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medianet.at health economy Bilanz Psychothera- peutische Ambulanz spart Kassen Geld 50 Schlaganfall Jeder zwei- te Fall wäre verhinderbar, sagen Experten. 51 Forschung Baxalta punktet mit neuer Arznei für Bluter 54 Debatte Experten kritisieren erneut Radiologieinstitute 55 Interview Daiichi Sankyo- Manager drängt auf Innovationsförderung 54 Freitag, 1. April 2016 COVER 49 © panthermedia.net/alexraths Birken, Gräser und Esche belasten die Volkswirtschaft Sie sind die häufigste chronische Erkrankung und verursachen durch Nichtbehandlung hohe volkswirtschaftliche Schäden: Allergien. 52 Kritik an Sozialminister Alois Stöger Kritische Töne in Richtung Koa- litionspartner deponiert Finanz- minister Hans Jörg Schelling: „Die SPÖ hat mit Alois Stöger im Sozialministerium einen Linksruck vollzogen; Stöger will eigentlich überhaupt nichts machen“, sagte er im Hinblick auf Pensionsreformen. Gründer als Aufsichtsrat Werner Frantsits Die Hauptversammlung der börsenotierten Sanochemia Pharmazeutika AG hat den Wechsel von Firmengründer und Vorstandschef Werner Frantsits in den Aufsichtsrat abgesegnet. Neu im Aufsichts- rat ist auch Felix Epper. © APA/Georg Hochmuth © Sanochemia/Franz Pfluegl Besuchen Sie uns auf der Austropharm! 21.– 23. April 2016 www.richter-pharma.at Stand A0202 Wir freuen uns auf Sie! Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal liegen in puncto Flüssigkeits- und Keimbarriere weit über der Norm. Das garantiert Sicherheit, auf die sich OP-Teams zu 100% verlassen können. Weitere Informationen finden Sie auf www.wozabal.com WEIL SICHERHEIT EINE FRAGE PERFEKTER HYGIENE IST. EXKULSIV-INTERVIEW Oberhauser warnt Unternehmen WIEN. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) findet im medianet-Interview angesichts der Zunahme psychischer Erkran- kungen deutliche Worte: „Es kann nicht sein, dass wir auf der einen Seite über ein niedriges Pensions- alter klagen und auf der anderen Seite feststellen müssen, dass viele der Menschen, die in relativ jungem Alter berufsunfähig bezie- hungsweise invalide werden, weil sie die Geschwindigkeit und Kom- plexität des Arbeitslebens nicht mehr schaffen.“ Seite 50 © medianet

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health economy

Bilanz Psychothera­peutische Ambulanz spart Kassen Geld 50

Schlaganfall Jeder zwei­te Fall wäre verhinderbar, sagen Experten. 51

Forschung Baxalta punktet mit neuer Arznei für Bluter 54

Debatte Experten kritisieren erneut Radiologie institute 55

Interview Daiichi Sankyo­Manager drängt auf Innovationsförderung 54

Freitag, 1. April 2016 cover 49

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Birken, Gräser und esche belasten die volkswirtschaftSie sind die häufigste chronische Erkrankung und verursachen durch Nichtbehandlung hohe volkswirtschaftliche Schäden: Allergien. 52

Kritik an Sozialminister

Alois Stöger Kritische Töne in Richtung Koa-litionspartner deponiert Finanz-minister Hans Jörg Schelling: „Die SPÖ hat mit Alois Stöger

im Sozialministerium einen Linksruck vollzogen; Stöger

will eigentlich überhaupt nichts machen“, sagte er im Hinblick

auf Pensionsreformen.

Gründer als Aufsichtsrat

Werner Frantsits Die Hauptversammlung der börsenotierten Sanochemia Pharmazeutika AG hat den

Wechsel von Firmengründer und Vorstandschef Werner Frantsits in den Aufsichtsrat

abgesegnet. Neu im Aufsichts-rat ist auch Felix Epper.

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Besuchen Sie uns auf der Austropharm!21.– 23. April 2016

www.richter-pharma.at

Stand A0202

Wir freuen uns

auf Sie!

Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal liegen in puncto Flüssigkeits- und Keimbarriere weit über der Norm. Das garantiert Sicherheit, auf die sich OP-Teams zu 100% verlassen können.

Weitere Informationen finden Sie auf www.wozabal.com

WEIL SICHERHEIT EINE FRAGE PERFEKTER HYGIENE IST.

exkulSIv-IntervIeW

Oberhauser warnt UnternehmenWIEN. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) findet im medianet-Interview angesichts der Zunahme psychischer Erkran-kungen deutliche Worte: „Es kann nicht sein, dass wir auf der einen Seite über ein niedriges Pensions-alter klagen und auf der anderen Seite feststellen müssen, dass viele der Menschen, die in relativ jungem Alter berufsunfähig bezie-hungsweise invalide werden, weil sie die Geschwindigkeit und Kom-plexität des Arbeitslebens nicht mehr schaffen.“ Seite 50

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medianet.at50 health:care Freitag, 1. April 2016

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) findet im medianet-Interview angesichts der Zunahme psychischer Erkrankun-gen deutliche Worte: „Es kann nicht sein, dass wir auf der einen Seite über ein niedriges Pensionsalter klagen und auf der anderen Seite feststellen müssen, dass viele der Menschen, die in relativ jungem Alter berufsunfähig beziehungs-weise invalide werden, weil sie die Geschwindigkeit und Komplexi-tät des Arbeitslebens nicht mehr

schaffen. Das geht sich dann nicht aus“, sagt Oberhauser. Hier seien wir als Gesellschaft – „aber ganz besonders auch die Unternehmen, die ja Einfluss auf die Gestaltung von Arbeitsprozessen haben – auf-gerufen, uns zu überlegen, wie wir gemeinsam gegensteuern können.“

Deutliche AnstiegeMit Ende des vergangenen Jahres haben 18.546 Personen Rehabi-litations-Geld bezogen; fast drei Viertel davon gehen auf psychische Erkrankungen zurück. Das geht wie berichtet aus aktuellen Daten

der Pensionsversicherungsanstalt hervor. Seit Jahren steigt die Zahl der psychischen Leiden und damit auch die damit verbundenen Kran-kenstandstage – in den vergan-genen 20 Jahren beinahe um das Dreifache. Die Umsätze mit Psy-chopharmaka sind laut einer Stu-die der Donau-Universität Krems in Österreich zwischen 2006 und 2013 um 31% auf 188 Mio. € gestie-gen. Der Anstieg wurde speziell von Antidepressiva und Antipsychotika ausgelöst – Zahlen, die nicht er-staunen, wenn man bedenkt, dass etwa jeder dritte Österreicher ein-

mal in seinem Leben psychisch erkrankt und aktuell 900.000 Men-schen jährlich Psychopharmaka einnehmen. „Psychische Erkran-kungen sind in unserer Gesell-schaft unheimlich weit verbreitet“, sagte zuletzt wie berichtet Christo-pher Prinz, österreichischer Öko-nom bei der OECD in Paris, einer der beiden Autoren des unter dem Titel „Mental Health and Work: Austria“ erschienenen Berichts.

