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Inhalt Udo Israel Editorial 2 Anita Kristof - Vers hnung mit Ost und West Meine Meinung 3 Delia Lupulet - Fremd ist der Fremde nur in der Fremde Erinnerungen an einen Deutschland-Aufenthalt - Pelmeni in Parchim 4 Alina Lupulet, Delia Lupulet - Unser Paradies ist nicht hier Togolesische Flüchtlinge in Parchim kämpfen um ein freies Heimatland 5 Diana Claudia Radu - Auf den Spuren von Tatjanas Traum 6 Angela Havasi - Zu Hause Fremder sein 7 Enikö Bodnar - Manchmal ist es auch eine Sache des Gl cks 7 Zoltan Kocsis - Bei Langeweile kommt das Heimweh 8 Lina Mustafinaite - Wo man lebt, muss man sich anpassen 9 Enikö Bodnar, Angela Havasi - Einheimische neben Migranten 10 Roland Müller - Wieso sollte Rum nien 2007 schon in die EU? Meine Meinung 11 Diana Claudia Radu - Von der Idee zum Buch Wie ein Buch beim Hinstorff Verlag entsteht 12 Tanja Koznetsova - Buchtipps aus drei L ndern 13 Alina Lupulet - Ein Tag im Edith-Stein-Haus Osteuropäisches Jugendmediencamp in Parchim 14 Kornelia Gudde, Lothar Pfeil - Gedanken von Konny und Lothar 14 Zoltan Kocsis, Roland Müller - Freizeitaktivit ten im Edith-Stein-Haus, Jugendmediencamp 2005 15 Lina Mustafinaite - Spa muss im Leben sein 16 Danksagung, Impressum 18 Werbung 19 Editorial Da treffen sich zehn junge Menschen aus Osteuropa in Parchim. Mecklenburg ist ein Urlaubsland klar. Diese zehn Menschen wollen hier aber nicht nur Ferien machen, sie wollen auch lernen und arbeiten. Das ist auch nicht ungew hnlich. Allerdings wird mancher Parchimer jetzt vielleicht mit den Augen rollen, wenn nicht sogar Handgreiflicheres. Hier in dieser knapp 20.000 Einwohner z hlenden Stadt sind gut 10% Zugewanderte und Fremde, zu gro en Teilen aus dem Osten. Geschichten von weiteren G sten sind damit nicht immer ganz leicht zu erz hlen. Und ich bin mitten im Thema dieses Magazins... Wenn Menschen nach Deutschland kommen, ob zum arbeiten, zum lernen oder zum leben, dann haben sie Tr ume, W nsche, vielleicht auch ngste und Sorgen. Sie treffen hier auf andere Menschen mit Problemen, W nschen und Angst. Wie beide Seiten miteinander auskommen, ob es berhaupt Begegnungen gibt, was es f r die Einwanderer bedeutet, die Heimat zu verlassen, das sind durchaus spannende Fragen. Die zehn jungen Osteurop er, die in Parchim das Jugendmediencamp besuchten, haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und erl utern hiermit vor allem auch ihre Sicht. Ich w nsche anregende Lekt re Udo Israel

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InhaltUdo Israel – Editorial 2

Anita Kristof - Versöhnung mit Ost und WestMeine Meinung 3

Delia Lupulet - Fremd ist der Fremde nur in der FremdeErinnerungen an einen Deutschland-Aufenthalt- Pelmeni in Parchim 4

Alina Lupulet, Delia Lupulet - “Unser Paradies ist nicht hier”Togolesische Flüchtlinge in Parchim kämpfen um ein freies Heimatland 5

Diana Claudia Radu - Auf den Spuren von Tatjanas Traum 6

Angela Havasi- Zu Hause Fremder sein 7

Enikö Bodnar- „Manchmal ist es auch eine Sache des Glücks“ 7

Zoltan Kocsis - Bei Langeweile kommt das Heimweh 8

Lina Mustafinaite - „Wo man lebt, muss man sich anpassen“ 9

Enikö Bodnar, Angela Havasi - Einheimische neben Migranten 10

Roland Müller - Wieso sollte Rumänien 2007 schon in die EU?Meine Meinung 11

Diana Claudia Radu - Von der Idee zum Buch Wie ein Buch beim Hinstorff Verlag entsteht 12

Tanja Koznetsova - Buchtipps aus drei Ländern 13

Alina Lupulet- Ein Tag im Edith-Stein-Haus Osteuropäisches Jugendmediencamp in Parchim 14

Kornelia Gudde, Lothar Pfeil - Gedanken von Konny und Lothar 14

Zoltan Kocsis, Roland Müller - Freizeitaktivitäten im Edith-Stein-Haus,

Jugendmediencamp 2005 15

Lina Mustafinaite- Spaß muss im Leben sein 16

Danksagung, Impressum 18

Werbung 19

EditorialDa treffen sich zehn junge Menschen aus

Osteuropa in Parchim. Mecklenburg ist ein Urlaubsland – klar.Diese zehn Menschen wollen hier aber nicht nur Ferien machen, sie wollen auch lernen und arbeiten. Das ist auch nicht ungewöhnlich. Allerdings wird mancher Parchimer jetzt vielleicht mit den Augen rollen, wenn nicht sogar Handgreiflicheres. Hier in dieser knapp 20.000 Einwohner zählenden Stadt sind gut 10% Zugewanderte und Fremde, zu großen Teilen aus dem Osten. Geschichten von weiteren Gästen sind damit nicht immer ganz leicht zu erzählen. Und ich bin mitten im Thema dieses Magazins...

Wenn Menschen nach Deutschland kommen, ob zum arbeiten, zum lernen oder zum leben, dann haben sie Träume, Wünsche, vielleicht auch Ängste und Sorgen. Sie treffen hier auf andere Menschen mit Problemen, Wünschen und Angst. Wie beide Seiten miteinander auskommen, ob es überhaupt Begegnungen gibt, was es für die Einwanderer bedeutet, die Heimat zu verlassen, das sind durchaus spannende Fragen.

Die zehn jungen Osteuropäer, die in Parchim das Jugendmediencamp besuchten, haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und erläutern hiermit vor allem auch ihre Sicht.

Ich wünsche anregende Lektüre

Udo Israel

Seite 3

Meine Meinung

Versöhnung mit Ost und West

Geschichte kann man nicht verändern. Geschichte kann und darf man nicht vergessen.

Die Zeit läuft. Zwar leben noch Zeitzeugen, ehemalige KZ-Häftlinge, die uns von den Schrecken des Krieges und der Vernichtung erzählen können. Doch was tun, wenn sie nicht mehr sind?

Wir dürfen Ereignisse, wie beispielsweise die beiden Weltkriege oder den Holocaust, nie vergessen. Schuld an den Ereignissen, sind wir – die Menschheit, darunter „Führer“ und „bedingungslose Folger“. Beide sind Täter.

Was kann man tun, dass sich solch Hass gegen Menschen anderer Nationalitäten, anderer Hautfarbe oder Glaubens nicht wiederholt? Warum wird der eine gehasst und die andere geliebt? Kann man beide Seiten versöhnen? Wir

sind unterschiedlich, und das müssen wir begreifen.

Was bedeutet eigentlich Versöhnung? Man könnte sagen: Den Menschen, die uns angegriffen und damit gesündigt haben, zu vergeben. Die ehemaligen KZ-Häftlinge erinnern uns an unser folgenschweres Erbe und die Begriffe Versöhnung und Vergebung. Wir sollten uns um die Vergangenheit kümmern,sie aufarbeiten, pflegen. Unsere Generation muss das gemeinsame Europa aufbauen, wo der Spruch der Französischen Revolution gelten kann: „Freiheit, Einheit, Brüderlichkeit!“ Wir haben in den vergangenen Tagen ein kleines Beispiel erlebt: Zehn Tage haben im Edith-Stein-Haus Parchim Russen und Ungarn, Litauen, Deutsche, Rumänen und Slowaken an einem Workshop teilgenommen,

ohne Hemmungen, ohne einst geteilter Geschichte. Zu jung für nationale Stereotype und das ist gut so. Es gibt also eine Verständigung zwischen Völker. Gestalten Sie auch mit?

Anita Kristof

Anita„Ich habe noch Zeit, alles wird sich schon ergeben”, so lautet Anitas Lebensprinzip, ein Mädchen, das gesegnet wurde. Vor ungefähr 20 Jahren hat Anita Kristof zum ersten Mal das Licht der Welt gesehen. Füzerkomlos, ein kleines Dorf im Norden Ungarns, das von Bergen umgeben ist, beherbergte ein Mädchen, das vor genau drei Jahren entschieden hat, ihren Heimatort zu verlassen, um auf eine Hochschule zu gehen. Die deutsche Sprache lag ihr schon sehr früh am Herzen, auch deshalb entschied sie sich, Germanistik und Geschichte an der Universität “Debrecen” in Ungarn zu studieren. “Nicht nur Reden ist wichtig, sondern auch Zuhören”, sagt Anita als eines ihrer Lebensprinzipien. Als verschlossener Typ geht Anita nicht gerade auf die Leute zu, aber ihren Freunden kann sie immer die besten Ratschläge geben. (dr)

Völkerverständigung ist unsere Aufgabe

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Fremd ist der Fremde nur in der FremdeErinnerungen an einen Deutschland-Aufenthalt

Was ist eigentlich deutsch? Die Nationalität? Die Sprache? Die Hautfarbe, das Aussehen, der Akzent, das Verhalten? Wie überall in Deutschland leben auch in Parchim Deutsche und Nichtdeutsche miteinander. Nur,dass sie eigentlich mehr neben-einander als miteinander leben.

