes, dassdu jetzt, da dein Vater nicht mehr existiert,immer und in jeder Hinsicht auf mich rech-nen kannst, und dass mir nichts grössereFreude machen würde als Dir und der altenFamilienfirma von nutzen zu sein. Das Pa-

pier ist zu Ende und ich will schliessen. Inherzlicher LiebeDein Onkel Gustav Amsinck“186

···································································Nur wenige Wochen später erhielt Johan-nes Amsinck in Hamburg einen weiterenBrief aus New York, diesmal von Adolf Pa-

Totenschein von Gustav Amsinck

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venstedt, einem der Partner bei G. Amsinck& Co.: „Ihr lieber Onkel, mein alter, verehr-ter Freund Gustav Amsinck, ist vor ca. 2Wochen von einem – ich glaube und hoffe– leichten Schlaganfall heimgesucht wor-den, und liegt seitdem zu Bett. Die dabeieingetretene Lähmung ist linksseitig, die Fä-higkeit der Sprache ist ihm erhalten, und wirhoffen hier, dass er sich allmählich erholenwird und die Attaque überwinden. (…) Dasjetzige Programm ist, ihn womöglich Mitteoder Ende Juli nach Southampton, Long Is-land, zu transportieren, wo er sich in kräfti-ger Luft wmgl. eher erholt als in der heißenStadt. Die geplante Europa Reise ist natür-lich aufgeschoben. Vielleicht könnte er im

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Grabstätte von Gustav Amsinck auf dem Friedhof Woodlawn Cemetry in The Bronx

Herbst reisen, wenn alles sich nach Wunschentwickelt. (…) Mir selbst thut mein alter,lieber Freund unsäglich leid, auch fürchteich, dass er, bei seinem ungewöhnlich aus-geprägten Tatendrang und Geistesgabenmehr und schwerer leiden wird wie Andere,wenn er zu vollem Bewusstsein der Situa-tion kommt.“187

···································································In Southampton wurde ein Cottage gemie-tet,188 das neue Haus in der Fifth Avenuewar bezugsfertig. Doch dann geschah dasSchlimmstmögliche. Am 8. Juni 1909 starbGustav Amsinck in seinem Haus in 25 East47th Street an einem weiteren Schlaganfall.Die Sterbeurkunde hält fest, dass er 71 Jahre

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10 Monate 14 Tage alt war und 50 Jahre inNew York gelebt hatte.189

···································································Drei Tage später, an einem Freitag, fandum 10.30 Uhr der Trauergottesdienst in derSt. Thomas Church 5th Avenue /53rd Streetstatt.190 Im Anschluss wurde Gustav Am-sinck in Woodlawn Cemetry beigesetzt, ei-nem der schönsten Friedhöfe im Stadtge-biet. Er ruht in einem weißen, frei stehen-den Mausoleum auf einem Hügel inmittenvon Buchsbäumen, japanischem Ahorn undWeiden. Seine Urgroßnichte Carola be-suchte das Grab 1995 und notierte, dass überder bronzenen Doppeltür der Name AM-SINCK eingemeißelt sei und das Wappender Familie, bestehend aus drei Ilex-Blät-tern, das Gebäude schmückt; innen befän-den sich vier Sarkophage sowie ein buntesGlasfenster mit Darstellungen von Jesusund zwei Engeln sowie die Inschrift „Fearthou not for I am with thee, be not dis-mayed for I am thy God.“191

···································································In Hamburg erschien nur eine kurze Todes-anzeige;192 in New York widmeten ihm „TheNew York Times“,193 „New York Tribune“194

und „The Sun“195 längere Nachrufe, das„Board of Directors“ der Bank of New Yorkhielt eine Schweigeminute ab196, die Han-delskammer widmete ihm einen Artikel197,ebenso die „New Jersey Historical Society“.198

···································································Die New Yorker Medien interessierten sichauch sehr für Gustavs Testament. „AmsinckLeft Millions“, verkündete „The New YorkTimes“199 und „The Sun“ titelte: „Will ofGustav Amsinck. A Million Outright andthe Income of Another for the Widow.“200

Um die Summen besser einordnen zu kön-nen, sei erwähnt, dass ein Paar Schuhe zudieser Zeit etwa 1,50 Dollar kostete, ein

Dutzend Arbeitshemden für 4,50 Dollarund eine hochmoderne Schreibmaschinefür 22,95 Dollar zu haben war.201

···································································Anhand des Testaments wird noch einmaldeutlich, wie erfolgreich Gustav Amsinckals Geschäfts- und Finanzmann gewesenwar, und wie großzügig er jene bedachte, diezu seiner Familie gehörten oder zu ihm ge-halten hatten.···································································In Artikel 1 seines Letzten Willens heißt es:„Ich übergebe und vermache meiner FrauFlorence, geborene Delaplaine, (…) zufreiem Eigentum meinen gesamten Grund-besitz, wo immer solcher gelegen ist, fernermein gesamtes Silber, Gemälde, Bildhauer-arbeiten, Möbel, Bücher, Musikinstrumen-te, Kunstgegenstände, Uhren, Küchenge-schirr, Kleider, Schmucksachen, Pferde,Wagen, Automobile, Geschirr, Garderobenund alles andere, dergleichen Haus-, Stall-und persönliches Inventar irgendwelcherArt und Beschaffenheit welches ich zur Zeitmeines Todes besitze und welches sich inden Vereinigten Staaten von Amerika, imKönigreich Italien und in der Stadt Ham-burg, Deutsches Reich, befindet zur Nutz-nießung und bleibendem Eigentum.“202

···································································Daneben vermachte Gustav seiner Fraueine Million Dollar in bar. Zusätzlich ver-fügte er, dass eine weitere Million Dollar ineinem Treuhandfonds bei der New York LifeInsurance & Tust Company angelegt wurde;die Zinsen sollten vierteljährlich an Florenceausgezahlt werden. Nach ihrem Tode, soverfügte Gustav, sollte das Grundkapital desTrusts dann unter seinen Neffen und Nich-ten aufgeteilt werden.···································································Zum Zeitpunkt seines Todes lebten in

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Hamburg noch die Geschwister SusanneHelene, Ida Marianne und Olga Wilhel-mine. Die ersten beiden – Damen von 74und 69 Jahren – wurden nicht bedacht, aberseiner kleinen Schwester Olga WilhelmineSieveking (66), Frau des Präsidenten desOberlandesgerichts, schenkte Gustav seinenBesitz in Reinbek, wo sie und ihre Familieeinen Sommersitz unterhielten. „Er sagte:,Das ist vorweg, das zählt nicht in der Erb-schaft.‘ Und da haben die Sievekings danngewohnt.“203

