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Thomas Wiedemann / Michael Meyen (Hrsg.)

Pierre Bourdieu und die Kommunikationswissenschaft

Internationale Perspektiven

Herbert von Halem Verlag

Theorie und GeschichTe der KommuniKaTionswissenschafT

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detailliertebibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.ddb.de abrufbar.

Thomas Wiedemann / Michael Meyen (Hrsg.)Pierre Bourdieu und die Kommunikationswissenschaft.Internationale PerspektivenTheorie und Geschichte der Kommunikationswissenschaft, 13Köln: Halem, 2014

Die gedruckte Ausgabe dieses Buches ist 2013im Herbert von Halem Verlag erschienen.

Die Reihe Theorie und Geschichte der Kommunikationswissenschaftwird herausgegeben von Michael Meyen, München.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme (inkl. Online-Netzwerken) gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2014 by Herbert von Halem Verlag, Köln

ISSN 1865-3367

E-Book (PDF) ISBN 978-3-86962-118-0Print: ISBN 978-3-86962-086-2

Den Herbert von Halem Verlag erreichen Sie auch im Internet unter http://www.halem-verlag.deEmail: [email protected]

Satz: Herbert von Halem VerlagGeStaltuNG: Claudia Ott Grafischer Entwurf, DüsseldorfCopyright Lexicon ©1992 by The Enschedé Font Foundry.Lexicon® is a Registered Trademark of The Enschedé Font Foundry.

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Inhalt

thomas WI edeman n / m I c hael m eyen 7Warum Bourdieu, warum internationale Perspektiven? Eine Einführung

I. ForschungsFelder

rodn ey B enson 20Nachrichtenmedien als ›journalistisches Feld‹: Was Bourdieu zum Neo-Institutionalismus beiträgt – und andersherum

le e edWar ds 49Mit Bourdieu Public Relations verstehen

er I k n eveu 74Pierre Bourdieu und die Analyse von Mediendiskursen. Rezeptionsschwierigkeiten und Umsetzung eines theoretischen Programms

h elm ut sc h er er 100Mediennutzung und soziale Distinktion

davI d W. Par k 123Pierre Bourdieu und die Geschichte des kommunikationswissenschaftlichen Feldes. Auf dem Weg zu einem reflexiven und konfliktorientierten Verständnis der Fachentwicklung

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II. anWendungen

J u lI en duval 146Das journalistische Angebot und der soziale Raum im heutigen Frankreich

n Icolas h u B é 166Aus naher Quelle einer nahen Quelle … Die Codifizierung des ›off‹ in der deutschen Politik

ad r I en n e russ ell 191Digitale Kommunikationsnetzwerke und das journalistische Feld. Eine Fallstudie zu den französischen Unruhen 2005

III. entgrenzungen

ØyvI n d I h len 214Kämpfe im Feld der Wirtschaft verstehen. Bourdieu und die Analyse strategischer Kommunikation

klaus B ec k / tI ll Büs er / c h r I stIan e sc h u B ert 234Medialer Habitus, mediales Kapital, mediales Feld – oder: vom Nutzen Bourdieus für die Mediennutzungsforschung

B en Jam I n kräm er 263Eine Bourdieu’sche Kritik der politischen Urteilskraft

Autorinnen und Autoren 287

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thomas WI edeman n / m I c hael m eyen

Warum Bourdieu, warum internationale Perspektiven? Eine Einführung

1. Ziele

Dieses Buch will werben. Die Botschaft lässt sich folglich leicht auf den Punkt bringen: Die Denkwerkzeuge des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (1930 bis 2002) eignen sich für viele (wenn nicht für alle) Frage-stellungen in der Kommunikationswissenschaft. Mehr noch: Bourdieus Konzepte versprechen einen neuen Blick auf alte Probleme oder bringen Probleme auf den Tisch, die das Fach sonst vollkommen ausblendet. Die elf Texte, die hier veröffentlicht werden, sind (wenn man so will) Testimonials. Sie zeigen, wie Bourdieu in den unterschiedlichsten Forschungsfeldern ein-gesetzt werden kann – Pr und Journalismus, politische Kommunikation und Fachgeschichtsschreibung, Medienstrukturen und Medien nutzung. Zielgruppe ist die deutschsprachige Community, zu der hier nicht nur die Professoren und der Mittelbau gehören, sondern auch all die, die ein Thema für ihre Abschlussarbeit suchen (Bachelor, Master, Dissertation) und damit zwangsläufig auch ein theoretisches Konzept. Dieses Buch bietet da-für Beispiele: von begrifflichen Anwendungen über komplette Studien bis hin zu Vorschlägen für das, was als Nächstes untersucht werden könnte.

Die Zielgruppe und der Wunsch, Barrieren für die Bourdieu-Rezep-tion abzubauen, erklären die Sprache. Auch die acht Texte, die ursprüng-lich auf Englisch oder Französisch geschrieben wurden, werden hier auf Deutsch präsentiert. Die Kenntnis beider Fremdsprachen ist zwar in der

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thomas WIedemann / mIchael meyen

deutschen Kommunikationswissenschaft weitverbreitet und selbst für die Studenten oft Voraussetzung, um in Hauptseminaren mitzukommen, ge-rade die Erfahrungen aus solchen Veranstaltungen haben uns aber dazu angeregt, die Originaltexte zu übersetzen. Wo es auf Nuancen ankommt (wie in der Theorie arbeit) und wo es für die Autoren manchmal schwierig ist, die Komplexität ihrer Gedankenwelt in eine verständliche Sprache zu gießen, schien es uns angebracht, wenigstens eine Zugangshürde zu be-seitigen. Darüber hinaus war die Aussicht auf Übersetzung gerade für die internationalen Autoren ein Anreiz, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Obwohl sich die Fachgemeinschaft längst auf Englisch verständigt, sind Publikationen in anderen Sprachen offenbar immer noch so begehrt wie vor 30 Jahren, als Pierre Bourdieu (1988) über den Homo academicus schrieb und dies dort zu einem wichtigen Reputationskriterium machte.

Wer dieses Buch oder Die feinen Unterschiede (BourdIeu 1982) nicht mag und trotzdem bis hierher gekommen ist, könnte Bourdieu auch einfach als Mittel zum Zweck verstehen. In diesem Buch wird zwar für ein ganz bestimmtes Gedankengebäude geworben, eigentlich aber geht es um mehr – um die Nutzung von Sozialtheorien überhaupt (vgl. Joas/knöBl 2004). In der Kommunikationswissenschaft (im deutsch-sprachigen Raum genau wie in den usa) dominieren im Moment psycholo-gische Konzepte und Methoden (vgl. meyen 2012) oder Ansätze mittlerer Reichweite. So sehr das eine (die Psychologie) dem Fach geholfen hat, den Praxisverdacht abzuwehren und wissenschaftliche Reputation zu gewin-nen, und so sehr das andere (Ansätze wie Kultivierung, Third Person Effect, Framing oder Wissenskluft) das Wissen über die Wirkungen öffentlicher Kommunikation vertieft: Wenn nicht einfach psychologische Forschung mithilfe unserer Gegenstände betrieben wird, fehlt es im Fach an Theorien, die nicht nur an ebendiesen Gegenständen modelliert wurden, sondern den Anspruch haben, auf alle Spielarten menschlichen Handelns und un-terschiedlichste Strukturen anwendbar zu sein. Auf den Punkt gebracht: Nachrichtenfaktoren, Agenda Setting oder Weischenbergs Zwiebelmodell mögen eine brauchbare Grundlage für Inhaltsanalysen, Befragungen von Mediennutzern oder die Journalismusforschung sein, die Karriere von Franz Beckenbauer lässt sich damit aber ebenso wenig untersuchen wie das Zusammenspiel von Legislative und Exekutive in der Politik oder die Aus-wanderung junger Frauen aus Ostdeutschland. Weiter zugespitzt: Wenn die Kommunikationswissenschaft mit den anderen Sozialwissenschaften kooperieren, in interdisziplinären Projekten reüssieren und im gesellschaft-