In Parchim habe ich Jugendliche aus verschiedenen Ländern getroffen, und das hat Erinnerungen an meinen Deutschlandaufenthalt wach-gerufen. Ich verstehe, was Ausländer in einer deutschen Stadt empfinden. Ich habe 2001 ein Jahr in Deutschland gelebt, um die Sprache zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Dass ich die deutsche Sprache anfänglich nicht beherrschte, hat alles schwieriger gemacht. Es war ein Schritt in eine Kultur, die sich von meiner deutlich unterschieden hat. Ich war damals unter Menschen, die es nicht nötig hatten, mich kennen zu lernen oder verstehen zu wollen. Mit ihrem exakt geplanten Leben und ihrer extremen Sparsamkeit setzen sich die Deutschen Grenzen, die ich nicht teilen möchte. Ich vermisste Spontaneität, sichtbare Warmherzigkeit und temperamentvolle Menschen.

Mein erstes Jahr in Deutschland war ent-täuschend. Mir schien, dass das, was mich und die Deutschen trennte, viel kräftiger war, als das, was uns zusammenbrachte. Meine Bemühungen um Kontakte wurden nicht erwidert. Ich war eben keine Deutsche.

Noch heute denke ich an einen Ausflug nach Bayern zurück. Ich unterhielt mich mit einer Freundin auf Rumänisch, als uns plötzlich eine ältere Frau beschimpfte. Sie sagte, die Osteuropäer und die Muslime würden sich nicht integrieren wollen, auch seien wir unverschämt und hätten kein Respekt für die deutsche Kultur. Diese Haltung hat mich schockiert. Ich war so sprachlos, dass ich dieser Frau nicht antwortete. Sie kannte mich überhaupt nicht, allein, dass wir Ausländer waren, reichte ihr aus, dass sie einen Hassschwall über uns ergoss.

Zurück in meinem Land erzählte ich, dass die Deutschen zwar nett, doch

kalt und verschlossen seien. Sie haben schöne Städte und schöne Geschäfte, aber die Menschen können keine richtigen Beziehungen, weder untereinander noch zu Fremden knüpfen. Glücklicherweise habe ich noch andere Erlebnisse in Deutschland gehabt. Während meines Studiums bin ich wiederholt mehrere Monate nach Deutschland gereist. Ich habe deutsche Freunde gefunden, wir gingen hin und wieder aus, besuchten uns und hatten viel Spaß miteinander. Ich beschloss, dass die jüngere Generation die Welt ganz anderes versteht.

Jüngere, aber auch ältere Deutsche fragten mich häufig, ob ich in Deutschland bleiben will? Meine Antwort hat sich bis heute nicht verändert: Nein! Deutschland kann vieles bieten, aber ein richtiges Zuhause für Fremde nicht.

Delia Lupulet

DeliaDie 23-jährige Delia Lupulet kommt aus Rumänien, wo sie Journalistik studiert hat. Ihre Freizeit verbringt sie mit Freunden, schreibt Gedichte oder liest. Besonders gefällt ihr die russische Literatur, darunter die komplizierten Romane von Dostojewskij und Tolstoi, die versuchten, den Weltsinn zu finden. Delia beschreibt sich als ehrgeizig und tolerant, aber auch als ungeduldig und impulsiv. Die junge Frau, die auch gern auf Reisen ist, um neue Leute und neue Kulturen kennen zu lernen, will in den nächsten Jahren bei einer Zeitung arbeiten. Sie hat den Beruf gewählt, um auch ein bisschen mehr Toleranz unter die Menschen zu bringen. Was kann man sich mehr wünschen? (tk)

Pelmeni in Parchim Gretta Schmidt kam vor zehn Jahren mit ihrer Familie von Kasachstan nach Deutschland, auf der Suche nach einem besseren Leben. Beim Start in einer deutschen Schule fiel ihr die neue Sprache anfangs sehr schwer. Das hat sich inzwischen längst geändert. Trotz ihrer guten Sprachkenntnisse hat sie nur wenig Kontakte zu den Parchimern.

Die russischsprachige Gemeinschaft in Parchim ist groß, ihre Mitglieder pflegen

rege Kontakte. Sie hören Musik, schauen Videos an û alles auf Russisch und kochen ab und zu wie in den Heimatländern. Gretta bereitet jeden Tag warmes Essen zu. Ein typisches kasachisches Essen sind Pelmeni, ein Teig mit gehacktem Fleisch, der in Salzwasser gekocht wird und später mit Ketchup gegessen wird.

Gretta Schmidt hat zwei Ausbildungen als Wirtschaftsassistentin und als Kosmetikerin, was ihr

Traumberuf ist. Einen Job hat die 23-Jährige dennoch nicht, statt dessen betreut sie ihre zwei jährige Tochter zu Hause.

Die Entscheidung, nach Deutschland zu ziehen, bedauert Gretta nicht, auchwenn sie die Freunde, Verwandten und die Atmosphäre aus Kasachstan vermisst. Sie hat hier ein neues Leben begonnen.

Foto und Text: Delia Lupulet

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„Unser Paradies ist nicht hier“ Togolesische Flüchtlinge in Parchim kämpfen um ein freies Heimatland

In zwei Reihen geduckter Wohnbaracken am Stadtrand ist das Asylantenheim von Parchim untergebracht. Eine Frau, die den Weg dahin erklärt, nimmt die Worte: „Da wohnen aber Negers“. Wir sind gekommen, weil wir Badassawè Korodowou auf der Straße getroffen haben. Sie trug ein schickes Kopftuch, ein buntes Kleid, sah exotisch aus – wir wurden neugierig.

Badassawè Korodowou ist eine von rund 85 Asyl-bewerbern aus dem Togo, die in Parchim leben. Alle geflüchtet aus politischen Gründen, Oppositionelle, die aufgrund ihres Protestes gegen die Regierung in lebens-gefährliche Situationen gelangten. Die meisten von ihnen haben die Hochschule absolviert, Archi-tektur, Medizin oder Informatik studiert. Die Flucht aus dem westafrikanischen Land, die zunächst über andere afrikanische Länder führt, ist eine Tortour und nur mit Geduld, Beziehungen, Geld und viel Glück möglich. Ein gefälschter Pass soll den Weg möglicherweise nach Europa ebnen, ob nach Deutschland, Frankreich, Spanien oder auch nach Israel.

Die Togolesen in Parchim warten schon lange auf eine Entscheidung, ob sie dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen oder nicht. Jahre des Wartens. Ohne die Möglichkeit zu arbeiten, ohne die Möglichkeit die Stadt zu verlassen. Fast jeder Tag sieht gleich aus: Essen, Schlafen, Warten. Unter

sich sein. Manch einer ist wahnsinnig dabei geworden. Yaovi Gbeve hat sieben deutsche Jahre hinter sich. „Wir kommen irgendwann an den Punkt, wo wir sagen: Bringen Sie mich nach Hause! Es ist mir egal, ob sie mich töten. Hier kann ich nicht mehr leben!“

Viele haben bei ihrer Flucht aus der Heimat Frau oder Mann, Kind oder Verwandte, Freunde oder Bekannte zurück gelassen. Es ist alles, was sie hatten. Kodjo Dagbovie, 42 Jahre alt, hat zwei Kinder, die inzwischen bei Verwandten wohnen, weil die Frau und Mutter gestorben ist. Auch die 36-jährige Badassawè Korodowou führt eine Fernbeziehung. Jeden Tag ruft sie ihren achtjährigen Sohn an, der mit der Großmutter in Togo geblieben ist. Wie sie leidet, ist in Worten schwer auszudrücken. Als die Erinnerungen zu schwer werden, sagen sie alle: „Bitte, stellen Sie keine Fragen mehr.“

Sie alle haben dramatische Erfahrungen gemacht: Prügel, Folter, Qual, Verfolgung – die Beweise tragen sie auf ihren Körpern, aber auch in ihren Herzen. Yaovi Gbeve sagt: „In Togo werden weiterhin Menschen verfolgt, nichts hat sich geändert.“ Es

ist ein qualvoller Satz, weil Gbeve in seine Heimat zurück will, sie alle wollen zurück – in ein freies Togo. Deswegen setzten sie ihren politischen Kampf in Deutschland fort. Sie veranstalten Proteste, Dis-kussionen, sammeln Spen-den für die Verfolgten im Togo. Sie kämpfen in der Ferne für einen politischen Machtwechsel in ihrer Heimat, doch „es gibt kaum Hoffnung, dass sich etwas ändert“, sagt Gbeve.

