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7/25/2019 Hauff - Das Wirtshaus Im Spessart http://slidepdf.com/reader/full/hauff-das-wirtshaus-im-spessart 1/104 Wilhelm Hauff Das Wirtshaus im Spessart Inhaltsverzeichnis 1. Das Wirtshaus im Spessart 2. Die Sage vom Hirschgulden 3. Das kalte Herz - Erste Ateilung !. Saids Schicksale ". Die H#hle von Steen$oll %. Das kalte Herz - &'eite Ateilung  Herausgegeben vom Palmtop & Smartphone Magazin. Copyright der Konvertierung: Rainer Gievers eitere e!oo"s #inden Sie beim Palmtop & Smartphone Magazin $http:%%.palmtopmagazin.de'. DAS W()*SHA+S (, SESSA)* or vielen /ahren0 als im Spessart die Wege noch schlecht und nicht so hu$ig 'ie etzt  e$ahren 'aren0 zogen z'ei unge urschen durch diesen Wald. Der eine mochte achtzehn /ahre alt sein und 'ar ein &irkelschmied. Der andere0 ein 4oldareiter0 konnte nach seinem Aussehen kaum sechzehn /ahre alt sein und tat 'ohl etzt een seine erste )eise in die Welt. Der Aend 'ar schon herau$gekommen0 und die Schatten der riesengro5en 6ichten und uchen ver$insterten den schmalen Weg0 au$ dem die eiden 'anderten. Der &irkelschmied schritt 'acker vor'rts und p$i$$ ein 7ied0 sch'atzte auch zu'eilen mit ,unter0 seinem Hund0 und schien sich nicht viel darum zu k8mmern0 da5 die 9acht nicht mehr $ern0 desto $erner aer die nchste Hererge sei. Aer 6eli:0 der 4oldareiter0 sah sich o$t ngstlich um. Wenn der Wind durch die ume rauschte0 so 'ar es ihm0 als h#re er *ritte hinter sich. Wenn das 4estruch am Wege hin- und her'ankte und sich teilte0 glaute er 4esichter hinter den umen lauern zu sehen. Der unge 4oldschmied 'ar sonst nicht aergluisch oder mutlos. (n W8rzurg0 'o er gelernt hatte0 galt er unter seinen ;ameraden als unerschrockener ursche0 dem das Herz am rechten 6leck sitze0 aer heute 'ar ihm doch sonderar zumut. ,an hatte ihm vom Spessart so mancherlei erzhlt. Eine gro5e )uerande sollte dort ihr Wesen treien0 viele )eisende 'aren in den letzten Wochen ausgepl8ndert 'orden0 a0 man sprach sogar von einigen greulichen ,ordgeschichten0 die vor nicht langer &eit dort vorge$allen seien. Da 'ar ihm nun doch et'as ange um sein 7een0 denn sie 'aren a nur zu z'eit und konnten gegen e'a$$nete )uer gar 'enig ausrichten. <$t gereute es ihn0 da5 er dem

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Wilhelm Hauff 

Das Wirtshaus im Spessart

Inhaltsverzeichnis

1. Das Wirtshaus im Spessart2. Die Sage vom Hirschgulden3. Das kalte Herz - Erste Ateilung!. Saids Schicksale". Die H#hle von Steen$oll%. Das kalte Herz - &'eite Ateilung

 Herausgegeben vom Palmtop & Smartphone Magazin.

Copyright der Konvertierung: Rainer Gievers

eitere e!oo"s #inden Sie beim Palmtop & Smartphone Magazin

$http:%%.palmtopmagazin.de'.

DAS W()*SHA+S (, SESSA)*

or vielen /ahren0 als im Spessart die Wege noch schlecht und nicht so hu$ig 'ie etzt e$ahren 'aren0 zogen z'ei unge urschen durch diesen Wald. Der eine mochteachtzehn /ahre alt sein und 'ar ein &irkelschmied. Der andere0 ein 4oldareiter0 konntenach seinem Aussehen kaum sechzehn /ahre alt sein und tat 'ohl etzt een seine erste)eise in die Welt. Der Aend 'ar schon herau$gekommen0 und die Schatten derriesengro5en 6ichten und uchen ver$insterten den schmalen Weg0 au$ dem die eiden'anderten. Der &irkelschmied schritt 'acker vor'rts und p$i$$ ein 7ied0 sch'atzte auchzu'eilen mit ,unter0 seinem Hund0 und schien sich nicht viel darum zu k8mmern0 da5die 9acht nicht mehr $ern0 desto $erner aer die nchste Hererge sei. Aer 6eli:0 der4oldareiter0 sah sich o$t ngstlich um. Wenn der Wind durch die ume rauschte0 so'ar es ihm0 als h#re er *ritte hinter sich. Wenn das 4estruch am Wege hin- undher'ankte und sich teilte0 glaute er 4esichter hinter den umen lauern zu sehen.

Der unge 4oldschmied 'ar sonst nicht aergluisch oder mutlos. (n W8rzurg0 'o ergelernt hatte0 galt er unter seinen ;ameraden als unerschrockener ursche0 dem das Herzam rechten 6leck sitze0 aer heute 'ar ihm doch sonderar zumut. ,an hatte ihm vomSpessart so mancherlei erzhlt. Eine gro5e )uerande sollte dort ihr Wesen treien0viele )eisende 'aren in den letzten Wochen ausgepl8ndert 'orden0 a0 man sprach sogarvon einigen greulichen ,ordgeschichten0 die vor nicht langer &eit dort vorge$allen seien.Da 'ar ihm nun doch et'as ange um sein 7een0 denn sie 'aren a nur zu z'eit undkonnten gegen e'a$$nete )uer gar 'enig ausrichten. <$t gereute es ihn0 da5 er dem

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&irkelschmied ge$olgt 'ar0 noch eine Strecke zu gehen.

=+nd 'enn ich heute nacht totgeschlagen 'erde und ums 7een und um alles komme0'as ich ei mir hae0 so ist>s nur deine Schuld0 &irkelschmied? Denn du hast mich in denschrecklichen Wald hineingesch'tzt.@

=Sei kein Hasen$u5@0 er'iderte der andere0 =ein rechter Hand'erksursch soll sicheigentlich gar nicht $8rchten? +nd 'as meinst du denn ,einst du0 die Herren )uer imSpessart 'erden uns die Ehre antun0 uns zu 8er$allen und totzuschlagen Warum solltensie sich diese ,8he geen Et'a 'egen meines Sonntagsrockes0 den ich im )anzenhae0 oder 'egen des &ehrp$ennigs von einem *aler Da mu5 man schon mit vieren$ahren0 in 4old und Seide gekleidet sein0 'enn sie es der ,8he 'ert $inden0 einentotzuschlagen?@

=Halt? H#rst du nicht et'as p$ei$en im Wald?@ rie$ 6eli: ngstlich.

=Das 'ar der Wind0 der um die ume p$ei$t0 geh nur rasch vor'rts0 lange kann es nichtmehr dauern?@

=/a0 du hast gut reden 'egen des *otschlagens@0 $uhr der 4oldareiter $ort. =Dich $ragensie0 'as du hast0 durchsuchen dich und nehmen dir allen$alls den Sonntagsrock und den4ulden und drei5ig ;reuzer? Aer mich - mich schlagen sie gleich tot0 nur 'eil ich 4oldund 4eschmeide mit mir $8hre.@

=Ei0 'arum sollten sie dich totschlagen des'egen ;men etzt vier oder $8n$ aus demusch0 mit geladenen 8chsen0 die sie au$ uns anlegten0 und $ragten ganz h#$lichB C(hrHerren0 'as hat (hr ei EuchC0 und Cmacht es Euch euem0 'ir 'ollen>s Euch tragen

hel$enC0 und 'as dergleichen anmutige )edensarten sind - da 'rest du 'ohl kein 9arr0machtest dein )nzchen au$ und legtest die gele Weste0 den lauen )ock0 z'ei Hemdenund alle Halsnder und Armnder und ;mme0 und 'as du sonst noch hast0 h#$lich au$die Erde und edanktest dich $8r das 7een0 das sie dir schenkten?@

=So0 meinst du@ entgegnete 6eli: sehr ei$rig. =Den Schmuck $8r meine 6rau atin0 dievornehme 4r$in0 sollte ich hergeen Eher mein 7een - eher la5 ich mich in kleineSt8cke zerschneiden? Hat sie nicht ,utterstelle an mir vertreten und seit meinem zehnten/ahr mich au$ziehen lassen Hat sie nicht die 7ehre $8r mich ezahlt und ;leider undalles +nd etzt0 da ich sie esuchen dar$ und et'as mitringe von meiner eigenen Areit0das sie eim ,eister estellt hat - etzt0 da ich ihr an dem sch#nen 4eschmeide zeigen

kann0 'as ich gelernt hae - etzt soll ich das alles hergeen und die gele Weste dazu0die ich auch von ihr hae 9ein0 lieer steren0 als da5 ich den schlechten ,enschenmeiner 6rau atin 4eschmeide gee?@

=Sei kein 9arr?@ rie$ der &irkelschmied. =Wenn sie dich totschlagen0 ekommt die 6rau4r$in den Schmuck a so'ieso nicht. Drum ist es esser0 du gist ihn her und erhltstdein 7een.@

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6eli: ant'ortete nicht. Die 9acht 'ar etzt ganz herau$gekommen0 und ei demunge'issen Schein des 9eumondes konnte man kaum au$ $8n$ Schritte vor sich sehen. Er'urde immer ngstlicher0 hielt sich nher an seinen ;ameraden und 'ar mit sich uneinig0o er seine )eden und e'eise illigen sollte oder nicht. 9och einahe eine Stunde'aren sie so gegangen0 da erlickten sie in der 6erne ein 7icht. Der unge 4oldschmied

meinte aer0 man d8r$e nicht trauen0 vielleicht k#nne es ein )uerhaus sein. Aer der&irkelschmied elehrte ihn0 da5 die )uer ihre Huser oder H#hlen unter der Erdehaen0 und dies m8sse ein Wirtshaus sein0 das ihnen ein ,ann am Eingang des Waldes eschrieen hatte.

Es 'ar ein langes0 aer niedriges Haus0 ein ;arren stand davor0 und neenan im Stallh#rte man die $erde 'iehern. Der &irkelschmied 'inkte seinen 4esellen an ein 6enster0dessen 7aden ge#$$net 'aren. Sie konnten0 'enn sie sich au$ die &ehen stellten0 die Stue8ersehen. Am <$en in einem Armstuhl schlie$ ein ,ann0 der seiner ;leidung nach ein6uhrmann und 'ohl auch der Herr des ;arrens vor der *8r sein konnte. An der anderenSeite des <$ens sa5en ein Wei und ein ,dchen und spannen. Hinter dem *isch an der

Wand sa5 ein ,ensch0 ein 4las Wein vor sich0 den ;op$ in die Hnde gest8tzt0 so da5 siesein 4esicht nicht sehen konnten. Der &irkelschmied aer 'ollte aus seiner ;leidungerkennen0 da5 er ein vornehmer Herr sein m8sse.

Als sie noch so au$ der 7auer standen0 schlug ein Hund im Hause an. ,unter0 des&irkelschmieds Hund0 ant'ortete0 und eine ,agd erschien in der *8r und schaute nachden 6remden heraus. ,an versprach0 ihnen 9achtessen und etten zu geen0 sie tratenein und legten die sch'eren 8ndel0 Stock und Hut in eine Ecke und setzten sich zu demHerrn am *isch. Dieser richtete sich ei ihrem 4ru5 au$0 und sie erlickten einen $einen0 ungen ,ann0 der ihnen $reundlich $8r den 4ru5 dankte.

=(hr seid spt au$ dem Weg@0 sagte er. =Hat ihr euch nicht ge$8rchtet0 in so dunkler 9acht durch den Spessart zu gehen (ch $8r meinen *eil hae0 lieer mein $erd in dieserSchenke eingestellt0 als da5 ich nur noch eine Stunde 'eitergeritten 're.@

=Da hat (hr allerdings recht gehat0 Herr?@ er'iderte der &irkelschmied. =DerHu$schlag eines sch#nen $erdes ist ,usik in den <hren dieses 4esindels und lockt sieau$ eine Stunde 'eit an. Aer 'enn ein paar arme urschen 'ie 'ir durch den Waldschleichen0 7eute0 'elchen die )uer eher selst et'as schenken k#nnten0 da heen siekeinen 6u5 au$?@

=Das ist 'ohl 'ahr@0 entgegnete der 6uhrmann0 der0 durch die Ankun$t der 6remden

ge'eckt0 auch an den *isch getreten 'ar. =Einem armen ,ann k#nnen sie nicht vielanhaen 'egen seines 4eldes? Aer man hat eispiele0 da5 sie arme 7eute nur aus,ordlust niederstie5en oder sie z'angen0 in die ande einzutreten und als )uer zudienen.@

=9un0 'enn es so aussieht mit diesen 7euten im Wald@0 emerkte der unge4oldschmied0 =so 'ird uns 'ahrha$tig auch dieses Haus 'enig Schutz ge'hren. Wirsind nur zu viert und mit dem Hausknecht $8n$. Wenn es ihnen ein$llt0 uns zu zehnt zu

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8er$allen0 'as k#nnen 'ir gegen sie +nd 8erdies@ - setzte er leise $l8sternd hinzu -0='er steht uns da$8r0 da5 diese Wirtsleute ehrlich sind@

=Da hat es gute Wege@0 er'iderte der 6uhrmann. =(ch kenne diese Wirtscha$t seit mehrals zehn /ahren und hae nie et'as +nrechtes darin versp8rt. Der ,ann ist selten zu

Hause0 man sagt0 er treie Weinhandel. Die 6rau aer ist eine stille erson0 die niemandet'as #ses 'ill. 9ein0 dieser tut (hr unrecht0 Herr?@

=+nd doch@0 nahm der unge0 vornehme Herr das Wort0 =doch m#chte ich nicht so ganzver'er$en0 'as er gesagt hat. Erinnert euch an die 4er8chte von enen 7euten0 die indiesem Wald au$ einmal spurlos versch'unden sind ,ehrere davon hatten vorhergesagt0 sie '8rden in diesem Wirtshaus 8ernachten0 und als man nach z'ei oder dreiWochen nichts von ihnen vernahm0 ihren Weg nach$orschte und auch hier im Wirtshausnach$ragte0 da soll nun keiner gesehen 'orden sein. erdchtig ist es doch?@

=Wei5 4ott?@ rie$ der &irkelschmied0 da handelten 'ir a vern8n$tiger0 'enn 'ir unter

dem nchsten esten aum unser 9achtlager nhmen0 als hier in diesen vier Wnden0 'oan kein Entkommen zu denken ist0 'enn sie einmal die *8r esetzt haen? Denn die6enster sind vergittert.@

Sie 'aren alle durch diese )eden nachdenklich ge'orden. Es schien gar nichtun'ahrscheinlich0 da5 die Schenke im Wald - sei es gez'ungen oder $rei'illig - imEinverstndnis mit den )uern 'ar. Die 9acht schien ihnen daher ge$hrlich. Denn 'iemanche Sage hatten sie geh#rt von Wanderern0 die man im Schla$ 8er$allen undermordet hatte. +nd sollte es auch nicht an ihr 7een gehen0 so 'ar doch ein *eil der4ste in der Waldschenke von so eschrnkten ,itteln0 da5 ihnen ein )au an einem*eil ihrer Hae sehr emp$indlich ge'esen 're. Sie schauten verdrie5lich und d8ster in

ihre 4lser. Der unge Herr '8nschte au$ seinem )o5 durch ein sicheres0 o$$enes *al zutraen0 der &irkelschmied '8nschte sich z'#l$ seiner hand$esten ;ameraden mit;n8ppeln e'a$$net als 7eigarde0 6eli:0 der 4oldareiter0 trug ange mehr um denSchmuck seiner Wohltterin als um sein 7een. Der 6uhrmann aer0 der einige ,ale den)auch seiner $ei$e nachdenklich vor sich hin gelasen hatte0 sprach leiseB =(hr Herren0im Schla$e 'enigstens sollen sie uns nicht 8er$allen. (ch $8r meinen *eil 'ill0 'enn nurnoch einer mit mir hlt0 die ganze 9acht 'achleien?@

=Das 'ill ich auch - ich auch?@ rie$en die drei 8rigen. =Schla$en k#nnte ich doch nicht@0setzte der unge Herr hinzu.

=9un0 so 'ollen 'ir et'as treien0 da5 'ir 'ach leien@0 sagte der 6uhrmann. =(chdenke0 'eil 'ir doch gerade zu viert sind0 k#nnten 'ir ;arten spielen. Das hlt 'ach undvertreit die &eit.@

=(ch spiele niemals ;arten@0 sagte der unge Herr0 =darum kann ich nicht mithalten.@ -=+nd ich kenne die ;arten gar nicht@0 setzte 6eli: hinzu.

=Was k#nnen 'ir aer dann an$angen0 'enn 'ir nicht spielen@ $ragte der

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&irkelschmied. =Singen - Das geht nicht und '8rde nur das 4esindel herlocken.Einander Spr8che und )tsel au$geen zum Erraten Das dauert auch nicht lange. Wi5tihr 'as Wie 're es0 'enn 'ir uns et'as erzhlten 7ustig oder ernstha$t0 'ahr odererdacht0 es hlt doch 'ach und vertreit die &eit so gut 'ie ;artenspiel?@

=(ch in>s zu$rieden0 'enn ihr an$angen 'ollt@0 sagte der unge Herr lchelnd. =(hrHerren vom Hand'erk kommt in allen 7ndern herum und k#nnt schon et'as erzhlen.Hat doch ede Stadt ihre eigenen Sagen und 4eschichten.@

=/a0 a0 man h#rt manches@0 er'iderte der &irkelschmied. =Da$8r studieren Herren 'ie(hr $lei5ig in den 8chern0 'o gar 'undervolle Sachen geschrieen stehen. Da '85tet (hrnoch ;l8geres und Sch#neres zu erzhlen als ein schlichter Hand'erksursche 'ieunsereiner? ,ich m85te alles tr8gen0 oder (hr seid ein Student0 ein 4elehrter.@

=Ein 4elehrter nicht@0 lchelte der unge Herr0 ='ohl aer ein Student und 'ill in den6erien nach der Heimat reisen. Doch 'as in unsern 8chern steht0 eignet sich 'eniger

zum Erzhlen0 als 'as (hr hie und dort geh#rt hat. Darum $angt nur an0 'enn auch dieseda gern zuh#ren?@

=9och h#her als ;artenspiel@0 er'iderte der 6uhrmann0 =gilt ei mir0 'enn einer einesch#ne 4eschichte erzhlt. <$t $ahre ich au$ der 7andstra5e lieer im elendesten Schrittund h#re einem zu0 der neenhergeht und et'as Sch#nes erzhlt. ,anchen hae ichschon ei schlechtem Wetter au$ den ;arren genommen0 unter der edingung0 da5 eret'as erzhle. +nd einen ;ameraden von mir hae ich0 glaue ich0 nur des'egen so lie0'eil er 4eschichten 'ei50 die sieen Stunden und lnger dauern?@

=So geht es auch mir@0 setzte der unge 4oldareiter hinzu0 =erzhlen h#re ich $8r mein

7een gern0 und mein ,eister in W8rzurg mu5te mir die 8cher ordentlich verieten0da5 ich nicht zu viele 4eschichten las und die Areit dar8er vernachlssigte. Drum ginur et'as Sch#nes preis0 &irkelschmied0 ich 'ei50 du k#nntest erzhlen von etzt an0 ises *ag 'ird0 ehe dein orrat ausginge.@

Der &irkelschmied trank0 um sich $8r seinen ortrag zu strken0 und ho alsald anB

DIE SAGE VOM HIRSCHGUDE!

(n <ersch'aen stehen noch heutzutage die ,auern einer urg0 die einst die stattlichste

der 4egend 'ar0 Hohenzollern. Sie erhet sich au$ einem runden0 steilen erg0 und vonihrer schro$$en H#he sieht man 'eit und $rei ins 7and. So 'eit und noch viel 'eiter0 alsman diese urg im 7and umher sehen kann0 'urde das tap$ere 4eschlecht derHohenzollern ge$8rchtet0 und ihren 9amen kannte und ehrte man in allen deutschen7anden. 9un lete vor vielen hundert /ahren - ich glaue0 das Schie5pulver 'ar noch garnicht er$unden - au$ dieser 6este ein &ollern0 der von 9atur ein sonderarer ,ensch 'ar.,an konnte nicht sagen0 da5 er seine +ntertanen hart gedr8ckt htte oder mit seinen 9acharn in 6ehde gelet. Aer dennoch traute ihm niemand 8er den Weg o seinem

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$insteren Auge0 seiner krausen Stirn und seinem einsiligen0 m8rrischen Wesen. Es ga'enig 7eute au5er dem Schlo5gesinde0 die ihn e hatten ordentlich sprechen h#ren 'ieandere ,enschen. Denn 'enn er durch das *al ritt0 einer ihm egegnete und schnelldie,8tze anahm0 sich hinstellte und sagteB =4uten Aend0 Herr 4ra$0 heute ist sch#nesWetter?@ so ant'ortete erB =Dummes &eug@0 oder =Wei5 schon.@ Hatte aer einer et'as

nicht recht gemacht $8r ihn oder seine )osse0 egegnete ihm ein auer im Hohl'eg mitdem ;arren0 da5 er au$ seinem )appen nicht schnell genug vor8erkommen konnte0 soentlud sich sein (ngrimm in einem Donner von 6l8chen. Doch hatte man nie geh#rt0 da5er ei solchen 4elegenheiten einen auern geschlagen htte. (n der 4egend aer nannteman ihn =Aas #se Wetter von &ollern.@

Das #se Wetter von &ollern hatte eine 6rau0 die das 4egenteil von ihm und so mild und$reundlich 'ar 'ie ein ,aitag. <$t hatte sie 7eute0 die ihr Eheherr durch harte Worte eleidigt hatte0 durch $reundliche Worte und ihre g8tigen licke 'ieder mit ihmausges#hnt. Den Armen aer tat sie 4utes0 'o sie konnte und lie5 es sich nichtverdrie5en0 sogar im hei5en Sommer oder in schrecklichen Schneegest#er den steilen

erg hinazugehen0 um arme 7eute oder kranke ;inder zu esuchen. egegnete ihr au$solchen Wegen der 4ra$0 so sagte er m8rrischB =Wei5 schon0 dummes &eug@0 und ritt'eiter.

,anch andere 6rau htte dies m8rrische Wesen ageschreckt oder eingesch8chtert. Dieeine htte gedacht0 'as gehen mich die armen 7eute an0 'enn mein Herr sie $8r dummes&eug hlt? Die andere htte vielleicht aus Stolz oder +nmut ihre 7iee zu einem som8rrischen 4emahl erkalten lassen. Doch nicht 6rau Hed'ig von &ollern? Sie liete ihnnach 'ie vor0 suchte mit ihrer sch#nen0 'ei5en Hand die 6alten von seiner raunen Stirnzu streichen und liete und ehrte ihn. Als aer nach /ahr und *ag der Himmel ein unges4r$lein zum Angeinde escherte0 liete sie ihren 4atten nicht minder0 'hrend sie

ihrem S#hnlein dennoch alle $lichten einer zrtlichen ,utter erzeigte. Drei /ahrevergingen0 und der 4ra$ von &ollern sah seinen Sohn nur eden Sonntag nach *isch0 'oer ihm von der Amme gereicht 'urde. Er lickte ihn dann unver'andt an0 rummte et'asin den art und ga ihn der Amme zur8ck. Als edoch der ;leine CaterC sagen konnte0schenkte der 4ra$ der Amme einen 4ulden - dem ;ind zeigte er kein $r#hlicheres4esicht.

An seinem dritten 4eurtstag aer lie5 der 4ra$ seinem Sohn die erste> n H#sleinanziehen und kleidete ihn prchtig in Samt und Seide. Dann e$ahl er0 seinen )appen undein anderes sch#nes )o5 vorzu$8hren0 nahm den ;leinen au$ den Arm und $ing an0 mitklirrenden Sporen die Wendeltreppe hinazusteigen. 6rau Hed'ig erstaunte0 als sie diessah. Sie 'ar sonst nicht ge'ohnt0 zu $ragen0 'ohin und 'ann heim Wenn er ausritt0 aerdiesmal #$$nete die Sorge um das ;ind ihre 7ippen. =Wollt ihr ausreiten0 Herr 4ra$@sprach sie. Er ga keine Ant'ort. =Wozu nehmt (hr dann den ;leinen@ $ragte sie 'eiter0=;uno 'ird mit mir spazierengehen.@

=Wei5 schon@0 entgegnete das #se Wetter von &ollern und ging 'eiter0 und als er imHo$ stand0 nahm er den ;naen an einem 685lein0 ho ihn schnell in den Sattel0 and ihnmit einem *uch $est0 sch'ang sich selst au$ den )appen und trate zum urgtor hinaus0

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indem er den &8gel vom )osse seines S#hnleins in die Hand nahm.

Dem ;leinen schien es an$angs gro5es ergn8gen zu machen0 mit dem ater den erghinunterzureiten. Er klop$te in die Hnde0 er lachte und sch8ttelte sein )#5lein an der,hne0 damit es schneller lau$en solle0 und der 4ra$ hatte seine 6reude daran0 rie$ auch

einigemalB =;annst ein 'ackerer ursche 'erden?@

Als sie aer in der Eene angekommen 'aren und der 4ra$ statt Schritt *ra anschlug0 davergingen dem ;leinen die Sinne. Er at an$angs ganz escheiden0 sein ater m#chtelangsamer reiten. Als es aer immer schneller ging und der he$tige Wind dem armen;uno einahe den Atem nahm0 da $ing er an0 still zu 'einen0 'urde immer ungeduldigerund schrie am Ende aus 7eieskr$ten.

=Wei5 schon0 dummes &eug?@ $ing etzt sein ater an. =Heult der /unge eim ersten )itt?Sch'eig oder@ - doch in dem Augenlick0 als er mit einem 6luch sein S#hnleinau$muntern 'ollte0 umte sich sein )o5. Der &8gel des andern ent$iel seiner Hand0 er

areitete sich a0 ,eister seines *ieres zu 'erden0 und als er es zur )uhe geracht hatteund sich ngstlich nach seinem ;inde umsah0 erlickte er dessen $erd0 'ie es ledig undohne den kleinen )eiter der urg zulie$.

So ein harter0 $insterer ,ann der 4ra$ von &ollern sonst 'ar0 so 8er'and doch dieserAnlick sein Herz. Er glaute nicht anders0 als sein ;ind liege zerschmettert am Weg0 errau$te sich den art und ammerte. Aer nirgends0 so 'eit er zur8ckritt0 sah er eine Spurvon dem ;naen. Schon stellte er sich vor0 das scheu ge'ordene )o5 hae ihn in einenWassergraen geschleudert0 der neen dem Weg lag. Da h#rte er von einer ;inderstimmehinter sich seinen 9amen ru$en0 und als er sich $lugs um'andte - sieh0 da sa5 ein altesWei un'eit der Stra5e unter einem aum und 'iegte den ;leinen au$ ihren ;nien.

=Wie kommst du zu dem ;naen0 alte He:e@ schrie der 4ra$ in gro5em &orn0 =sogleich ring ihn her zu mir?@

=9icht so rasch0 nicht so rasch0 Euer 4naden?@ lachte die h5liche0 alte 6rau0 =k#nntetsonst auch ein +ngl8ck haen au$ Eurem stolzen )o5? Wie ich zu dem /unkerleinkomme0 $ragt (hr 9un0 sein $erd ging durch0 und er hing nur noch mit dem 685chenangeunden0 und das Haar strei$te $ast am oden. Da hae ich ihn au$ge$angen in meinerSch8rze?@

=Wei5 schon?@ rie$ der Herr von &ollern unmutig0 =gi ihn etzt her? (ch kann nicht

asteigen0 das )o5 ist 'ild und k#nnte ihn schlagen.@

=Schenkt mir einen Hirschgulden?@ er'iderte die 6rau0 dem8tig ittend.

=Dummes &eug?@ schrie der 4ra$ und 'ar$ ihr ein paar $ennige unter den aum.

=9ein0 einen Hirschgulden k#nnte ich gut rauchen@0 $uhr sie $ort.

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=Was0 Hirschgulden? ist selst keinen Hirschgulden 'ert?@ ei$erte der 4ra$. =Schnelldas ;ind her0 oder ich hetze die Hunde au$ dich?@

=So in ich keinen Hirschgulden 'ert@ ant'ortete ene mit h#hnischem 7cheln. =9a0man 'ird a sehen0 'as von Eurem Ere einen Hirschgulden 'ert ist? Aer da0 die

$ennige ehaltet $8r Euch?@ (ndem sie dies sagte0 'ar$ sie die drei kleinen ;up$erst8ckedem 4ra$en zu0 und so gut konnte die Alte 'er$en0 da5 alle drei gerade in den7edereutel $ielen0 den der 4ra$ noch in der Hand hielt.

Der 4ra$ 'u5te einige ,inuten vor Staunen 8er diese 'underare 4eschicklichkeit keinWort hervorzuringen. Endlich aer l#ste sich sein Staunen in Wut au$. Er $a5te seine8chse0 spannte den Hahn und zielte au$ die Alte. Diese herzte und k85te ganz ruhig denkleinen 4ra$en0 indem sie ihn so vor sich hinhielt0 da5 ihn die ;ugel zuerst htte tre$$enm8ssen. =ist ein guter0 $rommer /unge@0 sprach sie0 =leie nur so0 und es 'ird dirnichts $ehlen.@ Dann lie5 sie ihn los0 drohte dem 4ra$en mit dem 6ingerB =&ollern0&ollern0 den Hirschgulden leit (hr mir noch schuldig?@ und schlich0 unek8mmert um

die Schimp$'orte des 4ra$en0 an einem uchsaumst#ckchen in den Wald. ;onrad0 der;nappe0 aer stieg zitternd von seinem )o50 ho das Herrlein in den Sattel0 sch'ang sichhinter ihm au$ und ritt seinem 4eieter nach0 den Schlo5erg hinau$.

Es 'ar dies das erste und das letzte ,al ge'esen0 da5 das #se Wetter von &ollern seinS#hnlein mitnahm zum Spazierenreiten. Denn er hielt ihn0 'eil er ge'eint und geschrienhatte0 als die $erde im *ra gingen0 $8r einen 'eichlichen /ungen0 aus dem nicht viel4utes zu machen sei0 sah ihn nur mit +nlust an0 und so o$t der ;nae0 der seinen aterherzlich liete0 schmeichelnd und $reundlich zu ihm kam0 'inkte er ihm0 $ortzugehen undrie$B =Wei5 schon0 dummes &eug?@ - 6rau Hed'ig hatte alle #sen 7aunen ihres 4emahlsgern getragen0 aer dies un$reundliche enehmen gegen das unschuldige ;ind krnkte

sie tie$. Sie erkrankte mehrere ,ale aus Schrecken0 'enn der $instere 4ra$ den ;leinen'egen irgendeines geringen 6ehlers hart gestra$t hatte0 und star endlich in ihren esten/ahren0 von ihrem 4esinde und der ganzen +mgegend0 am schmerzlichsten aer vonihrem Sohn e'eint. on etzt an 'andte sich der Sinn des 4ra$en nur noch mehr vondem ;leinen a. Er ga ihn seiner Amme und dem Hauskaplan zur Erziehung und sahsich nicht viel nach ihm um0 esonders0 da er ald darau$ 'ieder ein reiches 6ruleinheiratete0 die ihm nach /ahres$rist &'illinge0 z'ei unge 4r$lein0 schenkte.

;unos liester Spaziergang 'ar zu dem alten Weilein0 das ihm einst das 7een gerettethatte. Sie erzhlte ihm immer vieles von seiner verstorenen ,utter0 und 'ieviel 4utesdiese an ihr getan hae. Die ;nechte und ,gde 'arnten ihn o$t0 er solle nicht so viel zu

der 6rau 6eldheimerin - so hie5 die Alte - gehen0 'eil sie nichts mehr und nichts 'enigerals eine He:e sei. Aer der ;leine $8rchtete sich nicht0 denn der Schlo5kaplan hatte ihngelehrt0 da5 es keine He:en gee0 und da5 die Sage0 da5 ge'isse 6rauen zauern k#nnenund au$ der <$engael durch die 7u$t und au$ den rocken reiten0 erlogen sei. &'ar saher ei der 6rau 6eldheimerin allerlei Dinge0 die er nicht egrei$en konnte. Des;unstst8ckchens mit den drei $ennigen0 die sie seinem ater so geschickt in den eutelge'or$en0 erinnerte er sich noch gar 'ohl0 auch konnte sie allerlei k8nstliche Salen und*rnklein ereiten0 'omit sie ,enschen und ieh heilte. Aer das 'ar nicht 'ahr0 'as

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man ihr nachsagte0 da5 sie eine Wetterp$anne hae0 und 'enn sie diese 8er das 6euerhnge0 komme ein schreckliches Donner'etter. Sie lehrte den kleinen 4ra$en mancherlei0'as ihm n8tzlich 'ar0 zum eispiel allerlei ,ittel $8r kranke $erde0 einen *rank gegendie *oll'ut0 eine 7ockspeise $8r 6ische und viele andere n8tzliche Sachen. Die 6rau6eldheimerin 'ar auch ald seine einzige 4esellscha$t. Denn seine Amme star0 und

seine Stie$mutter k8mmerte sich nicht um ihn.

Als seine r8der nach und nach heran'uchsen0 hatte ;uno ein noch traurigeres 7een alszuvor. Sie hatten das 4l8ck0 eim ersten )itt nicht vom $erd zu st8rzen0 und das #seWetter von &ollern hielt sie daher $8r ganz vern8n$tige und taugliche /ungen0 liete sieausschlie5lich0 ritt alle *age mit ihnen aus und lehrte sie alles0 'as er selst verstand. Dalernten sie aer nicht viel 4utes? 7esen und Schreien konnte er selst nicht0 und seine eiden tre$$lichen S#hne sollten sich auch nicht die &eit damit verderen. Aer schon inihrem zehnten 7eensahr konnten sie so gr5lich $luchen als ihr ater0 $ingen mit edemHndel an0 vertrugen sich untereinander so schlecht 'ie Hund und ;atze0 und nur 'ennsie gegen ;uno einen Streich ver8en 'ollten0 veranden sie sich und 'urden 6reunde.

(hrer ,utter machte dies nicht viel ;ummer0 denn sie hielt es $8r gesund und kr$tig0'enn die /ungen sich algten. Aer dem alten 4ra$en sagte es eines *ages ein Diener0und er ant'ortete z'arB =Wei5 schon0 dummes &eug?@ nahm sich aer dennoch vor0 $8rdie &ukun$t au$ ein ,ittel zu sinnen0 da5 sich seine S#hne nicht gegenseitig totschl8gen.Denn die Drohung der 6rau 6eldheimerin0 die er in seinem Herzen $8r eine ausgemachteHe:e hieltB =9a0 man 'ird a sehen0 'as von Eurem Ere einen Hirschgulden 'ert ist@0lag ihm immer noch im Sinn. Eines *ages0 als er in der +mgeung seines Schlosses agte0$ielen ihm z'ei erge ins Auge0 die ihrer 6orm 'egen 'ie zu Schl#ssern gescha$$enschienen0 und sogleich eschlo5 er auch0 dort zu auen. Er aute au$ dem einen dasSchlo5 Schalkserg0 das er nach dem kleineren von den &'illingen so nannte0 'eil dieser

'egen allerlei #ser Streiche lngst von ihm den 9amen Ckleiner SchalkC erhalten hatte.Das andere Schlo50 da5 er aute0 'ollte er an$nglich Hirschguldenerg nennen0 um dieHe:e zu verh#hnen0 'eil sie sein Ere nicht einmal einen Hirschgulden 'ert erachtete. Erlie5 es aer ei dem ein$acheren CHirschergC e'enden0 und so hei5en die eiden ergenoch is au$ den heutigen *ag0 und 'er die Al ereist0 kann sie sich zeigen lassen.

Das #se Wetter0 von &ollern hatte an$nglich im Sinn0 seinem ltesten Sohn &ollern0dem Ckleinen SchalkC Schalkserg und dem andern Hirscherg im *estament zuvermachen. Aer seine 6rau ruhte nicht eher0 is er es nderte.

=Der dumme ;uno@ - nannte sie den armen ;naen0 'eil er nicht so 'ild und

ausgelassen 'ar 'ie ihre S#hne -0 =der dumme ;uno ist ohnedies reich genug durch das0'as er von seiner ,utter erte0 und er soll auch noch das sch#ne0 reiche &ollern haen+nd meine S#hne sollen nichts ekommen0 als eder eine urg0 zu 'elcher nichts geh#rtals Wald@

ergeens stellte der 4ra$ ihr vor0 da5 man ;uno illiger'eise das Erstgeurtsrecht nichtrauen d8r$e0 sie 'einte und zankte so lange0 is das #se Wetter0 das sich sonst niemand$8gte0 um des lieen 6riedens 'illen nachga und im *estament dem kleinen Schalk

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Schalkserg0 Wol$0 dem gr#5eren &'illingsruder0 &ollern und ;uno Hirscherg mitdem Stdtchen alingen verschrie. ald darau$0 nachdem er also ver$8gt hatte0 $iel erauch in eine sch'ere ;rankheit. &u dem Arzt0 der ihm sagte0 da5 er steren m8sse0 sagteerB =(ch 'ei5 schon@0 und dem Schlo5kaplan0 der ihn ermahnte0 sich $8r ein $rommesEnde vorzuereiten0 ant'ortete erB =Dummes &eug@0 $luchte und raste $ort0 und star0 'ie

er gelet hatte0 roh und als ein gro5er S8nder.

Aer sein 7eichnam 'ar noch nicht eigesetzt0 da kam die 6rau 4r$in schon mit dem*estament herei0 sagte zu ;uno0 ihrem Stie$sohn0 sp#ttisch0 er m#ge etzt seine4elehrsamkeit e'eisen und selst nachlesen0 'as im *estament stehe - nmlich0 da5 erin &ollern nichts mehr zu suchen hae -0 und $reute sich mit ihren S#hnen 8er dassch#ne erm#gen und die eiden Schl#sser0 die sie ihm0 dem Erstgeorenen0 entrissenhatten.

;uno $8gte sich ohne ,urren in den Willen des erstorenen0 aer mit *rnen nahm erAschied von der urg0 'o er georen 'orden 'ar0 'o seine gute ,utter egraen lag

und so der gute Schlo5kaplan und nahe daei seine einzige 6reundin0 6rau 6eldheimerin0'ohnte. Das Schlo5 Hirscherg 'ar z'ar ein sch#nes0 stattliches 4eude0 aer es 'arihm doch zu einsam und #de0 und er 're ald krank vor Sehnsucht nach Hohenzollernge'orden.

Die 4r$in und die &'illingsr8der0 die etzt achtzehn /ahre alt 'aren0 sa5en einesAends au$ dem S#ller und schauten den Schlo5erg hina. Da ge'ahrten sie einenstattlichen )itter0 der zu $erde herau$ritt und dem eine prachtvolle Sn$te0 von z'ei,aultieren getragen0 und mehrere ;nechte $olgten. Sie rieten lange hin und her0 'er es'ohl sein mochte. Da rie$ endlich der kleine SchalkB =Ei0 das ist niemand anders alsunser Herr ruder von Hirscherg?@

=Der dumme ;uno@ sprach die 4r$in ver'undert. =Ei0 der 'ird uns die Ehre antun0uns zu sich einzuladen0 und die sch#ne Sn$te hat er $8r uns mitgeracht0 um michazuholen nach Hirscherg. 9ein0 so viel 48te und 7eensart htte ich meinem HerrnSohn0 dem dummen ;uno0 nicht zugetraut? Eine H#$lichkeit ist der andern 'ert0 la5t unshinasteigen an das Schlo5tor0 um ihn zu emp$angen. ,acht auch $reundliche 4esichter0vielleicht schenkt er uns in Hirscherg et'as0 dir ein $erd und dir einen Harnisch - undden Schmuck seiner ,utter htte ich schon lange gern gehat?@

=4eschenkt mag ich nichts von dem dummen ;uno@0 ant'ortete Wol$0 =und ein gutes4esicht mach ich ihm auch nicht. Aer unserm seligen ater k#nnte er meinet'egen ald

$olgen? Dann '8rden 'ir Hirscherg eren und alles0 und Euch0 6rau ,utter0 'ollten 'irden Schmuck um illigen reis alassen.@

=So0 du )ange?@ ei$erte die ,utter0 =akau$en soll ich euch den Schmuck (st das derDank da$8r0 da5 ich euch &ollern verscha$$t hae ;leiner Schalk0 nicht 'ahr0 ich sollden Schmuck umsonst haen@

=+msonst ist der *od0 6rau ,utter?@ er'iderte der Sohn lachend0 =und 'enn es 'ahr ist0

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da5 der Schmuck so viel 'ert ist als manches Schlo50 so 'erden 'ir 'ohl nicht die *orensein0 ihn Euch um den Hals zu hngen? Soald ;uno die Augen schlie5t0 reiten 'irhinunter0 teilen0 und meinen *eil an dein Schmuck verkau$e ich. 4et (hr dann mehr alsder Hndler0 6rau ,utter0 so sollt (hr ihn haen.@

Sie 'aren 'hrend dieses 4esprchs is unter das Schlo5tor gekommen0 und mit ,8hez'ang sich die 6rau 4r$in0 ihren 4rimm 8er den Schmuck zu unterdr8cken. Dennsoeen ritt 4ra$ ;uno 8er die &ugr8cke. Als er seiner Stie$mutter und seiner r8deransichtig 'urde0 hielt er sein $erd an0 stieg a und gr85te sie h#$lich. Denn ogleich sieihm viel 7eid angetan hatten0 edachte er doch0 da5 es seine r8der 'aren und da5 diese #se 6rau seinen ater geliet hatte.

=Ei0 das ist a sch#n0 da5 der Herr Sohn uns auch esucht@0 sagte die 6rau 4r$in mits85er Stimme und huldreichem 7cheln. =Wie geht es denn au$ Hirscherg ;ann mansich dort einge'#hnen +nd gar eine Sn$te hat man sich angescha$$t Ei0 und 'ie prchtig0 es d8r$te sich keine ;aiserin darin schmen? 9un 'ird 'ohl auch die Haus$rau

nicht mehr lange $ehlen0 da5 sie darin im 7ande umherreist?@

=Hae is etzt noch nicht daran gedacht0 gndige 6rau ,utter@0 er'iderte ;uno0 =ich'ill mir des'egen andere 4esellscha$t zur +nterhaltung ins Haus nehmen und indeshal mit der Sn$te hierher gereist.@

=Ei0 (hr seid gar g8tig und esorgt?@ unterrach ihn die Dame0 indem sie sich verneigteund lchelte.

=Denn er kommt doch nicht mehr gut zu $erde $ort@0 sprach ;uno ruhig 'eiter0 =derater /oseph nmlich0 der Schlo5kaplan. (ch 'ill ihn zu mir nehmen0 er ist mein alter

7ehrer0 und 'ir haen es auch so agemacht0 als ich &ollern verlie5. Will auch unten amerg die alte 6rau 6eldheimerin mitnehmen. 7ieer 4ott. Sie ist etzt steinalt und hat mireinst das 7een gerettet0 als ich zum erstenmal ausritt mit meinem seligen ater? Hae a&immer genug in Hirscherg0 und dort soll sie steren.@ Er sprach es und ging durch denHo$0 um den ater Schlo5kaplan zu holen.

Aer der /unker Wol$ i5 vor 4rimm die 7ippen zusammen0 die 6rau 4r$in 'urde gelvor rger0 und der kleine Schalk lachte laut au$. =Was get (hr mir $8r meinen 4aul0 denich von ihm geschenkt kriege@ sagte er. =ruder Wol$0 gi mir deinen Harnisch0 den erdir gegeen hat? Hahaha? den alten ater und die alte He:e 'ill er zu sich nehmen Dasist ein sch#nes aar? Da kann er nun vormittags 4riechisch lernen eim ;aplan und

nachmittags +nterricht im He:en nehmen ei der 6rau 6eldheimerin. Ei0 'as macht derdumme ;uno $8r Streiche?@

=Er ist ein ganz gemeiner ,ensch@0 er'iderte die 6rau 4r$in0 =und du solltest nichtdar8er lachen0 kleiner Schalk. Das ist eine Schande $8r die ganze 6amilie0 und man mu5sich a schmen vor der ganzen +mgegend0 'enn es hei5t0 der 4ra$ von &ollern hat diealte He:e0 die 6eldheimerin0 ageholt in einer prachtvollen Sn$te und ,aulesel daeiund l5t sie ei sich 'ohnen. Das hat er von seiner ,utter0 die 'ar auch immer so

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ge'#hnlich mit ;ranken und schlechtem 4esindel. Ach0 sein ater '8rde sich im Sargum'enden0 '85te er es?@

=/a setzte der kleine Schalk hinzu0 =der ater '8rde noch in der 4ru$t sagenB CWei5schon0 dummes &eug?C@

=Wahrha$tig0 da kommt er mit dem alten ,ann und schmt sich nicht0 ihn selst unterdem Arm zu $8hren@0 rie$ die 6rau 4r$in mit Entsetzen0 =kommt0 ich 'ill ihm nichtmehr egegnen?@

Sie ent$ernten sich0 und ;uno geleitete seinen alten 7ehrer is an die r8cke und hal$ihm selst in die Sn$te. +nten aer0 unten am erg0 hielt er vor der H8tte der 6rau6eldheimerin und $and sie schon $ertig0 mit einem 8ndel voll 4lschen und *#p$chenund *rnklein und anderem 4ert nest ihrem uchsaumst#cklein0 einzusteigen.

Es kam 8rigens nicht so0 'ie die 6rau 4r$in von &ollern in ihrem #sen Sinn hatte

voraussehen 'ollen. (n der ganzen +mgegend 'underte man sich nicht 8er )itter ;uno.,an $and es sch#n und l#lich0 da5 er die letzten *age der 6rau 6eldheimerin au$heitern'ollte0 man pries ihn als einen $rommen Herrn0 'eil er den alten ater /oseph in seinSchlo5 au$genommen hatte. Die einzigen0 die ihm gram 'aren und ihn schmhten0 'arenseine r8der und die 4r$in - aer nur zu ihrem eigenen Schaden -0 denn man nahmallgemein ein rgernis an so unnat8rlichen r8dern0 und zur Wiedervergeltung - ging dieSage - leten sie mit ihrer ,utter schlecht und in estndigem Hader und taten sichuntereinander alles ,#gliche zuleide. 4ra$ ;uno von &ollern-Hirscherg machte mehrereersuche0 seine r8der mit sich auszus#hnen0 denn es 'ar ihm unertrglich0 'enn sie o$tan seiner 6este voreiritten0 aer nie einsprachen - 'enn sie ihm in Wald und 6eld egegneten und ihn klter egr85ten als einen 7and$remden. Aer seine ersuche

schlugen meistens $ehl und er 'urde noch dazu von ihnen verh#hnt. Eines *ages $iel ihmein ,ittel ein0 'ie er vielleicht ihre Herzen ge'innen k#nnte0 denn er 'u5te0 sie 'arengeizig und hagierig. Es lag ein *eich z'ischen den drei Schl#ssern einahe in der ,itte0 edoch so0 da5 er noch zu ;unos )evier geh#rte. (n diesem *eich e$anden sich aer die esten Hechte und ;arp$en der ganzen +mgegend0 und es 'ar $8r die r8der0 die gern$ischten0 ein nicht geringer erdru50 da5 ihr ater vergessen hatte0 den *eich au$ ihr *eilzu schreien. Sie 'aren zu stolz0 um ohne Wissen ihres ruders dort zu $ischen0 und dochmochten sie ihm kein gutes Wort geen0 da5 er es ihnen erlauen m#chte. 9un kannte eraer seine r8der0 da5 ihnen der *eich am Herzen lag. Er lud sie daher eines *ages ein0mit ihm dort zusammenzukommen.

Es 'ar ein sch#ner 6r8hlingsmorgen0 als einahe in demselen Augenlick die dreir8der von drei urgen dort zusammenkamen. =Ei0 sieh da?@ rie$ der kleine Schalk0 =dastri$$t sich ordentlich? (ch in Schlag sieen +hr in Schalkserg 'eggeritten?@

=(ch auch - ich auch -@ ant'orteten die r8der von Hirscherg und &ollern.