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lichen Diskurs mitspielen will, wird ihr gar nichts anderes übrig bleiben, als die Komfortzone zu verlassen, die von Theorien mittlerer Reichweite eingezäunt ist. Für diese These sprechen auch die Entscheidungsabläufe bei der Drittmittelvergabe. Egal ob in Brüssel, im Bundesministerium für Bildung und Forschung oder in der Deutschen Forschungsgemeinschaft: In aller Regel entscheiden Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbar-disziplinen (mit), ob ein Antrag aus der Kommunikationswissenschaft gefördert wird oder nicht.

So wichtig die Anschlussfähigkeit ist, die über Sozialtheorien herge-stellt werden kann: Mindestens genauso wichtig ist die Erkenntnispers-pektive, die damit jeweils verbunden ist. Theoretische Ansätze sind nicht nur dazu da, falsifiziert zu werden (wie Vertreter des kritischen Rationalis-mus ihren Jüngern manchmal glauben machen wollen). Theorien stellen zuallererst Begriffe bereit, die einen Zugang zur Realität erlauben (vgl. gIddens 1995: 31 - 33). Wer mit Bourdieu arbeitet, will weder beweisen noch wider legen, dass es so etwas wie einen Habitus, soziale Felder oder sozia-les und kulturelles Kapital gibt. Diese Denkwerkzeuge werden vielmehr genutzt, um die soziale Welt zu analysieren (und damit unter anderem auch Gegenstände aus dem Bereich der Kommunikationswissenschaft). Dass diese Selbstverständlichkeit hier ausformuliert wird, lässt sich erneut mit unseren Erfahrungen begründen – dieses Mal mit den Diskussionen im Münchner Institut, Reviews zu Fachzeitschriftenaufsätzen oder Buch-rezensionen (vgl. exemplarisch langenBucher 2013). Durchgängig wurde (und wird) dort bezweifelt, dass mit Bourdieu (der hier stellvertretend für andere Sozialtheorien steht) irgendein Mehrwert verbunden sei. Was, bitte schön, bringe es zum Beispiel, eine Biografie wie die von Walter Hagemann (1900 bis 1964) mit dem Kapitalbegriff aufzuladen (vgl. WIedemann 2012)? Ganz abgesehen davon, dass Hagemann selbst Bourdieu nicht verstanden hätte (ein Argument, dass wir auch in anderen Zusammenhängen gehört haben und das von dem Unverständnis zeugt, mit dem manche Reviewer auf Theorieabschnitte schauen), könne man mit Habitus und sozialer Posi-tion kaum die Frauengeschichten erklären, die am Ende dieses Lebens eine ganz zentrale Rolle spielten. Warum also nicht ›einfach so‹ schreiben, ganz im Stil anderer Biografen?

Das Plädoyer für Sozialtheorien, das mit diesem Buch transportiert wer-den soll und historische Forschung einschließt, wurzelt in einem Wissen-schaftsverständnis, das sich auf Systematik, intersubjektive Nachvoll-ziehbarkeit und Reflexion stützt (vgl. meyen et al. 2011). Dazu gehört, die

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theoretische Perspektive offenzulegen, die den Zuschnitt des Gegenstands bestimmt hat. Wie wollte man, sei hier zurückgefragt, die unendliche Fülle eines Lebens zwischen zwei Buchdeckel pressen, wenn nicht mithilfe einer Theorie, die nicht nur die Fragestellung bestimmt (im Beispielfall: den Kapitaltransfer zwischen den Feldern Journalismus, Politik und Wissen-schaft), sondern auch die Lebensstationen und Facetten der Persönlichkeit, die man sich näher anschaut, und damit letztlich sogar die Auswahl der Quellen? Kein Biograf kommt ohne eine solche Theorie aus und nähert sich seinem Forschungsgegenstand unvoreingenommen, allerdings macht das keineswegs jeder auch deutlich.

Nicht verschwiegen werden soll an dieser Stelle, dass alle ›großen Theo-rien‹ (Ansätze mit einem Erklärungsanspruch jenseits konkreter Gegen-stände, etwa in der Kommunikationswissenschaft) sowohl einem Ideologie- als auch einem Schulenvorbehalt ausgesetzt sind. Anders gesagt: Wenn man Bourdieu, Giddens oder Foucault nutzt (um nur drei Beispiele zu nennen), kauft man den Entstehungskontext solcher Theorien genauso mit wie die Auseinandersetzungen, die damit schon deshalb verbunden waren (und manchmal noch sind), weil der Anspruch, ›alles‹ erklären zu können, im-mer auch auf wissenschaftliche Hegemonie zählt und folglich bekämpft wird. Fast noch gefährlicher als die Gegner eines Denkers wie Bourdieu sind seine Anhänger – jene Kolleginnen und Kollegen, die ganz genau wissen, wie der Meister diesen oder jenen Satz verstanden wissen wollte, und keine anderen Interpretationen dulden. Von diesen Problemen ein Lied singen können die Systemtheoretiker in der Kommunikationswissenschaft (die einzige Sozialtheorie, die in der deutschsprachigen Fachgemeinschaft wirklich rezipiert und dann auch auf Professorenebene institutionalisiert worden ist; vgl. meyen/löBlIch 2006: 277 - 295; WendelIn 2008).

2. Bourdieu in der (deutschen) Kommunikationswissenschaft

International ist Pierre Bourdieu in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einem der am meisten zitierten Sozialwissenschaftler geworden. Laut Thomson Reuters’ IcI Web of Science (2007) belegt er Rang 2 (nur knapp hin-ter Michel Foucault) und übertrifft etwa Anthony Giddens (Platz 5), Jürgen Habermas (7), Max Weber (8) oder auch Ulrich Beck (15) um Längen. Bour-dieus Denken hat dabei nicht nur sein Herkunftsfach Soziologie nachhaltig

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Warum Bourdieu, warum internationale Perspektiven? Eine Einführung

beeinflusst, sondern auch die Nachbardisziplinen (vgl. Bohn/hahn 2002). Dennoch gibt es hier Unterschiede – sowohl regional als auch von Diszi-plin zu Disziplin. Während Bourdieu in Frankreich längst Schulstoff und an den Universitäten Mainstream ist (vgl. averBeck-lIetz 2010) und im angloamerikanischen Raum genau wie in Lateinamerika zumindest eine Mode, mit der man sich schmücken kann, hat die deutschsprachige Kom-munikationswissenschaft die entsprechenden Ideen aus dem Nachbarland eher zögerlich aufgenommen. Neben der schon angedeuteten (latenten) Abneigung gegenüber Sozialtheorien großer Reichweite mag hier zunächst die starke Orientierung an der vornehmlich psychologisch ausgerichteten Medienwirkungsforschung in den usa eine Rolle gespielt haben. Diese Strö-mung versprach Legitimation, wissenschaftliches Kapital und Rehabilita-tion für ein Fach, das sich im Nationalsozialismus diskreditiert hatte (vgl. hardt 2002; löBlIch 2010). Wer trotzdem eine postmarxistische Theorie suchte, wurde im eigenen Land fündig (bei der Frankfurter Schule) – und vom Fach anschließend marginalisiert (vgl. scheu 2012).

