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Hans Huber Programmbereich Pflege Wissenschaftlicher ... · Patricia Benner/Judith Wrubel Pflege, Stre§ und Bew ltigung ISBN 3-456-82772-5 Jacqueline Fawcett Konzeptuelle Modelle

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Hans Huber Programmbereich Pflege

Wissenschaftlicher Beirat:Silvia Käppeli, ZürichDoris Schiemann, OsnabrückHilde Steppe †

Pflegetheoretische Grund… 26.2.2002 10:58 Uhr Pagina 1

Patricia Benner/Judith WrubelPflege, Streß und BewältigungISBN 3-456-82772-5

Jacqueline FawcettKonzeptuelle Modelle der Pflegeim ÜberblickISBN 3-456-83109-9

Jacqueline FawcettSpezifische Theorien der Pflegeim ÜberblickISBN 3-456-82882-9

Marie-Luise FriedemannFamilien- und umweltbezogene PflegeISBN 3-456-82716-4

Gert HuninkPflegetheorien – Elemente undEvaluationISBN 3-456-83069-6

Silvia Käppeli et al. (Hrsg.)Pflegekonzepte 1ISBN 3-456-82963-9

Silvia Käppeli (Hrsg.)Pflegekonzepte 2ISBN 3-456-83050-5

Afaf I. MeleisPflegetheorieISBN 3-456-82964-7

Dorothea E. OremStrukturkonzepte der PflegepraxisISBN 3-456-83275-3

Ida Jean OrlandoDie lebendige Beziehung zwischenPflegenden und PatientenISBN 3-456-82715-6

Jürgen Osterbrink (Hrsg.)1. internationaler Pflegetheorienkongreß1997ISBN 3-456-82976-0

Hildegard E. PeplauZwischenmenschliche Beziehungenin der PflegeISBN 3-456-82711-3

Doris Schaeffer/Afaf Meleis/MartinMoers/Hilde Steppe (Hrsg.)Pflegetheorien – Beispiele aus den USAISBN 3-456-82744-X

Jean WatsonPflege: Wissenschaft undmenschliche ZuwendungISBN 3-456-82713-X

Weitere Informationen über unsereNeuerscheinungen finden Sie im Internetunter: http://Verlag.HansHuber.com oderper e-mail unter: v e r l a g @ h a n s h u b e r . c o m

Bücher aus verwandten Sachgebieten

Pflegetheoretische Grund… 26.2.2002 10:59 Uhr Pagina 2

Ingrid KollakHesook Suzie Kim(Herausgeberinnen)

PflegetheoretischeGrundbegriffe

Verlag Hans HuberBern · Göttingen · Toronto · Seattle

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Adressen der Herausgeberinnen:

Prof. Dr. Ingrid KollakStudiengang Pflege/PflegemanagementAlice-Salomon-FachhochschuleAlice-Salomon-Platz 5D-12627 Berlin

Prof. Dr. Hesook Suzie KimCollege of NursingUniversity of Rhode IslandWhitehall, Kingston RI 02881-0814USA

© 1999 Verlag Hans Huber, BernSatz: Max Muff AG, LuganoDruck: Hubert & Co., GöttingenPrinted in Germany

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzesist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das giltinsbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungenund die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Pflegetheoretische Grundbegriffe / Ingrid Kollak ;Hesook Suzie Kim (Hrsg.) – Bern ; Göttingen ; Toronto ; Seattle :Huber, 1999(Hans Huber Programmbereich Pflege)ISBN 3-456-82880-2

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Inhalt

VorwortIngrid Kollak und Hesook Suzie Kim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

EinleitungHesook Suzie Kim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

SelbstsorgeIngrid Kollak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Bedürfnis/BedarfPenny Powers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

BedürfnisseJacqueline Fortin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

AdaptationDonna Schwartz-Barcott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

NormalitätFriedrich Balke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

TranskulturalitätCharlotte Uzarewicz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

InteraktionSusanne Wied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

SystemJens Friebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

HolismusHesook Suzie Kim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163

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Existentialistische PhänomenologieHesook Suzie Kim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Humanismus und FürsorgeMay Solveig Fagermoen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

NachwortIngrid Kollak und Susanne Wied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

Verzeichnis der MitarbeiterInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