Dann kommt wieder diese Warterei. Auf was eigentlich? Auf eine Zusage für den Asylantrag? „Denken Sie wirklich, Deutschland ist das Paradies für uns? Das Paradies ist bei uns zu Hause!“, sagt einer der togolischen Asylbewerber. Dem jahrelangen Warten auf eine Entscheidung über den Asylantrag, folgt oft eine Absage. 80 Prozent der togolischen Antragsteller wurden bislang ausgewiesen. Ihnen bleibt nur die Flucht in ein neues Asylland. In Togo hingegen würde der Tod auf sie warten.

Delia Lupulet, Alina Lupulet

Die Republik Togo, gelegen in West-Afrika am Golf von Guinea, ist ein Staat mit rund sechs Millionen Einwohnern. 1967 übernahm Militärchef General Gnassingbé Eyadéma die Macht und brachte das Land unter seine rigide Kontrolle. Mit einer 38-jährigen Amtszeit war der Militärdiktator Afrikas längster regierender Staatschef. Seine Diktator zwang zahlreiche Togolesen ins Exil. Nach dem Tod des Militärchefs am 5. Februar dieses Jahres wurde sein Sohn Faure Gnassingbé in einer stark umstrittenen Wahl im April zum Präsidenten bestimmt. Tausende Menschen flüchteten daraufhin aus Togo, um ihr Leben zu retten.

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Auf den Spuren von Tatjanas Traum

TATJANA HOLSTEIN, eine junge Moskauerin, hat mehr als zwei Jahrzehnte Alltagsleben in Russland mit-erlebt. Seit anderthalb Jahren lebt die 24-Jährige zusammen mit ihrer Familie in Deutschland.

„Russland, mein liebes Heimatland, ich werde dich verlassen.“ - Diese Worte dachte Tatjana vor ungefähr 18 Monaten, als sich ihre Familie entschloss, auszuwandern. Bekannte in Deutschland unterstützten sie bei den notwendigen Auswanderungs-papieren. Nach nur einem Jahr wurde der Antrag auf Asyl genehmigt. Damals stand Tatjana kurz vor dem Abschluss ihres Ingenieur-Studiums an der Technischen Universität in Moskau. Sie entschied sich, mitzugehen, „der Familie wegen“.

„Na ja“, sagt Tatjana heute, „leicht war es anfangs nicht, aber unsere Zukunft sah in Deutschland auf jeden Fall besser aus.“ Binnen weniger Tagen hatte die junge Frau all ihre persönlichen Sachen eingepackt. „`Alles` bedeutete nur das Notwendigste. In zwei Koffern habe ich all mein

Eigentum zusammen-gedrängt“, erzählt Tatjana und bedauert, auch nicht genügend Zeit für den Abschied gehabt zu haben.

Mit Tränen in den Augen machte sich Tatjanas Familie auf den Weg Richtung Friedland, einer kleinen Stadt im Norden Deutschlands. Erste Station war ein Lager für Aussiedler in Friedland, über das sie sagt: „Flüchtlingslager sind bekannt für ihre schlechten Zustände“. Wenige Tage später folgte die Zuweisung nach Parchim. „Hier hatten wir das Glück, dass wir in Wohnhäusern untergebracht wurden und unsere Nach-barn Parchimer sind“.

Obwohl Tatjana aus einer russisch-deutschen Familie stammt, war die deutsche Sprache anfangs fremd für sie, doch unentbehrlich, um neue Freunde und Bekannte zu finden. So entschied sich die junge Frau, einen Deutschkurs in einer Großstadt zu besuchen. Hamburg ist schließlich

nicht so weit weg, auch will Tatjana dort nach einer Arbeitsstelle suchen. „Mein Traum ist, dass ich eines Tages tatsächlich als Ingenieurin arbeiten werde.“ Unlängst wurde zudem ihr russischer Abschluss in Deutschland anerkannt.

Trotz zahlreicher Bewer-bungsschreiben, auch via Internet, ist Tatjana immer noch arbeitslos. Nach Hamburg zu ziehen, ist aussichtslos und illegal, so lange sie dort, keinen offiziellen Arbeitsvertrag hat. „Als ein Flüchtling wird man hier nicht immer gleich-berechtigt behandelt. Auch ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland so hoch, dass sogar ein unentgeltliches Praktikum schwer zu kriegen ist“, erzählt Tatjana nach den vielen Absagen.

Tatjana hofft, dass sich eines Tages ihre Joblage ändern wird, auch um die Familie mit versorgen zu können. „Wenn wir uns anstrengen, werden auchwir Aussiedler voran-kommenû. Mit diesen Worten blickt die junge Frau hoffnungsvoll in die Zukunft.

Diana Claudia Radu

DianaDie 24-jährige Diana Claudia Radu stammt aus Rumänien. Die mehr-sprachige (deutsch, englisch und spanisch) absolvierte Journalistin würde gern in Deutschland leben und dort eine Werbeagentur gründen. Diana hat auch einen Abschluss als Lehrerin. Ihre Hobbys sind: Lesen und ausgefallene Sportarten wie Bungee-Jumping. Sie sagt über sich, sie sei temperamentvoll, voller Energie und eine echte Kämpferin, die sich geduldig die Meinungen anderer anhört. (ak)

Tatjana trifft sich oft mit jungen Asylanten und Migranten aus Parchim. Fotos: Diana Claudia Radu

Tatjana Holstein, 24, ist eine der vielen Aussiedlern, die nach Deutschland ausgewandert ist.

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Zu Hause Fremder seinWer in ein neues Land

zieht, begegnet neuen kulturellen Aspekten. Für mögliche Schwierigkeiten bei der Integration gibt es in Parchim einen Verein, in dem sich ausgewanderte Familien treffen können: Der Kinder-Jugend- und Familientreff e.V. Seit 1999 kümmert sich Olga Schneider um die Aussiedler. Schneider, die 1997 aus Kasachstan ausgewandert ist und selbst Aussiedlerin war, kennt die Probleme ausge-siedelter Familie zumeist aus eigener Erfahrung.

„Am Anfang haben die Familien Schwierigkeiten mit der Integration“, sagt Olga Schneider. Doch kann der Parchimer Treff nur eine Beratung für betroffene Jugendliche und Kinder leisten, für Erwachsene existiert die Beratung nicht.

In der Fremde zufrieden sein

Nach Angaben von Beraterin Olga Schneider haben die meisten Familien zunächst Heimweh, aber mit der Zeit gewöhnen sie sich an die neue Umgebung, die neuen Leute, das neue Land. Kein einfacher Prozess, doch gibt es keine Alternative dazu. Im Verein weiß man bislang nur von einer Familie, die hier nicht glücklich war, deshalb kehrte sie nach Russland zurück. Die geringsten Probleme haben die Klein-kinder, da sie sich „schnell an die anderen Umständengewöhnen können“, sagt Schneider. Auch könnten sie im Kindergarten die Sprache schnell erlernen. In der Schule hingegen treten die erste Probleme auf, da Kinder im fortgeschrittenen Alter nur schwerlich neue Kulturkreise akzeptieren.

Integriert oder ausgeschlossen?

Die Ausländer haben ihren eigenen Gewohn-heiten im Gepäck, wenn sie

ins neue Land umziehen und auf einheimische Gewohn-heiten treffen: Ein Zusam-menprall verschiedener Kulturen. Doch sollten die Migranten ihren Traditionen und Bräuche bewahren und feiern, wie sie es von zu Hause aus kennen, sagt Olga Schneider. Der Jugend- und Familientreff bietet aus diesem Grund jedes Jahr zu Weihnachten ein russisches Fest an.

In Parchim wohnen die Migranten in einem Neu-bauviertel in der Weststadt, das aussieht wie ein Ghetto. Die Einheimischen versuchen unterdessen aus diesem Stadtteil wegzuziehen, wer es sich aus der Gemeinschaft der Spätaussiedler leisten kann, folgt. So wohnen die Migranten und die Ein-heimischen in Parchim ziem-lich getrennt voneinander. Es ist nicht absehbar, ob man dieses Problem irgendwie, irgendwann lösen kann und wird.

Angela Havasi

AngelaAngela Havasi ist 21 Jahre alt und kommt aus der Slowakei. In Budapest studierte sie sechs Semester Kommunikationswissenschaften mit einer Spezialisierung Medien. Angela interessiert sich sehr für Kultur, besonders für Theater. In der Freizeit besucht die junge Journalistin oft Theaterstücke, sie treibt Sport, wie Rad- und Schlittschuhfahren. Am Jugendmediencamp im Edith-Stein-Haus Parchim nimmt Angela schon zum dritten Mal teil. Sie will neue Leute treffen, verschiedene Kulturen kennen lernen, sich mit Medien beschäftigen und reisen. In der Zukunft möchte Angela Journalistin werden, ihr Traumberuf ist, beim Radio zu arbeiten. (lm)

__________________________________________________________________________„Manchmal ist es auch eine Sache des Glücks“Die Leiterin des Jugend-migrationsdienstes in Parchim, Olga Schneider, über die Ausbildungs-möglichkeiten der Migranten in Deutschland

Gibt es Unterschiede zwischen den Universitäten in Kasachstan und in Deutschland?