„Psychische Krankheiten entste-hen multifaktoriell, das heißt, es sind gesamtgesellschaftliche Ent-wicklungen und Rahmenbedingun-gen daran beteiligt, beispielsweise Stress, das Arbeitsumfeld, soziale Beziehungen, prekäre Situationen, und vieles mehr. Wir brauchen mehr Prävention, aber wir brau-chen auch ein Umdenken in den Arbeitsprozessen“, sagt Gesund-heitsministerin Oberhauser nun im Interview.

Prävention als ZielIm Gesundheitsministerium sei man sich dieser Problematik je-denfalls bewusst und versuche im Rahmen der Möglichkeiten, Verbesserungen umzusetzen. „Ne-ben Bewegung und Ernährung ist psychische Gesundheit die dritte Säule, nach der wir unsere Präven-tionsaktivitäten ausrichten“, sagt Oberhauser. Das Bundesministeri-um für Gesundheit habe außerdem einen eigenen Beirat „Psychische Gesundheit“, der in allen Belangen zu diesem Thema berät und Ver-besserungsvorschläge bringt. Das zeige sich auch in den Rahmen- Gesundheitszielen und in der Kin-dergesundheitsstrategie.

„Wir haben eine ‚Nationale Stra-tegie zur psychischen Gesundheit‘ erarbeitet, in der zehn prioritäre Punkte definiert wurden, um de-ren Umsetzung wir uns verstärkt bemühen. Auch in den Rahmenge-sundheitszielen für Österreich ist eine gesamtheitliche Zielorientie-rung formuliert, um die psychische Gesundheit der österreichischen Bevölkerung zu verbessern. In Zu-kunft werden wir die psychische Gesundheit weiter in den Fokus stellen“, kündigt die Ministerin an.

Burnout und co: Oberhauser warnt Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser mahnt angesichts steigender psychisch bedingter Krankenstände und Früh-pensionierungen die Unternehmen zu mehr Achtsamkeit.

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WIEN. Seit einem Jahr gibt es nun eine ambulante Einrichtung der Kassen, um Menschen den Zugang zur Psychotherapie zu erleichtern und der Unterversorgung in Wien entgegenzuwirken: die Psychothe-rapeutische Ambulanz (pta) des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppentherapie und Grup-pendynamik (ÖAGG). Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Wiener Gebietskrankenkasse und der Pen-sionsversicherungsanstalt gegrün-det, um Menschen zu erreichen, die am freien Markt aufgrund zu hoher Kosten und langer Wartezeiten auf Kassenplätze bis dahin keine Psy-chotherapie bekommen konnten.

Die sich verschärfenden Bedin-gungen am Arbeitsmarkt, der fami-liäre Druck, dem viele ausgesetzt sind, und die langen Wartezeiten

auf wirksame Hilfe ließen den ÖAGG das Gespräch mit der WGKK suchen. Generalsekretärin Maria-Anna Pleischl: „Mit der Psychothe-rapie als Präventionsmaßnahme werden etwa Langzeitkrankenstän-de oder die Chronifizierung psychi-scher Störungen vermieden. Fragen und Probleme, die sich durch die fallweise notwendige Umschulung auf neue Berufe ergeben, werden aufgearbeitet und individuell in den Griff bekommen.“

Breites TeamEin Team von 25 Psychotherapeu-ten auf Honorarbasis, acht ange-stellten Mitarbeitern, davon zwei Psychologen, und einem Konsili-arpsychiater kümmern sich um die 400 Patienten aus dem Reha-bilitationsprogramm in laufenden

Gruppenpsychotherapien. Das Case Management, das Menschen mit psychischen Problemen helfen soll, wieder in den Arbeitsalltag einzu-steigen anstatt in Frühpension zu gehen, hat die WGKK vor eine große Herausforderung gestellt. Nun zog WGKK-Obfrau Ingrid Reischl aber eine durchwegs positive Bilanz: „Es hat sich herausgestellt, dass es einen enormen Bedarf an ambu-lanten psychotherapeutischen Be-handlungen gibt. Die Probleme, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, reichen von Angstzuständen und Depressionen bis hin zu un-terschiedlichsten Persönlichkeits-störungen. Die WGKK hat mit einem Schlag 500 Therapieplätze geschaf-fen.“ Bei Vollauslastung entsteht der WGKK ein jährlicher Aufwand von rund zwei Mio. €. (red)

erfolgreiche ambulanzIn Wien wurde vor einem Jahr eine psychotherapeutische Ambulanz gegründet. Nun wurde eine erste Bilanz gezogen.

Positive Bilanz: Die Therapeuten Rusnov und Daimel sowie WGKK-Obfrau Reischl.

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Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser fordert im medianet-Interview von Unternehmen mehr Burnout-Prävention.

Diabetes wird globales Problem Martin rümmele

Der Weltgesundheitstag 2016 steht am kommenden Don-nerstag ganz im Zeichen von Diabetes. Die rapide Zunahme dieser und anderer chronischer Krankheiten stellt nicht nur eine Belastung für die Erkrankten dar, sie stellt auch neue Anforderun-gen an das Gesundheitssystem. Weltweit sind über 250 Millio-nen Menschen von Diabetes mellitus betroffen. Viele davon sind – auch in Österreich – nicht diagnostiziert. Waren früher Infektionskrankheiten die häu-figste Todesursache, sind nun chronische, nicht übertragbare Erkrankungen an deren Stelle getreten.Nicht zuletzt deshalb wird oft der Ruf nach mehr Eigenverantwor-tung laut; viele Erkrankungen sind etwa ernährungsbedingt. Was scheinbar logisch klingt, löst bei Experten auch War-nungen aus. Viele chronische Erkrankungen hätten vor allem mit dem Bildungsstand und da-mit zusammenhängend mit dem Einkommen zu tun. Präventive Maßnahmen müssten deshalb auch soziale und bildungspoliti-sche Maßnahmen sein.Denn der einstige „Alterszucker“, wie Diabetes mellitus früher oft bezeichnet worden ist, betrifft zunehmend jüngere und junge Menschen. Und das führt wiede-rum dazu, dass die Anforderun-gen an das Gesundheitswesen weiter steigen, weil immer mehr und immer jüngere Menschen betroffen sind.