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Vorwort

Die Idee zu diesem Buch entstand bei einem Treffen in Berlin im Sommer 1996,als wir die gegenwärtige theoretische Entwicklung und akademische Diskussion inden USA und in Europa besprachen. Wir hatten beide den Eindruck, daß großerBedarf an einem Buch besteht, das die geisteswissenschaftlichen Grundlagen gän-giger Theorien der Pflege einmal genauer untersucht. Es könnte eine Hilfe fürfortgeschrittene Studierenden der Pflege sein, die wichtigsten theoretischen Ideender Pflege zu erfassen, indem es zum einen pflegewissenschaftliche Grundbegriffeerörtert und zum anderen die Entwicklung der Theorie und ihre Beziehung zurPflegepraxis beleuchtet.

Zuerst hatten wir geplant, dieses Buch mit Beiträgen nordamerikanischer unddeutscher Autorinnen in deutscher Sprache zu veröffentlichen, weil der VerlagHans Huber bereits sein Interesse ausgedrückt hatte. Als wir uns aber an diegenaue Konzeption und die konkreten Vorarbeiten machten, wurde uns klar, daßes sinnvoll und spannend wäre, das Buch gleichzeitig auf Deutsch und auf Eng-lisch zu veröffentlichen.1 Es ist ja bekannt, daß europäische Leser Zugang zu vie-len in englischer Sprache veröffentlichten pflegetheoretischen Schriften haben.Dagegen ist es nordamerikanischen Lesern – abgesehen von einigen auf Englischveröffentlichten Fachartikel – jedoch selten möglich, analytische Arbeiten in deut-scher Sprache zu lesen. Im Zeitalter der Globalisierung und der Multikulturalitätfinden wir es allerdings anregend, pflegetheoretische Ansichten und Untersu-chungen vorzustellen, die nicht nur aus verschiedenen philosophischen Richtun-gen kommen und eine Bandbreite von wissenschaftliche Methoden präsentieren,sondern sich auch durch ihre sprachliche, kulturelle und akademische Herkunftunterscheiden.

Die Absicht dieser Texte ist, eine systematische und analytische Explikationbestimmter geisteswissenschaftlicher Ideen und ihrer Entwicklung sowie ihreRezeption durch Pflegetheorien darzustellen. Unserer Überzeugung nach besitzen

1 Die englischsprachige Fassung erscheint unter dem Titel Nursing Theories withinConceptual and Philosophical Perspectives bei Springer Publishing Co., New York.

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diese Begriffe und Ideen wissenschaftliche Emergenz und «Eigenleben», drückenaber gleichzeitig verschiedene thematische und perspektivische Positionen vonPflegetheorien aus. Dabei sind alle für dieses Buch ausgewählten Themen den Stu-dierenden der Pflege bekannt, wecken aber vielleicht unterschiedliche Vorstellun-gen. Unserer Ansicht nach stellt diese Vielfalt der Vorstellungen und Herange-hensweisen eine interessante und fruchtbare Herausforderung für Leser undAutoren dieses Bands dar.

In der Hoffnung, daß dieses Buch zum besseren Verständnis von Pflegetheo-rien als Begleitmaterial zu den Originaltexten verwendet wird, wollen wir nichtnur ein besseres Verständnis für die Theorien selbst erreichen, sondern auch fürdie grundsätzlichen Fragen zur Entwicklung der Pflegetheorien, die die Erfor-schung von Schlüsselphänomenen der Pflege beeinflußt haben. Wir denken, daßdieses Buch eine dritte Phase in der Erörterung der Pflegetheorie einläutet. In derersten wurden die ursprünglichen Theorien vorgestellt und von verschiedenenAutoren weiterentwickelt. Die zweite Phase konzentrierte auf die Analyse undEvaluation der verschiedenen Theorien der Pflege. Die dritte Phase bezieht sichauf die Analyse von grundlegenden geisteswissenschaftlichen Theorien, die einenTeil der Ansichten und Perspektiven von Pflegetheorien bilden und kann, wie wirhoffen, zur umfassenden Erforschung pflegetheoretischer Arbeiten beitragen.