Ich habe viele Bekannte, die Universitäten in beiden Ländern kennen. Ich habe selbst in Kasachstan mein Lehrerstudium absolviert. Wir saßen Tag und Nacht in der Schule, das ist hier schon anders. Die hiesigen Studenten müssen allerdings auch

selbständiger sein. Sie müssen ihren Weg finden: Was und wie sie an die Informationen kommen, die sie in ihrem späteren Beruf verwenden können.

Was kann in Deutschland ein Spätaussiedler mit einem Abitur anfangen, was er in seinem Heimatland erhalten hat?

Damit kann man in Deutschland studieren und eine Hochschule absolvieren oder eine Berufsausbildung absolvieren. Dennoch haben die Migranten einen

schweren Weg vor sich, da die Studienjahre viel Geld kosten.

Was für Ausbildungen konnten die ausgewan-derten Jugendlichen schon erreichen?

Viele der jugendlichen Migranten haben schon eine Berufsausbildung absolviert, zum Beispiel zur Kosmetikerin, Physio-therapeutin oder zu einem Handwerksberuf in der Baubranche. Wenn man einen Willen hat, kann man den richtigen Weg finden.

Fortsetzung nächste Seite

EniköEnikö, oder Eni, wie sie kürzlich umge-tauft wurde, gehört zu den Jugend-lichen, die wissen, was sie im Leben machen wollen. Sie geht ihren Weg ehrgeizig und motiviert an, manchmal schwächelt sie û aber das ist normal in dem Alter. Sie will nach ihrem Studium in die Ferne ziehen (Deutschland, Öster-reich), um dort zu arbeiten, die Kultur kennen zu lernen und wahrscheinlich um von zu Hause zu „entfliehen“. In diesen Sinne ist sie auch ein kleiner „Vogel“ der seine Flügel ausstrecken will, der Drang nach Selbstständigkeit ist sichtbar. Mit einem Wort sie ist „lebensbewusst“. (rm)

7

Bei Langeweile kommt das HeimwehIm Jugendtreff e.V. treffen sich regelmäßig Spätaussiedler

Parchim. Im Kinder-, Jugend– und Familientreff e.V. in Parchim treffen sich regelmäßig junge Migranten und Spätaussiedler, vor allem aus ehemaligen Sowjetunion. Der 23-jährige Vitaliy aus Kasachstan kam als 16-Jähriger mit seinen Eltern nach Deutschland. Ein neues Land, neue Menschen kennen zu lernen, begeistern ihn heute noch. Ängstlich war er bei seiner Auswanderung nicht: „Warum denn? Die Menschen hier sprechen nur eine andere Sprache. Das ist alles.“ Vitaliy konnte bei seiner Ausreise nach Deutschland kein Deutsch. Dass seine Familie ausgewandert ist, „war eine Entscheidung der Eltern“. Vitaliy freut sich, dass er in seinem Heimatland keinen Armeedienst absolvieren musste,weil er aus den Medien weiß, wie brutal Soldaten in Kasachstan behandelt werden.

Inzwischen hat Vitaliy eine Ausbildung als Fliesenleger absolviert, eine Ausbildung, die nach seinen Angaben, viel Geld in Kasachstan kosten würde.

Alexander (Foto oben), ein anderer junger Migrant aus Russland, sieht das genauso. Weil sein Vater in der sowjetischen Armee zunächst in Deutschland diente, wurde Alexander hier geboren, später kehrten die Eltern nach Russland zurück. Doch mit der Scheidung kam Deutsch-land wieder ins Spiel. Freundinnen hätten die Mutter überzeugt, wieder nach Deutschland zurück-zukehren, sagt Alexander. Eine „gute Entscheidung“ für die beiden.

Auch für Alexandra (Foto rechts) aus Kasachstan war es die „richtige Entscheidung“, im Jahr 2000 nach Deutschland zu kommen, wenngleich die beiden Anfangsjahre schwer

waren: “Ich hatte Probleme mit der Sprache, ich habe meine Verwandten vermisst.“ Dass sich Großeltern und die Mutter von Alexandra für Deutschland entschieden

haben, lag an der schwierigen sozialen Lage im Heimatland. So gibt es in Kasachstan keine sozialen Unterstützungen. Der Vater blieb dennoch in Kasachstan. Anfänglich spürte Alexandra starke Sehnsucht nach ihrer Heimat. Doch jetzt hat sich die 19-Jährige „an das hier sein gewöhnt“, auch weil sie viele neue Freunde im Ort gefunden hat. Heimweh spürt Alexandra jetzt nur noch, wenn Langeweile in Parchim einkehrt.

Zoltan Kocsis

ZoltanZoltan Kocsis wurde am 1980 in der Stadt Satu Mare im Nordwesten Rumäniens geboren. In Klausenburg studierte er Journalistik in deutscher Sprache studiert. Der junge Mann, der sich für Fußball, Lesen (er liest jeden Tag eine ganze Stunde, aber es ist immer eine Sportzeitung) und Musik interessiert, hat nichts übrig für gesund leben: „Warum sollte ich überhaupt gesund sterben???“ Er studiert jetzt Politikwissenschaft, denn „wer keine Ahnung von der Politik hat, lebt nicht in unserer Welt“. (al)

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Fortsetzung von der vorherigen Seite:

Junge Migranten haben mir erzählt, dass bei Bewerbungen um Jobs kaum Chancen gegen deutsche Bewerber haben. Sehen Sie das auch so?

Es tut mir immer so leid für meine Jugendlichen, die sagen: „Ich habe eine Ausbildung und was soll ich damit nur machen“. Manche nehmen dann noch eine zweite Ausbildung auf sich. Ich kenneein Mädchen, die eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hat, doch später keinen Beruf

fand. Jetzt hat sie mit viel Mut eine Ausbildung an der Universität begonnen. Das wird ihr Chancen auf eine Arbeitsstelle erhöhen.

Was zählt ein aus-ländisches Diplom?

Manchmal ist es auch eine Sache des Glücks. Wie in meinem Fall zum Beispiel. Meine Ausbildung ist hier nicht anerkannt worden. Ich saß hier und wusste nicht, was ich weiter machen werde. Ich habe aber ein ganz großes Glück gehabt, dass der Kinder- Jugend- und Familientreff in Parchim

mich eingeladen hat, und so bin ich zu meiner Arbeitsstelle gekommen. Wenn ein Ausländer mit seinem Diplom in Deutschland arbeiten will -egal aus welchem Land er ist - muss er das Diplom anerkennen lassen, und ob das Diplom anerkennt wird oder nicht, hängt vom Kultusministerium ab. Wenn es nur teilweise anerkannt wird, dann muss man den anderen Teil des Studiums hier nachholen, um das Diplom zu erwerben.

Interview: Enikö Bodnar

„Wenn man einen Willen hat, kann man den richtigen Weg finden.“

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„Wo man lebt, muss man sich anpassen“Jede Woche treffen sich

Tatjana und Liudmilla in Parchim in einem Jugendclub für Migranten und Asylanten. Die jungen Leute haben nicht nur verschiedene Schicksale, sondern auch verschiedene Kulturen und Traditionen. Wie viele eigene Bräuche sollte man bewahren, wie viele deutsche Bräuche übernehmen?

Kein Heimatgefühl

Liudmilla Makeychev ist 20 Jahre alt. Vor sieben Jahren kam ihre Familie aus Usbekistan nach Deutschland, weil sie hier Verwandte haben, was Umzug und Ausreise erleichterte. Liudmillas Geschwis-ter sind mit ihren Familien unterdessen im Heimatland geblieben. „Usbekistan ist ein schönes Land, die Leute sind locker, freundlich und lieb. Das ist meine Heimat.“ Deutschland ist hingegen für sie ein „demokratisches Land mit seinen Freiheiten“.

Dennoch ist es für Liudmilla nicht leicht, in Deutschland zu leben. Wie oft hat sie Worte wie: „Russen müssen zurück nach Russland fahren!“ gehört. Wie will sie sich da hier zu Hause fühlen? „In Usbekistan war ich eine Deutsche und hier bin ich eine Russin, das ist total lustig,“ lacht Liudmilla.

Usbekische Feste sind unvergesslich

Liudmilla feiert deutsche und auch usbekische Feste. Am 21. September, dem Unabhängigkeitstag Usbekistans von derSowjetunion, findet in der usbekischen Botschaft in Berlin jedes Jahr ein großes

Fest statt und Liudmilla ist dabei. „Ich feiere auch alle deutsche Feste, zum Beispiel den Tag der deutschen Einheit.“ Den 3. Oktober verbringt Liudmilla oft in Berlin am Branden-burger Tor.

Man muss sich anpassen

Tatjana Brem feiert unterdessen deutsche und russische Feste. Die 23-Jährige, die in Sibirien lebte, kam vor sechs Jahren nach Parchim. Die junge Frau erzählt, dass viele ihrer Verwandten Deutsche sind, die traditionellen deutschen Feste kennt sie damit schon lange. Wer sich auf eine Kultur einlassen will, muss ihre Bräuche und Traditionen kennen, sagt Tatjana. „ Wo man lebt, muss man sich anpassen“.

Ihrer Meinung nach hilft das der Verständigung.