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medianet.at Freitag, 1. April 2016 pharma:report 51

WIEN. Würde man Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Vorhofflimmern und Fettstoffwech-selstörungen vorbeugen, könnte jeder zweite Schlaganfall verhin-dert werden. Darauf wies Reinhold Glehr, Vizepräsident der Österrei-chischen Gesellschaft für Allge-meinmedizin, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien hin.

25.000 Schlaganfälle ereignen sich jedes Jahr. Jeder sechste Be-troffene stirbt daran, gut die Hälfte der Überlebenden kann nach einer adäquaten Therapie und nach ei-ner oft langwierigen Rehabilitation wieder ein normales Leben führen. 15% – das sind 7.000 Menschen – bleiben mehr oder weniger stark beeinträchtigt, ebenso viele wer-den zum Pflegefall, sagte der Inns-brucker Neurologe Stefan Kiechl, der Präsident der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft.

„Das Gesundheitsbewusstsein ist zwar gestiegen, die Verdrängung bleibt aber gleich“, konstatierte der steirische Allgemeinmediziner Glehr. „Solange nichts passiert, fühlt man sich nicht betroffen.“ Das bedeutet zugleich, dass der Abschied von Zigaretten, ungesun-der Ernährung, Alkohol und Be-wegungsmangel schwerfällt. Eine Möglichkeit, die Menschen zur Ab-

kehr von solchen lieb gewordenen Gewohnheiten zu motivieren, sieht Glehr in Gesprächen zwischen Hausarzt und Patienten. „Die Ge-sprächsmedizin gehört anerkannt und honoriert“, sagte der Allge-meinmediziner an die Adresse der Krankenkassen. Für das Gesund-heitssystem stellen Schlaganfälle

einen beträchtlichen Kostenfaktor dar: Etwa 500 Mio. € beträgt der finanzielle Aufwand für Therapien und Rehabilitation im ersten Jahr nach der Erkrankung, etwas höher sind die Kosten, die durch spätere Rehamaßnahmen, Spätkomplika-tionen, Medikamente, Arbeitsunfä-higkeit und Pflege anfallen.

Ein Schlaganfall tritt dann auf, wenn das Gehirn nicht ausreichend mit Blut versorgt wird. Zu 85% ist ein blockiertes Blutgefäß die Ur-sache (ischämischer Insult), in 15% das Platzen eines Gefäßes (hämor-rhagischer Insult). In Sachen The-rapie hat sich in den vergangenen Jahres vieles getan. „Entscheidend ist, dass der Patient sofort kommt“, betonte Kiechl. 38 spezialisierte Einrichtungen, sogenannte Stroke Units, stehen österreichweit zur Verfügung, dazu elf Interventions-zentren. Behandelt wird ein isch-ämischer Schlaganfall, indem das Blutgerinnsel durch ein injiziertes Medikament aufgelöst wird.

Therapie macht FortschritteDie Fortschritte in der Behandlung von Schlaganfällen: Fünf von zehn Patienten werden wieder gesund, vor 20 Jahren waren es drei von zehn. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine 78-Jährige einen Schlaganfall erleidet, ist gesunken, die abso-luten Zahlen der Betroffenen sind aber gestiegen. Zurückzuführen ist das auf die immer größere Zahl äl-terer Menschen. Trotzdem ist der Schlaganfall nicht allein eine Sache des höheren Alters: Rund 1.000 Fäl-le pro Jahr in Österreich betreffen Menschen bis 45 Jahren. (APA/red)

Schlaganfälle verhindern25.000 Menschen erleiden pro Jahr einen Schlaganfall. Die Folgekosten liegen bei einer halben Milliarde Euro. Dabei wäre jeder zweite Fall verhinderbar.

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Jeder zweite Schlaganfall ist durch Vorbeugung verhinderbar, sagten Ärzte.

Wann: Mittwoch, 13. April 2016

Uhrzeit: 08.30 Uhr Einlass | Beginn: 09.00 Uhr | ab 10.00 Uhr Get Together mit Frühstück

Wo: Forum Mozartplatz, Mozartgasse 4, 1040 Wien

Podium: Key Note durch OA Helmut Brath, Diabetesambulanz, GZ Wien-Süd Anschließende Diskussion mit: Franz Bittner, Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien OÄ Dr. Susanne Kurzemann, FIT-Ambulanz, Sanatorium Hera; Ärztliche Ordination, Wiener Rathaus

Moderation: Cordelia König-Teufelberger, focus change

Um Antwort wird gebeten bis 08. April 2016 unter [email protected]

Sanofi Österreich lädt zu

Typ-2-Diabetes in Österreich - Frühzeitige intensive Therapie reduziert Spätfolgen und Kosten

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WIEN. Zu einem Gedankenaus-tausch kamen unlängst der frü-here Sozialminister und jetzige Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Esteban Plata, Vice President Western Europe & Canada des biopharmazeutischen Unternehmens AbbVie, sowie Ingo Raimon, General Manager AbbVie Österreich, in Wien zusammen. Themen waren der Wirtschafts-faktor von innovativer Forschung in Österreich und gemeinsame Bemühungen für ein nachhalti-

ges Gesundheitssystem. AbbVie beschäftigt derzeit 150 Mitarbei-ter in Wien, war Ende 2015 mit 25 klinischen und zehn nicht- interventionellen Studien in das internationale Forschungsnetzwerk eingebunden.

Wettbewerbsfähigkeit erhalten„Es ist wichtig, dass forschende Unternehmen wie AbbVie wei-ter auf Österreich setzen, damit unser Land auch zukünftig wett-bewerbsfähig bleibt“, bestärkte

Hundstorfer die Entscheidung von AbbVie, den Standort Wien nun zu stärken.

Während die Zusammenarbeit auf EU-Ebene ein Fokus ist, for-ciert AbbVie auch in Österreich die Kooperation unterschiedlicher Sta-keholder im Gesundheitssystem. „Ein Leuchtturmprojekt in Öster-reich ist beispielsweise das Projekt ‚Psoriasis Coach‘ der Sozialversi-cherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft, das wir unterstützt ha-ben“, unterstrich Raimon. (iks)

abbVie stärkt Standort WienPräsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer (SPÖ) traf sich zum Gedankenaustausch mit dem Management von AbbVie-Österreich.

