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Hauptseminararbeit
Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und
Sensornetze in der Hausautomatisierung
Institut für Informationstechnik
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik
Technische Universität Ilmenau
Studiengang: Elektrotechnik und Informationstechnik
Sommersemester 2009
Name: Johannes Krasser
Matrikelnummer:
Abgabetermin: 30.06.2009
Themenstellung
In zukünftigen "intelligenten Häusern" wird eine Vielzahl von Netzen
verfügbar sein: WLAN für hochbitratige Multimediadaten, ZigBee zur
Steuerung der Beleuchtung, Wireless MBUS zur Zählerauslesung und noch
diverse weitere Systeme, offene wie proprietäre.
Dieses Hauptseminar soll nach Kopplungsmechanismen recherchieren, die
mit dem Ziel antreten, diese Vielzahl an sich überlagernden Netzen zentral
ansprechen und verwalten zu können.
Inhaltsverzeichnis
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
1. Einleitung........................................................ 1
2. Kopplung mit IP-basierten Netzen .................. 2
2.1. Ethernet – Feldbus der Zukunft ? .......................................2
2.1.1. Probleme und Potentiale von Ethernet .................................. 2 2.1.2. Beispiel: KNXnet/IP ........................................................... 3
2.2. IP-Kopplung von Sensornetzen ..........................................6
3. „High-Level“ Ansätze...................................... 7
3.1. Konzept der Residential Gateways......................................7
3.2. Open Services Gateway initiative (OSGi)........................... 11
3.2.1. Architektur von OSGi........................................................ 12 3.2.2. Zusammenfassung........................................................... 13
3.3. Global Sensor Networks (GSN) ........................................ 15
3.3.1. Ziele von GSN ................................................................. 15 3.3.2. Architektur des GSN-Systems............................................ 16
4. Ausblick .........................................................19
5. Quellenverzeichnis.........................................20
Einleitung
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
1
1. Einleitung
Die Entwicklung von Sensornetzen hat sich bisher vor allem auf Fragen
wie Datensammlung, Übertragungssicherheit oder auf Energieeffizienz
konzentriert. Mit der Weiterentwicklung dieser Technologien und mit dem
rapiden Preisverfall von drahtlosen Sensoren wird die Zahl von autonomen
Sensornetzwerken, die auf den Markt kommen, steigen.1 Daneben
entstehen Technologien zur Vernetzung und Automatisierung von
Haushaltsgeräten aus dem Bereich der „Weißen Ware“ oder der
Unterhaltungselektronik.
Auch im Bereich der Feldbussysteme gilt kein Feldbus als alleiniger
Standard der Hausautomatisierung, auch wenn z.B. im KNX-Standard
versucht wurde, die Vorteile und Möglichkeiten von drei
Vorgängersystemen zu kombinieren.
Ein Anwender kann sich beispielsweise für ein Sensor-/Aktor-Netz mit
Bussystem entscheiden, um seine Fenster, Rollläden und die Beleuchtung
zu automatisieren, muss jedoch ein Jahr später feststellen, dass für die
geplante Automatisierung der Heizungsanlage ein anderes System
geeigneter oder bis dahin kostengünstiger ist.
Außerdem soll dem Anwender ermöglicht werden, von seiner gewohnten
und übersichtlichen Arbeitsumgebung am PC auf sein Netzwerk zugreifen
zu können, um beispielsweise den Batteriestand eines ZigBee-Gerätes
abzufragen, den Befehl zum Öffnen eines Fensters zu geben oder die
Daten seiner Sensoren protokollieren und visualisieren zu können.
Dazu sind Kopplungswerkzeuge nötig, die bestehende Systeme verbinden
können, aber auch einen Standard für zukünftige Technologien definieren.
Im Folgenden soll auf einige Systeme für verschiedene Ebenen
eingegangen werden, die aber noch immer weiter und neu entwickelt
werden.