=9un0 da mu5 der *eich hier gerade in der ,itte liegen@0 $uhr der ;leine $ort. =Es ist einsch#nes Wasser.@

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=/a0 und een darum hae ich euch hierher eschieden. (ch 'ei50 ihr seid eide gro5e6reunde vom 6ischen0 und 'enn ich auch gerne die Angel aus'er$e0 so hat doch derWeiher genug $8r drei Schl#sser0 und an seinen +$ern ist latz genug $8r uns drei0 selst'enn 'ir alle au$ einmal zum Angeln kmen. Darum 'ill ich von heute an0 da5 diesesWasser 4emeingut $8r uns sei0 und eder von euch soll die gleichen )echte daran haen

'ie ich.@

=Ei0 der Herr ruder ist a ge'altig gndig gesinnt@0 sprach der kleine Schalk mith#hnischem 7cheln0 =git uns 'ahrha$tig sechs ,orgen Wasser und ein paar hundert6ischlein? 9un - und 'as 'erden 'ir dagegen geen m8ssen Denn umsonst ist der*od.@

=+msonst sollt ihr ihn haen@0 sagte ;uno ger8hrt0 =ach0 ich m#chte euch a nurzu'eilen an diesem *eich sehen und sprechen? Sind 'ir doch eines aters S#hne.@

=9ein?@ er'iderte der von Schalkserg0 =das ginge schon nicht0 denn es git nichts

Ein$ltigeres0 als in 4esellscha$t zu $ischen. Er veragt immer einer dem andern die6ische. Wollen 'ir aer *age ausmachen0 et'a ,ontag und Donnerstag du0 ;uno0Dienstag und 6reitag Wol$0 ,itt'och und Sonnaend ich - so ist es mir ganz recht.@

=,ir nicht einmal dann@0 rie$ der $instere Wol$. =4eschenkt 'ill ich nichts haen und'ill auch mit niemand teilen? Du hast recht0 ;uno0 da5 du uns den Weiher anietest0denn 'ir haen eigentlich alle drei den gleichen Anteil daran0 aer la5t uns darum'8r$eln0 'er ihn in &ukun$t esitzen soll. Werde ich gl8cklicher sein als ihr0 so k#nnt ihrimmer ei mir an$ragen0 o ihr $ischen d8r$t?@

=(ch '8r$le nie@0 entgegnete ;uno0 traurig 8er die erstocktheit der r8der.

=/a $reilich@0 lachte der kleine Schalk0 = er ist a gar $romm und gottes$8rchtig0 der Herrruder0 und hlt das W8r$elspiel $8r eine *ods8nde. Aer ich 'ill euch et'as anderesvorschlagen0 'eshal sich der $r#mmste ;lausner nicht schmen d8r$te. Wir 'ollen unsAngelschn8re und Haken holen0 und 'er diesen ,orgen0 is die 4locke in &ollern z'#l$+hr schlgt0 die meisten 6ische angelt0 soll den Weiher zu eigen haen?@

=(ch in eigentlich ein *or@0 sagte ;uno0 =noch um das zu kmp$en0 'as mir mit )echtals Ere geh#rt? Aer damit ihr seht0 da5 es mir mit der *eilung Ernst 'ar0 'ill ich mein6ischgert holen.@

Sie ritten heim0 eder nach seinem Schlo5. Die &'illinge schickten in aller Eile ihreDiener aus0 lie5en alle alten Steine au$heen0 um W8rmer zur 7ockspeise $8r die 6ischeim *eich zu $inden. ;uno aer nahm sein ge'#hnliches Angelgert und den ;#der0 denihn einst die 6rau 6eldheimerin zuereiten gelehrt hatte0 und 'ar der erste0 der 'ieder au$dem latz erschien. Er lie50 als die eiden &'illinge kamen0 diese die esten und euemsten Stellen aus'hlen und 'ar$ dann selst seine Angel aus. Da 'ar es0 als odie 6ische in ihm den Herrn dieses *eiches erkannt htten. 4anze &8ge von ;arp$en undHechten zogen heran und 'immelten um seine Angel. Die ltesten und gr#5ten drngten

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die kleinen 'eg0 eden Augenlick zog er einen heraus0 und 'enn er die Angel 'ieder insWasser 'ar$0 sperrten schon z'anzig0 drei5ig die ,uler au$0 um an dem spitzigenHaken anzuei5en. Es hatte noch nicht z'ei Stunden gedauert0 da lag der oden um ihnherum voll der sch#nsten 6ische. Da h#rte er au$ zu $ischen und ging zu seinen r8dern0um zu sehen0 'as $8r 4esch$te sie machten. Der kleine Schalk hatte einen kleinen

;arp$en und z'ei elende Wei5$ische0 Wol$ drei aren und z'ei 4r8ndlinge0 und eideschauten tr8selig in den *eich0 denn sie konnten die ungeheure ,enge0 die ;unoge$angen hatte0 gar 'ohl von ihrem latz aus emerken. Als ;uno an seinen ruder Wol$herankam0 sprang dieser hal '8tend au$0 zerri5 die Angelschnur0 rach die )ute inSt8cke und 'ar$ sie in den *eich. =(ch 'ollte0 es 'ren tausend Haken0 die ichhinein'er$e0 statt des einen0 und an edem m85te eine von diesen ;reaturen zappeln@0rie$ er0 =aer mit rechten Dingen geht es nimmer zu0 es ist &auerspiel und He:en'erk0'ie solltest denn du0 dummer ;uno0 mehr 6ische $angen in einer Stunde0 als ich in einem/ahr@

=/a0 a0 etzt erinnere ich mich@0 $uhr der kleine Schalk $ort0 =ei der 6rau 6eldheimerin0

der schn#den He:e0 hat er das 6ischen gelernt0 und 'ir 'aren *oren0 mit ihm zu $ischen0er 'ird doch ald He:enmeister 'erden?@

=(hr schlechten ,enschen@0 entgegnete ;uno unmutig. =Diesen ,orgen hae ichhinlnglich &eit gehat0 euren 4eiz0 eure +nverschmtheit und )oheit einzusehen? 4eht etzt und kommt nie 'ieder hierher0 und glaut mir0 es 're $8r euer Seelenheil esser0'enn ihr nur hal so $romm und gut 'rt als ene 6rau0 die ihr eine He:e scheltet.@

=9ein0 eine eigentliche He:e ist sie nicht@0 sagte der kleine Schalk sp#ttisch lachend.=Solche Weier k#nnen 'ahrsagen0 aer 6rau 6eldheimerin ist eenso 'enig eineWahrsagerin0 als eine 4ans ein Sch'an 'erden kann. Hat sie doch dem ater gesagt0 von

seinem Ere 'erde man einen guten *eil um einen Hirschgulden kau$en k#nnen0 dashei5t0 er 'erde ganz verlumpen? +nd doch hat ihm ei seinem *ode alles geh#rt0 so 'eitman von der &inne von &ollern sehen kann? 4eh0 geh0 6rau 6eldheimerin ist nichts alsein t#richtes0 altes Wei0 und du - der dumme ;uno?@

 9ach diesen Worten ent$ernte sich der ;leine eilig0 denn er $8rchtete den starken Armseines ruders0 und Wol$ $olgte ihm0 indem er alle 6l8che hersagte0 die er von seinemater gelernt hatte.

(n tie$ster Seele etr8t ging ;uno nach Hause0 denn er sah etzt deutlich0 da5 sich seiner8der nie mehr mit ihm vertragen 'ollten. Er nahm sich auch ihre harten Worte so sehr

zu Herzen0 da5 er am andern *age sehr krank 'urde0 und nur der *rost des '8rdigenater /oseph und die kr$tigen *rnklein der 6rau 6eldheimerin retteten ihm vom *ode.

Als aer seine r8der er$uhren0 da5 ihr ruder ;uno sch'er darniederliege0 hielten sieein $r#hliches 6est0 und in der Weinlaune sagten sie sich zu0 'enn der dumme ;unostere0 so solle der0 'elcher es zuerst er$ahre0 alle ;anonen l#sen0 um es den anderenanzuzeigen0 und 'er zuerst schie5e0 solle das este 6a5 Wein aus ;unos ;ellervor'egnehmen d8r$en. Wol$ lie5 von da an immer einen Diener in der 9he von

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Hirscherg Wache halten0 und der kleine Schalk estach sogar einen Diener ;unos mitviel 4eld0 damit er es ihm schnell anzeige0 'enn sein Herr in den letzten &8gen liege.

Dieser ;necht aer 'ar seinem milden und $rommen Herrn mehr zugetan als dem #sen4ra$en von Schalkserg. Er $ragte also eines Aends 6rau 6eldheimerin teilnehmend

nach dem e$inden seines Herrn0 und als diese sagte0 da5 es ganz gut mit ihm stehe0erzhlte er ihr den Anschlag der eiden r8der und da5 sie 6reudensch8sse tun 'olltenau$ des 4ra$en ;uno *od. Dar8er ergrimmte die Alte sehr. Sie erzhlte es $lugs dem4ra$en 'ieder0 und als dieser an eine so gro5e 7ielosigkeit der r8der nicht glauen'ollte0 riet sie ihm0 er solle die roe machen und aussprengen lassen0 er sei tot - so'erde man ald h#ren0 o sie schie5en '8rden oder nicht. Der 4ra$ lie5 den Diener0 densein ruder estochen hatte0 vor sich kommen0 e$ragte ihn nochmals und e$ahl ihm0nach Schalkserg zu reiten und sein nahes Ende zu verk8nden.

Als nun der ;necht eilends den Hirscherg hinaritt0 sah ihn der Diener des 4ra$en Wol$von &ollern0 hielt ihn an und $ragte0 'ohin er so eilig reite. =Ach@0 sagte dieser0 =mein

armer Herr 'ird diesen Aend nicht 8erleen0 sie haen ihn alle au$gegeen?@

=So (st>s um diese &eit@ rie$ ener0 lie$ nach seinem $erd0 sch'ang sich au$ und agteso eilends nach &ollern und den Schlo5erg hinau$0 da5 sein $erd am *or nieder$iel under selst nur nochB =4ra$ ;uno stirt?@ ru$en konnte0 ehe er ohnmchtig 'urde. Dadonnerten die ;anonen von Hohenzollern hera? 4ra$ Wol$ $reute sich mit seiner ,utter8er das gute 6a5 Wein und das Ere0 den *eich 8er den Schmuck und den starkenWiderhall0 den seine ;anonen gaen. Aer 'as er $8r den Widerhall gehalten hatte0'aren die ;anonen von Schalkserg0 und Wol$ sagte lchelnd zu seiner ,utterB =So hatder ;leine auch einen Spion gehat0 und 'ir m8ssen auch den Wein gleich teilen 'ie das8rige Ere.@ Dann aer sa5 er zu $erde0 denn er arg'#hnte0 der kleine Schalk m#chte

ihm zuvorkommen und vielleicht einige ;ostarkeiten des erstorenen 'egnehmen0ehe er kme.

Aer eim 6ischteich egegneten sich die eiden r8der0 und eder err#tete vor demanderen0 'eil eide zuerst nach Hirscherg hatten kommen 'ollen. on ;uno sprachensie kein Wort0 als sie zusammen ihren Weg $ortsetzten0 sondern sie erieten sich r8derlich0 'ie man es in &ukun$t halten 'olle und 'em Hirscherg geh#ren solle. Wiesie nun aer 8er die &ugr8cke und in den Schlo5ho$ ritten0 da schaute ihr ruder'ohlehalten und gesund zum 6enster heraus. Aer &orn und +nmut spr8hten aus seinenlicken. Die r8der erschraken sehr0 als sie ihn sahen0 hielten ihn an$nglich $8r ein4espenst und ekreuzigten sich. Als sie aer sahen0 da5 er noch von 6leisch und lut

'ar0 rie$ Wol$B =Ei0 so 'ollt ich doch? Dummes &eug0 ich glaute0 du 'rest gestoren?@=9un0 au$geschoen ist nicht au$gehoen@0 sagte der ;leine0 der mit gi$tigen licken zuseinem ruder hinau$schaute.

Dieser aer sprach mit donnernder StimmeB =on dieser Stunde an sind alle ande derer'andtscha$t z'ischen uns los und ledig? (ch hae eure 6reudensch8sse 'ohlvernommen. Aer seht zu0 auch ich hae $8n$ 6eldschlangen hier au$ dem Ho$ stehen und

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hae sie euch zu Ehren schar$ laden lassen. ,acht0 da5 ihr aus dem ereich meiner;ugeln kommt0 oder ihr sollt er$ahren0 'ie man au$ Hirscherg schie5t?@ Sie lie5en essich nicht z'eimal sagen0 denn sie sahen ihm an0 'ie ernst es ihm 'ar. Sie gaen alsoihren $erden die Sporen und hielten einen Wettlau$ den erg hinunter0 und ihr ruderscho5 eine St8ckkugel hinter ihnen her0 die 8er ihren ;#p$en 'egsauste0 da5 sie eide

zugleich eine tie$e und h#$liche ereugung machten. Er 'ollte sie aer nur erschreckenund nicht ver'unden. =Warum hast du denn geschossen@ $ragte der kleine Schalkunmutig. =Du 9arr0 ich scho5 nur0 'eil ich dich h#rte?@

=(m 4egenteil0 $rag nur die ,utter?@ er'iderte Wol$0 du 'arst es0 der zuerst scho50 unddu hast diese Schande 8er uns geracht0 kleiner Dachs?@

Der ;leine lie ihm keinen Ehrentitel schuldig0 und als sie am 6ischteich angekommen'aren0 gaen sie sich gegenseitig noch die vom alten Wetter von &ollern geerten 6l8chezum esten und trennten sich in Ha5 und +nlust.

*ags darau$ aer machte ;uno sein *estament0 und 6rau 6eldheimerin sagte zum aterB=(ch 'ollte 'as 'etten0 er hat keine gute 9achricht $8r die ;anoniere geschrieen?@ Aerso neugierig sie 'ar und so o$t sie in ihren 7ieling drang0 er sagte ihr nicht0 'as im*estament stand0 und sie er$uhr es auch nimmer0 denn ein /ahr nachher verschied die gute6rau0 und ihre Salen und *rnklein hal$en ihr nichts0 denn sie star an keiner ;rankheit0sondern an ihrem achtundneunzigsten /ahr0 das auch einen ganz gesunden ,enschenendlich unter den oden ringen kann. 4ra$ ;uno lie5 sie estatten0 als o sie nicht einearme 6rau0 sondern seine ,utter ge'esen 're0 und es kam ihm nachher noch vieleinsamer vor au$ seinem Schlo50 esonders da der ater /oseph der 6rau 6eldheimerin ald $olgte.

Doch diese Einsamkeit $8hlte er nicht sehr lange. Der gute ;uno star schon in seinemachtundz'anzigsten /ahr0 und #se 7eute ehaupteten an 4i$t0 das ihm der kleine Schalk eigeracht htte.

Wie dem aer auch sei - einige Stunden nach seinem *ode vernahm man 'ieder denDonner der ;anonen0 und in &ollern und in Schalkserg tat man $8n$ undz'anzigSch8sse. =Diesmal hat er doch dran glauen m8ssen@0 sagte der Schalk0 als sie unter'egszusammentra$en.

=/a@0 ant'ortete Wol$0 =und 'enn er noch einmal au$ ersteht und zum 6ensterherausschimp$t 'ie damals0 so hae ich eine 8chse ei mir0 die ihn h#$lich und stumm

machen soll.@

Als sie den Schlo5erg hinau$ritten0 gesellte sich ein )eiter mit 4e$olge zu ihnen0 den sienicht kannten. Sie glauten0 er sei vielleicht ein 6reund ihres ruders und komme0 um ihn eisetzen zu hel$en. Daher gerdeten sie sich klglich0 priesen vor ihm denerstorenen0 eklagten sein $r8hes Hinscheiden0 und der kleine Schalk pre5te sich sogareinige ;rokodilstrnen heraus. Der )eiter aer ant'ortete ihnen nicht0 sondern ritt stillund stumm an ihrer Seite den Hirscherg hinau$. - =So0 etzt 'ollen 'ir es uns euem

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machen - und Wein herei0 ;ellermeister0 vom esten?@ rie$ Wol$0 als er astieg. Siegingen die Wendeltreppe hinau$ in den Saal0 auch dahin $olgte ihnen der stumme )eiter0und als die &'illinge sich ganz reit an den *isch gesetzt hatten0 zog ener einSilerst8ck aus dem Wams0 'ar$ es au$ den Schie$ertisch0 da5 es umher rollte undklingelte0 und sprachB =So0 und da hat ihr etzt euer Ere0 und es 'ird ust recht sein -

ein Hirschgulden?@ Da sahen sich die eiden r8der ver'undert an0 lachten und $ragtenihn0 'as er damit sagen 'olle.

Der )itter aer zog ein ergament hervor mit hinlnglichen Siegeln. Darin hatte derdumme ;uno alle 6eindseligkeiten au$gezeichnet0 die ihm die r8der ei seinen7ezeiten e'iesen hatten0 und am Ende hatte er angeordnet0 da5 sein ganzes Ere0 Haund 4ut0 au5er dem Schmuck seiner seligen ,utter0 im 6all seines *odes anW8rttemerg verkau$t sei0 und z'ar - um einen elenden Hirschgulden? 68r den Schmuckaer solle man in der Stadt alingen ein Armenhaus erauen.

Da erstaunten nun die r8der aermals0 lachten aer nicht dazu0 sondern issen die

&hne zusammen. Denn sie konnten gegen W8rttemerg nichts ausrichten0 und so hattensie das sch#ne 4ut0 Wald0 6eld0 die Stadt alingen und sogar den 6ischteich verloren undnichts geert als einen schlechten Hirschgulden? Den steckte Wol$ trotzig in sein Wams0sagte nicht a und nicht nein0 'ar$ sein arett au$ den ;op$ und ging trotzig und ohne4ru5 an dem '8rttermergischen ;ommissr vorei0 sch'ang sich au$ sein )o5 und rittnach &ollern.

Als ihn aer am anderen ,orgen seine ,utter mit or'8r$en plagte0 da5 sie 4ut undSchmuck verscherzt htten0 ritt er hin8er zum Schalk au$ die Schalksurg. =Wollen 'irunser Ere verspielen oder vertrinken@ $ragte er ihn.

=ertrinken ist esser@0 sagte der Schalk0 =dann haen 'ir eide ge'onnen. Wir 'ollennach alingen reiten und uns den 7euten zum *rotz dort sehen lassen0 'enn 'ir auch dasStdtlein schmhlich verloren haen.@

=+nd im 7amm schenkt man den C)otenC - der ;aiser trinkt ihn nicht esser?@ setzteWol$ hinzu.

So ritten sie miteinander nach alingen ins C7ammC und $ragten0 'as die ,a5 )oterkoste0 und tranken sich zu0 is der Hirschgulden vertrunken 'ar. Dann stand Wol$ au$0zog das Silerst8ck mit dem springenden Hirsch aus dem Wams0 'ar$ es au$ den *ischund sprachB =Da hat (hr Euren 4ulden0 So 'ird>s richtig sein.@

Der Wirt aer nahm den 4ulden0 esah ihn links0 esah ihn rechts und sagte lchelndB=/a0 'enn es kein Hirschgulden 'r? Aer gestern nacht kam der ote aus Stuttgart0 undheute $r8h hat man es ausgetrommelt im 9amen des 4ra$en von W8rttemerg0 dem etztdie Stadt zu eigen. Die sind ageschtzt0 get mir anderes 4eld?@

Da sahen sich die eiden r8der erleichend an. =&ahl aus?@ sagte der eine. =Hast dukeine ,8nze@ sagte der andere - und kurz0 sie mu5ten den 4ulden schuldig leien im

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7amm in alingen. Sie zogen sch'eigend und nachdenklich ihren Weg. Als sie aer anden ;reuz'eg kamen0 'o es rechts nach &ollern und links nach Schalkserg ging0 dasagte der SchalkB =Wie nun etzt haen 'ir sogar 'eniger geert als gar nichts0 und derWein 'ar 8erdies noch schlecht.@

=/a'ohl@0 er'iderte sein ruder. =Aer 'as die 6eldheimerin sagte0 ist doch eingetro$$en-F CSeht zu0 'ieviel von seinem Ere 8rig leien 'ird0 um einen Hirschgulden?C /etzthaen 'ir nicht einmal ein ,a5 Wein da$8r kau$en k#nnen.@

=Wei5 schon?@ ant'ortete der von der Schalksurg. =Dummes &eug?@ sagte der von&ollern und ritt zer$allen mit sich und der Welt seinem Schlosse zu.

=Das ist die Sage vom Hirschgulden@0 endete der &irkelschmied0 =und 'ahr soll sie sein.Der Wirt in D8rr'angen0 das nicht 'eit von den drei Schl#ssern liegt0 hat sie meinemguten 6reund erzhlt0 der o$t als erg$8hrer 8er die sch'ische Al ging und immer inD8rr'angen einkehrte.@

Die 4ste spendeten dem &irkelschmied ei$all. =Was man doch nicht alles h#rt in derWelt?@ rie$ der 6uhrmann. =Wahrha$tig0 etzt erst $reut es mich0 da5 'ir die &eit nicht mit;artenspielen verdaren. So ist es 'ahrlich esser0 und gemerkt hae ich mir die4eschichte0 da5 ich sie morgen meinen ;ameraden erzhlen kann0 ohne ein Wort zu$ehlen?@

=,ir $iel da0 'hrend (hr so erzhltet0 et'as ein@0 sagte der Student. =< erzhlt0 erzhlt?@ aten der &irkelschmied und 6eli:.

=4ut@0 ant'ortete ener0 =o die )eihe etzt an mich kommt oder spter0 ist gleich. (ch

mu5 a doch zum esten geen0 'as ich geh#rt hae. Das0 'as ich erzhlen 'ill0 soll sich'irklich einmal egeen haen.@

Er setzte sich zurecht und 'ollte een an$angen zu erzhlen0 als die Wirtin denSpinnrocken eiseite setzte und zu den 4sten an den *isch trat. =/etzt0 ihr Herren0 ist es&eit0 zu ett zu gehen@0 sagte sie. =Es hat neun +hr geschlagen0 und morgen ist auchnoch ein *ag.@

=Ei0 so geht doch zu ett@0 rie$ der Student0 =setzt noch eine 6lasche Wein $8r unshierher0 und dann 'ollen 'ir Euch nicht lnger au$halten?@

=9ein@0 entgegnete sie grmlich0 =solange noch 4ste in der Wirtsstue sitzen0 k#nnenWirtin und Dienstoten nicht zu ett gehen. +nd kurz und gut0 ihr Herren0 macht0 da5 ihrau$ eure ;ammern kommt? ,ir 'ird die &eit lang0 und lnger als neun +hr dar$ inmeinem Hause nicht gezecht 'erden.@

=Was $llt Euch ein0 6rau Wirtin@ sprach der &irkelschmied staunend. =Was schadet esEuch denn0 'enn 'ir hier sitzen0 'hrend (hr lngst schla$t Wir sind rechtscha$$ene7eute und 'erden Euch nichts 'egtragen0 noch ohne ezahlung $ortgehen. Aer so lasse

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ich mir in keinem Wirtshaus geieten.@

Die 6rau rollte zornig die AugenB =,eint (hr0 ich 'erde 'egen edem 7umpen vonHand'erksurschen0 'egen edem Stra5enlu$er0 der mir z'#l$ ;reuzer zu verdienengit0 meine Hausordnung ndern (ch sage es Euch etzt zum letztenmal0 da5 ich den

+n$ug nicht leide?@

 9och einmal 'ollte der &irkelschmied et'as entgegnen0 aer der Student sah ihn edeutsam an und z'inkerte den 8rigen zu. =4ut@0 sprach er0 ='enn es die 6rau Wirtindenn haen 'ill0 so la5t uns au$ unsere ;ammern gehen. Aer 7ichter m#chten 'ir gernehaen0 um den Weg zu $inden.@

=Damit kann ich nicht dienen@0 entgegnete sie $inster0 =die anderen 'erden schon denWeg im Dunkeln $inden0 und $8r Euch ist dies St8mp$chen hier genug. ,ehr hae ichnicht im Hause.@

Sch'eigend nahm der unge Herr das 7icht und stand au$. Die anderen $olgten ihm0 unddie Hand'erksurschen nahmen ihre 8ndel0 um sie in der ;ammer ei sichniederzulegen. Sie gingen dem Studenten nach0 der ihnen die *reppe hinau$ leuchtete.

Als sie oen angekommen 'aren0 at sie der Student0 leise au$zutreten0 schlo5 sein&immer au$ und 'inkte sie hinein. =/etzt ist kein &'ei$el mehr@0 sagte er0 =sie 'ill unsverraten? Hat ihr nicht emerkt0 'ie ngstlich sie uns zu ett zu ringen suchte0 'ie sieuns alle ,ittel aschnitt0 'ach und eisammen zu leien Sie meinte 'ahrscheinlich0'ir '8rden uns etzt niederlegen0 und dann '8rde sie um so leichteres Spiel haen.@

=Aer meint ihr nicht0 'ir k#nnten noch entkommen@ $ragte 6eli:. =(m Wald kann man

doch eher an )ettung denken als hier im &immer.@

=Die 6enster sind auch hier vergittert@0 rie$ der Student0 indem er vergeens versuchte0einen der Eisenste des 4itters loszumachen. =+ns leit nur ein Aus'eg0 'enn 'irent'eichen 'ollen - durch die Haust8re. Aer ich glaue nicht0 da5 sie uns $ortlassen'erden.@

=Es kme au$ den ersuch an@0 sprach der 6uhrmann. =(ch 'ill einmal proieren0 o ich is in den Ho$ kommen kann. (st dies m#glich0 so kehre ich zur8ck und hole euch nach?@Die 8rigen illigten diesen orschlag0 der 6uhrmann zog die Schuhe aus und schlich au$den &ehen zur *reppe. ngstlich lauschten seine 4enossen oen im &immer. Schon 'ar

er die eine Hl$te der *reppe gl8cklich und unemerkt hinagestiegen. Aer als er sichdort um einen $eiler 'andte0 richtete sich pl#tzlich eine ungeheure Dogge vor ihm in dieH#he0 legte ihre *atzen au$ seine Schultern und 'ies ihm - gerade seinem 4esichtgegen8er - z'ei )eihen langer0 schar$er &hne. Er 'agte 'eder vornoch r8ck'rtsauszu'eichen. Denn ei der geringsten e'egung schnappte der entsetzliche Hund nachseiner ;ehle. &ugleich $ing er an zu heulen und zu ellen0 und alsald erschien derHausknecht und die 6rau mit den 7ichtern.

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=Wohin Was 'ollt (hr@ rie$ die 6rau.

=(ch hae noch et'as aus meinem ;arren zu holen@0 ant'ortete der 6uhrmann0 amganzen 7eie zitternd. Denn als die *8r au$gegangen 'ar0 hatte er mehrere raune0verdchtige 4esichter0 ,nner mit 8chsen in der Hand0 im &immer emerkt.

=Das httet (hr alles auch vorher amachen k#nnen@0 sagte die Wirtin m8rrisch. =6assan0daher? Schlie5 die Ho$t8r zu0 /ako0 und leuchte dem ,ann zu seinem ;arren?@ DerHund zog seine greuliche Schnauze und seine *atzen von der Schulter des 6uhrmanneszur8ck und lagerte sich 'ieder uer 8er die *reppe. Der Hausknecht aer hatte dasHo$tor zugeschlossen und leuchtete dem 6uhrmann. An ein Entkommen 'ar nicht zudenken. Aer als er nachsann0 'as er denn eigentlich aus dem ;arren holen sollte0 $ielihm ein $und Wachslichter ein0 die er in die nchste Stadt ringen sollte. =DasSt8mp$chen 7icht oen kann kaum noch eine iertelstunde dauern@0 sagte er zu sich0=und 7icht m8ssen 'ir dennoch haen?@ Er nahm also z'ei Wachskerzen aus demWagen0 verarg sie im rmel und holte dann zum Schein seinen ,antel aus dem ;arren0

'omit er sich - 'ie er dem Hausknecht sagte - heute nacht zudecken 'olle.

4l8cklich kam er 'ieder in dem &immer an. Er erzhlte von dem gro5en Hund0 der alsWache an der *reppe lag0 von den ,nnern0 die er $l8chtig gesehen0 von allen Anstalten0die man gemacht hatte0 um sich ihrer zu versichern0 und schlo5 damit0 da5 er seu$zendsagteB =Wir 'erden diese 9acht nicht 8erleen.@

=Das glaue ich nicht@0 er'iderte der Student. =68r so t#richt kann ich diese 7eute nichthalten0 da5 sie 'egen des geringen orteils0 den sie von uns htten0 vier ,enschen ans7een gehen sollten? Aer verteidigen d8r$en 'ir uns nicht. (ch $8r meinen *eil 'erde'ohl am meisten verlieren. ,ein $erd ist schon in ihren Hnden0 es kostete mich noch

vor vier Wochen $8n$zig Dukaten. ,eine #rse0 meine ;leider gee ich 'illig hin0 dennmein 7een ist mir doch lieer als alles dies.@

=(hr hat gut reden@0 er'iderte der 6uhrmann. =Solche Sachen0 'ie (hr sie verlierenk#nnt0 ersetzt ihr Euch leicht 'ieder. Aer ich in der ote von Ascha$$enurg und haeallerlei 48ter au$ meinem ;arren und im Stall z'ei sch#ne )osse0 meinen einzigen)eichtum.@

=(ch kann unm#glich glauen0 da5 sie Euch ein 7eides tun 'erden@0 emerkte der4oldschmied. =Einen oten zu erauen0 '8rde schon viel 4eschrei und 7rmen im7ande machen. Aer da$8r in ich auch0 'as der Herr dort sagt lieer 'ill ich gleich alles

hergeen0 'as ich hae0 und mit einem Eid versprechen0 nichts zu sagen -a niemals zuklagen0 als mich gegen 7eute0 die 8chsen und istolen haen0 um meine geringe Haezu 'ehren.@

Der 6uhrmann hatte 'hrend dieser )eden seine Wachskerzen hervorgezogen. Er kletesie au$ den *isch und z8ndete sie an. =So la5t uns in 4ottes 9amen er'arten0 'as 8eruns kommen 'ird@0 sprach er. =Wir 'ollen uns 'ieder zusammen niedersetzen unddurch Sprechen den Schla$ ahalten.@

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=Das 'ollen 'ir@0 ant'ortete der Student. =+nd 'eil vorhin die )eihe an mir 'ar0 'illich euch et'as erzhlen.@

DAS "A#E HER$ % Erste A&teilun'

Wer durch Sch'aen reist0 der sollte nie vergessen0 auch ein 'enig in den Sch'arz'aldhineinzuschauen. 9icht der ume 'egen0 ogleich man nicht 8erall solchunerme5liche ,engen herrlich au$geschossener *annen $indet0 sondern 'egen der 7eute0die sich von den anderen ,enschen ringsum merk'8rdig unterscheiden. Sie sind gr#5erals ge'#hnliche ,enschen0 reitschultrig0 von starken 4liedern0 und es ist0 als o derstrkende Du$t0 der morgens durch die *annen str#mt0 ihnen von /ugend au$ einen$reieren Atem0 ein klareres Auge und einen $esteren0 'enn auch rauheren ,ut als dene'ohnern der Stromtler und Eenen gegeen htte. +nd nicht nur durch Haltung undWuchs0 auch durch ihre Sitten und *rachten sondern sie sich von den 7euten0 dieau5erhal des Waldes 'ohnen0 streng a. Am sch#nsten kleiden sich die e'ohner des

 adischen Sch'arz'aldes. Die ,nner lassen den art 'achsen0 'ie er von der 9aturdem ,ann ums ;inn gegeen ist. (hre sch'arzen Wmser0 ihre ungeheuren0engge$alteten luderhosen0 ihre roten Str8mp$e und die spitzen H8te0 von einem reiten)and umgeen0 verleihen ihnen et'as 6remdartiges0 aer Ernstes0 Ehr'8rdiges. Dort esch$tigen sich die 7eute ge'#hnlich mit 4lasmachen0 auch ver$ertigen sie +hren undtragen sie in der halen Welt umher.

Au$ der anderen Seite des Waldes 'ohnt ein *eil desselen Stammes0 aer ihre Areitenhaen ihnen andere Sitten und 4e'ohnheiten gegeen als den 4lasmachern. Sie handelnmit ihrem Wald0 sie $llen und ehauen ihre *annen0 $l#5en sie durch die 9agold in den 9eckar und von dem oeren 9eckar den )hein hina is 'eit hinein nach Holland. +nd

am ,eer kennt man die Sch'arz'lder und ihre langen 6l#5e. Sie halten an eder Stadt0die am Strom liegt0 an und er'arten stolz0 o man ihnen alken und retter akau$en'erde. (hre strksten und lngsten alken aer verhandeln sie um sch'eres 4eld an diehollndischen ,Gnheers0 'elche Schi$$e daraus auen. Diese ,enschen nun sind an einrauhes Wanderleen ge'#hnt0 ihre 6reude ist0 au$ ihrem Holz die Str#me hinazu$ahren0ihr 7eid0 am +$er 'ieder herau$zu'andern. Darum ist auch ihr rachtanzug soverschieden von dem der 4lasmnner im anderen *eil des Sch'arz'aldes. Sie tragenWmser von dunkler 7ein'and0 einen handreiten gr8nen Hosentrger 8er der reitenrust0 einkleider von sch'arzem 7eder0 aus deren *asche ein &ollstock von ,essing'ie ein Ehrenzeichen hervorschaut. ihr Stolz aer und ihre 6reude sind ihre Stie$el0 diegr#5ten 'ahrscheinlich0 'elche au$ irgendeinem *eil der Erde ,ode sind. Denn sie

k#nnen z'ei Spannen 'eit 8er das ;nie hinau$gezogen 'erden0 und die 6l#5er k#nnendamit in drei Schuh tie$em Wasser umher'andern0 ohne sich die 685e na5 zu machen.

 9och vor kurzer &eit glauten die e'ohner dieses Waldes an Waldgeister0 und erst inneuerer &eit hat man ihnen diesen t#richten Aerglauen nehmen k#nnen. Sonderar istes aer0 da5 auch die Waldgeister0 die der Sage nach im Sch'arz'ald hausen0 sich indiese verschiedenen *rachten geteilt haen. So hat man versichert0 da5 das 4lasmnnlein- ein gutes 4eistchen von dreieinhal 6u5 H#he - sich nie anders zeige als in einem

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spitzen H8tlein mit gro5em )and0 mit Wams und luderh#schen und roten Str8mp$en.

Der Hollnder-,ichel aer0 der au$ der anderen Seite des Waldes umhergeht0 soll einriesengro5er0 reitschultriger ;erl in der ;leidung der 6l#5er sein0 und mehrere0 die ihngesehen haen0 versichern0 da5 sie die ;ler nicht aus ihrem eutel ezahlen m#chten0

deren 6elle man zu seinen Stie$eln rauchen '8rde. =So gro50 da5 ein ge'#hnlicher,ann is an den Hals drinstehen k#nnte@0 sagten sie und 'ollten nicht 8ertrieenhaen?

,it diesen Waldgeistern soll einmal ein unger Sch'arz'lder eine sonderare4eschichte erlet haen0 die ich erzhlen 'ill. Es lete nmlich im Sch'arz'ald eineWit'e0 6rau arara ,unkin. (hr 4atte 'ar ;ohlenrenner ge'esen0 und nach seinem*ode hielt sie ihren sechzehnhrigen ;naen nach und nach zu demselen 4esch$t an.

Der unge eter ,unk0 ein schlauer ursche0 lie5 es sich ge$allen0 'eil er es ei seinemater auch nicht anders gesehen hatte als die ganze Woche 8er am rauchenden ,eiler

zu sitzen oder0 sch'arz und eru5t und den 7euten ein Ascheu0 hina in die Stdte zu$ahren und seine ;ohlen zu verkau$en. Aer ein ;#hler hat viel &eit zum 9achdenken8er sich und andere0 und 'enn eter ,unk an seinem ,eiler sa50 stimmten die dunklenume umher und die tie$e Waldesstille sein Herz zu *rnen und une'u5ter Sehnsucht.Es etr8te ihn et'as0 es rgerte ihn et'as - er 'u5te nicht recht 'as. Endlich merkte er0'as ihn rgerte0 es 'ar sein Stand. =Ein sch'arzer0 einsamer ;ohlenrenner?@ sagte ersich. =Es ist ein elendes 7een. Wie angesehen sind die 4lasmnner0 die +hrmacher0selst die ,usikanten am Sonntagaend? +nd 'enn eter ,unk0 rein ge'aschen undgeputzt0 in des aters Ehren'ams mit silernen ;n#p$en und mit nagelneuen rotenStr8mp$en erscheint0 und 'enn dann einer hinter ihm hergeht und denkt0 'er ist 'ohl derschlanke ursche und lot ei sich die Str8mp$e und den stattlichen 4ang -sieh0 'enn er

vor8ergeht und schaut sich um0 sagt er ge'i5B =Ach0 es ist nur der ;ohlenmunk-eter?@

Auch die 6l#5er au$ der anderen Seite 'aren ein 4egenstand seines 9eides. Wenn dieseWaldriesen her8erkamen0 mit stattlichen ;leidern0 und an ;n#p$en0 Schnallen und;etten einen halen &entner Siler au$ dem 7ei trugen0 'enn sie mit gespreizten einenund vornehmen 4esichtern dem *anz zuschauten0 hollndisch $luchten und 'ie dievornehmen ,Gnheers aus ellenlangen k#lnischen $ei$en rauchten - da stellte er sich alsdas vollendete ild eines gl8cklichen ,enschen solch einen 6l#5er vor. +nd 'enn diese4l8cklichen dann erst in die *asche $uhren0 ganze Hnde voll gro5er *aler herauslangtenund um Sechstzner '8r$elten0 $8n$ 4ulden hin0 zehn her - so 'ollten ihm die Sinnevergehen0 und er schlich tr8selig nach seiner H8tte. Denn an manchem 6eiertag hatte er

einen oder den anderen dieser Holzherren mehr verspielen sehen0 als der arme ater,unk in einem /ahr verdiente. Es 'aren vornehmlich drei dieser ,nner0 von 'elchemer nicht 'u5te0 'elchen er am meisten e'undern sollte. Der eine 'ar ein gro5er0 dicker,ann mit rotem 4esicht und galt $8r den reichsten ,ann in der )unde. ,an hie5 ihn dendicken Ezechiel. Er reiste alle /ahre z'eimal mit auholz nach Amsterdam und hatte das4l8ck0 es immer um so viel teurer als andere zu verkau$en0 da5 er0 'enn die 8rigen zu6u5 heimgingen0 stattlich herau$$ahren konnte. Der andere 'ar der lngste und magerste,ensch im ganzen Wald0 man nannte ihn den langen Schlurker0 und diesen eneidete

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,unk 'egen seiner ausnehmenden ;8hnheit. Er 'idersprach den angesehensten 7euten0 rauchte0 'enn man noch so gedrngt im Wirtshaus sa50 mehr latz als vier der Dicksten0denn er st8tzte ent'eder eide Ellogen au$ den *isch oder zog eines seiner langen einezu sich au$ die ank0 und doch 'agte ihm keiner zu 'idersprechen0 denn er hatteunmenschlich viel 4eld. Der dritte 'ar ein sch#ner unger ,ann0 der am esten tanzte

'eit und reit0 und daher den 9amen *anzodenk#nig hatte. Er 'ar ein armer ,enschge'esen und hatte ei einem Holzherrn als ;necht gedient. Da 'urde er au$ einmalsteinreich. Die einen sagten0 er hae unter einer alten *anne einen *op$ voll 4eldge$unden0 die anderen ehaupteten0 er hae un'eit ingen im )hein mit der Stechstange0'omit die 6l#5er zu'eilen nach den 6ischen stechen0 einen acken mit 4oldst8ckenherau$ge$ischt0 und der acken geh#re zu dem gro5en 9ielungenhort0 der dort vergraenliegt. ;urz0 er 'ar au$ einmal reich ge'orden und 'urde von ung und alt angesehen 'ieein rinz.

An diese drei ,nner dachte ;ohlenmunk-eter o$t0 'enn er einsam im *annen'ald sa5.&'ar hatten alle drei einen Haupt$ehler0 der sie ei den 7euten verha5t machte. Es 'ar

dies ihr unmenschlicher 4eiz0 ihre 4e$8hllosigkeit gegen Schuldner und Arme0 denn dieSch'arz'ldler sind ein gutm8tiges #lklein. Aer man 'ei50 'ie es mit solchenDingen zugeht. Waren sie auch 'egen ihres 4eizes verha5t0 so standen sie doch 'egenihres 4eldes in Ansehen. Denn 'er konnte *aler 'eg'er$en 'ie sie0 als o man das 4eldvon den *annen sch8ttelte

=So geht es nicht mehr 'eiter@0 sagte eter eines *ages schmerzlich etr8t zu sich0 denntags zuvor 'ar 6eiertag ge'esen und alles olk in der Schenke. =Wenn ich nicht ald au$den gr8nen &'eig komme0 so tue ich mir et'as zuleid? Wre ich doch nur so angesehenund reich 'ie der dicke Ezechiel oder so k8hn und so ge'altig 'ie der lange Schlurkeroder so er8hmt und k#nnte den ,usikanten *aler statt ;reuzer zu'er$en 'ie der

*anzodenk#nig? Wo nur der ursche das 4eld her hat@ Allerlei ,ittel ging er durch0'ie man sich 4eld er'eren k#nne0 aer keines 'ollte ihm ge$allen. Endlich $ielen ihmauch die Sagen von 7euten ein0 die vor alten &eiten durch den Hollnder-,ichel unddurch das 4lasmnnlein reich ge'orden 'aren. Solange sein ater noch lete0 kamen o$tandere arme 7eute zu esuch0 und da 'urde lang und reit von reichen ,enschengesprochen0 und 'ie sie reich ge'orden 'aren. Da spielte nun o$t das 4lasmnnlein eine)olle. /a0 'enn er recht nachsann0 konnte er sich einahe noch des ersleins erinnern0das man am *annen8hl in der ,itte des Waldes sprechen mu5te0 'enn er erscheinensollte. Es $ing anB

=Schatzhauser im gr8nen *annen'ald0ist schon viel hundert /ahre alt.Dir geh#rt all 7and0 'o *annen stehn -@

Aer er mochte sein 4edchtnis anstrengen0 'ie er 'ollte0 'eiter konnte er sich keineserses mehr entsinnen. Er dachte o$t0 o er nicht diesen oder enen alten ,ann $ragensollte0 'ie das Spr8chlein hei5e. Aer immer hielt ihn eine ge'isse Scheu0 seine4edanken zu verraten0 a. Auch schlo5 er0 es m8sse die Sage vom 4lasmnnlein nichtsehr ekannt sein0 und den Spruch m85ten nur 'enige 'issen. Denn es ga nicht viele

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reiche 7eute im Wald0 und - 'arum hatten denn nicht sein ater und die anderen armen7eute ihr 4l8ck versucht Er rachte endlich seine ,utter au$ das ,nnlein zu sprechen0und diese erzhlte ihm0 'as er schon 'u5te0 kannte auch nur die ersten &eilen von demSpruch und sagte ihm endlich0 nur 7euten0 die an einem Sonntag z'ischen el$ und z'ei+hr georen seien0 zeige sich das 4eistchen. Er selst '8rde 'ohl dazu passen0 'enn er

nur das Spr8chlein '85te0 denn er sei Sonntag mittags z'#l$ +hr georen.

Als dies der ;ohlenmunk-eter h#rte0 'ar er vor 6reude und vor egierde0 diesAenteuer zu unternehmen0 ganz au5er sich. Es schien ihm hinlnglich0 einen *eil desSpr8chleins zu 'issen und am Sonntag georen zu sein - und das 4lasmnnlein mu5tesich ihm zeigen? Als er daher eines *ages seine ;ohlen verkau$t hatte0 z8ndete er keinenneuen ,eiler an0 sondern zog seines aters Staats'ams und neue rote Str8mp$e an0setzte den Sonntagshut au$0 $a5te seinen $8n$ 6ug hohen Sch'arzdornstock in die Handund nahm von der ,utter AschiedB =(ch mu5 au$s Amt in die Stadt0 denn 'ir 'erden ald losen m8ssen0 'er Soldat 'ird0 und da 'ill ich dem Amtmann nur noch einmaleinschr$en0 da5 (hr Wit'e seid und ich Euer einziger Sohn?@ Die ,utter lote seinen

Entschlu50 er aer machte sich au$ nach dem *annen8hl. Der *annen8hl liegt au$ derh#chsten H#he des Sch'arz'aldes0 und au$ z'ei Stunden im +mkreis stand damals keinDor$0 a nicht einmal eine H8tte. Denn die aergluischen 7eute meinten0 es sei dortunsicher. ,an schlug auch - so hoch und prachtvoll die *annen dort standen - ungernHolz in enem )evier. Denn o$t 'aren den Holzhauern0 'enn sie dort areiteten0 die :tevom Stiel gesprungen und in den 6u5 ge$ahren0 oder die ume 'aren schnellumgest8rzt und hatten die ,nner mit umgerissen und eschdigt oder gar get#tet. Auchhtte man die sch#nsten ume von dorther nur zu rennholz rauchen k#nnen0 denn die6lo5herren nahmen nie einen Stamm aus dem *annen8hl unter ein 6lo5 au$0 'eil dieSage ging0 da5 ,ann und Holz verungl8ckt0 'enn ein *annen8hler mit im Wasser sei.Daher kam es0 da5 im *annen8hl die ume so dicht und so hoch standen0 da5 es am

hellen *age einahe 9acht 'ar0 und eter ,unk 'urde ganz schaurig dort zumut0 denn erh#rte keine Stimme0 keinen *ritt als den seinigen0 keine A:t. Selst die #gel schienendiese dichte *annennacht zu vermeiden.

;ohlenmunk-eter hatte etzt den h#chsten unkt des *annen8hls erreicht und stand voreiner *anne von ungeheurem +m$ang0 $8r die ein hollndischer Schi$$sherr an <rt undStelle viele hundert 4ulden gegeen htte. =Hier@0 dachte er0 ='ird 'ohl derSchatzhauser 'ohnen@0 zog seinen gro5en Sonntagshut0 machte vor dem aum eine tie$eereugung0 rusperte sich und sprach mit zitternder StimmeB =W8nsche gl8ckseligenAend0 Herr 4lasmann?@ Aer es er$olgte keine Ant'ort0 und alles umher 'ar so still'ie zuvor. =ielleicht mu5 ich doch das erslein sprechen@0 dachte er 'eiter undmurmelteB

=Schatzhauser im gr8nen *annen'ald0ist schon viel hundert /ahre alt.Dir geh#rt all 7and0 'o *annen stehn -@

(ndem er diese Worte sprach0 sah er zu seinem gro5en Schrecken eine ganz kleine0sonderare 4estalt hinter der dicken *anne hervorschauen. Es 'ar ihm0 als hae er das

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4lasmnnlein gesehen0 'ie man es eschrieen0 das sch'arze Wmschen0 die rotenStr8mp$chen0 das H8tchen - alles 'ar so0 selst das lasse0 aer $eine und kluge4esichtchen0 'ovon man erzhlte0 glaute er gesehen zu haen. Aer ach0 so schnell eshervorgeschaut hatte0 das 4lasmnnlein0 so schnell 'ar es auch 'ieder versch'unden?=Herr 4lasmann@0 rie$ nach einigem &#gern eter ,unk0 =seid so g8tig und haltet mich

nicht zum 9arren Herr 4lasmann0 'enn (hr meint0 ich hae Euch nicht gesehen0 sotuscht (hr Euch sehr0 ich sah Euch 'ohl hinter dem aum hervorgucken?@ (mmer nochkeine Ant'ort0 nur zu'eilen glaute er ein leises0 heiseres ;ichern hinter dem aum zuvernehmen. Endlich 8er'and seine +ngeduld die 6urcht0 die ihn is etzt nochagehalten hatte. =Warte0 du kleiner ursche?@ rie$ er0 =dich 'ill ich ald haen?@0sprang mit einem Satz hinter die *anne - aer da 'ar kein Schatzhauser im gr8nen*annen'ald0 und nur ein kleines0 zierliches Eichh#rnchen agte an dem aum hinau$.

eter ,unk sch8ttelte den ;op$. Er sah ein0 dag er die esch'#rung is au$ einenge'issen 4rad geracht hatte und da5 ihm vielleicht nur noch ein )eim zu demSpr8chlein $ehlte0 um das 4lasmnnlein hervorzulocken. Aer er sann hin - er sann her

und $and nichts. Das Eichh#rnchen zeigte sich an den untersten sten der *anne undschien ihn au$zumuntern oder zu verspotten. Es putzte sich0 es rollte den sch#nenSch'ei$0 es schaute ihn mit klugen Augen an0 aer endlich $8rchtete er sich doch einahe0mit diesem *ier allein zu sein0 denn ald schien das Eichh#rnchen einen ,enschenkop$zu haen und einen dreispitzigen Hut zu tragen0 ald 'ar es ganz 'ie ein anderesEichh#rnchen und hatte nur an den Hinter$85en rote Str8mp$e und sch'arze Schuhe.;urz0 es 'ar ein lustiges *ier0 aer dennoch graute ;ohlen-eter0 denn er meinte0 es gehenicht mit rechten Dingen zu.

,it schnelleren Schritten0 als er gekommen 'ar0 zog eter 'ieder a. Das Dunkel des*annen'aldes schien immer sch'rzer zu 'erden0 die ume standen immer dichter0

und ihm $ing so an zu grauen0 da5 er im *ra davonagte0 und erst0 als er in der 6erneHunde ellen h#rte und ald darau$ z'ischen den umen den )auch einer H8tteerlickte0 'urde er 'ieder ruhiger. Aer als er nher kam und die *racht der 7eute in derH8tte erlickte0 $and er0 da5 er aus Angst gerade die entgegengesetzte )ichtunggenommen hatte und statt zu den 4lasleuten zu den 6l#5ern gekommen 'ar. Die 7eute0die in der H8tte 'ohnten0 'aren Holz$ller. Ein alter ,ann0 sein Sohn0 der Haus'irt0einige er'achsene Enkel. Sie nahmen ;ohlenmunk-eter0 der um ein 9achtlager at0 gutau$0 ohne nach seinem 9amen und Wohnort zu $ragen0 gaen ihm Ap$el'ein zu trinken0und aends 'urde ein gro5er Auerhahn0 die este Sch'arz'aldspeise0 au$getragen.