···································································Gustav Amsincks langjähriger Firmen-partner Gustav H. Gossler sollte vierteljähr-lich das Nettoeinkommen eines Fonds inHöhe von 100.000 Dollar erhalten. AuchGustavs treue Angestellten wurden bedacht:Gabriel von Duhn erhielt „in Anerkennungseiner Dienste, welche er mir so viele Jahrelang in meinem Büro geleistet hat“ und „anStelle der Summe von dreitausend Dollar,welche ich dem genannten Gabriel vonDuhn jetzt jährlich auszahle“ 30.000 Dollarund das Wohnrecht in dem Landhaus inSummit, Union County, in dem Duhn mitseiner Frau bereits lebte. Oswald Amsinckberichtet: „Die Angestellten waren ja oft ihrLeben lang im Haus, auch bei meinenGroßeltern, sie wurden immer irgendwiebedacht.“ Und so vermachte Gustav Am-sinck seiner „treue(n) Dienerin Emmy – ge-wöhnlich genannt Caroline – Reidy“ diestattliche Summe von zehntausend Dollar

sowie „das Stück Land und Eigentum zuSummit, Union County, New Jersey, wel-ches ich von Patrick White kaufte, undwelches etwa 2⁄2 Acres groß ist, nebst allendarauf befindlichen Gewächshäusern undderen Inhalt.“ Zu seinen Lebzeiten hatte sieein Monatsgehalt von knapp 100 Dollar er-halten.···································································Zu seinen Testamentsvollstreckern bestellteGustav Amsinck „meine Freunde AdolfPavenstedt, Gustav Riedel und HermannHammersdorf alle zu New York und meinenNeffen Johannes Schuback Amsinck undmeinen Freund Senator Dr. Max Predöhl,beide zu Hamburg, Deutschland.“204 DieTestamentsvollstrecker in New York warenüber mehrere Monate damit beschäftigt, dieüberseeischen Verwandten miteinzubezie-hen, die Besitztümer, Aktien und Beteili-gungen zu sichten und zu verkaufen und dieErlöse in Gustav Amsincks Sinn aufzutei-len.205

···································································Mitte August 1912 meldete „The NewYork Times“ auf der Titelseite, dass das Ge-samtvermögen von Gustav Amsinck mit2.774.811,79 Dollar angegeben werde.206 „Ohja, Gustav war reich“, findet auch sein Groß-neffe, „aber nicht annähernd so reich wie dieVanderbilts. Mit Industrie und Eisenbahnhatte er ja nichts zu tun. Er hatte es stets sogehalten wie die Hamburger väterlicheFirma: Export, Import, Bankgeschäfte.“207

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··············································································································································182 Tauranac, Elegant.183 The New York Times (15. Januar 1909), S. 1; The New York Times (22. April 1920), S. 1.184 StA Hbg.,622-1/2 Familie Amsinck, II 51: Brief an den Neffen Johannes Amsinck, 26. April 1909.185 Ebd.: Brief an den Bruder Wilhelm Amsinck, 24. März 1909.186 Ebd.: Brief an den Neffen Johannes Amsinck, 26. April 1909.187 Ebd.: Brief von Adolf Pavenstedt an Johannes Amsinck, New York, 30. Mai 1909.188 The New York Times (6. Juni 1909), S. 11. 189 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909, HGB 9/68 IX c (10),New York: Certificate and Record of Death, no. 18144, New York City Department of Record, 1909.190 New York Tribune (10. Juni 1909), S. 7.191 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909, HGB 9/68 IX c (10),New York: Beschreibungen des Mausoleums und dessen Zustand am 23. 5. 1995, Brief von Carola Amsinck an Os-wald Amsinck, 1995. 192 Hamburger Neueste Nachrichten (11. Juni 1909).193 The New York Times (13. Juni 1909), S. X1.194 New York Tribune (10. Juni 1909), S. 7.195 The Sun (10. Juni 1909), S. 2.196 The New York Times (10. Juni 1909), S. 7; The New York Times (16. Juni 1909), S. 7.197 Monthly Bulletin, S. 25.198 New Jersey, Necrology, S. 42.199 The New York Times (20. Juni 1909), S. 3.200 The Sun (20. Juni 1909) S. 7.201 No. 315: 1909 Sears-Roebuck Catalog (http://www.uh.edu/engines/epi315.htm).202 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, VII 76: Last Will, Gustav Amsinck; ebd., ungeordneter Nachlass derFamilie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909 HGB 9/68 IX c (10), New York: Last Will, Gustav Amsinck, Über-setzung auf Deutsch (auf Veranlassung von deutschen Nachfahren in den 1920er Jahren). Die Villa in Belaggiovermachte Florence später ihren Nichten J. Florence Ismay und Matilda Constance Ismay. 1993 brannte das Ge-bäude vollständig aus. 2001 erwarb ein Investor die Ruine mit der Absicht, die Villa in ihrer alten Form wiederherzustellen. Das Palais am Neuen Jungfernstieg blieb im Besitz von Florence, aber sie hat dort nicht mehr ge-lebt. Es „wurde geschlossen und überstand den ersten Weltkrieg und die Inflationszeit. Im Jahre 1925 wurde es ausihrem Nachlass von der Janus-Versicherung (später von der Nordstern-Versicherung übernommen) erworben.“(Klée Gobert, Geschichte, S. 67).203 Interview mit Oswald Amsinck.204 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, VII 77: Nachtrag zum Testament von Gustav Amsinck vom 14. Mai1908.205 Ebd.: Vermögensauflistung der Nachlassverwalter vom letzten Oktobertag 1910; ebd., II 51: Schreiben desSurrogate Court (Nachlassgericht), New York.206 The New York Times (15. August 1912), S. 1.207 Interview mit Oswald Amsinck.··············································································································································

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Gustav Amsincks Witwe Florence ver-brachte den Sommer nach seinem Tod inSouthampton. Sie war zunächst unschlüs-sig, ob sie das neue Haus 810 Fifth Avenuebeziehen sollte und spielte mit dem Gedan-ken, anderswo ein Appartement zu bezie-hen,208 zog dann aber doch in das gerade fer-tiggestellte Haus ein.···································································Im Mai 1925 verpachtete sie Grund und Bo-den auf 84 Jahre. Das Haus sollte abgerissenund durch ein 15-stöckiges Gebäude ersetztwerden,209 was auch Ende der 1920er Jahregeschah.···································································In der Zwischenzeit hatte Florence das Rei-sen wieder aufgenommen.210 Und wiedergeheiratet. Am 25. Juni 1912 gab sie in ihremHaus an der Fifth Avenue Charles HamiltonFish das Ja-Wort, einem ebenfalls sehr ver-mögenden Witwer mit fünf fast erwachse-nen Kindern, dessen auffallend schöne Frauzwölf Jahre zuvor gestorben war. „Mr. Fishgab an, dass er Rechtsanwalt und 63 Jahre altsei, (…) Mrs. Amsinck gab ihr Alter mir 57an [Sie machte sich also um drei Jahre jün-ger, CR] (…) Mr. Fish ist der Sohn des ver-storbenen Hamilton Fish und Bruder vonStuyvesant Fish. Er lebt in Garrison, N.Y.,als ehemaliger Speaker oft the Assembly,Treasurer of the United States und Con-gressman in Washington.“211 Die Flitterwo-

chen verbrachten die Frischvermählten inBellagio; auf dem Rückweg zeigte sich Fishin London einem Reporter gegenüber zu-versichtlich, dass der von ihm unterstützteRoosevelt bei der Präsidentenwahl guteChancen gegen den Demokraten WoodrowWilson habe.212 Hier lag er jedoch falsch:Wilson gewann im November 1912 die Prä-sidentschaftswahl.···································································Auch als Gustavs Witwe und später alsMrs. Fish erschien Florence weiterhin in denGesellschaftsspalten: Am 20. Februar 1912wohnte sie beispielsweise einer Veranstal-tung bei, im Rahmen derer Kinder be-rühmte Gemälde nachstellten,213 und am 9.April 1912 besuchte sie ein Diner mit an-schließender musikalischer Darbietung.214

