3
39 Astron. Nadir., Bd. 301, H. I (1980) Hans-Ullrich Sandig 14. 11. 1909-25. 05. 1979 HANS-ULLRICH SANDIC wurde am 14. November 1909 als Sohn des Architektenehepaares HANS und ERNE- STINE SANDIG in Dresden geboren. Er verlor seinen Vater bereits im ersten Weltkrieg. Durch seinen Lehrer, den Gym- nasialprofessor und Amateurastronomen Dr. A. TEUCHER wurde H.-U. SANDIC fur die Astronomie begeistert. 1928 begann er das Studium der Mathematik bei KOWALEWSKI und LACALLY, der Physik bei LUTHER und der Geodasie bei WERKMEISTER an der Technischen Hochschule Dresden. Vom Wintersemester 1929 an setzte H.-U. SANDIC sein Studium, nunmehr auf Astronomie spezialisiert, bei J. HOPMANN und A. KOHLSCHUTTER in Bonn fort. Mit der Berufung HOPMANNS an die Leipziger Universitatssternwarte wechselte auch sein Schiiler H.-U. SANDIG dahin iiber. Seih Staatsexamen legte er in Astronomie bei HOPMANN und in Physik bei HEISENBERC ab. 1933 promovierte er rnit der Dissertation ,,Photometrisclie Untersuchung des Systems /? Lyrae" zum Dr. phil. Diese Arbeit und die anschlieBende Tatigkeit in der Photometrie als Assistent SCHOENBERCS an der Breslauer Universitatssternwarte von 1934 bis 1937 bestimmten SANDIGS wissenschaftlichen Weg fur fast zwei Jahrzehnte. Einen groBen Teil der Beobachtungen fiir seine zahlreichen Publikationen erhielt er wahrend eines insgesamt ein- einhalbjahrigen Aufenthalts in Siidwestafrika, dem heutigen Namibia. Er richtete in Windhoek eine Beobachtungs- station ein, die dann u. a. auch eine Zeitlang von C. HOFFMEISTER genutzt wurde. Die wichtigsten Publikationen dieser Zeit sind der Untersuchung der Extinktion und der Himmelshelligkeit in Windhoek, der Helligkeit der kleinen Magellanschen Wolke sowie dem Zodiakallicht gewidmet . Mit der Arbeit ,,Die raumliche Anordnung der Zodiakallichtmaterie" habilitierte sich H.-U. SANDIC 1941 an der Leipziger Universitatssternwarte wahrend eines Sonderurlaubs. Nach Ausheilung einer schweren Kriegsverlet- zung arbeitete H.-U. SANDIC als Assistent von E. ZINNER an der Remeis-Sternwarte in Bamberg iiber veranderliche Sterne. Mit der Berufung als Referent fur instrumentelle Entwicklungen an das Institut fur Angewandte Geodasie in Frankfurt/Main kam H.-U. SANDIC 1951 wieder mit geodatischen Aufgabenstellungen in Bertihrung. Die Tatigkeit in Frankfurt legte sein Talent, instrumentelle Konzeptionen aufzustellen und zu realisieren frei. Das Spektrum seiner dortigen Arbeiten war sehr weit. Es reichte von hydrostatischen Stromiibergangsmessungen uber die interfero- metrische Eichung von Langennormalen bis zur photoelektrischen Beobachtung der Kontaktzeiten von Sonnen- finsternissen. Die hierbei angewendete Differenzmethode war H.-U. SANDICS Idee. 1956 wurde H.