1 http://lsirpeople.epfl.ch/salehi/papers/LSIR-REPORT-2006-006.pdf
Kopplung mit IP-basierten Netzen
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
2
2. Kopplung mit IP-basierten Netzen
2.1. Ethernet – Feldbus der Zukunft ?
Mit der Weiterentwicklung der Gebäudeautomation und speziell der
Hausautomatisierung in den letzten Jahren entstand mit der zunächst
unkoordinierten Entwicklung von Sensornetzen auch eine Vielzahl von
verschiedenen Feldbussystemen, die teilweise auch stark spezialisiert
sind. Dazu gehören z.B. EIB (Europäischer Installationsbus) mit seinem
Nachfolger KNX, LON (Local Operating Network) oder DALI (Digital
Adressable Lighting Interface). „Die Konsolidierung in ein einheitliches
Allround-Bussystem ist auch heute noch nicht in Sichtweite, jedoch hat
sich seit einigen Jahren die Nutzung übergeordneter Bussysteme bewährt,
die unterschiedliche Feldbusse über Kommunikationsklemmen mit einem
Gebäudebus koppeln.“2 Auf der Ebene dieser übergeordneten Busse heißt
der Gebäudebus immer häufiger Ethernet, da die Vernetzung immer
unterschiedlicherer Einheiten gefordert wird und Ethernet mit seinen
entwickelten Protokollen von Herstellern und Anwendern weltweit
unterstützt wird.
2.1.1. Probleme und Potentiale von Ethernet
Ethernet bringt durchaus technische Nachteile mit sich, die bisher den
Einsatz in der Hausautomatisierung erschwerten: 3
• Ethernet ist undeterministisch, d.h. der Transport eines Datenpakets
ist zeitlich nicht genau vorhersagbar. Besonders bei Regelschleifen,
die Daten dynamisch erfassen müssen ist dies kritisch.
• Paketkollisionen verringern den Datendurchsatz
2 http://www.netigator.de/netigator/live/show.php3?id=47&aid=31217413 3 http://www.scantec.de/Fachartikel/Fachartikel-Standard/Ethernet-Feldbus-der-Zukunft.pdf
Kopplung mit IP-basierten Netzen
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
3
• Die Paketstruktur von IP-Paketen ist nicht unbedingt auf die
Anforderungen der Bussysteme angepasst.
Andererseits bietet Ethernet auch wichtige Vorteile und neue
Möglichkeiten:
• Die Spezifikationen des Ethernet-Standards sind offen, so dass
Produkte von unterschiedlichen Herstellern geliefert werden können.
• Die Datenrate ist mit 1Gbit/s weitaus höher, als bei den meisten
Bussystemen. Dem Problem der Paketkollision kann wirkungsvoll mit
strukturierter Verkabelung und entsprechender Auslegung des
Netzwerkes begegnet werden.
• Die Anbindung der Feldbusse an einen PC sowohl über Intranet als
auch Internet ist einfach. Dies ermöglicht die einfache
Fehleranalyse, Datenerfassung, Visualisierung und Auswertung.
• Ethernet ist weit verbreitet und hat sich bewährt.
Im Folgenden soll anhand des Standards KNXnet/IP schematisch die
Kopplung des weit verbreiteten Feldbusses KNX mit einem IP-Netz gezeigt
werden. Ähnliche Standards existieren auch für andere Feldbusse wie z.B.
IP-852 für LON und ermöglichen somit die Kopplung zwischen Feldbussen.
2.1.2. Beispiel: KNXnet/IP 4
KNXnet/IP beschreibt, wie das KNX-Protokoll aufbauend auf dem
Internetprotokoll implementiert wird. Das folgende Bild zeigt ein Szenario,
in dem mehrere KNX-Subnetzwerke an ein IP-Netz und eine Workstation
gekoppelt werden. Die Workstation kann beispielsweise ein PC oder ein
Gateway sein, auf dem das KNXnet/IP client protocol implementiert
wurde.
4 https://www.auto.tuwien.ac.at/downloads/HGA08/seminarteil/knx_lon_ip.pdf
Kopplung mit IP-basierten Netzen
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
4
Abbildung 1: KNX Netzwerk mit KNXnet/IP 5
KNXnet/IP spezifiziert zwei mögliche Verbindungsarten:
• IP-Tunneling (Punkt-zu-Punkt Übertragung, verbindungsorientiert
mit TCP/IP oder verbindungslos mit UDP/IP):
Dabei wird jeweils ein KNX-Frame in ein IP-Paket gepackt und
versendet. Es wird z.B. zur EIB Programmierung verwendet.