Das Jahr 1914 brachte ihr kein Glück: Zu-erst war sie in einen Autounfall verwickelt,bei dem ihr Chauffeur im Central Park aufeinen Bus auffuhr und sie selbst sowie eineFreundin verletzt wurden.215 Und einenMonat später brach auf dem Landsitz Rock-lawn der Familie Fish in Garrison-on-Hud-son ein Feuer aus, wobei Florence die Feu-erwehr per Telefon rief und bis zu deren Ein-treffen die Bediensteten und Chauffeureanwies, die wertvollen Gemälde, eine Stand-uhr, antikes Speisezimmermobiliar, kostbareStoffe und Silberwaren aus dem Haus zutragen. Das Erdgeschoss wurde völlig zer-

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Die Witwe Florence Amsinck

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Amsincks Haus in 810 Fifth Avenue (links neben dem Haus mit dem Turm) im Jahr 1911

[Das Bild ist in der Buchfassung abgedruckt]

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stört. Das Ehepaar fand – gemeinsam miteinem Großteil der Wertsachen – Unter-schlupf in Fishs nahegelegenem Eltern-haus.216

···································································Auch 1920 geriet Florence in die Schlagzei-len, als Mitte April auf scheinbar mysteriöseWeise kostbare Juwelen im Wert von 75.000Dollar aus ihrem mit Zaun und Fenstergit-ter gesicherten Wohnhaus 810 Fifth Avenuegestohlen wurden – darunter eine Lederta-sche, die mit zwei Diamanten besetzt warund auf deren Innenseite „G. Amsinck, 22East Forty-Seventh Street or 810 Fifth Ave-nue“ stand sowie Manschettenknöpfe mitden Initialen „G. A.“. Die „Räuberpistole“zog sich über mehrere Wochen und Zei-

tungsartikel hin, bis sich heraus stellte, dassein Bediensteter sie bestohlen hatte.217

···································································Am 22. Oktober 1926 starb die lebenslustigeFlorence mit 73 Jahren in Garrison-on-Hudson an einer Lungenentzündung.218 DerGedenkgottesdienst fand drei Tage später in der derselben Kirche statt, wo man auchvon Gustav Amsinck Abschied genommenhatte. Ihr dritter Ehemann überlebte sieknapp zehn Jahre.219

···································································Trotz der 14 Jahre Ehe mit Hamilton Fishwurde Florence neben Gustav Amsinck bei-gesetzt und regelte in ihrem Testament diezeitlich unbegrenzte Bezahlung für diePflege ihrer beider letzten Ruhestätte. Ihr

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Esszimmer in Florence Amsincks Haus 810 Fifth Avenue

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stattliches Vermögen vererbte sie großteilsihren Nichten und verfügte, dass sich derenMänner nicht in die Verwendung des Gel-des einmischen dürften.220

···································································Gemäß Gustavs Testament sollten nachdem Tod von Florence die eine Million Dol-lar Treuhandvermögen, deren Zinsen ihr zuLebzeiten zuflossen, unter den Nachkom-men seiner Geschwister verteilt werden. Die

USA betrachteten das Geld aber als Feind-vermögen und hielten es zurück. Der Haa-ger Gerichtshof entschied dagegen und sokonnten 1929 je circa 20.000 Dollar auf 51Berechtigte der Hamburger Amsincks ver-teilt werden. „Das war wie ein warmerGoldregen. Wir freuten uns sehr über die,Fish-Konserven‘“, erinnert sich OswaldAmsinck.221

··············································································································································208 The New York Times ( 3. Oktober 1909), S. X1.209 The New York Times (29. Mai 1925).210 The New York Times (15. Mai 1910) S. X1; The New York Times (7. Mai 1911), S. C2.211 The New York Times (14. Juni 1912), S. 11; mehr zur Hochzeit und zu Hamilton Fish in The New York Times (6. Februar 1912, S. 11 und 30. April 1912, S. 11) sowie The New York Times (26. Juni 1912), S. 13.212 The New York Times (13. Oktober 1912), S. C3. 213 The New York Times (20. Februar 1912), S. 11. 214 The New York Times (9. April 1912), S. 11.215 The New York Times (22. Oktober 1914).216 The New York Times (1. November 1914).217 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909, HGB 9/68 IX c (10),New York: Schriftliche Zusammenfassung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Juwelendiebstahl bei Flo-rence Fish anhand der Meldungen der New York Times vom 22., 23., 24. April sowie 3. und 4. Juni 1920 aufDeutsch von Carola Amsinck218 The New York Times (23. Oktober 1926), S. 17.219 The New York Times (16. Januar 1936), S. 21.220 StA Hbg., ungeordneter Nachlass der Familie Amsinck, Ordner Gustav A. 1837‒1909, HGB 9/68 IX c (10),New York: Testament von Florence Fish, 7. Juli 1924.221 Interview mit Oswald Amsinck.··············································································································································

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Nach Gustavs Tod führten Justus Rupertiund Henry Willink als Teilhaber die Firmaunter Adolf Pavenstedt fort.222 „Von dengroßen Transaktionen ihres verstorbenenSeniors hielten sie sich zurück. Sie pflegtenweiterhin das reguläre Bankgeschäft. DasSchwergewicht der Firma lag im Warenhan-del mit Brasilien und den mittelamerikani-schen Staaten. Hinzu kamen die portugiesi-schen Beziehungen, die den Ausgangspunktals Vertretung von Johannes Schuback &Söhne in Hamburg in der neuen Welt gebil-det hatten.“223

···································································Doch dann funkte die Weltpolitik in dasGeschäftsleben. „Der berühmte Papen-Zwi-schenfall“, so Oswald Amsinck. „1914, nochbevor Amerika in den Krieg gegen Deutsch-land eintrat, war Franz von Papen Militär-attachée an der Botschaft in Washington. Ersollte Mittel und Wege finden, den Materi-alnachschub aus den USA und Kanada fürFrankreich und England zu behindern. DieTeilhaber von G. Amsinck waren natürlichalle Reserveoffiziere und treu deutsch undunterstützten ihn. Pavenstedt stellte ihm dasKontor ein paar Wochen lang für Telefon-gespräche zur Verfügung.“224 Von Papen,dem als kaiserlichen Spion in Mexiko schonmehrere Missgeschicke unterlaufen waren,plante u. a., den Welland Canal in Kanadazu sprengen und die Besatzungen einer

Reihe deutscher Handelsschiffe, die in denamerikanischen Atlantik-Häfen interniertworden waren, mit Sprengstoff zu versorgenund sie zu veranlassen, Brücke, Kaianlagen,Kanäle und andere Verkehrseinrichtungenzu zerstören.225 „Papen, dieses Kamel, ließirgendwo seine Aktentasche mit wichtigenAufzeichnungen zu geplanten Sabotageak-ten stehen“, so Oswald Amsinck, „daraufhinwurde die Firma geschlossen. Der Sievekinghat sich nach Deutschland gemogelt und istgefallen, Justus Ruperti war ja Amerikanergeworden und Henry Willink ist auch irgend-wie noch raus gekommen.“226 Adolf Paven-stedt, der die Familie über den Tod Gustavsbrieflich unterrichtet hatte, wurde AnfangJanuar 1918 in den Adirondacks verhaftetund gab zu, mehr als zehn Monate als Mit-telsmann für die Spione Bolo Pacha und Jo-hann Heinrich Graf von Bernstorff tätig ge-wesen zu sein, die durch Einflussnahme aufdie öffentliche Meinung in Frankreich einenSeparatfrieden mit Deutschland hatten er-wirken wollen. Pavenstedt wirkte gelassen,als er ins Gefängnis auf Ellis Island befördertwurde, betonte allerdings, dass der FranzoseBolo Pacha ihn hinters Licht geführt habe.Auf Anweisung des Grafen von Bernstorffseien über 1,7 Millionen Dollar an Bolo Pa-cha geflossen und er, Pavenstedt, frage sich,„was Bolo mit all dem Geld angestellt habenmag, das in seine Hände gelangte.“227