-U. SANDIC unter dem Rektorat von H. PESCHEL auf den Lehrstuhl fur Geodatische Astronomie an die Technische Hochschule Dresden berufen worden. 1961 erhielt die Hochschule den Status einer Technischen Universitat. In diesem Zusammenhang wurde das LomMANN-Institut fur Geodatische Astronomie gegriindet, zu dessen Direktor Prof. H.-U. SANDIC ernannt wurde. Damit hatte sich der Kreis von H.-U. SANDICS wissenschaft- licher Entwicklung geschlossen, der als Student an der gleichen Alma Mater Dresdensis begonnen hatte. Jetzt war fur den erfahrenen Wissenschaftler H.-U. SANDIC die Moglichkeit gegeben, seine in fiber zwei Jahrzehnten vielfal- tiger Arbeiten in den unterschiedlichsten Schulen erworbenen Kenntnisse und Vorstellungen unter groflziigigster Forderung und Unterstitzung durch den sozialistischen Staat in geradezu idealer Weise in Lehre und Forschung in die Praxis umzusetzen. Ein groBer Teil der von H.-U. SANDIC angeregten und rnit umfassender Sachkenntnis geforderten Arbeiten sind Synthesen zwischen H.-U. SANDICS Ideen mit Weiterentwicklungen von Arbeiten W. G. LOHRMANNS und B. PATTENHAUSENS, die die astronomische Tradition bereits 150 Jahre vorher begrundet bzw. weitergefiihrt hatten. Kurz nach H.-U. SANDICS Berufung nach Dresden begann das Internationale Geophysikalische Jahr IG J 1957-59 rnit der anschlieBenden Kooperation, IGC bis 1960. Mit der ihm eigenen Tatkraft und seinem wissenschaft- lichen Optimismus gelang es ihm, in der Nahe von LOHRMANNS Beobachtungsort im Dresdener Zwinger ein Meridian- haus rnit Zeiss-Transit IOO/IOOO und zugehorigem kiinstlichen Stern errichten zu lassen. Mit drei Assistenten, einer Reihe freiwillig mitarbeitender Assistenten der damaligen Abteilung Vermessungswesen der TU und eigener Betei- ligung an den Beobachtungen konnte H.-U. SANDIG einen kontinuierlichen Zeit- und Breitendienst rnit laufenden Zeitsignalaufnahmen einrichten. Der Breitendienst wurde anschlieI3end zu einer standigen Observatoriumsaufgabe. Die Ergebnisse des IGJ/IGC sind in den "Mitteilungen des Lohrmann-Instituts" Nr. 2 und 3 veroffentlicht. Die Breitenbeobachtungen werden regelmaDig in Zirkularen veroffentlicht. Die Reihe der ,,Mitteilungen" triigt seit 1969, nachdem das LoHRMmN-Institut im Wissenschaftsbereich Geodasie der Sektion Geodasie und Kartographie der TU aufgegangen ist, die Bezeichnung ,,Mitteilungen des LoHRMaNN-Observatoriums". Die Publikationsreihe war 1958 von H.-U. SANDIG anlaBlich des ,,I. Internationalen Kolloquiums Geodatische Astronomie" begriindet worden. Seiner Emeritierung 1975 war das IV. Kolloquium dieser Reihe, die nunmehr in der Benennung noch die zusatzliche Bezeichnung "und Astrometrie" erhielt, gewidmet. Mehr als 60 namhafte Wissenschaftler, darunter 20 Auslander, brachten durch ihre Teilnahme ihre Wertschatzung fur den Wissenschaftler H.-U. SANDIC zum Ausdruck.

