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MI 18. März, 20 UHR Freiburg, E-werk Linie 2 STEVE REICH DRUMMING STEVE REICH DRUMMING STEVE REICH DRUMMING

H DRUMMING - SWR Service

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Page 1: H DRUMMING - SWR Service

MI 18. März, 20 UHR Freiburg, E-werk

Linie 2

STEVE REICHDRUMMINGSTEVE REICHDRUMMINGSTEVE REICHDRUMMING

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PROGRAMM

STEVE REICH * 1936

DRUMMING FÜR NEUN SCHLAGZEUGER, ZWEI FRAUENSTIMMEN UND PICCOLOFLÖTE (1971)

Teil 1: Bongo-TrommelnTeil 2: Marimbas, Sopran und Alt

Teil 3: Glockenspiele, Sopran, Alt und PiccoloflöteTeil 4: Gesamtes Ensemble

Markus Maier ∙ Jochen Schorer ∙ Franz LangFranz Bach ∙ Aaron Buß ∙ Maximilian Mangold ∙ Nico Wolbert

Justin Auer ∙ Pirmin Hofmann, SchlagzeugJohanna Zimmer, Sopran

Wiebke Wieghardt, AltChristina Singer, Piccoloflöte

Matthias Schneider, Klangregie

SENDUNG · Mi 13. Mai 23 Uhr in SWR2 JetztMusik

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EINMAL IN GANG ...DRUMMING VON STEVE REICH

Es ist nicht so leicht, dem Ritual näherzukommen. Ernst gehört zum Ritual, das Rauschhafte, unbedingt auch die Wiederholung. Wir spre-chen von keinem »Museumsritual«, aber das »Konzertritual« ist in aller Munde. Ein Grund könnte sein, dass jeder seinen Ausstellungsbesuch individuell anders gestaltet: Manche flanieren einfach herum, manche hören den Museumsguide, einige lassen Bilder länger auf sich wirken, andere sprechen über Farben, Formen, Funktionen.

Anders das Konzert. Hier herrscht Stille, das Publikum vertieft sich ge-meinsam – im Kollektiv. Manche Soziologen oder Ethnologen definie-ren das Ritual dadurch, dass es das Individuelle auslöscht zu Gunsten einer kollektiven Erfahrung. Aber der Grad bleibt schmal. Diktaturen aller Länder spielen bekanntermaßen auf der Ritualklaviatur. Anderer-seits ermöglicht das Ritual jene tiefen Erfahrungen, die so wichtig, zu-gleich so schwer auf den Punkt zu bringen sind. Es bleibt beim Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln.

Nun zu »Drumming« und dessen Vorgeschichte: Im Jahr 1970 besuchte Steve Reich Afrika. In Accra, der Hauptstadt von Ghana, unterrichtet ihn Gideon Alorwoyie, ein Schlagzeuger des Stammes der Ewe. Reich nimmt alles auf seinem Tonbandgerät auf. Nach den Übungen hört er sich alles in Ruhe nochmal an und notiert alles in traditioneller Notenschrift. Für den amerikanischen Minimalisten Reich waren die Erfahrungen mit in-digenen Stammesriten nachhaltig. Direkt im Anschluss an seine Reise beginnt er seine Arbeit »Drumming«. Es ist eine Kehrtwende in seinem Schaffen, das bis Ende der 1960er-Jahre geprägt war von elektronischer Musik.

»Es wird oft die Frage gestellt, welchen Einfluss meine Afrikareise hat-te? Die Antwort heißt Bestätigung. Mein dortiger Aufenthalt bestätigte Steve Reich

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meine intuitive Erkenntnis, dass akustische Instrumente reicher im Klang sind als elektronische Klangerzeuger. Für ›Drumming‹ wählte ich Instrumente aus, die mittlerweile im Westen zur Verfügung standen. Ich stimmte sie dann auf unser diatonisches Tonsystem und gebrauchte sie im Stil meiner früher entstandenen Werke.«

GEGLIEDERTE KOMPLEXITÄT

Steve Reich wurde bekannt für seine Phasing-Technik. Sie war geprägt von der frühen Tonbandtechnik und beruhte auf einer – durch die Mög-lichkeit einer stufenlosen Tonband Beschleunigung bedingten – Ver-schiebung kleiner rhythmischer Motive. Das Ergebnis ist eine stete Komplexitätszunahme. In »Drumming« beginnen Bongospieler mit einem einfachen Rhythmus, der sich bald steigert zu einem bunten Kal-eidoskop verschiedener Dichten. Rhythmen scheinen einander zu ant-worten, durchdringen sich, bilden zunehmend kaum noch entwirrbare Komplexitäten.