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Die Firma nach Gustav Amsinck

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···································································Aufgrund dieser Spionagegeschichtenhatte bereits im Herbst 1917 die AmericanInternational Corporation die deutsche Fir-ma G. Amsinck & Co. übernommen. IhrGeschäft blieb international ausgerichtet;mit ihren Agenten deckte sie Süd- und Zen-tralamerika ab, ebenso Mexiko, Kuba unddie Westindischen Inseln.228 Ab 1923 führteder dänischstämmige Hans Christian Sonnedie Handelsbankfirma unter dem Namen

Amsinck, Sonne & Co. als amerikanischesUnternehmen, an dem die Hamburger Fa-milie Amsinck nicht mehr beteiligt war. ImNachlass des amerikanischen Rechtsanwaltsund Diplomaten Norwood F. Allmann fin-det sich Korrespondenz mit der Firma biszum Jahr 1956.229 Danach verliert sich dieSpur. Wir müssen annehmen, dass SonnesUnternehmen den Betrieb einstellte. Damitverschwand auch der Name Amsinck end-gültig aus der New Yorker Geschäftswelt.230

··············································································································································222 StA Hbg., 622-1/2 Familie Amsinck, II 51: Schreiben über Weiterführung der Firma nach dem Tod von Gus-tav Amsinck mit Unterschriften der Geschäftsführer und Zeichnungsberechtigten vom 1. Januar 1910.223 Möring, Schuback, S. 165 f.224 Interview mit Oswald Amsinck.225 O’Connor, Deutsch-Amerikaner, S. 402.226 Interview mit Oswald Amsinck.227 The New York Times (22. Januar 1918), S. 22; The New York Times (28. Januar 1918), S. 5 und im Nach-ruf auf Pavenstedt (10. Oktober 1941), S. 23; mehr zum Spionagefall bei Barton, Spies, S. 211‒247.228 The New York Times (10. Februar 1918), S. 42.229 Register, S. 4.230 Darüber hinaus existierte auch eine Amsinck Corporation, gegründet in Delaware. Ihre Postanschrift lau-tete „Broadway, New York“. 1969 war sie auch in Kalifornien tätig, stellte ihre Geschäftstätigkeit dort aber 2010ein (http://california.14thstory.com/the-amsinck-corporation.html).··············································································································································

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Anhänge

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Wilhelm Amsinck (1752–1831) OO Elisabeth Schuback (1764–1794), Tochter des Firmengründers von Johannes Schuback & Söhne

6 Kinder, darunter

Johannes Amsinck (1792–1879), übernimmt das Geschäft des Großvaters Johannes Schuback & Söhne OO Emilie Gossler (1799–1875)

12 Kinder

Johanna Elisabeth(1819–1883) OO CarlGustav Adolf Latt-mann, Firma Latt-mann & Schierlitz

Wilhelm (1821–1909),Mitinhaber von

Johannes Schuback & Söhne

Johannes (1823–1899),Doktor der Medizin

und Chirurgie und Armenarzt

Heinrich (1823), Zwillingsbruder vonJohannes, stirbt zweiWochen nach seiner

Geburt

··············································································································································Stammtafel (Auszug)231

··············································································································································

Heinrich (1824–1883),Mitinhaber von

Johannes Schuback & Söhne

Ludwig Erdwin (1826–1897),

Gründer der Firma L. E. Amsinck in

New York

Emilie (1829–1908) OO Theodor Merck,Firma H. J. Merck

& Co.

Martin Garlieb (1831–1905),

Schiffbauer und Reeder

Susanne Helene (1834–1911) OO Peter

Siemsen, Firma Peter Siemsen & Co.

Gustav (1837–1909),Inhaber von

G. Amsinck & Co. in New York

Ida Marianne (1840–1929) OO

Oscar Ruperti, Firma H. J. Merck

& Co.

Olga Wilhelmine(1842–1922) OO ErnstFriedrich Sieveking,Senator, Präsident des hanseatischen

Oberlandesgerichts

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··············································································································································Gustav Amsinck – Lebensdaten im Überblick··············································································································································24. August 1837 geboren in Hamburg; Ausbildung im väterlichen Unternehmen Johannes

Schuback & Söhne; Auslandsaufenthalte in Portugal, Spanien, Frankreichund England

Dezember 1857 Ankunft in New York; Gustav unterstützt seinen Bruder Ludwig Erdwin,der dort 1850 eine Agentur des väterlichen Geschäfts gegründet hatte

1861 Gustav wird Teilhaber von L. E. Amsinck & Co.1874 Ludwig Erdwin kehrt nach Hamburg zurück; Gustav übernimmt das Un-

ternehmen und das Amt als portugiesischer Generalkonsul1876 Gustav nimmt Teilhaber auf und benennt die Firma in „G. Amsinck &

Co.“ um1882 Beteiligung an der American Patent Portable House Manufacturing Com-

pany1888 Wahl zum „director“ der Panama Railroad Company1890 Annahme der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft1902 G. Amsinck & Co. wickelt die Prägung von 2 Millionen venezolanischen

20-Cent-Bolivar in Washington ab1904 Heirat mit Florence Delaplaine, verw. Beekman, in Genf8. Juni 1909 Gustav Amsinck stirbt in New York an einem Schlaganfall

··············································································································································231 Vgl. Deutsches Geschlechterbuch, S. 35 ff.··············································································································································

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Quellen, Literatur und Bildnachweis

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Zur Quellenlage:Ein Großteil der Akten zu Gustav Amsinck befin-det sich ungeordnet im Bestand des StaatsarchivsHamburg. Von Interesse ist insbesondere ein Ord-ner mit der Aufschrift: Gustav A. 1837–1909 HGB9/68 IX c (10), New York. Aus Gustav AmsincksJahren in Amerika sind so gut wie keine Unterlagenerhalten, weder privat noch geschäftlich. Im Staats-archiv existieren lediglich einige wenige Briefwech-sel mit Hamburger Verwandten sowie Unterlagenüber seine Nachlassregelung. Neben den Grundla-genwerken von Maria Möring und Otto Hintze zurFamilie Amsinck dienten daher zeitgenössischeNew Yorker Zeitungsartikel als Hauptquellen. DasInternet hat sich als wahrer Schatz erwiesen, da„The New York Times“ ihr gesamtes Archiv kosten-los online gestellt hat und durch das Projekthttp://chroniclingamerica.loc.gov/ der Library ofCongress weitere amerikanische Tageszeitungenund Magazine ab 1880 problemlos zugänglich sind.Überdies haben freundliche Archivare und Histo-riker in New York und New Jersey auf Anfrage in-teressante Dokumente entdeckt und per pdf erfasst.Auch die Seite http://books.google.de hat wertvolleHinweise auf bisher unbekannte WirkungsfelderGustav Amsincks geliefert. Einige der dort entdeck-ten Bücher sind teilweise oder vollständig unterhttp://www.archive.org erfasst und online lesbar. ··································································· Alle im Original englisch- oder spanischsprachigenTexte habe ich selbst übersetzt. ··································································· Danksagung:An dieser Stelle möchte ich insbesondere OswaldAmsinck danken, der mir 2010 ein sehr interessan-tes Interview gab. Noch im hohen Alter widmete ersich der Ahnenforschung und verfügte über un-