Hans-Ullrich Sandig 14. 11. 1909–25. 05. 1979

  • View
    217

  • Download
    4

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Hans-Ullrich Sandig 14. 11. 1909–25. 05. 1979

39

Astron. Nadir., Bd. 301, H. I (1980)

Hans-Ullrich Sandig

14. 11. 1909-25. 05. 1979

HANS-ULLRICH SANDIC wurde am 14. November 1909 als Sohn des Architektenehepaares HANS und ERNE- STINE SANDIG in Dresden geboren. Er verlor seinen Vater bereits im ersten Weltkrieg. Durch seinen Lehrer, den Gym- nasialprofessor und Amateurastronomen Dr. A. TEUCHER wurde H.-U. SANDIC fur die Astronomie begeistert.

1928 begann er das Studium der Mathematik bei KOWALEWSKI und LACALLY, der Physik bei LUTHER und der Geodasie bei WERKMEISTER an der Technischen Hochschule Dresden. Vom Wintersemester 1929 an setzte H.-U. SANDIC sein Studium, nunmehr auf Astronomie spezialisiert, bei J. HOPMANN und A. KOHLSCHUTTER in Bonn fort. Mit der Berufung HOPMANNS an die Leipziger Universitatssternwarte wechselte auch sein Schiiler H.-U. SANDIG dahin iiber. Seih Staatsexamen legte er in Astronomie bei HOPMANN und in Physik bei HEISENBERC ab. 1933 promovierte er rnit der Dissertation ,,Photometrisclie Untersuchung des Systems /? Lyrae" zum Dr. phil.

Diese Arbeit und die anschlieBende Tatigkeit in der Photometrie als Assistent SCHOENBERCS an der Breslauer Universitatssternwarte von 1934 bis 1937 bestimmten SANDIGS wissenschaftlichen Weg fur fast zwei Jahrzehnte. Einen groBen Teil der Beobachtungen fiir seine zahlreichen Publikationen erhielt er wahrend eines insgesamt ein- einhalbjahrigen Aufenthalts in Siidwestafrika, dem heutigen Namibia. Er richtete in Windhoek eine Beobachtungs- station ein, die dann u. a. auch eine Zeitlang von C. HOFFMEISTER genutzt wurde. Die wichtigsten Publikationen dieser Zeit sind der Untersuchung der Extinktion und der Himmelshelligkeit in Windhoek, der Helligkeit der kleinen Magellanschen Wolke sowie dem Zodiakallicht gewidmet .

Mit der Arbeit ,,Die raumliche Anordnung der Zodiakallichtmaterie" habilitierte sich H.-U. SANDIC 1941 an der Leipziger Universitatssternwarte wahrend eines Sonderurlaubs. Nach Ausheilung einer schweren Kriegsverlet- zung arbeitete H.-U. SANDIC als Assistent von E. ZINNER an der Remeis-Sternwarte in Bamberg iiber veranderliche Sterne. Mit der Berufung als Referent fur instrumentelle Entwicklungen an das Institut fur Angewandte Geodasie in Frankfurt/Main kam H.-U. SANDIC 1951 wieder mit geodatischen Aufgabenstellungen in Bertihrung. Die Tatigkeit in Frankfurt legte sein Talent, instrumentelle Konzeptionen aufzustellen und zu realisieren frei. Das Spektrum seiner dortigen Arbeiten war sehr weit. Es reichte von hydrostatischen Stromiibergangsmessungen uber die interfero- metrische Eichung von Langennormalen bis zur photoelektrischen Beobachtung der Kontaktzeiten von Sonnen- finsternissen. Die hierbei angewendete Differenzmethode war H.-U. SANDICS Idee.

1956 wurde H.-U. SANDIC unter dem Rektorat von H. PESCHEL auf den Lehrstuhl fur Geodatische Astronomie an die Technische Hochschule Dresden berufen worden. 1961 erhielt die Hochschule den Status einer Technischen Universitat. In diesem Zusammenhang wurde das LomMANN-Institut fur Geodatische Astronomie gegriindet, zu dessen Direktor Prof. H.-U. SANDIC ernannt wurde. Damit hatte sich der Kreis von H.-U. SANDICS wissenschaft- licher Entwicklung geschlossen, der als Student an der gleichen Alma Mater Dresdensis begonnen hatte. Jetzt war fur den erfahrenen Wissenschaftler H.-U. SANDIC die Moglichkeit gegeben, seine in fiber zwei Jahrzehnten vielfal- tiger Arbeiten in den unterschiedlichsten Schulen erworbenen Kenntnisse und Vorstellungen unter groflziigigster Forderung und Unterstitzung durch den sozialistischen Staat in geradezu idealer Weise in Lehre und Forschung in die Praxis umzusetzen.