Rudolf Hundstorfer traf mit Managern von AbbVie in Wien zusammen.

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Alzheimer bleibt weiter ProblemSCHLADMING. Die Zahl der Alzheimer-Patienten steigt. Doch trotz aller Bemühungen gibt es keinen Durchbruch in der Therapie. Vorsorge kann der Einzelne am besten lebens-lang durch einen gesunden, ak-tiven Lebensstil treffen, sagte der Salzburger Geriater Bern-hard Iglseder kürzlich bei der Fortbildungstagung der Öster-reichischen Apothekerkammer im steirischen Schladming.

„In Österreich sind aktuell etwa 110.000 Menschen de-menzkrank; bis 2050 dürfte sich deren Zahl auf rund 260.000 mehr als verdoppeln“, sagte der Experte. In der Al-tersgruppe der 80-Jährigen ist von 18% Demenzkranken auszugehen. Das Problem sei, dass es noch keine ursächliche Therapie für Morbus Alzhei-mer gebe. „Alle neuen Ansätze, zum Beispiel monoklonale An-tikörper, haben gefloppt“, sagte der Geriater. Moderne Arzneien könnten das Fortschreiten von Alzheimer lediglich um ein Jahr verzögern.

antibiotika

EU-Restriktiven für TiermedizinSTRASSBURG. Weniger Anti-biotika für Schweine, Rinder und andere Nutztiere – darauf zielt eine neue Verordnung ab, die das Europaparlament nun in erster Lesung verabschiedet hat. Dank der Neuregelung soll der Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft strenger kontrolliert werden; dazu ist in allen 28 EU-Staaten eine Verschreibungspflicht für Tier-Antibiotika vorgesehen.

Der Handel mit Antibiotika im Internet soll ganz verbo-ten werden. Zudem sollen alle Abgaben dieser Medikamente an Landwirte und Tierzüchter systematisch erfasst werden. Der Vorlage zufolge soll der präventive Einsatz von An-tibiotika in der Tierhaltung grundsätzlich untersagt wer-den. Das EU-Parlament will durchsetzen, dass bestimmte Antibiotika, die bei Menschen als letztes Mittel eingesetzt werden, aus der Tiermedizin verschwinden.

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medianet.at52 Coverstory Freitag, 1. April 2016

Jahr für Jahr steigt die Zahl der Allergiker, und ebenso Jahr für Jahr nimmt die Summe zu, die das die Volkswirt-schaft kostet. Durch eine frühe Behandlung

könnte man Kosten sparen, weil unbehandelte Allergien nicht nur die Gesundheit des jeweiligen Men-schen betreffen, sondern auch Ein-fluss auf die Arbeitsleistung haben. „Man weiß zum Beispiel, dass in der Pollensaison bei pollenallergi-schen Schulkindern ein 40%iges Ri-siko besteht, um eine Note abzufal-len, wenn die Allergie unbehandelt bleibt. Auch bei Erwachsenen kön-nen die Symptome unbehandelter Allergien zu einem Leistungs abfall führen, Fehlzeiten erhöhen und mehr; und damit verursachen All-ergien einen volkswirtschaftlichen Schaden. Es ist deshalb volkswirt-schaftlich nicht hinnehmbar, dass zurzeit nur zehn Prozent der Aller-giker ausreichend behandelt wer-den“, argumentiert Torsten Zuber-bier, geschäftsführender Direktor der Klinik für Dermatologie, Vene-rologie und Allergologie der Chari-té-Universitätsmedizin Berlin.

Meist verharmlostIn der öffentlichen Wahrnehmung sei die Tatsache, dass unbehandel-te Allergien teuer werden können, noch nicht breit genug angekom-men. Allergien würden vielmehr „verniedlicht“, als „lästig, aber harmlos“ beurteilt, für die For-schung würde zu wenig Geld be-reitgestellt – und das, obwohl die Zahl der Allergiker weltweit steigt und sich der Schaden für die EU-Volkswirtschaft, unter anderem wegen der Behandlungskosten und Arbeitsausfälle, auf 100 Mrd. € im Jahr beläuft. Nicht eingerechnet

sind dabei Folgeerkrankungen wie Asthma.

Wie ganz Europa ist auch Ös-terreich vom Anstieg von Allergi-en betroffen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die an Allergien leiden,

verdoppelt: Insgesamt gibt es rund 1,6 Mio. Österreicherinnen und Ös-terreicher, deren Immunsystem auf bestimmte Stoffe überreagiert. Be-sonders bemerkenswert ist dabei, dass es unter höher qualifizierten Arbeitskräften häufiger zu Aller-gien kommt, als bei Menschen, die in Berufen arbeiten, für die keine besondere Qualifikation nötig ist. Außerdem wurde festgestellt, dass Frauen grundsätzlich öfter an All-ergien erkranken als Männer.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Zahl der Allergiker steigt; einen Erklärungsansatz bietet die Hygie-ne-Hypothese: Man geht davon aus, dass das Immunsystem unterfor-dert ist, weil viel weniger schwere Infektionskrankheiten im Umlauf sind. Dadurch wird die Körper-Ab-wehr zu einem Irrtum verleitet: Sie stuft eigentlich harmlose Stoffe als

gefährlich ein und beginnt gegen sie zu kämpfen, womit sie aber den Körper selbst angreift.

Klimawandel als ProblemAuch Umweltfaktoren werden für den Allergie-Anstieg verant-wortlich gemacht: Die Umweltver-schmutzung nimmt zu. Was diesen Ansatz untermauert: In Städten, in denen die Umweltbelastung höher ist, erkranken mehr Menschen an Allergien als auf dem Land. Ein dritter Faktor ist die Klimaerwär-mung, durch die sich der Pollen-flug verstärkt, weil Vegationspha-sen von allergenen Pflanzen länger dauern.

Der heurige Frühling unter-streicht die These: Durch die unbe-ständigen Temperaturen schwankt der Pollenflug, und manche Bäume stäuben früher als sonst. Der ver-gangene Winter war laut Zentral-anstalt für Meteorologie und Geo-dynamik der zweitwärmste seit 250 Jahren und damit dem Beginn der Messaufzeichnungen. Wegen dieses warmen Wetters begannen Erle und Hasel früher zu blühen, wurden durch Kälteeinbrüche aber wieder gebremst.