Möglicherweise hat auch die Sprache die Rezeption behindert. Für diese These spricht Bourdieus Stil, der selbst Muttersprachler vor Herausforde-rungen stellt. Die wichtigsten Ideen waren allerdings vergleichsweise früh an zentraler Stelle auch in deutscher Sprache verfügbar – in einem Aufsatz von Gilles Bastin (2003) in der Fachzeitschrift Publizistik. Was immer sich die Herausgeber bei diesem (angeforderten) Text gedacht haben mögen: Eine Adaptionswelle konnte er trotz eines wohlwollenden Vorworts der Über-setzerin Stefanie Averbeck (2003) kaum auslösen. Wie sollte ein Deutscher zweifeln, wenn aus dem Mutterland ›Vergesst Bourdieu!‹ gerufen wurde?

Obwohl Bastin vor allem die Journalismusforschung im Blick hatte, gibt es gerade hier inzwischen mehrere Anwendungen der Feld theorie (vgl. schäFer 2004; raaBe 2005; hanItzsch 2007, 2011; WIllems 2007; meyen 2009), die auch auf die Lehrbuchebene gehoben worden sind (löFFelholz 2004; altmePPen et al. 2007). Dazu kommen die zum Teil schon erwähnten Arbeiten aus der Fachgeschichtsschreibung (vgl. meyen/WendelIn 2008; WendelIn/meyen 2009; huBer 2010; scheu 2012; WIedemann 2012), Untersuchungen zur Mediennutzung (vgl. WeIss 2000; meyen 2007; scherer et al. 2009; Jandura/meyen 2010; dudenhöFFer/meyen 2012; haFerkamP/herBers 2012; krämer 2013) sowie Handbucheinträge (raaBe 2008; WeIss 2009). Von einem Boom kann trotzdem keine Rede sein. In den wichtigsten deutschsprachigen Lehrbüchern des Fachs sucht man nahezu vergeblich nach dem Namen von

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Pierre Bourdieu (vgl. Burkart 2002; Bentele et al. 2003, 2013; Pürer 2003; kunczIk/zIPFel 2005; stöBer 2008: 163f.; noelle-neumann et al. 2009; Beck 2010). Dies gilt auch für Einführungen in die Forschungsbereiche Medien nutzung (schWeIger 2007) und Pr (Bentele et al. 2008; lIes 2008; röttger 2009), die mit den Denkwerkzeugen des französischen Soziologen besonders gut erschließbar zu sein scheinen. Selbst in den Journalistik-Ein-führungen ist der Bezug auf Bourdieu längst noch keine Selbstverständ-lichkeit (vgl. WeIschenBerg 2002, 2004; meIer 2011; altmePPen/arnold 2012; meIer/neuBerger 2013).

Dieser Hintergrund wird hier skizziert, um das Ziel dieses Buchs nach-vollziehbar zu machen. Während es in englischer Sprache zumindest für die Journalismusforschung seit Längerem eine Aufsatzsammlung gibt, die sich auf Bourdieus Denkwerkzeuge stützt (Benson/neveu 2005), für die Kulturwissenschaften inzwischen etwas ganz Ähnliches auch auf Deutsch vorliegt (ŠuBer et al. 2011) und auch die Soziologie einen weiteren Bourdieu-Sammelband auf den Markt gebracht hat (Bauer et al. 2013), standen der Kommunikationswissenschaft bisher nur fremdsprachige Anthologien zur Verfügung (rodes/hoog 2004; Park 2013). Werbung für Pierre Bourdieu heißt deshalb zunächst, den Dialog anzuregen und der deutschsprachigen Fachgemeinschaft zu zeigen, in welchen Forschungs-feldern international wie mit den Ideen Bourdieus gearbeitet wird (oder werden kann) – und wie diese Ideen möglicherweise die Fragen verän-dern, die bisher gestellt worden sind. Damit ist zugleich der Anspruch dieses Buchs umrissen: Es geht um den kommunikationswissenschaft-lichen State of the Art in Sachen Bourdieu. Die Aufsätze, die in diesem Band versammelt sind, sollen einen Überblick über die Interpretationen und Anwendungen in unserem Fach erlauben.

3. Wie das Buch entstanden ist

Der gerade skizzierte Anspruch hat zu den Autorinnen und Autoren ge-führt. Gesucht wurde in den internationalen Top-Zeitschriften sowie in den Tagungsprogrammen der International Communication Association. Auch wenn Eigenlob nie opportun ist, sind wir stolz, für dieses Publika-tionsprojekt viele der zentralen Protagonisten gewonnen und dabei zu-gleich für eine gewisse Vielfalt gesorgt zu haben. Ein Blick in das Inhalts-verzeichnis zeigt, dass dies sowohl für die Herkunftsländer gilt (natürlich

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Warum Bourdieu, warum internationale Perspektiven? Eine Einführung

Frankreich, aber auch die usa, Großbritannien und Skandinavien) als auch für die Forschungsfelder des Fachs.

Um das Kriterium ›Prominenz‹ zu erfüllen, sind wir Kompromisse eingegangen. Zwei der Texte (von Rodney Benson und Adrienne Russell) sind so bereits an anderer Stelle erschienen (wenn auch auf Englisch; vgl. Benson 2005; russell 2007). Natürlich wäre es wünschenswert gewesen, den Ist-Stand von Bensons theoretischem Denken einzufangen und die Russell-Analyse der Proteste in Frankreich von 2005 auf einen aktuelleren Gegenstand anzuwenden (etwa auf den arabischen Frühling), die Qualität beider Texte entschädigt aber für den Verzicht auf Exklusivität. Bei drei weiteren Texten (Øyvind Ihlen, Erik Neveu, David W. Park) handelt es sich um überarbeitete Fassungen früherer oder geplanter Veröffentlichungen. Alle Autorinnen und Autoren wurden gebeten, nicht nur ihre Sicht auf Bourdieu darzulegen, sondern auch zu zeigen, welche Vorteile die Arbeit mit seinen Denkwerkzeugen bietet und wie sich dies mit anderen Ansät-zen im jeweiligen Forschungsfeld verknüpfen lässt.