In diesem Buch sind Beiträge von vier amerikanischen Autorinnen, einer nor-wegischen Autorin, die in den USA studiert hat, und fünf deutschen Autorinnenund Autoren vereint. Die Beitragenden leisteten Außerordentliches, indem sieInformations- und Wissensquellen zusammentrugen, die die Basis für jedesThema liefern. Dabei blieben sie in ihren Darlegungen kritisch und analytisch.Sicher werden viele mit uns übereinstimmen, daß das Ziel eines solchen Buchseher ist, kritische Fragen aufzuwerfen und somit einen elementaren Beitrag zurWeiterentwicklung der Pflegetheorie zu leisten, als endgültige Aussagen über dieQualität von Theorien zu treffen.

Wie bei jedem Buch ist die qualitative Vielfalt erstaunlich, die in den einzelnenKapiteln zu finden ist. Ohne die Sachkenntnis und das Wissen der Beitragendenund ohne ihren Eifer und ihr Durchhaltevermögen wäre dieses Buch nichtzustande gekommen. Zudem möchten wir den wichtigen Beitrag der Übersetzeranerkennen, ohne deren sprachliches Einfühlungsvermögen und Verständnis derFachtermini aus Pflege und Philosophie keine lesbaren Texte vorliegen würden.Wir sind ebenfalls dankbar für die Unterstützung unserer amerikanischen unddeutschen Lektoren: Ruth Chasek und Klaus Reinhardt.

Ingrid Kollak und Hesook Suzie Kim

Berlin und Providence, im Mai 1999

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EinleitungHesook Suzie Kim

Pflegetheorien besitzen ein reiches Erbe, das bis zu den Schriften von FlorenceNightingale zurückreicht und von der Arbeit vieler Pflegetheoretikerinnen derletzten drei Jahrzehnte ausstrahlt. Obwohl es eine fortwährende Diskussion dar-über gibt, ob Pflegetheorien, so wie sie heute existieren, genügend ausgereift oderbis ins Detail entwickelt sind, sind die Pflegetheorien zu einem Meilenstein imVerständnis und bei der Anleitung der Pflegekräfte in diesem Jahrzehnt gewor-den. Es gibt jedoch viele Fragen über die Pflegetheorien und ihre Inhalte, die dieStudierenden der Pflege sowie die praktizierenden Pflegekräfte beschäftigen. Eineder größten Schwierigkeiten besteht in der Existenz zahlreicher Pflegetheorien,die alle den Anspruch erheben, Antworten auf Pflegefragen geben und eine An-leitung für die Pflegepraxis sein zu können. Obwohl Pflegetheorien im allgemei-nen lediglich beschreibend und erklärend sind, so gründet doch jede von ihnenauf Annahmen, philosophischen Leitlinien, Werten, Perspektiven und Rahmen-bedingungen, die für sich genommen einzigartig sind. Unterschiedliche konzep-tuelle oder philosophische Grundideen geben den Beschreibungen und Erklärun-gen der Pflegetheorien in bezug auf deren Pflegeinhalte eine andere Richtung. Imallgemeinen sind die Pflegetheorien bezüglich ihrer Komponenten, ihrer exaktenKonzeptualisierung und ihrer logischen Strukturen nicht sehr klar formuliert. Esist aber nicht sehr schwer, die theoretischen Perspektiven und Annahmen heraus-zufiltern, die uns darüber Aufschluß geben, wie sie die Pflegephänomene theore-tisch behandeln.

Viele Bücher über Pflegetheorien enthalten Kategorisierungen in verschiedeneTypen. Meleis (1996) z. B. ordnet sie in Begriffe wie «Systeme», «ganzheitlich»,«Anpassung» und «aufs Verhalten bezogen» ein. Parse (1987) behandelt fünf Pfle-getheorien unter den Paradigmen von Totalität und Simultaneität. Offensichtlichwurden unter unterschiedlichen konzeptuellen und philosophischen Ausrichtun-gen unterschiedliche Pflegetheorien entwickelt, die für die Theoretikerinnen denGrundstein für die Betrachtungsweise menschlichen Seins, menschlichen Lebens,menschlicher Beziehungen und deren Praxis legten. Die theoretischen Annah-men, die diese Theorien untermauern, rühren von den unterschiedlichen konzep-

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10 Pflegetheoretische Grundbegriffe

tuellen und philosophischen Ausrichtungen her und stehen in enger Verbindungzu den wesentlichen Inhalten der Theorien.