glaublich umfangreiches Fachwissen. Im Frühjahr2011 teilte seine Familie mir mit, dass Oswald Am-sinck verstorben sei. Ich werde ihn in bester Erin-nerung behalten. Die von ihm zusammengestelltenUnterlagen, seine Recherchen und Aufzeichnungenüber seinen Großonkel (die sich derzeit im unge-ordneten Bestand des Staatsarchivs Hamburg be-finden) waren von unschätzbarem Wert für diesesBuch. Unterstützt hat ihn dabei seine Nichte Ca-rola Amsinck, u. a. mit Nachforschungen in NewYork. Christoph Büsch danke ich für das auf-schlussreiche Interview über seinen Vorfahren Au-gust Lattmann, der vielfältig mit den Amsincks ver-wandt war und lange bei und mit Gustav Amsinckgearbeitet hat. Volker Reißmann vom Staatsarchivhat mir Zugang in die Tiefen der Sammlung ge-währt und mich freundlich beraten. Kathe Dindovon der German American Chamber of Commercegab großartige Hinweise für die Internetrecherche,ebenso Antje Hübner und Katja Guttmann in NewYork. Außerordentlich hilfreich war Lynne Ranierivon der Millburn-Short Hills Historical Society, diespannende Dokumente zu Gustav Amsinck aus-grub, darunter das Patent für neuartige Fassreifen.Der Leiter der New Jersey Historical Society, die Bi-bliothekare der National Library of Australia undder New York Public Library ebenso wie Reg Baconvom Variety Arts Enterprises in Massachusetts wa-ren so freundlich, Textpassagen aus Vereinsunterla-gen und ihrem Buchbestand einzuscannen oder ab-zutippen. ··································································· Zeitungen und Zeitschriften··································································· New York Tribune 12. Februar 1889, S. 1: A Pavement Rent Asunder.Another Downtown Subway Explosion

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29. Mai 1892, Sunday Edition, Part I I, S. 13–16:American Millionaires. The List for New York City2. Dezember 1894, S. 5: For a South American Trust.Importers and Exporters Discussing the PossibleAdvantages of a Combination24. April 1901, S. 14: Wedel Suit Discontinued3. November 1901, S. 12: Beaver St. Parcel Sold29. April 1902, S. 1: Venezuelan Coins to Be MadeHere10. August 1902, S. 10: Adirondacks Resorts. Howthe Many Visitors to the Woods Fill Up the Time4. Juni 1903, S. 14: Heavy Gold Exports22. Januar 1904, S. 6: „Office of the Atlantic Mu-tual Insurance Company. New York, January 20th,1904“4. Oktober 1904, S. 8: About People and Social In-cidents. New-York Society (Hochzeit Gustav Am-sinck und Florence Beekman)27. Dezember 1904, S. 6: About People and SocialIncidents. New-York Society (Mr. und Mrs. GustavAmsinck sind Weihnachten zu Hause und habenGäste)25. März 1905, S. 8: About People and Social Inci-dents. New-York Society (Mr. und Mrs. GustavAmsinck beziehen nächste Woche ihr Haus East47th St.)7. April 1905, S. 11: Choice Houses Change Hands(Amsinck erwirbt East 47th, daneben liegt dasHaus von Florence Beekman)15. September 1905, S. 6: About People and SocialIncidents. New-York Society (Automobiltour durchItalien)9. April 1907, S. 7: About People and Social Inci-dents. New-York Society (Empfang für den Dukeof Newcastle)19. Juni 1907, S. 6: About People and Social Inci-dents. New-York Society (Mr. und Mrs. GustavAmsinck sind nach Europa abgereist)5. Juli 1908, S. 6: About People and Social Incidents.New-York Society (Gustav Amsinck in Southamp-ton Club)19. März 1909, S. 6: About People and Social Inci-dents. New-York Society (Hochzeit von Miss LauraLöw und Richard Gordon Babbage)10. Juni 1909, S. 7: Obituary/Gustav AmsinckEbd: Died/Amsinck5. Oktober 1909, S. 2: Settlement of Enemy Claim.Nicaragua Arranges to Make Payments through G.Amsinck & Co.

19. Oktober 1909, S. 2: Enemy Claim Unpaid. First Instalment from Nicaraugua Apparently Over-due9. November 1909, S. 11: Topics of the Street. Goldfor South America··································································· The New York Times 23. Februar 1858, S. 8: Marine Intelligence/ShipHoward (schweres Wetter und Tote auf See)29. August 1875, S. 2: A Tribute to Goethe. Cere-monies at Gilmore’s Garden2. Mai 1878, S. 2: The Down-Town Club Held ItsAnnual Meeting5. Februar 1880, S. 8: The Peruvian Minister. NotLiable to be Sued in Any State Court21. November 1880, S. 5: Overdue with a Cargo ofGrain: The Steam-Ship Mildred. Is She Lost, andWas She Over-Laden? 21. März 1881, S. 5: In Memory of the Czar; Servicesin the Russian Chapel Attended by Many ForeignConsuls10. Juni 1884, S. 8: A Monument in Finance; TheCentennial of the Bank of New-York. An Institu-tion That Has Passed Unscathed Through the Pan-ics of a Hundred Years6. April 1887, S. 3: Censuring a Firm (G. AmsincksKlage gegen Bartlett & Co.)3. April 1888, S. 1: Gen. Newton to Be President(Panama Railroad Company)29. Dezember 1892, S. 8: The Vega in a Hurricane.Three of Her Officers Receive Severe Injuries11. Januar 1893, S. 5: Vaudeville Club Opening. AThousand Well-Known New Yorkers in Attend-ance20. Februar 1894, S. 12: In the Real Estate Filed. Re-ports of Sales11. November 1894, S. 10: Notes on the Stage. EdenMusée (Ausstellung von Chrysanthemen und Or-chideen)31. März 1895, S. 1: In and About Summit. SocialNews of Interest to Residents of That Locality(Gustav Amsinck wird nach Europa reisen) 12. Mai 1895, S. 11: Social Matters in Summit (Gus-tav Amsinck ist nach Europa gereist)29. September 1895, S. 9: In Summit and Vicinity(Gustav Amsinck ist aus Europa zurück)24. Januar 1896, S. 12: Treasury Balances. Office ofthe Atlantic Mutual Insurance Company (State-ment of Affairs)