Übersetzungen sind immer eine besondere Herausforderung. Wir haben versucht, so nah wie möglich an den Originalen zu bleiben, und dafür auch komplexe Formulierungen und verschachtelte Satzkonstruktionen in Kauf genommen (etwa bei Lee Edwards und Erik Neveu). Diese Nähe schloss die Freiheit ein, ein erklärendes Wort einzufügen oder (beispielsweise) den Nominalstil aufzulösen, wenn es dem Ziel der Verständlichkeit zu dienen schien. Die Bourdieu-Zitate wurden ebenfalls (neu) übertragen und nicht aus den verfügbaren deutschen Fassungen der Originale übernommen. Übersetzungen sind immer auch Interpretationen, die von der Persönlich-keit des Übersetzers und dem jeweiligen Zeitgeist geprägt werden (gut zu studieren, wenn man etwa die deutschsprachigen Dostojewski-Ausgaben aus verschiedenen Jahrzehnten vergleicht). Ein Patchwork verschiedener Stile dürfte ein größeres Übel sein als die (mögliche) Neu-Formulierung vertrauter Gedanken.

Drei der hier veröffentlichten Texte kommen aus der deutschsprachigen Fachgemeinschaft. Wolfgang R. Langenbucher (2013) meinte zwar in der schon zitierten Rezension, Andreas M. Scheu (2012) sei hierzulande jetzt die einsame Spitze der Bourdieu-Rezeption, auch jenseits dieser neuen ›Münchner Schule‹ (Langenbucher) wird aber längst mit den entsprechen-den Denkwerkzeugen gearbeitet. Wir sind mehr als froh, Klaus Beck (der gerade ein dFg-Projekt leitet, das sich auf Bourdieu stützt) und Helmut Scherer, der auch Studenten immer wieder in diese Richtung lenkt und zu

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Vorträgen und Aufsätzen führt, für diese Publikation gewonnen zu haben. Benjamin Krämer, der bei Scherer in Hannover studiert hat und dann bei seiner Dissertation in München von Wolfram Peiser betreut wurde (krämer 2013), steht so gesehen für die nächste Generation.

Die Gliederung folgt den Zielen des Buchs. Im ersten Block stehen Aufsätze, die eher programmatisch ausgerichtet sind und diskutieren, wie sich Bourdieu in den unterschiedlichen Forschungsfeldern des Fachs anwenden lässt:

• Journalismusforschung (Rodney Benson),• Public Relations (Lee Edwards),• Medieninhaltsforschung (Erik Neveu),• Mediennutzung (Helmut Scherer) und• Fachgeschichtsschreibung (David W. Park).Auch in diesen Texten finden sich Hinweise auf die methodische Um-

setzung – entweder mit Blick auf den Forschungsstand (etwa bei Park oder Scherer) oder als Kurzreferat eigener Studien (Edwards). Im zweiten Block stehen solche empirischen Anwendungen dann im Mittelpunkt. Die drei dort versammelten Fallstudien über den Journalismus sowie dessen Verhältnis zur Politik und zum sozialen Raum setzen die Kenntnis von Bourdieus Vokabular und Denken weitgehend voraus und demonstrieren, wie man ganz im Geist des Meisters ein nationales Feld analysieren kann (Frankreich: Julien Duval) und wie ein solches Feld mit neuen Publikati-onsmöglichkeiten (Handy-Fotos, Blogs, Podcasts, Online-Foren, Machi-nima) entweder sich verändert (wieder am Beispiel Frankreichs: Adrienne Russell) oder Veränderungsdruck auf andere Weise verarbeitet (in Deutsch-land nach dem Regierungsumzug von Bonn nach Berlin: Nicolas Hubé).

Block drei schließlich führt drei Aufsätze zusammen, die (wie der erste Block) konkrete Forschungsfelder thematisieren (Øyvind Ihlen: Pr; Klaus Beck, Till Büser und Christiane Schubert: Mediennutzung; Benjamin Krämer: politische Kommunikation), dabei aber nicht nur pro Bourdieu argumentie-ren und seine Denkwerkzeuge übertragen, sondern diese Konzepte zugleich weiterentwickeln. Während Ihlen hier eher moderat vorgeht (eine neue Ka-pitalsorte, die umsichtig begründet wird), schlägt das Berliner Autoren team um Beck eine komplett neue Terminologie vor. Neben Bourdieu wird dabei auch die Idee der Kommunikationsrepräsentanz aufgegriffen, die unter an-derem von der Münchner Schule der Zeitungswissenschaft verwendet wird (vgl. exemplarisch Wagner 1978). Ob sich die Begriffe ›medialer Habitus‹, ›mediales Kapital‹ und ›mediales Feld‹ durchsetzen, wird im wissenschaft-

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Warum Bourdieu, warum internationale Perspektiven? Eine Einführung

lichen Diskurs entschieden. Wir verstehen die Texte dieses dritten Blocks als Beispiele für die Anwendungsmöglichkeiten, die Bourdieus Begriffswelt bietet, und als Diskussionsangebot. Wenn die Fachgemeinschaft darauf ein-geht, hätte das Buch sein vornehmstes Ziel erreicht.

Verzichtet haben wir auf die ursprünglich geplante Einführung in die gerade angesprochene Begriffswelt. Zum einen sind sehr gute Bücher zu diesem Thema preiswert zu haben (schWIngel 2011; BarlösIus 2011; Fuchs-heInrItz/könIg 2011; rehBeIn 2011), und zum anderen leisten dies die Aufsätze in diesem Sammelband im Zusammenspiel auch so. Bei Beck & Co. findet man zum Beispiel einen schnellen Zugang zu den Denk-werkzeugen Feld, Habitus und Kapital, bei Scherer und Ihlen Ähnliches zu Habitus und Kapital und bei Benson zu den Wurzeln der Feldtheorie. Park skizziert (gewissermaßen nebenbei) Bourdieus Sicht auf Reflexivität, Rus-sell seine Vorstellungen zum Wandel von Feldern und Edwards den Begriff ›Doxa‹ sowie die Konzepte ›doppelter Bruch‹ und ›symbolische Macht‹. Vielleicht ist es kein Zufall, dass solche grundsätzlichen oder definitori-schen Passagen in den Texten aus Frankreich weitgehend fehlen – aus einem Land, in dem man die Kenntnis Bourdieus offenbar voraussetzen kann und dafür nicht mehr werben muss.

Literatur

altmePPen, klaus-dIeter; arnold, klaus: Journalistik. Grundlagen eines organisationalen Handlungsfeldes. München 2013

altmePPen, klaus-dIeter; hanItzsch, thomas; schlüter, carsten (Hrsg.): Journalismustheorie: Next Generation. Soziologische Grundlegung und theoretische Innovation. Wiesbaden 2007

averBeck-lIetz, steFanIe: Kommunikationstheorien in Frankreich. Der epis-temologische Diskurs der Sciences de l’information et de la communication (SIC) 1975 - 2005. Berlin 2010

averBeck, steFanIe: Pierre Bourdieu und die Journalismusforschung in Deutschland. Vorbemerkungen zum Aufsatz von Gilles Bastin. In: Publizistik, 48, 2003, S. 253 - 257

BarlösIus, eva: Pierre Bourdieu. Frankfurt/M. 2011BastIn, gIlles: Ein Objekt, das sich verweigert. Der Journalismus in der

Soziologie Pierre Bourdieus. Einige Bemerkungen über das »journa-listische Feld«. In: Publizistik, 48, 2003, S. 258 - 273

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thomas WIedemann / mIchael meyen

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Beck, klaus: Kommunikationswissenschaft. Konstanz 2010Benson, rodney: News Media as a »Journalistic Field«: What Bourdieu

Adds to New Institutionalism, and Vice Versa. In: Political Communica-tion, 23, 2006, S. 187 - 202