In diesem Buch stellen wir ausgewählte Pflegetheorien vor dem Hintergrundihrer konzeptuellen und philosophischen Grundlagen dar, so daß die Theoriennicht nur von ihren Inhalten, sondern auch von ihren Grundlagen her verstandenwerden können. Dies stützt sich auf die Annahme, daß die Personen, die die Pfle-getheorien für Forschung, Praxis oder Lehre benutzen, nicht nur ein Verständnisund Aufklärung darüber brauchen, was die Theorien beschreiben und erklärenwollen, sondern auch darüber, von welchen ontologischen und epistemologi-schen Perspektiven her diese theoretischen Beschreibungen und Erklärungenentwickelt wurden. Dies, so glauben wir, kann nur durch gründliche Analyse derverschiedenen konzeptuellen und philosophischen Grundlagen erreicht werden.

Wir haben in diesem Buch elf «Themen» zur Grundlage unserer Untersuchun-gen ausgewählt. Diese «Themen» verweisen auf Hauptideen, die die theoretischeEntwicklung der Pflege markieren. Sie liefern unterschiedliche Ausgangspunkteder Theorieentwicklung und ihrer Inhalte. Sieben dieser Themen haben konzep-tuelle Schwerpunkte als Ausgangspunkt, drei richten sich hauptsächlich auf diemenschliche Ontologie und eins auf eine spezifische Pflegephilosophie.

Konzeptueller Schwerpunkt bedeutet im Zusammenhang der Pflegetheoriendie Art und Weise, wie sich das pflegewissenschaftliche Verständnis menschlicherPhänomene gestaltet. Diese konzeptuellen Schwerpunkte haben ihre Wurzeln inverschiedenen Pflegedomänen, die sich als Typologie von vier Bereichen darstel-len läßt: «Patient», «Umwelt», «Patient-Pflegende» und «Praxis» (Kim 1990).

Unsere Analyse der Pflegetheorien richtet sich auf die konzeptuellen Schwer-punkte der Selbstsorge, der menschlichen Bedürfnisse und der Adaptation. Sie befas-sen sich speziell mit der Konzeptualisierung der Patienten und ihrer Pflegepro-bleme. Diese drei Themen stellen unterschiedliche konzeptuelle Richtungen dar,die die Phänomene im Patientenbereich abstecken. Theorien mit Schwerpunktauf diesem Konzept sehen Patienten hauptsächlich unter den folgenden Aspekten:a) wie effektiv und effizient sie bei der Bewältigung ihrer Lebensaufgaben sind(Schwerpunkt Selbstsorge), b) wie gut sie ihre Bedürfnisse oder Lebensaufgabenerfüllen, um sich erhalten oder entwickeln zu können (Schwerpunkt Bedürfnis),c) wie gut sie auf einwirkende Kräfte und Veränderungen reagieren können(Schwerpunkt Adaptation).

Ebenso sind Analysen von Pflegetheorien eingeschlossen, deren konzeptuellerSchwerpunkt auf Transkulturalität und Normalität liegt und somit Bezug zumPatientenumfeld zeigt. Pflegetheorien, die sich auf diese beiden konzeptuellenSchwerpunkte richten, sehen den Menschen im Kontext eines räumlichen, ökolo-gischen, sozialen und kulturellen Rahmens.

Darüber hinaus bieten die beiden konzeptuelle Schwerpunkte der menschlichenInteraktion und der Pflegeprofession eine Basis, von der aus die Pflegetheorien

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Einleitung 11

im Bereich Patient-Pflegende und Praxis untersucht werden. Die Pflege ist tradi-tionell daran interessiert, Interaktionen als Patient-Pflegende-Interaktionen zuuntersuchen. Interaktion wird sowohl als Medium verstanden, mittels dessen diePflege durchgeführt wird, wie auch als Methode, mit der Pflege ihre therapeuti-sche Effektivität erzielt. Der konzeptionelle Schwerpunkt der Praxis aber existiertbei den Pflegetheorien noch nicht so lange. Er zielt darauf ab, Theorien zu ent-wickeln, die ein Verständnis der Profession als Service, als Tätigkeit oder alsmenschliche Verpflichtung beinhalten.