• IP-Routing (Punkt-zu-Mehrpunkt, verbindungslos mit UDP/IP):
Von IP Routing spricht man wenn mehrere KNXnet/IP Router über
eine 1:n Beziehung kommunizieren.
Bei der Verwendung von IP zur Kommunikation
zwischen Bussen gilt es einige Besonderheiten zu
beachten:
Bei einem normalen Feldbussystem empfangen alle
Teilnehmer die Daten, sobald z.B. ein angeschlossener
Sensor Daten verschickt (Physikalischer Aufbau). Im
Gegensatz dazu sind IP-Netze logisch aufgebaut.
5 https://www.auto.tuwien.ac.at/downloads/HGA08/seminarteil/knx_lon_ip.pdf 6 http://www.eib-home.de/instabus_knx-eib_tipps_siemens_ip-schnittstelle_n146.htm
Abbildung 2: Siemens
N146 KNX / IP Router6
Kopplung mit IP-basierten Netzen
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
5
Jedes Gerät muss also eine eindeutige IP-Adresse zugewiesen bekommen,
unter der es anzusprechen ist.
Weiterhin sind Puffer notwendig, da Ethernet in der Lage ist, weit
schneller Daten zu versenden als die meisten Komponenten des
Bussystems sie verarbeiten können. Schließlich müssen Sequenznummern
eingeführt werden, da im IP-Netz Datenpakete in falscher Reihenfolge
ankommen können, was bei normalen Feldbussystemen nicht möglich ist.
Kopplung mit IP-basierten Netzen
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
6
2.2. IP-Kopplung von Sensornetzen
Auch bei den Sensornetzen zeigt sich eine Tendenz, Kopplungen mit IP-
Netzwerken herzustellen. Die Vorteile und Schwierigkeiten sind dabei
natürlich Ähnliche wie im vorangegangenen Kapitel. Deshalb soll hier nur
kurz und beispielhaft auf die Kopplung von ZigBee eingegangen werden.
Eine ZigBee-Bridge kann diese Aufgabe erfüllen. Die ZigBee
Netzwerkschicht liegt über der IP Transportschicht (TCP, UDP) und über
der IEEE 802.15.4. Sicherungsschicht (Übertragungsprotokoll, auf dem
ZigBee aufbaut). Die Bridge macht die Verbindung zur IP schicht für die
ZigBee-Geräte transparent.7
Die ZigBee-Sensoren (oder
ganze „Cluster“ von Sensoren)
können über ein IP-Backbone
miteinander kommunizieren,
indem sie die ZigBee-Bridge
nutzen. Sie benötigen nur einen
einzelnen ZigBee-Koordinator.
Eine Möglichkeit der Anwendung
wäre z.B. je eine Bridge in jedem
Stockwerk des Hauses, wobei die
Sensoren nur über kurze Entfernung mit ihrer Bridge kommunizieren und
die einzelnen Bridges via Ethernet oder an das Hausstromnetz
angeschlossene WLAN gekoppelt sind. Zusätzlich besteht die Möglichkeit,
beispielsweise den Batteriestatus von Sensoren über den PC auszulesen
oder vom PC aus Kommandos an Aktoren zu senden.
Das folgende Kapitel wird sich nun mit Kopplungsmechanismen auf
höherer (Gateway-) Ebene und der Verwendung sogenannter Middleware
befassen.