Ein groBer Teil der von H.-U. SANDIC angeregten und rnit umfassender Sachkenntnis geforderten Arbeiten sind Synthesen zwischen H.-U. SANDICS Ideen mit Weiterentwicklungen von Arbeiten W. G. LOHRMANNS und B. PATTENHAUSENS, die die astronomische Tradition bereits 150 Jahre vorher begrundet bzw. weitergefiihrt hatten.

Kurz nach H.-U. SANDICS Berufung nach Dresden begann das Internationale Geophysikalische Jahr IG J 1957 -59 rnit der anschlieBenden Kooperation, IGC bis 1960. Mit der ihm eigenen Tatkraft und seinem wissenschaft- lichen Optimismus gelang es ihm, in der Nahe von LOHRMANNS Beobachtungsort im Dresdener Zwinger ein Meridian- haus rnit Zeiss-Transit IOO/IOOO und zugehorigem kiinstlichen Stern errichten zu lassen. Mit drei Assistenten, einer Reihe freiwillig mitarbeitender Assistenten der damaligen Abteilung Vermessungswesen der TU und eigener Betei- ligung an den Beobachtungen konnte H.-U. SANDIG einen kontinuierlichen Zeit- und Breitendienst rnit laufenden Zeitsignalaufnahmen einrichten. Der Breitendienst wurde anschlieI3end zu einer standigen Observatoriumsaufgabe. Die Ergebnisse des IGJ/IGC sind in den "Mitteilungen des Lohrmann-Instituts" Nr. 2 und 3 veroffentlicht. Die Breitenbeobachtungen werden regelmaDig in Zirkularen veroffentlicht. Die Reihe der ,,Mitteilungen" triigt seit 1969, nachdem das LoHRMmN-Institut im Wissenschaftsbereich Geodasie der Sektion Geodasie und Kartographie der TU aufgegangen ist, die Bezeichnung ,,Mitteilungen des LoHRMaNN-Observatoriums". Die Publikationsreihe war 1958 von H.-U. SANDIG anlaBlich des ,,I. Internationalen Kolloquiums Geodatische Astronomie" begriindet worden. Seiner Emeritierung 1975 war das IV. Kolloquium dieser Reihe, die nunmehr in der Benennung noch die zusatzliche Bezeichnung "und Astrometrie" erhielt, gewidmet. Mehr als 60 namhafte Wissenschaftler, darunter 20 Auslander, brachten durch ihre Teilnahme ihre Wertschatzung fur den Wissenschaftler H.-U. SANDIC zum Ausdruck.

Page 2: Hans-Ullrich Sandig 14. 11. 1909–25. 05. 1979

40 I<.-G. STEINERT: HANS-ULLRICW SANDIG

In den 23 Jahren der Tatigkeit H.-U. SANDICS an der TH/TU Dresden ist durch seinen wissenschaftlichen Weit- blick und durch energische Forderung seiner Mitarbeiter von einem kleinen Kollektiv eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten vollendet worden. Die wichtigsten der von ihrn angeregten und von ihrn bzw. unter seiner Leitung bearbei- teten und in den ,,Mitteilungen des Lohrmann-Observatoriums“ publizierten Forschungskomplexe sind: - Teilnahme am Langen- und Breitenprogramm im IG J/IGC mit Untersuchungen zur personlichen Gleichung

- Sonnenfinsternisexpedition 1961 nach Jugoslawien mit Ableitung eines Mondrandprofils - Fernsehastrometrie (1966-1977) - Photographische und photoelektrische Beobachtungen am Passageinstrument (1968-1974) - Entwicklung des Zirkumzenitals einschlieDlich photoelektrischer Durchgangsregistrierung (1969- 1979) - Aufbau des Astrographengebaudes in Gonnsdorf und Beitrage zur Nullpunktbestimmung des astronomischen