Drei Themen, nämlich Holismus, System und existentielle Phänomenologie,analysieren die ontologischen Ursprünge der Pflegetheorien. Diese Themen bie-ten den Pflegetheorien spezifische ontologische Perspektiven auf den Menschen,menschliches Dasein und/oder menschliche Erfahrung. Außerdem bildet dasThema Fürsorge und Humanismus einen Rahmen, um Pflegetheorien vor pflege-philosophischem Hintergrund zu untersuchen.

Ein Ordnungsmuster zum theoretischen Verständnis

Viele Bücher wurden über Pflegetheorien geschrieben (z. B. Meleis 1996; Barnum1994; Fitzpatrick & Whall 1996). Die meisten richten sich auf die Analyse und Kri-tik der Theorien. Sie übernehmen bestimmte Kriterien, um theoretische Annah-men darzustellen, sie inhaltlich voneinander abzugrenzen und ihre Tragweite,Aussagefähigkeit und innere Logik zu beurteilen. Im allgemeinen werden Theo-rien und theoretische Ordnungen hinsichtlich ihrer verschiedenen Komponentenund die damit verbundenen Aspekte untersucht. Diese sind:

theoretische Perspektiven – liefern Einsichten in die Weltanschauung derTheorie und deren Blick auf die Phänomene, die bezüglich der konzeptuellen,ontologischen und epistomologischen Orientierung von Interesse sind

grundlegende Annahmen und Prämissen – erhellen die Ausrichtung der Theo-rie bezüglich des Verständnisses und der Erklärung von Pflegephänomenen

Begriffe und ihre Definitionen – spezifizieren die zentralen Begriffe, die in derTheorie benutzt werden und deren Konzeptualisierung

theoretische Struktur und Behauptungen – spezifizieren die Form der Theorieund deren Struktur und die Natur der theoretischen Behauptungen, die für dieTheorie entwickelt wurden

chronologische Reihenfolge der Entwicklung – liefert ein Verständnis der zeit-lichen Entwicklung einer Theorie

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Theoretiker und Hauptvertreter – liefert Einsichten über die wissenschaftlicheOrientierung der Theoretiker und ihrer Einflüsse auf die Entwicklung derTheorie.

Das Verständnis von Pflegetheorien erfordert vielfältige Annäherungen. Sie be-ginnen mit einem Verständnis der Theorie, das durch sorgfältiges Lesen des Ori-ginaltexts gewonnen wird. Von diesem Verständnis ausgehend kann man zu einerkritischen Interpretation übergehen, die auf Analyse und Beurteilung der wissen-schaftlichen Behauptungen und ihrer theoretischen Grundlagen gründen. Desweiteren kann ein strategisches Verständnis gewonnen werden, das die Grundla-gen und den Prozeß der Theorieentwicklung würdigt. Dieses Verständnis kanndurch die Analyse einerseits der Theorieentwicklung wie andererseits der philoso-phischen und theoretischen Ansichten ihrer Vertreter gewonnen werden. DieTabelle 1 zeigt, wie solche Annäherungen auf verschiedenen Ebenen entspre-chende Aspekte des Theorieverstehens anvisieren.

Gründliche Lektüre Verständnis von Sprache und Strukturder Theorie

Analyse der Inhalte im Sinne einer Verständnis der Reichweite einer Theoriemetaparadigmatische Orientierung

Analyse der Struktur einer Theorie Verständnis der Begriffe und theoreti-schen Behauptungen im Sinne einertheoretischen Präzisierung und Anwen-dungslogik

Analyse der Kohärenz der Komponenten Verständnis der Kohärenz und des Auf-baus theoretischer Komponenten

Analyse der grundlegenden Perspektiven Verständnis der konzeptuellen und phi-losophischen Ausrichtung bezüglichdes Menschenbildes und der Pflege,Konzeptualisierung der Schlüsselphäno-mene und theoretischen Erklärungen

Analyse der Theorieentwicklung Verständnis des Prozesses der Theorie-entwicklung

Studium der Theoretiker/Hauptvertreter Verständnis der Perspektiven und Sicht-weisen von Theoretikern im Hinblick aufdie Theorieentwicklung

Tabelle 1: Formen des Verstehens von Theorien.

Analysetypen Aspekte des Theorieverstehens

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