In Russland sind die Menschen lustiger

Die Unterschiede zwischen der russische und deutsche Kultur sind groß. Tatjana sagt, dass die Menschen in Russland lustiger seien. Das deutsche Weihnachtsfest wird nur in der Familie gefeiert, „in Russland hingegen kommen die Freunde, Bekannte, Nachbarn - alle, die wollen. Es gibt immer Musik und natürlich Wodka. Hier in Deutschland feiern die Russen auch so,“ sagt Tatjana und lacht.

In den Zukunftsplänen nur Deutschland

Liudmilla und Tatjana möchten in Deutschland bleiben. Zwar sehnen sich die beiden nach ihrer Heimat, aber in ihren Zukunftsplänen denken sie nicht an eine Rückkehr. Unlängst war Tatjana zu Besuch in Russland. Sie spürte, wie „arm“ ihre einstige Heimat, und um wie viel „besser“ Deutschland ist. Tatjana hat einen Abschluss als Konditor, doch ist sie derzeit arbeitslos. „Leider spreche ich nicht sehr gut Deutsch. Das ist auch ein Problem.“

Auch Liudmilla, die derzeit Abitur macht, will in der nächsten Zeit einmal nach Usbekistan fahren, um ihre Geschwister zu besuchen. „Meine Neffen kenne ich nur von Fotos.“

Lina Mustafinaite

Photo von Lothar Pfeil

LinaDie 21-jährige Lina Mustafinaite aus der litauischen Stadt Siauliai studiert Journalistik, nachdem ihr das zunächst begonnene Germanistikstudium nicht mehr gefiel. Es folgten Praktika bei einer Zeitung und bei einem TV-Sender. Lina interessiert sich für Kultur, liebt Theater und Ausstellungen, Musik und die Fotografie. In diesem Jahr ist sie erstmals beim Jugendmediencamp in Parchim dabei, um die Kulturen der verschiedenen Länder kennen zu lernen. (ah)

Tatjana (rechts) und Liudmilla (links) vergessen ihre Traditionen auch in Deutschland nicht.

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Einheimische neben Migranten

Eine Umfrage mit Parchimern

In Parchim ist das Zusammenleben von den in Parchim geborenen und den hierher Ausgewan-derten eine brennende Frage. Wir haben die Deutschen gefragt, was sie über die Integration der Migranten denken.

Armin Hey (52),

Unternehmer

„Was ich über die Integration denke: da habe ich leider überhaupt gar keine Kenntnis von. Ich freue mich immer, wenn Leute aus fremden Ländern zusammen kommen. Wie die Lage in Parchim hier gerade ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Die Migranten sollten etwas auffälliger sein.“

Walter Kintzel (69),

Rentner-Lehrer

„Positiv. Sicherlich eine Bereicherung. Es muss natürlich alles im geordneten Maßstab ablaufen und es wäre auch für die Migranten gut, wenn die Zahl nicht zu groß ist, dann können sie ja nicht assimiliert werden und die Leidtragenden sind dann die Migranten.“

Jan Benthling (18),

Verantwortungfach-

angestellter

„Ja, ich denke die Integration ist auf dem besten Wege. Allerdings bin ich auch der Meinung diese Migranten sollten lernen sich integrieren zu wollen, vor allem die Kinder, dass sie von frühauf die Sprache lernen, nicht in den Schulen russisch sprechen und dann hoffe ich auf ein gutes Zusammenleben.“

Josef Klein (63),

Rentner „Das wichtigste, wenn sie in Deutschland reinkommen, müssen sie erstmal die Sprache in Wort und Schrift beherrschen. Ansonsten würde ich genauso, wie alle anderen oder wie führende Länder in der Welt gar keine Emigranten oder auch Einwanderer reinlassen. Viele sprechen, wenn sie in ihrer Gruppe in der Stadt spazieren gehen nur ihre Heimatsprache, das stößt die Menschen hier ab. Und das wäre für mich ein Grund, wer nicht die deutsche Sprache in Wort und Schrift beherrscht und wer die deutschen Gesetze nicht anerkennt, den würde ich gleich wieder zurückweisen.“

Vera Dulleck (72),

Rentnerin- Hausfrau

„Ich würde sagen, man kann es nicht ändern und die sind auch gerne willkommen bei uns. Ich habe keine Vorurteile dagegen.“

Brigithe Holwig

(35), öffentlicher

Dienst

„Ich bin der Meinung, dass viele das gar nicht wollen, die wollen gar nicht integriert werden. Ich habe selbst mit jungem Mädchen zu tun, die interessiert das irgendwie gar nicht, die möchten kein deutsch lernen. Ich bin derMeinung, wenn man in ein Land geht, müsste man auch eventuell die Sprache beherrschen.“

Enikö Bodnar und Angela Havasi

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Meine Meinung

Wieso sollte Rumänien 2007 schon in die EU?Rumänien und Bulgarien

warten auf ihren EU-Beitritt, der für 2007 geplant ist. Dieses Ziel scheint so nah, ein Jahr und ein bisschen noch, dann können wir uns EU-Mitglieder nennen. Doch ist der EU-Beitritt Rumäniens von Vorteil? Ich sehe vor allem Nachteile. Rumäniens wirtschaftliche Lage

wird kaum etwas zur Förderung der Europäischen Wirtschaft beitragen. Wie soll das gehen, wenn die Arbeitslosigkeit über acht Prozent liegt, der Mindestlohn monatlich circa 110 Euro beträgt. Das ist kein Wunder, dass die Jugend lieber ins Ausland geht, um zu arbeiten. Man kann auch von Jugendmigration sprechen. Die beliebtesten Länder sind Spanien, um sich dort bei der Erdbeerernte zu verdienen, oder um Italien beispielsweise in der Baubranche zu arbeiten. Nach Deutschland würden viele gern gehen, doch fehlt den meisten die notwendige Sprache.

Ein anderer Aspekt ist, dass viele westliche Länder, darunter Deutschland, Teile ihrer Produktion nach Osten verlagern: nach Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien, in die Ukraine. Die westlichen Firmen senken mit den östlichen, billigen Arbeitskräften ihre Produktionskosten. Herauskommt mehr Geld.

Die Rumänen freuen sich natürlich, dass deutsche oder italienische Unternehmer in Rumänien investieren und

damit auch Arbeitsplätze schaffen. Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es immer so schön, doch in diesem Fall trifft es nicht zu. Viele marode und finanzschwache rumänische Unternehmen werden die nächsten Jahre nicht überstehen. Zugleich müssen

die rumänischen Firmen EU-Normen übernehmen, das heißt beispielsweise Umwelt-standards einzuführen, eine Technik, die Mehrausgaben erforderlich macht.

Auch hinsichtlich der Innenpolitik könnte man sagen, dass Rumänien in einer ähnlichen Situation wie Deutschland ist. Es werden mit höchster Wahrscheinlichkeit Neu-wahlen stattfinden, weil die Regierung wegen der Blockierung einer Justiz-reform zurückgetreten ist. Durch die Neuwahlen soll geklärt werden, auf wessen Seite die Mehrheit steht.

Im Endeffekt spricht das kleine Bruttosozialprodukt, die wirtschaftliche Lage oder die Korruption gegen den EU-Beitritt Rumäniens. Bis 2007 sind diese Probleme auf keinen Fall zu lösen.

Roland Müller

RolandRoland Müller (22) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Journalistik, also macht ihm wahrscheinlich kein Problem eine Zeitung zusammenzustellen. Er interessiert sich für die deutsche Sprache sehr, aber auch für die anderen Fremdsprache. Er will in seinem Leben etwas Kreatives machen, aber er weißt noch nicht was genau. Er will auf jeden Fall seine Sprachkenntnisse verwenden und damit eine Arbeitstelle erreichen. Er will hier in Deutschland etwas arbeiten jetzt, darum steht ihm nahe das Thema Arbeitssituation zum Beispiel. Er hat jetzt dieses Problem. Er kann auch englisch und französisch sprechen, es ist vielleicht ein Vorteil für einige Arbeitsstellen auch hier in Deutschland. Ich hoffe, dass es ihm hier, in Deutschland gelingen wird. (eb)

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Von der Idee zum BuchWie ein Buch beim Hinstorff Verlag entsteht

Jährlich veröffentlicht der Hinstorff Verlag - der älteste und größte Verlag des Landes Mecklenburg-Vorpommern - fast 40 Titel. Der Rostocker Verlag, 1831 durch Dethloff Carl Hinstorff gegründet, hat eine lange Tradition. Angefangen von einem Verlag für die Literatur- und Kulturgeschichte

Mecklenburgs, hat er sich nach der „Wende“ zunehmend auf Regional- und niederdeutsche Literatur konzentriert. Hinstorff gilt heutzutage als der bedeutendste Regionalverlag Mecklenburg-Vorpommerns, der neben Literatur speziell zu Mecklenburg-Vorpommern zahl-reiche Titel zu Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen undSachsen anbietet, dazu zählen Sachbücher, Biographien, Bild-bände, plattdeutsche Wörter-bücher oder beispielsweise Hörbücher.

Welche Chancen hat ein Manuskript?