- Seeing-Monitor zur Messung der Luftunruhe und Refraktionsuntersuchungen (1969 - 1976) - Beitrage zum astronomischen Inertialsystem (1970-1979) - Photoelektrische Beobachtungen von Sternbedeckungen (1976- 1979) - Entwicklung und Anwendung einer elektronischen Libelle (1978- 1979)

Wahrend der Jahre 1960 bis 1967 war H.-U. SANDIG neben seiner Tatigkeit in Dresden kommissarischer Leiter der Abteilung Geodatische Astronomie am damaligen Geodatischen Institut der DAW in Potsdam. Als besondere Aktivitaten in dieser Funktion sind zu vermerken: Die Bemiihungen um die Beschleunigung der Konstruktion des Satellitenbeobachtungsgerates SBG, die Durchsetzung der regelmaBigen Zeitvergleiche auf weniger als I ps genau nach der TV-Methode zwischen Prag und Potsdam und die Herausgabe der viillig iiberarbeiteten ,,Formeln und Hilfs- tafel fur geographische Ortsbestimmungen” von ALBRECHT (1967).

Weiterer sichtbarer Ausdruck von H.-U. SANDIGS wissenschaftlicher, aber auch menschlicher Ausstrahlungs- kraft an seinen Wirkungsstatten in Dresden und Potsdam sind die 22 von ihrn betreuten Doktoranden, 3 Habili- tanden und 112 Diplomanden. H.-U. SANDICS umfassendes Wissen in so vielen Teilgebieten der Astronomie und der Geodasie brachte ihm die Berufung als Gutachter in 7 weitere Promotionsausschiisse. Die groBe Zahl seiner Schiiler ist beredtes Zeugnis fur H.-U. SANDICS erfolgreiche und verantwortungsbewuBte Arbeit als Hochschullehrer. Er ver- trat neben der Astrometrie mit den Teilgebieten spharische Astronomie, geodatische Astronomie und photographische Astrometrie auch die spharische Trigonometrie und die Kartennetzentwurfslehre. Zeitweise las er auch fakultativ Himmelsmechanik, Bahnbestimmung und Einfuhrung in die Astronomie. Seine erstgenannten Lehrveranstaltungen waren obligatorisch fur Geodaten und Kartographen und mehrere Jahre lang fur Mathematiker im technischen Nebenfach. Den Inhalt seiner Hauptvorlesung hat H.-U. SANDIC in den Lehrbriefen ,,Astrometrie fur Geodaten‘ Nr. 1-5 zusammengefaDt, von denen einige in drei Auflagen zwischen 1959 und 1976 erschienen sind.

Wahrend der Amtszeit H.-U. SANDICS hat sich der Inhalt des von ihm vertretenen Wissenschaftszweiges ver- andert. Anfangs las er in der Hauptvorlesung nur iiber geodatische Astronomie. Mit der Entwicklung der photogra- phischen Satellitengeodasie und durch die geodynamische Betrachtungsweise der Erde gewann die Aufgabe an Be- deutung, ein iibergeordnetes Bezugssystem zu approximieren, welches an Objekte mit vernachlassigbaren Eigen- bewegungen, d. h. an geeignete Galaxien anschlieBt und einem Inertialsystem nahekommt. Ein solches Bezugs- system ist auch fiir astronomische Belange von wesentlicher Bedeutung. Dieser Wandel schlug sich im Inhalt seiner Vorlesungen nieder und ist in den genannten Lehrbriefen dokumentiert.

Die letzte groBe, von H.-U. SANDIC auf Anregung H.- J. TREDERS begonnene Unternehmung war der Unter- suchung des Tautenburger 2-m-Schmidtspiegel auf seine Eignung fur astrometrische Zwecke gewidmet. Die viel- versprechenden Ergebnisse aus einer Dissertation und etwa zehn Diplomarbeiten (1970- 1975) fiihrten - nun schon nach der Emeritierung - zu einem Versuchsprogramm mit dem Ziel der Verbesserung von Sternortern in einem Deklinationsring und dem Fernziel der Bestimmung von Eigenbewegungen durch den AnschluB an Galaxien, dessen erste Ergebnisse bereits publiziert sind.

