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VIII. Hamsto ff im Blute Cholerakranker ; von R. F. Marchand. w i t t s t o c l i und H e r r m a n haben bei ihren Un- tersuchungen des Blutes und der durch Stuhlgang und Erbrechen ausgeleertcn Flfissigkciten der Cholerakran- ken keinen Harnstoff entdecken konneo. Mit einer aus- filhrlichen Untersuchung tibcr iihnliche Gegenstlnde be- schafiigt, benutzte ich die Gelegenheit, welche die im Sommer 1837 zu Berlin herrschende Cholera darbot, und untersuchte, in Gemeinschaft mit Hrn. Dr. M. N a g e 1, welcher in einem hiesigen Choleralazarethe beschaftigt war, das Blut Kranker, die seit drei Tagen keinen Urin gelassen hatten. Die Uotersuchung wurde fast auf die- selbe Weise geleitet, wie sit3 Mitscherlich, Tiede- man n und G m el i n bei einer ahnlichen Gelegenheit an- gestellt baben (Anoal. Bd. XXXI.). Nur mit der grafs- ten Miihe konnten Spuren von salpetereanrem Harnstoff erhalten werden, die jedoch die Anwesenheit des Harn- stoffs unzweifelhalt bewiesen. Das grbfste Hindernifs bei diesen Untersuchungen bietet das Eiweifs dar, wel- ches beiln Gerinnen den Harnstoff griJfstentheils einschliefst und mit niederreilst. Werin man dasselbe durch Chlor fallen diirfte, wodurch es in leichtcn und losen Flocken niedergeschlagen wird, so wiirdc man ohm Zweifel sehr vie1 leichter zum Ziele gelangen; indefs wird eine Auf- liisung von Harnstoff durch Ilindurchleiten des Chlore in Stickgas, Chlorammoniuln und kollensaures Ammo- niak zersetzt.

Harnstoff im Blute Cholerakranker

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Page 1: Harnstoff im Blute Cholerakranker

VIII. Hamsto ff im Blute Cholerakranker ; von R. F. Marchand.

w i t t s t o c l i und H e r r m a n haben bei ihren Un- tersuchungen des Blutes und der durch Stuhlgang und Erbrechen ausgeleertcn Flfissigkciten der Cholerakran- ken keinen Harnstoff entdecken konneo. Mit einer aus- filhrlichen Untersuchung tibcr iihnliche Gegenstlnde be- schafiigt, benutzte ich die Gelegenheit, welche die im Sommer 1837 zu Berlin herrschende Cholera darbot, und untersuchte, in Gemeinschaft mit Hrn. Dr. M. N a g e 1, welcher in einem hiesigen Choleralazarethe beschaftigt war, das Blut Kranker, die seit drei Tagen keinen Urin gelassen hatten. Die Uotersuchung wurde fast auf die- selbe Weise geleitet, wie sit3 M i t s c h e r l i c h , T i e d e - m a n n und G m e l i n bei einer ahnlichen Gelegenheit an- gestellt baben (Anoal. Bd. XXXI.). Nur mit der grafs- ten Miihe konnten Spuren von salpetereanrem Harnstoff erhalten werden, die jedoch die Anwesenheit des Harn- stoffs unzweifelhalt bewiesen. Das grbfste Hindernifs bei diesen Untersuchungen bietet das Eiweifs dar, wel- ches beiln Gerinnen den Harnstoff griJfstentheils einschliefst und mit niederreilst. Werin man dasselbe durch Chlor fallen diirfte, wodurch es in leichtcn und losen Flocken niedergeschlagen wird, so wiirdc man ohm Zweifel sehr vie1 leichter zum Ziele gelangen; indefs wird eine Auf- liisung von Harnstoff durch Ilindurchleiten des Chlore in Stickgas, Chlorammoniuln und kollensaures Ammo- niak zersetzt.