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21. Juni 1896, S. 20: In and About Summit. Im-portant Social Happening of the Last Week (G. H. Gossler und Familie zu Gast bei GustavAmsinck)13. Januar 1897, S. 12: Annual Bank Election.National and State Institutions Elect Their Direc-tors. / Bank of New York2. November 1897, S. 5: Affairs in Nicaragua. Dietof the Greater Republic and Minister Merry. PeopleSuffering under Zelaya’s Rule9. Februar 1900, S. 8: Gold for Southern Ports14. Februar 1900, S. 12: Notes of Insurance Interest.Atlantic Mutual Insurance Company (Wahl Gus-tav Amsincks zum Trustee First Class)2. November 1901, S. 14: In the Real Estate Field.Beaver and Pearl Street Properties Sold6. April 1905, S. 11: What Is Doing in Society (Kon-zert von Anna Otten)7. April 1905, S. 15: In the Real Estate Field. East47th Street Residence Sold9. Juli 1905, Second Magazine Section, S. x8: Ex-odus to Europe. Southampton Loses ProminentCottagers11. Oktober 1906, S. 1 f.: Silveira’s Many Interets.One of Cuba’s Most Substantial Men RecentlyBroke with Palma13. Oktober 1906, S. 1 f.: Revolt in Cuba Silveira’sWork. Quarrel Made Ceballo’s Agent a Foe. Finan-ced the Uprising17. März 1907, Second Magazine, S. x6: Society atHome & Abroad (Mrs. Gustav Amsinck hat meh-rere Diners gegeben)30. Dezember 1908, S. 15: Sugar Tariff RegulationsUpheld15. Januar 1909, Special, S. 1: Amsinck Buys on FifthAv. Banker Acquires the Matilda Bruce House at810 for Residence28. Februar 1909, Second Magazine, S. x1: Societyat Home & Abroad (Mrs. Gustav Amsinck beimBridge-Spiel in „Sherry’s“)6. Juni 1909, S. 11: Manhattan Beach Terminal.Southampton Cottages Leased10. Juni 1909, S. 7: Obituary Notes. Amsinck, Gus-tav (Bank of New York)13. Juni 1909, S. x1: Necrology. Gustav Amsinck16. Juni 1909, S. 7: Obituary. Amsinck, Gustav(Rede von “President“ Herbert L. Griggs vor dem“Board of Directors“ der Bank of America)20. Juni 1909, S. 3: Amsinck Left Millions. Banker’s

Widow Receives $ 1,000,000 Cash. Relatives WellRemembered3. Oktober 1909, S. x1: Society at Home & Abroad(Mrs. Amsinck wird neues Haus nicht beziehen) 15. Mai 1910, S. x1: Society at Home & Abroad(Mrs. Gustav Amsinck und ihre Nichte Mrs. BowerIsmay segeln Mittwoch nach Europa)7. Mai 1911, Cable News Wireless and SportingSections, S. c2: Entertertain in London. AmericanHostesses Prominent. Debutants to Be Presented(Mrs. Gustav Amsinck residiert im Ritz)6. Februar 1912, S. 11: Hamilton Fish to Wed Mrs.Amsinck. His Engagement to Widow of GustavAmsinck Will Likely Be Announced this Week.Bride-to-Be Twice Widow20. Februar 1912, S. 11: Children Depict Masters’Portraits. Pose In Tableaux, with Musical Vari-ations, at the Waldorf in Aid of Charity9. April 1912, S. 11: Miss Leary Gives a Dinner. En-tertains for Father Vaughan30. April 1912, S. 11: Hamilton Fish’s Wedding. HisMarriage to Mrs. Florence Amsinck to Take Placein June14. Juni 1912, S. 11: Hamilton Fish’s Wedding. HisMarriage to Mrs. Gustav Amsinck Is Set for June 2526. Juni 1912, S. 13: Hamilton Fish and Mrs. Am-sinck Wed. Ex-Assistant United States TreasurerMarries Widow in Her Fifth Avenue Home15. August 1912, S. 1: Frank Work Estate Worth $ 14,228,808 (…) G. Amsinck Left $ 2.774.811,Mostly to Widow13. Oktober 1912, Special Foreign Dispatches, S. c3:Thinks Roosevelt Can Win. Hamilton Fish, Sailingfor Home, Predicts an Election Surprise22. Oktober 1914: Mrs. Fish Hurt in Car Accident.Miss Van Amringe, Her Companion, in St. Luke’sHospital1. November 1914: Fire Badly Damages Fish Coun-try Home22. Januar 1918, S. 22: Baron Prisoner on Ellis Is-land. Pavenstedt Arrested, Too. Adviser of vonBernstorff Taken in Adirondacks. Others ProbablySoon in Secret Service Net28. Januar 1918, S. 5: Pavenstedt Interned as „Dan-gerous Enemy“. Ex-Banker, Adviser of Bernstorff,Arrested in Adirondacks, Now on Ellis Island10. Februar 1918, S. 42: Latest Dealings in the Re-alty Field. G. Amsinck & Co. Acquire New Homethrough $ 2,000,000 Lease

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22. April 1920, S. 1: Steal $ 75,000 Gems from Mrs.Fish; Burglars Plunder Fifth Avenue Home29. Mai 1925: 810 Fifth Avenue to be sold23. Oktober 1926, S. 17: Obituaries. Mrs. Hamilton Fish16. Januar 1936, Section Social News, S. 21: Hamil-ton Fish, 86, Dies. Father of Representative and Sonof Governor Had Himself Served in Congress 10. Oktober 1941, Section Obituaries, S. 23: A. J.Pavenstedt, Former Banker, Intimate Adviser ofGerman Envoy in World War, Dies in Southamp-ton at 87. Interned as an Alien. Negotiated Deal forCredit to Bolo Pacha, Whom France Executed as aSpy··································································· The Sun3. April 1888, S. 5: Financial and Commercial /Panama Railroad Company20. September 1892, S. 3: Our Return to Hamburg.More Than $ 10.000 Collected for Cholera Suffer-ers Abroad12. Oktober 1906, S. 1 f.: Silveira Free of the Seas.Believed to Have Lost Million on His Cattle-Ship10. November 1906, S. 9: Man Who CorneredPanama Hats in Tangle over a Draft. Knockout-Drops Story24. Oktober 1907, S. 10 (Anzeige zum 200. Jubi-läum der Bank of New York)10. Juni 1909, S. 2: Gustav Amsinck Dead. Bankerand Merchant. His family Has Been Two Centuriesin Business 20. Juni 1909, S. 7: Will of Gustav Amsinck. A Mil-lion Outright and the Income of Another for theWidow··································································· Andere ZeitungenHamburger Fremdenblatt (12., 23. und 27.Mai 1910): Versteigerung der Bibliothek von Gus-tav AmsinckHamburger Neueste Nachrichten (11. Juni1909): Todesanzeige Gustav AmsinckHamburgischer Correspondent (12., 23.und 27. Mai 1910): Versteigerung der Bibliothekvon Gustav AmsinckMiami Herald (26. Juli 1915), S. 1: AmericanWomen Control a Billion of Nation’s WealthSt. Paul Daily Globe (3. Februar 1895), S. 16:Women Who Will Pay the Income TaxThe Financial Record New York (30. Juni1909), S. 3: Obituary