Es war H.-U. SANDIC nicht vergonnt, den absehbaren Erfolg seines Versuchsprogramms, an dem er bis zum letzten Tag seines Lebens tatigen Anteil genommen hatte, zu erleben.

Der Notwendigkeit zur internationalen Zusammenarbeit der Astronomen entsprechend, hatte H.-U. SANDIG bereits ab 1957 begonnen, wissenschaftliche Verbindungen zu Instituten der UdSSR, der CSSR und der VR Polen zu kniipfen, die zur fruchtbaren Zusammenarbeit fiihrten. H.-U. SANDIC hatte viele Freunde in diesen Landern, insbe- sondere in der UdSSR, die seine hervorragenden wissenschaftlichen Fahigkeiten schatzten.

In der Internationalen Astronomischen Union war H.-U. SANDIG aktiv mitarbeitender Angehoriger der Kom- missionen 8 (Positionsastronomie) ab 1964, 24 (Photographische Astrometrie) ab 1978, 31 (Zeit) 1964 bis 1976. In der Internationalen Union fiir Geodasie und Geophysik arbeitete er in der Spezialstudiengruppe 1.04 (Geodatische Astrometrie) seit 1970. Neben diesen internationalen Gremien bereicherte H.-U. SANDIG auch DDR-Gremien durch seine Mitarbeit, und zwar als Mitglied des NKA. des NKGG, der wissenschaftlichen Rate von ZIAP und ZIPE sowie bis 1968 als Mitglied der ehemaligen Sektion Astronomie der DAW. In der TU hat H.-U. SANDIC mehrmals leitende Funktionen ausgeubt. Die wichtigste und verantwortungsvollste war die Griindung und Leitung der Sektion Geo- dasie und Kartographie der TU als deren erster Direktor 1968 bis 1971.

H.-U. SANDIC war kein ,,Nurwissenschaftler“. 50 Jahre lang hat er seine Wissenschaft popularisiert, zuletzt als Grunder und Vorsitzender der URANIA-Bezirkssektion Astronomie und Raumfahrt in Dresden von 1967 bis 1978. Daneben bekleidete er eine-Reihe von gesellschaftlichen Funktionen im TU- und SektionsmaDstab.

In seiner wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitat verlangte er sich selbst, trotz seiner bereits seit vielen Jahren ertragenen schweren Herzkrankheit, immer Hochstleistungen ab. Ftir seine herausragenden Leistun- gen wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil.

(1961-19771

Koordinatensystems (1969- 1979)

Page 3: Hans-Ullrich Sandig 14. 11. 1909–25. 05. 1979

I<&. STEINERT: HAKS-ULLRICII SANDI~; 41

Das aufoperungsvolleEngagement H.-U.SANDIGS ftir die Wissenschaft war nicht zuletzt moglich durch das unein- geschrankte Verstandnis, welches ihm seine Ehefrau Gisela Sandig dafiir entgegengebracht hat. K.-G. Steincrt