 9ach dem 9achtessen setzten sich die Haus$rau und ihre *#chter mit ihren ;unkeln umden gro5en 7ichtspan0 den die /ungen mit dem $einsten *annenharz unterhielten0 der4ro5vater0 der 4ast und der Haus'irt rauchten und schauten den Weiern zu0 dieurschen aer 'aren damit esch$tigt0 7#$$el und 4aeln aus Holz zu schnitzen.Drau5en im Wald heulte der Sturm und raste in den *annen0 man h#rte da und dort sehrhe$tige Schlge0 und es schien o$t0 als o ganze ume ageknickt '8rden undzusammenkrachten. Die $urchtlosen /ungen 'ollten hinaus in den Wald lau$en und dies$urchtar sch#ne Schauspiel mit ansehen0 ihr 4ro5vater aer hielt sie mit strengem Wortund lick zur8ck. =(ch 'ill keinem raten0 da5 er etzt vor die *8r geht@0 rie$ er ihnen zu.

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=ei 4ott0 der kommt nimmer mehr 'ieder0 denn der Hollnder-,ichel haut sich heuteein neues 6lo5 im Wald?@

Die ;leinen staunten ihn an. Sie mochten von dem Hollnder-,ichel schon geh#rthaen0 aer sie aten etzt den 4ro5vater recht sch#n0 von enem zu erzhlen. Auch eter

,unk0 der vom Hollnder-,ichel au$ der andern Seite des Waldes nur ungenau hattesprechen h#ren0 stimmte mit ein und $ragte den Alten0 'er und 'o er sei. =Er ist der Herrdieses Waldes0 und nach dem zu schlie5en0 da5 ihr in Eurem Alter dies noch nichter$ahren hat0 m85t (hr dr8en 8er dem *annen8hl oder gar noch 'eiter zu Hause sein.om Hollnder-,ichel aer 'ill ich Euch erzhlen0 'as ich 'ei5 und 'ie die Sage vonihm geht. or hundert /ahren - so erzhlte es 'enigstens mein 4ro5vater - 'ar 'eit und reit kein ehrlicheres olk au$ Erden als die Sch'arz'lder. /etzt0 seit so viel 4eld im7and ist0 sind die ,enschen unredlich und schlecht. Die ungen urschen tanzen und ohlen am Sonntag und $luchen0 da5 es ein Schrecken ist. Damals 'ar es aer anders0 und'enn er etzt zum 6enster dort hereinschaute0 so sag ich>s und ha es o$t gesagt0 derHollnder-,ichel ist schuld an all dieser erdernis. Es lete also vor hundert /ahren

und dar8er ein reicher Holzherr0 der viel 4esinde hatte. Er handelte is 'eit in den)hein hina0 und sein 4esch$t 'ar gesegnet0 denn er 'ar ein $rommer ,ann. ;ommteines Aends ein ,ann an seine *8r0 desgleichen er noch nie gesehen. Seine ;leidung'ar die der Sch'arz'lder urschen0 aer er 'ar einen guten ;op$ h#her als alle0 undman hatte nie geglaut0 da5 es einen solchen )iesen geen k#nne. Dieser at um Areit ei dem Holzherrn0 und der Holzherr0 der ihm ansah0 da5 er stark und zu gro5en 7astent8chtig 'ar0 ot ihm seinen 7ohn und sie schlugen ein. Der ,ichel 'ar ein Areiter0 'ieseliger Holzherr noch keinen gehat hatte. eim aumschlagen galt er $8r drei0 und'enn sechs am einen Ende schleppten0 trug er allein das andere. Als er aer ein hales/ahr Holz geschlagen hatte0 trat er eines Aends vor seinen Herrn und egehrte von ihmB=Hae etzt lange genug hier Holz gehackt0 und so m#chte ich auch sehen0 'ohin meine

Stmme kommen0 und 'ie 're es0 'enn ihr mich auch einmal au$ das 6lo5 lie5t@ DerHolzherr ant'orteteB =(ch 'ill dir nicht im Weg sein0 ,ichel0 'enn du ein 'enig hinaus'illst in die Welt. &'ar eim Holz$llen rauche ich starke 7eute0 'ie du ist0 au$ dem6lo5 aer kommt es au$ 4eschicklichkeit an. Aer es sei $8r diesmal?@ +nd so 'ar es.Das 6lo50 mit dem er agehen sollte0 hatte acht 4lieder0 und im letzten 'aren von dengr#5ten &immeralken. Aer 'as geschah Am Aend zuvor rachte der lange ,ichelnoch acht alken ans Wasser0 so dick und lang0 'ie man keinen e sah0 und eden trug erso leicht au$ der Schulter 'ie eine 6l#5erstange0 so da5 sich alles entsetzte. Wo er siegehauen hatte0 'ei5 is heute noch niemand. Dem Holzherrn lachte das Herz0 als er diessah. Denn er erechnete0 'as diese alken kosten k#nnten. ,ichel aer sagteB =So0 diesind $8r mich zum 6ahren? Au$ den kleinen Spnen dort kann ich nicht $ortkommen.@Sein Herr 'ollte ihm zum Dank ein aar 6l#5erstie$el schenken. Aer er 'ar$ sie zurSeite und rachte ein aar hervor0 'ie es sonst keine ga. ,ein 4ro5vater hat versichert0sie htten hundert $und ge'ogen und seien $8n$ 6u5 lang ge'esen.

Das 6lo5 $uhr a0 und hatte der ,ichel $r8her die Holzhauer in er'underung gesetzt0 sostaunten etzt die 6l#5er. Denn statt da5 das 6lo5 - 'ie man 'egen der ungeheurenalken geglaut hatte - langsamer au$ dem 6lu5 ging0 $lo5 es0 soald sie in den 9eckarkamen0 'ie ein $eil. ,achte der 9eckar eine Wendung und hatten sonst die 6l#5er

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,8he gehat0 das 6lo5 in der ,itte zu halten und nicht au$ ;ies oder Sand zu sto5en0 sosprang etzt ,ichel allemal ins Wasser0 r8ckte mit einem &ug das 6lo5 links oder rechts0so da5 es ohne 4e$ahr vor8erglitt0 und kam dann eine gerade Stelle0 so lie$ er au$s erste4elenk vor0 lie5 alle ihre Stangen eisetzen0 steckte seinen ungeheuren Weeraum inden ;ies und mit einem Druck $log das 6lo5 dahin0 da5 das 7and und ume und D#r$er

voreizuagen schienen. So 'aren sie in der Hl$te der &eit0 die man sonst rauchte0 nach;#ln am )hein gekommen0 'o sie sonst ihre 7adung verkau$t hatten0 aer hier sprach,ichelB =(hr seid mir rechte ;au$leute und versteht euren 9utzen? ,eint ihr denn0 die;#lner rauchen all dies Holz0 das aus dem Sch'arz'ald kommt0 $8r sich 9ein0 um denhalen Wert kau$en sie es euch a und verhandeln es teuer nach Holland. 7a5t uns diekleinen alken hier verkau$en und mit den gro5en nach Holland gehen. Was 'ir 8er denge'#hnlichen reis l#sen0 ist unser eigener ro$it.@

So sprach der arglistige ,ichel0 und die anderen 'aren es zu$rieden. Die einen0 'eil siegern nach Holland gezogen 'ren0 es zu sehen0 die andern des 4eldes 'egen. 9ur eineinziger 'ar redlich und riet ihnen a0 das 4ut ihres Herrn der 4e$ahr auszusetzen oder

ihn um den h#heren reis zu etr8gen. Aer sie h#rten nicht au$ ihn und verga5en seineWorte0 aer der Hollnder-,ichel verga5 sie nicht. Sie $uhren auch mit dem Holz den)hein hina0 ,ichel leitete das 6lo5 und rachte es schnell is nach )otterdam. Dort otman ihnen das vier$ache von dem $r8heren reis0 und esonders die ungeheuren alkendes ,ichel 'urden mit sch'erem 4eld ezahlt. Als die Sch'arz'lder so viel 4eldsahen0 'u5ten sie sich vor 6reude nicht zu $assen. ,ichel teilte a. Einen *eil demHolzherrn0 die drei andern unter die ,nner. +nd nun setzten sie sich mit ,atrosen undschlechtem 4esindel in die Wirtshuser0 verpra5ten und verspielten ihr 4eld0 den raven,ann aer0 der ihnen ageraten hatte0 verkau$te der Hollnder-,ichel an einenSeelenverku$er0 und man hat nichts mehr von ihm geh#rt. on da an 'ar den urschenim Sch'arz'ald Holland das aradies und Hollnder-,ichel ihr ;#nig. Die Holzherren

er$uhren lange nichts von dem Handel0 und unvermerkt kamen 4eld0 6l8che0 schlechteSitten0 *runk und Spiel aus Holland herau$.

Der Hollnder-,ichel 'ar aer0 als die 4eschichte herauskam0 nirgends zu $inden0 aertot ist er auch nicht. Seit hundert /ahren treit er seinen Spuk im Wald0 und man sagt0 da5er schon vielen ehil$lich ge'esen sei0 reich zu 'erden - au$ ;osten ihrer armen Seele -0und mehr 'ill ich nicht sagen? Aer so viel ist ge'i50 da5 er noch etzt in solchenSturmnchten im *annen8hl0 'o man nicht hauen soll0 8erall die sch#nsten *annenaussucht0 und mein ater hat ihn eine vier Schuh dicke umrechen sehen 'ie ein )ohr.,it diesen eschenkt er die0 'elche sich vom )echten a'enden und zu ihm gehen. +m,itternacht ringen sie dann die 6lo5glieder ins Wasser0 und er rudert mit ihnen nachHolland. Aer 're ich Herr und ;#nig in Holland0 ich lie5e ihn mit ;arttschen in denoden schmettern0 denn alle Schi$$e0 die von dem Hollnder-,ichel auch nur einenalken haen0 m8ssen untergehen? Daher kommt es0 da5 man so viel von Schi$$r8chenh#rt. Wie k#nnte denn sonst ein sch#nes0 starkes Schi$$0 so gro5 'ie eine ;irche0 zu4rund gehen au$ dem Wasser Aer so o$t Hollnder-,ichel in einer Sturmnacht imSch'arz'ald eine *anne $llt0 springt eine seiner alten aus den 6ugen des Schi$$es. DasWasser dringt ein0 und das Schi$ $ ist mit ,ann und ,aus verloren. - Das ist die Sagevom Hollnder-,ichel0 und 'ahr ist es0 alles #se im Sch'arz'ald schreit sich von

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ihm her. =<h - er kann einen reich machen@0 setzte der 4reis hinzu0 =aer ich m#chtenichts von ihm haen. (ch m#chte um keinen reis in der Haut des dicken Ezechiel unddes langen Schlurkers stecken. Auch der *anzodenk#nig soll sich ihm ergeen haen?@

Der Sturm hatte sich 'hrend der Erzhlung des Alten gelegt. Die ,dchen z8ndeten

sch8chtern die 7ampen an und gingen 'eg. Die ,nner aer legten eter ,unk einenSack voll 7au als ;op$kissen au$ die <$enank und '8nschten ihm gute 9acht.

;ohlenmunk-eter hatte noch nie so sch'ere *rume gehat 'ie in dieser 9acht. aldglaute er0 der $instere0 riesige Hollnder-,ichel rei5e die Stuen$enster au$ und reichemit seinem ungeheuer langen Arm einen eutel voll 4oldst8cke herein0 die eruntereinander sch8ttelte0 da5 es hell und lielich klang. ald sah er 'ieder das kleine0$reundliche 4lasmnnlein au$ einer ungeheuren gr8nen 6lasche im &immer umherreiten0und er meinte das0 heisere 7achen 'ieder zu h#ren. Dann rummte es ihm 'ieder inslinke <hrB

=(n Holland git>s 4old0;#nnt>s haen0'enn ihr 'ollt0+m geringen Sold.4old0 4old.@

Dann h#rte er 'ieder ins rechte <hr das 7iedchen vom Schatzhauser im gr8nen*annen'ald0 und eine zarte Stimme $l8sterteB =Dummer ;ohlenpeter0 dummer eter,unk0 kannst kein Spr8chlein reimen au$ stehen0 und ist doch am Sonntag georenSchlag z'#l$ +hr. )eime0 dummer eter0 reime?@

Er chzte0 er st#hnte im Schla$0 er m8hte sich a0 einen )eim zu $inden0 aer da er inseinem 7een noch keinen gemacht hatte0 'ar seine ,8he im *raum vergeens. Als eraer mit dem ersten 6r8hrot er'achte0 kam ihm sein *raum doch sonderar vor. Er setztesich mit verschrnkten Armen hinter den *isch und dachte 8er die Ein$l8sterungen nach0die ihm immer noch im <hr lagenB =)eime0 dummer ;ohlenpeter0 reime@0 sprach er zusich und pochte mit dem 6inger an seine Stirne0 aer es 'ollte kein )eim hervorkommen.Als er noch so dasa5 und tr8e vor sich hinschaute und an den )eim au$ stehen dachte0 dazogen drei urschen vor dem Haus vorei in den Wald0 und einer sangB

=Am erge tat ich stehen+nd schaute in das *al0

Da ha ich sie gesehen&um allerletztenmal.@

Das $uhr 'ie ein leuchtender litz durch eters <hr0 und hastig ra$$te er sich au$0 st8rzteaus dem Haus0 'eil er meinte0 nicht recht geh#rt zu haen0 sprang den drei urschennach und packte den Snger hastig und unsan$t eim ArmB =Halt0 6reund?@ rie$ er0 ='ashat (hr da au$ stehen gereimt0 tut mir die 7iee und sprecht0 'as (hr gesungen?@

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=Was geht>s dich an0 ursche@ entgegnete der Sch'arz'lder. =(ch.kann singen0 'asich 'ill0 und la5 gleich meinen Arm los0 oder -@

=9ein0 sagen sollst du0 'as du gesungen hast?@ schrie eter einahe au5er sich und packte noch $ester. Die z'ei andern aer0 als sie dies sahen0 z#gerten nicht lange0 sondern

$ielen mit deren 6usten 8er den armen eter her und 'alkten ihn der0 is er vorSchmerzen den dritten loslie5 und ersch#p$t in die ;nie sank. =/etzt hast du dein *eil@0sprachen sie lachend0 =und merk dir0 toller ursch0 da5 du 7eute0 'ie 'ir sind0 nimmeran$llst au$ o$$ener Stra5e?@

=Ach0 ich 'ill es mir ge'i5 merken@0 er'iderte ;ohlen-eter seu$zend. =Aer da ich dieSchlge hae0 seid so gut und sagt deutlich0 'as ener gesungen?@

Da lachten sie au$s neue und verspotteten ihn. Aer der das 7ied gesungen hatte0 sagte esihm vor0 und lachend und singend zogen sie 'eiter.

=Also sehen@0 sprach der arme 4eschlagene0 indem er sich m8hsam au$richtete. =Sehenund stehen - etzt0 4lasmnnlein0 'ollen 'ir 'ieder ein Wort zusammen sprechen?@ Erging in die H8tte0 holte seinen Hut und den langen Stock0 nahm Aschied von dene'ohnern der H8tte und trat seinen )8ck'eg nach dem *annen8hl an. Er ginglangsam und sinnend seine Stra5e0 denn er mu5te a seinen ers ersinnen. Endlich0 als erschon in dem ereich des *annen8hls ging0 und die *annen h#her und dichter 'urden0hatte er auch seinen ers ge$unden und machte vor 6reude einen Sprung in die H#he. Datrat ein riesengro5er ,ann in 6l#5erkleidung0 eine Stange0 so lang 'ie ein ,astaum inder Hand0 hinter den *annen hervor. eter ,unk sank einahe in die ;nie0 als er enenlangsamen Schrittes neen sich 'andeln sah0 denn er dachte0 das ist der Hollnder-,ichel und kein anderer. 9och immer sch'ieg die $urchtare 4estalt0 und eter schielte

zu'eilen $urchtsam nach ihm hin. Er 'ar 'ohl einen ;op$ gr#5er als der lngste ,ann0den eter e gesehen hatte. Sein 4esicht 'ar nicht mehr ung0 doch auch nicht alt0 aervoll 6urchen und 6alten. Er trug ein Wams von 7ein'and0 und die ungeheuren Stie$el08er die 7edereinkleider herau$gezogen0 'aren eter aus der Sage 'ohlekannt.

=eter ,unk0 'as tust du im *annen8hl@ $ragte der Waldk#nig endlich mit tie$er0dr#hnender Stimme.

=4uten ,orgen0 7andsmann@0 ant'ortete eter0 indem er sich unerschrocken zeigen'ollte0 aer he$tig zitterte0 = ich 'ill durch den *annen8hl nach Hause zur8ck.@

=eter ,unk@0 er'iderte ener und 'ar$ einen stechenden0 $urchtaren lick nach ihmher8er0 =dein Weg geht nicht durch diesen Hain?@

=9un0 so gerade ust nicht@ sagte ener0 =aer es ist heute 'arm0 da dachte ich0 es '8rdehier k8hler sein.@

=78ge nicht0 du0 ;ohlen-eter?@ rie$ Hollnder-,ichel mit donnernder Stimme0 =oderich schlag dich mit der Stange zu oden? ,einst0 ich ha dich nicht etteln sehen ei

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dem ;leinen@ setzte er san$t hinzu. =4eh0 geh0 das 'ar ein dummer Streich0 und gut istes0 da5 du das Spr8chlein nicht 'u5test? Er ist ein ;nauser0 der kleine ;erl0 und gitnicht viel - und 'em er git0 der 'ird seines 7eens nicht $roh. - eter0 du ist ein armer*rop$ und dauerst mich in der Seele. So ein munterer0 sch#ner ursch0 der in der Welt'as an$angen k#nnte0 und sollst ;ohlen rennen? Wenn andere gro5e *aler oder Dukaten

aus dem rmel sch8tteln0 kannst du kaum ein paar Sechser au$'enden?@

=Wahr ist>s0 und recht hat ihr0 ein elendes 7een?@

=9a0 mir soll>s nicht darau$ ankommen@0 $uhr der schreckliche ,ichel $ort0 =ha schonmanchem raven ;erl aus der 9ot gehol$en0 und du 'rst nicht der erste. Sag einmal0'ieviel hundert *aler rauchst du $8rs erste@

ei diesen Worten sch8ttelte er das 4eld in seiner ungeheuren *asche durcheinander0 undes klang 'ie diese 9acht im *raum. Aer eters Herz zuckte ngstlich und schmerzha$t ei diesen Worten0 es 'urde ihm hei5 und kalt0 und der Hollnder-,ichel sah nicht aus0

'ie 'enn er aus ,itleid 4eld 'egschenkte0 ohne et'as da$8r zu verlangen. Es $ielen ihmdie geheimnisvollen Worte des alten ,annes 8er die reichen ,enschen ein0 und vonunerklrlicher Angst und angigkeit geagt0 rie$ erB =Sch#nen Dank0 Herr? Aer mit Euch'ill ich nichts zu scha$$en haen0 ich kenn Euch schon -@0 und lie$0 'as er lau$en konnte.-Aer der Waldgeist schritt mit ungeheuren Schritten neen ihm her und murmelte dump$und drohendB =Wirst>s noch ereuen0 eter0 'irst noch zu mir kommen. Au$ deiner Stirnsteht>s geschrieen0 in deinem Auge ist>s zu lesen0 du entgehst mir nicht. - 7au$ nicht soschnell0 h#re nur noch ein vern8n$tiges Wort0 dort ist schon meine 4renze?@ Aer alseter dies h#rte und un'eit vor sich einen kleinen 4raen sah0 eeilte er sich nur nochmehr0 8er die 4renze zu kommen0 so da5 ,ichel am Ende schneller lau$en mu5te undunter 6l8chen und Drohungen ihn ver$olgte. Der unge ,ann setzte mit einem

verz'ei$elten Sprung 8er den 4raen0 denn er sah0 'ie der Waldgeist mit seiner Stangeausholte und sie au$ ihn niederschmettern lassen 'ollte. Er kam gl8cklich enseits an0 unddie Stange zersplitterte in der 7u$t0 'ie an einer unsichtaren ,auer0 und ein langesSt8ck $iel zu eter hin8er.

*riumphierend ho er es au$0 um es dem groen Hollnder-,ichel zuzu'er$en0 aer indiesem Augenlick $8hlte er das St8ck Holz sich in seiner Hand e'egen0 und zu seinemEntsetzen sah er0 da5 es eine ungeheure Schlange 'ar0 'as er in der Hand hielt0 die sichschon mit gei$ernder &unge und litzenden Augen an ihm hinau$umte. Er lie5 sie los0aer sie hatte sich schon $est um seinen Arm ge'ickelt und kam mit sch'ankendem ;op$seinem 4esicht immer nher. Da rauschte au$ einmal ein ungeheurer Auerhahn nieder0

 packte den ;op$ der Schlange mit dem Schnael0 erho sich mit ihr in die 78$te0 undHollnder-,ichel0 der dies alles vom 4raen aus gesehen hatte0 heulte und schrie undraste0 als die Schlange von einem 4e'altigeren ent$8hrt 'urde.

Ersch#p$t und zitternd setzte eter seinen Weg $ort. Der $ad 'urde steiler0 die 4egend'ilder0 und ald $and er sich 'ieder an der ungeheuren *anne. Er machte 'ieder 'iegestern seine ereugung und ho dann anB

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=Schatzhauser im gr8nen *annen'aldist schon viel hundert /ahre alt0Dein ist all 7and0'o *annen stehn075t dich nur Sonntagskindern sehn.@

=Hast>s z'ar nicht ganz getro$$en0 aer 'eil du es ist0 ;ohlenmunk-eter0 so soll eshingehen@0 sprach eine $eine0 zarte Stimme neen ihm. Erstaunt sah er sich um0 und untereiner sch#nen *anne sa5 ein kleines0 altes ,nnlein0 in sch'arzem Wams und rotenStr8mp$en und den gro5en Hut au$ dem ;op$. Er hatte ein $eines0 $reundliches4esichtchen und ein rtchen so zart 'ie aus Spinn'een. Er rauchte - 'as sonderaranzusehen 'ar - aus einer $ei$e aus lauem 4las0 und als eter nher trat0 sah er zuseinem Erstaunen0 da5 auch ;leider0 Schuhe und Hut des ;leinen aus ge$rtem 4las estanden. Aer es 'ar geschmeidig0 als o es noch hei5 're0 denn es schmiegte sich'ie *uch nach eder e'egung des ,nnleins.

=Du ist dem 6legel egegnet0 dem Hollnder-,ichel@ sagte der ;leine0 indem erz'ischen edem Wort sonderar h8stelte. =Er hat dich recht ngstigen 'ollen0 aer seinen;unstpr8gel hae ich ihm ageagt0 den soll er nimmer 'iederkriegen?@

=/a0 Herr Schatzhauser@0 er'iderte eter mit einer tie$en ereugung0 =es 'ar mir recht ange. Aer (hr seid 'ohl der Herr Auerhahn ge'esen0 der die Schlange totgeissen hatDa edanke ich mich sch#nstens. - (ch komme aer0 um mir ei Euch )at zu holen. Esgeht mir gar schlecht0 ein ;ohlenrenner ringt es nicht 'eit. +nd da ich noch ung in0dchte ich doch0 es k#nnte noch 'as esseres aus mir 'erden. +nd 'enn ich o$t anderesehe0 'ie 'eit die es in kurzer &eit geracht haen - 'enn ich nur den Ezechiel nehmeund den *anzodenk#nig -0 die haen 4eld 'ie Heu?@

=eter@0 sagte der ;leine sehr ernst und lies den )auch aus seiner $ei$e 'eit 'eg.=eter0 sag mir nichts von diesen? Was haen sie davon0 'enn sie hier ein paar /ahre demSchein nach gl8cklich und dann nachher desto ungl8cklicher sind Du mu5t deinHand'erk nicht verachten. Dein ater und 4ro5vater 'aren Ehrenmnner und haen esauch getrieen0 eter ,unk? (ch 'ill nicht ho$$en0 da5 es 7iee zum ,85iggang ist0 'asdich zu mir $8hrt.@

eter erschrak vor dem Ernst des ,nnleins und err#tete. =9ein@0 sagte er0 =,85iggang -'ei5 ich 'ohl0 Herr Schatzhauser im *annen'ald -0 ,85iggang ist aller 7aster An$ang?Aer das k#nnt (hr mir nicht 8elnehmen0 'enn mir ein anderer Stand esser ge$llt als

der meinige. Ein ;ohlenrenner ist halt so gar et'as 4arstiges au$ der Welt0 und die4lasleh8ter und 6l#5er und +hrmacher und alle sind angesehener.@

=Hochmut kommt o$t vor dem 6all@0 er'iderte der kleine Herr vom *annen'ald et'as$reundlicher. =(hr seid ein sonderares 4eschlecht0 (hr ,enschen? Selten ist einer mitdem Stand ganz zu$rieden0 in dem er georen und erzogen ist0 und 'as gilts - 'enn duein 4lasmann 'rst0 so m#chtest du gern ein Holzherr sein0 und 'rest du Holzherr0 sost8nde dir des 6#rsters Dienst oder des Amtmanns Wohnung an. Aer es sei? Wenn du

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versprichst0 rav zu areiten0 so 'ill ich dir zu et'as esserem verhel$en0 eter. (ch p$lege edem Sonntagskind0 das zu mir zu $inden 'ei50 drei W8nsche zu ge'hren. Dieersten z'ei sind $rei0 den dritten kann ich ver'eigern0 'enn er t#richt ist. So '8nsche diralso etzt et'as0 aer0 eter - et'as 4utes und 98tzliches?@

=Hei5a? (hr seid ein tre$$liches 4lasmnnlein0 und mit )echt nennt man EuchSchatzhauser0 denn ei Euch sind die Schtze zu Hause? 9un - und also dar$ ich'8nschen0 'onach mein Herz egehrt0 so 'ill ich denn $8rs erste0 da5 ich noch essertanzen k#nne als der *anzodenk#nig und edesmal noch einmal so viel 4eld insWirtshaus ringe als er?@

=Du 9arr?@ er'iderte der ;leine z8rnend. =Welch ein errmlicher Wunsch ist dies0 guttanzen zu k#nnen und 4eld zum Spiel zu haen? Schmst du dich nicht0 dummer eter0dich selst so um dein 4l8ck zu etr8gen Was n8tzt es dir und deiner armen ,utter0'enn du tanzen kannst Was n8tzt dir dein 4eld0 das nach deinem Wunsch nur $8r dasWirtshaus ist und 'ie das des elenden *anzodenk#nigs dort leit Dann hast du 'ieder

die ganze Woche nichts und darst 'ie zuvor. 9och einen Wunsch gee ich dir $rei0 aersieh dich vor0 da5 du vern8n$tig '8nschst?@

eter kraulte sich hinter den <hren und sprach nach einigem &#gernB =9un0 so '8nscheich mir die sch#nste und reichste 4lash8tte im ganzen Sch'arz'ald mit allem &ueh#rund 4eld0 sie zu leiten.@

=Sonst nichts@ $ragte der ;leine mit esorgter ,iene. =eter0 sonst nichts@ =9un - (hrk#nntet noch ein $erd dazutun und ein Wgelchen -@

=<h0 du dummer ;ohlenmunk-eter?@ rie$ der ;leine und 'ar$ seine glserne $ei$e in

+nmut an eine dicke *anne0 da5 sie in hundert St8cke sprang. =$erde Wgelchenerstand0 sag ich dir0 erstand0 gesunden ,enschenverstand und Einsicht httest du'8nschen sollen0 aer nicht $erdchen und Wgelchen? 9un0 'erde nur nicht so traurig0'ir 'ollen sehen0 da5 es auch so nicht zu deinem Schaden ist. Denn der z'eite Wunsch'ar im ganzen nicht t#richt. Eine gute 4lash8tte nhrt auch ihren Herrn und ,eister. 9urhttest du Einsicht und erstand dazu mitnehmen k#nnen0 Wagen und $erde 'ren dann'ohl von selst gekommen?@

=Aer0 Herr Schatzhauser@0 er'iderte eter0 =ich hae a noch einen Wunsch 8rig. Dak#nnte ich a erstand '8nschen0 'enn er mir so n#tig ist0 'ie (hr meint?@

=9ichts da? Du 'irst noch in manche erlegenheit kommen0 'o du $roh sein 'irst0 'enndu noch einen Wunsch $rei hast. +nd nun mache dich au$ den Weg nach Hause? Hiersind@0 sprach der kleine *annengeist0 indem er ein kleines eutelein aus der *asche zog0=hier sind z'eitausend 4ulden0 und damit genug0 und komm mir nicht 'ieder0 um 4eldzu $ordern0 denn dann m85te ich dich an der h#chsten *anne au$hngen? So ha ich>sgehalten0 seit ich in dem Wald 'ohne. - or drei *agen aer ist der alte Wink$ritzgestoren0 der die gro5e 4lash8tte gehat hat im +nter'ald. Dorthin gehe morgen $r8hund mach ein 4eot au$ das 4e'ere0 'ie es recht ist? Halt dich 'ohl0 sei $lei5ig0 und ich

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'ill dich zu'eilen esuchen und dir mit )at und *at an die Hand gehen0 'eil du dir dochkeinen erstand ereten hast. Aer - das sage ich dir ernstlich - dein erster Wunsch 'ar #se? 9imm dich in acht vor dem Wirtshauslau$en0 eter? >s hat noch ei keinem langegut getan.@ Das ,nnlein hatte0 'hrend es dies sprach0 eine neue $ei$e vom sch#nsten4las hervorgezogen0 sie mit ged#rrten *annenzap$en gestop$t und in den kleinen0

zahnlosen ,und gesteckt. Dann zog es ein ungeheures rennglas hervor0 trat in dieSonne und z8ndete seine $ei$e an. Als er damit $ertig 'ar0 ot er dem eter $reundlichdie Hand0 ga ihm noch ein paar gute 7ehren au$ den Weg0 rauchte und lies immerschneller und versch'and endlich in einer )auch'olke0 die nach echtem hollndischen*aak roch und langsam sich kruselnd in den *annen'ip$eln versch'ete.

Als eter nach Hause kam0 $and er seine ,utter sehr in Sorgen um ihn0 denn die gute6rau glaute nicht anders0 als da5 ihr Sohn zum Soldaten ausgehoen 'orden sei. Er aer'ar $r#hlich und guter Dinge und erzhlte ihr0 'ie er im Wald einen guten 6reundgetro$$en0 der ihm 4eld vorgeschossen hae0 um ein anderes 4esch$t als ;ohlenrennenanzu$angen. <gleich seine ,utter schon seit drei5ig /ahren in der ;#hlerh8tte 'ohnte

und an den Anlick eru5ter 7eute so ge'#hnt 'ar als ede ,8llerin an das ,ehlgesichtihres ,annes0 so 'ar sie doch eitel genug0 soald ihr eter ein glnzenderes 7os zeigte0ihren $r8heren Stand zu verachten und sprachB =/a0 als ,utter eines ,annes0 der eine4lash8tte esitzt0 in ich das 'as anderes als 9acharin 4rete und ete und setze mich in&ukun$t vornehin in der ;irche0 'o rechte 7eute sitzen?@ (hr Sohn aer 'urde mit denEren der 4lash8tte ald handelseinig. Er ehielt die Areiter0 die er vor$and0 ei sichund lie5 nun *ag und 9acht 4las machen. An$angs ge$iel ihm das Hand'erk 'ohl. Er p$legte gemchlich in die 4lash8tte hinazusteigen0 ging dort mit vornehmen Schritten0die Hnde in die *asche gesteckt0 hin und her0 guckte dahin0 guckte dorthin - sprach diesund enes0 'or8er seine Areiter o$t nicht 'enig lachten0 und seine gr#5te 6reude 'ar0das 4las lasen zu sehen0 und o$t machte er sich selst an die Areit und $ormte aus der

noch 'eichen ,asse die sonderarsten 6iguren. ald aer 'ar ihm die Areit verleidet0und er kam zuerst nur noch eine Stunde am *age in die H8tte0 dann nur alle z'ei *age0endlich nur einmal die Woche0 und seine 4esellen machten0 'as sie 'ollten. Das allesaer kam nur vom Wirtshauslau$en. Den Sonntag0 nachdem er vom *annen8hlzur8ckgekommen 'ar0 ging er ins Wirtshaus0 und 'er schon au$ dem *anzoden sprang0'ar der *anzodenk#nig0 und der dicke Ezechiel sa5 auch schon hinter dem ,a5krugund '8r$elte um ;ronentaler. Da $uhr eter schnell in die *asche0 zu sehen0 o das4lasmnnlein Wort gehalten hatte0 und siehe0 seine *asche strotzte von Siler und 4old.Auch in seinen einen zuckte und dr8ckte es0 'ie 'enn sie tanzen und springen 'ollten.+nd als der erste *anz zu Ende 'ar0 stellte er sich mit seiner *nzerin oenan neen den*anzodenk#nig0 und sprang dieser drei Schuh hoch0 so $log eter vier0 und machtedieser 'underliche und zierliche Schritte0 so verschlang und drehte eter seine 685e0 dagalle &uschauer vor 7ust und er'underung einahe au5er sich gerieten. Als man aer au$dem *anzoden vernahm0 da5 eter eine 4lash8tte gekau$t hae0 als man sah0 da5 er0 soo$t er an den ,usikanten voreitanzte0 ihnen einen Sechstzner zu'ar$0 da 'ar desStaunens kein Ende. Die einen glauten0 er hae einen Schatz im Wald ge$unden0 dieanderen meinten0 er hae eine Erscha$t gemacht - aer alle verehrten ihn etzt undhielten ihn $8r einen gemachten ,ann0 nur 'eil er 4eld hatte. erspielte er doch noch andemselen Aend z'anzig 4ulden0 und trotzdem klang es in seiner *asche0 'ie 'enn

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noch hundert *aler darin 'ren.

Als eter sah0 'ie angesehen er 'ar0 'u5te er sich vor 6reude und Stolz nicht zu $assen.Er 'ar$ das 4eld mit vollen Hnden 'eg und teilte es den Armen reichlich mit0 'u5te erdoch0 'ie ihn selst einst die Armut gedr8ckt hatte. Des *anzodenk#nigs ;8nste

'urden vor den 8ernat8rlichen ;8nsten des neuen *nzers zuschanden0 und eter $8hrte etzt den 9amen *anzkaiser. Die unternehmendsten Spieler am Sonntag 'agten nicht soviel 'ie er0 aer sie verloren auch nicht so viel. +nd e mehr er verlor0 desto mehrge'ann er. Das verhielt sich aer ganz so0 'ie er es vom kleinen 4lasmnnlein verlangthatte. Er hatte sich ge'8nscht0 immer so viel 4eld in der *asche zu haen0 'ie der dickeEzechiel0 und gerade dieser 'ar es0 an 'elchen er sein 4eld verspielte. +nd 'enn erz'anzig0 drei5ig 4ulden au$ einmal verlor0 so hatte er sie alsald 'ieder in der *asche0'enn sie Ezechiel einstrich. 9ach und nach rachte er es aer im Schlemmen und Spielen'eiter als die schlechtesten 4esellen im Sch'arz'ald0 und man nannte ihn #$terSpielpeter als *anzkaiser0 denn er spielte etzt auch einahe an allen Werktagen. Dar8erkam aer seine 4lash8tte nach und nach in er$all0 und daran 'ar eters +nverstand

schuld. 4las lie5 er machen0 so viel man immer machen konnte. Aer er hatte mit der4lash8tte nicht zugleich das 4eheimnis gekau$t0 'ohin man es am esten verkau$enk#nne. Er 'u5te am Ende mit der ,enge 4las nichts anzu$angen und verkau$te es $8rden halen reis an herumziehende Hndler0 nur um seine Areiter ezahlen zu k#nnen.

Eines Aends ging er auch 'ieder vom Wirtshaus heim und dachte trotz des vielenWeines0 den er getrunken0 um sich $r#hlich zu machen0 mit Schrecken und 4ram an dener$all seines erm#gens. Da emerkte er au$ einmal0 da5 emand neen ihm ging. Ersah sich um0 und siehe da - es 'ar das 4lasmnnlein? Da geriet er in &orn und Ei$er0verma5 sich hoch und teuer und sch'or0 der ;leine sei an all seinem +ngl8ck schuld.=Was tu ich nun mit $erd und Wgelchen@ rie$ er. =Was n8tzt mir die H8tte und all

mein 4las Selst als ich noch ein elender ;#hlerursch 'ar0 lete ich $roher und hattekeine Sorgen. etzt 'ei5 ich nicht0 'ann der Amtmann kommt und meine Hae schtztund mich p$ndet meiner Schulden 'egen?@

=So@ entgegnete das 4lasmnnlein. =So (ch also soll schuld daran sein0 'enn duungl8cklich ist (st dies der Dank $8r meine Wohltaten Wer hie5 dich so t#richt'8nschen Ein 4lasmann 'olltest du sein und 'u5test nicht0 'ohin dein 4las verkau$en?Sagte ich dir nicht0 du solltest ehutsam '8nschen erstand0 eter - ;lugheit hat dirge$ehlt.@

=Was erstand und ;lugheit?@ rie$ ener. =(ch in ein so kluger ursche als irgend einer

und 'ill es dir zeigen0 4lasmnnlein -@ und ei diesen Worten $a5te er das ,nnleinunsan$t am ;ragen und schrieB =Ha> ich dich etzt0 Schatzhauser im gr8nen*annen'ald +nd den dritten Wunsch 'ill ich etzt tun0 den sollst du mir ge'hren? +ndso 'ill ich hier au$ der Stelle z'eimal hunderttausend harte *aler und ein Haus und - o'eh?@ schrie er und sch8ttelte die Hand. Denn das Waldmnnlein hatte sich in gl8hendes4las ver'andelt und rannte in seiner Hand 'ie spr8hendes 6euer. Aer von dem,nnlein 'ar nichts mehr zu sehen.

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,ehrere *age lang erinnerte ihn seine gesch'ollene Hand an seine +ndankarkeit und*orheit. Dann aer etute er sein 4e'issen und sprachB =+nd 'enn sie mir die4lash8tte und alles verkau$en0 so leit mir doch immer der dicke Ezechiel? Solange der4eld hat am Sonntag0 kann es mir nicht $ehlen.@

/a0 eter? Aer 'enn er keines hat - +nd so geschah es eines *ages und 'ar ein'underliches )echene:empel0 und die 7eute streckten die ;#p$e durch die 6enster0 undder eine sagte0 da kommt der Spielpeter0 und der andere0 a0 der *anzkaiser0 der reiche4lasmann - und ein dritter sch8ttelte den ;op$ und sprachB =,it dem )eichtum kann manes machen0 man sagt allerlei von seinen Schulden0 und in der Stadt hat einer gesagt0 derAmtmann 'erde nicht mehr lange 'arten mit dem $nden.@ (ndessen gr85te der reicheeter die 4ste am 6enster vornehm und gravittisch0 stieg vom Wagen und schrieB=Sonnen'irt0 guten Aend? (st der dicke Ezechiel schon da@ +nd eine tie$e Stimme rie$B=9ur herein0 eter? Dein latz ist $rei0 'ir sind schon da und ei den ;arten.@ So trateter ,unk in die Wirtsstue0 $uhr gleich in die *asche und merkte0 da5 Ezechiel gutversehen sein m8sse0 denn seine *asche 'ar is oen ange$8llt.

Er setzte sich hinter den *isch zu den andern und spielte und ge'ann und verlor hin undher0 und so spielten sie0 is andere ehrliche 7eute0 als es Aend 'urde0 nach Hausegingen. +nd spielten ei 7icht0 is z'ei andere Spieler sagtenB =/etzt ist>s genug0 'irm8ssen heim zu 6rau und ;ind? Aer Spiel-eter $orderte den dicken Ezechiel au$ zu leien. Dieser 'ollte lange nicht0 endlich aer rie$ erB =4ut0 etzt 'ill ich mein 4eldzhlen0 und dann 'ollen 'ir '8r$eln0 den Satz um $8n$ 4ulden0 denn niedriger ist esdoch nur ;inderspiel?@ Er zog den eutel und zhlte und $and hundert 4ulden in ar0 undSpiel-eter 'u5te nun0 'ieviel er selst hatte und rauchte nicht erst zu zhlen. Aerhatte Ezechiel vorher ge'onnen0 so verlor er etzt Satz $8r Satz und $luchte greulichdaei. War$ er einen asch0 gleich 'ar$ Spiel-eter auch einen0 und immer z'ei Augen

h#her. Da legte er endlich die letzten $8n$ 4ulden au$ den *isch und rie$B =9och einmal?+nd 'enn ich den auch verliere0 so h#re ich doch nicht au$0 dann leihst du mir vondeinem 4e'inn0 eter - ein ehrlicher ;erl hil$t dem andern?@

=So viel du 'illst0 und 'enn es hundert 4ulden sein sollten@0 sprach der *anzkaiser0$r#hlich 8er seinen 4e'inn0 und der dicke Ezechiel sch8ttelte die W8r$el und 'ar$$8n$zehn. =asch?@ rie$ er0 =/etzt 'ollen 'ir sehen?@ eter aer 'ar$ achtzehn0 und eineheisere ekannte Stimme hinter ihm sprachB = So0 das 'ar der letzte.@

Er sah sich um0 und riesengro5 stand der Hollnder-,ichel hinter ihm. Erschrocken lie5er das 4eld $allen0 das er schon eingestrichen hatte. Aer der dicke Ezechiel sah den

Waldmann nicht0 sondern verlangte0 der Spiel-eter solle ihm zehn 4ulden vorstreckenzum Spiel. Hal im *raum $uhr dieser mit der Hand in die *asche0 aer da 'ar kein 4eld.Er suchte in der andern *asche0 aer auch da $and sich nichts. Er kehrte den )ock um0aer es $iel kein roter Heller heraus0 und etzt erst gedachte er seines eigenen erstenWunsches0 immer so viel 4eld zu haen 'ie der dicke Ezechiel.

Der Wirt und Ezechiel sahen ihn staunend an0 als er immer suchte und sein 4eld nicht$inden konnte. Sie 'ollten ihm nicht glauen0 da5 er keines mehr hae. Aer als sie

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#$$nete ehutsam die *8r und erlickte durch einen kleinen Spalt den gro5en ,ann0'elcher die Dame aus dem Wagen gehoen hatte. Er trug einen /agdanzug und hatteeinen Hirsch$nger an der Seite und 'ar 'ohl der )eisestallmeister oder egleiter der$remden Damen. Als der Student emerkte0 da5 dieser allein herau$gekommen 'ar0#$$nete er schnell die *8r und 'inkte dem ,ann0 zu ihm einzutreten. er'undert trat

dieser nher0 und ehe er noch $ragen konnte0 'as man von ihm 'olle0 $l8sterte ihm enerzuB =,ein Herr? Sie sind heute nacht in eine )uerschenke geraten.@

Der ,ann erschrak. Der Student aer zog ihn vollends in seine *8r und erzhlte ihm0 'ieverdchtig es in diesem Hause aussehe.

Der /ger 'urde sehr esorgt0 als er dies h#rte. Er elehrte den ungen ,ann0 da5 dieDamen - eine 4r$in und ihre ;ammer$rau - an$nglich die ganze 9acht durch$ahren'ollten. Aer et'a eine hale Stunde vor dieser Schenke sei ihnen ein )eiter egegnet0der sie angeru$en und ge$ragt hae0 'ohin sie reisen 'ollten. Als er vernommen hatte0da5 sie die ganze 9acht durch den Spessart reisen 'ollten0 hae er ihnen ageraten0 da es

gegen'rtig sehr unsicher sei. =Wenn (hnen am )at eines redlichen ,annes et'as liegt@0hae er hinzugesetzt0 =so stehen Sie a von diesem 4edanken? Es liegt nicht 'eit vonhier eine Schenke. So schlecht und uneuem sie sein mag0 so 8ernachten Sie dochlieer dort0 als da5 Sie sich in dieser 9acht unn#tig der 4e$ahr preisgeen.@ Der ,ann0der ihnen dies geraten0 hae sehr ehrlich und redlich ausgesehen0 und die 4r$in hae inder Angst vor einem er$all e$ohlen0 an dieser Schenke anzuhalten.

Der /ger hielt es $8r seine $licht0 den Damen von der 4e$ahr0 in 'elcher sie sch'eten0zu erichten. Erging in das andere &immer0 und ald darau$ #$$nete er die *8r0 'elchevon dem &immer der 4r$in in das des Studenten $8hrte. Die 4r$in0 eine Dame von et'avierzig /ahren0 trat0 vor Schrecken leich0 zu dem Studenten und lie5 sich alles noch

einmal von ihm 'iederholen. Dann eriet man sich0 'as in dieser mi5lichen 7age zu tunsei0 und eschlo50 so ehutsam als m#glich die z'ei edienten0 den 6uhrmann und dieHand'erksurschen hereizuholen0 um im 6all eines Angri$$s 'enigstens gemeinsameSache machen zu k#nnen.

Als dieses ald darau$ geschehen 'ar0 'urde das &immer der 4r$in gegen den Haus$lurhin verschlossen und mit ;ommoden und St8hlen verrammelt. Sie setzte sich mit ihrer;ammer$rau au$s ett0 und die z'ei edienten hielten ei ihr Wache. Die $r8heren 4steaer und der /ger setzten sich im &immer des Studenten um den *isch und eschlossen0die 4e$ahr zu er'arten. Es mochte etzt et'a zehn +hr sein0 im Hause 'ar alles ruhigund still0 und noch machte man keine ,iene0 die 4ste zu st#ren. Da sprach der

&irkelschmiedB =+m 'ach zu leien0 're es 'ohl das este0 'ir machten es 'ieder 'iezuvor. Wir erzhlten nmlich0 'as 'ir von allerlei 4eschichten 'issen0 und 'enn derHerr /ger nichts dagegen hat0 so k#nnen 'ir 'eiter $ort$ahren?@ Der /ger aer hattenicht nur nichts dagegen einzu'enden0 sondern um seine ereit'illigkeit zu zeigen0versprach er0 selst et'as zu erzhlen. Er ho anB

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SAIDS SCHIC"SAE

&ur &eit Harun Al-)aschids0 des eherrschers von agdad0 lete ein ,ann in alsora0mit 9amen enezar. Er hatte gerade so viel erm#gen0 um $8r sich euem und ruhigleen zu k#nnen0 ohne ein 4esch$t oder einen Handel zu treien. Auch als ihm ein Sohn

georen 'urde0 ging er von dieser Weise nicht a. =Warum soll ich in meinem Alternoch schachern und handeln@0 sprach er zu seinen 9acharn0 =um vielleicht Said0meinem Sohn0 tausend 4oldst8cke mehr hinterlassen zu k#nnen0 'enn es gutgeht - undtausend 'eniger0 geht es schlecht Wo z'ei speisen0 'ird auch ein dritter satt0 sagt dasSprich'ort0 und 'enn er nur sonst ein guter unge 'ird0 soll es ihm an nichts $ehlen.@ Sosprach enezar und hielt Wort. Denn er lie5 auch seinen Sohn nicht zum Handel oder zueinem 4e'ere erziehen. Doch unterlie5 er nicht0 die 8cher der Weisheit mit mit ihmzu lesen0 und da nach seiner Ansicht einen ungen ,ann au5er 4elehrsamkeit undEhr$urcht vor dem Alter nichts mehr ziert als ein ge'andter Arm und ,ut0 so lie5 er ihn$r8h in den Wa$$en unter'eisen0 und Said galt ald unter seinen Altersgenossen0 a selstunter lteren /8nglingen0 $8r einen ge'altigen ;mp$er0 und im )eiten und Sch'immen

tat es ihm keiner zuvor.

Als er achtzehn /ahre alt 'ar0 schickte ihn sein ater nach ,ekka zum 4ra desropheten0 um an <rt und Stelle sein 4eet und seine religi#sen ungen zu verrichten0'ie es Sitte und 4eot er$ordern. Ehe er areiste0 lie5 ihn sein ater noch einmal zu sichkommen0 lote sein etragen0 ga ihm gute 7ehren0 versah ihn mit 4eld und sprachdannB =9och et'as0 mein Sohn Said? (ch in ein ,ann0 der 8er die orurteile des#els erhaen ist. (ch h#re z'ar gern 4eschichten von 6een und &auerern erzhlen0'eil mir daei die &eit angenehm vergeht0 doch in ich 'eit ent$ernt0 daran zu glauen0'ie so viele un'issende ,enschen es tun0 da5 diese 4eister - oder 'er sie sonst seinm#gen - Ein$lu5 au$ das 7een und *reien der ,enschen haen. Deine ,utter aer - sie

ist etzt z'#l$ /ahre tot -0 deine ,utter glaute so $est daran als an den ;oran? /a0 sie hatmir in einer einsamen Stunde0 nachdem ich ihr gesch'oren hatte0 es niemand als ihrem;inde zu entdecken0 vertraut0 da5 sie selst von ihrer 4eurt an mit einer 6ee iner8hrung gestanden hae. (ch hae sie des'egen ausgelacht0 und doch mu5 ichgestehen0 da5 ei deiner 4eurt0 Said0 einige Dinge vor$ielen0 die mich selst inErstaunen setzten. Es hatte den ganzen *ag geregnet und gedonnert0 und der Himmel 'arso sch'arz0 da5 man nicht lesen konnte ohne 7icht. Aer um vier +hr nachmittags sagteman mir0 es sei mir ein ;nlein georen. (ch eilte nach den 4emchern deiner ,utter0um meinen Erstgeorenen zu sehen und zu segnen0 aer alle ihre &o$en standen vor der*8r0 und au$ meine 6ragen ant'orteten sie0 da5 etzt niemand in das &immer treten d8r$e.&emira0 deine ,utter0 hae alle hinausgehen hei5en0 'eil sie allein sein 'olle. (ch pochte

an die *8r0 aer umsonst. Sie lie verschlossen.