Nur kurz allergiefrei„Dazu verlängert die bisher noch unbeachtete Purpurerle die Pol-lensaison; sie blüht durch ihre si-birischen Gene bis zu zwei Monate vor ihren heimischen Verwandten und bereitet Allergikern daher bereits ab Mitte Dezember Prob-leme. Durch ihre Verwandtschaft mit Hasel und Birke können auch bei Menschen mit diesen Allergien schon dermaßen früh Beschwer-den auftreten. Dort wo die Purpu-rerle verbreitet ist, verkürzt sich die pollenfreie Zeit somit auf nur noch zwei Monate im Jahr“, erklärt

Folgekrankheiten Allergien werden noch recht selten diagnostiziert. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil etwa 40% der Allergiker un-behandelt nach einigen Jahren auch Asthma ent-wickeln können.

Allergietests Früherkennung kann spätere Folgeerkrankun-gen verhindern, sagen Experten.

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••• Von Katrin Waldner

Allergien belasten die volkswirtschaftSie sind die häufigste chronische Erkrankung und verursachen bei Nichtbehandlung enorme volkswirtschaftlichen Schäden: Allergien.

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medianet.at Freitag, 1. April 2016 Coverstory 53

Katharina Bastl vom Österreichi-schen Pollenwarndienst der Med-Uni Wien.

Wenn die Temperaturschwan-kungen stark bleiben, beginnt der Pollenflug sehr plötzlich, oder die Pollenmenge steigt während der Flugzeit immer wieder sprunghaft an. Der Beginn wird dadurch hin-ausgezögert, die Belastungen wer-den von Allergikern aber stärker erlebt als bei einem langsam an-steigenden Pollenflug.

Klimawandel als ProblemZu oft werden Allergien verharm-lost, zu oft nicht früh genug er-kannt. Nur zehn Prozent der Men-schen, die an Atemwegsallergien leiden, würden richtig therapiert, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Im-munologie.

„Acht bis neun Jahre dauert es im Schnitt, bis Allergiker zu einer fachärztlichen Diagnose und ad-äquaten Therapie kommen. Das ist definitiv zu lang“, betont Uwe E. Berger, Leiter des Österreichi-schen Pollenwarndiensts. Würden Beschwerden wie juckende Augen, eine rinnende oder verstopfte Nase und Niesattacken über eine Woche nicht abklingen und außerdem jährlich etwa zur gleichen Zeit auf-treten, sollte man sich testen las-sen.

Schwere FolgewirkungenEin weiteres Problem neben der oft lange ausbleibenden Diagnose ist, dass die Krankheit unterschätzt wird. Das kann böse enden, denn eine allergische Entzündung kann sich auf die Lunge ausweiten und außerdem neue Allergien entste-hen. So kann es nicht nur während des Pollenflugs, sondern das ganze Jahr über zu belastenden Situatio-

nen für Betroffene kommen, die Er-krankung kann fortschreiten oder sich verschlimmern.

40% entwickeln AsthmaMehr als 40% der Patienten, deren Heuschnupfen nicht behandelt wurde, erkrankten innerhalb von acht Jahren auch an Asthma. Ins-gesamt leiden bereits bis zu 40% der Allergiker auch an Asthma – in ganz Österreich sind etwa eine halbe Mio. Menschen von dieser Krankheit betroffen. Mindestens zehn Menschen sterben in Öster-reich pro Jahr an den Folgen ei-nes anaphylaktischen Schocks, Hunderte landen in der Notauf-nahme.

Früherkennung ist wichtig„Je früher eine Allergie erkannt wird, desto eher kann sie adäquat therapiert und eine Verschlech-terung der Beschwerden verhin-dert werden“, unterstreicht Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergiefor-schung an der MedUni Wien, wie wichtig Früherkennung ist. „Mo-derne Verfahren, die auf moleku-larer Ebene ansetzen, gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Dabei lässt sich ganz exakt her-ausfinden, welche Eiweißbestand-teile in einem Allergen für die All-ergie verantwortlich sind“, weiß die Expertin.

Will man eine Atemwegsaller-gie bekämpfen, setzt man an drei Punkten an: Allergie-Auslösern aus dem Weg gehen, Symptome mit anti allergischen Medikamenten lindern und die Krankheitsursache mit eignen Waffen schlagen – also bei einer Pollenallergie mit Pollen-allergenen. Je früher man mit einer Therapie beginnt, desto besser. Die Basis ist die Allergenvermeidung:

Je weniger man mit den auslösen-den Stoffen in Berührung kommt, desto besser für den Patienten. Für die Akutbehandlung setzt man auf Antihistaminika und Kortison, die dritte Behandlungssäule ist die spezifische Immuntherapie, bei das krankmachende Allergen den Patienten etwa drei Jahre lang mit

Spritzen, Tropfen oder Tabletten verabreicht wird. „Die Dosis wird langsam gesteigert, wodurch ein Gewöhnungseffekt entsteht. Das Immunsystem lernt, die Allergie-Auslöser wieder zu tolerieren“, erklärt Reinhart Jarisch, stellver-tretender Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums.

Zahl steigt In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Zahl der Menschen, die an All-ergien leiden, verdoppelt: Insgesamt gibt es rund 1,6 Mio. Österreicherin-nen und Österreicher, deren Immunsystem auf bestimmte Stoffe über-reagiert.

Klimawandel Der vergangene Winter war laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geody-namik der zweitwärmste seit 250 Jahren und damit dem Beginn der Mess-aufzeichnungen. Wegen dieses warmen Wetters begannen Erle und Hasel früher zu blühen. Andere Pflanzen blühen auch länger.

Diagnose Nur zehn Prozent der Menschen, die an Atem-wegsallergien leiden, würden richtig therapiert, schätzt die Deutsche Ge-sellschaft für Allergologie und klinische Immuno-logie.

Allergie nehmen deutlich zu

InFoDIenst

Pollenwarndienst stark gefragtWIEN. Der Österreichische Pollenwarndienst der Med-Uni Wien hat eine langjährige Erfolgsgeschichte. Rund zwei Mio. Menschen greifen inzwi-schen jährlich auf die kostenlo-sen Services auf www. pollen-warndienst.at zu, die Pollen-App begleitet mehr als 240.000 Allergiker durch die Pollensai-son, und die Facebook-Seite hat über 7.000 Fans. Auch für die in der Allergie so wichtige frühe Erkennung hat die in-ternational renommierte For-schungseinrichtung Angebote parat. Wenn die Beschwerden wie juckende Augen, eine rin-nende oder verstopfte Nase und Niesattacken nach einer Woche nicht abklingen und je-des Jahr etwa zur gleichen Zeit auftreten, sollten sie abgeklärt werden, raten die Experten.