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Bentele, günter; BrosIus, hans-Bernd; Jarren, otFrIed (Hrsg): Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft. Wiesbaden 2013

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BourdIeu, PIerre: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt/M. 1982

BourdIeu, PIerre: Homo academicus. Frankfurt/M. 1988Burkart, roland: Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfel-

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Zeitalter der Sättigung. Eine Sekundäranalyse der acta 2008 zum Zusammenhang von Internetnutzung und sozialer Ungleichheit. In: Publizistik, 57, 2012, S. 7 - 26

Fuchs-heInrItz, Werner; könIg, alexandra: Pierre Bourdieu. Eine Ein-führung. Konstanz 2011

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FarmVille? Examining Users’ Motives for Playing the Browser Game FarmVille in Relation to Socio-demographic Variables. In: Publizis-tik, 57, 2012, S. 205 - 223

hanItzsch, thomas: Die Struktur des journalistischen Felds. In: alt-mePPen, klaus-dIeter; hanItzsch, thomas; schlüter, carsten

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Warum Bourdieu, warum internationale Perspektiven? Eine Einführung

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I. ForschungsFelder

rodn ey B enson

Nachrichtenmedien als ›journalistisches Feld‹: Was Bourdieu zum Neo-Institutionalismus beiträgt – und andersherum1

1. Einleitung

In der Einleitung zu ihrem Standard-Sammelband über den Neo-Institu-tionalismus verweisen die Herausgeber Paul J. DiMaggio und Walter W. Powell (1991: 38) auf die »natürliche Affinität« dieses us-amerikanischen Ansatzes zu Pierre Bourdieus Feldtheorie. Bis auf wenige Ausnahmen (mohr 2000: 56; martIn 2003) wurden die beiden Theoriekonzepte aber auch in der Folge kaum explizit miteinander verglichen, vor allem nicht in Bezug auf Nachrichtenmedien, wo bisher nur erste Annäherungsversu-che zu verzeichnen sind (vgl. Benson 1999; Benson/neveu 2005). In den wichtigen Büchern von Timothy Cook (1998) oder Bartholomew Sparrow (1999) sucht man den Namen ›Bourdieu‹ vergeblich, und Bourdieu und sein Umfeld haben dieses ›Kompliment‹ ihrerseits im Wesentlichen zurückge-geben. Gerade weil die zwei Denkrichtungen aber in der Tat nicht identisch sind, kann eine Diskussion ihrer jeweiligen Stärken und Schwächen nur von Nutzen sein, um beide einen Schritt voranzubringen – und damit auch die politische Kommunikations- und Medienforschung.

1 Übersetzung: Thomas Wiedemann und Alexis Mirbach. Originalquelle: Benson, rodney: News Media as a »Journalistic Field«: What Bourdieu Adds to New Institutionalism, and Vice Versa. In: Political Communication, 23, 2006, S. 187-202.

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Nachrichtenmedien als ›journalistisches Feld‹: Was Bourdieu zum Neo-Institutionalismus beiträgt – und andersherum

Im Folgenden komme ich zunächst auf die vielen Gemeinsamkeiten zu sprechen, die Feldtheorie und Neo-Institutionalismus aufweisen. Dann vergleiche ich die zwei Modelle anhand der Frage, wie sie Unterschiede in den Nachrichtenangeboten erklären – sowohl hinsichtlich der Zwänge, die von außen auf alle Medien wirken, als auch über verschiedene National-staaten hinweg. Wie es Rich Kaplan (2002: 7) in Bezug auf Jürgen Haber-mas’ Öffentlichkeitskonzept so treffend formuliert hat, müssen Felder kon zeptualisiert werden, damit wir in aller Deutlichkeit die »unterschied-lichen Wege« erkennen, »auf denen Medien die Diskussion in der Demo-kratie verbessern oder behindern«. Um diese Unterschiede sichtbar zu ma-chen, greift Kaplan auf einen historischen Vergleich zurück. Meine eigene Forschung (vgl. exemplarisch Benson 2004, 2005; Benson/saguy 2005; Benson/hallIn 2005) konzentriert sich dagegen auf länderübergreifende Vergleiche. Denkt man nicht nur darüber nach, wie Felder oder Institutio-nen gewöhnlich funktionieren, sondern auch darüber, wie syste matische Unterschiede ganz verschiedene Formen von Nachrichten erzeugen, kom-men wir bei der Analyse einer immer komplexer werdenden Nachrichten-welt einen entscheidenden Schritt voran.

2. Felder und Institutionen: Gemeinsamkeiten

Bourdieus Feldtheorie baut auf Max Weber und Émile Durkheim auf, wenn sie die Moderne als Prozess der Differenzierung in weitgehend autonome und zunehmend spezialisierte Handlungsbereiche beschreibt (zum Bei-spiel Politik, Wirtschaft, Religion, kulturelle Produktion). Ganz ähnlich argumentieren die us-amerikanischen Neo-Institutionalisten, dass die Gesellschaften der Gegenwart aus einer Vielzahl von miteinander kon-kurrierenden und halb autonomen institutionellen Anordnungen (oder Feldern) zusammengesetzt sind und dass, folgt man Thelen und Steinmo (1992: 10f.), eine Betrachtung dieser »Institutionen der intermediären Ebene« hilft, »Unterschiede zwischen kapitalistischen Gesellschaften« zu erklären. Dabei lassen die Neo-Institutionalisten das Wesen der Bezie-hungen zwischen diesen Feldern im Allgemeinen offen, womit in einigen Fällen ein größerer Pluralismus als tatsächlich vorhanden angedeutet wird. Bourdieu betonte dagegen die Vormachtstellung des Feldes der Wirt-schaft, zumindest bezogen auf die gegenwärtige Epoche in der Geschichte (BourdIeu/Wacquant 1992: 110).

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Ungeachtet der Machtdynamiken zwischen den Feldern gehen sowohl Bourdieu als auch die Neo-Institutionalisten davon aus, dass Felder eine gewisse Autonomie gegenüber externen Zwängen aufweisen. Haben sich Felder oder Institutionen einmal ausgebildet, tendieren sie dazu, von weit-gehend impliziten Regeln oder Handlungsprinzipien gelenkt zu werden, was einen gewissen Grad an interner Homogenität zur Folge hat. Nach Bourdieu (1998a: 39) ist ein Feld ein Mikrokosmos innerhalb des Makro-kosmos, der »seinen eigenen Gesetzen gehorcht«. »Was in ihm geschieht«, könne deshalb »nicht verstanden werden, wenn man nur die Einflüsse von außen betrachtet«.