Whrend ich so hal un'illig unter den &o$en an der *8r stand0 klrte sich der Himmel pl#tzlich au$0 'ie ich es nie gesehen hatte0 und das Wunderarste 'ar0 da5 nur 8erunserer lieen Stadt alsora eine reine laue Himmels$rung erschien. )ingsum aerlagen die Wolken sch'arz au$gerollt0 und litze zuckten und schlngelten sich im+mkreis. Whrend ich noch dieses Schauspiel neugierig etrachtete0 $log die *8r meiner4attin au$. (ch aer lie5 die ,gde noch drau5en harren und trat allein in das 4emach0

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deine ,utter zu $ragen0 'arum sie sich eingeschlossen hae. Als ich eintrat0 uoll mir einso etuender 4eruch von )osen0 9elken und HGazinthen entgegen0 da5 ich einahever'irrt 'urde. Deine ,utter rachte mir dich und deutete zugleich au$ ein silernes$ei$chen0 das du um den Hals an einer goldenen ;ette - so $ein 'ie Seide - trugstB =Dieg8tige 6rau0 von der ich dir einst erzhlte0 ist dage'esen@0 sprach deine ,utter0 =sie hat

deinem ;naen dies Angeinde gegeen.@ - =Das 'ar also die He:e0 die das Wettersch#n machte und diesen )osenund 9elkendu$t hinterlie5@ sprach ich lachend undungluig. =Aer sie htte et'as esseres escheren k#nnen0 als dieses $ei$chen? Et'aeinen eutel voll 4old0 ein $erd oder dergleichen.@ Deine ,utter esch'or mich0 nichtzu spotten0 'eil die 6een0 leicht erz8rnt0 ihren Segen in +nsegen ver'andeln.

(ch tat es ihr zu 4e$allen und sch'ieg0 'eil sie krank 'ar. Wir sprachen auch nicht mehrvon dem sonderaren or$all0 is sechs /ahre nachher0 als sie $8hlte0 da5 sie0 so ung sienoch 'ar0 steren m8sse. Da ga sie mir das $ei$chen0 trug mir au$0 es einst0 'enn duz'anzig /ahre alt seist0 dir zu geen0 denn keine Stunde zuvor d8r$e ich dich von mirlassen. Sie star. Hier ist nun das 4eschenk@0 $uhr enezar $ort0 indem er ein silernes

$ei$chen an einer langen goldenen ;ette aus einem ;stchen hervorsuchte0 =und ichgee es dir in deinem achtzehnten statt in deinem z'anzigsten /ahr0 'eil du areist undich vielleicht0 ehe du heimkehrst0 zu meinen tern versammelt 'erde. (ch sehe keinenvern8n$tigen 4rund0 'arum du noch z'ei /ahre hierleien solltest0 'ie es deine esorgte ,utter '8nschte. Du ist ein guter und gescheiter /unge0 $8hrst die Wa$$en sogut als einer vonvierundz'anzig /ahren - daher kann ich dich heute eensogut $8rm8ndig erklren0 als 'rest du schon z'anzig. +nd nun ziehe in 6rieden0 und denke in4l8ck und +ngl8ck - vor 'elchem der Himmel dich e'ahren m#ge - an deinen ater?@

So sprach enezar von alsora0 als er seinen Sohn entlie5. Said nahm e'egt von ihmAschied0 hing die ;ette um den Hals0 sch'ang sich au$s $erd und ritt nach dem <rt0

-'o sich die ;ara'ane nach ,ekka versammelte. (n kurzer &eit 'aren an die achtzig;amele und viele hundert )eiter eisammen. Die ;ara'ane setzte sich in ,arsch0 undSaid ritt aus dem *or von alsora0 seiner aterstadt0 die er lange &eit nicht mehr sehensollte.

Das 9eue einer solchen )eise und die mancherlei nie gesehenen 4egenstnde0 die sichihm au$drngten0 zerstreuten ihn an$angs. Als man sich aer der W8ste nherte und die4egend immer #der und einsamer 'urde0 da $ing er an0 8er manches nachzudenken undunter anderem auch 8er die Worte0 mit 'elchen ihn enezar0 sein ater0 entlassen hatte.

Er zog das $ei$chen hervor0 eschaute es hin und her und setzte es endlich an den ,und0

um einen ersuch zu machen0 o es vielleicht einen recht hellen und sch#nen *on vonsich gee0 aer siehe0 es t#nte nicht? Er lhte die acken au$ und lies aus7eieskr$ten0 aer er konnte keinen *on hervorringen0 und0 un'illig 8er das nutzlose4eschenk0 steckte er das $ei$chen 'ieder in den 48rtel. Aer ald richteten sich seine4edanken 'ieder au$ die geheimnisvollen Worte seiner ,utter. Er hatte von 6eenmanches geh#rt0 aer nie hatte er er$ahren0 da5 dieser oder ener 9achar in alsora miteinem 8ernat8rlichen 4enius in erindung gestanden sei0 sondern man hatte die Sagenvon diesen 4eistern immer in 'eit ent$ernte 7nder und alte &eiten versetzt0 und so

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glaute er0 es gee heutzutage keine solchen Erscheinungen mehr oder die 6een httenau$geh#rt0 die ,enschen zu esuchen und an ihren Schicksalen teilzunehmen. <gleicher aer so dachte0 so 'ar er doch immer 'ieder von neuem versucht0 an irgend et'as4eheimnisvolles und ernat8rliches zu glauen0 'as mit seiner ,utter vorgegangensein k#nnte0 und so kam es0 da5 er einahe einen ganzen *ag 'ie ein *rumender zu

$erde sa5 und 'eder an den 4esprchen der )eisenden teilnahm noch au$ ihren 4esangoder ihr 4elchter achtete.

Said 'ar ein sehr sch#ner /8ngling. Sein Auge 'ar mutig und k8hn0 sein ,und vollAnmut0 und so ung er 'ar0 so hatte er doch in seinem ganzen Wesen schon eine ge'isseW8rde0 die man in seinem Alter nicht so o$t tri$$t0 und der Anstand0 'omit er leicht - aersicher - und in vollem kriegerischem Schmuck zu $erde sa50 zog die licke manches)eisenden au$ sich. Ein alter ,ann0 der an seiner Seite ritt0 $and Wohlge$allen an ihmund versuchte0 durch manche 6ragen auch seinen 4eist zu pr8$en. Said0 'elchemEhr$urcht vor dem Alter eingeprgt 'orden 'ar0 ant'ortete escheiden0 aer klug undumsichtig0 so da5 der Alte eine gro5e 6reude an ihm hatte. Da aer der 4eist des ungen

,annes schon den ganzen *ag nur mit einem 4egenstand esch$tigt 'ar0 so geschah es0da5 nun ald au$ das geheimnisvolle )eich der 6een zu sprechen kam0 und endlich $ragteSaid den Alten geradezu0 o er glaue0 da5 es 6een0 gute oder #se 4eister geen k#nne0'elche den ,enschen esch8tzen oder ver$olgen.

Der alte ,ann strich sich den art0 neigte seinen ;op$ hin und her und sprach dannB=7eugnen l5t es sich nicht0 da5 es solche 4eschichten gegeen hat0 ogleich ich isheute 'eder einen 4eisterz'erg noch einen 4enius als )iesen0 'eder einen &auerernoch eine 6ee gesehen hae.@ Der Alte ho dann an und erzhlte dem ungen ,ann soviele und 'underare 4eschichten0 da5 ihm der ;op$ sch'indelte und er nicht andersdachte0 als alles0 'as ei seiner 4eurt vorgegangen - die nderung des Wetters0 der

s85e )osen- und HGazinthendu$t -0 sei von gro5er und gl8cklicher oredeutung0 erselst stehe unter dem esonderen Schutz einer mchtigen0 g8tigen 6ee und das $ei$chensei zu nichts 4eringerem ihm geschenkt 'orden0 als der 6ee im 6all der 9ot zu p$ei$en.Er trumte die ganze 9acht von Schl#ssern0 &auerp$ erden0 4enien und dergleichen undlete in einem 'ahren 6eenreich.

Doch leider mu5te er schon am $olgenden *age die Er$ahrung machen0 'ie nichtig allseine *rume im Schla$en oder Wachen 'aren. Die ;ara'ane 'ar schon den gr#5ten*eil des *ages in gemchlichem Schritt $ortgezogen0 Said immer an der Seite seines alten4e$hrten0 als man dunkle Schatten am $ernsten Ende der W8ste emerkte. Die einenhielten sie $8r Sandh8gel0 die anderen $8r Wolken0 'ieder andere $8r eine neue;ara'ane. Aer der Alte0 der schon mehrere )eisen gemacht hatte0 rie$ mit lauterStimme0 sich vorzusehen0 denn es sei eine Horde ruerischer Araer im Anzug. Die,nner gri$$en zu den Wa$$en0 die Weier und die Waren 'urden in die ,ittegenommen0 und alles 'ar au$ einen Angri$$ ge$a5t. Die dunkle ,asse e'egte sichlangsam 8er die Eene her und 'ar anzusehen 'ie eine gro5e Schar St#rche0 'enn siein $erne 7nder ziehen. 9ach und nach kamen sie schneller heran0 und kaum hatte man,nner und 7anzen unterschieden0 als sie auch schon mit Windeseile herangekommen'aren und au$ die ;ara'ane einst8rmten.

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Die ,nner 'ehrten sich tap$er0 aer die )uer 'aren 8er vierhundert ,ann stark0umsch'rmten sie von allen Seiten0 t#teten viele aus der 6erne und machten dann einenAngri$$ mit der 7anze. (n diesem $urchtaren Augenlick $iel Said0 der immer unter denordersten 'acker gestritten hatte0 sein $ei$chen ein0 er zog es schnell hervor0 setzte esan den ,und0 lies es - und lie5 es schmerzlich 'ieder sinken0 denn es ga auch nicht

den leisesten *on von sich. W8tend 8er diese grausame Enttuschung0 zielte er undscho5 einen Araer0 der sich durch seine prachtvolle ;leidung auszeichnete0 durch dierust. ener 'ankte und $iel vom erd.

=Allah? Was hat ihr gemacht0 unger ,ensch?@ rie$ der Alte an seiner Seite. =/etzt sind'ir alle verloren?@ +nd so schien es auch0 denn kaum sahen die )uer diesen ,ann$allen0 als sie ein schreckliches 4eschrei erhoen und mit solcher Wut eindrangen0 da5die 'enigen unver'undeten ,nner ald zersprengt 'urden. Said sah sich ein einemAugenlick von $8n$ oder sechs umzingelt. Er $8hrte seine 7anze so ge'andt0 da5 keinersich heranzunahen 'agte. Endlich hielt einer an0 legte einen $eil au$0 zielte und 'ollteeen die Sehne schnellen lassen0 als ihm ein anderer 'inkte. Der unge ,ann machte sich

au$ einen neuen Angri$$ ge$a5t0 aer ehe er sich dessen versah0 hatte ihm einer der Araereine Schlinge 8er den ;op$ ge'or$en0 und sosehr er sich em8hte0 das Seil zu zerrei5en0so 'ar doch alles umsonst. Die Schlinge 'urde $ester und immer $ester angezogen0 undSaid 'ar ge$angen.

Die ;ara'ane 'ar endlich ent'eder ganz au$gerieen oder ge$angen 'orden0 und dieAraer0 'elche nicht zu einem Stamm geh#rten0 teilten etzt die 4e$angenen und die8rige eute und zogen dann - der eine *eil nach S8den0 der andere nach <sten. 9eenSaid ritten vier e'a$$nete0 'elche ihn o$t mit itterem 4rimm anschauten under'8nschungen 8er ihn ausstie5en. Er merkte0 da5 es ein vornehmer ,ann0 vielleichtsogar ein rinz ge'esen sei0 'elchen er get#tet hatte. Die Sklaverei0 'elcher er

entgegensah0 'ar noch hrter als der *od. Darum '8nschte er sich im stillen 4l8ck0 den4rimm der ganzen Horde au$ sich gezogen zu haen0 denn er glaute nicht anders0 als inihrem 7ager get#tet zu 'erden. Die e'a$$neten e'achten alle seine e'egungen0 undsoo$t er sich umschaute0 drohten sie ihm mit ihren Spie5en. Einmal aer0 als das $erdstrauchelte0 'andte er den ;op$ schnell um und erlickte zu seiner 6reude den Alten0seinen )eisege$hrten0 'elchen er unter den *oten geglaut hatte.

Endlich sah man in der 6erne ume und &elte. Als sie nher kamen0 str#mte ihnen einganzer Sch'all von Weiern und ;indern entgegen. Aer kaum hatten diese einigeWorte mit den )uern ge'echselt0 als sie in ein schreckliches 4eheul ausrachen undalle zu Said hinlickten0 die Arme gegen ihn au$hoen und er'8nschungen ausstie5en.=/ener ist es@0 schrien sie0 =der den gro5en

Almansor erschlagen hat0 den tap$ersten aller ,nner? Er mu5 steren0 'ir 'ollen sein6leisch dem Schakal der W8ste zur eute geen?@ Dann drangen sie mit Holzst8cken0Erdschollen - und 'as sie zur Hand hatten - so $urchtar au$ Said ein0 da5 sich die )uerselst ins ,ittel legen mu5ten. =Hin'eg0 ihr +nm8ndigen0 $ort0 ihr Weier?@ rie$en sieund trieen die ,enge mit den 7anzen auseinander. =Er hat den gro5en Almansorerschlagen im 4e$echt0 und er mu5 steren? Aer nicht von der Hand eines Weies0

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sondern vom Sch'ert der *ap$eren.@

Als sie ei den &elten au$ einem $reien latz angelangt 'aren0 machten sie halt. Die4e$angenen 'urden e z'ei und z'ei zusammengeunden0 die eute in die &eltegeracht0 Said aer 'urde einzeln ge$esselt und in ein gro5es &elt ge$8hrt. Dort sa5 ein

alter0 prachtvoll gekleideter ,ann0 dessen ernste0 stolze ,iene verk8ndete0 da5 er das<erhaupt dieser Horde 'ar. Die ,nner0 'elche Said $8hrten0 traten traurig und mitgesenktem Haupt vor ihn hin. =Das 4eheul der Weier sagt mir0 'as geschehen ist@0sprach der maesttische ,ann0 indem er die )uer der )eihe nach anlickte. =Eure,ienen esttigen es - Almansor ist ge$allen.@

=Almansor ist ge$allen@0 ant'orteten die ,nner0 =aer hier - eherrscher der W8ste - istsein ,#rder0 und 'ir ringen ihn0 damit du ihn richtest? Welche *odesart soll er sterenSollen 'ir ihn aus der 6erne mit $eilen erschie5en0 sollen 'ir ihn durch eine 4asse von7anzen agen0 oder 'illst du0 da5 er an einem Strick au$gehngt oder von $erdenzerrissen 'ird@

=Wer ist du@ $ragte Selim0 d8ster au$ den 4e$angenen lickend0 der zum *ode ereit0aer mutig vor ihm stand.

Said eant'ortete seine 6rage kurz und o$$en.

=Hast du meinen Sohn meuchlings umgeracht Hast du ihn von hinten mit einem $eiloder einer 7anze durchohrt@

=9ein0 Herr@0 ant'ortete Said0 =ich hae ihn in o$$enem ;amp$ eim Angri$$ au$ unsere)eihen von vorne get#tet0 'eil er schon acht meiner 4enossen vor meinen Augen

erschlagen hatte?@

=(st es also0 'ie er sprach@ $ragte Selim die ,nner0 die Said ge$angen hatten.

=/a0 Herr0 er hat Almansor im o$$enen ;amp$ get#tet@0 sprach einer von den 4e$ragten.

=Dann hat er nicht mehr und nicht minder getan0 als 'ir selst getan htten@0 versetzteSelim0 =er hat seinen 6eind0 der ihm 7een und 6reiheit rauen 'ollte0 ekmp$t underschlagen. Darum l#st schnell seine 6esseln?@

Die ,nner sahen ihn staunend an und gingen nur zaudernd und mit Wider'illen ans

Werk. =So soll der ,#rder deines Sohnes0 des tap$eren Almansor0 nicht steren@ $ragteeiner0 indem er '8tende licke au$ Said 'ar$. =Dann htten 'ir ihn esser gleichumgeracht?@

=Er soll nicht steren?@ rie$ Selim0 =und ich nehme ihn sogar in meinem eigenen &elteau$ -0 ich nehme ihn als meinen gerechten Anteil an der eute0 er sei mein Diener?@

Said $and keine Worte0 dem Alten zu danken0 die ,nner aer verlie5en murrend das

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&elt0 und als sie den Weiern und ;indern0 die drau5en versammelt 'aren und au$ SaidsHinrichtung 'arteten0 den Entschlu5 des alten Selim mitteilten0 erhoen sie einschreckliches 4eheul und 4eschrei und rie$en0 sie '8rden Almansors *od an seinem,#rder rchen0 'eil sein eigener ater die lutrache nicht 8en 'olle.

Die 8rigen 4e$angenen 'urden an die Horden verteilt0 einige entlie5 man0 um 7#segeld$8r die reicheren einzutreien0 andere 'urden als Hirten zu den Herden geschickt0 undmanche0 die sich vorher von zehn Sklaven hatten edienen lassen mu5ten im 7ager dieniedrigsten Dienste verrichten. 9icht so Said. War es sein mutiges0 heldenm5igesAussehen oder der geheimnisvolle &auer einer g8tigen 6ee0 'as den alten Selim $8r den/8ngling einnahm ,an 'u5te es nicht zu sagen. Aer Said lete in seinem &elt mehr alsSohn0 denn als Diener. Aer die unegrei$liche &uneigung des alten ,annes zog Said die6eindscha$t der 8rigen Diener zu. Er egegnete 8erall nur $eindlichen licken0 und'enn er allein durchs 7ager ging0 so h#rte er ringsumher Schimp$'orte under'8nschungen0 a0 einige ,ale $logen $eile an seiner rust vorei0 die o$$enar ihmgegolten hatten - und da5 sie ihn nicht tra$en0 schrie er nur dem $ei$chen zu0 das er

noch immer au$ der rust trug und 'elchem er diesen Schutz zuschrie. <$t eklagte ersich ei Selim 8er diese Angri$$e au$ sein 7een0 aer vergeens suchte dieser die,euchelm#rder aus$indig zu machen. Denn die ganze Horde schien gegen den eg8nstigten 6remdling verunden zu sein. Da sprach Selim eines *ages zu ihmB =(chhatte geho$$t0 du '8rdest mir vielleicht eines *ages den Sohn ersetzen0 der durch deineHand umgekommen ist. An dir und mir liegt nicht die Schuld0 da5 es nicht sein konnte?Alle sind gegen dich erittert0 und ich selst kann dich in &ukun$t nicht mehr sch8tzen.Denn 'as hil$t es dir oder mir0 'enn sie dich heimlich get#tet haen0 den Schuldigen zustra$en Darum0 'enn die ,nner von ihrem Strei$zug heimkehren0 'erde ich sagen0dein ater hae mir 7#segeld geschickt0 und ich 'erde dich durch einige treue ,nnerdurch die W8ste geleiten lassen.@

=Aer kann ich irgendeinem au5er dir trauen@ $ragte Said est8rzt. =Werden sie michnicht unter'egs t#ten@

=Davor sch8tzt dich der Eid0 den sie mir sch'#ren m8ssen und den noch keinergerochen hat@0 er'iderte Selim mit gro5er )uhe.

Einige *age nachher kehrten die ,nner ins 7ager zur8ck0 und Selim hielt seinersprechen. Er schenkte dem /8ngling Wa$$en0 ;leider und $erd0 versammelte diestreitaren ,nner0 'hlte $8n$ zur egleitung aus0 lie5 sie einen $urchtaren Eidalegen0 da5 sie ihn nicht t#ten 'ollten0 und entlie5 ihn dann mit *rnen.

Die $8n$ ,nner ritten $inster und sch'eigend mit Said durch die W8ste. Der /8nglingsah0 'ie ungern sie den Au$trag er$8llten0 und es machte ihm nicht 'enig esorgnis0 da5z'ei von ihnen ei enem ;amp$ zugegen 'aren0 'o er Almansor t#tete. Als sie et'aacht Stunden unter'egs ge'esen 'aren0 h#rte Said0 da5 sie untereinander $l8sterten0 und emerkte0 da5 ihre ,ienen noch d8sterer 'urden als isher. Er strengte sich anau$zuhorchen und vernahm0 da5 sie sich in einer Sprache unterhielten0 die nur von dieserHorde0 und immer nur ei geheimnisvollen oder ge$hrlichen +nternehmungen

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gesprochen 'urde. Selim0 der den lan gehat hatte0 den ungen ,ann au$ immer inseinem &elt zu ehalten0 hatte sich manche Stunde damit agegeen0 ihn diesegeheimnisvollen Worte zu lehren0 aer es 'ar nichts Er$reuliches0 'as er etzt vernahm.

=Hier ist die Stelle@0 sprach einer0 =hier gri$$en 'ir die ;ara'ane an0 und hier $iel der

tap$erste ,ann von der Hand eines ;naen?@

=Der Wind hat die Spuren seines $erdes ver'eht@ 0 $uhr ein anderer $ort0 =aer ich haesie nicht vergessen?@

=+nd zu unserer Schande soll der noch leen und $rei sein0 der Hand an ihn legte Wannhat man e geh#rt0 da5 ein ater den *od seines einzigen Sohnes nicht rchte AerSelim 'ird alt und kindisch.@

=+nd 'enn es der ater unterl5t@0 sagte ein vierter0 =so ist es des 6reundes $licht0 denge$allenen 6reund zu rchen. Hier an dieser Stelle sollten 'ir ihn niederschlagen. So ist

es )echt und rauch seit den ltesten &eiten?@

=Aer 'ir haen dem Alten gesch'oren@0 rie$ ein $8n$ter0 ='ir d8r$en ihn nicht t#ten0unser Eid dar$ nicht gerochen 'erden?@

=Es ist 'ahr@0 sprachen die andern0 ='ir haen gesch'oren0 und der ,#rder dar$ $reiausgehen aus den Hnden seiner 6einde.@

=Halt?@ rie$ einer0 der $insterste unter allen. =Der alte Selim ist ein kluger ;op$0 aerdoch nicht so klug0 als man glaut. Haen 'ir ihm gesch'oren0 diesen urschen da- oderdorthin zu ringen 9ein0 er nahm uns den Sch'ur au$ sein 7een a0 und dieses 'ollen

'ir ihm schenken? Aer die rennende Sonne und die schar$en &hne des Schakals'erden unsere )ache 8ernehmen. Hier an dieser Stelle 'ollen 'ir ihn geundenliegenlassen?@ So sprach der )uer. Aer schon seit einigen ,inuten hatte sich Said au$das u5erste ge$a5t gemacht0 und 'hrend ener noch die letzten Worte sprach0 ri5 ersein $erd au$ die Seite0 trie es mit einem t8chtigen Hie an und $log 'ie ein ogel 8erdie Eene hin. Die $8n$ ,nner staunten einen Augenlick0 aer 'ohle'andert insolchen er$olgungen0 teilten sie sich0 agten rechts und links nach0 und 'eil sie die Artund Weise0 'ie man in der W8ste reiten mu50 esser kannten0 hatten - z'ei von ihnenden 6l8chtling ald 8erholt0 'andten sich gegen ihn um0 und als er au$ die Seite $loh0$and er auch dort z'ei 4egner und den $8n$ten in seinem )8cken. Der Eid0 nicht zu t#ten0hielt sie a0 ihre Wa$$en zu gerauchen. Sie 'ar$en ihm auch etzt von hinten eine

Schlinge 8er den ;op$0 zogen ihn vom $erd0 schlugen unarmherzig au$ ihn los0 anden ihn dann an Hnden und 685en und legten ihn in den gl8henden Sand der W8ste.

Said $lehte sie um armherzigkeit an0 er versprach ihnen schreiend ein gro5es 7#segeld0aer lachend sch'angen sie sich au$ und agten davon. 9och einige Augenlicke lauschteer au$ die leichten *ritte ihrer )osse0 dann aer ga er sich verloren. Er dachte an seinenater0 an den 4ram des alten ,annes0 'enn sein Sohn nicht mehr heimkehrte. Er dachtean sein eigenes Elend und da5 er so $r8h steren m8sse. Denn nichts 'ar ihm ge'isser0

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als da5 er in dem hei5en Sand den martervollen *od des erschmachtens steren mu5te0oder da5 er von einem Schakal zerrissen 'erden '8rde. Die Sonne stieg immer h#herund rannte gl8hend au$ seiner Stirn. ,it unendlicher ,8he gelang es ihm endlich0 sichau$zurichten. Aer es scha$$te ihm 'enig Erleichterung. Das $ei$chen 'ar ei dieserAnstrengung aus seinem 4e'and ge$allen. Er m8hte sich so lange0 is er es mit dem

,und er$assen konnte. Endlich er8hrten es seine 7ippen0 er versuchte zu lasen0 aerauch in dieser schrecklichen 9ot versagte es den Dienst. erz'ei$lungsvoll lie5 er den;op$ zur8cksinken0 und endlich raute ihm die stechende Sonne die Sinne - er $iel in einetie$e etuung.

 9ach vielen Stunden er'achte Said von einem 4erusch in seiner 9he. Er $8hltezugleich0 da5 seine Schulter gepackt 'urde0 und er stie5 einen Schrei des Entsetzens aus0denn er glaute nichts anderes0 als da5 ein Schakal herangekommen sei0 ihn zu zerrei5en./etzt 'urde er auch an den einen ange$a5t0 aer er $8hlte0 da5 es nicht die ;rallen eines)autieres 'aren0 die ihn um$a5ten0 sondern die Hnde eines ,annes0 der sich sorgsammit ihm esch$tigte und mit z'ei oder drei anderen sprach. =Er let@0 $l8sterten sie0

=aer er hlt uns $8r 6einde.@

Endlich schlug Said die Augen au$ und erlickte 8er sich das 4esicht eines kleinen0dicken ,annes mit kleinen Augen und langem art. Dieser sprach ihm $reundlich zu0hal$ ihm sich au$richten0 reichte ihm Speise und *rank und erzhlte ihm0 'hrend er sichstrkte0 er sei ein ;au$mann aus agdad0 hei5e ;alum-eck und handle mit Schals und$einen Schleiern $8r die 6rauen. Er hae eine Handelsreise gemacht0 sei etzt au$ der)8ckkehr nach Hause egri$$en und hae ihn elend und haltot im Sand liegen sehen.Sein prachtvoller Anzug und die litzenden Steine seines Dolches htten ihn au$merksamgemacht0 er hae alles ange'andt0 um ihn zu eleen0 und es sei ihm also gelungen. Der/8ngling dankte ihm $8r sein 7een0 denn er sah 'ohl ein0 da5 er ohne die

Daz'ischenkun$t dieses ,annes elend htte steren m8ssen. +nd da er 'eder ,ittelhatte0 sich selst $ortzuhel$en0 noch 'illens 'ar0 zu 6u5 und allein durch die W8ste zu'andern0 so nahm er dankar einen Sitz au$ einem der sch'er eladenen ;amele des;au$manns an und eschlo5 $8rs erste0 mit nach agdad zu ziehen - vielleicht k#nnte ersich dort einer 4esellscha$t0 die nach alsora reiste0 anschlie5en.

+nter'egs erzhlte der ;au$mann seinem )eisege$hrten manches von dem tre$$licheneherrscher der 4luigen0 Harun Al-)aschid. Er erzhlte ihm von seiner4erechtigkeitsliee und seinem Schar$sinn0 'ie er die 'underarsten rozesse au$ein$ache und e'underungs'8rdige Weise zu schlichten 'u5te. +nter anderem $8hrte erdie 4eschichte vom Seiler0 die 4eschichte von dem *op$ mit den <liven an -4eschichten0 die edes ;ind kannte0 die aer Said sehr e'underte. =+nser Herr0 dereherrscher der 4luigen@0 $uhr der ;au$mann $ort0 =unser Herr ist ein 'underarer,ann? Wenn (hr meint0 er schla$e 'ie andere0 ge'#hnliche 7eute0 so tuscht (hr Euchsehr. &'ei0 drei Stunden in der ,orgendmmerung - das ist alles? ich mu5 das 'issen0denn ,essour0 sein erster ;mmerer0 ist mein etter0 und ogleich er so versch'iegen ist'ie ein 4ra0 'as die 4eheimnisse seines Herrn anelangt0 so l5t er doch0 der gutener'andtscha$t zuliee0 hin und 'ieder einen Wink $allen0 'enn er sieht0 da5 einer vor 9eugierde einahe um den erstand kommen k#nnte. Statt nun 'ie andere ,enschen zu

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schla$en0 schleicht der ;ali$ nachts durch die Stra5en von agdad0 und selten verstreichteine Woche0 'orin er nicht ein Aenteuer erlet? Denn (hr m85t 'issen - 'ie a auch ausder 4eschichte mit dem <liventop$ hervorgeht0 die so 'ahr ist 'ie das Wort desropheten -0 da5 er nicht mit der Wache und zu $erd0 in vollem utz und mit hundert6ackeltrgern seine )unde macht0 'ie er 'ohl tun k#nnte0 'enn er 'ollte0 sondern

angezogen ald als ;au$mann0 ald als Schi$$er0 ald als Soldat0 ald als ,u$ti geht erumher und schaut0 o alles recht und in <rdnung ist.

Daher kommt es aer auch0 da5 man in keiner Stadt nachts so h#$lich gegen eden 9arrenist0 au$ den man st#5t0 'ie in agdad. Denn es k#nnte eenso gut der ;ali$ 'ie einschmutziger Araer aus der W8ste sein0 und es 'chst Holz genug0 um allen ,enschenin und um agdad die astonade zu geen.@ So sprach der ;au$mann0 und Said0 sosehrihn hin und 'ieder die Sehnsucht nach seinem ater ulte0 $reute sich doch0 agdad undden er8hmten Harun Al-)aschid zu sehen.

 9ach zehn *agen kamen sie in agdad an0 und Said staunte und e'underte die

Herrlichkeit dieser Stadt0 die damals gerade in ihrem h#chsten 4lanz 'ar. Der ;au$mannlud ihn ein0 mit in sein Haus zu kommen0 und Said nahm es gern an. Denn erst etzt indem 4e'8hl der ,enschen $iel es ihm ein0 da5 hier 'ahrscheinlich au5er der 7u$t unddem Wasser des *igris und einem 9achtlager au$ den Stu$en einer ,oschee nichtsumsonst zu haen sein 'erde.

Am *age nach seiner Ankun$t0 als er sich een angekleidet hatte und sich gestand0 da5 ersich in diesem prachtvollen0 kriegerischen Au$zug in agdad 'ohl sehen lassen konnteund vielleicht manchen lick au$ sich ziehen 'erde0 trat der ;au$mann in sein &immer.Er etrachtete den sch#nen /8ngling mit schelmischem 7cheln0 strich sich den art undsprach dannB =Das ist alles recht sch#n0 unger Herr? Aer 'as soll denn nun aus Euch

'erden (hr seid0 kommt mir vor0 ein gro5er *rumer und denkt nicht an den $olgenden*ag. <der hat ihr so viel 4eld ei Euch0 um dem ;leid gem5 zu leen0 das (hr tragt@

=7ieer Herr ;alum-eck@0 sprach der /8ngling verlegen und err#tend0 =4eld hae ich$reilich nicht0 aer vielleicht streckt (hr mir et'as vor0 'omit ich heimreisen kann ,einater 'ird es ge'i5 richtig erstatten.@

=Deinater0 ursche@ rie$ der ;au$mann laut lachend. =(ch glaue0 die Sonne hat dirdas Hirn verrannt? ,einst du0 ich glaue dir so au$s Wort das ganze ,rchen0 das dumir in der W8ste erzhltest0 da5 dein ater ein reicher ,ann in Aleppo sei0 du seineinziger Sohn - und den er$all der Araer und sein 7een in ihrer Horde und dies und

 enes Schon damals rgerte ich mich 8er deine $rechen 78gen und deine+nverschmtheit? (ch 'ei50 da5 in Aleppo alle reichen 7eute ;au$leute sind0 hae schonmit allen gehandelt und m85te von einem enezar geh#rt haen0 und 'enn er nursechstausend *omans im erm#gen htte? Es ist also ent'eder erlogen0 da5 du ausAleppo ist0 oder dein ater ist ein armer Schlucker0 dessen hergelau$enem /ungen ichkeine ;up$erm8nze leihen mag. Sodann der er$all in der W8ste? Wann hat mangeh#rt0 da5 es )uer ge'agt haen0 eine ;ara'ane zu pl8ndern und sogar ,enschen'egzu$8hren Auch m85te es ekanntge'orden sein. Aer au$ meinem ganzen Weg und

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mir machtest und den latz au$ dem ;amel0 mache mich mit deinen ;leidern und allem0'as du hast0 ezahlt und 'er$e dich au$ die Stra5e. Dann kannst du eim ;ali$en oder eim ,u$ti0 an der ,oschee oder im asaretteln.@ ,it diesen Worten verlie5 der #se,ann den ungl8cklichen /8ngling. Said lickte ihm voll erachtung nach. Er 'ar soemp#rt 8er die Schlechtigkeit dieses ,enschen0 der ihn asichtlich mitgenommen und

in sein Haus gelockt hatte0 damit er ihn in seine 4e'alt ekme. Er versuchte0 o er nichtent$liehen k#nne0 aer sein &immer 'ar vergittert und die *8r verschlossen. Endlich0nachdem sein Sinn sich lange dagegen gestrut hatte0 eschlo5 er0 $8rs erste denorschlag des ;au$manns anzunehmen und ihm in seinem 4e'#le zu dienen. Er sahein0 da5 ihm nichts esseres zu tun 8riglie. Denn 'enn er auch ent$loh0 so konnte erohne 4eld doch nicht is Aleppo kommen. Aer er nahm sich vor0 so ald als m#glichden ;ali$en selst um Schutz anzu$lehen.

Am $olgenden *ag $8hrte ;alum-eck seinen neuen Diener in sein 4e'#le im asar. Erzeigte Said alle Schals und Schleier und anderen Waren0 'omit er handelte0 und 'ies ihmseinen esonderen Dienst an. Dieser estand darin0 da5 Said - gekleidet 'ie ein

;au$mannsdiener und nicht mehr in kriegerischem Schmuck - in der einen Hand einenSchal0 in der andern einen prachtvollen Schleier0 unter der *8r des 4e'#les stand0 dievor8ergehenden ,nner und 6rauen anrie$0 seine Waren zeigte0 ihren reis nannte unddie 7eute zum ;au$en einlud. +nd etzt konnte Said sich auch erklren0 'arum ;alum-eck ihn zu diesem 4esch$t estimmt hatte. Er 'ar ein kleiner0 h5licher Alter0 und'enn er selst vor dem 7aden stand und rie$0 so sagte mancher 9achar oder auch einerder or8ergehenden ein 'itziges Wort 8er ihn0 oder die ;naen spotteten seiner0 unddie 6rauen nannten ihn eine ogelscheuche. Aer eder sah gern den ungen schlankenSaid0 der mit Anstand die ;unden anrie$ und Schal und Schleier geschickt und zierlich zuhalten 'u5te.

Als ;alum-eck sah0 da5 sein 7aden im asar an ;unden zunahm0 seitdem Said unterder *8r stand0 'urde er $reundlicher gegen den ungen ,ann0 speiste ihn esser als zuvorund 'ar darau$ edacht0 ihn in seiner ;leidung immer sch#n und stattlich zu halten. AerSaid 'urde durch solche e'eise der milderen 4esinnung seines Herrn 'enig ger8hrtund sann den ganzen *ag und selst in seinen *rumen au$ gute Art und Weise0 um inseine aterstadt zur8ckzukehren.

Eines *ages 'ar im 4e'#le vieles gekau$t 'orden0 und alle ackknechte0 'eiche dieWaren nach Hause trugen0 'aren schon $ort0 als eine 6rau eintrat und noch einigeskau$te. Sie hatte schnell ge'hlt und verlangte dann emand0 der ihr gegen ein *rinkgelddie Waren nach Hause trage. An einer halen Stunde kann ich Euch alles schicken@0ant'ortete ;alum-eck0 =nur so lange m85t ihr Euch gedulden oder irgendeinen andernacker nehmen.@

=Seid ihr ein ;au$mann und 'ollt Euren ;unden $remde acker mitgeen@ rie$ die6rau. =;ann nicht ein solcher ursche im 4edrnge mit meinem acken davonlau$en+nd an 'en soll ich mich dann 'enden 9ein0 Eure $licht ist es nach ,arktrecht0 mirmeinen acken nach Hause tragen zu lassen0 und an Euch kann und 'ill ich michhalten?@

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=Aer nur eine hale Stunde 'artet0 'erte 6rau?@ sprach der ;au$mann0 sich immerngstlicher drehend. =Alle meine ackknechte sind $ortgeschickt -@

=Das ist ein schlechtes 4e'#le0 das nicht immer einige ;nechte 8rig hat@0 entgegnetedas #se Wei. =Aer dort steht a noch solch ein unger ,85iggnger. ;omm0 unger

ursche0 nimm meinen acken und trag ihn mir nach?@

=Halt0 halt?@ schrie ;alum-eck. =Das ist mein Aushngeschild0 mein Ausru$er0 mein,agnet? Der dar$ die Sch'elle nicht verlassen?@

=Was da?@ er'iderte die alte Dame und steckte Said ohne 'eiteres ihren acken unterden Arm. =Das ist ein schlechter ;au$mann und sind elende Waren0 die sich nicht selerloen und erst noch solch einen m85igen engel zum Schild rauchen. 4eh0 geh0ursche0 du sollst heute ein *rinkgeld verdienen?@

=So lau$ im 9amen Arimans und aller #sen 4eister@0 murmelte ;alum-eck seinem

,agnet zu0 =und siehe0 da5 du ald 'iederkommst. Die alte He:e k#nnte mich ins4erede ringen au$ dem ganzen asar0 'ollte ich mich lnger 'eigern.@

Said $olgte der 6rau0 die leichteren Schrittes0 als man ihrem Alter zutrauen konnte0 durchden ,arkt und die Stra5en eilte. Sie stand endlich vor einem prachtvollen Hause still0 pochte an0 die 6l8gelt8ren sprangen au$0 und sie stieg eine ,armortreppe hinau$ und'inkte Said zu $olgen. Sie gelangten endlich in einen hohen0 'eiten Saal0 der mehrracht und Herrlichkeit enthielt0 als Said emals geschaut hatte. Dort setzte sich die alte6rau ersch#p$t au$ ein olster0 'inkte dem ungen ,ann0 seinen acken niederzulegen0reichte ihm ein kleines Silerst8ck und hie5 ihn gehen.

Er 'ar schon an der *8r0 als eine helle0 $eine Stimme =Said@ rie$. er'undert0 da5 manihn hier kannte0 schaute er sich um0 und eine 'undersch#ne Dame0 umgeen von vielenSklaven und Dienerinnen0 sa5 statt der Alten au$ dem olster. Said0 ganz stumm vorer'underung0 kreuzte seine Arme und machte eine tie$e ereugung.

=Said0 mein lieer /unge@0 sprach die Dame0 =sosehr ich die +n$lle edaure0 die dichnach agdad $8hrten0 so 'ar doch dies der einzige vom Schicksal estimmte <rt0 'osich0 'enn du vor dem z'anzigsten /ahr dein aterhaus verlie5est0 dein Schicksal l#sen'8rde. Said0 hast du noch dein $ei$chen@

=Wohl ha>ich es noch?@ rie$ er $reudig0 indem er die goldene ;ette hervorzog. =+nd (hr

seid vielleicht die g8tige 6ee0 die mir dies Angeinde ga0 als ich georen 'urde@

=(ch 'ar die 6reundin deiner ,utter@0 ant'ortete die 6ee0 =und ich in auch deine6reundin0 solange du ein guter ,ensch leist. Ach0 da5 dein ater0 dieser leichtsinnige,ann0 meinen )at e$olgt htte? Du '8rdest vielen 7eiden entgangen sein.@

=9un0 es hat 'ohl so kommen m8ssen@0 er'iderte Said. =Aer0 gndigste 6ee0 la5t einent8chtigen 9ordost'ind an Euren Wolken'agen spannen0 nehmt mich au$ und $8hrt mich

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in ein paar ,inuten nach Aleppo zu meinem ater? (ch 'ill dann die sechs ,onate is zumeinem z'anzigsten /ahr geduldig dort ausharren.@

Die 6ee lchelte. =Du hast die richtige Art0 mit uns zu sprechen@0 ant'ortete sie. =Aer0armer Said - es ist nicht m#glich? (ch vermag etzt0 'o du au5erhal deines aterhauses

 ist0 nichts Wunderares $8r dich zu tun. 9icht einmal aus der 4e'alt des elenden;alum-eck vermag ich dich zu e$reien? Er steht unter dem Schutz deiner mchtigen6eindin.@

=Also nicht nur eine g8tige 6ee hae ich@ $ragte Said0 =auch eine 6eindin 9un0 ichglaue ihren Ein$lu5 sch#n #$ter er$ahren zu haen? Aer mit )at d8r$t ihr mich dochunterst8tzen Soll ich nicht zum ;ali$en gehen und ihn um Schutz gegen ;alum-eck itten Er ist ein 'eiser ,ann.@

=/a0 Harun ist ein 'eiser ,ann?@ er'iderte die 6ee. =Aer leider ist er auch nur ein,ensch. Er traut seinem 4ro5kmmerer ,essour so viel als sich selst0 und er hat recht0

denn er hat ,essour erprot und treu e$unden. ,essour aer traut deinem 6reund;alum-eck auch 'ie sich selst0 und darin hat er unrecht0 denn ;alum ist ein schlechter,ann0 'enn er auch ,essours er'andter ist. ;alum ist zugleich ein verschlagener;op$ und hat0 soald er hierherkam0 seinem etter 4ro5kmmerer eine 6ael 8er dicherzhlt0 und dieser hat sie dem ;ali$en 'iedererzhlt0 so da5 du0 kmst du auch gleich etzt in den alast Haruns0 schlecht emp$angen 'erden '8rdest0 denn er traut dir nicht.Aer es git andere ,ittel und Wege0 dich ihm zu nahen0 und es steht in den Sternengeschrieen0 da5 du seine 4nade er'eren sollst?@

=Das ist $reilich schlimm@0 sagte Said 'ehm8tig. =Da 'erde ich schon noch einige0 &eitder 7adenh8ter des elenden ;alum-eck sein m8ssen. Aer eine 4nade0 verehrte 6rau0

k#nntet (hr mir doch ge'hren? (ch in zum Wa$$enhand'erk erzogen0 und meine gr#5te6reude ist ein ;amp$spiel0 'o recht t8chtig ge$ochten 'ird mit 7anze0 ogen undstump$em Sch'ert. 9un halten die edelsten /8nglinge dieser Stadt ede Woche einsolches ;amp$spiel. Aer nur 7eute im h#chsten Schmuck und 8erdies nur $reie ,nnerd8r$en in die Schranken reiten0 namentlich aer kein Diener aus dem asar. Wenn (hrnun e'irken k#nntet0 da5 ich ede Woche ein $erd0 ;leider und Wa$$en haen k#nnteund da5 man mein 4esicht nicht so leicht erkennen k#nnte -@

=Das ist ein Wunsch0 'ie ihn ein edler unger ,ann 'ohl 'agen dar$@0 sprach die 6ee.=Der ater deiner ,utter 'ar der tap$erste ,ann in SGrien0 und sein 4eist scheint sichau$ dich verert zu haen. ,erke dir dies Haus? Du sollst ede Woche hier ein $erd und

z'ei erittene ;nappen0 $erner Wa$$en und ;leider $inden und ein Wasch'asser $8r dein4esicht0 das dich $8r alle Augen unkenntlich machen soll. +nd nun0 Said0 lee 'ohl?Harre aus und sei klug und tugendha$t? (n sechs ,onaten 'ird dein $ei$chen t#nen0 und&ulimas <hr 'ird $8r seine *#ne o$$en sein.@

Der /8ngling schied von seiner 'underaren esch8tzerin mit Dank und erehrung. Ermerkte sich das Haus und die Stra5e genau und ging dann in den asar zur8ck.

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Als Said in den asar zur8ckkehrte0 kam er gerade noch zur rechten &eit0 um seinenHerrn und ,eister ;alum-eck zu unterst8tzen und zu retten. Ein gro5es 4edrnge 'arum den 7aden0 ;naen tanzten um den ;au$mann her und verh#hnten ihn0 und die Altenlachten. Er selst stand vor Wut zitternd und in gro5er erlegenheit vor dem 7aden0 inder einen Hand einen Schal0 in der andern den Schleier. Diese sonderare Szene kam aer

von einem or$all her0 der sich in Saids A'esenheit ereignet hatte. ;alum hatte sichstatt seines sch#nen Dieners unter die *8r gestellt und ausgeru$en0 aer niemand mochte ei dem alten h5lichen urschen kau$en. Da gingen z'ei ,nner den asar hinunterund 'ollten $8r ihre 6rauen 4eschenke kau$en. Sie 'aren suchend schon einigemal hinund her gegangen0 und een etzt sah man sie mit suchenden licken 'iederhinuntergehen.

;alum-eck0 der dies emerkte0 'ollte es sich zunutze machen und rie$B =Hier0 meineHerren0 hier? Was sucht (hr Sch#ne Schleier0 sch#ne Ware@

=4uter Alter@0 er'iderte einer0 =deine Waren m#gen recht gut sein0 aer unsere 6rauen

sind 'underlich0 und es ist Sitte in der Stadt ge'orden0 die Schleier ei niemand zukau$en als ei dem sch#nen 7adendiener Said. Wir gehen schon eine hale Stundeumher0 ihn zu suchen0 und $inden ihn nicht. Aer kannst du uns sagen0 'o 'ir ihn et'atre$$en0 so kau$en 'ir dir ein andermal et'as a?@

=Allah0 Allah?@ rie$ ;alum-eck $reundlich grinsend0 =Euch hat der rophet vor dierechte *8r ge$8hrt? &um sch#nen 7adendiener 'ollt (hr0 um Schleier zu kau$en 9un0tretet nur ein0 hier ist das 4e'#le?@

Der eine der ,nner lachte 8er ;alums kleine und h5liche 4estalt und seineehauptung0 da5 er der sch#ne 7adendiener sei0 der andere aer glaute0 ;alum 'olle

sich 8er ihn lustig machen0 lie ihm nichts schuldig0 sondern schimp$te ihn t8chtig.Dadurch kam ;alum-eck au5er sich. Er rie$ seine 9acharn zu &eugen au$0 da5 mankeinen andern als seinen 7aden das 4e'#le des sch#nen 7adendieners nenne. Aer die 9acharn0 'elche ihn 'egen des &ulau$s0 den er seit einiger &eit hatte0 eneideten0'ollten hiervon nichts 'issen0 und die eiden ,nner gingen nun dem alten 78gner - 'iesie ihn nannten - ernstlich zu 7eie. ;alum verteidigte sich mehr durch 4eschrei undSchimp$'orte als durch seine 6aust0 und so lockte er eine ,enge ,enschen vor sein4e'#le. Die hale Stadt kannte ihn als einen geizigen0 gemeinen 6ilz0 alle+mstehenden g#nnten ihm die 8$$e0 die er ekam0 und schon packte ihn einer der,nner am art0 als eendieser am Arm ge$a5t und mit einem einzigen )uck zu odenge'or$en 'urde0 so da5 sein *uran hera$iel und seine anto$$eln 'eit 'eg$logen.

Die ,enge0 'elche es 'ahrscheinlich gern gesehen htte0 'enn ;alum-eck mi5handelt'orden 're0 murrte laut0 der 4e$hrte des 9iederge'or$enen sah sich nach dem um0 deres ge'agt hatte0 seinen 6reund niederzu'er$en. Als er aer einen hohen0 kr$tigen/8ngling mit litzenden Augen und mutiger ,iene vor sich stehen sah0 'agte er es nicht0ihn anzugrei$en0 da 8erdies ;alum0 dem seine )ettung 'ie ein Wunder erschien0 au$ den ungen ,ann deutete und schrieB =9un? Was 'ollt ihr denn mehr Da steht er a0 ihrHerren0 das ist Said0 der sch#ne 7adendiener?@ Die 7eute umher lachten0 'eil sie 'u5ten0

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dag ;alum-eck vorhin unrecht geschehen 'ar. Der niederge'or$ene ,ann stand eschmt au$ und hinkte mit seinem 4enossen 'eiter0 ohne 'eder Schal noch Schleier zukau$en.

=<h0 du Stern aller 7adendiener0 du ;rone des asars?@ rie$ ;alum0 als er seinen Diener

in den 7aden $8hrte0 ='ahrlich0 das hei5e ich zur rechten &eit kommen0 das nenne ich dieHand ins ,ittel legen? 7ag doch der ursche au$ dem oden0 als o er nie au$ deneinen gestanden 're0 und ich - ich htte keinen arier mehr geraucht0 um mir denart kmmen und salen zu lassen0 'enn du nur z'ei ,inuten spter gekommen 'rst?Womit kann ich es dir vergelten@

Es 'ar nur das schnelle 4e$8hl des ,itleids ge'esen0 'as Saids Hand und Herz regierthatte. /etzt0 als dieses 4e$8hl sich legte0 reute es ihn $ast0 dag er dem #sen ,ann diegute &8chtigung erspart hatte. Ein Dutzend arthaare 'eniger0 dachte er0 htten ihn au$z'#l$ *age san$t und geschmeidig gemacht. Er suchte aer dennoch die gute Stimmungdes ;au$manns zu n8tzen und erat sich von ihm zum Dank die 4unst0 ede Woche

einmal einen Aend $8r sich $rei zu haen zu einem Spaziergang oder 'ozu es auch sei.;alum ga es zu0 denn er 'u5te 'ohl0 da5 sein gez'ungener Diener zu vern8n$tig 'ar0um ohne 4eld und gute ;leider zu ent$liehen.

ald hatte Said erreicht0 'as er 'ollte. Am nchsten ,itt'och0 dem *ag0 'o sich die ungen 7eute aus den vornehmsten Stnden au$ einem #$$entlichen latz der Stadtversammelten0 um ihre kriegerischen ungen zu halten0 sagte er zu ;alum0 er 'ollediesen Aend $8r sich en8tzen0 und als dieser es erlaut hatte0 ging er in die Stra5e0 'odie 6ee 'ohnte0 pochte an0 und sogleich sprang die $orte au$. Die Diener schienen au$seine Ankun$t schon vorereitet zu sein0 denn ohne ihn erst nach seinem egehren zu$ragen0 $8hrten sie ihn die *reppe hinau$ in ein sch#nes 4emach. Dort reichten sie ihm

zuerst das Wasch'asser0 das ihn unkenntlich machen sollte. Er enetzte sein 4esichtdamit0 schaute dann in einen ,etallspiegel und kannte sich einahe selst nicht mehr.Denn er 'ar etzt von der Sonne gerunt0 trug einen sch#nen sch'arzen art und sahzumindest zehn /ahre lter aus.

Hierau$ $8hrten sie ihn in ein z'eites 4emach0 'o er eine vollstndige und prachtvolle;leidung $and0 in 'elcher der ;ali$ von agdad selst sich nicht htte schmen d8r$en andem *ag0 'o er im vollen 4lanze seiner Herrlichkeit sein Heer musterte. Au5er einem*uran von $einstem 4e'ee mit einer Agra$$e von Diamanten und hohen )eiher$edern0einem 4e'and von sch'erem rotem Seidensto$$ mit silernen lumen durch'irkt0 $andSaid einen rustpanzer aus silernen )ingen0 der so $ein geareitet 'ar0 da5 er sich eder

e'egung des ;#rpers anschmiegte0 und doch so $est0 da5 ihn 'eder die 7anze noch dasSch'ert durchdringen konnte. Eine Damaszenerklinge in reichverzierter Scheide miteinem 4ri$$0 dessen Steine Said unschtzar schienen0 vollendete seinen kriegerischenSchmuck. Als er v#llig ger8stet 'ieder aus der *8r trat0 8erreichte ihm einer der Dienerein seidenes *uch und sagte ihm0 da5 die 4eieterin des Hauses ihm dieses *uch schicke.Wenn er damit sein 4esicht a'ische0 so '8rden der art und die raune 6areversch'inden.

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(n dem Ho$ des Hauses standen drei sch#ne $erde. Das sch#nste estieg Said0 die eidenanderen seine Diener0 und dann trate er $reudig dem latze zu0 'o die ;amp$spieleagehalten 'erden sollten. Durch den 4lanz seiner ;leider und die racht seiner Wa$$enzog er aller Augen au$ sich0 und ein allgemeines 4e$l8ster des Staunens entstand0 als er inden )ing0 'elchen die ,enge umga0 einritt. Es 'ar eine glnzende ersammlung der

tap$ersten und edelsten /8nglinge agdads. Selst die r8der des ;ali$en sah man ihre)osse tummeln und die 7anzen sch'ingen. Als Said heranritt und niemand ihn zu kennenschien0 ritt der Sohn des 4ro5'esirs mit einigen 6reunden au$ ihn zu0 gr85te ihnehrerietig und lud ihn ein0 an ihren Spielen teilzunehmen0 und $ragte ihn nach seinem 9amen und aterland. Said ga vor0 er hei5e Almansor und komme aus ;airo0 sei au$einer )eise egri$$en und hae von der *ap$erkeit und 4eschicklichkeit der ungen Edlenvon agdad so vieles geh#rt0 da5 er nicht gesumt hae0 sie zusehen und kennenzulernen.Den ungen 7euten ge$iel der Anstand und das mutige Wesen Said-Almansors0 sie lie5enihm eine 7anze reichen und seine artei 'hlen0 denn die ganze 4esellscha$t hatte sich inz'ei arteien geteilt0 um einzeln und in Scharen gegeneinander zu $echten.

Aer hatte schon Saids u5eres die Au$merksamkeit au$ ihn gelenkt0 so staunte man etztnoch mehr 8er seine unge'#hnliche 4eschicklichkeit und ehendigkeit. Sein $erd 'arschneller als ein ogel0 und sein Sch'ert sch'irrte noch ehender umher. Er 'ar$ die7anze so 'eit0 leicht und sicher0 als 're sie ein $eil0 den er von einem sicheren ogenageschnellt htte. Die *ap$ersten seiner 4egenpartei esiegte er0 und am Schlu5 derSpiele 'ar er so allgemein als Sieger anerkannt0 da5 einer der r8der des ;ali$en und derSohn des 4ro5'esirs0 die au$ Saids Seite gekmp$t hatten0 ihn aten0 auch mit ihnen zustreiten. Ali0 der ruder des ;ali$en0 'urde von ihm esiegt0 aer der Sohn des4ro5'esirs 'iderstand ihm so tap$er0 da5 sie es nach langem ;amp$ $8r esser hielten0die Entscheidung $8r das nchste ,al au$zusparen.

Am *ag nach diesen Spielen sprach man in ganz agdad von nichts als dem sch#nen0reichen und tap$eren 6remdling. Alle0 die ihn gesehen hatten0 a selst die von ihm esiegt 'orden 'aren0 'aren entz8ckt von seinen edlen Sitten0 und sogar vor seineneigenen <hren im 4e'#le ;alum-ecks 'urde 8er ihn gesprochen0 und man eklagtenur0 da5 niemand 'isse0 'o er 'ohne. Das nchste ,al $and er im Hause der 6ee einnoch sch#neres 4e'and und noch k#stlicheren Wa$$enschmuck. Diesmal hatte sich halagdad gedrngt0 selst der ;ali$ sah von seinem alkon hera dem Schauspiel zu. Aucher e'underte den 6remdling Almansor und hing ihm0 als die Spiele geendet hatten0 einegro5e Denkm8nze aus 4old an einer goldnen ;ette um den Hals0 um ihm seinee'underung zu ezeigen. Es konnte nicht anders kommen0 als da5 dieser z'eite0 nochglnzendere Sieg den 9eid der ungen 7eute von agdad erregte. =Ein 6remdling@0sprachen sie untereinander0 =soll hierher nach agdad kommen0 um uns )uhm0 Ehre undSieg zu entrei5en Er soll sich an anderen <rten damit r8sten k#nnen0 da5 unter derl8te von agdads /8nglingen keiner ge'esen sei0 der es ent$ernt mit ihm htteau$nehmen k#nnen@ So sprachen sie und eschlossen0 eim nchsten ;amp$spiel - als're es aus &u$all geschehen - zu $8n$ oder sechs 8er ihn herzu$allen.

Saids schar$en licken entgingen diese &eichen des +nmuts nicht. Er sah0 'ie sie in derEcke zusammen standen0 $l8sterten und mit #sen ,ienen au$ ihn deuteten. Er ahnte0 da5

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au5er dem ruder des ;ali$en und dem Sohn des 4ro5'esirs keiner sehr $reundlichgegen ihn gesinnt 'ar0 und selst diese 'urden ihm durch ihre 6ragen lstig0 'o sie ihnau$suchen k#nnten0 'omit er sich esch$tige0 'as ihm in agdad 'ohlge$allen hae unddergleichen.

Es 'ar ein sonderarer &u$all0 da5 derenige der ungen ,nner0 'elcher Said-Almansormit den grimmigsten licken etrachtete und am $eindseligsten gegen ihn gesinnt schien0niemand anderes 'ar als der ,ann0 den er vor einiger &eit ei ;alum-ecks udeniederge'or$en hatte0 als er gerade im egri$$ 'ar0 dem ungl8cklichen ;au$mann denart auszurei5en. Dieser ,ann etrachtete ihn immer au$merksam und neidisch0 Saidhatte ihn z'ar schon einigemal esiegt0 aer dies 'ar kein hinlnglicher 4rund zu solcher6eindseligkeit0 und Said $8rchtete schon0 ener k#nnte ihn an seinem Wuchs oder an derStimme als ;alum-ecks 7adendiener erkannt haen - eine Entdeckung0 die ihn demSpott und der )ache dieser 7eute aussetzen '8rde. Der Anschlag0 'elchen seine 9eiderau$ ihn gemacht hatten0 scheiterte so'ohl an seiner orsicht und *ap$erkeit als auch ander 6reundscha$t0 'omit ihm der ruder des ;ali$en und der Sohn des 4ro5'esirs

zugetan 'aren. Als diese sahen0 da5 er von 'enigstens sechs umringt 'ar0 die ihn vom$erd zu 'er$en oder zu ent'a$$nen suchten0 sprengten sie herei0 agten den ganzen*rupp auseinander und drohten den ungen 7euten0 'elche so verrterisch gehandelthatten0 sie aus der ;amp$ahn zu 'er$en. ,ehr als vier ,onate hatte Said au$ dieseWeise zum Erstaunen agdads seine *ap$erkeit erprot0 als er eines Aends eim 9achhausegehen vom ;amp$platz einige Stimmen vernahm0 die ihm ekannt schienen.or ihm gingen vier ,nner0 die sich langsamen Schrittes 8er et'as zu eratenschienen. Als Said leise nher trat0 h#rte er0 da5 sie den Dialekt der Horde Selims in derW8ste sprachen0 und ahnte0 da5 die vier ,nner au$ irgendeine )uerei ausgingen. Seinerstes 4e$8hl 'ar0 sich von diesen vier zur8ckzuziehen. Als er aer edachte0 da5 erirgend et'as #ses verhindern k#nnte0 schlich er sich noch nher heran0 diese ,nner zu

 elauschen.=Der *8rsteher hat ausdr8cklich gesagt0 die Stra5e rechts vom asar@0 sprach der eine0=dort 'erde und m8sse er heute nacht mit dem 4ro5'esir durchkommen.@

=4ut@0 ant'ortete ein anderer. =Den 4ro5'esir $8rchte ich nicht0 er ist alt und keinsonderlicher Held. Aer der ;ali$ soll ein gutes Sch'ert $8hren0 und ich traue ihm nicht?Es schleichen ihm ge'i5 zehn oder z'#l$ von der 7ei'ache nach.@

=;eine Seele@0 entgegnete ihm ein dritter. =Wenn man ihn e gesehen und erkannt hat ei 9acht0 'ar er immer nur allein mit dem Wesir oder mit dem <erkmmerer. Heute nacht

mu5 er unser sein0 aer es dar$ ihm kein 7eid geschehen.@=(ch denke0 das este ist@0 sprach der erste0 ='ir 'er$en ihm eine Schlinge 8er den;op$. *#ten d8r$en 'ir ihn nicht0 denn $8r seinen 7eichnam '8rden sie ein geringes7#segeld geen0 und 8erdies 'ren 'ir nicht sicher0 es zu ekommen.@

=Also eine Stunde vor ,itternacht?@ sagten sie und schieden - der eine dorthin0 derandere dahin.

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Said 'ar 8er diesen Anschlag nicht 'enig erschrocken. Er eschlo50 sogleich zumalast des ;ali$en zu eilen und ihn von der 4e$ahr0 die ihm drohte0 zu unterrichten. Aerals er schon durch mehrere Stra5en gelau$en 'ar0 $ielen ihm die Worte der 6ee ein0 dieihm gesagt hatte0 'ie schlecht er ei dem ;ali$en angeschrieen sei. Er edachte0 da5man vielleicht seine Angaen verlachen oder als einen ersuch0 sich ei dem

eherrscher von agdad einzuschmeicheln0 ansehen k#nnte0 und so hielt er seine Schrittean und erachtete es $8r das este0 sich au$ sein gutes Sch'ert zu verlassen und den;ali$en pers#nlich aus den Hnden der )uer zu retten.

Er ging daher nicht in ;alum-ecks Haus zur8ck0 sondern setzte sich au$ die Stu$en einer,oschee und 'artete dort0 is die 9acht v#llig angerochen 'ar. Dann ging er am asarvorei in ene Stra5e0 'elche die )uer ezeichnet hatten0 und verarg sich hinter demorsprung eines Hauses. Er mochte unge$hr eine Stunde dort gestanden sein0 als er z'ei,nner langsam die Stra5e herakommen h#rte. An$nglich glaute er0 es seien der ;ali$und der 4ro5'esir0 aer einer der ,nner klatschte in die Hnde0 und sogleich eiltenz'ei andere sehr leise die Stra5e herau$ vom asar her. Sie $l8sterten eine Weile und

trennten sich dann. Drei versteckten sich nicht 'eit von ihm und einer ging au$ der Stra5eau$ und a. Die 9acht 'ar sehr $inster0 aer still0 und so mu5te Said sich einahe ganzallein au$ sein schar$es <hr verlassen.

Wieder 'ar et'a eine hale Stunde vergangen0 als man gegen den asar hin Schrittevernahm. Der )uer mochte sie auch geh#rt haen0 er schlich an Said vor8er demasar zu. Die Schritte kamen nher0 und schon konnte Said einige dunkle 4estaltenerkennen0 als der )uer in die Hnde klatschte0 und in demselen Augenlick st8rztendie drei aus dem Hinterhalt hervor. Die Angegri$$enen mu5ten 8rigens e'a$$net sein0denn er vernahm den ;lang von aneinandergeschlagenen Sch'ertern. Sogleich zog erseine Damaszenerklinge und st8rzte sich mit dem )u$B =9ieder mit den 6einden des

gro5en Harun?@ au$ die )uer0 streckte mit dem ersten Hie einen zu oden und drangdann au$ z'ei andere ein0 die een im egri$$ 'aren0 einen ,ann0 um 'elchen sie einenStrick ge'or$en hatten0 zu ent'a$$nen. Er hie lindlings au$ den Strick ein0 um ihn zuzerschneiden0 aer er tra$ daei einen der )uer so he$tig 8er den Arm0 da5 er ihm dieHand aschlug. Der )uer st8rzte mit $8rchterlichem 4eschrei in die ;nie. /etzt 'andtesich der vierte0 der mit einem anderen ,ann ge$ochten hatte0 gegen Said0 der noch mitdem dritten im ;amp$ 'ar. Aer der ,ann0 um 'elchen man die Schlinge ge'or$enhatte0 sah sich kaum $rei0 als er einen Dolch zog und ihn dem Angrei$enden von der Seitein die rust stie5. Als dies der noch riggelieene sah0 'ar$ er seinen Sel 'eg und$loh.

Said lie nicht lange in +nge'i5heit0 'en er gerettet hatte. Denn der gr#5ere der eiden,nner trat au$ ihn zu und sprachB =Das eine ist so sonderar 'ie das andere - dieserAngri$$ au$ mein 7een oder meine 6reiheit 'ie die unegrei$liche Hil$e und )ettung?Wie 'u5tet ihr0 'er ich in Hat ihr von dem Anschlag dieser ,enschen ge'u5t@

=eherrscher aller 4luigen@0 ant'ortete Said0 =denn ich z'ei$le nicht0 da5 du es ist?(ch ging heute durch die Stra5e El ,alek hinter einigen ,nnern0 deren $remden undgeheimnisvollen Dialekt ich einst gelernt hae. Sie sprachen davon0 dich

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ge$angenzunehmen und den '8rdigen ,ann0 deinen Wesir0 zu t#ten. Weil es nun zu spt'ar0 dich zu 'arnen0 eschlo5 ich0 zu dem latz zu gehen0 'o sie dir au$lauern 'ollten0um dir eizustehen.@

=Danke dir@0 sprach Harun0 =an dieser Sttte ist 8rigens nicht gut 'eilen. 9imm diesen

)ing und komm damit morgen in meinen alast0 'ir 'ollen dann mehr 8er dich unddeine Hil$e reden und sehen0 'ie ich dich am esten elohnen kann? ;omm0 Wesir0 hierist nicht gut leien0 sie k#nnten 'iederkommen?@

Er sprach es und 'ollte den 4ro5'esir $ortziehen0 nachdem er dem /8ngling einen )ingan den 6inger gesteckt hatte. Dieser aer at ihn0 noch ein 'enig zu ver'eilen0 'andtesich um und reichte dem 8erraschten /8ngling einen sch'eren eutel. =/unger ,ann@0sprach er0 =mein Herr0 der ;ali$0 kann dich zu allem machen0 'ozu er 'ill - selst zumeinem 9ach$olger. (ch selst kann 'enig tun0 und 'as ich tun kann0 geschieht esserheute als morgen. Darum nimm diesen eutel? Das soll meinen Dank 8rigens nichtagelten. Soo$t du irgendeinen Wunsch hast0 komm getrost zu mir?@

4anz trunken vor 4l8ck eilte Said nach Hause. Aer hier 'urde er 8el emp$angen.;alum-eck 'urde 8er sein langes Ausleien zuerst un'illig und dann esorgt0 denner dachte0 er k#nnte leicht das sch#ne Aushngeschild seines 4e'#les verlieren. Eremp$ing ihn mit Schmh'orten und tote 'ie ein Wahnsinniger. Aer Said0 der einenlick in den eutel getan und ge$unden hatte0 da5 er lauter 4oldst8cke enthielt0 edachte0da5 er etzt in seine Heimat reisen k#nne auch ohne die 4nade des ;ali$en0 die ge'i5nicht geringer 'ar als der Dank seines Wesirs0 und so lie er ihm kein Wort schuldig0sondern erklrte ihm rund und deutlich0 da5 er keine Stunde lnger ei ihm leien'erde. Am An$ang erschrak ;alum-eck dar8er sehr0 dann aer lachte er h#hnisch undsprachB =Du 7ump und 7andstreicher0 du errmlicher Wicht? Wohin 'illst du denn

deine &u$lucht nehmen0 'enn ich meine Hand von dir aziehe Wo 'illst du ein,ittagessen ekommen und 'o ein 9achtlager@

=Das soll Euch nicht k8mmern0 Herr ;alum-eck@0 ant'ortete Said trotzig. =4ehatEuch 'ohl0 mich seht ihr nicht mehr 'ieder.@

Er sprach es und lie$ zur *8r hinaus0 und ;alum-eck schaute ihm sprachlos vor Staunennach. Am andern ,orgen aer0 nachdem er sich den 6all recht 8erlegt hatte0 schickte erseine ackknechte aus und lie5 8erall nach dem 6l8chtling suchen. 7ange suchten sieumsonst0 endlich aer kam einer zur8ck und sagte0 er hae Said0 den 7adendiener0 auseiner ,oschee kommen und in eine ;ara'anserei gehen sehen. Er sei aer ganz

verndert0 trage ein sch#nes ;leid0 Dolch und Sel und einen prachtvollen *uran.

Als ;alum-eck dies h#rte0 sch'or er und rie$B =estohlen hat er mich und sich davongekleidet. <h0 ich geschlagener ,ann?@ Dann lie$ er zum Au$seher der olizei0 und daman 'u5te0 da5 er ein er'andter von ,essour0 dem <erkmmerer0 'ar0 so 'urde esihm nicht sch'er0 einige olizeidiener von ihm zu erlangen0 um Said zu verha$ten. Saidsa5 vor einer ;ara'anserei und esprach sich ganz ruhig mit einem ;au$mann0 den er dage$unden hatte0 8er eine )eise nach Aleppo0 seiner aterstadt. Da $ielen pl#tzlich einige

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,nner 8er ihn her und anden ihm trotz seiner 4egen'ehr die Hnde au$ den )8kken0Er $ragte sie0 'as sie zu dieser 4e'altttigkeit erechtige0 und sie ant'orteten0 esgeschehe im 9amen der olizei und seines rechtm5igen 4eieters ;alum-eck.&ugleich trat der kleine0 h5liche ,ann herzu0 verh#hnte und verspottete Said0 gri$$ inseine *asche und zog zum Staunen der +mstehenden und mit *riumphgeschrei einen

gro5en eutel mit 4old heraus.

=Seht? Das alles hat er mir nach und nach gestohlen0 der schlechte ,ensch?@ rie$ er0 unddie 7eute sahen mit Ascheu au$ den 4e$angenen und rie$enB =Wie - noch so ung0 sosch#n0 und doch so schlecht? &um 4ericht0 zum 4ericht0 damit er seine Stra$e erhalte?@So schleppten sie ihn $ort0 und ein ungeheurer &ug ,enschen aus allen Stnden schlo5sich an. Sie rie$enB =Seht0 das ist der sch#ne 7adendiener vom asar - er hat seinen Herrn estohlen und ist ent$lohen0 z'eihundert 4oldst8cke hat er gestohlen?@

Der Au$seher der olizei emp$ing den 4e$angenen mit $insterer ,iene. - Said 'olltesprechen0 aer der eamte geot ihm zu sch'eigen und verh#rte nur den kleinen

;au$mann. Er zeigte ihm den eutel und $ragte ihn0 o ihm dieses 4eld gestohlen'orden sei. ;alum-eck esch'or es0 aer sein ,eineid verhal$ ihm z'ar zu dem 4old0doch nicht zu dem sch#nen 7adendiener0 der ihm tausend 4oldst8cke 'ert 'ar0 denn der)ichter sprachB =9ach einem 4esetz0 das mein gro5mchtiger Herr0 der ;ali$0 vor'enigen *agen verschr$t hat0 'ird eder Diestahl0 der hundert 4oldst8cke 8ersteigtund au$ einem asar egangen 'ird0 mit e'iger erannung au$ eine '8ste (nsel estra$t. Dieser Die kommt gerade zur rechten &eit0 er macht die &ahl von z'anzigurschen voll. ,orgen 'erden sie au$ eine arke und au$ die See ge$8hrt.@

Said 'ar in erz'ei$lung0 er esch'or den eamten0 ihn anzuh#renF ihn nur ein Wortmit dem ;ali$en sprechen zu lassen0 aer er $and keine 4nade. ;alum-eck0 der etzt

seinen Sch'ur ereute0 sprach een$alls $8r ihn0 aer der )ichter ant'orteteB =Du hastdein 4old und kannst zu$rieden sein0 gehe nach Hause und verhalte dich ruhig0 sonststra$e ich dich $8r eden Widerspruch mit zehn 4oldst8cken.@ ;alum sch'ieg est8rzt0der )ichter aer 'inkte0 und der ungl8ckliche Said 'urde age$8hrt.

,an rachte ihn in ein $insteres und $euchtes 4e$ngnis. 9eunzehn elende ,enschenlagen dort au$ dem Stroh umher und emp$ingen ihn als ihren 7eidensge$hrten mit rohem4elchter und er'8nschungen gegen den )ichter und den ;ali$en. So schrecklich SaidsSchicksal vor ihm lag0 so $8rchterlich der 4edanke 'ar0 au$ eine '8ste (nsel verannt zu'erden0 so $and er doch noch einigen *rost darin0 schon am $olgenden *ag aus diesemschrecklichen 4e$ngnis erl#st zu 'erden. Aer er tuschte sich sehr0 als er glaute0 sein

&ustand 'erde au$ dem Schi$$ esser sein. (n den untersten )aum0 'o man nicht au$rechtstehen konnte0 'urden die z'anzig errecher hinage'or$ en0 und dort stie5en undschlugen sie sich um die esten ltze.

Die Anker 'urden gelichtet und Said 'einte ittere *rnen0 als das Schi$$0 das ihn vonseinem aterland ent$8hren sollte0 sich zu e'egen an$ing. 9ur einmal am *age teilteman ihnen ein 'enig rot und 6r8chte und einen *runk Wasser aus0 und so dunkel 'ares in dem Schi$$sraum0 da5 man immer 7ichter hinaringen mu5te0 'enn die

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4e$angenen speisen sollten. einahe alle z'ei0 drei *age $and man einen *oten unterihnen0 so ungesund 'ar die 7u$t in diesem Wasserkerker0 und Said 'urde nur durch seine/ugend und seine gute 4esundheit erhalten.

ierzehn *age 'aren sie schon au$ dem Wasser0 als eines *ages die Wellen he$tiger

rauschten und ein unge'#hnliches *reien und )ennen au$ dem Schi$$ entstand.

Said ahnte0 da5 ein Sturm im Anzuge sei - es 'ar ihm sogar angenehm0 denn er ho$$tedann zu steren.

He$tiger 'urde das Schi$$ hin und her ge'or$en0 und endlich sa5 es mit schrecklichem;rachen $est. 4eschrei und 4eheul scholl vom erdeck hera und mischte sich mit demrausen des Sturmes. Endlich 'urde es 'ieder still0 aer zur gleichen &eit entdeckteauch einer der 4e$angenen0 da5 Wasser in das Schi$$ eindringe. Sie pochten an der6allt8r nach oen0 aer man ant'ortete ihnen nicht. Als daher das Wasser immer he$tigereindrang0 drngten sie sich mit vereinten ;r$ten gegen die *8r und sprengten sie au$.

Sie stiegen die *reppe hinau$0 aer oen $anden sie keinen ,enschen mehr. Die ganzeSchi$$smannscha$t hatte sich in oote gerettet. /etzt gerieten die meisten 4e$angenen inerz'ei$lung0 denn der Sturm '8tete immer he$tiger0 das Schi$$ krachte und senkte sich. 9och einige Stunden sa5en sie au$ dem erdeck und hielten ihre letzte ,ahlzeit von denorrten0 die sie im Schi$$ ge$unden hatten. Dann erneuerte sich au$ einmal der Sturm0das Schi$$ 'urde von der ;lippe0 'orau$ es $estsa50 hin'eggerissen und rachzusammen.

Said hatte sich am ,ast angeklammert und hielt ihn0 als das Schi$$ georsten 'ar0 nochimmer $est. Die Wellen 'ar$en ihn hin und her0 aer er hielt sich0 mit den 685en rudernd0

immer 'ieder oen. So sch'amm er in immer'hrender *odesge$ahr eine hale Stunde.Da $iel die ;ette mit dem $ei$chen 'ieder aus seinem 4e'and0 und noch einmal 'ollteer versuchen0 o es nicht t#ne. ,it der einen Hand klammerte er sich $est0 mit der andernsetzte er es an seinen ,und0 lies - ein heller0 klarer *on erscholl0 und augenlicklichlegte sich der Sturm0 und die Wellen gltteten sich0 als htte man Il darau$ gegossen.;aum hatte er sich mit leichterem Atem umgesehen0 o er nicht irgend'o 7and ersphenk#nnte0 als der ,ast unter ihm sich au$ sonderare Weise auszudehnen und zu e'egenan$ing0 und zu seinem nicht geringen Schrecken nahm er 'ahr0 da5 er nicht mehr au$Holz0 sondern au$ einem ungeheuren Delphin ritt. 9ach einigen Augenlicken aerkehrte seine 6assung zur8ck0 und da er sah0 da5 der Delphin z'ar schnell0 aer ruhig undgelassen seine ahn $ortsch'amm0 schrie er seine 'underare )ettung dem silernen

$ei$chen und der g8tigen 6ee zu und rie$ seinen $eurigsten Dank in die 78$te.

$eilschnell trug ihn sein 'underares $erd durch die Wogen0 und ehe es Aend 'urde0sah er 7and und erkannte einen reiten 6lu50 in 'elchen der Delphin auch gleich einog.Stromau$'rts ging es langsamer0 und um nicht verschmachten zu m8ssen0 nahm Said0der sich aus alten &auergeschichten erinnerte0 'ie man zauern mu5te0 das $ei$chenheraus0 p$i$$ laut und herzha$t und '8nschte sich dann ein gutes ,ahl. Sogleich hielt der6isch still0 und aus dem Wasser tauchte ein *isch0 so trocken0 als o er acht *age in der

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Sonne gestanden htte0 und reich esetzt mit k#stlichen Speisen. Said gri$$ 'eidlich zu0denn seine ;ost 'hrend der 4e$angenscha$t 'ar schmal und elend ge'esen0 und als ersich hinlnglich gesttigt hatte0 sagte er Dank0 der *isch tauchte nieder0 er aer stie5 denDelphin in die Seite0 und sogleich sch'amm dieser 'eiter den 6lu5 hinau$.

Die Sonne $ing schon an zu sinken0 als Said in dunkler 6erne eine gro5e Stadt erlickte0deren ,inaretts ihm hnlichkeit mit denen von agdad zu haen schienen. Der 4edankean agdad 'ar ihm nicht sehr angenehm0 aer sein ertrauen au$ die g8tige 6ee 'ar sogro50 da5 er $est glaute0 sie 'erde ihn nicht'ieder in die Hnde des schndlichen;alum-eck $allenlassen. &ur Seite - et'a eine ,eile von der Stadt und nahe am 6lu5 -erlickte er ein prachtvolles 7andhaus0 und zu seiner gro5en er'underung lenkte der6isch zu diesem Hause hin.

Au$ dem Dach des Hauses standen mehrere sch#n gekleidete ,nner0 und am +$er sahSaid eine gro5e ,enge Diener0 und alle schauten nach ihm und schlugen vorer'underung die Hnde zusammen. An einer ,armortreppe0 die vom Wasser nach dem

7ustschlo5 hinau$$8hrte0 hielt der Delphin an0 und kaum hatte Said einen 6u5 au$ die*reppe gesetzt0 so 'ar auch schon der 6isch spurlos versch'unden. &ugleich eilteneinige Diener die *reppe hina und aten im 9amen ihres Herrn0 zu ihmhinau$zukommen0 und oten ihm trockene ;leider an. Er kleidete sich schnell um und$olgte dann den Dienern au$ das Dach0 'o er drei ,nner $and0 von 'elchen der gr#5teund sch#nste ihm $reundlich und huldvoll entgegenkam. =Wer ist du0 'underarer6remdling@0 sprach er0 =der du die 6ische des ,eeres zhmst und sie links und rechtsleitest 'ie der este )eiter sein Streitro5 ist du ein &auerer oder ein ,ensch 'ie'ir@

=Herr?@ ant'ortete Said0 =mir ist es in den letzten Wochen schlecht ergangen0 'enn (hr

aer ergn8gen daran $indet0 so 'ill ich Euch erzhlen?@ +nd nun ho er an und erzhlteden drei ,nnern seine 4eschichte von dem Augenlick an0 'o er seines aters Hausverlassen hatte0 is zu seiner 'underaren )ettung. - <$t 'urde er von ihnen mit &eichendes Staunens und der er'underung unterrochen0 aer als er geendet hatte0 sprach derHerr des Hauses0 der ihn so $reundlich emp$angen hatteB =(ch traue deinen Worten0 Said?Aer du erzhltest uns0 da5 du im Wettkamp$ eine ;ette ge'onnen haest und da5 dirder ;ali$ einen )ing geschenkt - kannst du uns diese 'ohl zeigen@

=Hier au$ meinem Herzen hae ich eides ver'ahrt@0 sprach der /8ngling0 =und nur mitmeinem 7een htte ich so teure 4eschenke hergegeen0 denn ich achte es $8r dieruhmvollste und sch#nste *at0 da5 ich den gro5en ;ali$en aus den Hnden seiner ,#rder

 e$reite?@ &ugleich zog er ;ette und )ing hervor und 8erga eides den ,nnern.=eim art des ropheten0 er ist>s0 es ist mein )ing?@ rie$ der hohe0 sch#ne ,ann.=4ro5'esir0 la5 uns ihn umarmen0 denn hier steht unser )etter?@ Said 'ar es 'ie ein*raum0 als diese z'ei ihn umarmten0 aer alsald 'ar$ er sich nieder und sprachB=erzeihe0 eherrscher der 4luigen0 da5 ich so vor dir gesprochen hae0 denn du istkein anderer als Harun Al-)aschid0 der gro5e ;ali$ von agdad?@

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=Der in ich und dein 6reund@0 ant'ortete Harun0 =und von dieser Stunde an sollen sichalle deine tr8en Schicksale 'enden. 6olge mir nach agdad0 leie in meiner+mgeung und sei einer meiner vertrautesten eamten0 denn 'ahrlich0 du hast in ener 9acht gezeigt0 da5 dir Harun nicht gleichg8ltig ist0 und nicht eden meiner treuestenDiener m#chte ich au$ die gleiche roe stellen?@

Said dankte dem ;ali$en. Er versprach ihm0 au$ immer ei ihm zu leien0 'enn er zuvoreine )eise zu seinem ater0 der in gro5en Sorgen um ihn sein m8sse0 gemacht haen'erde0 und der ;ali$ $and dies recht und illig. Sie setzten sich ald zu $erde und kamennoch vor Sonnenuntergang in agdad an. Der ;ali$ lie5 Said eine lange )eihe prachtvollgeschm8ckter &immer in seinem alast an'eisen und versprach ihm 8erdies0 eineigenes Haus $8r ihn erauen zu lassen.

Au$ die erste ;unde von diesem Ereignis eilten die alten Wa$$enr8der Saids0 der ruderdes ;ali$en und der Sohn des 4ro5'esirs0 herei. Sie umarmten ihn als )etter dieserteuren ,nner und aten ihn0 er m#ge ihr 6reund 'erden. Aer sprachlos vor Erstaunen

'urden sie0 als er sagteB =Euer 6reund in ich lngst -@0 als er die ;ette0 die er als;amp$preis erhalten hatte0 hervorzog und sie an dies und enes erinnerte. Sie hatten ihnimmer nur sch'arzraun und mit langem art gesehen0 und erst0 als er erzhlte0 'ie und'arum er sich entstellt hatte0 als er zu seiner )echt$ertigung stump$e Wa$$enhereiringen lie50 mit ihnen $ocht und ihnen den e'eis ga0 da5 er Almansor der*ap$ere sei0 erst dann umarmten sie ihn mit /uel von neuem und priesen sich gl8cklich0einen solchen 6reund zu haen.

Am $olgenden *ag0 als Said een mit dem 4ro5'esir ei Harun sa50 trat ,essour0 der<erkmmerer0 herein und sprachB =eherrscher der 4luigen0 so es sein kann0 m#chteich dich um eine 4nade itten?@

=(ch 'ill zuvor h#ren@0 ant'ortete Harun.

=Drau5en steht mein leilicher etter ;alum-eck0 ein er8hmter ;au$mann au$ demasar@0 sprach er. =Der hat einen sonderaren Handel mit einem ,ann aus Aleppo0dessen Sohn ei ;alum-eck diente0 nachher gestohlen hat0 dann entlau$en ist0 undniemand 'ei50 'ohin. 9un 'ill aer der ater seinen Sohn von ;alum haen. +nd dieserhat ihn doch nicht? Er '8nscht daher und ittet um die 4nade0 du m#chtest ;ra$t deinergro5en Erleuchtung und Weisheit )echt sprechen z'ischen dem ,ann aus Aleppo undihm.@

=(ch 'ill richten@0 er'iderte der ;ali$. =(n einer halen Stunde m#ge dein Herr ettermit seinem 4egner in den 4erichtssaal treten?@

Als ,essour dankend gegangen 'ar0 sprach HarunB =Das ist niemand anders als deinater0 Said0 und da ich nun gl8cklicher'eise alles0 'ie es ist0 er$ahren hae0 'ill ichrichten 'ie Salomo. Du0 Said0 verirgst dich hinter dem orhang meines *hrones0 is ichdich ru$e0 und du0 4ro5'esir0 l5t mir sogleich den schlechten und voreiligenolizeirichter holen? ich 'erde ihn im erh#r rauchen.@

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Sie taten eide0 'ie er e$ohlen. Saids Herz pochte strker0 als er seinen ater leich undagehrmt0 mit 'ankenden Schritten in den 4erichtssaal treten sah0 und ;alum-ecks$eines0 zuversichtliches 7cheln0 'omit er zu seinem etter <erkmmerer $l8sterte0machte ihn so grimmig0 da5 er gerne hinter dem orhang hervor au$ ihn losgest8rzt 're.Denn seine gr#5ten 7eiden und ;8mmernisse hatte er diesem schlechten ,enschen zu

danken.

Es 'aren viele ,enschen im Saal0 die den ;ali$en )echt sprechen h#ren 'ollten. Der4ro5'esir geot0 nachdem der Herrscher von agdad au$ seinem *hron latz genommenhatte0 Stille und $ragte0 'er hier als ;lger vor seinem Herrn erscheine.

;alum-eck trat mit $recher Stirne vor und sprachB =or einigen *agen stand ich vor der*8r meines 4e'#les au$ dem asar0 als ein Ausru$er0 einen eutel in der Hand unddiesen ,ann hier neen sich0 durch die uden schritt und rie$B CEinen eutel 4old dem0der Auskun$t geen kann 8er Said aus Aleppo?C Deser Said 'ar in meinen Dienstenge'esen0 und ich rie$ daherB Cierher0 6reund0 ich kann den eutel verdienen?CDieser

,ann0 der etzt so $eindlich gegen mich ist0 kam $reundlich und $ragte0 'as ich '85te.(ch ant'orteteB Chr seid 'ohl enezar0 der aterC+nd als er dies $reudig eahte0erzhlte ich ihm0 'ie ich den ungen ,enschen in der W8ste ge$unden0 gerettet undgep$legt und nach agdad geracht hatte. (n der 6reude seines Herzens schenkte er mirden eutel. Aer h#rt diesen unsinnigen ,enschen? Wie ich ihm nun 'eitererzhle0 da5sein Sohn ei mir gedient hae0 da5 er schlechte Streiche macht0 gestohlen hae unddavongegangen sei0 'ill er es nicht glauen0 hadert schon seit einigen *agen mit mir0$ordert seinen Sohn und sein 4eld von mir zur8ck - und eides kann ich nicht geen0denn das 4eld ge8hrt mir $8r die 9achricht0 die ich ihm ga0 und seinen ungeratenenurschen kann ich nicht hereischa$$en?@

/etzt sprach auch enezar. Er schilderte seinen Sohn0 'ie edel und tugendha$t er sei undda5 er nie so schlecht sein k#nnte zu stehlen. Er $orderte den ;ali$en au$0 streng zuuntersuchen.

=(ch ho$$e@0 sprach Harun0 =du hast0 'ie es $licht ist0 den Diestahl angezeigt0 ;alum-eck@

=Ei $reilich@0 rie$ ener lchelnd. =or den olizeirichter hae ich ihn ge$8hrt.@

=,an ringe den olizeirichter?@ e$ahl der ;ali$.

&um allgemeinen Erstaunen erschien dieser sogleich 'ie durch &auer hereigeracht.Der ;ali$ $ragte ihn0 o er sich dieses Handels erinnere0 und dieser gestand den 6all zu.

=Hast du den ungen ,enschen verh#rt0 hat er den Diestahl eingestanden@ -$ragteHarun.

=9ein0 er 'ar sogar so verstockt0 da5 er niemand als Euch selst gestehen 'ollte@0er'iderte der )ichter.

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=Aer ich erinnere mich nicht0 ihn gesehen zu haen@0 sagte der ;ali$.

=Ei0 'arum auch? Da m85te ich a alle *age einen ganzen Hau$en solches 4esindel zuEuch schicken0 die Euch sprechen 'ollen?@

=Du 'ei5t0 da5 mein <hr $8r eden o$$en ist@0 ant'ortete Harun0 =aer 'ahrscheinlich'aren die e'eise $8r den Diestahl so klar0 da5 es nicht n#tig 'ar0 den ungen,enschen vor mein Angesicht zu ringen? Du hattest 'ohl &eugen0 da5 das 4eld0 das dirgestohlen 'urde0 dir geh#rte0 ;alum@

=&eugen@ $ragte dieser erleichend0 =nein0 &eugen hatte ich nicht0 und (hr 'i5t a0eherrscher der 4luigen0 da5 ein 4oldst8ck aussieht 'ie das andere? Woher konnte ichdenn &eugen nehmen0 da5 gerade diese hundert St8ck in meiner ;asse $ehlten@

=Woran erkanntest du denn0 da5 ene Summe dir geh#rte@ $ragte der ;ali$. =An demeutel0 in 'elchem sie 'ar@0 er'iderte ;alum.

=Hast du den eutel hier@ $orschte ener 'eiter.

=Hier ist er@0 sprach der ;au$mann0 zog einen eutel hervor und reichte ihn dem4ro5'esir0 damit er ihn dem ;ali$en gee.

Doch dieser rie$ mit verstelltem ErstaunenB =eim art des ropheten? Der eutel solldein sein0 du Hund ,ir geh#rt der eutel0 und ich ga ihn0 mit hundert 4oldst8ckenge$8llt0 einem raven ungen ,ann0 der mich aus einer gro5en 4e$ahr e$reite?@

=;annst du darau$ sch'#ren@ $ragte der ;ali$.

=So ge'i50 als ich einst ins aradies kommen 'ill@0 ant'ortete der Wesir0 denn meine*ochter hat ihn selst ver$ertigt?@

=Ei0 ei?@ rie$ Harun0 =so 'urdest du also $alsch erichtet0 olizeirichter? Warum hast dudenn geglaut0 da5 der eutel diesem ;au$mann geh#re@

=Er hat gesch'oren@0 sagte der olizeirichter $urchtsam.

=So hast du $alsch gesch'oren?@ donnerte der ;ali$ den ;au$mann an0 der erleichendund zitternd vor ihm stand.

=Allah0 Allah?@ rie$ ener. =(ch 'ill ge'i5 nichts gegen den Herrn 4ro5'esir sagen0 er istein glau'8rdiger ,ann0 aer ach? der eutel geh#rt doch mir0 und der nichts'8rdigeSaid hat ihn gestohlen? *ausend *oman 'ollte ich geen0 'enn er etzt zur Stelle 're.@

=Was hast du denn mit diesem Said ange$angen@ $ragte der ;ali$. =Sag an0 'ohin manschicken mu50 damit er vor mir ein ekenntnis alege?@

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=(ch hae ihn au$ eine '8ste (nsel geschickt@0 sprach der olizeirichter.

=< Said? ,ein Sohn0 mein Sohn?@ rie$ der ungl8ckliche ater und 'einte. =So hat er diralso das errechen ekannt@ $ragte Harun.

Der olizeirichter erleichte. Er rollte seine Augen hin und her0 und endlich sprach erB=Wenn ich mich noch recht erinnern kann - a.@

=Du 'ei5t es also nicht ge'i5@ $uhr der ;ali$ mit schrecklicher Stimme $ort. =So'ollen 'ir ihn selst $ragen? *ritt hervor0 Said0 und du0 ;alum-eck0 zahlst vor allemtausend 4oldst8cke0 'eil er etzt hier zur Stelle ist?@

;alum und der olizeirichter glauten ein 4espenst zu sehen. Sie st8rzten nieder undrie$enB =4nade? 4nade?@ enezar0 vor 6reude hal ohnmchtig0 eilte in die Arme seinesverlorenen Sohnes. Aer mit eiserner Strenge $ragte etzt der ;ali$B =olizeirichter0 hiersteht Said0 hat er gestanden@

=9ein0 nein?@ heulte der olizeirichter0 =ich hae nur ;alums &eugnis geh#rt0 'eil er einangesehener ,ann ist.@

=Hae ich dich darum als )ichter 8er alle estellt0 da5 du nur den ornehmen h#rst@rie$ Harun Al-)aschid mit edlem &orn. =Au$ zehn /ahre veranne ich dich au$ eine '8ste(nsel mitten im ,eer0 da kannst du 8er 4erechtigkeit nachdenken. +nd du0 elender,ensch0 der du Sterende rettest0 nicht um sie zu retten0 sondern um sie zu deinenSklaven zu machen - du zahlst0 'ie schon gesagt0 tausend *omans0 'eil du sieversprochen hast0 'enn Said kme0 um $8r dich zu zeugen.@

;alum $reute sich0 so 'ohl$eil aus dem #sen Handel zu kommen0 und 'ollte een demg8tigen ;ali$en danken. Doch dieser $uhr $ortB =68r den $alschen Eid 'egen der hundert4oldst8cke ekommst du hundert Hiee au$ die 6u5sohlen. 6erner hat Said zu 'hlen0o er dein ganzes 4e'#le und dich als 7asttrger nehmen 'ill oder o er mit zehn4oldst8cken $8r eden *ag0 'elchen er dir diente0 zu$rieden ist?@

=7a5t den Elenden lau$en0 ;ali$?@ rie$ der /8ngling0 =ich 'ill nicht0 'as ihm geh#rt.@

=9ein@0 ant'ortete Harun0 =ich 'ill0 da5 du entschdigt 'irst. (ch 'hle $8r dich diezehn 4oldst8cke $8r den *ag0 und du kannst erechnen0 'ieviel *age du in seinen ;lauen'arst. etzt $ort mit diesem Elenden?@

Sie 'urden age$8hrt0 und der ;ali$ $8hrte enezar und Said in einen andern Saal. Dorterzhlte er ihm selst seine 'underare )ettung durch Said und 'urde nur zu'eilendurch das 4eheul ;alum-ecks unterrochen0 dem man soeen im Ho$ seine hundert4oldst8cke au$ die 6u5sohlen zhlte.

Der ;ali$ lud enezar ein0 mit Said ei ihm in agdad zu leen. Er sagte zu und reistenur noch einmal nach Hause0 um sein gro5es erm#gen azuholen. Said aer lete in

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dem alast0 den ihm der dankare ;ali$ eraut hatte0 'ie ein 68rst. Der ruder des;ali$en und der Sohn des 4ro5'esirs 'aren seine 4esellscha$ter0 und es 'ar in agdadzum Sprich'ort ge'ordenB (ch m#chte so gut und so gl8cklich sein als Said0 der Sohnenezars.