··································································· Literatur··································································· Annual Report of the Board of Regents of theSmithsonian Institution 1 (1885) Annual Report of the Corporation of theChamber of Commerce, of the State of New York, for the Year 1876, New York 1876Atlantic Mutual Insurance Company: NinetyYears of Marine Insurance, 1842–1932, New York1932Barton, George: Celebrated Spies and FamousMysteries of the Great War, Boston 1919Biographical Directory of the State of NewYork, New York 1900Bretting, Agnes: Soziale Probleme deutscherEinwanderer in New York City 1800–1860, Wies-baden 1981Bülow, Bernhard Fürst von: Denkwürdig-keiten, Band 4: Jugend- und Diplomatenjahre, Ber-lin 1931Club Men of New York. Their Clubs, CollegeAlumni Associations, Occupations, and Businessesand Home Addresses, with Historical Sketches ofMany Prominent New York Organizations 4(1901/02) Currie, Gilbert E. (Hg.): The United StatesInsurance Gazette and Magazine of Useful Know-ledge 14 (1862)Dethleffsen, Gigi: Die Amsincks – 400 JahreDynastie ehrbarer Kaufleute in Hamburg, Teil III,in: Hamburger Abendblatt (15. Dezember 1976), S. 5Deutsches Geschlechterbuch, Genealo-gisches Handbuch bürgerlicher Familien Band 18,Görlitz 1910 (Hamburger Geschlechterbuch, Band 1)Ernst, Robert: Immigrant Life in New YorkCity 1825–1863, New York 1979Gray, Christopher: Inside the Union Club,Jaws Drop, in: The New York Times (11. Februar2007)Hall, Henry (Hg.): Art. Amsinck, Gustav, in:Ders.: America’s Succesful Men of Affairs: An En-cyclopedia of Contemporaneous Biography, NewYork 1895–1896Hauschild-Thiessen, Renate: Art. Amsinck,Johannes in: Kopitzsch, Franklin; Brietzke, Dirk(Hg.): Hamburgische Biografie. Personenlexikon,Band 2, Hamburg 2003, S. 29

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Herringshaw, Thomas William: Art. Am-sinck, Gustav, in: Ders.: Herringshaw’s NationalLibrary of American Biography, Chicago 1909–1914 Hintze, Otto: Die niederländische und ham-burgische Familie Amsinck: ein Versuch einerFamiliengeschichte. Dritter Teil: Von der Mitte des18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Hamburg 1932Journal of the American Geographical Society ofNew York 9 (1878)King, Moses: Art. Hanover Square, in: Ders.:King’s Handbook of New York City: An OutlineHistory and Description of the American Metrop-olis, Boston, Mass. 1893, S. 159Ders.: Art. Amsinck, Gustav, in: Ders.: King’sNotable New Yorkers of 1896–1899: a companionvolume to King’s handbook of New York City, NewYork, 1899, S. 202Klée Gobert, Renata: Geschichte des HausesNeuer Jungfernstieg 18, in: Kommerz und Kulturim Amsinck-Haus am Neuen Jungfernstieg. DerÜbersee-Club 1922–1972, Hamburg 1972, S. 59–72Krause, Detlef: Die Commerz- und Disconto-Bank 1870–1920/23. Bankgeschichte als Systemge-schichte, Stuttgart 2004Leonard, John W. (Hg.): Art. Amsinck, Gustav,in: Ders.: Who’s Who in New York City and State.A Biographical Dictionary of Contemporaries,Fourth Biennial Edition, New York 1909, S. 28Ders.: Art. Gossler, Gustave Henry, in: Ders.:Who’s Who in New York City and State. A Biogra-phical Dictionary of Contemporaries, Fourth Bien-nial Edition, New York 1909, S. 564Luckhardt, Ulrich; Schneede Uwe M.(Hg.): Private Schätze. Über das Sammeln vonKunst in Hamburg bis 1933, Hamburg 2001Meola, Patricia, E.: Summit. Wish You WereHere, Charleston 1998Monthly Bulletin of the New York Chamberof Commerce 1, 4 (1909) Möring, Maria: 1757–1957. 200 Jahre JohannesSchuback & Söhne. Familie und Firma in Ham-burg, Hamburg 1957 Nadel, Stanley: Little Germany. Ethnicity, Re-ligion and Class in New York City 1845–80, Urbana1990

New Jersey Historical Society: Necrology,in: Proceedings of The New Jersey Historical So-ciety, Third Series, Vol. V (1909), S. 42O’Connor, Richard: Die Deutsch-Amerika-ner: So wurden es 33 Millionen, Hamburg 1970Officers, Members, Constitution and Rules ofthe Union Club, of the City of New York, NewYork 2008Raftis, Edmund B.: Summit, New Jersey. FromPoverty Hill to the Hill City, Seattle 1996Register of the Norwood F. Allman Papers 1929–1987, Stanford 1998Report of the New York Produce Exchange fromJuly 1, 1891, to July 1, 1892, New York 1892Roth, Guenther: Max Webers deutsch-engli-sche Familiengeschichte 1800–1950, mit Briefenund Dokumenten, Tübingen 2001Ruperti, Oscar: Lebenserinnerungen gewidmetmeinen Kindern, Enkeln und Urenkeln, Hamburg1919Sieveking, Friedrich: Gedenkrede zum 100.Geburtstag von Johannes Amsinck, 23. März 1892,Hamburg 1892Social Register, New York 1900, 14, 1 (1899);1903, 17 (1902)Tauranac, John; Little, Christopher: El-egant New York – The Builders and Buildings 1885–1915, New York 1985The American Museum of Natural History:Annual Report of the President, Treasurer’s Report,List of Accessions, Constitution, By-Laws and Listof Members for the Year 1894The Bibliophile Society (Boston, Mass.): TheEight Year Book (1909)The Bulletin of the Metropolitan Museum ofArt 3–4 (1908)The Metropolitan Museum of Art: AnnualReport for the Year 1908, New York 1908Ukers, William H: All About Coffee, New York1922Wakeman, Abram: History and Reminiscencesof Lower Wall Street and vicinity, New York 1914Wasmuth, Arne; Goetz, Ulrike von: „,Ur-adel‘ ohne blaues Blut“, in: Die Welt (23. Septem-ber 2001)···································································

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Bildnachweis: Trotz sorgfältiger Nachforschungen konnten nichtfür alle Abbildungen die Rechteinhaber ermitteltwerden. Sollte jemand in urheberrechtlicher Bezie-hung Rechte geltend machen, so möge er sich andie Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung wen-den.··································································· Aimé Dupont (S. 52)Bokelberg.com/G. Koppmann (S. 9) Carola Amsinck (S. 69)Constanze Rheinholz (S. 58)Deutsches Geschlechterbuch, GenealogischesHandbuch bürgerlicher Familien Band 127, Lim-burg 1961 (Hamburger Geschlechterbuch, Band 9)(S. 11)Gray, Christopher (Hg.): From Start to Finish inHistoric Block-to-Block Photographs, New York,1994 (S. 74)Hintze, Otto: Die niederländische und hamburgi-sche Familie Amsinck: ein Versuch einer Familien-geschichte. Dritter Teil: Von der Mitte des 18. Jahr-hunderts bis zur Gegenwart, Hamburg 1932 (S. 16)History of Queens County with Illustrations, Por-traits & Sketches of Prominent Families and Indi-viduals, New York 1882 (S. 32)King, Moses: King’s Photographic Views of NewYork, 1895 (S. 24)Klée Gobert, Renata: Geschichte des Hauses NeuerJungfernstieg 18, in: Kommerz und Kultur im Am-sinck-Haus am Neuen Jungfernstieg. Der Übersee-Club 1922–1972, Hamburg 1972 (S. 59)Marcel Franke (S. 62 f.)Möring, Maria: 1757–1957. 200 Jahre JohannesSchuback & Söhne, Hamburg 1957 (S. 10)Privatbesitz Oswald Amsinck (S. 16)Staatsarchiv Hamburg/Adolph Kindermann (S. 8)Staatsarchiv Hamburg/A. Siegmund (S. 8)Staatsarchiv Hamburg (restliche Bilder)Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg KS8966/1 (S. 25)