Auszug aus der Liste der Publikationen von H.-U. Sandig

Photonietrischc Untersuchungen des Systems Uber Extinktion und Himmelshelligkeit in Windhuk. Sildwestafrika. Astron. Nachr. 263 (1937). 385-398. Vcrbesserte Helligkeit der kleinen Magelhanschen Wolke und des Nachthimmels in Windhuk. Astron. Nachr. 265 (1938). 341 -344. Photographische Photometrie des Zodiakallichtes. Mitteil. d. Univ. Sternw. Breslau, Bd. 5 (1939) 23-49. Die raumliche Anordnung der Zodiakallichtmaterie. Astron. Nachr. 272 (1941) I - 24 (Habilitationssclirift). Extinktionsbestimmungen rnit dem Spiegelsextanten. Astron. Nachr. 275 (1947). 258-262. Zur Bcobachtungsgcschiclite des Zodiakallichtes. Kleine Verbff. d. Remeis-Sternwartc, Bamberg, Nr. 2, 23-21. (1947). Mittcilungen ilber 105 verdachtige und veranderliche Sterne. Astron. Nachr. 275 (1947) 37-42. Mittcilungcn i i h r 85 verdachtige und vcriinderliche Sterne. Astron. Nachr. 276 (1948) 173- 180. Uber Periode und Liclitkurve von o (Mira) Ceti. Astron. Nachr. 276 (1948) 247-261. Uber Formanderungen der Lichtkurven von Mirasternen. Astron. Nachr. 277 (1949) 129- 134. Mitteilungen iiber 91 verdachtige und veranderliche Sterne. Astron. Nachr. 278 (1950) 181 - 189. Untersuchungen ilber Ruhe und Durchsicht der Luft in Bamberg. Kleine Veroff. d. Remeis-Sternwartc, Baniberg Nr. 5, 59-80 (1950). Mittcilungcn iibcr 79 verdachtige und veranderliche Sterne. Astron. Nachr. 279 (1950) 89-93. Das elektrische Tricbwerk des Uamberger 60-cm-Spiegcls. Astron. Nachr. 279 (1950) 109- I I 2. Yitteilungcn iiber 89 verdachtigc und veranderliche Sterne. Astron. Nachr. 279 (1951) 159- 160. Hydrostatische Stromilbergange im Cezcitengebiet (rusammen m. G . SCHEEL). Deutsche Gcod. Komni. Reihe U, Nr. 6 (1952). Regelbare Korrektur des Astigmatismus eines CassBcxuIN-Spiegels. Astron. Nachr. 281 (1952) 9- 13. Die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis am 30. Juni 1954 auf der Norwegencxpedition des Instituts filr Angcwandtc Gcodisie.

Sonnenfinsternisbeobachtungen zur Bcstimmung der Erdfigur. Allg. Verm. Nachr. (1955) 12 - 26. Vergleich von QuarzcndmaDen rnit dem Vaidtischen Interferenzkompar. Zeitschr. f. Verm.-Wcsen 81 (1956) 345- 348. Beobachtung zur Sonnenfinsternis 1954 in Sildnonvegen (in 2us.-Arb. m. BREIX, NOTTARP u. a.) DGK, Reilie B, Nr. 34 (1957). Zur praktischen Durchfiihrung von hydrostat. Nivell. (zus. m. SCHEEL). DGK, Heihe B, Nr. 32 (1957). Hydrostatische Elbiibergange im Kahnien des Nordseekilstennivellements. DGK, Reihe B, Nr. 33 (1957). (zus. in. SCHEEL) Die Verfahrcn der kosmischen Triangulation. (Antrittsvorlesung). Wissensch. Ztschr. T H Dresden, 6 (1956/57) 691 - 699. Astronomische MeDkunst im Geophysikalischen Jahr. Jenaer Rundschau 6 (1958) 170- 173. Bemerkungen zur photoelektrischen Erfassung der Kontaktzeiten von Sonnenfinstcrnissen. Wiss. Ztschr. TH Dresden 8 (1958/59) I I - 13. Regelbare Nachfilhrung dcs Mikrometcrfadens. Sitzungsberichte d. Osterreich. Akad. d. Wiss., Math.-nat. Klasse, Abt. I1 170 (1962)

Die Arbeiten des Lohrmann-Inst. far Geodatischc Astronomic im IG J/IGC 1g57/5g, Tcil 1: Die Teilnahmc am Intcrn. Ungenprogramni.