=ei solcher +nterhaltung kme mir kein Schla$ in die Augen0 'enn ich auch z'ei0 dreiund mehrere 9chte 'achleien m85te@0 sagte der &irkelschmied0 als der /ger geendethatte. =+nd schon o$t hae ich dies e'hrt ge$unden. So 'ar ich in $r8herer &eit eieinem 4lockengie5er als 4eselle. Der ,eister 'ar ein reicher ,ann und kein 4eizhals.Aer eendarum 'underten 'ir uns nicht 'enig0 als 'ir einmal eine gro5e Areit hatten0und er0 ganz gegen seine 4e'ohnheit0 so knickrig als m#glich erschien. Es 'urde eine4locke $8r die neue ;irche gegossen0 und 'ir ungen und 4esellen mu5ten die ganze 9acht am Herd sitzen und das 6euer h8ten. Wir glauten nicht anders0 als der ,eister'erde ein 65chen anstechen und uns den esten Wein vorsetzen. Aer nicht also? Erlie5 nur ede Stunde einen +mtrunk tun und $ing an0 von seiner Wanderscha$t und vonseinem 7een allerlei 4eschichten zu erzhlen. Dann kam die )eihe an den <ergesellen

und so der )eihe nach0 und keiner von uns 'urde schl$rig0 denn egierig horchten 'iralle zu. Da erkannten 'ir die 7ist des ,eisters0 da5 er uns durch )eden hatte 'achhalten'ollen. Denn als die 4locke $ertig 'ar0 schonte er seinen Wein nicht und holte nach0 'aser 'eise in ener 9acht versumte.@

=Das 'ar ein vern8n$tiger ,ann@0 er'iderte der Student. =4egen den Schla$ - das istge'i5 - hil$t nichts als )eden. Darum m#chte ich diese 9acht nicht allein leien0 'eilich mich gegen el$ +hr des Schla$es nicht er'ehren. k#nnte.@

=Das haen auch die auersleute 'ohl edacht@0 sagte der /ger. =Wenn die 6rauen und,dchen an den langen Winteraenden ei 7icht spinnen0 so leien sie nicht einsam zu

Hause 'eil sie da 'ohl mitten in der Areit einschlie$en0 sondern sie kommen zusammenin den sogenannten 7ichtstuen0 setzen sich in gro5er 4esellscha$t an die Areit underzhlen.@

=/a@0 $iel der 6uhrmann ein0 =da geht es o$t recht greulich zu0 da5 man sich ordentlich$8rchten k#nnte. Denn sie erzhlen von $eurigen 4eistern0 die au$ der Wiese gehen0 von;oolden0 die nachts in den ;ammern poltern0 und von 4espenstern0 die ,enkhen undieh ngstigen.@

=Da haen sie nun $reilich nicht die este +nterhaltung@0 entgegenete der Student0 =,ir -ich gestehe es - ist nichts so verha5t als 4espenstergeschichten.@

=Ei0 da denke ich gerade das 4egenteil?@ rie$ der &irkelschmied. =,ir ist es recht ehaglich ei einer rechten Schauergeschichte. Es ist 'ie eim )egen'etter0 'enn manunter dem Dach schl$t. ,an h#rt die *rop$en tick-tack0 tick-tack au$ die &iegelherunterrauschen und $8hlt sich recht 'arm im *rokkenen? So0 'enn man ei 7icht undin 4esellscha$t von 4espenstern h#rt0 $8hlt man sich sicher und ehaglich.@

=Aer nachher@ sagte der Student. =Wenn einer zugeh#rt hat0 der dem lcherlichen

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4lauen an 4espenster ergeen ist0 'ird er sich nicht grauen0 'enn er allein ist und imDunklen Wird er nicht an alles das Schauerliche denken0 'as er geh#rt hat (ch kannmich noch heute 8er diese 4espenstergeschichten rgern0 'enn ich an meine ;indheitdenke? (ch 'ar ein munterer0 au$ge'eckter unge und mochte vielleicht et'as unruhigersein0 als meiner Amme lie 'ar. Da 'u5te sie nun kein anderes ,ittel0 mich zum

Sch'eigen zu ringen0 als mich $8rchten zu machen. Sie erzhlte mir allerlei schauerliche4eschichten von He:en und #sen 4eistern0 die im Hause spuken sollten0 und 'enn eine;atze au$ dem oden ihr Wesen trie0 $l8sterte sie mir ngstlich zuB CH#rst du0S#hnchen /etzt geht er 'ieder treppau$0 treppa0 der tote ,ann. Er trgt seinen ;op$unterm Arm0 aer seine Augen glnzen doch 'ie 7aternen. ;rallen hat er statt der 6inger0und 'enn er einen im Dunkeln er'ischt0 dreht er ihm den Hals um?C@

Die ,nner lachten 8er diese 4eschichten0 aer der Student $uhr $ortB =(ch 'ar zu ung0als da5 ich htte einsehen k#nnen0 dies alles sei un'ahr und er$unden. (ch $8rchtete michnicht vor dem gr#5ten /agdhund0 'ar$ eden meiner 4espielen in den Sand. Aer 'ennich ins Dunkle kam0 dr8ckte ich vor Angst die Augen zu0 denn ich glaute0 etzt 'erde

der tote ,ann heranschleichen. Es ging so 'eit0 da5 ich nicht mehr allein und ohne 7ichtaus der *8r gehen 'ollte0 'enn es dunkel 'ar0 und 'ie o$t hat mich mein ater nachhergez8chtigt0 als er diese +nart emerkte? Aer lange &eit konnte ich diese kindische6urcht nicht los'erden0 und allein meine t#richte Amme trug die Schuld.@

=/a0 das ist ein gro5er 6ehler@0 emerkte der /ger0 ='enn man die kindlichen 4edankenmit solchem Aer'itz $8llt? (ch kann euch versichern0 da5 ich rave0 eherzte ,nnergekannt hae0 /ger0 die sich sonst vor drei 6einden nicht $8rchteten - 'enn sie nachts imWald au$s Wild lauern sollten oder au$ Wilddiee0 da gerach es ihnen pl#tzlich an ,ut.Denn sie sahen einen aum $8r ein schreckliches 4espenst0 einen usch $8r eine He:eund ein paar 4l8h'8rmchen $8r die Augen eines +nget8ms an0 das im Dunkel au$ sie

lauere.@

=+nd nicht nur $8r ;inder@0 entgegnete der Student0 =halte ich +nterhaltungen dieser Art$8r h#chst schdlich und t#richt0 sondern auch $8r eden - denn 'elcher vern8n$tige,ensch 'ird sich 8er das *reien von Wesen unterhalten0 die eigentlich nur im Hirneines *oren 'irklich sind Dort spukt es0 sonst nirgends? Doch am schdlichsten sinddiese 4eschichten $8r das 7andvolk. Dort glaut man $est und una'eichlich an*orheiten dieser Art0 und dieser 4laue 'ird in den Spinnstuen und in der Schenkegenhrt0 'o sie sich eng zusammensetzen und mit $urchtsamer Stimme dieallergreulichsten 4eschichten erzhlen.@

=/a Herr@0 er'iderte der 6uhrmann0 =(hr m#gt nicht unrecht haen. Schon manches+ngl8ck ist durch solche 4eschichten entstanden0 ist a doch sogar meine eigeneSch'ester dadurch elendiglich ums 7een gekommen.@

=Wie das An solchen 4eschichten@ rie$en die ,nner erstaunt.

=/a'ohl0 an solchen 4eschichten@0 sprach ener 'eiter. An dem Dor$0 'o unser ater'ohnte0 ist es auch Sitte0 da5 die 6rauen und ,dchen an den Winteraenden zum

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Spinnen zusammenkommen. Die ungen urschen kommen dann auch und erzhlenmancherlei. So kam es eines Aends0 da5 man von 4espenstern und Erscheinungensprach0 und die ungen urschen erzhlten von einem alten ;rmer0 der schon vor zehn/ahren gestoren sei0 aer im 4ra keine )uhe $inde. /ede 9acht 'er$e er die Erde vonsich a0 steige aus dem 4ra0 schleiche langsam und hustend0 'ie er im 7een getan0

nach seinem 7aden und 'iege dort &ucker und ;a$$ee a0 indem er vor sich hinmurmeleB

CDrei ierling0 drei ierling um ,itternacht

Haen ei *ag ein $und gemacht.C

,eine Sch'ester schmte sich0 von den anderen verlacht zu 'erden0 darum sagte sieBC<h? Das ist mir ein leichtes. Was 'ollt ihr denn $8r eine lume0C

CEs l8ht im ganzen Dor$ keine 'ei5e )ose als dort. Darum ring uns einen Strau5 von

diesenC0 ant'ortete eine ihrer 6reundinnen. Sie stand au$ und ging0 und alle ,nnerloten ihren ,ut0 aer die 6rauen sch8ttelten den ;op$ und sagtenB CWenn es nur gutalu$t?C ,eine Sch'ester ging zum ;irchho$ zu. Sie stieg 8er manchen 4rah8gel'eg0 den sie kannte0 und ihr Herz 'urde ang und immer anger0 e nher sie zu;thchens 'ei5en )osen und zum 4ra des gespenstischen ;rmers kam.

iele ehaupteten0 ihn gesehen zu haen0 und die ,dchen und Weier $ingen an0 sichzu $8rchten. ,eine Sch'ester aer0 ein ,dchen von sechzehn /ahren0 'ollte kl8ger seinals die anderen und sagteB CDas glaue ich alles nicht? Wer einmal tot ist0 kommt nicht'ieder.C Sie sagte es0 aer leider ohne erzeugung0 denn sie hatte sich schon o$tge$8rchtet. Da sagte einer von den ungen 7eutenB CWenn du dies glaust0 so 'irst du

dich auch nicht vor ihm $8rchten. Sein 4ra ist nur z'ei Schritte von ;thchens0 dieletzthin gestoren ist. Wage es einmal0 gehe au$ den ;irchho$0 p$l8cke von ;thchens4ra eine lume und ringe sie uns0 dann 'ollen 'ir glauen0 da5 du dich vor dem;rmer nicht $8rchtest?C

/etzt 'ar sie da. &itternd kniete sie nieder und knickte die lumen a. Da glaute sieganz in der 9he ein 4erusch zu vernehmen. Sie sah sich um z'ei Schritte von ihr $logdie Erde von einem 4ra hin'eg0 und langsam richtete sich eine 4estalt daraus empor.Es 'ar ein alter0 leicher ,ann mit einer 'ei5en Schla$m8tze au$ dem ;op$. ,eineSch'ester erschrak. Sie schaute noch einmal hin0 um sich zu 8erzeugen0 o sie rechtgesehen. Als aer der im 4ra mit nselnder Stimme an$ing zu sprechenB C4uten Aend0

/ung$er0 'oher so sptC da er$a5te sie ein 4rauen des *odes. Sie ra$$te sich au$0 sprang8er die 4rer hin nach enem Hause0 erzhlte einahe atemlos0 'as sie gesehen hatte0und 'urde so sch'ach0 da5 man sie nach Hause tragen mu5te. Was n8tzte es uns0 da5 'iram andern *ag er$uhren0 da5 es der *otengrer ge'esen 'ar0 der dort ein 4ra gemachtund zu meiner armen Sch'ester gesprochen hatte Sie ver$iel0 noch ehe sie dies er$ahrenkonnte0 in ein hitziges 6ieer0 an 'elchem sie nach drei *agen star. Die )osen zu ihrem*otenkranz hatte sie sich selst gerochen.@

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Der 6uhrmann sch'ieg0 und eine *rne hing in seinen Augen. Die anderen aer sahenihn teilnehmend an.

=So hat das arme ;ind auch an diesem ;#hlerglauen steren m8ssenz@0 sagte der unge4oldareiter. =,ir $llt da eine Sage ein0 die ich euch 'ohl erzhlen m#chte und die

leider mit einem solchen *rauer$all zusammenhngtB

D(E HIH7E <9 S*EE96<77

Au$ einer der 6elseninseln Schottlands leten vor vielen /ahren z'ei 6ischer ingl8cklicher Eintracht. Sie 'aren eide unverheiratet0 hatten auch sonst keineAngeh#rigen0 und ihre gemeinsame Areit - ogleich verschieden ange'endet -nhrte sie eide. (m Alter kamen sie einander ziemlich nahe0 aer von erson und 4em8tsartglichen sie einander nicht mehr als ein Adler und ein Seekal.

;aspar Strump$ 'ar ein kurzer0 dicker ,ensch mit einem reiten0 $etten

ollmondgesicht und gutm8tig lachenden Augen0 denen 4ram und Sorge $remd zu seinschienen. Er 'ar nicht nur $ett0 sondern auch schl$rig und $aul0 und ihm $ielen daher dieAreiten des Hauses0 ;ochen und acken0 das Stricken der 9etze zum eigenen 6isch$angund zum erkau$0 auch ein gro5er *eil der estellung ihres kleinen 6eldes anheim. 4anzdas 4egenteil 'ar sein 4e$hrte. 7ang und hager0 mit k8hner Haichtsnase und schar$enAugen0 'ar er als der ttigste und gl8cklichste 6ischer0 der unternehmendste ;letterernach #geln und Daunen - der $lei5igste 6eldareiter au$ den (nseln und daei als dergeldgierigste Hndler au$ dem ,arkt zu ;irch'all ekannt. Aer da seine Waren gut undsein 7eens'andel $rei von etrug 'ar0 so handelte eder gern mit ihm0 und Wilm 6alke- so nannten ihn seine 7andsleute - und ;aspar Strump$0 mit 'elchem ersterer trotz seinerHasucht gern seinen sch'er errungenen 4e'inn teilte0 hatten nicht nur gen8gend

 9ahrung0 sondern 'aren au$ gutem Wege0 einen ge'issen 4rad von Wohlhaenheit zuerlangen. Aer Wohlhaenheit allein 'ar es nicht0 'as 6alkes has8chtigem 4em8tzusagte. Er 'ollte reich0 sehr reich 'erden0 und da er ald einsehen lernte0 da5 au$ demge'#hnlichen Wege des 6lei5es das )eich'erden nicht sehr schnell vor sich ging0 sover$iel er zuletzt au$ den 4edanken0 er m85te seinen )eichtum durch irgendeinenau5erordentlichen 4l8ckszu$all erlangen. +nd da nun einmal dieser 4edanke von seinemhe$tigen 4eist esitz genommen hatte0 $and er $8r nichts anderes )aum darin und $ing an0mit ;aspar Strump$ davon als von einer ge'issen Sache zu reden. Dieser0 dem alles0 'as6alke sagte0 als Evangelium galt0 erzhlte es seinen 9acharn. ald verreitete sich das4er8cht0 6alke htte sich ent'eder 'irklich dem #sen $8r 4old verschrieen oder dochein Anerieten dazu von dem 68rsten der +nter'elt ekommen.

An$angs verlachte 6alke diese 4er8chte0 aer allmhlich ge$iel er sich in dem 4edanken0da5 irgendein 4eist ihm einmal einen Schatz verraten k#nne0 und er 'idersprach nichtlnger0 'enn ihn seine 7andsleute damit au$zogen. Er trie z'ar immer noch sein4esch$t $ort0 aer mit 'eniger Ei$er0 und verlor o$t einen gro5en *eil der &eit0 die ersonst mit 6isch$ang oder anderen n8tzlichen Areiten zuzuringen p$legte0 inz'ecklosem Suchen irgendeines Aenteuers0 'odurch er pl#tzlich reich 'erden sollte.Auch 'ollte es sein +ngl8ck0 da50 als er eines *ages am einsamen +$er stand und in

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unestimmter Ho$$nung au$ das e'egte ,eer hinauslickte0 als solle ihm von dorthersein gro5es 4l8ck kommen0 eine gro5e Welle unter einer ,enge losgerissenen ,oosesund 4esteins eine gele ;ugel - eine ;ugel von 4old - zu seinen 685en rollte.

Wilm stand 'ie ezauert. So 'aren denn seine Ho$$nungen nicht leere *rume

ge'esen? Das ,eer hatte ihm 4old0 sch#nes0 reines 4old geschenkt0 'ahrscheinlich dieerreste eines sch'eren arrens0 'elchen die Wellen au$ dem ,eeresgrund is zur4r#5e einer 6lintenkugel agerieen hatten. +nd nun stand es klar vor seiner Seele0 da5vor /ahres$rist hier irgend'o an dieser ;8ste ein reich eladenes Schi$$ gescheitert seinm8sse und da5 er dazu ersehen sei0 die im Scho5e des ,eeres egraenen Schtze zuheen. Dies 'urde von nun an sein einziges Streen. Seinen 6und sorg$ltig0 selst vorseinem 6reunde verergend0 damit nicht auch andere seiner Entdeckung au$ die Spurkmen0 versumte er alles und rachte *age und 9chte an dieser ;8ste zu0 'o er nichtsein 9etz nach 6ischen0 sondern eine eigens dazu ver$ertigte Schau$el nach 4old aus'ar$.Aer er $and nichts als Armut0 denn er selst verdiente nichts mehr0 und ;asparsschl$rige em8hungen reichten nicht hin0 sie eide zu ernhren.

(m Suchen gr#5erer Schtze versch'and nicht nur das ge$undene 4old0 sondernallmhlich auch das ganze Eigentum der /unggesellen. Aer so 'ie $r8her Strump$stillsch'eigend 6alke hatten den esten *eil seiner 9ahrung er'eren lassen0 so ertrug eres auch etzt sch'eigend und ohne ,urren0 da5 die z'ecklose *tigkeit desselen sieihm etzt entzog. +nd gerade dieses san$tm8tige Dulden seines 6reundes 'ar es0 'as enen nur noch mehr anspornte0 sein rastloses Suchen nach )eichtum 'eiter $ortzusetzen.Was ihn aer noch ttiger machte0 'ar0 da50 soo$t sich zur )uhe legte und seine Augensich zum Schlummer schlossen0 et'as ihm ein Wort ins <hr raunte0 das er z'ar sehrdeutlich zu vernehmen glaute und das ihm edesmal dassele schien0 das er aer niemals ehalten konnte? &'ar 'u5te er nicht0 'as dieser +mstand - so sonderar er auch 'ar -

mit seinem Streen zu tun haen k#nnte0 aer au$ ein 4em8t 'ie das Wilm 6alkes mu5tealles 'irken0 und auch dies geheimnisvolle 6l8stern estrkte ihn in dem 4lauen0 da5ihm ein gro5es 4l8ck estimmt sei0 das er nur in einem 4oldhau$en zu $inden ho$$te.

Eines *ages 8erraschte ihn ein Sturm an dem +$er0 'o er den 4oldarren ge$undenhatte0 und die He$tigkeit desselen lie5 ihn in einer nahen H#hle &u$lucht suchen. DieseH#hle0 'elche die Ein'ohner die H#hle von Steen$oll nannten0 estand aus einemlangen0 unterirdischen 4ang0 'elcher sich mit z'ei ,8ndungen gegen das ,eer #$$neteund den Wellen $reien Durchgang lie50 die sich estndig mit lautem r8llen schumendhindurchareiteten. Diese H#hle 'ar nur an einer Stelle zugnglich und z'ar durch eineSpalte von oen her0 'elche aer selten von emand anderem als mut'illigen ;naen etreten 'urde0 'eil sich zu den 4e$ahren des <rtes noch der )u$ eines 4eisterspuksgesellte. ,it ,8he lie5 Wilm sich in denselen hina und nahm unge$hr z'#l$ 6u5 tie$unter der <er$lche au$ einem vorspringenden Stein unter einem 8erhngendem6elsst8ck latz0 'o er mit den rausenden Wellen unter seinen 685en und dem '8tendenSturm 8er seinem Haupte in seinen ge'#hnlichen 4edankengang ver$iel - nmlich vondem gescheiterten Schi$$ und 'as $8r ein Schi$$ es 'ohl ge'esen sein mochte. Denn trotzaller Erkundigungen hatte er selst von den ltesten Ein'ohnern von keinem an dieserStelle gescheiterten 6a hrzeug 9achricht erhalten k#nnen. Wie lange er so gesessen hatte0

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'u5te er seler nicht. Als er aer endlich aus seinen *rumereien er'achte0 entdeckte er0da5 der Sturm vor8er 'ar0 und er 'ollte een 'ieder emporsteigen0 als eine Stimmesich aus der *ie$e vernehmen lie5 und das Wort CJar-mil-hanC ganz deutlich an sein <hrdrang. Erschrocken $uhr er in die H#he und lickte in den leeren Agrund hina. =4ro5er4ott? schrie er0 =das ist das Wort0 das mich im Schla$ ver$olgt? Was0 um Himmels 'illen0

mag es edeuten@ - CJar-mil-hanC seu$zte es noch einmal aus der H#hle herau$0 als erschon mit einem 6u5 die Spalte verlassen hatte0 und er $loh 'ie ein gescheuchtes )ehseiner H8tte zu.

Wilm 'ar indessen kein 6eigling. Die Sache 'ar ihm nur uner'artet gekommen0 undseine 4eldgier 'ar 8erdies zu mchtig in ihm0 als da5 ihn irgendein Anschein von4e$ahr htte aschrecken k#nnen0 au$ seinem ge$ahrvollen $ade $ortzu'andern. Einst0als er spt in der 9acht eim ,ondschein der H#hle von Steen$oll gegen8er mit seinerSchau$el nach Schtzen $ischte0 lie diesele au$ einmal an et'as hngen. Er zog aus7eieskr$ten0 aer die ,asse lie une'eglich. (nz'ischen erho sich der Wind0dunkle Wolken 8erzogen den Himmel0 he$tig schaukelte das oot und drohte

umzuschlagen. Aer Wilm lie5 sich nicht eirren. Er zog und zog0 is der Widerstandau$h#rte0 und da er kein 4e'icht $8hlte0 glaute er0 sein Seil 're gerissen. Aer geradeals sich die Wolken 8er dem ,onde zusammenziehen 'ollten0 erschien eine rundesch'arze ,asse au$ der <er$lche0 und es erklang das ihn ver$olgende Wort CJar-mil-han?C Hastig 'ollte er nach ihr grei$en0 aer eenso schnell0 als er den Arm danachausstreckte0 versch'and sie in der Dunkelheit der 9acht0 und der een losrechendeSturm z'ang ihn0 unter den nahen 6elsen &u$lucht zu suchen. Hier schlie$ er vorErm8dung ein0 um im Schla$0 von einer ungez8gelten Einildungskra$t gepeinigt0 au$sneue die Kualen zu erdulden0 die ihn sein rastloses Streen nach )eichtum am *ageerleiden lie5. Die ersten Strahlen der au$gehenden Sonne $ielen etzt au$ den ruhigenSpiegel des ,eeres0 als 6alke er'achte. Een 'ollte er 'ieder hinaus an die ge'ohnte

Areit0 als er von $ern et'as au$ sich zukommen sah. Er erkannte ald ein oot und indemselen eine menschliche 4estalt. Was aer sein gr#5tes Erstaunen erregte0 'ar0 da5das 6ahrzeug sich ohne Segel oder )uder $orte'egte0 und z'ar mit dem Schnael gegendas +$er gekehrt und ohne da5 die darin sitzende 4estalt sich im geringsten um dasSteuer zu ek8mmern schien0 'enn es 8erhaupt eins hatte. Das oot kam immer nherund hielt endlich neen Wilms 6ahrzeug. Die erson in demselen zeigte sich etzt alsein kleines0 verschrump$tes0 altes ,nnchen0 das in gele 7ein'and gekleidet und mitroter0 in die H#he stehender 9achtm8tze0 mit geschlossenen Augen und une'eglich 'ieein vertrockneter 7eichnam dasa5. 9achdem er es vergeens angeru$en und gesto5enhatte0 'ollte er een einen Strick an dem oot e$estigen und es 'eg$8hren0 als das,nnchen die Augen au$schlug und sich zu e'egen an$ing au$ eine Weise0 'elcheselst den k8hnen 6ischer mit 4rausen er$8llte.

=Wo in ich@ $ragte es nach einem tie$en Seu$zer au$ hollndisch. 6alke0 'elcher vonden hollndischen Herings$ngern et'as von ihrer Sprache gelernt hatte0 nannte ihm den 9amen der (nsel und $ragte0 'er er denn sei und 'as ihn hierhergeracht.

=(ch komme0 um nach dem Jarmilhan zu sehen.@ =Dem Jarmilhan +m 4ottes 'illen?Was ist das@ rie$ der egierige 6ischer.

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=(ch gee keine Ant'ort au$ 6ragen0 die man mir au$ diese Weise stellt@0 er'iderte das,nnchen mit sichtarer Angst.

=9un@0 schrie 6alke0 ='as ist der Jarmilhan@

=Der Jarmilhan ist etzt nichts0 aer einst 'ar es ein sch#nes Schi$$0 mit mehr 4old eladen0 als e ein anderes 6ahrzeug getragen.@

=Wo ging es zugrunde und 'ann@

=Es 'ar vor hundert /ahren. Wo0 'ei5 ich nicht genau. (ch komme0 um die Stelleau$zusuchen und das verlorene 4old au$zu$ischen. Willst du mir hel$en0 so 'ollen 'irden 6und miteinander teilen.@

=on ganzem Herzen gern0 sag mir nur0 'as ich tun mu5?@

=Was du tun mu5t0 er$ordert ,ut. Du mu5t dich gerade vor ,itternacht in die 'ildesteund einsamste 4egend der (nsel egeen0 egleitet von einer ;uh0 die du dort schlachtenund dich von emand in ihre $rische Haut 'ickeln lassen mu5t. Dein egleiter mu5 dichdann niederlegen und allein lassen0 und ehe es ein +hr schlgt0 'ei5t du0 'o die Schtzedes Jarmilhan liegen.@

=Au$ diese Weise $iel des alten Engrol Sohn mit 7ei und Seele ins erderen?@ rie$Wilm mit Entsetzen. =Du ist der #se 4eist@0 $uhr er $ort0 indem er hastig davonruderte0=geh zur H#lle? (ch mag nichts mit dir zu tun haen?@

Das ,nnchen knirschte0 schimp$te und $luchte ihm nach. Aer der 6ischer0 'elcher zu

 eiden )udern gegri$$en hatte0 'ar ihm ald au5er 4eh#r und nachdem er um einen6elsen geogen - auch aus dem 4esicht. Aer die Entdeckung0 da5 der #se 4eist sichseinen 4eiz zunutze machen und mit 4old ihn in seine Schlingen zu locken suchte0 heilteden verlendeten 6ischer nicht. (m 4egenteil0 er meinte die ,itteilung des gelen,nnchens en8tzen zu k#nnen0 ohne sich dem #sen zu 8erlie$ern0 und indem er$ort$uhr0 an der #den ;8ste nach 4old zu $ischen0 vernachlssigte er den Wohlstand0 denihm die reichen 6ischz8ge in anderen 4egenden des ,eeres daroten0 so'ie alle anderen,ittel0 au$ die er ehemals seinen 6lei5 ver'endet hatte. Er versank von *ag zu *ag nestseinem 4e$hrten in tie$ere Armut0 is es endlich an den not'endigsten ed8r$nissen zu$ehlen an$ing. Aer ogleich dieser er$all gnzlich 6alkes Halsstarrigkeit und $alscheregierde zugeschrieen 'erden mu5te und die Ernhrung eider etzt ;aspar Strump$

allein anheim$iel0 so machte ihm doch dieser niemals den geringsten or'ur$. /a0 er ezeugte ihm immer noch diesele +nter'8r$igkeit0 dassele ertrauen in seinen esseren erstand als zur &eit0 'o ihm seine +nternehmungen allezeit gegl8ckt 'aren.Dieser +mstand vermehrte 6alkes 7eiden0 aer trie ihn noch mehr0 nach 4old zusuchen0 'eil er dadurch ho$$te0 auch seinen 6reund $8r sein gegen'rtiges Entehrenschadlos halten zu k#nnen. Daei ver$olgte ihn das teu$lische 4e$l8ster des WortesJarmilhan noch immer in seinem Schlummer. ;urz0 9ot0 getuschte Er'artung und 4eiztrieen ihn zuletzt zu einer Art von Wahnsinn0 so da5 er 'irklich eschlo50 das zu tun0

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'as ihm das ,nnchen angeraten0 ogleich er der alten Sage nach 'ohl 'u5te0 da5 ersich damit den ,chten der 6insternis 8erga.

Alle 4egenvorstellungen ;aspars 'aren vergeens. 6alke 'urde nur um so he$tiger0 emehr ener ihn an$lehte0 von seinem verz'ei$elten orhaen azustehen0 und der gute0

sch'ache ,ensch 'illigte schlie5lich ein0 ihn zu egleiten und ihm seinen lanaus$8hren zu hel$en. eider Herzen zogen sich schmerzha$t zusammen0 als sie den Strickum die H#rner einer sch#nen ;uh - ihr letztes Eigentum - legten0 die sie au$gezogen undzu verkau$en sich immer ge'eigert hatten0 'eil sie>s nicht 8ers Herz ringen konnten0sie in $remden Hnden zu sehen. Aer der #se 4eist0 'elcher sich Wilms emchtigthatte0 erstickte etzt alle esseren 4e$8hle in ihm0 und ;aspar konnte ihm nicht'iderstehen. Es 'ar im Septemer0 und die langen 9chte des schottischen Wintershatten ange$angen. Die 9acht'olken 'lzten sich sch'er vor dem rauhen Aend'indeund t8rmten sich 'ie Eiserge. *ie$er Schatten $8llte die Schluchten z'ischen dem4eirge und den $euchten *or$s8mp$en0 und die tr8en Str#me lickten sch'arz und$urchtar 'ie H#llenschl8nde. 6alke ging voran0 und ;aspar $olgte0 schaudernd 8er

seine eigene ;8hnheit0 und *rnen $8llten sein Auge0 soo$t er das arme *ier ansah0'elches so vertrauensvoll und une'u5t seinem aldigen *ode entgegenging0 der ihmvon der Hand 'erden sollte0 die ihm isher seine 9ahrung gereicht hatte. ,it ,8heerreichten sie das enge0 sump$ige ergtal0 'elches hie und da mit ,oos und Heidekraut e'achsen0 mit gro5en Steinen 8erst 'ar und von einer 'ilden 4eirgskette umgeenlag0 die sich in grauem 9eel verlor und 'ohin der 6u5 eines ,enschen sich seltenverstieg. Sie nherten sich au$ 'ankendem oden einem grogen Stein0 'elcher in der,itte stand und von 'elchem ein verscheuchter Adler krchzend in die H#he $log. Diearme ;uh r8llte dump$0 als erkenne sie die Schrecknisse des <rtes und ihr evorstehendes Schicksal. ;aspar 'andte sich 'eg0 um sich die schnell $lie5enden*rnen azu'ischen. Er lickte hina durch die 6elsen#$$nung0 durch 'elche sie

herau$gekommen 'aren0 von 'o aus man die $erne randung des ,eeres h#rte0 und dannhinau$ nach den erggip$eln0 au$ 'elche sich ein kohlsch'arzes 4e'#lk gelagert hatte0aus 'elchem man von &eit zu &eit dump$es ,urmeln vernahm. Als er sich 'ieder nachWilm umsah0 hatte dieser ereits die arme ;uh an den Stein geunden und stand mitau$gehoener A:t im egri$$0 das gute *ier zu $llen.

Das 'ar zuviel $8r seinen Entschlu50 sich in den Willen seines 6reundes zu $8gen? ,itgerungenen Hnden st8rzte er au$ die ;nie. =+m 4ottes 'illen0 Wilm 6alke?@ schrie ermit der Stimme der erz'ei$lung0 =schone dich0 schone die ;uh? Schone mich0 schonedeine Seele? - Schone dein 7een? +nd mu5t du 4ott so versuchen0 so 'arte is morgenund op$ere lieer ein anderes *ier als unsere liee ;uh?@

=;aspar0 ist du toll@ schrie Wilm 'ie ein Wahnsinniger0 indem er noch immer die A:tsch'ang. =Soll ich die ;uh schonen und verhungern@

=Du sollst nicht verhungern0@ ant'ortete ;aspar entschlossen. =Solange ich Hnde hae0sollst du nicht verhungern. ich 'ill vom ,orgen is in die 9acht $8r dich areiten. 9ur ring dich nicht um deiner Seele Seligkeit und la5 mir das arme *ier leen?@

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=Dann nimm die A:t und spalte mir den ;op$?@ schrie 6alke mit verz'ei$eltem *on0=ich gehe nicht von diesem 6leck0 is ich hae0 'as ich verlange. - ;annst du die Schtzedes Jarmilhan $8r mich heen ;#nnen deine Hnde mehr er'eren als die elendestened8r$nisse des 7eens - Aer sie k#nnen meinen /ammer enden - komm und la5 michdas <p$er sein?@

=Wilm0 t#te die ;uh0 t#te mich? Es liegt mir nichts daran0 es ist mir a nur um deineSeligkeit zu tun. Ach? Dies ist a der iktenaltar0 und das <p$er0 das du ringen 'illst0geh#rt der 6insternis.@

=(ch 'ei5 nichts von dergleichen@0 rie$ 6alke0 'ild lachend 'ie einer0 der entschlossenist0 nichts 'issen zu 'ollen0 'as ihn von seinem orsatz aringen k#nnte. =;aspar0 du ist toll und machst mich toll - aer da@0 $uhr er $ort0 indem er das eil von sich 'ar$ unddas ,esser vom Stein nahm0 'ie 'enn er sich durchsto5en 'ollte0 =da? ehalte die ;uhan meiner Stelle?@

;aspar 'ar in einem Augenlick ei ihm0 ri5 ihm das ,ord'erkzeug aus der Hand0er$a5te das eil0 sch'ang es hoch um den ;op$ und lie5 es mit solcher 4e'alt au$ den;op$ des gelieten *ieres $allen0 da5 es0 ohne zu zucken0 tot zu seines Herrn 68genniederst8rzte.

Ein litz0 egleitet von einem Donnerschlage0 $olgte dieser raschen Handlung0 und 6alkestarrte seinen 6reund mit den Augen an0 'omit ein ,ann ein ;ind anstaunen '8rde0 dassich das zu tun getraut0 'as er Selst nicht 'agt. Strump$ schien aer 'eder von demDonner erschreckt noch durch das starre Erstaunen seines 4e$hrten au5er 6assunggeracht0 sondern $iel0 ohne ein Wort zu reden0 8er die ;uh her und $ing an0 ihr die Hautazuziehen. Als Wilm sich ein 'enig erholt hatte0 hal$ er ihm ei diesem 4esch$t0 aer

mit so sichtarem Wider'illen0 als er vorher egierig ge'esen 'ar0 das <p$er vollendetzu sehen. Whrend dieser Areit hatte sich das 4e'itter zusammengezogen0 der Donner r8llte laut im 4eirge0 und $urchtare litze schlngelten sich um den Stein und 8erdas ,oos der Schlucht hin0 'hrend der Wind0 'elcher diese H#he noch nicht erreichthatte0 die unteren *ler und das 4estade mit 'ildem Heulen er$8llte. +nd als die Hautendlich agezogen 'ar0 'aren eide 6ischer schon is au$ die Haut durchn5t. Sie reiteten ene au$ dem oden aus0 und ;aspar 'ickelte und and 6alke0 so 'ie dieser esihn gehei5en0 in derselen $est ein. Dann erst0 als dies geschehen 'ar0 rach der arme,ensch das lange Stillsch'eigen0 und indem er mitleidig au$ den et#rten 6reundhinalickte0 $ragte er mit zitternder StimmeB =;ann ich noch et'as $8r dich tun0 Wilm@

=9ichts mehr@0 er'iderte der andere0 =lee 'ohl?@

=7e 'ohl@0 ant'ortete ;aspar0 =4ott sei mit dir und vergee dir0 'ie ich es tue?@

Dies 'aren die letzten Worte0 'elche Wilm von ihm h#rte0 denn im nchsten Augenlick'ar er in der immer mehr zunehmenden Dunkelheit versch'unden. +nd in demselenAugenlick rach auch einer der $8rchterlichsten 4e'itterst8rme0 die Wilm e geh#rthatte0 aus. Er $ing an mit einem litz0 'elcher 6alke nicht nur die erge und 6elsen in

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seiner unmittelaren 9he0 sondern auch das *al unter ihm mit dem schumenden ,eerund den in der ucht zerstreut liegenden 6elseninseln zeigte0 z'ischen 'elchen er dieErscheinung eines gro5en0 $remdartigen und entmasteten Schi$$es zu erlicken glaute0'elches im Augenlick 'ieder in der sch'rzesten Dunkelheit versank. DieDonnerschlge 'urden etuend. Eine ,asse 6elsst8cke rollte vom 4eirge hera und

drohte ihn zu erschlagen. Der )egen ergo5 sich in solcher ,enge0 da5 er in einemAugenlick das enge Sump$tal mit einer hohen 6lut 8erstr#mte0 'elche ald is zuWilms Schultern hinau$ reichte0 denn gl8cklicher'eise hatte ihn ;aspar mit dem oeren*eil des ;#rpers au$ eine Erh#hung gelegt0 sonst htte er au$ einmal ertrinken m8ssen.Das Wasser stieg immer h#her0 und e mehr sich Wilm anstrengte0 sich aus seinerge$ahrvollen 7age zu e$reien0 desto $ester umga ihn die Haut. +msonst rie$ er nach;aspar. ;aspar 'ar 'eit 'eg. 4ott in seiner 9ot anzuru$en 'agte er nicht0 und einSchauder ergri$$ ihn0 'enn er die ,chte an$lehen 'ollte0 deren 4e'alt er sichhingegeen $8hlte.

Schon drang ihm das Wasser in die <hren0 schon er8hrte es den )and der 7ippen.

=4ott0 ich in verloren?@ schrie er0 'hrend er einen Strom 8er sein 4esicht hinst8rzen$8hlte - aer in demselen Augenlick drang ein Schall 'ie von einem nahen Wasser$allsch'ach an sein <hr0 und sogleich 'ar auch sein ,und 'ieder $rei. Die 6lut hatte sichdurch das 4estein ahn gerochen. +nd da auch zu gleicher &eit der )egen et'asnachlie5 und das tie$e Dunkel des Himmels sich et'as verzog0 so lie5 auch seineerz'ei$lung nach0 und es schien ihm ein Strahl der Ho$$nung zur8ckzukehren. Aerogleich er sich 'ie von einem *odeskamp$ ersch#p$t $8hlte und sehnlich '8nschte0 ausseiner 4e$angenscha$t erl#st zu sein0 so 'ar doch der &'eck seines verz'ei$eltenStreens noch nicht erreicht0 und mit der versch'undenen unmittelaren 7eensge$ahrkam auch die Hasucht mit all ihren 6urien in seine rust zur8ck. Aer 8erzeugt0 da5 erin seiner 7age ausharren m8sse0 um sein &iel zu erreichen0 hielt er sich ruhig und $iel vor

;lte und Erm8dung in einen $esten Schla$.Er mochte unge$hr z'ei Stunden geschla$en haen0 als ihn ein kalter Wind0 der ihm8ers 4esicht $uhr0 und ein )auschen 'ie von herannahenden ,eeres'ogen aus seinergl8cklichen Selstvergessenheit au$r8ttelte. Der Himmel hatte sich au$s neue ver$instert.Ein litz 'ie der0 'elcher den ersten Sturm hereige$8hrt hatte0 erhellte noch einmal die4egend umher0 und er glaute aermals0 das $remde Schi$$ zu erlicken0 das etzt dichtvor der Steen$ollklippe au$ einer hohen Welle zu hngen und dann hlings in denAgrund zu schie5en schien. Er starrte noch immer nach dem hantom0 denn einunau$h#rliches litzen hielt etzt das ,eer erleuchtet0 als sich au$ einmal eine erghoheWasserhose aus dem *al erho und ihn mit solcher 4e'alt gegen einen 6elsenschleuderte0 da5 ihm alle Sinne vergingen. Als er 'ieder zu sich selst kam0 hatte sichdas Wetter verzogen0 der Himmel 'ar heiter - aer das Wetterleuchten dauerte nochimmer $ort. Er lag dicht am 6u5 des 4eirges0 'elches dieses *al umschlo50 und $8hltesich so zerschlagen0 da5 er sich kaum zu r8hren vermochte. Er h#rte das ruhigere rausender randung und mitten darinnen eine $eierliche ,usik 'ie ;irchengesang. Diese *#ne'aren an$angs so sch'ach0 da5 er sie $8r *uschung hielt. Aer sie lie5en sich immerau$s neue vernehmen0 und edesmal deutlicher und nher0 und es schien ihm zuletzt0 alsk#nne er die ,elodie eines salmes unterscheiden0 die er im vorigen Sommer an ord

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=(n der H#hle von Steen$oll.@ =Wie soll ich sie ekommen@ =Eine 4ans taucht in denSchlund nach einem Hering. Sind die Schtze des Jarmilhan nicht eensoviel 'ert@

=Wieviel davon 'erde ich ekommen@

=,ehr0 als du e verzehren 'irst.@ Das gele ,nnchen grinste0 und die ganzeersammlung lachte laut au$..

=ist du zu Ende@ $ragte der Hauptmann 'eiter. =(ch in>s. 4eha dich 'ohl?@

=7e 'ohl0 is au$s Wiedersehen@0 er'iderte der Hollnder und 'andte sich zum 4ehen0die ,usikanten traten au$s neue an die Spitze0 und der ganze &ug ent$ernte sich inderselen <rdnung0 in 'elcher er gekommen 'ar0 und mit demselen $eierlichen 4esang0'elcher mit der Ent$ernung immer leiser und undeutlicher 'urde0 is er sich nach einiger&eit ganz im 4erusch der randung verlor.

/etzt strengte Wilm seine letzten ;r$te an0 um sich aus seinen 6esseln zu e$reien0 undes gelang ihm endlich0 einen Arm loszuekommen0 'omit er die ihn um'indendenStricke l#ste und sich endlich ganz aus der Haut 'ickelte.

<hne sich umzusehen0 eilte er zu seiner H8tte und $and den armen ;aspar Strump$ instarrer e'u5tlosigkeit am oden liegen. ,it ,8he rachte er ihn 'ieder zu sich selst0und der gute ,ensch 'einte vor 6reude0 als er den verloren geglauten /ugend$reund'ieder vor sich sah. Aer dieser egl8ckende Augenlick sch'and schnell 'ieder0 als ervon diesem vernahm0 'elch verz'ei$eltes +nternehmen er etzt vorhatte.

=(ch 'ollte mich lieer in die H#lle st8rzen0 als diese nackten Wnde und dieses Elend

lnger ansehen. - 6olge mir oder nicht - ich gehe?@ ,it diesen Worten $a5te Wilm eine6ackel0 ein 6euerzeug und ein Seil und eilte davon. ;aspar eilte ihm nach0 so schnell erkonnte0 und $and ihn schon au$ dem 6elsst8ck stehend0 au$ 'elchem er vormals gegenden Sturm Schutz ge$unden hatte0 und ereit0 sich an dem Strick in den sch'arzen0 rausenden Schlund hinazulassen.

Als ;aspar $and0 da5 alle seine orstellungen nichts 8er den rasenden ,enschenvermochten0 ereitete er sich vor0 ihm nachzusteigen. Aer 6alke e$ahl ihm0 zu leienund den Strick zu halten.

,it $urchtarer Anstrengung0 'ozu nur die lindeste Hasucht den ,ut und die Strke

geen konnte0 kletterte 6alke in die H#hle hina und kam endlich au$ ein vorspringendes6elsenst8ck zu stehen0 unter 'elchem die Wogen sch'arz und mit 'ei5em Schaum ekruselt - rausend dahineilten. Er lickte egierig umher und sah endlich et'as geradeunter ihm im0 Wasser schimmern.

Er legte die 6ackel nieder0 st8rzte sich hina und er$a5te et'as Sch'eres0 das er auch mitherau$rachte. Es 'ar ein eisernes ;stchen voller 4oldst8cke. Er verk8ndete seinem4e$hrten0 'as er ge$unden hatte0 'ollte aer durchaus nicht au$ sein 6lehen h#ren0 sich

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damit zu egn8gen und 'ieder herau$zusteigen. 6alke meinte0 dies sei nur die erste6rucht seiner em8hungen. Er st8rzte sich noch einmal hina - es erscholl ein lautes4elchter aus dem ,eere0 und Wilm 6alke 'ard nie 'ieder gesehen.

;aspar ging allein nach Hause0 aer als ein anderer ,ensch. Die seltsamen

Ersch8tterungen0 die sein sch'acher ;op$ und sein emp$indsames Herz erlitten hatten0zerr8tteten ihm die Sinne.

Er lie5 alles um sich her ver$allen und 'anderte *ag und 9acht0 gedankenlos vor sich hinstarrend0 umher0 von allen seinen vorherigen ekannten edauert und gemieden.

Ein 6ischer 'ill Wilm 6alk in einer st8rmischen 9acht mitten unter der ,annscha$t desJarmilhan am +$er erkannt haen - und in derselen 9acht versch'and auch ;asparStrump$.

,an suchte ihn allenthalen0 allein nirgends hat man eine Spur von ihm $inden k#nnen.

Aer die Sage geht0 da5 er o$t nest 6alke mitten unter der ,annscha$t des&auerschi$$es gesehen 'orden sei0 'elches seitdem zu regelm5igen &eiten an derH#hle von Steen$oll erschien.

=,itternacht ist lngst vor8er@0 sagte der Student0 als der unge 4oldareiter seineErzhlung eendet hatte0 =etzt ist 'ohl keine 4e$ahr mehr. ich $8r meinen *eil in soschl$rig0 da5 ich allen raten m#chte0 sich niederzulegen und getrost einzuschla$en.@

=or z'ei +hr morgens m#chte ich doch nicht trauen@0 entgegnete der /ger. =DasSprich'ort sagtB von el$ is z'ei +hr ist Dieeszeit?@

=Das glaue ich auch@0 emerkte der &irkelschmied. =Denn 'enn man uns et'asanhaen 'ill0 ist 'ohl keine &eit gelegener als die nach ,itternacht. Darum meine ich0der Studiosus k#nnte in seiner Erzhlung $ort$ahren0 die er noch nicht ganz vollendethat.@

=(ch strue mich nicht@0 sagte dieser0 =ogleich unser 9achar0 der Herr /ger0 denAn$ang nicht geh#rt hat.@

=(ch mu5 ihn mir hinzudenken - $angt nur an?@ rie$ der /ger.

=9un denn -@0 'ollte een der Student eginnen0 als sie durch das Anschlagen eines

Hundes unterrochen 'urden.

Alle hielten den Atem an und horchten. &ugleich st8rzte einer der edienten aus dem&immer der 4r$in und rie$0 da5 'ohl zehn is z'#l$ e'a$$nete ,nner von der Seiteher au$ die Schenke zu kmen.

Der /ger gri$$ nach seiner 8chse0 der Student nach seiner istole0 dieHand'erksurschen nach ihren St#cken0 und der 6uhrmann zog ein langes ,esser aus

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der *asche. So standen sie und sahen einander ratlos an.

=7a5t uns an die *reppe gehen?@ rie$ der Student. =&'ei oder drei dieser Schurken sollendoch den *od $inden0 ehe 'ir 8er'ltigt 'erden?@ &ugleich ga er dem &irkelschmiedseine z'eite istole und riet0 da5 sie nur einer nach dem andern schie5en sollten. Sie

stellten sich an die *reppe. Der Student und der /ger nahmen gerade ihre ganze reiteein. Seit'rts neen dem /ger stand der mutige &irkelschmied und eugte sich 8er das4elnder0 indem er die ,8ndung seiner istole au$ die ,itte der *reppe hielt. Der4oldareiter und der 6uhrmann standen hinter ihnen0 ereit0 'enn es zu einem ;amp$,ann gegen ,ann kommen sollte0 das (hrige zu tun.

So standen sie einige ,inuten in stummer Er'artung. Endlich h#rte man die Haust8rau$gehen0 sie glauten auch das 6l8stern mehrerer Stimmen zu vernehmen.

/etzt h#rte man *ritte vieler ,enschen sich der *reppe nhern. ,an kam die *reppeherau$0 und au$ der ersten Hl$te zeigten sich drei ,nner0 die 'ohl nicht au$ den

Emp$ang ge$a5t 'aren0 der ihnen ereitet 'ar. Denn als sie sich um die $eiler der*reppe 'andten0 schrie der /ger mit starker StimmeB =Halt? 9och einen Schritt 'eiter0und ihr seid des *odes. Spannt die Hhne0 6reunde0 und gut gezielt?@

Die )uer erschraken0 zogen sich eilig zur8ck und erieten sich mit den 8rigen. 9acheiner Weile kam einer von ihnen zur8ck und sprachB =(hr Herren? Es 're *orheit voneuch0 umsonst euer 7een au$zuop$ern? Denn 'ir sind unserer genug0 um euch v#lligau$zureien. Aer zieht euch zur8ck0 es soll keinem das 4eringste zuleide geschehen0 'ir'ollen keinen 4roschen von euch nehmen?@

=Was 'ollt ihr denn sonst@ rie$ der Student. =,eint ihr0 'ir 'erden solchem 4esindel

trauen 9immermehr? Wollt ihr et'as holen - in 4ottes 9amen0 so kommt? Aer denersten0 der sich um die Ecke 'agt0 renne ich au$ die Stirne0 da5 er e'ig keine;op$schmerzen mehr haen soll?@

=4et uns die Dame heraus0 gut'illig?@ ant'ortete der )uer. =Es soll ihr nichtsgeschehen. Wir 'ollen sie an einen sicheren und euemen <rt $8hren0 ihre 7eutek#nnen zur8ckreiten und den Herrn 4ra$en itten0 er m#ge sie mit z'anzigtausend4ulden ausl#sen.@

=Solche orschlge sollen 'ir uns machen lassen@ entgegnete der /ger0 knirschend vorWut0 und spannte den Hahn. =(ch zhle is drei0 und 'enn du da unten nicht ei drei 'eg

 ist0 so dr8cke ich los0 eins0 z'ei -@

=Halt?@ schrie der )uer mit donnernder Stimme. =(st das Sitte0 au$ einen 'ehrlosen,ann zu schie5en0 der $riedlich mit euch unterhandelt *#richter ursche0 du kannstmich totschie5en0 und dann hast du erst recht keine gro5e Heldentat getan. Aer hierstehen z'anzig meiner ;ameraden0 die mich rchen 'erden. Was n8tzt es dann deiner6rau 4r$in0 'enn ihr tot oder verst8mmelt au$ dem 6lur liegt 4laue mir0 'enn sie$rei'illig mitgeht0 soll sie mit Achtung ehandelt 'erden. Aer 'enn du0 is ich drei

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=Auch ich ziehe mit dir0 so 'ahr ich lee?@ rie$ der Student.

Es kostete lange erredung0 um die 4r$in zu diesem orschlag zu 8erreden. Siekonnte den 4edanken nicht ertragen0 da5 sich ein $remder ,ensch $8r sie au$op$ernsollte. Sie dachte sich im 6all einer spteren Entdeckung die )ache der )uer0 die ganz

au$ den +ngl8cklichen $allen '8rde0 schrecklich. Aer endlich siegten teils die itten des ungen ,enschen0 teils die erzeugung0 im 6all ihrer Errettung alles au$ieten zuk#nnen0 um ihren )etter 'ieder zu e$reien. Sie 'illigte ein.

Der /ger und die 8rigen )eisenden egleiteten 6eli: in das &immer des Studenten0 'oer sich schnell einige ;leider der 4r$in 8er'ar$. Der /ger setzte ihm noch zumer$lu5 einige $alsche Haarlocken der ;ammer$rau und einen Damenhut au$0 und alleversicherten0 da5 man ihn nicht erkennen '8rde. Selst der &irkelschmied sch'or0 da50'enn er ihm au$ der Stra5e egegnete0 er $link den Hut ziehen und nicht ahnen '8rde0da5 er vor seinem mutigen ;ameraden sein ;ompliment mache.

Die 4r$in hatte sich indessen mit Hil$e ihrer ;ammer$rau aus dem )nzchen des ungen4oldareiters mit ;leidern versehen. Der Hut0 tie$ in die Stirn gedr8ckt0 der )eisestock inder Hand0 das et'as leichter ge'ordene 8ndel au$ dem )8cken machten sie v#lligunkenntlich0 und die )eisenden '8rden zu eder anderen &eit 8er diese komische,askerade nicht 'enig gelacht haen. Der neue Hand'erksursche dankte 6eli: mit*rnen und versprach die schleunigste Hil$e.

=9ur noch eine itte hae ich@0 ant'ortete 6eli:0 =in diesem )nzchen0 das Sie au$ dem)8cken tragen0 e$indet sich eine kleine Schachtel. er'ahren Sie diese sorg$ltig?Wenn sie verlorenginge0 're ich au$ immer und e'ig ungl8cklich. (ch mu5 sie meiner$legemutter ringen und -@

=4ott$ried0 der /ger0 kennt mein Schlo5@0 entgegnete sie0 =es soll Euch allesuneschdigt 'ieder zur8ckgegeen 'erden. Denn ich ho$$e0 (hr kommt dann seler0edler unger ,ann0 um den Dank meines 4atten und den meinigen zu emp$angen?@

Ehe noch 6eli: darau$ ant'orten konnte0 ert#nten von der *reppe her die rauhenStimmen der )uer. Sie rie$en0 die 6rist sei ver$lossen und alles zur A$ahrt der 4r$in ereit. Der /ger ging zu ihnen hina und erklrte ihnen0 da5 er die Dame nicht verlassen'erde und lieer mit ihnen gehe0 'ohin es auch sei0 ehe er ohne seine 4eieterin vorseinem Herrn erschiene. Auch der Student erklrte0 diese Dame egleiten zu 'ollen. Sie eratschlagten sich 8er den 6all und gestanden es endlich zu unter der edingung0 da5

der /ger sogleich seine Wa$$en agee. &ugleich e$ahlen sie0 da5 die 8rigen)eisenden sich ruhig verhalten sollten0 'enn die 4r$in hin'egge$8hrt 'erde.

6eli: lie5 den Schleier nieder0 der 8er seinen Hut gereitet 'ar0 setzte sich in eine Ecke0die Stirn in die Hand gest8tzt0 und in dieser Stellung eines tie$ etr8ten er'artete er die)uer. Die anderen )eisenden hatten sich in das andere &immer zur8ckgezogen0 dochso0 da5 sie0 'as vorging0 8erschauen konnten. Der /ger sa5 anscheinend traurig0 aerau$ alles lauernd in der andern Ecke des &immers0 das die 4r$in e'ohnt hatte.

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 9achdem sie einige ,inuten so gesessen hatten0 ging die *8r au$0 und ein sch#ner0stattlich gekleideter ,ann von et'a sechsunddrei5ig /ahren trat in das &immer. Er trugeine Art von militrischer +ni$orm0 einen <rden au$ der rust0 einen langen Sel an derSeite0 und in der Hand hielt er einen Hut0 von 'elchem sch#ne 6edern hera'allten.&'ei seiner 7eute hatten gleich nach seinem Eintritt die *8r esetzt. Er ging mit einer

tie$en ereugung au$ 6eli: zu. Er schien vor einer Dame dieses )anges et'as inerlegenheit zu sein. Er setzte mehrere ,ale an0 is es ihm gelang0 geordnet zu sprechenB=4ndige 6rau@0 sagte er0 =es git 6lle0 'orin man sich in 4eduld schicken mu5? Einsolcher ist der ihrige. 4lauen Sie nicht0 da5 ich den )espekt vor einer soausgezeichneten Dame auch nur au$ einen Augenlick aus den Augen verlieren 'erde.Sie 'erden alle euemlichkeiten haen0 sie 'erden 8er nichts klagen k#nnen alsvielleicht 8er den Schrecken0 den Sie an diesem Aend gehat haen.@ Hier hielt erinne0 als er'arte er eine Ant'ort. Als aer 6eli: eharrlich sch'ieg0 $uhr er $ortB =SehenSie in mir keinen gemeinen Die0 keinen Halsaschneider? (ch in ein ungl8cklicher,ann0 den 'idrige erhltnisse zu diesem 7een z'angen. Wir 'ollen uns au$ immeraus dieser 4egend ent$ernen0 aer 'ir rauchen )eisegeld. Es 're uns ein leichtes

ge'esen0 ;au$leute oder ost'agen zu 8er$allen0 aer dann htten 'ir vielleichtmehrere 7eute ins +ngl8ck gest8rzt. Der Herr 4ra$0 (hr 4emahl0 hat vor sechs Wocheneine Erscha$t von $8n$mal hunderttausend *alern gemacht. Wir eritten unsz'anzigtausend 4ulden von diesem er$lu50 ge'i5 eine gerechte und escheidene6orderung. Sie 'erden daher die 4nade haen0 etzt gleich einen o$$enen rie$ an (hren4emahl zu schreien0 'orin Sie ihm melden0 da5 'ir Sie zur8ckgehalten haen0 da5 erdie &ahlung so ald als m#glich leisten m#ge0 'idrigen$alls - Sie verstehen mich0 'irm85ten dann et'as hrter mit (hnen selst ver$ahren. Die &ahlung 'ird nichtangenommen0 'enn sie nicht unter dem Siegel der strengsten ersch'iegenheit voneinem einzelnen ,ann hierhergeracht 'ird.@

Diese Szene 'urde mit der gespanntesten Au$merksamkeit aller 4ste der Waldschenke0am ngstlichsten 'ohl von der 4r$in eoachtet. Sie glaute eden Augenlick0 der/8ngling0 der sich $8r sie op$erte0 k#nnte sich verraten. Sie 'ar $est entschlossen0 ihn umeinen hohen reis loszukau$en. Aer eenso $est stand ihr 4edanke0 um keinen reis derWelt auch nur einen Schritt 'eit mit den )uern zu gehen. Sie hatte in der )ocktaschedes 4oldareiters ein ,esser ge$unden. Sie hielt es ge#$$net kramp$ha$t in der Hand0 ereit0 sich lieer zu t#ten als eine solche Schmach zu erdulden. /edoch nicht minderngstlich 'ar 6eli: selst. &'ar strkte und tr#stete ihn der 4edanke0 da5 es einemnnliche und '8rdige *at sei0 einer edrngten0 hil$losen 6rau au$ diese Weise eizustehen0 aer er $8rchtete0 sich durch ede e'egung0 durch seine Stimme zuverraten. Seine Angst steigerte sich0 als der )uer von einem rie$ sprach0 den erschreien sollte.

Wie sollte er schreien Welche *itel dem 4ra$en geen0 'elche 6orm dem rie$0 ohnesich zu verraten

Seine Angst stieg aer au$s h#chste0 als der An$8hrer der )uer apier und 6eder vorihn hinlegte und ihn at0 den Schleier zur8ckzuschlagen und zu schreien.

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6eli: 'u5te nicht0 'ie h8sch ihm die *racht stand0 in 'elche er gekleidet 'ar. Htte eres ge'u5t0 er '8rde sich vor einer Entdeckung nicht im mindesten ge$8rchtet haen.Denn als er endlich notgedrungen den Schleier zur8ckschlug0 schien der Herr in +ni$orm0 etro$$en von der Sch#nheit der Dame und ihren et'as mnnlichen0 mutigen &8gen0 sienur noch ehr$urchtvoller zu etrachten. Dem klaren lick des ungen 4oldschmiedes

entging dies nicht. 4etrost0 da5 'enigstens in diesem ge$hrlichen Augenlick keineEntdeckung zu e$8rchten sei0 ergri$$ er die 6eder und schrie an seinen vermeintlichen4emahl in einer 6orm0 'ie er sie einst in einem alten uch gelesen hatte.

=,ein Herr und 4emahl?

(ch ungl8ckliche 6rau in au$ meiner )eise mitten in der 9acht pl#tzlich angehalten'orden0 und z'ar von 7euten0 'elchen ich keine guten Asichten zutrauen kann. Sie'erden mich so lange zur8ckhalten0 is Sie0 Herr 4ra$0 die Summe von z'anzigtausend4ulden $8r mich niedergelegt haen.

Die edingung ist daei0 da5 Sie sich nicht im mindesten 8er die Sache ei der<rigkeit esch'eren noch um ihre Hil$e ersuchen0 da5 Sie das 4eld durch eineneinzelnen ,ann in die Waldschenke im Spessart schicken. Widrigen$alls ist mir mitlngerer und harter 4e$angenscha$t gedroht 'orden.

Es $leht Sie um schleunige Hil$e an ihre ungl8ckliche 4emahlin.@

Er reichte den merk'8rdigen rie$ dem An$8hrer der )uer0 der ihn durchlas und illigte. =Es kommt nun ganz au$ (hren Wunsch an@0 $uhr er $ort0 =o Sie ihre;ammer$rau oder (hren /ger zur egleitung 'hlen 'erden. Die eine dieser ersonen'erde ich mit dem rie$ an (hren Herrn 4emahl zur8ckschicken.@

=Der /ger und dieser Herr hier 'erden mich egleiten@0 ant'ortete 6eli:.

=4ut@0 entgegnete ener0 indem er an die *8r ging und die ;ammer$rau hereirie$0 =sounterrichten Sie diese 6rau0 'as sie zu tun hat?@

Die ;ammer$rau erschien mit &ittern und een. Auch 6eli: erla5te0 'enn er edachte0'ie leicht er sich auch etzt 'ieder verraten konnte. Doch ein unegrei$licher ,ut0 derihn in enem ge$hrlichen Augenlick strkte0 ga ihm auch etzt 'ieder seine )eden ein.=(ch hae dir nichts 'eiter au$zutragen@0 sprach er0 =als da5 du den 4ra$en ittest0 michso ald als m#glich aus dieser mi5lichen 7age zu e$reien.@

=+nd@0 $uhr der )uer $ort0 =da5 Sie dem Herrn 4ra$en au$s genaueste undausdr8cklichste emp$ehlen0 da5 er alles versch'eigt und nichts gegen uns unternimmt0 is seine 4emahlin in seinen Hnden ist? +nsere ;undscha$ter '8rden uns ald genugdavon unterrichten0 und ich m#chte dann $8r nichts einstehen.@

Die zitternde ;ammer$rau versprach alles. Es 'urde ihr noch e$ohlen0 einige;leidungsst8cke und 7einenzeug $8r die 6rau 4r$in in ein 8ndel zu packen0 'eil man

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sich nicht mit vielem 4epck eladen k#nne. +nd als dies geschehen 'ar0 $orderte derAn$8hrer der )uer die Dame mit einer ereugung au$0 ihm zu $olgen. 6eli: stand au$0der /ger und der Student $olgten ihm0 und alle drei stiegen - egleitet von dem An$8hrerder )uer - die *reppe hina.

or der Waldschenke standen viele $erde. Eines 'urde dem /ger ange'iesen0 einanderes0 ein sch#nes0 kluges *ier0 mit einem Damensattel versehen0 stand $8r die 4r$in ereit0 ein drittes ga man dem Studenten. Der Hauptmann ho den ungen 4oldschmiedin den Sattel0 schnallte ihn $est und estieg dann selst sein )o5. Er stellte sich zur)echten der Dame au$0 zur 7inken hielt einer der )uer. Au$ die gleiche Weise 'arenauch der /ger und der Student umgeen. 9achdem sich auch die 8rige ande zu $erdegesetzt hatte0 ga der An$8hrer mit einer hellt#nenden $ei$e das &eichen zum Au$ruchund ald 'ar die ganze Schar im Walde versch'unden.

Die 4esellscha$t0 die in dem oeren &immer versammelt 'ar0 erholte sich nach diesemAu$tritt allmhlich von ihrem Schrecken. Sie 'ren0 'ie es nach gro5em +ngl8ck oder

nach pl#tzlicher 4e$ahr zu geschehen p$legt0 vielleicht sogar heiter ge'esen0 htte sienicht der 4edanke an ihre drei 4e$hrten esch$tigt0 die man vor ihren Augen'egge$8hrt hatte. Sie rachen in e'underung des ungen 4oldschmieds aus0 und die4r$in vergo5 *rnen der )8hrung0 'enn sie edachte0 da5 sie einem ,enschen sounendlich viel zu danken hatte0 dem sie nie zuvor 4utes getan0 den sie nicht einmalkannte. Ein *rost 'ar es $8r sie alle0 da5 der heldenm8tige /ger und der 'ackere Studentihn egleitet hatten. ;onnten sie ihn doch tr#sten0 'enn sich der unge ,ann ungl8cklich$8hlte - a0 der 4edanke lag nicht gar zu $ern0 da5 der kluge Waidmann vielleicht ,ittelzu ihrer 6lucht $inden k#nnte. Sie erieten sich noch miteinander0 'as zu tun sei. Die4r$in eschlo5 - da sie a kein Sch'ur an den )uer and -0 sogleich zu ihrem 4emahlzur8ckzureisen und alles au$zuieten0 den Au$enthalt der 4e$angenen zu entdecken und

sie zu e$reien. Der 6uhrmann versprach0 nach Ascha$$enurg zu reiten und die 4erichtezur er$olgung der )uer anzuru$en. Der &irkelschmied aer 'ollte seine )eise$ortsetzen.

Die )eisenden 'urden in dieser 9acht nicht mehr eunruhigt. *otenstille herrschte in derWaldschenke0 die noch vor kurzem der Schauplatz so schrecklicher Szenen ge'esen 'ar.Als aer am ,orgen die edienten der 4r$in zu der Wirtin hinagingen0 um alles zurA$ahrt $ertigzumachen0 kehrten sie schnell zur8ck und erichteten0 da5 sie die Wirtinund ihr 4esinde in elendem &ustand ge$unden htten0 sie lgen geunden in der Schenkeund $lehten um eistand.

Die )eisenden sahen sich ei dieser 9achricht erstaunt an. =Wie@ rie$ der&irkelschmied0 =so sollten diese 7eute dennoch unschuldig sein So htten 'ir ihnenunrecht getan0 und sie standen nicht im Einverstndnis mit den )uern@

=(ch lasse mich au$hngen an ihrer Stelle@0 er'iderte der 6uhrmann0 ='enn 'ir nichtdennoch recht hatten? Dies ist alles nur etrug0 um nicht 8er$8hrt zu 'erden? Erinnertihr euch nicht der verdchtigen ,ienen0 dieser 7eute Erinnert ihr euch nicht0 'ie ichhinagehen 'ollte0 'ie mich der agerichtete Hund nicht loslie5 - 'ie die Wirtin und der

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Hausknecht sogleich erschienen und m8rrisch $ragten0 'as ich denn noch zu tun htteDoch sie sind unser -'enigstens der 6rau 4r$in - 4l8ck? Htte es in der Schenke'eniger verdchtig ausgesehen0 htte uns die Wirtin nicht so mi5trauisch gemacht - 'ir'ren nicht zusammen und 'ach gelieen. Die )uer htten uns im Schla$ 8er$allen0htten zum mindesten unsere *8r e'acht0 und diese er'echslung mit dem raven

 ungen urschen 're nimmer m#glich ge'esen.@

Sie stimmten alle mit der ,einung des 6uhrmannes 8erein und eschlossen0 auch dieWirtin und ihr 4esinde ei der <rigkeit anzugeen. Doch um sie desto sicherer zumachen0 'ollten sie sich etzt nichts merken lassen. Die edienten und der 6uhrmanngingen daher hina in das Schenkzimmer0 l#sten die ande der Dieeshehler au$ und ezeugten sich so mitleidig und edauernd als m#glich. +m ihre 4ste noch mehr zuvers#hnen0 machte die Wirtin nur eine kleine )echnung $8r eden und lud sie ein0 recht ald 'iederzukommen.

Der 6uhrmann zahlte seine &eche0 nahm von seinen 7eidensgenossen Aschied und $uhr

seine Stra5e. 9ach diesem machten sich die eiden Hand'erksurschen au$ den Weg. Soleicht das 8ndel des 4oldschmieds 'ar0 so dr8ckte es doch die zarte Dame nicht 'enig.Aer noch viel sch'erer 'urde ihr ums Herz0 als unter der Haust8r die Wirtin ihreverrecherische Hand hinstreckte0 um Aschied zu nehmen. =Ei0 'as seid (hr doch $8rein unges lut@0 rie$ sie eim Aschied des zarten ungen0 =noch so ung und schon indie Welt hinaus? (hr seid ge'i5 ein verdorenes ;rutlein0 das der ,eister aus derWerkstatt agte. 9un0 'as geht es mich an - schenkt mir die Ehre ei der Heimkehr.4l8ckliche )eise?@

Die 4r$in 'agte vor Angst und een nicht zu ant'orten0 sie $8rchtete0 sich durch ihrezarte Stimme zu verraten. Der &irkelschmied merkte es0 nahm seinen 4e$hrten unter den

Arm0 sagte der Wirtin ade und stimmte ein lustiges 7ied an0 'hrend er dem Walde zuschritt.

=/etzt erst in ich in Sicherheit?@ rie$ die 4r$in0 als sie et'a hundert ,eter ent$ernt'aren. 9och immer glaute ich0 die 6rau 'erde mich erkennen und durch ihre ;nechte$estnehmen lassen. <h0 'ie 'ill ich euch allen danken? ;ommt auch ihr au$ mein Schlo50ihr m85t doch Euern )eisegenossen 'ieder ei mir aholen.@

Der &irkelschmied sagte zu0 und 'hrend sie noch sprachen0 kam der Wagen der 4r$inihnen nachge$ahren. Schnell 'urde die *8r ge#$$net0 die Dame schl8p$te hinein0 gr85teden ungen Hand'erksurschen noch einmal0 und der Wagen $uhr 'eiter.

+m diesele &eit hatten die )uer und ihre 4e$angenen den 7agerplatz der andeerreicht. Sie 'aren durch eine ungeahnte Waldstra5e im schnellsten *ra 'eggeritten.,it ihren 4e$angenen 'echselten sie kein Wort0 auch unter sich $l8sterten sie nurzu'eilen0 'enn die )ichtung des Weges sich vernderte.

or einer tie$en Waldschlucht machte man endlich halt. Die )uer sa5en a0 und ihrAn$8hrer ho den 4oldareiter vom $erd0 indem er sich $8r den harten und eiligen )itt

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entschuldigte und $ragte0 o die gndige 6rau nicht gar zu sehr angegri$$en sei.

6eli: ant'ortete ihm so zierlich als m#glich0 da5 er sich nach )uhe sehne0 und derHauptmann ot ihm den Arm0 um ihn in die Schlucht zu $8hren. - Es ging einen steilenAhang hina. Der 6u5p$ad0 'elcher hina$8hrte0 'ar so schmal und asch8ssig0 da5 der

An$8hrer o$t seine Dame st8tzen mu5te0 um sie vor der 4e$ahr0 hinazust8rzen0 zu e'ahren. Endlich langte man unten an. 6eli: sah vor sich eim matten Schein desanrechenden ,orgens ein enges0 kleines *al von h#chstens hundert Schritten im+m$ang0 das tie$ in einem ;essel hoch hinanstreender 6elsen lag. Et'a sechs is achtkleine H8tten 'aren in dieser Schlucht aus rettern und agehauenen umen au$geaut.Einige schmutzige Weier schauten neugierig aus diesen H#hlen hervor0 und ein )udelvon z'#l$ gro5en Hunden und ihren unzhligen /ungen umsprang heulend und ellenddie Angekommenen. Der Hauptmann $8hrte die vermeintliche 4r$in in die este derH8tten und sagte ihr0 diese sei ausschlie5lich zu ihrem 4erauch estimmt. Auch erlauteer au$ 6eli:> erlangen0 da5 der /ger und der Student zu ihm gelassen 'urden.

Die H8tte 'ar mit )eh$ellen und ,atten ausgelegt0 die zugleich als 6u5oden und Sitzedienen mu5ten. Einige ;r8ge und Sch8sseln0 aus Holz geschnitzt0 eine alte /agd$linte undin der hintersten Ecke ein 7ager0 aus ein paar rettern gezimmert und mit 'ollenenDecken elegt0 'elchem man den 9amen eines ettes nicht geen konnte0 'aren dieeinzigen 4erte dieses gr$lichen alastes. etzt erst0 allein gelassen in dieser elendenH8tte0 hatten die drei 4e$angenen &eit0 8er ihre sonderare 7age nachzudenken. 6eli:0der z'ar seine edelm8tige Handlung keinen Augenlick ereute0 aer doch $8r seine&ukun$t im 6all einer Entdeckung ange 'ar0 'ollte sich in lauten ;lagen 7u$t machen.Der /ger aer r8ckte ihm schnell nher und $l8sterte ihm zuB =Sei um 4ottes'illen still0lieer /unge? 4laust du denn nicht0 da5 man uns elauscht@

=Aus edem Wort0 aus dem *on deiner Sprache k#nnten sie erdacht sch#p$en@0 setzteder Student hinzu. Dem armen 6eli: lie nichts 8rig0 als still zu 'einen. =4laut mir0Herr /ger@0 sagte er0 =ich 'eine nicht aus Angst vor diesen )uern oder aus 6urcht vordieser elenden H8tte. 9ein0 es ist ein ganz anderer ;ummer0 der mich dr8ckt. Wie leichtkann die 4r$in vergessen0 'as ich ihr schnell noch sagte0 und dann hlt man mich $8reinen Die0 und ich in elend $8r immer?@

=Aer 'as ist es denn0 'as dich so ngstigt@ $ragte der /ger0 ver'undert 8er dasenehmen des ungen ,enschen0 der sich isher so mutig und stark etragen hatte.

=H#rt zu0 und ihr 'erdet mir recht geen@0 ant'ortete 6eli:. =,ein ater 'ar ein

geschickter 4oldareiter in 98rnerg0 und meine ,utter hatte $r8her ei einer vornehmen6rau gedient als ;ammer$rau - und als sie meinen ater heiratete0 'urde sie von der4r$in0 'elcher sie gedient hatte0 vortre$$lich ausgestattet. Diese lie meinen Elternimmer ge'ogen0 und als ich au$ die Welt kam0 'urde sie meine atin und eschenktemich reich. Als meine Eltern ald nacheinander an einer Seuche staren und ich ganzallein und verlassen in der Welt stand und ins Waisenhaus geracht 'erden sollte0 davernahm die 6rau atin unser +ngl8ck0 nahm sich meiner an und ga mich in einErziehungsheim. +nd als ich alt genug 'ar0 schrie sie mir0 o ich nicht meines aters

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4e'ere lernen 'ollte. (ch 'ar $roh dar8er und sagte zu0 und so ga sie mich meinem,eister in W8rzurg in die 7ehre. (ch hatte 4eschick zur Areit und rachte es ald so'eit0 da5 mir der 7ehrrie$ ausgestellt 'urde und ich mich zur Wanderscha$t r8stenkonnte. Dies schrie ich der 6rau atin0 und $lugs ant'ortete sie0 dag sie das 4eld zurWanderscha$t gee. Daei schickte sie prachtvolle Steine mit und verlangte0 ich solle sie

zu einem sch#nen 4eschmeide $assen und dann dieses als roe0 meiner 4eschicklichkeitselst 8erringen und das )eisegeld in Emp$ang nehmen. ,eine 6rau atin hae ich niein meinem 7een gesehen0 und ihr k#nnt euch denken0 'ie ich mich au$ sie $reute. *agund 9acht areitete ich an ihrem Schmuck0 er 'urde so sch#n und zierlich0 da5 selst der,eister dar8er erstaunte. Als es $ertig 'ar0 packte ich alles sorg$ltig au$ den odenmeines )nzleins0 nahm Aschied vom ,eister und 'anderte meine Stra5e nach demSchlo5 der 6rau atin. Da kamen@0 $uhr er in *rnen ausrechend $ort0 =dieseschndlichen ,enschen und zerst#rten all meine Ho$ $ nung. Denn 'enn Eure 6rau 4 r$in den Schmuck verliert oder vergi5t0 'as ich ihr sagte0 und das schlechte )nzchen$ort'ir$t - 'ie soll ich dann vor meine gndige 6rau atin treten Womit soll ich michaus'eisen Woher die Steine ersetzen +nd das )eisegeld ist dann auch verloren0 und

ich erscheine als undankarer ,ensch0 der anvertrautes 4ut so leicht $ertig 'eggegeenhat. +nd am Ende - 'ird man mir glauen0 'enn ich den 'underaren or$all erzhle@

=er das letztere seid getrost?@ er'iderte der /ger. =(ch glaue nicht0 da5 ei der 6rau4r$in der Schmuck verlorengeht. +nd 'enn auch0 so 'ird sie ihn sicherlich ihrem )etter'iedererstatten und ihm ein &eugnis 8er diese or$lle ausstellen. - Wir verlassen Euch etzt au$ einige Stunden. Denn 'ahrha$tig0 'ir rauchen Schla$. 9ach den Anstrengungendieser 9acht 'erdet ihr ihn auch n#tig haen. 9achher la5t uns im 4esprch unser+ngl8ck vergessen oder0 esser0 an unsere 6lucht denken?@ Sie gingen. - 6eli: lieallein zur8ck und versuchte0 dem )at des /gers zu $olgen.

Als nach einigen Stunden der /ger mit dem Studenten zur8ckkam0 $and er seinen ungen6reund gestrkt und munterer als zuvor. Er erzhlte dem 4oldschmied0 da5 derHauptmann ihm alle Sorg$alt $8r die Dame emp$ohlen hae0 und in 'enigen ,inuten'erde eines der Weier0 die sie in den H8tten gesehen hatten0 der gndigen 4r$in ;a$$ee ringen und ihre Dienste zur Au$'artung anieten. Sie eschlossen0 um ungest#rt zu leien0 diese 4e$lligkeit nicht anzunehmen0 und als das alte0 h5liche &igeuner'eikam0 das 6r8hst8ck vorsetzte und mit grinsender 6reundlichkeit $ragte0 o sie nicht sonstnoch zu Diensten sein k#nnte0 'inkte ihr 6eli: zu gehen0 und als sie noch z#gerte0scheuchte der /ger sie aus der H8tte. Der Student erzhlte 'eiter0 'as sie sonst noch vondem 7ager der )uer gesehen hatten. =Die H8tte0 die ihr e'ohnt0 sch#nste 6rau4r$in@0 sprach er0 =scheint urspr8nglich $8r den Hauptmann estimmt. Sie ist nicht sogerumig0 aer sch#ner als die 8rigen. Au5er dieser sind noch sechs andere da0 in'elchen die Weier und ;inder 'ohnen. Denn von den )uern sind selten mehr alssechs zu Hause. Einer steht nicht 'eit von dieser H8tte Wache0 der andere unten am Wegin der H#he0 und ein dritter hat den 7auerposten oen am Eingang in die Schlucht. Allez'ei Stunden 'erden sie von drei anderen agel#st. eder hat 8erdies z'ei gro5e Hundeneen sich liegen0 sie alle sind so 'achsam0 da5 man keinen 6u5 aus der H8tte setzenkann0 ohne da5 sie anschlagen. (ch hae keine Ho$$nung0 da5 'ir uns hindurchstehlenk#nnen.@

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=,acht mich nicht traurig0 ich in nach dem Schlummer mutiger ge'orden@0 entgegnete6eli:0 =get nicht alle Ho$$nung au$0 und $8rchtet ihr errat0 so la5t uns etzt lieer vonet'as anderem reden und nicht schon lange voraus kummervoll sein? Herr Student0 in derSchenke hat (hr ange$angen0 et'as zu erzhlen0 $ahrt etzt $ort0 denn 'ir haen &eit zumlaudern.@

=(ch kann mich kaum noch erinnern0 'as es 'ar@0 ant'ortete der unge ,ann.

=(hr erzhltet die Sage von dem kalten Herzen und seid stehengelieen0 'ie der Wirtund der andere Spieler den ;ohlenpeter aus der *8r 'ar$en.@

=4ut0 etzt entsinne ich mich 'ieder@0 entgegnete er0 =nun0 'enn ihr 'eiter h#ren 'ollt0'ill ich $ort$ahrenB

DAS "A#E HER$ % $(eite A&teilun'

Als eter am ,ontagmorgen in seine 4lash8tte ging0 'aren nicht nur seine Areiter da0sondern auch andere 7eute0 die man nicht gern sieht0 nmlich der Amtmann und drei4erichtsdiener. Der Amtmann '8nschte eter einen guten ,orgen0 $ragte0 'ie ergeschla$en hae0 und zog dann ein langes )egister heraus0 darau$ 'aren eters 4luigerverzeichnet. =;#nnt (hr zahlen oder nicht@ $ragte der Amtmann mit strengem lick.=+nd macht es nur kurz0 denn ich hae nicht viel &eit zu versumen0 und in den *urmsind es drei gute Stunden.@ Da verzagte eter0 gestand0 da5 er nichts mehr hatte0 und8erlie5 es dem Amtmann0 Haus und Ho$0 H8tte und Stall0 Wagen und $erde zuschtzen. +nd als die 4erichtsdiener und der Amtmann umhergingen und pr8$ten undschtzten0 dachte er0 is zum *annen8hl ist>s nicht 'eit - hat mir der ;leine nicht

gehol$en0 so 'ill ich es einmal mit dem 4ro5en versuchen? Er lie$ dem *annen8hl zu0so schnell0 als o die 4erichtsdiener ihm au$ den 6ersen 'ren. Es 'ar ihm0 als er an demlatz voreirannte0 'o er das 4lasmnnlein zuerst gesprochen hatte0 als halte ihn eineunsichtare Hand au$. Aer ri5 sich los und lie$ 'eiter is an die 4renze0 die er sich$r8her 'ohl gemerkt hatte0 und kaum hatte er0 einahe atemlos0 =Hollnder-,ichel? HerrHollnder-,ichel?@ geru$en0 als auch schon der riesengro5e 6l#5er vor ihm stand.

=;ommst du@ sprach dieser lachend. =Haen sie dir die Haut aziehen und deinen4luigern verkau$en 'ollen 9un0 sei ruhig? Dein ganzer /ammer kommt - 'ie gesagt -von dem kleinen 4lasmnnlein0 von dem 6r#mmler her. Doch komm@0 $uhr er $ort und'andte sich gegen den Wald0 =$olge mir in mein Haus? Dort 'ollen 'ir sehen0 o 'ir

handelseinig 'erden.@

=Handelseinig@ dachte eter. =Was kann er denn von mir verlangen0 'as kann ich anihn verhandeln Soll ich ihm et'a dienen - oder 'as 'ill er@ Sie gingen zuerst 8ereinen steilen Waldsteig hinau$ und standen dann mit einemmal an einer dunklen0asch8ssigen Schlucht. Hollnder-,ichel sprang den 6elsen hina0 'ie 'enn es einesan$te ,armortreppe 're. Aer ald 're eter in <hnmacht gesunken0 denn als enerunten angekommen 'ar0 machte er sich so gro5 'ie ein ;irchturm und reichte ihm einen

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Arm0 so lang 'ie ein Weeraum0 und eine Hand daran0 so reit 'ie der *isch imWirtshaus - und rie$ mit einer Stimme0 die herau$schallte 'ie eine *otenglockeB =Setzdich nur au$ meine Hand und halte dich an den 6ingern0 so 'irst du nicht $allen?@ etertat zitternd0 'ie ener e$ohlen0 nahm latz au$ der Hand und hielt sich am Daumen des)iesen.

Er ging 'eit und tie$ hina0 aer dennoch 'urde es zu eters er'underung nichtdunkler. (m 4egenteil0 die *ageshelle schien sogar zuzunehmen in der Schlucht0 aer erkonnte sie lange in den Augen nicht vertragen. Der Hollnder-,ichel hatte sich0 e 'eitereter herakam0 'ieder kleiner gemacht und stand nun in seiner $r8heren 4estalt voreinem Haus0 so gering oder gut0 als es reiche auern im Sch'arz'ald haen. Die Stue0'ohin eter ge$8hrt 'urde0 unterschied sich in nichts von den Stuen anderer 7eute alsdadurch0 da5 sie einsam schien.

Die h#lzerne Wanduhr0 der ungeheure ;achelo$en0 die reiten nke0 die 4ertscha$tenau$ den 4esimsen 'aren hier 'ie 8erall. ,ichel 'ies ihm einen latz hinter dem gro5en

*isch an0 ging dann hinaus und kam ald mit einem ;rug Wein und 4lsern 'ieder. Ergo5 ein0 und nun sch'atzten sie0 und Hollnder-,ichel erzhlte von den 6reuden derWelt0 von $remden 7ndern0 sch#nen Stdten und 6l8ssen0 da5 eter - am Ende gro5eSehnsucht danach ekommend - dies auch o$$en dem Hollnder erzhlte.

=Wenn du im ganzen ;#rper ,ut und ;ra$t0 et'as zu unternehmen0 hast0 da k#nnen ein paar Schlge des dummen Herzens dich zittern machen. +nd dann die ;rnkungen derEhre0 das +ngl8ck- $8r 'as soll sich ein vern8n$tiger ;erl um dergleichen ek8mmernHast du>s im ;op$ emp$unden0 als dich letzthin einer einen etr8ger und schlechten ;erlnannte Hat es dir im ,agen 'eh getan0 als der Amtmann kam0 dich aus dem Haus zu'er$en Was0 sag an0 'as hat dir 'eh getan@

=,ein Herz@0 sprach eter0 indem er die Hand au$ die pochende rust pre5te. Denn es'ar ihm0 als o sein Herz sich ngstlich hin und her 'endete.

=Du hast - nimm es mir nicht 8el -0 du hast viele hundert 4ulden an schlechte ettlerund anderes 4esindel 'egge'or$en0 'as hat es dir gen8tzt Sie haen dir da$8r Segenund einen gesunden 7ei ge'8nscht0 a - ist du des'egen ges8nder ge'orden +m dieHl$te des verschleuderten 4eldes httest du einen Arzt holen k#nnen. Segen - a0 einsch#ner Segen0 'enn man gep$ndet und ausgesto5en 'ird? +nd 'as 'ar es0 das dichgetrieen hat0 in die *asche zu grei$en0 soald ein ettelmann seinen zerlumpten Huthinstreckte Dein Herz0 auch 'ieder dein Herz - und 'eder deine Augen noch deine

&unge0 deine Arme noch deine eine0 sondern dein Herz? Du hast es dir - 'ie man richtigsagt - zu sehr zu Herzen genommen.@

=Aer 'ie kann man sich denn ange'#hnen0 da5 es nicht mehr so ist (ch gee mir etztalle ,8he0 es zu unterdr8cken0 aer dennoch pocht mein Herz und tut mir 'eh?@

=Du $reilich@0 rie$ ener mit 7achen0 =Du armer Schelm kannst nichts dagegen tun? Aergi mir das kaum pochende Ding0 und du 'irst sehen0 'ie gut du es dann hast.@

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=Euch mein Herz@ schrie eter mit Entsetzen0 =da m85te ich a au$ der Stelle steren? 9immermehr?@

=/a0 'enn dir einer Eurer Herren Jhirurgen das Herz aus dem 7eie operieren '8rde0 dam85test du 'ohl steren. ei mir ist das ein anderes Ding. Doch komm herein und

8erzeuge dich selst?@ Er stand ei diesen Worten au$0 #$$nete eine ;ammert8r und$8hrte eter hinein. Sein Herz zog sich kramp$ha$t zusammen0 als er 8er die Sch'elletrat0 aer er achtete nicht darau$0 denn der Anlick0 der sich ihm ot0 'ar sonderar und8erraschend. Au$ mehreren 4esimsen von Holz standen 4lser0 mit durchsichtiger6l8ssigkeit ge$8llt0 und in edem dieser 4lser lag ein Herz. Auch 'aren an den 4lsern&ettel angeklet und 9amen darau$ geschrieen0 die eter neugierig las. Da 'ar das Herzdes Amtmanns0 das Herz des dicken Ezechiel0 das Herz des *anzodenk#nigs0 das Herzdes <er$#rsters. Da 'aren sechs Herzen von ;orn'ucherern0 acht von Wereo$$izieren0drei von 4eldverleihern - kurz0 es 'ar eine Sammlung der angesehensten Herzen in der+mgeung von z'anzig Stunden.

=Schau?@ sprach Hollnder-,ichel0 =diese alle haen des 7eens ngste und Sorgen'egge'or$en. ;eines dieser Herzen schlgt mehr ngstlich und esorgt0 und ihreehemaligen esitzer e$inden sich 'ohl daei0 da5 sie den unruhigen 4ast aus demHause haen?@

=Aer 'as tragen sie denn etzt da$8r in derrust@ $ragte eter0 den dies alles0 'as ergesehen0 einahe sch'indeln machte.

=Dies@0 ant'ortete ener und reichte ihm aus einem Schu$ach ein steinernes Herz.

=So@ er'iderte er und konnte sich eines Schauers0 der ihm 8er die Haut ging0 nicht

er'ehren. =Ein Herz von ,armorstein Aer horch einmal0 Herr Hollnder-,ichel0 dasmu5 doch gar kalt sein in der rust?@

=6reilich0 aer ganz angenehm k8hl. Warum soll denn ein Herz 'arm sein (m Wintern8tzt dir die Wrme nichts0 da hil$t ein guter ;irschgeist mehr als ein 'armes Herz0 undim Sommer0 'enn alles sch'8l und hei5 ist - du glaust nicht0 'ie dann solch ein Herzak8hlt. +nd - 'ie gesagt - 'eder Angst noch Schrecken0 'eder t#richtes ,itleid nochanderer /ammer pocht an solch ein Herz.@

=+nd das ist alles0 'as (hr mir geen k#nnt@ $ragte eter unmutig. = (ch ho$$te au$ 4eld0und (hr 'ollt mir einen Stein geen?@

=9a0 ich denke0 an hunderttausend 4ulden httest du $8rs erste genug? Wenn du esgeschickt an'endest0 kannst du ald ,illionr 'erden.@

=Hunderttausend@ rie$ der arme ;#hler $reudig. =9un0 so poche doch nicht so ungest8min meiner rust? Wir 'erden ald $ertig sein miteinander. 4ut0 ,ichel? 4et mir denStein und das 4eld0 und die +nruh k#nnt (hr aus meinem 4ehuse herausnehmen?@

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=(ch dachte es doch0 da5 du ein vern8n$tiger ursche ist@0 ant'ortete der Hollnder$reundlich lchelnd0 =komm0 la5 uns noch eins trinken0 und dann 'ill ich das 4eldauszahlen.@

So setzten sie sich 'ieder in die Stue zum Wein0 tranken und tranken 'ieder0 is eter

in einen tie$en Schla$ ver$iel.

;ohlenmunk-eter er'achte eim $r#hlichen Schmettern eines osthorns0 und siehe da -er sa5 in einem sch#nen Wagen0 $uhr au$ einer reiten Stra5e dahin0 und als er sich ausdem Wagen og0 sah er in lauer 6erne hinter sich den Sch'arz'ald liegen. An$nglich'ollte er gar nicht glauen0 da5 er es selst sei0 der in diesem Wagen sitze. Denn auchseine ;leider 'aren nicht mehr dieselen0 die er gestern getragen hatte. Aer er erinnertesich doch an alles so deutlich0 da5 er endlich sein 9achsinnen au$ga0 und rie$B =Der;ohlenmunk-eter in ich0 das ist ausgemacht - und kein anderer?@

Er 'underte sich 8er sich selst0 da5 er gar nicht 'ehm8tig 'erden konnte0 als er etzt

zum erstenmal aus der stillen Heimat0 aus den Wldern0 'o er so lange gelet hatte0auszog. Selst nicht0 als er an seine ,utter dachte0 die etzt 'ohl hil$los und im Elendsa50 konnte er eine *rne aus dem Auge pressen oder auch nur seu$zen - denn es 'ar ihmalles so gleichg8ltig. =Ach0 $reilich@0 sagte er dann0 =*rnen und Seu$zer0 Heim'eh undWehmut kommen a aus dem Herzen0 und dank dem Hollnder-,ichel ist meines so kalt'ie Stein.@

Er legte seine Hand au$ die rust0 und es 'ar ganz ruhig dort0 nichts r8hrte sich. =Wenner mit den Hunderttausenden so gut Wort hielt 'ie mit dem Herzen0 so soll es mich$reuen@0 sprach er und $ing an0 seinen Wagen zu untersuchen. Er $and ;leidungsst8ckealler Art0 'ie er sie nur '8nschen konnte0 aer kein 4eld. Endlich stie5 er au$ eine

*asche und $and viele tausend *aler in 4old und Scheinen au$ Handelshuser in allengro5en Stdten. =/etzt ha ich>s0 'ie ich>s 'ollte@0 dachte er0 setzte sich euem in dieEcke des Wagens und $uhr in die 'eite Welt.

Er $uhr z'ei /ahre in der Welt umher und schaute aus seinem Wagen links und rechts anden Husern hinau$0 schaute0 'enn er anhielt0 nichts als das Schild seines Wirtshauses an0lie$ dann in der Stadt umher und lie5 sich die sch#nsten Sehens'8rdigkeiten zeigen. Aeres $reute ihn nichts0 kein ild0 kein Haus0 keine ,usik0 kein *anz. Sein Herz von Steinnahm an nichts Anteil0 und seine Augen0 seine <hren 'aren agestump$t $8r allesSch#ne. 9ichts 'ar ihm mehr gelieen als die 6reude an Essen und *rinken und derSchla$0 und so lete er0 indem er ohne &'eck durch die Welt reiste0 zu seiner

+nterhaltung speiste und aus 7ange'eile schlie$. Hier und da erinnerte er sich z'ar0 da5er $r#hlicher und gl8cklicher ge'esen 'ar0 als er noch arm 'ar und areiten mu5te0 umsein 7een zu $risten. Da hatte ihn ede sch#ne Aussicht ins *al0 hatten ihn ,usik und4esang erg#tzt0 da hatte er sich stundenlang au$ die ein$ache ;ost0 die ihm die ,utter zudem ,eiler rachte0 ge$reut. Wenn er so 8er die ergangenheit nachdachte0 so kam esihm ganz sonderar vor0 da5 er etzt nicht einmal lachen konnte - und sonst hatte er 8erden kleinsten Scherz gelacht. Wenn andere lachten0 so verzog er nur aus H#$lichkeit den,und0 aer sein Herz lchelte nicht mit. Er $8hlte dann0 da5 er z'ar 8eraus ruhig 'ar0

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aer zu$rieden $8hlte er sich doch nicht. Es 'ar nicht Heim'eh oder Wehmut0 sondernIde0 erdru50 $reudloses 7een0 'as ihn endlich 'ieder in die Heimat trie.

Als er von Stra5urg her8er$uhr und den dunklen Wald seiner Heimat erlickte0 als erzum erstenmal 'ieder ene kr$tigen 4estalten0 ene $reundlichen0 treuen 4esichter der

Sch'arz'lder sah0 als sein <hr die heimatlichen ;lnge - stark0 tie$0 aer 'ohlt#nend -vernahm0 da $8hlte er schnell nach seinem Herzen. Denn sein lut 'allte strker0 und erglaute0 er m8sse sich $reuen und m8sse 'einen zugleich0 aer 'ie konnte er nur sot#richt sein - er hatte a ein Herz aus Stein?

Sein erster 4ang 'ar zum Hollnder-,ichel der ihn mit alter 6reundlichkeit au$nahm.=,ichel@0 sagte er zu ihm0 =gereist in ich nun und hae alles gesehen. (st aer alles nurdummes &eug0 und ich hatte nur 7ange'eile. <erhaupt0 Euer steinernes Ding0 das ich inder rust trage0 sch8tzt mich z'ar vor manchem. (ch erz8rne mich nie0 in nie traurig0aer ich $reue mich auch nie0 und es ist mir0 als 'enn ich nur hal lete. ;#nnt (hr dasSteinherz nicht ein 'enig e'eglicher machen <der - get mir lieer mein altes Herz?

(ch hatte mich in $8n$undz'anzig /ahren daran ge'#hnt0 und 'enn es auch zu'eileneinen dummen Streich machte0 so 'ar es doch munter und ein $r#hliches Herz.@

Der Waldgeist lachte grimmig und itter. =Wenn du einmal tot ist0 eter ,unk@0ant'ortete er0 =dann soll es dir nicht $ehlen. Dann sollst du dein 'eiches0 r8hrares Herz'iederhaen0 und du kannst dann $8hlen0 'as kommt0 6reud oder 7eid. Aer hier oenkann es nicht mehr dein 'erden. Doch0 eter? 4ereist ist du 'ohl0 aer so0 'ie duletest0 konnte es dir nichts n8tzen. 7a5 dich etzt irgend'o hier im Wald nieder0 aue einHaus0 heirate0 trei dein erm#gen um - es hat dir nur an Areit ge$ehlt. Weil du m85ig'arst0 hattest du 7ange'eile und schiest etzt alles au$ dies unschuldige Herz.@ etersah ein0 da5 ,ichel recht hatte0 'as den ,85iggang etra$0 und nahm sich vor0 reich und

immer reicher zu 'erden. ,ichel schenkte ihm noch einmal hunderttausend 4ulden undentlie5 ihn als seinen guten 6reund.

ald vernahm man im Sch'arz'ald die ,r0 der ;ohlenmunk-eter oder Spielpeter sei'ieder da und noch viel reicher als zuvor. Es ging auch etzt 'ie immer. Als er amettelsta 'ar0 'urde er in der =Sonne@ zur *8r hinausge'or$en0 und als er etzt aneinem Sonntagnachmittag seinen ersten Einzug dort hielt0 sch8ttelten sie ihm die Hand0loten sein $erd0 $ragten nach seiner )eise0 und als er 'ieder mit dem dicken Ezechielum harte *aler spielte0 stand er in der Achtung so hoch als e. Er trie etzt aer nichtmehr das 4lashand'erk0 sondern den Holzhandel0 aer nur zum Schein. SeinHauptgesch$t 'ar0 mit ;orn und 4eld zu handeln. Der hale Sch'arz'ald 'urde ihm

nach und nach schuldig. Aer er lieh 4eld nur um zehn rozent aus oder verkau$te ;ornan die Armen0 die nicht gleich zahlen konnten0 um den drei$achen Wert. ,it demAmtmann stand er etzt in enger 6reundscha$t0 und 'enn einer Herrn eter ,unk nichtau$ den *ag ezahlte0 so ritt der Amtmann mit seinen Dienern hinaus0 schtzte Haus undHo$0 verkau$te es $lugs und trie ater0 ,utter und ;ind in den Wald. An$angs machtedies dem reichen eter einige +nlust0 denn die armen 4ep$ndeten elagerten dannhau$en'eise seine *8r. Die ,nner $lehten um 4nade0 die Weier suchten das steinerneHerz zu er'eichen0 und die ;inder 'inselten um ein St8cklein rot. Aer als er sich ein

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 paar t8chtige 6leischerhunde angescha$$t hatte0 h#rte diese ;atzenmusik - 'ie er esnannte - ald au$. Er p$i$$ und hetzte0 und die ettelleute $logen schreiend auseinander.Am meisten esch'erde machte ihm =das alte Wei@. Das 'ar niemand anders als die6rau ,unkin0 eters ,utter. Sie 'ar in 9ot und Elend geraten0 als man ihr Haus und Ho$verkau$t hatte0 und ihr Sohn0 als er reich zur8ckgekehrt 'ar0 hatte sich nicht mehr nach

ihr umgesehen. Da kam sie nun zu'eilen0 alt0 sch'ach und gerechlich0 an einem Stockvor das Haus. Hinein 'agte sie sich nimmer0 denn er hatte sie einmal 'eggeagt. Aer estat 'eh0 von den Wohltaten anderer ,enschen leen zu m8ssen0 da ihr der eigene Sohnein sorgenloses Alter htte ereiten k#nnen. Aer das kalte Herz 'urde nimmer ger8hrtvon dem Anlick der leichen0 'ohlekannten &8ge0 von den ittenden licken0 von der'elken0 ausgestreckten Hand0 von der hin$lligen 4estalt. ,8rrisch zog er0 'enn siesonnaends an die *8r pochte0 einen Sechstzner heraus0 schlug ihn in ein apier einund lie5 ihn durch einen ;necht hinausreichen. Er vernahm ihre zitternde Stimme0 'ennsie dankte und '8nschte0 es m#ge ihm 'ohlgehen au$ Erden. Er h#rte sie h8stelnd vonder *8r schleichen0 aer er dachte 'eiter nicht mehr daran0 als da5 er 'ieder sechsatzen umsonst ausgegeen hatte.