7 http://www.sarmac.com.br/download/Testes/varella/zigbee/04196332.pdf
Abbildung 3: ZigBee-Stack über IP und 802.15.4 7
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
7
3. „High-Level“ Ansätze
3.1. Konzept der Residential Gateways
Ein wichtiger Ansatz zur Kopplung und Verwaltung verschiedener
Hausautomatisierungssysteme ist das Residential Gateway (RGW, auch
Home Gateway, HG). Das Gateway stellt einerseits die Verbindung
zwischen der Wohnumgebung und der Außenwelt dar, andererseits ist es
die Schnittstelle zwischen den im Wohnbereich vorhandenen Netzen.8 Es
sollte die verschiedenen Technologien sowohl kabelgebundener als auch
drahtloser Systeme unterstützen und gleichzeitig sicherstellen, dass kein
Dritter unberechtigten Zugang zum Heimnetz erhält. Innerhalb des
Heimnetzes muss das Gateway Vermittlungsfunktionen übernehmen.9
Neben der Vielzahl an möglichen Kommunikationspartnern und
Sensornetztypen liegen die Schwierigkeiten auch auf den teilweise sehr
hohen Anforderungen an die Datenrate (z.B. bei HDTV).
Die Abbildung zeigt beispielhaft mögliche Verbindungen mit einem
Residential Gateway. Anschlussnetzseitig besteht eine Verbindung über
die DSL-Leitungen. Heimnetzseitig wird zunächst ein oder mehrere PCs
z.B. über Ethernet, WLAN oder USB angeschlossen. Damit übernimmt das
Gateway die Aufgabe des DSL-Modems/Routers. Weiterhin können aber
nun die anderen Geräte, die mit dem Gateway verbunden sind, mit Hilfe
von umfangreichen Management-Programmen von der normalen
Arbeitsumgebung am PC gesteuert werden. Neue Geräte können
konfiguriert werden und die eingehenden Daten von Sensoren gefiltert,
grafisch dargestellt und überwacht werden.
8 http://de.wikipedia.org/wiki/Residential_Gateway 9 http://www.itwissen.info/definition/lexikon/home-gateway-HG-Home-Gateway.html
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
8
Abbildung 4: Beispiel eines Heimnetzes mit Residential Gateway
Außerdem sind Anschlüsse für Telefone vorhanden (evtl. auch ATA zur
Verbindung von Analogtelefonen mit dem VoIP-Netz). Haushaltsgeräte wie
Waschmaschine oder Kühlschrank aber auch Heizung können
beispielsweise über PLC (Powerline Communication, Übertragung von
Daten über das Stromnetz durch Modulation) verbunden werden. Solche
Geräte werden z.B. von Siemens und Miele unter dem Namen
serve@home bzw. Miele@home bereits angeboten. Die Kommunikation
mit Multimediageräten wie Stereoanlage oder Fernsehgerät und DVD-
Player erfolgt beispielsweise über IEEE 1394 (FireWire).
Weiterhin müssen die verschiedenen Sensornetzwerke und
Feldbussysteme über das Gateway kommunizieren können. Dies kann z.B.
über spezielle Anschlüsse und Programmierschnittstellen (APIs) von
Protokollen für Systeme wie EIB (Europäischer Installationsbus), LON
(Local Operating Network) oder über auf ein System zugeschnittene
Protokolle, die auf IP aufsetzen, und einen Anschluss über Ethernet oder
WLAN ermöglichen, realisiert werden.
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
9
Neben den bekannten Daten- und Streamingdiensten muss ein solches
Residential Gateway auch remote Services wie die Überwachung von
energieintensiven Haushaltsgeräten, die Fernbeobachtung für
Hauspflegedienste, die Auslösung von Alarmen, wenn bestimmte
Ereignisse nicht mehr eintreten, wie das Öffnen des Kühlschranks o.ä.
übernehmen. 10
Außerdem soll dem Anwender die Möglichkeit gegeben werden, auf das
Gateway und damit sämtliche Komponenten seines Heimnetzwerks von
unterwegs via Internet (beispielsweise über das Mobiltelefon oder über
andere Computer) zugreifen zu können. Daraus entstehen erhöhte
Anforderungen an die Sicherheit des Systems.