PräventIon

Auch Optiker warnenWIEN. Lästige Pollen sorgen vor allem auch für tränende Augen. Man kann sich aller-dings mit ein paar einfachen Hausmitteln helfen, erklärt die Bundesinnung der Augen- und Kontaktlinsenoptiker. „Gerade die Bindehaut, welche die Au-gen umgibt, besitzt sehr viele Zellen der Immunabwehr und ist daher bei einer allergischen Reaktion besonders betroffen“, weiß Anton Koller, Bundesin-nungsmeister der Augenopti-ker/Optometristen. „Die Folge sind angeschwollene Augen mit starkem Jucken, Brennen und Lichtempfindlichkeit.“ Seine Tipps: „Regelmäßig die Hände waschen; nicht die Au-gen reiben; jeden Abend die Haare auswaschen.“

teChnIK

Luftreiniger als AlternativeWIEN. Neben der medizini-schen Betreuung brauchen Allergie-Betroffene auch Allergenkarenz. Philips Luft-reiniger befreien Innenräu-me von Pollen und schaffen damit effektiv Entlastung in den eigenen vier Wänden, teilt das Unternehmen mit. Um die Luft im Innenraum von Pollen zu befreien, hilft ein Luftreiniger mit spezieller Filtertechnologie. Philips setzt nach eigenen Angaben auf die „VitaShield“-Technologie, die durch hochwertige Filter effektiv Schadstoffe aus der Raumluft beseitigt. Der Kom-bifilter, dessen feine Struktur selbst ultrafeine Partikel bis 20 Nanometer entfernt, vereint einen HEPA-Filter (Mikrofaser) mit einer speziell verarbeiteten Aktivkohleschicht. Der Luftrei-niger filtert Staub, Pollen, Bak-terien und sogar Formaldehyd (Gas) zu über 99%.

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medianet.at54 pharma:report Freitag, 1. April 2016

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Das japanische Pharma­unternehmen Daiichi Sankyo for­ciert die Vermarktung des oralen Antikoagulans „Lixiana“ (Edoxa­ban) in Europa; der Konzern geht dazu mit MSD für die Länder Bul­garien, Kroatien, Tschechien, Dä­nemark, Finnland, Ungarn, Island, Norwegen, Polen, Rumänien, Slo­wakei, Slowenien und Schweden ei­ne Kooperation ein. Das japanische Unternehmen hat in diesen Staaten keine eigene Tochtergesellschaft und deshalb die Vermarktungs­rechte dort an MSD übertragen. In

Österreich laufen in naher Zukunft die Gespräche für eine Erstattung mit dem Hauptverband der Sozial­versicherungsträger an, sagt Daii­chi Sankyo­Austria­Geschäftsfüh­rer Manuel Reiberg. Edoxaban ist ein einmal täglich einzunehmen­der, direkter Faktor Xa­Hemmer. Der Faktor Xa ist ein wichtiger Faktor in der Gerinnungskaskade, das heißt das Blut wird durch die Hemmung verdünnt und weniger gerinnungsanfällig.

Reiberg will hier auch künftig mit den Krankenkassen in stärkere Interaktion treten, sagt er im Hin­blick auf die jüngsten Diskussionen

um den Rahmen­Pharmavertrag und Rabatte der Industrie für die Kassen. „Es ist noch zu wenig in den Köpfen unserer Industrie ange­kommen, dass eben unser größter Kunde die Zahler sind; wir müssen einfach künftig gemeinschaftliche Lösungen finden.“

Dialog mit den KassenDie Industrie habe einen hohen Standard bei Massentherapien geschaffen. Gerade bei Innovati­onen werde aber die Beurteilung immer schwieriger, sagt Reiberg. Das Ziel der Industrie sei ja nicht ausschließlich, Profite zu erwirt­

schaften, sondern eben einen Ge­sellschaftlichen Nutzen zu stiften. „Wir investieren viel in die Erfor­schung neuer Therapien und The­rapieoptionen.“ Die Bewertung des Nutzens werde für die Erstatter aber immer schwieriger. Gerade deshalb sei es aber wichtig, nicht nur auf Kosten zu schauen, son­dern medizinisch­therapeutische Notwendigkeiten ins Zentrum zu rücken und auch gemeinsam zu entwickeln, sagt der Pharmama­nager, dessen Unternehmen durch den neuen Rahmenvertrag heu­er zehnmal so viel an die Kassen zahlen muss, wie davor. Reiberg: „Wichtig ist, dass die Reserven im System verwendet werden, um Raum für neue Innovationen zu schaffen.“

Neues WachstumDaiichi Sankyo hält nicht nur sein Portfolio an bereits auf dem Markt befindlichen Pharmazeutika zur Behandlung von Hypertonie, Hy­perlipidämie und bakteriellen In­fektionen kontinuierlich aufrecht, sondern arbeitet zudem auch an Behandlungsoptionen für Patien­ten mit Gefäßerkrankungen und beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung neuer Krebs­, Herz­Kreislauf­ und Stoffwechselthera­pien; der neue Faktor Xa­Hemmer soll hier in jedem Fall das Wachs­tum beschleunigen, hofft Reiberg.

Der Pharmakonzern wurde 2005 durch die Fusion der japanischen Unternehmen Daiichi und Sankyo gegründet. Die vielversprechende Entwicklungspipeline ist das Er­gebnis einer Leidenschaft für Inno­vation. 16.000 Mitarbeiter in über 20 Ländern tragen dazu bei, dass Daiichi Sankyo Patienten wirksame Therapien anbieten kann. „Unser Geschäftsmodell ist auf die Be­dürfnisse unserer Interessensgrup­pen im Gesundheitsbereich abge­stimmt“, sagt der Country­Manager. In den kommenden Jahren erwartet er sich neue Produkte aus der On­kologie­Pipeline und zunehmendes Wachstum im Spitalsbereich; dazu werde auch die interne Organisati­on weiterentwickelt, sagt Reiberg im medianet­Interview.

„raum schaffen für Innovationen“Serie Österreichische pharmaunternehmen im portrait Teil 8 – Daiichi Sankyo bringt neues Produkt zur Blutgerinnung auf den Markt und erwartet Umdenken im System.