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Verzeichnet sind die Namen von Personen undFamilien, die in den Kapiteln 1 bis 14 genanntwerden. Anmerkungen bleiben unberücksichtigt,ebenso der Name Gustav Amsinck. Ein * verweistdarauf, dass auf der angegebenen Seite (auch) einBild der jeweiligen Person erscheint. Bei den Vor-namen findet in den meisten Fällen eine Beschrän-kung auf den Rufnamen statt. Adelstitel werden imRegister weggelassen, da sie im Haupttext vermerktsind.···································································Alexander II., Zar von Russland 39Allmann, Norwood F. 77Amsinck, Carola 70Amsinck, Elisbeth 7Amsinck, Emilie (geb. Gossler) 8*, 9Amsinck, Emilie (siehe Emilie Merck)Amsinck, Florence (geb. Delaplaine, verw.Beekman) 50, 51, 52*, 54, 60, 62, 64, 65, 67, 70,73, 75Amsinck, Heinrich 12, 13, 14, 15*, 21, 22, 23, 35,55, 56Amsinck, Helene Marie Antonie (geb. Lattmann)22, 23, 56, 58Amsinck, Ida Marianne (siehe Ida MarianneRuperti)Amsinck, Johanna Elisabeth (siehe Emilie Latt-mann)Amsinck, Johannes (Vater von Gustav Amsinck)7, 8*, 9, 12, 13, 14, 16, 21Amsinck, Johannes (Bruder von Gustav Amsinck)12, 14*, 64Amsinck, Johannes Heinrich 23Amsinck, Johannes 23, 67, 68, 71Amsinck, Ludwig Erdwin 12, 13, 15, 16*, 21, 22,25, 28, 31, 56Amsinck, Martin Garlieb 12, 15, 16*, 62

Amsinck, Mathilde (geb. te Kloot; Witwe vonJohannes Amsinck) 64Amsinck, Olga Wilhelmine (siehe OlgaWilhelmine Sieveking)Amsinck, Oswald 23, 51, 56, 64, 71, 76, 77Amsinck, Susanne Helene (siehe Susanne HeleneSiemsen)Amsinck, Werner 23, 56Amsinck, Wilhelm (Großvater von GustavAmsinck) 7Amsinck, Wilhelm (Bruder von Gustav Amsinck)12, 13, 14, 15*, 21, 22, 23, 28, 29*, 35 56, 60*, 62, 65,66*, 67, 68Amsinck, Wilhelm (Onkel von Gustav Amsinck)9, 12, 56Amsinck, Willem 7···································································Babbage, Richard Gordon 54Beekman, James Hude 51Bennett, James Gordon jr. 41Berenberg-Gossler, Cornelius 56Bernstorff, Johann Heinrich 77Bismarck, Otto 12Bülow, Bernhard 60···································································Cairati, Michele 62Callot, Jacques 45Chamorro (Kaufmann) 37Cooper, Edward 41···································································Dias (Kaufmann) 37Dorl, Francis 23Duhn, Gabriel 71Duhn (Ehefrau von Gabriel von Duhn) 71Duke of Newcastle 54Dunn (Ehefrau von Wilson Shannon Dunn) 54···································································

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Namensregister

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Esqr., Theo Casiniusius (US-Konsul Wien) 22Evarts, William M. 41···································································Fahnestock, Harris 41Field, Cyrius West 41Fish, Charles Hamilton 73, 75Fish, Hamilton 73Fish, Stuyvesant 73Flores, Juan B. 37Forsmann, Franz Gustav 59···································································Goethe, Johann Wolfgang 39, 45Goodyear, Charles 31Gossler, Anna Sophia 23Gossler, Emilie (siehe Emilie Amsinck) Gossler, Gustav H. 23, 28, 38, 65, 71Gossler, Heinrich 8Gutiérrez, Rafael Antonio (Präsident von El Salvador) 13···································································Haller, Martin 56, 59Hammersdorf, Hermann 71Harriman, Edward Henry 41Hayes, Rutherford B. 41Hebbel, Christian Friedrich 45Heine, Heinrich 45···································································Jenisch (Ehefrau von Gottlieb Jenisch) 59Jenisch, Emilie 59Jenisch, Gottlieb 59···································································Klinger, Max 45Kokiu (Zauberkünstler) 40···································································Lattmann, August 23Lattmann, Helene Marie Antonie (siehe HeleneMarie Antonie Amsinck)Lattmann, Johanna Elisabeth (geb. Amsinck) 8,12, 23Lincoln, Abraham 21, 22Lincoln, Frank 40Liszt, Franz 40Low, Joseph T. 54Low, Laura 54···································································Mattullath, Hugo 31McDonald, Peter 46Mendelssohn Bartholdy, Felix 40Merck, Emilie (geb. Amsinck) 12, 13*, 62

Morgan, John Pierpont 41Möring, Maria 37Mozart, Wolfgang Amadeus 40···································································Norris, Alfred F. 47···································································Otten, Anna 54Ottendorfer, Oswald 40···································································Pacha, Bolo 77Palma, Tomás Estrada 37Papen, Franz 77Pavenstedt, Adolf 68, 69, 71, 77Pastor, Tony 40Predöhl, Max 71···································································Reidy, Emmy genannt Caroline 71Riedel, Gustav 71Roosevelt, Theodore 73Rosa, A. S. 22Runge, Otto Siegismund 59Ruperti, Ida Marianne (geb. Amsinck) 12, 25, 62,64, 71Ruperti, Justus 25, 77Ruperti, Oscar 26, 64···································································Schermerhorn, John E. 41Schieffelein, George 64Schuback, Elisabeth (siehe Elisabeth Amsinck)Schuback, Johannes 7, 28Schurz, Carl 57Sieveking, Edgar 25, 77Sieveking, Ernst Friedrich 25, 46Sieveking, Olga Wilhelmine (geb. Amsinck) 8,12, 14*, 25, 46, 62, 71Siemsen, Susanne Helene (geb. Amsinck) 12, 13*,62, 71 Sillem, Martin Garlieb 8Silveira, Geschäftsmann 37Sonne, Hans Christian 78Sophie, Großherzogin von Sachsen 45Steinway, William 40···································································Tracey, Don José Carlos 36···································································Vanderbild, Cornelius 19Violetta (Sängerin) 40···································································White, Patrick 71

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Willink, Henry 77Willink, Laetitia 65Wilson, Woodrow 73···································································Zelaya, José Santos 36

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Natio-nalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbiografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.d-nb.de abrufbar.Die Online-Version dieser Publikation ist auf derVerlagswebsite frei verfügbar (open access). DieDeutsche Nationalbibliothek hat die Netzpublika-tion archiviert. Diese ist dauerhaft auf dem Archiv-server der Deutschen Nationalbibliothek verfügbar.

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