Der Zeitmdstab und seine Realisierung. Mitt. u. E r g a n . d. Satellitenbeobachtungsdienstes in der DDR Nr. 8 (1964) 3-10. Die Bestimmung der Lotabweichung 7 filr Potsdam aus Sternbedeckungen. Acta Technica Hung., Budapest 52 (1965) 405-411. Die Arbeiten des Lohrmann-Institutes. Wiss. Ztschr. d. TU Dresden 14 (1965) 659-661. Die Aufgaben der Geodatischen Astronomie. Die Sterne 41 (1966) 177-183. Vorteile und M6glichkeiten d AnschluD von Einzelobjektenxn Nachbarsterne auf Himmelsaufnahmen. Vermessungstechn. I7 (1969) 408-411. Das Inertialsystem und seine Bedeutung for die Astronomie und Geodisie. Die Sterne 46 (1970) I - I I. Das Zeiss-Astrolab, ein neues Feldinstrument zur Ortsbestimmung und Erkundung. (zus. m. G. HEMMLEB). Jenaer Kundschau, 16

Das Incrtialsystem und scine Bcdeutung filr die Gcodisie. Acta Geod., gcophys. et montan. Acad. Sci. Hung. Budapest 5 (1970) 389-395. Majatnikovyj uronven's elektronnym ots6etom p i n e Pendellibelle mit elektronischer Anzeige). Trudy 18. Astrometr. Konf. SSSR.

hstrometrische Versuche rnit d. Tautenburger Scmmnkamera. Jenaer Rundschau 18 (1973) 318-321. Zur systematischeu Verbesserung von Positionen und zur Bestimmung absoluter Eigenbewegungen rnit der Tautenburger Schmidt-

Die astronomischen Beweise der copernicanischen Lehre. Universitatsreden d. Technischen Universitiit Dresden 33 (1974) 36- 42. Issledovanie meridiannogo kruga Babel'sbergskoj observatorii (Untersuchung des Meridiankreiscs dcr Sternwarte Babelsbcrg). (ZUS. mit

Die Methode der Azimutstandlinien zur simultanen Bestimmung von I, 1 und a. Vermessungstechn. 23 (1975) 211-213. The existence of a reference frame - the basis of the work of COPERNICUS and KEPLER. Colloquia Copernicana, IV, (1975) 175- 178. On the Use of Tautenburg SCHMIDT for Improvement of Astronomical Rcfercnce System. IAU Coll. Nr. 26 ,,On Reference Coordinate

Uber die astrometrische Brauchbarkeit von Schmidt-Kameras. (zusammen rnit M. KINKER). Jenaer Rundschau 21 (1976) 151 - 155. FRIEDRICH KUSTNER als Observator an der Berliner Sternwarte. AdW der DDR, Veroff. d. Forsch.-Bereiches Geo- und Kosmoswissen-

Komplexe astrometrischc, gcodatische und geophysikalischc Obscrvatorien - ciiic liordcrung der Geodynamik. Verniessungstcchnik 25

Izpolzovanie teleskopa Smidta Tautenburgskoj observatorii v astrometrii (Anwendung des SCHMIDT-Teleskops des Tautenburger

Present status of LOHRMANN Program. (zusammen mit D. B~HME). IAU a l l . No. 48 .,Modern Astrometry", Wien 1978, 535-542

Lyrae. Zeitschr. f. Astroph., Band 8 (1g34), I -31 (Dissertation).

Zeitschr. f . Verm. 79 (1954) 406-412.

121- 133.

(zus. m. M. MEINIC, G. SCHWARZ u. K.-G. STBINBRT). Mitt. d. Lohrmann-Inst. Nr. z (1962).

Benutzung kilnstlicher Satelliten filr die Geodtisie. Vermessungstechn. 17 (1969) 166- 171.

(1971) 362-364.

Leningrad 1972, ~22--226.

kamera. Ver6ff. des Zentralinst. f. Physik d. Erdc 30, Teil I (1974) 105-111.

J. LIEBERT) in: Sovremennye problemy pozicionnoj astrometrii. Moskva 1975, 145- 148.

Systems for Earth Dynamics", Warsaw (1g75), 241-246.

schaften, Heft 7, (Sternzeiten, Bd. 11) (1977) 41-48 . (1977). 405-408.

Observatoriums in der Astrometrie). In: Novye idei v astrometrii. Leningrad 1978,68-70.