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WIEN. Das Pharmaunternehmen Baxalta hat bei der Europäischen Arzneimittel­Agentur einen Antrag zur Zulassung eines neuen Me­dikaments für Patienten mit Hä­mophilie (Handelsname Adynovi) eingereicht. Es handelt sich dabei um eine rekombinante Faktor­VIII­Behandlung mit verlängerter Halbwertszeit für pädiatrische, adoleszente und erwachsene Pati­enten mit Hämophilie A sowie zur Anwendung bei chirurgischen Ein­griffen. Eva Pasching von Baxalta Österreich: „Anstelle von drei Infu­sionen pro Woche sind damit nur mehr zwei notwendig, um die Pati­enten blutungsfrei zu halten.“

Zurzeit ist der Wirkstoff in den USA zugelassen sowie in Japan, Kanada und der Schweiz in der Zu­lassungsprüfung. Das neue Medi­

kament ist die einzige Behandlung für Hämophilie A, die auf der Basis der bewiesenen Wirksamkeit des rekombinanten Antihämophiliefak­tors entwickelt wurde.

Ständig neue Möglichkeiten„Wir engagieren uns dafür, Adyno­vi zu Hämophiliepatienten in aller Welt zu bringen“, sagt Hans­Peter Schwarz, Vorstandsmitglied bei Baxalta: „Während wir auf un­serem marktführenden Portfolio von direkten Faktorsubstitutions­behandlungen aufbauen, bringen wir Hämophiliepatienten ständig neue Möglichkeiten. Damit kön­nen sie ihre Hämophilie managen – zusammen mit ihren Betreuern und auf die Art, die für sie indi­viduell am besten funktioniert.“ Die EMA­Einreichung basiert auf

Daten aus drei erfolgreichen klini­schen Phase­3­Studien, die Baxalta im Dezember 2015 veröffentlicht hat. Hämophilie A ist eine chroni­sche Erkrankung; die Behandlung erfordert regelmäßige Infusionen, um das Risiko von Blutungen zu reduzieren. In enger Zusammenar­beit mit medizinischen Fachleuten suchen viele Patienten weiterhin nach Behandlungsmöglichkeiten, die besser auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden können und sowohl einen wirksa­men Schutz vor Blutungen als auch vereinfachte Dosierungsschemata bieten.

Heute betrifft Hämophilie mehr als 400.000 Menschen weltweit. Geschätzte 75% von ihnen werden unzureichend behandelt, so das Unternehmen. (red)

Forschung aus WienBaxalta sucht nach drei erfolgreichen Phase-3-Studien um die Zulassung für ein neues Medikament gegen Hämophilie A an.

Baxalta ist aus der ehemaligen Baxter BioScience hervorgegangen und forscht in Wien.

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Daiichi Sankyo Austria-Geschäftsführer Reiberg: „Geschäftsmodell ist auf Bedürfnisse unserer Interessensgruppen abgestimmt.“

FUSIoNeN

Stada will allein weiter wachsenBERLIN. Der deutsche Gene­rikahersteller Stada sieht sich mitten in der Fusionswelle in der Branche nicht als Übernah­mekandidat. „Wir gehen unse­ren Weg allein weiter“, sagte Stada­Chef Hartmut Retzlaff bei der Bilanzpressekonferenz. Stada sei dafür „gut genug auf­gestellt“. Stada will im laufen­den Jahr nach einem Rückgang des Betriebsgewinns (EBITDA) 2015 wieder wachsen. Umsatz und Betriebsgewinn sollten um drei Prozent zulegen. Einen starken Fokus will Retzlaff nun auf das Ästhetik­Geschäft legen, er plant in diesem Be­reich über Zukäufe zu wach­sen. Erst kürzlich sind die Hessen eine Kooperation mit Croma­Pharma aus Österreich eingegangen, das Hyaluronsäu­re­Produkte anbietet und das Botox­Mittel Botulinumtoxin A in der Pipeline hat.

ForSChUNG

Anerkennung für Wiener ExpertenWIEN. Jan­Michael Peters und Tim Clausen vom For­schungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) sowie Jürgen Knoblich vom Institut für Mo­lekulare Biotechnologie (IMBA) erhalten je einen Advanced Grant vom Europäischen For­schungsrat ERC. Damit waren die Anträge der beiden Wiener Institute zu 100% erfolgreich. An Forscher des Vienna Biocen­ter wurden bisher insgesamt 36 ERC­Grants vergeben.

Die Arbeiten der Forscher befassen sich mit Zellteilung, intrazellulären Störungen so­wie Gehirnentwicklung und neurologische Erkrankungen.

Mit dem „Advanced Inves­tigator Grant“ des ERC sollen die besten Wissenschaftler Europas gefördert werden. Die Fördersumme beträgt 2,5 bis 3 Mio. € pro Grant und wird über einen Zeitraum von fünf Jahren ausgezahlt.

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medianet.at Freitag, 1. April 2016 e:health 55

aber komplex: „Wir haben Warte-zeiten unterschiedlicher Länge in allen Bundesländern. Die Umfrage des VKI zeigt, dass es einige Ins-titute nicht notwendig haben, mit Privatzahlungen ihren Umsatz zu erhöhen, aber dass es sehr wohl bei einigen gängige Praxis ist“, sagt Wurzer. Die Situation stelle sich sehr komplex und von Einrichtung zu Einrichtung sehr unterschied-lich dar. Bei den Radiologen sieht man die Ursachen in einer jähr-lich „zahlenmäßig limitierten und zu wenig mit der medizinischen Entwicklung gehenden Anpassung der damit ermöglichten Häufigkeit von MRT-Untersuchungen durch

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Die Debatte um zu lange Wartezeiten auf Magnetresonanz-untersuchungen für Kassenpati-enten mit akut nicht bedrohlichen, aber chronischen und schmerzhaf-ten Beschwerden wird neu ange-facht: Das haben Testpersonen des Vereins für Konsumenteninforma-tion (VKI) mit 366 versuchten Ter-minvereinbarungen in 61 Radiolo-gieinstituten erhoben. Termine auf Privatkosten gibt es demnach zum Teil deutlich früher.

Private Zuzahlungen„Wir wollten wissen, wie lange Patienten in Österreich trotz vor-liegender ärztlicher Überweisung auf eine MRT-Untersuchung war-ten müssen“, heißt es in der VKI-Zeitschrift Konsument. Während in den vergangenen Monaten die Frage der Wartezeiten für Kassen-patienten auf MRT-Untersuchun-gen vor allem in Wien diskutiert worden ist, weist der Test nun auf ein gesamtösterreichisches Pro-blem hin. Brisant wurde der Test dadurch, dass die Testpersonen nach einem Privattermin fragten, wenn die Wartezeit mehr als 14 Tage betragen hätte. „28 Institute, also fast die Hälfte der kontaktier-ten, gingen darauf ein. Teilweise verkürzte sich die Wartezeit um mehrere Monate.“ Verlangt worden wären für eine Untersuchung zwi-schen 130 und 550 €.