Es gibt keine Garantie und keine Regeln, nach denen man vorgehen muss, damit ein Manuskript veröffentlicht, sagt Eva Maria Maas vom Hinstorff Verlag. Doch gibt es Tipps, um zu vermeiden, dass ein Manuskript ungelesen an den Autor zurückgeht: Man sollte das Manuskript nicht an große, bekannte Verlage senden.

Meistens reicht schon eine schriftliche Anfrage, ob das Thema überhaupt dem Verlagsprofil entspricht.

Stimmt das Profil, erhält man mit einem guten Thema und mit ein bisschen Glück ein paar Monate später vielleicht eine Verlagszusage. Prima denkt sich jeder Autor. Für den Verlag aber fängt jetzt erst die Arbeit richtig an. Zunächst werden die Erscheinungs- und Präsen-tationsmöglichkeiten des Titels geplant. Im Börsen-blatt des Deutschen Buchhandels wird eine „Titelschutzanzeige“ geschal-tet, da jeder Buchtitel nur einmal verwendet werden darf. Dann geht das Manuskript zu einem Redakteur bzw. Lektor zum Korrekturlesen. Egal wie gut der Autor die deutsche Grammatik und Recht-schreibung beherrscht, es sind in jedem Manuskript Fehler, die ausgebügelt werden müssen. Der Lektor liest und verändert den Text. Anschließend werden diese Verän-derungen auch an den Autor verschickt, damit er einen Blick auf seinen Roman und die vom Lektor eingearbeiteten Änderungenwerfen kann. Zeitgleich wird ein Briefing für den Grafiker und für den Texter verfasst. Diese beiden verbessern, zusammen mit dem Hersteller, die Probe-seiten.

Nachdem das fertig redigierte Manuskript vom Lektor zurückkommt, geht es in die Buchherstellung. Man legt Auflagenhöhe, Format und Preis des Werkes fest. Nachdem auch der Autor noch einmal eventuelle Korrekturen im Satz eingearbeitet hat, geht

das Ganze wieder in die Buchwerkstatt, die Ände-rungen werden eingearbeitet, das ganze kommt zum Verlag zurück, wird nochmals Korrektur gelesen und geht dann an die Druckerei. Das Endprodukt ist endlich da: Das Buch.

Die Kosten einer Buchveröffentlichung sind von Verlag zu Verlag verschieden. Der Hinstorff-Verlag zahlt beispielsweise bei Vertragsabschluss ein Honorar und trägt alle Kosten für die Buch-herstellung. Der Autor erhält einen bestimmten Prozentsatz aus dem Verkaufspreis des Buches. Wer auch immer sich entscheidet, ein Buch zu schreiben, muss damit rechnen, dass der Weg vom Manuskript bis zum fertig gedruckten Roman eine lange und mühsame Strecke ist, die ihre Risiken hat.

Diana Claudia Radu

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Buchtipps aus drei Ländern

Rumänien: “Cahiers 1957 û 1972” von Emil Mihai Cioran

1995, unmittelbar nach dem Tod des Philosophen Cioran, gab es einen großen Skandal um die - in Wahrheit längst bekannte und von ihm nie geleugnete - Verstrickung in den rumänischen Faschis-mus. Möglicherweise war die "wirkliche Sensation" 1995 der Fund der Texte in 34 Heften, die Cioran zwischen 1957 und 1972 geschrieben hatte. Alle Themen - vom "Abscheu vor der Ehe" zum "Ekel vor der Geburt" – sind aus den veröffentlichten Werken wohl vertraut. Auch sind jene Notizen auf Deutsch übersetzt. Die Literaturwelt kennt Cioran als brillanten Stilisten, der die Qualen der Existenz an-scheinend mühelos ins Ästhetische verwandeln konnte.In den "Cahiers" kann man keine persönlichen Enthül-lungen finden, die nicht im Gestus sorgfältigst gefilterter Bekenntnis vorgetragen wären - die Hauptthemen sind ohne-hin Kultur, Arbeit am Wort und Psychologie. Dieses Werk kann eine gute Überraschung für die wirklichen Literatur-ästheten sein.

Russland:„Das Türkische Gambit“ von Boris Akunin

1877 nimmt das Russische Reich am russisch-türkischen Krieg teil. Eine junge, beherzte und hübsche Frau aus St. Peterburg - Varvara Suvorova - fährt in die Gefechtszone, um ihren Bräutigam zu besuchen. Die Reise beginnt wie ein lustiges Abenteuer, aber sehr schnell gerät Varvara in die Gesellschaft dunkler Gestalten. Die Lage bleibt spannend, schließlich hilft die junge Frau einem Kundschafter des Russischen Reiches einen Komplott aufzudecken.

Die Sprache des Romans stammt aus dem 19. Jahrhundert, was das Werk lebendig und interessant macht. Außerdemwurde der Roman verfilmt und dadurch populär. Wenn man sich für die Russische Geschichte interessiert, sollte man das Buch unbedingt lesen.

Deutschland:„Adler und Engel“ von Juli Zeh

Liebesgeschichte, Kriminalroman, Entwick-lungsgeschichte, Polit-thriller furios zu einem Roman verwoben - das ist das Buch von Juli Zeh, einem der überragenden Talente der deutschen Literatur. Für ihre Geschichte um den Völkerrechtsexperten Max, der nach dem Selbstmord seiner einzigen Liebe Jessie ins Bodenlose stürzt, wurde die Autorin mit dem Deutschen Bücherpreis, mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Juli Zeh erzählt lakonisch und doch voller Poesie vom Schicksal einer Liebe, die sich im Geflecht von Politik und Profit verfängt. Ihr Roman entwirft das eindrucksvolle Szenario einer Welt nach dem Zusammenbruch der Ideologien - und das in einer Sprache, die rasant und absolut zeitgemäß ist.

TanjaDie 23-jährige Tanja Koznetsova kommt aus Russland. Sie studierte English und Deutsch in Moskau. Tanja sieht sich als aktiv, aber auch als ungeduldig, zielstrebig und mit viel Engagement. Sie arbeitet in Moskau in der Büro-Managementbranche. Sie würde sehr gern in Shanghai leben. Sie sagt, es sei ihre Traumstadt, weil dort jahrhundertealte Traditionen auf die Moderne treffen. Neben Sport und Reisen interessiert sich Tanja für Literatur. Schriftsteller wie Remark, Murakami oder Oscar Wilde machen ihre Freizeit schöner. Die wichtigsten Werte für Tanja sind Verständnis und Freundschaft. Bereits drei Mal weilte Tanja in Parchim û es waren bislang ihre einzigen Reisen nach Deutschland. (dl)

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Literatur ist ein Spiegel der Länder, in denen sie entsteht. Ein Spiegel, um in die Launen, Gefühle und Gedanken der Menschen zu sehen. Tanja Koznetsova gibt drei Buchtipps.

Ein Tag im Edith-Stein-HausOsteuropäisches Jugendmediencamp in Parchim

Vom 11. bis 22. Juli 2005 fand im Edith-Stein-Haus Parchim das IV. Internationale Jungendmediencamp statt. Zehn Jugendliche aus verschiedenen osteuropäische Länder wie Ungarn, Litauen, der Slowakei, Russland und Rumänien, trafen sich, um ihre Gedanken zu einem gemein-samen Europa auszutauschen. Sie recherchierten und produ-zierten ein Magazin, rieben Ansichten und Köpfe anein-ander, hatten viel Arbeit, aber auch viel Spaß dabei. Wir laden Sie ein, einen dieser Tage mit zu erleben, der vieles über die gesamte Campzeit erzählt.

8 Uhr 15: Lothar ruft uns zum Frühstück. Wir müssen uns beeilen, denn es gibt einen Stadtrundgang durch Parchim -unsere Begleiterin kommt gleich. Doch so einfach ist das nicht, wenn man erst um 2 Uhr eingeschlafen ist.

13 Uhr 55: Nach dem Stadtrundgang (Parchim kennen Sie ja, daher muss ich nicht näher darauf eingehen), gab es ein Treffen mit Migranten aus Usbekistan, Russland und Kasachstan. Beeindruckend war daran auch, dass es schon wieder Kuchen gab!!

17 Uhr: Alle gut gesättigt, stürzen sich auf die Arbeit: Delia bereitet sich auf ein Interview vor; Lina arbeitet fleißig an einem Text über junge Migranten, die sie heute kennen gelernt hat; Tanja will eine Collage über die interessantesten Bücher aus Osteuropa schreiben. Diana profitiert bereits von ihren jour-

nalistischen Erfahrungen. Anita und Enikö habe ich gerade bei „Nachdenken“ erwischt; sie wollen auch gleich Angela ein paar gut-nachgedachte Ideen für ihr Interview beibringen. „Unsere Männer“, Roland und Zoli, sind ja schon lange weg –zum Arbeiten haben sie gesagt. Aber ihr Schnarchen verrät etwas ganz anderes.

18 Uhr: Schon wieder Essen?! Wenn das so weiter geht, werden die Flugzeuge wegen unseres Gewichtes gar nicht mehr starten können.