Auf einem solchen Gateway muss also eine einheitliche Schicht geschaffen
und Programmierschnittstellen für verschiedene Protokolle bereitgestellt
werden, um die heterogenen und komplexen Systeme der unteren
Schichten für Heimnetzwerke miteinander kommunizieren lassen zu
können. Das Gateway muss den einzelnen Geräten Dienste vermitteln,
wobei die sehr allgemeine Serviceausrichtung eine starke
Plattformunabhängigkeit erfordert. Eine Softwareschicht die diese
Aufgaben bewältigt wird Middleware genannt. „In einem Netzwerksystem
werden für den Anwendungsprogrammierer z.B. entfernte
Ereignismeldungen sichtbar, verteilte Transaktionsprozesse
programmierbar und Methoden eines Objekts auf einem entfernten
Computer aufrufbar. Die Implementierung einer Middleware-
Systemschicht verbirgt die Tatsache, dass Nachrichten, Funktionsaufrufe
und Ergebnisantworten in einem verteilten System über Netzwerke und
Datenbusse übertragen werden müssen. Damit bietet eine Middleware-
Schicht dem Programmierer eine ähnlich konsistente
Programmierplattform wie ein PC-Betriebssystem.“11 Die folgende
10 http://www.itwissen.info/definition/lexikon/residential-gateway-RGW.html 11 http://www.inhaus-zentrum.de/media/e4c40fcf1e96307
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
10
Abbildung verdeutlicht die Stellung der Middleware in einem
Sensornetzsystem.
Abbildung 5: Schichtenmodell offen integrierter Haussysteme mit Middleware Schicht12
Am häufigsten findet sich hier OSGi (open services gateway initiative),
dessen Spezifikationen unabhängig von der verwendeten Hardware
implementiert werden können, was durch den konsequenten Einsatz von
Java erreicht wird. Auf dieses System soll im folgenden Kapitel näher
eingegangen werden.
12 http://www.inhaus-zentrum.de/media/e4c40fcf1e96307
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
11
3.2. Open Services Gateway initiative (OSGi)
Das OSGi-Framework stellt eine offene, skalierbare, dynamische und
hardwareunabhängige Softwareplattform auf Basis einer Java Virtual
Machine (JVM) dar. Es ermöglicht die Vernetzung intelligenter Endgeräte,
die Installation und Bereitstellung von Diensten, Informationsverteilung
und die Fernsteuerung und Diagnose von Geräten.
Der Hauptvorteil neben der Hardwareunabhängigkeit besteht in der
großen Flexibilität. Es besteht die Möglichkeit dynamisch und kontrolliert
Service-Anwendungen bzw. Komponenten zur Laufzeit einspielen und
auch wieder entfernen zu können. „Im OSGi-Programmiergerüst steht die
Komponente (= "Bundle") im Vordergrund, die ihre Schnittstelle (=
"Service") per Registry (= "Service-Registry") JVM-lokal veröffentlicht und
das Re/Deployment per Komponenten-Lebenszyklus unterstützt.“13
In der 1999 gegründeten OSGi-Alliance sind verschiedene Unternehmen
vertreten (z.B.: Nokia, Motorola, Deutsche Telekom, IBM) die mithelfen,
den OSGi Standard weiterzuentwickeln und industrieübergreifend
einsetzbar zu machen. Die OSGi-Alliance spezifiziert nur die
Programmierschnittstellen (APIs) und stellt Referenzimplementierungen
bereit, die aber nur als Vorlage dienen sollen. Verschiedene OSGi-Gerüste
sind sowohl als kommerzielle Produkte als auch als Open-Source-
Realisierung verfügbar.
OSGi wurde inzwischen als Java-Erweiterung (JSR-291) standardisiert.
Es wurden mehrere Dienste definiert, die es ermöglichen externe
Protokolle auf OSGi umzusetzen14. Dazu gehören z.B.:
- HTTP-Dienst
- UPnP (Universal Plug & Play; Dienst zur herstellerübergreifenden
Ansteuerung von Geräten über ein IP-basiertes Netzwerk)
13 http://de.wikipedia.org/wiki/Osgi 14 http://www.osgi.org/About/Technology
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
12
- DMT Admin (Device Management Tree Admin): Dienst zur
Ansteuerung mobiler Geräte
3.2.1. Architektur von OSGi
Das OSGi-Framework stellt den Anwendungen (Bundles) eine
standardisierte Umgebung zur Verfügung. Es ist in vier Schichten
aufgeteilt.
L0 – Execution Environment:
Die erste Schicht ist die Spezifikation der
Java-Umgebung wie J2SE, CDC, CDLC,
MIDP.
L1 – Modules:
Die Software wird in Bundles unterteilt
(Anwendungen, die in normale JAVA-
Archive gepackt sind; JAR-Dateien). Im
Unterschied zu normalen JAVA mit nur
einem Klassenpfad hat bei OSGi jedes Bundle eigene Klassen. Außerdem
können Verbindungen zwischen den Klassen hergestellt werden.
L2 – Life Cycle Management:
Jedes Bundle kann während der Laufzeit installiert, gestartet, gestoppt,
aktualisiert und auch wieder deinstalliert werden. Diese Dynamik ist eine
Besonderheit von OSGi. Zusätzlich sind diese Operationen von
Sicherheitsmechanismen geschützt. Der Lebenszyklus eines Bundles muss
laut Spezifikation vollständig fernsteuerbar sein.
15
http://www.osgi.org/About/Technology
Abbildung 6: OSGi-Framework15
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
13
L3 – Service Registry
Jedes Bundle kann Dienste registrieren, die von anderen Bundles genutzt
werden können, wodurch die Kommunikation zwischen den einzelnen
Bundles ermöglicht wird.
3.2.2. Zusammenfassung
Ein Vorteil von OSGi ist, dass die begrenzten Ressourcen, die in einem
Gateway zur Verfügung stehen, berücksichtigt werden. Die Vernetzung
verschiedener Netztechnologien wird durch die Modularität, die
Kommunikation von Bundles mit Diensten und Registry, sowie der
Möglichkeit der Integration von Protokollen stark erleichtert.
Durch die Möglichkeit, dass einzelne Bundles miteinander kooperieren
können, muss ein Bundle seine Aufgabe nicht allein lösen, sondern kann
auf Dienste anderer Bundles zurückgreifen. Nachteilig ist jedoch, dass
durch dieses System Abhängigkeiten zwischen Bundles entstehen. Wird
ein Bundle entfernt, so können seine Dienste von anderen nicht mehr
genutzt werden. Deshalb ist ein Kontrollsystem notwendig.16
Als Beispiel eines verfügbaren Home-Gateways sei hier das Gigaset SX765
von Siemens mit dem OSGi-Framework und dem remote-management
System der Firma ProSyst genannt17.
Abbildung 7: Netzwerk mit dem SX765 18
16 opus.bsz-bw.de/hdms/volltexte/2005/545/pdf/DA_Alb_Print.pdf 17 www.osgi.org/wiki/uploads/Markets/SuccessStory_ProSyst_SIEMENS.pdf
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
14
Es verfügt über WLAN nach IEEE 802.11g, integriertes ADSL Modem, bis
zu sechs verschiedene VoIP-Accounts, FXS Ports für analoge Telefone,
Anschlüsse für bis zu vier PCs, USB 2.0 Host-Interface, KNXnet/IP
Interface sowie Funktionen zur Sicherheit, personalisierten Information
und Unterhaltung.
Neben OSGi existieren natürlich noch andere Middlewares, wovon im
Folgenden das speziell für die Kopplung von Sensornetzen entwickelte
GSN vorgestellt werden soll. Einige Komponenten des Systems befinden
sich allerdings noch in Entwicklung.
18 www.osgi.org/wiki/uploads/Markets/SuccessStory_ProSyst_SIEMENS.pdf
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
15
3.3. Global Sensor Networks (GSN)
3.3.1. Ziele von GSN
GSN (Global Sensor Networks) ist eine Middleware, die sich zum Ziel
gesetzt hat, die Entwicklung von Technologien für Sensornetzwerke
voranzutreiben. Es ermöglicht die Integration heterogener Netze sowie die
Datenauswertung. Die Hauptziele bei der Entwicklung sind19:
• Einfachheit (z.B. einfache Deklaration von Sensordatenströmen mit
XML)
• Anpassbarkeit (Dem System können neue Sensoren/Sensornetze
während der Laufzeit hinzugefügt werden, ohne dass das System
angehalten werden muss)
• Skalierbarkeit (GSN basiert auf einer peer-to-peer Architektur, um
möglichst viele Datenquellen verwalten zu können.)
• einfache Implementierung (GSN lässt sich leicht in die Standard-
Rechnerumgebung einbauen und verbraucht nicht zu viele
Hardwareressourcen. Außerdem ist es aufgrund der auf Java
basierenden Implementierung portabel. Es wird nur eine geringe
Anfangskonfiguration nötig sein und es stehen leicht zu bedienende
Verwaltungswerkzeuge bereit.)
Ein Hauptansatz bei GSN ist die Deklaration von sogenannten virtuellen
Sensoren. Ein virtueller Sensor kann jede Art von Datenquelle sein, z.B.
ein realer Sensor, ein Computer, ein Mobiltelefon oder eine Kombination
von virtuellen Sensoren. Dies hilft die Daten, falls erwünscht, im Voraus
zu kombinieren und somit die Datenmenge, die das Zentralsystem
verarbeiten muss, zu reduzieren. Es ist möglich ein Sensornetz
physikalisch anzusprechen, wenn es direkt mit dem Computer, welcher die
GSN-Instanz hostet, verbunden ist. Außerdem kann ein Netz
angesprochen werden, das mit einer anderen Instanz verbunden ist
19 http://lsirpeople.epfl.ch/salehi/papers/LSIR-REPORT-2006-006.pdf
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
16
(Remote-Adressierung). Die GSN Instanz weis dabei nicht, ob die Daten
von einem lokalen oder Remote-Sensor stammen.
Global Sensor Networks stellt auch grundsätzliche Möglichkeiten zur
Datenstromverarbeitung bereit.
3.3.2. Architektur des GSN-Systems
GSN benutzt eine sogenannte
„Container-Architektur“. Dieser
Aufbau bietet den Vorteil, dass
Sensornetze leicht und flexibel
spezifiziert werden können, während
der Großteil der Komplexität im
GSN-Container versteckt bleibt.
Besonders wichtig ist, dass virtuelle
Sensoren während der Laufzeit
konfiguriert werden können.
Die Kommunikation zwischen den
verschiedenen GSN-Containern wird
über die normalen Internetprotokolle
realisiert. Der Hauptvorteil dieser
Architektur liegt jedoch darin, dass
ein hierarchischer Aufbau vermieden
wird, der eventuell ab einer
bestimmten Größe die relativ freie Skalierbarkeit des Systems
beschränken würde. Die Zukunfstsperspektive der Entwickler ist ein
„Sensor Internet“, also ein weitgehend autonomes Sensorsystem mit
großen Freiheiten, das nur geringe Eingriffe nötig macht, ähnlich dem
Internet.
20 http://lsirpeople.epfl.ch/salehi/papers/LSIR-REPORT-2006-006.pdf
Abbildung 8: GSN „Container“-Aufbau20
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
17
Jeder Container ist für eine bestimmte Anzahl von Sensoren zuständig.
Der virtual sensor manager (VSM) spricht die einzelnen Sensoren an und
stellt die QoS sicher, indem er das Trennen von Sensoren, fehlende Werte,
unerwartete Verzögerungen, etc. überwacht. Der darüber liegende query
manager (QM) verwaltet die Planung und Ausführung von Anfragen.
Besonders hervorzuheben ist die Aufgabe des notification managers. Er
hat eine variable Architektur und ermöglicht es beispielsweise,
Benachrichtigungen per E-Mail oder SMS zu bekommen. In den drei
obersten Schichten wird der Zugang zu einem GSN-Container geregelt.
Die interface layer stellt Zugangsfunktionen für andere GSN-Container und
für das Internet bereit. Die access control layer stellt sicher, dass nur
befugte Parteien Zugriff haben und die data integrity layer garantiert
Integrität und Vertraulichkeit durch elektronische Signaturen und
Verschlüsselungsverfahren.
Um einen virtuellen Sensor einzubinden, muss eine Beschreibung in Form
eines XML-Descriptors geschrieben werden falls GSN den Gerätetyp
bereits unterstützt. Darin sind alle wichtigen Parameter des Geräts
enthalten. Momentan werden Tiny-OS-Sensoren, USB und Wireless-
Kameras mit HTTP sowie einige RFID-Geräte (Radio Frequency
Identification) unterstützt. Weitere Geräte sollen folgen.
Die Entwickler stellen im Internet auch Tutorials bereit, die zeigen, wie der
Java-Code (sog. wrapper) für neue Gerätetypen geschrieben werden
kann.
Die Wrapper ermöglichen, dass die Datenströme unterschiedlicher Geräte
von verschiedenen Herstellern vom GSN-System richtig interpretiert
werden, und dass umgekehrt die Steuerbefehle an die Geräte des
Sensornetzes richtig umgesetzt werden. Durch die Definition von
virtuellen Sensoren können nun die Datenströme logisch verknüpft
werden. Beispielsweise soll die Heizung eines Raumes abgeschaltet und
das Fenster kurz geöffnet werden, solange der Datenstrom eines
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
18
Temperatursensors Daten über einem gewissen Schwellwert liefert oder
ein CO2-Sensor einen zu hohen CO2-Gehalt anzeigt.
Abbildung 9: Sensornetz an einem Computer mit GSN21
Die Abbildung zeigt noch einmal ein Sensornetz, das über einen speziellen
Netzknoten mit einem Computer verbunden ist, auf dem GSN ausgeführt
wird.
Dieser Computer kann – wie hier gezeigt – über das Internet oder auch
über ein Intranet im Haus mit anderen Computern verbunden sein, die
wiederum mit Sensornetzen verbunden sind.
21
http://sourceforge.net/apps/trac/gsn/wiki/Introduction
Ausblick
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
19
4. Ausblick
Die Technologien, die zu einer zentralen Kopplung aller automatisierten
Geräte im Haus führen, sind sehr wichtig und entscheidend für den Erfolg
von „intelligenten Häusern“ bei einer breiten Anwenderschicht.
Die eleganteste Lösung ist momentan wahrscheinlich der Ansatz eines
Residential Gateways mit Middleware. Am weitesten entwickelt ist hier
OSGi, das beispielsweise in der Automobilindustrie bereits eingesetzt wird.
Ob es allerdings der Hausautomation zum Durchbruch verhilft und
langfristig verwendet wird, ist noch nicht eindeutig abzusehen.
Bei allen Vorteilen der zentralen Kopplung aller Systeme sollte auch
verstärkt ein Augenmerk auf das Problem der Sicherheit gelegt werden.
Insbesondere, wenn alle Komponenten mit dem Internet verbunden sind,
müssen die Daten des Anwenders und die Steuerungen vor
unberechtigtem Zugriff oder Angriffen von Außen geschützt werden.
Quellenverzeichnis
Hauptseminar: Kopplungswerkzeuge für Feldbusse und Sensornetze in der Hausautomatisierung
Johannes Krasser
20
5. Quellenverzeichnis
http://www.netigator.de/netigator/live/show.php3?id=47&aid=31217413
https://www.auto.tuwien.ac.at/downloads/HGA08/seminarteil/knx_lon_ip.pdf
http://www.scantec.de/Fachartikel/Fachartikel-Standard/Ethernet-Feldbus-der-
Zukunft.pdf
http://www.eib-home.de/instabus_knx-eib_tipps_siemens_ip-schnittstelle_n146.htm
http://www.sarmac.com.br/download/Testes/varella/zigbee/04196332.pdf
http://www.zigbee.org/
www.osgi.org
http://it-republik.de/jaxenter/artikel/Das-OSGi-Framework-2221.html/
http://de.wikipedia.org/wiki/Osgi
http://de.wikipedia.org/wiki/Residential_Gateway
http://www.itwissen.info/
www.osgi.org/wiki/uploads/Markets/SuccessStory_ProSyst_SIEMENS.pdf
http://www.inhaus-zentrum.de/media/e4c40fcf1e96307
opus.bsz-bw.de/hdms/volltexte/2005/545/pdf/DA_Alb_Print.pdf
http://gsn.sourceforge.net/publications/
http://sourceforge.net/apps/trac/gsn/wiki/Introduction
http://lsirpeople.epfl.ch/salehi/papers/LSIR-REPORT-2006-006.pdf
http://www.elektronikpraxis.vogel.de/index.cfm?pid=880&pk=70571