„Wenn ein Institut aktiv eine Privatzahlung für eine MR-Unter-suchung propagiert, wäre das ein Unterlaufen des Kassenvertrags und nicht erlaubt“, sagt Bernhard Wurzer, stellvertretender General-direktor des Hauptverbands. Aber würde der Patient selbst nachfra-gen, ist es strittig, da die Konstruk-tionen der Institute sehr kreativ seien. Generell sei die Situation

die Krankenkassen“. Anders for-muliert: in einer Deckelung. Franz Frühwald, stellvertretender Bun-desfachgruppenobmann der Radio-logen: „Wir haben einen Zuwachs bei den Frequenzen bei der Mag-netresonanz von jährlich fünf bis sieben Prozent. Unsere Frequenz-Deckel erhöhen sich für die Jahre 2014 bis 2018 jeweils aber um rund zwei Prozent pro Jahr.“ In Öster-reich werden derzeit von den Kran-kenkassen rund 100 Mio. € im Jahr für solche Untersuchungen bezahlt. Alle Beteiligten betonen, dass man eine Besserung der Situation bei den MRT-Untersuchungen errei-chen will. Doch die Sachlage ist kompliziert. „Wir haben beide Phä-nomene: Wir haben Institute, die liegen unterhalb ihres Deckels bei den Honoraren und haben offenbar lange Wartezeiten. Und dann haben wir Institute, die haben das Budget schon ausgeschöpft und haben trotzdem relativ kurze Wartezei-ten“, sagt Wurzer.

Fortschritt erhöht FallzahlMan sei nun in Gesprächen, ob es Umschichtungsmöglichkeiten gibt. „Man könnte Geld von jenen Ins-tituten, die ihr Budget nicht aus-schöpfen, zu jenen verlagern, die mehr Frequenzen haben. Aber da werden eben einige Federn lassen müssen“, meint Wurzer. Auch die Erstellung einer Transparenzliste mit jeweils aktuellen Wartezeiten müsse man andenken. Eine deut-liche Erhöhung der Honorarsätze stehe aber nicht zur Diskussion.

Unbestritten ist der medizini-sche Fortschritt bei allen Schnitt-bilduntersuchungen. So lässt sich laut Frühwald etwa seit rund zwei Jahren per MRT der Prostata be-stimmen, ob eine Biopsie wegen Krebsverdachts notwendig ist. Die Einsatzgebiete würden sich stän-dig ausweiten.

Warten oder zahlen Eine neue Untersuchung entfacht wieder den Streit um Wartezeiten bei MRT-Untersuchungen. Die Krankenkassen orten große Unterschiede.

Unterschiede Hauptverbands-Vi-ze-Generaldirektor Bernhard Wurzer ortet Institute mit langen Wartezei-ten und anderen, die ihr Budget nicht ausschöp-fen. Er überlegt Umschichtungen.

Investment

Werbung für Start-up

INNSBRUCK. Das von Bianca Gfrei, Roland und Robert Fuschelberger im Februar 2014 gegründete Health-Tech-Start-up kiweno hat in der Puls 4 Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ neue Investo-ren gefunden: 7NXT und SevenVentures Austria, beides Beteiligungstöchter der ProSiebenSat.1 Gruppe, investieren gemeinsam ein Werbebudget in Höhe von rund sieben Mio. € in den Märkten Österreich und vor allem Deutschland. Dabei führt 7NXT, der digitale Company Builder für Pro-dukte rund um die Themen Fitness, Gesundheit und Ernährung, die Transaktion als Lead-Investor an und wird kiweno beim Start in Deutschland maßgeblich unterstützen. Zusammen halten die Unternehmen nun 26% an kiweno, ein auf Nah-rungsmittelunverträglichkeits-Tests spezialisier-tes Unternehmen.

Gfrei: „Die einfache und schnelle Durchführung unserer standardisierten Testverfahren über un-ser zertifiziertes Labor mit verständlichen Tester-gebnissen, Gesundheitsempfehlungen und Ernäh-rungstipps aus einer Hand haben den Nerv der Zeit getroffen.“ Für kiweno Business Angel Hans Hansmann war die Auswahl der neuen Investoren naheliegend: „kiweno und seine Produkte lassen sich ideal über TV vermarkten. SevenVentures Austria und 7NXT waren logische Partner, die das Potenzial von kiweno erkannt haben und unsere Wachstumsstrategie unterstützen können.“ (red)

COmPUteRnavIgatIOn

Neue OP-Technik

WIEN. Fortgeschrittene Kniearthrose zählt zu den quälendsten orthopädischen Leiden: Ist der Knor-pel im Kniegelenk einmal zur Gänze geschädigt, kann dieser seine Funktion als Stoßdämpfer und Gleitlager nicht mehr erfüllen. In diesem Fall ist die sogenannte Total-Endoprothese für viele die einzige Möglichkeit, Schmerzfreiheit und Mobili-tät wiederzuerlangen.

Bei manchen Patienten sind die Knorpelschäden aber nur isoliert im äußeren oder inneren Kniege-lenksbereich vorhanden. „Für diese Patienten ist eine Teilprothese, der sogenannte Halbschlitten, eine Alternative. Im Vergleich zum vollständigen Kunstgelenk ist dieser Eingriff wesentlich scho-nender“, erläutert die orthopädische Chirurgin Sabine-Junk-Jantsch vom Evangelischen Kran-kenhaus-Wien. Allerdings bedarf der Halbschlit-ten einer präzisen Implantation, die bisher auch für geübte orthopädische Chirurgen eine Heraus-forderung darstellte. Als eines der ersten Zentren steht nun im Evangelischen Krankenhaus eine neue Technologie zur Verfügung, die es ermöglicht, auch Teilprothesen mittels Computernavigation anatomisch exakt zu implantieren. Denn je genau-er das künstliche Teilgelenk sitzt, desto geringer ist das Risiko, dass sich die gesunden Knorpelteile ungleichmäßig abreiben. (red)

Eine deutliche Erhöhung der Honorarsätze steht nicht zur Diskussion.

Laut VKI können Patienten bei vielen Radiologieeinrichtungen ihre Wartezeit durch Zahlung von Privathonoraren deutlich verkürzen.

Bernhard Wurzer Hauptverband der Sozialversicherungen

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