Endlich kam eter auch au$ den 4edanken zu heiraten. Er 'u5te auch0 da5 im ganzenSch'arz'ald eder ater ihm gern seine *ochter geen '8rde. Aer er 'ar sch'ierig inseiner Wahl0 denn er 'ollte0 da5 man auch hierin sein 4l8ck und seinen erstand preisensollte. Daher ritt er im ganzen Wald umher0 schaute hier0 schaute dort0 und keine dersch#nen Sch'arz'lderinnen d8nkte ihn sch#n genug. Endlich0 nachdem er au$ allen*anz#den umsonst nach der Sch#nsten ausgeschaut hatte0 h#rte er eines *ages0 dieSch#nste und *ugendsamste im ganzen Wald sei eines armen Holzhauers *ochter. Sielee still und $8r sich0 esorge geschickt und emsig ihres aters Haus und lasse sich nieau$ dem *anzoden sehen0 nicht einmal zu $ingsten oder zur ;irmes. Als eter vondiesem Wunder des Sch'arz'alds h#rte0 eschlo5 er0 um sie zu 'eren0 und ritt nach der

H8tte0 die man ihm ezeichnet hatte. Der ater der sch#nen 7iseth emp$ing denvornehmen Herrn mit Staunen0 und er staunte noch mehr0 als er h#rte0 es sei dies derreiche Herr eter und er 'olle sein Sch'iegersohn 'erden. Er esann sich auch nichtlange0 denn er meinte0 all seine Sorge und Armut 'erde nun ein Ende haen - sagte zu0ohne die sch#ne 7iseth zu $ragen0 und das gute ;ind 'ar so $olgsam0 da5 sie ohneWiderrede 6rau eter ,unkin 'urde.

Aer es ging der Armen nicht so gut0 als sie sich getrumt hatte. Sie glaute ihrHaus'esen 'ohl zu verstehen0 aer sie konnte Herrn eter nichts zu Dank machen. Siehatte ,itleid mit armen 7euten 0 und da ihr Eheherr reich 'ar0 dachte sie0 es sei keineS8nde0 einem alten ettel'ei einen $ennig oder einem alten ,ann einen Schnaps zureichen. Aer als Herr eter dies eines *ages merkte0 sprach er mit z8rnenden lickenund rauher StimmeB =Warum verschleuderst du mein erm#gen an 7umpen undStra5enlu$er Hast du 'as mitgeracht ins Haus0 das du 'egschenken k#nntest ,itdeines aters ettelsta kann man keine Suppe 'rmen0 und du 'ir$st das 4eld hinaus'ie eine 68rstin? 9och einmal la5 dich er'ischen0 und du sollst meine Hand $8hlen?@ Diesch#ne 7iseth 'einte in ihrer ;ammer 8er den harten Sinn ihres ,annes0 und sie'8nschte o$t0 lieer daheim zu sein in ihres aters rmlicher H8tte0 als ei dem reichen0aer geizigen0 hartherzigen eter zu hausen. Ach0 htte sie ge'u5t0 da5 er ein Herz von

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,armor hatte und 'eder sie noch irgendeinen ,enschen lieen konnte0 so htte sie sich'ohl nicht ge'undert.

Soo$t sie aer etzt unter der *8r sa50 und es ging ein ein ettelmann vor8er und zog denHut und ho seinen Spruch an0 so dr8ckte sie die Augen zu0 das Elend nicht zu sehen0

und sie allte die Hand $ester0 damit sie nicht un'illk8rlich in die *asche $ahre0 ein;reuzerlein herauszulangen. So kam es0 da5 die sch#ne 7iseth im ganzen Waldverschrien 'urde0 und es hie50 sie sei noch geiziger als eter ,unk. Aer eines *ages sa56rau 7iseth 'ieder vor dem Hause und spann und summte ein 7iedchen dazu0 denn sie'ar munter0 'eil es sch#n Wetter und Herr eter ausgeritten 'ar 8ers 6eld. Da kommtein altes ,nnlein des Weges daher0 das trgt einen gro5en0 sch'eren Sack0 und sie h#rtes schon von 'eitem keuchen. *eilnehmend sah ihm 6rau 7iseth zu und dachte0 einemso alten0 kleinen ,ann sollte man nicht mehr so sch'er au$laden. (ndes 'ankte undkeuchte das ,nnlein heran0 und als es gegen8er von 6rau 7iseth 'ar0 rach es unterdem Sack einahe zusammen. =Ach0 hat die armherzigkeit0 6rau0 und reicht mir nureinen *runk Wasser?@ sprach das ,nnlein. =(ch kann nicht 'eiter0 ich mu5 elend

verschmachten.@

=Aer (hr solltet in Eurem Alter nicht mehr so sch'er tragen@0 sagte 6rau 7iseth.

=/a0 'enn ich nicht oten gehen m85te0 der Armut haler und um mein 7een zu$risten@0 ant'ortete er. =Ach0 eine so reiche 6rau 'ie (hr 'ei5 nicht0 'ie 'eh Armut tutund 'ie 'ohl ein $rischer *runk ei dieser Hitze.@

Als sie dies h#rte0 eilte sie ins Haus0 nahm einen ;rug vom 4esims und $8llte ihn mitWasser. Doch als sie zur8ckkehrte und nur noch 'enige Schritte von ihm 'ar und das,nnlein sah0 'ie es so elend und verk8mmert au$ dem Sack sa50 da $8hlte sie inniges

,itleid0 edachte0 da5 a ihr ,ann nicht zu Hause 'ar0 und so stellte sie den Wasserkrug eiseite0 nahm einen echer0 $8llte ihn mit Wein0 legte ein gutes )oggenrot darau$ und rachte es dem Alten. =So0 und ein Schluck Wein mag Euch esser ekommen alsWasser0 da (hr schon gar so alt seid@0 sprach sie. =Aer trinkt nicht zu hastig und e5t auchrot dazu?@

Das ,nnlein sah sie staunend an0 is gro5e *rnen in seinen alten Augen standen. Estrank und sprach dannB =(ch in alt ge'orden0 aer ich hae 'enig ,enschen gesehen0die so mitleidig 'aren und ihre 4aen so sch#n und herzig zu spenden 'u5ten 'ie (hr06rau 7iseth? Aer es 'ird Euch auch da$8r recht 'ohlgehen au$ Erden - solch ein Herz leit nicht unelohnt.@

=9ein - und den 7ohn soll sie au$ der Stelle haen?@ schrie eine schreckliche Stimme0und als sie sich umsahen0 'ar es Herr eter mit lutrotem 4esicht.

=+nd sogar meinen esten Wein gie5t du aus an ettelleute0 und meinen echer gist duan die 7ippen der Stra5enlu$er Da0 nimm deinen 7ohn?@ 6rau 7iseth st8rzte zu seinen685en und at um erzeihung. Aer das steinerne Herz kannte kein ,itleid0 er drehte dieeitsche um0 die er in der Hand hielt0 und schlug sie mit dem Handgri$$ aus Eenholz so

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he$tig vor die sch#ne Stirn0 da5 sie lelos dem alten ,ann in die Arme sank. Als eterdies sah0 'ar es doch0 als reute ihn die *at au$ der Stelle. Er eugte sich hera0 zu sehen0o noch 7een in ihr sei0 aer das ,nnlein sprach mit 'ohlekannter StimmeB =4i dirkeine ,8he0 ;ohlen-eter? Es 'ar die sch#nste und lielichste lume des Sch'arz'alds0aer du hast sie zertreten0 und nie mehr 'ird sie 'ieder l8hen.@

Da 'ich alles lut aus eters Wangen0 und er sprachB =Also (hr seid es0 HerrSchatzhauser 9un0 'as geschehen ist0 ist geschehen0 und es hat 'ohl so kommenm8ssen? (ch ho$$e aer0 (hr 'erdet mich nicht ei dem 4ericht anzeigen als ,#rder.@

=Elender?@ er'iderte das 4lasmnnlein. =Was '8rde es mir n8tzen0 'enn ich deinesterliche H8lle an den 4algen rchte 9icht irdische 4erichte sind es0 die du zu$8rchten hast0 sondern andere und strengere? Denn du hast deine Seele an den #senverkau$t.@

=+nd ha>ich mein Herz verkau$t@0 schrie eter0 =so ist niemand daran schuld als du und

deine etr8gerischen Schtze? Du t8ckischer 4eist hast mich ins erderen ge$8hrt0 michgetrieen0 da5 ich ei einem andern Hil$e suchte0 und au$ dir liegt die ganzeerant'ortung?@ Aer kaum hatte er dies gesagt0 so 'uchs und sch'oll das4lasmnnlein und 'urde so hoch und reit0 und seine Augen 'urden so gro5 'ieSuppenteller0 und sein ,und 'ar 'ie ein geheizter acko$en0 und 6lammen spr8htendaraus hervor. eter 'ar$ sich au$ die ;nie0 und sein steinernes Herz sch8tzte ihn nichtdavor0 da5 seine 4lieder zitterten 'ie Espenlau. ,it 4eierkrallen packte ihn derWaldgeist im 9acken0 drehte ihn um0 'ie Wirel'ind d8rres 7au0 und 'ar$ ihn dann zuoden0 da5 ihm alle )ippen krachten. =Erden'urm-?@ rie$ er mit einer Stimme0 die 'ieder Donner rollte0 =ich k#nnte dich zerschmettern0 'enn ich 'ollte0 denn du hast gegenden Herrn des Waldes ge$revelt? Aer um dieses toten Weies 'illen0 die mich gespeist

und getrnkt hat0 gee ich dir acht *age 6rist. ekehrst du dich nicht zum 4uten0 sokomme ich und zermalme deine 4eeine0 und du $hrst hin in deinen S8nden?@

Es 'ar schon Aend0 als einige ,nner0 die voreigingen0 den reichen eter ,unk au$der Erde liegen sahen. Sie 'andten ihn hin und her und suchten0 o noch Atem in ihmsei0 aer lange 'ar ihr Suchen vergelich. Endlich ging einer ins Haus und rachteWasser herei und esprengte ihn. Da holte eter tie$ Atem0 st#hnte und schlug dieAugen au$0 schaute lange um sich her und $ragte dann nach 6rau 7iseth - aer keinerhatte sie gesehen. Er dankte den ,nnern $8r ihre Hil$e0 schlich sich in sein Haus undsuchte 8erall. Aer 6rau 7iseth 'ar 'eder im ;eller noch au$ dem oden0 und das0'as er $8r einen schrecklichen *raum gehalten hatte0 'ar ittere Wahrheit. Wie er nun so

ganz allein 'ar0 da kamen ihm sonderare 4edanken. Er $8rchtete sich vor nichts0 dennsein Herz 'ar a kalt - aer 'enn er an den *od seiner 6rau dachte0 kam ihm sein eigenesHinscheiden in den Sinn und 'ie elastet er dahingehen 'erde - sch'er elastet mit*rnen der Armen0 mit tausend ihrer 6l8che0 die sein Herz nicht er'eichen konnten0 mitdem /ammer der Elenden0 au$ die er seine Hunde gehetzt hatte0 elastet mit der stillenerz'ei$lung seiner ,utter0 mit dem lut der sch#nen0 guten 7iseth. +nd konnte erdoch nicht einmal dem alten ,ann0 ihrem ater0 )echenscha$t geen0 'enn er kme und$ragteB =Wo ist meine *ochter0 dein Wei@ Wie 'ollte er einem andern Ant'ort geen0

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dem alle Wlder0 alle Seen0 alle erge geh#ren und - das 7een der ,enschen

Es ulte ihn auch nachts im *raum0 und alle Augenlicke 'achte er au$ von einer s85enStimme0 die ihm zurie$B =eter0 scha$$ dir ein 'rmeres Herz?@ +nd 'enn er er'acht'ar0 schlo5 er doch schnell 'ieder die Augen. Denn der Stimme nach mu5te es 6rau

7iseth sein0 die ihm diese Warnung zurie$. Am andern *ag ging er ins Wirtshaus0 umseine 4edanken zu zerstreuen0 und dort tra$ er den dicken Ezechiel. Er setzte sich zu ihm0sie sprachen dies und enes - vom sch#nen Wetter0 vom ;rieg0 von den Steuern undendlich auch vom *od und 'ie da und dort einer so schnell gestoren sei. Da $ragte eterden Dicken0 'as er denn vom *od halte und 'ie es nachher sein 'erde. Ezechielant'ortete ihm0 da5 man den 7ei egrae0 die Seele aer $ahre ent'eder au$ zumHimmel oder hina in die H#lle.

=Also egrt man das Herz auch@ $ragte eter gespannt. =Ei0 $reilich0 das 'ird auch egraen?@

=Wenn aer einer sein Herz nicht mehr hat@ $uhr eter $ort.

Ezechiel sah ihn ei diesen Worten schrecklich an. =Was 'illst du damit sagen Willstdu mich $oppen ,einst du0 ich hae kein Herz@

=<h0 Herz genug - so hart 'ie Stein@0 er'iderte eter.

Ezechiel sah ihn ver'undert an0 schaute sich um0 o es niemand geh#rt hae0 und sprachdannB =Woher 'ei5t du es <der pocht vielleicht das deinige auch nicht mehr@

=ocht nicht mehr - 'enigstens nicht hier in meiner rust?@ ant'ortete eter ,unk.

=Aer sag mir - da du etzt 'ei5t0 'as ich meine -0 'ie 'ird es gehen mit unserenHerzen@

=Was k8mmert dich dies0 4esell@ $ragte Ezechiel lachend. =Hast a au$ Erden vollau$ zuleen und damit genug. Das ist a gerade das eueme an unseren kalten Herzen0 da5 unskeine 6urcht e$llt ei solchen 4edanken.@

=Wohl 'ahr? Aer man denkt doch daran0 und 'enn ich auch etzt keine 6urcht mehrkenne0 so 'ei5 ich 'ohl doch noch0 'ie sehr ich mich vor der H#lle $8rchtete0 als ichnoch ein kleiner0 unschuldiger ;nae 'ar.@

=9un - gut 'ird es uns gerade nicht gehen@0 sagte Ezechiel. =Ha> mal einenSchulmeister danach ge$ragt0 der sagte mir0 da5 nach dem *ode die Herzen ge'ogen'erden0 'ie sch'er sie sich vers8ndigt htten. Die leichten steigen au$0 die sch'erensinken hina0 und ich denke0 unsere Steine 'erden ein gutes 4e'icht haen.@

=Ach $ reilich@0 er'iderte eter0 =und es ist mir o$t selst uneuem0 da5 mein Herz soteilnahmslos und ganz gleichg8ltig ist0 'enn ich an solche Dinge denke.@

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So sprachen sie. Aer in der nchsten 9acht h#rte er $8n$- oder sechsmal die ekannteStimme in sein <hr lispelnB =eter0 scha$$ dir ein 'rmeres Herz?@ Er emp$and keine)eue0 da5 er sie get#tet hatte0 aer 'enn er dem 4esinde sagte0 seine 6rau sei verreist0 sodachte er immer daeiB =Wohin mag sie 'ohl gereist sein@ Sechs *age hatte er es sogetrieen0 und immer h#rte er nachts diese Stimme0 und immer dachte er an den

Waldgeist und seine schreckliche Drohung. Aer am sieenten ,orgen sprang er vonseinem 7ager au$ und rie$B =9un a0 'ill sehen0 o ich mir ein 'rmeres Herz scha$$enkann - denn der gleichg8ltige Stein in meiner rust macht mir das 7een nur lang'eiligund #de.@ Erzog schnell seinen Sonntagsstaat an0 setzte sich au$ sein $erd und ritt dem*annen8hl zu.

(m *annen8hl0 'o die ume dichter standen0 sa5 er a0 and sein $erd an und gingschnellen Schrittes dem 4ip$el des H8gels zu0 und als er vor der dicken *anne stand0 hoer seinen Spruch anB

=Schatzhauser im gr8nen *annen'ald0

ist viele hundert /ahre alt0Dein ist all 7and0 'o *annen stehn075t dich nur Sonntagskindern sehn.@

Da kam das 4lasmnnlein hervor0 aer nicht $reundlich und traulich 'ie sonst0 sondernd8ster und traurig. Es hatte ein )#cklein von sch'arzem 4las an0 und ein langer*rauer$lor $latterte vom Hut hera0 und eter 'u5te 'ohl0 um 'en es trauerte.

=Was 'illst du von mir0 eter ,unk@ $ragte es mit dump$er Stimme.

=(ch ha> noch einen Wunsch0 Herr Schatzhauser@0 ant'ortete eter mit

niedergeschlagenen Augen.

=;#nnen Steinherzen noch '8nschen@ sagte ener. =Du hast alles0 'essen du $8r deinenschlechten Sinn edar$st0 und ich 'erde sch'erlich deinen Wunsch er$8llen.@

=Aer (hr hat mir doch drei W8nsche zugesagt? Einen ha> ich immer noch 8rig.@

=Doch kann ich ihn versagen0 'enn er t#richt ist@0 $uhr der Waldgeist $ort0 =aer 'ohlan0ich 'ill h#ren0 'as du 'illst?@

=So nehmt mir den toten Stein heraus und get mir mein leendiges Herz?@ sprach eter.

=Ha> ich den Handel mit dir gemacht@ $ragte das 4lasmnnlein. =in ich derHollnder-,ichel0 der )eichtum und kalte Herzen schenkt Dort ei ihm mu5t du deinHerz suchen?@

=Ach0 er git es nimmer zur8ck@0 ant'ortete eter.

=Du dauerst mich0 so schlecht du auch ist@0 sprach das ,nnlein nach einigem

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 9achdenken. =Aer 'eil dein W8nsch nicht t#richt ist0 so kann ich dir 'enigstens meineHil$e nicht versagen. So h#re - dein Herz kannst du mit keiner 4e'alt mehr ekommen0'ohl aer durch 7ist0 und es 'ird vielleicht nicht sch'er sein. Denn ,ichel leit dochnur der dumme ,ichel0 ogleich er sich ungemein klug d8nkt. So gehe denn geradenWeges zu ihm hin und tue0 'ie ich dir hei5e?@ +nd nun unterrichtete er ihn in allem und

ga ihm ein ;reuzlein aus reinem 4las. =Am 7een kann er dir nicht schaden0 und er'ird dich $reilassen0 'enn du ihm dies vorhalten und dazu eten 'irst. +nd hast du dann0'as du verlangst0 erhalten0 so komm 'ieder0 zu mir an diesen <rt?@

eter ,unk nahm das ;reuzchen0 prgte sich alle Worte ins 4edchtnis und ging 'eiterzu Hollnder-,ichels ehausung. Er rie$ dreimal seinen 9amen0 und alsald stand der)iese vor ihm. =Du hast dein Wei erschlagen@ $ragte er mit schrecklichem 7achen.=Htt> es auch so gemacht? Sie hat dein erm#gen an das ettelvolk geracht. Aer du'irst $8r einige &eit au5er 7andes gehen m8ssen0 denn es 'ird 7rm machen0 'enn mansie nicht $indet0 und du rauchst 'ohl 4eld und kommst0 um es zu holen@

=Du hast>s erraten@0 er'iderte eter0 =und nur recht viel diesmal? Denn nach Amerika istes 'eit.@

,ichel ging voran und rachte ihn in seine H8tte. Dort schlo5 er eine *ruhe au$0 'orinviel 4eld lag0 und langte ganze )ollen heraus. Whrend er es so au$ den *isch hinzhlte0sprach eterB =Du ist doch ein loser ogel0 ,ichel0 da5 du mich elogen hast0 ich htteeinen Stein in der rust und du haest mein Herz?@

=+nd ist es denn nicht so@ $ragte ,ichel staunend. =68hlst du denn dein Herz (st esnicht kalt 'ie Eis Hast du 6urcht oder 4ram ;ann dich et'as reuen@

=Du hast mein Herz nur stillstehen lassen0 aer ich hae es noch 'ie sonst in meinerrust - und Ezechiel auch0 der hat es mir gesagt0 da5 du uns angelogen hast? Du ist nichtder ,ann dazu0 der einem das Herz unemerkt und ohne 4e$ahr aus der rust rei5enk#nnte? Da m85test du zauern k#nnen.@

=Aer ich versichere dir@0 rie$ ,ichel unmutig0 du und Ezechiel und alle reichen 7eute0die es mit mir halten0 haen solche kalten Herzen 'ie du0 und ihre rechten Herzen haeich hier in meiner ;ammer.@

=Ei0 'ie dir das 78gen von der &unge geht?@ lachte eter. =Das mach du einem andern'eis? ,einst du0 ich hae au$ meinen )eisen nicht solche ;unstst8cke zu Dutzenden

gesehen Aus Wachs nachgeahmt sind deine Herzen hier in der ;ammer? Du ist einreicher ;erl0 das ge> ich zu - aer zauern kannst du nicht?@

Da ergrimmte der )iese und ri5 die ;ammert8r au$. =;omm herein und lies die &ettelalle0 und enes dort - schau - das ist eter ,unks Herz. Siehst du0 'ie es zuckt ;annman das auch aus Wachs machen@

=+nd es ist doch aus Wachs@0 ant'ortete eter. =So schlgt ein rechtes Herz nicht0 ich

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hae das meinige noch in der rust. 9ein0 zauern kannst du nicht?@

=Aer ich 'ill es dir e'eisen?@ rie$ ener rgerlich. =Du sollst es selst $8hlen0 da5 diesdein Herz ist.@ Er nahm es0 ri5 eters Wams au$ und nahm einen Stein aus seiner rustund zeigte ihn vor. Dann nahm er das Herz0 hauchte es an und setzte es ehutsam an

seine Stelle0 und alsald $8hlte eter0 'ie es pochte0 und er konnte sich 'ieder dar8er$reuen.

=Wie ist es dir etzt@ $ragte ,ichel lchelnd.

=Wahrha$tig0 du hast doch recht gehat@0 ant'ortete eter0 indem er ehutsam sein;reuzlein aus der *asche zog. =Htt> ich doch nicht geglaut0 da5 man dergleichen tunk#nne?@

=9icht 'ahr +nd zauern kann ich0 das siehst du. Aer komm0 etzt 'ill ich dir denStein 'ieder hineinsetzen.@

=7angsam0 Herr ,ichel?@ rie$ eter0 trat einen Schritt zur8ck und hielt ihm das ;reuzleinentgegen. =,it Speck $ngt man ,use - und diesmal ist du der etrogene.@ +ndzugleich $ing er an zu eten0 'as immer ihm nur ein$iel.

Da 'urde ,ichel kleiner und immer kleiner0 $iel nieder und 'and sich hin und her 'ieein Wurm und chzte und st#hnte - und alle Herzen umher $ingen an zu zucken und zu pochen0 da5 es klang 'ie in der Werkstatt eines +hrmachers. eter aer $8rchtete sich0 es'urde ihm ganz unheimlich zumut0 er rannte zur ;ammer und zum Haus hinaus undklomm0 von Angst getrieen0 die 6els'and hinau$. Denn er h#rte0 da5 ,ichel sichau$ra$$te0 stamp$te und tote und ihm schreckliche 6l8che nachschickte. Als er oen 'ar0

lie$ er dem *annen8hl zu. Ein schreckliches Wetter zog au$0 litze $ielen links undrechts an ihm nieder und zerschmetterten die ume0 aer er kam 'ohlehalten im)evier des 4lasmnnleins an.

Sein Herz pochte $reudig0 und nur darum0 'eil es pochte. Dann aer sah er mit Entsetzenau$ sein 7een zur8ck 'ie au$ das 4e'itter0 das hinter ihm rechts und links den sch#nenWald zersplitterte. Er dachte an 6rau 7iseth0 sein sch#nes0 gutes Wei0 das er aus 4eizgemordet hatte. Er kam sich selst 'ie der Aus'ur$ der ,enschen vor0 und er 'eintehe$tig0 als er an des 4lasmnnleins H8gel kam.

Der Schatzhauser sa5 schon unter dem *annenaum und rauchte aus seiner kleinen

$ei$e0 doch er sah munterer aus als zuvor. =Warum 'einst du0 ;ohlenpeter@ $ragte er.=Hast du dein Herz nicht erhalten 7iegt noch das kalte in deiner rust@

=Ach0 Herr?@ seu$zte eter. =Als ich noch das kalte Steinherz trug0 da 'einte ich nie -meine Augen 'aren so trocken 'ie das 7and im /uli. /etzt aer 'ill es mir einahe dasalte Herz zerrechen0 'as ich getan hae? ,eine Schuldner hae ich ins Elend geagt0 au$Arme und ;ranke die Hunde gehetzt0 und (hr 'i5t es a selst0 'ie meine eitsche au$ diesch#ne Stirn $iel?@

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=eter? Du 'arst ein gro5er S8nder@0 sprach das ,nnlein. =Das 4eld und der,85iggang haen dich verdoren0 is dein Herz zu Stein 'urde und nicht 6reud0 nicht7eid0 keine )eue0 kein ,itleid mehr kannte. Aer )eue vers#hnt - und 'enn ich nur'85te0 da5 dir dein 7een recht leid tut0 so k#nnte ich schon noch 'as $8r dich tun.@

=(ch 'ill nichts mehr@0 ant'ortete eter und lie5 traurig sein Haupt sinken. =,it mir istes aus0 ich kann mich mein 7etag nicht mehr $reuen. Was soll ich so allein au$ der Welttun ,eine ,utter verzeiht mir nimmermehr0 'as ich ihr getan hae0 und vielleicht haeich sie unter den oden geracht0 ich +ngeheuer? +nd 7iseth0 meine 6rau? Schlagt michlieer auch tot0 Herr Schatzhauser0 dann hat mein elendes 7een mit einemmal einEnde?@

=4ut@0 er'iderte das ,nnlein0 ='enn du es nicht anders 'illst0 so kannst du es haen.@Er nahm ganz ruhig sein $ei$chen aus dem ,und0 klop$te es aus und steckte es ein.Dann stand er langsam au$ und ging hinter die *annen. eter aer setzte sich 'einend ins4ras0 sein 7een 'ar ihm nichts mehr 'ert0 und er er'artete geduldig den *odesstreich.

 9ach einiger &eit h#rte er leise *ritte hinter sich und dachteB =/etzt 'ird er kommen.@

=Schau dich doch einmal um0 eter ,unk?@ rie$ das ,nnlein. eter 'ischte sich die*rnen aus den Augen und schaute sich um und sah - seine ,utter und 7iseth0 seine6rau0 die ihn $reundlich anlickten. Da sprang er $reudig au$B =So ist du nicht tot07iseth +nd auch (hr seid da0 ,utter0 und hat mir vergeen@

=Sie 'ollen dir verzeihen@0 sprach das 4lasmnnlein0 ='eil du 'ahre )eue $8hlst0 undalles soll vergessen sein. &ieh etzt heim in deines aters H8tte und sei ein ;#hler 'iezuvor. ist du rav und ieder0 so 'irst du dein Hand'erk ehren0 und deine 9acharn'erden dich mehr lieen und achten0 als 'enn du zehn *onnen 4old httest.@ So sprach

das 4lasmnnlein und nahm Aschied von ihnen.

Die drei loten und segneten es und gingen heim.

Das prachtvolle Haus des reichen eter stand nicht mehr. Der litz hatte es angez8ndetund mit all seinen Schtzen niedergerannt. Aer nach der vterlichen H8tte 'ar es nicht'eit. Dorthin ging etzt ihr Weg0 und der gro5e erlust k8mmerte sie nicht.

Aer 'ie erstaunten sie0 als sie an die H8tte kamen? Sie 'ar zu einem sch#nenauernhaus ge'orden0 und alles darin 'ar ein$ach0 aer gut und reinlich.

=Das hat das gute 4lasmnnlein getan?@ rie$ eter.

=Wie sch#n?@ sagte 6rau 7iseth. =+nd hier ist mir viel heimischer als in dem gro5enHaus mit dem vielen 4esinde.@

on etzt an 'urde eter ,unk ein $lei5iger0 'ackerer ,ann. Er 'ar zu$rieden mit dem0'as er hatte0 trie sein Hand'erk unverdrossen0 und so kam es0 da5 er durch eigene ;ra$t'ohlhaend 'urde und angesehen und eliet im ganzen Wald. Er zankte nie mehr mit

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6rau 7iseth0 ehrte seine ,utter und ga den Armen0 die an seine *8r pochten. Als nach/ahr und *ag 6rau 7iseth einen sch#nen ;naen gear0 ging eter nach dem*annen8hl und sagte sein Spr8chlein. Aer das 4lasmnnlein zeigte sich nicht. =HerrSchatzhauser?@ rie$ er laut. =H#rt mich doch0 ich 'ill a nichts anderes0 als Euch zu4evatter itten ei meinem S#hnlein?@ Aer er ga keine Ant'ort0 nur ein kurzer

Windsto5 sauste durch die *annen und 'ar$ einige *annenzap$en hera ins 4ras. =So'ill ich dies zum Andenken mitnehmen0 'eil ihr Euch doch nicht sehen lassen 'ollt?@rie$ eter0 steckte die &ap$en in die *asche und ging nach Hause. Als er aer zu Hausedas Sonntags'ams auszog und seine ,utter die *aschen um'andte und das Wams in den;asten legen 'ollte0 da $ielen vier stattliche 4eldrollen heraus0 und als man sie #$$nete0'aren es lauter gute0 neue adische *aler und kein einziger $alscher darunter. +nd das'ar das atengeschenk des ,nnleins im *annen'ald $8r den kleinen eter.

So leten sie still und unverdrossen $ort0 und noch o$t nachher0 als eter ,unk schongraue Haare hatte0 sagte erB =Es ist doch esser0 zu$rieden zu sein mit 'enigem0 als 4oldund 48ter zu haen und ein kaltes Herz.@

Es mochten schon et'a $8n$ *age vergangen sein0 'hrend 6eli:0 der /ger und derStudent immer noch unter den )uern ge$angen sa5en. Sie 'urden z'ar von demHauptmann und seinen +ntergeenen gut ehandelt0 aer dennoch sehnten sie sich nachder e$reiung. Denn e mehr die &eit $ortr8ckte0 desto h#her stieg auch ihre Angst vorEntdeckung. Am Aend des $8n$ten *ages erklrte der /ger seinen 7eidensgenossen0da5 er entschlossen sei0 in dieser 9acht auszurechen0 und 'enn es ihn das 7een kostensollte. Er munterte seine 4e$hrten zum gleichen Entschlu5 au$ und zeigte ihnen0 'ie sieihre 6lucht ins Werk setzen k#nnten. =Den0 der uns zunchst steht0 nehme ich au$ mich.Es ist 9ot'ehr0 und 9ot kennt kein 4eot - er mu5 steren.@

=Steren?@ rie$ 6eli: entsetzt0 =(hr 'ollt ihn totschlagen@

=Dazu in ich $est entschlossen0 'enn es darau$ ankommt0 z'ei ,enschenleen zuretten? Wisset0 da5 ich die )uer mit esorgten ,ienen hae $l8stern h#ren0 im Wald'erde nach ihnen ge$ahndet0 und die alten Weier verrieten in ihrem &orn die #seAsicht der ande. Sie schimp$ten au$ uns und gaen zu verstehen0 'enn die )uerangegri$$en '8rden0 so m85ten 'ir ohne 4nade steren.@

=4ott im Himmel?@ schrie der /8ngling entsetzt und verarg sein 4esicht in den Hnden.

=9och haen sie uns das ,esser nicht an die ;ehle gesetzt@0 $uhr der /ger $ort0 =darum

la5t uns ihnen zuvorkommen? Wenn es dunkel ist0 schleiche ich au$ die nchste Wachezu. Sie 'ird anru$en0 ich 'erde ihr zu$l8stern0 die 4r$in sei pl#tzlich sehr krankge'orden0 und 'hrend er sich umsieht0 sto5e ich ihn nieder. Dann hole ich Euch a0 unger ,ann0 und der z'eite kann uns eenso'enig entgehen - und eim dritten haen'ir leichtes Spiel.@

Der /ger sah ei diesen Worten so schrecklich aus0 da5 6eli: sich vor ihm $8rchtete. Er'ollte ihn 8erreden0 von diesen lutigen 4edanken azustehen0 als die *8r der H8tte

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leise au$ging und schnell eine 4estalt hereinschl8p$te. Es 'ar der Hauptmann. ehutsamschlo5 er sie 'ieder und 'inkte den eiden 4e$angenen0 sich ruhig zu verhalten. Er setztesich neen 6eli: nieder und sprachB =6rau 4r$in0 (hr seid in einer schlimmen 7age. Euer4emahl hat nicht Wort gehalten0 er hat nicht nur das 7#segeld nicht geschickt0 sondern erhat auch die )egierungskr$te au$geoten. e'a$$nete ,annscha$ten strei$en von allen

Seiten durch den Wald0 um mich und meine 7eute auszuheen. (ch hae Eurem 4emahlgedroht0 Euch zu t#ten0 'enn er ,iene macht0 uns anzugrei$en. Doch es mu5 ihment'eder an Eurem 7een 'enig liegen0 oder er traut unseren Sch'8ren nicht. Euer7een ist in unserer Hand und nach unseren 4esetzen ver'irkt? Was 'ollt ihr dagegenein'enden@

est8rzt sahen die 4e$angenen vor sich nieder0 sie 'u5ten nicht zu ant'orten. Denn6eli: erkannte 'ohl0 da5 das 4estndnis 8er seine erkleidung ihn nur noch mehr in4e$ahr ringen '8rde.

=Es ist mir unm#glich@0 $uhr der Hauptmann $ort0 =eine Dame0 die meine vollkommene

Achtung hat0 so in 4e$ahr zu ringen. Darum 'ill ich Euch einen orschlag zur )ettungmachen - es ist der einzige Aus'eg0 der Euch 8rigleit. ich 'ill mit Euch ent$liehen?@

Erstaunt0 8errascht lickten ihn eide an. Er aer sprach 'eiterB =Die ,ehrzahl meiner4esellen ist entschlossen0 nach (talien zu ziehen und unter einer 'eitverreiteten andeDienste zu nehmen. ,ir $8r meinen *eil ehagt es nicht0 unter einem andern zu dienen0und darum 'erde ich keine gemeinscha$tliche Sache mit ihnen machen. Wenn (hr mirnun Euer Wort geen 'ollt0 6rau 4r$in0 $8r mich zu sprechen und Eure mchtigenerindungen zu meinem Schutz anzu'enden0 so kann ich Euch noch e$reien0 ehe es zuspt ist?@

6eli: sch'ieg verlegen. Sein redliches Herz strute sich0 den ,ann0 der ihm das 7eenretten 'ollte0 einer 4e$ahr auszusetzen0 vor 'elcher er ihn nachher nicht sch8tzenkonnte. Als er immer noch sch'ieg0 $uhr der Hauptmann $ortB =,an sucht gegen'rtig8erall Soldaten. (ch 'ill mit dem geringsten Dienst zu$rieden sein. (ch 'ei50 da5 ihr vielverm#gt0 aer ich 'ill a nichts 'eiter als Euer ersprechen0 et'as $8r mich in dieserSache zu tun.@

=9un denn@0 ant'ortete 6eli: mit niedergeschlagenen Augen0 =ich verspreche Euch0 'asich tun kann0 'as in meinen ;r$ten steht0 anzu'enden0 um Euch n8tzlich zu sein. 7iegtdoch - 'ie es Euch auch ergehe - ein *rost $8r mich darin0 da5 ihr Euch diesem)uerleen $rei'illig entzogen hat.@

4er8hrt k85te der Hauptmann die Hand dieser g8tigen Dame0 $l8sterte ihr noch zu0 sichz'ei Stunden nach Anruch der 9acht ereit zu halten0 und verlie5 dann eensovorsichtig0 'ie er gekommen 'ar0 die H8tte. Die 4e$angenen atmeten $reier0 als er'eggegangen 'ar. =Wahrlich?@ rie$ der /ger0 =dem hat 4ott das Herz gelenkt? Wie'underar sollen 'ir gerettet 'erden? Htte ich mir trumen lassen0 da5 in der Welt nochet'as dergleichen geschehen k#nnte und da5 mir ein solches Aenteuer egegnensollte@

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6reudig e'egt und doch voll anger esorgnis 8er das 4elingen des lanesdurchleten sie die nchsten Stunden. Es 'ar schon dunkel0 als der Hauptmann in dieH8tte trat0 ein 8ndel ;leider niederlegte und sprachB =6rau 4r$in0 um unsere 6lucht zuerleichtern0 m85t (hr diese ,nnerkleidung anlegen. ,acht Euch $ertig? (n einer Stundetreten 'ir den ,arsch an.@ ,it diesen Worten verlie5 er die 4e$angenen0 und der /ger

hatte ,8he0 nicht laut zu lachen. Sie #$$neten das 8ndel und $anden ein h8sches/agdkleid mit allem &ueh#r0 das 6eli: vortre$$lich pa5te. Endlich kam der Hauptmann.Er 'ar vollstndig e'a$$net und rachte dem /ger die 8chse0 die man ihmagenommen hatte0 und ein ulverhorn. Auch den Studenten ga er eine 6linte0 und 6eli:reichte er einen Hirsch$nger $8r den 6all der 9ot. Es 'ar ein 4l8ck $8r die drei0 da5 essehr dunkel 'ar0 denn vielleicht htten die leuchtenden licke dem )uer 6eli:> 'ahrenStand verraten k#nnen. Als sie ehutsam aus der H8tte traten0 emerkte der /ger0 da5der ge'#hnliche osten diesmal nicht esetzt 'ar. So 'ar es m#glich0 dag sie unemerktan den H8tten voreischleichen konnten0 doch schlug der Hauptmann nicht denge'#hnlichen $ad ein0 sondern er nherte sich einem 6elsen0 der ganz senkrecht und -'ie es schien - unzugnglich vor ihnen lag. Als sie dort angekommen 'aren0 machte der

Hauptmann au$ eine Strickleiter au$merksam0 die an dem 6elsen heragespannt 'ar. Er'ar$ seine 8chse au$ den )8cken und stieg zuerst hinau$0 dann rie$ er die 4r$in0 ihm zu$olgen0 und ot ihr die Hand zur Hil$e. Der /ger stieg zuletzt hinau$. Hinter diesem6elsen zeigte sich ein 6u5p$ad0 den sie einschlugen und rasch vor'rts gingen.

=Dieser 6u5p$ad@0 sprach der Hauptmann0 =$8hrt nach der Ascha$$enurger Stra5e.Dorthin 'ollen 'ir uns egeen0 denn ich hae genau er$ahren0 da5 sich ihr 4emahl0 derHerr 4ra$0 gegen'rtig dort au$hlt.@

Sch'eigend zogen sie 'eiter0 der )uer immer voran. 9ach drei Stunden hielten sie an.Der Hauptmann lud 6eli: ein0 sich au$ einen aumstamm zu setzen und auszuruhen. =(ch

glaue0 'ir 'erden0 ehe eine Stunde vergeht0 au$ das ,ilitr sto5en. in diesem 6all itteich Sie0 mit dem An$8hrer der Soldaten zu sprechen und um gute ehandlung $8r mich zu itten.@ 6eli: sagte dies zu0 o'ohl er sich von seiner 68rsprache geringen Er$olgversprach. 9ach einer halen Stunde rachen sie au$ und nherten sich schon der7andstra5e. Der *ag $ing an herau$zukommen0 und die Dmmerung verreitete sichschon im Wald0 als ihre Schritte pl#tzlich durch ein lautesB =Halt? Steht?@ unterrochen'urden. Sie hielten0 und $8n$ Soldaten r8ckten gegen sie vor und edeuteten ihnen0 siem85ten $olgen und sich vor dem kommandierenden ,aor 8er ihre )eise aus'eisen. Alssie noch et'a $8n$zig Schritte gegangen 'aren0 sahen sie links und rechts im 4e8sch4e'ehre litzen0 eine gro5e Schar schien den Wald esetzt zu haen. Der ,aor sa5 mitmehreren <$$izieren unter einer Eiche0 und als er een an$angen 'ollte0 sie auszu$ragen0sprang einer der ,nner au$ und rie$B =,ein 4ott0 'as sehe ich Das ist a 4ott$ried0unser /ger?@ - =/a'ohl0 Herr Amtmann?@ ant'ortete der /ger mit $reudiger Stimme0=da in ich - und 'underar gerettet aus der Hand des schlechten 4esindels?@

Die <$$iziere staunten0 ihn hier zu sehen. Der /ger aer at den ,aor und denAmtmann0 mit ihm au$ die Seite zu treten0 und erzhlte0 'ie sie errettet 'orden 'aren.Er$reut 8er diese 9achricht tra$ der ,aor sogleich seine ,a5nahmen0 den 'ichtigen4e$angenen 'eitertransportieren zu lassen. Den ungen 4oldschmied aer $8hrte er zu

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seinen ;ameraden0 stellte ihn als den heldenm8tigen /8ngling vor0 der die 4r$in durchseinen ,ut und seine 4eistesgegen'art gerettet hatte0 und alle sch8ttelten 6eli: $reudigdie Hand0 loten ihn und konnten sich nicht genug von ihm und dem /ger von ihrenSchicksalen erzhlen lassen. (ndessen 'ar es v#llig *ag ge'orden. Der ,aor eschlo50die e$reiten selst in die Stadt zu egleiten. 6eli: mu5te sich zu ihm in den Wagen

setzen. Der Student0 der /ger0 der Amtmann und andere 7eute ritten vor und hinterihnen0 und so zogen sie im *riumph der Stadt zu. Wie ein 7au$$euer hatte sich das4er8cht von dem er$all in der Waldschnke und von der Au$op$erung des ungen4oldareiters verreitet. Es 'ar daher nicht zu ver'undern0 da5 in der Stadt die Stra5engedrngt voll ,enschen 'aren0 die den ungen Helden sehen 'ollten0 und eintausendstimmiges =Hoch?@ $8llte die 78$te. 6eli: 'ar eschmt und ger8hrt von derrauschenden 6reude der ,enge. Aer ein noch r8hrenderer Anlick stand ihm vor dem)athause evor. Ein ,ann in mittleren /ahren0 in reicher ;leidung0 emp$ing ihn an der*reppe und umarmte ihn mit *rnen in den Augen. =Wie kann ich Dir vergelten0 meinSohn?@ rie$ er. =Du hast mir viel gegeen0 als ich nahe daran 'ar0 unendlich viel zuverlieren? Du hast mir die 4attin0 meinen ;indern die ,utter gerettet0 denn ihre zarte

4esundheit htte die Schrecken einer solchen 4e$angenscha$t nicht ertragen.@ Es 'ar der4emahl der 4r$in0 der diese Worte sprach. Sosehr sich 6eli: strute0 einen 7ohn $8rseine *at zu estimmen0 so unerittlich schien der 4ra$ darau$ estehen zu 'ollen. Da$iel dem /8ngling das ungl8ckliche Schicksal des )uerhauptmannes ein. Er erzhlte0'ie er ihn gerettet und 'ie diese )ettung eigentlich der 4r$in gegolten hae. Der 4ra$0ger8hrt so'ohl von der Handlung des Hauptmanns 'ie durch den e'eis edler+neigenn8tzigkeit0 den 6eli: durch die Wahl seiner itte alegte0 versprach0 das Seinigezu tun0 um den )uer zu retten.

 9och an demselen *age aer $8hrte der 4ra$0 egleitet von dem 'ackeren /ger0 den ungen 4oldschmied zu seinem Schlo50 'o die 4r$in - noch immer esorgt um das

Schicksal des ungen ,annes0 - sehns8chtig au$ 9achricht 'artete. Wer eschreit ihre6reude0 als ihr 4emahl0 den )etter an der Hand0 in ihr &immer trat? Sie $and kein Ende0ihn zu e$ragen0 ihm zu danken. Sie lie5 ihre ;inder hereiringen und zeigte ihnen denhochherzigen /8ngling0 dem ihre ,utter so unendlich viel verdankte. +nd die ;leinen$a5ten seine Hnde0 und ihr kindlicher Dank0 ihre ersicherungen0 da5 er ihnen nachater und ,utter au$ der ganzen Erde der 7ieste sei0 'aren ihm die sch#nsteEntschdigung $8r manchen ;ummer0 $8r die schla$losen 9chte in der H8tte der )uer.

Als die ersten Augenlicke dieses $rohen Wiedersehens vor8er 'aren0 'inkte die 4r$ineinem Diener0 'elcher ald darau$ ene ;leider und das 'ohlekannte )nzchenhereirachte0 'elche 6eli: der 4r$in in der Waldschenke 8erlassen hatte. =Es stehtEuch 'ieder zu Diensten@0 sprach die 4r$in0 =doch 'ill ich Euch den orschlagmachen0 diese ;leider zum Andenken mir zu 8erlassen und zum *ausch da$8r dieSumme anzunehmen0 'elche die )uer als 7#segeld $8r mich estimmten?@ 6eli:erschrak 8er die 4r#5e des 4eschenks. =4ndige 4r$in@0 sprach er e'egt0 =ich kanndies nicht annehmen. Die ;leider sollen Euer sein0 edoch die Summe0 von der (hrsprecht0 kann ich nicht annehmen. Erhaltet mir Eure 4nade statt andern 7ohnes0 undsollte ich Eurer Hil$e ed8r$en0 so k#nnt (hr darau$ rechnen0 da5 ich Euch darum itten'erde?@ Die 4r$in und ihr 4emahl gaen endlich nach0 und schon 'ollte der Diener die

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;leider und das )nzchen 'ieder 'egtragen0 als 6eli: sich an das 4eschmeide erinnerte0das er im 4e$8hl so $reudiger Szenen ganz vergessen hatte. =Halt?@ rie$ er. =9ur et'asm85t ihr mir noch aus meinem )nzchen zu nehmen erlauen0 gndige 6rau? Das 8rigeist dann ganz und v#llig Euer.@

=Schaltet nach elieen@0 sprach sie0 =doch0 'enn man $ragen dar$ - 'as liegt Euch dennso sehr am Herzen0 da5 (hr es mir nicht 8erlassen m#gt@

Der /8ngling hatte 'hrend dieser Worte sein )nzchen ge#$$net und ein ;stchen vonrotem Sa$$ianleder herausgenommen. =Was mein ist0 k#nnt ihr alles haen@0 er'iderte erlchelnd0 =doch dies geh#rt meiner lieen 6rau atin? ich hae es selst ge$ertigt undmu5 es ihr ringen. Es ist ein Schmuck0 gndige 6rau@0 $uhr er $ort0 indem er das;stchen #$$nete0 =ein Schmuck0 an 'elchem ich mich selst versucht hae.@

Sie nahm das ;stchen0 aer nachdem sie kaum einen lick darau$ ge'or$en hatte0 $uhrsie etro$$en zur8ck. =Wie Diese Steine?@ rie$ sie. =+nd $8r Eure atin sind sie

 estimmt0 sagtet (hr@

=/a'ohl@0 ant'ortete 6eli:0 =meine 6rau atin hat mir die Steine geschickt. ich hae siege$a5t und in au$ dem Wege0 sie selst zu 8erringen.@

4er8hrt sah ihn die 4r$in an0 *rnen drangen aus ihren Augen. =So ist du 6eli:0 unseratchen0 der Sohn unserer ;ammer$rau Saine? - 6eli:? (ch in es a0 zu der du kommen'olltest - so hast du deine atin gerettet0 ohne es zu 'issen?@

=Wie ihr seid die 4r$in Sandau0 die so viel an mir und meiner ,utter getan hat +nddies ist Schlo5 ,aGenurg0 'ohin ich 'andern sollte Wie danke ich dem g8tigen

4eschick0 das mich so 'underar mit Euch zusammentre$$en lie5? So hae ich durch die*at meine gro5e Dankarkeit ezeugen k#nnen?@

=Du hast mehr an mir getan0 als ich e htte an dir tun k#nnen. Doch solange ich lee0'ill ich dir zeigen0 'ie unendlich viel 'ir alle dir schuldig sind. ,ein 4atte soll deinater0 meine ;inder sollen deine 4esch'ister - ich selst 'ill deine treue ,utter sein?@

So sprach die 4r$in und hielt Wort. Sie unterst8tzte den gl8cklichen 6eli: au$ seinenWanderungen reichlich. Als er zur8ckkam als ein geschickter Areiter in seiner ;unst0kau$te sie ihm in 98rnerg ein Haus0 richtete es vollstndig ein0 und ein nicht geringerSchmuck in seinem esten &immer 'aren sch#n gemalte ilder0 'elche die Szenen in

der Waldschenke und 6eli:> 7een unter den )uern darstellten. Dort lete 6eli: als eingeschickter 4oldareiter0 der )uhm seiner ;unst verand sich mit der 'underaren Sagevon seinem Heldenmut und verscha$$te ihm ;unden im ganzen )eich. iele 6remdelie5en sich in die Werkstatt des er8hmten ,eisters 6eli: $8hren0 die angenehmstenesuche 'aren ihm aer der /ger0 der &irkelschmied0 der Student und der 6uhrmann.Soo$t der letztere durch 98rnerg $uhr0 sprach er ei 6eli: vor. Der /ger rachte ihm $ast edes /ahr 4eschenke von der 4r$in0 der &irkelschmied aer lie5 sich - nachdem er inallen 7ndern umherge'andert 'ar - ei ,eister 6eli: nieder. Eines *ages esuchte sie

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auch der Student. Er 'ar indessen ein edeutender ,ann im Staate ge'orden0 schmtesich aer nicht0 ei ,eister 6eli: und dem &irkelschmied ein Aendessen zu verzehren.Sie erinnerten sich an alle Szenen der Waldschenke0 und der ehemalige Student erzhlte0er hae den )uerhauptmann in (talien 'iedergesehen0 er diene als raver Soldat dem;#nig von 9eapel. 6eli: $reute sich0 als er dies h#rte. <hne diesen ,ann 're er

vielleicht nicht in ene ge$hrliche 7age geraten0 aer ohne ihn htte er sich auch nichtaus )uerhand e$reien k#nnen.

+nd so geschah es0 da5 der 'ackere ,eister 4oldschmied nur $riedliche und $reundlicheErinnerungen hatte0 'enn er zur8ckdachte an das Wirtshaus im Spessart.