Woher kommen nun diese gemeinsam geteilten Regeln? Cook und Bourdieu verweisen beide auf die Rolle des (historischen) Kampfes bei der Herausbildung und Aufrechterhaltung des Feldes oder der Institution. Cook (1998: 66) geht von der Annahme aus, »dass Institutionen das ge-genwärtige Ergebnis von langwierigen und anhaltenden Konflikten und Herrschaft sind«. Und auch Bourdieu (1996: 206) hält Folgendes fest: »Die Einsätze im Kampf zwischen Herrschenden und Anwärtern [in einem gege-benen Feld der kulturellen Produktion und damit auch im Journalismus], die Gegenstände, um die sie sich streiten […], hängen von der legitimen Problematik ab, also vom Raum der Möglichkeiten, der das Ergebnis vor-ausgegangener Kämpfe ist – ein Raum, der bei der Suche nach Lösungen tendenziell die Richtung vorgibt und folglich den gegenwärtigen und zukünftigen Output beeinflusst.«

Geschichte folgt keiner klaren Richtung. Es gibt allerdings eine ›Pfad-abhängigkeit‹. Zufällige Ergebnisse früherer Kämpfe im Feld wirken in der Zukunft meist wie eine Beschränkung (auch wenn es sich dabei nicht um einen völligen Determinismus handelt). Genauer gesagt geht dieser Effekt so weit, dass die Resultate in allgemein anerkannte Annahmen da-rüber umgeformt werden, wie die Welt ›natürlicherweise‹ funktioniert, wodurch sie als etwas scheinen, das nicht mehr infrage gestellt wird. Spar-row (1999: 13 - 17) beschreibt die Homogenität journalistischer Regeln und Praktiken als Ergebnis organisatorischer Dynamiken unter Bedingungen der Unsicherheit – eine alternative und möglicherweise ziemlich gewinn-bringende Erklärung.

Was auch immer die Gründe für diese Einheitlichkeit journalistischer Institutionen oder Felder sein mögen, man merkt schnell, dass eine solche Behauptung für Cook, Sparrow und Bourdieu nötig ist, um den nächsten Schritt vorzunehmen – die Diagnose einer allumfassenden Medienmacht.

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Nachrichtenmedien als ›journalistisches Feld‹: Was Bourdieu zum Neo-Institutionalismus beiträgt – und andersherum

So konstatiert Cook (1998: 64): »Wenn es genauso viele verschiedene Orga-nisationstypen wie Nachrichtenmedien gäbe, hätten wir wenig Anlass, uns über die Macht der Medien Sorgen zu machen, weil sie dann facettenreich und breit gefächert wären.« Ganz ähnlich findet man bei Bourdieu (1998a: 56) die Feststellung, dass »alle Felder der kulturellen Produktion heute strukturellen Zwängen aus dem journalistischen Feld [als Ganzem] aus-gesetzt sind, und nicht denen eines einzelnen Journalisten oder Managers, welcher selbst vom Feld kontrolliert wird«.

Zusammengefasst kann man sagen, dass sowohl Bourdieu als auch Cook und Sparrow Nachrichtenmedien als einen sozialen Sektor konzipieren, der zumindest teilweise unabhängig von externen Zwängen ist und einen gewissen Grad an interner Homogenität aufweist, was ihn insgesamt dazu befähigt, eine beträchtliche Macht auf andere soziale Sektoren auszuüben.

Ist die genaue Bezeichnung so wichtig? Wie viele andere Neo-In-stitutionalisten in der Soziologie (dImaggIo 1986; FlIgsteIn 1990; FrIedland/alFord 1991)2 begreift auch Sparrow (1999: 5) eine Institu-tion als ein »interorganisatorisches Feld«, das aus »weiteren politischen Kommunikatoren […] und anderen Marktteilnehmern« besteht. Cook (1998: 68) hat trotz seiner Proteste gegen eine Inflation von Begriffen eben-falls den Terminus ›organisatorisches Feld‹ benutzt. An anderer Stelle wirbt er dann aber wieder dafür, den Begriff ›System‹ zu verwenden. Ryfe und Kaplan bevorzugen ihrerseits wiederum die Begriffe ›Öffentlichkeit‹ und ›Regime‹. Wie wir sehen werden, ist der Ausdruck ›Feld‹ dem der Institu-tion (und den anderen Begriffen) aus genau dem von Cook aufgeführten Grund vorzuziehen: weil er ein passendes Modell darstellt, um sowohl die Heterogenität als auch die Homogenität zwischen Medienorganisationen erklären zu können. Die Theorie des Neo-Institutionalismus ließe sich aber wiederum nutzen, um auf ein entscheidendes Problem der Feldthe-orie – zumindest in der Version Bourdieus – hinzuweisen: die Unfähig-keit, der (möglicherweise vorhandenen) externen Heterogenität gerecht zu werden, also den vielfältigen und sich potenziell überschneidenden

2 Das Feldkonzept war ursprünglich von dem us-amerikanischen Sozialpsychologen Kurt Lewin entwickelt worden (vgl. martIn 2003). Aus Gründen der Klarheit und in Einklang mit ihrer üb-lichen Verwendung werde ich den Begriff ›Institution‹ gebrauchen, wenn ich mich auf Cook, Sparrow und andere Neo-Institutionalisten beziehe, und den Begriff ›Feld‹ unter Bezugnahme auf Bourdieu, ihm nahestehende französische Wissenschaftler und meine eigene Forschung.

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Beschränkungen, denen der Journalismus unterliegt und die sowohl vom politischen Feld als auch vom Feld der Wirtschaft ausgehen.

3. Unterschiede innerhalb der Felder

Wie können wir nun den fortwährenden, konsistenten und auch tatsäch-lich existierenden Unterschieden zwischen bestimmten Nachrichtenorga-nisationen oder Typen von Nachrichtenmedien innerhalb des gegebenen journalistischen Feldes in einem Land Rechnung tragen? Für Bourdieu liegt eine entscheidende Erklärung in den komplexen Klassenbeziehun-gen, die sowohl die Produktion als auch die Rezeption kultureller Güter bedingen – ein Faktor, der in den meisten Darstellungen der Neo-Institu-tionalisten zu fehlen scheint, auch wenn Sparrow (1999) zugutezuhalten ist, dass er in seinem Werk Uncertain Guardians gegenüber ökonomischen Einflüssen besonders aufmerksam ist.

Im Gegensatz zu der Homogenitäts-Hypothese der Neo-Institutiona-listen betont Bourdieus Verständnis des Feldes die ständige Erzeugung von Unterschieden. Bourdieu (1998b: 3) weitet Saussures Linguistik auf den sozialen Raum aus und bezeichnet das Reale als »relational«. Sozial zu existieren, bedeutet also, sich von anderen (wenn auch nur minutiös) zu unterscheiden – ein Prozess, der sich größtenteils unbewusst und ohne strategische Absicht vollzieht. Die Betonung der relationalen Konstruk-tion von Nachrichten scheint nachvollziehbar und nützlich für die Ana-lyse der Medien. Nichtsdestotrotz betrachte ich Bourdieus Modell eher als Ausgangs- denn als Endpunkt für die Erklärung interner Heterogenität.

Nach Bourdieu ist die soziale Welt als Ganzes durch den Gegensatz von zwei Formen von Macht strukturiert: dem ökonomischen und dem kul-turellen Kapital. Unter ökonomischem Kapital versteht Bourdieu schlicht Geld oder andere Vermögenswerte, die in Geld umgewandelt werden kön-nen. Kulturelles Kapital umfasst Dinge wie Bildungsnachweise, technische Expertise, Allgemeinbildung, sprachliche Fähigkeiten und Kunstverständ-nis. Insgesamt ist ökonomisches Kapital mehr wert, aber immer ist auch kulturelles Kapital nötig, um dem Legitimität zu verleihen, was manch-mal als Ergebnis einer glücklichen Fügung scheinen könnte. Felder sind Arenen des Kampfes, in denen Individuen und Organisationen (sowohl unbewusst als auch bewusst) um den Wert des Kapitals, das sie besitzen, miteinander wetteifern.

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Die spezifische Form des ökonomischen und kulturellen Kapitals vari-iert in jedem Feld. Im journalistischen Feld drückt sich ökonomisches Kapital durch Auflage, Werbeeinnahmen oder Einschaltquoten aus, wäh-rend das für das Feld spezifische kulturelle Kapital bei der Verleihung des Pulitzer-Preis und auf anderen journalistischen oder akademischen Aus-zeichnungsforen zur Geltung kommt. Wie alle anderen Felder ist auch das journalistische Feld strukturiert durch den Gegensatz zwischen dem soge-nannten ›heteronomen Pol‹, an dem die von außen wirkenden (insbeson-dere ökonomischen) Kräfte zum Ausdruck kommen, und dem autonomen Pol, der das spezifische und für das Feld eigentümliche Kapital abbildet (zum Beispiel künstlerische, literarische oder akademische Fähigkeiten).

Gestützt auf dieses Gerüst kann Bourdieu (1998a: 41) somit Folgendes behaupten: »Wenn ich herausfinden will, was der eine oder andere Jour-nalist sagen oder schreiben bzw. als offenkundig oder undenkbar, normal oder wertlos erachten wird, dann muss ich die Position ermitteln, die er im Raum einnimmt. Außerdem muss ich die spezifische Macht des betref-fenden Nachrichtenmediums in Erfahrung bringen.« Diese Position setzt sich aus kulturellen und symbolischen genauso wie aus ökonomischen Elementen zusammen, wie Bourdieu (ebd.; vgl. thomPson 1991: 14) weiter ausführt: »Seine Wirkung kann gemessen werden anhand von Indikatoren wie dem zum Tragen kommenden ökonomischen Gewicht [dem Kapital], also seinem Marktanteil. Aber sein symbolisches Gewicht [angehäuftes Prestige] spielt auch eine Rolle.« Obgleich verkürzt, hilft dieses Modell, die fortwährende Spannung zwischen kulturell reichen, aber finanziell oft schwach aufgestellten alternativen oder literarischen Medien (zum Beispiel The Nation oder Mother Jones) sowie einem kulturell dürftigen, aber finanziell starken Marktjournalismus (kommerzielle tv-Nachrichten) zu erklären. Nachrichtenorganisationen, die in der Lage sind, beide Kapitalformen zu vereinen (wie etwa die New York Times und das Wall Street Journal), besitzen symbolische Macht über das ganze Feld und spielen eine entscheidende Rolle dabei, die geltenden Regeln der journalistischen Praxis aufzustellen oder zu verändern.

Wie ließe sich konkret vorgehen, um Kapitalformen zu messen? Die Ausgangspunkte einer solchen Analyse werden in der Arbeit von Julien Duval (2005) ersichtlich. In seiner Analyse über das Unterfeld der fran-zösischen Wirtschaftspresse stellt Duval eine Reihe von Indikatoren auf, um den Umfang des im Feld zum Tragen kommenden ökonomischen Kapitals zu messen: Eigentumsform, finanzielle Verbindungen zu ande-

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ren Medienangeboten, Größe der Leserschaft, Prozentsatz von Unterneh-mern und Managern unter den Lesern sowie prozentualer Anteil der auf dem Werbemarkt erwirtschafteten Einnahmen. Eine zweite Reihe von Variablen dient dazu, das spezifisch journalistische Kapital des Subfeldes zu messen. Dazu gehören das für die Berichterstattung zur Verfügung stehende Budget, das symbolische Kapital, welches in der geografischen Lage des Redaktionssitzes zum Ausdruck kommt (und über das Ansehen verschiedener Arrondissements in Paris gemessen werden kann), die Nähe zur ›politischen‹ bzw. ›literarischen‹ Journalistentradition in Frankreich (ersichtlich in der Existenz von Leitartikeln), die Leitung des Mediums in Person eines (ehemaligen) Journalisten sowie der Anteil von angestellten Redakteuren, die eine der renommierten französischen Journalistenschu-len durchlaufen haben. In Bezug auf den Wirtschaftsjournalismus kommt Duval zu dem Schluss, dass das kulturelle und ökonomische Kapital tat-sächlich in gar keinem so starken Gegensatz zueinander stehen: Die Nach-richtenorganisationen mit dem größten kulturellen Kapital verfügen über ein Publikum, das ihnen erlaubt, die höchsten Preise für Werbeanzeigen zu verlangen. Dieses fehlende Gegengewicht dürfte für viele nationale jour-nalistische (Unter-)Felder typisch sein. Andernfalls kommt wahrscheinlich einer staatlich-öffentlichen Intervention die Schlüsselrolle zu (wie weiter unten noch diskutiert wird). Während keine Liste quantitativer Faktoren den gesamten Output einer gegebenen Nachrichtenorganisation erklären kann, ist dieser Versuch, die kulturellen (beruflichen) ebenso wie die öko-nomischen Faktoren zu messen, ein deutlicher Fortschritt gegenüber der allzu weitverbreiteten Tendenz, für alle (Fehl-)Entwicklungen die Kon-zentration des Eigentums oder die Werbung verantwortlich zu machen.

Duval legt das Hauptaugenmerk auf die Beschaffenheit von Journalisten und journalistischen Organisationen. Ein alternativer Ansatz zur Veror-tung des Feldes bestünde darin, eine tief gehende Analyse der demografi-schen Charakteristika der Leser eines jeden Medienangebots durchzufüh-ren. Nach Bourdieu (1984) sind die Räume der Produktion und Rezeption homolog, was nichts anderes bedeutet, als dass sie zwar getrennte, aber parallele soziale Universen darstellen, die um dieselben grundsätzlichen Verteilungen von ökonomischem und kulturellem Kapital organisiert sind. Bourdieu geht deshalb auch davon aus, dass eine »bereits etablierte Har-monie zwischen zwei Interessenssystemen [Produktion und Rezeption] besteht«, man »predigt« schließlich »nur zu den Konvertierten« (ebd.: 239f.). Bewusst oder unbewusst koordiniert, findet die kulturelle Produk-

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Nachrichtenmedien als ›journalistisches Feld‹: Was Bourdieu zum Neo-Institutionalismus beiträgt – und andersherum

tion ihren homologen Raum der Rezeption, also ein Publikum, das durch Bildung, Gesundheit und sozialen Hintergrund dazu prädisponiert ist, die vorgeschlagenen Formen der Information und Ideen bereitwillig anzuneh-men (vgl. den Beitrag von duval in diesem Band, S. 146ff.). Während der klassischen Phase der Omnibus- oder Massenmedien (von den 1950er- bis zu den 1970er-Jahren) wäre eine so intensive Beschäftigung mit dem Pub-likum wissenschaftlich wenig ertragreich gewesen, denn tatsächlich war das Publikum damals außerordentlich breit gefächert und heterogen. Die Omnibus-Medien jener Zeit (wie etwa die nationalen Fernsehnetzwerke) suchten und konstruierten in gewisser Weise einen kulturellen Bereich, der für die größtmögliche Zahl von Menschen akzeptabel oder zumindest ein bisschen zugänglich war.

Im Hinblick auf die Printmedien gestaltete sich diese Dynamik aber im-mer schon etwas anders. Regionale Zeitungen dienen zwar manchmal als Omnibus-Medien, aber selbst dann ist ihr durchschnittlicher Leser in Bezug auf seinen Beschäftigungsgrad, sein Einkommen und sein Bildungs niveau generell höher gestellt und mit größerer Wahrscheinlichkeit männlich als der Durchschnitt der erwachsenen us-Bevölkerung. In Abhängigkeit von der Region, in der die Zeitung erscheint, weicht der Anteil von Schwarzen oder Hispanics signifikant ab. Bei den Elitezeitungen wie etwa der New York Times und der Washington Post (entsprechende Daten für das Wall Street Journal sind zwar nicht öffentlich zugänglich, doch lassen sich hier Ergeb-nisse vermuten, die zumindest ähnlich sind) ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Leser einen College-Abschluss haben, mehr als 75.000 us-Dollar im Jahr verdienen und im Beruf eine leitende Position einnehmen, doppelt so hoch (oder noch höher) wie bei durchschnittlichen us-amerikanischen Erwachsenen, und die Wahrscheinlichkeit nicht einmal halb so hoch, dass sie weniger als 35.000 us-Dollar verdienen und als Arbeiter oder Handwer-ker tätig sind (vgl. Abb. 1 für Angaben im Detail).

Interessant ist dabei, dass die Leserschaft der Los Angeles Times eher der von USA Today und anderen regionalen Zeitungen (Indianapolis Star, Orange County Register) ähnelt als jener der Washington Post und der New York Times – ungeachtet der Tatsache, dass sie von ihren Journalisten selbst so-wie von Pressebeobachtern gewöhnlich als Teil der nationalen Elitepresse erachtet wird (so wurde sie beispielsweise neulich in einer Framing-the-News-Studie des Pew Center als eine von drei nationalen Zeitungen codiert). Das wirft eine übergeordnete theoretische Frage auf: Wenn die Räume von Produktion und Rezeption allem Anschein nach nicht übereinstimmen

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aBBIldung 1 Leserschaft ausgewählter US-Zeitungen (2002 bis 2003, in Prozent)

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USA

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hing

ton

Post

College-Abschluss 22 42 31 34 33 54 46

Einkommen 75.000 US-Dollar und mehr

26 37 50 41 41 51 59

Einkommen 35.000 US-Dollar und weniger

31 27 13 20 16 14 10

Leitende Position im Beruf und Fachkräfte

22 30 32 31 32 40 41

Arbeiter bzw. Handwerker 13 11 7 8 13 6 5

Weiblich 52 47 49 46 34 43 49

Schwarz 12 12 1 8 15 10 26

Hispanic 12 1 18 25 7 8 6

Quelle: Audit Bureau of Circulations 2002-2003 Readership Studies

(eine Möglichkeit, die von Bourdieu nicht wirklich in Betracht gezogen wurde), welcher Raum spielt dann die größere Rolle bei der Gestaltung von Nachrichten? Es ist noch mehr Forschung nötig, um solche möglicherweise nicht homologen Prozesse zu ergründen.

Eine genaue Betrachtung der Abbildung 1 deckt noch weitere Anoma-lien auf. So verdienen etwa die Leser des Orange County Register mit genau der gleichen Wahrscheinlichkeit wie jene der New York Times 75.000 us-Dollar oder mehr (bei der Frage, wie viel mehr sie verdienen, können sich die beiden Gruppen natürlich signifikant unterscheiden, zumindest ist ihr jeweiliges Bildungsniveau in der Tat unterschiedlich). Mit dem Schwer-punkt auf kurzen Artikeln im Stil der USA Today, farbenreichen Grafiken und mehr Human-Interest- als Politik-Inhalten könnte sich Orange County Register nicht stärker von der Times unterscheiden. Ein Teil des Problems beruht auf dem Mangel an adäquaten Leserdaten. Für Bourdieu konsti-tuiert sich eine Klasse durch viel mehr Faktoren als nur Einkommen oder Vermögen: Zum ökonomischen kommt auch das kulturelle Kapital, wel-ches dazu dient, Eliten auf etwa demselben Einkommensniveau zu un-

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Nachrichtenmedien als ›journalistisches Feld‹: Was Bourdieu zum Neo-Institutionalismus beiträgt – und andersherum

terscheiden. Klassenbeziehungen sind somit gemäß einer komplexen, vielschichtigen Logik organisiert: Es geht nicht nur um den Bildungsgrad, sondern auch um das studierte Fach und den Hochschultyp. Relevant ist nicht nur der Unterschied zwischen Managern und Büroangestellten oder Personen, die im Dienstleistungssektor tätig sind, sondern auch der Gegen-satz zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie zwischen weiteren Untersektoren darüber hinaus. Und schließlich zählt auch nicht nur das gegenwärtige Einkommen, sondern auch das Vermögen (und wie und über welche Zeitspanne hinweg es erworben wurde). Brubaker (1985: 761) fasst Bourdieus Klassenverständnis, das anders ist als das von Marx oder Weber, recht gut zusammen: »Die Einteilung in Klassen ergibt sich nicht aus den unterschiedlichen Beziehungen zu den Produktionsmitteln, sondern aus den sich unterscheidenden Existenzbedingungen und Dispositionssys-temen, die das Ergebnis unterschiedlicher Konditionierung und unter-schiedlicher Ausstattung mit Macht oder Kapital sind.« Folglich können entscheidende Klassenunterschiede in offiziellen Statistiken verborgen bleiben. So umfassen etwa die vom Audit Bureau of Circulations stam-menden und in Abbildung 1 aufgeführten Daten zur Leserschaft nur sechs Beschäftigungskategorien: leitende Positionen bzw. Fachkräfte, technische Berufe, Verwaltungsangestellte (einschließlich Büropersonal), Verkäufer, den Dienstleistungssektor sowie angelernte bzw. nicht in der Landwirt-schaft tätige Arbeiter oder Handwerker. Doch schon auf der Ebene der lei-tenden Positionen bzw. Fachkräfte bestehen aber wahrscheinlich signifi-kante Unterschiede in Bezug auf politische und kulturelle Dispositionen zwischen Ingenieuren, Vorstandsvorsitzenden von Konzernen, Leitern von gemeinnützigen Einrichtungen und Professoren, die einem Hochschul-Department vorstehen (und dann auch noch zwischen den verschiedenen Disziplinen!). Auch wenn sich beispielsweise die Leser von The New Yorker, The Atlantic, The Nation, The National Review und The Economist hinsichtlich Ausbildungsdauer oder Einkommensniveau (Kapital-Gesamtvolumen) äh-neln, unterscheiden sie sich vermutlich bezüglich der spezifischen Formen ihres kulturellen Kapitals (Verhältnis der Kapitalformen).

Wie steht es nun mit der angeblichen Zunahme der Meinungsvielfalt durch die neuen Medien und der Politisierung einiger Medienangebote, vor allem der nationalen us-Kabelnetzwerke Fox und cnn? Zielgrup-penorientierte oder segmentierte Medien haben lange neben den ›gesell-schaftskonstituierenden‹ (turoW 1997) Omnibus-Medien existiert. Neue Verbreitungstechnologien (Kabel, Internet) und ausgefeilte Marketing-