»Drumming«, das längste Werk Steve Reichs, ist in vier Teile gegliedert. Nach dem ersten Bongoteil kommen die Marimbas mit zwei Sängerin-nen, im dritten Teil Glockenspiele, im vierten Formabschnitt spielt das gesamte Schlagzeugensemble. Erstmals verwendet Reich Stimmen. Ganz bewusst dienen sie der Imitation der Schlaginstrumente. Die Ma-rimbas begleiten die Sängerinnen mit dezenten Konsonanten (b und d) oder runden Vokalen (u). Schwieriger war es, einen adäquaten stimmli-chen Ausdruck für das Glockenspiel zu finden. Reich entschied sich für eine spezielle Pfeiftechnik. In höheren Registern, dort wo die Lippen ver-sagen, nutzt er die Piccoloflöte als zusätzliches Instrument.

»Ich studierte balinesische und afrikanische Musik, weil ich sie liebe. Aber ich glaube auch, dass diese nicht westlichen Einflüsse derzeit die wichtigsten Quellen sind, wo Komponisten auf neue Ideen stoßen«.

Torsten Möller wurde 1969 in Bochum geboren und studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Soziologie in Berlin. Er lebt heute wieder im Ruhrgebiet, ist dort als Autor fürs Radio (SWR, DLF, BR) sowie für diverse Magazine im In- und Aus-land tätig. Er unterrichtet Musikjournalismus an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Steve Reich, der ausgebildete Schlagzeuger und Bewunderer Johann Sebastian Bachs und Igor Strawinskys, stand der Neuen Musik ab 1950 skeptisch gegenüber. Er glaubte nicht an den – vor allem in Deutsch-land grassierenden – Fortschrittsmythos; grundsätzlich zweifelte er sogar an der Schöpfungskraft eines einzelnen Komponisten. Ist der Prozess einmal in Gang gesetzt, laufe es bei ihm einfach ab, sagte Reich einmal amerikanisch unverblümt. Für ihn bedeutete es eine Freiheit, die so etwas wie ein »unpersönliches Ritual« mit sich bringe. Wieder versagen die Worte, es bleibt beim richtungslosen Definitionsversuch, beim argumentativen Kreisen um Wiederholung, um Ernst, um kollekti-ve Erfahrungen, um kollektives Musizieren. Am Ende sorgt »Drumming« für weitere Klärung – ganz wortlos, aber nicht still.

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DIE MUSIKSTADT FREIBURG BRAUCHTDAS SWR SYMPHONIEORCHESTER – DAS ORCHESTER BRAUCHT UNS!WIR BRAUCHEN SIE!

Ihre Mitgliedschaft im Förderverein unterstützt das SWR Symphonieorchester für Freiburg, für die Region, für uns!

Bitte informieren Sie sich unter www.freunde-swr-so.deoder rufen Sie uns an (Telefon: 0176 98280147).

Wir freuen uns auf Sie.

»Der Freiburger Freundeskreis ist ein unverzichtbarer Begleiter, Helfer und Streiter für das neue SWR Sym-phonieorchester. Er bewahrt nicht nur die Erinnerung an das ehemalige SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, sondern ist eine gewichtige Stimme, wenn es darum geht, Freiburger Interessen zu vertre-ten und neue Projekte zu unterstützen.«

Konzertmeister Christian Ostertag

Page 6: H DRUMMING - SWR Service

IMPRESSUM

Dr. Johannes Bultmann Künstlerischer Gesamtleiter Klangkörper und FestivalsFelix P. Fischer Geschäftsführender OrchestermanagerKerstin Gebel Redaktion

Matthias Claudi Leitung Kommunikation SWR ClassicJohannes Braig SWR Design

Sämtliche Texte sind Originalbeiträge für dieses Programmheft

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SWR Experimentalstudio Joachim Haas, Klangregie und elektronische Realisierung SWR Symphonieorchester Jonathan Stockhammer, Dirigent

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