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D|D|D Visualisierung STEFAN SCHRÖN | HOLGER LEHMANN Die typografische Interpretation eines traditionellen japanischen Haiku von Matsuo Munefusa

Haiku / Videoinstallation

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Die typografische Interpretation eines traditionellen japanischen Haiku von Matsuo Munefusa – eine interaktive Videoinstallation. Der alte Weiher - Ein Frosch, der grad hineinspringt - Des Wassers Platschen. Am uralten Teich - springt ein Frosch vom Uferrand - Ein Ton im Wasser. Das Haiku lebt davon, dass sich der Dichter in einer einzigen Strophe - bestehend aus drei Versen à fünf, sieben und fünf japanischen Lautsilben - darauf beschränkt, dem Leser einen einzigen sinnlich wahrnehmbaren Augenblick unmittelbar hinzustellen. Dem Betrachter ist es dann überlassen, den dargestellten Augenblick nachzuvollziehen und zum inneren Anlass des Verses zu finden.

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D|D|D Visualisierung STEFAN SCHRÖN | HOLGER LEHMANN

Die typografische Interpretation eines traditionellen japanischen Haiku von Matsuo Munefusa

Das Haiku

Furu ike ya kawazu tobi komu mizu no otoDer alte Weiher - Ein Frosch, der grad hineinspringt - Des Wassers Platschen.Am uralten Teich - springt ein Frosch vom Uferrand - Ein Ton im Wasser.

Matsuo Basho; (1644 in Ueno; † 24. November 1694 in Osaka), eigentlich Matsuo Munefusa, war ein japanischer Dichter. Er gilt als der herausragende Schreiber und Begründer der japanischen Versform Haiku.

In eine prominente Samuraifamilie hinein-geboren, widersetzte er sich dieser Lebens-welt. Stattdessen wurde er ein Wanderer, der den Weg und die Geschichte des Zen studierte und sich klassischer chinesischer Poesie zuwandte. Im Alter von 22 Jahren zog er in die Einsamkeit eines buddhist-ischen Klosters bei Kyoto, später lebte er in scheinbar glücklicher Armut von den be-scheidenen Zuwendungen seiner vielen Studenten. Ab 1667 wohnte er in Fukagawa bei Edo (heute Tokio) bei seinem Freund Sugiyama Sampu, wo er anfing, Haiku zu dichten.

Das Haiku lebt davon, dass sich der Dichter in einer einzigen Strophe, be-stehend aus drei Versen à fünf, sieben und fünf japanischen Lautsilben darauf beschränkt, dem Leser einen einzigen sinnlich wahrnehmbaren Augenblick unmittelbar hinzustellen, ohne Titel, ohne Kommentar, ohne verschlüsselnde Sprache, ohne die Unmittelbarkeit störende Metaphern oder Vergleiche. Vorstufen waren das Tanka (5+7+5 und 7+7 Silben) und das Renga (eine Kette von Tanka). Dem Leser ist es dann über-lassen, den dargestellten Augenblick nachzuvollziehen und zum inneren Anlass des Verses zu finden.

Matsuo Basho

Interpretation

Das Haiku ist ohne die Verwendung des Wortes Iro - Farbe ein ausgesprochen farbiges, wenn auch monochromes, ganz in Grün gehaltenes Bild. Der Teich spiegelt die grüne, kühle und verhaltene Atmosphäre der Umgebung und der Frosch ist ebenfalls - grün. Furu ike ya– alter Teich! Still und verträumt liegt er da. Alte, immergrüne Kiefern geben dichten Schatten. Die Uferränder sind ebenso wie der übrige Boden mit dichtem Moos be-wachsen, das regennaß leuchtet wie das kühle Feuer des Smaragds. Vielleicht ist der Teich fast völlig zugewachsen mit Schwertlilien oder anderen Wasserpflanzen. Im Norden Kyôtô’s liegt am Fuße der Berge völlig versteckt beim kleinen ländlichen Ôta-Schrein ein 1000-jähriger winziger Teich, dessen Wasserfläche dicht mit Schwertlilien bewachsen ist. An einem Abend im Mai haben wir den Teich über-haupt nur bemerkt, weil die Frösche ihr Konzert angestimmt haben.

Zur Zeit der Blüte wird der fast völlig versteckte Wasserspiegel blau von Schwertlilien. Das Wasser selbst ist nicht klar und durchscheinend: dunkel und still liegt es und spiegelt das Grün der Umgebung. Der „alte“ Teich war schon „immer“ da: er ist wie der Ursprung aller Dinge. Seine Oberfläche spiegelt den Himmel und alle Dinge und verbirgt zugleich seine Tiefe. Im antiken Griechenland wurde in Lerna ein kleiner, fast völlig mit Schilf zugewachsener Teich gezeigt, in dem Dionysos in die Unterwelt verschwand. Nero soll versucht haben, die Tiefe dieses Teiches auszumessen, aber das Senklot kam niemals am Boden an. Aber die reale „Tiefe“ dieses Teiches ist unerheblich. In tiefer Stille und Sammlung liegt er da und spiegelt alles, ohne sich selbst zu verändern.Kawazu tobikomu – Ein Frosch springt hinein! Unverschämt und ohne jeden Respekt durchbricht der Frosch die Stille und

Sammlung. Er springt ins Wasser, und der Ton, der jetzt entsteht, zerbricht die Stille. Der Frosch als komische Gestalt bildet einen Kontrapunkt zur ehrwürdigen Stille des Orts. Er zerstört aber dieses Ehrwürdige nicht, sondern überhöht es in einem komischen Kontrapunkt. Shibayama Zengai hat in einer berühmten Zeichnung dem Frosch seine Reverenz erwiesen. Mit breitem Grinsen hockt er da. Die krakelige und ironisch unordentliche Inschrift auf der Zeichnung besagt:

„Ja, wenn der Mensch nur durch Sitzen Buddha werden kann .....!“ Da sitzt ihr nun ihr Zenmönche und bemüht euch ernsthaft und mit aller Aufrichtigkeit und Strenge, durch die Übung des Sitzens die Buddhaschaft zu erreichen und in den Ursprung der Dinge zurückzukehren! Das habe ich, der dumme Frosch sowieso! Eine andere Lesung für das Schriftzeichen ?

typografische Untersuchung.

Fu|ru ike ya kawazu to|bi ko|mu mi|zu no otofrosch crowded

in a bulcincluded

springenfliegen

waterTeich sound

HIRAGANA

chin. Kanji

KATAKANA

1 2 3 4 5

Storyboard.

eine weiße oder farbige Fläche ohne Schatten o.ä.Dazu ein leichtes Windsäuseln.

eine OFF Stimme:"furu ike ya kawazo tobi mizu...

OFF Stimme:"......no oto"in diesem Moment hört man Wasserplatsch und Naturgeräusche.Es bilden sich wellen aus der Planen Fläche und man nimmt Kanji Font war

OFF Stimme im Loop immer leiser werdend: "kawazo tobi....kawazo tobi....furu ike furu ike." Der Frosch taucht als Kanji unter der Teichoberfläche durch.s Bild

eine weiße oder farbige Fläche ohne Schatten o.ä.Dazu ein leichtes Windsäuseln.

die Installation.

Die Insatallation soll durch räumliche Annäherung des Betrachters ausgelöst werden. Er schreckt somit virtuell den Frosch auf, der den Teich sichtbar werden lässt. Erst nach Ablauf einer Zeit x kann die Installation erneut ausgelöst werden.