20 Uhr 15: Diana will immer noch arbeiten, doch Roland will sie nicht erschöpft sehen, und hält sie vom PC fern. Roland muss unterdessen unbedingtFree Cell spielen, damit er sich nach so einem anstrengenden Tag erholen kann. Delia macht gerade ihr Interview – ihre Inter-viewpartnerin ist endlich da!! Anita, Enikö und Zoli arbeiten auch fleißig – sie üben gerade ihre Mutter-sprache. Lina sitzt noch immer an ihrem Beitrag, doch will sie nichts im Vorfeld verraten. Dabei ist Tanja ... Tanja? Wo ist Tanja eigentlich??? Na ja, Angela ist die Einzige die

zugibt, dass sie mit der Arbeit aufgehört hat – sie und Konny spielen gerade Federball.

21 Uhr 30: Fußball-zeit. Zum Glück haben die Nachbarn Verständnis für die energischen jungen Leute, die ihre Gärten zerzausen. Lothar ist jedoch gar nicht begeistert, da wir zwischen den Blumen-beeten Fußball spielen.

01 Uhr 30: Delia, Diana und Roland sind noch beim Überlegen: Welchen Streich können sie den anderen schon wieder spielen? Die anderen sind doch so etwas von faul: Schlafen gehen um 24 Uhr 30?! Was ist mit der Jugend heutzutage bloß los?!

Alina Lupulet

AlinaAlina Simona Lupulet ist 24 Jahre alt und in einem der schönsten Gebiete Rumäniens geboren, in Brasov. Die vom Lesen und Musik begeisterte junge Frau studierte Journalismus. Ihre Vorliebe fürs Reisen führte sie unterdessen nach Indien. Dieses Erlebnis und ein einjähriger Deutschland-Aufenthalt brachte sie immer mehr auf die Problemthemen der Globalisierung und Völkerverständigung. Ihrer Meinung liegen die Gründe der zahlreichen Konflikte zwischen Menschen und Religionen vor allem in der Angst vor Neuem und Unbekanntem. (zk)

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Gedanken von Konny und Lothar

Nach einer intensiven Vorbereitungszeit zur Planung des diesjährigen Internationalen Jugendmediencamps mit unserem Hauptreferenten Udo Israel konnten wir am 11. Juli 2005 um 16.15 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld auch die letzten drei Teilnehmerinnen herzlich begrüßen.Das IV. Internationale Jugendmediencamp steht in diesem Jahr unter dem Thema „Völkerverständigung und Versöhnung mit Ost und West ûGedanken zu einem gemeinsamen Europa û wir gestalten mit“. Dieses Jahr konnten wir erstmalig eine Teilnehmerin aus Litauen begrüßen. fünf weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Rumänien, zwei Teilnehmerinnen aus Ungarn, eine Teilnehmerin aus der Slowakei und eine Teilnehmerin aus Russland. Leider konnte eine Teilnehmerin aus Deutschland aus gesundheitlichen Gründen nicht am Camp teilnehmen.

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Freizeitaktivitäten im Edith-Stein-Haus, Jugendmediencamp 2005

Ost und West Versöhnung bei Tischtennis. Man tut für die Gesundheit auch was.

Fußball ist ein schönes Spiel, mit dem Ball würde es aber mehr Spaß machen!

Ausdauer Mädels, ihr packt es!

Die Kugeln wollen einfach nicht ins Loch!

2. Teil

Die Jugendlichen zeigten sich von Anfang an sehr engagiert bei der Arbeit. Dieses war bereits am Eröffnungsabend der Fall, wo in einem Gemeinschaftsspiel eine Zeitungsseite in Streifen zerrissen wurde und dabei eine möglichst lange Papierlinie herzustellen. Sage und schreibe 44 m und 20 cm wurden erreicht und somit der Hausrekord bei weitem überboten.In der Kennenlernrunde wurde aufgezeigt, dass die Jugendlichen nicht nur ihre Heimatsprache und die deutsche Sprache beherrschen, sondern in vielen anderen Sprachen firm sind. Trotzdem hat man sich entschlossen, dass die Seminarsprache DEUTSCH bleibt, denn diese Sprache können alle sprechen und verstehen.Am ersten Tag wurde durch den Hauptreferenten das Programm vorgestellt und die Jugendlichen entschieden sich ein 20seitiges Magazin herzustellen. Gleichzeitig wurden die Aufgaben konkret an die einzelnen Teams verteilt. Barbara Arndt, die Chefredakteurin der Lokalredaktion der SVZ Parchim die am Nachmittag referierte, brachte den Jugendlichen den Aufbau von Artikeln mit Bildern nahe. Das Ergebnis dieser Arbeit konnte man zwei Tage später in der SVZ bestaunen. Es wurde ein kurzer Bericht von einer Teilnehmerin gebracht, zwei Portraits und zwei Meinungen zum Camp. Alle freuten sich sehr über diesen sehr gelungenen Beitrag in der Zeitung. Der erste Abend wurde mit Sport und Spiel genutzt und am Ende saßen alle gemütlich am Lagerfeuer, sangen Lieder und erzählten von sich und ihrer Heimat.

In einem gesunden Körper wohnt eine gesunde Seele, sagt das alte Sprichwort. Nach der Arbeit muss man sich aktiv erholen, die Kalorien ins Abseits befördern. Dafür bietet der Garten des Edith-Stein-Hauses eine perfekte Umgebung. Nur die Schwestern sind damit nicht einverstanden. Die glauben, Sport tut gut für die Gesundheit, aber nicht für die Blumen. Wir sind aber nicht daran Schuld, dass einige Rosen genau in der Mitte des Fußballplatzes stehen. vielleicht ist Fußball ein hektisches Spiel und braucht zu viel Platz (der Garten reicht nicht immer, darüber könnte der Nachbar und vor allem seine Kürbisse viel erzählen). Aber wie das Bild auch zeigt, ist Fußball auch das populärste Spiel. Er zieht die Menschen an und dient der Völkerverständigung. Unsere liebe Kollegin aus Litauen wollte am Anfang nicht mitspielen. Denn in Litauen spielt man Basketball. Unsere Begeisterung hat sie überzeugt und dann bewies sie Fähigkeiten, die auch Oliver Kahn beneiden könnte. Der beste im Tor war aber, ohne Zweifel unser Referent. Er hielt alles. Oder fast alles. Vor allem Roland war sehr verzweifelt, weil Udo alle Bälle festgehalten hat. Nur Enis Bälle bedeuteten eine unlösbare Aufgabe für unseren Super-Keeper. Es gab aber auch ein Paar Leute die mit Fußball gar nichts am Hut hatten. Sie haben eher Tischtennis und Federball gespielt. Talent pur. Der Clubraum des Hauses war am meisten besucht, vor allem abends, bis in die späte Nacht. Einige waren sehr tapfer hielten es bis zwei, drei Uhr morgens aus, waren aber auch bei dem Frühstück immer pünktlich.

Zoli & Roland

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SPASS MUSS im Leben SEINInternationale ZungenbrecherDE:In Ulm und um Ulm und um Ulm herum.RO:Capra calca piatra Piatra crapa-n patru crapa-i-ar capul caprei negrecum a crapat piatra-n patru!LT:Geri vyrai girioj gera gira geria.RUS:Karl u Klari ukral korali, Klara u Karla ukrala klarnet.SK:Strc prst skrz krk.HU:Az ipafai papnak fapipaja van, ezert az ipafai fapipa papi fapipa.GB:She sells seashells on the sea shore.

KREUZWORTRÄTSEL 1. Ein Mädchen aus Russland.2. Der junge Mann, der sehr Fußball und Bier mag.3. Ein schönes Land an der Ostsee, wo der

Basketball sehr populär ist.4. Die Stadt, wo man Edith – Stein – Haus ist.5. Der Feind von Mücken.6. Die aggressivste Fußballspielerin in Parchim.7. Ein Land in Asien oder der Name von einem

Referent.8. Das Spiel, das meistens in Parchim nachts gespielt

wurde.9. Die Sprache, die wir alle verstehen.10. Der Chef von JMC.11. Ein Mädchen, das leider alles kaputt macht12. Die richtige Vorname von Rudolf

Die längsten Wörter

HU:Megszentsegtelenithetetlensegeskedeseitekert (39 Buchstaben)LT:Neprisikiškiakopūsteliaudavome (30 Buchstaben)DE:Donaudampfschifffahrtskapitän (29 Buchstaben)RUS:Bezperspektivniak (17 Buchstaben)

Am Mittwoch, den 13.07.2005 fuhren wir in unsere Landeshauptstadt Schwerin. Dort wurde uns der Landtag und Teile des Schweriner Schlosses gezeigt. Im Anschluss gab es eine Gesprächsrunde mit zwei Mitgliedern des Landtages. Die Jugendlichen konnten ihre Fragen stellen und die Politiker versuchten diese zu beantworten. Im Anschluss besuchten wir die „Leonardo da Vinci“ û Ausstellung im Schleswig-Holstein-Haus. Dieses war für alle sehr interessant. Danach konnten wir die Landeshauptstadt besichtigen und die Marktwirtschaft ankurbeln. Indem Erinnerungsgeschenke, Schuhe und andere Dinge gekauft wurden. Ein weiterer Höhepunkt war die Aussicht vom Schweriner Fernsehturm. Uns lag Schwerin zu Füßen und wir hatten einen sehr schönen Blick über Schwerin und das Umland. Auf dem Nachhauseweg machten wir halt bei einer Eisdiele. Das Eis kühlte uns bei der Hitze ab. Den Abend entschlossen wir uns wieder im Garten bei Sport und Spiel zu verbringen. Der Donnerstagvormittag wurde genutzt um die Stadt Parchim näher kennen zu lernen. Dazu kam extra eine Stadterklärerin, um die Geschichte der Stadt näher zu bringen und beim Stadtgang auf Besonderheiten hinzuweisen. Danach fand eine Gesprächsrunde mit in Parchim lebenden jugendlichen Migranten und Spätaussiedlern statt. Dieses fand sehr großen Anklang bei allen Jugendlichen. Es wurden Interviews in Schriftform und auf Mini-Disc geführt. Der Nachmittag gehörte wieder Barbara Arndt. Auch den dritten Abend verbrachten wir im Garten.

Haben Sie gewusst, dass... ? Delia Gedichte schreibt und ihr Buch herauslassen möchte. Zoli weißt alle Hauptstädte in der Welt. Anita in der nationale ungarische Fußballmannschaft gespielt hatte Udo 5 Jahre in der Schweiz und 1 Jahr in der Tschechei gelebt hat. Alina berühmt als eine Feministin ist Diana gerne malt, dichtet und Extremsport treibt. Lina sich für die Photographie interessiert. Tanja in LLC Regus Business Center als Virtuelle Büro Verkäuferin arbeitet. Lothar begeisterter Angler und Fahrradfahrer ist. Enikö ist eine Bowlingkönigin, trotz sie noch nie gespielt hat Roland ein ehemaliger Gokart – Rennfahrer ist. Konny sogar ein Bus fahren kann Angela eine gute Regisseurin ist.

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Nicht nur die Leute, sondern auch die Tiere

sprechen in verschiedenen Ländern

verschieden

Der Hundin Rumänien: ham – hamin der Slowakei: haf – hafin Litauen: au – au in Ungarn: vau – vauin Russland: gav – gavin Deutschland: wau – wau

Horoskop vom Orakel

Zoli

Widder: Auf den Kopf aufpassen. Das Leben wird in den nächsten Tagen eine harte Wand sein.

Stier: Du wirst heute Glück haben. Oder vielleicht doch nicht.

Zwillinge: Glück gehabt. Zu zweit ist es leichter. Allein aber besser.

Krebs Man muss immer nach vorne sehen. Und gehen.

Löwe Diese Woche darfst du ein bisschen schlafen.

Jungfrau Hast eine schwere Woche vor dir. Es gibt nur wenige wie du.

Die Entein Rumänien: mak – makin der Slowakei: katsch – katschin Litauen: kre – krein Ungarn: hap – hap in Russland: krja – krja - krjain Deutschland: kvak - kvak

Waage In den folgenden Tagen musst du mehr wiegen als wagen.

Scorpions Wo gibt es das nächste Konzert?

Schütze Es wird schwer für dich, das Glück zu erwischen.

Steinbock Das Leben ist hart, wie ein Stein. Manchmal muss man darauf Bock haben.

Wassermann Du wartest auf Pamela Andersson? Na, dann warte mal noch ein bisschen.

Fische Es wird ziemlich viel regnen, pass auf um nicht ganz nass zu sein.

Am Freitag, den 15.07.2005 stand eine Fahrt nach Schwerin zum Verlag der Schweriner Volkszeitung und nach Rostock zum Hinstorff Verlag an. Beim Zeitungsverlag konnten wir die Vorbereitung, Herstellung und das fertige Produkt in sehr anschaulicher Weise ansehen. Wir staunten nicht schlecht, welche Menge Papier allein an einem Tag für die Herstellung der Zeitung verbraucht wird. Danach ging es nach Rostock. Frau Maas, die Leiterin des Buchverlages informierte uns über die Verlagsgeschichte, das Angebot des Verlages und wie ein Buch entsteht. Unsere Fragen beantwortete sie mit viel Geduld und Sachverstand. Wir hatten vor im Anschluss daran nach Warnemünde zum Baden zu fahren. Leider spielte Petrus nicht mit und brachte Blitz und Donner über uns. Wir verstanden diese Zeichen und verabschiedeten uns mit ein wenig Wehmut aus Warnemünde. Bei einem kurzem Zwischenstop bei der Amerikanischen Botschaft MC Donalds in Schwerin stärkten wir uns mehr oder weniger. Am Abend spielten wir Montagsmaler und viele andere Zeichenspiele. Alle waren mit Eifer dabei und es wurde heftig gelacht. Der Samstagvormittag wurde genutzt, um am 20seitigen Magazin einzeln oder in Teams weiterzuarbeiten. Dabei kamen die Jugendlichen auf die Idee das Lothar und Konny diesen Artikel hier schreiben sollen und das ganze ohne journalistische Ausbildung. Wenigstens ließ man uns in Ruhe schreiben und fragte nicht ständig nach, ob wir denn Mails schreiben können.

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DanksagungDie Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Jugendmediencamp bedanken sich bei allen, die geholfen haben, das Camp zu organisieren. Der besondere Dank geht an:

Den Sponsoren - RENOVABIS und Sozialwerk PRESSE-CLUB Mecklenburg-

Vorpommern e.V. und dem Landesjugendamt M-V für die finanzielle Unterstützung;

Diakon Dr. Stephan Handy, dass er es ermöglichte, das Camp im ESH durchzuführen

Lothar Pfeil für die Organisation des Camps, für die Verbreitung von guter Laune, ständiges Kümmern und großem Enthusiasmus;Kornelia (Konny) Gudde für die Mithilfe bei der Organisation des Camps, stetige Hilfsbereitschaft und gute Laune, für die vielen sicheren Autofahrten;Unseren Referenten - Udo Israel, Barbara Arndt und Annett Müller für die hervorragende Arbeitsunterstützung und Anleitung; Der Firma Sennheiser für die kleinen Gastgeschenke;

Den Ordensschwestern und Küchefrauen für die sehr gute Bewirtung und liebevolle Gestaltung der Zimmer sowie des Speiseraumes;Klaus Israel für die tolle Mitgestaltung des Folklore- und Abschlussabends und der Übernahme der Fahrt nach Hamburg;Bettina Degel, Stadtführerin von Parchim; Olga Schneider, Leiterin des

Jugendmigrationsdienstes im Kinder-, Jugend- und Familientreff e.V. Parchim; Christine

Wittwer, Mitarbeiterin des Besucherdienstes des Landtages in Schwerin; Rainer Prachtl,

MdL; Barbara Borchardt, MdL, Axel Schulz, Mitarbeiter des SVZ Verlages in

Schwerin; Eva Maria Maaß, Leiterin des Hinstorff Verlages in Rostock.

Nach dem der demokratische Zentralismus gesiegt hat, ist für Sonntag eine Fahrt in die Hansestadt Hamburg geplant. Bevor es jedoch soweit ist, werden wir alle gemeinsam zum Gottesdienst am Samstagabend gehen und im Anschluss daran einen Grill- und Folkloreabend verbringen. Alle hatten im Vorfeld die Aufgabe etwas Landestypisches an diesem Abend vorzutragen. Die Gruppe zeichnet sich dieses Jahr durch hohe Pünktlichkeit, Disziplin, die Benutzung der deutschen Sprache, wenig Schlaf, Gemeinschaftssinn, Fröhlichkeit, Trinkfestigkeit, Naschen, Hunger, große Arbeitsmoral, großes Interesse und so weiter und sofort aus.Es bringt Spass mit ihnen die Zeit zu verbringen und sie sind dankbar für alles, was sie zu sehen, zu hören und zu essen bekommen.Und schon jetzt fragen die ersten an, ob es 2006 wieder ein Camp geben wird. Dieses ist natürlich nur möglich, wenn wie in 2005 solche tollen Sponsoren, wie Renovabis, der Presseclub M-V und das Landesjugendamt Gelder zur Verfügung stellen.Wir sind dankbar, dass das Camp so wie geplant durchgeführt werden konnte und hoffen und wünschen, dass es allen Teilnehmenden gefallen hat.

Konny und Lothar

ImpressumKlex. Magazin des

Jugendmediencamps 2005

HerausgeberEdith-Stein-HausInvalidenstrasse. Nr. 2019370 Parchim

Internet:www.esh-parchim.dee-mail :[email protected]

AnsprechpartnerLothar Pfeil

Grafik: Diana Claudia Radu

Layout: Udo Israel

Redaktion:Enikö Bodnar, Kornelia Gudde, Angela Havasi, Udo Israel, Zoltan Kocsis, Anita Kristof, Tatjana Kuznetsova, Alina Simona Lupulet, Delia Lupulet, Lina Mustafinaite, Lothar Pfeil, Diana Claudia Radu

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Seite 3

JMC 2005

SOZIALWERK

PRESSE-CLUBMECKLENBURG-VORPOMMERN e. V.

EDITH-STEIN-HAUS, PARCHIM

LANDESJUGENDAMT

Mecklenburg-Vorpommern

HERZLICHEN DANK...

...FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG!